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FIRST design 2_2012 EINE ODE AN DIE MODE. ZU HAUSE MIT EILEEN GRAY UND CO. TRENDMETROPOLE STOCKHOLM. BY

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FIRST ist ein hedonistisches Lifestyle-Magazin für die Leser der führenden Wirtschaftspublikationen in der Schweiz. Es geht rund um die feine Lebensart. Wenn bei den Trägerheften das Geldverdienen im Vordergrund steht, geht es bei FIRST ums stilvolle Geldausgeben - lustvoll, intelligent und gut informiert.

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eine Ode an die MOde.zu hause Mit eileen gray und CO.

trendMetrOpOle stOCkhOlM.

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AXEL SPRINGER SCHWEIZ AGFÖRRLIBUCKSTRASSE 708021 ZÜRICH

TEL. +41 43 444 55 20FAX +41 43 444 55 03E-MAIL: [email protected]

FIRST IST EINE GEMEINSAMEBEILAGE VON «BILANZ»,«HANDELSZEITUNG»UND «PME MAGAZINE» UNDERSCHEINT VIER MAL JÄHRLICH.AUSGABE 2/2012, MAIAUFLAGE: 130 000 EXEMPLAREISSN-NR.: 1663­9502

REDAKTIONCHEFREDAKTOR:PIERRE­ANDRÉ SCHMITT,[email protected] DIESER AUSGABE:PATRICIA ENGELHORN,ANDREAS GÜNTERT, HUBERT DELA FORGE, BRIGITTE JURCZYK,IRIS KUHN­SPOGAT, MONIQUE RIJKS,BRIGITTE ULMERART DIRECTION: CATHARINACLAJUS, WERNIE BAUMELERBILDREDAKTION: LUCIE CLEMENT(LEITUNG)PRODUKTION: CHRISTIAN WAPP(LEITUNG), BARBARA SCHMUTZ,SUSANN TAMISIERKORREKTORAT: THOMAS BASLER,CORNELIA LAUTENSCHÜTZ,ANDREAS RITTER

VERLAGVERLAGSGESCHÄFTSLEITUNG:JÖRG TOBUSCHAT,MAIKE JUCHLER (STV. LEITUNG)LEITUNG LESERMARKT:PATRIZIA SERRALEITUNG WERBEMARKT /ANZEIGENMARKETING:SANDRA BRUDERERANZEIGENLEITUNG:OLIVER HAAB (043 444 58 69),[email protected]:SERVAIS MICOLOT (LEITUNG),[email protected] OLIFSON (022 949 06 60),[email protected]

RESERVATIONEN/DRUCKMATERIAL:JDA HESS (043 444 55 18),DÉSIRÉE MICHEL (043 444 55 14),Fax 043 444 55 15, [email protected]: FR. 6.– INKL. MWST.ABONNENTENSERVICE: 043 444 58 93,abo­[email protected]:AXEL SPRINGER SCHWEIZ AGFÖRRLIBUCKSTRASSE 70,POSTFACH, 8021 ZÜRICHBEKANNTGABE VON NAMHAFTENBETEILIGUNGEN IM SINNE VON ART.322 STGB: VERLAG SPORT WOCHEN­ZEITUNG AG, TOURMEDIA AG.

DRUCKSWISSPRINTERS AG,4800 ZOFINGENwww.swissprinters.ch

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Unser Cover-Girl Elena Ivanova hat sich für die FotografinElisabeth Hoff in London im Blackwood House für die«Sex in the City»-Fashion-Strecke in Szene gesetzt.

Das Resultat sehen Sie ab Seite 42.

Der Feind des Guten istdas Bessere. Deshalbfreut es mich ganz be­sonders, Ihnen die neueAusgabe von FIRSTvorlegen zu können. An

der Qualität des Inhalts haben wir nichtgerüttelt: Sie finden weiterhin aufwendigrecherchierte Geschichten, geschrieben vonausgesuchten Autoren. Und dazu starkeBilder unserer Lieblingsfotografen. Optischhaben wir das Magazin in einen Jung­brunnen geschickt: Unsere Art Direction,Catharina Clajus und Wernie Baumeler,hat das Magazin neu designt und aufgefrischt.Es ist jetzt edler, jünger, emotionaler undweiblicher. Wertiger ist auch das Papier, aufdas wir drucken – wir hoffen, das Resultatgefällt Ihnen ebenso gut wie uns.

Leitmotiv dieser Ausgabe ist das ThemaDesign in all seinen Facetten. Uns interes­

siert zum Beispiel die Frage, welche Rolleder Duft eines Parfums bei der Gestaltungdes Flakons hat. Die Antwort haben wirbeim renommierten Flakondesigner PierreDinand in Paris gefunden, der unter an­derem 20 Jahre lang für Yves Saint Laurentarbeitete und Klassiker für viele grosseDüfte gestaltete – etwa für «Opium»,«Madame Rochas», «Rive Gauche» undweitere mehr (Seite 18).

Mit dem Schweizer Stardesigner AlfredoHäberli, der eben sein erstes Hotel entwirft,sprach Autor Andreas Güntert, der beruflichhäufig auf Reisen ist und sich oft über kurioseIdeen von Designern ärgert. Ihretwegenfindet man dann mitunter den richtigenLichtschalter neben dem Nachttisch kaumoder bekommt in der Dusche den Wasser­strahl von der Decke ab statt aus der Hand­brause (Seite 32).

Die Schweiz spielt übrigens eine wichtigeRolle im internationalen Design, und daüberrascht es wenig, dass die aufregendeDesign­ und Kunstsammlung von UrsulaHodel in Zürich beheimatet ist. BrigitteUlmer, auf Kunstthemen spezialisierte Jour­nalistin, hat die Besitzerin besucht – ihreReportage über eine Grande Dame derKunst in der Schweiz finden Sie ab Seite 54.

Viel Freude beim Lesen!

HERZLICH,PIERRE-ANDRÉ SCHMITT

PIERRE-ANDRÉSCHMITT,CHEFREDAKTOR

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inhalt

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06 // NEWS_DIES & DAS. SACHEN UND SÄCHELCHENVON NAH UND FERN.

10 // CAMERON DIAZ_ÜBER SOZIALES ENGAGEMENTUND DIE LADY LINK VON TAG HEUER.

14 // FÜR SIE_SOMMERFRISCHE ACCESSOIRES.

16 // FÜR IHN_SCHICKES EASY­GOING.

18 // FLAKON_PIERRE DINAND. DER DESIGNER, DERMIT DEN COUTURIERS ZUSAMMENARBEITETE.

22 // STYLE_DIE NEUEN NAGELLACKFARBEN.

24 // STYLE_SONNENBRILLEN FÜR DIVEN.

26 // DIOR_TRESOR. EXQUISITE ARMBANDUHREN, DIEPERFEKT ZUR ROBE PASSEN.

32 // INTERVIEW_ALFREDO HÄBERLI. DER DESIGNERKONZIPIERT DAS ZÜRCHER 25HOURS­HOTEL.

36 // SCHMUCK_POMELLATO. WERKSTATTBESUCHBEI DER ITALIENISCHEN SCHMUCKMANUFAKTUR.

40 // MONTBLANC_LIMITED EDITIONS. WIE DAS LABELES SCHAFFT, UNMÖGLICHES MÖGLICH ZU MACHEN.

42 // EINE ODE AN DIE MODE_SEX IN THE CITY.BLUMENPRINTS, SPITZE UND LUFTIGE SEIDE –MONDÄNE COOLNESS FÜR DEN SOMMER.

52 // LOUIS VUITTON_COMMANDES SPÉCIALES.KOFFER MIT DEM GEWISSEN EXTRA.

54 // EILEEN GRAY & CO._SAMMELFIEBER. DIEZÜRCHER KÜNSTLERIN URSULA HODEL HAT IHREWOHNUNG MIT DESIGNKLASSIKERN MÖBLIERT.

60 // STOCKHOLM_SOMMERNACHTSTRAUM. EINEREISE IN DIE TRENDMETROPOLE DES NORDENS.

66 // STREETSTYLE_SCHNAPPSCHÜSSE VOM SALONEINTERNAZIONALE DEL MOBILE IN MAILAND.

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RAuf der HöheIn Brigels, auf einem Hochplateauin der Bündner Surselva, steht dasHotel Bergspa La Val, das die Gästebis zum 21. Oktober mit einemGolfpackage verwöhnt. Das Angebotumfasst zwei Übernachtungen, zweiGourmetdiners, eine Rückenmassageund eine zwanzigprozentige Green­fee­Ermässigung auf den Golfplätzen

von Brigels, Sagogn undSedrun. Das Vergnügenkann auf vier Tage verlän­gert werden.«La Val», Brigels,Tel. 081 929 26 26,www.laval.ch

Shoppen mit MassDer Massschuhmacher bietet allen

Männern, die schöne und bequeme Schuhelieben, Shoppen aber hassen, eine ideale

Lösung – einen Massschuh, den man übersNetz bestellen kann. Das Konzept funk­

tioniert einfach: Der Kunde lässt im Ateliervon Risch mit einem extra dafür ent­

wickelten Gerät seine Füsse ausmessen,alles andere, die Auswahl des

Modells, des Leders und der Farbe, kannzu Hause am Computer erledigt werden.

Risch-Massschuhe ab 320 Franken,www.risch-shoes.com

news

PolstergruppeDer Westschweizer Kosmetikkonzern Valmontlanciert eine Crème und ein Serum mit demWirkstoff Hydra 3 Regenetic, der die Haut nichtnur aufpolstert und ihr neue Geschmeidigkeit ver­leiht, sondern die physiologischen Mechanismender Feuchtigkeitsversorgung umprogrammiert.Valmont, Hydra 3 Regenetic. Serum 255 Franken,Crème 295 Franken

Bestes AlterDer Klassiker von Audemars Piguet,

die Royal Oak, wird 40 – und ist so munterwie nie zuvor. Zum Jubiläum der von Gérald

Genta entworfenen Uhr gab es in diesenTagen eine Ausstellung in Zürich, sie wird

auch in New York, Mailand, Peking,Singapur und Dubai zu sehen sein.

+ NEWS + NEWS + NEW

Doppelt chicKlassische Alltagsmode

mit einem kleinenWow­Effekt gibts beim

Schweizer LabelKleinbasel. Etwa das

Deux­pièces Adelaide miteng anliegendem

Blazer und verspieltemJupe. Schön dazu: das

Shirt Apple. Kleinbasel,Adelaide, Blazer 519,

Jupe 379 undShirt Apple 269 Franken

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Hallelujah!Unter dem Titel «Herrlichkeiten» zeigt

das St.Galler Textilmuseum pracht­volle Kirchengewänder und textile

Kirchenschätze. Die Textilien erzählennicht nur vieles über die Entwicklungdes Priestertums seit dem frü­

hen Mittelalter, sondernauch einiges über die

Gesellschaft, auch wenndie barocken Stücke mitMode wenig gemeinsamhaben. Die Ausstellung

dauert noch bis zum30.Dezember 2012.www.textilmuseum.ch

Gut im StrumpfSobald es wärmer wird, verzichtet ein Grossteil der Frauenauf Strümpfe und Strumpfhosen. Schade. Sie verpassennämlich die raffinierten Modelle des Schweizer Traditions­hauses Fogal. Etwa die weisse Lochmuster­StrumpfhosePrintemps oder das Modell Fleur, das mit seinem Blumen­muster ein garantierter Blickfang ist. StrumpfhosePrintemps ab 55 Franken, Fleur ab 45 Franken, bei Fogal

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WS + NEWS + NEWS + NEAUFGEFALLEN

Die Firma Reuge aus Sainte-Croix ist weltweit bekannt für ihreMusikdosen und Spielautomaten. Die Firma, die seit dem 19. Jahr-

hundert in der Romandie ansässig ist, operiert am Puls der Zeit.Ein Besuch im hauseigenen Museum im idyllisch gelegenen Sainte-

Croix über dem Neuenburgersee liefert den Beweis: Hier sindErfindergeist und Weltoffenheit Trumpf. Der jüngste Wurf passtgut zur Hausphilosophie. Eine Musikdose, die auf das Vibrieren

des iPhone reagiert und es gleichzeitig auflädt. Wer sich das schöneTeil leistet, kann das lästige Klingeln mit filigranen Tönen

von Vivaldi bis Lennon ersetzen.iReuge, Preis auf Anfrage, www.reuge.com

VIVALDI AUS DER DOSE

MeeresspiegelchenDiese elegante und formschöne Clutch, bestickt mit Pailletten in den

