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Seit 2003 treffen sich jährlich rund zehn feuerwehrhistorisch interessierte Sammler und Forscher, bei denen es sich überwiegend um aktive oder ehe- mals aktive Feuerwehrangehörige und DGO-Mitglieder handelt, mit dem Ziel, Feuerwehrauszeichnungen näher zu erforschen und einen gegenseitigen Er- fahrungs- und Meinungsaustausch zu ermöglichen. Die unter dem Namen „Forschungs- und Sammlergruppe Feuerwehrgeschichte“ (Abb. 1) verei- nigte Interessengemeinschaft veran- staltet im jährlichen Wechsel ein Jah- restreffen, das von einem der Teilneh- mer organisiert wird. Das im vergangenen Jahr von unserem 2. Vizepräsidenten, Frank Wörner, in Bayerisch Gmain organisierte Treffen hatte neben den unterschiedlichen For- schungsvorträgen der einzelnen Mit- glieder den Schwerpunkt, die Ge- schichte der deutschen ehemaligen und noch bestehenden Feuerwehrer- holungsheime als Sozialwerk der Feu- erwehren und insbesondere die des bayerischen Feuerwehrerholungs- heims, der ältesten und größten deut- schen Sozialeinrichtung der Feuerweh- ren, zu beleuchten. In den Tagungsräu- men des Gästehauses & Restaurants St. Florian – dem Freizeit- und Erholungs- zentrum der bayerischen Feuerwehren – wurden die Teilnehmer vom Ge- schäftsführer Walter Nöhrig begrüßt und man hat sich intensiv mit der Ein- richtung befasst (Abb. 2). Unter den heute noch bestehenden Einrichtungen kann das bayerische Feuerwehrerholungsheim auf die 44 Orden und Ehrenzeichen 19. Jg., Nr. 107 (Februar 2017) Frank Wörner und Bernd Klaedtke Auf den Spuren des „Bayer. Feuerwehr- heims e.V.“ und dessen Ehrenzeichen Abb. 2: Die Teilnehmer zusammen mit dem Geschäftsführer des Gästehauses & Restaurants St. Florian, v. l. n. r. stehend: Walter Nöhrig, Frank Wörner, Oliver Ku- bitza, Bernd Klaedtke, Heiko Reinholz, Ralf Berger; sitzend: Reinhold Schwendner, Heinz-Josef Michels, Horst LefFvre. E Abb. 3: Stiftungsstatuten zum Ehren- zeichen des Vereins „Bayer. Feuerwehr- heim e. V.“ – Sammlung Klaedtke. Abb. 1: Logo der Forschungs- und Sammlergruppe Feuerwehrgeschichte.

Frank Wörner und Bernd Klaedtke Auf den Spuren des „Bayer

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Page 1: Frank Wörner und Bernd Klaedtke Auf den Spuren des „Bayer

Seit 2003 treffen sich jährlich rundzehn feuerwehrhistorisch interessierteSammler und Forscher, bei denen essich überwiegend um aktive oder ehe-mals aktive Feuerwehrangehörige undDGO-Mitglieder handelt, mit dem Ziel,Feuerwehrauszeichnungen näher zuerforschen und einen gegenseitigen Er-fahrungs- und Meinungsaustausch zuermöglichen. Die unter dem Namen„Forschungs- und SammlergruppeFeuerwehrgeschichte“ (Abb. 1) verei-nigte Interessengemeinschaft veran-staltet im jährlichen Wechsel ein Jah-restreffen, das von einem der Teilneh-mer organisiert wird. Das im vergangenen Jahr von unserem2. Vizepräsidenten, Frank Wörner, inBayerisch Gmain organisierte Treffenhatte neben den unterschiedlichen For-schungsvorträgen der einzelnen Mit-glieder den Schwerpunkt, die Ge-schichte der deutschen ehemaligenund noch bestehenden Feuerwehrer-holungsheime als Sozialwerk der Feu-erwehren und insbesondere die desbayerischen Feuerwehrerholungs-heims, der ältesten und größten deut-schen Sozialeinrichtung der Feuerweh-ren, zu beleuchten. In den Tagungsräu-men des Gästehauses � Restaurants St.Florian – dem Freizeit- und Erholungs-zentrum der bayerischen Feuerwehren– wurden die Teilnehmer vom Ge-schäftsführer Walter Nöhrig begrüßtund man hat sich intensiv mit der Ein-richtung befasst (Abb. 2).Unter den heute noch bestehendenEinrichtungen kann das bayerischeFeuerwehrerholungsheim auf die

44 Orden und Ehrenzeichen 19. Jg., Nr. 107 (Februar 2017)

Frank Wörner und Bernd Klaedtke

Auf den Spuren des „Bayer. Feuerwehr-heims e. V.“ und dessen Ehrenzeichen

Abb. 2: Die Teilnehmer zusammen mit dem Geschäftsführer des Gästehauses &

Restaurants St. Florian, v. l. n. r. stehend: Walter Nöhrig, Frank Wörner, Oliver Ku-

bitza, Bernd Klaedtke, Heiko Reinholz, Ralf Berger� sitzend: Reinhold Schwendner,

Heinz-Josef Michels, Horst LefFvre.

