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HAFENCITY Ein sonniger Tag in der HafenCity. Auf dem Dach des Unilever-Ge- bäudes sitzen die Mitarbeiter auf Holzbän- ken, Männer lockern für einen Moment die Krawatten, Frauen blinzeln entspannt in die Sonne. Einige beraten sich, andere genießen den Frühlingstag, die frische Luft, den Blick über den Hafen und die HafenCity. Wer hier arbeitet, für den liegt die kleine Auszeit in der Natur ganz nah: Er muss nur mit dem Fahr- stuhl auf das Dach im sechsten Stock fahren, um ins Grüne zu gelangen. Auf einer v-för- migen Grünfläche wachsen Wolfsmilch und Pfennigkraut, Schnittlauch, Magerrasen und Sukkulente. Genutzt wird das firmeneigene Naherholungsgebiet von Unilever-Mitarbei- tern – das ganze Jahr über, nur bei Schnee und Eis bleibt es geschlossen. „Weil die Natur in der HafenCity noch relativ wenig Raum hat, haben wir uns bewusst für ein Gründach ent- schieden“, sagt Birgit Olbrich, die bei Unilever als SHE Manager DACH für Arbeitssicherheit, Gesundheit und Umwelt zuständig ist. „Hier können wir die Herausforderungen des All- tags für kurze Zeit vergessen.“ Der Gestaltung von Dächern kommt in der HafenCity eine besondere Bedeutung zu. Das Dach ist hier eine besondere „fünfte Fassade“. Etliche der bisher entstandenen Dachflächen werden dieser Rolle nicht gerecht, weil sie zum Zweck der Baukostensenkung ganz oder überwiegend mit Gebäudetechnik belegt wurden. Im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsstrate- gie hat die HafenCity Hamburg GmbH (HCH) allerdings schon früh dafür gesorgt, dass Dachflächen bei der ressourcenschonenden Wärme- und Energieversorgung einbezogen wurden. So montierte der Energieversorger Vattenfall gemäß dem Vertrag mit der HCH auf den Dächern der Wohngebäude in der westlichen HafenCity auf 1.800 Quadrat- metern solarthermische Anlagen zur Warm- wasserversorgung. Ebenso hat Greenpeace Deutschland auf dem Dach der neuen Zent- rale am Magdeburger Hafen eine 420 Quad- ratmeter große Photovoltaikanlage und drei Windräder zur teilweisen Deckung des eige- nen Strombedarfs installieren lassen. Doch bereits mit der Entwicklung der ersten Quartiere sind in der westlichen HafenCity private Dachterrassen entstanden, beispiels- weise am Kaiserkai oder auf dem Centurion Commercial Center am Grasbrookpark. Auch beim Unilever-Gebäude, das Ende 2011 mit dem Umweltzeichen HafenCity in Gold ausgezeichnet wurde, spielt die grüne Dachnutzung eine Rolle. Auf dem Dach ge- deiht eine „pflegearme Extensivbegrünung“. Nur die Sträucher in den Kübeln werden be- wässert, die übrigen Pflanzen bleiben weit- gehend sich selbst überlassen. „Wenn es im Sommer länger nicht regnet, dann färbt sich das Dach eben braun“, so Birgit Olbrich. Gut 500 Meter weiter östlich, in der Shang- haiallee ist die Saison ebenfalls eröffnet. Über dem Ökumenischen Forum HafenCity wid- men sich drei Bewohnerinnen des Hauses auf der gemeinsamen Dachterrasse der Gartenar- beit. Sie pflanzen Stauden, schneiden Rosen, platzieren Kübel. Da die rund 300 Quadratme- ter große Fläche mit Steinplatten belegt ist, wachsen die Pflanzen in Kübeln und Töpfen: Petersilie, Rosmarin und Thymian, Dahlien, Rittersporn und Lorbeerbäume. „Wir probie- ren noch aus, was hier am besten wächst“, sagt Monika Vogelmann von der Dachgar- tengruppe. Vor allem mittags, am Nachmit- tag und abends kommen die Bewohner aufs Dach, um die Sonne zu genießen, zu lesen oder zu klönen. „Wir sind froh, im Grünen sit- zen zu können“, erzählt Monika Vogelmann. Samstagmorgen wird häufig zusammen ge- frühstückt, auch Ostern und Silvester feiern viele Bewohner auf dem Dach. Für den Gar- ten engagiert sich das ganze Haus: Der Gieß- dienst geht reihum, jede Partei spendet Geld für die Bepflanzung mit Bäumen und Blumen, viele haben ihre Gartenmöbel aufs Dach ge- stellt. So wird es weiter belebt, seit Kurzem hat dort sogar ein Bienenvolk sein neues Zu- hause gefunden, in einer Holzkiste. Und bald wollen die Dachgärtner des Ökumenischen Forums auch wieder Obst und Gemüse pflan- zen. Die Ernte wird geteilt, und wer kochen möchte, findet seine Zutaten mit etwas Glück auf dem Dach. Einer der jüngsten Dachgärten findet sich derzeit auf den Elbarkaden: Rasen und He- cken begrünen seit einigen Wochen das zwei- te Obergeschoss des nördlichen Gebäudeteils. Genutzt wird die Grünfläche von den Mietern und ihren Kindern. Künftig werden grüne Dä- cher im Stadtteil noch erheblich mehr Spiel- raum haben. In der zentralen und östlichen HafenCity, wo Warmwasser großenteils aus regenerativen Energien gewonnen wird, hat Solarthermie für die Wärmeversorgung an Bedeutung verloren. Damit werden im Elbtor- quartier, am Lohesepark und im Baakenhafen die Dächer frei für die interne Stromversor- gung, aber auch für Nutzungen rund ums Pflanzen, Ernten und Im-Grünen-Sitzen. Wur- den bisher vorwiegend Dachflächen begrünt, die nicht NEWS HAFENCITY HAMBURG JUNI 2014 Fotos: Miguel Ferraz Araújo (4) Dachnutzungen haben im Umfeld hochverdichteter Innenstädte eine besondere Bedeutung, so auch in der HafenCity. Die Dächer des neuen Stadtteils werden auf vielfältige Art genutzt: als Standort für Haus- und Solartechnik, als Pausenhof, als Terrasse oder auch als Garten Über den Dächern der HafenCity Fortsetzung auf Seite 2 3 IN DIESER AUSGABE: Neues Design-Zentrum Hintergründe zur Eröffnung von designxport Seite 3 Überseequartier, Teil 2 Ein offenes Konzept: Wie es im Süden weitergeht Seite 4–5 Tanzen in der HafenCity Tango, Swing und mehr Seite 7 Sommer 2014 Kultur und Events am Hafenbecken Seite 8 Vom Glück des Dachgartens: Ob „Urban Gardening“, Solarfarm oder Grünfläche – intelligente Dachnutzungen tragen viel zur Qualität und Nachhaltigkeit der Gebäude bei Grüne Dächer für mehr Qualität WWW.HAFENCITY.COM 1