Farben des Mittelmeers, ist die perfekte Begleiterin für einen Bummelentlang dem Lungomare. Das schöne Täschchen der Schweizer Accessoire­

Designerin Flo gibt es auch in Schwarz. Für all jene, denen der Sinn mehrnach Safari als nach Ferien am Meer steht, ist es mit einem dezenten

Zebramuster versehen. Clip Clutch, ab 570 Franken, bei Flo

Brat es mit der Sonne nurAb sofort kann man auch mitten in der Stadt auf dem Balkongrillieren, denn der neue Solargrill Cookup braucht wederHolz noch Kohle, produziert weder Schall noch Rauch. DasSystem ist einfach: Mit seiner parabolischen Form fängt derGrill die Sonne ein und leitet sie weiter auf das Grillgut. Da­mit er sich auf 200 Grad aufheizen kann, braucht er pro Tag40 Minuten Sonneneinstrahlung. Solargrill Cookup,499 Franken, in der Schweiz bei Manor

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HOCHZEIT ONLINE. Der Reiseunternehmer Kuoni schenkt jedemPaar, das seine Hochzeitsreise bei ihm bucht, eine persönliche Hochzeits-Website, welche die Frischvermählten mit Bildern und News bestückenkönnen. www.kuoni.ch

NEU MÖBLIEREN. Sofas, Sessel, Tische und Stühle der Möbel Fac-tory gibts ab sofort auch am Stauffacherquai 58 in Zürich. Der Stand-ort in Wädenswil bleibt erhalten. www.moebelfactory.ch

SOMMERFRISCHE. Die neueste Limited Edition von Nespresso,eine Späternte aus Kolumbien, schmeckt wunderbar nach Sommer.Nach Johannis- und Heidelbeeren. www.nespresso.com

HOMMAGE AN EINEN STAR. Mit zwei Ausstellungen und un-zähligen Veranstaltungen ehrt das pittoreske Städtchen Morges AudreyHepburn. Die ehemalige Mitbürgerin brachte nicht nur einen Hauchvon grosser Welt an den Genfersee, sondern auch Eleganz und Esprit.www.foraudrey-morges.ch

DIREKTFLUG INS PARADIES. Das Sultanat Oman am östlichenEnde der Arabischen Halbinsel besticht mit kulturellen Schätzen undeinzigartigen Traumlandschaften. Oman Air fliegt ab sofort viermalwöchentlich direkt von Zürich nach Maskat. www.omanair.com

DAS VELO-OUTFIT. Die Firma Levi’s lanciert eine Kollektion mitHosen und Jacken, die sich besonders gut fürs Velofahren eignet und erstnoch super aussieht. www.levi.com

FRÜHLINGSERWACHEN. Vive les Couleurs, die neue Bettwäsche-kollektion der Firma Schlossberg, erinnert mit ihren Duvet- und Kopf-kissenanzügen, bedruckt mit Blumen- und Gräsermotiven, an blühendeFrühlingswiesen. www.schlossberg.ch

BEST OF. Mit ihrer Kollektion Best under the Sun hat die FirmaPolaroid die schönsten Sonnenbrillen der letzten 75 Jahre wiederauflebenlassen: wunderschöne Modelle voller Nostalgie und Geschichten.www.polaroidsunglasses1937.com

1. SPITZE FEDERSeit zehn Jahren treibt der Westschwei-zer Karikaturist in der «NZZ am Sonn-tag» dem Alltag den Todernst aus undbringt uns mit seinen Zeichnungen zumSchmunzeln. Jetzt gibts die Höhepunktein Buchform.Chappatte: «100 Karikaturen aus der ‹NZZam Sonntag›», NZZ Libro, 24 Franken

2. KUNSTSPAZIERGÄNGEFünf Spaziergänge durch die Stadt Baselführen durch bekannte und wenigerbekannte Strassen entlang der Kunst imöffentlichen Raum. Die Anleitungenzum Flanieren sind von Basler Kunst-schaffenden geschrieben worden unddürfen als persönliche Einladung zuspannenden Entdeckungsreisen ver-standen werden.Eva Bühler, Jürg Stäuble, Isabel Zürcher:«Art Walk», Merian Verlag, 22 Franken

3. WASSERWELTENDer Fotograf Silvio Maraini zeigt diebestechend schöne und fast beängstigendleere Welt der Wasserreservoire, diesich tief in der Erde verbergen und diewir sonst nicht zu sehen bekommen.Silvio Maraini: «Geflutete Kathedralen»,Benteli Verlag, 48 Franken

4. ALLES IM GRÜNEN BEREICHWer von üppigen grünen Oasen vor dereigenen Haustüre träumt, sich bis jetztaber nicht so recht traute, kauft das Buch«Lust auf Garten» der JournalistinElisabeth Jacob und folgt den gut beschrie-benen Tipps und Anregungen, lernt neueGartentrends kennen und verabschiedetsich von alten Vorurteilen. Wetten, dassauch Sie bald durch das eigene Blüten-meer waten!Elisabeth Jacob: «Lust auf Garten»,Beobachter Verlag, 39 Franken

Was bietet der Concierge-Service?Sehr persönliche Reiseerlebnisse. Wir lernenunsere Kunden mit der Zeit sehr gut kennen,wissen, was sie erwarten, kennen ihre Wün­sche und Ansprüche. Dieses Wissen setzenwir in individuelle Reisen um und ergänzensie mit schönen Überraschungen.

Was ist der Mehrwert dieser Dienstleistung?Dank unserer weltweiten Vernetzung kön­nen wir unseren Kunden aussergewöhnliche,neue und einzigartige Erlebnisse bieten,die nicht von Kontingenten und generellenTrends abhängig sind. Zudem machen wirzuweilen schier Unmögliches möglich.

Wer beansprucht den Service?Wir bieten unsere Dienste all den Reisendenan, die weder Zeit noch Geld für unange­nehme Hotels, überfüllte Flughäfen oderInternetrecherchen verschwenden wollen.Wir bieten ihnen die Möglichkeit, effizientund vertrauensvoll ans Ziel zu gelangen.

3Beat Fornaro,Head of KuoniConcierge

Fragen an

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Buch

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In der Zukunft wird Sportim TV noch aufregender.

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interview

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rau Diaz, wie würden Sie Luxus definieren?Luxus ist alles, womit man sich wohlfühlt. Für mich hat Luxus mitQualität zu tun, nicht mit Extravaganz.

Welchen Luxus würden Sie nicht missen wollen?Den Luxus Zeit. Wenn ich nicht arbeite, liebe ich das Gefühl, michnicht abhetzen zu müssen.

Sie haben sich entschlossen, TAG-Heuer-Botschafterin zu werden.Warum?Ich bin schon seit vielen Jahren Fan von TAG Heuer. Als man mir dasDesign der Link Lady zeigte, dachte ich, das sei die perfekte Verbin­dung von zeitloser Uhrmacherkunst mit legendärem Design. Und mirgefällt, dass sich TAG Heuer über Regeln hinwegsetzt und über denTellerrand hinausblickt.

Zum Beispiel mit dem Engagement für die Women’s EmpowermentPrinciples, Gleichstellungsgrundsätze für Unternehmen?Es bedeutet mir sehr viel, dass TAG Heuer meinen Wunsch teilt, aufOrganisationen wie UN Women aufmerksam zu machen. Ich

Eineleganter

LinkVON HUBERT DE LA FORGE INTERVIEW

FRANK TERRY, TAG HEUER FOTOS

ENGAGIERT«Ich betrachte es

als meine Auf-gabe, Frauen zu

unterstützen,denen die

grundlegendstenDinge verwehrt

bleiben.»4

Cameron Diaz wirbt für dieneue Link Lady von TAGHeuer. Der Schauspielerin

gefällt, dass sich die SchweizerUhrenmarke für benachteiligte

Frauen einsetzt.

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interview

betrachte es als meine Aufgabe, Frauen zu unterstützen, denen diegrundlegendsten Dinge verwehrt bleiben, nur weil sie Frauen sind. Ichschätze die soziale Verantwortung von TAG Heuer sehr, das war auchein wichtiger Grund für meine Entscheidung, die Marke bei dieserKampagne zu unterstützen.

Und was bedeutet eine Uhr für Sie?Eine Uhr sagt eine Menge aus über die Person, die sie trägt. Ich denke,die Link Lady ist für selbstsichere, elegante, moderne Frauen gemacht,die ihre Uhr als eines ihrer Lieblingsschmuckstücke betrachten.

Uhren wirken oft maskulin. Was macht eine feminine Uhr aus?Mir gefällt die Link Lady, weil sie mehr ist als nur die kleinere Aus­führung einer Herrenuhr. Sie bleibt der TAG­Heuer­Linie treu, istdabei aber ausgesprochen feminin. Ihr Design ist anders als die vomMotorensport geprägten Uhren, die man so eng mit der Marke ver­bindet. Dennoch bleibt sie mit den legendären S­förmigen Armband­gliedern dem Wesen der Marke treu. Sie ist so elegant und so ange­nehm zu tragen. Ich liebe sie.

Wie würden Sie Ihren persönlichen Stil beschreiben?In meiner Freizeit bin ich eher leger gekleidet. Doch egal ob lässig oderchic: Ich muss mich in meiner Kleidung wohl und sicher fühlen.

Wie wählen Sie Ihre Accessoires aus?Für mich gilt auf jeden Fall: Weniger ist mehr. Ich finde, Accessoiressollten die Kleidung ergänzen, nicht erdrücken.

Welches war die grösste Herausforderung in Ihrem Leben, undwelches wird die nächste sein?Ich denke nicht über Herausforderungen nach. Ich sehe darin Mög­lichkeiten, dazuzulernen und zu wachsen. Ich glaube, eine Karrierewie meine ist ein grosses Geschenk, und ich mache mir immer wiederbewusst, welches Glück ich habe, das zu tun, was ich tue. Ich freuemich darauf, neue, andere Wege zu finden, mich kreativ auszudrückenund das, was ich gelernt habe, mit anderen zu teilen.

Haben Sie eine Lebensphilosophie?Sei immer dankbar. I

LINK LADY «Sie ist gemacht für Frauen, dieihre Uhr als Lieblingsschmuckstück betrachten.»

«Weniger ist mehr. Accessoires sollten dieKleidung ergänzen, nicht erdrücken.»

VON NULL AUF HUNDERTCameron Diaz (39), geboren in San Diego, Kalifornien,

legte einen fulminanten Karrierestart hin. Mit 21sprach sie, die bisher als Model gearbeitet hatte, für

den Film «Die Maske» mit Jim Carrey vor – und bekam,ohne jegliche schauspielerische Erfahrung, den

Zuschlag für die weibliche Hauptrolle; sie spielte dieClubsängerin Tina Carlyle. Vier Jahre später,

1998, folgte der grosse Durchbruch mit der Komödie«Verrückt nach Mary», die ihr ihre erste Golden-Globe-

Nominierung einbrachte. Weitere folgten 2000 für«Being John Malkovich», 2002 für «Vanilla Sky»

und 2003 für «Gangs of New York». Diaz, die mit einemStern auf dem Walk of Fame geehrt wurde, gehört miteinem jährlichen Einkommen, das inklusive Werbeein-nahmen bis zu 50 Millionen US-Dollar betragen kann,zu Hollywoods bestverdienenden Schauspielerinnen.

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1 BOSS BLACK // Gefällt im Büro und an der Gartenparty: Kleid mit verspieltem Muster. 689 Franken. 2 MARCJACOBS // Die Sonnenbrillen des US-amerikanischen Designers erinnern nicht nur wegen ihrer Übergrösse an die schillernden acht-ziger Jahre, auch die Farben – Pink, Violett oder Orange – lassen die Zeiten von «Dallas» und «Denver-Clan» wiederaufleben.350 Franken. 3 YVES SAINT LAURENT // Pink, Orange, Mint oder Violett: Dieser Sommer wird kunterbunt. Nagellack,je 49 Franken. 4 ERES // Eleganz für den Strand – das Badekleid Calliope. 385 Franken. 5 SUNLEŸA // Après-Soleil-Anti-Age-Pflege. 207 Franken. 6 LONGCHAMP // Die knallige Tasche ist ein Entwurf von Mary Katrantzou. 420 Franken.

