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AUSGABE NR. 86 OÖ.PLANET NR. 01/2015 | P.B.B. | GZ 02Z031264 M PREIS: € 1,– | AUFGABE- & VERLAGSPOSTAMT: 4020 LINZ Die Bioregion Mühlviertel ist ein Gegenpool zum TTIP, meint Ulrike Schwarz. Ein oö.planet-Tischgespräch mit der Grünen Landtagskandididatin über Wachsen und Schrumpfen und das Gesundheitswesen. Seite 5 Der Equal-Pay-Day markiert die Grenze bis wann Frauen quasi gratis arbeiten. Heuer fällt er auf den 31. März. Mehr über die Grünen Initiativen auf Seite 2 ULRIKE SCHWARZ GLEICHER LOHN! WARSCHENECK RETTEN! Eine Tunnelbahn, mehrere Liftanlagen und Pisten sollen die Schigebiete Wurzeralm und Höss durch das Warscheneckmassiv verbin- den. Mehr Infos auf Seiten Seiten 3 und 12 OÖ.PLANET 18. JAHRGANG | FRÜHLING 2015 M onatelang sind die Verhand- lungen gelaufen – herausge- kommen ist ein Reförmchen, das uns – in Land und Gemeinden – noch teuer zu stehen kommen wird. Denn einerseits sind im Paket selbst Ausgabenkürzungen um 1,1 Milliar- den Euro enthalten – für Oberöster- reich sind das 40 Mio. Euro und für die Gemeinden 20 Millionen weniger Einnahmen pro Jahr. Andererseits ist aber die Gegenfinanzierung teil- weise eine Mogelpackung. Denn alle FinanzexpertInnen sind sich einig, dass etwa Mehreinnahmen von 800 Millionen Euro durch einen Konjunk- tureffekt aus der Steuerreform und 1,9 Milliarden durch die Bekämpfung des Steuerbetrugs völlig über- schätzt sind und daraus bestenfalls die Hälfte lukrierbar ist. Damit aber würden sich die Einbußen für Land und Gemeinden sogar verdoppeln. Und das im Jahr 2016, in dem wir den Stabilitätspakt umsetzen müs- sen und eine Neuverschuldung daher nicht möglich ist. Die Steuerreform droht daher ein großes Sparpaket in den Gemeinden, den Ländern und auf Bundesebene auszulösen. Daher drastisches Nachbessern oder zu- rück an den Start! RUDI ANSCHOBER IST LANDESRAT IN OÖ UND SPITZENKANDIDAT DER GRÜ- NEN FÜR DIE LANDTAGSWAHL 2015 GRÜNE MEINUNG K.o. durch Steuerreform? RUDI ANSCHOBER GRÜNE ZEITUNG FÜR OBERÖSTERREICH Es gibt sie die Wege in eine zukunftsfähige Gesellschaft, die sich von der Suche nach einem guten Leben, sozialer Gerechtigkeit und einer transparenten Politik leiten lassen. Wir stellen Gemeinden vor, wo gescheite Ideen auf Sympathie statt auf Ablehnung stoßen. Wir besuchen eine Schule, wo der Kli- maschutz greifbar gemacht wird. Selbst das Amtsgeheimnis muss nicht weitere hundert Jahre in Stein gemeißelt bleiben. Wir stellen Nach- barländer vor, wo die In- formationsfreiheit schon längst gelebt wird. Inspirationen für neue Wege auf den Seiten 9 bis 13 cydonna / photocase.com D er Proporz ist ein Relikt der Nachkriegszeit. Damals war er als Stabilitätsfaktor richtig und wichtig, aber er ent- spricht schon lange nicht mehr den Anforderungen eines mo- dernen politischen Systems. „Wir Grünen arbeiten mit Hochdruck daran, das Auslaufmodell Proporz ins Museum zu befördern - gegen alle roten und blauen Widerstän- de“, umreißt der Spitzenkandidat für die Landtagswahl, Rudi An- schober die glasklare Position der Grünen. Eine Abkehr vom Zwangsproporz würde endlich eine klare Teilung in Regierung und Opposition bringen, eine wirksame Kompetenzausübung einerseits und eine umfassende Kontrolle andererseits. „Es kom- men schwierige Zeiten, da braucht es eine Regierung, die an einem Strang in dieselbe Richtung zieht“, betont Anschober. Oberösterreich ist Schlusslicht Faktum ist, dass das Proporz- system auch bundesweit ein Auslaufmodell ist und in dieser Form nur noch in Nieder- und eben Oberösterreich praktiziert wird. Das Burgenland, Kärnten und die Steiermark werden nun ebenfalls auf freie Koalitionen umstellen, in Vorarlberg, Tirol und Salzburg ist dies bereits vor geraumer Zeit geschehen. Oberösterreich ist in so vielen Bereichen Top und ein Vorreiter, warum hinken wir hier nach? Die anderen Parteien zögern und zaudern Während die ÖVP gesprächsbe- reit ist, scheiterte die Proporz- Abschaffung bisher am jahre- langen Widerstand von SPÖ und FPÖ: Die SPÖ spielt auf Zeit, die Freiheitlichen fürch- ten den Machtverlust. Letztere behaupten sogar, die Grünen wollten mit ihrem Drängen vom angeblichen Versagen in der Verkehrspolitik ablenken. „Nach dieser Logik der FPÖ würden die Grünen auch für die Versäumnisse des FP geführten Wohnbauressorts verantwort- lich sein. Eine solche Argumen- tation ist nicht nachvollziehbar“, betont Klubobmann Gottfried Hirz. „Weg mit dem Proporz“, for- dern die Grünen bereits seit 1997. Die Mehrheit der Ober- österreicherInnen gibt ihnen laut aktueller Umfrage dabei Recht, auch die Mehrheit der FPÖ-WählerInnen. Fast alle Bundesländer haben bereits umgestellt. Durch zügige Verhandlungen der Landtags- parteien ist die Proporz- Ab- schaffung noch vor der Wahl möglich. „Wir Grünen werden nicht locker lassen, die anderen Landtagsparteien in die Pflicht nehmen und alles daran setzen, die Abschaffung des Proporz- systems auch in Oberösterreich endlich umzusetzen“, sagt Hirz. Das Proporzsystem ist überholt und nicht mehr zeitgemäß. Seit 1997 fordern die Grünen die Abschaffung des Regierungsproporzes. Doch die anderen Parteien bleiben starr. GERHARD JANSER MAGAZIN „Die Steuerreform droht ein großes Sparpaket auszulösen“ Es ist Zeit für ein neues politisches System Tamara Geyerhofer Foto: Land OÖ / Denise Stinglmayr / Collage: G. Niederleuthner Auf zu neuen Wegen!

H Es ist Zeit für ein neues politisches System · Networking, Körpersprache, Kleidung und Smalltalk ergänzt. Im Zuge des Equal Pay Days verteilen die Grünen Frauen die Broschüre,

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Page 1: H Es ist Zeit für ein neues politisches System · Networking, Körpersprache, Kleidung und Smalltalk ergänzt. Im Zuge des Equal Pay Days verteilen die Grünen Frauen die Broschüre,

AUSGABE NR. 86OÖ.PLANET NR. 01/2015 | P.B.B. | GZ 02Z031264 M

PREIS: € 1,– | AUFGABE- & VERLAGSPOSTAMT: 4020 LINZ

Die Bioregion Mühlviertel ist ein Gegenpool zum TTIP,meint Ulrike Schwarz. Ein oö.planet-Tischgespräch mit der Grünen Landtagskandididatin über Wachsen und Schrumpfen und das Gesundheitswesen. Seite 5

Der Equal-Pay-Day markiert die Grenze bis wann Frauen quasi gratis arbeiten. Heuer fällt er auf den 31. März. Mehr über die Grünen Initiativen auf Seite 2

ULRIKE SCHWARZ GLEICHER LOHN! WARSCHENECK RETTEN!Eine Tunnelbahn, mehrere Liftanlagen und Pisten sollen die Schigebiete Wurzeralm und Höss durch das Warscheneckmassiv verbin-den. Mehr Infos auf Seiten Seiten 3 und 12

OÖ.PLANET 18. JAHRGANG | FRÜHLING 2015

Monatelang sind die Verhand-lungen gelaufen – herausge-kommen ist ein Reförmchen,

das uns – in Land und Gemeinden – noch teuer zu stehen kommen wird. Denn einerseits sind im Paket selbst Ausgabenkürzungen um 1,1 Milliar-den Euro enthalten – für Oberöster-reich sind das 40 Mio. Euro und für die Gemeinden 20 Millionen weniger Einnahmen pro Jahr. Andererseits ist aber die Gegenfinanzierung teil-weise eine Mogelpackung. Denn alle FinanzexpertInnen sind sich einig, dass etwa Mehreinnahmen von 800

Millionen Euro durch einen Konjunk-tureffekt aus der Steuerreform und 1,9 Milliarden durch die Bekämpfung

des Steuerbetrugs völlig über-schätzt sind und daraus bestenfalls die Hälfte lukrierbar ist. Damit aber würden sich die Einbußen für Land

und Gemeinden sogar verdoppeln. Und das im Jahr 2016, in dem wir den Stabilitätspakt umsetzen müs-sen und eine Neuverschuldung daher nicht möglich ist. Die Steuerreform droht daher ein großes Sparpaket in den Gemeinden, den Ländern und auf Bundesebene auszulösen. Daher drastisches Nachbessern oder zu-rück an den Start!

RUDI ANSCHOBER IST LANDESRAT IN OÖ UND SPITZENKANDIDAT DER GRÜ-NEN FÜR DIE LANDTAGSWAHL 2015

GRÜNE MEINUNG

K.o. durch Steuerreform? RUDI ANSCHOBER

G R Ü N E Z E I T U N G F Ü R O B E R Ö S T E R R E I C H

Es gibt sie die Wege in eine zukunftsfähige Gesellschaft, die sich von der Suche nach einem guten Leben, sozialer Gerechtigkeit und einer transparenten Politik leiten lassen. Wir stellen Gemeinden vor, wo gescheite Ideen auf Sympathie statt auf Ablehnung stoßen. Wir besuchen eine Schule, wo der Kli-maschutz greifbar gemacht wird. Selbst das Amtsgeheimnis muss nicht weitere hundert

Jahre in Stein gemeißelt bleiben. Wir stellen Nach-barländer vor, wo die In-formationsfreiheit schon längst gelebt wird. Inspirationen für neue Wege auf den Seiten 9 bis 13

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Der Proporz ist ein Relikt der Nachkriegszeit. Damals war er als Stabilitätsfaktor

richtig und wichtig, aber er ent-spricht schon lange nicht mehr den Anforderungen eines mo-dernen politischen Systems. „Wir Grünen arbeiten mit Hochdruck daran, das Auslaufmodell Proporz ins Museum zu befördern - gegen alle roten und blauen Widerstän-de“, umreißt der Spitzenkandidat für die Landtagswahl, Rudi An-schober die glasklare Position der Grünen. Eine Abkehr vom Zwangsproporz würde endlich eine klare Teilung in Regierung und Opposition bringen, eine wirksame Kompetenzausübung einerseits und eine umfassende Kontrolle andererseits. „Es kom-

men schwierige Zeiten, da braucht es eine Regierung, die an einem Strang in dieselbe Richtung zieht“, betont Anschober.

Oberösterreich ist Schlusslicht

Faktum ist, dass das Proporz-system auch bundesweit ein Auslaufmodell ist und in dieser Form nur noch in Nieder- und eben Oberösterreich praktiziert wird. Das Burgenland, Kärnten und die Steiermark werden nun ebenfalls auf freie Koalitionen umstellen, in Vorarlberg, Tirol und Salzburg ist dies bereits vor geraumer Zeit geschehen. Oberösterreich ist in so vielen Bereichen Top und ein Vorreiter, warum hinken wir hier nach?

Die anderen Parteien zögern und zaudern

Während die ÖVP gesprächsbe-reit ist, scheiterte die Proporz-Abschaffung bisher am jahre-langen Widerstand von SPÖ und FPÖ: Die SPÖ spielt auf Zeit, die Freiheitlichen fürch-ten den Machtverlust. Letztere behaupten sogar, die Grünen wollten mit ihrem Drängen vom angeblichen Versagen in der Verkehrspolitik ablenken.

„Nach dieser Logik der FPÖ würden die Grünen auch für die Versäumnisse des FP geführten Wohnbauressorts verantwort-lich sein. Eine solche Argumen-tation ist nicht nachvollziehbar“, betont Klubobmann Gottfried Hirz.

„Weg mit dem Proporz“, for-dern die Grünen bereits seit 1997. Die Mehrheit der Ober-österreicherInnen gibt ihnen laut aktueller Umfrage dabei

Recht, auch die Mehrheit der FPÖ-WählerInnen. Fast alle Bundesländer haben bereits umgestellt. Durch zügige Verhandlungen der Landtags-parteien ist die Proporz- Ab-schaffung noch vor der Wahl möglich. „Wir Grünen werden nicht locker lassen, die anderen Landtagsparteien in die Pflicht nehmen und alles daran setzen, die Abschaffung des Proporz-systems auch in Oberösterreich endlich umzusetzen“, sagt Hirz.

Das Proporzsystem ist überholt und nicht mehr zeitgemäß. Seit 1997 fordern die Grünen die Abschaffung des Regierungsproporzes. Doch die anderen Parteien bleiben starr.

GERHARD JANSER

MAGAZIN

„Die Steuerreform droht ein großes Sparpaket auszulösen“

Es ist Zeit für ein neues politisches System

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Auf zu neuen Wegen!

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Seit einigen Jahren wird versucht, die Lohn-differenz nicht nur in

Statistiken darzustellen, son-dern diese auch auf Arbeitstage umzulegen. Der Equal Pay Day symbolisiert dabei jenen Tag im Kalenderjahr, ab dem Frauen und Männer gleich viel verdie-nen. In Österreich ist das heuer der 31. März. Bis zu diesem Tag arbeiten Frauen quasi gratis.

Woher kommt der Lohn­unterschied

Warum Frauen noch immer weniger als Männer verdienen? Dafür gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Beispiels-weise arbeiten Frauen häufiger

Teilzeit oder in einem geringfü-gigen Beschäftigungsverhältnis, um den familiären Betreu-ungspflichten nachkommen zu können. Eine weitere Ursache ist, dass in Branchen, wo über-wiegend Frauen tätig sind, oft ein niedrigeres Lohnniveau vorherrscht als zum Beispiel in männerdominierten Branchen. Oder auch die Tatsache, dass Frauen immer noch viel seltener in Führungspositionen anzutref-fen sind.

In der EU ist die Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern ein Ziel, das bereits in den 1950er Jahren in den Verträgen von Rom festgelegt wurde. Mittler-weile wurden in den einzelnen

POLITIK OÖ.PLANET #86 | FRÜHLING 201502

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist eine alte Forderung der Frauenbewegung und auch nach über 100 Jahren immer noch brandaktuell. In Österreich verdienen Frauen durchschnittlich 23% weniger als Männer.

 ELKE MAYERHOFER

EDITORIAL

MonokulturAutofahren.

Wie lange noch hält sich im

Denken und Handeln der oberösterreichi-schen Verkehrspo-litik die Monokultur

des Autofahrens: Ostumfahrung und Westring in Linz, Westring in Steyr, und viele andere Straßenprojekte im ganzen Land? Als ob es keine Grenzen der Finanzen und der Ressource Boden gäbe, wird heute im 21. Jahrhundert drauf los geplant und gebaut, als wä-ren wir in der Aufbauzeit Mitte des vorigen Jahrhunderts.Gleichzeitig stockt der Ausbau des Öffentlichen Verkehrs. Während alle an-deren Bundesländer ein S-Bahn-System haben, ist ein solches hierzulande noch nicht in Sicht. Viele ländliche Gemeinden sind nach wie vor am Wochenende von jeglichem Öffentlichen Verkehrsmittel abgeschnitten. Viele Regionalbahnen sind in einem baufälligen Zustand und fahren viel zu selten. Längst schon wenden sich immer mehr junge Menschen in den Städten ab vom Auto als Statussymbol. Der Öffentliche Verkehr gewinnt im Mobilitätsverhalten der Jungen immer mehr an Bedeutung, wie die zuletzt veröffentlichten Zahlen beim ÖVV-Jugendticket zeigen. Wenn in Kürze die alten automobilen Männer der oberösterreichischen Stra-ßenverkehrspolitik in ihren wohlverdien-ten Ruhestand getreten sind, erst dann wird es die Chance auf eine Verkehrs-wende in unserem Land geben.

MEINT MARCO VANEK,CHEFREDAKTEUR [email protected]

Sind vor dem Gehalts­zettel alle gleich?

