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D GELD WÄHRUNGSSTREIT Die Trump-Administration knöpft sich Deutschland vor Von Daniel Eckert | Stand: 17:56 Uhr | Lesedauer: 5 Minuten Der US-Präsident hat einen neuen Gegner ausgemacht: Deutschland. Der zu schwache Euro sei eine „implizite Deutsche Mark“, mit der sich Europas größte Volkswirtschaft unfaire Vorteile verschaffe, so Trumps Handelsrat. ie Trump-Administration greift die deutsche Wirtschaft zum ersten Mal frontal an. Europas größte Volkswirtschaft nutze einen „bei Weitem unterbewerteten“ Euro, um sich auf Kosten der USA und seiner EU-Partner zu bereichern, kritisierte Trumps Chefberater Peter Navarro jetzt in einem Interview mit der „Financial Times“. Quelle: Infografik Die Welt Navarro, der Trumps neu geschaffenen Nationalen Handelsrat leitet, sagte, der Euro sei wie eine „implizite Deutsche Mark“, deren niedrige Bewertung Deutschland Donald Trump: US-Präsident nimmt Euro ins Vis... https://www.welt.de/finanzen/article161687776/... 1 von 6 31.01.2017 21:13

GELD WÄHRUNGSSTREIT Die Trump-Administration · PDF filebereichern, kritisierte Trumps Chefberater Peter Navarro jetzt in einem Interview mit der „Financial Times“. Quelle: Infografik

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Page 1: GELD WÄHRUNGSSTREIT Die Trump-Administration · PDF filebereichern, kritisierte Trumps Chefberater Peter Navarro jetzt in einem Interview mit der „Financial Times“. Quelle: Infografik

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GELD WÄHRUNGSSTREIT

Die Trump-Administration knöpft sichDeutschland vorVon Daniel Eckert | Stand: 17:56 Uhr | Lesedauer: 5 Minuten

Der US-Präsident hat einen neuen Gegner ausgemacht: Deutschland. Der zu

schwache Euro sei eine „implizite Deutsche Mark“, mit der sich Europas größte

Volkswirtschaft unfaire Vorteile verschaffe, so Trumps Handelsrat.

ie Trump-Administration greift die deutsche Wirtschaft zum ersten Mal

frontal an. Europas größte Volkswirtschaft nutze einen „bei Weitem

unterbewerteten“ Euro, um sich auf Kosten der USA und seiner EU-Partner zu

bereichern, kritisierte Trumps Chefberater Peter Navarro jetzt in einem Interview

mit der „Financial Times“.

Quelle: Infografik Die Welt

Navarro, der Trumps neu geschaffenen Nationalen Handelsrat leitet, sagte, der Euro

sei wie eine „implizite Deutsche Mark“, deren niedrige Bewertung Deutschland

Donald Trump: US-Präsident nimmt Euro ins Vis... https://www.welt.de/finanzen/article161687776/...

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einen Vorteil gegenüber seinen Partnern verschaffe.

Derart direkte Vorwürfe an die Adresse Berlin hat es aus Washington bisher nicht

gegeben. Neu ist auch die Einmischung in innereuropäische Währungsfragen, und

das in einer Zeit, in der die Euro-Zone mit den Wahlen in den Niederlanden und

Frankreich vor einer neuen politischen Zerreißprobe stehen könnte.

Trump beklagt zu teuren Dollar

Der Euro reagierte sofort auf die Äußerung des Trump-Vertrauten und wertete auf

rund 1,08 Dollar auf. Damit bewegte sich der Kurs in der Nähe eines Zwei-Monats-

Hochs. Nach Einschätzung von Beobachtern rückt nach der Migrations- und

Zollpolitik nun die Wechselkurspolitik in den Fokus der neuen US-Regierung.

Navarro machte Deutschland und seine Außenhandelsüberschüsse auch dafür

verantwortlich, dass ein Handelsabkommen zwischen der EU und den Vereinigten

Staaten unmöglich sei.

Quelle: Infografik Die Welt

Die Äußerungen zielen auf eine Destabilisierung Europas“, sagt Carsten Brzeski,

Chefvolkswirt der ING DiBa. Trump habe klargemacht, dass es ihm bei

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Wirtschaftspolitik ums Geschäftemachen gehe. „Dabei ist Deutschland Konkurrenz,

die man schwächen muss.“

Trump und seine Entourage haben im Januar bereits mehrfach betont, der Dollar sei

gegenüber anderen Währungen zu teuer. Bisher wurde aber die Bundesrepublik

nicht namentlich als Währungsmanipulator ins Visier genommen.

Streit erreicht neue Dimension

Ökonomen haben wenig Zweifel daran, dass der Euro an den Devisenmärkten

unterbewertet ist. Ein wesentlicher Grund ist dafür der Niedrigzins der

Europäischen Zentralbank (EZB). Die Deutsche Bundesbank kam in einer

Untersuchung zuletzt zum Ergebnis, dass allein die umstrittenen Anleihenkäufe der

EZB den Euro seit 2014 zum Dollar um 6,5 Prozent geschwächt haben.

