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07.05.2012 1 Familienorientierte Frühförderung hörgeschädigter Kinder Theoretische Überlegungen Ergebnisse eine Studie und Family Centered Early Intervention 1. Internationaler Kongress für familienzentrierte Frühintervention Theoretische Überlegungen, Ergebnisse eine Studie und Implikationen für die Praxis 1. Internationaler Kongress für familienzentrierte Frühintervention für Kinder mit Gehörlosigkeit und Schwerhörigkeit Bad Ischl, Austria – 31. Mai 2012 Manfred Hintermair www.ph-heidelberg.de/wp/hinterma WHO Ottawa Charta 1986 dialogorientiert lebensweltorientiert Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt wird, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstän- Kontrolle über die eigenen Lebensumstän- de auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die allen Bürgern Gesundheit ermöglichen (S. 3). kontextorientiert stärkenorientiert

Familienorientierte Frühförderung hörgeschädigter Kinder · Interessen /Potentiale des Kindes Alltagsaktivitäten Partizipation und Kompetenz ... Impulsivität, Ausdauer) - kindliche

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07.05.2012

1

Familienorientierte Frühförderung hörgeschädigter Kinder

Theoretische Überlegungen Ergebnisse eine Studie und

Family Centered Early Intervention1. Internationaler Kongress für familienzentrierte Frühintervention

Theoretische Überlegungen, Ergebnisse eine Studie und Implikationen für die Praxis

1. Internationaler Kongress für familienzentrierte Frühintervention für Kinder mit Gehörlosigkeit und Schwerhörigkeit

Bad Ischl, Austria – 31. Mai 2012

Manfred Hintermair

www.ph-heidelberg.de/wp/hinterma

WHO Ottawa Charta 1986

dialogorientiert lebensweltorientiert

Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt wird, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstän-Kontrolle über die eigenen Lebensumstän-de auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die allen Bürgern Gesundheit ermöglichen (S. 3).

kontextorientiert stärkenorientiert

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Ein Blick in die UN-Behindertenkonvention:

Artikel 24 Bildung

(1)Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne Diskriminie-rung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu verwirkli-chen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein integratives (inclusive) Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen mit dem Ziel, …..

… mit dem Ziel,

a) die menschlichen Möglichkeiten sowie das Bewusstsein der ) gWürde und das Selbstwertgefühl des Menschen voll zur Entfaltung zu bringen und die Achtung vor den Menschen-rechten, den Grundfreiheiten und der menschlichen Vielfalt zu stärken;

b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen und ihre Kreativität sowie ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten voll zur Entfaltung bringen zu lassen;körperlichen Fähigkeiten voll zur Entfaltung bringen zu lassen;

c) Menschen mit Behinderungen zur wirklichen Teilhabe an einer freien Gesellschaft zu befähigen.

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3

(Inklusive)

Ermöglichung von:

Wü d S lb t t(Inklusive) Bildung

Würde, Selbstwert, Entfaltung der

Persönlichkeit, von Begabungen,

Kreativität, Teilhabe

http://old.wissensschule.de/images/wettbewerb_bigchallenge.jpg

Was ist der Beitrag einer familienorientierten Frühförderung, damit Würde, Selbstwert,

Begabungen, Kreativität, Teilhabe für die beteiligtenBegabungen, Kreativität, Teilhabe für die beteiligten Menschen (Eltern, Kinder) zur Entfaltung kommen

können?

http://www.kit.edu/img/Bild_Vision.jpg

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1. Warum „Familie“ wichtig ist!