Maria Buchmayr wieder Obfrau der Grünen FrauenBei der letzten Generalversammlung der Grünen Frauen Oberösterreich wurde Maria Buchmayr als Obfrau einstimmig bestätigt. Sie freut sich über das große Vertrauen und gibt sich kämpferisch: „Vieles hat die Frauenpolitik bereits er-reicht, vieles steht noch an, muss aufge-zeigt, korrigiert und umgesetzt werden“. Als Stellvertreterin von Buchmayr neu gewählt wurde Ursula Hirtl und erstmals im Vorstand vertreten ist die Steyrer Gemeinderätin Natascha Payrleithner. Die weiteren Vorstandsmitglieder sind: Manuela Bonifer­Jungwirth, Rossitza Ekova­Stoyanova, Regina Wimberger und Heidi Obermaier. Ehrenmitglied im Frauenvorstand ist die ehemalige 3. Landtagspräsidentin Doris Eisenriegler.

KURZMELDUNG

Mitgliedsstaaten verschiedene Maßnahmen entwickelt und umgesetzt, die zu einer glei-chen Bezahlung von Frauen und Männern führen sollen. In Österreich wurden dazu die Ein-kommensberichte für Unterneh-men ab einer Größe von mitt-lerweile 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eingeführt, die Transparenz bei den Gehältern schaffen sollen.

Broschüre für erfolgreiche Gehaltsverhandlungen

Die Position von Frauen in Ge-haltsverhandlungen zu stärken, ist ebenfalls ein zentrales The-ma. Von den Grünen Frauen in

Oberösterreich wurde in Zu-sammenarbeit mit Ingrid Kös-ten eine Broschüre mit hilfrei-chen Tipps und Tricks für diese Gesprächssituation erarbeitet: Wie bereite ich mich gut auf das Gespräch vor? Wie reagiere ich auf Einwände, um mein Ziel zu erreichen?

Zusätzlich wurde die Broschüre um weitere praktische Karri-eretipps rund um die Themen Networking, Körpersprache, Kleidung und Smalltalk ergänzt.Im Zuge des Equal Pay Days verteilen die Grünen Frauen die Broschüre, um so einen konkre-ten Beitrag für mehr Einkom-mensgerechtigkeit zu leisten.

Grüne Verteilaktionen der Broschüre „Vor dem Gehalts-zettel sind alle gleich – ein Leitfaden für erfolgreiche Gehaltsverhandlungen – von Ingrid Kösten“

LINZ: Dienstag, 31. März 2015, 12.00 -14.00 UHR Ort: Taubenmarkt

STEYR: Samstag, 11. April 2015, 8.30 -11.30 UhrOrt: Wochenmarkt, Stadtplatz vor dem Rathaus

ROHRBACH: Freitag, 17. April 2015, 09.00 -10.30 UhrOrt: Frauentreff Rohrbach

FREISTADT:Freitag, 17. April 2015, 15.00 -17.00 Uhr Ort: Genussmarkt, Hauptplatz

VÖCKLABRUCK: Mittwoch, 22. April 2015, 09.00 bis 11.00 Uhr Ort: Frischemarkt, Stadtplatz

WELS: Freitag, 24. April 2015, 10.00 bis 12.00 Uhr Ort: Fußgängerzone

BROSCHÜRE

TEILZEITARBEIT

1

FRAUEN OÖ

VOR DEM GEHALTSZETTEL  SIND ALLE GLEICH. GLEICHE ARBEIT, GLEICHE CHANCEN: DER LEITFADEN FÜR ERFOLGREICHE GEHALTSVERHANDLUNGEN. 

VORSTAND 3,1%

96,9%  MÄNNER 

 IM VORSTAND VON 

 BÖRSENNOTIERTEN 

 UNTERNEHMEN 

 FRAUEN 

 IM VORSTAND VON 

 BÖRSENNOTIERTEN 

 UNTERNEHMEN 

Quelle: Frauen-Management-Report 2014 der Arbeiterkammer Österreich

46,9%

 MÄNNER 

 IN TEILZEITARBEIT 

 2014 

 FRAUEN 

 IN TEILZEITARBEIT  2014 

Quelle: Statistik Austria

11,3%

TOP 200

94,4%5,6%

 GESCHÄFTSFÜHRERINNEN 

 IN DEN TOP 200 

 UNTERNEHMEN 

 GESCHÄFTSFÜHRER 

 IN DEN TOP 200 

 UNTERNEHMEN 

Quelle: Frauen-Management-Report 2014 der Arbeiterkammer Österreich

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OÖ.PLANET #86 | FRÜHLING 2015 POLITIK 03

Stodertal, Mitte Februar. Eine Gruppe von Bewoh-nerInnen, VertreterInnen

alpiner Vereine und Grünen haben sich zu einem Lokalau-genschein zusammengefunden, um über die Ausbaupläne der Seilbahngesellschaft zu disku-tieren. Sepp Friedhuber von den Naturfreunden erläutert die gewaltigen Dimensionen dieses Projektes. „Ganz in der Nähe der Schafferteiche in Vorder-stoder soll eine Tunnelbahn mit einer Länge von über vierein-halb Kilometer errichtet wer-den. Sie führt hinauf durch den Kalkstock des Warschenecks und kommt in der Nähe der Bergstation Frauenkar auf der

anderen Seite des Berges im Schigebiet Wurzeralm heraus. Als Zubringer zur Tunnelbahn sollen sechs weitere Lifte errichtet werden, die dann Hinterstoder mit Vorderstoder verbinden sollen. Insgesamt müssen 70 Hektar Pistenflächen in die Hänge geschlagen wer-

den. Dazu kommen noch zwei Parkplätze für insgesamt 3000 PKWs, für die eine Asphaltfläche von über sechs Hektar neu an-gelegt werden muss, sowie vier weitere Speicherseen für die Beschneiungsanlagen. Die heute noch schmale Straße zu den Schafferteichen müsste auf min-destens sechs Meter verbreitert werden“. Selbst die Betreiber schätzen die Kosten auf mindes-tens 150 Millionen Euro.

Die BefürworterInnen schüren Angst

Schon seit längerem versucht die Liftgesellschaft HiWu, die mehrheitlich dem ÖSV-Präsidenten Schröcksnadel gehört, die beiden Schigebiete zu verbinden. Ihr Credo lautet: „Nicht kleckern, sondern klot-zen“. Immer wieder betonen die Verantwortlichen, die Region müsse wieder den Anschluss an die Trends im Wintersport finden. Dieser geht ihrer Mei-nung nach in Richtung immer größere und zusammenhängen-de Schigebiete. Die regionalen Touristiker sehen sich daher in direkter Konkurrenz mit Schige-bieten wie Schladming oder der Schiwelt Amadé im Salzburger Land. Erst durch die Erweite-rung und Verbindung werden wieder mehr schifahrende Gäste in die Pyhrn-Priel-Region

Immer absurdere Ausmaße nimmt das Projekt Schischaukel übers Warscheneck am Rande des Toten Gebirges an. Für wenige Wochen Schifahren im Jahr wird die Zerstörung einer einzigartigen Naturlandschaft in Kauf genommen.

 MARCO VANEK

kommen, betonen der HiWu-Vorstand Helmut Holzinger und der Tourismusobmann Herbert Gössweiner bei jeder Gele-genheit. „Ohne Schischaukel stirbt die Region“, ist eines ihrer beliebtesten Argumente.

Lokaler Widerstand formiert sich

Auch wenn die Bürgermeister und ihre AnhängerInnen massiv Druck auf die SkeptikerInnen ausüben, organisiert sich in der lokalen Bevölkerung Wider-stand gegen die Schischaukel. Gemeinsam mit Alpenverein und Naturfreunden klären sie die Öffentlichkeit über die Aus-maße und die Auswirkungen auf. „Eine hohe Gefahr sehen wir vor allem für das Trinkwas-ser“, sagt Martha Riess vom Alpenverein. „In der Nähe des geplanten Tunnels mitten im Kalkstock befindet sich eines der größten Wasserreservoirs Österreichs“. Auch bei der Lebensqualität müssen die Anrainerinnen und Anrainer mit

Verschlechterungen rechnen. Nicht zu unterschätzen ist der Lärm der Schneekanonen im Winter, der heute schon viele Kilometer weit zu hören ist. Vor allem in Vorderstoder wird sich der Autoverkehr erhöhen und auch die Lärm- und Stauben-twicklung während der Bauzeit mit ihren riesigen Schutthalden wird das dortige Leben beein-trächtigen.

Einer Meinung sind sich alle Anwesenden: Dieses Projekt ist absurd, vom Standpunkt des Naturschutzes, aber auch aus wirtschaftlicher Sicht. „Auch wenn es technisch machbar sei, sinnvoll sei es auf keinen Fall“, betont Maria Buchmayr.

Parkplätze für tausende Autos, eine Tunnelbahn, Liftanlagen und Pisten gefährden die Naturidylle im Stodertal.

KURZMELDUNGJa zur Wurzeralm

Die Grünen bangen um die Wurzeralm, die vor hohen Investitionen steht: „Wir wollen die Wurzeralm unbedingt als Fa-milien-Schigebiet erhalten und das Alm-gebiet auch für den Sommer attraktiver machen“, sagt Ulrike Schwarz. Vor allem im mittleren Bereich gibt es dringenden Handlungsbedarf bei Investitionen in die Infrastruktur. Auch die Standseilbahn muss bis 2017 modernisiert werden, einige Lifte neu oder ausgebaut sowie weitere Infrastruktureinrichtungen wie zusätzliche Toiletten errichtet werden. Viel getan werden muss bei den Wan-derwegen und anderen Einrichtungen. „Schon alleine wegen des Klimawandels braucht es für die Region eine Umorien-tierung auf Ganzjahrestourismus. Dieser bringt nachhaltig einen regionalen Vor-teil für viele StodertalerInnen und schafft auch ganzjährig Arbeitsplätze. Die Kon-zepte in diese Richtung gibt es bereits“.

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Mehr über das Schischaukel-projekt, die Auswirkungen und Stimmen dagegen auf www.warscheneck.at

Ein Kommentar zum Thema auf Seite 12

HINWEISE

„Im Warscheneck-Stock befindet sich eines der größten Wasserreservoirs Österreichs“, Martha Rieß, oö. Alpenverein.

Marie Edwige Hartig ist Kandidatin im Wahlkreis Linz und Umgebung für die Landtagswahl.

 JÜRGEN AFFENZELLER

„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“ – diesen Spruch von nie-mand Geringerem als Mahatma Gandhi hat sich die Linzerin Marie-Edwige Hartig (Am Foto rechts) zu ihrem Lebensmotto auserko-ren. Und seit 2009 versucht sie als Gemeinderätin in der Landes-

hauptstadt, an genau solchen Veränderungen aktiv mitzuwirken. „Auch wenn man sich Politik im wahrsten Sinn des Wortes leisten muss, es sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und man gerade in der Regionalpolitik sehr schnell an die Grenzen der Möglichkeiten stößt, da oftmals dann doch Land und Bund zuständig sind, ist es eine sehr erfüllende Tätigkeit.“

Gerade in Zeiten steigender Res-sentiments gegenüber Minder-heiten und MigrantInnen will die in Kamerun geborene „Totou“ vor allem ein für alle sichtbares Zei-

chen für Pluralität und ein gutes Miteinander sein. Aber auch im Energie- und Klimaschutzbereich gibt es noch viel zu tun, wie sie beschreibt: „Ich sag immer, geht’s der Umwelt gut, geht’s uns allen gut. Wir müssen ein noch stärkeres Umweltbewusstsein schaffen, um ein gesamtgesellschaftliches Enga-gement in der Energie-, Verkehrs- und Ernährungswende sowie in der Nachhaltigkeit im Umgang mit Ressourcen zu erreichen.“

Politisch motiviert wurde sie dabei vor allem durch engagierte Lehrer und Lehrerinnen am Gymnasium:

„Wir waren sehr aktiv, sammelten an der Schule etwa Unterschriften gegen das AKW Mochovce. Das war für mich erstmals eine Begeg-nung mit klassischen grünen The-men, die mich noch jetzt intensiv beschäftigen.“ Als Linzerin durch und durch ist ihr hier auch die Belebung und Nützung des öf-fentlichen Raumes in der Stadt ein Anliegen, unter anderem betreut

sie seit 20113 den interkulturellen Gemeinschaftsgarten der Tabak-fabrik. „Und nicht zuletzt braucht Linz noch einen richtigen Club, wo man im Alter 30+ gleichermaßen gut zur Livemusik tanzen und sich auch unterhalten kann“, schmun-zelt sie. Mal sehen, ob es hier dank ihres Einsatzes auch bald zu einer Veränderung im positiven Sinne kommt...

„Geht’s der Umwelt gut, geht’s uns allen gut“

WAHLPORTRÄT

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PENSION

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€1.359 DURCHSCHNITTS PENSION 

 IM JAHR 2013 (PVA) 

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 DURCHSCHNITTSPENSION 

 IM JAHR 2013 (PVA) 

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Kein Stahl und Beton im Naturjuwel!

Quelle: Pensionsversicherungsanstalt ÖsterreichGra

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Seit den Anschlägen von Paris und der Rückkehr der ersten österreichi-

schen Kämpfer aus dem syri-schen Bürgerkrieg ist De-Radi-kalisierung in aller Munde. So richtete kürzlich das Familien-ministerium eine Beratungsstel-le für Extremismus ein. Diese dient als erste Anlaufstelle für Angehörige von Jugendlichen, die mit politischen oder reli-giösen radikalen Strömungen sympathisieren.

Das Land Oberösterreich geht auf Initiative des Grünen Bildungssprechers Gottfried Hirz einen Schritt weiter und unterstützt das Fortbildungs-programm „Prävention, De-Radikalisierung, Demokratie“, das sich an Lehramtstudie-rende, aber auch LehrerInnen richtet. Darin wird Wissen über

die radikal-islamistische Szene vermittelt und die LehrerIn-nen ermächtigt, besorgniser-regende Entwicklungen bei SchülerInnen einzuschätzen. Außerdem können sich Pädago-gInnen Rat bei den ExpertInnen des Zentrums für Interreligiöses Lernen, Migrationspädagogik

und Mehrsprachigkeit (Z.I.M.T.) und beim Extremismusexperten Houssa Al-Hassan Diaw einho-len. Inhalte dieses Programms sind neben einer Einführung in den religiösen Fundamentalis-mus wie dem politischen Sala-fismus und Dschihadismus auch Erkennungsmerkmale dieser Ideologien und auch die Bedeu-tung von sozialen Medien für diese religiösen Gruppen.

„Wichtig ist es, dass neben aller gebotenen Wachsamkeit auch an den Schulen nicht eine gefährliche Stimmung der Vorurteile und Denunziationen entsteht. Dafür braucht es glaubwürdige, kompetente und professionelle Unterstützung und die können wir mit dem Team rund um Moussa Al-Has-san Diaw anbieten“, sagt Gott-fried Hirz. Der Grüne Bundesrat Efgani Dönmez unterstützt

diese Initiative und wünscht sich aber eine Ausweitung des Programmes: „Sinnvoll wäre es, wenn diese Praxis auch im Bereich der Sozial- und Frauen-arbeit Einzug hält. Denn Prä-ventionsarbeit ist ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung von Extremismus“, so Bundesrat Efgani Dönmez.

Mehrsprachigkeit wertschätzen!

Seit 2012 wird an der Päda-gogischen Hochschule der Diözese in Linz in den Berei-chen Migration und Mehr-sprachigkeit geforscht und gelehrt. Das Z.I.M.T. (Zentrum für Interreligiöses Lernen, Migrationspädagogik und Mehrsprachigkeit) widmet sich etwa Fragen, wie pädagogi-sches Handeln in einer Migra-tionsgesellschaft zu verorten ist. Wichtige Forschungsfelder sind die Mehrsprachigkeit und das interreligiöse Lernen. „Mit dem Zentrum leisten wir einen Beitrag die Mehrsprachigkeit produktiv einzusetzen und nicht für Integrationsdebatten zu missbrauchen. Mehrspra-chigkeit soll in unserer Gesell-schaft zur Normalität werden. Mit unserer Arbeit möchten wir dazu beitragen, dass Mehr-sprachigkeit wertgeschätzt und gefördert wird“, sagte Thomas Schlager-Weidinger, der Leiter des (Z.I.M.T.)

POLITIK OÖ.PLANET #86 | FRÜHLING 201504

Abrutschen in den Extremismus verhindern

KOMMENTAR

Schaffen wir endlich den Proporz ab!

Oberösterreich ist in so vielen Bereichen top,

wenn es allerdings um ein modernes demo-kratisches System geht, hinken wir nach:

Immer noch halten manche Landtags-parteien am Proporz fest, das bedeutet: Alle Parteien ab einer gewissen Stärke erhalten automatisch eine Position in der Landesregierung. Das hat zur Folge, dass Regierung und Opposition ver-schmelzen. Damals, zu einer politisch instabilen Zeit, war das zwar richtig. Heute ist dieses System aber vollkom-men überholt. Wir brauchen Moder-

nisierung JETZT, um endlich für klare Mehrheiten zu sorgen. Eine strikte Tren-nung in eine Regierung, die an einem Strang zieht und eine Opposition, deren Kontrollrechte gestärkt werden, sind in anderen Bundesländern längst selbst-verständlich. Auch das Burgenland, Kärnten und die Steiermark stellen jetzt auf freie Koalitionen um, übrig bleiben nur mehr Nieder- und Oberösterreich. Dass der Proporz ins Museum gehört, haben auch die OberösterreicherInnen selbst erkannt. 55 Prozent sprechen sich laut aktueller Sora-Umfrage aus dem Februar 2015 für eine Abschaffung aus, quer durch alle Parteien. Einzig SPÖ und FPÖ erkennen die Zeichen der Zeit wieder einmal nicht, die ÖVP zaudert und zögert. Machen wir damit Schluss und kommen wir endlich im 21. Jahrhun-dert an, JETZT, noch vor den Landtags-wahlen im Herbst.

