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U nsere primäre Passion gilt ja eigentlich der Gattung Lithops und dem Finden dieser „Juwelen“ in der Natur. In diesem Artikel sol- len jedoch Conophyten vor- gestellt werden, die wir auf unserer Lithops-Suche während bisher acht Reisen durch das südliche Afrika sahen. Im Vordergrund sollen Bilder von den Wuchsorten stehen, die die Schönheit und Vielgestaltigkeit dieser blühenden „Kegelpflan- zen“ (wie die deutsche Über- setzung des aus dem Griechi- schen abgeleiteten Namens Conophytum“ lautet) zeigen. Es scheint, dass Conophyten in Deutschland weniger beliebt sind. In den USA und in England genießen sie dagegen eine wesentlich größere Anerken- nung. Dies zeigt sich in den Publikationen (siehe Mitteilun- gen der „Mesemb Study Group“) und in den Monogra- phien, die allesamt aus dem englischen Sprachraum kom- men, so die beiden Bücher von Steven HAMMER (1993, 2002). Im vorliegenden Artikel wird daher vor allem auf diese Bücher Bezug genommen. Für den deutschen Leser sei zusätz- lich auf zwei neuere Beiträge (HECKTHEUER 2008, LUCKE 2008) hingewiesen, die ins- besondere auf hiesige Kulturbedingungen eingehen und zahlreiche Fotos von Pflan- zen in Kultur enthalten. © Kakteen und andere Sukkulenten 62 (1) 2011 1 IM HABITAT Conophytum: Blühende Kegel aus Afrika von Harald Jainta & Anja Jainta Große Vielfalt der Blütenfarben Die Gattung Conophytum ist eine kom- plexe Sippe und – bezogen auf die Anzahl von Unterarten (über 160) – etwa doppelt so vielgestaltig wie die Gattung Lithops. Es wurden bei Conophytum sogar 16 ver- 1 Abb. 1: Conophytum truncatum (Sektion Conophytum) in voller Blüte. Im Hintergrund ist Crassula pyramidalis zu erkennen. Die cremefarbenen „fackel- gleichen“ Blüten überragen die Einzelköpfe um ca. 1,5 cm (südlich von Prince Albert, Große Karoo, Südafrika). Alle Fotos: Anja und Harald Jainta

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Unsere primäre Passiongilt ja eigentlich derGattung Lithops und

dem Finden dieser „Juwelen“ inder Natur. In diesem Artikel sol-len jedoch Conophyten vor -gestellt werden, die wir aufunserer Lithops-Suche währendbisher acht Reisen durch dassüdliche Afrika sahen. ImVordergrund sollen Bilder vonden Wuchsorten stehen, die dieSchönheit und Vielgestaltigkeitdieser blühenden „Kegelpflan-zen“ (wie die deutsche Über-setzung des aus dem Griechi-schen abgeleiteten Namens„Conophytum“ lautet) zeigen.

Es scheint, dass Conophytenin Deutschland weniger beliebtsind. In den USA und in Englandgenießen sie dagegen einewesentlich größere Anerken-nung. Dies zeigt sich in denPublikationen (siehe Mitteilun-gen der „Mesemb StudyGroup“) und in den Monogra-phien, die allesamt aus demenglischen Sprachraum kom-men, so die beiden Bücher vonSteven HAMMER (1993, 2002).Im vorliegenden Artikel wirddaher vor allem auf dieseBücher Bezug genommen. Fürden deutschen Leser sei zusätz-lich auf zwei neuere Beiträge (HECKTHEUER

2008, LUCKE 2008) hingewiesen, die ins-besondere auf hiesige Kulturbedingungeneingehen und zahlreiche Fotos von Pflan-zen in Kultur enthalten.

© Kakteen und andere Sukkulenten 62 (1) 2011 1

IM HABITAT

Conophytum: Blühende Kegel aus Afrikavon Harald Jainta & Anja Jainta

Große Vielfalt der Blütenfarben

Die Gattung Conophytum ist eine kom-plexe Sippe und – bezogen auf die Anzahlvon Unterarten (über 160) – etwa doppeltso vielgestaltig wie die Gattung Lithops. Eswurden bei Conophytum sogar 16 ver-

1

Abb. 1: Conophytum truncatum (Sektion Conophytum) in voller Blüte. ImHinter grund ist Crassula pyramidalis zu erkennen. Die cremefarbenen „fackel-gleichen“ Blüten überragen die Einzelköpfe um ca. 1,5 cm (südlich von PrinceAlbert, Große Karoo, Südafrika). Alle Fotos: Anja und Harald Jainta

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„nur“ weiß oder gelb blühen (ausgenom-men einige wenige Formen).