2. Was Familienorientierung ausmacht!

3. Was wir an Erkenntnissen haben und was noch zu tun ist!

1 War m Familie“ ichtig ist!1. Warum „Familie“ wichtig ist!

2. Was Familienorientierung ausmacht!

3. Was wir an Erkenntnissen haben und was noch zu tun ist!

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Michael J. GuralnickUniversity of Washington, Seattle

http://depts.washington.edu/chdd/images_center/Mike_Guralnick.jpg

Why Early Intervention WorksA Systems Perspective

Infants & Young Children, 24, 6-28

Soziale und kognitive Kompetenz des Kindes

________________________________________________

Organisationsprozesse

- Exekutive Funktionen- Metakognitive Fähigkeiten- Soziale Kognition- Motivationale Fähigkeiten

-Kognition-Sprache-Motorik-Sozial-emotional ________________________

Entwicklungsbereiche

Familiäre Interaktionsmuster

Stressoren Stressoren

- EmotionsregulierungSozial emotional

-Wahrnehmung

-Eltern-Kind-

Familiäre Ressourcennach Guralnick., 2011, S. 8

Eltern KindBeziehung-durch die Familie ermöglichte Erfahrungen-Gewähr für Gesundheit und Sicherheit durch die Familie

-personale Merkmale der Eltern-Materielle Ressourcen

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Soziale und kognitive Kompetenz des Kindes

________________________________________________

Organisationsprozesse________________________

Entwicklungsbereiche

Familiäre Interaktionsmuster

Stressoren Stressoren

Handlungsfeld der Frühförderung

Familiäre Ressourcennach Guralnick., 2011, S. 8

1. Warum „Familie“ wichtig ist!

2. Was Familienorientierung ausmacht!

3 Was wir an Erkenntnissen haben und was noch zu tun ist!3. Was wir an Erkenntnissen haben und was noch zu tun ist!

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Was macht familienorientierte Frühförderung aus?

Haltungsmodell Handungsmodellund

http://www.cayugamed.org/wsimages/family.jpg

Haltung einer familienorientierten Frühförderung (Empowerment)

Abkehr vom traditionellen Hilfe- und Helferverständnis

Ich weiß, wo`s lang geht!

http://www.orgenda.de/abo/archiv/GEL/2000/10/05b.gifhttp://www.orgenda.de/abo/archiv/GEL/2000/10/05b.gif

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Haltung einer familienorientierten Frühförderung (Empowerment)

Familienorientierte Frühförderung …

… verzichtet auf professio-pnelle Fertigprodukte und auf vorschnelles Handeln.

http://www.probierpioniere.de/pp/roller-ui/Produkte/resource/birkel.jpg

Haltung einer familienorientierten Frühförderung (Empowerment)

Familienorientierte Frühförderung …

… rechnet mit der Kompetenz der Eltern und Kinder.

http://www.powerforpeace.de/images/kompetenz_19.jpg

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Haltung einer familienorientierten Frühförderung (Empowerment)

Familienorientierte Frühförderung …

… gewinnt ihre Qualität, indem sie sich den Lebensverhält-nissen der Familien aussetzt und beobachtet, wie die Eltern und Kinder agieren, wie sie nach Lösungen suchen und welche Lösungen sie bereits praktizieren, um sie möglichst darin zu unterstützen, anstatt ihnen fremde Lösungsmodelle überzustülpen.

http://www.lsg.bayern.de/imperia/md/content/baylsg/knotenmediation.jpg

Haltung einer familienorientierten Frühförderung (Empowerment)

Familienorientierte Frühförderung…

… gestaltet Beziehungen vertragsförmig so dassvertragsförmig, so dass offengelegt wird, wer was von wem zu erwarten hat.

http://www.franz-wach-muenchen.de/images/vertrag.jpg

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Haltung einer familienorientierten Frühförderung (Empowerment)

Familienorientierte Frühförderung …

… geht davon aus, dass ein Problem auf verschiedene Weise gelöst werden kann und versteht Lösungen nicht

l d ülti V ä dals endgültig, um Verände-rungsmöglichkeiten offenzu-halten.

