1
GESUNDHEIT HEUTE Der Darm denkt, fühlt und lenkt mit Von Nadine A. Brügger Kopfschmerzen, Herzinfarkt, Übergewicht, Depression, Diabetes – kann das tatsächlich alles mit unserem Darm zusam- menhängen? Über drei Milliarden Bakterien leben auf und in unserem Körper. Damit bestehen wir zu grösseren Teilen aus Bakterien, als aus körper- eigenen Zellen. Manche Bakterien findet man auf der Haut. Andere im Mund. Die meisten aber im Darm. «Bei je- dem Menschen ist die Zusammen- setzung der Bakterien und Sporen im Darm unterschiedlich», erklärt Gastroenterologe Andreas Mül- ler. Solange ein Kind im Bauch sei- ner Mutter heranwächst, ist sein Darm blitzblank. Während der na- türlichen Geburt wandern erste Mi- kroorganismen aus der vaginalen Bakterienflora der Mutter in den Darm des Kindes. Von da an wird die Darmflora immer weiter ausge- baut. «Je nach dem, was wir essen, wie wir uns bewegen und welche Veranlagung wir haben, formen sich andere Bakterienkulturen aus», er- klärt der Gastroenterologe. Schliess- lich ist die Zusammensatzung an Darmbakterien, Spezialisten spre- chen vom «Mikrobiom», so indivi- duell wie unser Fingerabdruck. «Das Mikrobiom muss man sich ein bisschen vorstellen wie einen Ur- wald», erklärt Müller. «Damit das Ökosystem optimal funktioniert, braucht es viele verschiedene Pflan- zen. Hohe Bäume, mittelhohes Ge- büsch, Pilze und Flechten am Bo- den. Nimmt eine Pflanze überhand, kann sie die anderen verdrängen. Dann fällt das Ökosystem zusam- men.» Medikamente, Essgewohn- heiten, sportliche Aktivität – alles beeinflusst Gedeih und Verderben unseres Mikrobioms. Doch nicht nur der Mensch beein- flusst das Gedeihen seines Mikro- bioms. Die Bakterien haben wie wir einen Stoffwechsel und scheiden Ex- kremente aus. Je nach dem, in wel- chen Mengen welcher Stoff ausge- stossen wird, sind wir gebläht, ver- stopft oder haben Durchfall. Doch das ist längst nicht alles. Der Ein- fluss der Bakterien reicht weit über den Darm hinaus. Darm und Herz Ein amerikanisch-schweizerisches Forscherteam, zu dem auch Tho- mas Lüscher, Professor für Kardio- loge an der Universität Zürich und am Imperial College London ge- hört, hat herausgefunden, dass die Zusammensetzung unserer Darm- bakterien einen Prognose darüber zulässt, wie gut Patienten nach ei- nem Herzinfarkt genesen und über- leben. «Verschiedene Stoffe, die das Mikrobiom ausscheidet, schaden dem Herz-Kreislauf-System. Sie sor- gen dafür, dass Venen und Arterien sich schneller verschliessen», er- klärt Lüscher. Da es zu einem Herz- infarkt kommt, wenn ein Herzkranz- gefäss sich verstopft und dadurch den Blutfluss stoppt, «kommt es zu einem Herzinfarkt.» Die Bakterien in unserem Darm ma- chen allerdings nicht einfach, was sie wollen. «Sie essen, was wir es- sen», erklärt Lüscher. Der Mensch hat also einen direkten Einfluss dar- auf, was bei seinen Bakterien hinten wieder rauskommt. «Besonders wer viel Fleisch, Eier oder Schalentiere isst, hat ein Mikrobiom in seinem Darm, dass grosse Mengen dieser ungesunden Stoffe ausscheidet», so der Kardiologe. «Wer sich also vege- tarisch oder gar vergan ernährt, hat zumindest aus dieser Perspektive ein geringeres Herzinfarkt-Risiko», erklärt Lüscher weiter. Den Darm mit dem Herzen zu ver- binden, sei in der Kardiologie eine absolute Neuheit. Dieses neue Wis- sen will Lüscher zum Wohle der Pa- tienten nutzen: «Weitere Studien müssen zeigen, ob und welche Art der Ernährungsumstellung bei In- farktpatienten das Risiko für weitere Infarkte oder gar den Tod verringern könnten.» Und er geht noch weiter: Warum nicht das Mikrobiom einer gesun- den Person entnehmen und bei einer kranken implantieren? «Wenn man den Stuhl eines gesunden, sportli- chen, jungen Menschen auf einen äl- teren, kranken Patienten überträgt, könnte das dessen Gesundheit sehr positiv beeinflussen», erklärt Lüscher. Das Mikrobiom übertragen, heisst nichts anderes, als Stuhl vom Darm einer Person in jenen einer anderen zu verpflanzen. Und er geht noch weiter: Warum nicht das Mikrobiom eines gesunden Menschen entnehmen und bei einem kranken implantieren? «Wenn man den Stuhl eines gesunden, sportli- chen, jungen Menschen auf einen äl- teren, kranken Patienten überträgt, könnte das dessen Gesundheit sehr positiv beeinflussen», erklärt Lüscher. Das Mikrobiom übertragen heisst nichts anderes, als Stuhl vom Darm einer Person in jenen einer anderen zu verpflanzen. Und genau das wird in anderen Krankheitsgebieten be- reits erforscht. Wie, erklärt Ralph Pe- terli, Chirurg am Basler Claraspital. Darm und Diabetes «Bei jedem Stuhlgang scheiden