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DIAGNOSE DIAGNOSE 2/2012 Das Magazin von Ärzte ohne Grenzen Österreich www.aerzte-ohne-grenzen.at 2 / 2012 Gesamtkosten dieser Informationszeitschrift: 55 Cent (inkl. Produktion und Porto) Sponsoring-Post GZ02Z030498S Verlagspostamt 1020 Wien Niger: Einsatz gegen die Ernährungskrise Somalia: Unterstützung trotz Rückschlägen Südsudan: Hilfe für die Menschen im Konfliktgebiet Peter Casaer Jahresbericht: 2011 im Rückblick HÜRDEN ÜBERWINDEN WENN DIE HILFE AN GRENZEN STÖSST

Diagnose 02/2012

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Hürden überwinden - Wenn die Hilfe an Grenzen stösst

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diagnose

diagnose 2/2012das Magazin von Ärzte ohne grenzen Österreichwww.aerzte-ohne-grenzen.at

2/2012

Gesamtkosten dieser Informationszeitschrift:55 Cent (inkl. Produktion und Porto)Sponsoring-PostGZ02Z030498SVerlagspostamt 1020 Wien

niger: einsatz gegen die ernährungskrise

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Jahresbericht: 2011 im Rückblick

Hürden überWInden Wenn dIe HIlfe an GrenZen StöSSt

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editorial:

Kein allheilmittelÄrzte ohne Grenzen versorgt Menschen in von Gewalt und Terror geprägten Ländern. Eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Schwierig-keiten, die sich daraus ergeben, ist notwendig.

Das vergangene Jahr stand ganz im Zeichen des 40-jährigen Gründungsjubiläums von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF)

– ein Anlass für die Rückschau auf die vielen Meilen-steine der humanitären Hilfe. Das Jahr 2011 führte uns aber einmal mehr auch unsere Grenzen vor Augen. Während wir diese Ausgabe der DIAGNOSE vorbe-reiten, sind unsere Kolleginnen Montserrat Serra und Blanca Thiebaut schon seit über einem halben Jahr in den Händen von Entführern am Horn von Afrika. Am 13. Oktober waren sie während ihres Einsatzes im Flüchtlingslager in Dadaab in Kenia gekidnappt wor-den; all unsere Bemühungen um ihre Freilassung sind bisher ohne Erfolg geblieben. Ende des Jahres schok-kierte uns dann die Ermordung zweier Mitarbeiter in der somalischen Hauptstadt Mogadischu.

Dass humanitäre Helfer ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen, wird für uns immer inakzeptabel sein. Das Umfeld, in dem wir in vielen Teilen der Welt arbeiten, setzt aber ein gewisses Risiko voraus – ein Widerspruch, mit dem wir uns bei unseren Einsätzen Tag für Tag auseinandersetzen müssen. Schwer zu akzeptieren ist auch, wenn wir auf dem Weg zu den Menschen in Not Kompromisse mit örtlichen Macht-habern schließen müssen, die nicht immer ebenso hu-manitär gesinnt sind wie wir. Aber auch das ist Teil unserer Realität. Humanitäre Hilfe ist das Ergebnis von Krisen und Kriegen, kein Allheilmittel dagegen.

Wir halten es für wichtig, die schwierigen Ent-scheidungen, vor denen wir bei unserer Arbeit immer wieder stehen, auch vor unseren Unterstützern und Unterstützerinnen nicht zu verbergen. „Humanita-rian Negotiations Revealed“, ein 2011 auf Englisch und Französisch erschienenes Buch, beschreibt heikle Episoden unserer Geschichte und schwierige Kom-promisse, die wir in Einsatzländern wie Somalia, Sri Lanka oder Afghanistan schließen mussten. Mehr darüber lesen Sie in dieser Ausgabe der DIAGNOSE.

Thema

die grenzen der Hilfe:

Mit welchen Hindernissen

die teams von Ärzte ohne

Grenzen kämpfen … 4interview:

evaluatorin Mzia turashvili

über „ferngesteuerte“

nothilfeprogramme … 7Bericht:

Projektkoordinator thomas

rassinger hat im Südsudan

ein Krankenhaus geführt … 8Hintergrund:

die Graphic novel „Out of

Somalia“ … 10einsatzgebiete:

2011 im rückblick ... 12intern:

buchbesprechung ... 13spenden:

transparenz schafft Vertrauen

und Sicherheit … 14

Impressum: medieninhaber und Herausgeber: Ärzte ohne Grenzen, Taborstraße 10, 1020 Wien Postfach 240, Tel. 01/409 72 76, Fax 01/409 72 76-40 E-Mail: [email protected] www.aerzte-ohne-grenzen.at DVR-Nr.: 0778737, ZVR-Zahl: 517860631 spendenkonto: PSK 930 40 950 spender-service: Tel. 0800 246 292 Chefredaktion: Mag. Irene Jancsymitarbeiter: Dr. Reinhard Dörflinger, Beate Gola-schewski, Florian Lems, Andreas Plöckinger, DI (FH) Thomas Rassinger Graphisches Konzept, Gestaltung und produktion: buero8 Druck: Berger, Horn papier: EuroBulk Volumenpapier erscheinungsweise: viermal jährlich Auflage: 63.000 StückGesamtkosten dieser Informationszeitschrift: 55 Cent (inkl. Produktion und Porto)

inHalT:

Dr. Reinhard DörflingerPräsident von Ärzte ohne Grenzen Österreich.

www.aerzte-ohne-grenzen.at

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Dr. Reinhard Dörflinger

■ freiwillige aus österreich derzeit auf einsatz

■ einsatzländer von Ärzte ohne Grenzen

Stéphane Doyon ist Koordinator der Kampagne gegen Mangelernährung von Ärzte ohne Grenzen und beobachtet die Ernährungssituation in der Sahelzone.

Mzia Turashvili ist Ärztin und beschäftigt sich von Wien aus mit der Evaluierung von Hilfsprogrammen.

3 Thomas Rassinger koordinierte neun Monate lang die Hilfe für die Menschen in Nasir/Südsudan.

anfang april nahmen die Kampfhandlungen

im Grenzgebiet zwischen dem Sudan und

dem Südsudan stark zu. die leidtragenden

der Kämpfe und bombardierungen sind die

bewohner und bewohnerinnen der region.

In aweil und agok leistet Ärzte ohne Gren-

zen lebensrettende chirurgische Hilfe für die

Verletzten der Kämpfe. die chirurgischen

Kapazitäten wurden erweitert, auch in ande-

ren regionen entlang der Grenze wurden die

nothilfemaßnahmen ausgeweitet. bei redak-

tionsschluss dieser dIaGnOSe-ausgabe war

die lage weiterhin extrem unberechenbar. Im

bundesstaat Unity waren Hunderte Menschen

vor den Kämpfen auf der flucht, während in

den flüchtlingslagern in Upper nile State fast

90.000 Menschen aus dem Sudan ausharrten.

Ärzte ohne Grenzen betreibt mobile Kliniken in

der region und leistet nothilfe für Vertriebene.

die Spitäler in bentiu und abiemnom, in die

viele Kriegsverletzte strömten, werden mit Per-

sonal, Material und Medikamenten unterstützt.