(in Anlehnung an Christina Schachtner, 2000, S. 45).

http://www.teachsam.de/images/idee_1.gif

Familienorientierte Frühförderung will die Autonomie der Familien stärken

„Anerkennung ist die entscheidende Begleitmusik bei der Entwicklung von Autonomie“ (Schachtner, 2000, S. 45)

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Entwicklung und Lernen im Verständnis einer familienorientierten Frühförderung

1. „Early intervention is not just family-centered, when it takes place in the family!“

http://www.allhoff.com/uploads/pics/frau-kind.jpghttp://static.urbia.de/user/cms/media/23423--kind-therapie--7d30629aaf.jpg

Frühförderung in der Institution

Frühförderung in der Familie

nach McWilliam, 2010, S. 207ff.

Entwicklung und Lernen im Verständnis einer familienorientierten Frühförderung

2. „It‘s the family that influences the child, and we can influence the family!“

Elterliche Kompetenz und elterliches Vertrauen

Fachliche Unterstützung Kindliche Entwicklung

nach McWilliam, 2010, S. 207ff.

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Entwicklung und Lernen im Verständnis einer familienorientierten Frühförderung

3. „Children learn throughout the day!“

4. „Early intervention is not about providing weekly lessons!“

5. „All the intervention for the child occurs between visits!“

http://golfdashblog.com/wp-content/uploads/2010/03/golf_lesson.jpg nach McWilliam, 2010, S. 207ff.

Handlungsoptionen einer familienorientierten Frühförderung

… und Frühförderer

http://www.fabi-wolfsburg.de/tl_files/bilder/projekte/Handwerkszeug%20fuer%20Eltern.JPG

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Parent-MediatedChild Learning

Lebensraum der Familie

Interessen /Potentiale des Kindes Alltagsaktivitäten

Partizipation und

Kompetenz

Erweiterung der Entwicklungsmöglichkeiten

nach Dunst et al., 2010, S. 64

Planung

Interessen

Implementierung

Zunehmende

Evaluation

Kindkom-petenz und Vertrauen

nach Dunst et al., 2010, S. 72

Interessen des Kindes

Alltags-

Entwicklungs-möglichkeiten

Elterliche Responsivität

Partizipation im Alltag

Elt li hg

aktivitätenp

/Stützkom-petenz

Elterliche Kompetenz

und Vertrauen

Feedback

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FrühV (Verordnung zur Früherkennung und Frühförderung behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder)

§ 5 Leistungen zur medizinischen Rehabilitation

(2) Die Leistungen nach Absatz 1 umfassen auch die Beratung der Erziehungsberechtigten, insbesondereErziehungsberechtigten, insbesondere 1.das Erstgespräch,2.anamnestische Gespräche mit Eltern und anderen Bezugspersonen,3.die Vermittlung der Diagnose,4.Erörterung und Beratung des Förder- und Behandlungsplans,5.Austausch über den Entwicklungs- und Förderprozess des Kindes einschließlich Verhaltens- und Beziehungsfragen,6.Anleitung und Hilfe bei der Gestaltung des Alltags,7 A l it Ei b i h i Fö d d B h dl7.Anleitung zur Einbeziehung in Förderung und Behandlung,8.Hilfen zur Unterstützung der Bezugspersonen bei der Krankheits- und Behinderungsverarbeitung,9.Vermittlung von weiteren Hilfs- und Beratungsangeboten. http://www.gesetze-im-internet.de/fr_hv/__5.html

Der Raum für familienorientiertes Arbeiten ist hierin enthalten!

