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Gemeinschaft Sant‘Egidio Jahresbericht 2015 Schönthalstr. 6 – D-97070 Würzburg Tel.: 0931/32294-0 Fax: 0931/32294-39 Mail: [email protected] Website: www.santegidio.de

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Gemeinschaft Sant‘Egidio

Jahresbericht 2015

Schönthalstr. 6 – D-97070 Würzburg

Tel.: 0931/32294-0 Fax: 0931/32294-39 Mail: [email protected]

Website: www.santegidio.de

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Jahresbericht 2015 | 2

Jahresbericht 2015

Die Gemeinschaft Sant‘Egidio

Die Gemeinschaft Sant’Egidio wurde 1968 in Rom gegründet. Die Freundschaft mit den

Armen ist ein prägendes Element im Leben der Gemeinschaft: Sie setzt sich ein für

Obdachlose, alte Menschen, Behinderte, Ausländer und Flüchtlinge und viele andere, die am

Rand der Gesellschaft stehen. Alle sozialen Dienste sind kostenlos, Ihre Mitarbeiter sind

ehrenamtlich tätig. Gemeinschaften von Sant’Egidio gibt es in den meisten europäischen

Ländern wie auch in Afrika, Amerika und Asien. Sant’Egidio umfasst derzeit etwa 60.000

Mitglieder in über 70 Ländern.

Seit 1981 gibt es Gemeinschaften von Sant’Egidio auch in Deutschland. Sant’Egidio ist ein

von der katholischen Kirche anerkannter „Öffentlicher Verein von Gläubigen“. In

Deutschland ist der Verein „Gemeinschaft Sant’Egidio e.V.“ Träger der sozialen Aktivitäten;

er hat seinen Sitz in Würzburg, wo sich auch das deutsche Zentrum von Sant’Egidio befindet.

Gemeinschaften von Sant’Egidio gibt es auch in München, Berlin und anderen Städten.

Der Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. wurde das Spendensiegel des DZI zuerkannt, sie ist

Mitglied mehrerer regionaler und überregionaler Netzwerke, z.B. VENRO (Verband

Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen e.V.).

Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. engagierte sich im Jahr 2015 für alte Menschen, die zu Hause

oder in Senioren- und Pflegeheimen leben, für Obdachlose, für Kinder aus sozialen

Brennpunkten, Menschen mit einer geistigen Behinderung, und für Flüchtlinge und

Ausländer. Alle Mitglieder und Unterstützer von Sant’Egidio engagieren sich in den

verschiedenen sozialen Diensten grundsätzlich ehrenamtlich und kostenlos.

Die kirchlichen, sozialen und kulturellen Aktivitäten der Gemein-

schaft Sant’Egidio in Deutschland

Die „Schulen des Friedens“

Im Jahr 2015 setzten die Gemeinschaften Sant’Egidio in Berlin, Würzburg und

Mönchengladbach ihr Engagement für deutsche und ausländische Kinder und Jugendliche

aus sozialen Brennpunkten fort. Die Kinder bekommen dort schulische Unterstützung und

lernen in vielen Aktivitäten, freundschaftlich und friedlich mit anderen zusammen zu sein

und Schwächeren zu helfen. Ausländische Kinder werden beim Erlernen der deutschen

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Jahresbericht 2015 | 3

Sprache und durch weitere Maßnahmen zur Integration unterstützt. Bei verschiedenen

Projekten wird Wert auf die Übernahme von Verantwortung für andere, Lösung von

Konflikten ohne Gewalt und Offenheit für die Begegnung mit anderen Kulturen und

Religionen gelegt. Die Förderung der Kinder geschieht in regelmäßiger Zusammenarbeit mit

ihren Eltern und ihren Schulen.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der „Schulen des Friedens“ holen an einem Nachmittag pro

Woche bis zu zwanzig Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren ab. In den Schulferien sind die

„Schulen des Friedens“ geschlossen. Die Mitarbeiter der „Schulen des Friedens“, meistens

ältere Schüler und Studenten, führen ehrenamtlich mit den Kindern Projekte durch und

halfen ihnen bei den Hausaufgaben und speziellen schulischen Problemen.

In Würzburg besteht eine Kooperation mit einem städtischen Gymnasium: Im Rahmen eines

Sozialpraktikums können Schüler an mehreren Nachmittagen die Kinder und ihr Umfeld

kennenlernen und sich an den Aktivitäten beteiligen.

Die meisten Kinder stammen aus Familien mit Migrationshintergrund und geflüchteten

Familien. Die Probleme, die durch die Mischung verschiedener sozialer und kulturelle

Hintergründe auftreten und teilweise von Intoleranz und Vorurteilen geprägt sind, zeigen,

wie wichtig es ist, den Kindern zu helfen, miteinander zu leben, Freundschaften zu schließen

und die Kultur der anderen zu respektieren. Bewusst entschieden die Mitarbeiter der

„Schule des Friedens“, Kinder verschiedener Schultypen einzuladen, die sich sonst

wahrscheinlich nie kennen lernen würden. So kommen Kinder aus Schulen zur

Lernförderung, aus Grund- und Realschulen. Kinder, die auf das Gymnasium wollen, werden

ebenso unterstützt wie Kinder mit großen schulischen Schwierigkeiten.

Ein typischer Nachmittag in einer Schule des Friedens beginnt damit, dass die Jugendlichen

und Leiter den Nachmittag besprechen und den Raum sowie das Essen vorbereiten. Danach

werden die Kinder von zu Hause oder vom Schülerhort abgeholt. In der Schule des Friedens

angekommen erhalten die Kinder in einem Stuhlkreis eine gesunde Kleinigkeit zu essen, es

werden die Geburtstage gefeiert und Neuigkeiten ausgetauscht. Die Kinder lernen einander

zuzuhören und wie schön es ist, wenn viele verschiedene Kinder zusammen singen, spielen,

tanzen, sich gegenseitig die Ergebnisse von Arbeiten und Projekten vorstellen oder feiern.

Anschließend werden die Kinder in verschiedene Gruppen nach Altersstufe (Vorschule,

1./2.Klasse und 3./4./5. Klasse) aufgeteilt. In diesen Gruppen werden zuerst die

Hausaufgaben gemacht und anschließend individuelle Arbeitsblätter, jeweils auf die

schulischen Schwierigkeiten ausgerichtet, bearbeitet. Nach der Arbeitszeit ist stets Zeit zu

spielen oder an Projekten zu arbeiten. Den Abschluss der Schule des Friedens bildet eine

kurze Verabschiedungsrunde. Danach werden die Kinder nach Hause zu den Eltern begleitet.

Dies ist ein wichtiger Moment, um mit den Eltern zu sprechen und die Eltern in ihrer

Erziehungsaufgabe zu unterstützen.

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Jahresbericht 2015 | 4

Besondere Höhepunkte in 2015 waren:

In Berlin wurde eine neue Schule des Friedens in einer Flüchtlingsunterkunft

gegründet. Bei gemeinsamen Festen und Ausflügen wurden die Kinder der neuen

Schule des Friedens mit Berliner Jugendlichen und Kindern mit

Migrationshintergrund aus der seit 9 Jahren bestehenden Schule des Friedens in

Neukölln zusammengeführt. Es entstanden neue Freundschaften und ein reger

Austausch der Kinder mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen.

Am Freitag vor dem Rosenmontag feierte die Schule des Friedens in Würzburg ein

Faschingsfest, bei welchem die Kinder in schönen Kostümen kamen und den Kindern,

die keine Verkleidung hatten, aus der Kostümsammlung der Schule des Friedens

Kostüme angeboten wurden. Auf diese Weise wurde ein wahrhaft bunter Nachmittag

verlebt, bei dem auch viele Freunde und Familienmitglieder der Kinder anwesend

waren.

Fast alle Kinder der Schulen des Friedens in Berlin, Würzburg und Mönchengladbach

nahmen an den mehrtägigen Sommerlagern teil. Im Mittelpunkt dieser

Ferienfreizeiten standen das persönliche Wohlergehen der Kinder, Körperpflege und

gute Ernährung, aber natürlich auch Ausflüge in den Zoo, in Museen und eine

Schatzsuche. In Berlin wurde ein gemeinsames integratives Sommerlager der Kinder

der Schule des Friedens aus Neukölln und der Kinder der Schule des Friedens aus der

Flüchtlingsunterkunft durchgeführt. Für die Teilnahme der Kinder werden

Unkostenbeiträge erhoben (abhängig von der Dauer der Freizeit, der Unterbringung

usw.), allerdings leistet Sant’Egidio regelmäßig einen Eigenanteil, da viele der

Familien die Kosten nicht aufbringen können.

Nach den Herbstferien begannen die Vorbereitungen für die „Weihnachtsmärkte für

Afrika“. Grundschulen in Würzburg, Mönchengladbach und Berlin beteiligten sich mit

Spielzeugspenden und durch aktive Teilnahme am Verkauf oder dem

Bühnenprogramm. Das gespendete Spielzeug wurden an einem Adventswochenende

in der Innenstadt verkauft; mit dem Erlös wurde das AIDS‐Programm DREAM der

Gemeinschaft Sant’Egidio in Afrika unterstützt. Die „Weihnachtsmärkte für Afrika“

sind wichtige Momente für die Kinder, da sie lernen, zusammenzuarbeiten und sich

für andere einzusetzen.

Vor Weihnachten bereiteten die Helfer mit den Kindern Besuche bei alten Menschen

in mehreren Altenheimen vor. Es gab kleine Weihnachtsfeiern mit Spielen und

Geschenken, die die Kinder vorbereitet hatten. Selbstverständlich bekamen die

Kinder auch ein kleines Geschenk.