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HAFENCITY Ein sonniger Tag in der HafenCity. Auf dem Dach des Unilever-Ge-bäudes sitzen die Mitarbeiter auf Holzbän-ken, Männer lockern für einen Moment die Krawatten, Frauen blinzeln entspannt in die Sonne. Einige beraten sich, andere genießen den Frühlingstag, die frische Luft, den Blick über den Hafen und die HafenCity. Wer hier arbeitet, für den liegt die kleine Auszeit in der Natur ganz nah: Er muss nur mit dem Fahr-stuhl auf das Dach im sechsten Stock fahren, um ins Grüne zu gelangen. Auf einer v-för-migen Grünfläche wachsen Wolfsmilch und Pfennigkraut, Schnittlauch, Magerrasen und Sukkulente. Genutzt wird das firmeneigene Naherholungsgebiet von Unilever-Mitarbei-tern – das ganze Jahr über, nur bei Schnee und Eis bleibt es geschlossen. „Weil die Natur in der HafenCity noch relativ wenig Raum hat, haben wir uns bewusst für ein Gründach ent-schieden“, sagt Birgit Olbrich, die bei Unilever als SHE Manager DACH für Arbeitssicherheit, Gesundheit und Umwelt zuständig ist. „Hier können wir die Herausforderungen des All-tags für kurze Zeit vergessen.“

