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Alle neuen Filme. Benedict Cumberbatch. Terrence Mailick.
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PORTRÄT
Die Kinosprache von Regisseur terrence malick ist bis zu seinemneuen Film „to the wonder“ immer unverwechselbarer geworden.eine Betrachtung der „methode malick“.
FIlMals FOrMdes denkens
44Alle Filme im tV
vom 25. maibis 7. Juni
Seitenextra-Heft
€ 4,50 | www.filmdienst.de66. Jahrgang | 23.5.2013
11|2013
€ 4,50 | www.fi lmdienst.de
Filmdienst
Das Magazin für Kinound Filmkultur
+++ olivier assayas +++ ray harryhausen +++ cornelia GrÜnberG +++ F.w. murnau +++
4 1 9 4 9 6 3 6 0 4 5 0 7
1 1
Kurzfilmtageoberhausen
FESTIVAL
Das Rundemuss ins
eckige!
Das Runde
frauen-fussbaLL
im fiLm
festigt mit „Star trek: Into Darkness“seinen Star-Status als Hollywoodsneuer Lieblingsbrite
BenedictCumberbatch
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Filmdienst 11 | 20134
Neue Filme auf DVD/Blu-ray S. 48
10die welt erFÜhlenTerrence Malicks Filmschaffen ist ein-zigartig. Seit seinen Anfängen hat ersich einen ganz eigenen Stil erarbeitetund erkundet in seinen Filmen, was esheißt, ein Mensch zu sein.Von Dominik Kamalzadehund Michael Pekler
16das rundemuss ins eckiGeMit der wachsenden Popularität desFrauenfußballs ist der Sport auch fürsKino immer interessanter geworden.Von Kathrin Häger
Alle Filme im tVvom 25.5. bis 7.6.
Das extraheft
Kino
Akteure
Das Versprechen26.5. sixx
Bad Lieutenantvon Werner Herzog
1.6. Bayern 3
Abgedrehtvon Michel Gondry
5.6. arte
Filmdienst 11 | 2013
20„das wirkliche leben“Teenagerschwangerschaften sind ein heikles The-ma, das gerne skandalisiert wird. Nicht so vonCornelia Grünbergs Dokumentarfilm „Vierzehn“.Ein Gespräch mit der Regisseurin.Von Stefan Stiletto
23Friedrich wilhelm munraus„nosFeratu“Magische Momente (8): Die Erfindung des Horror-kinos in einem Klassiker der Weimarer ZeitVon Rainer Gansera
24schlau ist das neue seXyDer britische Schauspieler Benedict Cumberbatchist als Hauptdarsteller der Serie „Sherlock“ inseiner Heimat zum Star avanciert. Jetzt wird erverstärkt auch von Hollywood besetzt.Von Felicitas Kleiner
27ray harryhausenAm 7. Mai starb der „König der Monster“. SeineTrickeffekte waren die eigentlichen Stars in zahl-reichen Abenteuer- und Science-Fiction-Filmen.Von Rolf Giesen
Sieht harmlos aus,kann aber auchanders: In „Star
Trek: Into Darkness“bedroht BenedictCumberbatch die
Erde. Ein Porträt des„Mastermind“ unter
den britischenJungstars auf S. 24
mit „to the wonder“schuf
terrence malick einweiteres Filmjuwel.
S. 10
„Eine andere Liga“
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47 11 Freundinnen [23.5.]41 5 Jahre Leben [23.5.]35 Algebra in Love [16.5.]36 Canim Kreuzberg [23.5..]36 Der Dieb der Worte [23.5.]40 Epic - Verborgenes Königreich [16.5.]43 Evil Dead [16.5.]43 Fidai [16.5.]42 Freier Fall [23.5.]36 Der große Gatsby [16.5.]43 Hanni & Nanni 3 [9.5.]46 Haus Tugendhat [30.5.]40 Jeder hat einen Plan [23.5.]
