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Geschichte der deutschen Sprache I von den Anfängen bis 1500 (Cieslik) 20.10.10 - Darstellg. Von Sprachentwicklung / gesellsch. und kulturhistorischen Verläufen - Etappenwissen…keine Namen auswendig lernen…! - Grundannahmen: o sprachliche Entwicklung erfolgt in Verbindung mit Kommunikation o Sprache entwickelt sich nicht aus sich heraus o Immer Wandel in Sprache, Sprache verändert sich diskontinuierlich - Seit wann Bemühen um Sprachgeschichte? Geschichte des sprachgeschichtlichen Denkens o Adelung, 1781. Über die Geschichte der deutschen Sprache Ausgeprägtes sprachhistorisches Denken o Eigene Reflexionen zu dt. Sprache 15./16. Jhd. Humanismus, Beschäftigg. mit alten Schriften und Drucken Geschichtlichkeit der Sprache von einigen Gelehrten punktuell erkannt Basis: Rückgriff auf alte Quellen und Möglichkeit von Verbindung von humanistischer und theologischer Sprache Reflexion über Sprache Vorher: Gegensatz Bildungssprache und Volkssprache, rein synchrones Denken Nun: Deutsch der Gegenwart /~ der Vergangenheit Historische Dimension Bsp. Johannes Tritiemius (1462-1516), Klosterhumanismus o Reihe von Schriften über klösterliche Schreibkultur und Bibliothekswesen im MA und Karl den Großen sowie Ottfried von Weißenburg o Katalogisierende Werke, einiges über ma Schreibkultur und Sprache wird bekannt o Interesse an und Betonung des histor. Gesichtspkt. Am Anfang archivierendes Interesse o Vorfahren des deutschen Volkes? Bemühen, Gegenwart bis in Stammesgeschichte der Germanen zurückzuverfolgen - Methoden: Antike Schriften über Germanen Rezeption d. Antike Lesen und auswerten Herstellung von Editionen und Kommentaren zur „Germania“ des Tacitus (Edition Herstellung einer kritischen Ausgabe eines Textes) Wesentl. Aufgabe dt. Gelehrsamkeit

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Geschichte der deutschen Sprache I – von den Anfängen bis 1500 (Cieslik)

20.10.10

- Darstellg. Von Sprachentwicklung / gesellsch. und kulturhistorischen Verläufen

- Etappenwissen…keine Namen auswendig lernen…!

- Grundannahmen:

o sprachliche Entwicklung erfolgt in Verbindung mit Kommunikation

o Sprache entwickelt sich nicht aus sich heraus

o Immer Wandel in Sprache, Sprache verändert sich diskontinuierlich

- Seit wann Bemühen um Sprachgeschichte? – Geschichte des

sprachgeschichtlichen Denkens o Adelung, 1781. Über die Geschichte der deutschen Sprache

Ausgeprägtes sprachhistorisches Denken

o Eigene Reflexionen zu dt. Sprache 15./16. Jhd.

Humanismus, Beschäftigg. mit alten Schriften und Drucken

Geschichtlichkeit der Sprache von einigen Gelehrten punktuell erkannt

Basis: Rückgriff auf alte Quellen und Möglichkeit von Verbindung von

humanistischer und theologischer Sprache

Reflexion über Sprache

Vorher: Gegensatz Bildungssprache und Volkssprache, rein synchrones

Denken

Nun: Deutsch der Gegenwart /~ der Vergangenheit

Historische Dimension

Bsp. Johannes Tritiemius (1462-1516), Klosterhumanismus

o Reihe von Schriften über klösterliche Schreibkultur und

Bibliothekswesen im MA und Karl den Großen sowie Ottfried

von Weißenburg

o Katalogisierende Werke, einiges über ma Schreibkultur und

Sprache wird bekannt

o Interesse an und Betonung des histor. Gesichtspkt.

Am Anfang archivierendes Interesse

o Vorfahren des deutschen Volkes? – Bemühen, Gegenwart bis in Stammesgeschichte

der Germanen zurückzuverfolgen

- Methoden: Antike Schriften über Germanen – Rezeption d. Antike

Lesen und auswerten

Herstellung von Editionen und Kommentaren zur „Germania“ des

Tacitus (Edition – Herstellung einer kritischen Ausgabe eines Textes)

Wesentl. Aufgabe dt. Gelehrsamkeit

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Beatus Reanus (1519)

Jacob Grimm (1835)

Karl Müllenhoff (1900/1922)

De bello gallico (Caesar)

Naturalis historia (Plinius der Ältere)

- 15. JAHRHUNDERT Konrad Celtis (1497)

Vorlesungen in Wien

Informationen ü. Germanen – schärferes Bild

Große Wirkung auf humanistisches Bewusstsein des Deutschen,

Geschichte/Geschichtlichkeit (Historizität) des eigenen Volkes

Bemühung um Herstellung einer gesch. Tradition im Sinne von

Sprachgeschichte/Namensgeschichte

Anfang: Germanen

Grundlage: Germania (Tacitus)

o Ureinwohner, deswegen Sprache = Ursprache

Seitdem Vorstellung von Kontinuität der Sprache mit Vorgeschichte

(Tacitus)

o Auch Einteilung der Germanen in Gruppen

Auffassung von Historizität und Kontinuität, aber auch einzelne Bemühungen

um punktuelle Aufklärung einzelner Abschnitte der Entwicklung (synchrone

Betrachtung, kleinteilig)

Bsp. Joachim von Watt (1485-1551)

o Verbunden mit St. Gallen

o Bemühen, Überlieferungen aus St. Gallen zu erschließen und

auch Erschließung des Althochdt.

Informationszahl – Martin Luther – Reformation

Weiträumige Aufwertung der dt. Sprache

Medium der „neuen“ Theologie (vorher: Latein)

o Deutsch = Sprache der Bibel

o Deutsch = Sprache der Liturgie

o Deutsch = Sprache des theolog. Disputes

Luther – erste Bibelübersetzung in vollem Maße, Anlehnung ans

Deutsche für Verständlichkeit – Deutsch den trad. Hl. Dreiteiligen

Sprachen gleichgestellt

Lutherbibel – großer Erfolg

- 16. JAHRHUNDERT Für Grammatiker im 16. Jhd Lutherbibel als Norm

Deutsche Sprache erhält neue kommunikative Wertung

Verstärktes Interesse an älteren Texten

Luther edierte zweimal ältere Texte (1518: Thelogica Deutsch)

o Gedanke, dass Lesen des hl. Wortes auf Deutsch mehr

Gläubige bringt – neue Position

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- 17. JAHRHUNDERT Vertiefung sprachhist. Betrachtung

Niederlande,… - vergleichende Studien der Germanen

Ansätze aus Dt.

Dt. konzentrieren sich auf Quellen (Sichtung) bis 19. Jhd.