In mehreren regionen der demokratischen

republik Kongo kommt es zu schweren Mala-

ria-ausbrüchen. In manchen Spitälern sind über

75 Prozent aller neuen aufnahmen fälle von

Malaria. Ärzte ohne Grenzen reagiert mit einem

massiven Hilfseinsatz: neben der bestehenden

Hilfe in Krankenhäusern, Gesundheitszentren

und mobilen Kliniken wurden auch mehrere

notprogramme gestartet. In den ersten drei

Monaten des Jahres wurden bereits 85.000

Menschen behandelt. Im gesamten Jahr 2011

waren es 158.000 Menschen, gegenüber

45.000 Patienten in 2009. „In den vergange-

nen Jahren ist die Zahl der Malaria-fälle dra-

matisch gestiegen“, berichtet Christine bues-

ser, einsatzleiterin von Ärzte ohne Grenzen.

„Seit 2011 sehen wir keinen richtigen Höhe-

punkt mehr – es gibt immer viele Patienten.“

Malaria ist in der demokratischen republik

Kongo die häufigste todesursache: Jedes Jahr

sterben fast 180.000 Kinder unter fünf Jahren

an der gefährlichen Krankheit.

anfang März sprach das indische Patentamt erstmals einem

Generika-Hersteller eine Zwangslizenz zu: das Unternehmen

natco erhielt für die nächsten acht Jahre eine lizenz zur

Herstellung des Krebs-Medikaments Sorafenib tosylate. die

begründung: das deutsche Pharmaunternehmen bayer, das

faktisch ein Monopol auf das Medikament in Indien hatte,

habe es verabsäumt, den Preis auf eine bezahlbare Höhe her-

abzusetzen und das arzneimittel in ausreichender Menge zur

Verfügung zu stellen. Ärzte ohne Grenzen begrüßt diese ent-

scheidung ausdrücklich. einerseits, weil dadurch die Kosten

einer behandlung mit Sorafenib tosylate von mehr als 5.500

US-dollar pro Monat auf ungefähr 175 dollar sinken. ande-

rerseits stellt die entscheidung einen wichtigen Präzedenzfall

dar. denn auch neuere HIV/aids-Medikamente sind in Indien

– als folge des Patentschutzes – für viele Menschen uner-

schwinglich. Ärzte ohne Grenzen hofft, dass sich nun auch

weitere Generika-Hersteller um Zwangslizenzen bemühen.

Nothilfe für Kriegsverletztesüdsudan: Ärzte ohne Grenzen behandelt Verletzte nach Luftangriffen.

Kampf gegeN malariademokratische Republik Kongo: Die Hilfsteams von Ärzte ohne Grenzen reagieren auf massive Malaria-Ausbrüche in mehreren Landesteilen.

erste zwaNgslizeNz für mediKameNtindien: Wichtiger Etappensieg im Kampf gegen überteuerte Medikamente.

Coverfoto: Szene in Somalia, aufgenommen im Oktober 2011.

„Mit dieser Entscheidung hat das Patentamt in Indien klar-

gemacht, dass Patentmonopole kein Freifahrtschein für überhöhte

Preise sind. Die Patienten haben ein Recht auf den Zugang zu innovativen Medikamenten, und dieser darf nicht durch

hohe Monopolpreise eingeschränkt werden.“

tido von Schön- angerer, leiter von „access“, der Medika-menten-Kampagne von Ärzte ohne Grenzen.

aktuell: einsatzländer von Ärzte ohne grenzen

Flüchtlingslager Jamam: Ärzte ohne Grenzen leistet Nothilfe für die Vertriebenen.

Das Urteil stellt einen Präzedenzfall im Kampf für leistbare Medikamente dar.

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THeMadie grenzen der Hilfe

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weNN die hilfe aN greNzeN stössteinsatz trotz Hindernissen: Gewalt, logistische Hürden, Finanzierungslücken: Auch die größte Nothilfeorgani-sation stößt manchmal an Grenzen. Durch innovative Ansätze versucht Ärzte ohne Grenzen, diese zu überwinden.

Ärzte ohne grenzen — Beispiele für länder mit eingeschränktem Zugang zu den Patientenafghanistan • Äthiopien • demokratische republik Kongo • Kolumbien • Irak • Mali • Myanmar • Pakistan • Somalia • Sudan • Südsudan • Syrien

Somalia: Ärzte ohne Grenzen ist zu-tiefst schockiert über die Ermor-dung zweier Mitarbeiter.“ So lau-

tete der Titel einer Pressemitteilung, die am 29. Dezember 2011 weltweit an die Medien verschickt wurde. Den traurigen Anlass dazu hatte ein Zwischenfall in der somalischen Hauptstadt Mogadi-schu gegeben: Der belgische Notfallko-ordinator Philippe Havet und der indo-nesische Arzt Andrias Karel Keiluhu waren auf dem Gelände von Ärzte ohne

Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) erschossen worden. Die Organisation reagierte mit einem teilweisen Abzug.

Ortswechsel nach Syrien: Monatelang verhandelt Ärzte ohne Grenzen mit den Behörden um eine Genehmigung, den zahlreichen Verletzten zu Hilfe zu kom-men – bislang erfolglos. Die Möglich-keiten, die Opfer des bewaffneten Kon-flikts zu erreichen, bleiben damit stark eingeschränkt. Medizinische Nothilfe ist nur an der Grenze möglich, Ärzte im

Land werden mit Material und Medika-menten beliefert.

Schwieriger Einsatz auch in der Sahelzone. Wie jedes Jahr um diese Zeit steigt die Zahl der Mütter, die ihre Kinder in die Ernährungsprogramme von Ärzte ohne Grenzen bringen. „Es ist zu früh, das Ausmaß der heurigen Krise abzuschätzen“, sagt Stéphane Doyon, der in Paris eine Kampagne gegen Mangelernährung koordiniert. „Wir können aber bereits jetzt absehen, dass

Hunderttausende Kinder in der Region an schwerer Mangelernährung leiden werden.“ Denn die alljährliche „Hunger-Periode“, in der die Vorräte der Familien zu Ende gehen, bevor die nächste Ernte eingeholt wird, ist hier kein unerwar-tetes Ereignis: Jahr für Jahr steht Ärzte ohne Grenzen vor der Herausforderung, wirksame Hilfe für die immense Zahl der betroffenen Kinder zu leisten – und vor der Frage: Wie kann eine Nothilfeor-ganisation angemessen auf dieses struk-turelle Problem reagieren?