1. Warum „Familie“ wichtig ist!

2. Was Familienorientierung ausmacht!

3. Was wir an Erkenntnissen haben und was noch zu tun ist!was noch zu tun ist!

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Studie:

Familienbedürfnisse und familienorientierte Beratung in der Frühförderung behinderter Kleinkinder – eine

vergleichende Studie von kognitiv behinderten, blinden/sehbehinderten und hörbehinderten

Kleinkindern (FamFrüh)

Sarimski, Hintermair & Lang (2009-2011)

Elternbefragung zu zwei Zeitpunkten (N = 125 / N = 87)

Behinderungsformen:gGeistige Behinderung: N 1 = 66 / N 2 = 42

Blindheit/Sehbehinderung: N 1 = 22 / N 2 = 13

Gehörlosigkeit/Schwerhörigkeit: N 1 = 37 / N 2 = 32

Mittleres Alter der Kinder:

Gesamtstichprobe: 2.5 Jahre / 3.4 Jahre

gh/sh Kinder: 2.6 Jahre / 3.7 Jahre

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Untersuchungsbereiche:- Belastungserleben (El-Ki-Interaktion / familiäre Belastung)

- kindliche Verhaltensprobleme (soziale Reaktionsbereitschaft, Impulsivität, Ausdauer)

- kindliche Kompetenzen (allgemeine / sprachliche)

- soziale Unterstützung (emotional / praktisch)

- allgemeine Selbstwirksamkeit

- Zutrauen in die eigene Bewältigungskompetenz

- Zufriedenheit der Eltern mit der Frühförderung

- Erlebte Qualität der Frühförderung

Einige Ergebnisse der Gesamtstichprobe (N = 125) zum

Befragungszeitpunkt 1

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N = 125

Sarimski, Hintermair & Lang, 2012 (in Druck)

N = 125

Sarimski, Hintermair & Lang, 2012 (in Druck)

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N = 125

Sarimski, Hintermair & Lang, 2012 (in Druck)

N = 125

Sarimski, Hintermair & Lang, 2012 (in Druck)

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Einige Ergebnisse der Stichprobe von Eltern mit gehörlosen und

schwerhörigen Kindern (N = 32)

Daten zur Stichprobe (N = 32)Eltern:Hohe Bildungsabschlüsse (56.3 % Hochschulreife)

Hoher sozioökonomischer Status (50% > 3000 € Einkommen)

Migrationshintergrund: 15.6%

Gehörlose Eltern: 6.3%

Kinder:Diagnosestellung 10 Mon. (SD = 10); Hörgeräteversorgung 12.6 Mon. (SD = 11 1) Frühförderbeginn 14 4 (SD = 11 5)11.1), Frühförderbeginn 14.4 (SD = 11.5)

Hörstatus: 43.7 % < 70 dB, 21.9% 71-90 dB, 34.4% > 90 dB

Cochlear Implant: 13 (37.5%) zum Zeitpunkt 1, 14 (40.6%) zum Zeitpunkt 2

Zusatzbehinderung: 34.4%

Sprachmodalität: 60% rein lautsprachlich, 40% laut- und gebärdensprachlich

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Daten zur Stichprobe (N = 32)Förderung:

• Förderort: 81.6 % zu Hause bzw. im Wechsel: ca. 19 % nur an der FF-Stelle (bei Zweitbefragung geringfügiger Rückgang auf 75%)

• Häufigkeit der Frühförderung: Zeitpunkt 1: 56.3% Besuch einmal die Woche; zum Zeitpunkt 2 signifikante Zunahme der zweiwöchigen Förderung bei gleichzeitiger Zunahme der Betreuung in anderen Settings (Kindergarten)

• Zusätzliche Förderung: ca. 50% (Krankengymnastik, Ergotherapie, Logopädie)

Vorhersage von elterlicher Belastung zum Zeitpunkt t 1 und zum Zeitpunkt 2 (N = 32)

Elt Ki d B l t (PSI) t1 / t2M k l Elt /Ki d t1 / t2 Eltern-Kind-Belastung (PSI) – t1 / t2Merkmale Eltern/Kind – t1 / t2

Selbstwirksamkeit

Zutrauen in die eigene Kompetenz

Soziale Unterstützung

Verhaltensprobleme des Kindes

Kompetenzen des Kindes

Qualität der Frühförderung

http://photos.demandstudios.com/getty/article/142/23/78453844_XS.jpg

Qualität der Frühförderung

Hintermair, Sarimski & Lang (in Druck)