Verglichen mit den Lithops sind die„Conos“ auch wesentlich variabler hin-sichtlich ihrer Körperform und Zeichnung.Als weiterer Unterschied ist der jährlicheWuchsrhythmus erwähnenswert. Cono-phytum (hauptsächlich aus dem Winter re -

gen gebiet Afrikas) wächst bei unsauch im Herbst/Winter (= Früh-jahr/Sommer im südlichenAfrika), während Lithops sich beiuns auf Frühjahr und Sommer alsHaupt wachstums phase einge-stellt hat. Dies ist erstaunlich, dadie Gattungen eng verwandt sindund Lithops auch im Winterre-gengebiet vorkommt. Entspre-chend schwierig ist die Kulturvon Conophytum auf unserernördlichen Halbkugel, da oft inkühlen und dunklen Zeitengewässert werden muss.

Die Ähnlichkeit mancherConophytum-Arten führte sogarzu deren Erstbeschreibung als

Abb. 3:Conophytumobcordellum

(Sektion Cono-phytum) bildet

kleine Körper miteiner imposantenZeichnung und

wächst hierzusammen mit

Flechten(Gifberg Pass,

Südafrika).

Abb. 2:Conophytum fici-

forme (SektionConophytum)bildet große

„Klumpen“, istschön gezeichnet(links oben) undblüht pinkfarben

(Worcester, Südafrika).

schiedene Sektionen definiert, um die Viel-zahl der Arten systematisch besser hand-haben zu können. Beide Gattungen werdenoft als „Lebende Steine“ bezeichnet. Ein-zelköpfe der Conophyten sind aber in derRegel wesentlich kleiner und blühen teil-weise auch nachts. Die Blüten sind ferneraußerordentlich vielfarbig, während Lithops

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Abb. 4:Conophytumminusculum(Sektion Minuscula) mitden typischen,großen Blüten(Gifberg Pass,Südafrika).

Lithops (Lithops friedrichiae =Conophytum friedrichiae, Lithopsmarlothii = Conophytum pelluci-dum) und in der Tat findet manVertreter beider Gattungen zusam-men wachsend (sympatrisch), wasfür uns immer einen Höhepunktbeim Botanisieren vor Ort darstellt.Das Verbreitungsgebiet von Cono-phytum ist kleiner, jedoch inner-halb dem von Lithops und ist mitAusnahmen beschränkt auf„küstennahe“ (< 250 km) Gebietemit einer Ausdehnung von etwaPort Elisabeth (Südafrika) bisLüderitz (Namibia), was immerhin1300 km Luftlinie bedeutet (etwa die Ent-fernung von Hamburg nach Rom). Wir wol-len die Leser auf diese lange Reise mitneh-men und stellen exemplarisch 16 Arten ausneun Sektionen im Habitat vor.

Die südwestlichste Art im Verbreitungs-gebiet ist Conophytum truncatum aus der

Kleinen Karoo. Es handelt sich um die ersteüberhaupt beschriebene Art der Gattung(1791 als Mesem bryanthe mum truncatumdurch den Schweden Carl Peter Thunberg,also 31 Jahre vor der Erstbeschreibung vonLithops als Mesembryanthemum turbini-formis durch den Briten William John Bur-

Abb. 5:Conophytumminutum (Sek-tion Conophy -tum) am Beginnder Vegetations-zeit, in der diealten Blatthüllengesprengt wer-den und diePflanzen blühen(Uitspanrug,Knersvlakte, Südafrika).

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chell). Die Art ist weit bis zum östlichenRand der Kleinen Karoo von Steytlerville bisRobertson verbreitet und wird in drei Unter-

arten differenziert. Wir haben die Artoft gesehen und blühend nördlich vonPrince Albert angetroffen (Abb. 1).Der Ort am nördlichen Fuß der Swart-berge ist ein Kleinod am Südrand derGroßen Karoo. Nur wenige hundertMeter vom Stadtrand entfernt findetman auch Lithops localis var. terrico-lor.

