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30 Logbuch _Parker 750 Cabin Cruiser marina.ch_April_2016 Gefällige Schwestern Parker war bisher vor allem bekannt für Schlauchboote. Seit einiger Zeit baut die polnische Werft auch GFK-Boote – und zwar mit Erfolg. In die Schweiz importiert werden sie von der Hochmuth Bootsbau AG. «marina.ch» testete die «Parker 750 Cabin Cruiser» und die «750 Day Cruiser». Lori Schüpbach Die Idee ist nicht neu, und wird auch von den grossen Serienwerften gerne angewendet: den gleichen Rumpf mit verschiedenen Aufbauten nutzen. Die Kundschaft hat so mehr Auswahl, die Werft profitiert von einfacheren Arbeitsabläufen und spart insbe- sondere bei den Entwicklungskosten. Die polnische Werft Parker Poland Sp belegt einen grossen Teil ihrer Fertigungskapazität mit Auftragsarbeiten für andere, bekanntere Marken. Neben Jeanneau und Bénéteau lassen auch Windy und Draco einzelne Teile oder ganze Rümpfe bei der Werft in Czosnów, nordwestlich von Warschau, produzieren. Daneben bleibt aber in der modernen Produktionshalle genügend Zeit, um auch eigene Boote von 6 bis 8 m zu bauen. Aktuell sind sechs verschiedene Modelle im Angebot, fast alle mit zwei oder drei Ausbau- Varianten. Motorisiert werden die Boote jeweils mit passenden Aussenbordmotoren. Ausnahme: Das Modell Parker 800 Weekend kann mit einem Diesel- oder Benzin-Innenborder ausgestattet werden. Beim Test standen die beiden Varianten der Parker 750 zur Verfügung: die 750 Cabin Cruiser und die 750 Day Cruiser. Letztere war vor einem Jahr übrigens als Kandidatin für die Auszeichnung zur European Yacht of the Year nominiert worden. Die beiden Boote mit dem identischen Rumpf (7,45 x 2,50 m) waren auch genau gleich motorisiert. Der Verado F250 XL von Mercury erwies sich als passende, sportliche Motorisierung – zugelassen wären beide Boote für einen Aussenborder mit maximal 300 PS. Die klare V-Form des Rumpfes mit ausgeprägten Kimmkanten sorgt für ein sanftes Eintauchen in die Wellen und für eine angenehme Spurtreue. Auch bei extremen Manövern oder engen Kurven rutscht die Parker 750 nicht weg und der Fahrer spürt jederzeit, was das Boot macht. Die Steuerung mit einem Sport- lenkrad überzeugt in jeder Situation durch Exaktheit und Leichtgängigkeit. Schon bei etwas mehr als 20 km/h erreicht das Boot die Gleitfahrt und lässt sich dann kontrolliert bis zur Spitzengeschwindig- keit von über 65 km/h beschleunigen. Da heisst es allerdings: Festhalten! Die auftretenden Fliehkräfte auf dem doch relativ schmalen Boot sind nämlich nicht zu unterschätzen. Geräumige 750 CC Die Cabin-Cruiser-Version der Parker 750 bietet auf dem zur Verfügung stehenden Platz erstaunlich viel Boot. Das Pilothouse dient gleichzeitig als Salon und kann entsprechend variabel genutzt werden. Fix positioniert ist nur der bequeme Schalensitz des Steuermannes auf der Steuerbordseite. Von hier aus geniesst er durch die grossen Windschutzscheiben eine gute Übersicht, dank den beiden Seitenfenstern sowie der Dachluke spürt er auf Wunsch trotzdem auch den Fahrtwind. Direkt hinter dem Sitz des Steuermannes befindet sich eine Längsbank für zwei Personen und – eine

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Logbuch _Parker 750 Cabin Cruiser

marina.ch_April_2016

Gefällige SchwesternParker war bisher vor allem bekannt für Schlauchboote. Seit einiger Zeit baut die polnische Werft

auch GFK-Boote – und zwar mit Erfolg. In die Schweiz importiert werden sie von der Hochmuth

Bootsbau AG. «marina.ch» testete die «Parker 750 Cabin Cruiser» und die «750 Day Cruiser».