 GOTTFRIED HIRZ KLUBOBMANN DER GRÜNEN IM OÖ.LANDTAG

[email protected]

Oberösterreich ist Vorreiter in Sachen Extremis-mus-Prävention. Ab Frühjahr gibt es ein neues Fortbildungsangebot für LehrerInnen.

 ELKE MAYERHOFER UND MARCO VANEK

Rudi Anschober und ich hatten letztens das Vergnügen, in London

bei einer hochrangigen Kon-ferenz den österreichischen Widerstand gegen Atomkraft zu vertreten. Von Ministeri-umsseite ist nämlich niemand den Einladungen gefolgt.

Die britische Regierung, der französische Staatskonzern EDF und chinesische Investo-ren wollen eine Wiedergeburt der Atomkraft in Europa. Sie planen in Hinkley Point den ersten AKW-Neubau nach der Katastrophe von Fukushima.

Nuklearenergie ist ökono-mischer Nonsens, die hohen Investitionskosten rechnen

sich nicht mehr. Damit die Franzosen und Chinesen bauen, garantieren ihnen die Briten aberwitzige Bedingun-gen: Für 35 Jahre wird ein garantierter Abnahmepreis von 11,2 Cent/kWh bezahlt. Zum Vergleich: Windkraftanla-gen in Österreich erhalten eine Förderung von 9,36 Cent für 11 Jahre.

Dieser Irrsinn bietet aber auch eine Chance: Es gibt ein europäisches Wettbewerbs-recht, das Staaten untersagt, aus politischen Gründen zu sehr in den Markt einzugreifen. Die wundervolle Ironie, dieses Recht gegen Cameron und ei-nen Großkonzern einzusetzen,

kann man sich nicht entgehen lassen. Denn selbstverständ-lich verzerrt die britische Förderung massiv den Ener-giemarkt und benachteiligt kleine Ökostromanbieter.

Eine der letzten Amtshand-lungen der letzten EU-Kom-mission war, auf den Einspruch gegen diese Förderung zu verzichten. Nach unseren In-formationen haben Franzosen und Briten da heftigen Druck ausgeübt. Wenn diese Ent-scheidung aufrecht bleibt, darf in Zukunft jedes neue AKW in Europa so gefördert werden.

Aber das muss man nicht hinnehmen: Man kann gegen diese Entscheidung beim Eu-

ropäischen Gerichtshof klagen. Österreich soll das machen. Luxemburg überlegt schon, sich anzuschließen. Und viele Ökostromanbieter wollen das auch tun. Es darf keine Wie-dergeburt der Atomkraft in Europa geben.

Michel Reimon ist seit Juli 2014 Abgeordneter zum Europäischen Parlament. Er wird uns nun regel-mäßig über seine Arbeit in Brüssel berichten.

#REIMON #BRÜSSEL

Wiedergeburt der Atomkraft stoppen MICHEL REIMON BERICHTET AUS DEM EUROPAPARLAMENT

LOHN

„SPÖ und FPÖ erkennen die Zeichen der Zeit wieder einmal nicht, die ÖVP zaudert und zögert.“

 DURCHSCHNITTS- 

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Quelle: Statistik Austria

Info- und Lehrmaterial zum Thema politischer Salafismus

Das Z.I.M.T. hat auf seiner Homepage einige Materialien zum Download bereitgestellt, die auch für alle Interessier-ten am Thema zugänglich sind:

www.phdl.at/institute/zimt/tipps/

Salafismus in der Demo-kratie – ein Themenheft

Filmbegleitheft und andere Handreichungen: Kompetent gegen Islam-feindlichkeit, Islamismus und dschihadistische Internetpropaganda

Artikel: Salafistische Radikalisierung – und was man dagegen tun kann

INFO- UND LEHRMATERIAL

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Page 5: H Es ist Zeit für ein neues politisches System · Networking, Körpersprache, Kleidung und Smalltalk ergänzt. Im Zuge des Equal Pay Days verteilen die Grünen Frauen die Broschüre,

Linz, Alturfahr Mitte März: Schön wäre es, schon drau-ßen am Donauufer zu sitzen.

Denn der Gastgarten der Donau-wirtinnen zählt zu den lauschigs-ten Plätzen in Linz. Aber der kühle Ostwind zwingt uns in die gute Stube. Tanja Obernberger und Julia Oswald haben im Sommer 2012 die Pforten ihres Speiselokals geöffnet. In der Gaststube gleicht kein Tisch dem anderen. Trotzdem wirkt hier alles sehr stilvoll. So bunt wie die Einrichtung ist auch die Speisekarte. Wenn immer möglich kommen die Zutaten jahreszeitlich abgestimmt aus der Region. Wir entschieden uns beide für das Menü „Gebratenes Lachs-forellenfilet mit Ruccola-Kartoffeln auf Raunaschaum“. Ulrike Schwarz hat bewusst diesen Gesprächsort ausgewählt: „Die Betreiberinnen verfolgen mit ihrem Speisenkon-zept eine ähnliche Linie, wie wir Grünen auf politischer Ebene. Bioqualität und Regionales steht auch bei den Donauwirtinnen an vorderster Stelle.“

Mühlkreisbahn Bahn sanieren

Ganz in der Nähe des Lokals soll die Donaubrücke des neu-en Linzer Westringes gebaut werden. Während dieses und auch andere Straßenprojekte in Oberösterreich zügig voran-gehen, verzögern sich laufend die Vorhaben des Öffentlichen Verkehrs. Noch nicht in Baureife ist etwa die Regiotram ins Mühl-viertel. Jahrelang wird schon von

einem Ausbau der Summerauer-bahn gesprochen, geschehen ist aber noch nichts. Wie es mit der Mühlkreisbahn in ein paar Jahren weitergehen soll, steht für Ulrike Schwarz in den Sternen: „Erich Haider war damals als Verkehrs-referent der Totengräber der Mühlkreisbahn. Seit seinem Rück-tritt hat sich nichts verbessert. Bei den Übernahmeverhand-lungen zwischen ÖBB und dem Land Oberösterreich geht nichts weiter, es gibt auch kein umset-zungsfähiges Sanierungskonzept. In der Zwischenzeit steigen im-mer mehr Fahrgäste vom Zug in den Bus oder ins Auto um.“ Eines ist für sie aber ganz klar: „Die Mühlkreisbahn muss attraktiver werden und darf nicht weiter am Abstellgleis der Verkehrspolitik bleiben.“

Ulrike Schwarz pendelt fast täg-lich von Berg bei Rohrbach nach Linz und bemerkt in den letzten Jahren gravierende Änderungen im lokalen Wirtschaftsgefüge: „Je besser ausgebaut die Straßen werden, umso mehr Kaufkraft verlagert sich nach Linz. Auch in den Landgemeinden verändern sich die Strukturen der Handels-geschäfte. Wo ein Fachmarkt am Ortsrand entsteht, sperren die Geschäfte im Zentrum zu und die Ortskerne beginnen zu veröden.“

Bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte

In den letzten Jahren war Schwarz als Grüne Gesund-heits- und Sozialsprecherin bei den Verhandlungen um die Spitalsreform dabei. Das Ziel: die Finanzierung langfristig auf sichere Beine zu stellen. In den nächsten Wochen steht der Abschluss der ÄrztInnengehälter an. Nicht so sehr wahrgenommen werden hingegen die Verhand-lungen um bessere Bedingungen für Pflegekräfte. „Wir brauchen wettbewerbsfähigere Gehälter bei den PflegerInnen. Es sind vor allem die Frauen, die unser

Gesundheitssystem stützen. Sie brauchen bessere Arbeitsbedin-gungen“. Handlungsbedarf sieht Schwarz bei der Urlaubsregelung, in flexibleren Arbeitszeitmodel-len. Sie wünscht sich auch mehr Supervisionsangebote für die Pflegekräfte. Es geht nicht nur um Lohnerhöhung, sondern um mehr Zeit für die Betreuung der PatientInnen und um weniger Verwaltungsaufgaben.

Gesundheitszentren entlasten Spitäler

Reformbedarf sieht Schwarz auch in der Struktur der Gesund-heitsversorgung: „In den großen Städten haben wir praktisch keine Lücken in der Gesundheitsversor-gung. Doch am Land brauchen wir dringend Reformen. Seit Jahren setzt sie sich für regi-onale Gesundheitszentren ein, wo verschiedene ÄrztInnen und TherapeutInnen unter einem Dach zusammenarbeiten. So ein Modell wird gerade in Enns ausprobiert, bald auch in Haslach.

In der Zwischenzeit wurde uns die Nachspeise serviert. Wieder kommt eine regionale Variation, die es in dieser Komposition nicht so oft gibt: Vanille-Cheesecake mit eingelegten Quitten. Ganz selten werden in der heimischen Gastronomie noch Quitten ver-wendet. Früher gab es zumindest in jedem Hausgarten einen Quit-tenbaum. Die Früchte wurden dann im Herbst zu Kompott oder Marmelade eingekocht. Auch die Donauwirtinnen greifen auf priva-te Lagerbestände zurück.

Sehnsucht nach regional und bio

Der Erfolg von Lokalen wie jenes der Donauwirtinnen kommt nicht zufällig. Immer mehr Menschen sehnen sich nach einfachen und regionalen Bio-Gerichten. Regi-

onal bedeutet für den Standort Linz, dass viele Produkte aus dem Mühlviertel kommen. Denn dort wird BIO seit Jahren unter dem Dach der Bioregion Mühl-viertel vermarktet. So gibt es etwa den Schlägler-Bio-Roggen, die Basis für viele Produkte wie Brot, Bier und Schokolade. „Die regionalen Bioprodukte sind für mich der Gegenpool zum TTIP, wo sich der Wahnsinn der Lebensmittel-Industrie abspielt. Für die Mühlviertler Bäuerinnen und Bauern braucht es nicht den Weltmarkt, sondern faire Bedingungen in der Region. Zum Glück steigen bei uns die Bäuerinnen und Bauern bereits gegen das Abkommen auf die Barrikaden.“

Viele wollen lieber „klein, aber fein“ bleiben

Schwarz kennt viele junge Hof-übernehmerInnen, die es satt haben immer mehr wachsen zu müssen. Viele hören auch nicht mehr auf die Appelle der Land-wirtschaftskammer, immer größer zu werden, um sich so für den Weltmarkt zu rüsten. Viele wollen lieber „klein, aber fein“ bleiben und neue Produkte und Vertriebs-schienen ausprobieren, etwa in der Direktvermarktung.

Ulrike Schwarz steht nun bald vor Beginn ihrer dritten Periode als Landtagsabgeordnete. In den letzten zwölf Jahren hat sie bei vielen Projekten in der Regional-entwicklung miterlebt, wie frucht-bringend es für einen Ort sein kann, wenn nicht nur die alteinge-sessenen FunktionärInnen mitre-den. Für die Zukunft wünscht sie sich von der Politik vor allem den Mut Menschen aktiv einzubinden: „Denn nur so entstehen tragfähi-ge und bedarfsgerechte Lösungen für die Gemeinschaft.

OÖ.PLANET #86 | FRÜHLING 2015 POLITIK 05

„Die Bioregion als Gegenpool zu TTIP“ Ulrike Schwarz, die stellvertretende Landes-sprecherin der Grünen, ist Kandidatin für den Wahlkreis Mühlviertel. Ein Tischgespräch über gutes Essen, falsche Verkehrspolitik, kränkelndes Gesund-heitswesen und Mühlviertler BäuerInnen, die nicht wachsen wollen.

 MARCO VANEK

Ulrike Schwarz zeigt Verständ-nis für die Proteste der Sozi-alvereine: „Das Sozialbudget steigt jährlich, und trotzdem wird bei den Sozialeinrichtun-gen laufend gekürzt. Das ist un-verantwortlich und nicht mehr hinnehmbar. Es läuft etwas falsch im System, wir brauchen neue Strukturen“. Auch 2015 stieg das Sozialbud-get wieder um fast vier Pro-zent. In den Jahren 2003 bis 2009 haben die jährlichen Zu-

wachsraten sogar durchschnitt-lich mehr als 7 % betragen. Dennoch ist offensichtlich ein strukturelles Defizit von beina-he 30 Millionen Euro entstan-den. Bereits in den letzten Jah-ren mussten die Einrichtungen durch geringere Gehaltssteige-rungen einen wesentlichen Teil der Kostendämpfung tragen. In allen Tagesstrukturen wurden zusätzliche KlientInnen aufge-nommen, bekamen dafür aber keine zusätzlichen Ressourcen. (mv)

KEINE KÜRZUNGEN BEI DEN SOZIALEINRICHTUNGEN!

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Page 6: H Es ist Zeit für ein neues politisches System · Networking, Körpersprache, Kleidung und Smalltalk ergänzt. Im Zuge des Equal Pay Days verteilen die Grünen Frauen die Broschüre,

Die neue Linzer Ostumfah-rung soll von der A1 bei Ebelsberg zuerst mitten

durchs Wohngebiet und an-schließend auch noch durch das beliebte Naherholungsgebiet an der Traun führen. Danach wird das Betriebsgelände der Voest durchschnitten, die Do-nau überquert und es folgt ein kilometerlanger Tunnel. Auf die Lebensqualität der Menschen und die Erhaltung der Natur-landschaft wird keine Rücksicht genommen. Diese Umfahrung ist daher jetzt schon geschei-tert, denn sie bringt viel mehr Nachteile als Nutzen für die Bevölkerung im Großraum Linz.

Linz baut dritte Autobahn, Öffis bleiben auf der Strecke.

Als einzige große Landeshaupt-stadt hat Linz noch immer kein S-Bahn-System. Ganz im Gegenteil: Während anderswo massiv in den öffentlichen Ver-kehr investiert wird, baut Linz jetzt die dritte Autobahn – und das mitten durchs Stadtgebiet. Zur bestehenden A7 soll der Westring gebaut werden und jetzt auch noch die Ostumfah-rung, die den Namen „Umfah-rung“ nicht einmal verdient. „Mittlerweile müsste allen klar sein, dass noch mehr Autobah-nen durch Linz keine Lösung für unsere Verkehrsprobleme sind“,

sagt die Verkehrssprecherin der Grünen OÖ, Ulrike Schwarz. „Wo bleibt der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel? Längst wäre es an der Zeit mit vereinten Kräften an sinnvollen Alternativen zu arbeiten anstatt immer nur über sie zu reden“, so Schwarz weiter.

Kostenpunkt: Mindestens 1500 Millionen Euro!

Nach vorsichtigen Schätzungen wird die/der SteuerzahlerIn alleine der halbierte Westring 646 Millionen Euro kosten. Die geplante Ostumfahrung soll sich mit weiteren 650 bis 750 Millionen Euro zu Buche schlagen. Zusammen ergibt das die unglaubliche Summe von 1500 Millionen Euro, wahr-scheinlich aber noch viel mehr. Denn alleine beim Westring ging man im Jahr 2002 noch von Gesamtkosten von 225 Millionen Euro aus – für den ganzen, nicht den halben Ring.

„Wir müssen endlich weg von der vorgestrigen Beton-Politik und hin zum Ausbau nachhal-tiger Öffi-Verkehrsprojekte.

GRÜNES OÖ.PLANET #86 | FRÜHLING 201506

Die nächste Transitautobahn mitten durch Linz steht vor der Tür: die Ostumfahrung. Betroffen von der nun festgelegten Trasse sind viele Wohn- und Naherholungsgebiete. Informationen über das geplante Projekt.

 GERHARD JANSER

Der Großraum Linz braucht ein leistungsfähiges S-Bahn-Netz, attraktive Regionalbahnen, ausreichend P&R Plätze und ein zusammenhängendes Radwe-genetz. Was wir nicht brauchen ist diese ‚Umfahrung‘ mitten durch ein Wohn- und Naher-holungsgebiet“, stellt Gerda Lenger, Klubobfrau der Grünen Linz, fest.

Als Argument für die neue Autobahn müssen – wie schon beim Westring – die Pend-lerInnen herhalten. „Auch

die Ostumfahrung wird eine Transitautobahn, die Stau-Problematik bekommen wir nur mit dem Öffi-Ausbau in den Griff. Doch da geht immer noch zu wenig weiter, wie die Diskussion um die Regio-Tram von Gallneukirchen/Pregarten nach Linz zeigt“, so Christian Wagner, Bezirkssprecher der Grünen Urfahr-Umgebung und Gemeinderat von Enger-witzdorf. Straßen zu bauen ist aber offensichtlich kein Problem, das sieht man bei der Errichtung der S10. Schon während der Planungen wurde der gleichzeitige Ausbau der Summerauerbahn verspro-chen. Der traurige Ausgang dieses Wettrennens ist be-kannt.