wir einige dieser Darmbakterien aus. Wenn man nun den Stuhl ei- ner schlanken Person in den Darm einer übergewichtigen transpor- tiert, ist etwas Spannendes zu be- obachten: Die neuen, gesunden Bakterien siedeln sich im frem- den Darm an und verändern des- sen Flora. Das wiederum beein- flusst den Stoffwechsel. Die betref- fende Person verliert im besten Fall an Gewicht und der Blutzucker ver- bessert sich», erklärt Peterli. Umge- kehrt habe ein Versuch mit Mäu- sen gezeigt, dass der Stuhl inklu- sive Bakterien von übergewichtigen Menschen, eingeführt in den Darm von schlanken Mäusen, die Mäuse ebenfalls übergewichtig werden liess. Weil die neuen Bakterien im Darm die Nahrung, die wir uns – und da- mit ihnen – zuführen, auch an- ders verarbeiten, verändert das den Stoffwechsel. Zum Stoffwechsel ge- hört auch die Produktion von Insu- lin. Insulin, ein Hormon, dass die Bauchspeicheldrüse herstellt, wird ausgeschüttet sobald das Signal «zu viel Zucker im Blut» kommt. Be- sonders bei übergewichtigen Men- schen kann die Darmschleimhaut viel mehr Zucker aufnehmen, da- mit steigt der Blutzuckerspiegel und zusätzlich ist die Wirkung von Insulin, den Zucker aus dem Blut zu transportieren, vermindert. Das Resultat: Diabetes Typ II, oder wie, der Volksmund sagt: Altersdiabe- tes. Dank dem neuen Mikrobiom, erkennt und signalisiert der Darm oft wieder munter vor sich hin. Darm und Depression «Du bist, was du isst» – wie sehr das zutrifft, erforscht Undine Lang, Pro- fessorin für Psychiatrie und Psycho- therapie an der Universität Basel. «Wenn man die richtige Ernährung wählt, dann kann man die Stim- mung tatsächlich langfristig beein- flussen», erklärt Lang. Eine entspre- chende Studie aus Australien lässt staunen. Lang erklärt, was die For- scher in Down Under herausgefun- den haben: «Wenn man über die Ernährung den Darm verändert, hat man eine 30-prozentige Verbes- serung des Zustandes von Patienten mit Depression festgestellt. Der Ef- fekt ist unglaublich, ein solches Er- gebnis können teilweise nicht mal Psychotherapien erzielen!» Wie das geht? Unter den Stoffen, die die Bakterien im Darm ausschei- den, sind auch Hormone. Diese stellen eine Verbindung zwischen Darm, Bakterien und Gehirn her und beeinflussen so unsere Stim- mung. Langs Erfahrung zeigt: Eine mediterrane, Kohlenhydrat arme Ernährung hellt die Stimmung auf. Fette und Zucker dagegen sind Stimmungstöter. Doch warum reagiert unser Ge- hirn auf Hormone aus dem Darm? «Unser erstes Gehirn sass nicht im Kopf», sagt Gastroenterologe Mül- ler, «sondern im Bauch. Ein Sys- tem aus Nerven, dass vor allem für die Verdauung zuständig war.» Als die Menschen das Feuer entdeck- ten, kochen lernten und damit die Nahrungsmittel quasi vorverdau- ten, war Kapazität da, um die Sy- napsen an anderer Stelle auszu- bauen: Nach dem Bauchhirn ent- stand das Kopfhirn. Bis heute sind die beiden Systeme über einen Ner- venstrang namens Nervus Vagus in ständigem Kontakt. Geht es dem ei- nen schlecht, leidet das andere mit – und umgekehrt. Nadine Brügger ist Redaktorin bei «gesundheitheute», der Gesund- heitssendung am Samstagabend auf SRF1. Haben Sie einen besonde- ren Themenwunsch? Worauf sind Sie neugierig? Was interessiert Sie brennend? Schreiben Sie es uns auf [email protected]. Wir freuen uns auf Sie! Anzeige Darm und Gehirn arbeiten eng zusammen - und auch beim Herzen hat unser Verdauungstrakt ein Wörtchen mitzureden. iStock Über drei Milliarden Bakterien leben auf und in unserem Körper. Damit bestehen wir zu grösseren Teilen aus Bakterien, als aus körpereigenen Zellen. Die Zusammensatzung an Darmbakterien, Spezialis- ten sprechen vom «Mikro- biom», ist so individuell wie unser Fingerabdruck. «Wenn man die richtige Ernährung wählt, dann kann man die Stimmung tatsächlich langfristig beeinflussen.» Die Sendung ermöglichen: Universitätsklinik Balgrist, Interpharma, TopPharm, Institut Straumann, Viollier Die erfolgreichsten Gesundheits- Sendungen In den kommenden Wochen zeigt das Schweizer Fernsehen nochmals die wichtigsten Sendungen von gesundheitheute 7.7.2018 Herzinfarkt ist nicht nur Männersache 14.7.2018 Das grosse Tabu-Thema: Sexualität im Alter 21.7.2018 Schockdiagnose für Schweizer Künstler - akute Leukämie 28.7.2018 Hilfe Oma trinkt - Und das in der eigenen Familie 4.8.2018 Prof. Martin Meuli - Operationen am Ungeborenen 11.8.2018 Grüner Star - Augenleiden und Gefahr von Erblinden Zweitausstrahlung auf SRF1 jeden Sonntag, 9.30 Uhr Weitere Informationen auf www.gesundheit-heute.ch Schweizer Fernsehen jeden Samstag um 18.10 Uhr Dr. Jeanne Fürst