Lori Schüpbach

Die Idee ist nicht neu, und wird auch von den grossen Serienwerften gerne angewendet: den gleichen Rumpf mit verschiedenen Aufbauten nutzen. Die Kundschaft hat so mehr Auswahl, die Werft profitiert von einfacheren Arbeitsabläufen und spart insbe-sondere bei den Entwicklungskosten. Die polnische Werft Parker Poland Sp belegt einen grossen Teil ihrer Fertigungskapazität mit Auftragsarbeiten für andere, bekanntere Marken. Neben Jeanneau und Bénéteau lassen auch Windy und Draco einzelne Teile oder ganze Rümpfe bei der Werft in Czosnów, nordwestlich von Warschau, produzieren. Daneben bleibt aber in der modernen Produktionshalle genügend Zeit, um auch eigene Boote von 6 bis 8 m

zu bauen. Aktuell sind sechs verschiedene Modelle im Angebot, fast alle mit zwei oder drei Ausbau- Varianten. Motorisiert werden die Boote jeweils mit passenden Aussenbordmotoren. Ausnahme: Das Modell Parker 800 Weekend kann mit einem Diesel- oder Benzin-Innenborder ausgestattet werden.Beim Test standen die beiden Varianten der Parker 750 zur Verfügung: die 750 Cabin Cruiser und die 750 Day Cruiser. Letztere war vor einem Jahr übrigens als Kandidatin für die Auszeichnung zur European Yacht of the Year nominiert worden. Die beiden Boote mit dem identischen Rumpf (7,45 x 2,50 m) waren auch genau gleich motorisiert. Der Verado F250 XL von Mercury erwies sich als passende, sportliche Motorisierung – zugelassen wären beide Boote für einen Aussenborder mit maximal 300 PS.

Die klare V-Form des Rumpfes mit ausgeprägten Kimmkanten sorgt für ein sanftes Eintauchen in die Wellen und für eine angenehme Spurtreue. Auch bei extremen Manövern oder engen Kurven rutscht die Parker 750 nicht weg und der Fahrer spürt jederzeit, was das Boot macht. Die Steuerung mit einem Sport-lenkrad überzeugt in jeder Situation durch Exaktheit und Leichtgängigkeit. Schon bei etwas mehr als 20 km/h erreicht das Boot die Gleitfahrt und lässt sich dann kontrolliert bis zur Spitzengeschwindig-keit von über 65 km/h beschleunigen. Da heisst es allerdings: Festhalten! Die auftretenden Fliehkräfte auf dem doch relativ schmalen Boot sind nämlich nicht zu unterschätzen.

Geräumige 750 CCDie Cabin-Cruiser-Version der Parker 750 bietet auf dem zur Verfügung stehenden Platz erstaunlich viel Boot. Das Pilothouse dient gleichzeitig als Salon und kann entsprechend variabel genutzt werden. Fix positioniert ist nur der bequeme Schalensitz des Steuermannes auf der Steuerbordseite. Von hier aus geniesst er durch die grossen Windschutzscheiben eine gute Übersicht, dank den beiden Seitenfenstern sowie der Dachluke spürt er auf Wunsch trotzdem auch den Fahrtwind.Direkt hinter dem Sitz des Steuermannes befindet sich eine Längsbank für zwei Personen und – eine

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pfiffige Lösung – darunter versteckt die Pantry mit einem Kocher, einer Spüle und etwas Stauraum. Der einzige Nachteil: Beim Kaffee-Kochen steht diese Bank nicht zur Verfügung. Dafür die Dinette vis- à-vis, die auf drei verschiedene Arten genutzt werden kann: Als Tisch mit zwei gegenüberliegenden Bänken für insgesamt maximal vier Personen. Durch Umklappen der Rückenlehne wird die vordere Bank in Fahrtrichtung zur Beifahrersitzbank. Und schliesslich kann bei abgesenktem Tisch das ganze in eine Koje umgewandelt werden. Allerdings ist diese mit 1,55 x 0,95 m nur für Kinder ausreichend gross. Wesentlich grösser und bequemer (2,04 x 1,60 m) ist die Doppelkoje in der Bugkabine. Sie verfügt zudem über eine angenehme Sitzhöhe – etwas dürftig sind dagegen die Lichtverhältnisse und auch eine Quer-lüftung ist nicht vorgesehen. Die Platzverhältnisse sind auch hier maximal ausgereizt: Um die Türe zum kleinen Toilettenraum mit WC und Spüle öffnen zu können, muss ein Füllkissen der Koje entfernt werden. Zurück im Salon sind noch die Stehhöhe von 1,97 m, der Kühlschrank unter der achterlichen Sitzbank der