Einiges Wissen ü. alte Sprache

Versuche von Typologien und Periodisierungen

Editionen frühmittelalterl. Und hochmittelalterl. Texte

o Walther v.d. Vogelweide

Texte werden erst dadurch bekannt

Melchior Goldast

o Editor und Kenner des Altdt.

Beginn der Kenntnis der älteren Texte

Grammatiker 16./17. Jahrhundert:

Basis:

o Folgen der Reformation:

Aufwertung dt. Sprache als elementarer Bestandteil

des dt. Geistes

Allgemeiner Religionsunterricht angestrebt

Auch Lesen und Schreiben und Rechnen

Grammatiken entworfen (grammatische Regeln)

o Vornehmlich religiöse Gründe (Gottesbeschäftigung)

Auch Nachdenken zu „Vorfahren“ des Deutschen

Justus Georg Schottelius (1612-1676)

o Mitglied der „fruchtbringenden Gesellschaft“

(Sprachgesellschaft)

o Barocke Werke mit allem, was man wissen muss zu dt.

Sprache u. Grammatik, mit Historie unterlegt

o Verweise auf historische Kontinuität

o Beginn etymologischer Betrachtungen (Wortgeschichte)

Herausbildung von Sprachgesellschaften

o Gelehrte, Adelige, Interessierte schließen sich zusammen

o Sprachpflege (Sprachpurismus, Vermeidung fremdspr.

Einflüsse)

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716)

Nimmt Tendenzen auf

Neue Qualität, Beginn neuer Stufe

Typisch für Denken im 18. Jhd

Historische + philosophische Betrachtung + Sprachpflege

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Diachrone und synchrone Betrachtung + etymologische

Betrachtungen

Forderung, deutsche Sprache weiter aufzuwerten (Deutsch als

Wissenschafts-und Gelehrtensprache!)

Sprache = Spiegel des Verstandes

Ziel der Sprachverbesserung = Verbesserung des Denkens

o Christian Thomasius (Ende 17. Jhd.)

Ende 17. Jhd: Eklat

o Vorlesung in dt. Sprache gehalten

o Neues Gelehrtenideal

Umwälzung des Wissenschaftsbegriffes/-betriebes

- 18. JAHRHUNDERT o Bemühung um system. Erfassung der dt. Sprache

Johann Christoph Gottschel (1700-1766)

Verfasste „Sprachkunst“

o Verbessrung der Schriftsprache und Unterwerfung

gegenüber Vernunft

- ROMANTIK – Ende 18. Jhd / Anfang 19. Jhd Besinnung des (deutschen) Volkes auf Geschichte

Betonung des (romant) Volksbegriffes

Rückbesinnung auf vergangene Kulturen

Erst Befassen mit Dichtung, dann mit Sprache

Ausgeprägteres Interesse an Bewahrung des Alten (Denkmalschutz, Museen)

Bsp. Marienburg (bei Danzig) – Restauration statt Abriss

(romantisierend)

Besinnung auf Tradition (Mittelalter)

Gelehrte Suchen, Lesen und Abschreiben mittelalterlicher Handschriften

und Erstellung von Editionen

Ermöglicht differenziertes Bild mittelalterl. Literatur und Kultur und

Sprache

Sprache als Vorläufer von dem was da war (ebenso Literatur)

Sprachgeschichtsforschg. im 19. Jhd wird wissenschaftl. Gegenstand

o ENTSTEHUNG DER GERMANISTIK

Anwachsen des kulturellen Wissens

Nationalbewusstsein (eigene Nation/Geschichte/Kultur/Sprache)

Hintergrund: Napoleonische Kriege, Befreiungskriege,

Einheitswunsch des Volkes

Johann Bothmer

Sammlung von Minnesingern aus dem Schwäbischen(1758/59)

o Basis: Manessische Liederhandschrift

Erstmals Sammlung von Minnesang

Christoph Heinrich Myller

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Texte aus dem 13./14. Jahrhundert herausgegeben

Sammlungen nicht vollständig, aber man konnte nachlesen

Inspirierende Wirkung

Jacob und Wilhelm Grimm (Ende 19. Jhd.)

Deutsches Wörterbuch

Sammlung der Kinder-und Hausmärchen (mit Bruder)

o Ganzes Team, das befragt und notiert hat

o Mehrere Versionen vorhanden

o Bewahren, archivieren,…

o Nicht für Erziehung gedacht (anzüglich,brutal,…)

Sprachhistorische Forschung (Wörterbuch)

Zunächst Jura-Studium in Marburg

Begründer der germanistischen Mediävistik

1811: Arbeit über altdeutschen Meistersang (Lyrik Spätmittelalter)

Umfangreiches Wer ü. Deutsche Grammatik

Deutsche Mythologie (Sammlung der deutschen Sagen/Mythen)

1828: Deutsche Rechtsaltertümer

1848: Geschichte der deutschen Sprache (2 Bd.)

Jacob- Sprache, Wilhelm – Künstler

Wilhelm Grimm:

o 1829: Deutsche Heldensage

o Edition über Freydancks „Bescheidenheit“

(Spruchsammlung)

o 1836: Edition des „Rosengarten“

o 1838: Edition des „Rolandsliedes“

Gemeinsame Edition zum Hildebrandtslied

- ‘‘ - Armen Heinrich

Ergebnis der gemeinsamen Arbeit: DEUTSCHES WÖRTERBUCH

o Aufnahme deutscher Wörter in bis dahin nicht gekannter

Vollständigkeit

o Lange Arbeit, auch nicht beendet durch Gebrüder Grimm

o Erstes umfangreiches Wörterbuch des Deutschen

o „allgemeines Messgespräch unter Buchhändlern“ (Verleger

des Wörterbuches) „größtes literarisches Ereignis des

Jahrhunderts“

o 1960 Arbeit an erster Ausgabe vollständig (32 Teilbd.)

o Archivarisches Wörterbuch und etymologisches Wörterbuch

(Wortgeschichte, Bedeutungsgeschichte, Semantik)

o Viele Begriffe im 20. Jhd. Schon historisch geworden

Daher Überarbeitung, neue Version

o Auch Aufnahme von Mundarten, Fremdwörtern und

eingedeutschten Begriffen

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o Stark romantisch geprägtes Anliegen, auch nationales

Anliegen (Schönheit und Kraft des Dt.)

J. Grimm: Geschichte der deutschen Sprache (1848)

o Zusammenfassung v. Untersuchungen der germ. Stämme,

grammat. Besonderheiten, etymologische U.

o Anspruch, umfassende Darstellg. zu entwickeln

o Systematisierung und Erklärung von Phänomenen

(Rückumlautverben)

o Groß angelegte Phänomenologie

o Formengeschichte der Sprache

o Ergebnis langer Bemühungen der Sprachgeschichte

Reihe von sprachtheoretischen Themen

o Berliner Akademierede „Über Ursprung der Sprache“

Wie kommt es dazu, dass Menschheit spricht,

Anknüpfung an Herder

Versch. Theorien von Sprachentwicklung

Nachahmung?