Etwas weiter westlich von Mon-tagu bis Worcester am westlichenRand der Kleinen Karoo dominiertConophytum ficiforme (Abb. 2) mitgrößeren Polstern und pinkfarbenenBlüten. Dieses Conophytum liebt inseiner Heimat Felsspalten, in denensich sowohl Regen- als auch Kon-denswasser sammelt. Diese Art wirdals unverwüstlich bezeichnet und istleicht zu kultivieren.

Conophytum obcordellum besetztdie weite Strecke von der Kleinen

Karoo bis hin zum Namaqualand (ca. 300km) mit zwei Varietäten und zwei Unter-arten. Wir fanden die Art am Gifberg, süd-lich von Vanrhynsdorp (Abb. 3). Aparte,

Abb. 6: Conophytum minutum, in voller Sonne rot verfärbt, zeigt Blüten,die an Krokusse erinnern (Rooiberg, Knersvlakte, Südafrika).

Abb. 7: Conophytum calculus (Sektion Cataphracta) in der hellen Kieselwüste nördlich von Vanrhynsdorp (Uitspanrug,Knersvlakte, Südafrika).

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schön gezeichnete Pflanzen, die sich inmit-ten von Moos und Flechten wohlfühlen.Die lateinische Bezeichnung steht etwa für„umgedreht herzförmig“.

Am selben Wuchsort fanden wir, eben-falls in voller Blüte, Conophytum minus-culum. Die riesigen violetten Blüten über-ragen die wenige Millimeter großenEinzelköpfe imposant (Abb. 4). Eine eben-falls weit verbreitete Art, die in der Hei-mat auch Felsnischen und Moosliebt. In unserer Kultur benötigendie Pflanzen jedoch durchlässi-ges Substrat und dosierte Wasser-gaben zum richtigen Zeitpunkt.

Etwa im Gebiet des Matsi-kamma-Gifberg-Plateus beginntdann das Haupt ver brei tungsgebietvon Conophytum, das sich etwavon der Knersvlakte (Gebiet nörd-lich von Vanrhynsdorp) bis zumRichtersveld sowie westlich bisetwa Pofadder in Südafrika er -streckt. In diesem Areal findet mandie größte Anzahl unterschied-licher und endemischer Arten.

In der Knersvlakte sahen wirConophytum minutum blühend

Abb. 8:Conophytum subfenestratum(SektionSubfenestra ta) mitArgyroderma sp.(rechts) in engerNachbarschaftwachsend(Uitspanrug,Knersvlakte, Südafrika).

(Abb. 5). Die überaus großen, prächtigenBlüten sind eine Augenweide. Der prallenSonne ausgesetzt, färben sich einige Cono-phytum-Arten rot, was sie noch exotischerwirken lässt (Abb. 6). C. minutum ist sehrweit verbreitet und an einigen Stellen inder Knersvlakte sogar flächendeckend. Inder Literatur werden drei Varietäten unter-schieden.

Abb. 9:Conophytumacutum (SektionCheshire-Feles)besitzt erbsen-große Einzel-köpfe und gilteigentlich alsnachtblühend,wobei diesesFoto mittags entstanden ist(15 km nördlichvon Nuwerus,Südafrika).

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Ebenfalls häufig ist Conophytum calcu-lus, eine Art die wir im gleichen Gebiet(südöstlich von Nuwerus) antrafen (Abb. 7).HAMMER (2003) unterscheidet zwei Unter-arten. Ebenfalls Polster bildend zeichnetsich die Art durch eine wachsartige Epi-dermis aus, welche Lithops ebenfalls besit-zen. Die Artbezeichnung steht für „Kiesel-stein ähnlich“ und ist sehr zutreffend.

Eine weitere Art aus dem Sukkulenten-paradies Knersvlakte ist Conophytum sub-fenestratum (Abb. 8), die eher einzelköpfigwächst und oft gemeinsam mit Argyro-derma zu finden ist. Es handelt sich umeine sehr schöne, hochsukkulente Art.

