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Die Gründung 9. Dezember 1963 „Im Kreise befreundeter Unternehmer wuchs immer stärker die Überzeugung, dass wirtschaftliche Vernunft sehr viel stärker in der Politik zur Geltung kommen müsse“. Alphons Horten

Gründung des Wirtschaftsrates der CDU e.V

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Gründung des Wirtschaftsrates der CDU e.V. am 09. Dezember 1963

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Die Gründung9. Dezember 1963

„Im Kreise befreundeter Unternehmer wuchs immer stärker die Überzeugung, dass wirtschaftliche Vernunft sehr viel stärker in der Politik zur Geltung kommen müsse“.

Alphons Horten

Dr. Konrad Adenauer, Klaus H. Scheufelen und Dr. Ludwig Erhard

09. Dezember 1963 - Die Gründung des Wirtschaftsrates Alphons Horten: „Im Kreise befreundeter Unternehmer wuchs immer stärker die Überzeugung, dass wirtschaftliche Vernunft sehr viel stärker in der Politik zur Geltung kommen müsse“. „Die Vereinsgründung folgte in meinem Haus in Bad Godesberg mit Klaus Scheufelen, Staatssekretär a.D. Josef Rust, Konrad Adenauer jr., Kurt Schmücker, dem damaligen Bundeswirtschaftsminister, Dr. Alexander Elbrächter MdB, Ludwig Pickert und mir. Klaus Scheufelen, der als einziger Unternehmer Vorsitzender eines Landesverbandes der CDU – in Nordwürttemberg – war, wurde unser Vorsitzender; ich übernahm als sein Stellvertreter die Geschäftsführung in Bonn“.

Am Abend des 09. Dezember 1963 fand die „konstituierende Mitgliederversammlung im Bonner Königshof statt, 34 Herren wurden in den Gesamtvorstand gewählt Am 23. Januar 1964 folgte die nächste „konstituierende Sitzung“, bei der Scheufelen zum Vorsitzenden, Horten zum 1. stellvertretenden Vorsitzenden, Rust zum 2. stellvertretenden Vorsitzenden und ein „Geschäftsführender Vorstand“ – heute Präsidium – gewählt wurde. Zudem gab es nun den Gesamtvorstand, jetzt 45 Herren; dieser wuchs innerhalb eines Jahres durch das Wachstum in der Fläche auf 165 Mitglieder. Der Geschäftsführende Vorstand tagte entsprechend seiner damaligen Geschäftsordnung sehr diszipliniert monatlich – außer im August. Nach der Gründung stieg der Wirtschaftsrat mit großem Elan und einem unglaublichen Themenspektrum in die Arbeit in Bonn ein.

Die Aufgaben des Wirtschaftsrates fasste Dr. Scheufelen wie folgt zusammen

Der Wirtschaftsrat hat die notwendigen wirtschaftspolitischen Maßnahmen so früh wie möglich vorzudenken und mit den Belangen der Wirtschaft abzustimmen. Dabei werden Mitglieder des Wirtschaftsrates zu aktiver Mitarbeit aufgefordert. Die gewonnenen Erkenntnisse und Unterlagen werden an die Fachausschüsse der Partei, an die von der CDU geführten Ministerien, den Parteivorstand und die Bundestagsfraktion gegeben. Die als richtig erkannten und notwendigen Maßnahmen, die von der Regierung oder den Gesetzesorganen durchgeführt werden, sollen in der unternehmerischen Wirtschaft vertreten werden. In öffentlichen Diskussionen, z.B. auf Akademien der Kirchen usw., sollen die vom Wirtschaftsrat erarbeiteten Standpunkte dargelegt und Vertreten werden.

Die politische Auffassung und die Arbeitsergebnisse des Wirtschaftsrates sollen mit den zur Verfügung stehenden Publikationsmitteln in der geeigneten Form der Öffentlichkeit dargelegt werden.

Beweggründe

Klaus Scheufelen: „Für die Gründer des Wirtschaftsrates war seinerzeit die Überle-gung maßgebend, dass es einer besonderen Initiative bedürfe, um dass Interesse des Unternehmers an der Mitgestaltung des öffentlichen Lebens stärker zu we-cken.

Es ist beste deutsche Unternehmertradition, am öffentlichen Geschehen aktiv An-teil zu nehmen. Immer haben verantwortungsbewusste Unternehmer - Kaufleute, Industrielle, Handwerker – sich bemüht, ihren Beitrag zum Wohl der Allgemeinheit zu leisten.

Der Krieg mit allen seinen Auswirkungen, aber auch die ständige zeitliche Überbe-anspruchung des einzelnen in den letzten Jahren, haben die Bereitschaft dazu in unserer Zeit jedoch vermindert. Nur wenige Unternehmer nehmen es auf sich, ihre wertvollen praktischen Erfahrungen über die Arbeit in ihren eigenen Unterneh-men hinaus in politischen Ämtern zur Verfügung zu stellen.