A) Sprache von Gott gegeben

o Von Gott geschaffen, später

offenbart

B) Intelligenzleistung des Menschen

(Konventionalitätstheorie)

o Vom Menschen geschaffen

Bibelstudien

Lautsymbolik

Grimms beispiellos für Sprachgeschichtsforschung

Wirkungen:

o Steigende Wertschätzung historischer volkstümlicher

Sprachquellen

o Texteditionen zentrale Stellung neu für Forschung

o Vorbilder für wissenschaftliche Arbeit

o Weitere Ausprägung historisch-genetischen Denkens in

Sprachgeschichte Historisches im Zentrum

o Entstehung von systematisch-historischer Lexikografie

(Wörterbuchschreibung)

o Steigende Wertschätzg. der Dialekte

o Ausbildung neuer wissenschaftlichen Methode

Vergleichende Methode der Sprachwissenschaft

Synchrones und historisches Arbeiten

19. Jhd.: Sprachgeschichte = Formengeschichte vorrangig

o 20. Jahrhundert

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70er Jahre: Orientierung an außersprachlichen Faktoren (kommunikativ,

pragmatisch) [siehe: Peter von Polenz: Sprachgeschichte]

27.10.10

Material letzte Sitzung: bei LSF vorhanden

Literatur:

Wilhelm Schmidt: Geschichte der dt. Sprache, 2007

Peter Ernst: Dt. Sprachgeschichte Wien 2005 (UTB)

Periodisierung der Sprachgeschichte Seit 350 Jahren umstritten

Andere Auffassungen

Zweck:

Strukturierung, Gliederung der Sprachgeschichte

- Epochenproblem? Wonach gegliedert?

Welche Kriterien für Epochen/Sprachstufen??

o Kriterien:

Innersprachliche Faktoren

Lautentwicklung/-veränderung (Lautverschiebung)

Morphologische Veränderungen (Verben,…)

Syntaktische Entwicklungen (Übersetzung Latein – Deutsch)

Lexikalisch-semantische Veränderungen – leicht veränderbar

o Warum Bedeutungsänderungen?

Außersprachliche Faktoren

Technische Neuerungen – Kulturgeschichte (Bsp. Buchdruck 1450)

Gesellschaftsstrukturen, Staatsformen (Frankenreich, Kleinstaaterei)

Eroberungen (Römische Eroberungen)

Kulturelle Einflüsse (Einfluss Frankreichs 12. Jhd.)

o Problematik der Periodisierung:

Innersprachlich:

z.T. lange Dauer von Änderungen – Wo Schnitt setzen?

Menge von Kategorien und Unterkategorien

z.T. Lexik sehr flexibles Gebiet

Außersprachlich:

Nicht alle außersprachl. Änderungen haben Wirkung

Zeitliche Verzögerungen bei Sprachentwicklung (Herausbildung des

Französischen)

Fazit:

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Genaue Betrachtung bei Periodisierung

Nur ein Hilfsmittel! Abweichungen vorhanden!!

Schottelius (1663): „Denkzeiten“

Zeitenwende – 7.Jh. erste Denkzeit – erste Ankunft und

anfängliche Bildung deutscher Wörter

8.Jh.-12.Jh. andere Denkzeit (Karl I.)

Zusammenhang zwischen Sprache und Denken

Kulturelle Entwicklungen,…

Bodmer: Zeitpkt. (LSF)

o Periodisierung nach Wilhelm Schmidt

Vorgeschichte und Geschichte

Grundlage: Versuch von Verknpfg. Von innersprachlichen und

außersprachlichen Merkmalen

500-1050 – Ahd. (vorlit. 500-750; danach handschriftliches Ahd.)

1050-1350 – Mhd.

1350-1650 – Fnhd.

o Periodisierung Ernst

4000-3000: Indogerm. Als Spracheinheit [?]

3000-2000: Auseinanderbrechen idg. Sprachraum

2000-1000: Vorgermanisch

1000-300: Gemeingermanisch

300 v.Chr.-2./3. Jhd. n. Chr. – Frühgerman.

2./3. Jh.- 600: Germanische Großgruppen

2. Indogermanisch Ursprünge der deutschen Sprache

Zeitlich? Räumlich? Quellenlage?

o 1)Einordnung Indogermanisch in die Sprachfamilie (Humboldt)

A) Isolierende Sprachen

Wortstellung ergibt Sinn (Chinesisch,Tibetisch)

B) Inkorporierende Sprachen (Grönländisch,Mexikanisch)

Einverleibende Sprachen – ein Satzteil nimmt andere auf, dadurch

Sinn

C) Agglutinierende Sprachen

Sinn durch Endungen (finno-ugrische Sprache)

D) Flektierende Sprachen

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Sinn durch Flexion

1) grammat. Beziehungen durch Formveränderungen innerhalb v

Wortstämmen (Hebräisch, Arabisch)

2) grammatische Beziehung durch Veränderung der Endsilben, die an

Stamm antreten (zb. Indogerm./Indoeuropäische Sprache)

(Verschiebungen innerhalb der Gruppen sind möglich!)

o 2)Zeitliche Einordnung

Wann älteste Überlieferungen idg. Sprache?

Eititsche Keilschriften (2. Jtd. v. Chr.)

Griechische Schriftzeugnisse (1400 vor Chr.)

Altpersische, altikanische Inschriften, altindische Überlieferungen

(6.Jh.)

o Zeugnisse der europäischen Sprache

2. Jahrtausend vor Christus?

Abhängig von theoretischen Entscheidungen

19./frühes 20. Jhd.: Beginn ca. 5000 v. Chr.

o Problem: nicht nachweisbar (keine Schriftzeugnisse)

o Begriff der Ursprache? (generell schwieriger Bgf.)

3. Jahrtausend vor Christus (?)

Ursprache?

o Ursprache?

Wo und von wem wurde Ursprache gesprochen?

Keine zeitlich/räumliche Fixierung möglich

Fehlende Grundlagen für Anfänge der Sprache? Fakt der Ursprache falsch?

Was kann Ursprache um 5000 v. Chr. sein?

16./17. Jahrhundert-Anfänge bei Germanen

Eigentliche Ursprache (Germanen = Urvolk)

Seit wann sprechen die Menschen?

o Zeugnisse der Kunst (Höhlenmalereien)

Beweisen hohen Grad an gedanklicher Verarbeitung

(Stilisierung) – Grad der Bewusstseinsbildung

Kenntnis darstellerischer Fertigkeiten

Bsp.:

1) Spanien – Altamira 1868 entdeckt

2) Frankreich – Lascaux (1940) – 20.000

Jahre alt

3) Spanien – mittl. Steinzeit –

Tierdarstellungen, Jagdszene?, kultische

Handlg. beschrieben

Deutungen umstritten

o Homo sapiens (vor 100.000 Jahren)

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Denkender Mensch

o Neandertaler? – Feuer genutzt (200.000 v. Chr.)

