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AusgAbe Nr. 3 schweriN · 2. MAi 2013 DAs uNAbhäNgige MAgAziN zuM 23. FilMkuNstFest MeckleNburg-VorpoMMerN www.FilMAb.jMMV.De Nach der haft droht wieder das leben iNterViews · kritikeN · progrAMMtipps Scheiße, endlich frei This is England british hardcore der skinhead-klassiker über jugend, gewalt und zugehörigkeit Submarine herzschmerz, viel Fantasie und gute Musik mit zwei verrückten teenagern

filmab! 2013 - Ausgabe #3

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Das unabhängige Magazin zum 23. filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin. Herausgegeben vom Jugendmedienverband MV.

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Page 1: filmab! 2013 - Ausgabe #3

1AusgAbe Nr3 schweriN middot 2 MAi 2013

DAs uNAbhaumlNgige MAgAziN zuM 23 FilMkuNstFest MeckleNburg-VorpoMMerN

wwwFilMAbjMMVDe

Nach der haft droht wieder das leben

iNterViews middot kritikeN middot progrAMMtipps

Scheiszligeendlich frei

This is Englandbritish hardcore ndash der skinhead-klassikeruumlber jugend gewalt und zugehoumlrigkeit

Submarineherzschmerz viel Fantasie und gute Musikmit zwei verruumlckten teenagern

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wwwDRUCKEREI-CONELLdeGeschaumlfts -u Privatdrucksachen sowie Werbeartikel

19057 Schwerin - Lankow bull Bremsweg 18Telefon 0385 - 59 81 70 bull Fax 0385 - 55 74 396

Impressum + INhalte

herausgeberJugendmedienverband Mecklenburg-Vorpommern eVBudapester Straszlige 7 bull 18057 Rostock

chefredaktionTino Houmlfert (ViSdP)

redaktionHelene Timm bull Jette Kleindienst Kevin Sell bull Marie-Luise Kutzer Sebastian Gutnik bull Wiebke MaeszligSophie Wenkel bull Ali

organisation und technikErik Jalowy

layoutDaniel Focke

kontaktPfaffenstraszlige 4 bull 19055 Schwerinfilmabjmmvdewwwfilmabjmmvde0176 - 649 094 54

DruckereiDruckerei ConellBremsweg 18 bull 19057 Schwerin

Auflage500 Exemplare

gefoumlrdert vonFriedrich-Ebert-Stiftung MV Presse-Club MV

besonderen Dank anMecklenburg-Vorpommern Film eV Jugendgaumlsteetage Schwerin Thomas Weiszlig bull Helenes Trabbi

titelfoto Johannes Praus fuumlr NACH WRIEZEN

iMpressuM

iNhAlte

4 Die Buumlhne war ganz schoumln voll koNzert Mit Der rANDgruppeNcoMbo

5 Schlechtes Wetter im Osten hoMMAge raquo Der tANgospieler laquo

6 Denken ist langweilig wenn keiner zuschaut kurzFilM raquo Achill laquo

7 Wollt ihrs houmlren spielFilM raquo DrAusseN ist soMMer laquo

8 Hier gibt es Nette Boumlse und ganz Boumlse DokuMeNtArFilM raquo huDekAMp laquo

9 Weil dit dementsprechend is so DokuMeNtArFilM raquo NAch wriezeN laquo

10 Vom Auszligenseiter zum Skinhead laumlNDerreihe grossbritANNieN raquo this is eNglAND laquo

11 Weirdly cool boy meets weirdly cool girl laumlNDerreihe grossbritANNieN raquo subMAriNe laquo

12 Setzen anschnallen Klappe halten kurzFilM raquo Der pAssAgier laquo

13 Funny Fiction Pulpy Games spielFilM raquo DeAD laquo

14 Effekthascherei mit sanftem Meeresrauschen geDreht iN MV raquo Du hAst es VersprocheN laquo

15 Spirale der Gewalt hAlbstArk raquo FestuNg laquo

16 Programmvorschau

M e h r I M w w w

fIlMabjMMvde

3edItorIal WIllkommen

ie Tage verlaufen hier irgendwie immer aumlhnlich Morgens kriechen die Menschen verschlafen aus ihren Betten treffen sich

bei mir in ihrem Redaktionsraum um zu entschei-den welche Filme sie schauen wollen um spaumlter daruumlber zu schreiben Dann gibtrsquos Fruumlhstuumlck und die Arbeit beginnt Zwischendurch gehen einige spazieren mittags kommt die Zeitungen und die Menschen verteilen sie wieder in der Stadt Es herrscht hier ein Kommen und Gehen wie im Bie-nenstock Und meine Menschen sind tatsaumlchlich ziemlich fleiszligig ndash wie die BienenNeben 16 gefuumlllten Seiten haben sie heute auch ein Poster und ein Musikvideo gebastelt Bei so viel kreativer Schaffenskraft erlaubte ich ihnen abends eine kleine Verschnaufpause Wiebke und Kevin gingen ins Konzert einer Band namens Randgrup-pencombo Ich glaube ihnen hat es gut gefallen Wiebke hat erzaumlhlt dass ein paar Leute dort getanzt

haben Das muss ein gutes Zeichen sein Die ande-ren wollten in ein Restaurant um dort uumlber Filme zu reden Das habe ich nicht verstanden Sie koumln-nen doch auch gemuumltlich hier auf dem Sofa uumlber Filme reden oder wie schon in den letzten Tagen am Kuumlchentisch Aber dann haben sie mich in den bdquoStadtkrugldquo mitgenommen Da waren dann schicke Menschen die schon mal Filme gemacht haben und uumlber ihre Arbeit erzaumlhlten Das war ziemlich span-nend Aber es war auch sehr lustig meine Men-schen mal ein bisschen besser kennenzulernen Nach dem Filmtalk im Stadtkrug zogen einige der Menschen mit mir noch zum Freischuumltz Da war es auch sehr gemuumltlich und nett aber ich habe mich dann trotzdem irgendwann abholen lassenDenn auch ein Affe braucht seinen Schlaf

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Gute Nacht Ali

Alis AFFeNtAgebuch tAg 3

4 FestIvalkonzert raNdgruppeNcoMbo

cht Musiker um Heiner Kondschak bespiel-ten am Mittwochabend circa 40 Instumen-te mit Songs von Gerhard Gundermann

Von ldquoGundirdquo kenne ich ein paar Texte von den bis-herigen CDs der Randguppencombo Zu einem Kon-zert hatte ich es bisher noch nicht geschafft Ist al-lerdings auch nicht haumlufig moumlglich denn sie spielen aumluszligerst selten Doch am Mittwochabend haben sie Saal 1 des Capitols zum Fuumlszligewippen gebracht - beim ersten Lied Aber von der Fankurve vor der Buumlhne bis zur Laolawelle im hinteren Parkett wurde spaumlter noch geklatscht gejubelt gepfiffen und aufgehuumlpftAumlhnlich viel war auf der Buumlhne los Denn einfach machen sie es sich nicht den saumlchsischen DDR-Lie-dermacher zu covern Es wechseln Geige Saxophon Schifferklavier Floumlte Trompete und Gitarre immer wieder die Besetzung oder die Position hinter den Mikros So wie es auch immer wieder Soloeinlagen gibt oder Duette die sich zu Quartetten oder zum variosen Zusammenspiel aller neun Combo-Mitglie-

der entwickeln Der Klang wandelt sich von Lied zu LiedVielfaumlltig sind auch die Musizierenden selbst Vor fast 15 Jahren am Landestheater Tuumlbingen vom In-tendanten Heiner Kondschak initiiert haben erst Schauspieler und Theatermitarbeiter im Projekt mit-gemacht Inzwischen ist die Band um einige Perso-nen reicher Neben knackig erzaumlhlten Anekdoten zu Gundi erzaumlhlt Heiner auch wie er selbst in jungen Jahren zum Gitarre spielen gekommen ist In einer Zeit in der Klampfbarden und ihre sinnfreien Texte wie Pilze aus dem Boden schossen Deswegen muss die Randgruppencombo nicht selbst um Worte rin-gen solange sie mit kraumlftigen Gesang und Schwung Gundermanns Aussagen interpretieren kann Was bleibt ist die klare Empfehlung dass man sie unbe-dingt live erleben muss um ein paar gute Musiker-witze und Songs wie das Hochzeitslied von Conny und Gerhard zu houmlren

instrumente Notenstaumlnder und Musiker tummelten sich im buumlhnenlicht und das publikum im parkett tanzte am rand um die stuumlhle herum

text uND bilDer VoN wiebke MAeszlig

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die buumlhne war ganz schoumln voll

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s ist ein duumlsterer Wintertag im Jahre 1968 in der DDR Der Leipziger Historiker und Universitaumltsprofessor Dallow (Michael

Gwisdek) kommt nach anderthalbjaumlhriger Haft wie-der aus dem Gefaumlngnis Der Witz an der Sache ist leider nur dass er um diese 21 Monate seines Lebens durch einen dummen Zufall beraubt wurde Kurz-fristig ersetzte er einen erkrankten Pianisten Ein bdquostaatsfeindlicherldquo Tango bescherte ihm den uner-wuumlnschten Knastaufenthalt Dallow ist verbittert uumlber sein erlittenes Unrecht Er moumlchte Licht ins Dunkel bringen doch dabei wird ihm keine freie Bahn ge-lassen und es kommt zu vielen kleinen Komplikatio-nen Er wird dabei zu einem ungluumlcklichen Zyniker an dem die wichtigen politischen Ereignisse wie der Prager Fruumlhling unbeachtet vorbeiziehen Durch sei-ne Resignation geht auch seine Beziehung zu Elke (Corinna Harfouch) in die Bruumlche Der gescheiterte Professor zieht fuumlr den Sommer auf die Insel Hidden-

see bis ihn ein geheimnisvolles Angebot erreichtHauptfigur Dallow ndash authentisch gespielt vom dies-jaumlhrigen Ehrenpreistraumlger Michael Gwisdek ndash fuumlhlt sich sichtlich uumlberfordert von dem uumlberraschenden Wandel seines zuvor geregelten und abgesicherten Lebens Keinerlei Sinn fuumlr Lebensfreude bleibt ihm noch Das schlechte oft verregnete Wetter von dem Roland Graumlfs Drama DER TANGOSPIELER nach der gleichnamigen Erzaumlhlung von Christoph Hein beglei-tet wird spiegelt dies symbolisch wider Praumlgend fuumlr diese DEFA-Produktion von 1990 ist auszligerdem die charakteristisch passende Tango- und Klaviermusik die das unspektakulaumlre Geschehen untermalt Scha-de nur dass die Ton- und Bildqualitaumlt zeitweise ver-zerrt ist Die Handlung scheint sich uumlber Stunden zu ziehen und nach einem wirklichen Fazit einer Moral oder wenigstens etwas das man als Zuschauer aus DER TANGOSPIELER mitnehmen kann sucht man vergeblich

bdquoDie zukunft ist doch in diesem lande vermutlich nur die Verlaumlngerung dessen was man gerade machtldquo

text VoN jette kleiNDieNst

der taNgospIeler Hommage

schlechtes wetter im osten

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edankenlesen koumlnnen Menschen noch nicht also bleibt uns nur die Kunst Mit ihr lassen sich Ideen Traumlume Erinnerungen

und die eigenen persoumlnlichen Denkschnipsel festhal-ten Der nach auszligen stille Mischbehaumllter zwischen den eigenen Ohren braucht aber Hilfsmittel um Ge-dachtes und Gefuumlhle fuumlr Andere darzustellen Das Eingeschlossene befreien darstellen und vor allem festhaltenDenn Gedanken verblassen sind unscharf durchein-ander und verwirrend Wie auch das Animationsfilm-chen ACHILL ndash Illustratorin und Animatorin Gudrun Krebitz wirft die Zuschauer in ihre melancholisch-bunte Diplomarbeit und erlaubt dabei mehrere vo-yeuristische Augenblicke in ein intimes Skizzenbuch Die 32-jaumlhrige Kuumlnstlerin versteht ihr Handwerk und entwirft eine fantasievolle Gedankenwelt mithilfe von Feder Tusche Papier und Kamera Die Montage von realen zerhackten Filmaufnahmen vermischt sich mit bemalten Portraits und sensiblen Zeichnungen Diese visuelle Wanderung auf fleckigem Papier oft verzerrt

und truumlb zeigt immer wieder eine nackte Frau in al-len Lebenslagen Trinken schlafen uumlber den Partner nachdenken weinend liebend gruumlbelnd und sich selbst zeichnendDiese Figur kommentiert dichtet und monologisiert das Sichtbare und sich selbst mit der rauchigen Stim-me von Nicolette Krebitz in einem sympathischen Englisch mit deutschem Akzent Dazu eine fluumlsternde Maumldchenstimme das innere Kind der Figur welches mit ihrer Meinung zum Schmunzeln anregt Vertraute Selbstzweifel Fragen und das unklare eigene Selbst-bild werden wechselnd eingeworfen und verblassen schnell wieder Das Selbstgespraumlch stuumltzt aber die bewegten Bilder faumlngt sie auf und hilft dem Betrach-ter das blinkende Mosaik einzuordnenDer gelungene Film ist ein naher Blick uumlber die Schulter der arbeitenden Kuumlnstlerin und zugleich ein intimer Zugang zu ihrem moumlglichen Alter-Ego auf Pa-pier Verschwommen sprunghaft und doch sehr nahe ndash wie Gedankenlesen sich wohl irgendwann anfuumlhlen koumlnnte

eine junge Frau zeichnet sich selbst ndashndashihr intimes gedankenchaos das innerefragende kind und die beziehung zu ihrem Freund ein seelentrip auf papier

text VoN DANiel Focke

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denken ist langweilig wenn es keiner sieht

7drausseN Ist soMMer spIelFIlm

in Umzug bringt im-mer Freud und Leid Wanda (Maria Dragus)

zieht mit ihren Eltern und ihren beiden juumlngeren Geschwistern von Stuttgart in die Schweiz An-fangsschwierigkeiten scheinen normal die Eltern sehr verliebt und der Garten riesig und schoumln Dann kommt die Schule und so-mit der erste Daumlmpfer fuumlr Wan-da aber laumluft es nicht so rosig Ein Ereignis folgt dem naumlchsten und das Schweigen von Bruder Bubi immer groumlszliger Der Sommer scheint erstickend und unertraumlg-lich Das Misstrauen von Wandas Mutter Anna (Nicolette Krebitz) gegenuumlber ihrem Mann Joachim (Wolfram Koch) flammt wieder auf und zerschlaumlgt beide Wanda sucht Anerkennung und findet sie nur beim seltsamen Nachbarn Hannes (Philippe Graber) doch schlieszliglich fluumlchtet sieBetaumlubt und zuruumlckgeschlagen

von zahlreichen Misserfolgen Sorgen und Kraumlnkungen verliert sich jeder in seinen Problemen Alle drehen die Musik lauter um ihren inneren Sorgen nicht mehr lauschen zu muumlssen Es kommt der Moment an dem Wanda be-greifen muss dass sie die verlo-ren gegangenen Gefuumlhle ihrer El-tern nicht zuruumlckholen kann und man sich an manchen Orten wohl nie einleben wirdMit DRAUSSEN IST SOMMER schafft Friederike Jehn ein be-druumlckendes Familiendrama das weder Blauaumlugigkeit noch uumlber-zogene Dramatik aufweist Be-

sonders Maria Dragus bereits bekannt aus dem Film DAS WEI-SSE BAND als Pfarrerstochter Klara sticht im Ensemble heraus Obwohl sie zuruumlckhaltend agiert muss sie in ihrer Rolle als Wanda Reife beweisen und versuchen das Gleichgewicht der Familie wiederherzustellen Waumlhrend des gesamten Films zweifelt man nicht ein einziges Mal an der Glaubwuumlrdigkeit ihrer Darstel-lung Eine perfekte Besetzung und eine hervorragende Nach-wuchsschauspielerin die man von nun an hoffentlich haumlufiger auf der Leinwand sehen wird

wanda und ihre Familie suchen nach einem Neu-anfang doch begeben sich stattdessen auf die naumlchste talfahrt mit bit-tersuumlszligem beigeschmack

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dnan ist 22 Jahre alt Student und lebt im sechsten Stock eines Blocks am Rande Luuml-becks Hudekamp ist ein sozialer Brenn-

punkt wie es politisch korrekt heiszligt Doch bedeutet bdquoam Rande der Stadtldquo auch bdquoam Rande der Gesell-schaftldquoUumlber 20 Stockwerke sind gefuumlllt mit Schicksalen und Erinnerungen die meisten davon freudlos und be-truumlblich So viele so unterschiedliche Leben die nur durch duumlnne Waumlnde getrennt werden Zum Beispiel der Ex-Neonazi der von harten Drogen auf Alkohol umgestiegen ist aber sich trotzdem liebevoll um die altersschwache Annemie kuumlmmert Oder der 12-jaumlh-rige Ibo der auf seine Geschwister aufpassen muss seit sein Vater gestorben ist Oder Ramona und Kars-ten die aus Angst vor Auslaumlndern noch extra Sicher-heitsmaszlignahmen ergreifen Oder oder oder Nur der Hausmeister weiszlig irgendwie uumlber alle Bescheid Wie in einer Schaltzentrale blickt Klaus auf die vie-len Monitore mit Bildern der Uumlberwachungskameras

Als wuumlrden verschiedene Leitungen im Wechsel- oder Gleichstrom laufen und an diesem einen Punkt zu-sammentreffen ndash im Erdgeschoss des HochhausesPia-Luisa Lenz und Christian von Brockhausen zei-gen in ihrem Dokumentarfilm HUDEKAMP ndash EIN HEIMATFILM ernuumlchternd ehrliche Wahrheit In Se-kundenschnelle schlaumlgt die bedruumlckende Atmosphaumlre auch auf den Zuschauer um Durch packende Nahauf-nahmen und abwechslungsreichen Schnitt bleiben die Auge an der Leinwand kleben Und wegen der State-ments der Bewohner bei denen man weinen schrei-en und den Kopf schuumltteln moumlchte Gleichzeitig Wer den Kinosaal mit der Erwartung betritt Hoffnungs-schimmer inmitten von grauer Tristesse zu finden wird enttaumluscht Eine neue Sicht auf Altbekanntes Auf Kommentare oder Wertung durch Auszligenstehende wird komplett verzichtet Ist es also ein Blick auf den Rand der Gesellschaft Eher die Momentaufnahme eines eigenen kleinen Kosmos

ein heimatfilm fernab von Musikantenstadl Familienidylle und sorglosigkeit

text VoN sophie weNkel

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hier gibt es Nette boumlse und ganz boumlse

DokumentarFIlm hudeKaMp ndash eIN heIMatfIlM

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arcel will nicht dass seine Freundin eine neue Wasserflasche anfaumlngt bevor die bereits angefangene leer gemacht wurde

Marcel besteht darauf Seine Freundin lacht Er laumlsst nicht locker Seine Freundin gehorcht und trinkt die alte Flasche gehorsam leer Marcel saszlig sieben Jahre im Gefaumlngnis Als er 18 war verschleppte er mit zwei Freunden einen Jugendlichen in eine Schweinemast-anlage und folterte ihn stundenlang Dann lieszligen sie ihn auf eine Steinkante beiszligen sprangen ihm auf dem Kopf und versteckten die LeicheNeben dem einst rechtsextremen Marcel folgt die Kamera zwei anderen kriminellen Jugendlichen nach ihrer Entlassung aus der Brandenburger JVA Wrie-zen Einer war Dealer und hat ein Foto von Obama in seiner Zelle Ein anderer saszlig wegen schwerer Koumlr-perverletzungNach Ende ihrer Haft versuchen die drei sich in Bran-denburg einzuleben oder zumindest zu funktionieren

Die Frage nach der Moumlglichkeit dessen haumlngt von vornherein schwer uumlber all ihren Schneeballschlach-ten Raucherpausen und KarussellfahrtenSie alle kriegen Jobs Freundinnen Kinder Ihre Reak-tionen hierauf haben stellenweise Gemeinsamkeiten Doch obwohl der Film zuruumlckhaltend beobachtet er sich behutsam an seine dubiosen Versuchskaninchen naumlhert und in erster Linie doch eher ihre Geschichten erzaumlhlt als ein Statement abzugeben scheint NACH WRIEZEN durch die Logik seines Formats dazu ein-zuladen diese Schlussfolgerungen selbststaumlndig zu treffen Und die gibt es hier nicht - weder menschlich noch politisch Hier gibt es in Jugendaumlmtern verstreu-te Babys ausgeatmeten Rauch und ein Schwein das vor einem Auto weglaumluft Emotional mag das beruumlh-ren Vielleicht sollte man jedoch vorsichtig damit sein anhand dieser Bilder Diskussionen anzustoszligen und Meinungen in die Welt zu setzen

Aus dem knast in die realitaumlt bdquoNAch wriezeNldquo ist eine Verfolgung aus Neugier

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weil dit dementsprechend is so

Nach wrIezeN ndash eIN fIlM uumlber das lebeN Nach der haft DokumentarFIlm

text VoN sebAstiAN gutNik

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ir schreiben das Jahr 1983 Eine Geschich-te von Freundschaft und Solidaritaumlt aber auch von Fremdenhass Und mittendrin der

12-jaumlhrige Shaun (Thomas Turgoose) Er ist Halbwaise und lebt zusammen mit seiner Mutter in einer engli-schen Kleinstadt In der Schule laumluft es fuumlr ihn nicht gut Freunde hat er nicht und dann traumlgt er auch noch die uncoolsten Klamotten uumlberhaupt Shaun ist Auszligen-seiter und seine Mitschuumller lassen ihn das auch gewalt-sam spuumlren Als er auf eine Clique aumllterer Jungs trifft die ihn in ihrer Mitte aufnehmen ist er von Herzen gluumlcklich endlich dazugehoumlren zu duumlrfen Doch Shaun bekommt erst mit der Zeit mit Seine neuen Freun-de sind allesamt Skinheads Was das wirklich heiszligt merkt er erst als der wesentlich aumlltere Combo (Stephen Graham) aus dem Knast zuruumlckkehrt Vollgetankt mit extremem Fremdenhass und rassistischer Propaganda bringt er als Anfuumlhrer die Gruppe auf Trapp Nicht alle folgen ihm begeistert doch Shaun tut es ohne zu zouml-gern ndash was nicht ohne Folgen bleibt

THIS IS ENGLAND von Shane Meadows ist untermalt mit Ska- und Reggaemusik Im Gegensatz zum bedruuml-ckenden sozialen Klima im damaligen Thatcherismus wird dadurch eine gewisse Lebendigkeit und Munter-keit vermittelt Teilweise wirkt das Jugenddrama ein wenig klischeehaft und belehrend Auch wenn die Protagonisten allesamt eindrucksvolle Persoumlnlichkei-ten sind kommen die Handlungen oftmals geplant und vorhersehbar ruumlber Dasselbe gilt leider auch fuumlr das Ende Gut gelungen ist die Nicht-Pauschalisierung der Skinhead-Bewegung Es werden ausfuumlhrlich die innere Zerrissenheit und Unterschiede der Szene dar-gestelltThis is England Crsquoest la France Das ist Deutschland Kein Land kann sich ausschlieszligen von den Gefahren eines uumlbersteigerten Nationalismus Auch nicht davon dass vor allem junge Menschen die anderswo keinen Anschluss finden anfaumlllig fuumlr diesen sind Mit gerin-gem Budget ist Meadows eine Inszenierung gelungen die dieses Problem nicht nur oberflaumlchlich ankratzt

bdquothere is a forgotten word a word which means most to me this word is eNglAND A word which stood for power freedom and respect

text VoN jette kleiNDieNst

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vom auszligenseiter zum skinhead

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liver Tate (Craig Roberts) hat es nicht leicht Das Sexleben und die gesamte Be-ziehung seiner Eltern gehen den Bach her-

unter Je mehr Zeit Olivers Mutter (Sally Hawkins) mit ihrer kuumlrzlich im Nebenhaus eingezogenen ersten Liebe verbringt desto mehr verkriecht sich sein Va-ter (grandios Noah Taylor) in seiner Depression und der Unfaumlhigkeit aus seiner Lethargie auszubrechenWie der Vater so der Sohn Die Eroberung der un-populaumlren und mysterioumlsen Jordana (Yasmin Paige) stellt sich fuumlr Oliver als kompliziert dar Die Bezie-hung der beiden auf coole Art Uncoolen wird gepraumlgt von intensiven Gefuumlhlen wie sie nur 15-Jaumlhrige ha-ben koumlnnen und der den Protagonisten eigenen ver-schrobenen stoischen SchuumlchternheitMitten in der Pubertaumlt steckend hat Oliver neben-bei auch noch Selbstfindungsprobleme bdquoI donrsquot quite

know what I am yet Irsquove tried smoking a pipe flip-ping coins listening exclusively to French crooners Irsquove even had a hat phase But nothing stuckrdquo Olivers Ruumlckzugsort aus seiner misslichen Lage ndash Schulbul-lies Herzschmerz Aumlrger zu Hause ndash ist seine Fanta-sie ldquoI find that the only way to get through life is to picture myself in an entirely disconnected realityrdquo

Richard Ayoades im Original gezeigter SUBMARINE ist ein kreativer tragikomischer Coming-Of-Age-Film nach der Buchvorlage von Joe Donthorne der zu ei-nem unbestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit spielt Kassetten Polaroids Liebeskummer und nicht zuletzt der groszligartige Soundtrack von Alex Turner lassen den Zuschauer in eigenen Erinnerungen an die erste groszlige Liebe und Jugendtagen schwelgen Unterhaltend sehenswert und weirdly cool

ldquoshersquos moderately unpopular which makes a romance between the two of us more likely to be seen with her would improve my street credrdquo

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weirdly cool boy meets weirdly cool girl

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text VoN MArie-luise kutzer

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gal in welches moderne Transportmittel Sie sich zum Reisen begeben Je schneller die Reisegeschwindigkeit je raffinierter die Nut-

zung physikalischer Gesetze und je ferner das Ziel sind und je mehr Mitmenschen Sie nicht kennen ndash desto un-sicherer erscheint Ihnen eine Ankunft Und sind desto ungewisser auch Ihre AumlngsteNach kurzer duumlsterer Einstimmung mit Terminalrau-schen im Hintergrund und Schwarz-Weiszlig-Nahaufnah-men der Schluumlsselfiguren kontrolliert die Stewardess routiniert die Fracht an Menschen Schnell blitzen Kli-schees auf Zwei Halbstarke mit Handy und Kaugummi Beruhigungstabletten ein Glas Wasser Ein paar Worte zur Verspaumltung Ein junges Paar mit bdquorelaxingldquo Urlaubs-plaumlnen Ein tiefer Seufzer geschlossene Augen Regis-seur Marcus Richardt verliert sich nicht in Einzelhei-ten er stellt zuumlgig die Situation zwischen Warten und Weiterkommen dar Am Flughafen zusammengewuumlrfelt eingeschlossen von Aluminium liegt das Wohl aller im Geschick eines Piloten irgendwo vorne im Cockpit

So herrscht weder greifbare Entspannung noch An-spannung im Raum bdquoIch versichere Ihnen wir haben alle erforderlichen Maszlignahmen getroffenrdquo kommen-tiert der Pilot in einem Zwischenschnitt die ersten Unregelmaumlszligigkeiten Trotz der schnellen Reaktion der Flugbegleiter legt sich die Unruhe nicht Die Situation scheint dennoch bdquoim Griffldquo Getraumlnke werden serviert das Flugzeug hebt abZwischen der eskalierenden Situation im Flugzeug und den dokumentarischen Interviews mit den beteiligten Charakteren zeichnet sich die wahre Tiefe der Verun-sicherung ab Weder rational noch emotional koumlnnen Pilot oder Stewart die Situation erklaumlren Die Beson-nenheit anderer wirkt nicht im Mindesten deeskalie-rend sondern zeigt nur welch eine starke Kraft Angst sein kann In den 16 Minuten von DER PASSAGIER of-fenbaren sich Unverstaumlndnis und Hilflosigkeit die sich zu Panik steigern und die Opfer- und Taumlterrollen um-drehen Das Praumldikat bdquobesonders wertvollldquo vom Kura-torium junger deutscher Film ist schlichtweg treffend

starten wir das Flugzeug von irgendwo in Deutschland ziel der reise ist teneriffa Der passagierraum fuumlllt sich mit menschlichen Naturen

text VoN wiebke MAeszlig

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setzen anschnallen Klappe halten

kurzFIlm der passagIer

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rdquoDeADrdquo hat alles was cool ist pistolen sadomaso rote Autos boumlse bourgeois eine lolita und ein Aquarium

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ie Mutter von Patrick (Tilman Strauszlig) hat sich erhaumlngt Auszliger seinen

rebellischen Kleidern und seinem leeren Blick zeichnet ihn nichts aus Nun will er den finden der an bei-dem Schuld ist ndash seinen vermeintli-chen Vater Das gelingt ihm auch bdquoDadldquo (Thomas Schendel) ist ein uumlberaus boumlser Mensch der seine dunklen Triebe durch SampM und das Betrachten von Fischen auslebt Er hat eine Frau eine Ex-Frau und mit beiden je ein Kind Sie alle prallen in Dads langweiligem buumlrgerli-chem Kosmos aufeinander worauf-hin es und er und sie und Patrick alle fleiszligig zu broumlckeln anfangenBei diesem Broumlckeln koumlnnte man eventuell etwas empfinden falls diese Figuren Menschen waumlren

Leider sind sie aber keine Men-schen was der Regisseur durch die immer wieder aumluszligerst subtil hinein-geworfenen Tiervergleiche zu erklauml-ren versucht Gaumlnse Fische Kaumllber und Kuumlhe werden in Bild und Wort an die Charaktere gekoppelt ndash das macht sie dann nicht langweilig sondern bdquoinstinktgesteuertldquo die Dialoge nicht schlecht sondern bdquoauf das Noumltigste reduziertldquoDas Problem hierbei ist nicht nur dass dies unertraumlglich zu beobach-ten ist Sondern wie man zuneh-mend gezwungen wird zu verste-hen dass Regisseur Sven Halfar uumlberhaupt nichts erzaumlhlen will Er will clever und unkonventionell sein Seine vermeintliche Clever-ness ist jedoch nichts weiter als eine selbstverliebte hastige Collage aus

guten alten Bildern Die verklei-deten Eindringlinge in der heilen Buumlrgerwelt die Hausgegenstaumlnde runterfallen lassen stammen aus Michael Hanekes FUNNY GAMES ihre Coolness und Humor-Gewalt-Verwischung von Tarantino Der Rest ist ein wenig Bourgeoisie-Kritik und ein wenig Oumldipus Unter alldem verbirgt sich wenn man gutmuumltig ist die Weltsicht eines wuumltenden 16-Jaumlhrigen Und wenn man es nicht ist ndash uumlberhaupt nichtsAm besten formuliert es Halfar selbst bdquoIn erster Linie versuche ich ein Gefuumlhl transparent zu ma-chen das meinen eigenen Regeln gehorcht und keinem klaren Genre zugeordnet werden sollldquo Das ist ihm ohne Zweifel gelungen

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14 geDreHt In mv du hast es versprocheN

ugen zu Stellen Sie sich nun bitte den typischen Gruselfilm vor Was sehen Sie Eine Frau in der Badewanne liegend die

mit dem Kopf untertaucht und auf einmal ist uumlberall Blut Einen dunklen nebligen Wald Oder eine alte Villa mit einer spukenden Kinderseele Ja Genau Da brodelt es im Topf der Thriller-Klischees Oder besser gesagt Da koumlchelt lauwarm vom typisch deutschen Kartoffelstampfer zermanscht DU HAST ES VERSPROCHENHanna (Mina Tandler) und Clarissa (Laura de Boer) treffen sich zufaumlllig nach 25 Jahren wieder Mit neun Jahren waren sie beste Freundinnen Spontan ent-schlieszligen sie sich dazu gemeinsam Urlaub zu ma-chen Koffer gepackt und ab geht es auf die Insel auf der sie schon damals die Sommer verbrachten Zusammen mit Hannas kleiner Tochter Lea (Lina Koumlhlert) beziehen sie das ehemalige Feriendomizil das groszlige Haus am Waldrand Doch nach kurzer Zeit ist es vorbei mit der Urlaubsidylle Etwas was die Freundinnen vor vielen Jahren machten scheint

sie einzuholen Woran man das merkt Die Anwoh-ner verhalten sich seltsam es gibt immer wieder verschwommene hell scheinende Ruumlckblenden und dramatische Musik setzt ein Die laumlngst verjaumlhrte Tat ist nicht in Vergessenheit geratenhellipDU HAST ES VERSPROCHEN wirbt mit dem Slo-gan bdquoWeiszligt du noch was du als Kind getan hastldquo Wahrscheinlich werde ich mich nicht besonders lang an diese 102 Minuten erinnern Die schauspie-lerischen Leistungen sind groszligartig In die jungen Darsteller kann man sich hineinversetzen aller-dings nicht in Regisseurin Alexandra Schmidt Am Ende bleibt nur ein Potpourri aus typischen Grusel-szenen vermischt mit Effekthascherei und Meeres-rauschen Vom ewig nachschallenden Echo bis hin zum alten Mann mit der Axt ist alles dabei Schade eigentlich Liebe Frau Schmidt bei der naumlchsten Produktion bitte ein paar Stereotype weniger ein-bauen Dann kommen Ihr Haumlndchen fuumlr Atmosphaumlre und Ihr Gespuumlr fuumlr schauriges Ambiente auch bes-ser zur Geltung

horrorszenen inmitten der wunderschoumlnen kuumlstenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns ndashndashvorhersehbar oder fesselnd

text VoN sophie weNkel

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effekthascherei mit sanftem Meeresrauschen

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bdquohoumlr jetzt endlich auf mit dem scheiszlig tod spielenldquo

text VoN keViN sell

spirale der gewalt

ine buumlrgerliche Familie mit groszligzuumlgigem Rei-henhaus in einer ganz

normalen Stadt Halt Der Schein truumlgt Hinter der Bilderbuchfa-milie steckt ein sch reck l iches Geheimnis Der brutale Vater (Peter Lohmey-er) schlaumlgt seine hilflose Frau Johanna (Elisa Essig) und ihre Schwester Moni (Antonia T Pan-kow) houmlren das Leid der Mutter Sie verharren starr im Bett wie Rehe auf dem Feld Der innere Schrei nach Hilfe geht uumlber steinigen Weg uumlber Selbstkritik und endet in der bedingungslosen Abhaumlngigkeit gegenuumlber dem Vater Allein die aumlltere Schwester Claudia (Karoli-ne Herfuth) findet nicht den Mut sich gegen den Vater zu stellen

Doch es gibt Hoffnung Johanna ist verliebt in Christian (Ansgar Goumlbel) den Sohn des gehassten Sportlehrers Er macht ihr Mut und gibt ihr die Kraft die sie

braucht Dennoch geraumlt Johanna in eine tiefe IdentitaumltskriseDer 87-minuumltige Spielfilm FES-TUNG von Regisseurin Kirsi Ma-rie Liimatainen gibt Einblick in die verstoumlrte Welt einer scheinbar heilen Familie Eine Welt die sonst als Ort der Geborgenheit

gilt Laut einer aktuellen Studie sind 25 Prozent aller Frauen und Maumlnner direkte Opfer von haumlusli-cher Gewalt Die Dunkelziffer ist um einiges houmlher Vor allem Kin-

der leiden un-ter der Spirale der Gewalt Ihre Entwick-lung und ihr E rwach sen-werden wer-den extrem beein f luss t das regel-maumlszligige Mit-erleben von Gewalt kann versch iede -ne Auswir-kungen wie

die Nachahmung der Taumlter- und Opferrolle auf ihre eigene Person haben Die Gefahr ist dass sie sich in einer emotionalen Festung verriegeln Abschlieszligend bleibt nur die eindringliche Frage Ist FESTUNG tatsaumlchlich fuumlr Kinder ab 12 Jahren geeignet

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1400 cApitol 3 raquo huDekAMp ndash eiN heiMAtFilM laquo von c V brockhAuseN piA leNz 65 Min ndash D 2012 cApitol 5 raquo silVi laquo von Nico soMMer raquo Felix laquo von ANselM belser 97 Min ndash D 2013 1 Min ndash D 2011