SweetDreams

Der farbenfroheGlamour

der Eighties,kombiniert

mit klassischemSchwarz – das

gibt einencoolen Sommer.

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Gefällt im Büro und an der Gartenparty: Kleid mit verspieltem Muster. 689 Franken. 2 MARC

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Canvas-Tasche statt Ledermappe,Sommer-Brogues statt derber Bootsund am Feierabend ein Schwumm

im See – nun ist schickesEasy-going angesagt.

Before Sunset

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1 LAHCO // In der Badehose mit dem Paisley-Muster macht man in der Seebadi eine gute Figur. 179 Franken. 2 POLAROID //Das Modell Seventy-Five gehört zur Best-under-the-Sun-Kollektion, mit der Polaroid die schönsten Modelle der letzten 75 Jahrewiederaufleben lässt. 119 Franken. 3 CLINIQUE // Pigmentflecken im Gesicht und an den Händen kann man mit dem Even BetterSkin Tone Corrector zum Verschwinden bringen. 72 Franken. 4 HERMÈS // Voyage d’Hermès heisst der Duft für Weltenbummler.Ab 105 Franken. 5 SANDQUIST // Die Tasche mit dem spleenigen Namen «Herr Judit» ersetzt im Sommer die Ledermappe.179 Franken bei Kitchener Plus. 6 BALLY // Sommerschuh Scribe Legere mit Goodyear-Sohle. 600 Franken.

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In der Badehose mit dem Paisley-Muster macht man in der Seebadi eine gute Figur. 179 Franken. Das Modell Seventy-Five gehört zur Best-under-the-Sun-Kollektion, mit der Polaroid die schönsten Modelle der letzten 75 Jahre

Pigmentfl ecken im Gesicht und an den Händen kann man mit dem Even Better Voyage d’Hermès heisst der Duft für Weltenbummler.

Die Tasche mit dem spleenigen Namen «Herr Judit» ersetzt im Sommer die Ledermappe.

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1960 kam «Madame Rochas»auf den Markt, das Parfum,

abgefüllt in ein maschinellproduziertes Flakon. Der

revolutionäre Entwurf desDesigners Pierre Dinand

löste einen wahren Boom aus.

MonsieurVON PATRICIA ENGELHORN TEXT

DAMIEN FREY PORTRÄT // DAVID WILLEN / SILMÄ STILLS

Eines der wohl teuersten Parfumflakons allerZeiten kam vor ein paar Jahren bei Christie’s inParis unter den Hammer: eine runde Flasche,gut 15 Zentimeter hoch, in einer passendenlilafarbenen Pappschachtel. Auf dem nostal­gischen Etikett standen der Name «BelleHaleine» und der Zusatz «Eau de Voilette». EinDatum gab es auch – 1921 – sowie die Initialen

RS für Rose Sélavy. Das Flakon aus gewöhnlichem Fensterglas wurdefür über 8,9 Millionen Euro verkauft, es stammte aus dem Nachlassvon Yves Saint Laurent und hatte nie einen Tropfen Parfum enthal­ten. Der Designer hiess Marcel Duchamp, «Belle Haleine» war seinsurrealistischer Beitrag zur Welt der schönen Düfte und der Beweis,dass ein Flakon sowohl Kunstwerk als auch Duftbehälter sein kann.

Im Wunderland. Wenn Yves Saint Laurent für seine eigenen Düfteeinen Behälter brauchte, rief er nach Pierre Dinand. «Wir haben zwan­zig Jahre lang zusammengearbeitet», erzählt der inzwischen 81­jäh­rige Designer, «er war einer der inspirierendsten Couturiers seinerZeit und ein Freund.» Die beiden waren fast gleich alt, Pierre Dinandist noch immer putzmunter und beruflich aktiv – ein sanfter Mannmit wachen Augen und weisser Mähne, der in seinem schwarzen Out­fit wie ein gut gealterter Popstar wirkt. Zwar beschäftigt er heute kei­ne 40 Mitarbeiter mehr, seine Büros in New York, Tokio und Moskauhat er ebenso aufgegeben wie sein gigantisches Atelier in Levallois beiParis. Sein Reich ist nun eine Art Wunderkammer in der malerischenRue de l’Hirondelle, gleich um die Ecke der Place Saint­Michel. Anden Wänden stehen hohe Regale, vollgestopft mit Büchern, Schach­teln und unzähligen Parfumflakons. Gut 700 Stück hat er selbst

Flacon

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AVANTGARDEMit dem Flakon für den Duft

«Madame Rochas» legte PierreDinand das Fundament für seine

Karriere. Das Flakon fürYves Saint Laurents Parfum «Opium»

entwarf er ursprünglich fürKenzo – dem japanischen Designer

gefiel es nicht.

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DER FLAKONDESIGNER«Ich hatte damals keine Konkurrenz, eswar fantastisch»: Pierre Dinand.

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FLOWER BY KENZO // Das schlanke Flakon ist ein Entwurf des Designers Alberto Morillas. EAU DES MERVEILLES VON HERMÈS //Serge Mansau designte für Hermès das kugelförmige Flakon mit den zwei Standflächen. L’AIR DU TEMPS UND NINA VON NINARICCI // Diese Version des Flakons mit den Tauben erinnert ans Original von Marc Lalique. CLASSIQUE VON GAULTIER // ElsaSchiaparelli entwarf das erste Flakon in Torsoform. Mehr als 50 Jahre später bringt Gaultier sein Classique auch in einem Torso auf den Markt.

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entworfen, mehr als jeder andere Designer und vermutlich mehrals alle seine Konkurrenten zusammen.

Mit den Couturiers auf Du und Du. Wie so manche Karriere be­ginnt auch seine zufällig: «Ich hatte an der Ecole des Beaux­Arts Ar­chitektur und Design studiert und arbeitete in einer Werbeagentur.Dort lernte ich Hélène Rochas kennen, eine Kundin», erzählt PierreDinand. Eines Tages fragt sie ihn, ob er als Architekt nicht eine Ideefür ein Parfumflakon habe. Über ein Jahr lang arbeitet er an demEntwurf, er ahnt, dass dies seine Chance sein würde. 1960 kommt«Madame Rochas» auf den Markt, in einem Flakon, das die Form derJanusettes aus dem 18. Jahrhundert aufnimmt, jener kleinen Riech­salz­Fläschchen, die von den Damen um den Hals getragen wurden.Der Duft wird ein Welterfolg, sein Flakon gilt als revolutionär. PierreDinand hatte den damals üblichen Glaspfropfen durch einenSchraubverschluss ersetzt, die Flasche war auch nicht mundgeblasen,sondern maschinell hergestellt. Statt 100 konnte man 50000 Flakonsam Tag produzieren und den Duft weltweit vertreiben. Gut zehn Jah­re lang bleibt «Madame Rochas» das Parfum mit den höchsten Ver­kaufszahlen, es saniert das finanziell angekratzte Unternehmen undkatapultiert Pierre Dinand in eineWelt, die er vorher nicht einmal vomHörensagen kannte.

Im Salon von Hélène Rochas lernter die jungen Modeschöpfer jenerZeit kennen: Pierre Cardin, PierreBalmain, Christian Dior, CristóbalBalenciaga, Hubert de Givenchy. Siealle werden seine Kunden. PierreDinand arbeitet manchmal an bis zu20 Projekten gleichzeitig. «Ich hattedamals keine Konkurrenz, es gab niemanden ausser mir», erinnert ersich an diese Zeiten, «es gab auch kein Marketing. Ich arbeitete direktmit den Couturiers, es war fantastisch.»

Über Hélène Rochas lernt er Yves Saint Laurent kennen. PierreDinand gestaltet die Flakons für «Y» (1964) und «Rive Gauche»(1968), das weltweit erste Metallflakon mit einem prägnanten, sehrmodernen Art­déco­Design. 1975 begleitet er den Modeschöpfer zudessen Villa in Marrakesch. «Yves wollte ein exotisches Parfum kreie­ren, etwas Orientalisches», erzählt Pierre Dinand, «und ich sollte mirein Flakon dafür ausdenken.» Yves Saint Laurent spielt gedanklichmit den intensiven und sinnlichen Duftnoten des Vorderen Orients,doch Pierre Dinands Reise führt sehr viel weiter. Einige Zeit zuvorhatte er ein Flakon für Kenzo entworfen, das in der Form an den tra­ditionellen japanischen Lackbehälter Inro erinnert. Kenzo fand dasviel zu japanisch und lehnte ab. Nun zeigt er diesen Entwurf Yves SaintLaurent, und der ist begeistert. «Ihm gefiel besonders, dass die Samu­rai das oberste Fach eines Inro zur Aufbewahrung von Opium benut­zen, das sie allerdings als Schmerzmittel und nicht als Droge verwen­den», amüsiert sich Pierre Dinand. «Er beschloss, seinen nochnamenlosen Duft Opium zu nennen.» «Opium» gilt bis heute als ei­ner der grössten Erfolge der Parfumgeschichte, und sein avantgardis­tischer Kunststoffbehälter ist daran nicht unbeteiligt.

Kenzo hatte inzwischen jemand anderen für seine Flakons gefun­den. Serge Mansau arbeitet ebenfalls in Paris und hatte 1960 einenersten Duftbehälter für Helena Rubinsteins «Skin Dew» entworfen.Seine Vision ist weniger modern als die von Pierre Dinand, doch Ken­zo gefällt sein von der Natur inspiriertes Design, das sich an Blüten,Blättern, Steinen oder Muscheln orientiert. Als der Japaner den Duft

«Kenzo» entwickelt, legt er Serge Mansau einen Kieselstein auf denTisch. Der legt eine Blume drauf. Das Ergebnis: ein Kiesel aus mat­tiertem Glas mit Blätterrelief und einem Stöpsel in Form zweier Blü­ten. Auch Serge Mansau arbeitet für grosse Namen. Für Hermès’ «Eaudes Merveilles» erfindet er ein kugelförmiges Flakon mit zwei Stand­flächen zum Hin­und­her­Schaukeln. Für Diors «Diorella» entwirfter ein mattes Glasflakon mit einem Metallrahmen und einer Metall­kappe, die sich gegenseitig Lichtreflexe zuspielen. Er versteht sich alsBildhauer, nicht als Designer, der Inhalt, der in seine Skulpturen ge­füllt wird, ist ihm so egal wie die Vorgaben seiner Auftraggeber.

Vermutlich hat auch Salvador Dalí nicht gewusst, wie Elsa Schia­parellis Parfum «Le Roi Soleil» riechen würde, als er – damals Krea­tivdirektor des Hauses und Liebhaber der extravaganten Italienerin –ein Flakon mit Flammenring und Sonnengesicht als Verschluss für sieerfand. Elsa Schiaparelli sorgte mit einer Eigenkreation für Furore:1937 liess sie für ihren Duft «Shocking» ein Flakon in Form einesFrauentorsos anfertigen, die Brust nur notdürftig vom Etikett ver­hüllt. Über 50 Jahre später wird Jean Paul Gaultier dieses Flakon innur leicht veränderter Form für sein Eau de Parfum «Classique» ver­wenden, doch das findet niemand mehr schockierend.

Der Murks von Starck. Ohnehinlässt sich im Bereich des Flakon­De­signs kaum noch Aufregendes entde­cken. 2010 bekommt Philippe Starckden Auftrag, für das Kultparfum«L’Air du Temps» von Nina Riccieinen neuen Behälter zu entwerfen.Die Wahl ist umso erstaunlicher, alsman bei Nina Ricci bei der Flakon­Gestaltung lange auf den erlesenen

Geschmack von Lalique gesetzt hat – Robert Ricci, Sohn von NinaRicci, und Marc Lalique, Sohn des legendären René Lalique, der 1908das erste Serienflakon der Welt gestaltete, sind befreundet.

«L’Air du Temps» wurde seit seiner Erfindung in sieben unter­schiedliche Flakons abgefüllt. Berühmt ist Robert Riccis und MarcLaliques Version von 1951, mit zwei Tauben als Symbol für Liebe,Frieden und Freiheit, die über einem Kristallbehälter flattern. Philip­pe Starck, von dem es heisst, er verwende das blumige und seit 60 Jah­ren unveränderte Elixier persönlich, dematerialisiert das Motiv. SeinFlakon besteht aus zwei stilisierten Tauben, deren nur mit viel gutemWillen erkennbare Konturen in mattiertes Glas gepresst werden. «Esmacht für mich keinen Unterschied, ein Hotel, ein Motorrad oder eineFlasche zu erfinden», sagte der Designer bei der Präsentation. Genaudies sieht man seiner Arbeit an.