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Jahresbericht 2015 | 5

Jugend für den Frieden

Europäische Jugendfahrt nach Berlin

Vom 16.-18. Juli fanden sich hunderte Jugendliche aus Westeuropa zu einem internationalen

Treffen der Gemeinschaft Sant’Egidio in Berlin zusammen. Die Tage begannen mit einer

Einführung zu den Konflikten zwischen Ost und West nach dem 2. Weltkrieg bis zur

Wiedervereinigung. Am nächsten Tag besuchten die Jugendlichen unterschiedliche

Sehenswürdigkeiten/Museen in Berlin: Bernauer Straße, Kulturbrauerei, Holocaust-

Memorial und Tränenpalast und lernten so die Geschichte der Stadt noch besser kennen. Am

Nachmittag fand dann der Walk for Peace vom Brandenburger Tor zum Potsdamer Platz als

Zeichen für die Überwindung von Mauern in der Gesellschaft zwischen Ländern und

Kontinenten in den Köpfen statt. Es wurden Zeugnisse verlesen, aber auch gemeinsam Musik

gemacht. Am nächsten Tag fanden am Vormittag und Nachmittag Treffen statt, in welchen

sich die Jugendlichen über ihre Erfahrungen und das Gesehene/Erlebte austauschen

konnten. Neben diesen inhaltlichen Schwerpunkten stand natürlich auch die Begegnung

junger Europäer im Mittelpunkt, die bei den diversen Festen am Abend Freundschaften über

die Grenzen hinweg förderte. Es gab viele Gelegenheiten sich untereinander kennen zu

lernen und so zum Aufbau einer gemeinsamen Kultur in Europa beizutragen.

Ostertreffen

An Ostern finden in den verschiedenen Städten jedes Jahr Treffen für die Jugendlichen statt,

an denen neben den jugendlichen Helfern der Schule des Friedens oder der Altenheime auch

weitere Jugendliche aus der Umgebung teilnehmen. Beispielsweise ging für die Würzburger

Jugendlichen die Reise in diesem Jahr nach München, wo die Jugendlichen das KZ Dachau

besuchten und die anderen Jugendlichen aus München trafen. Neben der Beschäftigung mit

dem Thema „Gewalt“ stand vor allem auch das Kennenlernen und Austauschen der Gruppen

im Vordergrund. Die Berliner Jugendlichen führte die Reise zum Ostertreffen nach Rom.

Gemeinsam mit Jugendlichen aus Italien, der Ukraine, Russland und den Niederlanden

wurde sich mit den Themen „Angst“ und „Gewalt“ in Europa und der Flüchtlingsthematik

auseinandergesetzt. Auch hier war neben den inhaltlichen Schwerpunkten der Austausch

der Gruppen ein wesentlicher Bestandteil des Treffens.

Friedensfest

Am 8. Mai organisierte die „Jugend für den Frieden“ in Würzburg ein Fest zum Jahrestag des

Friedens in Deutschland und Europa. 120 jugendliche Neueuropäer aus über 15 Ländern, die

in den letzten Monaten ohne Eltern und Familie nach Deutschland gekommen waren, Kinder

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Jahresbericht 2015 | 6

der Schule des Friedens und weitere Schülerinnen und Schülern verschiedener Schulen

feierten „70 Jahre Frieden – Frieden ist für alle da!“. Mit den Worten: „Wir Jugendlichen

nehmen heute die Verantwortung für den Frieden auf uns. Es gibt zu wenige, die vom

Frieden träumen“ bekräftigten sie ihren Traum für eine Welt, in der alle Menschen in

Frieden leben. Hierzu sei der erste Schritt, den Frieden in der eigenen Umgebung

aufzubauen: "Es ist schön, dass wir heute viele sind, aus vielen verschiedenen Ländern. Viele

kommen aus Ländern, in denen Kriege herrschen. Wir sagen euch: Ihr seid bei uns

willkommen. Lasst uns Freunde sein. Denn die Freundschaft unter uns ist wie eine Medizin

für die Konflikte, sie heilt Wunden, sie macht die Zukunft erst möglich. Ja, wir glauben daran:

Frieden ist möglich! Die Freundschaft ist die Zukunft! Frieden ist die Zukunft!". Beim Tanzen,

bei Musik und Spielen wurden viele neue Freundschaften geschlossen.

Blumenmeer

Im April 2015 gedachten auf Initiative der Jugend für den Frieden und Sant’Egidio mehrere

hundert Jugendliche in den verschiedenen Städten Deutschlands den vielen

Flüchtlingsschiffen, die wieder im Mittelmehr gesunken waren. Die Jugendlichen setzten ein

Zeichen für Menschlichkeit und Gastfreundschaft. In Innenstädten und Schulen wurden

Blumen für die Opfer der schrecklichen Schiffbrüche auf dem Mittelmeer niedergelegt. Die

Jugendlichen wollten damit zum Ausdruck bringen, dass sie sich für eine Kultur der

Gastfreundschaft und für ein Europa einsetzen, dass nicht untätig bleibt und die von Papst

Franziskus angeprangerte Kultur der Gleichgültigkeit endlich überwindet, die immer wieder

Opfer unter den Ärmsten der Welt fordert.

Essen mit Flüchtlingen

Einmal im Monat finden seit Juni in Würzburg Essen mit jungen unbegleiteten Flüchtlingen

statt. Jugend für den Frieden lädt aus den verschiedenen Unterkünften junge Menschen aus

Afghanistan, Syrien, Eritea ein, gemeinsam zu essen und ein Fest zu feiern, um sich

gegenseitig besser kennen zu lernen. Die Essen sind nicht nur ein Treffen mit den

Flüchtlingen, sondern auch der verschiedenen Gruppen von Jugend für den Frieden, die sich

so über ihre unterschiedlichen Aktivitäten austauschen können.

Songcontest

Am 28. Juli 2015 veranstaltete die „Jugend für den Frieden“ mit den Schulen der Stadt

Würzburg einen Song-Contest für Schulbands in der Posthalle zum Thema: Stop Racism –

Play music! Am Ende wurden drei Gewinner gekürt: bester eigener Text, beste musikalische

Umsetzung und beste Bühnenperformance sowie ein Sonderpreis! Verbunden mit dem

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Song-Contest war die Vorstellung von Projekten und Initiativen von Schülerinnen und

Schülern zum Thema „Nein zu Rassismus – Ja zur Willkommenskultur“.

Freundschaft mit alten Menschen

Der Dienst für alte Menschen

Die meisten Mitglieder der Gemeinschaft Sant’Egidio engagieren sich für alte Menschen zu

Hause oder in Altenheimen. In Besuchen zu Hause und Hilfen im Alltag findet die

freundschaftliche Verbundenheit ihren konkreten Ausdruck: Schwerpunkte dieser

ehrenamtlichen Aktivitäten sind regelmäßige Besuche oder Treffen mit Kaffee und Kuchen,

die Organisation von Hilfsleistungen und Pflege, Hilfestellungen bei der Bewältigung des

Alltags und die Möglichkeit, an Ausflügen und Veranstaltungen teilzunehmen. Die wichtigste

Hilfe ist oft das Gespräch und die Begegnung, vor allem für einsame alte Menschen.

Sant’Egidio versucht vor allem dem Wunsch vieler alter Menschen zu entsprechen, bei

Krankheit und Pflegebedürftigkeit in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben.

Die Gemeinschaften von Sant’Egidio leisten in insgesamt acht Altenheimen und mehreren

Stadtvierteln in München, Berlin, Würzburg, Bremen, Osnabrück und Mönchengladbach

Besuchs- und Hilfsdienste bei alten Menschen.

Neben den persönlichen Besuchen gibt es in allen Altenheimen wöchentliche Kaffeetrinken

mit Unterhaltung, Musik und in unregelmäßigen Abständen Vorträgen zu verschiedenen

Themen. Hauptanliegen ist, den oft isoliert und einsam lebenden alten Menschen eine

freundschaftliche, persönliche Beziehung anzubieten, und sie durch die Gespräche und

Vorträge am gesellschaftlichen Leben besser teilhaben zu lassen. Daneben ermöglichen

ehrenamtliche Helfer den SeniorInnen den sonntäglichen Gottesdienstbesuch, da vielen sehr

am Gottesdienst gelegen ist und der Weg allein oft nicht zu bewältigen ist, oder engagieren

sich als Kommunionhelfer.

Ein weitere Aspekt der Arbeit von Sant’Egidio ist, für alte Menschen, die zu Hause leben und

zunehmend schwächer werden, Hilfen zu organisieren, damit sie in ihrer gewohnten

Umgebung bleiben können und nicht gegen ihren Willen in ein Altenheim umziehen müssen.

Begegnung von jungen Migranten und Flüchtlingen mit alten Menschen

In einigen Städten besucht eine Gruppe junger Ausländer regelmäßig ein Altenheim in ihrer

Umgebung. Dort veranstalten sie regelmäßig ein Kaffeetrinken für die alten Leute. Die

Jugendlichen und jungen Erwachsenen bringen selbst gebackenen Kuchen mit, manchmal

auch Fotos oder einen Film. Im Mittelpunkt steht die persönliche Freundschaft zu einzelnen

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alten Menschen – die Jugendlichen und jungen Erwachsenen versuchen, sie besser kennen

und verstehen zu lernen. Umgekehrt lassen Gespräche über den Alltag der Jüngeren oder

aktuelle Nachrichten die alten Menschen am Leben außerhalb des Pflegeheimes Anteil

haben. Insbesondere sprechen sie über Projekte von Sant’Egidio und Jugend für den Frieden

weltweit. Viele der alten Menschen bekommen nur wenig Besuch. Die regelmäßigen Treffen

sind für sie eine willkommene Abwechslung in der Eintönigkeit des Alltags.

