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1 F L U R F U N K 12 PRÜFUNG. BIST DU VORBEREITET?

Flurfunk 12

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Das Fatale an einer Prüfung ist ihre Folgenhaftigkeit. Sie fragt nicht, ob du genug Zeit hattest, dich vorzubereiten. Oder ob du vielleicht mit anderen wichtigen Dingen be- schäftigt warst oder ob du gar krank gewesen bist. Auf den einen Moment kommt es an. Genau jetzt ist die Zeit dazu arrangiert, in denen du deine Leistungsvollzüge zeigen kannst. Ob schriftlich, mündlich, fahrend (Führerschein), schwimmend (Seepferdchen) oder verteidigend (Doktor). Hast du neue Fähigkeiten, neues Wissen und Können erworben, sie werden gemessen. Von dem Ergebnis hängt alles ab, eine Beförderung, der Führerschein, das Abitur. Das macht die Prüfung so besonders. Und manches mal auch besonders ungerecht.

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Page 1: Flurfunk 12

1

f l u r f u n k12

Prüfung.Bist du vorBereitet?

Page 2: Flurfunk 12

2

Edi-to-rial

Jede Zeit hat ihre Aufgabe, und durch die Lösung derselben rückt die Menschheit weiter.

h e i n r i c h h e i n e

Page 3: Flurfunk 12

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auf dEn EinEn MoMEnt koMMt Es an.

Das Fatale an einer Prüfung ist ihre Folgenhaftigkeit. Sie fragt nicht, ob du genug Zeit hattest, dich vorzubereiten. Oder ob du vielleicht mit anderen wichtigen Dingen be-schäftigt warst oder ob du gar krank gewesen bist. Auf den einen Moment kommt es an. Genau jetzt ist die Zeit dazu arrangiert, in denen du deine Leistungsvollzüge zeigen kannst. Ob schriftlich, mündlich, fahrend (Führerschein), schwimmend (Seepferdchen) oder verteidigend (Doktor). Hast du neue Fähigkeiten, neues Wissen und Können erworben, sie werden gemessen. Von dem Ergebnis hängt alles ab, eine Beförderung, der Führerschein, das Abitur. Das macht die Prüfung so besonders. Und manches mal auch besonders ungerecht. Von alledem wollen wir in diesem Flurfunk berichten. Wir freuen uns sehr, dass Janna Lichter – die bei uns übrigens die Ausbildung absolvierte – von ihrer bislang größten Prüfung erzählt: Ihrer Reise nach Jahr in Afrika. Das Leben bleibt eben die größte Prüfung. Wir wünschen viel Vergnügen bei der Lektüre.

Page 4: Flurfunk 12

4

schulEDie Top 3 der Spickzettelanleitungen André Stern – Von einem, der nicht zur Schule ging

S.06S.08

01

führErschEinMitarbeiter berichten von ihren FührerscheinprüfungenDie schönsten Führerschein-Irrtümer

S.10

S.14

02

lEbEnsPrüfungDer Diktiergerätjanuar – Über eine heikle PrüfungsphaseDu, ich und die Zahnpastatube – Über das ZusammenlebenPraktikantin Anna und ihrVorstellungsgespräch

S.16

S.18

S.21

03

inhalt

Page 5: Flurfunk 12

5

ZahlEn & faktEnDer Mensch und seine Prüfungssymptome Etymologisch betrachtet

S.34S.38

05

kultur(schock)Ein halbes Jahr in Afrika – Janna erzähltS.24

04

inhaltf l u r f u n k 1 2

Page 6: Flurfunk 12

sPickZEttEl anlEitung

Unsere Lehrerin hat immer gesagt, Spickzettel wären super,

solange wir sie nicht mitnähmen. In Ordnung. Gut verstecken ist ja das Gleiche wie nicht mitnehmen. Hier also die Top 3 der Spick-

zettelanleitungen:

6

^ Der Skipassspickzettel. Einen weiten Pulli tragen. Skipasshalter innen im Ärmel befestigen. Spickzettel am Skipasshalter festklippen, die Schnur durch den Pulloverärmel nach draußen führen. Wenn Gefahr naht, Zettel loslassen – er wird dann rasch in den Pullover zurückgezogen.

