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Gesprächsführung mit Eltern und anderen Erwachsenen Gesprächsführung

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Gesprächsführung mit Eltern und anderen Erwachsenen

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Gerade PädagogInnen sind für ihre Fä-higkeiten bekannt, durch gestalterische Elemente eine gemütliche und freund-liche Atmosphäre zu schaffen. Dieses Kapitel wird deshalb nur der Vollständig-keit halber angeführt.

Eine wichtige Voraussetzung zum Führen von Gesprächen ist ein abgeschlossener und möglichst störungsfreier Raum, der hell und ansprechend gestaltet ist und somit eine angenehme Gesprächsatmo-sphäre schafft.

Direkt vor dem Gespräch ist sicherzu-stellen, dass der Raum entsprechend ausgestattet ist, alle benötigten Unter-lagen in greifbarer Nähe liegen, eventu-ell Getränke bereitstehen und Störfak-toren wie Handy ausgeschaltet sind. Mit den Kindern und KollegInnen sollte ver-einbart werden, dass der Raum prinzi-piell nicht betreten werden darf, wenn z.B. ein bestimmtes Schild an der Tür hängt.

EsgibtverschiedeneMethoden,einenKonfliktzulösen,mitundohneaußenstehen-de Personen. Bei allen Varianten ist jedoch die gute Führung eines Gespräches sehr wichtig.

Ein Gespräch im Allgemeinen

Miteinander reden heißt auch, sich zu bemühen, andere zu verstehen und das, was sie sagen, anzunehmen. Der Ver-haltensforscher Konrad Lorenz hat die-sen Sachverhalt so formuliert: „Gedacht heißt nicht immer gesagt, gesagt heißt nicht immer richtig gehört, gehört heißt nicht immer richtig verstanden, verstan-den heißt nicht immer einverstanden, einverstanden heißt nicht immer ange-wendet, angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.“

Soziale Beziehungen entstehen durch Kommunikation.

Nur dadurch, dass wir uns bemühen, andere Menschen zu verstehen und ih-nen auch mitteilen, was wir wollen oder brauchen, können auch sie uns verste-hen und haben die Möglichkeit, so zu handeln, wie wir es möchten. Dies gilt natürlich auch umgekehrt. Nur dadurch, dass uns andere verstehen und uns mit-teilen, was sie von uns erwarten, kön-nen wir unser eigenes Handeln darauf einstellen.

Auf der Sachebene werden Informati-onen vermittelt, Fragen beantwortet und Lösungen entwickelt. Wir sind aber nur dann erfolgreich, wenn wir gleich-zeitig durch verschiedene Signale (wie z.B. Körpersprache) eine positive Bezie-hung zu unserem Gegenüber hergestellt haben.

Der Ort

OrtAbgeschlossener und möglichst störungsfreier Raum

Soziale Distanz zwischen den Beteiligten

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Das Raumkonzept sollte zum einen der Anzahl der anwesenden Personen ent-sprechen und zum anderen die erforder-liche soziale Distanz zwischen den Be-teiligten berücksichtigen, welche in vier Abstandszonen zum Ausdruck kommt:

– Intime Zone (Abstand bis 60 cm): si-gnalisiert hohe Vertrautheit.

– Persönliche Distanz (Abstand 60 bis 120 cm): weist auf eine gewisse Ver-trautheit hin und ermöglicht eine Kommunikation ohne Körperkontakt.

– Gesellschaftliche Distanz (Abstand 120 bis 400 cm): kennzeichnet un-persönliche Kommunikationsabläufe; man kann anderen ausweichen, ohne unhöflichzusein.

– Öffentliche Distanz (Abstand über 400 cm): verhindert eine unmittel-bare Kommunikation und ist häufigAusdruck für ein Hierarchiegefälle zwischen den Kommunikationspart-nerInnen.

Die HaltungProfessionelle Gespräche unterschei-den sich von Unterhaltungen dadurch, dass mit ihnen ein konkretes Ziel ver-folgt wird. Informationen werden er-fragt, Sachverhalte geklärt oder Ent-scheidungen gefällt.

Eine erfolgreiche Gesprächsführung hängt nicht nur vom Sprachverhalten ab, das eng mit der eigenen Persönlichkeit verknüpft ist, sondern bedarf auch der Übung bestimmter Fähigkeiten und Fer-tigkeiten.

Folgende Methoden und Haltungen kön-nen den Gesprächsverlauf positiv beein-flussen:

Respekt Respekt vor der Person, deren Meinungen, Entscheidungen und Leistungen sind eine Grundlage der zwischenmenschlichen Kommunika-tion. Es sei also vor Vorurteilen, wie der/die andere ist oder etwas meint, gewarnt.