Hilfe als Verpflichtung Somalia, Syrien, Sahel: So unterschied-lich diese drei Beispiele sind – sie alle

zeigen die Grenzen auf, an die Teams von Ärzte ohne Grenzen bei den Einsät-zen für Menschen in Not immer wieder stoßen. Die langjährige Erfahrung und professionelle Logistik ermöglichen Ärzte ohne Grenzen zwar, innerhalb weniger Tage an fast jedem beliebigen Ort der Welt ein Nothilfeprogramm zu starten. Doch Gewalt, behördliche Einschränkungen oder Finanzierungs-lücken behindern häufig die humanitäre Hilfe. Oft ist es auch das schiere Aus-maß einer Krise, das den Helfern und Helferinnen logistische Grenzen setzt.

Ärzte ohne Grenzen sieht es als eine Pflicht an, alles zu tun, um diese Hür-den zu überwinden. So auch in Somalia.

Afghanistan: Ärzte ohne Grenzen kehrte nach langen Verhandlungen im Jahr 2009 wieder zurück.

Oben: Ein striktes Waffenverbot in den Spitälern als Garant für Sicherheit (Afghanistan). Unten: Bewaffnete bewachen Menschen, die auf die Registrierung in einem Lager warten (Somalia).

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Es gibt Situationen, in denen es zu gefährlich ist, internationale Helfer und Helferinnen in ein Krisenge-biet zu schicken. Wie kann man den Menschen in Not trotzdem helfen?In solchen Fällen entscheiden wir uns oft, das Hilfsprogramm „ferngesteu-ert“ fortzuführen. Das bedeutet, dass nur lokales Personal vor Ort bleibt und alle Aufgaben übernimmt. Die interna-tionalen Mitarbeiter werden abgezogen und halten sich an einem sicheren Ort auf, von wo das Programm geleitet wird. Das Personal vor Ort übernimmt wichtige Management-Aufgaben wie Kommunikation, Monitoring und das Berichten an die internationalen Kollegen, mit denen es über Telefon und Internet in ständigem Kontakt ist. Diese wiederum müssen erfahren sein, um aus der Entfernung zu verstehen, was genau passiert. Wenn es die Lage erlaubt, machen sie kurze Besuche. Ein Beispiel?Als Hilfsorganisationen im Sudan zunehmend angefeindet wurden und in Nord-Darfur internationale Helfer zum Ziel von Angriffen und Entfüh-rungen wurden, beschlossen wir 2009, unsere Klinik in Shangil Tobaya aus der Entfernung zu leiten. Das interna-tionale Team ist in der lokalen Haupt-stadt El-Fashir untergebracht und stat-tet dem Programm – nach gründlicher Analyse der Sicherheitslage – zweimal pro Woche Besuche ab.Ist diese Arbeitsweise nicht ge-fährlich für das nationale Perso-nal, das ja vor Ort bleibt?Wir analysieren die Situation stän-dig. Wir würden nicht zulassen, dass Mitarbeiter in Gefahr geraten. Ande-

rerseits leben diese Menschen ja in der Gegend, und dadurch haben sie ein sehr gutes Gefühl für die Lage. Das ist eine zusätzliche Absicherung. Am wichtigsten ist aber in einer solchen Si-tuation, von den Menschen, Behörden und Konfliktparteien als neutrale und unabhängige Organisation wahrge-nommen zu werden. Das ist der wich-tigste Schutz für unsere nationalen Mitarbeiter.Gibt es Einschränkungen, wenn ein Hilfsprogramm aus der Entfer-nung geleitet wird?Diese Art zu arbeiten ist stark vom verfügbaren Personal abhängig. In den Ländern, in denen wir arbeiten, ist es meist schwierig, gut ausgebildete Fach-kräfte zu finden. Deshalb kann unter solchen Umständen meist keine spe-zialisierte medizinische Hilfe geleistet werden, wie etwa Chirurgie auf hohem Niveau. Auch ist es schwierig, gut aus-gebildete Psychologen und Psychiater zu bekommen. Allgemeine Kranken-haus-Medizin, Mutter-Kind-Hilfe und Ernährungsprogramme können aber meist problemlos angeboten werden.

grenzen überwindeninterview: Die Ärztin Mzia Turashvili arbeitet im Wiener Büro von Ärzte ohne Grenzen und hat Hilfsprogramme in Konfliktgebieten unter-sucht, in denen der Einsatz von internationalen Teams nicht möglich ist.

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Mzia Turashvili arbeitet als Evaluatorin bei Ärzte ohne Grenzen Österreich.

„Wir wollen dort helfen, wo die Not am größten ist. Also müssen wir Mittel und Wege finden, genau das zu tun“, sagt der Österreicher Andreas Papp, der als Ko-ordinator schon mehrmals Nothilfe für die Menschen in Somalia geleistet hat – auch, als alle internationalen Mitarbeiter abgezogen werden mussten. Ärzte ohne Grenzen hat für solche Situationen eine besondere Arbeitsweise entwickelt, die es erlaubt, trotzdem in einem Gebiet aktiv zu bleiben: Die Hilfsprogramme werden aus der Entfernung geleitet.

schutz durch neutralität Konkret bedeutet dies, dass nur lokales Personal vor Ort bleibt: Somalische Ärzte und Ärztinnen führen Behandlungen durch, somalische Fachkräfte kümmern sich um die Ernährungsprogramme. Un-terstützt werden sie von ihren internatio-nalen Kollegen und Kolleginnen: Spezia-listen, die vom Nachbarland Kenia aus die Hilfsmaßnahmen koordinieren und mit denen sie in ständigem Kontakt stehen. Dabei wird auch modernste Telemedizin-Technik eingesetzt: Mit der Hilfe von Kameras können Experten in Nairobi Be-handlungen in Somalia beiwohnen und die Kollegen „live“ unterstützen.

In solchen Situationen ist es beson-ders wichtig, als strikt neutrale und unabhängige Hilfsorganisation wahr-genommen zu werden. „Das ist der

wichtigste Schutz für unsere nationalen Mitarbeiter“, sagt Mzia Turashvili, die aus der Entfernung geleitete Programme untersucht hat (siehe Interview rechts).

Manchmal fällt dieser Schutz jedoch weg. Das musste Ärzte ohne Grenzen im Jahr 2004 schmerzhaft erfahren, als in Afghanistan fünf Mitarbeiter ermordet wurden und die Organisation sich aus dem Land zurückzog. Der Rückzug fand in einer Atmosphäre statt, die zu-

Negotiations Revealed“ eindrücklich beschrieben wird (siehe Seite 13). Heute leisten wieder 70 internationale und 600 nationale Mitarbeiter humanitäre Hilfe in Afghanistan. Dennoch bleibt die Si-tuation unberechenbar – das zeigte sich Mitte April: Am Gelände der Frauenkli-nik in Khost, die erst kurz zuvor eröff-net worden war, detonierte ein Spreng-satz. Sieben Menschen wurden verletzt. Die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen in Khost wurde daraufhin eingestellt.