Conophytum acutum (Abb. 9) als letzten,hier präsentierten Vertreter der Knersvlaktefanden wir am Wuchsort von Lithops diver-gens. Die eher einzeln wachsenden Köpf-chen sollen zwar bis zu 15 mm groß wer-den, wir entdeckten jedoch nur ca. 5 mmgroße und blühende Exemplare. Es ist damitfast der kleinste Vertreter der Gattung. NurConophytum achabense ist noch winziger(von Hammer im Jahr 1986 erstmals gefun-den und eine sehr exotische Art). Früherwurde Conophytum acutum auch als Oph-thalmophyllum acutum geführt. Die Pflan-zen sind recht selten, und es wird nur voneiner kleinen Zahl von Kolonien berichtet.Fast gänzlich im Substrat verborgen, ent-deckten wir sie auch nur, weil ihre über1 cm langen weißen Blüten dicht nebenLithops-Pflanzen erschienen und wir ca.drei Stunden mit der Suche nach Letzterenverbracht hatten. Wahrscheinlich hatte eseinige Tage vorher etwas geregnet, wir hät-ten sonst beide Arten niemals gesehen. Dar-

Abb. 10: Cono-phytum pageae(Sektion Cata-phracta) in derRuhezeit, der

„Kussmund“ ent-steht durch

Lichtexpositionüber den Spalt(links) und wirdsichtbar, wennman die alteHaut entfernt(Kamieskroon,

Südafrika).

Abb. 11: Cono-phytum lithop-soides (Sektion

Pellucida) bildetMiniaturpolster

mit wenige Milli-meter großen

Einzelköpfen, diehier in der Ruhe-zeit abgebildetsind (40 km öst-lich von Spring-bok, Südafrika).

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über hinaus war die Ebene mit gelb blü-henden Vertretern von Argyroderma delae-tii, Argyroderma fissum sowie Crassula co-lumnaris besetzt.

In der Knersvlakte beginnt das Verbrei-tungsgebiet von Conophytum pageae, deram weitesten verbreiteten Art (bis fastLüderitz in Namibia, ca. 600 km Luftlinie).Die hier abgebildete Pflanze sahen wir süd-östlich von Kamieskroon bei der ver -geblichen Suche nach Lithops naureeniae(Abb. 10). Die apfelgrünen Köpfe zeigen imjungen Stadium völlig verschmolzene Blatt-paare, die nur durch einen kleinen Schlitzerkennbar sind.

Weiter nördlich liegt der südafrikani-sche Ort Springbok. Die Umgebung ist vollvon sukkulenten Endemiten. Unweit derStadt fanden wir Lithops marmorata undConophytum lithopsoides auf einem klei-nen Quartzhügel (Abb. 11). Die Bezeich-nung deutet auf die Ähnlichkeit der kleinenMiniaturen hin, und wir freuten uns, beideArten gemeinsam zu sehen. In der Ruhe-phase sind die meisten Conophyten kaum

zu erkennen, da sie völlig unter eingetrock -neten Blattresten ihren „Sommerschlaf“überstehen. Bei Conophytum lithopsoideswerden drei Unterarten unterschieden.

Weiter östlich waren wir auf der Suchenach Lithops olivaceae in der Nähe vonPofadder und hatten wieder Glück. Nebenvielen wunderschönen Lithops-Polstern

Abb. 12: Cono-phytum maugha-nii (Sektion Cheshire-Feles)wächst einzel-köpfig in Quarzund ist Lithopsrecht ähnlich(20 km südlichvon Pofadder, Südafrika).

Abb. 13: EinSkorpion (Para-buthus sp.) undein Hundertfüß-ler (Scolopendrasp.) kämpfen.miteinander(20 km südlichvon Pofadder,Südafrika).

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sahen wir das schöne einzelköpfige Cono-phytum maughanii (Abb. 12). Beide Artensind ferner vergesellschaftet mit Dinteran-thus puberulus und Dinteranthus vanzylii.Außerdem leben Skorpione und Hundert-füßler in dieser trockenen Region, die wirhier zufällig zusammen antrafen und beob-

achteten (Abb. 13). Nach einem fünfminü-tigem Kampf waren beide giftigen Artentot.

Wieder westwärts sahen wir in der Nähevon Steinkopf Conophytum ectypum inBlüte (Abb. 14). Es ist beeindruckend, wieaus komplett unter Blattresten verborgenen

Abb. 14:Conophytum

ectypum (SektionMinuscula) in

einer Felsnischein der Ruhezeit

(Umdaus, Richtersveld,Südafrika).

Abb. 15:Conophytum

bilobum (SektionBiloba) bildet

kompakte Polstermit ca. 5 cm lan-gen Einzelköpfen(15 km nördlich

von Eksteen-fontein, Richters-veld, Südafrika).

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Pflanzen riesige Blüten nahezu explodieren.Die Art mit ihren fünf Unterarten ist ende-misch im Gebiet um Steinkopf. Am selbenWuchsort fanden wir ebenfalls blühend dasseltene Haemanthus namaquensis.