Offenheit Auch PädagogInnen haben Gefühle und Bedürfnisse, die sie im Elternge-spräch auch spontan ausdrücken dür-fen. Wichtig ist dabei, diese als ei-gene Bedürfnisse, Einstellungen und Emotionen wahrzunehmen und nicht die Eltern, das Kind oder jemand an-deren dafür verantwortlich zu ma-chen. Verbale Botschaften, Gesichts-ausdruck und Körperhaltung bzw. die gezeigten Gefühle sollen überein-stimmen und klar und deutlich aus-gedrückt werden. Dadurch bleibt das Gespräch auf zwischenmenschlicher Ebene mit der Chance, Vertrauen aufzubauen und gefühlsmäßig „anzu-docken“.

HaltungMethoden und Haltungen- Respekt- Offenheit- Empathie- Aktives Zuhören- Ich-BotschaftenUnterstützt durch äußere Verhaltensweisen

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Empathie Die PädagogInnen gehen auf die El-tern ein und reflektieren deren Ge-danken und Gefühle. Sie stellen ihre eigenen Meinungen, Wertungen und Emotionen zurück und klären, ob sie die Botschaft richtig verstanden ha-ben. Damit wird den Eltern das Gefühl vermittelt, offen sprechen zu können und sich nicht verteidigen zu müssen. Wenn Eltern das Gefühl haben, mit ihren Sorgen und Gedanken Platz zu haben, können sie auch entspannter andere Sichtweisen aufnehmen. Eine solche Gesprächshaltung ist leichter, wenn das Gespräch geplant und ei-nige Ziele und Gedanken schriftlich vorbereitet wurden. So braucht der/die PädagogIn sich nicht darauf kon-zentrieren, wichtige Inhalte zu ver-gessen und kann die volle Aufmerk-samkeit den Eltern widmen.

Aktives Zuhören Aktives Zuhören setzt voraus, den an-deren reden zu lassen, ohne sofort zu bewerten, ob das Gesagte richtig oder falsch, gut oder schlecht ist.

„Ich habe beobachtet, dass Ihr Kind ag-gressiv reagiert, wenn ich mich et-was länger um ein anderes Kind küm-mere.“

„Ich erlebe Ihr Kind als fröhliches, auf-gewecktes und durchsetzungsstarkes Mädchen.“

Die eben erwähnten (inneren) Haltungen werden durch folgende (äußere) Verhal-tensweisen unterstützt:

– Körperlich zugewandt sein, nicht mit dem Rücken zum/r Gesprächspartne-rIn

– Blickkontakt bzw. gleiche Augenhöhe– Freundlicher oder zumindest be-

herrschter Tonfall– Bewusst mit Namen ansprechen– Aufmunternde Gesten wie Zunicken,

Zulächeln– Ruhe vermitteln, Zeit haben– In Pausen geschickt weiterhelfen– Nicht unterbrechen– Durch Rückfragen und Rückformulie-

ren zum Ausdruck bringen, dass man sich um ein wirkliches Verstehen der Eltern bemüht

– Anerkennung äußern, wenn Eltern von ihrem Bemühen und ihren Leistungen berichten

– Mitgefühl und Verständnis äußern, wenn sie von Schwierigkeiten erzäh-len

Ich – Botschaften Aussagen über eigenes Erleben, Be-obachtungen und Verhalten ermögli-chen das Erzählen von Geschehnissen, ohne jemandem dabei eine Schuld zuzuweisen, oder im voraus festzule-gen, wie es der/die andere gemeint hat. Es wird ausgedrückt, wie eine Aussage oder Handlung bei mir an-gekommen ist bzw. was sie ausgelöst hat. So ist es weniger wahrscheinlich, dass sich z.B. die Eltern angegriffen fühlen oder den Eindruck bekommen, ihr Kind oder ihre Familie würden ab-gelehnt. Ihnen stehen damit mehr Reaktionsmöglichkeiten offen.

Diese Chinesischen Zeichen ergeben zu-samme das Wort „Zuhören“

Ohr Augen

ungeteilte Aufmerksamkeit

Herz

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Diese Hinweise sind nur Hilfen aber kei-ne Methode, mit der Gespräche gelin-gen. Entscheidend für ein gelungenes Gespräch ist eine offene und ehrliche Haltung der PädagogInnen. Vorurteile oder Missachtung sind für die Eltern so-fort spürbar und machen das bestge-plante Gespräch zunichte.