36 Die Lebenden [30.5.]35 Leviathan [23.5.]40 Das Mädchen und der Tod [16.5.]43 Das Märchen von der Prinzessin [23.5.]45 Mutter und Sohn [23.5.]35 Nach der Revolution [30.5.]40 Die Ostsee von oben [23.5.]44 playoFF [30.5.]40 Slow - Langsam ist das neue Schnell
[23.5.]36 The Big Wedding [30.5.]43 Verwundete Erde [2.5.]39 Vierzehn [2.5.]35 Wasted Youth [30.5.]34 Wilde Zeit [30.5.]43 Zwei Mütter [30.5.]
Kritiken und Anregungen?
rubrikenEditorial 3Inhalt 4Magazin 6E-Mail aus Hollywood 27Im Kino mit ... 50Vorschau 51Impressum 51
+ alle starttermine
Neue Filme
28zurÜck in die zukunFtdes FilmemachensZum 59. Mal haben die KurzfilmtageOberhausen im Mai Tendenzen iminternationalen Kurzfilmschaffen be-leuchtet. So überzeugte der deutscheWettbewerb mit dokumentarischenArbeiten. Einige Entdeckungen.Von Kathrin Häger+ Werkschauen zum Schaffen vonLuther Price und Helga FanderlVon Claus Löser
Film-Kunst
Kontaktieren Sie uns über [email protected] besuchen Sie uns auf facebook (www.facebook.com/filmdienst).
Hollywood-KorrespondentFranz Everschor über diekommende Kinosaison(Mail aus Hollywood, S. 27)
während die Blockbuster die weltuntergehen lassen, geben dieIndependent-Filme Anlass zur Hoffnung.
Neu im Kino:„Leviathan“
(S. 35)
to the wonder[20.5.]
s. 38 Drama von Terrence Malick
der katholischen Filmkritik
kinotipp
s.45mutter und sohn [stArt 2.5.]
s.34die wilde zeit [stArt 30.5.]
s.415 Jahre leben [stArt 23.5.]
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Schlau istdas neue Sexy
Seinem Aussehen hat der britischeSchauspieler Benedict Cumberbatchseinen Aufstieg zum internationalenStar eher nicht zu verdanken. Dafür
aber einem bemerkenswerten Talent,sowohl Gentleman- als auch Schurken-
Rollen mit inneren Brüchen auszustatten.
Von Felicitas Kleiner
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AkteureBenedict Cumberbatch
ine Nahaufnahme von Benedict Cum-berbatch genügt, um zu wissen, dassder Sternenflotte in „Star Trek: IntoDarkness“ großer Ärger ins Haus steht.Ein Blick in sein blasses, unbewegtesGesicht mit den irritierend hellen, ste-chenden Augen – und schon ist eincharismatischer Bösewicht etabliert, dersich als einer der legendärsten „StarTrek“-Schurken überhaupt entpuppenwird, nämlich als gentechnisch gepimp-ter Übermensch Khan.Der Schauspieler Benedict Cumber-batch hat in den letzten Jahren einenrasanten Aufstieg erlebt. Seine Rolle imneuen „Star Trek“-Film ist sozusagensein Mitgliedsausweis für den Club der„Brit evil masterminds“, ohne den Holly-woods Franchise-Filme um ihre bestenSchurken ärmer wären. Neben denseltsamen Augen und seiner markantenStimme qualifiziert ihn dafür seine Fä-higkeit, eine arrogant-aristokratischeÜberlegenheit an den Tag zu legen, die
so wirkt, als hätte er die Weltherr-schaftsambitionen des bri-
tischen „Empire“ ins 23.Jahrhundert hinübergerettet. AngesichtsCumberbatchs un-menschlich geraderHaltung wirkt CaptainKirk (Chris Pines) wieein Schluck Wasser,auch wenn sich derKhan gerade erge-ben hat und Hand-schellen trägt.Auf das Image
überlegener Upper-Class-Britishness,das der 1976 in London geborene Cum-berbatch oft verkörpert, lassen sichseine Figuren freilich nur selten reduzie-ren: Es sind die Brüche und Widersprü-che hinter der Fassade, die seine Rolleninteressant machen. Das gilt besondersfür den Part, dem Cumberbatch seinenStarruhm verdankt: In der BBC-Serie„Sherlock“ verkörpert er seit 2010 dielegendäre Detektivfigur SherlockHolmes und hat sich damit eine begeis-terte Fangemeinde erobert. „Brainy isthe new sexy“: So würdigt die Serienfi-gur Irene Adler Holmes, als sie zumersten Mal Zeugin