GESDHEIT UTE Der Darm denkt, fühlt und lenkt mit · 2018. 10. 16. · GESDHEIT UTE Der Darm denkt, fühlt und lenkt mit Von Nadine A. Brügger Kopfschmerzen, Herzinfarkt, Übergewicht,

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: GESDHEIT UTE Der Darm denkt, fühlt und lenkt mit · 2018. 10. 16. · GESDHEIT UTE Der Darm denkt, fühlt und lenkt mit Von Nadine A. Brügger Kopfschmerzen, Herzinfarkt, Übergewicht,

GESUNDHEIT HEUTE

Der Darm denkt, fühlt und lenkt mitVon Nadine A. Brügger

Kopfschmerzen, Herzinfarkt, Übergewicht, Depression, Diabetes – kann das tatsächlich alles mit unserem Darm zusam-menhängen?

Über drei Milliarden Bakterien leben auf und in unserem Körper. Damit bestehen wir zu grösseren Teilen aus Bakterien, als aus körper­eigenen Zellen. Manche Bakterien findet man auf der Haut. Andere im Mund. Die meisten aber im Darm. «Bei je­dem Menschen ist die Zusammen­setzung der Bakterien und Sporen im Darm unterschiedlich», erklärt Gastroenterologe Andreas Mül­ler. Solange ein Kind im Bauch sei­ner Mutter heranwächst, ist sein Darm blitzblank. Während der na­türlichen Geburt wandern erste Mi­kroorganismen aus der vaginalen Bakterienflora der Mutter in den Darm des Kindes. Von da an wird die Darmflora immer weiter ausge­baut. «Je nach dem, was wir essen, wie wir uns bewegen und welche Ver anlagung wir haben, formen sich andere Bakterienkulturen aus», er­klärt der Gastroenterologe. Schliess­lich ist die Zusammensatzung an Darmbakterien, Spezialisten spre­

chen vom «Mikrobiom», so indivi­duell wie unser Fingerabdruck. «Das Mikrobiom muss man sich ein bisschen vorstellen wie einen Ur­wald», erklärt Müller. «Damit das Ökosystem optimal funktioniert, braucht es viele verschiedene Pflan­zen. Hohe Bäume, mittelhohes Ge­büsch, Pilze und Flechten am Bo­den. Nimmt eine Pflanze überhand, kann sie die anderen verdrängen. Dann fällt das Ökosystem zusam­men.» Medikamente, Essgewohn­heiten, sportliche Aktivität – alles beeinflusst Gedeih und Verderben unseres Mikrobioms.Doch nicht nur der Mensch beein­flusst das Gedeihen seines Mikro­bioms. Die Bakterien haben wie wir einen Stoffwechsel und scheiden Ex­kremente aus. Je nach dem, in wel­chen Mengen welcher Stoff ausge­stossen wird, sind wir gebläht, ver­stopft oder haben Durchfall. Doch das ist längst nicht alles. Der Ein­fluss der Bakterien reicht weit über den Darm hinaus.