Doch auch nach einem Rückzug set-zen die Teams alles daran, die Menschen in Not zu unterstützen. Dazu braucht es oft einen kreativen Ansatz. Wie etwa im Irak: Wenn die Teams nicht mehr zu den Verwundeten des Krieges gelangen konnten – dann sollte es den Patienten ermöglicht werden, zu ihnen zu kom-men. Im Jahr 2006 eröffnete Ärzte ohne Grenzen deshalb in der jordanischen Hauptstadt Amman ein chirurgisches Programm zur Behandlung von schwe-ren Kriegsverletzungen. Seither wurden Hunderte irakische Patienten zu den Spezialisten im Nachbarland gebracht.

In vielen Einsatzländern von Ärzte ohne Grenzen sind es nicht Kriegspar-teien, die medizinische Hilfe einschrän-ken – sondern internationale Geldgeber. Im November 2011 gab der Globale Fonds zur Bekämpfung von HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria bekannt,

dass eine ganze Finanzierungsrunde gestrichen werde. Die konkreten Aus-wirkungen machten sich rasch bemerk-bar. „Bald werden wir in Mosambik keine Tuberkulose-Medikamente erster und zweiter Linie mehr haben“, warnte vor kurzem etwa Christine Jamet, Pro-grammleiterin von Ärzte ohne Grenzen. Die Gesundheitsbehörden würden auf eine Schiffslieferung warten, die eigent-lich bald eintreffen müsste. „Aber sicher ist noch gar nichts“, so Jamet.

Probleme aufzeigenZurück in die Sahelzone. Das Ausmaß der jährlichen „Hunger-Saison“ war hier auch in den vergangenen Jahren enorm, berichtet Koordinator Stéphane Doyon. Im „Krisenjahr“ 2010 mussten allein in Niger insgesamt 330.000 schwer mangel-ernährte Kinder behandelt werden. 2011 – eigentlich ein „gutes Jahr“ – waren es 307.000 Kinder. „Wir müssen überden-ken, was eine ‚Krise‘ in der Region aus-macht und was als ‚normal‘ zu bezeich-nen ist“, sagt Doyon. „Nothilfe ist nötig, denn sie rettet Leben. Aber sie kann nicht die einzige Option sein.“ Langfristig sind im Kampf gegen den Hunger im Sahel strukturelle Maßnahmen notwendig. Darauf wird Ärzte ohne Grenzen immer wieder hinweisen – und selbst alles dar-ansetzen, weiterhin innovative Wege zu finden, Menschen in Not zu erreichen.

„Wir wollen helfen, wo die Not am größ-ten ist. Also müssen

wir Wege finden, genau das zu tun.“

sätzlich von einer zunehmenden Verein-nahmung humanitärer Agenden durch Militärs geprägt war: US-Truppen mach-ten Hilfe vom Kooperationswillen der Bevölkerung abhängig. Unparteiische Hilfe, wie Ärzte ohne Grenzen sie leistet, wurde dadurch erschwert.

Fünf Jahre später kehrte die Organi-sation nach Afghanistan zurück. Mög-lich war dies erst nach langwierigen Ver-handlungen mit allen Konfliktparteien, wie im aktuellen Buch „Humanitarian

Somalia: Wenn der Einsatz von internationalen Mitarbeitern zu gefährlich ist, führen somalische Ärzte und Fachkräfte die Nothilfeprogramme fort. Spezialisten unterstützen sie mit der Hilfe von modernen Kommunikationsmitteln aus der Entfernung. 2011 behandelte Ärzte ohne Grenzen in Somalia 864.000 Menschen.

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entlang und schließlich zwischen den Tu-kuls hindurch ging es zu unserem Ziel, dem Krankenhaus. Nun war ich also dort angekommen, wo ich neun Monate lang als Koordinator für das gesamte Projekt verantwortlich sein würde.

Ärzte ohne Grenzen betreibt in Nasir, das im Bundesstaat Upper Nile liegt, das einzige funktionierende Spital der Region. Wir sind hier tätig, weil alles zu-sammengebrochen ist: Nach Jahrzehnten des Krieges gibt es keine Infrastruktur, keine Gesundheitsversorgung, nicht ge-nügend Nahrung – der Bedarf an Hilfe ist riesig. Unser Team hat denn auch alle Hände voll zu tun. Pro Monat werden rund 5.000 Behandlungen durchgeführt, und die stationäre Abteilung umfasst 100 Betten – die eigentlich immer voll sind. Es gibt einen Operationssaal und eine Geburtenstation. Ein eigenes Programm hilft Menschen, die an Tu-berkulose (TB) leiden, und ein kleineres Patienten mit HIV/Aids.

Ein großes Problem ist die Gewalt. Der Südsudan ist auch nach dem offi-

Es führen keine Straßen nach Nasir. Die kleine Stadt liegt sehr abgeschieden, im äußersten

Osten des Südsudan an der Grenze zu Äthiopien. Man kann nur in der Trockenzeit anreisen, per Flugzeug – in der Regenzeit verwandelt sich die Land-schaft in ein Meer aus Schlamm. Wenn die Maschine zur Landung ansetzt, sieht man zunächst den Fluss Sobat, der sich durch die flache Landschaft schlängelt. An einer sanften Biegung eine An-sammlung von Tukuls, Lehmhütten mit spitzen Strohdächern: Nasir.

Als ich erstmals aus der Hauptstadt Juba kommend ausstieg, war ich ein wenig nervös. Ich bin Logistiker und war schon dreimal für Ärzte ohne Gren-zen auf Einsatz. Dieses Mal sollte ich aber erstmals als Projektkoordinator ar-beiten – eine Aufgabe, die besonders viel Verantwortung mit sich bringt.

Meine neuen Kollegen holten mich am Flugfeld ab. Wir fuhren mit dem Ge-ländewagen in den Ort: Am Wrack eines abgestürzten Flugzeuges vorbei, am Fluss

Meine Aufgabe als Projektkoordi-nator war es, dafür zu sorgen, dass das Programm von Ärzte ohne Grenzen in Nasir gut läuft, und ich war für das Team zuständig. Die Belegschaft in Nasir ist groß, es gibt neun internatio-nale und rund 180 nationale Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Neben dem Per-sonalmanagement fiel auch die Sicher-heit in mein Aufgabengebiet.

Es war oft sehr schwierig, auch die Grenzen unserer Hilfe zu akzeptieren. Wir betreiben in Nasir ein kleines HIV/Aids-Programm. Da die Ressourcen und Medikamente aber einfach nicht aus-reichten, mussten wir darauf verzichten, das Programm zu vergrößern – obwohl der Bedarf vorhanden war. Es gehörte zu meinen schwierigsten Aufgaben, den Menschen und dem Team sagen zu müs-sen, dass dies nicht geht, weil medizini-sche Nothilfe Vorrang hat.