Quelle: Infografik Die Welt

Je nach Bewertungsmaßstab ist die europäische Währung zwischen neun und 25

Prozent zu billig. Der Greenback wird hingegen als weithin überbewertet angesehen.

In einem Interview hatte Donald Trump vor zwei Wochen den „starken Dollar“ als

etwas gebrandmarkt, das die US-Wirtschaft „tötet“. Allerdings fielen die

Äußerungen im Zusammenhang mit China. Auch mehrere Minister der neuen

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Administration beklagten, dass jetzige Kursniveau sei schädlich.

Trump löste Verteuerung des Dollar selber aus

Experten sehen stürmische Zeiten für die Devisenmärkte voraus. „Für die jüngste

Dollar-Schwäche gibt es eine zentrale Figur: Trump“, schreiben die Analysten der

einflussreichen Großbank HSBC in einer Einschätzung. Doch nicht nur Trumps

Tweets und Interviews bewegen die Kurse, sondern auch das, was Trump zu seinem

politischen und wirtschaftlichen Programm sagt – oder nicht sagt.

Mit Navarros Äußerungen hat der Streit eine neue Dimension erreicht. Der Trump-

Berater gilt als ökonomischer Hardliner, der in Handelsfragen den Konflikt sucht.

Die Kritik geht über den Wechselkurs hinaus und zielte direkt auf die Europäische

Union: „Das strukturelle Ungleichgewicht Deutschlands mit dem Rest der EU und

mit den USA unterstreicht die wirtschaftliche Heterogenität innerhalb der EU“,

sagte Navarro der „Financial Times“.

Ein Hintergrund dürften allerdings die Bedenken der Trump-Regierung sein, 25

Millionen neue Jobs zu schaffen und die vier Prozent Wirtschaftswachstum zu

erzielen, wenn der starke Dollar zugleich Amerikas Wettbewerbsfähigkeit

beeinträchtigt. „Die amerikanische Kritik an Deutschland ist nicht neu“, sagt

Brzeski. Es sei allerdings zu befürchten, dass es unter Trump nicht nur bei Worten

bleibt.

Aktuell notiert der Dollar auf historisch hohem Niveau. In den vergangenen fünf

Jahren hat er zu fast allen großen Währungen massiv aufgewertet, nicht zuletzt weil

die US-Konjunktur relativ robust war. Zum Yen beträgt das Plus fast 50 Prozent.

Zum Euro verteuerte sich der Dollar um 21 Prozent.

Die Ironie ist, dass Donald Trump die jüngste Verteuerung des Greenback

maßgeblich selber ausgelöst hat. Nach der Wahl des Immobilientycoons und

Fernsehunterhalters zum mächtigsten Mann der Welt startete zunächst eine Dollar-

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Rallye.

Investoren hofften auf ein groß angelegtes Infrastrukturprogramm und

Steuererleichterungen, die Geldanlegen in den USA attraktiver machen. Zudem

lockte die Aussicht auf höhere Zinsen. Zwischen dem Wahltag 8. November und

Ende 2016 zog die US-Devise von bereits hohem Niveau weiter kräftig an. Binnen

sieben Wochen ging es um insgesamt fünf Prozent nach oben.

USA mit chronischem Leistungsbilanzdefizit

Kurz vor Jahreswechsel mussten für einen Euro teilweise nur 1,04 Dollar bezahlt

werden. So billig war die europäische Währung seit Januar 2003 nicht mehr. Auch zu

anderen Devisen markierte der Greenback Ende Dezember, Anfang Januar

Hochstände, wie sich am Dollar-Index ablesen lässt, der die Wertentwicklung zu den

Währungen der wichtigsten US-Handelspartner zusammenfasst.

Quelle: Infografik Die Welt

Deutschlands Rekordüberschuss im Handel mit dem Ausland ist nicht nur der

Trump-Regierung ein Dorn im Auge. Im Jahr 2016 hat die Bundesrepublik

vermutlich 310 Milliarden Dollar mehr Waren und Dienstleistungen aus- als

eingeführt. Auf amerikanischer Seite stand dem ein Defizit von vermutlich 470

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Milliarden Dollar gegenüber. Allerdings ist die amerikanische Leistungsbilanz

chronisch defizitär, und das nicht erst seit Einführung des Euro 1999.

Als Grund für das Loch in der US-Leistungsbilanz nennen deutsche Ökonomen

nicht in erster Linie verzerrte Wechselkurse, sondern die starke Konsumneigung in

den USA und die Bereitschaft, Ausgaben auch auf Pump zu tätigen. Tatsächlich hat

sich die Verschuldung des amerikanischen Staates allein in den vergangenen acht

Jahren um fast zehn Billionen Dollar erhöht.

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