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Elt Ki d B l t (PSI) t1 / t2M k l Elt /Ki d t1 / t2

Vorhersage von elterlicher Belastung zum Zeitpunkt t 1 und zum Zeitpunkt 2 (N = 32)

Eltern-Kind-Belastung (PSI) – t1 / t2Merkmale Eltern/Kind – t1 / t2

Selbstwirksamkeit

Zutrauen in die eigene Kompetenz

Soziale Unterstützung

Verhaltensprobleme des Kindes

Kompetenzen des Kindes

Qualität der Frühförderung

http://photos.demandstudios.com/getty/article/142/23/78453844_XS.jpg

Hintermair, Sarimski & Lang (in Druck)

Qualität der Frühförderung

Geringere Verhaltensprobleme und höhere Kompetenzen des Kindes zum Zeitpunkt 1 wie zum Zeitpunkt 2 tragen zur Reduzierung der

Eltern-Kind-Belastung zu beiden Zeitpunkten bei!

Vorhersage von elterlicher Belastung zum Zeitpunkt t 1 und zum Zeitpunkt 2 (N = 32)

F iliä B l t (F B l) t1 / t2M k l Elt /Ki d t1 / t2 Familiäre Belastung (FaBel) – t1 / t2Merkmale Eltern/Kind – t1 / t2

Selbstwirksamkeit

Zutrauen in die eigene Kompetenz

Soziale Unterstützung

Verhaltensprobleme des Kindes

Kompetenzen des Kindes

Qualität der Frühförderung

http://photos.demandstudios.com/getty/article/142/23/78453844_XS.jpg

Qualität der Frühförderung

Hintermair, Sarimski & Lang (in Druck)

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F iliä B l t (F B l) t1 / t2M k l Elt /Ki d t1 / t2

Vorhersage von elterlicher Belastung zum Zeitpunkt t 1 und zum Zeitpunkt 2 (N = 32)

Familiäre Belastung (FaBel) – t1 / t2Merkmale Eltern/Kind – t1 / t2

Selbstwirksamkeit

Zutrauen in die eigene Kompetenz

Soziale Unterstützung

Verhaltensprobleme des Kindes

Kompetenzen des Kindes

Qualität der Frühförderung

http://photos.demandstudios.com/getty/article/142/23/78453844_XS.jpg

Hintermair, Sarimski & Lang (in Druck)

Qualität der Frühförderung

Gute soziale Unterstützung und eine gute Kompetenzentwicklung des Kindes zum Zeitpunkt 1 wie zum Zeitpunkt 2 tragen zur

Reduzierung der familiären Belastung zu beiden Zeitpunkten bei!

Veränderungen von Zeitpunkt t 1 zu Zeitpunkt t 2 (N = 32)

Einzig relevantes Merkmal:

Die Belastung in der Eltern-Kind-Interaktion nimmt zu!

http://photos.demandstudios.com/getty/article/142/23/78453844_XS.jpg

Hintermair, Sarimski & Lang (in Druck)

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Vorhersage von elterlicher Belastung zum Zeitpunkt t 2 durch Merkmale der Kinder/Eltern zum Zeitpunkt t 1 (N = 32)

M k l Elt /Ki d t1 / t2 Elt Ki d B l t (PSI) t2Merkmale Eltern/Kind – t1 / t2 Eltern-Kind-Belastung (PSI) – t2

Selbstwirksamkeit

Zutrauen in die eigene Kompetenz

Soziale Unterstützung

Verhaltensprobleme des Kindes

Kompetenzen des Kindes

Eltern-Kind-Belastung (PSI) – t1

http://photos.demandstudios.com/getty/article/142/23/78453844_XS.jpg

Hintermair, Sarimksi & Lang (in Druck)