Darm und HerzEin amerikanisch­schweizerisches Forscherteam, zu dem auch Tho­mas Lüscher, Professor für Kardio­loge an der Universität Zürich und am Imperial College London ge­hört, hat herausgefunden, dass die Zusammensetzung unserer Darm­bakterien einen Prognose darüber zulässt, wie gut Patienten nach ei­nem Herzinfarkt genesen und über­leben. «Verschiedene Stoffe, die das Mikrobiom ausscheidet, schaden dem Herz­Kreislauf­System. Sie sor­gen dafür, dass Venen und Arterien sich schneller verschliessen», er­klärt Lüscher. Da es zu einem Herz­infarkt kommt, wenn ein Herzkranz­gefäss sich verstopft und dadurch den Blutfluss stoppt, «kommt es zu einem Herzinfarkt.»Die Bakterien in unserem Darm ma­chen allerdings nicht einfach, was sie wollen. «Sie essen, was wir es­sen», erklärt Lüscher. Der Mensch hat also einen direkten Einfluss dar­auf, was bei seinen Bakterien hinten wieder rauskommt. «Besonders wer viel Fleisch, Eier oder Schalentiere isst, hat ein Mikrobiom in seinem Darm, dass grosse Mengen dieser ungesunden Stoffe ausscheidet», so der Kardiologe. «Wer sich also vege­tarisch oder gar vergan ernährt, hat zumindest aus dieser Perspektive ein geringeres Herzinfarkt­ Risiko», erklärt Lüscher weiter.Den Darm mit dem Herzen zu ver­binden, sei in der Kardiologie eine absolute Neuheit. Dieses neue Wis­sen will Lüscher zum Wohle der Pa­tienten nutzen: «Weitere Studien

müssen zeigen, ob und welche Art der Ernährungsumstellung bei In­farktpatienten das Risiko für weitere Infarkte oder gar den Tod verringern könnten.»Und er geht noch weiter: Warum nicht das Mikrobiom einer gesun­den Person entnehmen und bei einer kranken implantieren? «Wenn man den Stuhl eines gesunden, sportli­chen, jungen Menschen auf einen äl­teren, kranken Patienten überträgt, könnte das dessen Gesundheit sehr positiv beeinflussen», erklärt Lüscher. Das Mikrobiom übertragen, heisst nichts anderes, als Stuhl vom Darm einer Person in jenen einer anderen zu verpflanzen. Und er geht noch weiter: Warum

nicht das Mikrobiom eines gesunden Menschen entnehmen und bei einem kranken implantieren? «Wenn man den Stuhl eines gesunden, sportli­chen, jungen Menschen auf einen äl­teren, kranken Patienten überträgt, könnte das dessen Gesundheit sehr positiv beeinflussen», erklärt Lüscher. Das Mikrobiom übertragen heisst nichts anderes, als Stuhl vom Darm einer Person in jenen einer anderen zu verpflanzen. Und genau das wird in anderen Krankheitsgebieten be­reits erforscht. Wie, erklärt Ralph Pe­terli, Chirurg am Basler Claraspital.

Darm und Diabetes«Bei jedem Stuhlgang scheiden wir einige dieser Darmbakterien aus. Wenn man nun den Stuhl ei­ner schlanken Person in den Darm einer übergewichtigen transpor­tiert, ist etwas Spannendes zu be­obachten: Die neuen, gesunden Bakterien siedeln sich im frem­den Darm an und verändern des­sen Flora. Das wiederum beein­flusst den Stoffwechsel. Die betref­fende Person verliert im besten Fall an Gewicht und der Blutzucker ver­bessert sich», erklärt Peterli. Umge­kehrt habe ein Versuch mit Mäu­sen gezeigt, dass der Stuhl inklu­sive Bakterien von über gewichtigen Menschen, eingeführt in den Darm von schlanken Mäusen, die Mäuse ebenfalls über gewichtig werden liess. Weil die neuen Bakterien im Darm die Nahrung, die wir uns – und da­mit ihnen – zuführen, auch an­ders verarbeiten, verändert das den Stoffwechsel. Zum Stoffwechsel ge­hört auch die Produktion von Insu­lin. Insulin, ein Hormon, dass die Bauchspeicheldrüse herstellt, wird ausgeschüttet sobald das Signal «zu viel Zucker im Blut» kommt. Be­sonders bei übergewichtigen Men­schen kann die Darmschleimhaut viel mehr Zucker aufnehmen, da­mit steigt der Blutzuckerspiegel und zusätzlich ist die Wirkung von Insulin, den Zucker aus dem Blut zu transportieren, vermindert. Das Resultat: Diabetes Typ II, oder wie, der Volksmund sagt: Altersdiabe­tes. Dank dem neuen Mikrobiom,

erkennt und signalisiert der Darm oft wieder munter vor sich hin.