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Dinette und die verschiedenen 12-Volt-Steckdosen, die für Handy-Ladegeräte und Ähnliches zur Ver-fügung stehen, zu erwähnen.Eine dreigeteilte Schiebetüre führt aufs Achter deck hinaus, wo zwei klappbare, beidseits sauber im Schanzkleid verstaute Bänke und ein ebenfalls klapp-barer Tisch zum verweilen einladen. Dahinter fehlt natürlich bei einer Aussenborder- Motorisierung die grosse Badeplattform, aber der Zugang zum Heck und zum Wasser ist trotzdem auf beiden Seiten des Motors gegeben. Positiv ist auch die serienmässig zur Verfügung stehende Heckdusche.Fazit: Die Parker 750 Cabin Cruiser bietet auf dem zur Verfügung stehenden Platz viele gute Ideen und Lösungen. Ihr Schwesterschiff, die 750 Day Cruiser kann vor allem dann als Alternative punkten, wenn im Sommer das Open-Air-Feeling auf dem Wasser besser zur Geltung kommen soll.

Punkt für Punkt

Fahreigenschaften

Motorisierung

Parker 750 Day Cruiser

Die Parker 750 liegt gut im Wasser und fährt sauber den gewünschten Kurs. Die Steuerung mit einem Sportlenkrad über-zeugt durch Exaktheit und Leichtgängig-keit. Im Hafen zieht das Boot in beiden Varianten einen angemessenen Wende-kreis – der Steuermann auf der 750 Cabin Cruiser geniesst den etwas besseren Überblick. Dafür riskiert er bei zu schneller Rückwärtsfahrt nasse Füsse.

Auch wenn die Werft eigentlich 300 PS zulässt – ausgestattet mit dem Mercury Verado F250 XL sind sowohl die Parker 750 CC als auch die 750 DC gut unter-wegs. Letztere ist etwas leichter und profitiert darum von einem noch besseren Gewicht-Leistungs-Verhältnis. Wichtig ist die sorgfältige Abstimmung des Propellers: Bei der 750 DC drehte der Motor beim Test mehr als 500 Touren zuwenig.

Die 750 Day Cruiser ist ein ideales, un-kompliziertes Boot für Eigner, die nicht den Anspruch haben, das ganze Jahr auf dem See sein zu wollen. Die Bugkabine ist etwas kleiner, die Platzverhältnisse im Cockpit sind dafür umso grosszügiger. Das Schwestermodell der 750 CC erlaubt eine sportlichere Fahrweise und bietet vor allem mehr Platz an der Sonne. Preislich sind die beiden Boote fast gleich.

1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 50000

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70Gleitgrenze 2600 U/min Nenndrehzahl 5800 U/min*

km/h

Leerlauf: 600 U/min, Höchstgeschwindigkeit: 66,6 km/h bei 5000 U/min. Gemessen auf dem Vierwalsdtättersee, mit GPS, 2 Personen an Bord, kein Wind, keine Wellen.

U/min

Geschwindigkeitsmessung mit Parker 750 CC

Werft Parker Poland Sp. (POL)Länge 7,45 mBreite 2,50 mGewicht (ohne Motor) 1860 kgWassertank 40 lTreibstoff 230 lCE-Kategorie C / 7 PersonenMotorisierung Aussenborder, max. 300 PSTestboot Mercury Verado F250 XLBasispreis ab EUR 36 840.– inkl. MwSt. ab Werft, ohne MotorTestboot EUR 74 090.– inkl. MwSt.

_Hochmuth Bootsbau AG, 6362 Stansstad _Tel. 041 619 18 88, www.hochmuth.ch

*Propellerabstimmung beim Testboot noch nicht korrekt.

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