Begegnung von Kindern und Jugendlichen mit alten Menschen

Eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen im Alter von 5-16 Jahren besucht in

verschiedenen Städten einmal im Monat alte Menschen in einem Altenheim in ihrer

Umgebung. Im Mittelpunkt stehen die Begegnung und der Austausch zwischen den

Generationen. Die Kinder und Jugendlichen bereiten auch Musikstücke auf ihren

Instrumenten vor und nebenher gibt es Kaffee und Kuchen. Die Jugendlichen besuchen ihre

alten Freunde auch an wichtigen Feiertagen, an denen die alten Menschen besonders allein

sind – an Ostern, Pfingsten und vor allem an Weihnachten. Dann versammeln sich alle im

Speisessaal, es gibt ein Fest mit Musik und Kaffeetrinken. Die alten Menschen, die aufgrund

ihrer Schwäche nicht mehr aufstehen können, werden auf ihren Zimmern besucht.

Höhepunkte des sozialen Dienstes für alte Menschen im Jahr 2015 waren die

Sommerurlaube und die Weihnachtsfeste:

Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. in Würzburg organisierte einen Sommerurlaub in

einem barrierefreien Bildungshaus in Münsterschwarzach (bei Würzburg) im Mai

2015. Für die SeniorInnen war der Urlaub eine schöne Gelegenheit, mit Freunden

eine unbeschwerte Zeit zu verbringen, in der die körperlichen Beschwerden in den

Hintergrund treten. Insgesamt etwa 70 alte Menschen kamen zusätzlich als

Tagesgäste aus den Altenheimen und Stadtvierteln.

Ein weiterer Sommerurlaub fand in einem Haus in Magnetsried, einem kleinen,

beschaulichen Ort am schönen Starnberger See für einige alte Menschen aus je

einem Altenheim aus München und Innsbruck statt.

Seit vielen Jahren verbringen auch die Freunde aus dem Altenheim in

Mönchengladbach einen Urlaub mit ihren jüngeren Freunden in Puffendorf bei

Baesweiler. In einer schönen Umgebung mit einem großen Park und einem

Kapellchen fördern Spaziergänge und Ausflüge nach Baesweiler und Aachen, schöne

Gespräche, Gesellschaftsspiele, Besuche in Eisdielen, Backen und Grillen die

Freundschaft untereinander. Wie während des Jahres stehen besonders das

gemeinsame Gebet und der Gottesdienst im Mittelpunkt der Freundschaft. Seit

mehreren Jahrzehnten feiert die Gemeinschaft jeden Sonntag ihren Gottesdienst mit

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Jahresbericht 2015 | 9

den älteren Freunden im Altenheim. Eine besondere Freude war der Besuch der

Jugendlichen der Schule des Friedens aus Mönchengladbach, mit denen ein

fröhlicher Nachmittag mit Singen und Spielen verbracht wurde.

Ein Anlass zu besonderen Festen in den Altenheimen ist auch immer der Jahrestag

der Gemeinschaft am 7. Februar. Dieser Tag wird in den Heimen mit schönen Festen

begangen.

Die Karwoche wird seit einigen Jahren von der Gemeinschaft Sant´Egidio besonders

gestaltet. An diesen Veranstaltungen nahmen auch im Jahr 2015 alte Menschen aus

den Heimen und den Stadtvierteln der einzelnen Städte teil. Besonders zu erwähnen

sind hier das Gebet für die Märtyrer, welches in der Karwoche stattfand und die

offenen Gebetsorte, die am Gründonnerstag und Karfreitag zum Gebet geöffnet

waren.

In allen Altenheimen veranstalteten die Mitglieder von Sant’Egidio Weihnachtsfeste

mit einem umfangreichen Programm statt, bei denen jeder Gast ein kleines aber

würdiges Geschenk erhielt. Am 24. Dezember wurden vor allem die besonders

einsamen alten Menschen besucht und beschenkt, die ihre Zimmer nicht mehr

verlassen können, weil sie bettlägerig sind.

Die Feste und Besuche in der Zeit vom 24.-27. Dezember wurden zum Teil unter

Beteiligung rüstiger SeniorInnen durchgeführt, die so die Möglichkeit hatten, selbst

aktiv zu werden und sich für Schwächere einzusetzen.

Hilfen für obdachlose und bedürftige Menschen

Die "Mensa Sant‘Egidio" in Würzburg

Seit nunmehr 17 Jahren ist die "Mensa" der Gemeinschaft Sant'Egidio für viele Menschen in

schwierigen Lebenssituationen zu einem wichtigen und oft Halt gebenden Bezugspunkt im

Leben im Stadtviertel Zellerau geworden. Der persönliche Kontakt der jeweiligen Besucher

zu den Mitarbeitern und die individuellen Hilfen, sind weiterhin kennzeichnend für die

ehrenamtliche und kostenlose Arbeit. Wie in den vergangenen Jahren wendet sich das

Angebot der "Mensa" weiter besonders an ältere Menschen, die auf der Straße bzw. in den

Notunterkünften der Stadt leben und/oder die sich in komplizierten Lebenssituationen

befinden.

Mit Hilfe von Spenden und Patenschaften konnte den Besuchern der "Mensa" auch im Jahr

2015 wieder in einer familiären und freundlichen Atmosphäre ein warmes und

ausreichendes Essen umsonst gereicht werden. „Jürgen Kreutzer“ beliefert zuverlässig und

qualitativ sehr ansprechend die „Mensa“. Alle ehrenamtlichen Helfer haben eine

Berechtigung zur Essensausgabe vom Gesundheitsamt.

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Jahresbericht 2015 | 10

Wer kommt, möchte nicht nur seinen Magen füllen, er sucht auch Sympathie, Achtung und

menschliche Nähe. Diese Achtung spiegelt sich wieder in der gepflegten Einrichtung und in

der Höflichkeit, mit der jeder Mitarbeiter bedient.

Viele verschiedenste Besucher und Besuchergruppen kamen vorbei. Regelmäßig

versammeln sich die Mitarbeiter zu Erfahrungsaustausch und organisatorischen Absprachen.

So ist der Ablauf der Mensa gewährleistet und alle Mitarbeiter entdecken auch für sich

persönlich, wie sinnvoll und nützlich ihr Einsatz ist.

Seit einigen Monaten helfen auch „Flüchtlinge“ in der Mensa und so ist ihre Mitarbeit auch

hier eine kleine Antwort auf die Ängste und Unsicherheiten angesichts der vielen neuen

Flüchtlinge, ein Zeugnis für alle Mitarbeiter und Gäste und die Begegnung. Das gemeinsame

freundschaftliche Miteinander ist ein Beitrag zur Integration.

Jeden Montag kommen ca. 70 Gäste (es gibt 50 Sitzplätze), ein Großteil ganz regelmäßig. Im

Verlauf des Jahres besuchten ca. 300 verschiedene Personen die "Mensa".

Seit April 2013 öffnet die Mensa ein zweites Mal in der Woche (14-tägig), am Samstag

(dieses Treffen führt die „Jugend für den Frieden“ durch) und antwortet damit auf das große

Bedürfnis der Menschen nach Familiarität, Begegnung und Gespräch. Dieses so genannte

Mensa-Cafè wird von ca. 20 Studenten geführt. Zu dem Treffen kommen 25-40 arme

Freunde. Es gibt belegte Brötchen – die Studenten sammeln dafür Spenden – und

selbstgebackenen Kuchen sowie Kaffee und kalte Getränke. Während der Treffen kümmert

sich ein Teil der Studenten um die Bedienung der Gäste und die Küche, während der andere

Teil an den Tischen sitzt und mit den ärmeren Freunden plaudert. Im Advent wurde ein

besonderer Tag veranstaltet, zu dem es ein warmes Mittagessen (auf Spendenbasis) gab und

Kaffee und Kuchen. Auch bekam jeder Gast ein kleines Geschenk. Darüber hinaus treffen

sich die Studenten unter der Woche an wechselnden Terminen, um sich auszutauschen,

Ideen zu entwickeln, Spenden zu sammeln und gemeinsam ein Gebet zu machen.

Höhepunkt der Arbeit mit den Gästen und Freunden der "Mensa'" war wieder das

Weihnachtsessen am 25. Dezember, das in diesem Jahr wieder in der Posthalle in Würzburg

stattfand. Über 1200 Menschen, ärmere und reichere, alte und junge, behinderte und

gesunde, deutsche und ausländische Freunde – angesichts der veränderten

gesellschaftlichen Situation waren dieses Jahr viele Flüchtlinge eingeladen – und fast 500

Helfer feierten ein alternatives Weihnachten. Kontakte, die über das Jahr gepflegt werden,

halfen bei der Verwirklichung eines sehr gelobten Festessens. Das Festmenü wurde

(kostengünstig und mit Spenden) in der Uni-Klinik Kantine zubereitet und von dort

angeliefert. Viele Würzburger Bürger wurden in dieses Netz der Menschlichkeit und

Solidarität mit einbezogen. Dieses Jahr half auch eine kleine Gruppe von langjährigen Mensa-

Gästen, wechselte so auf die Seite der Helfer und entdeckte mit Freude, das niemand zu arm

zum Helfen ist. Die gesamten Kosten des Weihnachtsfestes waren durch Sach- und

Geldspenden und den zeitlichen Einsatz der vielen Würzburger Helfer abgedeckt.

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Neben den festen Verabredungen in den Räumen der Mensa gehören weiterhin auch

Besuche zu Hause, in der Notunterkunft, auf der Straße, im Krankenhaus, im Altersheim, im

Gefängnis, Hilfe bei Behörden und beim Umzug und Kontakte zu den Verwandten zu den

Tätigkeiten der Mitarbeiter.