von dessen genia-lischer Kombinationsfähigkeit in derEpisode „Ein Skandal in Belgravia“ wird.Diese erzählt von der Begegnung derbeiden ebenbürtigen Gegner im Spielum Wahrheit, Bluff und gegenseitigeAnziehung. Dass Cumberbatchs Aktua-lisierung der Figur tatsächlich so anzie-hend ist, wie Irene Adler behauptet, fan-den auch die Leser des Massenblatts„The Sun“, die ihn kürzlich zum zweitenMal zum „Sexiest Man“ Großbritannienskürten. Seinem Aussehen allein hat erdas nicht zu verdanken: CumberbatchsGesicht ist das, was man einen „Cha-rakterkopf“ nennt, eine nicht geradeharmonische Ansammlung harter Kan-ten (die Wangenknochen), jungenhaft-weichlicher Partien (der Mund, die et-was knubbelige Nase) und derblass-grau-grünblauen Augen. Wenn erdennoch gut aussieht, dann nicht aufdie eindeutige Brad-Pitt-Art, sondernauf eine quecksilbrige Tilda-Swinton-Weise, die leicht ins Gegenteil umschla-gen kann, wenn es eine Rolle verlangt.
kÜhle loGik undobsessionDer eher unschmeichelhafte Vergleichseiner Physiognomie mit dem FaultierSid aus „Ice Age“, auf den Cumberbatchselbstironisch verwiesen hat, dürfte daden wenigsten in den Sinn kommen.Sein Sherlock Holmes zeichnet sichvielmehr durch eine öfters ins Manischeüberschwappende Energie und Ruhelo-sigkeit aus. Seine von beständigerSpannung geprägte Körpersprache ist
dafür ebenso verantwortlich wie dieschwindelerregenden, maschinenge-wehrartigen Wortsalven, mit denen erHolmes’ Deduktionsreihen abfeuert –als würde die Figur implodieren, wennsie den Wortschwall nicht aus sich he-rauslassen könnte. Reizvoll wirktHolmes durch seine Gegensätzlichkeit:durch das Ineinander von kühler Logikund Obsessivität, von Selbstbeherr-schung und Sucht, von Überlegenheitund unterschwelliger Instabilität. An-ders als die kokett-körperbetonte Inter-pretation von Robert Downey Jr. in denFilmen von Guy Ritchie ist dieserHolmes weniger ein Actionheld als einleicht irrlichterndes Geschöpf, dessengeistige Schlagkräftigkeit ihr körper-liches Pendant nicht in denFäusten, sondern in Cumber-batchs sonorer, nach Autori-tät klingender Stimme findet.Der Weg des 37-jährigenSchauspielers zu dieserGlanzrolle führte nach einerAusbildung an der LondonAcademy of Music and Dra-matic Art über kleine undgroße Fernseh- und Kinoauf-tritte. Aufmerksamkeit er-regte er 2004, als er ineinem BBC-Film eine Rollespielte, die ähnlich „brainy“war wie seine spätereHolmes-Figur: die des Physi-kers Stephen Hawking. Ein-drucksvoll auch sein Schur-ken-Part im Kinofilm„Abbitte“ (2007) von JoeWright: Cumberbatch spieltden Verführer/Vergewaltiger,für dessen Übergriff auf eine Minderjäh-rige ein anderer ins Gefängnis muss;eine angeberische Figur, deren engher-zige Selbstbezogenheit von ihrer groß-spurigen Fassade kaum kaschiert wird.Seit seinem Einstand als „Sherlock“häufen sich nun die Rollen in prestige-trächtigen Projekten. Das Jahr 2011bescherte Cumberbatch Auftritte in Ste-ven Spielbergs „War Horse“, als Teil desillustren All-Star-Casts in Tomas Alfred-sons „Dame, König, As, Spion“ sowieeine Hauptrolle in einem Projekt des
hinweisArte strahlt am 7.6. und14.6. die Mini-Serie„Parade‘s End“ aus, inder BenedictCumberbatch dieHauptrolle spielt. Dasvon Tom Stoppardgeschriebene, aufRomanen von FordMadox Ford beruhendeund von Susanna Whiteinszenierte „PeriodPiece“ wird in sechsTeilen präsentiert:
7.6.: Folge 1-3 (20.15 h,21.00 h; 21.45 h)
14.6.: Folge 4-6 (20.15 h;21.00 h; 21.45 h)
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„to the ends ofthe earth“(BBC-Miniserie, 2005)Cumberbatch alsjunger Adliger, der1812 zu einer Reisenach Australienaufbricht.