Die Fragetechniken„Gute“ Fragen zeichnen sich dadurch aus, dass sie einerseits eine Diskussion anstoßen und voranführen, dass sie an-dererseits aber die Verantwortung für das Ergebnis bei der angesprochenen Person oder Gruppe belassen. Hierzu eignen sich solche Fragen, die dem Ge-genüber einen tatsächlichen und nicht nur vorgetäuschten Handlungsspielraum einräumen. Um richtig zu fragen, das heißt eine gesprächsanregende Wirkung zu erzielen, sollte man darauf achten, die Fragen offen, positiv, wertfrei, prä-gnant und verständlich zu formulieren. Für die GesprächsteilnehmerInnen er-öffnet sich dadurch ein breites Antwort-spektrum. Diese Art von Fragen regt zum Nachdenken an und ist somit einer er-gebnisreichen Kommunikation dienlich.

Geschlossene Fragen Um eine geschlossene Frage han-delt es sich, wenn das Gegenüber nur mit Ja/ Nein antworten kann. Mit geschlossenen Fragen kann ein Ge-spräch auf die wichtigsten Punkte konzentriert werden.

„Warst du gestern bei der Fortbildung?“

„Hattet ihr Streit?“

Offene Fragen Die offene Frage soll das Gegenüber anregen, ausführlicher zu berichten.

„Was war gestern los?“

„Wie möchtest du weiter vorgehen?“

„Wie denken Sie dazu?“.

„…Jetzt habe ich schon 20 Jahre Er-fahrung, aber so was habe ich noch

nicht erlebt!“

„…Ich habe jahrelange Erfahrung mit Kin-dern und das ist Ihr erstes Kind…“

„…Ich bin hier der/die PädagogIn…!“

„…Anscheinend macht das Ihr Kind zu Hause ständig…“

W-Fragewörter für offene Fragen: WANN WARUM/ WESHALB WAS WIE WIESO WIE VIEL WER WOZU WOMIT WOHIN

„Killerphrasen“ ...

… unterstellen den Eltern mangelnde Kompetenzen;

… betonen die Überlegenheit und Macht der PädagogInnen;

… setzen die GesprächspartnerInnen herab, geben sie der Lächerlichkeit preis, machen sie unglaubwürdig;

… führen zu einem Rückzug der Eltern.

FragetechnikenGeschlossene FragenOffene Fragen„Killerphrasen“„Türöffner“

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Vorbereitung und Planung eines GesprächsChecklisteFrühzeitige Vereinbarung von GesprächsterminenKonsultation von Fachkräften

„Türöffner“ ...

… aktivieren die Kompetenzen und Er-fahrungen der Eltern;

… Akzeptieren gegebenenfalls den In-formationsvorsprung der Gesprächs-partnerInnen;

… beinhalten eine partnerschaftliche, akzeptierende Grundhaltung;

… aktivieren die Eltern und ermutigen sie zum Sprechen.

„…Ihre Erfahrungen und Beobach-tungen als Eltern sind sehr wert-

voll für uns…“

„…Gemeinsam sollten wir…“

„…Ihre Mitwirkung ist sehr wert-voll…“

Die Vorbereitung und Planung eines GesprächsVor allem Termingespräche - also Ge-spräche, die geplant sind und mit den El-tern vereinbart wurden - sollten gründ-lich vorbereitet und eventuell im Team vorbesprochen werden. Es kann auch eine Checkliste erstellt werden, welche garantiert, dass alle wichtigen Themen angesprochen werden. Das Gespräch darf aber dabei nicht in ein bloßes Ab-fragen und Erteilen von Informationen ausarten. Die Kommunikation muss im-mer in beide Richtungen laufen und die Eltern sollten sich auch als Personen mit ihren Bedürfnissen, Erwartungen und Wünschen einbringen können.

Gesprächstermine sollten möglichst früh-zeitig mit den Eltern vereinbart werden. Wird das Gespräch von den Eltern ge-wünscht, sollten sie bereits bei der Ter-minfestlegung kurz nach ihrem Anliegen gefragt werden. Das erleichtert die Vor-bereitung des Gesprächs.

Bei der Vorbereitung von Terminge-sprächen helfen folgende Fragen:

Weshalb ist das Gespräch notwendig? (objektive Ausgangssituation, die das Gespräch nötig macht)

Was will ich mit dem Gespräch erreichen? (eigene Ziele, aber offen für andere Lösungen)

Wer soll an dem Gespräch teilnehmen? (Leite-rInnen, eine Zweitkraft, eine externe Person als SpezialistIn oder VermittlerIn, beide Eltern, ein miterziehender Großelternteil, der Partner einer alleinerziehenden Mutter, ein geschiedener El-ternteil, der Stiefelternteil, das Kind?)

Was muss ich unternehmen, um die ungestörte An-wesenheit eines Elternteiles sicherzustellen? (Z.B. Betreuung eines nicht in der Einrichtung angemel-deten kleineren Kindes regeln)

Welche Themen sollen behandelt werden? Welche Sachverhalte will ich unbedingt ansprechen? Was istausmeinerSichtdasProblem/derKonflikt?