Die Zusammenarbeit mit Pfarreien, Sozialstationen, Lebenshilfe, Betreuern, Ärzten,

Bahnhofsmission, Tafelladen, Bruder Tobias, der Wärmestube, Friedhofsamt, Altenheimen,

und den Sozialarbeitern erweist sich als wesentlicher Baustein der Hilfe. Fast alle Gäste

kommen allein zur Mensa, einige wenige langjährige „Freunde“ (die jetzt vielleicht

gebrechlicher sind und trotzdem teilnehmen möchten) werden von Mitarbeitern mit dem

Auto abgeholt.

Die gelebte Familiarität findet auch weiterhin Ausdruck in der Begleitung am Ende des

Lebens und der Hilfe bei der Durchführung der Beerdigung. Für die Stadt Würzburg ist

Sant`Egidio Ansprechpartner, wenn es niemand gibt, der sich um eine Beerdigung kümmert.

Besuche von Obdachlosen und die "Mensa“ in München

In München werden seit einigen Jahren obdachlose Menschen von Mitarbeitern der

Gemeinschaft Sant’Egidio besucht. Jeden Freitag treffen sich ca. 15 Studenten und besuchen

etwa 30 auf der Straße lebende Menschen in der Innenstadt von München. Unter ihnen

befinden sich neben deutschen auch viele Obdachlose aus Rumänien und Bulgarien. Die

Studenten verteilen Kaffee und Getränke sowie Kleinigkeiten zum Essen und bauen

Freundschaften zu den Menschen auf, die es ermöglichen, über die Geschichten und

Hintergründe der einzelnen Personen mehr zu erfahren. Die Schicksale der Menschen

eröffnen den Studenten eine ganz andere Welt – die Welt der Armen. Die Studenten beraten

ihre Freunde zudem bei Problemen, helfen ihnen bei der Vermittlung von Wohnungen und

beim Kontakt mit städtischen und kirchlichen Einrichtungen. In im Anschluss stattfindenden

Reflexionen und Supervisionen zeigt sich, wie durch das Kennenlernen der Menschen auf der

Straße den Studenten ein neuer Horizont eröffnet wird, der sie das Leben der Obdachlosen

und auch ihr eigenes Leben mit anderen Augen betrachten lässt.

Jeden Samstag findet zudem die "Mensa“ der Gemeinschaft Sant‘Egidio für bedürftige

Menschen in München statt. Zur "Mensa“ kommen jedes Mal 70-80 obdachlose und sehr

arme Menschen sowie viele mit Migrationshintergrund und Wurzeln im ehemaligen

Jugoslawien oder der ehemaligen Sowjetrepubliken. Einige von ihnen sind psychisch krank

und freuen sich über die in Freundschaft gelebte Zusammenkunft in der Mensa. Ungefähr 40

Betreuer helfen bei der Vorbereitung und Durchführung der Mensa. Zusätzlich zum Essen

und zur freundschaftlichen Begegnung beraten auch sie die Gäste bei Problemen, helfen

ihnen bei der Vermittlung von Wohnungen und beim Kontakt mit städtischen und

kirchlichen Einrichtungen.

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Jahresbericht 2015 | 12

Die Mensa ist zudem ein Ort, an dem Geburtstage gefeiert und weitere Feste veranstaltet

werden, Zum jährlichen Weihnachtsessen kamen ca. 200 Gäste der Mensa und Menschen

von der Straße. Regelmäßig besuchen einige von ihnen das Gebet für den Frieden und für die

Kranken, welches von der Gemeinschaft Sant’Egidio durchgeführt wird.

Hilfen für Menschen mit geistiger Behinderung

Seit 1989 setzt sich die „Gemeinschaft Sant’Egidio e.V.“ in Würzburg für Erwachsene mit

geistiger und Mehrfach-Behinderung ein. Auch in 2015 trafen sich „DIE FREUNDE“, so der

Name der Gruppe, wöchentlich zum Malen und zu musikalischen Aktivitäten in den Räumen

von Sant’Egidio in Würzburg.

Die Kunstwerkstatt

An einem Nachmittag pro Woche treffen sich fünfzehn Erwachsene mit Behinderung und

sieben ehrenamtliche Mitarbeiter der Gemeinschaft Sant’Egidio in der Malschule. Die

Menschen mit Behinderung werden dort künstlerisch beraten und begleitet. Zusätzlich holen

die Mitglieder von Sant’Egidio die meisten der Teilnehmer ab und bringen sie wieder nach

Hause.

Ziel der Kunstwerkstatt ist, den Menschen mit Behinderung zu ermöglichen, ihre eigenen

kreativen Fähigkeiten im Bereich der bildnerischen Kunst zu entdecken und zu entwickeln.

Mit Hilfe von Techniken, die der jeweiligen Behinderung angepasst sind, entstehen

Kunstwerke von oft hohem künstlerischem Wert. Die Stärkung des Selbstbewusstseins der

Teilnehmenden ermöglicht ein immer freieres und selbständigeres künstlerisches Wirken.

Unterstützt wird die Kunstwerkstatt durch namhafte Künstler aus Würzburg und Umgebung.

Neben der wöchentlichen Tätigkeit werden Besuche von Ausstellungen organisiert und die

Beschäftigung mit Literatur ermöglicht.

Im November 2015 stellten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kunstwerkstatt sechs

Tage lang im Atelier einraum in Würzburg aus. Die gezeigten Werke (Gemälde, Zeichnungen

und Skulpturen) entstanden in den Jahren 2008 bis 2015. Ihre inhaltliche Klammer ist die

Auseinandersetzung mit einem der beherrschenden Themen unserer Zeit: Menschen auf

dem Weg. Die thematische Arbeit der Kunstwerkstatt vollzieht sich auf mehreren Ebenen.

Wichtige Anregungen liefern Bücher und Bildbände sowie Zeitungsartikel oder Filme.

Entscheidend sind persönliche Erfahrungen und Begegnungen. Gespräche mit Betroffenen

und Zeitzeugen vermitteln Eindrücke aus erster Hand-zum Beispiel die Begegnung mit

Flüchtlingen, die in der Würzburger Kunstwerkstatt über ihre Lebensgeschichte berichtet

haben.

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Jahresbericht 2015 | 13

Die Band

Ebenfalls einmal in der Woche treffen sich junge Erwachsene mit Behinderung mit einem

ehrenamtlichen Mitarbeiter der Gemeinschaft Sant’Egidio zu Proben der Band "Die

Freunde". Eingeübt werden bekannte Musikstücke (Schlager, Pop, Rock) sowie eigene

Lieder. Ein recht breites Repertoire an Rhythmus- und Schlaginstrumenten ermöglicht den

Einsatz der einzelnen Bandmitglieder je nach Möglichkeiten und Stärken. Ziel ist, die eigenen

Fähigkeiten der einzelnen Bandmitglieder individuell zu stärken und zu entwickeln und das

Zusammenspiel untereinander sowie mit dem Leiter (Gitarre und Gesang) zu fördern.

Geistliche Begleitung

Jeden Sonntag findet ein von der Gemeinschaft Sant'Egidio gestalteter Gottesdienst für die

Zielgruppe Menschen mit Behinderung, Familien mit Kindern und Jugendliche am Sonntag

Vormittag in der Kapelle der Schönthalstraße 6 statt.

Im Anschluss an den Gottesdienst wird jeweils ein Treffen von 1 Std. veranstaltet, das zur

Einführung in biblische und religiöse Themen, zum Austausch und zur seelsorgerlichen

Begleitung dient.

Die Zeiten im Kirchenjahr werden bewusst gestaltet - z.B. mit einem besonderen Gedenken

an verstorbene Familienangehörige und Freunde, einem gemeinsamen Kreuzweg in der

Karwoche, einem Ostergottesdienst, weihnachtlichen Tätigkeiten usw. Auch nahm die

Gruppe am Leben des Franziskanerklosters teil.

Feste und Feiern

Mehrmals im Jahr veranstaltet die Gemeinschaft Sant’Egidio Feste und Feiern, zu denen

Menschen mit Behinderung eingeladen wurden. Feste im Jahreskreis wie zu Weihnachten

und Ostern, sowie Geburtstage und persönliche Feiern werden organisiert und begleitet.

Menschen mit Behinderung, die an Weihnachten nicht bei ihren Angehörigen sein können,

werden zu einem festlichen Weihnachtsfest am 25. Dezember eingeladen.

Ausflüge und Ferienfreizeit

Im August 2015 waren etwa 17 Erwachsene mit Behinderung zusammen mit einigen

Familien von Sant’Egidio zu der traditionellen einwöchigen Familienfreizeit auf dem

Jugendhof Schwanberg im geistlichen Zentrum Schwanberg der Communität Casteller Ring.

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Jahresbericht 2015 | 14

Ausflüge, Museumsbesuche, Zeit für Spiele und Gespräche, geistliches Leben und Feiern

prägten diese Tage.

Des Weiteren organisierten die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der

Gemeinschaft Sant’Egidio über das Jahr verteilt Ausflüge in die Umgebung.

Engagement für andere

Während des Jahres und besonders an Weihnachten führen die ehrenamtlichen

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinschaft Sant’Egidio gemeinsam mit Menschen

mit Behinderung Besuche im Altenheim sowie bei schwächeren Menschen mit Behinderung

in diversen Heimen durch.

Der Erlös der gegen Spenden veräußerten Gemälde sowie des zur Ausstellung entstandenen

Kunstkalenders der Künstlerinnen und Künstler kommen zudem zahlreichen Initiativen der

Flüchtlingsarbeit der Gemeinschaft Sant’Egidio zu Gute.

Persönliche Begleitung von Einzelnen

Neben den regelmäßigen und besonderen Aktivitäten wurden das ganze Jahr hindurch ca. 40

Menschen mit Behinderung regelmäßig in Heimen besucht, bei Arztbesuchen und im

Krankenhaus sowie durch Höhen und Tiefen des Alltags begleitet.