1600 cApitol 2 raquo AM eNDe Der MilchstrAsse laquo von leopolD gruumlN 93 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo NAch wriezeN laquo von DANiel AbMA 97 Min ndash D 2013 cApitol 4 raquo kohlhAAs laquo von AroN lehMANN 90 Min ndash D 20121630 cApitol 5 raquo roNA amp Nele laquo von silViA chiogNA 79 Min ndash D 2013 raquo eNtschulDigeN sie bitte Die kurze stoumlruNg laquo von DAViD M loreNz 13 Min ndash D 20121700 cApitol 1 raquo Der tANgospieler laquo von rolAND graumlF 96 Min ndash CH D 19901745 cApitol 3 raquo uNter bAuerN laquo von Dieter schuMANN 60 Min ndash DDR 1982 raquo kApitaumlN schickeDANz laquo von Dieter schuMANN 24 Min ndash DDR 19841800 cApitol 2 raquo uNpluggeD DAs lebeN guAiA guAiA laquo von sobo swoboDNik 93 Min ndash D 20121830 cApitol 4 raquo NorDstrAND laquo von FloriAN eichiNger 89 Min ndash D 2013 raquo reVerie laquo von V gAgAriN s woNg r wiNcierz 12 Min ndash D 20121900 cApitol 5 raquo DrAusseN ist soMMer laquo raquo Achill laquo von FrieDerike jehN von guDruN krebitz 91 Min ndash CH D 2012 9 Min ndash D 20121945 cApitol 3 fIlMschaumltze aus Mv praumlsentiert von rAlF scheNk 90 Min ndash DEFA-Filmstiftung ndash diverse DDR2100 cApitol 1 raquo Du hAst es VersprocheN laquo von AlexANDrA schMiDt 102 Min ndash D 2012 cApitol 5 raquo Freier FAll laquo von stephAN lAcANt 100 Min ndash D 2012 raquo weNN Die kuumlhe glockeN trAgeN laquo von christiAN guumlNzler 12 Min ndash D 20122130 cApitol 5 raquo DeAD laquo von sVeN hAlFAr raquo Der pAssAgier laquo von MArcus richArDt 104 Min ndash D 2012 15 Min ndash D 2012

2200 cApitol 2 raquo wheres the beer laquo von sigruND koumlhler uND wiltruD bAier 86 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo this is eNglAND ndash eNDe eiNer kiNDheit laquo von shANe MeADows 86 Min ndash englische Originalversion mit Untertitel ndash GB 2006

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UNPLUGGEDLEBENGUAIA GUAIA

Regie Sobo SwobodnikDokumentarfilm D 2012 93 min

3Mai 1430 Uhr CAPITOL 3

wwwfilmbuero-mvde

FILME DER KULTURELLEN FILMFOumlRDERUNG MV

progrAMM AM DoNNerstAg

Page 2: filmab! 2013 - Ausgabe #3

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wwwDRUCKEREI-CONELLdeGeschaumlfts -u Privatdrucksachen sowie Werbeartikel

19057 Schwerin - Lankow bull Bremsweg 18Telefon 0385 - 59 81 70 bull Fax 0385 - 55 74 396

Impressum + INhalte

herausgeberJugendmedienverband Mecklenburg-Vorpommern eVBudapester Straszlige 7 bull 18057 Rostock

chefredaktionTino Houmlfert (ViSdP)

redaktionHelene Timm bull Jette Kleindienst Kevin Sell bull Marie-Luise Kutzer Sebastian Gutnik bull Wiebke MaeszligSophie Wenkel bull Ali

organisation und technikErik Jalowy

layoutDaniel Focke

kontaktPfaffenstraszlige 4 bull 19055 Schwerinfilmabjmmvdewwwfilmabjmmvde0176 - 649 094 54

DruckereiDruckerei ConellBremsweg 18 bull 19057 Schwerin

Auflage500 Exemplare

gefoumlrdert vonFriedrich-Ebert-Stiftung MV Presse-Club MV

besonderen Dank anMecklenburg-Vorpommern Film eV Jugendgaumlsteetage Schwerin Thomas Weiszlig bull Helenes Trabbi

titelfoto Johannes Praus fuumlr NACH WRIEZEN

iMpressuM

iNhAlte

4 Die Buumlhne war ganz schoumln voll koNzert Mit Der rANDgruppeNcoMbo

5 Schlechtes Wetter im Osten hoMMAge raquo Der tANgospieler laquo

6 Denken ist langweilig wenn keiner zuschaut kurzFilM raquo Achill laquo

7 Wollt ihrs houmlren spielFilM raquo DrAusseN ist soMMer laquo

8 Hier gibt es Nette Boumlse und ganz Boumlse DokuMeNtArFilM raquo huDekAMp laquo

9 Weil dit dementsprechend is so DokuMeNtArFilM raquo NAch wriezeN laquo

10 Vom Auszligenseiter zum Skinhead laumlNDerreihe grossbritANNieN raquo this is eNglAND laquo

11 Weirdly cool boy meets weirdly cool girl laumlNDerreihe grossbritANNieN raquo subMAriNe laquo

12 Setzen anschnallen Klappe halten kurzFilM raquo Der pAssAgier laquo

13 Funny Fiction Pulpy Games spielFilM raquo DeAD laquo

14 Effekthascherei mit sanftem Meeresrauschen geDreht iN MV raquo Du hAst es VersprocheN laquo

15 Spirale der Gewalt hAlbstArk raquo FestuNg laquo

16 Programmvorschau

M e h r I M w w w

fIlMabjMMvde

3edItorIal WIllkommen

ie Tage verlaufen hier irgendwie immer aumlhnlich Morgens kriechen die Menschen verschlafen aus ihren Betten treffen sich

bei mir in ihrem Redaktionsraum um zu entschei-den welche Filme sie schauen wollen um spaumlter daruumlber zu schreiben Dann gibtrsquos Fruumlhstuumlck und die Arbeit beginnt Zwischendurch gehen einige spazieren mittags kommt die Zeitungen und die Menschen verteilen sie wieder in der Stadt Es herrscht hier ein Kommen und Gehen wie im Bie-nenstock Und meine Menschen sind tatsaumlchlich ziemlich fleiszligig ndash wie die BienenNeben 16 gefuumlllten Seiten haben sie heute auch ein Poster und ein Musikvideo gebastelt Bei so viel kreativer Schaffenskraft erlaubte ich ihnen abends eine kleine Verschnaufpause Wiebke und Kevin gingen ins Konzert einer Band namens Randgrup-pencombo Ich glaube ihnen hat es gut gefallen Wiebke hat erzaumlhlt dass ein paar Leute dort getanzt

haben Das muss ein gutes Zeichen sein Die ande-ren wollten in ein Restaurant um dort uumlber Filme zu reden Das habe ich nicht verstanden Sie koumln-nen doch auch gemuumltlich hier auf dem Sofa uumlber Filme reden oder wie schon in den letzten Tagen am Kuumlchentisch Aber dann haben sie mich in den bdquoStadtkrugldquo mitgenommen Da waren dann schicke Menschen die schon mal Filme gemacht haben und uumlber ihre Arbeit erzaumlhlten Das war ziemlich span-nend Aber es war auch sehr lustig meine Men-schen mal ein bisschen besser kennenzulernen Nach dem Filmtalk im Stadtkrug zogen einige der Menschen mit mir noch zum Freischuumltz Da war es auch sehr gemuumltlich und nett aber ich habe mich dann trotzdem irgendwann abholen lassenDenn auch ein Affe braucht seinen Schlaf

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Gute Nacht Ali

Alis AFFeNtAgebuch tAg 3

4 FestIvalkonzert raNdgruppeNcoMbo

cht Musiker um Heiner Kondschak bespiel-ten am Mittwochabend circa 40 Instumen-te mit Songs von Gerhard Gundermann

Von ldquoGundirdquo kenne ich ein paar Texte von den bis-herigen CDs der Randguppencombo Zu einem Kon-zert hatte ich es bisher noch nicht geschafft Ist al-lerdings auch nicht haumlufig moumlglich denn sie spielen aumluszligerst selten Doch am Mittwochabend haben sie Saal 1 des Capitols zum Fuumlszligewippen gebracht - beim ersten Lied Aber von der Fankurve vor der Buumlhne bis zur Laolawelle im hinteren Parkett wurde spaumlter noch geklatscht gejubelt gepfiffen und aufgehuumlpftAumlhnlich viel war auf der Buumlhne los Denn einfach machen sie es sich nicht den saumlchsischen DDR-Lie-dermacher zu covern Es wechseln Geige Saxophon Schifferklavier Floumlte Trompete und Gitarre immer wieder die Besetzung oder die Position hinter den Mikros So wie es auch immer wieder Soloeinlagen gibt oder Duette die sich zu Quartetten oder zum variosen Zusammenspiel aller neun Combo-Mitglie-

der entwickeln Der Klang wandelt sich von Lied zu LiedVielfaumlltig sind auch die Musizierenden selbst Vor fast 15 Jahren am Landestheater Tuumlbingen vom In-tendanten Heiner Kondschak initiiert haben erst Schauspieler und Theatermitarbeiter im Projekt mit-gemacht Inzwischen ist die Band um einige Perso-nen reicher Neben knackig erzaumlhlten Anekdoten zu Gundi erzaumlhlt Heiner auch wie er selbst in jungen Jahren zum Gitarre spielen gekommen ist In einer Zeit in der Klampfbarden und ihre sinnfreien Texte wie Pilze aus dem Boden schossen Deswegen muss die Randgruppencombo nicht selbst um Worte rin-gen solange sie mit kraumlftigen Gesang und Schwung Gundermanns Aussagen interpretieren kann Was bleibt ist die klare Empfehlung dass man sie unbe-dingt live erleben muss um ein paar gute Musiker-witze und Songs wie das Hochzeitslied von Conny und Gerhard zu houmlren

instrumente Notenstaumlnder und Musiker tummelten sich im buumlhnenlicht und das publikum im parkett tanzte am rand um die stuumlhle herum

text uND bilDer VoN wiebke MAeszlig

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die buumlhne war ganz schoumln voll

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s ist ein duumlsterer Wintertag im Jahre 1968 in der DDR Der Leipziger Historiker und Universitaumltsprofessor Dallow (Michael

Gwisdek) kommt nach anderthalbjaumlhriger Haft wie-der aus dem Gefaumlngnis Der Witz an der Sache ist leider nur dass er um diese 21 Monate seines Lebens durch einen dummen Zufall beraubt wurde Kurz-fristig ersetzte er einen erkrankten Pianisten Ein bdquostaatsfeindlicherldquo Tango bescherte ihm den uner-wuumlnschten Knastaufenthalt Dallow ist verbittert uumlber sein erlittenes Unrecht Er moumlchte Licht ins Dunkel bringen doch dabei wird ihm keine freie Bahn ge-lassen und es kommt zu vielen kleinen Komplikatio-nen Er wird dabei zu einem ungluumlcklichen Zyniker an dem die wichtigen politischen Ereignisse wie der Prager Fruumlhling unbeachtet vorbeiziehen Durch sei-ne Resignation geht auch seine Beziehung zu Elke (Corinna Harfouch) in die Bruumlche Der gescheiterte Professor zieht fuumlr den Sommer auf die Insel Hidden-

see bis ihn ein geheimnisvolles Angebot erreichtHauptfigur Dallow ndash authentisch gespielt vom dies-jaumlhrigen Ehrenpreistraumlger Michael Gwisdek ndash fuumlhlt sich sichtlich uumlberfordert von dem uumlberraschenden Wandel seines zuvor geregelten und abgesicherten Lebens Keinerlei Sinn fuumlr Lebensfreude bleibt ihm noch Das schlechte oft verregnete Wetter von dem Roland Graumlfs Drama DER TANGOSPIELER nach der gleichnamigen Erzaumlhlung von Christoph Hein beglei-tet wird spiegelt dies symbolisch wider Praumlgend fuumlr diese DEFA-Produktion von 1990 ist auszligerdem die charakteristisch passende Tango- und Klaviermusik die das unspektakulaumlre Geschehen untermalt Scha-de nur dass die Ton- und Bildqualitaumlt zeitweise ver-zerrt ist Die Handlung scheint sich uumlber Stunden zu ziehen und nach einem wirklichen Fazit einer Moral oder wenigstens etwas das man als Zuschauer aus DER TANGOSPIELER mitnehmen kann sucht man vergeblich

bdquoDie zukunft ist doch in diesem lande vermutlich nur die Verlaumlngerung dessen was man gerade machtldquo

text VoN jette kleiNDieNst

der taNgospIeler Hommage

schlechtes wetter im osten

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6 kurzFIlm achIll

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edankenlesen koumlnnen Menschen noch nicht also bleibt uns nur die Kunst Mit ihr lassen sich Ideen Traumlume Erinnerungen

und die eigenen persoumlnlichen Denkschnipsel festhal-ten Der nach auszligen stille Mischbehaumllter zwischen den eigenen Ohren braucht aber Hilfsmittel um Ge-dachtes und Gefuumlhle fuumlr Andere darzustellen Das Eingeschlossene befreien darstellen und vor allem festhaltenDenn Gedanken verblassen sind unscharf durchein-ander und verwirrend Wie auch das Animationsfilm-chen ACHILL ndash Illustratorin und Animatorin Gudrun Krebitz wirft die Zuschauer in ihre melancholisch-bunte Diplomarbeit und erlaubt dabei mehrere vo-yeuristische Augenblicke in ein intimes Skizzenbuch Die 32-jaumlhrige Kuumlnstlerin versteht ihr Handwerk und entwirft eine fantasievolle Gedankenwelt mithilfe von Feder Tusche Papier und Kamera Die Montage von realen zerhackten Filmaufnahmen vermischt sich mit bemalten Portraits und sensiblen Zeichnungen Diese visuelle Wanderung auf fleckigem Papier oft verzerrt

und truumlb zeigt immer wieder eine nackte Frau in al-len Lebenslagen Trinken schlafen uumlber den Partner nachdenken weinend liebend gruumlbelnd und sich selbst zeichnendDiese Figur kommentiert dichtet und monologisiert das Sichtbare und sich selbst mit der rauchigen Stim-me von Nicolette Krebitz in einem sympathischen Englisch mit deutschem Akzent Dazu eine fluumlsternde Maumldchenstimme das innere Kind der Figur welches mit ihrer Meinung zum Schmunzeln anregt Vertraute Selbstzweifel Fragen und das unklare eigene Selbst-bild werden wechselnd eingeworfen und verblassen schnell wieder Das Selbstgespraumlch stuumltzt aber die bewegten Bilder faumlngt sie auf und hilft dem Betrach-ter das blinkende Mosaik einzuordnenDer gelungene Film ist ein naher Blick uumlber die Schulter der arbeitenden Kuumlnstlerin und zugleich ein intimer Zugang zu ihrem moumlglichen Alter-Ego auf Pa-pier Verschwommen sprunghaft und doch sehr nahe ndash wie Gedankenlesen sich wohl irgendwann anfuumlhlen koumlnnte

eine junge Frau zeichnet sich selbst ndashndashihr intimes gedankenchaos das innerefragende kind und die beziehung zu ihrem Freund ein seelentrip auf papier

text VoN DANiel Focke

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denken ist langweilig wenn es keiner sieht

7drausseN Ist soMMer spIelFIlm

in Umzug bringt im-mer Freud und Leid Wanda (Maria Dragus)

zieht mit ihren Eltern und ihren beiden juumlngeren Geschwistern von Stuttgart in die Schweiz An-fangsschwierigkeiten scheinen normal die Eltern sehr verliebt und der Garten riesig und schoumln Dann kommt die Schule und so-mit der erste Daumlmpfer fuumlr Wan-da aber laumluft es nicht so rosig Ein Ereignis folgt dem naumlchsten und das Schweigen von Bruder Bubi immer groumlszliger Der Sommer scheint erstickend und unertraumlg-lich Das Misstrauen von Wandas Mutter Anna (Nicolette Krebitz) gegenuumlber ihrem Mann Joachim (Wolfram Koch) flammt wieder auf und zerschlaumlgt beide Wanda sucht Anerkennung und findet sie nur beim seltsamen Nachbarn Hannes (Philippe Graber) doch schlieszliglich fluumlchtet sieBetaumlubt und zuruumlckgeschlagen

von zahlreichen Misserfolgen Sorgen und Kraumlnkungen verliert sich jeder in seinen Problemen Alle drehen die Musik lauter um ihren inneren Sorgen nicht mehr lauschen zu muumlssen Es kommt der Moment an dem Wanda be-greifen muss dass sie die verlo-ren gegangenen Gefuumlhle ihrer El-tern nicht zuruumlckholen kann und man sich an manchen Orten wohl nie einleben wirdMit DRAUSSEN IST SOMMER schafft Friederike Jehn ein be-druumlckendes Familiendrama das weder Blauaumlugigkeit noch uumlber-zogene Dramatik aufweist Be-

sonders Maria Dragus bereits bekannt aus dem Film DAS WEI-SSE BAND als Pfarrerstochter Klara sticht im Ensemble heraus Obwohl sie zuruumlckhaltend agiert muss sie in ihrer Rolle als Wanda Reife beweisen und versuchen das Gleichgewicht der Familie wiederherzustellen Waumlhrend des gesamten Films zweifelt man nicht ein einziges Mal an der Glaubwuumlrdigkeit ihrer Darstel-lung Eine perfekte Besetzung und eine hervorragende Nach-wuchsschauspielerin die man von nun an hoffentlich haumlufiger auf der Leinwand sehen wird

wanda und ihre Familie suchen nach einem Neu-anfang doch begeben sich stattdessen auf die naumlchste talfahrt mit bit-tersuumlszligem beigeschmack

text VoN heleNe tiMM

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dnan ist 22 Jahre alt Student und lebt im sechsten Stock eines Blocks am Rande Luuml-becks Hudekamp ist ein sozialer Brenn-

punkt wie es politisch korrekt heiszligt Doch bedeutet bdquoam Rande der Stadtldquo auch bdquoam Rande der Gesell-schaftldquoUumlber 20 Stockwerke sind gefuumlllt mit Schicksalen und Erinnerungen die meisten davon freudlos und be-truumlblich So viele so unterschiedliche Leben die nur durch duumlnne Waumlnde getrennt werden Zum Beispiel der Ex-Neonazi der von harten Drogen auf Alkohol umgestiegen ist aber sich trotzdem liebevoll um die altersschwache Annemie kuumlmmert Oder der 12-jaumlh-rige Ibo der auf seine Geschwister aufpassen muss seit sein Vater gestorben ist Oder Ramona und Kars-ten die aus Angst vor Auslaumlndern noch extra Sicher-heitsmaszlignahmen ergreifen Oder oder oder Nur der Hausmeister weiszlig irgendwie uumlber alle Bescheid Wie in einer Schaltzentrale blickt Klaus auf die vie-len Monitore mit Bildern der Uumlberwachungskameras

Als wuumlrden verschiedene Leitungen im Wechsel- oder Gleichstrom laufen und an diesem einen Punkt zu-sammentreffen ndash im Erdgeschoss des HochhausesPia-Luisa Lenz und Christian von Brockhausen zei-gen in ihrem Dokumentarfilm HUDEKAMP ndash EIN HEIMATFILM ernuumlchternd ehrliche Wahrheit In Se-kundenschnelle schlaumlgt die bedruumlckende Atmosphaumlre auch auf den Zuschauer um Durch packende Nahauf-nahmen und abwechslungsreichen Schnitt bleiben die Auge an der Leinwand kleben Und wegen der State-ments der Bewohner bei denen man weinen schrei-en und den Kopf schuumltteln moumlchte Gleichzeitig Wer den Kinosaal mit der Erwartung betritt Hoffnungs-schimmer inmitten von grauer Tristesse zu finden wird enttaumluscht Eine neue Sicht auf Altbekanntes Auf Kommentare oder Wertung durch Auszligenstehende wird komplett verzichtet Ist es also ein Blick auf den Rand der Gesellschaft Eher die Momentaufnahme eines eigenen kleinen Kosmos

ein heimatfilm fernab von Musikantenstadl Familienidylle und sorglosigkeit

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hier gibt es Nette boumlse und ganz boumlse

DokumentarFIlm hudeKaMp ndash eIN heIMatfIlM

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arcel will nicht dass seine Freundin eine neue Wasserflasche anfaumlngt bevor die bereits angefangene leer gemacht wurde

Marcel besteht darauf Seine Freundin lacht Er laumlsst nicht locker Seine Freundin gehorcht und trinkt die alte Flasche gehorsam leer Marcel saszlig sieben Jahre im Gefaumlngnis Als er 18 war verschleppte er mit zwei Freunden einen Jugendlichen in eine Schweinemast-anlage und folterte ihn stundenlang Dann lieszligen sie ihn auf eine Steinkante beiszligen sprangen ihm auf dem Kopf und versteckten die LeicheNeben dem einst rechtsextremen Marcel folgt die Kamera zwei anderen kriminellen Jugendlichen nach ihrer Entlassung aus der Brandenburger JVA Wrie-zen Einer war Dealer und hat ein Foto von Obama in seiner Zelle Ein anderer saszlig wegen schwerer Koumlr-perverletzungNach Ende ihrer Haft versuchen die drei sich in Bran-denburg einzuleben oder zumindest zu funktionieren

Die Frage nach der Moumlglichkeit dessen haumlngt von vornherein schwer uumlber all ihren Schneeballschlach-ten Raucherpausen und KarussellfahrtenSie alle kriegen Jobs Freundinnen Kinder Ihre Reak-tionen hierauf haben stellenweise Gemeinsamkeiten Doch obwohl der Film zuruumlckhaltend beobachtet er sich behutsam an seine dubiosen Versuchskaninchen naumlhert und in erster Linie doch eher ihre Geschichten erzaumlhlt als ein Statement abzugeben scheint NACH WRIEZEN durch die Logik seines Formats dazu ein-zuladen diese Schlussfolgerungen selbststaumlndig zu treffen Und die gibt es hier nicht - weder menschlich noch politisch Hier gibt es in Jugendaumlmtern verstreu-te Babys ausgeatmeten Rauch und ein Schwein das vor einem Auto weglaumluft Emotional mag das beruumlh-ren Vielleicht sollte man jedoch vorsichtig damit sein anhand dieser Bilder Diskussionen anzustoszligen und Meinungen in die Welt zu setzen

Aus dem knast in die realitaumlt bdquoNAch wriezeNldquo ist eine Verfolgung aus Neugier

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text VoN sebAstiAN gutNik

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ir schreiben das Jahr 1983 Eine Geschich-te von Freundschaft und Solidaritaumlt aber auch von Fremdenhass Und mittendrin der

12-jaumlhrige Shaun (Thomas Turgoose) Er ist Halbwaise und lebt zusammen mit seiner Mutter in einer engli-schen Kleinstadt In der Schule laumluft es fuumlr ihn nicht gut Freunde hat er nicht und dann traumlgt er auch noch die uncoolsten Klamotten uumlberhaupt Shaun ist Auszligen-seiter und seine Mitschuumller lassen ihn das auch gewalt-sam spuumlren Als er auf eine Clique aumllterer Jungs trifft die ihn in ihrer Mitte aufnehmen ist er von Herzen gluumlcklich endlich dazugehoumlren zu duumlrfen Doch Shaun bekommt erst mit der Zeit mit Seine neuen Freun-de sind allesamt Skinheads Was das wirklich heiszligt merkt er erst als der wesentlich aumlltere Combo (Stephen Graham) aus dem Knast zuruumlckkehrt Vollgetankt mit extremem Fremdenhass und rassistischer Propaganda bringt er als Anfuumlhrer die Gruppe auf Trapp Nicht alle folgen ihm begeistert doch Shaun tut es ohne zu zouml-gern ndash was nicht ohne Folgen bleibt

THIS IS ENGLAND von Shane Meadows ist untermalt mit Ska- und Reggaemusik Im Gegensatz zum bedruuml-ckenden sozialen Klima im damaligen Thatcherismus wird dadurch eine gewisse Lebendigkeit und Munter-keit vermittelt Teilweise wirkt das Jugenddrama ein wenig klischeehaft und belehrend Auch wenn die Protagonisten allesamt eindrucksvolle Persoumlnlichkei-ten sind kommen die Handlungen oftmals geplant und vorhersehbar ruumlber Dasselbe gilt leider auch fuumlr das Ende Gut gelungen ist die Nicht-Pauschalisierung der Skinhead-Bewegung Es werden ausfuumlhrlich die innere Zerrissenheit und Unterschiede der Szene dar-gestelltThis is England Crsquoest la France Das ist Deutschland Kein Land kann sich ausschlieszligen von den Gefahren eines uumlbersteigerten Nationalismus Auch nicht davon dass vor allem junge Menschen die anderswo keinen Anschluss finden anfaumlllig fuumlr diesen sind Mit gerin-gem Budget ist Meadows eine Inszenierung gelungen die dieses Problem nicht nur oberflaumlchlich ankratzt

bdquothere is a forgotten word a word which means most to me this word is eNglAND A word which stood for power freedom and respect

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vom auszligenseiter zum skinhead

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liver Tate (Craig Roberts) hat es nicht leicht Das Sexleben und die gesamte Be-ziehung seiner Eltern gehen den Bach her-

unter Je mehr Zeit Olivers Mutter (Sally Hawkins) mit ihrer kuumlrzlich im Nebenhaus eingezogenen ersten Liebe verbringt desto mehr verkriecht sich sein Va-ter (grandios Noah Taylor) in seiner Depression und der Unfaumlhigkeit aus seiner Lethargie auszubrechenWie der Vater so der Sohn Die Eroberung der un-populaumlren und mysterioumlsen Jordana (Yasmin Paige) stellt sich fuumlr Oliver als kompliziert dar Die Bezie-hung der beiden auf coole Art Uncoolen wird gepraumlgt von intensiven Gefuumlhlen wie sie nur 15-Jaumlhrige ha-ben koumlnnen und der den Protagonisten eigenen ver-schrobenen stoischen SchuumlchternheitMitten in der Pubertaumlt steckend hat Oliver neben-bei auch noch Selbstfindungsprobleme bdquoI donrsquot quite

know what I am yet Irsquove tried smoking a pipe flip-ping coins listening exclusively to French crooners Irsquove even had a hat phase But nothing stuckrdquo Olivers Ruumlckzugsort aus seiner misslichen Lage ndash Schulbul-lies Herzschmerz Aumlrger zu Hause ndash ist seine Fanta-sie ldquoI find that the only way to get through life is to picture myself in an entirely disconnected realityrdquo

Richard Ayoades im Original gezeigter SUBMARINE ist ein kreativer tragikomischer Coming-Of-Age-Film nach der Buchvorlage von Joe Donthorne der zu ei-nem unbestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit spielt Kassetten Polaroids Liebeskummer und nicht zuletzt der groszligartige Soundtrack von Alex Turner lassen den Zuschauer in eigenen Erinnerungen an die erste groszlige Liebe und Jugendtagen schwelgen Unterhaltend sehenswert und weirdly cool

ldquoshersquos moderately unpopular which makes a romance between the two of us more likely to be seen with her would improve my street credrdquo

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weirdly cool boy meets weirdly cool girl

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text VoN MArie-luise kutzer

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gal in welches moderne Transportmittel Sie sich zum Reisen begeben Je schneller die Reisegeschwindigkeit je raffinierter die Nut-

zung physikalischer Gesetze und je ferner das Ziel sind und je mehr Mitmenschen Sie nicht kennen ndash desto un-sicherer erscheint Ihnen eine Ankunft Und sind desto ungewisser auch Ihre AumlngsteNach kurzer duumlsterer Einstimmung mit Terminalrau-schen im Hintergrund und Schwarz-Weiszlig-Nahaufnah-men der Schluumlsselfiguren kontrolliert die Stewardess routiniert die Fracht an Menschen Schnell blitzen Kli-schees auf Zwei Halbstarke mit Handy und Kaugummi Beruhigungstabletten ein Glas Wasser Ein paar Worte zur Verspaumltung Ein junges Paar mit bdquorelaxingldquo Urlaubs-plaumlnen Ein tiefer Seufzer geschlossene Augen Regis-seur Marcus Richardt verliert sich nicht in Einzelhei-ten er stellt zuumlgig die Situation zwischen Warten und Weiterkommen dar Am Flughafen zusammengewuumlrfelt eingeschlossen von Aluminium liegt das Wohl aller im Geschick eines Piloten irgendwo vorne im Cockpit

So herrscht weder greifbare Entspannung noch An-spannung im Raum bdquoIch versichere Ihnen wir haben alle erforderlichen Maszlignahmen getroffenrdquo kommen-tiert der Pilot in einem Zwischenschnitt die ersten Unregelmaumlszligigkeiten Trotz der schnellen Reaktion der Flugbegleiter legt sich die Unruhe nicht Die Situation scheint dennoch bdquoim Griffldquo Getraumlnke werden serviert das Flugzeug hebt abZwischen der eskalierenden Situation im Flugzeug und den dokumentarischen Interviews mit den beteiligten Charakteren zeichnet sich die wahre Tiefe der Verun-sicherung ab Weder rational noch emotional koumlnnen Pilot oder Stewart die Situation erklaumlren Die Beson-nenheit anderer wirkt nicht im Mindesten deeskalie-rend sondern zeigt nur welch eine starke Kraft Angst sein kann In den 16 Minuten von DER PASSAGIER of-fenbaren sich Unverstaumlndnis und Hilflosigkeit die sich zu Panik steigern und die Opfer- und Taumlterrollen um-drehen Das Praumldikat bdquobesonders wertvollldquo vom Kura-torium junger deutscher Film ist schlichtweg treffend

starten wir das Flugzeug von irgendwo in Deutschland ziel der reise ist teneriffa Der passagierraum fuumlllt sich mit menschlichen Naturen

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setzen anschnallen Klappe halten

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rdquoDeADrdquo hat alles was cool ist pistolen sadomaso rote Autos boumlse bourgeois eine lolita und ein Aquarium

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ie Mutter von Patrick (Tilman Strauszlig) hat sich erhaumlngt Auszliger seinen

rebellischen Kleidern und seinem leeren Blick zeichnet ihn nichts aus Nun will er den finden der an bei-dem Schuld ist ndash seinen vermeintli-chen Vater Das gelingt ihm auch bdquoDadldquo (Thomas Schendel) ist ein uumlberaus boumlser Mensch der seine dunklen Triebe durch SampM und das Betrachten von Fischen auslebt Er hat eine Frau eine Ex-Frau und mit beiden je ein Kind Sie alle prallen in Dads langweiligem buumlrgerli-chem Kosmos aufeinander worauf-hin es und er und sie und Patrick alle fleiszligig zu broumlckeln anfangenBei diesem Broumlckeln koumlnnte man eventuell etwas empfinden falls diese Figuren Menschen waumlren

Leider sind sie aber keine Men-schen was der Regisseur durch die immer wieder aumluszligerst subtil hinein-geworfenen Tiervergleiche zu erklauml-ren versucht Gaumlnse Fische Kaumllber und Kuumlhe werden in Bild und Wort an die Charaktere gekoppelt ndash das macht sie dann nicht langweilig sondern bdquoinstinktgesteuertldquo die Dialoge nicht schlecht sondern bdquoauf das Noumltigste reduziertldquoDas Problem hierbei ist nicht nur dass dies unertraumlglich zu beobach-ten ist Sondern wie man zuneh-mend gezwungen wird zu verste-hen dass Regisseur Sven Halfar uumlberhaupt nichts erzaumlhlen will Er will clever und unkonventionell sein Seine vermeintliche Clever-ness ist jedoch nichts weiter als eine selbstverliebte hastige Collage aus

guten alten Bildern Die verklei-deten Eindringlinge in der heilen Buumlrgerwelt die Hausgegenstaumlnde runterfallen lassen stammen aus Michael Hanekes FUNNY GAMES ihre Coolness und Humor-Gewalt-Verwischung von Tarantino Der Rest ist ein wenig Bourgeoisie-Kritik und ein wenig Oumldipus Unter alldem verbirgt sich wenn man gutmuumltig ist die Weltsicht eines wuumltenden 16-Jaumlhrigen Und wenn man es nicht ist ndash uumlberhaupt nichtsAm besten formuliert es Halfar selbst bdquoIn erster Linie versuche ich ein Gefuumlhl transparent zu ma-chen das meinen eigenen Regeln gehorcht und keinem klaren Genre zugeordnet werden sollldquo Das ist ihm ohne Zweifel gelungen

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14 geDreHt In mv du hast es versprocheN

ugen zu Stellen Sie sich nun bitte den typischen Gruselfilm vor Was sehen Sie Eine Frau in der Badewanne liegend die

mit dem Kopf untertaucht und auf einmal ist uumlberall Blut Einen dunklen nebligen Wald Oder eine alte Villa mit einer spukenden Kinderseele Ja Genau Da brodelt es im Topf der Thriller-Klischees Oder besser gesagt Da koumlchelt lauwarm vom typisch deutschen Kartoffelstampfer zermanscht DU HAST ES VERSPROCHENHanna (Mina Tandler) und Clarissa (Laura de Boer) treffen sich zufaumlllig nach 25 Jahren wieder Mit neun Jahren waren sie beste Freundinnen Spontan ent-schlieszligen sie sich dazu gemeinsam Urlaub zu ma-chen Koffer gepackt und ab geht es auf die Insel auf der sie schon damals die Sommer verbrachten Zusammen mit Hannas kleiner Tochter Lea (Lina Koumlhlert) beziehen sie das ehemalige Feriendomizil das groszlige Haus am Waldrand Doch nach kurzer Zeit ist es vorbei mit der Urlaubsidylle Etwas was die Freundinnen vor vielen Jahren machten scheint

sie einzuholen Woran man das merkt Die Anwoh-ner verhalten sich seltsam es gibt immer wieder verschwommene hell scheinende Ruumlckblenden und dramatische Musik setzt ein Die laumlngst verjaumlhrte Tat ist nicht in Vergessenheit geratenhellipDU HAST ES VERSPROCHEN wirbt mit dem Slo-gan bdquoWeiszligt du noch was du als Kind getan hastldquo Wahrscheinlich werde ich mich nicht besonders lang an diese 102 Minuten erinnern Die schauspie-lerischen Leistungen sind groszligartig In die jungen Darsteller kann man sich hineinversetzen aller-dings nicht in Regisseurin Alexandra Schmidt Am Ende bleibt nur ein Potpourri aus typischen Grusel-szenen vermischt mit Effekthascherei und Meeres-rauschen Vom ewig nachschallenden Echo bis hin zum alten Mann mit der Axt ist alles dabei Schade eigentlich Liebe Frau Schmidt bei der naumlchsten Produktion bitte ein paar Stereotype weniger ein-bauen Dann kommen Ihr Haumlndchen fuumlr Atmosphaumlre und Ihr Gespuumlr fuumlr schauriges Ambiente auch bes-ser zur Geltung

horrorszenen inmitten der wunderschoumlnen kuumlstenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns ndashndashvorhersehbar oder fesselnd

text VoN sophie weNkel

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effekthascherei mit sanftem Meeresrauschen

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15festuNg Halbstark

bdquohoumlr jetzt endlich auf mit dem scheiszlig tod spielenldquo

text VoN keViN sell

spirale der gewalt

ine buumlrgerliche Familie mit groszligzuumlgigem Rei-henhaus in einer ganz

normalen Stadt Halt Der Schein truumlgt Hinter der Bilderbuchfa-milie steckt ein sch reck l iches Geheimnis Der brutale Vater (Peter Lohmey-er) schlaumlgt seine hilflose Frau Johanna (Elisa Essig) und ihre Schwester Moni (Antonia T Pan-kow) houmlren das Leid der Mutter Sie verharren starr im Bett wie Rehe auf dem Feld Der innere Schrei nach Hilfe geht uumlber steinigen Weg uumlber Selbstkritik und endet in der bedingungslosen Abhaumlngigkeit gegenuumlber dem Vater Allein die aumlltere Schwester Claudia (Karoli-ne Herfuth) findet nicht den Mut sich gegen den Vater zu stellen