Kompetenzen des Kindes

Qualität der Frühförderung

Vorhersage von elterlicher Belastung zum Zeitpunkt t 2 durch Merkmale der Kinder/Eltern zum Zeitpunkt t 1 (N = 32)

Elt Ki d B l t (PSI) t 2M k l Elt /Ki d t 1 Eltern-Kind-Belastung (PSI) – t 2Merkmale Eltern/Kind – t 1

Eltern-Kind-Belastung (PSI) – t1

Selbstwirksamkeit

Zutrauen in die eigene Kompetenz

Soziale Unterstützung

Verhaltensprobleme des Kindes

Kompetenzen des Kindes

http://photos.demandstudios.com/getty/article/142/23/78453844_XS.jpg

Hintermair, Sarimksi & Lang, (in Druck)

Kompetenzen des Kindes

Qualität der Frühförderung

Positiv erlebte Qualität der Frühförderung und gute Kompetenzentwicklung zum Zeitpunkt 1 tragen zur

Reduzierung der Eltern-Kind-Belastung zum Zeitpunkt 2 bei!

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Zufriedenheit mit den erhaltenen Hilfen und der Kooperation mit den Fachleuten (N = 32)

Zufrieden mit den Hilfen/der

Kooperation

Unzufrieden mit den Hilfen/der

Kooperation

Hilfen waren nicht notwendig

Zeitpunkt 1 38 5% 26 2% 35 3%

Hintermair, Sarimski & Lang, (in Druck)

Zeitpunkt 1 38.5% 26.2% 35.3%Zeitpunkt 2 32.9% 25.2% 41.9%

Wünsche der Eltern an erhaltene Hilfen, die nicht ausreichend erfüllt wurden (N = 32)

Unzufriedenheit ≥ 25 % zu beiden Zeitpunkten Zeitpunkt 1 Zeitpunkt 2

Hilfe, wie ich mit schwierigen Verhaltensweisen im Alltag umgehen kann. 34.4 37.5

Hilfe, wie ich Probleme beim Essen lösen kann. 25.0 25.0

Hilfe, wie ich Probleme beim Ein- oder Durchschlafen lösen kann 25.0 31.2

Hilfe, um mit der Diagnose fertig zu werden 34.4 28.1

Hinweise auf Bücher oder Broschüren, wie andere Familien mit einem Kind ähnlicher Behinderung ihr Leben gestalten

31.2 25.0

Hilfe bei unmittelbaren Kontakten zu anderen Eltern, deren Kind eine vergleichbare Behinderung hat

28.1 28.1

Hilfe, um Erwachsene mit einer vergleichbaren Behinderung kennen zu 25.0 31.2

Hintermair, Sarimski & Lang, (in Druck)

lernen

Hilfe beim Umgang mit Behörden und/oder Krankenkassen 28.1 31.2

Unzufriedenheit ≥ 25% zum Zeitpunkt 2 (negative Veränderung) Zeitpunkt 1 Zeitpunkt 2

Hilfe, wie ich die Sprache meines Kindes fördern kann 15.6 25.0

Hilfe, die passenden Einrichtungen zur Unterstützung meines Kindes in der Region zu finden.

21.9 28.1

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Wünsche der Eltern an die Kooperation mit den Fachleuten, die nicht ausreichend erfüllt wurden (N = 32)

Unzufriedenheit ≥ 25 % zu beiden Zeitpunkten Zeitpunkt 1 Zeitpunkt 2p p p

Die Fachleute gaben mir emotionale Unterstützung bei der Bewältigung der besonderen Situation

37.5 25.0

Die Fachleute klärten mich über die Ursache der Behinderung auf 25.0 40.6

Die Fachleute klärten mich über die zukünftigen Entwicklungsaussichten meines Kindes auf

40.6 46.9

Die Fachleute trugen dazu bei, dass ich mich der Situation mehr und mehr gewachsen fühlte