KURZMELDUNGEN

Was wohl bis 27. Sep-tember in diesem Bundesland

so passiert, wenn die Wahl-kampfkosten auf läppische 1000 Euro pro Partei reduziert werden? Der PLANET blickte in die Glas kugel.

GRÜNE: Selbstgepflückte Blumen aus seinem eigenen Garten gibt es im Frühling bei einer Ver-teilaktion von Rudi Anschober auf der Landstraße. Dabei informiert er die PassantIn-nen auch gleich, was auf den Wahlplakaten hätte stehen

sollen - hätte es denn welche gegeben. Nach vier Stunden geht’s weiter zur nächsten Wahlkampf-Veranstaltung – so lange dauerte es nämlich, bis das Firmen-Elektro auto der Grünen aufgeladen ist.

SPÖ: Statt teurer Flyer greift man bei Kanzler Faymanns Besuch in Linz auf das kostenlose Mittel einer Facebook-Veran-staltung zurück. Zwar erschei-nen auch alle echten Online-FreundInnen des Kanzlers zu diesem Event, den beiden wird aber schnell langweilig und sie

entschwinden noch vor der entscheidenden Rede Richtung Leberkas Pepi.

ÖVP:„Lieber in die Infrastruktur des Landes investieren, statt teures Geld in den Wahlkampf zu stecken“ – trotz 1000-Euro-Beschränkung weicht die ÖVP nicht mehr von diesem Grund-satz ab und zeigt sich stattdes-sen kreativ: Im Linzer Schloss-museum sind im Sommer die ersten - für diesen Betrag vorerrichteten 9,8 Millimeter vom Linzer Westring (A26) zu sehen. Unter dem Mikroskop.

FPÖ:Anstatt tausender kleinerer Wahlgeschenke bauen die Frei-heitlichen im Linzer Volksgarten lediglich ein überdimensionales Scrabble-Spiel als leichte Un-terhaltung für das Wahlvolk auf. Als unschlagbar zeigt sich beim Start dabei FP-Chef Manfred Haimbuchner selbst. Schon in den ersten beiden Partien form-te er souverän rasch komplexe Wörter wie „Schmutzkübelkam-pagne“ oder „Systemjournalis-ten“. Man munkelt bereits über ein Antreten bei der Scrabble-EM, sollte das mit dem ordentli-chen Wahlergebnis nix werden.

SparkampfSATIRE

Mit voller Kraft ins Wahljahr 2015!

Ein starkes, engagiertes und junges KandidatInnen-Team – das haben die Grünen Linz für die Gemeinderatswahl 2015 gewählt. Zur Spitzenkandidatin wurde dabei abermals die Stadträtin Eva Schobesberger gewählt, auf den wei-teren Plätzen folgen Ursula Roschger, Michael Svoboda, Marie­Edwige Har­tig und Helge Langer. Auch viele neue Gesichter finden sich auf der Liste, wie Klaus Grininger, Bernhard Seeber oder Sophia Hochedlinger von den Jungen Grünen Linz.

Nicht mehr kandidiert haben die bishe-rigen GemeinderätInnen Severin Mayr, Gerda Lenger, Edith Schmied sowie Markus Pühringer.

„Ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserem Team bei der nächsten Gemein-deratswahl stark zulegen werden. Wir haben in den letzten Jahren auch eine großartige Bilanz aufzuweisen, darunter findet sich das günstige Linzer Umweltti-cket, und auch die kostenlose Lernunter-stützung für Linzer SchülerInnen boomt“, freut sich Schobesberger. „Diese Bei-spiele zeigen ganz deutlich, warum es starke Grüne in der Stadt braucht. Daher werden wir um jede Stimme der LinzerInnen kämpfen“.

 SOJAH LUDDIN

„Auch die Ostumfahrung wird eine Transit-autobahn, die Stau-Problematik bekommen wir nur mit dem Öffi-Ausbau in den Griff.“

Die Trasse der Linzer Ostumfahrung: ––– Offene Trasse oder Brücke ­­­ Tunnel

Immer mehr Selbst­ständige vertrauen auf Grün

Mit 9,53 % der Stimmen ist der Grünen Wirtschaft Oberösterreich und ihrem Spitzenteam Kuno Haas und Elisabeth Krainz (Bild) bei den Wirtschaftskam-mer-Wahlen im Februar ein sensatio-nelles Ergebnis gelungen. Rund 57 % Stimmenzuwachs konnten die Grünen in der Wirtschaftskammer im Vergleich zur Wahl 2010 verbuchen und haben damit als Fraktion den dritten Platz erreicht! Großer Dank gilt den MitarbeiterInnen, KandidatInnen, AktivistInnen und Wäh-lerInnen der Grünen Wirtschaft für ihren tatkräftigen Einsatz. Das Wahlergebnis macht die Wirtschaftskammer bunter: Die 41 Fachgruppen-Mandate aus 2010 steigerte die Grüne Wirtschaft auf 77 und im OÖ-Wirtschaftsparlament wer-den künftig fünf statt bisher zwei Grüne WirtschafterInnen arbeiten und sich weiter konsequent vor allem für Kleinst-, Klein- und Mittelbetriebe einsetzen. gruenewirtschaft.at/ooe

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Nein zur Linzer Ostumfahrung!

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„W ir stehen in der Mobilität vor den größten

Änderungen seit Beginn der Massenmotorisierung, sagt Willi Novak, der Geschäftsführer des VCÖ. Diese Änderungen sind zu einem großen Teil auch die Folge von gesellschaftlichen Entwicklungen. Schon jetzt gehen in Österreich die PKW-Zulassungen zurück. Relativ gesehen zur Bevölkerungszahl sinkt in den Ballungsräumen der Kfz-Bestand. In Wien wird nur mehr ein Fünftel der Wege mit dem Auto selbstfahrend zu-rückgelegt. „Peak Auto ist hier-zulande überschritten“. Novak spricht von drei Trends, die die zukünftige Mobilität verändern werden. Die Folge: das Auto wird immer mehr an Bedeutung verlieren, hingegen gewinnen werden die umweltfreundlichen Verkehrsformen wie Bahn, Bus, Carsharing, das Radfahren und Gehen. Die zukünftige Ver-kehrspolitik muss sich deshalb fundamental ändern.

Trend 1: Urbanisierung

Die Städte nehmen besonders stark an Bevölkerung zu. Schon heute wächst Linz stärker als der Rest des Bundeslandes, voraussichtlich noch im ersten Halbjahr wird Linz die Grenze von 200.000 EinwohnerInnen überschreiten. Damit leben in

Linz heute um rund 20.000 Menschen mehr als noch im Jahr 2000. Dieser Trend wird anhalten.

Der Trend der Urbanisierung bedeutet auch, dass mehr Menschen kürzere Alltagswege haben, die wiederum leichter mit dem Rad oder zu Fuß zu-rückgelegt werden können. Der Trend in den Städten geht zur

multimodalen Mobilität. Die Menschen nutzen die Wahlfrei-heit in der Mobilität und wählen je nach Zweck das am besten geeignete Verkehrsmittel aus. Damit wird weniger Auto ge-fahren.

Trend 2: Demografischer Wandel

Das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt, auch in Oberösterreich. Im Jahr 2030 werden laut Prognose der Statistik Austria rund 255.000 OberösterreicherInnen 70 Jahre oder älter sein, um rund 65.000 mehr als heute. „Barrierefreiheit ist für ältere Menschen sehr

wichtig, um selbständig mobil sein zu können. Darauf hat die Verkehrsplanung besonders in den Gemeinden und Städten zu achten“, stellt Willi Nowak fest.

Mit der wachsenden Anzahl älterer Menschen nimmt auch die Bedeutung des eigenen PKWs ab und die des öffent-lichen Verkehrs zu. Regionale Zentren brauchen gute öffentli-che Verkehrsanbindungen. Für Gemeinden werden sich Dorf-busse und Anrufsammeltaxis immer mehr bewähren.

Trend 3 : Digitalisierung und Sharing

Smartphone und Internet haben die Benützung des öffentlichen Verkehrs deutlich erleichtert. Apps machen die Routenpla-nung zu einem Kinderspiel, Fahrgäste können Echtzeitinfor-mationen über Verspätungen abrufen, Tickets können ohne Wartezeiten gekauft werden. „Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist dort, wo das Angebot gut ist, ein starker Trend zum öffentlichen Verkehr erkennbar. Das Auto wird hier nicht mehr als Statussymbol gesehen“.

Verknüpft mit der Digitalisie-rung ist der Gesellschaftstrend Sharing. Für die Internet-Ge-neration ist Sharing selbstver-ständlich. Im Mobilitätsbereich wird dadurch die Nachfrage nach Leihfahrrädern und Car-sharing zunehmen. Nutzen statt besitzen bedeutet nicht nur kostengünstiger mobil zu sein, sondern auch umwelt-freundlicher.

OÖ.PLANET #86 | FRÜHLING 2015 GRÜNES 07

Junge Einblicke ins InternetJugendliche führen SeniorInnen durch die weite Welt des Internets. Im Rahmen der Aktion@Dialog-Tage am 7. und 8. Mai gibt es für ältere EinsteigerInnen ins Internet halbtägige Kurse, die von jun-gen Digital-Natives geleitet werden: Im World-Wide-Web surfen, Fotos vom Enkerl per Mail verschicken, im Internet Informationen suchen, Erinnerungen über den letzten Urlaub austauschen, Formulare ausfüllen, Sicherheit im Netz, Dokumente herunterladen, „Plaudern“ im Internet... Die Kurse dauern durch-schnittlich drei Stunden und werden in Schulen, Jugendzentren und Gemeinden in ganz Oberösterreich durchgeführt. In den vergangenen Jahren haben jährlich jeweils rd. 1.000 Jugendliche insgesamt 1.000 SeniorenInnen gratis in die Welt des Internets geführt. Mehr unter: ooe-jugend.at/aktiondialog oder Anmel-dehotline (während der Amtsstunden): Von 13. April bis 26. April 2015 unter Tel. 0732/7720 -14990 oder 15544

Grüne BäuerInnen gewinnenBei der Landwirtschaftskammer-Wahl haben die Grünen Bäuerinnen und Bauern in Oberösterreich ihren Stimmenanteil auf fünf Prozent mehr als verdoppelt. Damit ziehen sie erstmals mit einem Mandat in die Kammer-Vollversammlung ein. Ein weiterer Erfolg sind die 40 Mandate in den Ortsbauernschaften. In den Gemeinden wo Grüne kandidierten war der Stimmen-anteil mit bis zu 20 Prozent überdurch-schnittlich hoch. Das zeigt das Potential für zukünftige Wahlen. In der konstitu-ierenden Sitzung der Kammer-Vollver-sammlung wurde der Wahlerfolg gleich in die erste Tat umgesetzt. Auf Druck des Grünen Mandatars Clemens Stammler wurde erstmals ein Ausschuss für Bioland-bau und Direktvermarktung eingerichtet, eine der vielen Forderungen der Grünen Bäuerinnen und Bauern.

WKO­Wahl 25. & 26.02.2015

KURZMELDUNGENDas langsame Ende der Auto­Monokultur Vor allem in den Städten spielt das Auto eine immer geringere Rolle. Welche Trends beeinflus-sen die zukünftige Verkehrspolitik hin zu mehr Öffentlichem Verkehr, Rad und Gehen?

 BARBARA VANEK

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Christian Wagner ist Kandidat im Wahlkreis Mühlviertel für die Landtagswahl.

 JÜRGEN AFFENZELLER

Alles begann mit Temelín. Zumin-dest, wenn man den gebürtigen Freistädter Christian Wagner auf seine Politisierung anspricht: „Pro-testaktionen gegen das umstrit-tene tschechische Kernkraftwerk waren dabei genauso prägend wie Aktionen gegen Software-Patente, beides in den Neunziger-Jahren.

Seit mehr als 20 Jahren beschäf-tigt mich sowohl Umwelt- als auch Netzpolitik und dabei vor allem die gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen tech-nologischer Entwicklungen. Nach meinem Informatikstudium habe ich in der Softwarebranche zu arbeiten begonnen. Ich konnte also sprichwörtlich mein Hobby zum Beruf machen“, so Wagner, der mit seiner Frau seit 1999 in Engerwitzdorf lebt.

Seit 2002 ist Wagner Mitglied bei den Grünen, seit 2007 Bezirks-sprecher in Urfahr-Umgebung,

seit 2009 auch Gemeinderat und Mitglied im Gemeindevorstand in Engerwitzdorf und seit 2012 auch Mitglied im Landesvorstand der Grünen OÖ. „Politik ist aber nicht einfach nur ein weiteres Hobby von mir, sie ist meine große Leiden-schaft, auch wenn schon ein Gutteil der Freizeit dafür draufgeht. Dis-kussionen in Gremien und mit den BürgerInnen führe ich mit großer Begeisterung.“ Seine Themen will Wagner künftig im Landtag voran-bringen, ganz getreu dem Motto „Wenn etwas wichtig ist, darf man nicht darauf warten, dass jemand anderer sich darum kümmert.“

In Themen und Zuständigkeiten, in denen Grün mitregiert, so stellt der Mühlviertler fest, sind zwar bereits wichtige Weichen-stellungen gestellt – „das täte auch anderen Bereichen sehr gut“ - dennoch gäbe es natürlich nach wie vor Themen, in denen er mitgestalten und verändern will. „Durch die enge Zusammenarbeit

mit Bürgerinitiativen rund um die Ostumfahrung Linz und der Regiotram von Linz über Gallneu-kirchen nach Pregarten wurde mir die dringende Notwendigkeit einer echten Bürgerbeteiligung und einer deutlich verbesserten Information von Betroffenen immer klarer“, weiß Wagner um ein Beispiel.

„Echte Bürgerbeteiligung wird immer wichtiger“

WAHLPORTRÄT

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So lautet das Motto des diesjährigen VCÖ-Mobilitäts-preises Oberösterreich, der vom VCÖ in Kooperation mit Landesrat Rudi Anschober und den ÖBB durchgeführt wird und auch vom Oberös-terreichischen Verkehrsver-bund unterstützt wird. Am VCÖ-Mobilitätspreis Oberösterreich können Be-

triebe und Unternehmen, Schulen, Fachhochschulen und Universitäten, Gemein-den und Städte sowie Verei-ne und Organisationen mit umgesetzten Projekten teil-nehmen. Einreichfrist ist der 30. Juni, nähere Informationen gibt es beim VCÖ unter (01) 8932697 und im Internet unter vcoe.at

MOBILITÄT IM WANDEL

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Am Rande der Landes-versammlung am 25. Oktober 2014 wurde

Lätitia Gratzer in den Ruhe-stand verabschiedet. Mit ihr verlässt eine Person die inner-parteiliche Bühne, die für die Grünen einzigartig ist. Sie hat als Landesgeschäftsführerin fast zwei Legislaturperioden lang maßgeblich am Erfolg der ersten Grünen Regierungsbetei-ligung Österreichs mitgewirkt.

Der Weg zu den Grünen

Ihren beruflichen Einstieg ab-solvierte sie bei einem Steuer-berater. Nach der Babypause für ihre drei Kinder arbeitet sie für die Katholische ArbeiterIn-nenbewegung. Dort ging es inhaltlich viel um gesellschafts-politisches Engagement und den Forderungen daraus.

Ende 1996 hat sie auf ein Inse-rat der Grünen Bildungswerk-statt (GBW) reagiert und den ausgeschriebenen Bürojob erhalten. Kurz danach begann sie ehrenamtlich bei den Grü-nen Frauen mitzuarbeiten. In diesen Jahren verfestigten sich die Grünen als ihre politische Heimat und ihre Neugier war geweckt, wie das wirklich funk-tioniert, zum Beispiel politische Forderungen, die sie schon auf

KAB-Ebene diskutiert hatte, auch umzusetzen.

Gesellschaftspolitische Forderungen am Prüfstand

2003 war sie – mittlerweile als Obfrau der GBW – in die ersten Grünen Regierungsver-handlungen involviert: „Das war Pionierarbeit, es gab ja österreichweit noch nirgendwo Erfahrungen damit. Und es war unglaublich spannend, zu erle-ben wie die politische Führung des Landes wirklich tickt.“

2004 wurde sie zur Landes-geschäftsführerin der Grünen Oberösterreich gewählt.

Jetzt war sie in einer Position mit Gestaltungsmacht: „Oppo-

GRÜNES OÖ.PLANET #86 | FRÜHLING 201508

Lätitia Gratzer blickt zurück auf zehn Jahre in der Grünen Landesgeschäftsführung – ein Berufsleben zwischen gesellschaftspolitischem Veränderungs-willen und realer Politik.

