16
Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen Unternehmen und Märkte WS 2005/06 Prof. Dr. Robert Schwager Professur Finanzwissenschaft Volkswirtschaftliches Seminar Georg-August-Universität Göttingen 12. Januar 2006

Fragestellungen

  • Upload
    yukio

  • View
    12

  • Download
    0

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Fragestellungen. Wie wirken Steuern auf Investitionsentscheidungen international tätiger Unternehmen? Welche Auswirkungen hat dies auf die Steuerpolitik? Sollten Un t ernehmenssteuern in der Europäischen Union harmonisiert werden?. Ertragsteuern und Produktionsstandorte von VW. - PowerPoint PPT Presentation

Citation preview

Page 1: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

Unternehmen und Märkte WS 2005/06

Prof. Dr. Robert Schwager

Professur FinanzwissenschaftVolkswirtschaftliches Seminar

Georg-August-Universität Göttingen

12. Januar 2006

Page 2: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

2Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

Fragestellungen

• Wie wirken Steuern auf Investitionsentscheidungen international tätiger Unternehmen?

• Welche Auswirkungen hat dies auf die Steuerpolitik?

• Sollten Unternehmenssteuern in der Europäischen Union harmonisiert werden?

Page 3: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

3Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

Ertragsteuern und Produktionsstandorte von VW

Land(1)

Steuer-satz (2)

VW (3)

Spanien 39,88 ja

Deutschland 39,35 Ja

Italien 37,25 ja

Frankreich 35,43

Griechenland 35,00

Malta 35,00

Niederlande 34,50

Österreich 34,00

Belgien 33,99 ja

Land(1)

Steuer- satz (2)

VW (3)

Luxemburg 30,38

Dänemark 30,00

Vereinigtes Königreich

30,00 ja

Finnland 29,00

Schweden 28,00

Tschechien 28,00 ja

Portugal 27,50 ja

Estland 26,00

Land (1)

Steuer- satz (2)

VW(3)

Slowenien 25,00

Polen 19,00 ja

Slowakei 19,00 ja

Ungarn 17,76 ja

Lettland 15,00

Litauen 15,00

Zypern 15,00

Irland 12,50

(1) Mitgliedstaaten der Europäischen Union

(2) Tarifliche Gewinnsteuerbelastung von Kapitalgesellschaften in %. Quelle: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2005): Die Chancen nutzen - Reformen mutig voranbringen, Jahresgutachten 2005/06, Tabelle 26, S. 264.

(3) Fertigungsstätte des Volkswagenkonzerns. Quelle: Siehe Fallstudie, S. 5.

Land(1)

Steuer-satz (2)

VW (3)

Spanien 39,88 ja

Deutschland 39,35 Ja

Italien 37,25 ja

Frankreich 35,43

Griechenland 35,00

Malta 35,00

Niederlande 34,50

Österreich 34,00

Belgien 33,99 ja

Land(1)

Steuer-satz (2)

VW (3)

Spanien 39,88 ja

Deutschland 39,35 ja

Italien 37,25 ja

Frankreich 35,43

Griechenland 35,00

Malta 35,00

Niederlande 34,50

Österreich 34,00

Belgien 33,99 ja

Land(1)

Steuer- satz (2)

VW (3)

Luxemburg 30,38

Dänemark 30,00

Vereinigtes Königreich

30,00 ja

Finnland 29,00

Schweden 28,00

Tschechien 28,00 ja

Portugal 27,50 ja

Estland 26,00

Land(1)

Steuer- satz (2)

VW (3)

Luxemburg 30,38

Dänemark 30,00

Vereinigtes Königreich

30,00 ja

Finnland 29,00

Schweden 28,00

Tschechien 28,00 ja

Portugal 27,50 ja

Estland 26,00

Land (1)

Steuer- satz (2)

VW(3)

Slowenien 25,00

Polen 19,00 ja

Slowakei 19,00 ja

Ungarn 17,76 ja

Lettland 15,00

Litauen 15,00

Zypern 15,00

Irland 12,50

Land (1)

Steuer- satz (2)

VW(3)

Slowenien 25,00

Polen 19,00 ja

Slowakei 19,00 ja

Ungarn 17,76 ja

Lettland 15,00

Litauen 15,00

Zypern 15,00

Irland 12,50

Page 4: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

4Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

Die Investitionsentscheidung

• Ein Unternehmen hat einen bestimmten €-Betrag („Kapital“) zur Verfügung, den es ausgeben („investieren“) will, um seine Produktionskapazität dauerhaft auszuweiten

• Verschiedene Investitionsprojekte sind möglich, z.B. Kauf einer Maschine, Bau eines Betriebsgebäudes, ...

• Jedes Projekt bringt in Zukunft laufende Zahlungsüberschüsse [€ pro Jahr]. Relativ zur Investitionsausgabe sind die

Zahlungsüberschüsse eines Projektes die Rendite [%].