Page 7: Flurfunk 12

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^ Trinkflaschenspickzettel. Getränke sind bei längeren Prüfungen erlaubt und das Etikett lässt sich hervorragend beschriften. Profis lö-sen das Etikett ab, schreiben auf die Rückseite und kleben es wieder an – der Spickzettel wird nur bei einem Blick in die Flasche sichtbar.

^ Pinnwandspickzettel. Ziemlich dreist, aber oft unbemerkt ist der Spickzettel an der Pinnwand oder Tafel. Klassenräume werden ja oft mit irgendwelchen Projekten geschmückt. Dazwischen einfach einen gut les- baren Zettel mit Lösungen platzieren. Nicht zu auffällig hinschauen!(L.N.)

Längst ist die Jägerprüfung anspruchsvoller als das Abitur.

m i c h a e l m a r i e j u n g

Page 8: Flurfunk 12

8

Von EinEM, dEr nicht Zur schulE ging

Foto: François-Xavier Bouchrak

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Jedes Kind hat andere Eigenschaften und die bringt es mit auf die Weltund deshalb ist jedes Kind eigentlich hochbegabt.

p r o f . d r . g e r a l d h ü t h e r

André Stern musste sich im Leben nie künstlichen Prüfungen stellen – denn er ist nie zur Schule gegangen. Seine Eltern haben sich nicht gegen die Schule entschieden, sondern für das Vertrauen in die spontane Veranlagung des Kindes. Die Bedingungen, die das ermöglichen, waren im Vorfeld gar nicht gegeben, sie mussten sie erfinden. André Stern entwickelte so die in ihm - wie in jedem Kind - angelegten Potenziale in einem eigenen Rhythmus und belastete sich nicht mit unnötigem Ballast-Lernstoff. Er lernte ganz einfach, indem er sich begeisterte. Ohne Prüfungen blieb auch der Kon-kurrenzdruck aus, denn vergleichen musste sich André Stern mit anderen nie. Seine Geschichte ist kein Patentrezept, aber sie dient als Inspiration, weil es sich um Dinge handelt, die jeder in sich trägt.(L.N.)

André Stern war zuletzt im Film Alphabet von Erwin Wagenhofer zu sehen, gemeinsam mit seinem Vater und seiner Mutter. Mehr Infos unter www.andrestern.com

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Mitarbeiter berichten von ihren Führerschein-

prüfungen

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Wie oft darf man eigentlich durch die Prüfungen fallen, ehe man gesperrt wird? Mehr als zwei Versuche dürften es in

jedem Fall sein, das kann ich aus Erfahrung berichten – und zwar sowohl für die Theorie als auch die Praxis. Jedes Mal vergoss ich heftige Tränen. Vielleicht, weil mein Fahrlehrer so unglaublich langweilige Geschichten während der Fahrstunden erzählte und ich keine weitere zu ertragen glaubte. Ich habe sie dann aber doch ertragen und besitze den Führerschein nun schon seit zehn Jahren. (L.N.)

diE führErschEin-Prüfung

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12

Mein Fahrlehrer war ein sehr netter Mann. Am Tag meiner Prüfung versuchte er mir die Angst zu nehmen, indem er

heimlich vom Beifahrersitz Zeichen gab: Zeigte er mit dem Stift nach links, sollte ich links fahren, zeigte er nach rechts, sollte ich mich rechts halten, und trat er mit dem Fuß auf, sollte ich bremsen. Nicht besonders raffiniert, aber in meiner Nervosität war mir jede Unterstützung Recht. Der Prüfer kam, wir fuhren los und alles lief wie am Schnürchen. Ich fuhr so souverän, dass die beiden Herren irgendwann ausgelassen plauderten. An einer Ampel aber verlor ich den Überblick. Es hätte nach Krefeld gehen sollen, aber das hatte ich – nervös wie ich war – sofort wieder vergessen. Also warf ich einen Blick auf den Stift in der Hand meines Fahrlehrers und handelte: Nach rechts sollte es gehen! So hatte es der Stift angezeigt. Wir brausten über eine durchgezogene Linie, Autos hupten, mein Fahrlehrer trat auf die Bremse, das Glöckchen klingelte. Wer sich im Straßenverkehr auf Bleistifte verlässt, bekommt keinen Führer-schein. (J.L.)