 HEIDI OBERMAIER

„Grün ist wichtig geworden“

sition steht nie am Prüfstand. In der Regierung müssen die eige-nen Forderungen so vorbereitet sein, dass sie umsetzbar sind. Und auch die Richtung in die es gehen soll, muss klar sein.“

Wichtigste Arbeitsbereiche

Ihre Hauptarbeit war, inner-parteiliche Diskussion und Gremien so vorzubereiten und zu leiten, dass Regierungsarbeit möglich ist. „Die wichtigste Aufgabe war, diese Prozesse zu organisieren, den Überblick zu bewahren und sowohl organi-satorisch wie auch strukturell und inhaltlich vorausschauend zu agieren.“ Das ohne auf die Erfahrungen anderer Grüner zurückgreifen zu können.

Schwierig und schön

Nicht leicht an ihrer Position war, „sich nicht zu verzetteln in den vielen Konflikten, die an einen heran getragen werden. Versuchen objektiv zu sein, trotz der eigenen Bewertung

und persönliche Beleidigungen auszuhalten.“ Rückblickend wertet sie auch als schwierig, als einziges Bundesland in der Regierung gewesen zu sein, wenn bundesweit alle anderen in Opposition sind.

Uneingeschränkt schön war die Möglichkeit mitzugestalten und zu erleben: „Was wir in der Regierung, im Landtag, in Ver-handlungen sagen, hat unmit-telbare Auswirkungen auf das Leben der Menschen in OÖ.“

Positiv erlebt hat sie die Ent-wicklung in der Partei, die stetig wachsende Zahl der Aktiven in den Gemeinden und durch das Wachstum, dass die Grünen kein gesellschaftliches Feind-bild mehr sind. „Politisch Grün ist wichtig geworden in diesen zehn Jahren!“

Ihr Wunsch an die Partei lautet: „dass die Grünen weiter was zu sagen haben, mitgestalten und diese Aufbauarbeit eine Grund-lage war, damit OÖ sich weiter Grün entwickelt.“

REISETIPPS

Unterwegs mit GrünenDie Grünen 50+ organisieren im Juni eine Gartenreise nach Schleswig-Holstein. Lätitia Gratzer begleitet zu privaten und öffentlichen Gärten zwi-schen Nord- und Ostsee. Davor – Ende Mai - führen Bernhard Schön und Guilio Caresi durch den nördlich bei Rom ge-legenen Nationalpark Monte Sibilini. Die herbstliche Wanderreise geht diesmal ins südliche Frankreich. Marco Vanek wan-dert auf alten Wegen und Pfaden durch die Tamargue und die Ardéche. Bereits in Planung ist die Genuss-Wanderreise im Frühjahr 2016. Ende Mai geht es mit Bahn und Bus durchs südwestliche Rumänien in die Region Domogled-Valea Cernei. Näheres unter planetreisen.at

GEH_nuss­TourenMarco Vanek und Hermann Rainer orga-nisieren regelmäßig halb- und ganztägi-ge GEH_nuss-Touren in ganz Oberöster-reich. Die nächste führt am 4. April auf alten Wegen und Pfaden durchs wilde Hintergebirge. Am 10. April findet eine gemütliche Wanderung durch den Linzer Vorstadtdschungel bei Pichling statt. Weitere Tourtermine unter planetreisen.at

GBW­Bildungsreise BrüsselVoraussichtlich zu Jahresbeginn 2016 findet die nächste Bildungsreise der Grünen Bildungswerkstatt nach Brüssel statt. Besucht werden dabei die euro-päischen Institutionen sowie die öster-reichische Botschaft. Im Mittelpunkt der Reise stehen solidar-ökonomische Themen. Wer sich bereits jetzt für diese Reise interessiert kann unverbindlich vorreservieren. Sobald Termin und die Programmpunkte feststehen, werden die InteressentInnen als erstes informiert. Mail: [email protected], Tel.: 07674 64218

WKO­Wahl 25. & 26.02.2015

Johanna Bors ist Kandi datin im Wahlkreis Traun viertel für dieLandtagswahl.

 JÜRGEN AFFENZELLER

Wenn man Johanna Bors nach Erlebnissen fragt, die sie politisch wegweisend waren, muss sie nicht lange überlegen: „Schon in mei-nem Elternhaus waren Ehrlichkeit, Mut und Zivilcourage gefragt. Also nix mit Gehorsam und den typischen Werten der früheren Erziehung. Wenn man einen Blöd-sinn macht, muss man das eben eingestehen. Man schaut dann,

wie man das gemeinsam lösen kann.“ Ein Erlebnis aus der ersten Klasse Gymnasium bleibt ihr dabei in besonderer Erinnerung: „Einmal habe ich einen Stecker kaputt ge-macht. Und als die Lehrerin frag-te, wer das war, habe ich gleich aufgezeigt und mich gemeldet. Da war die Lehrerin so perplex, dass ich mich melde, seit dem Moment hatte ich einen Stein im Brett bei ihr. Solche Dinge haben mich na-türlich später auch geprägt.“

Seit 2003 ist die leidenschaftli-che Grüne als Umweltstadträtin in Gmunden tätig, zuvor lange Gemeinderätin und 1985 die Mit-begründerin der Grünen Alterna-

tive in Gmunden. Gerade in einer Region, in der sich wirtschaftli-ches Wachstum, Tourismus und Umweltschutz ergänzen sollen, stellt die Thematik eine spezielle Herausforderung dar: „Einer-seits wollen wir den Tourismus und auch, unsere wunderschöne Gegend touristisch verkaufen, andererseits hat gerade dieses „Verkaufen“ eine Doppelbe-deutung, die auch nach hinten gehen kann, wenn man nicht bei allen Entscheidungen auch die kommenden Generationen mit-bedenkt. Etwa, wenn es darum geht, Gigantomanie-Projekte in der Mobilität und deren Nutzen zu diskutieren.“

Auch die Bedürfnisse der älteren Menschen stehen für die 66-Jäh-rige im Vordergrund: „Wir müssen Voraussetzungen schaffen und erhalten, damit die Menschen weiter in den Regionen leben, dort auch alt werden können und nicht gezwungen sind, in den Zentralraum zu ziehen. Das gilt sowohl für Junge als auch

Ältere.“ Auch in ihrer Freizeit hat sich Bors der Natur verschrieben: „Ich liebe es, mit FreundInnen zu wandern, Skifahren kann ich auch gut, generell bin ich sehr gerne am Wasser. Ja und kulturell bin ich in Gmunden und Umgebung auch noch sehr gut bedient, vom Filmclub über schräge Musik bis zum Kabarett.“

„Mut und Zivilcourage bei mir immer wichtig“

WAHLPORTRÄT

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Lätitia Gratzer folgte 2004 Gottfried Hirz als Geschäftsführerin der Grünen Oberösterreich nach.

Page 9: H Es ist Zeit für ein neues politisches System · Networking, Körpersprache, Kleidung und Smalltalk ergänzt. Im Zuge des Equal Pay Days verteilen die Grünen Frauen die Broschüre,

er kennt sie nicht, die Ödnis des Landlebens. Hie und da ein Feu-erwehrfest, dazwischen viel Ruhe und die Thujenhecken als Sicht-schutz in den Vorgärten. Was ist

aber mit dem kreativen Potenzial? Es sind vor allem die jungen Kreativen, die nach ihrer Ausbil-dung in der Stadt bleiben. Den Innovationsgeist, die Expertise und ihre neuen Ideen brauchen aber die Landgemeinden am dringendsten.

Mittlerweile gibt es viel-versprechende Ansätze, um Junge wieder zurück in ihre früheren Wohnorte zu bringen. Gemeinden wie Neckenmarkt im Burgenland, Bad Kleinkirchheim in Kärnten oder Munderfing im Innviertel haben erkannt, dass sie was Besonderes bieten müssen. Sie kooperieren deshalb über die Bundesländergrenzen hinweg mit Gemeinden, die ähnlich ticken wie sie und nützen dabei das Potenzial der Kreativwirtschaft.

Zukunftsorte mit neuen Ideen

Initiiert haben diese ungewöhnliche Gemein-dezusammenarbeit die Architekten Roland Gruber und Christoph Isopp. Die beiden haben bereits in einigen dieser Gemeinden Vor-Ort-Ideenwerkstätten und innovative BürgerInnen-

beteiligungsmodelle begleitet. Doch mit guter Architektur lässt sich nur ein Teil der Probleme lösen. „Denn die Gemeinden spüren den Mangel deutlich stärker, wenn etwas nicht mehr wieder-kommt“, meint Isopp.

Wann kehren die Kreativen wieder zurück?

Es braucht die billigen Räume, wo junge Un-ternehmerInnen ihre Laptops aufstellen und sogleich mit ihren Ideen loslegen können, aber

auch die Netzwerke der Kreativen. Und ganz wichtig: die Aufmerk-samkeit in der Stadt. Deshalb haben die Zu-kunftsorte ein gemein-sames Kommunalkon-

sulat im vierten Wiener Gemeindebezirk einge-richtet. Dort treffen sich auch regelmäßig die Landinger – so nennen sich die Weggezogenen selber – zu kleinen Konferenzen, Präsentationen und Austauschrunden. Zuletzt fand im März ein Oberösterreich-Wochenende statt, wo innova-tive Gemeinden und kreative Köpfe ihre Ideen präsentierten.

Im Februar erschien „Das Buch vom Land“, mit vielen Geschichten dieser gescheiten Menschen und ihren Ideen. Nachzulesen ist etwa wie Mun-derfing seinen Platz zwischen Energie-Autono-mie, Innovation und Tradition fand. Auslöser für den Entwicklungsprozess war der Wunsch nach

elementarer Grundversorgung bei Energie, Bil-dung und Arbeitsplätzen. So errichtete die Ge-meinde im Kobernaußerwald einen Windpark, den sie selber betreibt. Ungewöhnlich für eine Landgemeinde sind die sozialen Einrichtungen: eine Waldgruppe des örtlichen Kindergar-tens, die auf naturnahe und erfahrungsbasierte Früherziehung setzt und ein Bildungszentrum mit integrierter Bücherei, mit einer für den länd-lichen Raum sagenhaften Leihfrequenz.

Das Buch enthält auch eine Geschichte über die Gemeinde Neckenmarkt im Burgenland. Dort gelang es durch ein breitangelegtes Dorferneu-erungskonzept wieder Leben in den Ortskern zu bringen. Und Bad Kleinkirchheim: die Gemeinde suchte nach neuen Ideen um den Sommertouris-mus anzukurbeln. Mit dem Projekt nock/art ka-men nationale und internationale KünstlerInnen in den Ort und verwirklichen auf den Wanderwe-gen verschiedene Kunstprojekte.

Mitunter sind Veränderungen unumgänglich, schreiben Isopp und Gruber im Vorwort ihres Buches. Veränderungsprozesse wie etwa der demografische Wandel, neue Formen des so-zialen Miteinanders oder neu entwickelte Ar-beits- und Wirtschaftsformen werden in der „Gesellschaft Dorf“ besonders stark sichtbar. Und die Dörfer müssen mit gescheiten Ideen und neuen Wegen darauf reagieren, wollen sie auch in Zukunft ein attraktives Lebens- und Ar-beitsumfeld bieten.

Ottensheim öffnete sein ehemaliges Amtshaus für engagierte Bürgerinnen und Bürger. Entstanden ist daraus ein Freiraum, wo sich Kreativität, Offenheit und die Idee für Gemeinschaftliches entfalten kann. Seite 11

Eine Volksschule in Ried geht neue Wege den Klimaschutz im Unterricht erlebbar zu machen. Eine Reportage über eine Vorzeigeschule auf Seite 10

Ostern steht vor der Türe und damit ein Höhepunkt beim Eierverbrauch. Über Zweithühner, Schokoeier und das Eierkochen auf Seite 15.

MAGAZIN

FREIES AMTSHAUS SONNENSCHULE RIED EIER UND MEHR

MAGAZIN AUSGABE NR.8618. JAHRGANG | FRÜHLING 2015 09

TEXT MARCO VANEK

Von gescheiten Ideen und neuen Wegen

Finanzkrise, leere Kassen, Abwanderung, leere Ortskerne… Viele Landgemeinden stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Die Initiative Zukunftsorte stellt sich diesen Herausforderungen mit unkonventionellen Ansätzen.

KREATIVE HELFEN MIT KOMMUNALE PROBLEME

ZU LÖSEN

WDas Buch vom Land

Es ist schon von der Aufma-chung her ein ungewöhnliches

Buch geworden. Das Land passt nicht zwischen zwei Buch-

deckeln. Es ist vielfältig und so heterogen, dass es aus dem

Medium Buch hervorquillt. Vor-gestellt werden darin allerhand

Querköpfe und Gemeinden, die sich mit dem Status Quo nicht abfinden möchten. Von den ausführlichen und reich bebilderten Reportagen be-

kommen die LeserInnen einen guten Eindruck über das Leben und Tun in den Zukunftsorten.

Wer aufgeschlossen ist für neue Wege findet hier bestimmt Anstöße zum Nachmachen.Herausgegeben von Roland

Gruber und Christoph Isopp, erschienen 2015 im Eigenverlag,

256 Seiten, 20 Euro; Bestel-lungen: www.buchvomland.at

WEITERLESEN

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Zehn Gemeinden haben sich bisher unter das gemeinsame

Dach zusammengefunden, um über die Bundesländergrenzen hinweg zu kooperieren. So be-

teiligen Sie ihre BürgerInnen an der Ideenfindung, Gestaltungs-

und Entscheidungsprozessen, haben langfristige Strategien,

einen hohen Qualitätsanspruch und setzen auf ExpertInnen mit Schwerpunkt Kreativwirtschaft.

Folgende Gemeinden sind in diesem Verbund: Hinterstoder, Kals am Großglockner, Moos-

burg, Munderfing, Neckenmarkt, Raiding, Nenzing, Thalgau,

Werfenweng, Zwischenwasser. Mehr: www.zukunftsorte.at

ZUKUNFTSORTE

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TEXT CLAUDIA HÖSSINGER

Eh klar. Kaum ist Besuch angesagt, läuft der Alltag nicht wie er soll. Direktorin Ingrid Oberwagner will mich begrüßen und muss erst noch die Vertretung für die an diesem Tag erkrankte Lehrerin

und die Reinigungskraft organisieren. Aber dann.

Los geht s mit dem gewohnten 7.30 Uhr Don-nerstagmorgen Programm: Alle SchülerInnen und Lehrkräfte treffen einander im großzügigen Foyer neben der zentralen Stiege zum Mor-genkreis. Die 3a und die Vorschulklasse haben ein Lied vorbereitet: „Heut schneibalts schon den ganzn Tag…“ mit Gitarren-, Rhythmus- und Schlittenbegleitung. Das Lied kenn ich! Wahr-scheinlich habe ich es selbst zum letzten Mal in meiner Volksschulzeit gesungen! Für die vielen Kinder mit nicht deutscher Muttersprache ist dieses Mundartlied vermutlich eine besondere Herausforderung. Dennoch, alle sind mit groß-er Aufmerksamkeit dabei. Dann gibt s ein herz-liches Willkommen für Emma, eine neue Schü-lerin, bereits die siebente, die während dieses Schuljahres in die Schulgemeinschaft aufge-nommen wird. Ihre Mutter konnte sie endlich aus Ghana nachkommen lassen. Für einige Viert- und

Erstklässler hat das Lernen schon um 7.15 Uhr begonnen: eine Art „buddie-Programm“ bei dem die Älteren hier Lesen üben mit den Jüngeren.

Gelungener Umbau

Das 2012 nach dem Umbau neu eröffnete Gebäu-de ist hell, freundlich, sauber und macht tatsäch-lich Lust auf`s Lernen. Es gibt genug Platz, einen tollen Turnsaal, einen Schulgarten, der zum Laufen und Spiele erfinden einlädt, und einen beeindru-ckend ausgestatteten Werkraum, der v.a. auch sehr gut für alle möglichen Holzarbeiten geeignet ist. Besonders stolz ist die Leiterin der 9-Klassen Volksschule auf die Bibliothek, in der auch Dich-terlesungen stattfinden. Allerorts präsent ist das Logo der Schule: Klimabündnisschule

Die orange Sonne auf blauem Hintergrund weist darauf hin, dass die Schule Klimabündnisschule ist. Im vergangenen Herbst wurde der Beitritt groß gefeiert. Dem voran sind viele Klimabündnis-Ak-tivitäten der Kinder und LehrerInnen gegangen, etwa der jährlichen Teilnahme an der Klimamei-lenkampagne und den Müllvermeidungsprojekten des BAV (Bezirksabfallverbandes). Besonders he-

rausragend ist das Stofftaschen- Projekt. Ange-fangen hat es damit, dass die Kinder der 3a und 3b Klasse zum Muttertag selbst bedruckte Stoff-taschen verschenkt haben. Dazu hat jede Mutter einen Zettel bekommen, auf dem einzutragen war, wie oft diese Tasche in der Woche verwen-det wird. Nach einem Aufzeichnungszeitraum von einem Monat haben die Kinder anhand dieser Da-ten hochgerechnet: Wie viele Plastiksackerl haben wir damit alle gemeinsam übers Jahr gerechnet eingespart? Herausgekommen ist die unvorstell-bare Zahl von 12 000 Sackerln bei 42 Familien. Mit diesem Erfolg im Rücken haben die Kinder in der Folge 200 weitere Stofftaschen bedruckt und bei einem Stand am Rieder Wochenmarkt gegen eine freiwillige Spende verkauft. Außerdem haben sie ihre Initiative in den Kindergarten weitergetragen und die Kinder dort beim Bedrucken von Stoff-taschen unterstützt. Mit diesem Stofftaschen-Projekt hat es die Klasse sogar zu einem Beitrag im ORF OÖ und zur Nominierung für den „Energy globe award junior“ gebracht – eine große Aus-zeichnung und Aufregung für die Kinder!