Doch es gibt Hoffnung Johanna ist verliebt in Christian (Ansgar Goumlbel) den Sohn des gehassten Sportlehrers Er macht ihr Mut und gibt ihr die Kraft die sie

braucht Dennoch geraumlt Johanna in eine tiefe IdentitaumltskriseDer 87-minuumltige Spielfilm FES-TUNG von Regisseurin Kirsi Ma-rie Liimatainen gibt Einblick in die verstoumlrte Welt einer scheinbar heilen Familie Eine Welt die sonst als Ort der Geborgenheit

gilt Laut einer aktuellen Studie sind 25 Prozent aller Frauen und Maumlnner direkte Opfer von haumlusli-cher Gewalt Die Dunkelziffer ist um einiges houmlher Vor allem Kin-

der leiden un-ter der Spirale der Gewalt Ihre Entwick-lung und ihr E rwach sen-werden wer-den extrem beein f luss t das regel-maumlszligige Mit-erleben von Gewalt kann versch iede -ne Auswir-kungen wie

die Nachahmung der Taumlter- und Opferrolle auf ihre eigene Person haben Die Gefahr ist dass sie sich in einer emotionalen Festung verriegeln Abschlieszligend bleibt nur die eindringliche Frage Ist FESTUNG tatsaumlchlich fuumlr Kinder ab 12 Jahren geeignet

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1400 cApitol 3 raquo huDekAMp ndash eiN heiMAtFilM laquo von c V brockhAuseN piA leNz 65 Min ndash D 2012 cApitol 5 raquo silVi laquo von Nico soMMer raquo Felix laquo von ANselM belser 97 Min ndash D 2013 1 Min ndash D 2011

1600 cApitol 2 raquo AM eNDe Der MilchstrAsse laquo von leopolD gruumlN 93 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo NAch wriezeN laquo von DANiel AbMA 97 Min ndash D 2013 cApitol 4 raquo kohlhAAs laquo von AroN lehMANN 90 Min ndash D 20121630 cApitol 5 raquo roNA amp Nele laquo von silViA chiogNA 79 Min ndash D 2013 raquo eNtschulDigeN sie bitte Die kurze stoumlruNg laquo von DAViD M loreNz 13 Min ndash D 20121700 cApitol 1 raquo Der tANgospieler laquo von rolAND graumlF 96 Min ndash CH D 19901745 cApitol 3 raquo uNter bAuerN laquo von Dieter schuMANN 60 Min ndash DDR 1982 raquo kApitaumlN schickeDANz laquo von Dieter schuMANN 24 Min ndash DDR 19841800 cApitol 2 raquo uNpluggeD DAs lebeN guAiA guAiA laquo von sobo swoboDNik 93 Min ndash D 20121830 cApitol 4 raquo NorDstrAND laquo von FloriAN eichiNger 89 Min ndash D 2013 raquo reVerie laquo von V gAgAriN s woNg r wiNcierz 12 Min ndash D 20121900 cApitol 5 raquo DrAusseN ist soMMer laquo raquo Achill laquo von FrieDerike jehN von guDruN krebitz 91 Min ndash CH D 2012 9 Min ndash D 20121945 cApitol 3 fIlMschaumltze aus Mv praumlsentiert von rAlF scheNk 90 Min ndash DEFA-Filmstiftung ndash diverse DDR2100 cApitol 1 raquo Du hAst es VersprocheN laquo von AlexANDrA schMiDt 102 Min ndash D 2012 cApitol 5 raquo Freier FAll laquo von stephAN lAcANt 100 Min ndash D 2012 raquo weNN Die kuumlhe glockeN trAgeN laquo von christiAN guumlNzler 12 Min ndash D 20122130 cApitol 5 raquo DeAD laquo von sVeN hAlFAr raquo Der pAssAgier laquo von MArcus richArDt 104 Min ndash D 2012 15 Min ndash D 2012

2200 cApitol 2 raquo wheres the beer laquo von sigruND koumlhler uND wiltruD bAier 86 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo this is eNglAND ndash eNDe eiNer kiNDheit laquo von shANe MeADows 86 Min ndash englische Originalversion mit Untertitel ndash GB 2006

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UNPLUGGEDLEBENGUAIA GUAIA

Regie Sobo SwobodnikDokumentarfilm D 2012 93 min

3Mai 1430 Uhr CAPITOL 3

wwwfilmbuero-mvde

FILME DER KULTURELLEN FILMFOumlRDERUNG MV

progrAMM AM DoNNerstAg

Page 3: filmab! 2013 - Ausgabe #3

3edItorIal WIllkommen

ie Tage verlaufen hier irgendwie immer aumlhnlich Morgens kriechen die Menschen verschlafen aus ihren Betten treffen sich

bei mir in ihrem Redaktionsraum um zu entschei-den welche Filme sie schauen wollen um spaumlter daruumlber zu schreiben Dann gibtrsquos Fruumlhstuumlck und die Arbeit beginnt Zwischendurch gehen einige spazieren mittags kommt die Zeitungen und die Menschen verteilen sie wieder in der Stadt Es herrscht hier ein Kommen und Gehen wie im Bie-nenstock Und meine Menschen sind tatsaumlchlich ziemlich fleiszligig ndash wie die BienenNeben 16 gefuumlllten Seiten haben sie heute auch ein Poster und ein Musikvideo gebastelt Bei so viel kreativer Schaffenskraft erlaubte ich ihnen abends eine kleine Verschnaufpause Wiebke und Kevin gingen ins Konzert einer Band namens Randgrup-pencombo Ich glaube ihnen hat es gut gefallen Wiebke hat erzaumlhlt dass ein paar Leute dort getanzt

haben Das muss ein gutes Zeichen sein Die ande-ren wollten in ein Restaurant um dort uumlber Filme zu reden Das habe ich nicht verstanden Sie koumln-nen doch auch gemuumltlich hier auf dem Sofa uumlber Filme reden oder wie schon in den letzten Tagen am Kuumlchentisch Aber dann haben sie mich in den bdquoStadtkrugldquo mitgenommen Da waren dann schicke Menschen die schon mal Filme gemacht haben und uumlber ihre Arbeit erzaumlhlten Das war ziemlich span-nend Aber es war auch sehr lustig meine Men-schen mal ein bisschen besser kennenzulernen Nach dem Filmtalk im Stadtkrug zogen einige der Menschen mit mir noch zum Freischuumltz Da war es auch sehr gemuumltlich und nett aber ich habe mich dann trotzdem irgendwann abholen lassenDenn auch ein Affe braucht seinen Schlaf

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Gute Nacht Ali

Alis AFFeNtAgebuch tAg 3

4 FestIvalkonzert raNdgruppeNcoMbo

cht Musiker um Heiner Kondschak bespiel-ten am Mittwochabend circa 40 Instumen-te mit Songs von Gerhard Gundermann

Von ldquoGundirdquo kenne ich ein paar Texte von den bis-herigen CDs der Randguppencombo Zu einem Kon-zert hatte ich es bisher noch nicht geschafft Ist al-lerdings auch nicht haumlufig moumlglich denn sie spielen aumluszligerst selten Doch am Mittwochabend haben sie Saal 1 des Capitols zum Fuumlszligewippen gebracht - beim ersten Lied Aber von der Fankurve vor der Buumlhne bis zur Laolawelle im hinteren Parkett wurde spaumlter noch geklatscht gejubelt gepfiffen und aufgehuumlpftAumlhnlich viel war auf der Buumlhne los Denn einfach machen sie es sich nicht den saumlchsischen DDR-Lie-dermacher zu covern Es wechseln Geige Saxophon Schifferklavier Floumlte Trompete und Gitarre immer wieder die Besetzung oder die Position hinter den Mikros So wie es auch immer wieder Soloeinlagen gibt oder Duette die sich zu Quartetten oder zum variosen Zusammenspiel aller neun Combo-Mitglie-

der entwickeln Der Klang wandelt sich von Lied zu LiedVielfaumlltig sind auch die Musizierenden selbst Vor fast 15 Jahren am Landestheater Tuumlbingen vom In-tendanten Heiner Kondschak initiiert haben erst Schauspieler und Theatermitarbeiter im Projekt mit-gemacht Inzwischen ist die Band um einige Perso-nen reicher Neben knackig erzaumlhlten Anekdoten zu Gundi erzaumlhlt Heiner auch wie er selbst in jungen Jahren zum Gitarre spielen gekommen ist In einer Zeit in der Klampfbarden und ihre sinnfreien Texte wie Pilze aus dem Boden schossen Deswegen muss die Randgruppencombo nicht selbst um Worte rin-gen solange sie mit kraumlftigen Gesang und Schwung Gundermanns Aussagen interpretieren kann Was bleibt ist die klare Empfehlung dass man sie unbe-dingt live erleben muss um ein paar gute Musiker-witze und Songs wie das Hochzeitslied von Conny und Gerhard zu houmlren

instrumente Notenstaumlnder und Musiker tummelten sich im buumlhnenlicht und das publikum im parkett tanzte am rand um die stuumlhle herum

text uND bilDer VoN wiebke MAeszlig

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die buumlhne war ganz schoumln voll

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s ist ein duumlsterer Wintertag im Jahre 1968 in der DDR Der Leipziger Historiker und Universitaumltsprofessor Dallow (Michael

Gwisdek) kommt nach anderthalbjaumlhriger Haft wie-der aus dem Gefaumlngnis Der Witz an der Sache ist leider nur dass er um diese 21 Monate seines Lebens durch einen dummen Zufall beraubt wurde Kurz-fristig ersetzte er einen erkrankten Pianisten Ein bdquostaatsfeindlicherldquo Tango bescherte ihm den uner-wuumlnschten Knastaufenthalt Dallow ist verbittert uumlber sein erlittenes Unrecht Er moumlchte Licht ins Dunkel bringen doch dabei wird ihm keine freie Bahn ge-lassen und es kommt zu vielen kleinen Komplikatio-nen Er wird dabei zu einem ungluumlcklichen Zyniker an dem die wichtigen politischen Ereignisse wie der Prager Fruumlhling unbeachtet vorbeiziehen Durch sei-ne Resignation geht auch seine Beziehung zu Elke (Corinna Harfouch) in die Bruumlche Der gescheiterte Professor zieht fuumlr den Sommer auf die Insel Hidden-

see bis ihn ein geheimnisvolles Angebot erreichtHauptfigur Dallow ndash authentisch gespielt vom dies-jaumlhrigen Ehrenpreistraumlger Michael Gwisdek ndash fuumlhlt sich sichtlich uumlberfordert von dem uumlberraschenden Wandel seines zuvor geregelten und abgesicherten Lebens Keinerlei Sinn fuumlr Lebensfreude bleibt ihm noch Das schlechte oft verregnete Wetter von dem Roland Graumlfs Drama DER TANGOSPIELER nach der gleichnamigen Erzaumlhlung von Christoph Hein beglei-tet wird spiegelt dies symbolisch wider Praumlgend fuumlr diese DEFA-Produktion von 1990 ist auszligerdem die charakteristisch passende Tango- und Klaviermusik die das unspektakulaumlre Geschehen untermalt Scha-de nur dass die Ton- und Bildqualitaumlt zeitweise ver-zerrt ist Die Handlung scheint sich uumlber Stunden zu ziehen und nach einem wirklichen Fazit einer Moral oder wenigstens etwas das man als Zuschauer aus DER TANGOSPIELER mitnehmen kann sucht man vergeblich

bdquoDie zukunft ist doch in diesem lande vermutlich nur die Verlaumlngerung dessen was man gerade machtldquo

text VoN jette kleiNDieNst

der taNgospIeler Hommage

schlechtes wetter im osten

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6 kurzFIlm achIll

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edankenlesen koumlnnen Menschen noch nicht also bleibt uns nur die Kunst Mit ihr lassen sich Ideen Traumlume Erinnerungen

und die eigenen persoumlnlichen Denkschnipsel festhal-ten Der nach auszligen stille Mischbehaumllter zwischen den eigenen Ohren braucht aber Hilfsmittel um Ge-dachtes und Gefuumlhle fuumlr Andere darzustellen Das Eingeschlossene befreien darstellen und vor allem festhaltenDenn Gedanken verblassen sind unscharf durchein-ander und verwirrend Wie auch das Animationsfilm-chen ACHILL ndash Illustratorin und Animatorin Gudrun Krebitz wirft die Zuschauer in ihre melancholisch-bunte Diplomarbeit und erlaubt dabei mehrere vo-yeuristische Augenblicke in ein intimes Skizzenbuch Die 32-jaumlhrige Kuumlnstlerin versteht ihr Handwerk und entwirft eine fantasievolle Gedankenwelt mithilfe von Feder Tusche Papier und Kamera Die Montage von realen zerhackten Filmaufnahmen vermischt sich mit bemalten Portraits und sensiblen Zeichnungen Diese visuelle Wanderung auf fleckigem Papier oft verzerrt

und truumlb zeigt immer wieder eine nackte Frau in al-len Lebenslagen Trinken schlafen uumlber den Partner nachdenken weinend liebend gruumlbelnd und sich selbst zeichnendDiese Figur kommentiert dichtet und monologisiert das Sichtbare und sich selbst mit der rauchigen Stim-me von Nicolette Krebitz in einem sympathischen Englisch mit deutschem Akzent Dazu eine fluumlsternde Maumldchenstimme das innere Kind der Figur welches mit ihrer Meinung zum Schmunzeln anregt Vertraute Selbstzweifel Fragen und das unklare eigene Selbst-bild werden wechselnd eingeworfen und verblassen schnell wieder Das Selbstgespraumlch stuumltzt aber die bewegten Bilder faumlngt sie auf und hilft dem Betrach-ter das blinkende Mosaik einzuordnenDer gelungene Film ist ein naher Blick uumlber die Schulter der arbeitenden Kuumlnstlerin und zugleich ein intimer Zugang zu ihrem moumlglichen Alter-Ego auf Pa-pier Verschwommen sprunghaft und doch sehr nahe ndash wie Gedankenlesen sich wohl irgendwann anfuumlhlen koumlnnte

eine junge Frau zeichnet sich selbst ndashndashihr intimes gedankenchaos das innerefragende kind und die beziehung zu ihrem Freund ein seelentrip auf papier

text VoN DANiel Focke

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denken ist langweilig wenn es keiner sieht

7drausseN Ist soMMer spIelFIlm

in Umzug bringt im-mer Freud und Leid Wanda (Maria Dragus)

zieht mit ihren Eltern und ihren beiden juumlngeren Geschwistern von Stuttgart in die Schweiz An-fangsschwierigkeiten scheinen normal die Eltern sehr verliebt und der Garten riesig und schoumln Dann kommt die Schule und so-mit der erste Daumlmpfer fuumlr Wan-da aber laumluft es nicht so rosig Ein Ereignis folgt dem naumlchsten und das Schweigen von Bruder Bubi immer groumlszliger Der Sommer scheint erstickend und unertraumlg-lich Das Misstrauen von Wandas Mutter Anna (Nicolette Krebitz) gegenuumlber ihrem Mann Joachim (Wolfram Koch) flammt wieder auf und zerschlaumlgt beide Wanda sucht Anerkennung und findet sie nur beim seltsamen Nachbarn Hannes (Philippe Graber) doch schlieszliglich fluumlchtet sieBetaumlubt und zuruumlckgeschlagen

von zahlreichen Misserfolgen Sorgen und Kraumlnkungen verliert sich jeder in seinen Problemen Alle drehen die Musik lauter um ihren inneren Sorgen nicht mehr lauschen zu muumlssen Es kommt der Moment an dem Wanda be-greifen muss dass sie die verlo-ren gegangenen Gefuumlhle ihrer El-tern nicht zuruumlckholen kann und man sich an manchen Orten wohl nie einleben wirdMit DRAUSSEN IST SOMMER schafft Friederike Jehn ein be-druumlckendes Familiendrama das weder Blauaumlugigkeit noch uumlber-zogene Dramatik aufweist Be-

sonders Maria Dragus bereits bekannt aus dem Film DAS WEI-SSE BAND als Pfarrerstochter Klara sticht im Ensemble heraus Obwohl sie zuruumlckhaltend agiert muss sie in ihrer Rolle als Wanda Reife beweisen und versuchen das Gleichgewicht der Familie wiederherzustellen Waumlhrend des gesamten Films zweifelt man nicht ein einziges Mal an der Glaubwuumlrdigkeit ihrer Darstel-lung Eine perfekte Besetzung und eine hervorragende Nach-wuchsschauspielerin die man von nun an hoffentlich haumlufiger auf der Leinwand sehen wird

wanda und ihre Familie suchen nach einem Neu-anfang doch begeben sich stattdessen auf die naumlchste talfahrt mit bit-tersuumlszligem beigeschmack

text VoN heleNe tiMM

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wollt ihrs houmlren b

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dnan ist 22 Jahre alt Student und lebt im sechsten Stock eines Blocks am Rande Luuml-becks Hudekamp ist ein sozialer Brenn-

punkt wie es politisch korrekt heiszligt Doch bedeutet bdquoam Rande der Stadtldquo auch bdquoam Rande der Gesell-schaftldquoUumlber 20 Stockwerke sind gefuumlllt mit Schicksalen und Erinnerungen die meisten davon freudlos und be-truumlblich So viele so unterschiedliche Leben die nur durch duumlnne Waumlnde getrennt werden Zum Beispiel der Ex-Neonazi der von harten Drogen auf Alkohol umgestiegen ist aber sich trotzdem liebevoll um die altersschwache Annemie kuumlmmert Oder der 12-jaumlh-rige Ibo der auf seine Geschwister aufpassen muss seit sein Vater gestorben ist Oder Ramona und Kars-ten die aus Angst vor Auslaumlndern noch extra Sicher-heitsmaszlignahmen ergreifen Oder oder oder Nur der Hausmeister weiszlig irgendwie uumlber alle Bescheid Wie in einer Schaltzentrale blickt Klaus auf die vie-len Monitore mit Bildern der Uumlberwachungskameras

Als wuumlrden verschiedene Leitungen im Wechsel- oder Gleichstrom laufen und an diesem einen Punkt zu-sammentreffen ndash im Erdgeschoss des HochhausesPia-Luisa Lenz und Christian von Brockhausen zei-gen in ihrem Dokumentarfilm HUDEKAMP ndash EIN HEIMATFILM ernuumlchternd ehrliche Wahrheit In Se-kundenschnelle schlaumlgt die bedruumlckende Atmosphaumlre auch auf den Zuschauer um Durch packende Nahauf-nahmen und abwechslungsreichen Schnitt bleiben die Auge an der Leinwand kleben Und wegen der State-ments der Bewohner bei denen man weinen schrei-en und den Kopf schuumltteln moumlchte Gleichzeitig Wer den Kinosaal mit der Erwartung betritt Hoffnungs-schimmer inmitten von grauer Tristesse zu finden wird enttaumluscht Eine neue Sicht auf Altbekanntes Auf Kommentare oder Wertung durch Auszligenstehende wird komplett verzichtet Ist es also ein Blick auf den Rand der Gesellschaft Eher die Momentaufnahme eines eigenen kleinen Kosmos

ein heimatfilm fernab von Musikantenstadl Familienidylle und sorglosigkeit

text VoN sophie weNkel

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hier gibt es Nette boumlse und ganz boumlse

DokumentarFIlm hudeKaMp ndash eIN heIMatfIlM

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arcel will nicht dass seine Freundin eine neue Wasserflasche anfaumlngt bevor die bereits angefangene leer gemacht wurde

Marcel besteht darauf Seine Freundin lacht Er laumlsst nicht locker Seine Freundin gehorcht und trinkt die alte Flasche gehorsam leer Marcel saszlig sieben Jahre im Gefaumlngnis Als er 18 war verschleppte er mit zwei Freunden einen Jugendlichen in eine Schweinemast-anlage und folterte ihn stundenlang Dann lieszligen sie ihn auf eine Steinkante beiszligen sprangen ihm auf dem Kopf und versteckten die LeicheNeben dem einst rechtsextremen Marcel folgt die Kamera zwei anderen kriminellen Jugendlichen nach ihrer Entlassung aus der Brandenburger JVA Wrie-zen Einer war Dealer und hat ein Foto von Obama in seiner Zelle Ein anderer saszlig wegen schwerer Koumlr-perverletzungNach Ende ihrer Haft versuchen die drei sich in Bran-denburg einzuleben oder zumindest zu funktionieren

Die Frage nach der Moumlglichkeit dessen haumlngt von vornherein schwer uumlber all ihren Schneeballschlach-ten Raucherpausen und KarussellfahrtenSie alle kriegen Jobs Freundinnen Kinder Ihre Reak-tionen hierauf haben stellenweise Gemeinsamkeiten Doch obwohl der Film zuruumlckhaltend beobachtet er sich behutsam an seine dubiosen Versuchskaninchen naumlhert und in erster Linie doch eher ihre Geschichten erzaumlhlt als ein Statement abzugeben scheint NACH WRIEZEN durch die Logik seines Formats dazu ein-zuladen diese Schlussfolgerungen selbststaumlndig zu treffen Und die gibt es hier nicht - weder menschlich noch politisch Hier gibt es in Jugendaumlmtern verstreu-te Babys ausgeatmeten Rauch und ein Schwein das vor einem Auto weglaumluft Emotional mag das beruumlh-ren Vielleicht sollte man jedoch vorsichtig damit sein anhand dieser Bilder Diskussionen anzustoszligen und Meinungen in die Welt zu setzen

Aus dem knast in die realitaumlt bdquoNAch wriezeNldquo ist eine Verfolgung aus Neugier

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Nach wrIezeN ndash eIN fIlM uumlber das lebeN Nach der haft DokumentarFIlm

text VoN sebAstiAN gutNik

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ir schreiben das Jahr 1983 Eine Geschich-te von Freundschaft und Solidaritaumlt aber auch von Fremdenhass Und mittendrin der

12-jaumlhrige Shaun (Thomas Turgoose) Er ist Halbwaise und lebt zusammen mit seiner Mutter in einer engli-schen Kleinstadt In der Schule laumluft es fuumlr ihn nicht gut Freunde hat er nicht und dann traumlgt er auch noch die uncoolsten Klamotten uumlberhaupt Shaun ist Auszligen-seiter und seine Mitschuumller lassen ihn das auch gewalt-sam spuumlren Als er auf eine Clique aumllterer Jungs trifft die ihn in ihrer Mitte aufnehmen ist er von Herzen gluumlcklich endlich dazugehoumlren zu duumlrfen Doch Shaun bekommt erst mit der Zeit mit Seine neuen Freun-de sind allesamt Skinheads Was das wirklich heiszligt merkt er erst als der wesentlich aumlltere Combo (Stephen Graham) aus dem Knast zuruumlckkehrt Vollgetankt mit extremem Fremdenhass und rassistischer Propaganda bringt er als Anfuumlhrer die Gruppe auf Trapp Nicht alle folgen ihm begeistert doch Shaun tut es ohne zu zouml-gern ndash was nicht ohne Folgen bleibt

THIS IS ENGLAND von Shane Meadows ist untermalt mit Ska- und Reggaemusik Im Gegensatz zum bedruuml-ckenden sozialen Klima im damaligen Thatcherismus wird dadurch eine gewisse Lebendigkeit und Munter-keit vermittelt Teilweise wirkt das Jugenddrama ein wenig klischeehaft und belehrend Auch wenn die Protagonisten allesamt eindrucksvolle Persoumlnlichkei-ten sind kommen die Handlungen oftmals geplant und vorhersehbar ruumlber Dasselbe gilt leider auch fuumlr das Ende Gut gelungen ist die Nicht-Pauschalisierung der Skinhead-Bewegung Es werden ausfuumlhrlich die innere Zerrissenheit und Unterschiede der Szene dar-gestelltThis is England Crsquoest la France Das ist Deutschland Kein Land kann sich ausschlieszligen von den Gefahren eines uumlbersteigerten Nationalismus Auch nicht davon dass vor allem junge Menschen die anderswo keinen Anschluss finden anfaumlllig fuumlr diesen sind Mit gerin-gem Budget ist Meadows eine Inszenierung gelungen die dieses Problem nicht nur oberflaumlchlich ankratzt

bdquothere is a forgotten word a word which means most to me this word is eNglAND A word which stood for power freedom and respect

text VoN jette kleiNDieNst

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vom auszligenseiter zum skinhead

laumlnDerreIHe grossbrItannIen thIs Is eNglaNd

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liver Tate (Craig Roberts) hat es nicht leicht Das Sexleben und die gesamte Be-ziehung seiner Eltern gehen den Bach her-

unter Je mehr Zeit Olivers Mutter (Sally Hawkins) mit ihrer kuumlrzlich im Nebenhaus eingezogenen ersten Liebe verbringt desto mehr verkriecht sich sein Va-ter (grandios Noah Taylor) in seiner Depression und der Unfaumlhigkeit aus seiner Lethargie auszubrechenWie der Vater so der Sohn Die Eroberung der un-populaumlren und mysterioumlsen Jordana (Yasmin Paige) stellt sich fuumlr Oliver als kompliziert dar Die Bezie-hung der beiden auf coole Art Uncoolen wird gepraumlgt von intensiven Gefuumlhlen wie sie nur 15-Jaumlhrige ha-ben koumlnnen und der den Protagonisten eigenen ver-schrobenen stoischen SchuumlchternheitMitten in der Pubertaumlt steckend hat Oliver neben-bei auch noch Selbstfindungsprobleme bdquoI donrsquot quite

know what I am yet Irsquove tried smoking a pipe flip-ping coins listening exclusively to French crooners Irsquove even had a hat phase But nothing stuckrdquo Olivers Ruumlckzugsort aus seiner misslichen Lage ndash Schulbul-lies Herzschmerz Aumlrger zu Hause ndash ist seine Fanta-sie ldquoI find that the only way to get through life is to picture myself in an entirely disconnected realityrdquo

Richard Ayoades im Original gezeigter SUBMARINE ist ein kreativer tragikomischer Coming-Of-Age-Film nach der Buchvorlage von Joe Donthorne der zu ei-nem unbestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit spielt Kassetten Polaroids Liebeskummer und nicht zuletzt der groszligartige Soundtrack von Alex Turner lassen den Zuschauer in eigenen Erinnerungen an die erste groszlige Liebe und Jugendtagen schwelgen Unterhaltend sehenswert und weirdly cool

ldquoshersquos moderately unpopular which makes a romance between the two of us more likely to be seen with her would improve my street credrdquo

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weirdly cool boy meets weirdly cool girl

subMarINe laumlnDerreIHe grossbrItannIen

text VoN MArie-luise kutzer

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gal in welches moderne Transportmittel Sie sich zum Reisen begeben Je schneller die Reisegeschwindigkeit je raffinierter die Nut-

zung physikalischer Gesetze und je ferner das Ziel sind und je mehr Mitmenschen Sie nicht kennen ndash desto un-sicherer erscheint Ihnen eine Ankunft Und sind desto ungewisser auch Ihre AumlngsteNach kurzer duumlsterer Einstimmung mit Terminalrau-schen im Hintergrund und Schwarz-Weiszlig-Nahaufnah-men der Schluumlsselfiguren kontrolliert die Stewardess routiniert die Fracht an Menschen Schnell blitzen Kli-schees auf Zwei Halbstarke mit Handy und Kaugummi Beruhigungstabletten ein Glas Wasser Ein paar Worte zur Verspaumltung Ein junges Paar mit bdquorelaxingldquo Urlaubs-plaumlnen Ein tiefer Seufzer geschlossene Augen Regis-seur Marcus Richardt verliert sich nicht in Einzelhei-ten er stellt zuumlgig die Situation zwischen Warten und Weiterkommen dar Am Flughafen zusammengewuumlrfelt eingeschlossen von Aluminium liegt das Wohl aller im Geschick eines Piloten irgendwo vorne im Cockpit

So herrscht weder greifbare Entspannung noch An-spannung im Raum bdquoIch versichere Ihnen wir haben alle erforderlichen Maszlignahmen getroffenrdquo kommen-tiert der Pilot in einem Zwischenschnitt die ersten Unregelmaumlszligigkeiten Trotz der schnellen Reaktion der Flugbegleiter legt sich die Unruhe nicht Die Situation scheint dennoch bdquoim Griffldquo Getraumlnke werden serviert das Flugzeug hebt abZwischen der eskalierenden Situation im Flugzeug und den dokumentarischen Interviews mit den beteiligten Charakteren zeichnet sich die wahre Tiefe der Verun-sicherung ab Weder rational noch emotional koumlnnen Pilot oder Stewart die Situation erklaumlren Die Beson-nenheit anderer wirkt nicht im Mindesten deeskalie-rend sondern zeigt nur welch eine starke Kraft Angst sein kann In den 16 Minuten von DER PASSAGIER of-fenbaren sich Unverstaumlndnis und Hilflosigkeit die sich zu Panik steigern und die Opfer- und Taumlterrollen um-drehen Das Praumldikat bdquobesonders wertvollldquo vom Kura-torium junger deutscher Film ist schlichtweg treffend

starten wir das Flugzeug von irgendwo in Deutschland ziel der reise ist teneriffa Der passagierraum fuumlllt sich mit menschlichen Naturen

text VoN wiebke MAeszlig

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setzen anschnallen Klappe halten

kurzFIlm der passagIer

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rdquoDeADrdquo hat alles was cool ist pistolen sadomaso rote Autos boumlse bourgeois eine lolita und ein Aquarium

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funny fiction pulpy games

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ie Mutter von Patrick (Tilman Strauszlig) hat sich erhaumlngt Auszliger seinen

rebellischen Kleidern und seinem leeren Blick zeichnet ihn nichts aus Nun will er den finden der an bei-dem Schuld ist ndash seinen vermeintli-chen Vater Das gelingt ihm auch bdquoDadldquo (Thomas Schendel) ist ein uumlberaus boumlser Mensch der seine dunklen Triebe durch SampM und das Betrachten von Fischen auslebt Er hat eine Frau eine Ex-Frau und mit beiden je ein Kind Sie alle prallen in Dads langweiligem buumlrgerli-chem Kosmos aufeinander worauf-hin es und er und sie und Patrick alle fleiszligig zu broumlckeln anfangenBei diesem Broumlckeln koumlnnte man eventuell etwas empfinden falls diese Figuren Menschen waumlren

Leider sind sie aber keine Men-schen was der Regisseur durch die immer wieder aumluszligerst subtil hinein-geworfenen Tiervergleiche zu erklauml-ren versucht Gaumlnse Fische Kaumllber und Kuumlhe werden in Bild und Wort an die Charaktere gekoppelt ndash das macht sie dann nicht langweilig sondern bdquoinstinktgesteuertldquo die Dialoge nicht schlecht sondern bdquoauf das Noumltigste reduziertldquoDas Problem hierbei ist nicht nur dass dies unertraumlglich zu beobach-ten ist Sondern wie man zuneh-mend gezwungen wird zu verste-hen dass Regisseur Sven Halfar uumlberhaupt nichts erzaumlhlen will Er will clever und unkonventionell sein Seine vermeintliche Clever-ness ist jedoch nichts weiter als eine selbstverliebte hastige Collage aus

guten alten Bildern Die verklei-deten Eindringlinge in der heilen Buumlrgerwelt die Hausgegenstaumlnde runterfallen lassen stammen aus Michael Hanekes FUNNY GAMES ihre Coolness und Humor-Gewalt-Verwischung von Tarantino Der Rest ist ein wenig Bourgeoisie-Kritik und ein wenig Oumldipus Unter alldem verbirgt sich wenn man gutmuumltig ist die Weltsicht eines wuumltenden 16-Jaumlhrigen Und wenn man es nicht ist ndash uumlberhaupt nichtsAm besten formuliert es Halfar selbst bdquoIn erster Linie versuche ich ein Gefuumlhl transparent zu ma-chen das meinen eigenen Regeln gehorcht und keinem klaren Genre zugeordnet werden sollldquo Das ist ihm ohne Zweifel gelungen

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14 geDreHt In mv du hast es versprocheN

ugen zu Stellen Sie sich nun bitte den typischen Gruselfilm vor Was sehen Sie Eine Frau in der Badewanne liegend die

mit dem Kopf untertaucht und auf einmal ist uumlberall Blut Einen dunklen nebligen Wald Oder eine alte Villa mit einer spukenden Kinderseele Ja Genau Da brodelt es im Topf der Thriller-Klischees Oder besser gesagt Da koumlchelt lauwarm vom typisch deutschen Kartoffelstampfer zermanscht DU HAST ES VERSPROCHENHanna (Mina Tandler) und Clarissa (Laura de Boer) treffen sich zufaumlllig nach 25 Jahren wieder Mit neun Jahren waren sie beste Freundinnen Spontan ent-schlieszligen sie sich dazu gemeinsam Urlaub zu ma-chen Koffer gepackt und ab geht es auf die Insel auf der sie schon damals die Sommer verbrachten Zusammen mit Hannas kleiner Tochter Lea (Lina Koumlhlert) beziehen sie das ehemalige Feriendomizil das groszlige Haus am Waldrand Doch nach kurzer Zeit ist es vorbei mit der Urlaubsidylle Etwas was die Freundinnen vor vielen Jahren machten scheint

sie einzuholen Woran man das merkt Die Anwoh-ner verhalten sich seltsam es gibt immer wieder verschwommene hell scheinende Ruumlckblenden und dramatische Musik setzt ein Die laumlngst verjaumlhrte Tat ist nicht in Vergessenheit geratenhellipDU HAST ES VERSPROCHEN wirbt mit dem Slo-gan bdquoWeiszligt du noch was du als Kind getan hastldquo Wahrscheinlich werde ich mich nicht besonders lang an diese 102 Minuten erinnern Die schauspie-lerischen Leistungen sind groszligartig In die jungen Darsteller kann man sich hineinversetzen aller-dings nicht in Regisseurin Alexandra Schmidt Am Ende bleibt nur ein Potpourri aus typischen Grusel-szenen vermischt mit Effekthascherei und Meeres-rauschen Vom ewig nachschallenden Echo bis hin zum alten Mann mit der Axt ist alles dabei Schade eigentlich Liebe Frau Schmidt bei der naumlchsten Produktion bitte ein paar Stereotype weniger ein-bauen Dann kommen Ihr Haumlndchen fuumlr Atmosphaumlre und Ihr Gespuumlr fuumlr schauriges Ambiente auch bes-ser zur Geltung

horrorszenen inmitten der wunderschoumlnen kuumlstenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns ndashndashvorhersehbar oder fesselnd

text VoN sophie weNkel

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effekthascherei mit sanftem Meeresrauschen

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15festuNg Halbstark

bdquohoumlr jetzt endlich auf mit dem scheiszlig tod spielenldquo

text VoN keViN sell

spirale der gewalt

ine buumlrgerliche Familie mit groszligzuumlgigem Rei-henhaus in einer ganz

normalen Stadt Halt Der Schein truumlgt Hinter der Bilderbuchfa-milie steckt ein sch reck l iches Geheimnis Der brutale Vater (Peter Lohmey-er) schlaumlgt seine hilflose Frau Johanna (Elisa Essig) und ihre Schwester Moni (Antonia T Pan-kow) houmlren das Leid der Mutter Sie verharren starr im Bett wie Rehe auf dem Feld Der innere Schrei nach Hilfe geht uumlber steinigen Weg uumlber Selbstkritik und endet in der bedingungslosen Abhaumlngigkeit gegenuumlber dem Vater Allein die aumlltere Schwester Claudia (Karoli-ne Herfuth) findet nicht den Mut sich gegen den Vater zu stellen

Doch es gibt Hoffnung Johanna ist verliebt in Christian (Ansgar Goumlbel) den Sohn des gehassten Sportlehrers Er macht ihr Mut und gibt ihr die Kraft die sie

braucht Dennoch geraumlt Johanna in eine tiefe IdentitaumltskriseDer 87-minuumltige Spielfilm FES-TUNG von Regisseurin Kirsi Ma-rie Liimatainen gibt Einblick in die verstoumlrte Welt einer scheinbar heilen Familie Eine Welt die sonst als Ort der Geborgenheit

gilt Laut einer aktuellen Studie sind 25 Prozent aller Frauen und Maumlnner direkte Opfer von haumlusli-cher Gewalt Die Dunkelziffer ist um einiges houmlher Vor allem Kin-

der leiden un-ter der Spirale der Gewalt Ihre Entwick-lung und ihr E rwach sen-werden wer-den extrem beein f luss t das regel-maumlszligige Mit-erleben von Gewalt kann versch iede -ne Auswir-kungen wie

die Nachahmung der Taumlter- und Opferrolle auf ihre eigene Person haben Die Gefahr ist dass sie sich in einer emotionalen Festung verriegeln Abschlieszligend bleibt nur die eindringliche Frage Ist FESTUNG tatsaumlchlich fuumlr Kinder ab 12 Jahren geeignet