Page 13: Flurfunk 12

13

Obwohl ich beim Anfahren nicht geblinkt habe, ob-wohl ich beim Seitwärtsparken das Lenkrad nur ein-

mal eingeschlagen habe, obwohl ich nie eine Nachtfahrt absolviert habe und obwohl ich fast falsch rum durch den Kreisverkehr gefahren bin, habe ich meinen Führerschein. Nimm das, StVO! (S.P.) (Der Autor möchte entgegen der re-bellischen Formulierung darauf hinweisen, dass er bis heute viel und unfallfrei fährt und die StVO nie gebrochen hat.)

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Es gab diesen Januar in meinem Leben, in dem alles auf einmalpassieren musste. Ich studierte, ging nebenher zum Praktikum ineinem Verlag, arbeitete als Nachhilfelehrerin und steckte beim Fuß-ball mitten in der Vorbereitung, was vier Mal Konditionstraining dieWoche bedeutete. Und ich hatte eine wirklich wichtige Prüfung anstehen. All das hätte man locker auf mehrere Monate verteilen können, hatte es aber nicht. Man hätte auch an irgendeiner Stelle zurückstecken können, aber das wollte ich nicht. Und so verstrich in diesem Januar keine Minute untätig. Weil ich keine Zeit zum Lernen hatte, las ich mir das Material laut vor, nahm es mit dem Diktier-gerät auf und hörte es mir auf den Wegen von zu Hause zur Uni, von der Uni zum Verlag, vom Verlag zur Arbeit und von der Arbeit zum Training wieder an. Dieser Monat war der wohl best genutzte meines Lebens. Ich fühlte mich großartig, voller Energie.

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Die Prüfung schloss ich letztendlich mit einer fulminanten Note ab;ich hatte alles zum Thema gewusst. Ich sage vage „Thema“, weil ichgar nicht mehr genau weiß, worum es ging. Irgendwas mit Postko-lonialismus wird es gewesen sein. Das ist doch verblüffend, oder nicht? Da verbringt man Stunden vor den Büchern und das einzige, was tatsächlich hängen bleibt, ist die übergeordnete Erkenntnis: Ich weiß, dass ich übermäßige Leistung erbringen kann, wenn sie gefor-dert wird. Aber natürlich ist das viel wertvoller für mich als dieser Kram über den Postkolonialismus. Und zur Not könnte ich den ja auch noch einmal nachlesen. (L.N.)

Zusammen mit Prüfungen wird erstaunlich viel Wissen abgelegt.

w o l f g a n g m o c k e r

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Die Ehe – eine der größten Prüfungen im Leben. Ja, das höre ich immer wieder. Aber oft denke ich mir: Fängt diese Lebensprüfung nicht schon beim Zusammenleben an? Ist es eigentlich von der Na-tur vorgesehen, Tag für Tag an einem Ort mit demselben Menschen zusammen zu leben? Oder versuchen wir bloß, den Traum vom harmonischen Liebesnest zu erzwingen? Ich würde sagen: Harmo-nie und Zusammenleben ist ein Widerspruch in sich! Mal im Ernst: Niemand möchte allein sein. Und dennoch tun wir uns unheimlich schwer damit, nicht allein zu sein.

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Als mein Partner und ich beschlossen, zusammen zu ziehen, waren wir beide ziemlich aufgeregt. Nein, das sprach natürlich keiner von uns aus. Aber es war natürlich so, das ist sicher.

Werde ich noch Zeit für mich haben? Werden wir uns irgendwann langweilig? Wie oft werden wir uns wegen offener Zahnpasta Tuben, vollen Spülmaschinen und großen Wäschebergen fürchterlich an-schreien? Und was ist, wenn wir uns trennen?Solche Gedanken krochen einige Wochen in meinem Kopf herum und sogen sich fest wie ein Zecke – etwas zu hartnäckig für meinen Geschmack.

Als der Tag des Umzugs kam, wurde ich – bedingt durch Kartons und Chaos - für ein paar Stündchen von meinen Gedanken-Zecken befreit. Wir machten uns in dieser angespannten Stresssituation sogar ganz gut als Team als zusammenlebendes Paar. Am Abend, als alles geschafft war, nahm mein Partner mich in den Arm. Es fühlte sich ein bisschen an, als würde er mich so mit einer Zeckenzange von all den Quälgeistern befreien. Ich war wahnsinnig erleichtert.