Nochmal zur Sonne im Logo: Am Dach der Schule arbeitet eine Photovoltaikanlage, deren Ertrag die Kinder auf einem Monitor im Foyer beobachten können.

Ab dem Frühjahr ist die Bienenweide vor der Schu-le wieder eine wahre Augenweide. Hier wurden nur heimische Sträucher und Blumen gepflanzt, eine bunte Mischung, die zahlreiche Schmetter-linge anlockt und von der sich sogar die Gärtnerei der Stadtgemeinde Samen für die Bepflanzung der Kreisverkehre holt. Beim oberösterreichischen Schulgartenwettbewerb im Jahr 2013 erreichte die Waldmüllervolksschule den 3. Platz. Bei der Pflege des Blumenbeetes helfen LehrerInnen, Mütter und Kinder zusammen.

Die Leiterin wünscht sich von der Politik, dass für die Schuleingangsphase mehr LehrerInnen-stunden zur Verfügung gestellt werden. Denn die ersten Tage, Wochen und Monate in der Schule sind der Grundstock für die Schullauf-bahn jedes Kindes.

SonnenschuleDie Schulleiterin Ingrid Oberwagner und ihr Team gehen mit der Waldmüllervolksschule in Ried neue Wege, Klimaschutz in der Schule begreifbar zu machen. Eine oö.planet-Reportage

MAGAZIN: NEUE WEGE OÖ.PLANET #86 | FRÜHLING 201510

Stern&Kringel – die Fundkiste fürs Gute Leben

Seit eineinhalb Jahren gibt es mit dem News-letter „Stern&Kringel“ eine für den oberöster-reichischen Zentralraum einmalige Fundkiste für Leute, die das Leben mit gutem Gewissen genie-

ßen wollen. Bernhard Lichtenberger macht sich alle 14 Tage auf die Suche nach neuen Initiativen und kreativen Ideen für ein gutes Leben. Glück-licherweise boomt hier die Szene für Nachhaltig-keit, Kreativität und Gesundheit und so wird ihm so schnell nicht der Stoff ausgehen. Zuletzt macht er einen Testbesuch im Lokal Bigoli am Linzer OK-Platz, bei der Landgärtnerei Ehmeier in Holzhau-sen und in einem etwas anderen Fitnessstudio in

Linz. „Die Beiträge werden nicht gesponsert oder in irgendeiner Weise durch Produktplatzierungen gefördert. Ich schreib nur über Sachen, die ich selbst für gut empfinde und die für mich passen.“ Und wieso grad der Name Stern&Kringel? „Weil die Sterne für Feuer, Begeisterung und Herzblut stehen und die Kringel fürs Verspielte und abseits der Pfade gehen“. www.sternundkringel.at

Forum Erleben – Reisen mit Handicap

Hans Peter Greunz und Rupert Moser stehen hinter dem ersten Reisebüro in Oberösterreich, das sich auf betreutes Reisen für Menschen mit Handicap spezialisiert hat. Forum Erleben Reisen ist in kleinen Gruppen mit bis zu zehn Personen unterwegs. So geht es heuer im Herbst nach Süd-

afrika und im Sommer in die Toskana. Weiters am Programm sind Reisen nach Barcelona, Ham-burg, Schottland und ins Salzkammergut. Greunz und Moser waren früher Mitarbeiter in Sozialein-

richtungen für Menschen mit Behinderungen und haben eine fundierte fachpflegerische und päda-gogische Ausbildung. Für ihre früheren Arbeit-geber waren sie jahrelang mit Menschen mit un-terschiedlichen Beeinträchtigungen unterwegs. Daher kennen sie genau die Bedürfnisse ihrer Kundschaft. Das Thema Nachhaltigkeit ist für sie auch ein wichtiger Aspekt des Reisens. „Wir un-terstützen Projekte in unseren Reiseländern, die einen wesentlichen Beitrag für ein menschenwür-diges Dasein und für eine intakte Natur leisten“. forum-erleben.at

FundbüroEinfach gut leben - Hinweise und Empfehlungen

www.sternundkringel.at www.forum-erleben.at

LINKTIPPS:

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TEXT BERNHARD STEINMAURER

Freitagabend ist im Alten Amtshaus ziemlich viel Betrieb. In der Werkstätte des Radamts tummeln sich SeniorInnen, Asylwerber und junge Erwachsene, die BesucherInnen montieren Reifen,

schrauben Ersatzdynamos an die Räder, tratschen oder schauen sich einfach um. Es ist ein buntes Grüppchen, die in ihrer Freizeit die Räumlichkeiten nutzen – ohne Leistungsdruck, ohne Vorgaben, ohne etwas abliefern zu müssen.

Seit drei Jahren steht das ehemalige Rathaus der Marktgemeinde Ottensheim engagierten und kre-ativen BürgerInnen für ihre Ideen kostenlos zur Verfügung. Wer etwas machen will, bekommt ei-nen Raum. Einzige Voraussetzung: es muss etwas Gemeinschaftliches in der Gruppe sein und diese muss offen für alle Interessierten bleiben. Es kann also jede und jeder vorbeischauen.

Das Radamt war von Beginn an dabei. Herwig Ko-lar und Birgit Lehner lehnten sich an die Projekte der Bike Kitchen in den Städten an und begannen die Radwerkstadt einzurichten. Bald fanden sich weitere Gleichgesinnte und das allwöchentliche Treffen etablierte sich. Mittlerweile nutzen auch die Schifahrer im Winter die Werkstadt, schleifen ihre Kanten nach, bringen den Belag auf Vorder-mann. Zum Radamt hat sich also das Schiamt da-zugesellt.

„Haben wir noch irgendwo gelbes Wachs?“ „Wo sind die Reifenheber?“ „Kann ich diesen Moun-tainbike-Reifen hier verwenden?“ Im Vorraum ste-hen zwei Schmuckstücke von Rädern, blitzblank poliert: Ein Rennrad und ein altes, aus Ersatz-teilen zusammengebasteltes mit Kotflügeln aus geleimten Holz. „Wir hatten davon nur den Rah-men, den Rest habe ich dann aus verschiedensten Teilen zusammengesetzt“, erklärt Marcus. „Jetzt fahre ich damit durch den Ort“.

Auch der Kostnix-Laden hat sich bereits etabliert. Wer sich etwas aussucht, zahlt nichts dafür. Die Leute geben ab, was sie nicht mehr benötigen: Bücher, Kleidung, Geschirr, Bettwäsche, Spielzeug und vieles mehr. Die Auswahl füllt einen ganzen Raum. Drei Mal in der Woche hat dieser spezielle Laden geöffnet. Dann trifft sich hier Jung und Alt, einige kommen von außerhalb extra dafür nach Ottensheim.

Der Startschuss für die Aktivitäten im Haus Haupt-platz 9 fiel mit der Übersiedelung der Gemein-deverwaltung in das neue Rathaus. Für das alte Haus war die Nutzung noch ungeklärt. Für drei Jahre wurde das Haus als „Freiraum für Menschen, die kreativ sein und für die Gesellschaft etwas tun wollen“ zur Verfügung gestellt, wie Bürgermeiste-rin Uli Böker von der Bürgerliste Pro O. erklärt. Mittlerweile hat der Gemeinderat das Projekt für weitere drei Jahre bewilligt.

Auch Sigrid Ecker-Weibold vom Verein Otelo Ot-tensheim, der mittlerweile den Namen „Freiraum“ trägt, ist von dem Konzept überzeugt. Sie enga-giert sich beim Lokalradio FROheim und versucht als Vereinsobfrau das Alte Amtshaus mit Leben zu füllen. „Es geht hier nicht um Gewinn, sondern um Gemeinschaftliches. Wir wollen die Leute auf niederschwellige Art und Weise dazu bringen, sich frei zu überlegen, was sie tun wollen“, erklärt Ecker-Weibold. „Wichtig ist, dass alles offen für

andere bleibt und was erarbeitet wird, sollte auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Im Lauf der Zeit haben sich einige Projekte im Rah-men des Vereins entwickelt. Manche sind wieder verschwunden, manche sind geblieben. Es gab zum Beispiel das Sackamt, das die Wochenmarkt-besucher mit Stofftaschen versorgte, um Plastik-müll zu reduzieren. Es gibt die Repair-Cafés, wo die Bürger Gebrauchtes in den Werkstätten ge-meinsam reparieren und weiterverwenden konn-ten. Eine Näh-Reparaturwerkstatt, eine Malgrup-pe, ein Bastel-Café. das offene Wohnzimmer und eine Babydisco finden auch Platz an diesem Ort. Daneben belegen auch noch die Pfadfinder, die Kinderfreunde und der Fotoclub die Räumlich-keiten.

Dass sich in der Radwerkstatt hauptsächlich männliche Gäste tummeln, hat die Mitbegründerin Birgit Lehner auf den Plan gerufen, eine „Ladies Night“ ins Leben zu rufen. Einmal im Monat blei-ben die Männer außen vor. „Es läuft bei uns ähnlich ab wie bei den Männern, das Fahrrad ist und bleibt

hier das große Thema“, sagt Lehner. Sie schätzt es, dass die Frauen bei der Ladies Night auch mal Hand anlegen können, ohne gleich mit einem Tipp oder einer Hilfeleistung von männlicher Seite kon-frontiert zu werden.

Im Radamt haben die beiden Asylwerber mittler-weile ihr schrottreifes Rad wieder auf Vordermann gebracht. Die Schier sind gewachst, der neue Reifen montiert. Auf der Couch beschäftigt man sich mit dem gewichtigen Ersatz-teilkatalog, im Kühlschrank fehlt schon die eine oder andere Flasche Bier. Auch im Kostnix-Laden den Gang gegenüber ist mittlerweile Ruhe eingekehrt. Bis 21 Uhr bleiben heute die Pforten noch offen – für alle Interessierten, die eine Idee mit anderen umsetzen oder die einfach nur vorbeischauen und mitmachen wollen.

www.otelo.or.at/werknetz/standorte/#c274

Alte Amtsstuben mit freiem ZugangKreativität, Offenheit, eine Idee und der Sinn für Gemeinschaftliches – das sind die Zutaten, die im alten Amtshaus in Ottensheim Platz finden. Hier ist ein offener Freiraum für alle BürgerInnen entstanden, der auch fleißig genutzt wird.

Das Radamt nutzt eine der offenen Werkstätten und öffnet einmal in der Woche, um Fahrräder auf Vordermann zu bringen. Jede und jeder ist willkommen.

DAS EHEMALIGE RATHAUS IN OTTENSHEIM STEHT ENGAGIERTEN UND KREATIVEN BÜRGERINNEN KOSTENLOS ZUR VERFÜGUNG.

Gratis einkaufen? Im Kostnnix-Laden in Ottensheim ist das Realität.

OÖ.PLANET #86 | FRÜHLING 2015 MAGAZIN: NEUE WEGE 11

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„Die Leute sollen sich ohne Druck und Vorgaben überlegen, was sie tun wollen und dann zu uns kommen.“ – Sigrid Ecker-Weibold, Obfrau des Vereins Freiraum

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MAGAZIN: NEUE WEGE OÖ.PLANET #86 | FRÜHLING 201512

KULTUR

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Lichtspiele Kino LenzingHauptplatz 64860 LenzingTel: 07672 / 92 92 [email protected] für Grüne Mitglieder:0,70 Euro Ermäßigung (gegen Vorzeigen der Green Card)

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Fa. GRÜNZEITGarten- und FreiraumgestaltungOttensheimerstr. 112, 4040 LinzT 0732 71 48 75E [email protected] W www.gruenzeit.at Vorteile für Grüne Mitglieder:5 prozentige Ermäßigung für Pflanzen und biologische Düngemittel der Fa. GRÜNZEIT

Verlag „biologisch, natürlich Bauen“Coulinstraße 22, 4020 LinzVorteil für Grüne Mitglieder:10 Prozent Rabatt auf das Buch „biologisch, natürlich Bauen“

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Niko Dem BaumBaumberatung und BaumpflegeWehrgraben 93, 4400 SteyrT 0664 58 21 059E [email protected] für Grüne Mitglieder:Kostenlose Baumberatung

spiel-raumIngenieurbüro für Land-schaftsplanung, Spezialist für SpielraumgestaltungIng. Herbert PointlMühlberg 74849 PuchkirchenTel: 0664 / 23 40 38 0

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Wildpflanzen HöretzmühleUnterstetten 29, Tollet4715 Taufkirchen/TrattnachTel: 0664 / 19 20 30 4www.wildrosen.atVorteil für Grüne Mitglieder:5 Prozent Rabatt auf Pflanzen

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ENERGIE

InGEO - Ingenieurbüro für Technische GeologieGeigenberg 63243 St. Leonhard am ForstMobil: 0676 / 71 05 41 [email protected] für Grüne Mitglieder:10 Prozent Ermäßigung auf alle Honorarekostenlose Erstberatung

MitgliederaktionSpezielle Vorteile für Grüne Mitglieder

Grüne Mitglieder genießen spezielle Vorteile bei mittler-

weile 39 ökologisch und sozial wirtschaftenden Betrieben und bei acht kulturellen Nahversor-

gerInnen in ganz Oberöster-reich. In dieser Ausgabe stellen

wir Mitgliedsfirmen der Kategorie Kulturinitiativen

und Betriebe vor. Die Liste mit allen Mitglieds organisationen

finden Sie unter ooe.gruene.at/mitmachen/mitglied-werden

GREEN CARD

TEXT GEBHARD ALBER

Die veranschlagte Investitionssumme der geplanten Schischaukel übers Warscheneck beträgt 150 Millionen Euro, wird aber realistischerweise um einiges höher sein. In den letzten

Jahren sind viele qualitativ hochwertige Einrei-chungen mit der Begründung gescheitert, dass kein Geld zur Unterstützung da sei. Jetzt auf einmal ist ein Vielfaches da, doch wäre es nicht weitaus sinnvoller, mit diesem Betrag jene ambi-tionierten Projekte in der Region zu unterstützen, die auf sanften Tourismus angelegt sind.

Abgesehen davon, dass es durch die massiven Eingriffe in die Natur zu Einbußen im Sommer-tourismus kommen wird, gibt es auch für die kalte Jahreszeit interessante Alternativen. Denn selbst im Winter kommt ein erheblicher Teil der BesucherInnen nicht zum alpinen Schifahren, sondern wegen der idyllischen, unverbauten Berglandschaft, um Ruhe und Entspannung zu finden. Sie fahren gerne in Urlaubsorte, die ihre Seele noch nicht verkauft haben, um dort ehrliche Gastfreundschaft zu genießen. Es gibt durchaus interessante alternative Investiti-

onsmöglichkeiten in dieser Region. Ich denke zunächst an ein Kompetenzzentrum fürs Schi-tourengehen und Schneeschuhwandern, die weitere Finanzierung des Biathlonzentrums Ro-senau, die Erneuerung des Hallenbades Spital/Pyhrn zu einem Solebad oder die Revitalisie-rung des geschlossenen Tierparks Enghagen.

Statt nur auf den Winter zu setzen, der immer kürzer wird, ist es sinnvoll einen 4-Jahreszeiten-Tourismus zu unterstützen. Die Region bietet unglaublich viele Möglichkeiten und ihr täte ei-

ne Revitalisierung der Sommerfrische, des Früh-lings- und Herbsttourismus nicht schaden. Es gibt jede Menge Initiativen, Vereine, Unterneh-men, die sich bewusst für Angebote entschie-den haben, die im Einklang mit der Natur und den gewachsenen kulturellen Gegebenheiten stehen. Sie brauchen Unterstützung, weil durch ihre Arbeit die Region langfristig ihre Schönheit, ihren Charme und ihre Einzigartigkeit behalten kann.

Der geplante Ausbau regt lediglich zu einem Wettbewerb zwischen Schigebieten an, der nie enden zu wollen scheint. Natürlich soll das nicht heißen, dass in den alpinen-Schitourismus kein Geld fließen darf. Eine zeitgerechte Modernisie-rung der Wurzeralm lässt schon lange auf sich warten. Der Lift aufs Frauenkar ist nach wie vor 2-sitzig, langsam und ohne Schutz vor Kälte und Sturm. Er liegt im Gegensatz zu den neuen, geplanten Liftanlagen bei Vorderstoder in ei-ner schneesicheren Zone und braucht nicht mit enormem Energieraufwand künstlich beschneit werden.