Eines Morgens erreichte uns ein Not-ruf. Die Stadt Pieri, im benachbarten Bundesstaat Jonglei, war angegriffen worden. Es soll Hunderte Tote gegeben haben, und noch mehr Verletzte. Unter den Toten waren auch südsudanesische Angestellte von Ärzte ohne Grenzen. Unsere Einrichtungen dort wurden geplündert und teils niedergebrannt. So-fort wurden alle verfügbaren Ärzte und Chirurgen alarmiert und der OP-Saal vorbereitet: Die Propellermaschine von Ärzte ohne Grenzen war schon mit den ersten Schwerverletzten unterwegs. Wir warteten am Flugfeld, als das Flugzeug landete. Es ist schockierend zu sehen, dass bei solchen Angriffen vor allem Kinder und ältere Menschen von den Kugeln und Speeren verletzt werden. Sie

können einfach nicht schnell genug vor den Angreifern davonlaufen. An diesem Tag wurden etwa 30 Schwerverletzte nach Nasir gebracht. Ohne Ärzte ohne Grenzen hätten die meisten von ihnen keine Überlebenschance gehabt.

Und das ist auch die Belohnung: die Gewissheit, Leben zu retten. Der Dank der Menschen dafür ist sehr groß. Etwa jener Frau, die so glücklich über unsere Hilfe war, dass sie ihr Neugeborenes nach mir benannt hat. Solche Gesten mo-tivierten mich, wenn nötig auch an meine Grenzen zu gehen. Denn die Belastung war oft extrem. An manchen Tagen eilte ich von einem Notfall zum nächsten ein Beispiel: Benzin oder Baumaterial für das Spital kann nur über den Fluss aus Äthi-opien angeliefert werden. Also arrangiere ich ein Boot für den Transport. Dann erreicht mich ein Anruf: Ein lokaler Mitarbeiter ist aus unbekannten Grün-den festgenommen worden. Ich eile zur Polizei, um die Angelegenheit zu klären. Plötzlich ist unser Flugzeug zu hören. Es bringt Schwerverletzte, die sofort ins Spital transportiert werden müssen, um notoperiert zu werden …

Nach solchen Tagen war es eine Wohltat, wenn ich mich abends in mei-nen Tukul zurückziehen konnte, um zu lesen und mich zu entspannen. Oder nach einer harten Woche am Sonntag, wenn ich frei hatte, mit einigen meiner Kollegen am Fluss fischen zu gehen.

Jetzt, da ich wieder in Wien bin, denke ich gerne zurück an meine Zeit in Nasir, mit allen Höhen und Tiefen. Ich will etwas bewegen, und mit Ärzte ohne Grenzen kann ich das. Deshalb möchte ich bald wieder auf Einsatz gehen.

FaKTenÄrzte ohne grenzen im südsudan

Einsatzbeginn: 1979 bzw. 2011 (Staatsgründung)Mitarbeiter vor Ort: rund 2.200Schwerpunkte: • basisgesundheitsversorgung • nothilfe für Vertriebene • notfallmedizin • Chirurgie • Mutter-Kind-Versorgung • mobile Kliniken • ernährungsprogramme • behandlung von Kala azar • Impfkampagnen

THeMadie grenzen der Hilfe

südsudanFläche: 644.329 km2

Einwohner: 8,2 Millionen Hauptstadt: JubaLebenserwartung: 42 JahreKindersterblichkeit*: 108 von 1.000 Kindern sterben vor ihrem 5. Geburtstag (österreich: 4,5 pro 1.000)Ärzte pro Einwohner*: 2,2 pro 10.000 (österreich: 34 pro 10.000)* Zahlen für die republik Sudan vor der Unabhängigkeit der republik Südsudan.

voN eiNem Notfall zum NächsteNsüdsudan: Projektkoordinator Thomas Rassinger berichtet, wie es ist, ein Krankenhaus im Krisengebiet zu leiten – und dabei auch manchmal an Grenzen zu stoßen.

ziellen Ende des Bürgerkrieges und der Abspaltung vom Norden von Kämpfen, Vertreibungen und Not geprägt. Dabei sterben viele Menschen, und noch mehr werden verletzt. Viele der Schwerver-letzten wurden während meiner Zeit in Nasir unter dramatischen Umständen aus anderen Landesteilen zu uns ge-bracht. Doch dazu komme ich noch.

spezialnahrung für die KinderNasir liegt in einem Gebiet, in dem die Ernährungssituation sehr angespannt ist. In einem guten Jahr hungern die Menschen – in einem schlechten verhun-gern viele, sagt man hier. Eine Aussage, die leider allzu oft zutrifft. Zeitweise mussten wir 70 akut unterernährte Kinder im Spital aufnehmen. Bis zu 300 mangelernährte Kinder wurden ambu-lant behandelt. Wenn die Kleinen völlig ausgemergelt zu uns kommen, erhalten sie therapeutische Spezialnahrung, damit sie wieder zu Kräften kommen. Es tut gut zu sehen, wie rasch sie sich dann meist wieder erholen.

Thomas Rassinger war neun Monate im Südsudan.

Hilfe für die Menschen im Südsudan: Auch nach der Unabhängigkeit ist das Land von Unterernährung und Vertreibung geprägt.

Rettungsflug nach Nasir: Nach einem Angriff im benachbarten Bundesstaat Jonglei wurden Verwundete mit dem Flugzeug gebracht.

Juba

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lebeN im flüchtliNgslager

HinTeRgRUnd

out of somaliaausstellung: Das Werk von Andrea Caprez und Christoph Schuler wird auf der Friedensburg Schlaining präsentiert.

noch bis zum 31. Oktober ist der Graphic novel der beiden Comic-Künstler eine ausstellung gewidmet: „Out of Somalia — Zeichnungen aus dem größten flüchtlingslager der Welt“. Ort: friedensburg Schlaining (Stadtschlaining, burgenland)Mehr Informationen unter www.aerzte-ohne-grenzen.at

Besuch in dadaab: Die beiden Comic-Künstler Andrea Caprez und Christoph Schuler haben für Ärzte ohne Grenzen im größten Flüchtlingslager der Welt recherchiert. Herausgekommen ist die Graphic Novel „Out of Somalia“.

Wie leben die Menschen im größten Flüchtlingslager der Welt? Um dieser Frage

nachzugehen, reisten die Schweizer Co-mic-Autoren Andrea Caprez und Chris-toph Schuler Anfang 2011 für Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) nach Kenia. Sie recherchierten in Dagahaley, einem der Flüchtlingslager in Dadaab. Ursprünglich für 90.000 Men-schen geplant, beherbergen die überfüll-ten Flüchtlingslager in Dadaab heute mehr als eine halbe Million Flüchtlinge aus Somalia. In ihrer Graphic Novel „Out of Somalia“ beschreiben Caprez (Zeichnungen) und Schuler (Texte) den Alltag und die schwierigen Lebensbedin-gungen dieser Menschen.