Page 20: Flurfunk 12

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Alles nahm seinen Lauf. Es folgten einige Besuche bei Ik... ähm, einem schwedischen Möbelhaus. Der typische Streit über Farben, Formen und Stoffe blieb uns erspart – welch ein Segen! Erst freute ich mich, dass wir augenscheinlich denselben Geschmack zu haben schienen, bis mir auffiel, dass mein Partner bei jeder Sache einver-standen war, die ich kaufen wollte – ohne Diskussion, ohne Murren. Hauptsache, ich war glücklich!?Und so erwischte ich mich selber dabei, wie ich mich beinahe darü-ber streiten wollte, dass wir uns nicht streiten.

Von dem vorherigen Leben, den vorherigen Eigenarten, Angewohn-heiten und Regeln im Alltag kann man sich sowieso verabschieden. Aber wenn mal wieder die Zahnpasta Tube offen stehen bleibt, hilft es ganz gut sich zu fragen „Möchte ich mir denn lieber jeden Abend alleine die Zähne putzen?“ Wenn man von seinem Partner verlangt, alles genau so zu tun, wie man es will, wie man es gewohnt ist und wie man es gelernt hat, muss man wahrscheinlich sich selbst heiraten.

Dann wähle ich doch lieber die offene Tube. (S.P.)

Drum prüfe, wer sich ewig bindet, Ob sich das Herz zum Herzen findet!

f r i e d r i c h s c h i l l e r

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Noch wenige Augenblicke! Die Aufregung stieg und ein mulmiges Gefühl in der Magengegend machte sich breit. Ich saß in einem großen Konferenzraum und erwartete ungeduldig meine vielleicht zukünftigen Chefs. Nach einer gefühlten Ewigkeit betraten endlich drei Personen den Raum. Auch wenn die Begrüßung herzlich ausfiel, wollte die verdammte Nervosität nicht abklingen. Denn die eigentliche Hürde hatte ich noch zu nehmen. Das Vorstellungsge-spräch mit all seinen Überraschungen und kleinen Prüfungen, von denen ich bis dahin noch nichts ahnte.

Die in der Luft liegende Spannung wurde von den drei Männern mittleren Alters durch einen lockeren Smalltalk etwas gelöst. Aber so richtig wohl fühlte ich mich trotz allem nicht in meiner Haut.Zu Anfang wurde erst einmal der Fragenkatalog abgerattert. „Erzähl uns von dir und was du gerade machst.“, „Was weißt du über unsere Agentur?“, „Wieso hast du dich hier beworben?“ und so weiter. Also genau das, was man nach ein wenig Vorbereitung und Recherche erwartete.

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Zwischendurch wurde auch gerne ein mal nachgehakt, wie fit ich schon in gewissen Fachausdrücken war, so musste ich zum Beispiel den Begriff „Digitales Marketing“ erklären. Natürlich fiel mir das in dieser Situation nicht gerade leicht, da ich einen guten Eindruck machen wollte und die Aufregung vollste Konzentration noch immer nicht zuließ. Eigentlich war ich aber bis zu diesem Zeitpunkt ganz zufrieden mit dem Gesprächsverlauf.

Doch dann wurde in den Gesprächsfluss ganz spontan mal eine Mathematikaufgabe eingeworfen „ 21 x 45 = ?“, parallel dazu fing ein anderer der drei Männer an wild auf einem Blatt Papier herum zu kritzeln. Das löste bei mir totale Verwirrung aus. Worauf sollte ich mich nun konzentrieren? Nach einer kurzen Denkpause löste ich allerdings die gestellte Rechenaufgabe und bekam anschließend das vollgekritzelte Blatt vorgelegt. Abgebildet darauf war das:

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„In welche Richtung fährt der Bus?“Spontan deutete ich mit der Hand nach links aber begründen konnte ich das in dem Moment nicht. Doch es gibt eine plausible Erklärung dafür und es kostete mich ein wenig Kopfzerbrechen und auch ein bisschen Verzweiflung bis ich antworten konnte.Wie schnell kommt ihr auf die richtige Lösung? (A.R.)

unsere Praktikantin AnnA hat das vorstellungsgespräch letzten endes erfolg-reich abgeschlossen und inzwischen die Ausbildung zur Mediengestalterin begonnen. Wir wünschen ihr alles Gute für die Zukunft!