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1400 cApitol 3 raquo huDekAMp ndash eiN heiMAtFilM laquo von c V brockhAuseN piA leNz 65 Min ndash D 2012 cApitol 5 raquo silVi laquo von Nico soMMer raquo Felix laquo von ANselM belser 97 Min ndash D 2013 1 Min ndash D 2011

1600 cApitol 2 raquo AM eNDe Der MilchstrAsse laquo von leopolD gruumlN 93 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo NAch wriezeN laquo von DANiel AbMA 97 Min ndash D 2013 cApitol 4 raquo kohlhAAs laquo von AroN lehMANN 90 Min ndash D 20121630 cApitol 5 raquo roNA amp Nele laquo von silViA chiogNA 79 Min ndash D 2013 raquo eNtschulDigeN sie bitte Die kurze stoumlruNg laquo von DAViD M loreNz 13 Min ndash D 20121700 cApitol 1 raquo Der tANgospieler laquo von rolAND graumlF 96 Min ndash CH D 19901745 cApitol 3 raquo uNter bAuerN laquo von Dieter schuMANN 60 Min ndash DDR 1982 raquo kApitaumlN schickeDANz laquo von Dieter schuMANN 24 Min ndash DDR 19841800 cApitol 2 raquo uNpluggeD DAs lebeN guAiA guAiA laquo von sobo swoboDNik 93 Min ndash D 20121830 cApitol 4 raquo NorDstrAND laquo von FloriAN eichiNger 89 Min ndash D 2013 raquo reVerie laquo von V gAgAriN s woNg r wiNcierz 12 Min ndash D 20121900 cApitol 5 raquo DrAusseN ist soMMer laquo raquo Achill laquo von FrieDerike jehN von guDruN krebitz 91 Min ndash CH D 2012 9 Min ndash D 20121945 cApitol 3 fIlMschaumltze aus Mv praumlsentiert von rAlF scheNk 90 Min ndash DEFA-Filmstiftung ndash diverse DDR2100 cApitol 1 raquo Du hAst es VersprocheN laquo von AlexANDrA schMiDt 102 Min ndash D 2012 cApitol 5 raquo Freier FAll laquo von stephAN lAcANt 100 Min ndash D 2012 raquo weNN Die kuumlhe glockeN trAgeN laquo von christiAN guumlNzler 12 Min ndash D 20122130 cApitol 5 raquo DeAD laquo von sVeN hAlFAr raquo Der pAssAgier laquo von MArcus richArDt 104 Min ndash D 2012 15 Min ndash D 2012

2200 cApitol 2 raquo wheres the beer laquo von sigruND koumlhler uND wiltruD bAier 86 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo this is eNglAND ndash eNDe eiNer kiNDheit laquo von shANe MeADows 86 Min ndash englische Originalversion mit Untertitel ndash GB 2006

ANzeige

UNPLUGGEDLEBENGUAIA GUAIA

Regie Sobo SwobodnikDokumentarfilm D 2012 93 min

3Mai 1430 Uhr CAPITOL 3

wwwfilmbuero-mvde

FILME DER KULTURELLEN FILMFOumlRDERUNG MV

progrAMM AM DoNNerstAg

Page 4: filmab! 2013 - Ausgabe #3

4 FestIvalkonzert raNdgruppeNcoMbo

cht Musiker um Heiner Kondschak bespiel-ten am Mittwochabend circa 40 Instumen-te mit Songs von Gerhard Gundermann

Von ldquoGundirdquo kenne ich ein paar Texte von den bis-herigen CDs der Randguppencombo Zu einem Kon-zert hatte ich es bisher noch nicht geschafft Ist al-lerdings auch nicht haumlufig moumlglich denn sie spielen aumluszligerst selten Doch am Mittwochabend haben sie Saal 1 des Capitols zum Fuumlszligewippen gebracht - beim ersten Lied Aber von der Fankurve vor der Buumlhne bis zur Laolawelle im hinteren Parkett wurde spaumlter noch geklatscht gejubelt gepfiffen und aufgehuumlpftAumlhnlich viel war auf der Buumlhne los Denn einfach machen sie es sich nicht den saumlchsischen DDR-Lie-dermacher zu covern Es wechseln Geige Saxophon Schifferklavier Floumlte Trompete und Gitarre immer wieder die Besetzung oder die Position hinter den Mikros So wie es auch immer wieder Soloeinlagen gibt oder Duette die sich zu Quartetten oder zum variosen Zusammenspiel aller neun Combo-Mitglie-

der entwickeln Der Klang wandelt sich von Lied zu LiedVielfaumlltig sind auch die Musizierenden selbst Vor fast 15 Jahren am Landestheater Tuumlbingen vom In-tendanten Heiner Kondschak initiiert haben erst Schauspieler und Theatermitarbeiter im Projekt mit-gemacht Inzwischen ist die Band um einige Perso-nen reicher Neben knackig erzaumlhlten Anekdoten zu Gundi erzaumlhlt Heiner auch wie er selbst in jungen Jahren zum Gitarre spielen gekommen ist In einer Zeit in der Klampfbarden und ihre sinnfreien Texte wie Pilze aus dem Boden schossen Deswegen muss die Randgruppencombo nicht selbst um Worte rin-gen solange sie mit kraumlftigen Gesang und Schwung Gundermanns Aussagen interpretieren kann Was bleibt ist die klare Empfehlung dass man sie unbe-dingt live erleben muss um ein paar gute Musiker-witze und Songs wie das Hochzeitslied von Conny und Gerhard zu houmlren

instrumente Notenstaumlnder und Musiker tummelten sich im buumlhnenlicht und das publikum im parkett tanzte am rand um die stuumlhle herum

text uND bilDer VoN wiebke MAeszlig

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die buumlhne war ganz schoumln voll

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s ist ein duumlsterer Wintertag im Jahre 1968 in der DDR Der Leipziger Historiker und Universitaumltsprofessor Dallow (Michael

Gwisdek) kommt nach anderthalbjaumlhriger Haft wie-der aus dem Gefaumlngnis Der Witz an der Sache ist leider nur dass er um diese 21 Monate seines Lebens durch einen dummen Zufall beraubt wurde Kurz-fristig ersetzte er einen erkrankten Pianisten Ein bdquostaatsfeindlicherldquo Tango bescherte ihm den uner-wuumlnschten Knastaufenthalt Dallow ist verbittert uumlber sein erlittenes Unrecht Er moumlchte Licht ins Dunkel bringen doch dabei wird ihm keine freie Bahn ge-lassen und es kommt zu vielen kleinen Komplikatio-nen Er wird dabei zu einem ungluumlcklichen Zyniker an dem die wichtigen politischen Ereignisse wie der Prager Fruumlhling unbeachtet vorbeiziehen Durch sei-ne Resignation geht auch seine Beziehung zu Elke (Corinna Harfouch) in die Bruumlche Der gescheiterte Professor zieht fuumlr den Sommer auf die Insel Hidden-

see bis ihn ein geheimnisvolles Angebot erreichtHauptfigur Dallow ndash authentisch gespielt vom dies-jaumlhrigen Ehrenpreistraumlger Michael Gwisdek ndash fuumlhlt sich sichtlich uumlberfordert von dem uumlberraschenden Wandel seines zuvor geregelten und abgesicherten Lebens Keinerlei Sinn fuumlr Lebensfreude bleibt ihm noch Das schlechte oft verregnete Wetter von dem Roland Graumlfs Drama DER TANGOSPIELER nach der gleichnamigen Erzaumlhlung von Christoph Hein beglei-tet wird spiegelt dies symbolisch wider Praumlgend fuumlr diese DEFA-Produktion von 1990 ist auszligerdem die charakteristisch passende Tango- und Klaviermusik die das unspektakulaumlre Geschehen untermalt Scha-de nur dass die Ton- und Bildqualitaumlt zeitweise ver-zerrt ist Die Handlung scheint sich uumlber Stunden zu ziehen und nach einem wirklichen Fazit einer Moral oder wenigstens etwas das man als Zuschauer aus DER TANGOSPIELER mitnehmen kann sucht man vergeblich

bdquoDie zukunft ist doch in diesem lande vermutlich nur die Verlaumlngerung dessen was man gerade machtldquo

text VoN jette kleiNDieNst

der taNgospIeler Hommage

schlechtes wetter im osten

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edankenlesen koumlnnen Menschen noch nicht also bleibt uns nur die Kunst Mit ihr lassen sich Ideen Traumlume Erinnerungen

und die eigenen persoumlnlichen Denkschnipsel festhal-ten Der nach auszligen stille Mischbehaumllter zwischen den eigenen Ohren braucht aber Hilfsmittel um Ge-dachtes und Gefuumlhle fuumlr Andere darzustellen Das Eingeschlossene befreien darstellen und vor allem festhaltenDenn Gedanken verblassen sind unscharf durchein-ander und verwirrend Wie auch das Animationsfilm-chen ACHILL ndash Illustratorin und Animatorin Gudrun Krebitz wirft die Zuschauer in ihre melancholisch-bunte Diplomarbeit und erlaubt dabei mehrere vo-yeuristische Augenblicke in ein intimes Skizzenbuch Die 32-jaumlhrige Kuumlnstlerin versteht ihr Handwerk und entwirft eine fantasievolle Gedankenwelt mithilfe von Feder Tusche Papier und Kamera Die Montage von realen zerhackten Filmaufnahmen vermischt sich mit bemalten Portraits und sensiblen Zeichnungen Diese visuelle Wanderung auf fleckigem Papier oft verzerrt

und truumlb zeigt immer wieder eine nackte Frau in al-len Lebenslagen Trinken schlafen uumlber den Partner nachdenken weinend liebend gruumlbelnd und sich selbst zeichnendDiese Figur kommentiert dichtet und monologisiert das Sichtbare und sich selbst mit der rauchigen Stim-me von Nicolette Krebitz in einem sympathischen Englisch mit deutschem Akzent Dazu eine fluumlsternde Maumldchenstimme das innere Kind der Figur welches mit ihrer Meinung zum Schmunzeln anregt Vertraute Selbstzweifel Fragen und das unklare eigene Selbst-bild werden wechselnd eingeworfen und verblassen schnell wieder Das Selbstgespraumlch stuumltzt aber die bewegten Bilder faumlngt sie auf und hilft dem Betrach-ter das blinkende Mosaik einzuordnenDer gelungene Film ist ein naher Blick uumlber die Schulter der arbeitenden Kuumlnstlerin und zugleich ein intimer Zugang zu ihrem moumlglichen Alter-Ego auf Pa-pier Verschwommen sprunghaft und doch sehr nahe ndash wie Gedankenlesen sich wohl irgendwann anfuumlhlen koumlnnte

eine junge Frau zeichnet sich selbst ndashndashihr intimes gedankenchaos das innerefragende kind und die beziehung zu ihrem Freund ein seelentrip auf papier

text VoN DANiel Focke

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denken ist langweilig wenn es keiner sieht

7drausseN Ist soMMer spIelFIlm

in Umzug bringt im-mer Freud und Leid Wanda (Maria Dragus)

zieht mit ihren Eltern und ihren beiden juumlngeren Geschwistern von Stuttgart in die Schweiz An-fangsschwierigkeiten scheinen normal die Eltern sehr verliebt und der Garten riesig und schoumln Dann kommt die Schule und so-mit der erste Daumlmpfer fuumlr Wan-da aber laumluft es nicht so rosig Ein Ereignis folgt dem naumlchsten und das Schweigen von Bruder Bubi immer groumlszliger Der Sommer scheint erstickend und unertraumlg-lich Das Misstrauen von Wandas Mutter Anna (Nicolette Krebitz) gegenuumlber ihrem Mann Joachim (Wolfram Koch) flammt wieder auf und zerschlaumlgt beide Wanda sucht Anerkennung und findet sie nur beim seltsamen Nachbarn Hannes (Philippe Graber) doch schlieszliglich fluumlchtet sieBetaumlubt und zuruumlckgeschlagen

von zahlreichen Misserfolgen Sorgen und Kraumlnkungen verliert sich jeder in seinen Problemen Alle drehen die Musik lauter um ihren inneren Sorgen nicht mehr lauschen zu muumlssen Es kommt der Moment an dem Wanda be-greifen muss dass sie die verlo-ren gegangenen Gefuumlhle ihrer El-tern nicht zuruumlckholen kann und man sich an manchen Orten wohl nie einleben wirdMit DRAUSSEN IST SOMMER schafft Friederike Jehn ein be-druumlckendes Familiendrama das weder Blauaumlugigkeit noch uumlber-zogene Dramatik aufweist Be-

sonders Maria Dragus bereits bekannt aus dem Film DAS WEI-SSE BAND als Pfarrerstochter Klara sticht im Ensemble heraus Obwohl sie zuruumlckhaltend agiert muss sie in ihrer Rolle als Wanda Reife beweisen und versuchen das Gleichgewicht der Familie wiederherzustellen Waumlhrend des gesamten Films zweifelt man nicht ein einziges Mal an der Glaubwuumlrdigkeit ihrer Darstel-lung Eine perfekte Besetzung und eine hervorragende Nach-wuchsschauspielerin die man von nun an hoffentlich haumlufiger auf der Leinwand sehen wird

wanda und ihre Familie suchen nach einem Neu-anfang doch begeben sich stattdessen auf die naumlchste talfahrt mit bit-tersuumlszligem beigeschmack

text VoN heleNe tiMM

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wollt ihrs houmlren b

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dnan ist 22 Jahre alt Student und lebt im sechsten Stock eines Blocks am Rande Luuml-becks Hudekamp ist ein sozialer Brenn-

punkt wie es politisch korrekt heiszligt Doch bedeutet bdquoam Rande der Stadtldquo auch bdquoam Rande der Gesell-schaftldquoUumlber 20 Stockwerke sind gefuumlllt mit Schicksalen und Erinnerungen die meisten davon freudlos und be-truumlblich So viele so unterschiedliche Leben die nur durch duumlnne Waumlnde getrennt werden Zum Beispiel der Ex-Neonazi der von harten Drogen auf Alkohol umgestiegen ist aber sich trotzdem liebevoll um die altersschwache Annemie kuumlmmert Oder der 12-jaumlh-rige Ibo der auf seine Geschwister aufpassen muss seit sein Vater gestorben ist Oder Ramona und Kars-ten die aus Angst vor Auslaumlndern noch extra Sicher-heitsmaszlignahmen ergreifen Oder oder oder Nur der Hausmeister weiszlig irgendwie uumlber alle Bescheid Wie in einer Schaltzentrale blickt Klaus auf die vie-len Monitore mit Bildern der Uumlberwachungskameras

Als wuumlrden verschiedene Leitungen im Wechsel- oder Gleichstrom laufen und an diesem einen Punkt zu-sammentreffen ndash im Erdgeschoss des HochhausesPia-Luisa Lenz und Christian von Brockhausen zei-gen in ihrem Dokumentarfilm HUDEKAMP ndash EIN HEIMATFILM ernuumlchternd ehrliche Wahrheit In Se-kundenschnelle schlaumlgt die bedruumlckende Atmosphaumlre auch auf den Zuschauer um Durch packende Nahauf-nahmen und abwechslungsreichen Schnitt bleiben die Auge an der Leinwand kleben Und wegen der State-ments der Bewohner bei denen man weinen schrei-en und den Kopf schuumltteln moumlchte Gleichzeitig Wer den Kinosaal mit der Erwartung betritt Hoffnungs-schimmer inmitten von grauer Tristesse zu finden wird enttaumluscht Eine neue Sicht auf Altbekanntes Auf Kommentare oder Wertung durch Auszligenstehende wird komplett verzichtet Ist es also ein Blick auf den Rand der Gesellschaft Eher die Momentaufnahme eines eigenen kleinen Kosmos

ein heimatfilm fernab von Musikantenstadl Familienidylle und sorglosigkeit

text VoN sophie weNkel

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hier gibt es Nette boumlse und ganz boumlse

DokumentarFIlm hudeKaMp ndash eIN heIMatfIlM

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arcel will nicht dass seine Freundin eine neue Wasserflasche anfaumlngt bevor die bereits angefangene leer gemacht wurde

Marcel besteht darauf Seine Freundin lacht Er laumlsst nicht locker Seine Freundin gehorcht und trinkt die alte Flasche gehorsam leer Marcel saszlig sieben Jahre im Gefaumlngnis Als er 18 war verschleppte er mit zwei Freunden einen Jugendlichen in eine Schweinemast-anlage und folterte ihn stundenlang Dann lieszligen sie ihn auf eine Steinkante beiszligen sprangen ihm auf dem Kopf und versteckten die LeicheNeben dem einst rechtsextremen Marcel folgt die Kamera zwei anderen kriminellen Jugendlichen nach ihrer Entlassung aus der Brandenburger JVA Wrie-zen Einer war Dealer und hat ein Foto von Obama in seiner Zelle Ein anderer saszlig wegen schwerer Koumlr-perverletzungNach Ende ihrer Haft versuchen die drei sich in Bran-denburg einzuleben oder zumindest zu funktionieren

Die Frage nach der Moumlglichkeit dessen haumlngt von vornherein schwer uumlber all ihren Schneeballschlach-ten Raucherpausen und KarussellfahrtenSie alle kriegen Jobs Freundinnen Kinder Ihre Reak-tionen hierauf haben stellenweise Gemeinsamkeiten Doch obwohl der Film zuruumlckhaltend beobachtet er sich behutsam an seine dubiosen Versuchskaninchen naumlhert und in erster Linie doch eher ihre Geschichten erzaumlhlt als ein Statement abzugeben scheint NACH WRIEZEN durch die Logik seines Formats dazu ein-zuladen diese Schlussfolgerungen selbststaumlndig zu treffen Und die gibt es hier nicht - weder menschlich noch politisch Hier gibt es in Jugendaumlmtern verstreu-te Babys ausgeatmeten Rauch und ein Schwein das vor einem Auto weglaumluft Emotional mag das beruumlh-ren Vielleicht sollte man jedoch vorsichtig damit sein anhand dieser Bilder Diskussionen anzustoszligen und Meinungen in die Welt zu setzen

Aus dem knast in die realitaumlt bdquoNAch wriezeNldquo ist eine Verfolgung aus Neugier

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Nach wrIezeN ndash eIN fIlM uumlber das lebeN Nach der haft DokumentarFIlm

text VoN sebAstiAN gutNik

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ir schreiben das Jahr 1983 Eine Geschich-te von Freundschaft und Solidaritaumlt aber auch von Fremdenhass Und mittendrin der

12-jaumlhrige Shaun (Thomas Turgoose) Er ist Halbwaise und lebt zusammen mit seiner Mutter in einer engli-schen Kleinstadt In der Schule laumluft es fuumlr ihn nicht gut Freunde hat er nicht und dann traumlgt er auch noch die uncoolsten Klamotten uumlberhaupt Shaun ist Auszligen-seiter und seine Mitschuumller lassen ihn das auch gewalt-sam spuumlren Als er auf eine Clique aumllterer Jungs trifft die ihn in ihrer Mitte aufnehmen ist er von Herzen gluumlcklich endlich dazugehoumlren zu duumlrfen Doch Shaun bekommt erst mit der Zeit mit Seine neuen Freun-de sind allesamt Skinheads Was das wirklich heiszligt merkt er erst als der wesentlich aumlltere Combo (Stephen Graham) aus dem Knast zuruumlckkehrt Vollgetankt mit extremem Fremdenhass und rassistischer Propaganda bringt er als Anfuumlhrer die Gruppe auf Trapp Nicht alle folgen ihm begeistert doch Shaun tut es ohne zu zouml-gern ndash was nicht ohne Folgen bleibt

THIS IS ENGLAND von Shane Meadows ist untermalt mit Ska- und Reggaemusik Im Gegensatz zum bedruuml-ckenden sozialen Klima im damaligen Thatcherismus wird dadurch eine gewisse Lebendigkeit und Munter-keit vermittelt Teilweise wirkt das Jugenddrama ein wenig klischeehaft und belehrend Auch wenn die Protagonisten allesamt eindrucksvolle Persoumlnlichkei-ten sind kommen die Handlungen oftmals geplant und vorhersehbar ruumlber Dasselbe gilt leider auch fuumlr das Ende Gut gelungen ist die Nicht-Pauschalisierung der Skinhead-Bewegung Es werden ausfuumlhrlich die innere Zerrissenheit und Unterschiede der Szene dar-gestelltThis is England Crsquoest la France Das ist Deutschland Kein Land kann sich ausschlieszligen von den Gefahren eines uumlbersteigerten Nationalismus Auch nicht davon dass vor allem junge Menschen die anderswo keinen Anschluss finden anfaumlllig fuumlr diesen sind Mit gerin-gem Budget ist Meadows eine Inszenierung gelungen die dieses Problem nicht nur oberflaumlchlich ankratzt

bdquothere is a forgotten word a word which means most to me this word is eNglAND A word which stood for power freedom and respect

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vom auszligenseiter zum skinhead

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liver Tate (Craig Roberts) hat es nicht leicht Das Sexleben und die gesamte Be-ziehung seiner Eltern gehen den Bach her-

unter Je mehr Zeit Olivers Mutter (Sally Hawkins) mit ihrer kuumlrzlich im Nebenhaus eingezogenen ersten Liebe verbringt desto mehr verkriecht sich sein Va-ter (grandios Noah Taylor) in seiner Depression und der Unfaumlhigkeit aus seiner Lethargie auszubrechenWie der Vater so der Sohn Die Eroberung der un-populaumlren und mysterioumlsen Jordana (Yasmin Paige) stellt sich fuumlr Oliver als kompliziert dar Die Bezie-hung der beiden auf coole Art Uncoolen wird gepraumlgt von intensiven Gefuumlhlen wie sie nur 15-Jaumlhrige ha-ben koumlnnen und der den Protagonisten eigenen ver-schrobenen stoischen SchuumlchternheitMitten in der Pubertaumlt steckend hat Oliver neben-bei auch noch Selbstfindungsprobleme bdquoI donrsquot quite

know what I am yet Irsquove tried smoking a pipe flip-ping coins listening exclusively to French crooners Irsquove even had a hat phase But nothing stuckrdquo Olivers Ruumlckzugsort aus seiner misslichen Lage ndash Schulbul-lies Herzschmerz Aumlrger zu Hause ndash ist seine Fanta-sie ldquoI find that the only way to get through life is to picture myself in an entirely disconnected realityrdquo

Richard Ayoades im Original gezeigter SUBMARINE ist ein kreativer tragikomischer Coming-Of-Age-Film nach der Buchvorlage von Joe Donthorne der zu ei-nem unbestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit spielt Kassetten Polaroids Liebeskummer und nicht zuletzt der groszligartige Soundtrack von Alex Turner lassen den Zuschauer in eigenen Erinnerungen an die erste groszlige Liebe und Jugendtagen schwelgen Unterhaltend sehenswert und weirdly cool

ldquoshersquos moderately unpopular which makes a romance between the two of us more likely to be seen with her would improve my street credrdquo

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weirdly cool boy meets weirdly cool girl

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text VoN MArie-luise kutzer

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gal in welches moderne Transportmittel Sie sich zum Reisen begeben Je schneller die Reisegeschwindigkeit je raffinierter die Nut-

zung physikalischer Gesetze und je ferner das Ziel sind und je mehr Mitmenschen Sie nicht kennen ndash desto un-sicherer erscheint Ihnen eine Ankunft Und sind desto ungewisser auch Ihre AumlngsteNach kurzer duumlsterer Einstimmung mit Terminalrau-schen im Hintergrund und Schwarz-Weiszlig-Nahaufnah-men der Schluumlsselfiguren kontrolliert die Stewardess routiniert die Fracht an Menschen Schnell blitzen Kli-schees auf Zwei Halbstarke mit Handy und Kaugummi Beruhigungstabletten ein Glas Wasser Ein paar Worte zur Verspaumltung Ein junges Paar mit bdquorelaxingldquo Urlaubs-plaumlnen Ein tiefer Seufzer geschlossene Augen Regis-seur Marcus Richardt verliert sich nicht in Einzelhei-ten er stellt zuumlgig die Situation zwischen Warten und Weiterkommen dar Am Flughafen zusammengewuumlrfelt eingeschlossen von Aluminium liegt das Wohl aller im Geschick eines Piloten irgendwo vorne im Cockpit

So herrscht weder greifbare Entspannung noch An-spannung im Raum bdquoIch versichere Ihnen wir haben alle erforderlichen Maszlignahmen getroffenrdquo kommen-tiert der Pilot in einem Zwischenschnitt die ersten Unregelmaumlszligigkeiten Trotz der schnellen Reaktion der Flugbegleiter legt sich die Unruhe nicht Die Situation scheint dennoch bdquoim Griffldquo Getraumlnke werden serviert das Flugzeug hebt abZwischen der eskalierenden Situation im Flugzeug und den dokumentarischen Interviews mit den beteiligten Charakteren zeichnet sich die wahre Tiefe der Verun-sicherung ab Weder rational noch emotional koumlnnen Pilot oder Stewart die Situation erklaumlren Die Beson-nenheit anderer wirkt nicht im Mindesten deeskalie-rend sondern zeigt nur welch eine starke Kraft Angst sein kann In den 16 Minuten von DER PASSAGIER of-fenbaren sich Unverstaumlndnis und Hilflosigkeit die sich zu Panik steigern und die Opfer- und Taumlterrollen um-drehen Das Praumldikat bdquobesonders wertvollldquo vom Kura-torium junger deutscher Film ist schlichtweg treffend

starten wir das Flugzeug von irgendwo in Deutschland ziel der reise ist teneriffa Der passagierraum fuumlllt sich mit menschlichen Naturen

text VoN wiebke MAeszlig

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setzen anschnallen Klappe halten

kurzFIlm der passagIer

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rdquoDeADrdquo hat alles was cool ist pistolen sadomaso rote Autos boumlse bourgeois eine lolita und ein Aquarium

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funny fiction pulpy games

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ie Mutter von Patrick (Tilman Strauszlig) hat sich erhaumlngt Auszliger seinen

rebellischen Kleidern und seinem leeren Blick zeichnet ihn nichts aus Nun will er den finden der an bei-dem Schuld ist ndash seinen vermeintli-chen Vater Das gelingt ihm auch bdquoDadldquo (Thomas Schendel) ist ein uumlberaus boumlser Mensch der seine dunklen Triebe durch SampM und das Betrachten von Fischen auslebt Er hat eine Frau eine Ex-Frau und mit beiden je ein Kind Sie alle prallen in Dads langweiligem buumlrgerli-chem Kosmos aufeinander worauf-hin es und er und sie und Patrick alle fleiszligig zu broumlckeln anfangenBei diesem Broumlckeln koumlnnte man eventuell etwas empfinden falls diese Figuren Menschen waumlren

Leider sind sie aber keine Men-schen was der Regisseur durch die immer wieder aumluszligerst subtil hinein-geworfenen Tiervergleiche zu erklauml-ren versucht Gaumlnse Fische Kaumllber und Kuumlhe werden in Bild und Wort an die Charaktere gekoppelt ndash das macht sie dann nicht langweilig sondern bdquoinstinktgesteuertldquo die Dialoge nicht schlecht sondern bdquoauf das Noumltigste reduziertldquoDas Problem hierbei ist nicht nur dass dies unertraumlglich zu beobach-ten ist Sondern wie man zuneh-mend gezwungen wird zu verste-hen dass Regisseur Sven Halfar uumlberhaupt nichts erzaumlhlen will Er will clever und unkonventionell sein Seine vermeintliche Clever-ness ist jedoch nichts weiter als eine selbstverliebte hastige Collage aus

guten alten Bildern Die verklei-deten Eindringlinge in der heilen Buumlrgerwelt die Hausgegenstaumlnde runterfallen lassen stammen aus Michael Hanekes FUNNY GAMES ihre Coolness und Humor-Gewalt-Verwischung von Tarantino Der Rest ist ein wenig Bourgeoisie-Kritik und ein wenig Oumldipus Unter alldem verbirgt sich wenn man gutmuumltig ist die Weltsicht eines wuumltenden 16-Jaumlhrigen Und wenn man es nicht ist ndash uumlberhaupt nichtsAm besten formuliert es Halfar selbst bdquoIn erster Linie versuche ich ein Gefuumlhl transparent zu ma-chen das meinen eigenen Regeln gehorcht und keinem klaren Genre zugeordnet werden sollldquo Das ist ihm ohne Zweifel gelungen

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14 geDreHt In mv du hast es versprocheN

ugen zu Stellen Sie sich nun bitte den typischen Gruselfilm vor Was sehen Sie Eine Frau in der Badewanne liegend die

mit dem Kopf untertaucht und auf einmal ist uumlberall Blut Einen dunklen nebligen Wald Oder eine alte Villa mit einer spukenden Kinderseele Ja Genau Da brodelt es im Topf der Thriller-Klischees Oder besser gesagt Da koumlchelt lauwarm vom typisch deutschen Kartoffelstampfer zermanscht DU HAST ES VERSPROCHENHanna (Mina Tandler) und Clarissa (Laura de Boer) treffen sich zufaumlllig nach 25 Jahren wieder Mit neun Jahren waren sie beste Freundinnen Spontan ent-schlieszligen sie sich dazu gemeinsam Urlaub zu ma-chen Koffer gepackt und ab geht es auf die Insel auf der sie schon damals die Sommer verbrachten Zusammen mit Hannas kleiner Tochter Lea (Lina Koumlhlert) beziehen sie das ehemalige Feriendomizil das groszlige Haus am Waldrand Doch nach kurzer Zeit ist es vorbei mit der Urlaubsidylle Etwas was die Freundinnen vor vielen Jahren machten scheint

sie einzuholen Woran man das merkt Die Anwoh-ner verhalten sich seltsam es gibt immer wieder verschwommene hell scheinende Ruumlckblenden und dramatische Musik setzt ein Die laumlngst verjaumlhrte Tat ist nicht in Vergessenheit geratenhellipDU HAST ES VERSPROCHEN wirbt mit dem Slo-gan bdquoWeiszligt du noch was du als Kind getan hastldquo Wahrscheinlich werde ich mich nicht besonders lang an diese 102 Minuten erinnern Die schauspie-lerischen Leistungen sind groszligartig In die jungen Darsteller kann man sich hineinversetzen aller-dings nicht in Regisseurin Alexandra Schmidt Am Ende bleibt nur ein Potpourri aus typischen Grusel-szenen vermischt mit Effekthascherei und Meeres-rauschen Vom ewig nachschallenden Echo bis hin zum alten Mann mit der Axt ist alles dabei Schade eigentlich Liebe Frau Schmidt bei der naumlchsten Produktion bitte ein paar Stereotype weniger ein-bauen Dann kommen Ihr Haumlndchen fuumlr Atmosphaumlre und Ihr Gespuumlr fuumlr schauriges Ambiente auch bes-ser zur Geltung

horrorszenen inmitten der wunderschoumlnen kuumlstenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns ndashndashvorhersehbar oder fesselnd

text VoN sophie weNkel

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effekthascherei mit sanftem Meeresrauschen

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bdquohoumlr jetzt endlich auf mit dem scheiszlig tod spielenldquo

text VoN keViN sell

spirale der gewalt

ine buumlrgerliche Familie mit groszligzuumlgigem Rei-henhaus in einer ganz

normalen Stadt Halt Der Schein truumlgt Hinter der Bilderbuchfa-milie steckt ein sch reck l iches Geheimnis Der brutale Vater (Peter Lohmey-er) schlaumlgt seine hilflose Frau Johanna (Elisa Essig) und ihre Schwester Moni (Antonia T Pan-kow) houmlren das Leid der Mutter Sie verharren starr im Bett wie Rehe auf dem Feld Der innere Schrei nach Hilfe geht uumlber steinigen Weg uumlber Selbstkritik und endet in der bedingungslosen Abhaumlngigkeit gegenuumlber dem Vater Allein die aumlltere Schwester Claudia (Karoli-ne Herfuth) findet nicht den Mut sich gegen den Vater zu stellen

Doch es gibt Hoffnung Johanna ist verliebt in Christian (Ansgar Goumlbel) den Sohn des gehassten Sportlehrers Er macht ihr Mut und gibt ihr die Kraft die sie

braucht Dennoch geraumlt Johanna in eine tiefe IdentitaumltskriseDer 87-minuumltige Spielfilm FES-TUNG von Regisseurin Kirsi Ma-rie Liimatainen gibt Einblick in die verstoumlrte Welt einer scheinbar heilen Familie Eine Welt die sonst als Ort der Geborgenheit

gilt Laut einer aktuellen Studie sind 25 Prozent aller Frauen und Maumlnner direkte Opfer von haumlusli-cher Gewalt Die Dunkelziffer ist um einiges houmlher Vor allem Kin-

der leiden un-ter der Spirale der Gewalt Ihre Entwick-lung und ihr E rwach sen-werden wer-den extrem beein f luss t das regel-maumlszligige Mit-erleben von Gewalt kann versch iede -ne Auswir-kungen wie

die Nachahmung der Taumlter- und Opferrolle auf ihre eigene Person haben Die Gefahr ist dass sie sich in einer emotionalen Festung verriegeln Abschlieszligend bleibt nur die eindringliche Frage Ist FESTUNG tatsaumlchlich fuumlr Kinder ab 12 Jahren geeignet

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1400 cApitol 3 raquo huDekAMp ndash eiN heiMAtFilM laquo von c V brockhAuseN piA leNz 65 Min ndash D 2012 cApitol 5 raquo silVi laquo von Nico soMMer raquo Felix laquo von ANselM belser 97 Min ndash D 2013 1 Min ndash D 2011

1600 cApitol 2 raquo AM eNDe Der MilchstrAsse laquo von leopolD gruumlN 93 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo NAch wriezeN laquo von DANiel AbMA 97 Min ndash D 2013 cApitol 4 raquo kohlhAAs laquo von AroN lehMANN 90 Min ndash D 20121630 cApitol 5 raquo roNA amp Nele laquo von silViA chiogNA 79 Min ndash D 2013 raquo eNtschulDigeN sie bitte Die kurze stoumlruNg laquo von DAViD M loreNz 13 Min ndash D 20121700 cApitol 1 raquo Der tANgospieler laquo von rolAND graumlF 96 Min ndash CH D 19901745 cApitol 3 raquo uNter bAuerN laquo von Dieter schuMANN 60 Min ndash DDR 1982 raquo kApitaumlN schickeDANz laquo von Dieter schuMANN 24 Min ndash DDR 19841800 cApitol 2 raquo uNpluggeD DAs lebeN guAiA guAiA laquo von sobo swoboDNik 93 Min ndash D 20121830 cApitol 4 raquo NorDstrAND laquo von FloriAN eichiNger 89 Min ndash D 2013 raquo reVerie laquo von V gAgAriN s woNg r wiNcierz 12 Min ndash D 20121900 cApitol 5 raquo DrAusseN ist soMMer laquo raquo Achill laquo von FrieDerike jehN von guDruN krebitz 91 Min ndash CH D 2012 9 Min ndash D 20121945 cApitol 3 fIlMschaumltze aus Mv praumlsentiert von rAlF scheNk 90 Min ndash DEFA-Filmstiftung ndash diverse DDR2100 cApitol 1 raquo Du hAst es VersprocheN laquo von AlexANDrA schMiDt 102 Min ndash D 2012 cApitol 5 raquo Freier FAll laquo von stephAN lAcANt 100 Min ndash D 2012 raquo weNN Die kuumlhe glockeN trAgeN laquo von christiAN guumlNzler 12 Min ndash D 20122130 cApitol 5 raquo DeAD laquo von sVeN hAlFAr raquo Der pAssAgier laquo von MArcus richArDt 104 Min ndash D 2012 15 Min ndash D 2012