Recherche in Dagahaley: Zeichner Andrea Caprez und Autor Christoph Schuler im Februar 2011 bei der Arbeit

an „Out of Somalia“.

Der Comic-Band kann gegen eine freiwillige Spende im Büro von Ärzte ohne Grenzen bestellt werden.

Kontakt: [email protected]

13. April bis 31. Oktober 2012Friedensburg Schlaining – BurghofStadtschlaining, BurgenlandÖffnungszeiten: 9.00 - 17.00 Uhr montags geschlossen (außer an Feiertagen)

Zeichnungen aus dem größten Flüchtlingslager der Welt

Andrea Caprez und Christoph Schuler präsentieren

Eine Ausstellung von Ärzte ohne Grenzenund Friedensburg Schlaining

Mehr Informationen unter www.aerzte-ohne-grenzen.at

Out of Somalia

OutOfSomalia_FlyerA6:Layout 1 15.03.12 19:40 Page 1

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Freiwillige für Ärzte ohne grenzen derzeit im einsatz:

Welche Kompromisse sind erlaubt, um Hilfe möglich zu machen? In kaum einem

Einsatzland wurde diese Frage innerhalb von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) heftiger diskutiert als in Myanmar: Im Jahr 2006 zog sich ein Teil der Organisation unter Protest aus dem Land zurück, nachdem der Versuch, ein Malaria-Programm in der Grenzre-gion zu Thailand zu etablieren, von den Behörden behindert worden war. Gleich-zeitig führten andere Teams der Organi-sation ein erfolgreiches HIV/Aids-Pro-gramm weiter, in dem doppelt so viele Patienten und Patientinnen behandelt werden als in den staatlichen Program-men. Möglich ist dies, weil der Einsatz-leiter trotz aller Schwierigkeiten mit den Machthabern verhandelt und weitge-hend auf öffentliche Kritik verzichtet.

Widersprüchliche Herangehensweisen wie diese prägen bei Ärzte ohne Grenzen immer wieder die internen Debatten. Die Entscheidungen, die sich daraus ergeben, werden nie leichtfertig getroffen und verfolgen immer dasselbe Ziel: mög-lichst wirksame medizinische Hilfe für Not leidende Bevölkerungen zu leisten. Dass Ärzte ohne Grenzen diese Debatten zulässt, trägt wohl nicht unwesentlich zum Erfolg der Hilfsprogramme bei. Anlässlich des 40. Gründungsjubiläums im vergangenen Dezember machte die

helfeN um jedeN preis?einblick: In einem neuen Buch berichten Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen von schwierigen Verhandlungen und schmerzhaften Kompromis-sen, durch die in manchen Krisen die Hilfe erst möglich wurde.

Organisation Problematiken wie jenes in Myanmar in einem selbstkritischen Buch öffentlich: In „Agir à tout prix?“ (Auf Englisch „Humanitarian Negotia-tions Revealed“) beschreiben Mitarbeiter ihre Erfahrungen. „Hilfsorganisationen operieren nicht in einem politischen Vakuum“, resümiert Fabrice Weissman, einer der Autoren. „Wir müssen stets einen Kompromiss finden zwischen dem, was wir tun wollen, und dem, was die Be-hörden uns zu tun erlauben.“

Verhandlungen mit allen ParteienAls Beispiel dafür beschreibt Weissman die Rückkehr von Ärzte ohne Grenzen nach Afghanistan im Jahr 2009. Die Organisation hatte sich aus dem Land zurückgezogen, nachdem 2004 fünf Mit-arbeiter ermordet worden waren. Um die sichere Rückkehr zu ermöglichen, trafen sich Vertreter von Ärzte ohne Grenzen so-wohl mit den Vertretern der bewaffneten Opposition als auch mit ranghohen US-amerikanischen Militärs zu Gesprächen. So wurden schließlich alle Konfliktpar-teien davon überzeugt, den neutralen Status der medizinischen Hilfe für alle Betroffenen zu respektieren.

Ein Kapitel des Buches beschäftigt sich mit Somalia – einem der heikelsten Terrains für humanitäre Helfer. Entgegen den Grundsätzen der Organisation müs-sen die Teams von Ärzte ohne Grenzen hier bewaffneten Schutz akzeptieren – anders wäre es nicht möglich, sich in dem kriegszerrütteten Land zu bewegen.

Das Buch erinnert daran, dass humanitäre Hilfe in erster Linie eine menschliche Reaktion auf fürchterliche Bedingungen ist, dass sie aber kein All-heilmittel gegen diese Bedingungen sein kann. Beim Verhandeln, Abwägen und Kompromissefinden darf das eigentliche Ziel, die medizinische Hilfe für die Men-schen, denen sonst niemand beisteht, nie aus den Augen verloren werden.

aUF einsaTZ geHen. informationen unter: www.aerzte-ohne-grenzen.at/auf-einsatz-gehen

aUs den einsaTZgeBieTen

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Weltweite Hilfe: Im Jahr 2011 waren Teams von Ärzte

ohne Grenzen in über 60 Ländern aktiv.

Magone, Neuman, Weissman: „Agir à tout prix?“ (La Decouverte 2011)

2011 im rücKblicKJahresbericht: Versorgung von Kriegsverletzten in Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste), Hilfe für unterernährte Kinder in Somalia: Der Schwerpunkt der Einsätze im Jahr 2011 war die Unterstützung für die Betroffenen von Krieg und Mangelernährung.

Im Jahr 2011 beging Ärzte ohne Gren-zen/Médecins Sans Frontières (MSF) 40-jähriges Jubiläum. Im Jahr 1971

in Paris gegründet, ist aus Ärzte ohne Grenzen vier Jahrzehnte später eine in-ternationale Organisation geworden, die weltweit über acht Millionen Menschen direkt medizinisch versorgt.

Diese unbürokratische Nothilfe wurde auch im vergangenen Jahr wieder vielerorts dringend gebraucht. Im März

blickte die Welt auf die Folgen der Na-turkatastrophen in Japan, gleichzeitig sorgte der eskalierende Bürgerkrieg in Libyen für Schlagzeilen. Ärzte ohne Grenzen war in beiden Krisengebieten im Einsatz – mobilisierte aber zugleich die Nothilfe für die Bevölkerung in Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste). In dem westafrikanischen Staat waren nach den Wahlen blutige Auseinandersetzungen ausgebrochen, die viele Menschenleben