Verfüge ich über genügend konkrete Beispiele, um das Verhalten des Kindes zu verdeutlichen?

Was für Informationen benötige ich von den El-tern?

Was für Einstellungen, was für eine Haltung habe ich gegenüber den Gesprächspartnern? Wie komme ich menschlich mit ihnen zurecht?

Wie sind frühere Gespräche verlaufen? Habe ich mit den Eltern schon über dasselbe bzw. ein ähn-liches Thema gesprochen? Mit welchem Ergebnis? Was könnte ich anders machen? (neue Aspekte)

Mit welchen Schwierigkeiten und Widerständen ist zu rechnen und wie kann auf sie reagiert werden?

Wie lange soll das Gespräch dauern?

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Oft ist es nötig, noch weitere Beobach-tungen über das Kind, seine Entwick-lung und sein Verhalten zu sammeln, Aufzeichnungen zu sichten oder andere Fachkräfte zu konsultieren. Vielfach ist es sinnvoll, Arbeitsprodukte des Kindes, die über einen längeren Zeitraum gesam-melt wurden, für das Gespräch bereit zu legen, um die Eltern die Weiterentwick-lung ihres Kindes zu verdeutlichen.

Die Durchführung eines GesprächsDas Termingespräch sollte in einer an-genehmenAtmosphäre stattfinden. DiePädagogInnen verhalten sich wie Gast-geberInnen, begrüßen die Eltern oder andere GesprächspartnerInnen, setzen sich beim Zweiergespräch über Eck oder wählen bei mehreren Gesprächspartne-rInnen eine kreisförmige Sitzordnung. Sie beginnen das Gespräch mit „Small-talk“, damit die Eltern etwas Eingewöh-nungszeit haben. Dann nennen sie den Gesprächsanlass, vorgesehene Themen und den zeitlichen Rahmen. Wurde das Gespräch von den Eltern gewünscht, bit-ten sie diese, nun ihr Anliegen ausführ-lich zu schildern. Ganz wichtig ist, dass die Eltern genügend Zeit haben, sich selbst und ihre Themen, Beobachtungen und Meinungen einzubringen. Das Ge-spräch sollte keinesfalls von Pädago-gInnen dominiert werden, sondern

alle GesprächspartnerInnen sollten gleichberechtigt sein

und im Prinzip gleich viel Gesprächszeit beanspruchen können.

Zeichnet es sich ab, dass das Thema nicht abschließend behandelt werden kann, dreht sich das Gespräch im Kreis oder werden starke negative Emotionen geweckt, ist es oft sinnvoll, die Bespre-chung abzubrechen und einen neuen Termin anzuberaumen.

Am Ende des Gesprächs fassen die Pä-dagogInnen die Ergebnisse zusammen, wobei sie vor allem betonen, was die Eltern und sie selbst konkret machen wollen. Eventuell wird gleich ein wei-terer Gesprächstermin vereinbart, falls noch Themen unbehandelt blieben oder über gerade beschlossene Maßnahmen berichtet werden soll ( z.B. Ausprobie-ren bestimmter Verhaltensweisen ge-genüber dem Kind, Änderungen im Er-ziehungsstil, Vorstellung des Kindes bei einem Spezialisten, Konsultation einer Erziehungsberatungsstelle). Dann verab-schieden sie die Eltern und begleiten sie eventuell zum Ausgang.

Wenn das Gespräch nicht den ge-wünschten Erfolg erzielt oder in eine falsche Richtung zu gehen droht, können die PädagogInnen kurzfristig ein „Time-out“ erklären, um nach einiger Zeit, in der sich alle Beteiligten wieder gesammelt haben, das Ge-spräch fortzusetzen.

Durchführung eines GesprächsAngenehme AtmosphäreVereinbaren eines neuen TerminsZusammenfassung des Gesprächs

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Die Nachbereitung und Reflexion

Nachbereitung und ReflexionGespräch protokollierenEigenes Verhalten während des Gesprächs reflek-tieren

Generell ist es sinnvoll, Elterngespräche zu protokollieren. Dazu können Noti-zen während des Gesprächs gemacht werden, die anschließend geordnet und ergänzt werden. Es wäre empfeh-lenswert, dass der/die PädagogIn den Eltern kurz erklärt, dass er/sie sich No-tizen von diesem Gespräch macht. Das Protokoll kann sich nicht nur bei spä-teren Gesprächen als sinnvoll erweisen, sondern der Prozess des Erstellens för-dert auch das Nachdenken darüber, in-wieweit alle Ziele erreicht und alle vor-gesehenen Themen behandelt wurden, was an Informationen und insbesondere an überraschenden Neuigkeiten gesam-melt wurde, welche Konsequenzen hin-sichtlich des eigenen Verhaltens gegen-über dem jeweiligen Kind zu ziehen sind usw. Ob diese Notizen bzw. das Protokoll den Eltern ausgehändigt werden soll, ist von Fall zu Fall von den PädagogInnen zu entscheiden (aber man sollte sprach-liche Barrieren nicht außer Acht lassen).