National Theatre: In der Inszenierungeiner „Frankenstein“-Bühnenfassung(Regie: Danny Boyle) verkörpertenCumberbatch und Johnny Lee Millerabwechselnd den titelgebenden Doktorund seine monströse Kreatur. Ein exzes-siver körperlicher Gewaltakt als ein-drucksvoller Gegenpol zu der Verkörpe-rung des „unberührbaren“Geistesmenschen Sherlock.Auch wenn der Schauspieler in Inter-views öfters mit der Festlegung auf das„Upper Class“-Klischee gehadert undvon der Arbeit in den USA als möglicheBefreiung davon gesprochen hat, hat ersich für die Mini-Serie „Parade‘s End“(2012) doch wieder auf einen Gentle-man-Part eingelassen: den eines zu-tiefst konservativen, auf alte Ehrbegriffe
bauenden Yorker Landadligen vor undwährend des Ersten Weltkriegs. Diesertrauert in einer sich verändernden Weltden Werten der alten feudalen Gesell-schaft nach, gerät in Konflikt mit dem,was um ihn herum wirtschaftlich, poli-tisch und sozial vorgeht, und auch mitsich selbst - eine Paraderolle für Cum-berbatch. Trotzdem hat er dafür Sorgegetragen, auf dem Gentleman-Imagenicht sitzen zu bleiben.
drache, necromancerund daten-piratNach seinem Ausflug ins „Star Trek“-Universum dürfte seine Karriere weiterFahrt aufnehmen und interessante Ha-ken schlagen. Auf seinen nächsten Auf-tritt als Superschurke können sich Tol-
kien-Fans freuen: Für die geisterhafteGestalt des Necromancer in „Der Hob-bit“ lieferte er bereits die CGI-Vorlage;im kommenden Teil der Trilogie wird erzusätzlich dem Drachen Smaug seineunverwechselbare Stimme leihen. Au-ßerdem steht er auf der Besetzungslistevon Guillermo del Toros Horrorfilm„Crimson Peak“. Er gehört neben Mi-chael Fassbender und Brad Pitt zumillustren Cast von Steve McQueens Pro-jekt „Twelve Years a Slave“, und in BillCondons „The Fifth Estate“ über Wi-kiLeaks-Gründer Julian Assange verkör-pert er die Titelrolle. Der Start beiderFilme ist für Ende 2013 angekündigt. Bisdahin dürfte auch die dritte Staffel„Sherlock“ fertig sein – und BenedictCumberbatch wieder in aller Munde.
„stuart: a lifebackwards“(2007) Tom Hardy undCumberbatch in einemDrama um einenObdachlosen, dessenAbstieg ein Freundbegleitet.
UK-import: weitere Cumberbatch-Auftritte„the lastenemy“(BBC-Miniserie, 2008)Verschwörungsthrillerum ein ausTerror-Angst zumÜberwachungsstaatmutiertes England.