Wie alt ist Sprache (100.000-30.000 Jahre v. Chr)

3000-5000 als Zahl umstritten, Germanen kein Urvolk (Stephan

Zimmer, 1990)

Himmelsscheibe von Nebra

o Entstanden 1600 v. Chr. (idg. Zeit)

o Mond, Sonne, Sterne, Himmelskonstellation

o Gold, Bronze

o Kein kultischer Gegenstand, sondern hochwissenschaftlicher

Gegenstand, astronomischer Kalender mit Schaltregel, bringt

Tage des Sonnenjahre und Kalender nach Mondjahr in

Einklang

o Voraussetzung:

Hoch entwickeltes mathematisches Wissen

(Mathematik, Astronomie, Materialkunde)

Sprachentwicklung keine Höherentwicklung oder Verfall, sonder

eher ständiger Wandel!

o Welche Basis hat Indogermanisch? – Die Entdeckung des Indogermanischen

(siehe erste Sitzung, sprachhistorisches Denken!!)

Interesse an Orient – Sanskrit (alte indische Sprache – Sir William Jones)

Biographie (1746-1794)

o Politiker, Patriot

o Politisches Schrifttum

o Juristische Schriften (indische Rechtssysteme)

o Philologische Schriften

o 1786:Vortrag – erstmals –indische Sprache ähnlich der

griechischen, persischen und lateinischen Sprache

o Indogermanische Sprache geboren durch Verweis auf

unbekannten aber gemeinsamen Ursprung der Sprachen

o Idee der idg. Ursprache ( Friedrich Schlegel: Schrift zur

Sprache und Weisheit der Inder)

Franz Bopp (1816) – Schrift über Konjugation im Sanskrit verglichen mit

persischer, lateinischer und griechischer Sprache

Untermauerte Erkenntnis, dass wichtige Sprachen Europas verwandt

mit Indischen und Persischen

Im 19. Jh. weiter ausgebaut, Erweiterung der Kenntnisse durch

Sprachenvergleich in historischer Dimension, Erschließung der

Indogermanischen Ursprache

Entstehung der Vergleichenden Sprachwissenschaft als neuer

wissenschaftlicher Methode

o INDOGERMANISCH/INDOEUROPÄISCH

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Kein Finnisch, kein Ungarisch, kein Baskisch, kein Estnisch

Daher einfach, andere europ. Sprache zu lernen

Vergleich auf grammatischer Ebene

Kasussystem bleibt bei europäischen Sprachen (zeitweilig mehr oder weniger

Kasus)

o Vergleich lexikalisch

Schwierig, wenn dann Grundbestandteile nutzen

Gemeinsamkeiten bei Zahlwort „drei“

Drei, three, tre, tri, trois, tres, europäische Sprachen

o Welche Sprachen gehören zum Idg.?

Kentumsprachen/Satemsprachen

o Keine Zeugnisse somit keine Quellen über Ort der Indogermanen

o Einzige Möglichkeit spätere Zeugnisse, vergl. Methode – Vergleich durch Lexik

Worte, die im Indogermanischen vorkommen (vorrätig)

Bildung eines idg. Wortschatzes

o Heutiger Stand:

Keine Urheimat

Urvolk =problematisch, eher weniger

Relativ großes Gebiet von idg. Sprechern besetzt, historische Ausdehnung

Suche nach Ausgangsbereichen, Urheimat abgemildert

Geographisches Zentrum S-Russland bis Balkan

Kerngebiet des Idg. große Anzahl an Sprechern des Idg.

5./4. Jtd. v. Chr. moderne Genetikfoschung, Rekonstruktion

genetischer Verläufe

o Fluss von Südrussland bis Osteuropa, allmählich

abnehmende Konsistenz nach Westen

Coluuvies gentium – Mischvolk

o Idg. keine Usprache, sondern eher Mischsprache

o Daher Zusammenhänge zwischen semitischen und idg.

Sprachen (auch finno-ugrischen Sprachen) erklärbar

Wer waren die Indogermanen???

Informationen durch Sprachvergleich erschlossen

Gemischtes Volk am Rande von etablierten Kulturen

Evtl. nördlich des Schwarzen Meeres (Wortgleichungen)

Evtl. Wanderung u./o. mehrere Gruppen

5000/4000 v. Chr. erste Indogermanen

Idg. Gesellschaft in 3 Schichten unterteilt

o Bauern, Priester und Krieger

Glaubensvorstellungen polytheistisch (Bennennungen der Tage

nach Göttern)

Patriarchalisch organisierte Verbände

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o Viele Bezeichnungen für Verwandschaftsbeziehungen

(Groß-)Familie Stamm Volk (König = Oberhaupt)

Kenntnisse in Ackerbau und Viehzucht (Pflug, Saat,…)

o *peku- =idg. Vieh

Wortgleichungen für „Honig“ (*melit-) und „Met“ vorhanden, für

„Biene“ nicht

Viele Bezeichnungen für Bäume vorhanden

Metalle nicht selbst erschaffen (fehlende Bezeichnungen für

„Schmied“)

Lediglich Zeiteinteilung durch Mond und Sonnenumlauf (Monat,

Tag) natürliche Zeiteinteilung, keine künstliche

Tabuistischer Wortersatz Reihe von Denotaten, die bekannt

gewesen sein müssen Bär, Säugling? problematische

Wortgleichungen

o Grund: tabuistischer Wortersatz

Wort besitzt Macht, Furcht vor Bezeichnung

gefährlicher/gefährdeter Begriffe mit Namen (vgl.

„Du-weißt-schon-wer“)

Bsp. Säugling hohe Säuglingssterblichkeit, daher

gefährdet, daher keine Benennung

Bsp. Bär, abgeleitet von „der Braune“, russisch

„Honigfresser“, keltisch „Honigschwein“

Abschwächung durch Bezeichnung

- Grundzüge der indogermanischen Sprache Zu Beginn der idg. Sprache Wurzelperiode Vermutung:

weitestgehend reine Stammformen aneinander gereiht, Sinn ergibt

sich durch Wortstellung

Idg. gehört zu flektierenden Sprachen

Nomen Kategorien: Numerus, Kasus, Genus

Numerus: Singular, Plural, Dual, Kollektivformen

Kasus: 8 (!!) Kasus spezialisierter

Bsp. Pferd

Nom. ekwos

Gen. ekwosyo

Dat. ekwoy

Akk. ekwom

Vok. ekwe (=Anrede, Anruf)

Abl. ekwod (Ausgangspkt. der Bewegung)

Instr. ekwo (= Mittel, Beleitung)