Wichtig ist auch, das eigenen Verhalten währenddesGesprächszureflektieren.Habe ich die Regeln der Gesprächsfüh-rung beachtet? Habe ich mich professi-onell verhalten? Haben die Eltern meine Anliegen gut verstanden?

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Das BeratungsgesprächEltern erwarten von den PädagogInnen – und auch umgekehrt – in kritischen Si-tuationen Hilfe und fordern deren Bera-tungskompetenz ein.

Die Beratung umfasst das Erteilen von Auskünften, die Information sowie

Ratschläge.

Den Kindern kann bei Problemen nur ge-holfen werden, wenn PädagogInnen und Eltern zusammenarbeiten, sich gemein-sam auf den Weg machen, die Eltern pä-dagogisch beraten werden und ihnen ge-gebenenfalls geeignete Hilfsangebote vermittelt werden. Das setzt zum einen Beratungskompetenz und zum anderen die Vernetzung von relevanten Einrich-tungen voraus.

Die PädagogInnen stellen beim Bera-tungsgespräch mit den Eltern zunächst sicher, dass sie dem Kind gegenüber po-sitiv eingestellt sind und es wertschät-zen. Wird dann das Problemverhalten angesprochen, beschreiben sie es genau und illustrieren es mit konkreten Bei-spielen. Auch werden die bereits unter-nommenen erzieherischen Maßnahmen dargestellt und erklärt, woran ersicht-lich ist, dass bisher keine nennenswerten Verbesserungen erreicht wurden.

Das BeratungsgesprächPositive Einstellung, WertschätzungSchritteEinführungProblembeschreibungPerspektivenwechselProblemanalyseZielbestimmungLösungsfindungEntscheidungsfindungVorbereitung der UmsetzungMit- und nachgehende BetreuungZusammenarbeit mit den Eltern

Auf Kritik und Vorwürfe wird generell verzichtet. Es ist wichtig, den Eltern gegenüber zu verdeutlichen, was man selbst als Problem erlebt und die Eltern zu fragen, wie ihr Kind zu Hause agiert. Das Ziel ist, eine konstruktive Zusam-menarbeit mit den Eltern zu erreichen, in deren Kontext Probleme gelöst, Ver-haltensauffälligkeiten abgebaut oder Hilfen anderer relevanter Einrichtungen erschlossen werden.

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Eventuell sind weitere Gespräche nötig, um Probleme bei der Umsetzung der Lö-sungsstrategie zu diskutieren, eine an-dere, Erfolg versprechendere, Alterna-tive zu suchen oder neu aufgetretene Schwierigkeiten zu besprechen.

Auch sollten sich die PädagogInnen bei Beratungsgesprächen gewisser Gefahren bewusst sein: der Gefahr der Manipula-tion, der Fehlleitung, der Selbstüber-schätzungunddereigenenHilflosigkeit.Wenn PädagogInnen nicht weiterhel-fen können, sollten den Eltern entspre-chende Hilfsangebote vermittelt wer-den.

Siehe unter Relevante Einrichtungen

Es bietet sich an, folgenden Schritten zu folgen:

Was ist das Problem? Wie nimmt es ein anderer wahr?

Wo liegen die Ursachen des Problems?

Welches Ziel soll angestrebt werden?

Welche Lösungsmöglichkeiten sind denkbar?

Welche Alternative soll ausgewählt werden?

Umsetzung der Alternative. Wurde das Problem gelöst?

Ein Beratungsgespräch besteht idea-lerweise aus mehreren Schritten:

Einführung

Problembeschreibung

Perspektivenwechsel

Problemanalyse

Zielbestimmung

Lösungsfindung

Entscheidungsfindung

Vorbereitung der Umsetzung

Mit- und nachgehende Betreu-ung

Generell ist es sinnvoll, gemeinsam mit Eltern zu besprechen, wie Änderungen im Verhalten des Kindes erreicht oder andere Schwierigkeiten bewältigt wer-den könnten.

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Das KonfliktgesprächKonfliktebenenKonflikt bedeutet eine Interaktion zwi-schen zwei oder mehreren Einzelper-sonen, Gruppen oder Organisationen. Entscheidend dabei ist, dass mindestens eine Seite sich durch die andere daran gehindert sieht, ihre Vorstellungen, Ge-fühle oder Absichten durchzusetzen (Glasl 1990, S. 14f).