Im Kreise befreundeter Unternehmer wuchs immer stärker die Überzeugung, dass wirtschaftliche Vernunft sehr viel stärker in der Politik zur Geltung kommen müs-se. Die öffentliche Diskussion über Fragen der Wirtschaftspolitik offenbarte eine teilweise groteske Unwissenheit.

Ziel war nicht „die reine Vertretung von Interessen, sondern das Beisteuern von Wissen für richtige Entscheidungen.“

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Der Gründerkreis

Dr. -Ing. Klaus H. Scheufelen Alphons Horten

Dr. Josef Rust

Kurt Schmücker MdB

Dr. Konrad Adenauer jun.

Dr. Alexander Elbrächter MdB

Franz Etzel MdB Konsul Albrecht Pickert

Dr. -Ing. Klaus H. Scheufelen

* 30. Oktober 1913 in Oberlenningen; † 26. Januar 2008Deutscher Ingenieur, Unternehmer und Politiker, CDU.

Klaus H. Scheufelen, ev., wurde am 30. Okt. 1913 in Oberlenningen als Sohn des Papierfabrikanten Dr. Adolf Sch. geboren, der als Schüler des bekannten Tübinger Chemikers Lothar Meyer und Chefchemiker einer bedeutenden englischen Papierfabrik maßgeblichen Anteil an der Entwicklung zweiseitig gestrichener Papiere hatte. Diese Kenntnisse brachte er mit, als er 1888 in die väterliche Papiermühle eintrat (seit 1855 im Besitz der Familie). Be-kannt wurde die Papierfabrik Scheufelen vor allem durch Kunstdruckpapier, das unter dem Warenzeichen eines flügelschlagenden Phönix vertrieben wurde, heute allerdings nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.

Scheufelen studierte an der TH Darmstadt Papieringenieurwesen und schloß 1937 mit dem Grad eines Diplom-Ingenieurs ab. Bereits 1930 war er in das Familienunternehmen eingetreten. Während des Krieges war er als Offizier und Raketenspezialist in Peenemünde eingesetzt und wurde von dort bei Kriegsende in die Vereinigten Staaten geholt. Erst 1950 kehrte er nach Oberlenningen zurück. Zusammen mit seinem älteren Bruder Karl-Erhard ist er geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, das 1978 einen Umsatz von 210 Mio. DM erzielte, davon rd. 20 % im Exportgeschäft. Die Papierfabrik beschäftigt rd. 1 200 Mitarbeiter, dazu kommen noch die Beschäftigten in den Tochtergesellschaften im Großhandel, darunter die Papierhandelsgesellschaft Darm-stadt GmbH. In der Erzeugung von Bilderdruck-Papier ist das Unternehmen in der Bundesrepublik immer noch führend.

Nach dem Krieg engagierte sich Scheufelen auch politisch, schloß sich 1952 der CDU an und ist seit 1953 Kreis-verordneter seiner Partei im Kreistag Nürtingen.

Schon 1952 war Scheufelen Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der wirtschaftspolitischen Ausschüsse der CDU von Baden-Württemberg geworden, ab 1953 gehörte er dem geschäftsführenden Vorstand des Bundes-wirtschaftsausschusses der Partei an. Als Nachfolger von Kultusminister a.D. Simpfendörfer wählte ihn der CDU-Landesverband Nordwürttemberg im Frühjahr 1958 zu seinem ersten Vorsitzenden, in welchem Amt er immer wieder, letztmals 1969, bestätigt wurde. Erst nachdem eines seiner lang verfolgten Ziele, die Bildung eines ein-heitlichen CDU-Landesverbandes in Baden-Württemberg, erreicht wurde, trat Scheufelen im März 1971 von die-sem Posten ab, um ihn dem Esslinger Unternehmer Mahler als nunmehrigen Bezirksvorsitzenden zu überlassen.

Elf Jahre lang war er kommissarischer Bundesschatzmeister der CDU. Er war Mitgründer des CDU-Wirtschaftsra-tes, dessen erster Bundesvorsitzender er von 1964 bis 1968 war. Im Bundesvorstand und Bundesparteiausschuß der CDU hatte er bis 1971 Sitz und Stimme. In seinem Haus trafen sich Ende 1965 der FDP-Vorsitzende Mende, der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß und der Stuttgarter FDP-Justizminister Haußmann zu Verhandlungen.