Mittelverwendung (aufwendungen): 2011 (E) 2010 (E)

beteiligung an Hilfseinsätzen 13.667.861,70 11.014.341,21Vorbereitung und Unterstützung der einsätze 1.213.384,07 1.086.207,13Witnessing/awareness raising 609.109,92 475.526,78Aufwendungen für den sozialen Auftrag (Social Mission) 15.490.355,69 12.576.075,12öffentlichkeitsarbeit in österreich 36.614.34 47.195,97Spendenbeschaffung & Spenderinformation 2.019.810,29 1.705.488,47Gewinnung neuer Spender und Sponsoren 598.850,52 704.008,55administration, finanzwesen, Infrastruktur 810.441,88 701.736,29Aufwendungen für andere Aktivitäten (sonstige Kosten) 3.465.717,03 3.158.429,28Aufwendungen gesamt 18.956.072,72 15.734.504,40Zuweisung Rücklagen 851.861,43 1.662.628,96

Mittelherkunft (erträge): 2011 (E) 2010 (E)

Ungebundene Spenden, beiträge, erbschaften 17.613.422,08 15.478.584,81Zweckgebundene Spenden 1.927.362,44 2.384.054,36– Vortrag gebundene Spenden

auf folgeperioden – 179.350,56 – 500.837,84+ Verwendung gebundene Spenden

aus Vorjahr 369.711,09 1.030,00Sonstiges 76.789,10 34.302,03Summe Erträge 19.807.934,15 17.397.133,36

Jetzt anfordern: Jahresbericht 2011Fordern Sie den kostenlosen Jahresbericht 2011 an bei: Ärzte ohne Grenzen, Taborstraße 10, 1020 Wien. Tel.: 0800 246 292 (gebührenfrei), E-Mail: [email protected]. Web-Download: www.aerzte-ohne-grenzen.at/bilanz

Ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis

im einsatz 2011: jahresbericht Weltweiter Einsatz: Ärzte ohne Grenzen leistet in über 60 Ländern

schnell und unparteiisch medizinische Hilfe für

über acht Millionen Menschen in Not.

Ärzte ohne Grenzen Österreich

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und Verletzte forderten und Hundert-tausende in die Flucht trieben.

Mitte 2011 rückte eine andere Krise ins Zentrum der Aufmerksamkeit: Im kriegszerrütteten Somalia verschlech-terte sich die Lage durch eine Dürre-periode dramatisch. Tausende Familien flüchteten ins benachbarte Kenia, wo sich in den Flüchtlingslagern in Dadaab mittlerweile mehr als 500.000 Men-schen angesiedelt haben. Der Einsatz für die Menschen aus Somalia ist aufgrund der anhaltenden Gewalt schwierig und gefährlich: Im Oktober wurden zwei spanische Mitarbeiterinnen aus Dadaab entführt, und am Jahresende wurden die beiden Helfer Philippe Havet und Andrias Karel Keiluhu in der Haupt-stadt Mogadischu erschossen. Dennoch lässt Ärzte ohne Grenzen die Menschen in Somalia nicht im Stich und betreibt Hilfsprogramme in bis zu 22 Regionen in Süd- und Zentralsomalia.

Im Jahresbericht 2011 hat Ärzte ohne Grenzen den österreichischen Beitrag veröffentlicht: 165-mal sind Helfer und Helferinnen von Österreich aus im Einsatz gewesen. Mit mehr als 13,6 Mil-lionen Euro aus Österreich wurden im vergangenen Jahr 26 Hilfseinsätze in 23 Ländern direkt finanziell unterstützt.

Marie Chesnay, Tschad

Wien, HebammeMarcus Bachmann, Tschad

Wien, Projekt-KoordinatorMariana Bota, Irak

Ploiesti (RO), AllgemeinmedizinerinToni Bovenzi, Afghanistan

Ehenbichel, AnästhesistMarkéta Chvojkova, Demokr. Republik Kongo

Prag (CZ), HR-ManagerChristine Denk, Pakistan

Wien, GynäkologinMiroslav Durila, Afghanistan

Prag (CZ), AnästhesistMarek Dvorak, Südsudan

Brno (CZ), LogistikerJana Dvoranova, Guinea

Prag (CZ), HR-KoordinatorinDaniela Ferrari, Südsudan

Wien, HR-KoordinatorinGudrun Gradinger, Swasiland

Wien, LogistikerinAnthony Hauninger, Niger

Wien, Finanz- und PersonalwesenOndrej Horvath, Südsudan

Prag (CZ), Projekt-KoordinatorBernhard Kerschberger, Südsudan

Nestelbach, AllgemeinmedizinerJürgen Kerschner, Südsudan

Wien, LogistikerLudwig Lepka, Afghanistan

Moosdorf, ChirurgSusanna McAllister, Äthiopien

Neunkirchen, AllgemeinmedizinerinHassan Mugne, Usbekistan

Wien, AllgemeinmedizinerAndrea Netzer, Afghanistan

Landeck, KrankenschwesterGeorg Obereder, Äthiopien

Ebbs, KrankenpflegerBasak Ozaltin, Sierra Leone

Ankara (TUR), HR-KoordinatorinMaria Papsová, Kirgisistan

Povazska Bystrica (SK), Finanz- und PersonalwesenJulia Rajko, Tschad

Budapest (HU), AdministratorinAndreas Ramstorfer, Uganda

Wien, LogistikerAndrea Riedel, Haiti

Wien, AllgemeinmedizinerinUrsula Schlosser, Kirgisistan

Uttendorf, LabortechnikerinMargarete Schmitz, Pakistan

Lanzendorf, AnästhesistinMarkus Schweitzer, Demokr. Republik Kongo

Röthis, LogistikerVerena Seidler, Pakistan

Oberwart, GynäkologinJana Skaroupkova, Pakistan

Wien, PharmazeutinMaria Elisabeth Stradner, Irak

Allerheiligen, OP-KrankenschwesterKlaus Täuber, Libyen

Braunau, AllgemeinmedizinerKlemens Thaler, Demokr. Republik Kongo

Wolfurt, Logistiker´Eszter Varga, Kirgisistan

Budapest (HU), LogistikerinHelena Vlckova, Bangladesch

Teplica (CZ), Projekt-KoordinatorinHana Vranova, Südsudan

Prag (CZ), AdministratorinDominique Waldau, Burundi

Wien, HebammeSilvia Wenzl, Kamerun

Linz, KrankenschwesterMartin Zinggl, Haiti

Wien, Anthropologe

intern: Buchbesprechung

Page 8: Diagnose 02/2012

14 diagnose 2/2012 diagnose 2/2012 15

initiative:

Kellergassenfest hilft Menschen in not„Unser Floridsdorfer Doktor steckt heut aus – da bleiben wir auf keinen Fall zu Haus …“ Seit vielen Jahren engagiert sich der Arzt Dr. Rössler auf besondere Weise für Ärzte ohne Grenzen: Er hilft Menschen in Not mit sei-nen Einnahmen aus dem Kellergassenfest der Gemeinde Langenzersdorf. „Weil ich selbst nicht aktiv dabei sein und meine Ordination nicht zusper-ren kann, helfe ich mit meinen Einnahmen aus dem gemeinsamen Keller-gassenfest. Das passt zu mir und zu meiner Berufung“, erzählt Dr. Rössler. Für dieses besondere Engagement ein herzliches Danke!Die Mitarbeiter und Mitar-

beiterinnen von Ärzte ohne Grenzen in den Einsatzgebie-

ten werden oft bewundert. Dafür, oft als erste oder einzige Hilfsorganisa-tion dort zu sein, wo in einem Notfall rasche medizinische Hilfe nötig ist. Weltweit. Und für den Mut, sich frei-willig in Situationen zu begeben, die durchaus gefährlich und in vielerlei Hinsicht schwierig sind – um anderen zu helfen. Für die Effizienz der Hilfe, die dank einer ausgefeilten Logistik und einer weltweiten Vernetzung mög-lich ist. Und nicht zuletzt auch für die

maximale Transparenz im Umgang mit jeder Spende.