„third star“(2010) Ein krebskran-ker Mann (Cumber-batch) unternimmt mitdrei guten Freundeneinen letztenCamping-Trip zurwalisischen Küste.
„the whistle-blower“(2010) Politthriler(u.a. mit Rachel Weisz,Vanessa Redgrave,David Strathairn) umFrauenhandel inOsteuropa.
„wreckers“(2011) Cumberbatchspielt einen Mann, dermit seiner Frau in seinHeimatdorf zieht - woGeheimnisse ausseiner Vergangenheitwarten.
Seit „Sherlock“gehört BenedictCumberbatch inGroßbritannienzum nationalen
Kulturgut.
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der große GatsbyLiteratur-Verfilmung[start 16.5.]
die wilde zeit von Olivier Assayas [stArt 30.5.] S. 34
haus tugendhat von Dieter Reifarth [stArt 30.5.] S. 46
Jeder hat einen plan von Ana Piterbarg [stArt 23.5.] S. 40
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Fünf Jahre lebenGefängnis-Film[start 23.5.]
die lebendenSpielfilm[start 30.5.]
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halt der erzähltenGeschichte.
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derSchauspieler.
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Filmdienst 11 | 201334 Ausführliche Kritiken zu jedem Film online unter www.filmdienst.de
Die Schönheit der RevolteOlivier Assayas erinnert an den Schwung und die Energie in der Zeit nach dem Mai 1968
die WiLde zeit [30.5.]
APRÈS MAI. Frankreich 2012
Regie, Buch: Olivier Assayas
Kamera: Eric Gautier
Schnitt: Luc Barnier
Darsteller: Clément Métayer (Gilles),Lola Créton (Christine), Félix Armand
(Alain), Carole Combes (Laure), IndiaSalvor Menuez (Leslie), Hugo Con-zelmann (Jean-Pierre), Mathias Re-nou (Vincent)
Länge: 122 Min. / FSK: ab 12; f
Verleih: nfp / Start: 30.5.2013
FD-Kritik: 41 716
Handwerk InHalt darsteller
beseelt von der Hoffnung,es gebe ein richtiges Lebenim falschen. Es ist geradezuschmerzhaft, diesen Ana-chronismus im Kino zu erle-ben, angesichts des aktu-ellen Pragmatismus undeiner umfassenden Affirma-tion des Bestehenden.Dass der aktionistischeSchwung und die Energiedes gegenkulturellen Auf-bruchs auf Dauer nicht zuhalten sind, zeigt sich auchdarin, dass Lücken in derNarration immer wiederFiguren verschwinden undauftauchen lassen. DiesesMäandern birgt Überra-schungen. Denn wer geradenoch von einer spirituellenErfahrung in Indien träumteund dorthin aufbrach, wird
Trail nach Kabul in Szene.Zur souverän kompiliertenund von Autobiografischemzeugenden Musik von SydBarrett, Soft Machine, Tan-gerine Dream, The Incredi-ble String Band und KevinAyers begegnet man Anar-chisten, Maoisten, Trotz-kisten und Situationisten,die ihre ideologischen Diffe-renzen erst allmählich zuerkennen geben. Wenn manihnen denn neugierig zu-hört. Zugleich erzählt derFilm fast schon pastoraleinige Liebesgeschichten,die aufs engste mit dempolitischen Bewusstsein derAkteure verknüpft sind.Allerlei bedeutsame Fragenstehen im Raum: „Wie posi-tionierst du dich?“ Oder:„Braucht der richtige poli-tische Inhalt nicht auch eineentsprechende revolutio-näre Syntax?“, „Oder istallein schon diese Frage einAusdruck kleinbürgerlicherIdeologie?“ und „Wie hatKunst auszusehen, die dieMassen erreicht?“Assayas, der über seineErfahrungen jener Zeit einen