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Genus: Maskulinum, Femininum, Neutrum (davor Opposition

belebt/unbelebt)

Substantiva: Deklination nach Stammbildundgsklassen

o A) Vokalische Stämme

o-, a-,ia-,i-,u-Stämme

lyko –s

aqua (Gen. aqua -i)

o B) Konsonantische Stämme

n-, r-, s-, nt-Stämme

o (Bezug zu heute:

- Nom. der Gast der Bote

- Gen. des Gast-es des Bote-n

- Starke Deklination schwache Deklination

- Vokalischer Stamm konsonantischer Stamm)

Verben: Person: 3 Sing., 3 Plural, dazu Dual

Genus: Aktiv, Passiv, Medium (Bsp. waschen)

Modus: Indikativ, (suffixloser) Imperativ, Optativ

(Wunsch/Möglichkeit), Konjunktiv

Tempus: Präsens, Imperfekt, Aorist (Ausdruck einer punktuellen

Handlung, heute noch im Indischen vorhanden), Perfekt

Möglichkeiten zur Formenbildung: Reduplikation, Ablaut

o Reduplikationsperfekt

tendere – tendo –tetendi

o got. „haitan“ (heißen) – >1.P.Sing.: „haita“ –> Perfekt:

„haihait“

o Veränderung des Wurzelvokals Ablaut

Akzenttheorie – abhängig vom idg. Wortakzent

Formenbildung des Verbs/Wortbildung

Zwei arten

qualitativ – Klangfarbe geändert (Abtönung)

o binden band

quantitativ – Dehnung, Kürzung oder

Wegfall

o Dehnstufe, Reduktionsstufe,

Schwundstufe

o Atemdruck

Akzent frei beweglich – jede Silbe konnte betont werden –

o Sinnveränderung durch Akzent

o Hervorgerufen durch Tonhöhenänderung oder

Atemdrucksänderung (siehe quantitativ/qualitativ)

- GERMANISCH

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o Theorien zur Ausgliederung der Einzelsprachen aus dem Idg.

Stammbaumtheorie (August Schleicher)

Indogermanische Sprache als Wurzel

Jede Sprachfamilie ein Ast Verzweigungen bis in Dialekte

Kentum- und Santemsprachen (slawodeutsch

bzw.ariograecoitalokeltisch)

Sprache als Organismus

Genealogisches Denken

„linguistischer Darwinismus“

Tribut ans Industrie-gesellschaftliche Denken

Sprache in einem organischen Wachstum

Problem: Kontakt zwischen Sprachen scheint nicht möglich, real aber

Nähen und Fernen unerklärbar (z.B.: indisch-iranisch und slawisch)

Arisch

o Selbstbezeichnung in indisch-iranischen „arya“

o Bezeichnung der indisch-iranischen Sprachen

o Schließlich Ausdehnung aufs Indogermanische

o 19. Jhd. Rassentheorie volkliche Urrasse

o Gruppen der Germanen und Semiten

o Comte de Gobineau

Theorie der Ungleichheit der Menschenrassen

In Deutschland von Wagner-Anhänger verbreitet

Germanen = Herrscherrasse

Wagner (1781) Abgrenzung der Juden als

Nichtarier

Weitertragung in die Kultur, Gesellschaft und Politik

Hitler: „Mein Kampf“

Alles Geschaffene Produkt der Arier

Arier als höhere Menschen

Deswegen Herrenvolk

Wellentheorie (Wilhelm Schmidt)

o „Die Verwandtschaftsverhältnisse des Indogermanischen“

o Biologismus nicht haltbar Gegenentwurf zu Schleicher

o Welle, konzentrisch, mit Entfernung vom Mittelpunkt immer

schwächer werdenden

o Ein Geschlecht durch politische/religiöse/… Bedingungen

Vorherrschaft

o Langsamer, allmählicher Übergang (schiefe Ebene Treppe)

o Sprachliche Neuerscheinung verebbt (siehe Wasserwellen)

o Rekonstruktion der idg. Ursprache = Fiktion

o Wensentlich näher an sprachlicher Wirklichkeit als Schleicher

o Sprache als System der Neuerungen

o Theorie entspricht Methode der dialektalen Karten

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o Zu statisch Modell nicht ganz günstig, zum Einen

Abwenden vom Biologismus, auf der anderen Seite

verwenden von naturwiss. Begriffen

o Marburger Sprachgeographische Schule darin begründet

(Georg Wenker)

Hermann Hirt Substrat-Theorie

o Grundlagen nicht von Hirt entworfen

o Eigentlicher Gegenstand: Erforschung romanischer Sprachen

o Abgrenzung/Beeinflussung der romanischen Sprachen

untereinander

o Sprachliche Grundlage (SUBSTRAT)

o Superstrat – Vermischung der Sprachen

o Adstrat – Nebeneinander der Sprachen

Entfaltungstheorie (Otto Höfler)

o Möglichkeit der parallelen Entwicklungen

o Gleichzeitige Spontanentwicklungen auch bei räumlicher

Trennung

o Polygenetische Entwicklung (Bsp. Literatur, Hildebrandtslied)

o Idee: Antoine Meillet, von Höfler ausgeformt

o Wer waren die Germanen? –Kulturhistorisches

Woher wissen wir es? (Rekonstruktion)

Jein, denn

o Quellen sind vorhanden, aber Rekonstr. auch nötig

o Archäolog. Fund (2. Jtsd. v. Chr. Grabbeigaben aus Bronze

neues Material)

o Skandinavien, W-Europa von Osten Kultur der

Schnurkeramiker/Streitaxtkultur

Daraus Entstehg. der Germanen (siehe Mythologie)

o Schriften antiker Autoren über Begegnung m Germanen

Tacitus. Germania

Poseidonius

o Runenschriften, viele erhalten, jedoch erst aus späterer Zeit

(um 200 nach Chr.)

o Ältester Beleg: runeninschrift (400 nach christus)

o Germanisches Wortgut innerhalb lateinischer

Matroneninschriften (Matronenkult überw. In Italien aber

auch Ostgallien Mitte 2.-Mi. 3. Jhd. nach Christus)

o Evtl. von Kelten eingeführt, bisher ca. 1300 gefunden

Anrufung der Matronen + Appellativen

o 4.Jhd.nach Chr.: vereinzelt Schrifttum einsetzend

Gotische Bibel des Wulfila

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Was geben Quellen Preis?

Frühestes Siedlungsgebiet keine sprachl. Zeugnisse

Versch. Funde Bronzezeit >(ca. ab 16. Jhd. vor Chr.) auf Gebiet

des heutigen Norddeutschlands + Skandinaviens

Verbreitet sich im südlichen Schweden, Däemark, Niedersachsen

Um 1200 v. Chr. Oder, Weser, Harz

Entstehung der Germanen Ergebnis kultureller Überlagerungen

o Streitaxt-, Schnurgefäß, + Megalithkultur

Eisenzeitliche Expansionen - enger Kontakt zu Kelten u.a.