Jeder Konflikt besteht aus mehrerenEbenen, die diesen unterschiedlich stark beeinflussen:

Sachliche Ebene/ inhaltliche Fragen:

Positionen: Das sind sachliche The-men eines Konfliktes, sozusagen dieStreitpunkte, um die es geht.

Interessen: Diese betreffen die ech-ten Bedürfnisse der Personen, die am Konflikt beteiligt sind. Zu welchemZweck vertritt eine Partei ihre Positi-on?

KonfliktebenenSachliche Ebene/ inhaltliche FragenEmotionale Ebene/ Beziehungs- und Machtfra-genKontextuelle Ebene/ Wertvorstellungen und kultu-relle Prägung

ChinesischesZeichenfürKonflikt Dieses setzt sich aus zwei Zeichen –

Risiko und Chance – zusammen.

Emotionale Ebene/ Beziehungs- und Machtfragen: Welche Bedeutung hat dieLösungdesKonfliktesfürjede/nBetroffene/n? Wie stark ist die Lö-sung von den Personen abhängig? Wie ist die Beziehung zwischen den Be-troffenen?

Kontextuelle Ebene/ Wertvorstel-lungen und kulturelle Prägung: Dabei geht es um die Bewertung im sozialen UmfelddesKonfliktes,wiedieserimbetroffenen System erlebt wird. Dazu gehören auch die kulturellen Unter-schiede zwischen den Beteiligten, wie die Religion, die Nationalität oder die soziale Schicht.

Zur Veranschaulichung: Der Konfliktbaum

Krone: die sichtbaren und sach-

lichen Anteile

Stamm: hält zusammen, bildet Vernetzung und Verbin-dung, die Kommunikation

Wurzeln: die emotionalen An-teile, Beziehungsfragen

Erde, Umgebung: die kulturellen Aspekte und

Wertvorstellungen

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Die Eltern eines Kindergarten-kindes bringen bzw. holen das Kind jeden Tag zu einer anderen Zeit als ursprünglich in der Anmeldung vermerkt. Die PädagogInnen wei-sen regelmäßig darauf hin, dass es für den Gruppenablauf wichtig ist, dass die Kinder bis spätestens 9 Uhr in der Einrichtung sind und es sowohl für das Kind als auch für die Arbeitseinteilung der Pädago-gInnen wichtig ist zu wissen, wann es abgeholt wird.

Position der PädagogInnen: „Wir wollen, dass das Kind bis späte-stens 9 Uhr im Kindergarten ist und zu den Zeiten abgeholt wird, die im Anmeldeformular vermerkt sind.“Position der Eltern: „Wir bringen bzw. holen das Kind ab, wann wir Zeit haben. Wir zahlen ja dafür, dass es versorgt wird, während wir arbeiten. Die PädagogInnen sollen einbisschenflexibelsein!“

Interesse der PädagogInnen: Die Kindergartengruppe soll durch das Kommen und Gehen der Kinder möglichst wenig gestört werden.Interesse der Eltern: Das Kind soll in der Einrichtung immer betreut werden, wenn die Eltern nicht Zeit haben (durch Arbeit, etc.).

Kultur der PädagogInnen: In Ös-terreich hält man sich an gewisse Richtlinien, die von allen Beteilig-ten im Vorfeld abgeklärt und ver-einbart wurden.Kultur der Eltern: Bei Familien an-derer kultureller Herkunft ist es oft schwierig,sichandiefixenRicht-linien, die in Österreich gelten, zu halten.

Sowohl die PädagogInnen als auch die Eltern sollten den jeweiligen anderen Standpunkt respektieren undeinenKonsensfinden.

Die

Chance des Konflikts

ist, dass er zur

Verbesserung der gegenseitigen Beziehung

genutzt werden kann. Im Bewältigen von Konflikten liegt ein enormes Potential,das es zu nutzen gilt. Wenn man Kon-fliktealsetwasPositivesbetrachtetundkonstruktiv damit umgeht, kann man in den meisten Fällen destruktive Verhal-tensweisen vermeiden. Es gibt grund-sätzlich drei Lösungsmöglichkeiten von Konflikten:

– GewinnerInnen – VerliererInnen– VerliererInnen – VerliererInnen– GewinnerInnen – GewinnerInnen

Ziel im Konfliktmuss es sein, eine Lö-sung zu suchen und zu finden, bei derbeide gewinnen können (win-win-Strate-gie). Natürlich wird das nicht immer ge-hen, aber bestimmt öfter als viele den-ken.