2200 cApitol 2 raquo wheres the beer laquo von sigruND koumlhler uND wiltruD bAier 86 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo this is eNglAND ndash eNDe eiNer kiNDheit laquo von shANe MeADows 86 Min ndash englische Originalversion mit Untertitel ndash GB 2006

ANzeige

UNPLUGGEDLEBENGUAIA GUAIA

Regie Sobo SwobodnikDokumentarfilm D 2012 93 min

3Mai 1430 Uhr CAPITOL 3

wwwfilmbuero-mvde

FILME DER KULTURELLEN FILMFOumlRDERUNG MV

progrAMM AM DoNNerstAg

Page 5: filmab! 2013 - Ausgabe #3

5

s ist ein duumlsterer Wintertag im Jahre 1968 in der DDR Der Leipziger Historiker und Universitaumltsprofessor Dallow (Michael

Gwisdek) kommt nach anderthalbjaumlhriger Haft wie-der aus dem Gefaumlngnis Der Witz an der Sache ist leider nur dass er um diese 21 Monate seines Lebens durch einen dummen Zufall beraubt wurde Kurz-fristig ersetzte er einen erkrankten Pianisten Ein bdquostaatsfeindlicherldquo Tango bescherte ihm den uner-wuumlnschten Knastaufenthalt Dallow ist verbittert uumlber sein erlittenes Unrecht Er moumlchte Licht ins Dunkel bringen doch dabei wird ihm keine freie Bahn ge-lassen und es kommt zu vielen kleinen Komplikatio-nen Er wird dabei zu einem ungluumlcklichen Zyniker an dem die wichtigen politischen Ereignisse wie der Prager Fruumlhling unbeachtet vorbeiziehen Durch sei-ne Resignation geht auch seine Beziehung zu Elke (Corinna Harfouch) in die Bruumlche Der gescheiterte Professor zieht fuumlr den Sommer auf die Insel Hidden-

see bis ihn ein geheimnisvolles Angebot erreichtHauptfigur Dallow ndash authentisch gespielt vom dies-jaumlhrigen Ehrenpreistraumlger Michael Gwisdek ndash fuumlhlt sich sichtlich uumlberfordert von dem uumlberraschenden Wandel seines zuvor geregelten und abgesicherten Lebens Keinerlei Sinn fuumlr Lebensfreude bleibt ihm noch Das schlechte oft verregnete Wetter von dem Roland Graumlfs Drama DER TANGOSPIELER nach der gleichnamigen Erzaumlhlung von Christoph Hein beglei-tet wird spiegelt dies symbolisch wider Praumlgend fuumlr diese DEFA-Produktion von 1990 ist auszligerdem die charakteristisch passende Tango- und Klaviermusik die das unspektakulaumlre Geschehen untermalt Scha-de nur dass die Ton- und Bildqualitaumlt zeitweise ver-zerrt ist Die Handlung scheint sich uumlber Stunden zu ziehen und nach einem wirklichen Fazit einer Moral oder wenigstens etwas das man als Zuschauer aus DER TANGOSPIELER mitnehmen kann sucht man vergeblich

bdquoDie zukunft ist doch in diesem lande vermutlich nur die Verlaumlngerung dessen was man gerade machtldquo

text VoN jette kleiNDieNst

der taNgospIeler Hommage

schlechtes wetter im osten

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edankenlesen koumlnnen Menschen noch nicht also bleibt uns nur die Kunst Mit ihr lassen sich Ideen Traumlume Erinnerungen

und die eigenen persoumlnlichen Denkschnipsel festhal-ten Der nach auszligen stille Mischbehaumllter zwischen den eigenen Ohren braucht aber Hilfsmittel um Ge-dachtes und Gefuumlhle fuumlr Andere darzustellen Das Eingeschlossene befreien darstellen und vor allem festhaltenDenn Gedanken verblassen sind unscharf durchein-ander und verwirrend Wie auch das Animationsfilm-chen ACHILL ndash Illustratorin und Animatorin Gudrun Krebitz wirft die Zuschauer in ihre melancholisch-bunte Diplomarbeit und erlaubt dabei mehrere vo-yeuristische Augenblicke in ein intimes Skizzenbuch Die 32-jaumlhrige Kuumlnstlerin versteht ihr Handwerk und entwirft eine fantasievolle Gedankenwelt mithilfe von Feder Tusche Papier und Kamera Die Montage von realen zerhackten Filmaufnahmen vermischt sich mit bemalten Portraits und sensiblen Zeichnungen Diese visuelle Wanderung auf fleckigem Papier oft verzerrt

und truumlb zeigt immer wieder eine nackte Frau in al-len Lebenslagen Trinken schlafen uumlber den Partner nachdenken weinend liebend gruumlbelnd und sich selbst zeichnendDiese Figur kommentiert dichtet und monologisiert das Sichtbare und sich selbst mit der rauchigen Stim-me von Nicolette Krebitz in einem sympathischen Englisch mit deutschem Akzent Dazu eine fluumlsternde Maumldchenstimme das innere Kind der Figur welches mit ihrer Meinung zum Schmunzeln anregt Vertraute Selbstzweifel Fragen und das unklare eigene Selbst-bild werden wechselnd eingeworfen und verblassen schnell wieder Das Selbstgespraumlch stuumltzt aber die bewegten Bilder faumlngt sie auf und hilft dem Betrach-ter das blinkende Mosaik einzuordnenDer gelungene Film ist ein naher Blick uumlber die Schulter der arbeitenden Kuumlnstlerin und zugleich ein intimer Zugang zu ihrem moumlglichen Alter-Ego auf Pa-pier Verschwommen sprunghaft und doch sehr nahe ndash wie Gedankenlesen sich wohl irgendwann anfuumlhlen koumlnnte

eine junge Frau zeichnet sich selbst ndashndashihr intimes gedankenchaos das innerefragende kind und die beziehung zu ihrem Freund ein seelentrip auf papier

text VoN DANiel Focke

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denken ist langweilig wenn es keiner sieht

7drausseN Ist soMMer spIelFIlm

in Umzug bringt im-mer Freud und Leid Wanda (Maria Dragus)

zieht mit ihren Eltern und ihren beiden juumlngeren Geschwistern von Stuttgart in die Schweiz An-fangsschwierigkeiten scheinen normal die Eltern sehr verliebt und der Garten riesig und schoumln Dann kommt die Schule und so-mit der erste Daumlmpfer fuumlr Wan-da aber laumluft es nicht so rosig Ein Ereignis folgt dem naumlchsten und das Schweigen von Bruder Bubi immer groumlszliger Der Sommer scheint erstickend und unertraumlg-lich Das Misstrauen von Wandas Mutter Anna (Nicolette Krebitz) gegenuumlber ihrem Mann Joachim (Wolfram Koch) flammt wieder auf und zerschlaumlgt beide Wanda sucht Anerkennung und findet sie nur beim seltsamen Nachbarn Hannes (Philippe Graber) doch schlieszliglich fluumlchtet sieBetaumlubt und zuruumlckgeschlagen

von zahlreichen Misserfolgen Sorgen und Kraumlnkungen verliert sich jeder in seinen Problemen Alle drehen die Musik lauter um ihren inneren Sorgen nicht mehr lauschen zu muumlssen Es kommt der Moment an dem Wanda be-greifen muss dass sie die verlo-ren gegangenen Gefuumlhle ihrer El-tern nicht zuruumlckholen kann und man sich an manchen Orten wohl nie einleben wirdMit DRAUSSEN IST SOMMER schafft Friederike Jehn ein be-druumlckendes Familiendrama das weder Blauaumlugigkeit noch uumlber-zogene Dramatik aufweist Be-

sonders Maria Dragus bereits bekannt aus dem Film DAS WEI-SSE BAND als Pfarrerstochter Klara sticht im Ensemble heraus Obwohl sie zuruumlckhaltend agiert muss sie in ihrer Rolle als Wanda Reife beweisen und versuchen das Gleichgewicht der Familie wiederherzustellen Waumlhrend des gesamten Films zweifelt man nicht ein einziges Mal an der Glaubwuumlrdigkeit ihrer Darstel-lung Eine perfekte Besetzung und eine hervorragende Nach-wuchsschauspielerin die man von nun an hoffentlich haumlufiger auf der Leinwand sehen wird

wanda und ihre Familie suchen nach einem Neu-anfang doch begeben sich stattdessen auf die naumlchste talfahrt mit bit-tersuumlszligem beigeschmack

text VoN heleNe tiMM

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dnan ist 22 Jahre alt Student und lebt im sechsten Stock eines Blocks am Rande Luuml-becks Hudekamp ist ein sozialer Brenn-

punkt wie es politisch korrekt heiszligt Doch bedeutet bdquoam Rande der Stadtldquo auch bdquoam Rande der Gesell-schaftldquoUumlber 20 Stockwerke sind gefuumlllt mit Schicksalen und Erinnerungen die meisten davon freudlos und be-truumlblich So viele so unterschiedliche Leben die nur durch duumlnne Waumlnde getrennt werden Zum Beispiel der Ex-Neonazi der von harten Drogen auf Alkohol umgestiegen ist aber sich trotzdem liebevoll um die altersschwache Annemie kuumlmmert Oder der 12-jaumlh-rige Ibo der auf seine Geschwister aufpassen muss seit sein Vater gestorben ist Oder Ramona und Kars-ten die aus Angst vor Auslaumlndern noch extra Sicher-heitsmaszlignahmen ergreifen Oder oder oder Nur der Hausmeister weiszlig irgendwie uumlber alle Bescheid Wie in einer Schaltzentrale blickt Klaus auf die vie-len Monitore mit Bildern der Uumlberwachungskameras

Als wuumlrden verschiedene Leitungen im Wechsel- oder Gleichstrom laufen und an diesem einen Punkt zu-sammentreffen ndash im Erdgeschoss des HochhausesPia-Luisa Lenz und Christian von Brockhausen zei-gen in ihrem Dokumentarfilm HUDEKAMP ndash EIN HEIMATFILM ernuumlchternd ehrliche Wahrheit In Se-kundenschnelle schlaumlgt die bedruumlckende Atmosphaumlre auch auf den Zuschauer um Durch packende Nahauf-nahmen und abwechslungsreichen Schnitt bleiben die Auge an der Leinwand kleben Und wegen der State-ments der Bewohner bei denen man weinen schrei-en und den Kopf schuumltteln moumlchte Gleichzeitig Wer den Kinosaal mit der Erwartung betritt Hoffnungs-schimmer inmitten von grauer Tristesse zu finden wird enttaumluscht Eine neue Sicht auf Altbekanntes Auf Kommentare oder Wertung durch Auszligenstehende wird komplett verzichtet Ist es also ein Blick auf den Rand der Gesellschaft Eher die Momentaufnahme eines eigenen kleinen Kosmos

ein heimatfilm fernab von Musikantenstadl Familienidylle und sorglosigkeit

text VoN sophie weNkel

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hier gibt es Nette boumlse und ganz boumlse

DokumentarFIlm hudeKaMp ndash eIN heIMatfIlM

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arcel will nicht dass seine Freundin eine neue Wasserflasche anfaumlngt bevor die bereits angefangene leer gemacht wurde

Marcel besteht darauf Seine Freundin lacht Er laumlsst nicht locker Seine Freundin gehorcht und trinkt die alte Flasche gehorsam leer Marcel saszlig sieben Jahre im Gefaumlngnis Als er 18 war verschleppte er mit zwei Freunden einen Jugendlichen in eine Schweinemast-anlage und folterte ihn stundenlang Dann lieszligen sie ihn auf eine Steinkante beiszligen sprangen ihm auf dem Kopf und versteckten die LeicheNeben dem einst rechtsextremen Marcel folgt die Kamera zwei anderen kriminellen Jugendlichen nach ihrer Entlassung aus der Brandenburger JVA Wrie-zen Einer war Dealer und hat ein Foto von Obama in seiner Zelle Ein anderer saszlig wegen schwerer Koumlr-perverletzungNach Ende ihrer Haft versuchen die drei sich in Bran-denburg einzuleben oder zumindest zu funktionieren

Die Frage nach der Moumlglichkeit dessen haumlngt von vornherein schwer uumlber all ihren Schneeballschlach-ten Raucherpausen und KarussellfahrtenSie alle kriegen Jobs Freundinnen Kinder Ihre Reak-tionen hierauf haben stellenweise Gemeinsamkeiten Doch obwohl der Film zuruumlckhaltend beobachtet er sich behutsam an seine dubiosen Versuchskaninchen naumlhert und in erster Linie doch eher ihre Geschichten erzaumlhlt als ein Statement abzugeben scheint NACH WRIEZEN durch die Logik seines Formats dazu ein-zuladen diese Schlussfolgerungen selbststaumlndig zu treffen Und die gibt es hier nicht - weder menschlich noch politisch Hier gibt es in Jugendaumlmtern verstreu-te Babys ausgeatmeten Rauch und ein Schwein das vor einem Auto weglaumluft Emotional mag das beruumlh-ren Vielleicht sollte man jedoch vorsichtig damit sein anhand dieser Bilder Diskussionen anzustoszligen und Meinungen in die Welt zu setzen

Aus dem knast in die realitaumlt bdquoNAch wriezeNldquo ist eine Verfolgung aus Neugier

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Nach wrIezeN ndash eIN fIlM uumlber das lebeN Nach der haft DokumentarFIlm

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ir schreiben das Jahr 1983 Eine Geschich-te von Freundschaft und Solidaritaumlt aber auch von Fremdenhass Und mittendrin der

12-jaumlhrige Shaun (Thomas Turgoose) Er ist Halbwaise und lebt zusammen mit seiner Mutter in einer engli-schen Kleinstadt In der Schule laumluft es fuumlr ihn nicht gut Freunde hat er nicht und dann traumlgt er auch noch die uncoolsten Klamotten uumlberhaupt Shaun ist Auszligen-seiter und seine Mitschuumller lassen ihn das auch gewalt-sam spuumlren Als er auf eine Clique aumllterer Jungs trifft die ihn in ihrer Mitte aufnehmen ist er von Herzen gluumlcklich endlich dazugehoumlren zu duumlrfen Doch Shaun bekommt erst mit der Zeit mit Seine neuen Freun-de sind allesamt Skinheads Was das wirklich heiszligt merkt er erst als der wesentlich aumlltere Combo (Stephen Graham) aus dem Knast zuruumlckkehrt Vollgetankt mit extremem Fremdenhass und rassistischer Propaganda bringt er als Anfuumlhrer die Gruppe auf Trapp Nicht alle folgen ihm begeistert doch Shaun tut es ohne zu zouml-gern ndash was nicht ohne Folgen bleibt

THIS IS ENGLAND von Shane Meadows ist untermalt mit Ska- und Reggaemusik Im Gegensatz zum bedruuml-ckenden sozialen Klima im damaligen Thatcherismus wird dadurch eine gewisse Lebendigkeit und Munter-keit vermittelt Teilweise wirkt das Jugenddrama ein wenig klischeehaft und belehrend Auch wenn die Protagonisten allesamt eindrucksvolle Persoumlnlichkei-ten sind kommen die Handlungen oftmals geplant und vorhersehbar ruumlber Dasselbe gilt leider auch fuumlr das Ende Gut gelungen ist die Nicht-Pauschalisierung der Skinhead-Bewegung Es werden ausfuumlhrlich die innere Zerrissenheit und Unterschiede der Szene dar-gestelltThis is England Crsquoest la France Das ist Deutschland Kein Land kann sich ausschlieszligen von den Gefahren eines uumlbersteigerten Nationalismus Auch nicht davon dass vor allem junge Menschen die anderswo keinen Anschluss finden anfaumlllig fuumlr diesen sind Mit gerin-gem Budget ist Meadows eine Inszenierung gelungen die dieses Problem nicht nur oberflaumlchlich ankratzt

bdquothere is a forgotten word a word which means most to me this word is eNglAND A word which stood for power freedom and respect

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vom auszligenseiter zum skinhead

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liver Tate (Craig Roberts) hat es nicht leicht Das Sexleben und die gesamte Be-ziehung seiner Eltern gehen den Bach her-

unter Je mehr Zeit Olivers Mutter (Sally Hawkins) mit ihrer kuumlrzlich im Nebenhaus eingezogenen ersten Liebe verbringt desto mehr verkriecht sich sein Va-ter (grandios Noah Taylor) in seiner Depression und der Unfaumlhigkeit aus seiner Lethargie auszubrechenWie der Vater so der Sohn Die Eroberung der un-populaumlren und mysterioumlsen Jordana (Yasmin Paige) stellt sich fuumlr Oliver als kompliziert dar Die Bezie-hung der beiden auf coole Art Uncoolen wird gepraumlgt von intensiven Gefuumlhlen wie sie nur 15-Jaumlhrige ha-ben koumlnnen und der den Protagonisten eigenen ver-schrobenen stoischen SchuumlchternheitMitten in der Pubertaumlt steckend hat Oliver neben-bei auch noch Selbstfindungsprobleme bdquoI donrsquot quite

know what I am yet Irsquove tried smoking a pipe flip-ping coins listening exclusively to French crooners Irsquove even had a hat phase But nothing stuckrdquo Olivers Ruumlckzugsort aus seiner misslichen Lage ndash Schulbul-lies Herzschmerz Aumlrger zu Hause ndash ist seine Fanta-sie ldquoI find that the only way to get through life is to picture myself in an entirely disconnected realityrdquo

Richard Ayoades im Original gezeigter SUBMARINE ist ein kreativer tragikomischer Coming-Of-Age-Film nach der Buchvorlage von Joe Donthorne der zu ei-nem unbestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit spielt Kassetten Polaroids Liebeskummer und nicht zuletzt der groszligartige Soundtrack von Alex Turner lassen den Zuschauer in eigenen Erinnerungen an die erste groszlige Liebe und Jugendtagen schwelgen Unterhaltend sehenswert und weirdly cool

ldquoshersquos moderately unpopular which makes a romance between the two of us more likely to be seen with her would improve my street credrdquo

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weirdly cool boy meets weirdly cool girl

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text VoN MArie-luise kutzer

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gal in welches moderne Transportmittel Sie sich zum Reisen begeben Je schneller die Reisegeschwindigkeit je raffinierter die Nut-

zung physikalischer Gesetze und je ferner das Ziel sind und je mehr Mitmenschen Sie nicht kennen ndash desto un-sicherer erscheint Ihnen eine Ankunft Und sind desto ungewisser auch Ihre AumlngsteNach kurzer duumlsterer Einstimmung mit Terminalrau-schen im Hintergrund und Schwarz-Weiszlig-Nahaufnah-men der Schluumlsselfiguren kontrolliert die Stewardess routiniert die Fracht an Menschen Schnell blitzen Kli-schees auf Zwei Halbstarke mit Handy und Kaugummi Beruhigungstabletten ein Glas Wasser Ein paar Worte zur Verspaumltung Ein junges Paar mit bdquorelaxingldquo Urlaubs-plaumlnen Ein tiefer Seufzer geschlossene Augen Regis-seur Marcus Richardt verliert sich nicht in Einzelhei-ten er stellt zuumlgig die Situation zwischen Warten und Weiterkommen dar Am Flughafen zusammengewuumlrfelt eingeschlossen von Aluminium liegt das Wohl aller im Geschick eines Piloten irgendwo vorne im Cockpit

So herrscht weder greifbare Entspannung noch An-spannung im Raum bdquoIch versichere Ihnen wir haben alle erforderlichen Maszlignahmen getroffenrdquo kommen-tiert der Pilot in einem Zwischenschnitt die ersten Unregelmaumlszligigkeiten Trotz der schnellen Reaktion der Flugbegleiter legt sich die Unruhe nicht Die Situation scheint dennoch bdquoim Griffldquo Getraumlnke werden serviert das Flugzeug hebt abZwischen der eskalierenden Situation im Flugzeug und den dokumentarischen Interviews mit den beteiligten Charakteren zeichnet sich die wahre Tiefe der Verun-sicherung ab Weder rational noch emotional koumlnnen Pilot oder Stewart die Situation erklaumlren Die Beson-nenheit anderer wirkt nicht im Mindesten deeskalie-rend sondern zeigt nur welch eine starke Kraft Angst sein kann In den 16 Minuten von DER PASSAGIER of-fenbaren sich Unverstaumlndnis und Hilflosigkeit die sich zu Panik steigern und die Opfer- und Taumlterrollen um-drehen Das Praumldikat bdquobesonders wertvollldquo vom Kura-torium junger deutscher Film ist schlichtweg treffend

starten wir das Flugzeug von irgendwo in Deutschland ziel der reise ist teneriffa Der passagierraum fuumlllt sich mit menschlichen Naturen

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setzen anschnallen Klappe halten

kurzFIlm der passagIer

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rdquoDeADrdquo hat alles was cool ist pistolen sadomaso rote Autos boumlse bourgeois eine lolita und ein Aquarium

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Leider sind sie aber keine Men-schen was der Regisseur durch die immer wieder aumluszligerst subtil hinein-geworfenen Tiervergleiche zu erklauml-ren versucht Gaumlnse Fische Kaumllber und Kuumlhe werden in Bild und Wort an die Charaktere gekoppelt ndash das macht sie dann nicht langweilig sondern bdquoinstinktgesteuertldquo die Dialoge nicht schlecht sondern bdquoauf das Noumltigste reduziertldquoDas Problem hierbei ist nicht nur dass dies unertraumlglich zu beobach-ten ist Sondern wie man zuneh-mend gezwungen wird zu verste-hen dass Regisseur Sven Halfar uumlberhaupt nichts erzaumlhlen will Er will clever und unkonventionell sein Seine vermeintliche Clever-ness ist jedoch nichts weiter als eine selbstverliebte hastige Collage aus

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mit dem Kopf untertaucht und auf einmal ist uumlberall Blut Einen dunklen nebligen Wald Oder eine alte Villa mit einer spukenden Kinderseele Ja Genau Da brodelt es im Topf der Thriller-Klischees Oder besser gesagt Da koumlchelt lauwarm vom typisch deutschen Kartoffelstampfer zermanscht DU HAST ES VERSPROCHENHanna (Mina Tandler) und Clarissa (Laura de Boer) treffen sich zufaumlllig nach 25 Jahren wieder Mit neun Jahren waren sie beste Freundinnen Spontan ent-schlieszligen sie sich dazu gemeinsam Urlaub zu ma-chen Koffer gepackt und ab geht es auf die Insel auf der sie schon damals die Sommer verbrachten Zusammen mit Hannas kleiner Tochter Lea (Lina Koumlhlert) beziehen sie das ehemalige Feriendomizil das groszlige Haus am Waldrand Doch nach kurzer Zeit ist es vorbei mit der Urlaubsidylle Etwas was die Freundinnen vor vielen Jahren machten scheint

sie einzuholen Woran man das merkt Die Anwoh-ner verhalten sich seltsam es gibt immer wieder verschwommene hell scheinende Ruumlckblenden und dramatische Musik setzt ein Die laumlngst verjaumlhrte Tat ist nicht in Vergessenheit geratenhellipDU HAST ES VERSPROCHEN wirbt mit dem Slo-gan bdquoWeiszligt du noch was du als Kind getan hastldquo Wahrscheinlich werde ich mich nicht besonders lang an diese 102 Minuten erinnern Die schauspie-lerischen Leistungen sind groszligartig In die jungen Darsteller kann man sich hineinversetzen aller-dings nicht in Regisseurin Alexandra Schmidt Am Ende bleibt nur ein Potpourri aus typischen Grusel-szenen vermischt mit Effekthascherei und Meeres-rauschen Vom ewig nachschallenden Echo bis hin zum alten Mann mit der Axt ist alles dabei Schade eigentlich Liebe Frau Schmidt bei der naumlchsten Produktion bitte ein paar Stereotype weniger ein-bauen Dann kommen Ihr Haumlndchen fuumlr Atmosphaumlre und Ihr Gespuumlr fuumlr schauriges Ambiente auch bes-ser zur Geltung

horrorszenen inmitten der wunderschoumlnen kuumlstenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns ndashndashvorhersehbar oder fesselnd

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effekthascherei mit sanftem Meeresrauschen

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bdquohoumlr jetzt endlich auf mit dem scheiszlig tod spielenldquo

text VoN keViN sell

spirale der gewalt

ine buumlrgerliche Familie mit groszligzuumlgigem Rei-henhaus in einer ganz

normalen Stadt Halt Der Schein truumlgt Hinter der Bilderbuchfa-milie steckt ein sch reck l iches Geheimnis Der brutale Vater (Peter Lohmey-er) schlaumlgt seine hilflose Frau Johanna (Elisa Essig) und ihre Schwester Moni (Antonia T Pan-kow) houmlren das Leid der Mutter Sie verharren starr im Bett wie Rehe auf dem Feld Der innere Schrei nach Hilfe geht uumlber steinigen Weg uumlber Selbstkritik und endet in der bedingungslosen Abhaumlngigkeit gegenuumlber dem Vater Allein die aumlltere Schwester Claudia (Karoli-ne Herfuth) findet nicht den Mut sich gegen den Vater zu stellen

Doch es gibt Hoffnung Johanna ist verliebt in Christian (Ansgar Goumlbel) den Sohn des gehassten Sportlehrers Er macht ihr Mut und gibt ihr die Kraft die sie

braucht Dennoch geraumlt Johanna in eine tiefe IdentitaumltskriseDer 87-minuumltige Spielfilm FES-TUNG von Regisseurin Kirsi Ma-rie Liimatainen gibt Einblick in die verstoumlrte Welt einer scheinbar heilen Familie Eine Welt die sonst als Ort der Geborgenheit

gilt Laut einer aktuellen Studie sind 25 Prozent aller Frauen und Maumlnner direkte Opfer von haumlusli-cher Gewalt Die Dunkelziffer ist um einiges houmlher Vor allem Kin-

der leiden un-ter der Spirale der Gewalt Ihre Entwick-lung und ihr E rwach sen-werden wer-den extrem beein f luss t das regel-maumlszligige Mit-erleben von Gewalt kann versch iede -ne Auswir-kungen wie

die Nachahmung der Taumlter- und Opferrolle auf ihre eigene Person haben Die Gefahr ist dass sie sich in einer emotionalen Festung verriegeln Abschlieszligend bleibt nur die eindringliche Frage Ist FESTUNG tatsaumlchlich fuumlr Kinder ab 12 Jahren geeignet

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1400 cApitol 3 raquo huDekAMp ndash eiN heiMAtFilM laquo von c V brockhAuseN piA leNz 65 Min ndash D 2012 cApitol 5 raquo silVi laquo von Nico soMMer raquo Felix laquo von ANselM belser 97 Min ndash D 2013 1 Min ndash D 2011

1600 cApitol 2 raquo AM eNDe Der MilchstrAsse laquo von leopolD gruumlN 93 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo NAch wriezeN laquo von DANiel AbMA 97 Min ndash D 2013 cApitol 4 raquo kohlhAAs laquo von AroN lehMANN 90 Min ndash D 20121630 cApitol 5 raquo roNA amp Nele laquo von silViA chiogNA 79 Min ndash D 2013 raquo eNtschulDigeN sie bitte Die kurze stoumlruNg laquo von DAViD M loreNz 13 Min ndash D 20121700 cApitol 1 raquo Der tANgospieler laquo von rolAND graumlF 96 Min ndash CH D 19901745 cApitol 3 raquo uNter bAuerN laquo von Dieter schuMANN 60 Min ndash DDR 1982 raquo kApitaumlN schickeDANz laquo von Dieter schuMANN 24 Min ndash DDR 19841800 cApitol 2 raquo uNpluggeD DAs lebeN guAiA guAiA laquo von sobo swoboDNik 93 Min ndash D 20121830 cApitol 4 raquo NorDstrAND laquo von FloriAN eichiNger 89 Min ndash D 2013 raquo reVerie laquo von V gAgAriN s woNg r wiNcierz 12 Min ndash D 20121900 cApitol 5 raquo DrAusseN ist soMMer laquo raquo Achill laquo von FrieDerike jehN von guDruN krebitz 91 Min ndash CH D 2012 9 Min ndash D 20121945 cApitol 3 fIlMschaumltze aus Mv praumlsentiert von rAlF scheNk 90 Min ndash DEFA-Filmstiftung ndash diverse DDR2100 cApitol 1 raquo Du hAst es VersprocheN laquo von AlexANDrA schMiDt 102 Min ndash D 2012 cApitol 5 raquo Freier FAll laquo von stephAN lAcANt 100 Min ndash D 2012 raquo weNN Die kuumlhe glockeN trAgeN laquo von christiAN guumlNzler 12 Min ndash D 20122130 cApitol 5 raquo DeAD laquo von sVeN hAlFAr raquo Der pAssAgier laquo von MArcus richArDt 104 Min ndash D 2012 15 Min ndash D 2012

2200 cApitol 2 raquo wheres the beer laquo von sigruND koumlhler uND wiltruD bAier 86 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo this is eNglAND ndash eNDe eiNer kiNDheit laquo von shANe MeADows 86 Min ndash englische Originalversion mit Untertitel ndash GB 2006

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UNPLUGGEDLEBENGUAIA GUAIA

Regie Sobo SwobodnikDokumentarfilm D 2012 93 min

3Mai 1430 Uhr CAPITOL 3

wwwfilmbuero-mvde

FILME DER KULTURELLEN FILMFOumlRDERUNG MV

progrAMM AM DoNNerstAg

Page 6: filmab! 2013 - Ausgabe #3

6 kurzFIlm achIll

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edankenlesen koumlnnen Menschen noch nicht also bleibt uns nur die Kunst Mit ihr lassen sich Ideen Traumlume Erinnerungen

und die eigenen persoumlnlichen Denkschnipsel festhal-ten Der nach auszligen stille Mischbehaumllter zwischen den eigenen Ohren braucht aber Hilfsmittel um Ge-dachtes und Gefuumlhle fuumlr Andere darzustellen Das Eingeschlossene befreien darstellen und vor allem festhaltenDenn Gedanken verblassen sind unscharf durchein-ander und verwirrend Wie auch das Animationsfilm-chen ACHILL ndash Illustratorin und Animatorin Gudrun Krebitz wirft die Zuschauer in ihre melancholisch-bunte Diplomarbeit und erlaubt dabei mehrere vo-yeuristische Augenblicke in ein intimes Skizzenbuch Die 32-jaumlhrige Kuumlnstlerin versteht ihr Handwerk und entwirft eine fantasievolle Gedankenwelt mithilfe von Feder Tusche Papier und Kamera Die Montage von realen zerhackten Filmaufnahmen vermischt sich mit bemalten Portraits und sensiblen Zeichnungen Diese visuelle Wanderung auf fleckigem Papier oft verzerrt

und truumlb zeigt immer wieder eine nackte Frau in al-len Lebenslagen Trinken schlafen uumlber den Partner nachdenken weinend liebend gruumlbelnd und sich selbst zeichnendDiese Figur kommentiert dichtet und monologisiert das Sichtbare und sich selbst mit der rauchigen Stim-me von Nicolette Krebitz in einem sympathischen Englisch mit deutschem Akzent Dazu eine fluumlsternde Maumldchenstimme das innere Kind der Figur welches mit ihrer Meinung zum Schmunzeln anregt Vertraute Selbstzweifel Fragen und das unklare eigene Selbst-bild werden wechselnd eingeworfen und verblassen schnell wieder Das Selbstgespraumlch stuumltzt aber die bewegten Bilder faumlngt sie auf und hilft dem Betrach-ter das blinkende Mosaik einzuordnenDer gelungene Film ist ein naher Blick uumlber die Schulter der arbeitenden Kuumlnstlerin und zugleich ein intimer Zugang zu ihrem moumlglichen Alter-Ego auf Pa-pier Verschwommen sprunghaft und doch sehr nahe ndash wie Gedankenlesen sich wohl irgendwann anfuumlhlen koumlnnte

eine junge Frau zeichnet sich selbst ndashndashihr intimes gedankenchaos das innerefragende kind und die beziehung zu ihrem Freund ein seelentrip auf papier

text VoN DANiel Focke

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denken ist langweilig wenn es keiner sieht

7drausseN Ist soMMer spIelFIlm

in Umzug bringt im-mer Freud und Leid Wanda (Maria Dragus)

zieht mit ihren Eltern und ihren beiden juumlngeren Geschwistern von Stuttgart in die Schweiz An-fangsschwierigkeiten scheinen normal die Eltern sehr verliebt und der Garten riesig und schoumln Dann kommt die Schule und so-mit der erste Daumlmpfer fuumlr Wan-da aber laumluft es nicht so rosig Ein Ereignis folgt dem naumlchsten und das Schweigen von Bruder Bubi immer groumlszliger Der Sommer scheint erstickend und unertraumlg-lich Das Misstrauen von Wandas Mutter Anna (Nicolette Krebitz) gegenuumlber ihrem Mann Joachim (Wolfram Koch) flammt wieder auf und zerschlaumlgt beide Wanda sucht Anerkennung und findet sie nur beim seltsamen Nachbarn Hannes (Philippe Graber) doch schlieszliglich fluumlchtet sieBetaumlubt und zuruumlckgeschlagen

von zahlreichen Misserfolgen Sorgen und Kraumlnkungen verliert sich jeder in seinen Problemen Alle drehen die Musik lauter um ihren inneren Sorgen nicht mehr lauschen zu muumlssen Es kommt der Moment an dem Wanda be-greifen muss dass sie die verlo-ren gegangenen Gefuumlhle ihrer El-tern nicht zuruumlckholen kann und man sich an manchen Orten wohl nie einleben wirdMit DRAUSSEN IST SOMMER schafft Friederike Jehn ein be-druumlckendes Familiendrama das weder Blauaumlugigkeit noch uumlber-zogene Dramatik aufweist Be-

sonders Maria Dragus bereits bekannt aus dem Film DAS WEI-SSE BAND als Pfarrerstochter Klara sticht im Ensemble heraus Obwohl sie zuruumlckhaltend agiert muss sie in ihrer Rolle als Wanda Reife beweisen und versuchen das Gleichgewicht der Familie wiederherzustellen Waumlhrend des gesamten Films zweifelt man nicht ein einziges Mal an der Glaubwuumlrdigkeit ihrer Darstel-lung Eine perfekte Besetzung und eine hervorragende Nach-wuchsschauspielerin die man von nun an hoffentlich haumlufiger auf der Leinwand sehen wird

wanda und ihre Familie suchen nach einem Neu-anfang doch begeben sich stattdessen auf die naumlchste talfahrt mit bit-tersuumlszligem beigeschmack

text VoN heleNe tiMM

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dnan ist 22 Jahre alt Student und lebt im sechsten Stock eines Blocks am Rande Luuml-becks Hudekamp ist ein sozialer Brenn-

punkt wie es politisch korrekt heiszligt Doch bedeutet bdquoam Rande der Stadtldquo auch bdquoam Rande der Gesell-schaftldquoUumlber 20 Stockwerke sind gefuumlllt mit Schicksalen und Erinnerungen die meisten davon freudlos und be-truumlblich So viele so unterschiedliche Leben die nur durch duumlnne Waumlnde getrennt werden Zum Beispiel der Ex-Neonazi der von harten Drogen auf Alkohol umgestiegen ist aber sich trotzdem liebevoll um die altersschwache Annemie kuumlmmert Oder der 12-jaumlh-rige Ibo der auf seine Geschwister aufpassen muss seit sein Vater gestorben ist Oder Ramona und Kars-ten die aus Angst vor Auslaumlndern noch extra Sicher-heitsmaszlignahmen ergreifen Oder oder oder Nur der Hausmeister weiszlig irgendwie uumlber alle Bescheid Wie in einer Schaltzentrale blickt Klaus auf die vie-len Monitore mit Bildern der Uumlberwachungskameras