Ein Lifting für das Original. Jade Jagger, die im vergangenen Jahrmit der Neugestaltung des «Shalimar»­Flakons von Guerlain betrautwurde, zeigt mehr Feingefühl. Das Flakon für das Parfum, das 1925an der Exposition des Arts Décoratifs in Paris präsentiert und sofortein Welterfolg wurde, wurde im Lauf der Jahrzehnte immer wiederverändert. Doch erst der Schmuckdesignerin Jagger gelingt eine Mi­schung aus Nostalgie und Zeitgeist. «Ich wollte mich der Original­form annähern und der Flasche gleichzeitig eine Art Faceliftverpassen», erklärt die Designerin.

War das nötig? «Ich empfinde es als Fehler, ein schönes und erfolg­reiches Flakon zu verändern», sagt Pierre Dinand. Darüber freuensich die Sammler, denn die ursprünglichen und nicht weiter produ­zierten Parfumflakons gewinnen zunehmend an Wert.

«Es macht für mich keinenUnterschied, ein Hotel, ein Motorrad

oder eine Flasche zu erfinden»,sagt Philippe Starck. Genau dies sieht

man seiner Arbeit auch an.

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FluoreszierendesGelb, sanftes Blauund ein Grün, dasaussieht wie derBrienzersee an

Prachtstagen: Nagel-lackfarben für jedes

Outfit und jedeGelegenheit.

Bunterals der

Regenbogen

L’ ORÉAL PARIS //Color Riche

Perle de Jade,7 Franken,

www.loreal.ch

ESSIE //Navigate Her,20 Franken,

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violet métallique,30 Franken,

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OPI //Did It On ’Em

Collection Nicki Minaj,17 Franken,www.opi.com

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Beim Bummel über den Walkof Fame sehen und gesehenwerden: Hier gibts dasunverzichtbareAccessoire dazu.

GlamouröseAttitüde

MIU MIU // In den Geschichten, die der Film noir in den vierziger undfünfziger Jahren erzählte, hätte dieses Accessoire garantiert eine Rolle gespielt.Sonnenbrille Miu Miu Noir, 320 Franken, www.miumiu.com

THIERRY LASRY // Wer dieses Modell spazieren führt, erntet bestimmteinen ordentlichen Applaus. Sonnenbrille Adultery, Limited Edition Vintage,390 Franken, www.thierrylasry.com

STELLA McCARTNEY // Die britische Designerin, die sich als Tierschützerinengagiert, hat für diesen Sommer eine Sonnenbrille im Vintage-Stil entworfen,

die vollständig aus organischen Materialien gefertigt wurde. Sonnenbrille 50s Style,210 Franken, www.stellamccartney.com

TOM FORD // Recht chic – für Tom Fords neues Modellin Schmetterlingsform standen die Hollywood-Diven der fünfziger Jahre Pate.Sonnenbrille Nikita, 330 Franken, www.tomford.com

OLIVER PEOPLES // Katharine Hepburn hätte dieses Unisex-Modellgefallen: Für die diesjährige Kollektion liess sich Oliver Peoples von den

dreissiger Jahren inspirieren. Sonnenbrille The Soloist Round Photochromatic,460 Franken, www.oliverpeoples.com

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L’or deDior

Eine Reverenz an die Opulenz: Das HausChristian Dior entwirft radikal feminine Uhren.

Bijoux, die man nur zur Robe tragen kann.

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VON IGNAZ MILLER TEXTPATRICK DEMARCHELIER, DIOR FOTOS

r war der Mann, der alles sah, allesgenau beobachtete, die Erwar­tungen der Leute begriff und dafüreinen Look fand. Christian Dior ver­wöhnte das ausgehungerte Nach­kriegseuropa mit Opulenz und Ele­ganz. Seine Rivalin Coco Chanelurteilte über ihn mit der ihr eigenenHärte: «Er zieht die Frauen nicht an,er tapeziert sie.» Dass nach Chris­tian Dior erst einmal niemand kam,war unvermeidbar. Das heisst, eskam Yves Saint Laurent, aber dergründete sein eigenes Haus.

In der Zwischenzeit hat ChristianDior längst wieder Tritt gefasst. Sid­ney Toledano, ein studierter Mathe­matiker, renovierte das mythischeHaus gründlich und erspähte nebstder Mode neue Felder für ChristianDior. Darunter die Joaillerie und dieUhrmacherei. Nach einigen Anläu­fen hat Christian Dior auch bei denUhren seinen unverwechselbarenStil gefunden. Die Dior VIII ist eineReverenz an die Opulenz. Ein Spielmit Edelsteinen, Metallen und Ke­ramik. Keine Frage: Christian Diorhat die nötige Kompetenz für dieHabillage in der Uhrmacherei.«Meine Kleider machen jede Frau zueiner Prinzessin», sagte der grosseMeister einst. Seine Uhren auch.

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Helle FreudeDie Dior VIII BaguetteAquamarine glänzt mit

weisser Keramik, Aquamarin-baguettes auf der Lünette undeinem Kranz aus Diamanten-

schnee auf dem Zifferblatt.Das Gehäuse ist aus

Weissgold.

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uhren

Weisse MagieDior VIII Grand Bal«Résille» verbindet

schwarze Keramik miteinem Diamanten-

schnee-Dekor auf demZifferblatt und einem

Diamantenkranzauf der Lünette.

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Pure LeidenschaftRote Saphire mit

Pyramidenschliff sinddas Wesensmerkmalder Dior Christal

Rouge. Sie wechselnsich auf der Lünette

mit einem Diamanten-besatz ab.

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uhren

Exquisiter ZauberDie Dior VIII Grand

Bal «Résille» überraschtmit einer frei schwin-genden, diamanten-

besetzten Keramikmasseauf dem schwarzen

Perlmutt-Zifferblattund einem Band ausschwarzer Keramik.

Preise für alle Uhrenauf Anfrage

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Ein sonniger Nachmittagim Zürcher Seefeld. Al­fredo Häberli kann nichtruhig sitzen. Er zeigt inseinem Atelier Miniatur­Kirchtürme, schwenktKleiderbügel, streichtüber Stoffmuster. Der

Designer ist in Fahrt, weil sich bald sein bishergrösstes Projekt konkretisieren wird. Häberlidesignt sein erstes Hotel, das «25hours», das am1.November in Zürich West öffnen soll.

Herr Häberli, Sie gelten nicht als Freundvon Designhotels, entwerfen jetzt aber selbereines. Wie passt das zusammen?Ich erlebe immer wieder sogenannte Design­hotels, in denen die Angestellten einem mitebenso viel Stolz wie Unfreundlichkeit begeg­nen. Schlimmer noch: Häuser, in denen jeder,dernichtderÄsthetikentspricht,untendurch ist.Dabei gehören zu einem gelebten Hotelkonzeptdoch Gastfreundlichkeit und Service – undnicht, leere Design­Kühltruhen aufzustellen.

Was machen Sie anders?Für mich ist ein Hotel in erster Linie ein Ortzum Schlafen und Entspannen. Das erste

Schweizer «25hours» soll zu einem zweitenZuhause für die Gäste werden, einem Wohn­zimmer für Zürich West. Um dieses Ziel zu er­reichen, setze ich auf hochwertige Materialien,starkes Design und wenig Schnickschnack beider technischen Einrichtung. Ich baue «Low­tech» – denn ihre Endgeräte bringen die Gästesowieso selber mit.

Welches Objekt zeichneten Sie zuerst?Als Erstes wurden vorfabrizierte Nasszellen an­geliefert, also musste ich mich in einem viel frü­heren Stadium als gedacht um diesen Bereichkümmern. Zuerst gestaltete ich den WC­Papierrollenhalter. Ein ebenso witziges wie ab­struses Erlebnis.

Wird das «25hours» ein Häberli-Showroom?Das hätte ich machen können. Aber mein De­sign­Anspruch war ein anderer: ein neues Hausgestalten und dafür neue Objekte entwickeln.Von Garderoben über Sofas und Vorhänge bishin zu Teppichen, Kleiderbügeln und Stühlen,insgesamt sind es über 50 Einzelanfertigungen.

Wie merkt der Gast, dass er in Zürich ist?Das ganze Haus wird durchwirkt sein von drei­dimensionalen Stadt­Guides. Die Kirchen

Alfredo Häberli gestaltet sein erstes Hotel. DerDesigner erklärt, warum im «25hours»

Zweifränkler im Boden eingelassen sind. Und wieer dem Haus ein Wohnzimmergefühl geben will.

«Ich baue Zürichim Kleinen»

VON ANDREAS GÜNTERT TEXT // DAVID WILLEN PORTRÄT

LIEBE ZUMDETAIL

«Zuerst gestalteteich den WC-Papierrollen-

halter»: AlfredoHäberli.4

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von Zürich, kulinarische Genüsse vonSchwarzenbach oder Sprüngli, Wasserreich­tum – all das taucht an verschiedenen Stellen alsSkulptur auf. Von der verglasten Sauna aus hatder Gast Ausblick auf Zürich West. Über diegrosse Showtreppe in die Lobby können sichauch Einheimische einmal so richtig inszenie­ren. Angestrebt ist ein guter Mix aus auswärti­gen Gästen und Zürchern.

Das «25hours» hat die Hardturm-Stadion-Ruine und die «Sheraton»-Baustelle als Nach-barn. Kommen da Wohnzimmergefühle auf?Das ist tatsächlich unsere grösste Herausfor­derung. Dem Haus eine Seele zu geben – auchwenn die Umgebung noch wenig beseelt ist.

Wie geht das?Indem wir mit künstlerischem Einsatz undeinem gewissen Augenzwinkern Zürich imKleinen in das Hotel einpflanzen. Je tiefer manins Haus eindringt, desto intensiver wird das

spürbar. Bis hin zum Safe im Zimmer, den ichals «direkte Verbindung zum Paradeplatz» be­titeln werde. In der Lobby werden Zweifränk­ler in den Boden eingelassen, weil in Zürich dasGeld sozusagen auf der Strasse liegt.

Wie liessen Sie sich für Ihren ersten Hotelbauinspirieren?Aus zwei hauptsächlichen Quellen. Ich kam jaerst mit 13 Jahren in die Schweiz. Deshalb binich trotz meiner heissen Liebe zu Zürich immernoch ein bisschen ein Neuling hier und kann dieStadt mit offenen Augen betrachten und ihreThemen ins Hotel einbringen. Eine zweiteQuelle der Inspiration stammt aus meinerKindheit. Ich wuchs in einem Hotel bei Córdo­ba in Argentinien auf. Die Erinnerungen daransind noch wach. Etwa an die Lobby, die nachSofawolle roch. Oder an die Glastischchen, diemein Onkel, ein Architekt und Kettenraucher,angefertigt hatte. Unter die Glasfläche hatte erZigarettenpäckchen eingelegt.

«Das Haus soll eine Seele haben, auch wenndie Umgebung noch wenig beseelt ist.»

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BEACHTLICHESPORTFOLIO

Alfredo Häberli, 1964 in Buenos Aires geboren,lebt seit 1977 in der Schweiz. Sein Design ist

detailverliebt, funktional und vielgestaltig. Für diespanische Schuhgruppe Camper gestaltet Häberliweltweit Stores. Möbel, Geschirr und Accessoires

gibt es von Häberli unter anderem für Alias,Kvadrat, Vitra oder Moroso. Als Kurator des Pro-

jekts «Atelier Pfister» trug der Designer zusammenmit Schweizer Kreativen dazu bei, die Marke MöbelPfister zu entstauben. Die junge deutsche Hotel-

gruppe 25hours betreibt heute Häuser in Hamburg,Frankfurt und Wien. Dem ersten Hotel in

Zürich West soll 2016 ein zweites an der Europa-Allee beim Zürcher Hauptbahnhof folgen.

Stardesigner wollen in der Regel alle ihreIdeen durchsetzen – auch wenn sie imtäglichen Leben nicht immer praktikabelsind. Darf man Ihnen dreinreden?Natürlich möchte ich einen grossen Teil mei­ner Ideen einbringen. Aber ich bin nicht derTyp, der sich der Diskussion mit Fachleutenverweigert. Das Hotel soll Seele haben, die Gäs­te sollen sich wohlfühlen – aber es muss auch fürdie Angestellten funktionieren.