Siehe auch Teil 1 und 2 „Gewaltfrei Miteinander – Gewaltprävention im Kindergarten und in der Volksschule“

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Besonderheiten in der HaltungNeben den oben erwähnten allgemeinen Gesprächshaltungen sind für einen posi-tiven Ausgang eines Konfliktgesprächesauch folgende Haltungen relevant:

Trennung zwischen Person und Ver-halten

Die PädagogInnen machen deutlich, dass sie das jeweilige Kind und die El-tern als Person annehmen, also nur einzelne Verhaltensweisen problema-tisieren.

Vertrauen in Selbsthilfe

Die PädagogInnen trauen den Eltern zu, ein Problem zu lösen. Sie lassen die Verantwortung bei den Eltern, sprechen das Problem aber an und zeigen Perspektiven auf. Auch wird den Eltern zugetraut, dass sie die Pä-dagogInnen um Rat fragen.

„Ich entscheide, was bei mir an-kommt.“

HaltungTrennung zwischen Person und VerhaltenVertrauen in Selbsthilfe„Ich entscheide, was bei mir ankommt.“

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Beschwerden, Kritik und AnregungenBeschwerden- Aufzeigen eines Missstandes- Meist an einen konkreten Tatbestand geknüpft

Kritik- Allgemeines Ansprechen von Dingen- Muss nicht an einen Missstand geknüpft sein

Die Situation eskaliert im Beisein der Kinder- Anliegen der Eltern ernst nehmen- Verständnis und Wertschätzung entgegenbrin-gen- Recht der PädagogInnen, sich abzugrenzen- Gesprächstermin vorschlagen

Regelmäßige „Beschwerdeabende“, bei denen die Anregungen und Wün-sche der Eltern im Mittelpunkt stehen.

Mit Hilfe von „Beschwerdekästen“ die Wünsche anonym und schriftlich erfassen.

Durch schriftliche Befragungen die Zufriedenheit und das Engagement der Eltern ermitteln.

Über „Hotlines“ können Eltern zu bestimmten Zeiten die Einrichtung immer erreichen und ihre Wünsche und Kritik äußern.

Durch regelmäßige Gespräche mit der Elternvertretung kann der „Gerüchte-küche“ entgegengewirkt werden, um Spannungen und Probleme rechtzeitig zu entschärfen.

Beschwerden, Kritik und Anregungen von Eltern

Kritik betrifft das allgemeine Ansprechen von Dingen, ist somit ein Überbegriff. Sie muss nicht an einen Missstand (also negativ) geknüpft sein. Die Beschwerde hingegen ist das Aufzeigen eines Miss-standes und meist an einen konkreten Tatbestand geknüpft.

Beschwerden von Eltern gehören in ei-ner Einrichtung zum Alltag und sind nichts Außergewöhnliches. Es gibt viele unterschiedliche Elterncharaktere – mit unterschiedlichen Einstellungen, Hal-tungen und Ansichten. Eltern haben ein Recht, ihre Ansichten über bestimmte Dinge zu äußern. Trotzdem wird eine Beschwerde vielfach als persönlicher Angriff und Kritik wahrgenommen. Die meisten Menschen haben nicht gelernt, mit Kritik konstruktiv umzugehen. Folg-lich wird Kritik als etwas Bedrohliches erlebt und massive Angst stellt sich ein. Es hilft, sich klarzumachen, dass Kritik dieWahrnehmungundEmpfindungeinesanderen wiedergibt, aber nicht unbe-dingt ein objektiver Befund ist. Sie kann als eine Aufforderung zu Veränderungen gesehen werden.

Die PädagogInnen können selbst ent-scheiden, wie eine Kritik aufgenommen wird. Sie kann manipulieren oder unter-stützen.

Es hat sich als günstig erwiesen, ein Sy-stem für Beschwerden, Kritik und Anre-gungen für die jeweilige Einrichtung zu entwickeln. Das bietet den Eltern die Gelegenheit, ihre Verbesserungsvor-schläge, Anregungen, Wünsche und An-liegen darzulegen. Dazu sollten den El-tern mehrere Möglichkeiten eröffnet werden:

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Die Situation eskaliert im Beisein der Kinder

In vielen Einrichtungen können Eltern in der Regel ein- und ausgehen. Dies führt nicht selten dazu, dass Eltern unange-meldet im Gruppenraum stehen. Das kann zum Problem werden, wenn Eltern los schreien.

DiePädagogInnenbefindensichdannineinem Dilemma: Zum einen müssen sie sich um die Kinder kümmern und zum an-deren wollen sie sich der Anliegen einer Mutter oder eines Vaters annehmen. Um Kindern und Eltern gerecht zu werden, benötigen PädagogInnen Fingerspitzen-gefühl. Durch den Überraschungseffekt geraten sie grundsätzlich zunächst in die Defensive. Sie sind oft auf sich alleine gestellt, unvorbereitet und können nicht immer KollegInnen heranziehen. Oft ist der Kopf für ein solches Gespräch nicht frei.