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Lösung: Der Bus fährt nach links, da man auf der abgebildeten Seite keine Fahrertür sieht. Diese liegt immer auf der rechten Seite des Busses damit die Leute ein- und aussteigen können.

Prüfungen sind deshalb so scheußlich, weil der größte Trottel mehr fragen kann, als der klügste Mensch zu beantworten vermag.

c h a r l e s c a l e b c o l t o n

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Ein halbEs jahr afrika

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Warum eigentlich Afrika?

Intensiver kann man sein bisheriges Leben wohl kaum auf den Prüfstand stellen. Schnell wird aus der netten Auszeit eine nachdrückliche

Auseinandersetzung mit der Welt, mit Unge-rechtigkeiten, Werten und Verantwortung. Und

nach der Heimkehr steht die nächste Herausfor-derung an: Denn hier ist alles gleich geblieben.

(Janna Lichter)

Ein halbEs jahr afrika

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Fünf Monate habe ich aus einem Rucksack gelebt, fünf Monate die Dinge aus meiner Wohnung nicht

gebraucht. Welche Notwendigkeit haben sie jetzt noch?

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Beschäftigt man sich ein mal mit dem Thema Besitz, stellt man gleich viel mehr in Frage. Wir lernen hungrig auf Erfolg

zu sein.

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Erfolg bringt Geld, Geld bringt Besitz. Worauf arbeite ich hin, wenn Besitz für mich an Wert verloren hat?

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Es geht nicht darum sein ganzes Geld zu spenden, sich der Konsumwelt zu entsagen oder alles umzuwerfen. Es geht darum, ein

Bewusstsein zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen.

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Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus 2 Schriftzeichen zusammen: das eine bedeutet Gefahr

und das andere Gelegenheit.

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Mehr Eindrücke von Janna unter g r a d u n t e r w e g s . d e

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dEr Prüfling VorhEr – Ein häufchEn ElEnd

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Wie schwer ist‘s doch, zum Bauche zu sprechen, der keine Ohren hat.

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E t y M o l o g i s c h E s W ö rt E r b u c h (nach Pfeifer)

P r ü f E n , ferner Prüfung, Prüfer, Prüfstein, Prüflingprüfen Vb. ‘eine Probe machen, auf Brauchbarkeit un-tersuchen, jmds. Kenntnisse festzustellen suchen’, mhd. prüeven, brüeven ‘nachdenken, erwägen, beweisen, wahr-nehmen, berechnen, erwägend hervorbringen, anstiften, bewirken’. Auf Grund der Diphthongierung (mhd. prüeven, Prät. pruovte) ist trotz der späten Bezeugung eine frühe Entlehnung aus vlat. *prōvāre (vgl. afrz. prover ‘beweisen, erweisen, erproben, jmdn. überführen’, frz. prouver ‘bewei-sen, dartun’), lat. probāre ‘erproben, prüfen, untersuchen,

Page 39: Flurfunk 12

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E t y M o l o g i s c h E s W ö rt E r b u c h (nach Pfeifer)

als tüchtig oder untüchtig erkennen’ (zu lat. probus‘gut, tüchtig, brav’) anzunehmen. – Prüfung f. ‘Erprobung, Untersuchung, Kontrolle’, mhd. prüevunge ‘Bewährung, Erprobung, Beweisführung, Ausrüstung, Schmückung’. Prüfer m. ‘wer die Richtigkeit einer Sache untersucht, wer jmdn. auf seine Kenntnisse, Fähigkeiten prüft’, mhd. prüe-ver ‘Untersucher, Merker, Aufpasser’.Prüfstein m. ‘Maß-stab, Kriterium’, eigentl. ‘Probierstein zur Ermittlung des Feingehalts von Gold- und Silberlegierungen’ (16. Jh.). Prüf-ling m. ‘wer geprüft wird’ (19. Jh.).

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