Page 5: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

5Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

6 %

60

Die Renditekurve I

10 %

10

8 %

20

4 %

80

3 %

120

7 %

50

6 %

Es werden alle Projekte durchgeführt,

deren Rendite mindestens 6%

beträgt.

Tausend €

Rendite

0

Es stehen 60 000 € Kapital zur Verfügung.

Die möglichen Investitionsprojekte werden absteigend nach ihrer Rendite geordnet.

Page 6: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

6Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

Die Renditekurve II

Wenn jedes einzelne Investitionsprojekt sehr klein ist, wird die Renditekurve als glatte Kurve gezeichnet.

Kapital

Rendite

0

Rendite des letzten

realisierten Projektes

vorhandenes Kapital

Page 7: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

7Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

Internationale Investitionsentscheidung I

• Das für Investitionen insgesamt bereit stehende Kapital ist vorgegeben.

• International tätige Unternehmen investieren dort, wo die Rendite am höchsten ist: Kapital ist „mobil“.

• Analyse für zwei Länder, Land A und Land B.

Page 8: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

8Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

Internationale Investitionsentscheidung II

Renditekurve im Land A

Kapital in Land A

Rendite

0

Page 9: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

9Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

Internationale Investitionsentscheidung II

Rendite-kurve im Land B

Kapital in Land B

Rendite

0Kapital in Land B

Rendite

0

Page 10: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

10Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

Internationale Investitionsentscheidung III

Das vorhandene Kapital wird auf die beiden Länder aufgeteilt.

Kapital in Land A

Rendite Rendite

Kapital in Land B

Gesamtes Kapital

in Land A investiertes Kapital

in Land B investiertes Kapital

Rendite des letzten realisierten

Projektes in beiden Ländern

Page 11: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

11Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

Steuern und Investitionsentscheidung I

• Land A besteuert die Erträge der dort getätigten Investitionen.

• Eine Investition im Land A löst somit Steuerzahlungen aus, die die Zahlungsüberschüsse reduzieren.

• Die Steuer pro € investiertes Kapital ist der Steuersatz.

• Jede Investition in Land A bringt nur eine um den Steuersatz verminderte Rendite.

• Die Kurve der Nachsteuerrendite verläuft tiefer als die Kurve der Vorsteuerrendite.

Page 12: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

12Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

Steuern und Investitionsentscheidung II

Kapital in Land A

Rendite Rendite

Kapital in Land B

Gesamtes Kapital

in Land A investiertes Kapital

in Land B investiertes Kapital

Rendite des letzten realisierten Projektes

in Land A

Steuersatz in Land ARendite des letzten

realisierten Projektes in Land B

Page 13: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

13Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

Steuern und Investitionsentscheidung III

Ergebnisse:

• In dem Land, das höhere Steuern erhebt, wird weniger investiert.

• In diesem Land unterbleiben Investitionen, die (vor Steuer) rentabler sind, als Investitionen, die im anderen Land

durchgeführt werden.

Empirische Größenordnung:

Eine Erhöhung des Steuersatzes in einem Land um 1 Prozent-Punkt senkt die in dieses Land fließenden Direktinvestitionen um 3,3 Prozent.

Quelle: De Mooij, R. und S. Ederveen (2003): Taxation and Foreign Direct Investment: A Synthesis

of Empirical Research, International Tax and Public Finance 10, 673-693.

Page 14: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

14Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

Eine kritische Sichtweise des Steuerwettbewerbs

• Länder, die selbständig Steuersätze bestimmen dürfen, werden versuchen, durch Steuersenkungen Kapital anzuziehen.

• Zwischen den Ländern entsteht ein ruinöser Wettbewerb um die niedrigsten Steuern.

• Deshalb müssen die Staatsausgaben, z.B. für Sozialpolitik oder Bildung, gesenkt werden.

• Die Europäische Union sollte die Unternehmenssteuern harmonisieren.

Page 15: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

15Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

Eine andere Sichtweise des Steuerwettbewerbs

• Länder, die hohe Steuern erheben, können bessere staatliche Leistungen finanzieren.

• Beispiele: -Verkehrswege

-Rechtssicherheit

• Solche Leistungen erhöhen die Rendite der Investitionen.

• Die Unternehmen sind deshalb bereit, höhere Steuern als Preis für gute staatliche Leistungen zu bezahlen.

• Eine Harmonisierung der Unternehmensbesteuerung ist nicht sinnvoll, da der Druck des Wettbewerbs die Regierungen dazu anhält, sich um attraktive Standortbedingungen zu bemühen.

Page 16: Fragestellungen

Steuerwettbewerb und Direktinvestitionen

16Robert Schwager Unternehmen und Märkte, 12. Januar 2006

Fazit: Steuerwettbewerb und Investitionen

• Steuern beeinflussen die Investitionsentscheidung international tätiger Unternehmen.

• Standortpolitik sollte Steuern im Zusammenhang mit den für Unternehmen wichtigen staatlichen Leistungen sehen.

• Unternehmenssteuern sollten (nur dann) harmonisiert werden, wenn die Politik hohe Steuern, aber geringe staatliche

Leistungen für Unternehmen anstrebt.