Weiter verbreitet ist eine sehr bekannteund stark variable Art: Conophytum bilo-bum (Abb. 15). Verschiedene Varietätendieser schon 1907 durch Marloth beschrie-benen Art kommen im Gebiet südlich desOranje vor, jedoch nicht in Namibia. Essind schöne, sehr leicht zu kultivierendePflanzen.

Eine Art hat den Sprung über den Oranjegeschafft und kommt in flussnahen Gebie-ten sowohl in Südafrika als auch in Nami-bia vor: Conophytum friedrichiae (Abb.16). Wir sahen die Art südlich von Warm-bad (Namibia) zusammen mit Lapidariamargaretae und Avonia alstonii. Leider fan-den wir Lithops dinteri nicht, eine der weni-gen Lithops-Arten, die ebenfalls zu beidenSeiten des Oranje vorkommen. Conophy-tum friedrichiae (aus der Sektion Ophthal-mophyllum) hat eine samtige, behaarte Epi-dermis sowie eine kompakte Wuchsform. Esist nicht verwunderlich, dass die Artzunächst als Lithops beschrieben wurde(s. o.). Gefunden hat die Art MargareteFried rich (eine Lehrerin aus Namibia), die

auch Lapidaria margaretae erstmals sam-melte.

Die am weitesten nördlich vorkom-menden Conophytum-Arten sind Cono-pyhtum halenbergense und Conophytumsaxetanum. Beide Taxa leben in der kargenWüste um Lüderitz. Als wirkliche Überle-benskünstler sind sie abhängig vom Tau, derdurch den Nebel vom Atlantik ostwärtszieht. Es regnet hier kaum.

Abb. 16:Conophytumfriedrichiae (Sek-tion Ophthalmo-phyllum) ist hierin einer Makro-aufnahme zusehen, die Köpfebesitzen einenDurchmesser vonca. 1,5 cm(Eendoorn,Warmbad, Namibia).

Abb. 17:Conophytumhalenbergense(Sektion Saxe-tana) wächst inFelsnischen, dieBreite der Blatt-paare beträgtca. 1 cm (Halen-berg, Lüderitz,Namibia).

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Conophytum halenbergense (Abb. 17)sahen wir im namibischen Hochsommerzusammen mit Lithops karasmontanasubsp. eberlanzii auf einem Berggipfelinmitten der Wüste in großen Polstern. Essind eher seltene Pflanzen, die wohlrie-chende, orangerote Blüten entwickeln sol-len, was wir jedoch nicht erleben konn-ten.

Conophytum saxetanum ist dagegen sehrweit in der Küstenregion Namibias ver-

breitet und wächst oft gemeinsam mitLithops optica. Fast direkt am Strand wach-send muten die Polster in der Trockenphaseoft tot an (Abb. 18). Dennoch fasziniertdieses Habitat, in dem es von Sukkulentenauch in der Trockenperiode nur so wim-melt. In Lüderitz schließlich endet unsereConophytum-Reise durch Südafrika undNamibia.

Wir danken Gerhard F. Wagner (Berlin)für die Hilfe bei der Zuordnung der Artensowie Steven Hammer (Vista, Kalifornien,USA; Abb. 19) für die Durchsicht diesesManuskriptes und seine vielen wertvollenAnregungen in den letzten vier Jahren.

Literatur:HAMMER, S. (1993): The genus Conophytum. – Succu-

lent Plant Publication, Pretoria.HAMMER, S. (2002): Dumpling and his wife – new

views of the genus Conophytum. – EAE CreativeColour, Norwich.

HECKTHEUER, A. (2008): Mesembs – mehr als Lithops.– Eigenverlag, Norderstedt.

LUCKE, M. (2008): Conophytum – große Vielfalt aufwenig Raum. – Avonia-News 2008(7): 5–10.

Abb. 18:Conophytum

saxetanum (Sek-tion Saxetana)

wächst nurwenige dutzendMeter entfernt

vom AtlantischenOzean in einerextrem trocke-nen Umgebung;das abgebildete

(lebende) Polsterhat einen Durch-

messer vonca. 8 cm(Lüderitz, Namibia).

Abb. 19:Steven Hammer

in seinem„Sphaeroid Institute“

(Vista,Kalifornien,

USA).

Harald und Anja JaintaDatumer Straße 47D – 25469 HalstenbekE-Mail: [email protected]