Meine Bitte: Bestehendes attraktiver machen, Neues ohne Tunnelblick angehen.

Ohne TunnelblickEs gibt Alternativen zur geplanten Schischaukel übers Warscheneck. Diese neuen Wege zu gehen erfordert aber Mut zur Neuorientierung. Ein Kommentar eines sanften Touristikers.

Gebhard Alber ist Outdoor-Trainer, Musiker und Komponist

und veranstaltet Musik- und Outdoorworkshops für Kinder

und Erwachsene vor allem in der Pyhrn-Priel-Region

und im Enns- und Steyrtal. Zuletzt erschien sein Buch:

Zatsch, Ratsch und Muxelmiel – wie alles begann.

ZUR PERSON

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Page 13: H Es ist Zeit für ein neues politisches System · Networking, Körpersprache, Kleidung und Smalltalk ergänzt. Im Zuge des Equal Pay Days verteilen die Grünen Frauen die Broschüre,

oekostrom AG Mariahilferstr. 120, 1070 Wienwww.oekostrom.at Vorteil für Grüne Mitglieder:oekostrom bietet jedem pri-vaten Neukunden, der auf seinem Vertrag „greencard“ vermerkt, zwei Monate Gratis-Strom. Das entspricht 16,66 Prozent Rabatt auf den reinen Energiepreis (ohne Netz, Steuern und Abgaben)Darüber hinaus profitieren Grüne Mitglieder von einem

€ 25-Gutschein für den oekostrom-Shop bei Umstieg auf auf oekostrom® basic und von einem € 35-Gutschein bei Umstieg auf oekostrom® premium

ESSEN & TRINKEN

Bio-Gemüse-Hof HummerFritz Hummer und Barbara StembergerKindergartenstraße 6/24063 HörschingTel. 07221 / 72 63 2

[email protected] für Grüne Mitglieder:10 Prozent Ermäßigung auf alle Produkte des Bio-Gemüse-Hof Hummer10 Prozent Ermäßigung auf Bio-Mietgärten (40m2) (Die Gärten befinden sich in Leonding, Nähe LILO-Station „Am Dürrweg“.)

Imkereibetrieb GaisbauerHochfeld 54048 Puchenau

Tel: 0699 / 81 99 79 49Vorteil für Grüne Mitglieder:10 Prozent Ermäßigung auf alle Imkereiproduktekostenlose Betriebsführung nach VereinbarungBeratung für angehende „grüne“ ImkerInnen in der Startphase

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BIO-HANF ALTECKER UND OBERMAYER OEGKirchengasse 7, 4400 Steyr

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NATURPRODUKTE SCHAUBERGERDomgasse 10, 4020 LinzT 0732 77 90 53Vorteil für Grüne Mitglieder:10 Prozent (ab einem Ein-kaufswert von 20 Euro)

ooe.gruene.at/mitmachen/mitglied-werden

OÖ.PLANET #86 | FRÜHLING 2015 MAGAZIN: NEUE WEGE 13

TEXT BERNHARD STEINMAURER

Beim Ranking der NGO Access Info Eu-rope zum Thema Informationsfreiheit landet Österreich Jahr für Jahr auf dem letzten Platz und damit hinter Staaten wie Tadschikistan oder Liech-

tenstein. Der Grund: die seit über hundert Jahren verfassungsgeschützte Amtsverschwiegenheit oder auch Amtsgeheimnis genannt.

Die Texte der Lesetests für Wiener Schüler, die Gegengeschäfte des Eurofighter-Deals, die Men-ge der in Österreich eingesetzten Pestizide – diese und viele andere Informationen wurden in jüngster Vergangenheit den Bürgern mit Hinweis auf das Amtsgeheimnis verweigert. Dabei ist das Recht auf Information mittlerweile ein Men-schenrecht und auch die EU-Regeln geben den Mitgliedsstaaten gewisse Standards in Sachen Transparenz vor.

Anders hierzulande. In Österreich steht das Amts-geheimnis in der Verfassung, was einzigartig ist. Das Resultat ist eine Kultur des Verschleierns, Ver-steckens und der Geheimniskrämerei den eigenen BürgerInnen gegenüber.

Doch es tut sich etwas: Was die Opposition schon länger fordert, ist nun auch bei der Regie-rung angekommen. Mittlerweile wird über einen Gesetzes entwurf diskutiert, der das Amtsgeheim-nis in der Verfassung durch ein Informationsfrei-heitsgesetz ersetzt. Der Bürger soll also ein Recht

auf Information bekommen, geheim bleiben nur mehr speziell festgelegte Ausnahmen wie etwa persönliche Daten Dritter, Informationen, welche die öffentliche Sicherheit gefährden könnten oder beispielsweise Ausschreibungsdaten.

Doch nach aktuellem Stand bleiben Kritikpunkte an den geplanten Regelungen. Das Forum Infor-mationsfreiheit bemängelt zum einen die zu weit gefassten Ausnahmen, die noch dazu jedes Bun-desland eigens auslegen darf. Ein weiteres Manko sei das Fehlen einer Informationsbehörde im neu-en Gesetz. „Dies ist die Voraussetzung dafür, dass die Bürgerinnen und der Bürger auch tatsächlich zu den ihnen zustehenden Informationen kommt“, erklärt Mathias Huter vom Forum Informations-freiheit. Diese Behörde solle auch investigativ tä-tig werden können und den Beamten helfen, zwi-schen öffentlichem Interesse und schutzwürdigen Daten abzuwägen. „Wir glauben, dass nur so der zeitnahe, einfache und kostenlose Zugang zu In-formationen für den Bürger sichergestellt werden kann“, sagt Huter.

Die Regierung hingegen hat den Verwaltungsge-richtshof für die Durchsetzung der Rechte vorge-sehen. Doch diese Verfahren können sich auch über Monate und Jahre hinziehen, kritisiert Huter. Das Recht auf Information ist in den meisten west-lichen Ländern im Gesetz verankert. Slowenien ist in Sachen Transparenz ein Vorreiter und Vorbild für den Informations- und Datenschutzbeauftragten, an den sich BürgerInnen formlos wenden können, wenn ihnen eine Auskunft nicht wie gewünscht

erteilt worden ist. Er ist dort die erste Beschwer-deinstanz und wiegt das öffentliche Interesse und Geheimhaltungsgründe ab.

Auch die Stadt Hamburg hat sich positiv hervor-getan. Dort werden etwa Studien, Bescheide, Ent-scheidungen und auch alle Verträge der Stadt mit einem Vergabewert von mehr als 100.000 Euro online gestellt. Und auch die Slowakei stellt seit fünf Jahren alle Verträge und Rechnungen der öffentlichen Hand mit Firmen online. Mehr noch: Die Verträge treten erst in Kraft, wenn sie online für die Öffentlichkeit einsehbar sind.

Ob mit dem neuen Gesetz hierzulande tatsächlich ein Paradigmenwechsel von der Kultur der Amts-verschwiegenheit hin zur Transparenz vollzogen werden kann, ist umstritten. Ein wesentlicher Schritt in die auch von der EU geforderte Richtung wird jedenfalls gesetzt werden, die KritikerInnen befürchten aber eine Lösung, die das Informati-onsrecht nur unzureichend durchsetzen wird. Der-zeit sieht es so aus, als würde es zumindest ein erster Anstoß für das Recht auf Information der BürgerInnen sein, dessen Wirkung sich erst durch weitere Präzisierungen beweisen muss.

Skurriles AmtsgeheimnisIn Österreich gilt nicht das Prinzip der Informationsfreiheit sondern das verfassungsrechtlich geschützte Gegenteil, das Amtsgeheimnis. Wie es anders gehen könnte, zeigen Beispiele in Slowenien und der Slowakei.

www.informationsfreiheit.at

WEBTIPP

TEXT BERNHARD STEINMAURER

Österreich hat eine lange Titeltraditi-on. Das treibt auch so manche Blü-ten. Da kommt es schon vor, dass die Gattin des Arztes beim Fleischhauer die Frau Doktor ist oder - wie gewit-

zelt wird – wenn man im Kaffeehaus zwei Quali-tätszeitungen gleichzeitig bestellt, dass einen der Kellner prompt als „Herr Professor“ betitelt.

Gerade der Professor hat hierzulande seine be-sondere Stellung. Denn anders als üblich gilt nicht

nur der Universitäts-Lehrende als solcher, sondern auch pragmatisierte LehrerInnen höherer Schulen und noch dazu jene, denen der Titel aufgrund be-sonderer Leistungen verliehen wurde. Udo Jürgens beispielsweise durfte sich so Professor nennen, aber auch Musikantenstadl-Veteran Karl Moik.

An der Universität würde man den Rektor kor-rekterweise mit „Magnifizenz“ anreden, den De-kan mit „Spektabilität“ und den Prorektor mit „Honorabilis“. Tatsächlich werden solche Titel nur bei Festveranstaltungen benutzt – so weit geht man im Alltag dann doch nicht. Ob man

den „Bergrat“ tatsächlich so anreden soll oder nicht, bleibt die Frage. Sicherlich übertrieben hat es Karl Farkas, als er den „Oberzahnrad-bahn-Bahnrat“ kreierte.

In seinem Buch „Titel in Österreich“ listet der Be-amte Heinz Kasparovsky knapp 900 Titel auf. Ob dies etwas über das Wesen der ÖsterreicherInnen aussagt, ist gut möglich. Bisher legte man jeden-falls immer hohen Wert auf Titel und sie wurden auch fleißig verliehen. Einerseits haben diese Zu-sätze Symbolkraft, andererseits konnte der Staat damit seine verdienten Bürger auszeichnen.

Land der TitelsüchtigenKaum anderswo wird auf Titel in der Anrede mehr Wert gelegt als in Österreich. Das beginnt beim Magistra und Dipl. Ing. und reicht bis zum Hofrat, Kammersänger oder Oberleutnantapotheker.

Ein regionaler Titel ist in Ober-österreich der Konsulent und die Konsulentin. Diese werden für ganz spezielle Verdienste etwa für Kulturgeschichte, Umweltschutz, für Soziales, Sportwesen, Jugendarbeit, Denkmalpflege, Musikpflege oder Volksbildung und Heimatpflege vergeben.

GESCHÄTZTEKONSULENTIN

In Österreich ist das Amts-geheimnis durch die Ver-fassung geschützt. Wie lange noch?

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Page 14: H Es ist Zeit für ein neues politisches System · Networking, Körpersprache, Kleidung und Smalltalk ergänzt. Im Zuge des Equal Pay Days verteilen die Grünen Frauen die Broschüre,

POTPOURRI OÖ.PLANET #86 | FRÜHLING 201514

MEIN STECKBRIEF Geboren 1959 in Linz, aufgewachsen im Gemüse-land Eferding, was den grünen Zugang auch ein wenig erklärt – denn was heute etwas Besonderes ist, war damals für mich völlig normal: Nahrung kam direkt vom Bauern, vom Nachbarn, Gemüse ebenso wie Fleisch. 8 Jahre bei den Kreuzschwestern in Linz, dann der Berge wegen nach Innsbruck, Ausbildung zur Physiotherapeutin. Dort musste ich lernen, dass man Salat im Supermarkt kauft! Aber wenn mei-ne Mutter zu Besuch kam, hatte sie immer einen Riesenkorb voller Gemüse dabei, auf den sich alle Mitbewohner gestürzt haben!

Nach dem Studium hat sich die Oberösterreicherin mit einem Vorarlberger zusammengetan und zwei Tiroler geboren – Clemens, der heute Arzt ist und Kerstin, die als Politikwissenschaftlerin im Grünen Parlamentsklub Eva assistieren darf.1989 ist unsere Familie nach Bad Hall gekommen, wo ich beinahe 20 Jahre als Physiotherapeutin gearbeitet habe – seit knapp sieben Jahren leite ich die Physiotherapie im Krankenhaus Sierning (Akutgeriatrie und Remobilisation).Die Arbeit im Sozialbereich war und ist eine wei-tere Bestätigung für das Grüne Engagement – das „Menschsein“ basiert auf Werten, die nur die Grünen in ihrer politischen Linie festgeschrieben haben. Meine „Grüngesinnung“ hat sich eigentlich aus einer Art „Lebenslogik“ heraus entwickelt, aus der Jugend am Land damals, der Liebe zur Natur und der Notwendigkeit, sie zu schützen, aus der Nähe zu Menschen, die unsere Hilfe brauchen und aus dem Wunsch nach Ehrlichkeit in der Politik, die Vertrauen schaffen kann.

GRÜN STATT STILLSTAND …Oberösterreich hat sich noch immer nicht vom Proporz verabschiedet, ich sehe keine weiterfüh-renden Schritte bei der Bildung oder im Sozialbe-reich, es fehlt an sozialer Gerechtigkeit. Arbeits-plätze könnten durch die Unterstützung neuer Energieformen geschaffen werden … aber es wird gebunkert, schade!

MEIN LIEBSTES STÜCK NATUR?Die kleinen Seitentäler im Steyrlingtal, in die kei-ne Wege führen, die man entdecken muss und

wo einen eine Natur überrascht, die es eigentlich nicht mehr gibt – und das in absoluter Stille und vielleicht noch mit einem Adler oben drüber!

DAS WICHTIGSTE IN DER POLITIK?Bildung! Sie ermöglicht Zugänge nicht nur zur Arbeitswelt, sondern zu einer Gedankenwelt, die Zusammenhänge und Schlüsse erlaubt, die uns weiterbringen kann im Sinne von Humanismus und Toleranz.

DIE FRAGEN VON FISCHLI UND WEISS? Herrscht tiefer Friede in meiner Wohnung, wenn ich nicht da bin? Mitnichten! Wenn man eine Katze hat, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, einen täglich aufs Neue mit einer frischen Maus zu be-glücken, die erst einmal in der Wohnung aufbe-reitet werden muss, bevor Frauchen heimkommt.

WAS EINMAL GESAGT WERDEN MUSS?Es geht um eine Erkenntnis, würde ich sagen: die Erkenntnis, dass sich Generationenkonflikte aus Veränderungen der Lebensverhältnisse ergeben und notwendig sind, aber erklärt werden können und müssen, was allerdings Verständnis und ein offenes Ohr der Generationen füreinander voraus-setzt.

WEN ICH WÜRDIGEN MÖCHTE?All jene, die in sozialen Berufen (in Krankenhäu-sern, Pflegeheimen, bei Hilfsorganisationen...etc.) tagtäglich den Umgang mit (hilfs)bedürftigen Menschen pflegen und das tun mit wenig Aner-kennung für wenig Lohn, aber voller Idealismus!

Grün statt Stillstand Heidi Hubatka-Huber leitet die Physiotherapie im Krankenhaus Sierning – und die neue Gemeindegruppe in Bad Hall. Ihre Grüngesinnung hat sich aus einer Art „Lebenslogik“ heraus entwickelt, wie sie sagt.

CROSSING EUROPE Filmfestival Linz.

Gewinnspiel

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KONZEPT CHRISTIAN KRALL

VERLOSUNG

Teilnahme am Gewinnspiel: InteressentInnen schreiben bis Di, 7. April 2015 ein Mail an [email protected] Der Gewinner/die Gewinnerin wird verständigt.Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Auch 2015 versucht das Filmfestival CROSSING EUROPE mit handverlesenen aktuellen gesell-schaftspolitischen Filmen und seinen zahlreich anwesenden Filmgästen Lust auf unkonventio-nelles Kino zu machen, das zum Teil aus euro-päischen und künstlerischen Randzonen kommt.Von 23. bis 28. April präsentiert das Festival dieses Jahr an sechs Festivaltagen rund 160 handverlesene europäische Spiel-, Dokumen-tar- und Kurzfilmen aus 45 Ländern – darun-ter etliche Uraufführungen sowie international ausgezeichnete Filme, die erstmals in Österreich präsentiert werden.

Impressumoö.planet. 01/2015Zulassungsnr.: GZ 02Z031264 M

Medieninhaberinnen: Die Grünen OÖ und die Grüne Bildungswerkstatt OÖ, beide 4040 Linz, Landgutstraße 17

Herausgeberinnen: Die Grünen OÖ, Die Grüne Bildungswerkstatt OÖ“ und der Klub der Grünen im oö. Landtag.