37.5 31.2

Die Fachleute fragten nach den Bedürfnissen unserer Familie als Ganzes 46.9 34.4

Hintermair, Sarimski & Lang, (in Druck)

Ich fühlte mich durch die Fachleute gut verstanden 34.4 31.2

Ich erhielt Hilfe bei der Klärung der Ursache der Behinderung meines Kindes 48.9 37.5

Unzufriedenheit ≥ 25% zum Zeitpunkt 2 (negative Veränderung) Zeitpunkt 1 Zeitpunkt 2

Die Fachleute legten Wert darauf, den Alltag mit unserem Kind kennen zu lernen

18.7 25.0

Fazit

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Gelingende Kommunikation ist das Entscheidende:

„We are proposing that it is specifically the difficulty

with communication, rather than the social relationship between hearing mothers

and their deaf toddlers, that disrupts development”

http://www.gewalt-frei.de/mutter_kind.jpg(Lederberg & Prezbindowski, 2000, S. 89).

http://www.bewegung-in-sachsen.de/img/kinder.png

Verhaltensstabilisierung

und

Kompetenzentwicklung

sind angesagt! http://www.bewegung in sachsen.de/img/kinder.pngg g

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Qualität von Frühförderung

=

Lebensqualität für das Kind

+

Lebensqualität für die Familie

http://www.ssnc.org/wp-content/uploads//2011/05/Picture1-500x375.jpg

Familie

Breite soziale Unterstützung in einem

breitgefächtertendifferenzierten sozialen Netzwerk hilft, familiäre

Belastungen zu reduzieren!

http://positivepsychologynews.com/ppnd_wp/wp-content/uploads/2009/05/shaking-hands.jpg

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• Intensivierte Unter-stützung bei Verhal-tensproblemen des Kindes

http://3.bp.blogspot.com/-0yM9Lq5DJc8/TwYAEhXFavI/AAAAAAAAAQI/rwEzcnsEkFk/s1600/Nachholbedarf2.jpg

• Zukunftsperspektiveneröffnen

• Kontakte mit anderen Eltern und erwach-senen gehörlosen/ schwerhörigen Men-gschen

• Intensivere Berück-sichtigung des fami-liären Alltags

Zusammenfassung – Prinzipien familienorientierter Frühförderung:

1. Familien sollen in die Lage versetzt werden, ihre Situation selbstständig erfolgreich zu lösen.

2. Die Beziehung zwischen Fachkräften und Familien ist geprägt von Vertrauen, Respekt und Offenheit.

3. Die Eltern sind aktive Partner bei allen Entscheidungsprozessen.

4. Der Arbeitsprozess der Frühförderung konzentriert sich auf Bedürfnisse, Ziele, Sorgen der Familie, ihre Stärken und die Hilfen, die sie für sich brauchen.

Sarimksi, Hintermair & Lang, in Vorbereitung

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Zusammenfassung – Prinzipien familienorientierter Frühförderung:

5. Frühförderung (als Komplexleistung) versucht, die notwendigen Ressourcen zu organisieren, die den familiären Bedürfnissen an besten gerecht werden.

6. Die Unterstützung durch die Frühförderung muss flexibel und individuell auf die (sich verändernden)Bedürfnisse der Familien abgestimmt seinabgestimmt sein.

7. Die Frühförderung beachtet die kulturellen Hintergründe und Einstellungen der Familien bei ihren Interventionen.

Sarimksi, Hintermair & Lang, in Vorbereitung

Here you are, the professional, eagerly awaitingyour new dancepartner. …

Entering into our partnership with you demandsthat we let go of our dreams and begin to build new

ones (Fialka, 2001, zit. nach McWilliam, 2010, p. 128)

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Familien beim Bauen bzw. Gestalten neuer Träume zu begleiten und zu unterstützen … eine lohnenswerte Aufgabe einer

familienorientierten Frühförderung!

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Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!