Mussten Sie mit den Betreibern Kämpfeausfechten?Wenige. Aber für die Türklinken habe ich michmächtig eingesetzt.

Türklinken? Massenware, die Hoteliers jeweilsnach dem günstigsten Preis aussuchen.20 Franken pro Stück sollten reichen.Eben. Meine kosten das Vierfache.

Warum dieser Einsatz für Türklinken?

Weil eine Türklinke nun mal den erstenKontakt zu einem Haus oder zu einem Ho­telzimmer herstellt. Das ist wichtig. Deshalbwollte ich unbedingt die Griffe aus massivemChromstahl des traditionellen HerstellersFSB aus dem westfälischen Brakel haben –und bekam sie schliesslich auch.

Wie sähe ein Häberli-Hotel ohne Kosten-vorgaben aus?Ich stelle mir ein Haus mit lauter Baumho­telzimmern vor. Mit einem Materialmix, derAltbewährtem die Chance für einen neuenAuftritt gäbe. Messing, Kupfer, Eternit:Dinge, die man heute nicht mehr oft sieht.

Was könnte einen, der schon so viel designthat, überhaupt noch reizen?Das Einfache. Zum Beispiel, mich für Carand’Ache des Themas Bleistift anzunehmen.Und versuchen, diesem altbekannten Instru­ment eine neue Note abzugewinnen.

HÄBERLIS HOTELDie Zimmer und Bäder im«25hours» sind mit ausgewähltenMöbeln und Materialien eingerichtet.In der grossen Halle mit der Barkönnen auswärtige Gäste undZürcher mittags bei kleinenGerichten und abends bei Drinks undMusik verweilen. Dazu gibts imSommer von der Terrasse ausAussicht auf den Hardturm-Park.

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BESTSELLERNudo, der Ring,dessen Stein auf einemGoldfundamentthront, gilt als Ikoneder italienischenSchmuckmanufaktur.

LeuchtendesBeispielVON IRIS KUHN-SPOGAT TEXT

Pomellato macht miteinzigartigen Bijoux von

sich reden. Das istdie eine Facette. Nächstes

Jahr soll mit einer «Swissmade»-Uhr eine weitere

dazukommen.

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Via Neera 37 imIndustriequartiervon Mailand:grauweisse Fas­sade, ein schwar­zes Eisentor undeine Videokame­ra über dem Ein­

gang. Das Gebäude hat null Charme. Hinterdem schweren Tor dann ist alles anders: Imlichtdurchfluteten Innenhof ist der Boden mitschwarz lackierten Holzlatten belegt, die ei­nen rechteckigen, grossen Teich umrahmen,aus dem meterhoch Bambus wächst. Dieochsenblutfarbenen Mauern dieses Atriumsbringen das Grün der armdicken Halme zumLeuchten. Passt. Passt zu Pomellato. Passtzum Nudo.

Nudo, der Nackte, ist die Ikone der italie­nischen Schmuckmanufaktur und der Best­seller: 2001 eingeführt, wurde er bis heuteschon über 90000­mal verkauft. Seine Eigen­schaften: traditionelle Handwerkskunst, mo­dernes Design und unwahrscheinlich leuch­tende Steine, die nicht in Gold eingezwängtsind, sondern auf Gold thronen. «Die Idee,das Gold unter dem Stein verschwinden zulassen, war revolutionär», sagt Andrea Mo­rante, CEO von Pomellato. Und ergänzt: «Ichhabe mich sofort in diese Marke verliebt.»

Es war Liebe auf den ersten Blick, aller­dings wider Willen, «ich wollte nicht mehr indiese Industrie». Morante ist eigentlich In­vestment Banker. Ende der achtziger Jahrewurde er COO von Gucci. Diesen Posten ver­dankte der Morgan­Stanley­Banker einemBeratungsmandat, das er innehatte, als In­vestcorp das Modelabel akquirierte – «a verytough ride». 1993 kehrte er wieder ins Ban­king zurück, zur Credit Suisse, und wäre wohlheute noch da, hätte er nicht 2008 Pino Ra­bolini kennen gelernt.

Pino Rabolini, Sohn eines Goldhändlers,hatte Pomellato 1967 gegründet, 40 Jahrelang geführt und suchte einen Nachfolger.

«Ich wusste sehr schnell, dass ich das machenwill», sagt Morante, der 2009 nicht nur CEOwurde, sondern seither auch fünf Prozent desUnternehmens besitzt.

Rabolini, ein Pferdefan, hat Pomellato(deutsch: Apfelschimmel) mit der Idee ge­gründet, mit modischen Kreationen dieSchmuckwelt in der gleichen Art auf­zumischen, wie es einst in der Modewelt mitden Prêt­à­porter­Kollektionen geschah: mittragbaren Stücken. Ein Nudo kostet um die2000 Euro, kein günstiges Schmuckstück,aber eines mit entspannter Attitüde. Das giltauch für alle anderen Pomellato­Stücke. Egalob schlicht oder aufwendig, ob dicht mit Dia­manten besetzt oder nur mit einem einzigenhimmelblauen Aquamarin, ob 2000 oder70000 Euro teuer – Pomellato passt zu Jeansund T­Shirt ebenso wie zum Abendkleid.

Nach Art von Sergio Silvestris. In der klei­nen Werkhalle, die ebenfalls an den Innenhofangrenzt, stehen die Arbeitsplätze der Gold­schmiededichtandicht. Jederarbeitethiernachseinen Erfahrungen und mit seinen Kenntnis­sen: Kettenglieder der Kollektion Tango, diemitPavé­gefasstenbraunenDiamantenbesetztwerden, brauchen ungleich mehr Geschick alsdie Herstellung eines Nudo.

Die Designs entwerfen 15 Mitarbeiter derKreativabteilung unter der Führung von Ser­gio Silvestris, der hier seit über 40 Jahren stil­gebend ist. Er und sein Team – Jungtalenteaus aller Welt – sind eine Abteilung für sich:Besucher werden keine empfangen, und auchdie meisten Pomellato­Mitarbeiter haben kei­nen Zutritt zur Kreativabteilung. Jedes Jahrentwerfen die Designer eine neue Kollektion,verändern und ergänzen Klassiker wie denNudo: Anlässlich des zehnten Geburtstagskreierten sie eine Nudo­Kollektion mit be­sonders grossen Steinen.

Jeder neue Entwurf ist eine neue Heraus­forderung für die Goldschmiede. Alles, wasan einem Schmuckstück aus Gold ist, wird 4

GELD UND GOLDAndrea Morante (63) studierte in Rom

Wirtschaft und absolvierte an derUniversity of Kansas einen MBA. Sei-

nen ersten Job trat er bei ArthurAndersen in Rom an, wechselte wenigspäter in die Finanzwelt, wurde Invest-ment Banker bei Morgan Stanley, beriet

Investcorp bei der Übernahme vonGucci und wurde COO des Labels.

1993 kehrte er in sein angestammtesFach zurück, erst als Head Southern

Europe von Credit Suisse First Boston,dann als Senior Advisor von Credit

Suisse. Seit 2009 ist er CEO und Mit-inhaber von Pomellato.

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Die Mailänder Goldschmiede rangiert mitihren rund 125 Millionen Euro Umsatz imJahr unter den zehn grössten der Welt, inEuropa teilt sich Pomellato zusammen mitBulgari den dritten Platz hinter Cartier undChopard. «Der Markt ist sehr stark segmen­tiert, und der Druck steigt laufend, dennMarken wie Louis Vuitton und Prada inves­tieren alle, um in diesem Geschäft relevant zuwerden», sagt Morante. Und was macht er –Mode? «Für Mode fehlt uns die DNA, aberwir verstehen Frauen sehr gut und arbeiten aneinem Duft sowie an einer Uhr», sagt er undschüttelt seine eigene unter der Manschettedes Hemdes hervor. Eine Pomellato. EinePomellato? «Das Projekt ist nicht neu», sagtMorante, «hat aber bis jetzt nicht funktio­niert.» Das wird er ändern. Geht alles nachPlan, kann er die Uhr, «Swiss made, ofcourse», nächstes Jahr lancieren.

Morante ist ein Zahlenmensch. Er wusste2009 sehr schnell und sehr genau, wo er mitPomellato hinwill: nicht wie die anrollendeKonkurrenz vor allem nach China, Brasilienund Russland, sondern nach Deutschland,Frankreich und in die Schweiz – mit eigenenLäden. «Erstens ist es nicht schlecht, esanders zu machen als alle andern», sagt er,«und zweitens ist es sehr viel wert, wenn manes in diesen reifen Märkten schafft, denn hierleben die Frauen, an denen sich Chinesinnen,Russinnen und Brasilianerinnen orientie­ren.» Als er anfing, gab es 42 Pomellato­Läden, bis Ende dieses Jahres sollen es bereits88 sein, kleine wie der in Zürich und grossewie der am Rodeo Drive in Beverly Hills.

Neue Läden, eine Uhr, ein Duft – keineZweifel? Morante runzelt die Stirn, legt dieHand auf die orange Kartonmappe und sagt:«Die einzige Angst, die ich habe, ist die, dieDinge nicht schnell genug machen zu kön­nen.» Die Frage des Tempos ist in seinem Falleine Frage des Geldes. Die Antwort hat er inArbeit: Investment Banker Morante bereitetfür Pomellato den Börsengang vor.

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«Es ist nicht schlecht,es anders zu machen als

alle anderen.»

in separaten Arbeitsräumen mit der Tech­nik der «verlorenen Form» hergestellt – einerProzedur, die 6000 Jahre alt ist. Dabei wirdvon jedem Element ein Wachsmodell erstellt,das dann von einer Art Gips ummantelt wird.Bei 700 Grad Celsius wird der Gips getrock­net und gehärtet, das Wachs zerfliesst, undzurück bleibt ein Hohlraum, der dann mitflüssigem Gold, meist Roségold, ausgefülltwird. Aus diesen Halbfabrikaten plus denSteinen stellen die Goldschmiede – viele vonihnen sind seit 40 Jahren hier angestellt – dieKreationen her. Sie fertigen rund 10000 Nu­di im Jahr und ein bis zwei Dutzend von jederanderen Preziose. Sie feilen, passen die Guss­formen an die Steine an, setzen diese ein undpolieren sie auf Hochglanz.

Unter den Top Ten. Bevor die Schmuckstückekontrolliert, gestempelt und in Hochsicher­heitsabteilen gelagert werden, bekommen sieihr Finish: Sie werden in der «Waschküche»mit Wasser und Seife gewaschen. In diesemdrei Quadratmeter grossen Raum in derhintersten Ecke der Werkstatt arbeiten vierFrauen. Wie die Goldschmiede und die For­menmacher sind auch sie ganz bei der Sache,

still und konzentriert, wirken dabei aber allesandere als angestrengt. Eine besondere Atmo­sphäre. Was macht es aus? «Die Leute arbei­ten extrem gern hier», sagt Morante, «in einerMitarbeiterumfrage haben bis auf eine Personalle bei der Frage, wie stolz sie seien, hier zuarbeiten, ‹sehr stolz› angekreuzt.»

Auf eine Crew, die gerne tut, was sie tut,ist Morante absolut angewiesen. Der Mannhat sich einiges vorgenommen: Erstens sollPomellato ihre starke Stellung behaupten.

BESTE WERBUNGMarkenbotschafterin: SchauspielerinTilda Swinton trägt ein Collier und

einen Ring von Pomellato.

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füllfeder

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Sie treibts aufdie Spitze

IN DER EDELFEDER-WERKSTATT«Wir sind das einzige Unternehmen, das eine Feder mit Edelsteinen anbieten kann»: Sabine Bach,

Goldschmiedemeisterin im Atelier Artisan in Hamburg.

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Sabine Bach, Goldschmiedemeisterin beimAtelier Artisan von Montblanc in Hamburg,wachte auch schon mitten in der Nacht auf.Und studierte an einem besonders kniffligenProblem herum. An diesem zum Beispiel: Fürdie limitierte Schreibgeräteserie zu Ehren vonFürst Rainier III. von Monaco wollte dieDesignabteilung zwei rautenförmige Rubine

auf der Schreibfeder haben, was natürlich ganz hübsch ausse­hen und ausgezeichnet passen würde. Nur: Auf der wenigeZehntelmillimeter dicken Feder eines Schreibgerätes kann keinMensch Steine fassen – da ist zu wenig Material, es geht nicht.