Darm und Depression«Du bist, was du isst» – wie sehr das zutrifft, erforscht Undine Lang, Pro­fessorin für Psychiatrie und Psycho­therapie an der Universität Basel. «Wenn man die richtige Ernährung wählt, dann kann man die Stim­mung tatsächlich langfristig beein­flussen», erklärt Lang. Eine entspre­chende Studie aus Australien lässt staunen. Lang erklärt, was die For­

scher in Down Under herausgefun­den haben: «Wenn man über die Ernährung den Darm verändert, hat man eine 30­prozentige Verbes­serung des Zustandes von Patienten mit Depression festgestellt. Der Ef­fekt ist unglaublich, ein solches Er­gebnis können teilweise nicht mal Psychotherapien erzielen!»Wie das geht? Unter den Stoffen, die die Bakterien im Darm ausschei­den, sind auch Hormone. Diese stellen eine Verbindung zwischen Darm, Bakterien und Gehirn her und beeinflussen so unsere Stim­mung. Langs Erfahrung zeigt: Eine mediterrane, Kohlenhydrat arme Ernährung hellt die Stimmung auf. Fette und Zucker dagegen sind Stimmungstöter. Doch warum reagiert unser Ge­hirn auf Hormone aus dem Darm? «Unser erstes Gehirn sass nicht im Kopf», sagt Gastroenterologe Mül­ler, «sondern im Bauch. Ein Sys­tem aus Nerven, dass vor allem für die Verdauung zuständig war.» Als die Menschen das Feuer entdeck­ten, kochen lernten und damit die Nahrungsmittel quasi vorverdau­ten, war Kapazität da, um die Sy­napsen an anderer Stelle auszu­bauen: Nach dem Bauchhirn ent­stand das Kopfhirn. Bis heute sind die beiden Systeme über einen Ner­venstrang namens Nervus Vagus in ständigem Kontakt. Geht es dem ei­nen schlecht, leidet das andere mit – und umgekehrt.

Nadine Brügger ist Redaktorin bei «gesundheitheute», der Gesund-heitssendung am Samstagabend auf SRF1. Haben Sie einen besonde-ren Themenwunsch? Worauf sind Sie neugierig? Was interessiert Sie brennend? Schreiben Sie es uns auf [email protected]. Wir freuen uns auf Sie!

Anzeige

Darm und Gehirn arbeiten eng zusammen - und auch beim Herzen hat unser Verdauungstrakt ein Wörtchen mitzureden. iStock

Über drei Milliarden Bakterien leben auf und in unserem Körper. Damit bestehen wir zu grösseren Teilen aus Bakterien, als aus körpereigenen Zellen.

Die Zusammensatzung an Darmbakterien, Spezialis-ten sprechen vom «Mikro-biom», ist so individuell wie unser Fingerabdruck.

«Wenn man die richtige Ernährung wählt, dann kann man die Stimmung tatsächlich langfristig beeinflussen.»

Die Sendung ermöglichen: Universitätsklinik Balgrist,Interpharma, TopPharm, Institut Straumann, Viollier

DieerfolgreichstenGesundheits-Sendungen

In den kommenden Wochen zeigt das Schweizer Fernsehen nochmalsdie wichtigsten Sendungen von gesundheitheute

7.7.2018 Herzinfarkt ist nicht nur Männersache14.7.2018 Das grosse Tabu-Thema: Sexualität im Alter21.7.2018 Schockdiagnose für Schweizer Künstler - akute Leukämie28.7.2018 Hilfe Oma trinkt - Und das in der eigenen Familie4.8.2018 Prof. Martin Meuli - Operationen am Ungeborenen11.8.2018 Grüner Star - Augenleiden und Gefahr von Erblinden

Zweitausstrahlung auf SRF1 jeden Sonntag, 9.30 UhrWeitere Informationen auf www.gesundheit-heute.ch

Schweizer Fernsehenjeden Samstag um 18.10 Uhr

Dr. Jeanne Fürst