E

Abb. �: Stiftungsstatuten zum Ehren-

zeichen des Vereins „Bayer. Feuerwehr-

heim e. V.“ – Sammlung Klaedtke.

Abb. 1: Logo der Forschungs- und

Sammlergruppe Feuerwehrgeschichte.

Page 2: Frank Wörner und Bernd Klaedtke Auf den Spuren des „Bayer

längste Geschichte und die Einzigartig-keit eines eigenen Ehrenzeichens bli-cken. Dieses Ehrenzeichen des Vereins„Bayer. Feuerwehrheim“ stellt für denSammler von Feuerwehrauszeichnun-gen eine besonders interessante undbislang wenig erforschte Auszeichnungdar. In der 2010 zum einhundertjähri-gen Bestehen veröffentlichten � hro-nik1 wird auf die Entwicklung des Ver-eins und des Erholungsheims ausführ-lich eingegangen. Nachdem der Vereinein ausreichendes Stammkapital aufge-baut hatte und sich intensiv um den Er-werb einer geeigneten Immobilie be-mühte, kam es durch die Inflation zueinem kompletten Verlust des Vereins-vermögens. 1�2� starteten die Vor-standmitglieder einen Aufruf an diebayerischen Feuerwehrkameraden undinitiierten eine �otterie, um doch nochdas Ziel eines Erholungsheims zu ver-wirklichen. Dieses erfolgreiche �rojektermöglichte ein stattliches Grundkapi-tal, um dem Erwerb eines geeignetenObjekts näher zu treten. Ein solcheskonnte 1�2� mit dem � otel „Zur schö-nen Aussicht“, der ehemaligen Villa� essing, in Bayerisch Gmain bei BadReichenhall gefunden und mithilfe vonzwei Darlehen erworben werden. Da-mit diese Darlehen einer zügigen Til-gung zugeführt werden konnten, ent-schloss der Vorstand, eine Umlage mit10 �fennig pro Feuerwehrmann im Jahreinzuführen. Mit dem Einzug dieserUmlage wurden die örtlichen Bezirks-feuerwehrvertreter beauftragt. DieseMaßnahme und weitere �otterien ge-währleisteten sowohl weitere Moder-nisierungsmaßnahmen als auch dieRückzahlung der Darlehen. Auf die his-torische Auszeichnung wird in der� hronik allerdings nicht eingegangen.�eider haben sich die entsprechendenAkten zu dem Ehrenzeichen nicht er-halten, was dazu führt, dass die Ge-schichte des Ehrenzeichens lediglichüber Sekundär�uellen erschlossen wer-

den kann. Neben den hier abgedruck-ten Stiftungsbestimmungen (Abb. 3)konnten mehrere Urkunden und Me-daillen sowie die Ausführungen vonWerner Bergmann2 zu Rate gezogenwerden. In den Stiftungsbestimmungen vom � . Oktober 1�30 wird die Medaille un-ter �unkt 2 eBakt beschrieben� Die Auszeichnung besteht aus einer

Medaille in Silber, die am weiD-blau-

weiDen, schwarz gerändeten Band ge-

tragen wird. Auf der Vorderseite der-

selben ist die � rägung des Heims mit

der Aufschrift „Bayer. Feuerwehrheim“

der Jahreszahl 192� und die Worte

„Jetzt erst recht“. (Mit diesen markan-

ten Worten wurde in der ersten Sitzung

192� , nachdem durch die �nflation das

ganze Vermögen des Vereins verloren

war, durch die Vorstandmitglieder der

Wiederbeginn neuer Werbungsarbeit

für die �nteressen unseres Vereins ein-

mütig beschlossen und das gegenseiti-

ge Gelöbnis abgegeben:

„Jetzt erst recht� “

Mit alter Treue und hingebender Liebe

zu arbeiten an der Verwirklichung der

�dee: „Errichtung eines Heims“).