Möglichkeit der Herstellung/Benutzung von Eisengegenständen ab

7.Jhd. v. Chr.

1. Jahrtausend v. Chr.

o Bevölkerungsanstieg Ursache für weitere Wanderungen

(Richtung Südosten) - stoßen auf „antike Welt“ (Römer)

Älteste Erwähnung des Wortes „Germane“ durch Poseidonius

o Kommt nicht von Germanen selbst, sonder von außen

Wort verbreitet sich für alle verwandten nördlichen Völker

Verwandt mit keltischen Wort „Nachbar“/“Ruf/Schrei“

In Spätzeit - ausdifferenzierte Völker

Glaubensvorstellungen

Polytheistische Religion Vielzahl an Göttern

Siehe Germanische Mythologie

o Differenziert, uneinheitlich

Erst im beginnenden MA Überlieferungen der Glaubensvorstellungen

(Überlieferung der Edda)

Götter erscheinen nur einmal mit Namen

Drei Schichten der Götter

o Älteste Schicht Ull + Skadi (Skadinavia

Götter der Jagd/des Wildes

o Vanen (Göttergeschlecht)

Altind. „vanas“ Lust Venus

Fruchtbarkeitsgötter

Verbindung zu älteren Göttern (Njordre heiratet

Skadi)

o Asen / Ansen

Westgerm. „ansu“ /altind. „ausra“ Machthaber

Thyr, Thor (Donar), Odin (Wotan)

Mythen um Erschaffung der Welt durch Riesen Ymir

Zwitterwesen

Aus Zusammenwirken von Hitze und Kälte

entstanden

Die wichtigsten Götter

Brücke zwischen Götter-und Menschenwelt

Weltesche Ygdrasil (Weltbaum)

Freya, Tod des Göttersohns

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Untergang der Götter (Weltenbrand)

Entstehen einer neuen Welt

o Götter sterblich und Schicksal unterlegen (siehe

Hildebrandtslied)

Bgf. nicht von Germanen geprägt Haben sich Germanen als ein

Volk gefühlt

o Eher nicht, späterer Zusammenhang möglich (Mythen)

o Anfänge der Schrift als mgl. Beispiel

Gruppierung der germanischen Völker

o Karl Müllenhoff, 1898

Nordgermanen, Westgermanen, Ostgermanen

Hinweise bei Plinius und Tacitus

Heute zweifelhaft ob geographische = sprachliche

Einheit

o Eher relative Einheiten (viele Stämme mit Gemeinsamkeiten

in Sprache

o Friedrich Maurer, Anfang 20. Jhd.

5er-Gliederung

1) Nordgermanische (Westnordisch/ost-)

Später Island, Norwegen, Dänisch

2) Oder-Weichsel-Germ.

Gotische, Burgunden, Wandalen

3) Nordseegermanisch

Angelsächs., Friesisch, Sächsisch

4) Weser-Rhein-Germ.

Fränkisch

5) Elbgermanisch

Thüringer, Alemannen, Bayerisch

o Vielzahl von german. Stämmen

o

Zeitliche Einteilung

o Beginn 2. Jahrtausend?

Nur hypothetisch (keine Überlieferungen)

„Gemeingermanische“ – nicht einheitlich

gesprochene Sprache, Konstrukt der sprachlichen

Gemeinsamkeiten seit Mitte 1000 v. Christus,

Herausbildung des Germ. aus Indogermanischen

Unterscheidung zwischen urgermanischer und

gemeingermanischer Sprache

o Spätestens ab 2. Jhd. nach Chr. Germanenstämme

werden fassbar

Erste sprachliche Überlieferungen

Stammessprachen werden fassbar

Anfänge eines Zusammenhangs-Gefühls

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Beginn der Schriftlichkeit

o Ab Zeitenwende einzelne Belege von Medialität

Ausprägung der allerersten Schriftlichkeit RUNEN

(germ.)

RUNEN

Begriff = Neubildung im 17. Jahrhundert

Wortstamm mittelalterlich

o Bsp. ´runa´, mhd. „rûne“ „Geheimnis“ (raunen,…)

o Ahd. „girûni“ Geheimnis

o Alraune (Pflanze mit Zauberkraft)

o Sigrun, Gudrun

Herkunft des germanischen Wortes umstritten

Entstehung:

o Nicht aus rein germ. Voraussetzg. entstanden

o Vorlage mgl. mediteranes Alphabet

o Welche Vorlagen? Wann? Wo? Von welchen Personen/Teil

des Volkes?

Wie?

o Germ. Mythologie Odin hat Runen erschaffen

o Bis heute Vielzahl von Thesen 3 Beispiele

1) Lateinthese (1874/1887, Ludwig Wimmer)

Lat. Alphabet (Berührung Römer)

Aus Kapitalisschrift der Kaiserzeit entstanden

Heutiger Vertreter: Elmar Seebold

Pro: ältestes Verbreitungsgebiet

Kultureinfluss Roms

Übereinstimmungen mit Alphabet (f,r,b,m)

2)Griechischthese (Bugge, 1899)

Grundlage: griechische Kursivschrift,

Schwarzes Meer, Goten

Weiter verfolgt, allerdings aufgegeben, da

keine Übereinstimmung mit Fundorten

3) Nordetruskische These (Marstrander)

Etruskisches Alphabet als Basis

Germanen haben bewusst nicht auf Latein

zurückgegriffen, sondern auf Alphabet der

ländlichen italienischen Opposition

o Thesen klären einige Fragen nicht

Warum andere Anordnung der Buchstaben?

Lese- und Schreibrichtung verschieden, warum?

o Besonderheiten als Verweis auf Eigenständigkeit der

Germanen

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o Runen primär zu mythischen Zwecken genutzt, deswegen

andere Anordnung der Runen“schrift“

Wann?

o Mitte 2. Jhd. nach Chr. archäolog. Funde

o Äußerung Tacitus

Germanen ritzen Zeichen in Stäbe Zeichen =

Runen?

o 1./2. Jhd. nach Chr.

Wo?

o Keine einheitliche Entscheidung, da je nach Entstehung

verschieden

o Dänemark oder Alpenraum

Wer?

o Germanen Odin

o Voraussetzungen nötig

Intellektuelles Vermögen

Kenntnis mehrerer Sprachen

o These – Geiseln bei Römern, die freigelassen wurden und

Wissen weitertrugen

o Angeln und Eruler auf dän. Inseln

Warum?

o Viele Spekulationen

o Bedürfnis, Gesprochenes dauerhaft zu machen

o Mitteilungen an menschlichen/göttlichen Adressaten richten

o Kultische Zwecke (Götterverehrung)

o Magische Zwecke (Wirkung auf fremde Mächte)

o Mantische Zwecke (Zukunftsvoraussschau)

o Auch für christl. Inschriften genutzt (kein

Entstehungsgrund!!)