Musik spielt in OlivierAssayas’ „Die wilde Zeit“eine zentrale Rolle. Im Origi-nal trägt der Film den Titel„Après Mai“, internationalwird er als „Something inthe Air“ verliehen. Es lohntsich, über die unterschied-lichen Zeitlichkeiten dieserdrei Titel einmal nachzuden-ken, wobei der englischeTitel dem Flair des Films amNächsten kommt. „AprèsMai“ erzählt die Geschichteeiner Gruppe junger Men-schen in den Nachwehenjenes mythischen „Mai 68“,als die Revolution zum Grei-fen nahe schien. Im Jahr1971, in dem Assayas’ Filmspielt, steht der radikaleUmsturz des Bestehendenlängst nicht mehr auf derTagesordnung; etwas Revol-te liegt dennoch in der Luft.Sehr anschaulich setzt Assa-yas (Jahrgang 1955) diediversen Suchbewegungender Post-68er-Jahre zwi-schen Straßenkampf, Be-triebsarbeit, Terrorismus,Underground-Publizistik,Künstler-Existentialismus,Drogenrausch und Hippie-
längeren Text mit dem Titel„A Post-May Adolescence.Letter to Alice Debord“verfasst und in Interviewsimmer wieder betont hat,dass „Après Mai“ auf autobi-ografische Erfahrungenzurückgreife, begegnetseinen Glückssuchern undRevoluzzern mit größterSympathie. Genau darinliegt die besondere Qualitätseines Films, der untergrün-dig mit Bressons „Der Teufelmöglicherweise“ und Philip-pe Garrels „Les amantsreguliers“ kommuniziert.Zwar registriert Assayasauch Posen, Irrtümer, fal-sches Pathos und erschöpf-te Ratlosigkeit, Selbstkritikund Scheitern, aber grund-sätzlich sind seine Figuren
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neue Filmeim Kino
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Ulrich Kriest
In den frühen 1970er-Jahrensucht eine Gruppe französischerStudenten, beflügelt von der1968er-Revolte, nach Wegen, dieeigenen Ideale zu leben. Anseinen Film „Cold Water“ ( 1994 )anschließend, entwirft OlivierAssayas ein liebevolles Stim-mungsbild, bei dem er sicheindrucksvoll auf seine eigenepolitische, künstlerische, litera-rische und musikalische Soziali-sation bezieht. Klug, zärtlich undzugleich höchst differenziertbeschreibt er den Optimismusjener Epoche. - Sehenswert ab 14.
BeweRtUnG DeRFILmKommISSIon
vielleicht dann doch „nur“ein Kunsthandwerker, derdas herrschende System mitDeko-Ware beliefert. DemMaoisten von vorgesternwerden die vielen Niederla-gen und Desillusionierungenzu viel, weshalb er für dieStrategie des bewaffnetenWiderstands plädiert, Tatensehen will und sich dazujüngere Aktivisten sucht.Die Hauptfigur Gilles willKünstler sein, hadert immerwieder mit den Zumu-tungen der Politik, entdecktden Situationismus undlandet schließlich in denLondoner Pinewood Stu-dios, wo gerade ein tras-higer B-Film mit Urzeitmon-stern, halbnackten Mädchenund Nazis gedreht wird.Assayas zeigt auch diesohne Häme und ohne dieLust an der Denunziation,die deutschen Filmen überjene verwirrende Zeit soenervierend und unpolitischeingeschrieben scheint. In„Après Mai“ dienen be-stimmte Sätze oder Hal-tungen niemals als „Beweis-material“, um eine möglichstvollständige Kulisse zu eta-blieren, sondern sie zeigenFiguren im Fluß einer Ent-wicklung, die sich nur dannerschließt, wenn man genauhinhört. So kursiert hierbeispielsweise einmal einkritisches Buch über diechinesische Kulturrevoluti-on, vor dem gewarnt wird,weil es sich angeblich umCIA-Propaganda handle.Später werden die maois-tischen Parolen auch ohneHilfsmittel als fadenscheinigdurchschaubar. Die Ver-schränkung des großenepischen Bogens mit denkleinen, atmosphärischenMomenten rekonstruierteine umfassende Suchbewe-
aLgebra in LoVe [16.5.]