Auf der Rückseite der Medaille ist das

Feuerwehr-Emblem, „umgeben mit ei-

nem Loorbeerkranz“ und die Worte

„Für Verdienst“ und „Alle für Einen� “

Dennoch gibt es Ordensschnallen, andenen sowohl die Medaillen an einemanderen Band als auch mit der Revers-Seite als Avers-Seite an der Schnallemontiert sind (Abb. � ). Die Gründe da-für sind leider nicht abschließend zuklären. Sicherlich haben beide Umstän-de – Medaillenseite und Band – ihre Ur-sache in der Zuordnung der Medaillezum Feuerwehrwesen.Die vorliegenden, zeitgenössischenMedaillen haben einen Durchmesservon 33 mm, sind aus Silber geprägtund weisen neben der angelöteten I sedie Feingehaltspunze „��0“ auf (Abb.�a-c). Auf der Rückseite ist die � erstel-lerfirma �. � hr. �auer in Nürnberg ent-halten.In vorliegenden und anderen uns be-kannten Besitzurkunden (Abb. � ) zumEhrenzeichen wurden die Namen derBeliehen handschriftlich eingetragenund – wie in den Statuten beschrieben– vom 1. Vorsitzenden, 1. Schatzmeis-ter und 1. Schriftführer unterzeichnet.Bislang ist nur ein Modell der Besitzur-kunden bekannt. J ber die Anzahl derVerleihungen zwischen Oktober 1�30und der Einstellung der Verleihungenkönnen keine genauen Angaben ge-macht werden. Auch ist das Datum derEinstellung der Verleihung nicht be-kannt. Sicher ist, dass spätestens mit

Orden und Ehrenzeichen 19. Jg., Nr. 107 (Februar 2017) -

Abb. � : GroDe Ordensschnalle mit dem Ehrenzeichen des „Bayer. Feuerwehrerho-

lungsheims“ am statutengemäDen Band – v. l. n. r.: König Ludwig Kreuz, Feuer-

wehr-Verdienstkreuz, Feuerwehr-Ehrenzeichen für � 0 Jahre, Feuerwehr-Ehren-

kreuz des LFV, Feuerwehr-Ehrenkreuz des LFV m. Bekrönung, Ehrenzeichen des

„Bayer. Feuerwehrerholungsheims“ – Slg. Klaedtke.

& (

Abb. � a–c: Original-Medaille, Vs�Rs,

und Medaillenrand mit Feingehalts-

punze „990“ – Slg. Reinholz.

Page 3: Frank Wörner und Bernd Klaedtke Auf den Spuren des „Bayer

der Einführung des Reichsfeuerwehr-Ehrenzeichens auch die Verleihung desEhrenzeichens des Vereins „Bayer. Feu-erwehrheim“ eingestellt wurde. Unterden Feuerwehrhistorikern wird aller-dings die These vertreten, dass die Ver-leihungen bereits 1�3� eingestellt wer-den mussten. Durch die Verfügung desReichs- und �reuß. Innenministers vom�. Februar 1�3� wurde der DeutscheFeuerwehrverband gezwungen, dieVerleihung der Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuze einzustellen. Spätere Ver-leihungen sind eher unwahrscheinlich.Somit kann von einem Verleihungszeit-raum von rund vier Jahren ausgegan-gen werden.200� startete die Firma Göde eine Seriehistorischer Feuerwehrehrenzeichen alsSammleranfertigung und vertrieb dieseentsprechend. Die Medaille ist beidsei-tig geprägt und zeigt auf der Rückseitedie beiden Erkennungspunzen der Gö-de-Repliken. Darunter befindet sichauch die Medaille des Vereins „Bayer.Feuerwehrheim e. V.“ (Abb. �a�b). In Erinnerung dieser historischen Aus-zeichnung und als Zeichen des Dankesfür engagierte Förderer und Freundedes Gästehauses � Restaurants St. Flo-rian in Bayerisch Gmain stiftete der Ver-ein des Bayerisches Feuerwehrerho-lungsheims 2011 eine Medaille für be-sondere Verdienste. Das heutige Ehren-zeichen zeigt wieder das ursprünglicheMotiv und wird ohne Band in einemkleinen Etui übergeben (Abb. �a�b).Bislang erhielten lediglich sieben �er-sonen diese Auszeichnung.J ber weitere Erkenntnisse zu dem Eh-renzeichen würden sich die beiden Au-toren sehr freuen und hoffen auf dieUnterstützung der �eser.In diesem Jahr findet Ende März das1� . Treffen der „Forscher- und Samm-lergruppe Feuerwehrgeschichte“ in� oburg statt. Es wird von unserem Re-gionalgruppenleiter der Regionalgrup-pe � öln-Bonn, Bernd � laedtke, organi-siert. Schwerpunktmäßig befassen sichdie Teilnehmer mit der Geschichte desthüringischen Feuerlöschwesens undden Auszeichnungen des Thüringi-schen Feuerwehrverbandes. Nebenden Vorträgen der einzelnen Teilneh-

mer wird � artmut Stöpel, ein kompe-tenter � enner der thüringischen Feuer-wehrgeschichte und ihrer Auszeich-nungen, ein mit Spannung erwartetesFachreferat halten. Ebenso wird Wer-ner Bergmann über neue Erkenntnissein der Erforschung der bayerischenFeuerwehrauszeichnungen berichten.Interessierte zu diesem Forschungsbe-

reich können sich an Frank Wörneroder Bernd � laedtke wenden.

Anmerkungen:1 Festschrift „100 Jahre Verein BayerischesFeuerwehrerholungsheim e. V.“, � hronik1�10–2010, Bayerisch Gmain 200� .

2 Werner Bergmann� Die Bayerischen Feu-erwehrauszeichnungen. Selbstverlag,� irchenlamnitz 1��� .

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