Als wuumlrden verschiedene Leitungen im Wechsel- oder Gleichstrom laufen und an diesem einen Punkt zu-sammentreffen ndash im Erdgeschoss des HochhausesPia-Luisa Lenz und Christian von Brockhausen zei-gen in ihrem Dokumentarfilm HUDEKAMP ndash EIN HEIMATFILM ernuumlchternd ehrliche Wahrheit In Se-kundenschnelle schlaumlgt die bedruumlckende Atmosphaumlre auch auf den Zuschauer um Durch packende Nahauf-nahmen und abwechslungsreichen Schnitt bleiben die Auge an der Leinwand kleben Und wegen der State-ments der Bewohner bei denen man weinen schrei-en und den Kopf schuumltteln moumlchte Gleichzeitig Wer den Kinosaal mit der Erwartung betritt Hoffnungs-schimmer inmitten von grauer Tristesse zu finden wird enttaumluscht Eine neue Sicht auf Altbekanntes Auf Kommentare oder Wertung durch Auszligenstehende wird komplett verzichtet Ist es also ein Blick auf den Rand der Gesellschaft Eher die Momentaufnahme eines eigenen kleinen Kosmos

ein heimatfilm fernab von Musikantenstadl Familienidylle und sorglosigkeit

text VoN sophie weNkel

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hier gibt es Nette boumlse und ganz boumlse

DokumentarFIlm hudeKaMp ndash eIN heIMatfIlM

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arcel will nicht dass seine Freundin eine neue Wasserflasche anfaumlngt bevor die bereits angefangene leer gemacht wurde

Marcel besteht darauf Seine Freundin lacht Er laumlsst nicht locker Seine Freundin gehorcht und trinkt die alte Flasche gehorsam leer Marcel saszlig sieben Jahre im Gefaumlngnis Als er 18 war verschleppte er mit zwei Freunden einen Jugendlichen in eine Schweinemast-anlage und folterte ihn stundenlang Dann lieszligen sie ihn auf eine Steinkante beiszligen sprangen ihm auf dem Kopf und versteckten die LeicheNeben dem einst rechtsextremen Marcel folgt die Kamera zwei anderen kriminellen Jugendlichen nach ihrer Entlassung aus der Brandenburger JVA Wrie-zen Einer war Dealer und hat ein Foto von Obama in seiner Zelle Ein anderer saszlig wegen schwerer Koumlr-perverletzungNach Ende ihrer Haft versuchen die drei sich in Bran-denburg einzuleben oder zumindest zu funktionieren

Die Frage nach der Moumlglichkeit dessen haumlngt von vornherein schwer uumlber all ihren Schneeballschlach-ten Raucherpausen und KarussellfahrtenSie alle kriegen Jobs Freundinnen Kinder Ihre Reak-tionen hierauf haben stellenweise Gemeinsamkeiten Doch obwohl der Film zuruumlckhaltend beobachtet er sich behutsam an seine dubiosen Versuchskaninchen naumlhert und in erster Linie doch eher ihre Geschichten erzaumlhlt als ein Statement abzugeben scheint NACH WRIEZEN durch die Logik seines Formats dazu ein-zuladen diese Schlussfolgerungen selbststaumlndig zu treffen Und die gibt es hier nicht - weder menschlich noch politisch Hier gibt es in Jugendaumlmtern verstreu-te Babys ausgeatmeten Rauch und ein Schwein das vor einem Auto weglaumluft Emotional mag das beruumlh-ren Vielleicht sollte man jedoch vorsichtig damit sein anhand dieser Bilder Diskussionen anzustoszligen und Meinungen in die Welt zu setzen

Aus dem knast in die realitaumlt bdquoNAch wriezeNldquo ist eine Verfolgung aus Neugier

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Nach wrIezeN ndash eIN fIlM uumlber das lebeN Nach der haft DokumentarFIlm

text VoN sebAstiAN gutNik

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ir schreiben das Jahr 1983 Eine Geschich-te von Freundschaft und Solidaritaumlt aber auch von Fremdenhass Und mittendrin der

12-jaumlhrige Shaun (Thomas Turgoose) Er ist Halbwaise und lebt zusammen mit seiner Mutter in einer engli-schen Kleinstadt In der Schule laumluft es fuumlr ihn nicht gut Freunde hat er nicht und dann traumlgt er auch noch die uncoolsten Klamotten uumlberhaupt Shaun ist Auszligen-seiter und seine Mitschuumller lassen ihn das auch gewalt-sam spuumlren Als er auf eine Clique aumllterer Jungs trifft die ihn in ihrer Mitte aufnehmen ist er von Herzen gluumlcklich endlich dazugehoumlren zu duumlrfen Doch Shaun bekommt erst mit der Zeit mit Seine neuen Freun-de sind allesamt Skinheads Was das wirklich heiszligt merkt er erst als der wesentlich aumlltere Combo (Stephen Graham) aus dem Knast zuruumlckkehrt Vollgetankt mit extremem Fremdenhass und rassistischer Propaganda bringt er als Anfuumlhrer die Gruppe auf Trapp Nicht alle folgen ihm begeistert doch Shaun tut es ohne zu zouml-gern ndash was nicht ohne Folgen bleibt

THIS IS ENGLAND von Shane Meadows ist untermalt mit Ska- und Reggaemusik Im Gegensatz zum bedruuml-ckenden sozialen Klima im damaligen Thatcherismus wird dadurch eine gewisse Lebendigkeit und Munter-keit vermittelt Teilweise wirkt das Jugenddrama ein wenig klischeehaft und belehrend Auch wenn die Protagonisten allesamt eindrucksvolle Persoumlnlichkei-ten sind kommen die Handlungen oftmals geplant und vorhersehbar ruumlber Dasselbe gilt leider auch fuumlr das Ende Gut gelungen ist die Nicht-Pauschalisierung der Skinhead-Bewegung Es werden ausfuumlhrlich die innere Zerrissenheit und Unterschiede der Szene dar-gestelltThis is England Crsquoest la France Das ist Deutschland Kein Land kann sich ausschlieszligen von den Gefahren eines uumlbersteigerten Nationalismus Auch nicht davon dass vor allem junge Menschen die anderswo keinen Anschluss finden anfaumlllig fuumlr diesen sind Mit gerin-gem Budget ist Meadows eine Inszenierung gelungen die dieses Problem nicht nur oberflaumlchlich ankratzt

bdquothere is a forgotten word a word which means most to me this word is eNglAND A word which stood for power freedom and respect

text VoN jette kleiNDieNst

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vom auszligenseiter zum skinhead

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liver Tate (Craig Roberts) hat es nicht leicht Das Sexleben und die gesamte Be-ziehung seiner Eltern gehen den Bach her-

unter Je mehr Zeit Olivers Mutter (Sally Hawkins) mit ihrer kuumlrzlich im Nebenhaus eingezogenen ersten Liebe verbringt desto mehr verkriecht sich sein Va-ter (grandios Noah Taylor) in seiner Depression und der Unfaumlhigkeit aus seiner Lethargie auszubrechenWie der Vater so der Sohn Die Eroberung der un-populaumlren und mysterioumlsen Jordana (Yasmin Paige) stellt sich fuumlr Oliver als kompliziert dar Die Bezie-hung der beiden auf coole Art Uncoolen wird gepraumlgt von intensiven Gefuumlhlen wie sie nur 15-Jaumlhrige ha-ben koumlnnen und der den Protagonisten eigenen ver-schrobenen stoischen SchuumlchternheitMitten in der Pubertaumlt steckend hat Oliver neben-bei auch noch Selbstfindungsprobleme bdquoI donrsquot quite

know what I am yet Irsquove tried smoking a pipe flip-ping coins listening exclusively to French crooners Irsquove even had a hat phase But nothing stuckrdquo Olivers Ruumlckzugsort aus seiner misslichen Lage ndash Schulbul-lies Herzschmerz Aumlrger zu Hause ndash ist seine Fanta-sie ldquoI find that the only way to get through life is to picture myself in an entirely disconnected realityrdquo

Richard Ayoades im Original gezeigter SUBMARINE ist ein kreativer tragikomischer Coming-Of-Age-Film nach der Buchvorlage von Joe Donthorne der zu ei-nem unbestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit spielt Kassetten Polaroids Liebeskummer und nicht zuletzt der groszligartige Soundtrack von Alex Turner lassen den Zuschauer in eigenen Erinnerungen an die erste groszlige Liebe und Jugendtagen schwelgen Unterhaltend sehenswert und weirdly cool

ldquoshersquos moderately unpopular which makes a romance between the two of us more likely to be seen with her would improve my street credrdquo

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weirdly cool boy meets weirdly cool girl

subMarINe laumlnDerreIHe grossbrItannIen

text VoN MArie-luise kutzer

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gal in welches moderne Transportmittel Sie sich zum Reisen begeben Je schneller die Reisegeschwindigkeit je raffinierter die Nut-

zung physikalischer Gesetze und je ferner das Ziel sind und je mehr Mitmenschen Sie nicht kennen ndash desto un-sicherer erscheint Ihnen eine Ankunft Und sind desto ungewisser auch Ihre AumlngsteNach kurzer duumlsterer Einstimmung mit Terminalrau-schen im Hintergrund und Schwarz-Weiszlig-Nahaufnah-men der Schluumlsselfiguren kontrolliert die Stewardess routiniert die Fracht an Menschen Schnell blitzen Kli-schees auf Zwei Halbstarke mit Handy und Kaugummi Beruhigungstabletten ein Glas Wasser Ein paar Worte zur Verspaumltung Ein junges Paar mit bdquorelaxingldquo Urlaubs-plaumlnen Ein tiefer Seufzer geschlossene Augen Regis-seur Marcus Richardt verliert sich nicht in Einzelhei-ten er stellt zuumlgig die Situation zwischen Warten und Weiterkommen dar Am Flughafen zusammengewuumlrfelt eingeschlossen von Aluminium liegt das Wohl aller im Geschick eines Piloten irgendwo vorne im Cockpit

So herrscht weder greifbare Entspannung noch An-spannung im Raum bdquoIch versichere Ihnen wir haben alle erforderlichen Maszlignahmen getroffenrdquo kommen-tiert der Pilot in einem Zwischenschnitt die ersten Unregelmaumlszligigkeiten Trotz der schnellen Reaktion der Flugbegleiter legt sich die Unruhe nicht Die Situation scheint dennoch bdquoim Griffldquo Getraumlnke werden serviert das Flugzeug hebt abZwischen der eskalierenden Situation im Flugzeug und den dokumentarischen Interviews mit den beteiligten Charakteren zeichnet sich die wahre Tiefe der Verun-sicherung ab Weder rational noch emotional koumlnnen Pilot oder Stewart die Situation erklaumlren Die Beson-nenheit anderer wirkt nicht im Mindesten deeskalie-rend sondern zeigt nur welch eine starke Kraft Angst sein kann In den 16 Minuten von DER PASSAGIER of-fenbaren sich Unverstaumlndnis und Hilflosigkeit die sich zu Panik steigern und die Opfer- und Taumlterrollen um-drehen Das Praumldikat bdquobesonders wertvollldquo vom Kura-torium junger deutscher Film ist schlichtweg treffend

starten wir das Flugzeug von irgendwo in Deutschland ziel der reise ist teneriffa Der passagierraum fuumlllt sich mit menschlichen Naturen

text VoN wiebke MAeszlig

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setzen anschnallen Klappe halten

kurzFIlm der passagIer

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rdquoDeADrdquo hat alles was cool ist pistolen sadomaso rote Autos boumlse bourgeois eine lolita und ein Aquarium

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ie Mutter von Patrick (Tilman Strauszlig) hat sich erhaumlngt Auszliger seinen

rebellischen Kleidern und seinem leeren Blick zeichnet ihn nichts aus Nun will er den finden der an bei-dem Schuld ist ndash seinen vermeintli-chen Vater Das gelingt ihm auch bdquoDadldquo (Thomas Schendel) ist ein uumlberaus boumlser Mensch der seine dunklen Triebe durch SampM und das Betrachten von Fischen auslebt Er hat eine Frau eine Ex-Frau und mit beiden je ein Kind Sie alle prallen in Dads langweiligem buumlrgerli-chem Kosmos aufeinander worauf-hin es und er und sie und Patrick alle fleiszligig zu broumlckeln anfangenBei diesem Broumlckeln koumlnnte man eventuell etwas empfinden falls diese Figuren Menschen waumlren

Leider sind sie aber keine Men-schen was der Regisseur durch die immer wieder aumluszligerst subtil hinein-geworfenen Tiervergleiche zu erklauml-ren versucht Gaumlnse Fische Kaumllber und Kuumlhe werden in Bild und Wort an die Charaktere gekoppelt ndash das macht sie dann nicht langweilig sondern bdquoinstinktgesteuertldquo die Dialoge nicht schlecht sondern bdquoauf das Noumltigste reduziertldquoDas Problem hierbei ist nicht nur dass dies unertraumlglich zu beobach-ten ist Sondern wie man zuneh-mend gezwungen wird zu verste-hen dass Regisseur Sven Halfar uumlberhaupt nichts erzaumlhlen will Er will clever und unkonventionell sein Seine vermeintliche Clever-ness ist jedoch nichts weiter als eine selbstverliebte hastige Collage aus

guten alten Bildern Die verklei-deten Eindringlinge in der heilen Buumlrgerwelt die Hausgegenstaumlnde runterfallen lassen stammen aus Michael Hanekes FUNNY GAMES ihre Coolness und Humor-Gewalt-Verwischung von Tarantino Der Rest ist ein wenig Bourgeoisie-Kritik und ein wenig Oumldipus Unter alldem verbirgt sich wenn man gutmuumltig ist die Weltsicht eines wuumltenden 16-Jaumlhrigen Und wenn man es nicht ist ndash uumlberhaupt nichtsAm besten formuliert es Halfar selbst bdquoIn erster Linie versuche ich ein Gefuumlhl transparent zu ma-chen das meinen eigenen Regeln gehorcht und keinem klaren Genre zugeordnet werden sollldquo Das ist ihm ohne Zweifel gelungen

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14 geDreHt In mv du hast es versprocheN

ugen zu Stellen Sie sich nun bitte den typischen Gruselfilm vor Was sehen Sie Eine Frau in der Badewanne liegend die

mit dem Kopf untertaucht und auf einmal ist uumlberall Blut Einen dunklen nebligen Wald Oder eine alte Villa mit einer spukenden Kinderseele Ja Genau Da brodelt es im Topf der Thriller-Klischees Oder besser gesagt Da koumlchelt lauwarm vom typisch deutschen Kartoffelstampfer zermanscht DU HAST ES VERSPROCHENHanna (Mina Tandler) und Clarissa (Laura de Boer) treffen sich zufaumlllig nach 25 Jahren wieder Mit neun Jahren waren sie beste Freundinnen Spontan ent-schlieszligen sie sich dazu gemeinsam Urlaub zu ma-chen Koffer gepackt und ab geht es auf die Insel auf der sie schon damals die Sommer verbrachten Zusammen mit Hannas kleiner Tochter Lea (Lina Koumlhlert) beziehen sie das ehemalige Feriendomizil das groszlige Haus am Waldrand Doch nach kurzer Zeit ist es vorbei mit der Urlaubsidylle Etwas was die Freundinnen vor vielen Jahren machten scheint

sie einzuholen Woran man das merkt Die Anwoh-ner verhalten sich seltsam es gibt immer wieder verschwommene hell scheinende Ruumlckblenden und dramatische Musik setzt ein Die laumlngst verjaumlhrte Tat ist nicht in Vergessenheit geratenhellipDU HAST ES VERSPROCHEN wirbt mit dem Slo-gan bdquoWeiszligt du noch was du als Kind getan hastldquo Wahrscheinlich werde ich mich nicht besonders lang an diese 102 Minuten erinnern Die schauspie-lerischen Leistungen sind groszligartig In die jungen Darsteller kann man sich hineinversetzen aller-dings nicht in Regisseurin Alexandra Schmidt Am Ende bleibt nur ein Potpourri aus typischen Grusel-szenen vermischt mit Effekthascherei und Meeres-rauschen Vom ewig nachschallenden Echo bis hin zum alten Mann mit der Axt ist alles dabei Schade eigentlich Liebe Frau Schmidt bei der naumlchsten Produktion bitte ein paar Stereotype weniger ein-bauen Dann kommen Ihr Haumlndchen fuumlr Atmosphaumlre und Ihr Gespuumlr fuumlr schauriges Ambiente auch bes-ser zur Geltung

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Doch es gibt Hoffnung Johanna ist verliebt in Christian (Ansgar Goumlbel) den Sohn des gehassten Sportlehrers Er macht ihr Mut und gibt ihr die Kraft die sie

braucht Dennoch geraumlt Johanna in eine tiefe IdentitaumltskriseDer 87-minuumltige Spielfilm FES-TUNG von Regisseurin Kirsi Ma-rie Liimatainen gibt Einblick in die verstoumlrte Welt einer scheinbar heilen Familie Eine Welt die sonst als Ort der Geborgenheit

gilt Laut einer aktuellen Studie sind 25 Prozent aller Frauen und Maumlnner direkte Opfer von haumlusli-cher Gewalt Die Dunkelziffer ist um einiges houmlher Vor allem Kin-

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2200 cApitol 2 raquo wheres the beer laquo von sigruND koumlhler uND wiltruD bAier 86 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo this is eNglAND ndash eNDe eiNer kiNDheit laquo von shANe MeADows 86 Min ndash englische Originalversion mit Untertitel ndash GB 2006

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UNPLUGGEDLEBENGUAIA GUAIA

Regie Sobo SwobodnikDokumentarfilm D 2012 93 min

3Mai 1430 Uhr CAPITOL 3

wwwfilmbuero-mvde

FILME DER KULTURELLEN FILMFOumlRDERUNG MV

progrAMM AM DoNNerstAg

Page 7: filmab! 2013 - Ausgabe #3

7drausseN Ist soMMer spIelFIlm

in Umzug bringt im-mer Freud und Leid Wanda (Maria Dragus)

zieht mit ihren Eltern und ihren beiden juumlngeren Geschwistern von Stuttgart in die Schweiz An-fangsschwierigkeiten scheinen normal die Eltern sehr verliebt und der Garten riesig und schoumln Dann kommt die Schule und so-mit der erste Daumlmpfer fuumlr Wan-da aber laumluft es nicht so rosig Ein Ereignis folgt dem naumlchsten und das Schweigen von Bruder Bubi immer groumlszliger Der Sommer scheint erstickend und unertraumlg-lich Das Misstrauen von Wandas Mutter Anna (Nicolette Krebitz) gegenuumlber ihrem Mann Joachim (Wolfram Koch) flammt wieder auf und zerschlaumlgt beide Wanda sucht Anerkennung und findet sie nur beim seltsamen Nachbarn Hannes (Philippe Graber) doch schlieszliglich fluumlchtet sieBetaumlubt und zuruumlckgeschlagen

von zahlreichen Misserfolgen Sorgen und Kraumlnkungen verliert sich jeder in seinen Problemen Alle drehen die Musik lauter um ihren inneren Sorgen nicht mehr lauschen zu muumlssen Es kommt der Moment an dem Wanda be-greifen muss dass sie die verlo-ren gegangenen Gefuumlhle ihrer El-tern nicht zuruumlckholen kann und man sich an manchen Orten wohl nie einleben wirdMit DRAUSSEN IST SOMMER schafft Friederike Jehn ein be-druumlckendes Familiendrama das weder Blauaumlugigkeit noch uumlber-zogene Dramatik aufweist Be-

sonders Maria Dragus bereits bekannt aus dem Film DAS WEI-SSE BAND als Pfarrerstochter Klara sticht im Ensemble heraus Obwohl sie zuruumlckhaltend agiert muss sie in ihrer Rolle als Wanda Reife beweisen und versuchen das Gleichgewicht der Familie wiederherzustellen Waumlhrend des gesamten Films zweifelt man nicht ein einziges Mal an der Glaubwuumlrdigkeit ihrer Darstel-lung Eine perfekte Besetzung und eine hervorragende Nach-wuchsschauspielerin die man von nun an hoffentlich haumlufiger auf der Leinwand sehen wird

wanda und ihre Familie suchen nach einem Neu-anfang doch begeben sich stattdessen auf die naumlchste talfahrt mit bit-tersuumlszligem beigeschmack

text VoN heleNe tiMM

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dnan ist 22 Jahre alt Student und lebt im sechsten Stock eines Blocks am Rande Luuml-becks Hudekamp ist ein sozialer Brenn-

punkt wie es politisch korrekt heiszligt Doch bedeutet bdquoam Rande der Stadtldquo auch bdquoam Rande der Gesell-schaftldquoUumlber 20 Stockwerke sind gefuumlllt mit Schicksalen und Erinnerungen die meisten davon freudlos und be-truumlblich So viele so unterschiedliche Leben die nur durch duumlnne Waumlnde getrennt werden Zum Beispiel der Ex-Neonazi der von harten Drogen auf Alkohol umgestiegen ist aber sich trotzdem liebevoll um die altersschwache Annemie kuumlmmert Oder der 12-jaumlh-rige Ibo der auf seine Geschwister aufpassen muss seit sein Vater gestorben ist Oder Ramona und Kars-ten die aus Angst vor Auslaumlndern noch extra Sicher-heitsmaszlignahmen ergreifen Oder oder oder Nur der Hausmeister weiszlig irgendwie uumlber alle Bescheid Wie in einer Schaltzentrale blickt Klaus auf die vie-len Monitore mit Bildern der Uumlberwachungskameras

Als wuumlrden verschiedene Leitungen im Wechsel- oder Gleichstrom laufen und an diesem einen Punkt zu-sammentreffen ndash im Erdgeschoss des HochhausesPia-Luisa Lenz und Christian von Brockhausen zei-gen in ihrem Dokumentarfilm HUDEKAMP ndash EIN HEIMATFILM ernuumlchternd ehrliche Wahrheit In Se-kundenschnelle schlaumlgt die bedruumlckende Atmosphaumlre auch auf den Zuschauer um Durch packende Nahauf-nahmen und abwechslungsreichen Schnitt bleiben die Auge an der Leinwand kleben Und wegen der State-ments der Bewohner bei denen man weinen schrei-en und den Kopf schuumltteln moumlchte Gleichzeitig Wer den Kinosaal mit der Erwartung betritt Hoffnungs-schimmer inmitten von grauer Tristesse zu finden wird enttaumluscht Eine neue Sicht auf Altbekanntes Auf Kommentare oder Wertung durch Auszligenstehende wird komplett verzichtet Ist es also ein Blick auf den Rand der Gesellschaft Eher die Momentaufnahme eines eigenen kleinen Kosmos

ein heimatfilm fernab von Musikantenstadl Familienidylle und sorglosigkeit

text VoN sophie weNkel

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hier gibt es Nette boumlse und ganz boumlse

DokumentarFIlm hudeKaMp ndash eIN heIMatfIlM

9

arcel will nicht dass seine Freundin eine neue Wasserflasche anfaumlngt bevor die bereits angefangene leer gemacht wurde

Marcel besteht darauf Seine Freundin lacht Er laumlsst nicht locker Seine Freundin gehorcht und trinkt die alte Flasche gehorsam leer Marcel saszlig sieben Jahre im Gefaumlngnis Als er 18 war verschleppte er mit zwei Freunden einen Jugendlichen in eine Schweinemast-anlage und folterte ihn stundenlang Dann lieszligen sie ihn auf eine Steinkante beiszligen sprangen ihm auf dem Kopf und versteckten die LeicheNeben dem einst rechtsextremen Marcel folgt die Kamera zwei anderen kriminellen Jugendlichen nach ihrer Entlassung aus der Brandenburger JVA Wrie-zen Einer war Dealer und hat ein Foto von Obama in seiner Zelle Ein anderer saszlig wegen schwerer Koumlr-perverletzungNach Ende ihrer Haft versuchen die drei sich in Bran-denburg einzuleben oder zumindest zu funktionieren

Die Frage nach der Moumlglichkeit dessen haumlngt von vornherein schwer uumlber all ihren Schneeballschlach-ten Raucherpausen und KarussellfahrtenSie alle kriegen Jobs Freundinnen Kinder Ihre Reak-tionen hierauf haben stellenweise Gemeinsamkeiten Doch obwohl der Film zuruumlckhaltend beobachtet er sich behutsam an seine dubiosen Versuchskaninchen naumlhert und in erster Linie doch eher ihre Geschichten erzaumlhlt als ein Statement abzugeben scheint NACH WRIEZEN durch die Logik seines Formats dazu ein-zuladen diese Schlussfolgerungen selbststaumlndig zu treffen Und die gibt es hier nicht - weder menschlich noch politisch Hier gibt es in Jugendaumlmtern verstreu-te Babys ausgeatmeten Rauch und ein Schwein das vor einem Auto weglaumluft Emotional mag das beruumlh-ren Vielleicht sollte man jedoch vorsichtig damit sein anhand dieser Bilder Diskussionen anzustoszligen und Meinungen in die Welt zu setzen

Aus dem knast in die realitaumlt bdquoNAch wriezeNldquo ist eine Verfolgung aus Neugier

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weil dit dementsprechend is so

Nach wrIezeN ndash eIN fIlM uumlber das lebeN Nach der haft DokumentarFIlm

text VoN sebAstiAN gutNik

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ir schreiben das Jahr 1983 Eine Geschich-te von Freundschaft und Solidaritaumlt aber auch von Fremdenhass Und mittendrin der

12-jaumlhrige Shaun (Thomas Turgoose) Er ist Halbwaise und lebt zusammen mit seiner Mutter in einer engli-schen Kleinstadt In der Schule laumluft es fuumlr ihn nicht gut Freunde hat er nicht und dann traumlgt er auch noch die uncoolsten Klamotten uumlberhaupt Shaun ist Auszligen-seiter und seine Mitschuumller lassen ihn das auch gewalt-sam spuumlren Als er auf eine Clique aumllterer Jungs trifft die ihn in ihrer Mitte aufnehmen ist er von Herzen gluumlcklich endlich dazugehoumlren zu duumlrfen Doch Shaun bekommt erst mit der Zeit mit Seine neuen Freun-de sind allesamt Skinheads Was das wirklich heiszligt merkt er erst als der wesentlich aumlltere Combo (Stephen Graham) aus dem Knast zuruumlckkehrt Vollgetankt mit extremem Fremdenhass und rassistischer Propaganda bringt er als Anfuumlhrer die Gruppe auf Trapp Nicht alle folgen ihm begeistert doch Shaun tut es ohne zu zouml-gern ndash was nicht ohne Folgen bleibt

THIS IS ENGLAND von Shane Meadows ist untermalt mit Ska- und Reggaemusik Im Gegensatz zum bedruuml-ckenden sozialen Klima im damaligen Thatcherismus wird dadurch eine gewisse Lebendigkeit und Munter-keit vermittelt Teilweise wirkt das Jugenddrama ein wenig klischeehaft und belehrend Auch wenn die Protagonisten allesamt eindrucksvolle Persoumlnlichkei-ten sind kommen die Handlungen oftmals geplant und vorhersehbar ruumlber Dasselbe gilt leider auch fuumlr das Ende Gut gelungen ist die Nicht-Pauschalisierung der Skinhead-Bewegung Es werden ausfuumlhrlich die innere Zerrissenheit und Unterschiede der Szene dar-gestelltThis is England Crsquoest la France Das ist Deutschland Kein Land kann sich ausschlieszligen von den Gefahren eines uumlbersteigerten Nationalismus Auch nicht davon dass vor allem junge Menschen die anderswo keinen Anschluss finden anfaumlllig fuumlr diesen sind Mit gerin-gem Budget ist Meadows eine Inszenierung gelungen die dieses Problem nicht nur oberflaumlchlich ankratzt

bdquothere is a forgotten word a word which means most to me this word is eNglAND A word which stood for power freedom and respect

text VoN jette kleiNDieNst

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vom auszligenseiter zum skinhead

laumlnDerreIHe grossbrItannIen thIs Is eNglaNd

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liver Tate (Craig Roberts) hat es nicht leicht Das Sexleben und die gesamte Be-ziehung seiner Eltern gehen den Bach her-

unter Je mehr Zeit Olivers Mutter (Sally Hawkins) mit ihrer kuumlrzlich im Nebenhaus eingezogenen ersten Liebe verbringt desto mehr verkriecht sich sein Va-ter (grandios Noah Taylor) in seiner Depression und der Unfaumlhigkeit aus seiner Lethargie auszubrechenWie der Vater so der Sohn Die Eroberung der un-populaumlren und mysterioumlsen Jordana (Yasmin Paige) stellt sich fuumlr Oliver als kompliziert dar Die Bezie-hung der beiden auf coole Art Uncoolen wird gepraumlgt von intensiven Gefuumlhlen wie sie nur 15-Jaumlhrige ha-ben koumlnnen und der den Protagonisten eigenen ver-schrobenen stoischen SchuumlchternheitMitten in der Pubertaumlt steckend hat Oliver neben-bei auch noch Selbstfindungsprobleme bdquoI donrsquot quite

know what I am yet Irsquove tried smoking a pipe flip-ping coins listening exclusively to French crooners Irsquove even had a hat phase But nothing stuckrdquo Olivers Ruumlckzugsort aus seiner misslichen Lage ndash Schulbul-lies Herzschmerz Aumlrger zu Hause ndash ist seine Fanta-sie ldquoI find that the only way to get through life is to picture myself in an entirely disconnected realityrdquo

Richard Ayoades im Original gezeigter SUBMARINE ist ein kreativer tragikomischer Coming-Of-Age-Film nach der Buchvorlage von Joe Donthorne der zu ei-nem unbestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit spielt Kassetten Polaroids Liebeskummer und nicht zuletzt der groszligartige Soundtrack von Alex Turner lassen den Zuschauer in eigenen Erinnerungen an die erste groszlige Liebe und Jugendtagen schwelgen Unterhaltend sehenswert und weirdly cool

ldquoshersquos moderately unpopular which makes a romance between the two of us more likely to be seen with her would improve my street credrdquo

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weirdly cool boy meets weirdly cool girl

subMarINe laumlnDerreIHe grossbrItannIen

text VoN MArie-luise kutzer

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gal in welches moderne Transportmittel Sie sich zum Reisen begeben Je schneller die Reisegeschwindigkeit je raffinierter die Nut-

zung physikalischer Gesetze und je ferner das Ziel sind und je mehr Mitmenschen Sie nicht kennen ndash desto un-sicherer erscheint Ihnen eine Ankunft Und sind desto ungewisser auch Ihre AumlngsteNach kurzer duumlsterer Einstimmung mit Terminalrau-schen im Hintergrund und Schwarz-Weiszlig-Nahaufnah-men der Schluumlsselfiguren kontrolliert die Stewardess routiniert die Fracht an Menschen Schnell blitzen Kli-schees auf Zwei Halbstarke mit Handy und Kaugummi Beruhigungstabletten ein Glas Wasser Ein paar Worte zur Verspaumltung Ein junges Paar mit bdquorelaxingldquo Urlaubs-plaumlnen Ein tiefer Seufzer geschlossene Augen Regis-seur Marcus Richardt verliert sich nicht in Einzelhei-ten er stellt zuumlgig die Situation zwischen Warten und Weiterkommen dar Am Flughafen zusammengewuumlrfelt eingeschlossen von Aluminium liegt das Wohl aller im Geschick eines Piloten irgendwo vorne im Cockpit

So herrscht weder greifbare Entspannung noch An-spannung im Raum bdquoIch versichere Ihnen wir haben alle erforderlichen Maszlignahmen getroffenrdquo kommen-tiert der Pilot in einem Zwischenschnitt die ersten Unregelmaumlszligigkeiten Trotz der schnellen Reaktion der Flugbegleiter legt sich die Unruhe nicht Die Situation scheint dennoch bdquoim Griffldquo Getraumlnke werden serviert das Flugzeug hebt abZwischen der eskalierenden Situation im Flugzeug und den dokumentarischen Interviews mit den beteiligten Charakteren zeichnet sich die wahre Tiefe der Verun-sicherung ab Weder rational noch emotional koumlnnen Pilot oder Stewart die Situation erklaumlren Die Beson-nenheit anderer wirkt nicht im Mindesten deeskalie-rend sondern zeigt nur welch eine starke Kraft Angst sein kann In den 16 Minuten von DER PASSAGIER of-fenbaren sich Unverstaumlndnis und Hilflosigkeit die sich zu Panik steigern und die Opfer- und Taumlterrollen um-drehen Das Praumldikat bdquobesonders wertvollldquo vom Kura-torium junger deutscher Film ist schlichtweg treffend

starten wir das Flugzeug von irgendwo in Deutschland ziel der reise ist teneriffa Der passagierraum fuumlllt sich mit menschlichen Naturen

text VoN wiebke MAeszlig

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setzen anschnallen Klappe halten

kurzFIlm der passagIer

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rdquoDeADrdquo hat alles was cool ist pistolen sadomaso rote Autos boumlse bourgeois eine lolita und ein Aquarium

text VoN sebAstiAN gutNik

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funny fiction pulpy games

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ie Mutter von Patrick (Tilman Strauszlig) hat sich erhaumlngt Auszliger seinen

rebellischen Kleidern und seinem leeren Blick zeichnet ihn nichts aus Nun will er den finden der an bei-dem Schuld ist ndash seinen vermeintli-chen Vater Das gelingt ihm auch bdquoDadldquo (Thomas Schendel) ist ein uumlberaus boumlser Mensch der seine dunklen Triebe durch SampM und das Betrachten von Fischen auslebt Er hat eine Frau eine Ex-Frau und mit beiden je ein Kind Sie alle prallen in Dads langweiligem buumlrgerli-chem Kosmos aufeinander worauf-hin es und er und sie und Patrick alle fleiszligig zu broumlckeln anfangenBei diesem Broumlckeln koumlnnte man eventuell etwas empfinden falls diese Figuren Menschen waumlren

Leider sind sie aber keine Men-schen was der Regisseur durch die immer wieder aumluszligerst subtil hinein-geworfenen Tiervergleiche zu erklauml-ren versucht Gaumlnse Fische Kaumllber und Kuumlhe werden in Bild und Wort an die Charaktere gekoppelt ndash das macht sie dann nicht langweilig sondern bdquoinstinktgesteuertldquo die Dialoge nicht schlecht sondern bdquoauf das Noumltigste reduziertldquoDas Problem hierbei ist nicht nur dass dies unertraumlglich zu beobach-ten ist Sondern wie man zuneh-mend gezwungen wird zu verste-hen dass Regisseur Sven Halfar uumlberhaupt nichts erzaumlhlen will Er will clever und unkonventionell sein Seine vermeintliche Clever-ness ist jedoch nichts weiter als eine selbstverliebte hastige Collage aus

guten alten Bildern Die verklei-deten Eindringlinge in der heilen Buumlrgerwelt die Hausgegenstaumlnde runterfallen lassen stammen aus Michael Hanekes FUNNY GAMES ihre Coolness und Humor-Gewalt-Verwischung von Tarantino Der Rest ist ein wenig Bourgeoisie-Kritik und ein wenig Oumldipus Unter alldem verbirgt sich wenn man gutmuumltig ist die Weltsicht eines wuumltenden 16-Jaumlhrigen Und wenn man es nicht ist ndash uumlberhaupt nichtsAm besten formuliert es Halfar selbst bdquoIn erster Linie versuche ich ein Gefuumlhl transparent zu ma-chen das meinen eigenen Regeln gehorcht und keinem klaren Genre zugeordnet werden sollldquo Das ist ihm ohne Zweifel gelungen