Spender haben im Allgemeinen wenig Möglichkeiten, die sinnvolle und effiziente Verwendung ihrer Spenden zu kontrollieren. Daher müssen die Organisationen für eine regelmäßige, wahrheitsgetreue und nachvollziehbare Information sorgen. Ärzte ohne Grenzen wird unabhängig geprüft und veröffent-licht jährlich einen detaillierten Jahres- und Finanzbericht. Darüber hinaus gibt es Rechenschaftsberichte zu außerge-wöhnlichen Spendenaktionen wie der Somalia-Krise im Jahr 2011.

Ihre Spende wirkt. Zum Beispiel in

Mogadischu, Somalia (Bild).

Das Kellergassenfest in Langenzersdorf:

Spenden für Menschen in Not.

sPenden, PaRTneR, KooPeRaTionen

spendenbeschaffung:

Wie spenden zu mehr spenden werdenWer eine Spende gibt, möchte damit die Not anderer Menschen lindern. Und dann wird ein Teil dieser Spende für Information und Werbung ausgegeben. Muss das sein? Manche Spender bestellen die DIAGNOSE ab, um Verwal-tungskosten zu sparen. Es ist gut gemeint. Sparen ist richtig und wichtig. Aber am falschen Ort zu sparen würde zu weniger statt zu mehr Hilfe führen. Daher setzen wir einen Teil der Spenden dafür ein, weitere Spenden zu bekommen. Sehr sparsam und sorgfältig: Das Heft, das Sie gerade in der Hand halten, kostet inklusive Porto 55 Cent. Durchschnittlich fünf Euro pro Heft erhalten wir an Spenden, fast das Zehnfache der Kosten. So führt jede Spende zu weiteren Spenden und damit zu mehr Hilfe für Menschen in Not.

Zertifikate:

• Unabhängige Wirtschaftsprüfung durch die bdO austria

• österreichisches Spendengü-tesiegel: bestätigt widmungs-gemäßen und wirtschaftlichen Umgang mit Spenden sowie einwandfreie Spendenverwaltung

• Steuerliche absetzbarkeit von Spenden

serie: Warum ich Ärzte ohne grenzen unterstütze

Erika Böchheimer,

Spenderin aus Wien

„Warum ich Ärzte ohne Grenzen unter-stütze? Weil ich denke, dass wir hier in Österreich eine sehr gute ärztliche Be-treuung haben, und weil medizinische Nothilfe bei uns jederzeit möglich, in anderen Ländern aber nicht vorhanden ist. Bei uns benötigt man oft nur eine Spritze, um eine Krankheit zu bekämp-fen. Woanders ist dieselbe Krankheit oft tödlich. Hilfe, wo sonst keiner helfen kann – das ist für mich die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen. Es ist schön, wenn man helfen kann, indem man einem Baby eine notwendige Impfung ermög-licht, oder wenn man bewirkt, dass Menschen zumindest einmal im Leben einen Arzt sehen. Alles Dinge, die bei uns selbstverständlich sind. Ich finde es gut, dass mit der Arbeit von Ärzte ohne Grenzen nicht nur den Patienten gehol-fen wird, sondern dass es auch eine tolle Erfahrung für die Ärzte ist. Weiter so!“

Frau Erika Böchheimer unter-

stützt die weltweiten Hilfseinsätze

von Ärzte ohne Grenzen mit ihrer

Spende. Herzlichen Dank für Ihre

Hilfe und Ihr Vertrauen!

traNspareNz schafftvertraueN uNd sicherheitihre spende: Ärzte ohne Grenzen berichtet regelmäßig über die Verwendung der Spenden. So wie jetzt im aktuellen Jahresbericht.

Ratgeber:

Zukunft schenken mit einem Vermächtnisfordern Sie den ratgeber kostenlos und unverbindlich an! Katrin Kopfensteiner Tel.: 01/409 72 76-19 E-Mail:

katrin.kopfensteiner @aerzte-ohne-grenzen.at

Mehr Informationen: www.aerzte-ohne-grenzen.at/ zukunft_schenken

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Mehr Informationen auf Seite 12. Jahres- und finanzbericht als download unter www.aerzte-ohne-grenzen.at/bilanz

Film des Jahres 2011:

das Jahr in Bildernder film gibt einblick in verschiedene einsätze von Ärzte ohne Grenzen. Sie können die dVd bei unserem Spen-der-Service kostenlos anfordern:

0800 246 292 (gebührenfrei)

Telefonische spenderbetreuung:

„schön, dass ich sie persönlich erreiche!“Ein Satz, den Sie vielleicht schon am Telefon gehört haben. Anfang 2004 hat Ärzte ohne Grenzen mit Unterstützung der Firma Europ Assistance eine telefonische Spenderbetreuung eingerichtet. Seither hat unser Team Tausende von Spendern und Spenderinnen angerufen, um sich für eine Spende zu bedanken oder auf ein aktuelles Anliegen aufmerksam zu machen. Für Ärzte ohne Grenzen ist ein Telefonat sehr wertvoll. Wir können unser Anliegen – meistens die Bitte um eine regelmäßige Unterstützung – persönlich erklären. Und es ist großartig, mehr über die Wünsche unserer Spender zu erfahren. Fast immer sind nach einem Gespräch beide Seiten zufrieden. Viele Spender sagen das direkt, andere zeigen es durch eine weitere Spende. Europ Assi-stance bringt als Partner langjährige Erfahrung in der Telefonbetreuung mit. Zusätzlich unterstützt Europ Assistance jedes unserer Telefongespräche mit einer Spende.

taborstraße 10, 1020 Wientel.: 0800 246 292 (gebührenfrei)fax: 01/409 72 [email protected]: PSK 930.40.950

Page 9: Diagnose 02/2012

© Robin Meldrum

NICHT VERGESSEN.

Cholera im Kongo.

Wir sehen sie nur manchmal.Aber es gibt sie immer.Die Krisen dieser Welt.Die Teams von Ärzte ohne Grenzen sind dort. Und helfen.

PSK Kontonummer 930.40.950, BLZ 60.000 SMS mit Spendenbetrag an 0664 660 1000www.aerzte-ohne-grenzen.at