Seelsorgerliche Begleitung und Beratung stehen hier im Vordergrund.

Fort- und Weiterbildungen für die ehrenamtlichen Mitarbeiter, Supervision

Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinschaft Sant’Egidio nehmen

regelmäßig an monatlichen Fortbildungen zu medizinischen, sozialpädagogischen und

psychologischen Themen teil und erhalten Supervision.

Während der Ferienmaßnahme im August finden zudem tägliche Reflexionen und

Maßnahmen mit Fortbildungscharakter statt.

Hilfen zur Integration von Ausländern

Sprachschulen

Für viele Ausländer ist die mangelnde Kenntnis der deutschen Sprache ein entscheidendes

Integrationshindernis. Daher begann die Gemeinschaft Sant’Egidio Ende der 80er Jahre

einen sozialen Dienst für ausländische Mitbürger und Asylbewerber. In der „Louis-

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Jahresbericht 2015 | 15

Massignon-Schule“ in Würzburg werden Ausländer und Flüchtlinge ehrenamtlich von

Mitgliedern der Gemeinschaft in kostenlosen Deutschkursen unterrichtet. Die Aktivitäten

sind ein Angebot zur Integration in die deutsche Gesellschaft. Die Schule ist gleichzeitig auch

ein Raum der Gastfreundschaft, in dem Freundschaften zwischen Angehörigen

verschiedener Religionen und Kulturen geschlossen werden. Menschen verschiedener

Kulturen lernen sich dort kennen und schätzen.

Die Arbeit der Gemeinschaft Sant`Egidio e.V. entfaltet sich auf zwei Wegen, einerseits durch

gezielte und professionelle Sprachvermittlung (Deutsch) bei gleichzeitiger Weckung von

Kultur- und Geschichtsverständnis, andererseits durch Integrationsförderung in den

Bereichen Praktische Lebenshilfe, Beratung in behördlichen und rechtlichen

Angelegenheiten, Konfliktvermeidung und aktive Übernahme von sozialer Verantwortung.

2015 wurden erneut vier Sprachkurse angeboten, die je zweimal pro Woche mit je zwei

Schulstunden unterrichtet wurden. Ganzjährig wurden zu den allgemeinen Schulzeiten der

Schule Sant’Egidio Sprachschule (vormalig: Louis-Massignon-Schule) von 18.00 – 19.30 Uhr

bzw. 19.30-21.00 Uhr zwei Grundkurse (einer davon in der Würzburger

Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber), ein Mittelkurs und ein Oberkurs angeboten.

Insgesamt wurden nach Abzug der Ferienzeiten in 40 Wochen von 4 ehrenamtlichen

Lehrkräften 580 Schulstunden Deutschunterricht erteilt. Im Sommer 2015 wurde zudem

durchgängig in einem Zelt in der Zellerau an fast jedem Tag Sprachunterricht erteilt, wobei

hier die Gemeinschaft Sant`Egidio koordinierend tätig war.

In den Sant’Egidio Sprachkursen waren im Durchschnitt 60 Schüler angemeldet, die

durchschnittliche Schülerpräsenz lag höher als im Vorjahr, aufgrund der Fluktuation

insbesondere in der GU bzw. angesichts von Arbeitsaufnahmen, Krankheit etc. in den

höheren Kursen bei etwa 35 Schülern pro Unterrichtseinheit. Die Teilnehmer erhielten über

die mündlichen und schriftlichen Abschlussprüfungen ein qualifiziertes Zertifikat. Diejenigen,

die an den Prüfungen (noch) nicht teilnehmen konnten, wurde eine schriftliche Bestätigung

über den tatsächlichen Teilnahmezeitraum ausgestellt.

Im Laufe des Schuljahres erfolgten mehrfach Anpassungen an die Kurslehrpläne mit dem

Ziel, die Unterrichtsinhalte mit dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GERR)

kompatibler zu machen und den Schülern so eine erfolgreiche Teilnahme an

Abschlussprüfungen für die Sprachzertifikate A1-C1 zu ermöglichen. Diese Prüfungen

wurden extern von entsprechend zertifizierten Trägern abgenommen und erfreulicherweise

von den Schülern der Sant’Egidio Sprachschule auch bestanden.

Angesichts des entsprechenden Bedarfes wurde damit begonnen, das spezifische Sant’Egidio

Lehr- und Arbeitsmaterial für Internet und e-Mobilität verfügbar zu machen. Die

Digitalisierung des Grundkurses wurde abgeschlossen, Mittel- und Oberkurs werden folgen.

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Jahresbericht 2015 | 16

Zudem fanden weit über 200 Einzelgespräche bei der Neuaufnahme von Schülern, Beratung

zu Unterrichts- und Prüfungsvorbereitungen, Begleitung und Nachsorge bei sprachlichen

oder die rechtlich-soziale Stellung betreffenden Auffälligkeiten statt. Die Zahl dieser

Gespräche ist tendenziell steigend, da viele Ausländer inzwischen ein sprachlich höheres

Niveau erreicht haben und so verstärkt auch selber mit Anliegen an die Lehrkräfte

herantreten können.

Zudem spricht sich diese Anlaufstelle auch unter Neuankömmlingen herum, die zwar den

Unterricht nicht oder nicht mehr aktiv besuchen aber doch den Kontakt immer wieder

suchen. Immer häufiger wird auch im Rahmen von angestrebten Einbürgerungsbegehren

erbeten, erbrachte Integrationsleistungen und Sprachkurszeiten im Rahmen von

Rentenanwartschaftsprüfungen zu bescheinigen oder entsprechend zu beraten. Ein

Schwerpunkt der Hilfeleistungen liegt zunehmend in der Vermittlung von

Wohngelegenheiten außerhalb der Gemeinschaftsunterkunft Würzburg.

Beispielhaft seien einige außerschulische Aktivitäten der „Sant’Egidio Sprachschule“ in

Würzburg genannt:

1. Jan.2015: Die gemeinsame Begehung des Weltfriedenstages in Würzburg unter

besonderer Hervorhebung aktueller internationaler Krisenherde, die überwiegend

auch den Hauptherkunftsländern und -regionen der Sprachschüler und Freunde der

Bewegung „Menschen des Friedens“ entsprechen. Aktive Beteiligung dieser Personen

(Christen, Juden und Muslime) an einer Schlusszeremonie mit Unterzeichnung des

Friedensappells in den Räumlichkeiten der Gemeinschaft, Schönthalstraße 6.

23. Jan. 2015: Gemeinsames Erleben der „Traumfabrik“ im CC Würzburg. Die

Teilnahme von 20 Sprachschülern wurde über die Würzburger Kulturtafel gesponsert

und von den Lehrern der Sprachschule organisiert und begleitet.

23. April 2015: Organisation eines Blumenmeeres am Vier-Röhren-Brunnen zum

symbolischen Gedenken der ertrinkenden Flüchtlinge im Mittelmeer aus Anlass eines

erneuten Schiffsunterganges mit vielen hundert Toten. Es wurden von vielen Bürgern

Würzburgs, Schulklassen sowie den Teilnehmern der Sprachkurse Blumen abgelegt.

16. Mai 2015: Festliche Jubiläumsfeier aus Anlass der „30 Jahre Sant`Egidio

Sprachschulen weltweit in den Sälen des Louisengartens Würzburg. Rückblicke,

persönliche Zeugnisse und eine Reflektion der Bedeutung der Sant`Egidio

Flüchtlingsarbeit unter Leitung der weltweiten Leiterin der Sprachschulen und

Verantwortlichen für Flüchtlinge, Dr. Daniela Pompei aus Italien. Über 300 frühere

und heutige Schüler und Mitglieder der Bewegung Menschen des Friedens nahmen

an der Feier teil.

13. Juni 2015: Großes ganztägiges Stadtfest der Bewegung „Menschen des Friedens“

und der Sprachschule der Gemeinschaft Sant`Egidio am Vierröhrenbrunnen / Alte

Mainbrücke unter lebhafter Beteiligung sowohl der ausländischen Mitbürger durch

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Jahresbericht 2015 | 17

verschiedene landesbezogene Stände und Darbietungen wie auch der

Stadtbevölkerung und Touristen. Die Flüchtlinge und ausländischen Mitbürger

gestalteten das Fest unter sehr hoher Eigenbeteiligung. Sämtliche Speisen und

Getränke wurden kostenlos zubereitet und an die sehr verwunderte Bevölkerung

kostenlos zum Probieren und Essen verschenkt. Es kam zu vielen guten Begegnungen,

langen Verweildauern der Passanten, zu Dialog und Informationsaustausch. Auch die

Kinder von der Bewegung „Land des Regenbogens“ wirkten mit einem Theaterstück

und Workshop-Angeboten mit.

Das traditionelle Weihnachtsfest am 25. Dezember 2015 wurde mit aktiven und

ehemaligen Schüler aus 25 Jahren Sant’Egidio Sprachschule – wie oben bereits bei

der Mensa erwähnt - gefeiert. Zentrales Merkmal dieses Festes ist der überall

spürbare gewachsene persönliche Kontakt unter den Gästen. Auf dem Fest erhielt

jeder Gast wieder ein persönliches, namentlich an ihn adressiertes Geschenk. Der

Leiter der Gemeinschaft Sant`Egidio, der Oberbürgermeister, der katholische Bischof

von Würzburg Friedhelm Hofmann, Dekanin Weise sowie der Imam aus Ochsenfurt

und andere begrüßten die Gäste.