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14 geDreHt In mv du hast es versprocheN

ugen zu Stellen Sie sich nun bitte den typischen Gruselfilm vor Was sehen Sie Eine Frau in der Badewanne liegend die

mit dem Kopf untertaucht und auf einmal ist uumlberall Blut Einen dunklen nebligen Wald Oder eine alte Villa mit einer spukenden Kinderseele Ja Genau Da brodelt es im Topf der Thriller-Klischees Oder besser gesagt Da koumlchelt lauwarm vom typisch deutschen Kartoffelstampfer zermanscht DU HAST ES VERSPROCHENHanna (Mina Tandler) und Clarissa (Laura de Boer) treffen sich zufaumlllig nach 25 Jahren wieder Mit neun Jahren waren sie beste Freundinnen Spontan ent-schlieszligen sie sich dazu gemeinsam Urlaub zu ma-chen Koffer gepackt und ab geht es auf die Insel auf der sie schon damals die Sommer verbrachten Zusammen mit Hannas kleiner Tochter Lea (Lina Koumlhlert) beziehen sie das ehemalige Feriendomizil das groszlige Haus am Waldrand Doch nach kurzer Zeit ist es vorbei mit der Urlaubsidylle Etwas was die Freundinnen vor vielen Jahren machten scheint

sie einzuholen Woran man das merkt Die Anwoh-ner verhalten sich seltsam es gibt immer wieder verschwommene hell scheinende Ruumlckblenden und dramatische Musik setzt ein Die laumlngst verjaumlhrte Tat ist nicht in Vergessenheit geratenhellipDU HAST ES VERSPROCHEN wirbt mit dem Slo-gan bdquoWeiszligt du noch was du als Kind getan hastldquo Wahrscheinlich werde ich mich nicht besonders lang an diese 102 Minuten erinnern Die schauspie-lerischen Leistungen sind groszligartig In die jungen Darsteller kann man sich hineinversetzen aller-dings nicht in Regisseurin Alexandra Schmidt Am Ende bleibt nur ein Potpourri aus typischen Grusel-szenen vermischt mit Effekthascherei und Meeres-rauschen Vom ewig nachschallenden Echo bis hin zum alten Mann mit der Axt ist alles dabei Schade eigentlich Liebe Frau Schmidt bei der naumlchsten Produktion bitte ein paar Stereotype weniger ein-bauen Dann kommen Ihr Haumlndchen fuumlr Atmosphaumlre und Ihr Gespuumlr fuumlr schauriges Ambiente auch bes-ser zur Geltung

horrorszenen inmitten der wunderschoumlnen kuumlstenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns ndashndashvorhersehbar oder fesselnd

text VoN sophie weNkel

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effekthascherei mit sanftem Meeresrauschen

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bdquohoumlr jetzt endlich auf mit dem scheiszlig tod spielenldquo

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spirale der gewalt

ine buumlrgerliche Familie mit groszligzuumlgigem Rei-henhaus in einer ganz

normalen Stadt Halt Der Schein truumlgt Hinter der Bilderbuchfa-milie steckt ein sch reck l iches Geheimnis Der brutale Vater (Peter Lohmey-er) schlaumlgt seine hilflose Frau Johanna (Elisa Essig) und ihre Schwester Moni (Antonia T Pan-kow) houmlren das Leid der Mutter Sie verharren starr im Bett wie Rehe auf dem Feld Der innere Schrei nach Hilfe geht uumlber steinigen Weg uumlber Selbstkritik und endet in der bedingungslosen Abhaumlngigkeit gegenuumlber dem Vater Allein die aumlltere Schwester Claudia (Karoli-ne Herfuth) findet nicht den Mut sich gegen den Vater zu stellen

Doch es gibt Hoffnung Johanna ist verliebt in Christian (Ansgar Goumlbel) den Sohn des gehassten Sportlehrers Er macht ihr Mut und gibt ihr die Kraft die sie

braucht Dennoch geraumlt Johanna in eine tiefe IdentitaumltskriseDer 87-minuumltige Spielfilm FES-TUNG von Regisseurin Kirsi Ma-rie Liimatainen gibt Einblick in die verstoumlrte Welt einer scheinbar heilen Familie Eine Welt die sonst als Ort der Geborgenheit

gilt Laut einer aktuellen Studie sind 25 Prozent aller Frauen und Maumlnner direkte Opfer von haumlusli-cher Gewalt Die Dunkelziffer ist um einiges houmlher Vor allem Kin-

der leiden un-ter der Spirale der Gewalt Ihre Entwick-lung und ihr E rwach sen-werden wer-den extrem beein f luss t das regel-maumlszligige Mit-erleben von Gewalt kann versch iede -ne Auswir-kungen wie

die Nachahmung der Taumlter- und Opferrolle auf ihre eigene Person haben Die Gefahr ist dass sie sich in einer emotionalen Festung verriegeln Abschlieszligend bleibt nur die eindringliche Frage Ist FESTUNG tatsaumlchlich fuumlr Kinder ab 12 Jahren geeignet

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UNPLUGGEDLEBENGUAIA GUAIA

Regie Sobo SwobodnikDokumentarfilm D 2012 93 min

3Mai 1430 Uhr CAPITOL 3

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FILME DER KULTURELLEN FILMFOumlRDERUNG MV

progrAMM AM DoNNerstAg

Page 8: filmab! 2013 - Ausgabe #3

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Als wuumlrden verschiedene Leitungen im Wechsel- oder Gleichstrom laufen und an diesem einen Punkt zu-sammentreffen ndash im Erdgeschoss des HochhausesPia-Luisa Lenz und Christian von Brockhausen zei-gen in ihrem Dokumentarfilm HUDEKAMP ndash EIN HEIMATFILM ernuumlchternd ehrliche Wahrheit In Se-kundenschnelle schlaumlgt die bedruumlckende Atmosphaumlre auch auf den Zuschauer um Durch packende Nahauf-nahmen und abwechslungsreichen Schnitt bleiben die Auge an der Leinwand kleben Und wegen der State-ments der Bewohner bei denen man weinen schrei-en und den Kopf schuumltteln moumlchte Gleichzeitig Wer den Kinosaal mit der Erwartung betritt Hoffnungs-schimmer inmitten von grauer Tristesse zu finden wird enttaumluscht Eine neue Sicht auf Altbekanntes Auf Kommentare oder Wertung durch Auszligenstehende wird komplett verzichtet Ist es also ein Blick auf den Rand der Gesellschaft Eher die Momentaufnahme eines eigenen kleinen Kosmos

ein heimatfilm fernab von Musikantenstadl Familienidylle und sorglosigkeit

text VoN sophie weNkel

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hier gibt es Nette boumlse und ganz boumlse

DokumentarFIlm hudeKaMp ndash eIN heIMatfIlM

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arcel will nicht dass seine Freundin eine neue Wasserflasche anfaumlngt bevor die bereits angefangene leer gemacht wurde

Marcel besteht darauf Seine Freundin lacht Er laumlsst nicht locker Seine Freundin gehorcht und trinkt die alte Flasche gehorsam leer Marcel saszlig sieben Jahre im Gefaumlngnis Als er 18 war verschleppte er mit zwei Freunden einen Jugendlichen in eine Schweinemast-anlage und folterte ihn stundenlang Dann lieszligen sie ihn auf eine Steinkante beiszligen sprangen ihm auf dem Kopf und versteckten die LeicheNeben dem einst rechtsextremen Marcel folgt die Kamera zwei anderen kriminellen Jugendlichen nach ihrer Entlassung aus der Brandenburger JVA Wrie-zen Einer war Dealer und hat ein Foto von Obama in seiner Zelle Ein anderer saszlig wegen schwerer Koumlr-perverletzungNach Ende ihrer Haft versuchen die drei sich in Bran-denburg einzuleben oder zumindest zu funktionieren

Die Frage nach der Moumlglichkeit dessen haumlngt von vornherein schwer uumlber all ihren Schneeballschlach-ten Raucherpausen und KarussellfahrtenSie alle kriegen Jobs Freundinnen Kinder Ihre Reak-tionen hierauf haben stellenweise Gemeinsamkeiten Doch obwohl der Film zuruumlckhaltend beobachtet er sich behutsam an seine dubiosen Versuchskaninchen naumlhert und in erster Linie doch eher ihre Geschichten erzaumlhlt als ein Statement abzugeben scheint NACH WRIEZEN durch die Logik seines Formats dazu ein-zuladen diese Schlussfolgerungen selbststaumlndig zu treffen Und die gibt es hier nicht - weder menschlich noch politisch Hier gibt es in Jugendaumlmtern verstreu-te Babys ausgeatmeten Rauch und ein Schwein das vor einem Auto weglaumluft Emotional mag das beruumlh-ren Vielleicht sollte man jedoch vorsichtig damit sein anhand dieser Bilder Diskussionen anzustoszligen und Meinungen in die Welt zu setzen

Aus dem knast in die realitaumlt bdquoNAch wriezeNldquo ist eine Verfolgung aus Neugier

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weil dit dementsprechend is so

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ir schreiben das Jahr 1983 Eine Geschich-te von Freundschaft und Solidaritaumlt aber auch von Fremdenhass Und mittendrin der

12-jaumlhrige Shaun (Thomas Turgoose) Er ist Halbwaise und lebt zusammen mit seiner Mutter in einer engli-schen Kleinstadt In der Schule laumluft es fuumlr ihn nicht gut Freunde hat er nicht und dann traumlgt er auch noch die uncoolsten Klamotten uumlberhaupt Shaun ist Auszligen-seiter und seine Mitschuumller lassen ihn das auch gewalt-sam spuumlren Als er auf eine Clique aumllterer Jungs trifft die ihn in ihrer Mitte aufnehmen ist er von Herzen gluumlcklich endlich dazugehoumlren zu duumlrfen Doch Shaun bekommt erst mit der Zeit mit Seine neuen Freun-de sind allesamt Skinheads Was das wirklich heiszligt merkt er erst als der wesentlich aumlltere Combo (Stephen Graham) aus dem Knast zuruumlckkehrt Vollgetankt mit extremem Fremdenhass und rassistischer Propaganda bringt er als Anfuumlhrer die Gruppe auf Trapp Nicht alle folgen ihm begeistert doch Shaun tut es ohne zu zouml-gern ndash was nicht ohne Folgen bleibt

THIS IS ENGLAND von Shane Meadows ist untermalt mit Ska- und Reggaemusik Im Gegensatz zum bedruuml-ckenden sozialen Klima im damaligen Thatcherismus wird dadurch eine gewisse Lebendigkeit und Munter-keit vermittelt Teilweise wirkt das Jugenddrama ein wenig klischeehaft und belehrend Auch wenn die Protagonisten allesamt eindrucksvolle Persoumlnlichkei-ten sind kommen die Handlungen oftmals geplant und vorhersehbar ruumlber Dasselbe gilt leider auch fuumlr das Ende Gut gelungen ist die Nicht-Pauschalisierung der Skinhead-Bewegung Es werden ausfuumlhrlich die innere Zerrissenheit und Unterschiede der Szene dar-gestelltThis is England Crsquoest la France Das ist Deutschland Kein Land kann sich ausschlieszligen von den Gefahren eines uumlbersteigerten Nationalismus Auch nicht davon dass vor allem junge Menschen die anderswo keinen Anschluss finden anfaumlllig fuumlr diesen sind Mit gerin-gem Budget ist Meadows eine Inszenierung gelungen die dieses Problem nicht nur oberflaumlchlich ankratzt

bdquothere is a forgotten word a word which means most to me this word is eNglAND A word which stood for power freedom and respect

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vom auszligenseiter zum skinhead

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unter Je mehr Zeit Olivers Mutter (Sally Hawkins) mit ihrer kuumlrzlich im Nebenhaus eingezogenen ersten Liebe verbringt desto mehr verkriecht sich sein Va-ter (grandios Noah Taylor) in seiner Depression und der Unfaumlhigkeit aus seiner Lethargie auszubrechenWie der Vater so der Sohn Die Eroberung der un-populaumlren und mysterioumlsen Jordana (Yasmin Paige) stellt sich fuumlr Oliver als kompliziert dar Die Bezie-hung der beiden auf coole Art Uncoolen wird gepraumlgt von intensiven Gefuumlhlen wie sie nur 15-Jaumlhrige ha-ben koumlnnen und der den Protagonisten eigenen ver-schrobenen stoischen SchuumlchternheitMitten in der Pubertaumlt steckend hat Oliver neben-bei auch noch Selbstfindungsprobleme bdquoI donrsquot quite

know what I am yet Irsquove tried smoking a pipe flip-ping coins listening exclusively to French crooners Irsquove even had a hat phase But nothing stuckrdquo Olivers Ruumlckzugsort aus seiner misslichen Lage ndash Schulbul-lies Herzschmerz Aumlrger zu Hause ndash ist seine Fanta-sie ldquoI find that the only way to get through life is to picture myself in an entirely disconnected realityrdquo

Richard Ayoades im Original gezeigter SUBMARINE ist ein kreativer tragikomischer Coming-Of-Age-Film nach der Buchvorlage von Joe Donthorne der zu ei-nem unbestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit spielt Kassetten Polaroids Liebeskummer und nicht zuletzt der groszligartige Soundtrack von Alex Turner lassen den Zuschauer in eigenen Erinnerungen an die erste groszlige Liebe und Jugendtagen schwelgen Unterhaltend sehenswert und weirdly cool

ldquoshersquos moderately unpopular which makes a romance between the two of us more likely to be seen with her would improve my street credrdquo

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weirdly cool boy meets weirdly cool girl

subMarINe laumlnDerreIHe grossbrItannIen

text VoN MArie-luise kutzer

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gal in welches moderne Transportmittel Sie sich zum Reisen begeben Je schneller die Reisegeschwindigkeit je raffinierter die Nut-

zung physikalischer Gesetze und je ferner das Ziel sind und je mehr Mitmenschen Sie nicht kennen ndash desto un-sicherer erscheint Ihnen eine Ankunft Und sind desto ungewisser auch Ihre AumlngsteNach kurzer duumlsterer Einstimmung mit Terminalrau-schen im Hintergrund und Schwarz-Weiszlig-Nahaufnah-men der Schluumlsselfiguren kontrolliert die Stewardess routiniert die Fracht an Menschen Schnell blitzen Kli-schees auf Zwei Halbstarke mit Handy und Kaugummi Beruhigungstabletten ein Glas Wasser Ein paar Worte zur Verspaumltung Ein junges Paar mit bdquorelaxingldquo Urlaubs-plaumlnen Ein tiefer Seufzer geschlossene Augen Regis-seur Marcus Richardt verliert sich nicht in Einzelhei-ten er stellt zuumlgig die Situation zwischen Warten und Weiterkommen dar Am Flughafen zusammengewuumlrfelt eingeschlossen von Aluminium liegt das Wohl aller im Geschick eines Piloten irgendwo vorne im Cockpit

So herrscht weder greifbare Entspannung noch An-spannung im Raum bdquoIch versichere Ihnen wir haben alle erforderlichen Maszlignahmen getroffenrdquo kommen-tiert der Pilot in einem Zwischenschnitt die ersten Unregelmaumlszligigkeiten Trotz der schnellen Reaktion der Flugbegleiter legt sich die Unruhe nicht Die Situation scheint dennoch bdquoim Griffldquo Getraumlnke werden serviert das Flugzeug hebt abZwischen der eskalierenden Situation im Flugzeug und den dokumentarischen Interviews mit den beteiligten Charakteren zeichnet sich die wahre Tiefe der Verun-sicherung ab Weder rational noch emotional koumlnnen Pilot oder Stewart die Situation erklaumlren Die Beson-nenheit anderer wirkt nicht im Mindesten deeskalie-rend sondern zeigt nur welch eine starke Kraft Angst sein kann In den 16 Minuten von DER PASSAGIER of-fenbaren sich Unverstaumlndnis und Hilflosigkeit die sich zu Panik steigern und die Opfer- und Taumlterrollen um-drehen Das Praumldikat bdquobesonders wertvollldquo vom Kura-torium junger deutscher Film ist schlichtweg treffend

starten wir das Flugzeug von irgendwo in Deutschland ziel der reise ist teneriffa Der passagierraum fuumlllt sich mit menschlichen Naturen

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setzen anschnallen Klappe halten

kurzFIlm der passagIer

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ie Mutter von Patrick (Tilman Strauszlig) hat sich erhaumlngt Auszliger seinen

rebellischen Kleidern und seinem leeren Blick zeichnet ihn nichts aus Nun will er den finden der an bei-dem Schuld ist ndash seinen vermeintli-chen Vater Das gelingt ihm auch bdquoDadldquo (Thomas Schendel) ist ein uumlberaus boumlser Mensch der seine dunklen Triebe durch SampM und das Betrachten von Fischen auslebt Er hat eine Frau eine Ex-Frau und mit beiden je ein Kind Sie alle prallen in Dads langweiligem buumlrgerli-chem Kosmos aufeinander worauf-hin es und er und sie und Patrick alle fleiszligig zu broumlckeln anfangenBei diesem Broumlckeln koumlnnte man eventuell etwas empfinden falls diese Figuren Menschen waumlren

Leider sind sie aber keine Men-schen was der Regisseur durch die immer wieder aumluszligerst subtil hinein-geworfenen Tiervergleiche zu erklauml-ren versucht Gaumlnse Fische Kaumllber und Kuumlhe werden in Bild und Wort an die Charaktere gekoppelt ndash das macht sie dann nicht langweilig sondern bdquoinstinktgesteuertldquo die Dialoge nicht schlecht sondern bdquoauf das Noumltigste reduziertldquoDas Problem hierbei ist nicht nur dass dies unertraumlglich zu beobach-ten ist Sondern wie man zuneh-mend gezwungen wird zu verste-hen dass Regisseur Sven Halfar uumlberhaupt nichts erzaumlhlen will Er will clever und unkonventionell sein Seine vermeintliche Clever-ness ist jedoch nichts weiter als eine selbstverliebte hastige Collage aus

guten alten Bildern Die verklei-deten Eindringlinge in der heilen Buumlrgerwelt die Hausgegenstaumlnde runterfallen lassen stammen aus Michael Hanekes FUNNY GAMES ihre Coolness und Humor-Gewalt-Verwischung von Tarantino Der Rest ist ein wenig Bourgeoisie-Kritik und ein wenig Oumldipus Unter alldem verbirgt sich wenn man gutmuumltig ist die Weltsicht eines wuumltenden 16-Jaumlhrigen Und wenn man es nicht ist ndash uumlberhaupt nichtsAm besten formuliert es Halfar selbst bdquoIn erster Linie versuche ich ein Gefuumlhl transparent zu ma-chen das meinen eigenen Regeln gehorcht und keinem klaren Genre zugeordnet werden sollldquo Das ist ihm ohne Zweifel gelungen

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14 geDreHt In mv du hast es versprocheN

ugen zu Stellen Sie sich nun bitte den typischen Gruselfilm vor Was sehen Sie Eine Frau in der Badewanne liegend die

mit dem Kopf untertaucht und auf einmal ist uumlberall Blut Einen dunklen nebligen Wald Oder eine alte Villa mit einer spukenden Kinderseele Ja Genau Da brodelt es im Topf der Thriller-Klischees Oder besser gesagt Da koumlchelt lauwarm vom typisch deutschen Kartoffelstampfer zermanscht DU HAST ES VERSPROCHENHanna (Mina Tandler) und Clarissa (Laura de Boer) treffen sich zufaumlllig nach 25 Jahren wieder Mit neun Jahren waren sie beste Freundinnen Spontan ent-schlieszligen sie sich dazu gemeinsam Urlaub zu ma-chen Koffer gepackt und ab geht es auf die Insel auf der sie schon damals die Sommer verbrachten Zusammen mit Hannas kleiner Tochter Lea (Lina Koumlhlert) beziehen sie das ehemalige Feriendomizil das groszlige Haus am Waldrand Doch nach kurzer Zeit ist es vorbei mit der Urlaubsidylle Etwas was die Freundinnen vor vielen Jahren machten scheint

sie einzuholen Woran man das merkt Die Anwoh-ner verhalten sich seltsam es gibt immer wieder verschwommene hell scheinende Ruumlckblenden und dramatische Musik setzt ein Die laumlngst verjaumlhrte Tat ist nicht in Vergessenheit geratenhellipDU HAST ES VERSPROCHEN wirbt mit dem Slo-gan bdquoWeiszligt du noch was du als Kind getan hastldquo Wahrscheinlich werde ich mich nicht besonders lang an diese 102 Minuten erinnern Die schauspie-lerischen Leistungen sind groszligartig In die jungen Darsteller kann man sich hineinversetzen aller-dings nicht in Regisseurin Alexandra Schmidt Am Ende bleibt nur ein Potpourri aus typischen Grusel-szenen vermischt mit Effekthascherei und Meeres-rauschen Vom ewig nachschallenden Echo bis hin zum alten Mann mit der Axt ist alles dabei Schade eigentlich Liebe Frau Schmidt bei der naumlchsten Produktion bitte ein paar Stereotype weniger ein-bauen Dann kommen Ihr Haumlndchen fuumlr Atmosphaumlre und Ihr Gespuumlr fuumlr schauriges Ambiente auch bes-ser zur Geltung

horrorszenen inmitten der wunderschoumlnen kuumlstenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns ndashndashvorhersehbar oder fesselnd

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effekthascherei mit sanftem Meeresrauschen

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spirale der gewalt

ine buumlrgerliche Familie mit groszligzuumlgigem Rei-henhaus in einer ganz

normalen Stadt Halt Der Schein truumlgt Hinter der Bilderbuchfa-milie steckt ein sch reck l iches Geheimnis Der brutale Vater (Peter Lohmey-er) schlaumlgt seine hilflose Frau Johanna (Elisa Essig) und ihre Schwester Moni (Antonia T Pan-kow) houmlren das Leid der Mutter Sie verharren starr im Bett wie Rehe auf dem Feld Der innere Schrei nach Hilfe geht uumlber steinigen Weg uumlber Selbstkritik und endet in der bedingungslosen Abhaumlngigkeit gegenuumlber dem Vater Allein die aumlltere Schwester Claudia (Karoli-ne Herfuth) findet nicht den Mut sich gegen den Vater zu stellen

Doch es gibt Hoffnung Johanna ist verliebt in Christian (Ansgar Goumlbel) den Sohn des gehassten Sportlehrers Er macht ihr Mut und gibt ihr die Kraft die sie

braucht Dennoch geraumlt Johanna in eine tiefe IdentitaumltskriseDer 87-minuumltige Spielfilm FES-TUNG von Regisseurin Kirsi Ma-rie Liimatainen gibt Einblick in die verstoumlrte Welt einer scheinbar heilen Familie Eine Welt die sonst als Ort der Geborgenheit

gilt Laut einer aktuellen Studie sind 25 Prozent aller Frauen und Maumlnner direkte Opfer von haumlusli-cher Gewalt Die Dunkelziffer ist um einiges houmlher Vor allem Kin-

der leiden un-ter der Spirale der Gewalt Ihre Entwick-lung und ihr E rwach sen-werden wer-den extrem beein f luss t das regel-maumlszligige Mit-erleben von Gewalt kann versch iede -ne Auswir-kungen wie

die Nachahmung der Taumlter- und Opferrolle auf ihre eigene Person haben Die Gefahr ist dass sie sich in einer emotionalen Festung verriegeln Abschlieszligend bleibt nur die eindringliche Frage Ist FESTUNG tatsaumlchlich fuumlr Kinder ab 12 Jahren geeignet

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UNPLUGGEDLEBENGUAIA GUAIA

Regie Sobo SwobodnikDokumentarfilm D 2012 93 min

3Mai 1430 Uhr CAPITOL 3

wwwfilmbuero-mvde

FILME DER KULTURELLEN FILMFOumlRDERUNG MV

progrAMM AM DoNNerstAg

Page 9: filmab! 2013 - Ausgabe #3

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arcel will nicht dass seine Freundin eine neue Wasserflasche anfaumlngt bevor die bereits angefangene leer gemacht wurde

Marcel besteht darauf Seine Freundin lacht Er laumlsst nicht locker Seine Freundin gehorcht und trinkt die alte Flasche gehorsam leer Marcel saszlig sieben Jahre im Gefaumlngnis Als er 18 war verschleppte er mit zwei Freunden einen Jugendlichen in eine Schweinemast-anlage und folterte ihn stundenlang Dann lieszligen sie ihn auf eine Steinkante beiszligen sprangen ihm auf dem Kopf und versteckten die LeicheNeben dem einst rechtsextremen Marcel folgt die Kamera zwei anderen kriminellen Jugendlichen nach ihrer Entlassung aus der Brandenburger JVA Wrie-zen Einer war Dealer und hat ein Foto von Obama in seiner Zelle Ein anderer saszlig wegen schwerer Koumlr-perverletzungNach Ende ihrer Haft versuchen die drei sich in Bran-denburg einzuleben oder zumindest zu funktionieren

Die Frage nach der Moumlglichkeit dessen haumlngt von vornherein schwer uumlber all ihren Schneeballschlach-ten Raucherpausen und KarussellfahrtenSie alle kriegen Jobs Freundinnen Kinder Ihre Reak-tionen hierauf haben stellenweise Gemeinsamkeiten Doch obwohl der Film zuruumlckhaltend beobachtet er sich behutsam an seine dubiosen Versuchskaninchen naumlhert und in erster Linie doch eher ihre Geschichten erzaumlhlt als ein Statement abzugeben scheint NACH WRIEZEN durch die Logik seines Formats dazu ein-zuladen diese Schlussfolgerungen selbststaumlndig zu treffen Und die gibt es hier nicht - weder menschlich noch politisch Hier gibt es in Jugendaumlmtern verstreu-te Babys ausgeatmeten Rauch und ein Schwein das vor einem Auto weglaumluft Emotional mag das beruumlh-ren Vielleicht sollte man jedoch vorsichtig damit sein anhand dieser Bilder Diskussionen anzustoszligen und Meinungen in die Welt zu setzen

Aus dem knast in die realitaumlt bdquoNAch wriezeNldquo ist eine Verfolgung aus Neugier

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THIS IS ENGLAND von Shane Meadows ist untermalt mit Ska- und Reggaemusik Im Gegensatz zum bedruuml-ckenden sozialen Klima im damaligen Thatcherismus wird dadurch eine gewisse Lebendigkeit und Munter-keit vermittelt Teilweise wirkt das Jugenddrama ein wenig klischeehaft und belehrend Auch wenn die Protagonisten allesamt eindrucksvolle Persoumlnlichkei-ten sind kommen die Handlungen oftmals geplant und vorhersehbar ruumlber Dasselbe gilt leider auch fuumlr das Ende Gut gelungen ist die Nicht-Pauschalisierung der Skinhead-Bewegung Es werden ausfuumlhrlich die innere Zerrissenheit und Unterschiede der Szene dar-gestelltThis is England Crsquoest la France Das ist Deutschland Kein Land kann sich ausschlieszligen von den Gefahren eines uumlbersteigerten Nationalismus Auch nicht davon dass vor allem junge Menschen die anderswo keinen Anschluss finden anfaumlllig fuumlr diesen sind Mit gerin-gem Budget ist Meadows eine Inszenierung gelungen die dieses Problem nicht nur oberflaumlchlich ankratzt

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know what I am yet Irsquove tried smoking a pipe flip-ping coins listening exclusively to French crooners Irsquove even had a hat phase But nothing stuckrdquo Olivers Ruumlckzugsort aus seiner misslichen Lage ndash Schulbul-lies Herzschmerz Aumlrger zu Hause ndash ist seine Fanta-sie ldquoI find that the only way to get through life is to picture myself in an entirely disconnected realityrdquo

Richard Ayoades im Original gezeigter SUBMARINE ist ein kreativer tragikomischer Coming-Of-Age-Film nach der Buchvorlage von Joe Donthorne der zu ei-nem unbestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit spielt Kassetten Polaroids Liebeskummer und nicht zuletzt der groszligartige Soundtrack von Alex Turner lassen den Zuschauer in eigenen Erinnerungen an die erste groszlige Liebe und Jugendtagen schwelgen Unterhaltend sehenswert und weirdly cool

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So herrscht weder greifbare Entspannung noch An-spannung im Raum bdquoIch versichere Ihnen wir haben alle erforderlichen Maszlignahmen getroffenrdquo kommen-tiert der Pilot in einem Zwischenschnitt die ersten Unregelmaumlszligigkeiten Trotz der schnellen Reaktion der Flugbegleiter legt sich die Unruhe nicht Die Situation scheint dennoch bdquoim Griffldquo Getraumlnke werden serviert das Flugzeug hebt abZwischen der eskalierenden Situation im Flugzeug und den dokumentarischen Interviews mit den beteiligten Charakteren zeichnet sich die wahre Tiefe der Verun-sicherung ab Weder rational noch emotional koumlnnen Pilot oder Stewart die Situation erklaumlren Die Beson-nenheit anderer wirkt nicht im Mindesten deeskalie-rend sondern zeigt nur welch eine starke Kraft Angst sein kann In den 16 Minuten von DER PASSAGIER of-fenbaren sich Unverstaumlndnis und Hilflosigkeit die sich zu Panik steigern und die Opfer- und Taumlterrollen um-drehen Das Praumldikat bdquobesonders wertvollldquo vom Kura-torium junger deutscher Film ist schlichtweg treffend

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ie Mutter von Patrick (Tilman Strauszlig) hat sich erhaumlngt Auszliger seinen

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Leider sind sie aber keine Men-schen was der Regisseur durch die immer wieder aumluszligerst subtil hinein-geworfenen Tiervergleiche zu erklauml-ren versucht Gaumlnse Fische Kaumllber und Kuumlhe werden in Bild und Wort an die Charaktere gekoppelt ndash das macht sie dann nicht langweilig sondern bdquoinstinktgesteuertldquo die Dialoge nicht schlecht sondern bdquoauf das Noumltigste reduziertldquoDas Problem hierbei ist nicht nur dass dies unertraumlglich zu beobach-ten ist Sondern wie man zuneh-mend gezwungen wird zu verste-hen dass Regisseur Sven Halfar uumlberhaupt nichts erzaumlhlen will Er will clever und unkonventionell sein Seine vermeintliche Clever-ness ist jedoch nichts weiter als eine selbstverliebte hastige Collage aus

guten alten Bildern Die verklei-deten Eindringlinge in der heilen Buumlrgerwelt die Hausgegenstaumlnde runterfallen lassen stammen aus Michael Hanekes FUNNY GAMES ihre Coolness und Humor-Gewalt-Verwischung von Tarantino Der Rest ist ein wenig Bourgeoisie-Kritik und ein wenig Oumldipus Unter alldem verbirgt sich wenn man gutmuumltig ist die Weltsicht eines wuumltenden 16-Jaumlhrigen Und wenn man es nicht ist ndash uumlberhaupt nichtsAm besten formuliert es Halfar selbst bdquoIn erster Linie versuche ich ein Gefuumlhl transparent zu ma-chen das meinen eigenen Regeln gehorcht und keinem klaren Genre zugeordnet werden sollldquo Das ist ihm ohne Zweifel gelungen

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mit dem Kopf untertaucht und auf einmal ist uumlberall Blut Einen dunklen nebligen Wald Oder eine alte Villa mit einer spukenden Kinderseele Ja Genau Da brodelt es im Topf der Thriller-Klischees Oder besser gesagt Da koumlchelt lauwarm vom typisch deutschen Kartoffelstampfer zermanscht DU HAST ES VERSPROCHENHanna (Mina Tandler) und Clarissa (Laura de Boer) treffen sich zufaumlllig nach 25 Jahren wieder Mit neun Jahren waren sie beste Freundinnen Spontan ent-schlieszligen sie sich dazu gemeinsam Urlaub zu ma-chen Koffer gepackt und ab geht es auf die Insel auf der sie schon damals die Sommer verbrachten Zusammen mit Hannas kleiner Tochter Lea (Lina Koumlhlert) beziehen sie das ehemalige Feriendomizil das groszlige Haus am Waldrand Doch nach kurzer Zeit ist es vorbei mit der Urlaubsidylle Etwas was die Freundinnen vor vielen Jahren machten scheint

sie einzuholen Woran man das merkt Die Anwoh-ner verhalten sich seltsam es gibt immer wieder verschwommene hell scheinende Ruumlckblenden und dramatische Musik setzt ein Die laumlngst verjaumlhrte Tat ist nicht in Vergessenheit geratenhellipDU HAST ES VERSPROCHEN wirbt mit dem Slo-gan bdquoWeiszligt du noch was du als Kind getan hastldquo Wahrscheinlich werde ich mich nicht besonders lang an diese 102 Minuten erinnern Die schauspie-lerischen Leistungen sind groszligartig In die jungen Darsteller kann man sich hineinversetzen aller-dings nicht in Regisseurin Alexandra Schmidt Am Ende bleibt nur ein Potpourri aus typischen Grusel-szenen vermischt mit Effekthascherei und Meeres-rauschen Vom ewig nachschallenden Echo bis hin zum alten Mann mit der Axt ist alles dabei Schade eigentlich Liebe Frau Schmidt bei der naumlchsten Produktion bitte ein paar Stereotype weniger ein-bauen Dann kommen Ihr Haumlndchen fuumlr Atmosphaumlre und Ihr Gespuumlr fuumlr schauriges Ambiente auch bes-ser zur Geltung

horrorszenen inmitten der wunderschoumlnen kuumlstenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns ndashndashvorhersehbar oder fesselnd

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bdquohoumlr jetzt endlich auf mit dem scheiszlig tod spielenldquo

text VoN keViN sell

spirale der gewalt

ine buumlrgerliche Familie mit groszligzuumlgigem Rei-henhaus in einer ganz

normalen Stadt Halt Der Schein truumlgt Hinter der Bilderbuchfa-milie steckt ein sch reck l iches Geheimnis Der brutale Vater (Peter Lohmey-er) schlaumlgt seine hilflose Frau Johanna (Elisa Essig) und ihre Schwester Moni (Antonia T Pan-kow) houmlren das Leid der Mutter Sie verharren starr im Bett wie Rehe auf dem Feld Der innere Schrei nach Hilfe geht uumlber steinigen Weg uumlber Selbstkritik und endet in der bedingungslosen Abhaumlngigkeit gegenuumlber dem Vater Allein die aumlltere Schwester Claudia (Karoli-ne Herfuth) findet nicht den Mut sich gegen den Vater zu stellen

Doch es gibt Hoffnung Johanna ist verliebt in Christian (Ansgar Goumlbel) den Sohn des gehassten Sportlehrers Er macht ihr Mut und gibt ihr die Kraft die sie

braucht Dennoch geraumlt Johanna in eine tiefe IdentitaumltskriseDer 87-minuumltige Spielfilm FES-TUNG von Regisseurin Kirsi Ma-rie Liimatainen gibt Einblick in die verstoumlrte Welt einer scheinbar heilen Familie Eine Welt die sonst als Ort der Geborgenheit

gilt Laut einer aktuellen Studie sind 25 Prozent aller Frauen und Maumlnner direkte Opfer von haumlusli-cher Gewalt Die Dunkelziffer ist um einiges houmlher Vor allem Kin-

der leiden un-ter der Spirale der Gewalt Ihre Entwick-lung und ihr E rwach sen-werden wer-den extrem beein f luss t das regel-maumlszligige Mit-erleben von Gewalt kann versch iede -ne Auswir-kungen wie

die Nachahmung der Taumlter- und Opferrolle auf ihre eigene Person haben Die Gefahr ist dass sie sich in einer emotionalen Festung verriegeln Abschlieszligend bleibt nur die eindringliche Frage Ist FESTUNG tatsaumlchlich fuumlr Kinder ab 12 Jahren geeignet

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1600 cApitol 2 raquo AM eNDe Der MilchstrAsse laquo von leopolD gruumlN 93 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo NAch wriezeN laquo von DANiel AbMA 97 Min ndash D 2013 cApitol 4 raquo kohlhAAs laquo von AroN lehMANN 90 Min ndash D 20121630 cApitol 5 raquo roNA amp Nele laquo von silViA chiogNA 79 Min ndash D 2013 raquo eNtschulDigeN sie bitte Die kurze stoumlruNg laquo von DAViD M loreNz 13 Min ndash D 20121700 cApitol 1 raquo Der tANgospieler laquo von rolAND graumlF 96 Min ndash CH D 19901745 cApitol 3 raquo uNter bAuerN laquo von Dieter schuMANN 60 Min ndash DDR 1982 raquo kApitaumlN schickeDANz laquo von Dieter schuMANN 24 Min ndash DDR 19841800 cApitol 2 raquo uNpluggeD DAs lebeN guAiA guAiA laquo von sobo swoboDNik 93 Min ndash D 20121830 cApitol 4 raquo NorDstrAND laquo von FloriAN eichiNger 89 Min ndash D 2013 raquo reVerie laquo von V gAgAriN s woNg r wiNcierz 12 Min ndash D 20121900 cApitol 5 raquo DrAusseN ist soMMer laquo raquo Achill laquo von FrieDerike jehN von guDruN krebitz 91 Min ndash CH D 2012 9 Min ndash D 20121945 cApitol 3 fIlMschaumltze aus Mv praumlsentiert von rAlF scheNk 90 Min ndash DEFA-Filmstiftung ndash diverse DDR2100 cApitol 1 raquo Du hAst es VersprocheN laquo von AlexANDrA schMiDt 102 Min ndash D 2012 cApitol 5 raquo Freier FAll laquo von stephAN lAcANt 100 Min ndash D 2012 raquo weNN Die kuumlhe glockeN trAgeN laquo von christiAN guumlNzler 12 Min ndash D 20122130 cApitol 5 raquo DeAD laquo von sVeN hAlFAr raquo Der pAssAgier laquo von MArcus richArDt 104 Min ndash D 2012 15 Min ndash D 2012