Fibel – Runeninschrift

o Besitzangaben/Herstellerangaben (profane Zwecke)

o Eher magische oder eher profane Zwecke?

Umstritten

Verbreitet eher magische Zwecke

Moltke: anderer Meinung

Klaus Düwel:

o Grundlage eines mediteranen Alphabet, am ehesten Latein

o 1. Jhd. nach Christus

o Westlicher Ostseeraum (Dänemarkthese)

o Intellektuelle

o Kommunikationsmittel zu profaner und sakraler/magischer

Verwendung geschaffen

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Hauptfunde in Skandinavien, bis nach Russland (Dnjepr)

6500 Runendenkmäler

o Schweden 3600; Norwegen 1600, Deutschland: 80

Tendenz steigend (durch Kirchenumbauten)

Steine und Felsplatten als Material

Aber auch Waffen, Schmuck, Münzen, Gebrauchsgegenstände

Im MA auch auf Pergament (Blatt 1 Codex Weißenburg)

Runenkenntnis bis ins 12. Jahrhundert vorhanden, aber dann durch

lat. Schrift verdrängt

Graphische Merkmale

Kombinationen von Stab + Zweig + Haken

Als FUTHARK bezeichnet (nach Buchstabenfolge)

Mehrere Ausprägungen der Runenalphabete

o Älter: 24, engl.:28/32, skandinav.: 16

Bedeutung:

Jede Rune ein Laut

Auch Begriffswert (Runennamen) – erst im 9. Jhd. überliefert

(Runengedichte)

o Stammen evtl. aus früherer Zeit

o Laut = Anfangslaut des Begriffes

Bsp.: f =fehn (das Vieh), r = raido (Ritt, Wagen)

o Zum Teil profanen Inhalts, meist aber kultischer Bereich

(göttliche Wesen auch in Tiergestalt, Pflanzen, Bäume)

Schreibrichtung nicht festgelegt (schwere Entzifferung)

Auch abgewandelte Formen vorhanden (Zierformen, Wenderunen,

Sturzrunen) – bekannt, aber Bedeutung unbekannt (magische

Zwecke?)

Lesbarkeit problematisch (Lesezusammenhang

Sinnzusammenhang)

Wörtertrennung (keine Spatien)

Runenfunde

1812: Nähe von Megau (heute Slowenien)

o 20 Bronzehelme, einer mit Inschrift

o „HARIGASTITEIWA“ Bedeutung?

„Dem Gotte Harigat“

Goldschatz

o Ring mit Inschrift

„GUTANIOKMHAILAG“

„Besitz der Goten, ich bin unverletzlich“

Besitzanzeige + kultischer Zweck

1639, Dänemark

o Goldhorn (um 400) mit Runen

„EKHLEWAGASTIZHOLTIJAZ:HORNA:TAWIDO“

„ich, Sohn Holtins, habe das Horn gemacht“

Herstellerangabe

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Runensteine

o Röcksten (ca 2m groß), ca. um 800 enstanden

o Weltweit längster Runentext

o Keine bildliche Darstellung, nur Text

o Wahrscheinlich Gedenkstein eines Vaters für gefallenen [?]

Sohn

o Deutungsprobleme vorhanden…

o „SAKUMUKMINIPAT“

Darstellung einer sage

„ich sage dem jungen Manne, dass…“

o Offenbar historische Stoffe verarbeitet

o Mythen,…

o Bis heute nicht gedeutet

Literatur: Klaus Düwel. Runenkunde

Medialität der Germanen

1. Jhd. nach Christus – größerer zusammenhängender Text

o Codes Argenteus des Gotenbischofs Wulfila (Silbercodex)

o Bibelübersetzung, entstanden im 4. Jhd. nach Chr.

o Christlicher Text auf Germanisch, nicht auf Runisch

Wufila – Person und Geschichte

o 311-382/83

o Goten

o Um 200 nach Christus Schwarzes Meer; Trennung in Ost-

und Westgoten

o Westgoten – 4. Jhd. – bis Frankreich und Iberische HI

Königreich

o Wulfila -> Christ, Arianer (Gottvater als einziger ungezeugter

und unsichtbarer Gott, Christus als Vermittler)

Christus und Gott nicht gleich, sondern hierarchisch

Gegensatz zu Dreieinigkeit

o 341 Missionsbischof der Westgoten

o Übersetzung der Hl. Schrift ins Germanische (336 Blätter)

o Codex Argenteus

Text mit Gold und Silber auf purpurfarbenes

Pergament geschrieben Kunstschrift evtl. für

Theoderich den Großen geschrieben

o Eigene Schrift entwickelt (Grundlage: griechische Majuskeln,

für „r“ und „s“ lateinische Zeichen)

o Vater Unser auch vorhanden bekanntestes Gebet

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- Besonderheiten der germanischen Sprache im Vergleich zum Indogermanischen

Vereinfachung: Was ist das Besondere im Gegensatz zum Idg.?

Phonologie, Morphologie, Lexik

Phonologie:

Akzentverhältnisse: Idg. freier Akzent Initialakzent

o Betonung der ersten Silbe, auch bei Komposita und

Präfixbildungen

o Zweiter Teil eines Wortes undeutlich, Sinn nicht mehr

erkennbar, z.B.

Ahd. „weralt“ = Zeitalter „werlt“ = Welt

Ahd. „biûtigomo“ = Mann der Braut Bräutigam

o In erster Phase gnadenlos durchgesetzt

o Später Präfixe ohne Anfangsbetonung (wann ist schwer zu

sagen)

Ur-laub (Ursprung: er-laub-en)

o In zwei Stufen

o Folgen bis heute vorhanden

Wenn Anfang betont Aufmerksamkeit auf Anfang

gelegt Abschwächung der Endsilben /

Verschwinden der Endsilben inkl. Funktionen

Entstehung des Stabreims (Aliterationsvers)

Hervorhebung durch Wiederholung des

Anfangslautes (Haus und Hof, Kind und

Kegel)

ALTHOCHDEUTSCH

o Frühmittelalter – wichtige sprachhistorische Phase - Althochdeutsch

o Erste Phase der deutschen Sprache

o Bedeutende Änderungen

Deutsch aus Germanischen zu Beginn des frühen MA herausgebildet

o Aus Stammessprachen entsteht neue Sprachform = deutsche

Sprache mit starken territorialen Varianten, aber großer

Zusammenhang trotzdem

o Außersprachlicher Faktor:

Entstehung fränkisches Reich

(Merowinger/Karolinger) Basis für sprachlichen

Zusammenhang

Christianisierung = Buchreligion; Schriftlichkeit,

Medienwandel deutschsprachige Schriftlichkeit

Übersetzungen,…

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Vorbild = Latein; Berührungen mit lateinischer

Sprache

Hildebrandslied; Zaubersprüche

Breit gefächertes Textsortenspektrum

(Bibelübersetzung, Glossen, Heldenlieder, politische

Lieder,..)