Engagement in der Flüchtlingshilfe

Das Jahr 2015 war geprägt von dem mutigen Versuch, das Elend der an den europäischen

Binnengrenzen gestrandeten Flüchtlinge substanziell zu lindern. Gemeinschaft Sant’Egidio

e.V. reagierte mit der vermehrten Aufnahme von Ehrenamtlichen in die Sprachschulen, der

deutschlandweiten Gründung neuer Sprachschulen und der Erteilung von Sprachunterricht

in vielen Erstaufnahmeeinrichtungen und dezentralen Unterbringungsorten.

Die Gemeinschaft Sant‘Egidio übernahm zudem die Koordination der weit über hundert

Freiwilligen in Würzburg Stadt sowie an der Universität im Bereich Sprachunterricht, aber

auch darüber hinaus in weiteren Feldern der Integration. Ein weiteres Engagement bestand

in der Sorge um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sowie um die Zusammenführung von

Familien bereits anerkannter Flüchtlinge.

Ganzjährig begleiteten Mitarbeiter der Gemeinschaft Sant’Egidio die Sprachschüler und

Flüchtlinge in der Gemeinschaftsunterkunft in Würzburg durch Unterstützung in rechtlichen,

gesundheitlichen, religiösen und sonstigen sozialen Angelegenheiten in Form von

Behördenbegleitungen, Untersuchungsanbahnungen, Krankenhausbesuchen, Begleitung zu

Gerichtsterminen, Schriftsatzerstellungen, Dolmetschertätigkeiten oder -organisierung,

gemeinsamen Geburtstags- und Hochzeitsfeiern, Begehung von Beerdigungen, etc.

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Jahresbericht 2015 | 18

Gemeinsame Weihnachtsfeste

Unter großer Beteiligung deutscher Bevölkerungsanteile fand auch in diesem Jahr in den

verschiedenen deutschen Städten eine große Weihnachtsfeier mit Flüchtlingen aus den

dortigen Gemeinschaftsunterkünften statt. In München feierten über 500 Menschen in

einem Caterer-Zelt mitten auf der Theresienwiese das Christfest. Auch in Mönchengladbach,

Berlin, Aachen, Bremen/Liliental und anderen Städten wuchsen die Feste und die Zahlen der

ausländischen Mitbürger, die hieran teilnahmen. In Würzburg wurde das Fest mit über 1200

Personen gefeiert.

Öffentlichkeitsarbeit

Im Jahr 2015 führte Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit

durch in Vorträgen und Veröffentlichungen sowie in Form einer Unterstützung der in- und

ausländischen regionalen und überregionalen Presse, sowie von Rundfunk- und

Fernsehteams, die über die Situation und Chancen ausländischer Mitbürger in Deutschland

sowie über die Aktivitäten der Gemeinschaft Sant’Egidio im genannten Kontext berichten

wollten. Pressematerial für Reportagen, Filmberichte, Veranstaltungshinweise usw. wurden

erstellt.

Fortgesetzt wurden die regelmäßigen Teilnahmen an Koordinationstreffen von Migrations-

und Flüchtlingsforen, Regierungsgesprächen, Treffen von Rechtsanwälten und -beratern,

ausländischen Vereinen und Gemeinden, Besuche von Bildungswerken

(Sprachfördereinrichtungen von Bund und Ländern), Politikern und Multiplikatoren in Kirche

und Gesellschaft.

Auszeichnung

Im Sommer 2015 wurde der Gemeinschaft Sant`Egidio für das Engagement im Bereich der

Flüchtlingshilfe der Sozialpreis des Bayerischen Landtages zugesprochen.

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Jahresbericht 2015 | 19

Einsatz für die Eine Welt

Für den Gemeinschaft Sant‘Egidio e.V. ist aufgrund der aktuellen Situation im Jahr 2015 die

Flüchtlingsarbeit in den Mittelpunkt gerückt. Daneben wurden die langjährigen Projekte

DREAM und BRAVO in Afrika fortgeführt und weiter entwickelt sowie die diplomatischen

Friedensinitiativen ausgeweitet.

Das Programm DREAM zur Bekämpfung von HIV/AIDS

DREAM ist ein Programm der weltweiten Gemeinschaft Sant’Egidio zur Bekämpfung der

AIDS-Epidemie in Subsahara-Afrika. Schwerpunkte von DREAM (Drug Resource Enhancement

against AIDS and Malnutrition) sind die medizinische Versorgung von Menschen mit

HIV/AIDS, die Integration und Vernetzung der Aktivitäten gegen HIV/AIDS mit anderen

medizinischen Abteilungen (Mutter-Kind-Gesundheit, Ernährung, Tuberkulose, Innere

Medizin u.a.) sowie der Aufbau von Gruppen von HIV-positiven Menschen (AktivistInnen,

Supportgroups u.ä.). Die wichtigsten Maßnahmen sind: Voluntary Counselling and Testing

(VCT); Blutabnahme zur HIV/AIDS-Diagnostik; Abgabe von Medikamenten (einschließlich

antiretroviraler Arzneimittel); Ausgabe von Nahrungsmittelhilfen, Moskitonetzen und

Wasserfiltern; Aufklärung und Gesundheitserziehung; Häusliche Krankenpflege (Home Based

Care).

In enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen afrikanischen Gesundheitsbehörden, mit

mehreren Ordensgemeinschaften und Diözesen unterstützt DREAM seit 2001 derzeit 46

Therapiezentren in zehn Ländern Afrikas (Mosambik, Malawi, Kenia, Tansania, DR Kongo,

Guinea, Nigeria, Angola, Kamerun, Swasiland).

DREAM unterstützt kirchliche und staatliche Partner (Krankenhäuser, Gesundheitszentren)

im Aufbau und Betrieb von Tageskliniken für Menschen mit HIV/AIDS. Die Aktivitäten

erfolgen in enger Zusammenarbeit mit den staatlichen Gesundheitsbehörden. Alle AIDS-

Therapiezentren sind von den Gesundheitsbehörden zugelassen und arbeiten nach den

nationalen Leitlinien. Die Ärzte, das Pflegepersonal und die anderen Angestellten der

DREAM-Zentren sind ausnahmslos einheimische Kräfte. Alle Leistungen sind vor allem für

arme Bevölkerungsgruppen vorgesehen und werden kostenlos angeboten.

Im Jahr 2015 begann Sant’Egidio die Weiterentwicklung des Projektes zu DREAM 2.0. Dabei

änderte sich der Name von “Drug Resource Enhancement Against AIDS and Malnutrition” zu

“Disease Relief through Excellent and Advanced Means”. Entsprechend dem neuen Namen

ist das Ziel, nicht nur AIDS zu bekämpfen, sondern auch weitere Krankheiten wie Herz-

Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs, die das Leben

der Menschen in Afrika bedrohen.

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Jahresbericht 2015 | 20

Das BMZ bewilligte das Projekt "Bau und Inbetriebnahme einer Gesundheitseinrichtung für

Menschen mit HIV und zur Verbesserung der Mutter-Kind-Gesundheit in Zimpeto, Maputo".

Die Laufzeit des Projektes beträgt 2 Jahre (01.11.2015 bis 31.10.2017). Bewilligt wurde eine

Summe von 373.870 €, wobei Sant’Egidio e.V. einen Eigenanteil in Höhe von 124.630 € zu

tragen hat. Insgesamt stehen für das Projekt damit 498.500 € zur Verfügung.

Die Deutsche AIDS-Stiftung förderte die DREAM Zentren in Maputo (Centro para a crianca),

die Tagesklinik für Mutter-Kind-Gesundheit Matola 2 in Matola, und das Zentrum Praia Nova

in Beira mit 350.000 €.

Vom 05. bis 13.06.2015 reisten der geschäftsführende Vorstand der Deutschen AIDS-

Stiftung, eine deutsche Unternehmerin und eine Redakteurin des Tagesspiegels zusammen

mit dem Mitarbeiter von Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. Dieter Wenderlein nach Mosambik,

um das DREAM- und das BRAVO-Projekt vor Ort zu besuchen. Neben den Projektbesuchen in

den Städten Maputo, Matola, Beira gab es ein Treffen mit dem deutschen Botschafter und

die Teilnahme an der Veranstaltung in Maputo "Share The Challenge: DREAM and BRAVO!

Donor conference".

Aus dem DREAM-Projekt heraus wurden zwei behinderte Kinder in Kenia unterstützt. Für ein

Kind wurde ein Kinderrollstuhl nach Kenia geschickt, für ein gelähmtes Mädchen wurde die

Finanzierung einer großen OP mit dem Ziel übernommen, dass sie ab Januar 2016 ein

Internat für Jugendliche mit Behinderung bei Nairobi besuchen kann. Dazu haben in

Würzburg lebende Kenianer einen Benefizabend im Dezember 2015 veranstaltet.

Im Rahmen der Projektarbeit unternahmen Mitarbeiter der Gemeinschaft Sant’Egidio e.V.

mehrere Projektreisen nach Mosambik, Malawi, Tansania und Kenia, um unentgeltlich direkt

für das Aids-Programm DREAM zu arbeiten.

Das Programm BRAVO! zur Unterstützung der Einwohnermeldebehörden

Das Programm BRAVO (Birth Registration for All versus Oblivion) unterstützt Meldebehörden

in mehreren afrikanischen Ländern sowie Kinder und Erwachsene sich bei den

Einwohnermeldeämtern zu registrieren. Registriert zu sein ist ein entscheidender Beitrag

zum Schutz der Menschenrechte. Nicht registrierte Personen sind in der Wahrnehmung ihrer

Menschenrechte und Bürgerpflichten erheblich eingeschränkt (z.B. Schulbesuch,

standesamtliche Heirat, Abschluss von Arbeitsverträgen, Sozialversicherungen) und werden

leichter Opfer von Missbrauch.

Langfristiges Ziel von BRAVO ist die Stärkung der Menschenrechte und insbesondere des

rechtlichen Schutzes von sozial schwachen Gruppen (Kinder, Frauen, Menschen mit

Behinderung u.a.).