Deshalb sollte sich der/die PädagogIn auf ein solches Überfallsgespräch nicht einlassen, sondern die Mutter oder den Vater bitten, ihr Anliegen kurz zu benen-nen. Dadurch übernimmt der/die Päda-gogIn den aktiven Part im Gespräch. Er/Sie kann jetzt selbst die Initiative er-greifen und situationsabhängig über das weitere Vorgehen entscheiden. Wenn es erforderlich ist, kann er/sie einen gün-stigeren Zeitpunkt vorschlagen und sich auf das Anliegen der Eltern vorbereiten.

Auf jeden Fall sollte der Elternteil mit seinem Anliegen ernst genommen und sofort ein Gesprächstermin angebo-ten werden. Dies ist nicht einfach, da sich Menschen in einer emotional ange-spannten Situation nicht gerne vertrö-sten lassen. Diese Situation könnte zum Beispiel so angegangen werden:

Vor allen Kindern: ..... „Das ist ein Pro-blem, um das wir uns kümmern müs-sen. Es ist sicherlich besser dies nicht hier in der Hektik zu besprechen, sondern mit ihnen in aller Ruhe auf die Situati-on einzugehen. Gerade bin ich in der Gruppe mit einer Übung beschäftigt. Heute am Nachmittag hätte ich für Sie Zeit.“ ......

In der Regel erwartet der Elternteil auf seinen Angriff eine Gegenwehr. Die er-wartete Reaktion tritt jedoch nicht ein. Ihm werden

Verständnis und Wertschätzung entgegengebracht.

Ein Teil der aufgestauten Reaktion ver-pufft, trotzdem ist eine gewisse Wut im-mer noch vorhanden. Mit diesem Rest lässt es sich jedoch besser umgehen und der/die PädagogIn ist am Nachmittag darauf vorbereitet. Damit ist eine bes-sere Basis für eine konstruktive Problem-lösung gegeben.

Mit einer solchen Strategie werden meh-rere Ziele erreicht. Der/Die PädagogIn kann sich in der Zwischenzeit mit dem Anliegen beschäftigen und kritisch sei-ne/ihre Wahrnehmung der Sachverhalte überdenken. Eine auch für die Eltern wichtige Grundeinstellung ist erkennbar: dass Kinder wichtig sind und sich der/die PädagogIn für die Problemlösung ausrei-chend Zeit nimmt.

Prinzipiell ist zu sagen, dass Pädago-gInnen das Recht haben, sich abzugren-zen und sich nicht unvorbereitet auf ein Gespräch einzulassen.

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Wie verhält man sich aber, wenn grund-sätzlich Zeit und Raum für ein Gespräch ist, sich der Elternteil nicht vertrösten und seiner Wut freien Lauf lässt, um sei-ne Vorwürfe an dem/der PädagogIn ab-zuladen? PädagogInnen können in einem solchen Fall selbstbewusst auftreten und die Situation angemessen entschärfen. Um von der emotionalen auf die sach-liche Ebene zu gelangen, könnten sie den Elternteil bitten, den Vorfall/ das Anlie-gen möglichst genau zu beschreiben. Im zweiten Schritt erst sollten sie auf die Si-tuationsbewertung der Eltern eingehen. Ist der Elternteil weiterhin aufgebracht, so sollte rückgemeldet werden, wie sein Verhalten auf den/die PädagogIn wirkt. Gegebenenfalls sollte der/die Pädago-gIn das Gespräch abbrechen und dem El-ternteil signalisieren, dass das Gespräch in einem anderen Rahmen fortgesetzt werden kann.

Gelegentlich muss die Abgrenzung sehr deutlich und klar erfolgen, vor allem wennanderePflichtendieAufmerksam-keit der PädagogInnen erfordern. Auch sie haben ein Recht darauf, dass ihnen mit Wertschätzung und Achtung begeg-net wird. Die Eltern können nicht ein-fach über die Planung und Zeit von Pä-dagogInnen verfügen und ihnen ein Gespräch in einem unzumutbaren Rah-men aufdrängen. PädagogInnen dürfen ohne Schuldgefühle „Nein“ sagen und müssen es nicht allen Menschen Recht machen.

„In dieser Form möchte ich diese Angelegenheit mit Ihnen

hier nicht besprechen! Wenn Sie an einem sachlichen Gespräch interes-siert sind, dann stehe ich Ihnen ger-ne zur Verfügung.“

Bernitzke Dr. Fred/ Schlegel Dr. Peter, Das Handbuch der Elternarbeit, 2004, Bil-dungsverlag EINS GmbH; Textor Martin R., Elternarbeit im Kindergarten: Ziele, For-men, Methoden, Books on Demand GmbH