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Der Erste Vorsitzende

Alphons Horten

* 9. November 1907 in Metz-Sablon, Lothringen; † 1. Dezember 2003 in Zürich, SchweizDeutscher Unternehmer und Politiker, CDU

Alphons Horten war Sohn des Bergassessors Franz Carl Alphons Horten, Neffe der Ordensgeistlichen Titus Maria und Timotheus Maria Horten, sowie des Orientalisten Max Horten und Vetter von Helmut Horten. Nach dem Abitur am Humanistischen Gymnasium studierte Horten mehrere Semester Volkswirtschaft in Berlin. Anschlie-ßend nahm er eine kaufmännische Tätigkeit auf und arbeitete von 1930 bis 1945 in einem Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie. Nach dem Zweiten Weltkrieg floh er aus der Sowjetischen Besatzungszone, siedelte nach Westdeutschland über und ließ sich in Bad Godesberg nieder. Später war er Geschäftsführender Gesell-schafter der Firma J. Weck & Co., Hersteller der berühmten Weck-Einmachgläser, mit Sitz in Bonn-Duisdorf. Die Tochter von Alphons Horten und seiner Frau Elisabeth (geb. Sentrup), Mechtild, heiratete 1960 den Verleger Hermann Herder (1926–2011).

Horten trat nach 1945 in die CDU ein. Er war Mitbegründer des Wirtschaftsrates der CDU und zeitweise dessen geschäftsführender Vorsitzender. Zudem war er Vorstandsmitglied des wirtschaftspolitischen Ausschusses der Christdemokraten.

Horten gehörte dem Deutschen Bundestag von 1965 bis 1972 an. Im Parlament vertrat er den Wahlkreis Rheydt – Grevenbroich II. Hier setzte er sich vor allem für unternehmerische Interessen ein.

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Der Erste stellvertretende Vorsitzende

Josef Rust

* 12. November 1907 in Blumenthal (Bremen); † 5. Juli 1997 in KasselDeutscher Politiker der CDU.

Rust studierte von 1926 bis 1929 Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Göttingen, München und Berlin, promovierte zum Dr. jur. und trat nach der 2. Staatsprüfung als Assessor in das Reichswirtschaftsmi-nisterium ein.

Im Reichswirtschaftsministerium war R. zunächst in der Rechtsabteilung, später als Referatsleiter in der Kredit-abteilung tätig.

1948 wurde er Oberregierungsrat im niedersächsischen Finanzministerium und 1949 Leiter des Bundeskanzler-amts. In der letzteren Funktion begleitete er Bundeskanzler Adenauer auf verschiedenen Reisen. Auch mit dem damaligen Staatssekretär im Bundeskanzleramt, Globke, pflegte er ein gutes Verhältnis.

1952 wechselte er als Ministerialdirektor ins Bundeswirtschaftsministerium, wo er zuletzt die Abteilung III mit den Referaten Bergbau, Energie- und Wasserwirtschaft, Eisen und Stahl sowie Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl leitete. Im Okt. 1955 wurde er auf Vorschlag Adenauers Staatssekretär im Bundesverteidigungs-ministerium, wo er in der ersten Aufbauzeit der Bundeswehr auch zahlreiche wirtschaftliche Aufgaben zu lösen hatte. Danach wurde er Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender der Wintershall AG (bis 1969, dann bis 1978 Aufsichtsratsvorsitzender; 1978 bis 1986 Aufsichtsratsmitglied). Als ihm Konrad Adenauer am Ende seiner Amts-zeit die Nachfolge Erhards im Bonner Wirtschaftsministerium antrug, lehnte R. ab.

In der Folge übernahm R. eine Reihe von Aufsichtsratsmandaten in der Wirtschaft, insbesondere wurde er im Sommer 1966 Aufsichtsratsvorsitzender des Volkswagenwerkes in Wolfsburg, dessen Beirat er schon seit 1951 angehört hatte. Weitere Aufsichtsratsmandate, z. T. als Vorsitzender oder stellv. Vorsitzender, übernahm er bei der Mihag Handelsgesellschaft für Mineralölerzeugnisse mbH in Düsseldorf, der Erdölraffinerie Mannheim GmbH in Mannheim, der Westfalenbank AG in Bochum (von 1969 bis 1980), der Vereinigten Tanklager und Transport-mittel GmbH, der BASF AG in Ludwigshafen, der Kali und Salz AG in Kassel, der Salzgitter AG in Salzgitter und der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank in München. Darüber hinaus war R. Verwaltungsrat der Deutschen Siedlungs- und Landesrentenbank in Bonn. 1967 setzte er sich für die Gründung einer großen „nationalen Erdöl-gesellschaft“ als Gegengewicht zu den großen internationalen Erdölkonzernen in der Bundesrepublik ein.

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Der zweite stellvertretende Vorsitzende

Der Gesamtvorstand

Der Gesamtvorstand

Dr. Ludwig Erhard und Klaus H. Scheufelen

Dr. Walter Bauer im Gespräch mit Dr. Josef Rust

Dr. Ludwig Erhard, Peter Giesen und Alphons Horten