Aktivitäten des BRAVO Programms in enger Kooperation mit den staatlichen Behördensind:

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Jahresbericht 2015 | 21

Kampagnen zur Sensibilisierung der Bevölkerung über die Notwendigkeit,

melderechtlich registriert zu sein

Unterstützung bei der Durchführung von Registrierungskampagnen

Fortbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter der lokalen Meldebehörden

Unterstützung der lokalen Meldebehörden durch kleinere Baumaßnahmen und

Ausstattung mit notwendigem Büromaterial

Schwerpunktländer sind Burkina Faso und Mosambik. Das BMZ-Projekt „Förderung der

Menschenrechte benachteiligter Bevölkerungsgruppen durch Steigerung melderechtlicher

Registrierungen in Matola und Beira (Mosambik)“ lief im Jahr 2015 weiter. Es wurden

weitere Büros für melderechtliche Registrierungen in den DREAM Zentren Matola 2 und

Manga Chingussura (Beira) aufgebaut und Registrierungskampagnen in enger

Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden durchgeführt.

Diplomatische Friedensinitiativen

Die Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. setzt sich seit etwa 30 Jahren in diplomatischen Initiativen

zur Friedensvermittlung ein, vor allem in Afrika, aber auch in einigen Ländern

Lateinamerikas, Europas und Asiens. Sant’Egidio hat im Laufe der Jahre ein weites Netzwerk

von Kontakten zu Regierungen, Oppositionen, bewaffneten Gruppen, Vertretern der

Zivilgesellschaft, Religionsoberhäuptern usw. in Afrika (Mosambik, Senegal, Burkina Faso,

Mali, Ägypten, Zentralafrikanische Republik, Mali, Niger, Region der Großen Seen (DR

Kongo/Kivu, Burundi), Côte d'Ivoire, Guinea Conakry, Mosambik, Simbabwe und in

lateinamerikanischen (Kolumbien, El Salvador, Guatemela usw.) und asiatischen Ländern

(Philippinen, Pakistan, Indonesien, Malaysia usw.) aufgebaut.

Diese vielfältigen Beziehungen ermöglichen es, Konflikten vorzubeugen oder friedliche

Lösungen für bestehende Konflikte zu finden. So fanden von 1990 bis 1992 unter

Vermittlung der Gemeinschaft Sant’Egidio in Rom die Friedensverhandlungen für Mosambik

statt, die zur Unterzeichnung des Friedensvertrags am 04.10.1992 führten.

Die Friedensarbeit von Sant’Egidio wurde vom Auswärtigen Amt unterstützt. Das Projekt

„Diplomatische Friedensinitiativen der Gemeinschaft Sant’Egidio in Ländern Afrikas und

Asiens“ wurde im Jahr 2015 mit 375.622 € unterstützt, wobei Gemeinschaft Sant’Egidio e.V.

einen eigenen Beitrag von 100.000 € zu tragen hatte. Die wichtigsten diplomatischen

Initiativen und Friedensprozesse, an denen Gemeinschaft Sant'Egidio e.V. beteiligt war, sind

in der Casamance (Senegal), in Mindanao (Philippinen) und in der Zentralafrikanischen

Republik. In den weiteren folgenden Ländern wurden Kontakte und diplomatische Kanäle zu

Politikern, Diplomaten, Angehörigen religiöser Gruppen, Mitgliedern von

Rebellenorganisationen und Milizen aufgebaut und gepflegt, um im Hintergrund zur Lösung

von bewaffneten Konflikten und politischen Krisen beizutragen – in Afrika:

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Jahresbericht 2015 | 22

Senegal/Casamance, Zentralafrikanische Republik, Mali, Niger, Côte d'Ivoire, Guinea

Conakry, Mosambik, Simbabwe, DR Kongo/Kivu, Burundi und in Asien:

Philippinen/Mindanao.

Neben den langfristigen Projekten hilft Sant’Egidio in aktuellen Krisengebieten. Im Jahr 2015

gab es eine Reise einer kleinen Gruppe von Sant’Egidio nach Nordkorea in die Städte

Pyongyang und Wonsan. Im Vorfeld war ein Laparoskop (ein großes OP-Gerät) für das Kim

Man Yu Hospital in Pyongyang und andere medizinische Geräte für Altenheime nach

Pyongyang geschickt worden. Das Ziel der Reise war, Altenheime und das Krankenhaus in

Pyongyang zu besuchen, und für die Chirurgen des Kim Man Yu Hospital eine Fortbildung zur

korrekten Anwendung des Laparaskops abzuhalten.

Internationale Flüchtlingsarbeit

Der Sant’Egidio e.V. unterstützt seit vielen Jahren Flüchtlinge und Asylbewerber durch

Sprachunterricht und andere Hilfen. Im Jahr 2015 wurden die Aktivitäten für Flüchtlinge in

Italien und Deutschland ausgeweitet, um sie gastfreundlich aufzunehmen und in die

Gesellschaft zu integrieren.

In Sizilien und Kalabrien verteilte Sant’Egidio Wasser und Lebensmittel an Flüchtlinge, die

erschöpft nach den gefährlichen Bootsfahrten ankommen. In einer Zeltstadt an einem der

größten Bahnhöfe Roms, in der vor allem junge Flüchtlinge aus Eritrea leben, hilft Sant’Egidio

mit Lebensmitteln und Freizeitaktivitäten.

Mitglieder von Sant’Egidio e.V. und viele weitere Ehrenamtliche in München, Berlin,

Würzburg, Mönchengladbach und Bremen erteilten Migranten und Asylbewerbern

Sprachunterricht und halfen ihnen in ihren Anerkennungsverfahren. Daneben halfen die

Ehrenamtlichen bei vielen alltäglichen Schwierigkeiten, begleiteten bei Behörden- und

Arztgängen, organisierten Hilfen mit Kleidern, Schulbedarf und anderem.

Im Jahr 2015 wurde das Projekt der „humanitären Korridore“ ins Leben gerufen. Damit ist es

Flüchtlingen aus Syrien möglich, mit einem regulären Visum in Italien einzureisen, ohne ihr

Leben auf dem Mittelmeer oder bei den Wegen über Land nach Europa aufs Spiel setzen zu

müssen. Sant’Egidio e.V. unterstütze dieses Projekt von Deutschland aus, auch wenn derzeit

das Projekt nur in Italien durchgeführt wird.

Regionale und deutschlandweite Bildungs- und Gremienarbeit

Die Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. legt Wert auf Vernetzung und Zusammenarbeit mit

anderen Akteuren der Entwicklungszusammenarbeit, um gemeinsam effektiver die

Interessen der Menschen in Entwicklungsländern zu vertreten. Deshalb ist Gemeinschaft

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Jahresbericht 2015 | 23

Sant’Egidio e.V. Mitglied bei VENRO („Verband Entwicklungspolitik deutscher

Nichtregierungsorganisationen e.V.“), dem „Aktionsbündnis gegen AIDS“ sowie in einem

Netzwerk entwicklungspolitisch engagierter Nichtregierungsorganisation in der Region

Würzburg, und arbeitet regelmäßig in mehreren Arbeitskreisen dieser Gremien mit.

Des Weiteren arbeitete Sant’Egidio e.V. weiter im Thementeam "Religion und Entwicklung"

des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit.

Insbesondere wurde die Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und dem

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ausgebaut.

Bei mehreren Besuchen in den Institutionen wurden die dortigen zuständigen

Sachbearbeiter auf den neuesten Stand der Eine-Welt-Arbeit von Gemeinschaft Sant’Egidio

e.V. gebracht.

Auch auf regionaler Ebene wurden die bisherigen Kontakte weiter gepflegt und neue

aufgebaut, um die Interessen der Menschen in den Entwicklungsländern zu vertreten. Im

Rahmen der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit hielten ehrenamtliche Mitarbeiter von

Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. Vorträge über entwicklungspolitische Themen und

Erfahrungen in Gemeinden und Schulen. Darüber hinaus gab es wie in jedem Jahr

Informationsstände in den Städten Würzburg (z.B. beim Weihnachtsmarkt für Afrika),

Aachen, Mönchen-Gladbach, München und Berlin, die die Bevölkerung über die Eine-Welt-

Arbeit von Sant‘Egidio und die oben genannten Projekte informierten. Daneben wurden die

Projekte in vielen Pfarreien vorgestellt, um die Menschen dort auf die Probleme und

Lösungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen.

Kulturelle Arbeit

Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. hat in 2015 mehrere Bücher veröffentlicht und

Veranstaltungen durchgeführt bzw. an Veranstaltungen mitgewirkt, um einen kulturellen

Beitrag zu leisten, gesellschaftspolitische und soziale Themen zu diskutieren, und sich für

Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen:

Die jährliche geistliche Schriftlesung „Das Wort Gottes jeden Tag“ von Vincenzo Paglia

(Kurienerzbischof der römisch-katholischen Kirche) für das Kirchenjahr 2015/2016 wurde

herausgegeben. Ebenso erschien von Roberto Morozzo della Rocca das Werk „Mich könnt

ihr töten, aber nicht die Stimme der Gerechtigkeit“, welches den Lebensweg des ermordeten

Erzbischofs Oscar Romero nachzeichnet. Des Weiteren wurde das Werk „Eine Zukunft für

meine Kinder“ von Pacem Kawonga und „Feinde werden Freunde“ von Ambrogio Spreafico

veröffentlicht.