Wenn Sabine Bach mit Designern zusammensitzt und überIdeen für neue Produkte spricht, sagt sie allerdings nie: «Dasgeht nicht.» Sie sagt: «Wir versuchen es, aber wir können nichtsversprechen.»

Also rang sie um eine Lösung. Die Feder wurde an den rich­tigen Stellen mit angelöteten Goldplättchen so dick gemacht,dass Rubine gefasst werden konnten. Ganz gelöst war das Pro­blem damit allerdings noch nicht. Versuche mit schwarzer Tin­te bestätigten nämlich ihre Befürchtung: Die Rubine wurdenschwarz – und reinigen konnte man die Feder auch nichtzufriedenstellend.

Womit erneut für Kopfzerbrechen gesorgt war. Und wohlfür ein paar unruhige Nächte. Doch auch für dieses Problemfand Sabine Bach eine Lösung: Die Steine wurden mit einemflüssigen durchsichtigen Material versiegelt, das dann ausge­härtet wurde. Details sind, wie Sabine Bach sagt, «unser Ge­heimnis». Das Resultat erfüllt sie mit Stolz: «Wir sind das ein­zige Unternehmen, das eine Feder mit Edelsteinen anbietenkann.» Und nicht zuletzt deshalb ist sie auch ihr Lieblingsstück.

Montblanc in Hamburg ist mit dem sogenannten Meister­stück gross geworden. Weil man mit einem starken Symbol klar

machen wollte, dass man höchste Handwerkskunst anbietet,wählte man für die Marke den Namen des höchsten Bergesin Europa: Montblanc. «Zum Glück nicht den Namen deshöchsten deutschen Berges», pflegt CEO Lutz Bethge zu wit­zeln, «sonst hiessen wir nämlich Zugspitze.»

Wie es den Sammlern gefällt. Im Sortiment von Montblancgab es einst sogar Schulfüllfederhalter, das Modell nannte sichCarrera, doch unter Lutz Bethges Vorgänger Norbert Plattwurde die Volumenproduktion eingestellt und die Markekonsequent auf Premium und Luxus getrimmt. Man könne vonMitarbeitern nicht am Morgen höchste Konzentration fürSpitzenprodukte verlangen und am Nachmittag Tempo fürVolumengeräte.

Spitze im Sortiment sind die limitierten Sonderausgaben.Zum Beispiel eben der Fürst­Rainier­Füllfederhalter. Nur 81Stück werden produziert – weil der Fürst 81 Jahre alt wurde. Esgibt aber auch andere streng limitierte Serien: Tribute to FridaKahlo zum Beispiel oder Tribute to Alfred Hitchcock. MancheSammler, so weiss Sabine Bach, benutzen die Preziosen, anderelegen sie in den Safe. Ein Montblanc­begeisterter Chirurg machtvon jedem Stück in der Originalverpackung ein Röntgenbild.Das Schreibgerät packt er nie aus.

Die verrücktesten Stücke sind die Bespoke Pieces, Einzel­anfertigungen auf Wunsch der Kundschaft. 250000 Euro ist derMindestpreis, nach oben gibt es keine Grenze. Über diese Ra­ritäten spricht man bei Montblanc kaum – Kunden erhalten dasVersprechen absoluter Diskretion. Zum Schreibgerät erhaltensie übrigens eine Lupe, den Federstempel, allerlei Materialmus­ter und ein Buch, das die ganze Fertigung des Gerätes dokumen­tiert. «Wir behalten gar nichts, ausser eine Fotografie», sagtSabine Bach. «Das ist für uns dann, wenn das Schreibgerät weg­geht, auch ein bisschen traurig.»

Sabine Bach, Goldschmiedemeisterin beiMontblanc, macht Unmögliches möglich.

Was ihr dabei hilft: ihre Liebe zum Detail.VON PIERRE-ANDRÉ SCHMITT TEXT // OLIVER MARK PORTRÄT

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LIMITIERTES BIJOURautenförmige Rubine auf derFeder: ein exquisites Detail, das vielArbeit gekostet und ein paarschlaflose Nächte verursacht hat.

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Sex inthe City

VON ELISABETH HOFF FOTOS // TILLY HARDY REDAKTION

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Luftige Seide, raffinierte Spitzeund schmucke Blumenprints –ziemlich heiss, diese mondäne Coolness.

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PRETTY WOMANKleid: Bottega Veneta.Schuhe: GiuseppeZanotti von Net-a-porter.com. Ketteund Fingerring:Erickson Beamon.

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BLOW-UPDiese Seite. Kleid: YSL von Net-a-porter.com. BH: Myla. Collar:Marni von Net-a-porter.com. Bracelet: Delphine-CharlotteParmentier. Brille: Archive Vintage.Rechte Seite. Kleid: Peter Jensen. Bracelet: Paul & Joe. Ohrringe undArmband: Erickson Beamon. Schuhe: Christian Louboutin.

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WATERWORLDBody: I.D. Sarrieri.Jupe: Kinder Aggugini.Sonnenbrille: Linda Farrow.

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GUESS WHO’S COMING TO DINNERDiese Seite. Jupe, Bluse und Gürtel: Antonio Berardi.Ohrringe: Disaya Sorakraikitikul.Rechte Seite. Kleid: Peter Jensen. BH: Elle Macpherson Intimates.Ohrringe: Erickson Beamon.

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ROOM WITH A VIEWBluse: Bill + Mar.Hose: Christopher Kane.Kette: Susan Caplan Vintage.

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sammelstücke

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Ein Bett aus dem Koffer, Stauraum für digitale Gadgetsoder die Schreibmaschine: In den Ateliers von Louis

Vuitton entstehen Jahr für Jahr 350 Einzelanfertigungen.

Das gewisseExtra

VON PIERRE-ANDRÉ SCHMITT TEXT

MEISTERWERKEGefertigt aus Pappeln-, Buchen-und Okouméholz: Bagages vonLouis Vuitton.

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Patrick S. heisst der Mann im Atelier, der Namesteht auf der Brusttasche seines hellbraunen Ar­beitskittels. Dazu, gleich unter dem akkurat ein­gestickten Namenszug: «depuis 1977». Womitgesagt ist, dass Monsieur S. seit 35 Jahren beiLouis Vuitton arbeitet. Und vor allem auch, dassman bei Louis Vuitton Wert auf langjährige Mit­arbeiter legt: Alle Handwerker in der Louis­Vuit­

ton­Manufaktur in Asnières­sur­Seine bei Paris haben ihr Anfangs­jahr beim Luxus­Koffermacher auf ihrer Arbeitskleidung eingestickt– tradition oblige.

Monsieur S. hat vor sich alle Unterlagen ausgebreitet, die er zueinem tragbaren Louis­Vuitton­Kleiderschrank von 1927 im Archivauftreiben konnte. Viele Blätter sind es nicht, und vor allem fehlen In­formationen zum Henkel. Genau der aber interessiert ihn, MonsieurS. muss nämlich den Henkel des guten Stücks instand setzen. Produ­ziert werden Henkel schon lange nicht mehr in der damaligen Dicke,und auch im Lager ist nichts mehr vorrätig.

Monsieur S., man ahnt es, arbeitet in einer der zwei wohl interes­santesten Abteilungen von Louis Vuitton Malletier, im Atelier desréparations. In der zweiten Abteilung werden die Commandes spé­ciales, die Sonderbestellungen, gefertigt. Hier klebt eine Frau –«depuis 1987» – die legendären Toile­Monogramme mit den hell­braunen Louis­Vuitton­Initialen auf dunkelbraunem Grund auf einenrohen Koffer aus Pappeln­, Buchen­ und Okoumé­Holz. Besondersspektakulär sieht das Stück zwar nicht aus, aber der Connaisseur siehtrasch, dass die Masse nicht Standard sind: Hier wird also eine Sonder­grösse auf Bestellung zusammengezimmert.

Zu haben ist allerdings auch viel Ausgefallenes. Sie wünschen ei­nen Koffer mit Spezialfächern für Ihre Whiskysammlung? «Bien sûr,monsieur» , heisst es bei Louis Vuitton, «das lässt sich machen.» Oderlieber eine Tasche für iPad plus Notizbuch und Lieblingsschreibgerät?«Avec plaisir, madame!» Oder einen Werkzeugkasten auf Mass für denKlassiker in der Garage? «Pas de problème!» 350 Einzelanfertigungenmacht Louis Vuitton im Jahr. Erlaubt ist fast alles, sofern es irgend­wie mit Reisen zu tun hat und noch von zwei Männern getragenwerden kann. Verboten sind Kopien – was als Sonderanfertigung inAsnières gemacht wurde, wird kein zweites Mal produziert. Und un­möglich ist es ebenso, einen bereits existierenden Gegenstand sozu­sagen zu vervuittonisieren – das würde Patrick­Louis Vuitton, Erbedes Ururgrossvaters Louis Vuitton, nie zulassen. Patrick­Louis Vuit­ton leitet die Abteilung für Sonderanfertigungen.

Legendär unter den Sonderanfertigungen ist der «Bettkoffer» von1905 für den Entdecker Pierre Savorgnan de Brazza, der vor allem fürseine Kongo­Expeditionen berühmt wurde. Stardirigent LeopoldStokowski orderte 1929 einen «Pultkoffer» mit Fächern für Noten­blätter, Korrespondenzpapier und eine Schreibmaschine. Aufgeklapptdient das gute Stück auch als Arbeitsplatz und Sekretär. Modeschöp­fer Paul Poiret liess die Worte «pois rayés» auf seinen Spezialkofferdrucken – ein Buchstaben­Puzzle aus seinem Namen. Auch KarlLagerfeld orderte per Commande spéciale: Er liess sich einen Kofferfür 20 iPod­Geräte von Apple mit allerlei Zubehör anfertigen.

Möglich, dass das vor sieben Jahren gebaute Stück irgendwann aufder Werkbank von Monsieur Patrick S. landet – vorläufig indes wirddies kaum nötig sein. Das Henkelproblem mit dem Schrankkoffer von1927 hat der Mann übrigens bravourös gelöst. Die nötigen Infos fander unter anderem im Gespräch mit älteren Arbeitern der Belle Mai­son. Wer «depuis 1977» bei Louis Vuitton arbeitet, weiss sich zu hel­fen. Und kennt seine Pappenheimer.F

OT

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DIENSTREISEFächer für Korrespondenz undNotenpapier wollte der Star-dirigent Leopold Stokowski inseinen Pultkoffer eingebaut haben.

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PAUSENPLATZDas Bett im Koffer:Diesen Luxus leistete sichPierre Savorgnan deBrazza, ein italienischerAristokrat.

KLANG-KÖRPER

Lagerraumfür 20 iPods:

Spezial-anfertigung

für KarlLagerfeld.

STAURAUMHier ist klar

markiert, wem dasschöne Stück

gehört: Paul Poiret,Modeschöpfer

aus Paris.

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KLASSISCHSCHÖN

Ursula Hodel mitParavent von

Eileen Gray, derLampe von Diego

Giacometti unddem Stuhl von

Eero Saarinen.Sie trägt ein

Kleid mit Jäckchenvon Azzedine

Alaïa.

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STIL

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Die Wohnung als Gesamt-kunstwerk – die Zürcher

Kunstsammlerin undKünstlerin Ursula

Hodel hat ihr Daheim mitKunst ausstaffiert und

mit Designklassikernmöbliert. Hausbesuch bei

einer Vollblutästhetin.

Lota ist von unschlagbarer Ausstrahlung. Stein­grau bezogene üppige Kissen, eingefasst vonzwei strengen, schwarz lackierten Kuben alsSeitenteilen: Wenn ein Sofa das Prädikat «zeit­lose Eleganz» verdient, weil es sich in seinergepflegten Coolness nahtlos ins 21. Jahrhunderteinfügt, dann Lota von Eileen Gray. Die irischeDesignpionierin (1878–1976) hatte das Möbel­

stück 1924 für die Pariserin Madame Mathieu­Lévy kreiert und warselber so begeistert, dass sie auch gleich eines für sich bauen liess.Später ging es in Serienproduktion. Auch heute wird es noch vonClassiCon in Deutschland hergestellt.