Auf dem Campus einer Elite-Universität kämpft ein Trio parfum- undtanzbesessener Studentinnen mit ungewöhnlichen Waffen für die Ver-besserung der Welt. Eine Verbeugung vor klassischen Hollywood-Musi-cals, unterwandert von schrulligem Charme und brillant komischenDialogen. Der Film ist die lang erwarteteRückkehr von Whit Stillman, der sich in den1990er-Jahren einen Namen als Chronist dergehobenen, urbanen Bourgeoisie gemachthat. – Ab 14.
USA 2011 / R: Whit Stillman / 96 Min. / FSK: ab 6; f / FD-Kritik 41 719
Er ist ein mittelloser Reiter bei den Pyramiden von Gizeh, der imAuftrag Mubaraks Demonstranten verprügelt, sie ist eine aufgeschlos-sene Medienfrau aus dem Mittelstand, die für den „arabischen Frühling“kämpft. Die Geschichte einer unmöglichen Liebe, dramaturgisch argholpernd, durch die Verknüpfung semi-do-kumentarischer und melodramatischerSzenen aber ein vielschichtiges Panoramades postrevolutionären Ägyptens. Ein au-thentischer Blick auf den Umbruch.– Ab 14.
naCh der reVoLution [30.5.]
Frankreich/Ägypten 2012 / R: Yousry Nasrallah / 129 Min. / FD-Kritik 41 718
Entfesseltes Porträt eines industriellen Fischereiboots vor Neueng-land. Benannt nach dem alttestamentarischen Seeungeheuer, ist „Levia-than“ selbst eine Art filmisches Monster, heftig, grausam und schön. DiePerspektiven sind so zahlreich wie die Kameras: Hier sehen nicht nurMenschen auf Tiere, Dinge und Natur – aucheinem Fischereinetz oder dem Wasser wirdeine subjektive Sicht zugewiesen. Eineinnovative, experimentelle Form der Kolla-boration von Mensch, Tier, Natur. – Ab 14.
LeViathan [23.5.]
USA/GB/F 2012 / R: Lucien Castaing-Taylor / 87 Min. / FD-Kritik 41 717
Ein 16-Jähriger entkommt den Erwartungen seiner Eltern durch dieFlucht in eine Athener Skater-Gang. Parallel dazu wird die Geschichteeines ausgelaugten Streifenpolizisten erzählt. Irgendwann kreuzen sichbeider Wege, mit tragischen Folgen. Ein rasant und geradlinig insze-nierter Skater-Film, dessen Protagonistenfremd bleben. Trotz durchdachter Bildarran-gements misslingt die erzählerische Balance;auch das angezielte Psychogramm dergriechischen Gesellschaft läuft leer. – Ab 14.
Griechenl. 2011 / R: Argyris Papadimitropoulos, Jan Vogel / FD-Kritik 41 720
Wasted youth [30.5.]
gung, die das Private mitdem Politischen in Gleich-klang zu bringen versucht.Die Mühen der Ebene mö-gen dabei in eine linke Me-lancholie münden, doch nuraus heutiger Perspektive istdie Bemerkung erlaubt, dassder Film desillusionierendsei. Man könnte die aktuelleDebatte um Daniel Cohn-Bendit zur Illustration hinzu-ziehen: Wo es in der deut-schen Diskussion (mitAusnahme von ChristopherRoths „Baader“) nur darumzu gehen scheint, aus einerPosition der hoffähigenMittelmäßigkeit Abbitte fürhistorische Irrtümer einzu-klagen, würde Assayas ver-suchen, das Flair filmischeinzufangen, aus dessenGeist „Der große Basar“geschrieben wurde. EinStoff wie „Das Wochenen-de“ ist selbstgefälligeBesserwisser-Kolportageaus der Retrospektion.„Die wilde Zeit“ schwärmtnicht ohne Melancholie,aber fröhlich von der Fri-sche des jugendlichen Le-bendigseins.
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