Im September 2015 fand in Tirana (Albanien) das Friedenstreffen mit dem Titel „Frieden ist

immer möglich“ statt. Die internationalen Friedenstreffen begannen Mitte der achtziger

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Jahresbericht 2015 | 24

Jahre auf Initiative von Sant'Egidio. Sie haben das Ziel, das gegenseitige Kennen lernen und

den Dialog der Religionen zu fördern und dabei besonders das Thema Frieden in den Blick zu

nehmen. An dem Treffen in Tirana nahm unter anderem der Parlamentarische

Staatssekretär Thomas Silberhorn (BMZ) teil sowie eine Reihe anderer deutscher

Teilnehmer.

Am 26. November 2015 fand in Würzburg ein Fackelzug zum Gedenken an die Deportation

der Würzburger jüdischen Mitbürger unter Beteiligung der israelitischen Kultusgemeinde

statt. Zuvor war in mehreren Schulen im Unterricht der historische Kontext und der

Zusammenhang zur Gegenwart erarbeitet worden.

Wirkungsbeobachtung

Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. beobachtet regelmäßig die Wirkungen der Aktivitäten in den

„Schulen des Friedens“, der „Jugend für den Frieden“, der „Mensa Sant’Egidio“, der Dienste

für alte Menschen, für Menschen mit Behinderung und für die Integration von Flüchtlingen

und Migranten. In Besprechungen der Mitarbeiter nach den Treffen werden diese diskutiert

und bewertet. In den Mitarbeiterbesprechungen werden konkrete Fälle und Schwierigkeiten

diskutiert und gemeinsam nach Lösungen gesucht. Darüber hinaus werden allgemeinere

Themen und Problematiken in meist monatlich abgehaltenen Besprechungen (z.B. aller

Mitarbeiter, die alte Menschen besuchen) behandelt.

Die Wirkungsbeobachtung der Eine-Welt-Projekte (insbesondere DREAM und BRAVO) sowie

der Friedensinitiativen erfolgt im Rahmen von Projektreisen, der Abfassung von

Verwendungsnachweisen und wissenschaftlichen Studien:

Mitarbeiter von Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. bereisen zum Teil mehrmals im Jahr die

Projekte, für die größere finanzielle Zuwendungen eingingen, um sich vom Stand und der

Qualität der Projektaktivitäten zu überzeugen. Ebenso werden Projekte besucht, in denen

Gespräche und Verhandlungen mit Projektpartnern anstehen oder in denen Probleme

auftreten. So führten in 2015 Mitarbeiter von Sant’Egidio e.V. Projektreisen nach Kenia,

Mosambik, Malawi und Tansania durch.

Während und nach Abschluss der Projekte werden Verwendungsnachweise (bestehend aus

Sach- und Finanzberichten) verfasst, je nach Maßgabe der jeweiligen Zuschussgeber. In den

Verwendungsnachweisen werden die Wirkungen der Projektmaßnahmen analysiert und

Rückschlüsse gezogen. Sie werden in Zusammenarbeit mit den lokalen Projektpartnern

verfasst.

Medizinische Daten aus dem AIDS-Programm DREAM werden durch Studien ausgewertet

und in wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert. Die Durchführung von Studien und die

Publikation von Ergebnissen ist in dem komplexen Bereich der AIDS-Behandlung in Afrika

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Jahresbericht 2015 | 25

von großem Interesse, um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu evaluieren und andere von

den Ergebnissen profitieren zu lassen (z.B. Giuliano M et al. Weight changes during and after

6 months of breastfeeding in HIV-infected mothers receiving antiretroviral therapy in

Malawi. AIDS Res Hum Retroviruses. 2014 Dec;30(12):1155-7. doi: 10.1089/AID.2014.0019.

Ciccozzi M et al. Viral sequence analysis of HIV-positive women and their infected children:

insight on the timing of infection and on the transmission network. AIDS Res Hum

Retroviruses. 2014 Oct;30(10):1010-5. doi: 10.1089/AID.2014.0143.)

Bedeutende Sponsoren der Entwicklungshilfeprojekte der Gemeinschaft Sant’Egidio e.V.

waren in 2015 das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

(BMZ), die Deutsche AIDS-Stiftung (Bonn), das Auswärtige Amt und das Kindermissionswerk

,Die Sternsinger‘ e.V.

Werbeformen:

Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. bittet um finanzielle Unterstützung durch Spenden durch ein-

oder zweimal jährlich deutschlandweit oder regional verschickte Spendenaufrufe, den „Brief

aus Sant’Egidio“ im Advent, Faltblätter und über die eigene Website. Die Briefe werden nur

an Personen verschickt, die ihre Anschrift der Gemeinschaft Sant’Egidio überlassen haben.

Darüber hinaus wirbt Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. durch Benefizveranstaltungen,

Patenschaften und Bußgeldmarketing um finanzielle Unterstützung.

2015 bat Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. mit einen deutschlandweit verschickten Briefe um

Spenden für Hilfsprojekte zur Integration von Flüchtlingen in Deutschland und Italien. Im

Advent wurde der „Brief aus Sant’Egidio“ versandt. Daneben wurden Spenden gesammelt

z.B. im Rahmen der Mitgestaltung von Gottesdiensten, über die Berichterstattung in der

Presse, und über die Vorstellung von Aktivitäten und Projekten auf der Website der

Gemeinschaft Sant’Egidio (www.santegidio.de).

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Jahresbericht 2015 | 26

Der Verein im Überblick

Daten und Fakten

Der Bericht über die Prüfung des Jahresabschlusses zum 31.12.2015 ist auf der Website

einsehbar (www.santegidio.org/downloads/Jahresabschluss2015.pdf). Er enthält die

wesentlichen Positionen der Rechnungslegung sowie die Bewertung der finanziellen Lage

von Gemeinschaft Sant’Egidio e.V.

Rechtsform eingetragener Verein

Sitz Würzburg

Gründung 1984

Vereinsregister Amtsgericht Würzburg

Steuerbegünstigung Finanzamt Würzburg mit Außenstelle Ochsenfurt; jüngster Freistellungsbescheid vom 13.04.2011; VR 986

Satzung Gültig ist die Fassung vom 11.10.2013, s. pdf-Datei zum Herunterladen auf www.santegidio.de

Leitungsorgan Vorstand (ehrenamtlich)

Aufsichtsorgan Mitgliederversammlung (32 stimmberechtigte Mitglieder)

Mitarbeiter 3 hauptamtliche Mitarbeiter, 2 sonstige Mitarbeiter, ca. 600 ehrenamtliche Mitarbeiter

Mitgliedschaften Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg e.V.

Die Kinder- und Jugendgruppe des Vereins („Jugend für den Frieden“) ist Mitglied im Stadtjugendring Würzburg

Verband Entwicklungspolitik Deutscher Nichtregierungsorganisationen e.V. (VENRO), Bonn

Aktionsbündnis gegen AIDS (www.aids-kampagne.de)

World Coalition against the Death Penalty

Fédération européenne des Communautés de Sant’Egidio, Bruxelles

Schwesterorganisationen Weltweit in mehr als 70 Ländenr

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Jahresbericht 2015 | 27

Leitung und Aufsicht

Das Leitungsorgan der Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. ist der Vorstand. Er besteht aus drei

Mitgliedern, die jeweils einzeln vertretungsberechtigt sind. In 2015 kam der Vorstand vier

Vorstandssitzungen zusammen. Der Vorstand wird für drei Jahre bestellt und wurde in der

Mitgliederversammlung am 16.11.2014 neu gewählt. Die Vorstandsmitglieder erfüllen ihre

Aufgaben im Verein ehrenamtlich. Ihm gehören aktuell an:

1. Prof. Dr. Klaus Reder 1. Vorsitzender

2. Pfarrer Dr. Matthias Leineweber 2. Vorsitzender

3. Maria Herrmann Kassiererin

Das Aufsicht führende Organ ist die Mitgliederversammlung. Sie tritt mindestens einmal im

Jahr zusammen und entscheidet unter anderem über die Entlastung des Vorstands.

Der Jahresabschluss der Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. wird geprüft von HPS / Hemberger

Prinz Siebenlist GmbH & Co. KG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsge-

sellschaft, Würzburg. Der Verein unterzieht sich zusätzlich und freiwillig seit einigen Jahren

der genauen Prüfung durch das DZI.

Das DZI kam am 25.04.2016 zu folgendem Ergebnis: „ Der Gemeinschaft Sant’Egidio e.V.,

Würzburg, kann das DZI Spenden-Siegel erneut zuerkannt werden. Die sieben Spenden-

Siegel-Standards erfüllt der Verein wie folgt:

1. Der Verein leistet satzungsgemäße Arbeit.

2. Leitung und Aufsicht sind angemessen strukturiert, klar voneinander getrennt und werden

wirksam wahrgenommen.

3. Werbung und Öffentlichkeitsarbeit informieren klar, wahr, sachlich und offen.

4. Der Anteil der Werbe- und Verwaltungsausgaben an den gesamtausgaben ist nach DZI-

Maßstab niedrig („niedrig“ = unter 10%). Die Wirksamkeit des Mitteleinsatzes wird

überprüft, und die Ergebnisse werden dokumentiert und veröffentlicht.

5. Die von der Organisation gezahlten Vergütungen berücksichtigen den Status der

Gemeinnützigkeit, die Qualifikation, das Maß an Verantwortung und den branchenüblichen

Rahmen.

6. Mittelbeschaffung und –verwendung sowie die Vermögenslage werden nachvollziehbar

dokumentiert und angemessen geprüft.

7. Die Organisation berichtet offen und hinreichend umfassend über ihre Arbeit, Strukturen

und Finanzen.“

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Jahresbericht 2015 | 28

IMPRESSUM

Verantwortlich: Dr. Matthias Leineweber

Mitarbeit: Dr. D. Wenderlein, Maria Herrmann, B. Goldbach, Tobias Müller

Gestaltung: B. Goldbach

Website: Dr. Matthias Leineweber, Martin Herrmann

Fotonachweis: D. Wenderlein