Lota spielt eine besondere Rolle in Ursula Hodels Leben. Alleinder Fakt, dass sich die Kunstsammlerin und Künstlerin ein und das­selbe Stück dreimal gekauft hat, beweist ihre Anhänglichkeit gegen­über dem Möbel – dabei sei es, so Hodel, nicht einmal sonderlich idealzum Sitzen! «Eigentlich liege ich die meiste Zeit darauf», sagt sie.«Doch mir ist wichtig, dass meine Augen auf schönen Dingen ruhenkönnen. Mit gutem Design bekommt eine Wohnung eine Seele.»

Die Hauptrolle gehört dem Sofa. Als Hodel, gebürtige Solothurne­rin, Keramikkünstlerin, selbständige Betriebspsychologin und Gra­fologin für Schweizer Grosskonzerne wie UBS, Mövenpick und Ciba­Geigy, 1988 nach New York auswanderte, um sich der Kunst zuwidmen, überliess sie das besagte Sofa ihrer Tochter. Kaum in NewYork angekommen, musste sie sich ein neues kaufen, weil sie nicht oh­ne Lota sein wollte. Als Hodel nach 17 Jahren 2005 wieder zurück­kehrte und sich ihre Wohnung mit den stuckverzierten Decken an derZürcher Bellerivestrasse einrichtete, folgte der Kauf von Nummer drei.

Hier steht es nun wieder, an prominenter Stelle: im lichtdurchflu­teten Wohnzimmer mit den alten Parkettböden, dem Steinway­Flü­gel, dem mit Kunst­ und Designbüchern vollgestellten Bücherregal.Eshat den Glastisch des japanisch­amerikanischen Designers Isamu

LEBEN

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VON BRIGITTE ULMER TEXT // DAN CERMAK FOTOS

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DESIGN-BIOTOPBüchergestell von DieterRams (D), Hocker vonFrédéric Dedelley (CH),Fernseher Brionvega,Bodenarbeit von CarlAndre (USA), Malereivon Suzan Pitt (USA).

GEPFLEGTE COOLNESSSofa Lota der irischen

Designerin Eileen Gray, flankiertvon zwei Wagenfeld-Leuchten.

Davor steht der Tisch desjapanisch-amerikanischen

Skulpteurs Isamu Noguchi.

«Mir ist wichtig, dass meine Augen aufschönen Dingen ruhen können.»

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Noguchi beigesellt bekommen und wird eingerahmt von zweiLeuchten des deutschen Bauhaus­Designers Wilhelm Wagenfeld.Ganz klar: Das aparte Stück spielt eine Hauptrolle auf dieser Bühne.

Reduziert minimalistischer Stil. Ursula Hodel, Kunstsammlerin mitsicherem Gespür für qualitätsvolle Gegenwartskunst, die Frau, die vonGaleristen und Auktionshändlern hofiert wird, hat fraglos ein Auge fürgutes Design. Wie anders ist zu erklären, dass sie sich schon als 20­Jäh­rige für Möbel von Le Corbusier und Eero Saarinen entschieden hat?

Und so ist Hodels Wohnlandschaft durchsetzt von Möbeln inreduziert­minimalistischem Stil, die Designgeschichte schrieben. DasEnsemble aus Tulip­Tisch und Tulip­Stühlen mit den charakteristi­schen kreisrunden Standfüssen, entworfen vom finnischen DesignerEero Saarinen (1910–1961), gibt es gleich zweimal, im Entrée und inder Küche. Eines dieser Ensembles und der würfelförmige LC2­Ses­sel von Le Corbusier waren ihre ersten Stücke, sie hatte sie Ende derfünfziger Jahre im Zürcher Geschäft Wohnbedarf erworben. Späterkamen sukzessive weitere Stücke von diesen Designern hinzu. Die bei­den zeitlos eleganten Ledersessel Transat Chair, die schlichte Steh­lampe Tube Light und ein Paravent von Eileen Gray, das Tischchenmit den Vogelfüssen von Meret Oppenheim, das minimalistische Bü­chergestell von Dieter Rams, die legendäre Barcelona­Liege von Miesvan der Rohe. Mit Sinn für Harmonie und dem Gespür für ein ge­wisses Drama hat Hodel Letztere zur Ablegefläche umgedeutet undin den Eingangsbereich gestellt, dorthin, wo zudem ein roter Neon­schriftzug den Raum illuminiert. «Come in, friends, the house isyours», heisst es da – ein Werk des jungen Zürcher Künstlers Luca Frei.

Ihr Gespür für Formen und Farben hat Ursula Hodel, 1934 alsTochter eines Kaufmanns und einer Malerin geboren, am Royal Col­lege of Art in Brighton und an der Keramischen Fachschule in Bernausgebildet. 21 Jahre lang stellte sie eigene Keramik her. Sie spezia­lisierte sich auf opulente Vasen und Lampenfüsse in Sang­de­bœuf­Glasur – einer 3000 Jahre alten Technik aus China, bei der durch

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Ein Tisch von Eero Saarinenoder ein Sessel von EileenGray gefällig? In diesen Vin-tage-Design-Shops gibt eswahre Trouvaillen.

ZÜRICHDesignermöbelbörseRäffelstr. 29, 8003 Zürichwww.designermoebel-boerse.chElastiqueGrüngasse 19, 8004 Zürichwww.elastique.chHannibal WohnladenSt. Jakobstr. 39, 8004Zürich. www.hannibal.chCH Design FurnitureSt. Jakobstr. 59,8004 Zürichwww.chdesignfurniture.chG27, Grubenstr. 27, 8045Zürich. www.g27.ch

LAUSANNEKissthedesignAvenue de Rumine 4,1005 Lausannewww.kissthedesign.ch/

CHIASSODemosmobiliaDesign GalleryVia Pestalozzi 116830 Chiassowww.demosmobilia.ch

MESSENDesign Miami12.–17. Juni, Messe Baselhttp://basel2012.design-miami.comSalon fürVintage-Möbel16./17. Juni 2012,Maurerhalle Baselwww.designunddesign.ch

MODERNE KUNST UND DESIGN-KLASSIKER DES20. JAHRHUNDERTSBild links: Sessel Transat von Eileen Gray, Bilder vonA.R. Penck (D), Lampe von Diego Giacometti (CH).Bild rechts: Bett von Jean-Pierre Dovat (CH),Porträtbild von Jane Hudson (USA).

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VINTAGE-DESIGN-SHOPS

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rubrik

KÜHLE REDUKTIONBild links: Barcelona-Liegevon Mies van der Rohe (D),Wandgemälde von Sol LeWitt(USA), Lichtarbeit von LucaFrei (CH), Bronzeskulptur«Give or Take» von LouiseBourgeois (USA). Bild rechts:«Encaustic Paintings» unddrei Videostills von UrsulaHodel. Louis-Vuitton-Beauty-Case und Kelly Bagvon Hermès.

GESTALTERISCHESOUPLESSE

Tulip-Tisch und -Stühle vonEero Saarinen (Fin). Blaue

Glasschale von Elsa Peretti (I)für Tiffany’s. Rotes Sofa von

Le Corbusier (CH), Lichtkunstvon Dan Flavin (USA).

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Zugabe von Kupferoxid ochsenblutfarbene Einsprengsel entste­hen. Bis nach Los Angeles konnte sie diese Stücke exportieren, undsogar im James­Bond­Klassiker «Goldfinger» aus dem Jahr 1964figuriert eine weisse Hodel­Lampe mit Lochverzierung.

Der Mini-Fernseher als Augenweide. Zwei dieser Vasen stehen alsReminiszenz an jene Jahre auf dem Fenstersims. Nicht allen Design­Stücken ist Hodel so treu geblieben wie dem besagten Sofa von EileenGray. Sie ärgert sich, dass sie sich von den Stühlen und vom Tisch desexzentrischen italienischen Designers Carlo Mollino getrennt hat,vom Stuhl mit den Löwenköpfen von Diego Giacometti und vom mitAntilopenleder ausgestatteten Corbusier­Sessel LC1. «Den Giaco­metti­Stuhl erwarb ich vor 40 Jahren für 3400 Franken. Heute ist er100000 Franken wert.» Auch Mollino­Stühle – sie erwarb ihre dreifür 800 bis 1200 Franken – wurden beim Auktionshaus Phillips, dePury & Company für ein Vielfaches versteigert.

Heute würde sie keines der Möbel mehr hergeben. Auch nicht denwinzigen, tragbaren Fernseher aus den siebziger Jahren, der im Wohn­zimmer neben dem majestätischen Steinway­Flügel steht, obwohl eineFreundin sie für einen funktionaleren Flatscreen begeistern wollte.«Zu hässlich», lautet ihr Verdikt. Lieber platziert sie ihren Stuhl sovor dem kleinen Bildschirm, dass sie wenigstens die Hauptlinien derHandlung mitbekommt. Ansonsten erfüllt der TV­Apparat seineFunktion vor allem als Augenweide – genauso wie das Heizöfelchen,das sie beim EWZ erworben hat. «Sieht es nicht aus wie ein Objektvon Jeff Koons?», sagt sie mit salopper Coolness. Sie muss es wissen,ihre Kunstsammlung, die Werke des Minimal­Klassikers Sol LeWitt,von Louise Bourgeois und von Schweizer Jungstars wie Mai­Thu Per­ret umfasst, belegt ihren Sinn für künstlerische Qualität.

Die Wohnung ist ihr zur zweiten Haut geworden. Das hat aller­dings auch seine Schattenseiten. Kürzlich sagte sie einen Städtetripab: Sie konnte sich ganz einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden,in fremden Möbeln zu hausen.

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EKLEKTISCHE WOHNINSTALLATIONTisch-Skulptur von Meret Oppenheim (CH) mit Skull-Skulp-tur von Katharina Fritsch (D). Louis-Vuitton-Beauty-Case,dahinter Paravent von Eileen Gray. Haute-Couture-Kleidvon Valentino, roter Korpus von Frédéric Dedelley, Saarinen-Stühle und Giacometti-Leuchte. Schwarzes Tischchen vonJean-Michel Frank (F) mit Teeservice von Michael Graves(USA), Transat Chair von Eileen Gray. Federhut aufgrüner Vase von Prada.

VON KOPF BIS FUSS AUF KUNST EINGESTELLTUrsula Hodel trägt ein Béret von Christian Dior und eineJacke von Suzan Pitt.

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reise

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SommernachtsTraum in

VON BRIGITTE JURCZYK TEXT // FERDINAND GRAF VON LUCKNER FOTOS

Zauberhaftes Licht, himmelblaues Wasser und tolles Design– in der Trendmetropole des Nordens bekommen Besucheralles miteinander serviert. Eine aufregende Geschichte.

STOCKHOLM

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Die Schlinge liegt schon um ihrenHals. Jeden Moment kann es vor­bei sein. Die vier Geiseln im en­gen, heissen Tresorraum amNorrmalmstorg haben schonlängst mit ihrem Leben abge­schlossen. Doch dann kommt al­les anders als befürchtet. Als die

Polizei Schlafgas in den Raum der Svenska Kreditbanken lei­ten will, in dem sich der Bankräuber Clark Olofsson mit sei­nen Geiseln verschanzt hat, gibt der Gangster überraschendauf. Die Gefangenen sind frei. Sie erlebten im Sommer 1973den spektakulärsten Banküberfall in der Geschichte Schwe­dens. Seitdem spricht man vom Stockholm­Syndrom, wennsich Opfer mit ihren Geiselnehmern solidarisieren.

Gäste des Nobis Hotel lassen sich heute gerne gefangennehmen vom schicken Interieur des Designhotels, das Ende2010 in genau jenem Gebäude am Norrmalmstorg eröffnete,in dem vor fast 40 Jahren die aufsehenerregende Geiselnah­me stattfand. Wer heute jenen kalten Schauer, der über denRücken hinunterläuft, nachempfinden will, geht dafür ambesten in die heisse Dampfsauna. An dieser Stelle bohrte diePolizei damals das Loch in die Decke des Tresors, um dieGeiselnahme mit Schlafgas zu beenden. Heute schlafen dieinternationalen Gäste des Hauses in komfortablen 4

EIN BAU, DER GESCHICHTE SCHRIEBWo heute internationale Gäste des NobisHotels im zur Lounge umgebauten Innenhofder ehemaligen Svenska Kreditbanken chillen,hat sich vor fast 40 Jahren der spektakulärsteBankraub in der Geschichte Schwedens abge-spielt. Nicht nur zur Mittsommerwende ziehtes die Stockholmer hinaus aufs Wasser.