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UNPLUGGEDLEBENGUAIA GUAIA

Regie Sobo SwobodnikDokumentarfilm D 2012 93 min

3Mai 1430 Uhr CAPITOL 3

wwwfilmbuero-mvde

FILME DER KULTURELLEN FILMFOumlRDERUNG MV

progrAMM AM DoNNerstAg

Page 10: filmab! 2013 - Ausgabe #3

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ir schreiben das Jahr 1983 Eine Geschich-te von Freundschaft und Solidaritaumlt aber auch von Fremdenhass Und mittendrin der

12-jaumlhrige Shaun (Thomas Turgoose) Er ist Halbwaise und lebt zusammen mit seiner Mutter in einer engli-schen Kleinstadt In der Schule laumluft es fuumlr ihn nicht gut Freunde hat er nicht und dann traumlgt er auch noch die uncoolsten Klamotten uumlberhaupt Shaun ist Auszligen-seiter und seine Mitschuumller lassen ihn das auch gewalt-sam spuumlren Als er auf eine Clique aumllterer Jungs trifft die ihn in ihrer Mitte aufnehmen ist er von Herzen gluumlcklich endlich dazugehoumlren zu duumlrfen Doch Shaun bekommt erst mit der Zeit mit Seine neuen Freun-de sind allesamt Skinheads Was das wirklich heiszligt merkt er erst als der wesentlich aumlltere Combo (Stephen Graham) aus dem Knast zuruumlckkehrt Vollgetankt mit extremem Fremdenhass und rassistischer Propaganda bringt er als Anfuumlhrer die Gruppe auf Trapp Nicht alle folgen ihm begeistert doch Shaun tut es ohne zu zouml-gern ndash was nicht ohne Folgen bleibt

THIS IS ENGLAND von Shane Meadows ist untermalt mit Ska- und Reggaemusik Im Gegensatz zum bedruuml-ckenden sozialen Klima im damaligen Thatcherismus wird dadurch eine gewisse Lebendigkeit und Munter-keit vermittelt Teilweise wirkt das Jugenddrama ein wenig klischeehaft und belehrend Auch wenn die Protagonisten allesamt eindrucksvolle Persoumlnlichkei-ten sind kommen die Handlungen oftmals geplant und vorhersehbar ruumlber Dasselbe gilt leider auch fuumlr das Ende Gut gelungen ist die Nicht-Pauschalisierung der Skinhead-Bewegung Es werden ausfuumlhrlich die innere Zerrissenheit und Unterschiede der Szene dar-gestelltThis is England Crsquoest la France Das ist Deutschland Kein Land kann sich ausschlieszligen von den Gefahren eines uumlbersteigerten Nationalismus Auch nicht davon dass vor allem junge Menschen die anderswo keinen Anschluss finden anfaumlllig fuumlr diesen sind Mit gerin-gem Budget ist Meadows eine Inszenierung gelungen die dieses Problem nicht nur oberflaumlchlich ankratzt

bdquothere is a forgotten word a word which means most to me this word is eNglAND A word which stood for power freedom and respect

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unter Je mehr Zeit Olivers Mutter (Sally Hawkins) mit ihrer kuumlrzlich im Nebenhaus eingezogenen ersten Liebe verbringt desto mehr verkriecht sich sein Va-ter (grandios Noah Taylor) in seiner Depression und der Unfaumlhigkeit aus seiner Lethargie auszubrechenWie der Vater so der Sohn Die Eroberung der un-populaumlren und mysterioumlsen Jordana (Yasmin Paige) stellt sich fuumlr Oliver als kompliziert dar Die Bezie-hung der beiden auf coole Art Uncoolen wird gepraumlgt von intensiven Gefuumlhlen wie sie nur 15-Jaumlhrige ha-ben koumlnnen und der den Protagonisten eigenen ver-schrobenen stoischen SchuumlchternheitMitten in der Pubertaumlt steckend hat Oliver neben-bei auch noch Selbstfindungsprobleme bdquoI donrsquot quite

know what I am yet Irsquove tried smoking a pipe flip-ping coins listening exclusively to French crooners Irsquove even had a hat phase But nothing stuckrdquo Olivers Ruumlckzugsort aus seiner misslichen Lage ndash Schulbul-lies Herzschmerz Aumlrger zu Hause ndash ist seine Fanta-sie ldquoI find that the only way to get through life is to picture myself in an entirely disconnected realityrdquo

Richard Ayoades im Original gezeigter SUBMARINE ist ein kreativer tragikomischer Coming-Of-Age-Film nach der Buchvorlage von Joe Donthorne der zu ei-nem unbestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit spielt Kassetten Polaroids Liebeskummer und nicht zuletzt der groszligartige Soundtrack von Alex Turner lassen den Zuschauer in eigenen Erinnerungen an die erste groszlige Liebe und Jugendtagen schwelgen Unterhaltend sehenswert und weirdly cool

ldquoshersquos moderately unpopular which makes a romance between the two of us more likely to be seen with her would improve my street credrdquo

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weirdly cool boy meets weirdly cool girl

subMarINe laumlnDerreIHe grossbrItannIen

text VoN MArie-luise kutzer

12

gal in welches moderne Transportmittel Sie sich zum Reisen begeben Je schneller die Reisegeschwindigkeit je raffinierter die Nut-

zung physikalischer Gesetze und je ferner das Ziel sind und je mehr Mitmenschen Sie nicht kennen ndash desto un-sicherer erscheint Ihnen eine Ankunft Und sind desto ungewisser auch Ihre AumlngsteNach kurzer duumlsterer Einstimmung mit Terminalrau-schen im Hintergrund und Schwarz-Weiszlig-Nahaufnah-men der Schluumlsselfiguren kontrolliert die Stewardess routiniert die Fracht an Menschen Schnell blitzen Kli-schees auf Zwei Halbstarke mit Handy und Kaugummi Beruhigungstabletten ein Glas Wasser Ein paar Worte zur Verspaumltung Ein junges Paar mit bdquorelaxingldquo Urlaubs-plaumlnen Ein tiefer Seufzer geschlossene Augen Regis-seur Marcus Richardt verliert sich nicht in Einzelhei-ten er stellt zuumlgig die Situation zwischen Warten und Weiterkommen dar Am Flughafen zusammengewuumlrfelt eingeschlossen von Aluminium liegt das Wohl aller im Geschick eines Piloten irgendwo vorne im Cockpit

So herrscht weder greifbare Entspannung noch An-spannung im Raum bdquoIch versichere Ihnen wir haben alle erforderlichen Maszlignahmen getroffenrdquo kommen-tiert der Pilot in einem Zwischenschnitt die ersten Unregelmaumlszligigkeiten Trotz der schnellen Reaktion der Flugbegleiter legt sich die Unruhe nicht Die Situation scheint dennoch bdquoim Griffldquo Getraumlnke werden serviert das Flugzeug hebt abZwischen der eskalierenden Situation im Flugzeug und den dokumentarischen Interviews mit den beteiligten Charakteren zeichnet sich die wahre Tiefe der Verun-sicherung ab Weder rational noch emotional koumlnnen Pilot oder Stewart die Situation erklaumlren Die Beson-nenheit anderer wirkt nicht im Mindesten deeskalie-rend sondern zeigt nur welch eine starke Kraft Angst sein kann In den 16 Minuten von DER PASSAGIER of-fenbaren sich Unverstaumlndnis und Hilflosigkeit die sich zu Panik steigern und die Opfer- und Taumlterrollen um-drehen Das Praumldikat bdquobesonders wertvollldquo vom Kura-torium junger deutscher Film ist schlichtweg treffend

starten wir das Flugzeug von irgendwo in Deutschland ziel der reise ist teneriffa Der passagierraum fuumlllt sich mit menschlichen Naturen

text VoN wiebke MAeszlig

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rdquoDeADrdquo hat alles was cool ist pistolen sadomaso rote Autos boumlse bourgeois eine lolita und ein Aquarium

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ie Mutter von Patrick (Tilman Strauszlig) hat sich erhaumlngt Auszliger seinen

rebellischen Kleidern und seinem leeren Blick zeichnet ihn nichts aus Nun will er den finden der an bei-dem Schuld ist ndash seinen vermeintli-chen Vater Das gelingt ihm auch bdquoDadldquo (Thomas Schendel) ist ein uumlberaus boumlser Mensch der seine dunklen Triebe durch SampM und das Betrachten von Fischen auslebt Er hat eine Frau eine Ex-Frau und mit beiden je ein Kind Sie alle prallen in Dads langweiligem buumlrgerli-chem Kosmos aufeinander worauf-hin es und er und sie und Patrick alle fleiszligig zu broumlckeln anfangenBei diesem Broumlckeln koumlnnte man eventuell etwas empfinden falls diese Figuren Menschen waumlren

Leider sind sie aber keine Men-schen was der Regisseur durch die immer wieder aumluszligerst subtil hinein-geworfenen Tiervergleiche zu erklauml-ren versucht Gaumlnse Fische Kaumllber und Kuumlhe werden in Bild und Wort an die Charaktere gekoppelt ndash das macht sie dann nicht langweilig sondern bdquoinstinktgesteuertldquo die Dialoge nicht schlecht sondern bdquoauf das Noumltigste reduziertldquoDas Problem hierbei ist nicht nur dass dies unertraumlglich zu beobach-ten ist Sondern wie man zuneh-mend gezwungen wird zu verste-hen dass Regisseur Sven Halfar uumlberhaupt nichts erzaumlhlen will Er will clever und unkonventionell sein Seine vermeintliche Clever-ness ist jedoch nichts weiter als eine selbstverliebte hastige Collage aus

guten alten Bildern Die verklei-deten Eindringlinge in der heilen Buumlrgerwelt die Hausgegenstaumlnde runterfallen lassen stammen aus Michael Hanekes FUNNY GAMES ihre Coolness und Humor-Gewalt-Verwischung von Tarantino Der Rest ist ein wenig Bourgeoisie-Kritik und ein wenig Oumldipus Unter alldem verbirgt sich wenn man gutmuumltig ist die Weltsicht eines wuumltenden 16-Jaumlhrigen Und wenn man es nicht ist ndash uumlberhaupt nichtsAm besten formuliert es Halfar selbst bdquoIn erster Linie versuche ich ein Gefuumlhl transparent zu ma-chen das meinen eigenen Regeln gehorcht und keinem klaren Genre zugeordnet werden sollldquo Das ist ihm ohne Zweifel gelungen

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Doch es gibt Hoffnung Johanna ist verliebt in Christian (Ansgar Goumlbel) den Sohn des gehassten Sportlehrers Er macht ihr Mut und gibt ihr die Kraft die sie

braucht Dennoch geraumlt Johanna in eine tiefe IdentitaumltskriseDer 87-minuumltige Spielfilm FES-TUNG von Regisseurin Kirsi Ma-rie Liimatainen gibt Einblick in die verstoumlrte Welt einer scheinbar heilen Familie Eine Welt die sonst als Ort der Geborgenheit

gilt Laut einer aktuellen Studie sind 25 Prozent aller Frauen und Maumlnner direkte Opfer von haumlusli-cher Gewalt Die Dunkelziffer ist um einiges houmlher Vor allem Kin-

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die Nachahmung der Taumlter- und Opferrolle auf ihre eigene Person haben Die Gefahr ist dass sie sich in einer emotionalen Festung verriegeln Abschlieszligend bleibt nur die eindringliche Frage Ist FESTUNG tatsaumlchlich fuumlr Kinder ab 12 Jahren geeignet

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Regie Sobo SwobodnikDokumentarfilm D 2012 93 min

3Mai 1430 Uhr CAPITOL 3

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FILME DER KULTURELLEN FILMFOumlRDERUNG MV

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Richard Ayoades im Original gezeigter SUBMARINE ist ein kreativer tragikomischer Coming-Of-Age-Film nach der Buchvorlage von Joe Donthorne der zu ei-nem unbestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit spielt Kassetten Polaroids Liebeskummer und nicht zuletzt der groszligartige Soundtrack von Alex Turner lassen den Zuschauer in eigenen Erinnerungen an die erste groszlige Liebe und Jugendtagen schwelgen Unterhaltend sehenswert und weirdly cool

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ie Mutter von Patrick (Tilman Strauszlig) hat sich erhaumlngt Auszliger seinen

rebellischen Kleidern und seinem leeren Blick zeichnet ihn nichts aus Nun will er den finden der an bei-dem Schuld ist ndash seinen vermeintli-chen Vater Das gelingt ihm auch bdquoDadldquo (Thomas Schendel) ist ein uumlberaus boumlser Mensch der seine dunklen Triebe durch SampM und das Betrachten von Fischen auslebt Er hat eine Frau eine Ex-Frau und mit beiden je ein Kind Sie alle prallen in Dads langweiligem buumlrgerli-chem Kosmos aufeinander worauf-hin es und er und sie und Patrick alle fleiszligig zu broumlckeln anfangenBei diesem Broumlckeln koumlnnte man eventuell etwas empfinden falls diese Figuren Menschen waumlren

Leider sind sie aber keine Men-schen was der Regisseur durch die immer wieder aumluszligerst subtil hinein-geworfenen Tiervergleiche zu erklauml-ren versucht Gaumlnse Fische Kaumllber und Kuumlhe werden in Bild und Wort an die Charaktere gekoppelt ndash das macht sie dann nicht langweilig sondern bdquoinstinktgesteuertldquo die Dialoge nicht schlecht sondern bdquoauf das Noumltigste reduziertldquoDas Problem hierbei ist nicht nur dass dies unertraumlglich zu beobach-ten ist Sondern wie man zuneh-mend gezwungen wird zu verste-hen dass Regisseur Sven Halfar uumlberhaupt nichts erzaumlhlen will Er will clever und unkonventionell sein Seine vermeintliche Clever-ness ist jedoch nichts weiter als eine selbstverliebte hastige Collage aus

guten alten Bildern Die verklei-deten Eindringlinge in der heilen Buumlrgerwelt die Hausgegenstaumlnde runterfallen lassen stammen aus Michael Hanekes FUNNY GAMES ihre Coolness und Humor-Gewalt-Verwischung von Tarantino Der Rest ist ein wenig Bourgeoisie-Kritik und ein wenig Oumldipus Unter alldem verbirgt sich wenn man gutmuumltig ist die Weltsicht eines wuumltenden 16-Jaumlhrigen Und wenn man es nicht ist ndash uumlberhaupt nichtsAm besten formuliert es Halfar selbst bdquoIn erster Linie versuche ich ein Gefuumlhl transparent zu ma-chen das meinen eigenen Regeln gehorcht und keinem klaren Genre zugeordnet werden sollldquo Das ist ihm ohne Zweifel gelungen

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14 geDreHt In mv du hast es versprocheN

ugen zu Stellen Sie sich nun bitte den typischen Gruselfilm vor Was sehen Sie Eine Frau in der Badewanne liegend die

mit dem Kopf untertaucht und auf einmal ist uumlberall Blut Einen dunklen nebligen Wald Oder eine alte Villa mit einer spukenden Kinderseele Ja Genau Da brodelt es im Topf der Thriller-Klischees Oder besser gesagt Da koumlchelt lauwarm vom typisch deutschen Kartoffelstampfer zermanscht DU HAST ES VERSPROCHENHanna (Mina Tandler) und Clarissa (Laura de Boer) treffen sich zufaumlllig nach 25 Jahren wieder Mit neun Jahren waren sie beste Freundinnen Spontan ent-schlieszligen sie sich dazu gemeinsam Urlaub zu ma-chen Koffer gepackt und ab geht es auf die Insel auf der sie schon damals die Sommer verbrachten Zusammen mit Hannas kleiner Tochter Lea (Lina Koumlhlert) beziehen sie das ehemalige Feriendomizil das groszlige Haus am Waldrand Doch nach kurzer Zeit ist es vorbei mit der Urlaubsidylle Etwas was die Freundinnen vor vielen Jahren machten scheint

sie einzuholen Woran man das merkt Die Anwoh-ner verhalten sich seltsam es gibt immer wieder verschwommene hell scheinende Ruumlckblenden und dramatische Musik setzt ein Die laumlngst verjaumlhrte Tat ist nicht in Vergessenheit geratenhellipDU HAST ES VERSPROCHEN wirbt mit dem Slo-gan bdquoWeiszligt du noch was du als Kind getan hastldquo Wahrscheinlich werde ich mich nicht besonders lang an diese 102 Minuten erinnern Die schauspie-lerischen Leistungen sind groszligartig In die jungen Darsteller kann man sich hineinversetzen aller-dings nicht in Regisseurin Alexandra Schmidt Am Ende bleibt nur ein Potpourri aus typischen Grusel-szenen vermischt mit Effekthascherei und Meeres-rauschen Vom ewig nachschallenden Echo bis hin zum alten Mann mit der Axt ist alles dabei Schade eigentlich Liebe Frau Schmidt bei der naumlchsten Produktion bitte ein paar Stereotype weniger ein-bauen Dann kommen Ihr Haumlndchen fuumlr Atmosphaumlre und Ihr Gespuumlr fuumlr schauriges Ambiente auch bes-ser zur Geltung

horrorszenen inmitten der wunderschoumlnen kuumlstenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns ndashndashvorhersehbar oder fesselnd

text VoN sophie weNkel

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effekthascherei mit sanftem Meeresrauschen

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15festuNg Halbstark

bdquohoumlr jetzt endlich auf mit dem scheiszlig tod spielenldquo

text VoN keViN sell

spirale der gewalt

ine buumlrgerliche Familie mit groszligzuumlgigem Rei-henhaus in einer ganz

normalen Stadt Halt Der Schein truumlgt Hinter der Bilderbuchfa-milie steckt ein sch reck l iches Geheimnis Der brutale Vater (Peter Lohmey-er) schlaumlgt seine hilflose Frau Johanna (Elisa Essig) und ihre Schwester Moni (Antonia T Pan-kow) houmlren das Leid der Mutter Sie verharren starr im Bett wie Rehe auf dem Feld Der innere Schrei nach Hilfe geht uumlber steinigen Weg uumlber Selbstkritik und endet in der bedingungslosen Abhaumlngigkeit gegenuumlber dem Vater Allein die aumlltere Schwester Claudia (Karoli-ne Herfuth) findet nicht den Mut sich gegen den Vater zu stellen

Doch es gibt Hoffnung Johanna ist verliebt in Christian (Ansgar Goumlbel) den Sohn des gehassten Sportlehrers Er macht ihr Mut und gibt ihr die Kraft die sie

braucht Dennoch geraumlt Johanna in eine tiefe IdentitaumltskriseDer 87-minuumltige Spielfilm FES-TUNG von Regisseurin Kirsi Ma-rie Liimatainen gibt Einblick in die verstoumlrte Welt einer scheinbar heilen Familie Eine Welt die sonst als Ort der Geborgenheit

gilt Laut einer aktuellen Studie sind 25 Prozent aller Frauen und Maumlnner direkte Opfer von haumlusli-cher Gewalt Die Dunkelziffer ist um einiges houmlher Vor allem Kin-

der leiden un-ter der Spirale der Gewalt Ihre Entwick-lung und ihr E rwach sen-werden wer-den extrem beein f luss t das regel-maumlszligige Mit-erleben von Gewalt kann versch iede -ne Auswir-kungen wie

die Nachahmung der Taumlter- und Opferrolle auf ihre eigene Person haben Die Gefahr ist dass sie sich in einer emotionalen Festung verriegeln Abschlieszligend bleibt nur die eindringliche Frage Ist FESTUNG tatsaumlchlich fuumlr Kinder ab 12 Jahren geeignet

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1400 cApitol 3 raquo huDekAMp ndash eiN heiMAtFilM laquo von c V brockhAuseN piA leNz 65 Min ndash D 2012 cApitol 5 raquo silVi laquo von Nico soMMer raquo Felix laquo von ANselM belser 97 Min ndash D 2013 1 Min ndash D 2011

1600 cApitol 2 raquo AM eNDe Der MilchstrAsse laquo von leopolD gruumlN 93 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo NAch wriezeN laquo von DANiel AbMA 97 Min ndash D 2013 cApitol 4 raquo kohlhAAs laquo von AroN lehMANN 90 Min ndash D 20121630 cApitol 5 raquo roNA amp Nele laquo von silViA chiogNA 79 Min ndash D 2013 raquo eNtschulDigeN sie bitte Die kurze stoumlruNg laquo von DAViD M loreNz 13 Min ndash D 20121700 cApitol 1 raquo Der tANgospieler laquo von rolAND graumlF 96 Min ndash CH D 19901745 cApitol 3 raquo uNter bAuerN laquo von Dieter schuMANN 60 Min ndash DDR 1982 raquo kApitaumlN schickeDANz laquo von Dieter schuMANN 24 Min ndash DDR 19841800 cApitol 2 raquo uNpluggeD DAs lebeN guAiA guAiA laquo von sobo swoboDNik 93 Min ndash D 20121830 cApitol 4 raquo NorDstrAND laquo von FloriAN eichiNger 89 Min ndash D 2013 raquo reVerie laquo von V gAgAriN s woNg r wiNcierz 12 Min ndash D 20121900 cApitol 5 raquo DrAusseN ist soMMer laquo raquo Achill laquo von FrieDerike jehN von guDruN krebitz 91 Min ndash CH D 2012 9 Min ndash D 20121945 cApitol 3 fIlMschaumltze aus Mv praumlsentiert von rAlF scheNk 90 Min ndash DEFA-Filmstiftung ndash diverse DDR2100 cApitol 1 raquo Du hAst es VersprocheN laquo von AlexANDrA schMiDt 102 Min ndash D 2012 cApitol 5 raquo Freier FAll laquo von stephAN lAcANt 100 Min ndash D 2012 raquo weNN Die kuumlhe glockeN trAgeN laquo von christiAN guumlNzler 12 Min ndash D 20122130 cApitol 5 raquo DeAD laquo von sVeN hAlFAr raquo Der pAssAgier laquo von MArcus richArDt 104 Min ndash D 2012 15 Min ndash D 2012

2200 cApitol 2 raquo wheres the beer laquo von sigruND koumlhler uND wiltruD bAier 86 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo this is eNglAND ndash eNDe eiNer kiNDheit laquo von shANe MeADows 86 Min ndash englische Originalversion mit Untertitel ndash GB 2006

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UNPLUGGEDLEBENGUAIA GUAIA

Regie Sobo SwobodnikDokumentarfilm D 2012 93 min

3Mai 1430 Uhr CAPITOL 3

wwwfilmbuero-mvde

FILME DER KULTURELLEN FILMFOumlRDERUNG MV

progrAMM AM DoNNerstAg

Page 12: filmab! 2013 - Ausgabe #3

12

gal in welches moderne Transportmittel Sie sich zum Reisen begeben Je schneller die Reisegeschwindigkeit je raffinierter die Nut-

zung physikalischer Gesetze und je ferner das Ziel sind und je mehr Mitmenschen Sie nicht kennen ndash desto un-sicherer erscheint Ihnen eine Ankunft Und sind desto ungewisser auch Ihre AumlngsteNach kurzer duumlsterer Einstimmung mit Terminalrau-schen im Hintergrund und Schwarz-Weiszlig-Nahaufnah-men der Schluumlsselfiguren kontrolliert die Stewardess routiniert die Fracht an Menschen Schnell blitzen Kli-schees auf Zwei Halbstarke mit Handy und Kaugummi Beruhigungstabletten ein Glas Wasser Ein paar Worte zur Verspaumltung Ein junges Paar mit bdquorelaxingldquo Urlaubs-plaumlnen Ein tiefer Seufzer geschlossene Augen Regis-seur Marcus Richardt verliert sich nicht in Einzelhei-ten er stellt zuumlgig die Situation zwischen Warten und Weiterkommen dar Am Flughafen zusammengewuumlrfelt eingeschlossen von Aluminium liegt das Wohl aller im Geschick eines Piloten irgendwo vorne im Cockpit

So herrscht weder greifbare Entspannung noch An-spannung im Raum bdquoIch versichere Ihnen wir haben alle erforderlichen Maszlignahmen getroffenrdquo kommen-tiert der Pilot in einem Zwischenschnitt die ersten Unregelmaumlszligigkeiten Trotz der schnellen Reaktion der Flugbegleiter legt sich die Unruhe nicht Die Situation scheint dennoch bdquoim Griffldquo Getraumlnke werden serviert das Flugzeug hebt abZwischen der eskalierenden Situation im Flugzeug und den dokumentarischen Interviews mit den beteiligten Charakteren zeichnet sich die wahre Tiefe der Verun-sicherung ab Weder rational noch emotional koumlnnen Pilot oder Stewart die Situation erklaumlren Die Beson-nenheit anderer wirkt nicht im Mindesten deeskalie-rend sondern zeigt nur welch eine starke Kraft Angst sein kann In den 16 Minuten von DER PASSAGIER of-fenbaren sich Unverstaumlndnis und Hilflosigkeit die sich zu Panik steigern und die Opfer- und Taumlterrollen um-drehen Das Praumldikat bdquobesonders wertvollldquo vom Kura-torium junger deutscher Film ist schlichtweg treffend

starten wir das Flugzeug von irgendwo in Deutschland ziel der reise ist teneriffa Der passagierraum fuumlllt sich mit menschlichen Naturen

text VoN wiebke MAeszlig

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setzen anschnallen Klappe halten

kurzFIlm der passagIer

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13

rdquoDeADrdquo hat alles was cool ist pistolen sadomaso rote Autos boumlse bourgeois eine lolita und ein Aquarium

text VoN sebAstiAN gutNik

dead spIelFIlm

funny fiction pulpy games

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Leider sind sie aber keine Men-schen was der Regisseur durch die immer wieder aumluszligerst subtil hinein-geworfenen Tiervergleiche zu erklauml-ren versucht Gaumlnse Fische Kaumllber und Kuumlhe werden in Bild und Wort an die Charaktere gekoppelt ndash das macht sie dann nicht langweilig sondern bdquoinstinktgesteuertldquo die Dialoge nicht schlecht sondern bdquoauf das Noumltigste reduziertldquoDas Problem hierbei ist nicht nur dass dies unertraumlglich zu beobach-ten ist Sondern wie man zuneh-mend gezwungen wird zu verste-hen dass Regisseur Sven Halfar uumlberhaupt nichts erzaumlhlen will Er will clever und unkonventionell sein Seine vermeintliche Clever-ness ist jedoch nichts weiter als eine selbstverliebte hastige Collage aus

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Doch es gibt Hoffnung Johanna ist verliebt in Christian (Ansgar Goumlbel) den Sohn des gehassten Sportlehrers Er macht ihr Mut und gibt ihr die Kraft die sie

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1600 cApitol 2 raquo AM eNDe Der MilchstrAsse laquo von leopolD gruumlN 93 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo NAch wriezeN laquo von DANiel AbMA 97 Min ndash D 2013 cApitol 4 raquo kohlhAAs laquo von AroN lehMANN 90 Min ndash D 20121630 cApitol 5 raquo roNA amp Nele laquo von silViA chiogNA 79 Min ndash D 2013 raquo eNtschulDigeN sie bitte Die kurze stoumlruNg laquo von DAViD M loreNz 13 Min ndash D 20121700 cApitol 1 raquo Der tANgospieler laquo von rolAND graumlF 96 Min ndash CH D 19901745 cApitol 3 raquo uNter bAuerN laquo von Dieter schuMANN 60 Min ndash DDR 1982 raquo kApitaumlN schickeDANz laquo von Dieter schuMANN 24 Min ndash DDR 19841800 cApitol 2 raquo uNpluggeD DAs lebeN guAiA guAiA laquo von sobo swoboDNik 93 Min ndash D 20121830 cApitol 4 raquo NorDstrAND laquo von FloriAN eichiNger 89 Min ndash D 2013 raquo reVerie laquo von V gAgAriN s woNg r wiNcierz 12 Min ndash D 20121900 cApitol 5 raquo DrAusseN ist soMMer laquo raquo Achill laquo von FrieDerike jehN von guDruN krebitz 91 Min ndash CH D 2012 9 Min ndash D 20121945 cApitol 3 fIlMschaumltze aus Mv praumlsentiert von rAlF scheNk 90 Min ndash DEFA-Filmstiftung ndash diverse DDR2100 cApitol 1 raquo Du hAst es VersprocheN laquo von AlexANDrA schMiDt 102 Min ndash D 2012 cApitol 5 raquo Freier FAll laquo von stephAN lAcANt 100 Min ndash D 2012 raquo weNN Die kuumlhe glockeN trAgeN laquo von christiAN guumlNzler 12 Min ndash D 20122130 cApitol 5 raquo DeAD laquo von sVeN hAlFAr raquo Der pAssAgier laquo von MArcus richArDt 104 Min ndash D 2012 15 Min ndash D 2012

2200 cApitol 2 raquo wheres the beer laquo von sigruND koumlhler uND wiltruD bAier 86 Min ndash D 2012 cApitol 3 raquo this is eNglAND ndash eNDe eiNer kiNDheit laquo von shANe MeADows 86 Min ndash englische Originalversion mit Untertitel ndash GB 2006

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UNPLUGGEDLEBENGUAIA GUAIA

Regie Sobo SwobodnikDokumentarfilm D 2012 93 min

3Mai 1430 Uhr CAPITOL 3

wwwfilmbuero-mvde

FILME DER KULTURELLEN FILMFOumlRDERUNG MV

progrAMM AM DoNNerstAg

Page 14: filmab! 2013 - Ausgabe #3

14 geDreHt In mv du hast es versprocheN

ugen zu Stellen Sie sich nun bitte den typischen Gruselfilm vor Was sehen Sie Eine Frau in der Badewanne liegend die

mit dem Kopf untertaucht und auf einmal ist uumlberall Blut Einen dunklen nebligen Wald Oder eine alte Villa mit einer spukenden Kinderseele Ja Genau Da brodelt es im Topf der Thriller-Klischees Oder besser gesagt Da koumlchelt lauwarm vom typisch deutschen Kartoffelstampfer zermanscht DU HAST ES VERSPROCHENHanna (Mina Tandler) und Clarissa (Laura de Boer) treffen sich zufaumlllig nach 25 Jahren wieder Mit neun Jahren waren sie beste Freundinnen Spontan ent-schlieszligen sie sich dazu gemeinsam Urlaub zu ma-chen Koffer gepackt und ab geht es auf die Insel auf der sie schon damals die Sommer verbrachten Zusammen mit Hannas kleiner Tochter Lea (Lina Koumlhlert) beziehen sie das ehemalige Feriendomizil das groszlige Haus am Waldrand Doch nach kurzer Zeit ist es vorbei mit der Urlaubsidylle Etwas was die Freundinnen vor vielen Jahren machten scheint

sie einzuholen Woran man das merkt Die Anwoh-ner verhalten sich seltsam es gibt immer wieder verschwommene hell scheinende Ruumlckblenden und dramatische Musik setzt ein Die laumlngst verjaumlhrte Tat ist nicht in Vergessenheit geratenhellipDU HAST ES VERSPROCHEN wirbt mit dem Slo-gan bdquoWeiszligt du noch was du als Kind getan hastldquo Wahrscheinlich werde ich mich nicht besonders lang an diese 102 Minuten erinnern Die schauspie-lerischen Leistungen sind groszligartig In die jungen Darsteller kann man sich hineinversetzen aller-dings nicht in Regisseurin Alexandra Schmidt Am Ende bleibt nur ein Potpourri aus typischen Grusel-szenen vermischt mit Effekthascherei und Meeres-rauschen Vom ewig nachschallenden Echo bis hin zum alten Mann mit der Axt ist alles dabei Schade eigentlich Liebe Frau Schmidt bei der naumlchsten Produktion bitte ein paar Stereotype weniger ein-bauen Dann kommen Ihr Haumlndchen fuumlr Atmosphaumlre und Ihr Gespuumlr fuumlr schauriges Ambiente auch bes-ser zur Geltung

horrorszenen inmitten der wunderschoumlnen kuumlstenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns ndashndashvorhersehbar oder fesselnd

text VoN sophie weNkel

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effekthascherei mit sanftem Meeresrauschen

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15festuNg Halbstark

bdquohoumlr jetzt endlich auf mit dem scheiszlig tod spielenldquo

text VoN keViN sell

spirale der gewalt

ine buumlrgerliche Familie mit groszligzuumlgigem Rei-henhaus in einer ganz

normalen Stadt Halt Der Schein truumlgt Hinter der Bilderbuchfa-milie steckt ein sch reck l iches Geheimnis Der brutale Vater (Peter Lohmey-er) schlaumlgt seine hilflose Frau Johanna (Elisa Essig) und ihre Schwester Moni (Antonia T Pan-kow) houmlren das Leid der Mutter Sie verharren starr im Bett wie Rehe auf dem Feld Der innere Schrei nach Hilfe geht uumlber steinigen Weg uumlber Selbstkritik und endet in der bedingungslosen Abhaumlngigkeit gegenuumlber dem Vater Allein die aumlltere Schwester Claudia (Karoli-ne Herfuth) findet nicht den Mut sich gegen den Vater zu stellen

Doch es gibt Hoffnung Johanna ist verliebt in Christian (Ansgar Goumlbel) den Sohn des gehassten Sportlehrers Er macht ihr Mut und gibt ihr die Kraft die sie

braucht Dennoch geraumlt Johanna in eine tiefe IdentitaumltskriseDer 87-minuumltige Spielfilm FES-TUNG von Regisseurin Kirsi Ma-rie Liimatainen gibt Einblick in die verstoumlrte Welt einer scheinbar heilen Familie Eine Welt die sonst als Ort der Geborgenheit

gilt Laut einer aktuellen Studie sind 25 Prozent aller Frauen und Maumlnner direkte Opfer von haumlusli-cher Gewalt Die Dunkelziffer ist um einiges houmlher Vor allem Kin-

der leiden un-ter der Spirale der Gewalt Ihre Entwick-lung und ihr E rwach sen-werden wer-den extrem beein f luss t das regel-maumlszligige Mit-erleben von Gewalt kann versch iede -ne Auswir-kungen wie

die Nachahmung der Taumlter- und Opferrolle auf ihre eigene Person haben Die Gefahr ist dass sie sich in einer emotionalen Festung verriegeln Abschlieszligend bleibt nur die eindringliche Frage Ist FESTUNG tatsaumlchlich fuumlr Kinder ab 12 Jahren geeignet

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ine buumlrgerliche Familie mit groszligzuumlgigem Rei-henhaus in einer ganz

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Doch es gibt Hoffnung Johanna ist verliebt in Christian (Ansgar Goumlbel) den Sohn des gehassten Sportlehrers Er macht ihr Mut und gibt ihr die Kraft die sie

braucht Dennoch geraumlt Johanna in eine tiefe IdentitaumltskriseDer 87-minuumltige Spielfilm FES-TUNG von Regisseurin Kirsi Ma-rie Liimatainen gibt Einblick in die verstoumlrte Welt einer scheinbar heilen Familie Eine Welt die sonst als Ort der Geborgenheit

gilt Laut einer aktuellen Studie sind 25 Prozent aller Frauen und Maumlnner direkte Opfer von haumlusli-cher Gewalt Die Dunkelziffer ist um einiges houmlher Vor allem Kin-

der leiden un-ter der Spirale der Gewalt Ihre Entwick-lung und ihr E rwach sen-werden wer-den extrem beein f luss t das regel-maumlszligige Mit-erleben von Gewalt kann versch iede -ne Auswir-kungen wie

die Nachahmung der Taumlter- und Opferrolle auf ihre eigene Person haben Die Gefahr ist dass sie sich in einer emotionalen Festung verriegeln Abschlieszligend bleibt nur die eindringliche Frage Ist FESTUNG tatsaumlchlich fuumlr Kinder ab 12 Jahren geeignet

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