Problem:

o Frühes Früh-MA Experimentieren mit

Texten/Schreibung/Lautung in Skriptorien (fehlende

Institution) keine feste Schreibung bis ins 21. Jahrhundert

(siehe „f“-Laut verschiedene Varianten „ph“, „v“, „f“)

BESONDERHEITEN DER ALTHOCHDEUTSCHEN SPRACHE

- Innersprachliche Faktoren:

Schaltstelle für Sprache, auf allen Gebieten Wandel vollzogen, aber nicht alle

sind Reaktionen auf außersprachliche Faktoren

o Phonologie:

Vokale:

o Stammsilben- und Nebensilbenvokale müssen unterschieden

werden!

Stammsilben seit Germanischen stets betont bzw.

Betonung prägend; Nebensilbenvokale sind

unbetont

o Langvokale und Kurzvokale (a,e,i,o,u,y )

Besonderheit: Ahd. reich an Diphtongen (ei, ou, eo,

io, ie, ia, uo); es werden auch alle Bestandteile

gelesen/gesprochen; Anfangsbetonung

Zwei Halbvokale (w = u/v/vv/uu); („j“ = j/ii); k=c

Konsonanten:

Explosivlaute: b,d,g

Frikativ: f,ff (auch u oder v)

Ch als Allophon (auch als „h“ möglich)

Stimmhafte Reibelaut „w“ = U/UU

D auch als th möglich

Spiranz: „h“ (Hauch-oder Reibelaut, abh. von

Position siehe Mhd.!)

o Neuerung: Vorhandensein von Affrikaten Erweiterung

Lautkomplex

Kombination aus Explosiv-und Reibelaut

pf (auch ph)

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tz

kch (heute noch im Schweizer Raum)

o Änderungen in der Lautung:

o Vokalismus

o Ablaut immer noch vorhanden

Kombinatorischer Lautwandel (regressive Assimilation)

o Vielzahl an Erscheinungen

o Laut ändert sich in Abhängigkeit von etwas

o Angleichung = Assimilation; regreddere= rückwirkend

o Laute gleichen sich einander an Sprachökonomie

Alternanz (Vokalharmonie)

I-Umlaute Primärumlaut, Sekundärumlaute, Rückumlaut

Zu verschiedenen Zeiten passiert, aber alle nach demselben Prinzip

der regress. Assimil.

Je nach Gebiet unterschiedlich stark umgesetzt (da Ahd. keine

homogene Sprache); Orientierung am Tatian (Vereinfachung)

ALTERNANZ (Vokalharmonie)

Basis: Vokaldreieck – Darstellung der Lautentstehung im Mundraum

Drei verschiedene Lautänderungen

o 1)Hebung „e“„i“ (unter Bedingungen des komb. LW)

Hebung mittlerer Vokal wird hinterer Vokal (früheste

Änderung, schon im Gotischen)

Bedingung: immer in Stammsilbe, je nach dem was

danach kommt wenn „i“ oder „j“ im Folgestamm

wird vorher „e“ zu „i“ ahd. berg (Sing.),

Pluralkennzeichen „i“ „bergi“ „birgi“

„gibirgi“

Gesetze der Nebensilbenabschwächung dadurch

Verfallen der Nebensilben, daher nhd. „gebirge“

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Bsp. mhd. „irdisc“ (irdisch) ahd. „erda“ // ahd.

„geban“ nhd. „geben“; 3. P. Sing. „gebit“

(Alternanz) „gibit“ (Nebensilbenabschwächung)

„gibt“

Vor Verbindung von Nasal und Konsonant (ng, nt)

Idg. *bhend- (nd wie hoher Vokal) ahd.

bintan

Lat. ventus ahd. Wind (Stammbetonung

und Alternanz)

Wenn „e“ vor „u“ steht

Lat. Securus ahd. sichur (ei,

Stammbetonung, e wandelt wegen des „u“)

Ahd. geban, (1. Person Singular mit u

gebildet, Alternanz, e zu i) ich gibu

o 2) Senkung/Brechung i e

Auslöser: wenn a ,e ,o danach, wird im Stamm gesenkt

Altsächs. wika ahd. wekha

lat. bicarium ahd. behhâri

o 3) Senkung u o ahd. tugun tohta ahd. helfan (Alternanz, uo) giholfan

(Nebensilbenabschwächung) nhd. Geholfen

I-Umlaute

Primärumlaut, Sekundärumlaute, Rückumlaut

Änderung des Stammes in Abhängigkeit v. d. Folgesilbe

Primärumlaut

o Zwischen 750 und 900 nach Chr., in Dialekten verschieden

entwickelt, zeitliche Verzögerungen von sprechsprachlich zu

schriftsprachlich

o betrifft Stammsilbenvokal „a“

Hebung a e, wenn i/j in der Folgesilbe

Gast gasti gesti ( Gäste)

lang-iro (länger) lengiro ( länger)

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Sekundärumlaute

o Um 1200 ähnlich wie Primärumlaute, nahezu alles

umgelautet

o Umfassen a, o, u

a>ä: ahd. mahtig mhd. mähtec

â > ae: mâri maere

o>ö: mohti möhte

ô>oe: scôn scoene

u>ü: wurfil würfel

û>iu: hûsir hiuser

ou>öu: ouga öugelîn

uo>üe: gruoni grüene

Rückumlaut

o Schwache Verben Dentalsuffix „e“

o An sich falsche Bezeichnung, da nie stattgefunden (siehe

Mittelhochdeutsch)

Diphtongierung / Monophtongierung weitere Formen der Änderung

o Konsonantismus

2. Lautverschiebung

o 6.-8.Jhd. (grobes Zentrum)

o Wichtigste Erscheinung im althochdeutschen

Konsonantismus

o Unterschiedliche Darstellungen wie LV entstanden bzw.

verbreitet heute:

o S-N-Ausbreitung eher nicht

Gliedert ahd. endgültig aus Germanischem aus durch

Bildung eines deutschen Lautstammes

Unterscheidet ahd. von anderen westgermanischen

Sprachen Merkmal des Deutschen (andere

Sprachen haben keine 2te Lautverschiebung Bsp.

altenglisch, altfriesisch,…) Deutsch erhält

Eigenständigkeit

Gliedert deutsches Sprachgebiet in sich auf (je nach

Intensität, einige haben keine 2te Lautverschiebung

Bsp. Niederdeutsch dadurch Trennung

Niederdeutsch von Hochdeutsch

o p, t, k betroffen und b, d, g

o phonetische Wirkung: Bestand der Laute erweitert und

umstrukturiert

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durch 2te LV Entstehung der Affrikaten (pf, tz, kch,..)

Bestand an Doppelfrikativlauten (ff, ss)