BLAUE STUNDESelbst um Mitternacht willStockholm noch nicht schlafengehen. Die Metropole amMeer funkelt in einem zauber-haften Licht, welches dieNachtschwärmer auf ihrenAusflügen in die hippeNachtclubszene begleitet.

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reiseMODERNES DESIGN INHISTORISCHEN RÄUMENIn den mit Stuck verzierten Räumen desNobis Hotel, wo einst die Banker tagten,haben Designerstücke jetzt ihren grossenAuftritt. Im Nachbarzimmer der Suiteschlafen Hotelgäste im holzgetäfelten, aberstylishen Ambiente. Sommerglück in Top-form: Zum Afternoon Tea werden im BernsHotel kleine süsse Erdbeertörtchen serviert.

GUTE FORM AUS FRAUENHANDIda Thekla Sabina Kunigunda Thorndahl eröffnete den

Laden E. Torndahl in der Altstadt von Stockholm schon imJahre 1864. Seitdem ist er in Familienhand und immer

noch bekannt für sein ausgesuchtes skandinavisches Design (o.).Trendscout und Galeristin: In Pascale Cottard-Olssons

Laden (r.) gehen die angesagten Designer Schwedens ein und aus.

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Zimmern, die mit modernem italienischem Design einge­richtet sind, und wiegen sich in der Sicherheit, dass sie aneinem der hippsten Orte der Stockholmer Szene gelandet sind.

Davon gibt es immer mehr in der schwedischen Metro­pole, die in Sachen Design immer schon eine Nasenlängevoraus war. Sie war zwar nie so laut und schrill wie Paris oderLondon, dafür spielt die Stadt am Meer gerne die Trendset­terin mit Langzeitwirkung. Ihre Impulse gingen um die Weltund setzen Massstäbe – wie etwa mit Ikea oder H&M.

Stadt der Mode. «Die Stockholmer sind sehr trendaffin, siesuchen ständig nach dem neuesten Design, der neuestenMode!», beobachtet Pascale Cottard­Olsson die Szene. Diegebürtige Französin hat in Östermalm, dem angesagtestenViertel der schwedischen Hauptstadt, eine kleine Galerie fürmodernes Design. Cottard­Olsson kennt alle, welche dieTrends der Stadt kreieren, mit den meisten arbeitet sie zu­sammen, viele stellen bei ihr aus: Designer wie Claesson, Ko­ivisto und Rune richten zurzeit die neuen modernen Hotelswie das Nobis oder das Skeppsholmen direkt am Wasser ein.«Die Häuser werden so zur Bühne, zu Showrooms für dieKünstler», weiss die erfahrene Galeristin. Und die Strassender Stadt zum Laufsteg. Denn nirgendwo sonst sieht man sofrisch und fröhlich gedresste schöne Menschen, welche dieaktuelle Mode mit einer hinreissenden Leichtigkeit tragen.

«Zurzeit sind gerade die bunten Gummistiefel der bri­tischen Marke Hunter angesagt!» Ann­Charlotte muss eswissen. Die zierliche Blondine im hippen Schuhladen an derMäster Samuelsgatan sieht die Kundinnen zunächst ohne,dann mit Shoppingtüten ein und aus gehen. In ihrem Schau­fenster stehen die Boots in Orange und Pink neben Himmel­und Dunkelblau und locken die Girlies an. Selbst bei schöns­tem Sonnenschein stiefeln sie später übers Pflaster, hinein indie Cafés und Restaurants am Wasser.

Gerade jetzt im Sommer sind sie voll mit schönen Men­schen, welche die Sonne feiern, die in den lauen Nächten ein­fach nicht untergehen will. Vor allem auf Djurgården, demgrünen, wasserumfluteten Ausflugsziel der Stockholmer, dassich per Brücke oder Boot schnell erreichen lässt, reihen sichdie hübschen und trendigen Lokale dicht an dicht. Selbst inden Abendstunden leuchtet Stockholm wie ein Sommer­nachtstraum: Unter einem unwirklich strahlenden Himmel,dessen Blau sich im klaren Ostseewasser spiegelt, beginnendie Farben der Hausfassaden zu tanzen. Noch zu später Stun­de schwirren Nachtschwärmer durch die Strassen. Besondersdas «Schmuddelkind» Södermalm gegenüber der GamlaStan, ein Stadtviertel, das erst in den letzten Jahren zur an­gesagten Adresse für Künstler, Designer und Bohémiens ge­worden ist, wacht jetzt erst richtig auf. Stockholm mag nichtschlafen gehen in diesen Sommernächten.

Auch vor dem «F12» in der Fredsgatan, einen Steinwurfvom Königsschloss entfernt, ist zu später Stunde noch langenicht Schluss. Das Restaurant mit maigrünen Wänden undgrüngelben Leuchten, die wie grosse Tropfen von der Deckehängen, serviert eine der innovativsten Küchen der Stadt, imangrenzenden Club legen die bekanntesten DJ der Stadt auf.Beide Lokale sind in der Königlichen Kunstakademie unter­gebracht, einem geschichtsträchtigen Ort mit stilvollem Rah­men für coole Partys. Nicht weit entfernt (in Stockholm

PARADIES FÜRMODEBEWUSSTESHOPPER UNDTRENDAFFINEGENIESSEROb Schuhe, Möbel oderRestaurantinteriors:In Stockholm sind derFantasie der Designerkeine Grenzen gesetzt –(nicht nur) in der MästerSamuelsgatan und derNybrogatan. Für denAbend vormerken: denGourmettempel F12in der KöniglichenKunstakademie.

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reise

STOCKHOLMAnreise: z.B. mit der SAS vonZürich nach Stockholm Arlanda undretour: ab 224 Fr. www.flysas.chSchnell und bequem: Mit dem Arlan-da-Express vom Flughafen in die Stadtund retour: ab 44 Fr.www.arlandaexpress.com

ÜBERNACHTENNobis Hotel: Designhotel mit riesigerLounge und cooler Bar in einer ehe-maligen Bank, die 1973 Schauplatzeiner spektakulären Geiselnahme war.DZ: ab 256 Fr., www.designhotels.com

Hotel Skeppsholmen: Am Wasserauf der Insel Skeppsholmen gelegen.

Die City ist zu Fuss in wenigen Minuten erreich-bar. DZ: ab 297 Fr. www.designhotels.com

ESSENF12: eines der schicksten Restaurants der Stadt,in der Königlichen Kunstkademie: Fredsgatan 12,www.fredsgatan12.com

Frantzén/Lindeberg: eine der besten Küchender Stadt: Lilla Nygatan 21,www.frantzen-lindeberg.com

Pontus!: Absolutes Must-go. Hier wird Seafoodserviert und das Interior fantasievoll inszeniert:Brunnsgatan 1, www.pontusfrithiof.com

Sture Hof: Moderne nordische Küche, ausgefal-lenes Interieur: Stureplan 2, www.sturehof.com

Berns Salonger: Moderne Asiafood-Cuisinein einem über 100 Jahre alten Saal, BerzeliiPark, www.berns.se/berns-asiatiska

SHOPPENDesigngalerie: Gallery Pascale, Humlegårds-gatan 15, www.gallerypascale.com

Modernes Design at its best: NordiskaGalleriet, Nybrogatan 11,www.nordiskagalleriet.se

Seit 1864 in Familienhand: E.Torndahl – Shopfor Scandinavian Design, Västerlånggatan 63,www.etorndahl.se

ALLGEMEINE INFOSwww.visitstockholm.com/de

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ist eigentlich jeder Hotspot zu Fuss erreichbar) liegt in derGamla Stan, in der mit Touristen überfüllten, aber trotzdemimmer wieder sehenswerten Altstadt, an der Lilla Nygatan 21eines der wohl besten Restaurants der Stadt. Hier eröffnetenBjörn Frantzén und Daniel Lindeberg einen schlicht einge­richteten Gourmettempel, dem nichts touristisch Abge­schmacktes anhaftet. Auch heute, vier Jahre später, ist dasFeuerwerk, das die beiden hier zünden, noch immer nicht er­loschen und überstrahlt alles, was es sonst in den mit Pizza­und Pastaläden vollgestopften, jahrhundertealten Gassen gibt.

Nach Mitternacht. Der König der Stockholmer Gourmet­landschaft residiert dagegen in Östermalm, ein alter Hase, derschon im Alter von 27 Jahren sein erstes Restaurant eröffnete:Pontus Frithiof. Sein aktueller Spot «Pontus!» ist ein echtesMust­go, Must­see, Must­eat. Auch kurz vor Mitternachtwandern hier noch Austern über den Tresen. Keine Spur vonLadenschluss! Der Stockholmer Tausendsassa in Sachen Gas­tronomie lockt mit seinem Konzept – frische Lebensmittel ausder Region, kombiniert mit ausgefallenem Design – jede Men­ge Fans in seinen stylish inszenierten Laden. Ein kleines Wun­derwerk, das von Einheimischen wie Gästen geliebt wird.

Wer nach Mitternacht nach dieser gastronomischenÜberraschung auf die Strasse tritt, muss sich auf noch mehrgefasst machen. Auch wenn sich draussen die Temperaturenschon etwas abgekühlt haben, geht es in den Clubs und Barsder Stadt heiss zu. Je näher man an Berns Hotel herankommt,umso lauter wird es. In Berns Salonger, einem prunkvollenSaal aus den Anfängen des vergangenen Jahrhunderts, ge­niesst man zu dieser Stunde immer noch feine asiatischeSpezialitäten, im dazugehörenden Club legen DJ sämtlicheCharthits auf, und in einem weiteren Saal spielen die ganzGrossen der Musikszene live. Ein echter Hotspot der Stadt,der ein buntes, schrill aufgemachtes Partyvölkchen anzieht.

Übrigens: Im neuen Designhotel am Norrmalstorg –gegenüber von Berns Salonger – tauchte kurz nach der Eröff­nung ein ganz besonderer Besucher auf: Clark Olofsson, derlegendäre Bankräuber von einst, kam als ganz normaler, zah­lender Hotelgast.

NICHTVERPASSENIm ‹Pontus!» kommtSeafood superfrischauf den Tisch, und dasAmbiente überraschtmit ungewöhnlichenInszenierungen –wie der tapeziertenBücherwand.

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StreetstyleMailand

Am Salone Internazionale del Mobile inMailand getroffen: Designinteressierte, die sicheinen Hauch modische Extravaganz leisten.VON OLIVIA SEDLAK (THEFULLCUT.COM) TEXT & FOTOS

Elettra de Pellegrin,25,Architektin

Jacke: H&M. Blazer: Zara.T-Shirt und Rock: aus Mailand.

Ballerinas: Zara. Tasche:Balenciaga. Brille: Ray-Ban.

Marie Auboiron, 36,Geschäftsführerin

Ohrringe: La (Petite) BoutiqueParis. Jacke: Sonia Rykiel.Oberteil: Tiffany, Bergamo.

Jeans: Pepe Jeans.Sneakers: Serafini. Taschen:

Chanel und Vanessa Bruno. Uhr:Rolex. Sonnenbrille: Ray-Ban.

Etienne Cassier, 27,Innenarchitekt

Veston: Celio. Fliege: MonsieurJean Yves. Hemd: Palenzo.Hose: Zara. Schuhe: Galax.Uhr: Guess. Manschetten-

knöpfe: Paul Smith.

Jennifer Plisson, 26, KauffrauSchal: von ihrem Freund.

Blazer: The Kooples. Cardigan: Zara.Jeans: aus London.

Tasche: Lancel. Brille: Gucci.

Mailys Josso, 26,Innenarchitektin

Schal: Zara, Cardigan:aus Marokko. Oberteil: Zara.

Jeans: aus Serbien. Tasche: vomMarkt in Marseille. Schuhe:

Minelli. Brille: Ray-Ban.

Anne-Charlotte Lavallée, 32,Innenarchitektin

Schal: Zara. Blazer: Pimkie.Jeans: Stradivarius. Boots:

Minelli. Tasche: Louis Vuitton.

Antonina Yugay, 30, CFOMantel, Bluse, Hose: Mariella.

Ankle Boots: aus Russland.Tasche: Coccinelle.

Henry Belloy, 53,Dekorateur

Schal: Ahujasons.Anzug: Wicket.

Schuhe: Derville.

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