Die Partei „Die Grünen OÖ“: Mitglieder des Leitungsteams der Partei „Die Grünen OÖ sind: Mag.a Maria Buchmayr (Landessprecherin), Dr.in Michaela Heinisch (Landesgeschäftsführerin), Gottfried Hirz, Rudi Anschober, Mag.a Gabriela Küng, Dr.in Gabriela Schönberger; die Grünen OÖ sind an keinem weiteren Medienunter-nehmen beteiligt

Der Klub der Grünen im oö. Landtag: die Mitglieder sind: Gottfried Hirz (Klubobmann), Ulrike Schwarz (stellv. Klubobfrau), Mag.a Maria Buchmayr, Maria Wageneder, Markus Reitsamer; Dr.in Michaela Heinisch; der Grüne Landtagsklub ist an keinem weiteren Medienunternehmen beteiligt

Der Verein „Die Grüne Bildungswerkstatt OÖ“ (ZVR: 143576396); Adresse: Dr.-Karl-Renner-Platz 5, 4800 Attnang-Puchheim; Verantwort-liche Vor-standsmitglieder sind: Mag.a Gabriela Küng (Obfrau), Dipl.Päd. Siegfried Mayrhuber (Obfrau-Stellvertreter), Maria Schartner-Ploier (Finanzreferentin) Mag.a Elke Mayerhofer (Fi-nanzreferentin-Stellvertreterin), Stefan Kaineder (Schriftführer), Tobias Reder (Beirat) und Clau-dia Hauschildt-Buschberger (Beiratin); Vertrete-rin der Partei: Dr.in Michaela Heinisch. Die Grüne Bildungswerkstatt OÖ ist an keinem anderen Medium beteiligt

Die grundlegende Richtung: Informiert über das politische Geschehen in Oberösterreich, aber auch über globale gesellschaftspolitische Entwicklun-gen. Die Blattlinie orientiert sich an

den Grundsätzen der Grünen wie ökologisch, basisdemokratisch, gewaltfrei, solidarisch, femi-nistisch und selbst-bestimmt.

Die Redaktion: Mag. Marco Vanek (Chefre-dakteur), Heidi Obermaier, Mag.a Claudia Kolb, Birgit Berghammer Bakk.Komm., Mag. Markus Gusenbauer, Dr. Christian Krall, Mag. Hadmar Hölzl, Mag.a Elke Mayerhofer

Redaktionsadresse: oö.planet, Landgutstraße 17, 4040 Linz, Tel.: 0732/73 94 00Elektronische LeserInnenreaktionen an [email protected]

MitarbeiterInnen und AutorInnen: Margit Kern, Bernhard Steinmaurer, Mag.a Claudia Hössinger Dr. René Freund, Mag.a Barbara Vanek, Michel Reimon, Gottfried Hirz, Sojah Luddin, Jürgen Affenzeller, Alfred Pointner

Korrektorat: Mag.a Barbara Vanek

Fotos: bilderbox.com, istock, Grünes Archiv, Mag. Marco Vanek, Mag. Gerhard Nieder-leuthner, Tamara Geyerhofer, private Archive

Karikatur: Mag. Michael SchneiderGestaltung: agentur g+, Mag. Gerhard Niederleuthner und Gernot Wartner

Produktion: Mag.a Barbara Vanek, Mag. Gerhard Niederleuthner

Schlussredaktion: Mag. Marco Vanek,

Adressenverwaltung: Nina Bikic, Tel.: 0732/73 94 00-429, [email protected]

Druck: Wimmer Medien Druck, LinzVerbreitete Auflage: 22.000 Stück

Die nächste Ausgabe des oö.planet erscheint am 5. Juni 2015

oö.planet verlost 1 Festivalpass (inkludiert Festival-Tasche, Festivalzeitung und Umhängeband) sowie 2 x 2 Freikarten

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TEXT JÜRGEN AFFENZELLER

Fakt ist: Wer beim Eier-Einkauf nicht nur auf das Geld schaut, sondern auch Ei-er aus untadeliger Tierhaltung bezie-hen will, der ist auch mit dem Thema der Vernichtung von männlichen Küken

konfrontiert - auch in der Bio-Produktion. Denn die „Brüder der Legehennen“ legen keine Eier und werden daher als wertlos betrachtet. Allei-ne in Europa werden jährlich rund 350 Millionen männliche Küken meist schon am Tag ihrer Ge-burt getötet, um zu Tierfutter weiterverarbeitet zu werden. War es früher selbstverständlich, Henne und Gockel gemeinsam zu nutzen, ist diese Prak-tik in den letzten Jahrzehnten zunehmend aufge-geben worden. „Immer mehr, immer größer und immer schneller“ ist seit vielen Jahren die Devise in der Lebensmittelproduktion – nicht nur in der Hühnerhaltung.

In der Landwirtschaft werden jene Tiere verwen-det, die entweder gut Eier legen oder gut wachsen. Eier legen zählt zu den weiblichen Eigenschaften, Muskel- und Fleischansatz zu den männlichen. Al-

so hat sich die Geflügelzucht zunehmend in zwei Linien getrennt. Moderne Legehennen legen bis zu 340 Eier pro Jahr, wachsen aber nicht, auch die Hähne nicht! Masthühner wachsen dafür um-so schneller und erreichen in 30 Tagen das ge-wünschte Schlachtgewicht.

Die Alternative ist der Einsatz von sogenannten Zweinutzungshühnern als Lege- sowie Masthuhn, die sowohl genug Eier legen als auch Fleisch an-setzen. Die Brüder von Legehennen werden also zur Hähnchenmast verwendet. Voraussetzung für den Siegeszug der Zweinutzungshühner ist, dass die Menschen ihre Legehennenbrüder essen und den Mehrpreis für das Zweinutzungsei zahlen, der sich daraus ergibt, dass die Hennen weniger und etwas kleinere Eier legen.

Die Grünen engagieren sich daher für mehr Bewusstsein beim Lebensmitteleinkauf, für die Berücksichtigung von Tierschutzstandards bei den Agrarförderungen an Landwirte und natür-lich für den Ausbau der biologischen Landwirt-schaft, wo die Tierschutzstandards auch deut-lich höher sind.

Zweitnutzungshuhn!Alle Ostern wieder stellt man sich spätestens beim Pecken die Frage, woher die eigenen Ostereier eigentlich kommen und ob man mit Bio-Eiern nun eigentlich wirklich mehr zum Abbau der Legehennen-Haltung tun kann.

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OÖ.PLANET #86 | FRÜHLING 2015 GRÜNES LEBEN 15

Was ist ein perfektes Lebensmittel?

Es enthält alle essentiellen Aminosäuren in einem ausgewogenen Ver-hältnis, ist sehr nahrhaft und bekömmlich. Es ist lebensspendend - das Hühnerei! In allen Kulturen wurde das Ei wertgeschätzt. In meiner Kindheit war es etwas ganz Besonders, vom Wochenendausflug bei den Verwandten mit 10 oder mehr Eiern in der Tragtasche nach Hause

zu fahren. Die Eltern sprachen die ganze Fahrzeit nur mehr von Eiern. Gut, das war vor knapp 50 Jahren. Mit der industriellen Tierhaltung und Billigpreisen ist diese Wertschätzung verschwunden. Dazu kam noch von medizinischer Seite der Trugschluss, dass das Ei für diverse Wohlstandserkrankungen verantwortlich ist. Ganz falsch liegen sie ja nicht, da mittlerweile Bestandteile vom Ei in „dena-turierter Form“ in hunderten Lebensmitteln verarbeitet werden und wir uns nicht mehr bewusst sind, wann und wie oft wir Ei essen. Kurz und schonend erhitzt, als Frühstücksei, Rührei oder Spiegelei, ist es ein überaus wertvolles Lebensmit-tel. Beim Trennen, Aufschlagen, vermischen mit Weißmehl und Zucker, ab ins Rohr bei 180 Grad für 60 Minuten, da schaut die Bilanz anders aus. Im Vergleich zum Kuchen ist Mousse au Chocolat nach Originalrezept irgendwie gesund. Beim Kauf kommt natürlich nur Bio-Ei in Frage, denn es wurde wissenschaftlich bewiesen, dass sich Futter, Tageslicht und Bewegung entscheidend auf die Qualität auswirken.

Alfred Pointner ist Küchenchef im Linzer Restaurant „Gelbes Krokodil“.

Hot-PotAlfred Pointner gibt seinen Senf dazu...

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TEXT MARCO VANEK

Dieser Test hatte es diesmal in sich. Die Redaktion kostete sich durch die Kalorienwucht von sechs verschie-denen Sorten Schokolade-Eier. Da es unzählige Eierfüllungen gibt, haben

wir uns für die fettreichste und süßeste Variante entschieden: Nougat.

Von der ersten Test-Reihe war für das Kost-Team sehr ernüchtert: Eine Sorte schmeckte „sehr bil-lig“, die andere „zu chemisch“, eine „nach Senf und Ildefonso“ und eine sogar „nach gar nichts“.

Schön langsam machten sich aber bei einigen Tes-terInnen die Mägen bemerkbar und verlangten zur Unterdrückung des Übelkeitsgefühls nach Hoch-prozentigem. In der letzten Testrunde aßen sich einige weit in die Übelkeitszone hinein. Die Kür des Sieger-Eies war schließlich einvernehmlich: Das Nougat-Ei von Pischinger aus Wien. Ein-helliger Befund: zwar etwas zu süß, aber feiner Geschmack und edler Geruch. Wem ein ganzes Ei zu viel ist, diese Sorte lässt sich ganz leicht in zwei Teile brechen. Übrigens: das gesamte Sortiment der Marke Pischinger wurde vor kurzem auf Fair-Trade-Kakao umgestellt. Zwar nicht bio-zertifiziert, aber immerhin.

Süße VersucheDie oö.planet-Redaktion testete Schokoeier bis zum Schlechtwerden.

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TEILZEIT

Eier-SalaaaaatWas heute schon alles provozieren kann...

TERMINE OÖ.PLANET #86 | FRÜHLING 201516

TEXT RENÉ FREUND

Der Theaterverein in unserem schönen kleinen Ort spielt im Sommer meine Komödie „Ausgespielt!“. Sie handelt von zwei arbeitslosen Schauspielern, die in eine Kleinstadt kommen und

von den Mächtigen dort für verdeckte Ermittler der Korruptionsstaatsanwaltschaft gehalten wer-den. Was natürlich zu zahlreichen Turbulenzen führt. Die beiden vermeintlichen „Ermittler“ ge-nießen, dass sie plötzlich umschwärmt werden und nutzen die Situation, um die Mächtigen der Stadt und ihre Machenschaften bloßzustellen.

Keiner der Schauspieler hat irgendeine Scheu davor, im Stück den Bürgermeister, den Pfarrer, den Wirt, den Bankdirektor und den Polizisten durch den Kakao zu ziehen, im Gegenteil, man freut sich darauf. Und man weiß Stück und Rea-lität zu unterscheiden. Aber bei einer Szene kam es bei den Vorgesprächen zu einer kleinen Dis-kussion: Die „Ermittler“ wollen den Bürgermeister ein bisschen quälen und sagen ihm, er müsse eine Moschee bauen lassen. Daraufhin schwört dieser, dass er schon lange eine Moschee bauen wolle: „Unsere Bürger lechzen geradezu danach!“ Und er fügt den blöden Witz hinzu: „Der Muezzin ist übrigens ein hungriger Mann. Er ruft immer: Eier-Salaaaaat!“

Nun war die Frage, soll man den kleinen Witz in Zeiten wie diesen im Text lassen oder nicht? Allen war klar: der Eiersalat muss bleiben. Ich meinte, hier wird ja nicht der Islam bloßgestellt, sondern allenfalls der Wirt. Seltsam aber, dass die Frage überhaupt auftauchte: Vor einem Jahr noch wäre es keinem eingefallen, sich über „Eier-Salaaaaat“ den Kopf zu zerbrechen. Das zeigt, dass der Terror der Islamisten selbst in einem kleinen, entlegenen Ort wie dem unseren angekommen ist.

In meinem Stück gibt es einige Seitenhiebe ge-gen die Besitzgier der katholischen Kirche. Die Aufklärer haben in der westlichen Welt seit Jahr-hunderten dafür gekämpft, dass so etwas möglich ist, ohne auf dem Scheiterhaufen zu enden. Nun dürfen wir das Stück sogar im Pfarrhof spielen. Danke sehr, Herr Pfarrer! Wie man sieht, es gibt so etwas wie Fortschritt. Und den sollten wir uns nicht nehmen lassen. Weder von religiösen Fana-tikern noch von Leuten, die „Deutsch“ zur neuen Religion erheben.

René Freund lebt als Schriftsteller in Grünau im Almtal.

MÄRZ 2015

ab Fr. 27. März wöchentlichDie Grüne Radrettung Linz Grüne Radrettung in den Stadtteilen: Kompetente MechanikerInnen aus der Linzer Radszene überprüfen dein Fahrrad und geben Profitipps. Ein Servicecheck und kleine Reparaturen werden vor Ort durchgeführt. Termine: www.linz.gruene.at/radrettung oder 0732/73 94 44

Sa. 28.3., 17.00 UhrTsatsiki, Tintenfische und erste KüsseOrt: Volkshaus, Ferdinand-Markl-Stra-ße, Ferdinand-Markl-Str. 4, Linz-UrfahrDas Kinoerlebnis für die ganze Familie! Eintritt frei – ohne AltersbeschränkungNähere Infos: www.gruenschnabel.at

APRIL 2015Fr. 17.4., 17.00 Uhr70 Schritte zur ErinnerungOrt: Hauptplatz, Kirchdorf an der KremsSprachloses Gedenken an den„Todesmarsch“ im Bezirk Kirchdorf vor 70 JahrenNähere Infos: www.ooe.gruene.at oder 0732/73 94 00

Sa. 18.4., 9.30 UhrGlobaler Aktionstag gegen TTIP, CETA und TiSA Ort: Musiktheater Linz Die „Initiativplattform TTIP stoppen für OÖ“ lädt zum europaweiten Aktionstag gegen die geplanten Freihandelsab-kommen: Es darf kein Freihandelsab-kommen auf Kosten von Umwelt- und Sozialstandards geben! Setzen wir auch in Linz gemeinsam ein Zeichen!Nähere Infos: www.linz.gruene.at oder 0732/73 94 44

Sa. 25.4., 15.00 Uhr StartGrünes Laufteam beim 27. Internationalen Linzer 3-BrückenlaufOrt: Grünes Haus, Landgutstr. 17, Linz-UrfahrSo wie in den letzten Jahren wollen

die Grünen Linz auch heuer wieder mit möglichst vielen LäuferInnen in Grünen T-Shirts ein Zeichen setzen! Nähere Infos www.3-brueckenlauf.at, Anmeldung bis spätestens 17.4. per Email: [email protected] oder Tel.: 0732/73 94 44

So. 26.4., 10.00 bis 17.00 UhrGemeinsam Garteln und Pflanzen tauschenOrt: Büro der Grünen Linz, Altstadt 22a, LinzAuch heuer öffnen die Grünen Linz im Rahmen des Tages der Offenen Tür in der Altstadt wieder das Büro: Es sind alle herzlich eingeladen vorbei zu kommen und gemeinsam den Bürogarten zu bepflanzen. Nähere Infos: www.linz.gruene.at oder 0732/73 94 44

MAI 2015Mi. 6.5., 9.00 bis 16.00 UhrWildkräuterkochen mit Susanne PustOrt: Haus der Frau, Volksgartenstr. 18, LinzBei einem Spaziergang sammeln wir frische Kräuter und bereiten anschließend daraus im Haus der Frau ein mehrgängiges Menü zu. Anmeldung: [email protected] oder 0732/73 94 00-507

Do. 14.5., 10.00 bis 19.00 UhrErlebnis BODEN – BODEN erleben mit Landesrat Rudi AnschoberOrt: Landesgartenschau, Sisipark, Bad IschlFamilienfest im Rahmen der Landesgartenschau - das Bodenfest für Groß und Klein: Was ist Boden? Ton, Sand, Lehm, Humus? Nähere Infos: www.anschober.at

Do. 21.5., 10.00 bis 11.45 Uhr Politik hautnah – Besuch des OÖ. LandtagsOrt: Landhaus LinzNähere Infos und Anmeldung: www.frauen.ooe.gruene.at oder 0732/73 94 00-430

Fr. 22.5., 15.00 bis 18.00 UhrWir essen die Linzer Stadt(Natur!)Ort: Linzer StadtgebietDie Wanderung eignet sich für alle Al-tersgruppen inkl. Familien mit Kindern!Nähere Infos und Anmeldung: www.frauen.ooe.gruene.at oder 0732/73 94 00-430

Termine

Die Grünen OÖ – Die Grüne AlternativeLandgutstraße 17, 4040 Linz Tel. 0732/73 94 00 Fax DW -556Mail [email protected] Web www.ooe.gruene.at

Die Grüne Bildungswerkstatt OÖ Dr.-Karl-Renner-Plz. 5, 4800 Attnang-Puchheim Tel. 07674/64 218 Fax DW -4Mail [email protected] Web www.ooe.gbw.at

oö.planet – Grüne Zeitung für OÖLandgutstr. 17, 4040 Linz

Tel. 0732/73 94 00Fax 0732/73 94 00-556

LeserInnenzuschriften: Mail [email protected]

Abo verwaltung: Nina BikicTel. 0732/73 94 00-429 Mail [email protected]

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Quelle: Statistik Austria

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