Der Gestaltung von Dächern kommt in der HafenCity eine besondere Bedeutung zu. Das Dach ist hier eine besondere „fünfte Fassade“. Etliche der bisher entstandenen Dachflächen werden dieser Rolle nicht gerecht, weil sie

zum Zweck der Baukostensenkung ganz oder überwiegend mit Gebäudetechnik belegt wurden. Im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsstrate-gie hat die HafenCity Hamburg GmbH (HCH) allerdings schon früh dafür gesorgt, dass Dachflächen bei der ressourcenschonenden Wärme- und Energieversorgung einbezogen wurden. So montierte der Energieversorger Vattenfall gemäß dem Vertrag mit der HCH auf den Dächern der Wohn gebäude in der westlichen HafenCity auf 1.800 Quadrat-metern solarthermische Anlagen zur Warm-wasserversorgung. Ebenso hat Greenpeace Deutschland auf dem Dach der neuen Zent-rale am Magdeburger Hafen eine 420 Quad-ratmeter große Photovoltaikanlage und drei Windräder zur teilweisen Deckung des eige-nen Strombedarfs installieren lassen.

Doch bereits mit der Entwicklung der ersten Quartiere sind in der westlichen HafenCity private Dachterrassen entstanden, beispiels-weise am Kaiserkai oder auf dem Centurion Commercial Center am Grasbrookpark.

Auch beim Unilever-Gebäude, das Ende 2011 mit dem Umweltzeichen HafenCity in Gold ausgezeichnet wurde, spielt die grüne Dachnutzung eine Rolle. Auf dem Dach ge-

deiht eine „pflegearme Extensivbegrünung“. Nur die Sträucher in den Kübeln werden be-wässert, die übrigen Pflanzen bleiben weit-gehend sich selbst überlassen. „Wenn es im Sommer länger nicht regnet, dann färbt sich das Dach eben braun“, so Birgit Olbrich.

Gut 500 Meter weiter östlich, in der Shang-haiallee ist die Saison ebenfalls eröffnet. Über dem Ökumenischen Forum HafenCity wid-men sich drei Bewohnerinnen des Hauses auf der gemeinsamen Dachterrasse der Gartenar-beit. Sie pflanzen Stauden, schneiden Rosen, platzieren Kübel. Da die rund 300 Quadratme-ter große Fläche mit Steinplatten belegt ist, wachsen die Pflanzen in Kübeln und Töpfen: Petersilie, Rosmarin und Thymian, Dahlien, Rittersporn und Lorbeerbäume. „Wir probie-ren noch aus, was hier am besten wächst“, sagt Monika Vogelmann von der Dachgar-tengruppe. Vor allem mittags, am Nachmit-tag und abends kommen die Bewohner aufs Dach, um die Sonne zu genießen, zu lesen oder zu klönen. „Wir sind froh, im Grünen sit-zen zu können“, erzählt Monika Vogelmann. Samstagmorgen wird häufig zusammen ge-frühstückt, auch Ostern und Silvester feiern viele Bewohner auf dem Dach. Für den Gar-ten engagiert sich das ganze Haus: Der Gieß-dienst geht reihum, jede Partei spendet Geld für die Bepflanzung mit Bäumen und Blumen,

viele haben ihre Gartenmöbel aufs Dach ge-stellt. So wird es weiter belebt, seit Kurzem hat dort sogar ein Bienenvolk sein neues Zu-hause gefunden, in einer Holzkiste. Und bald wollen die Dachgärtner des Ökumenischen Forums auch wieder Obst und Gemüse pflan-zen. Die Ernte wird geteilt, und wer kochen möchte, findet seine Zutaten mit etwas Glück auf dem Dach.

Einer der jüngsten Dachgärten findet sich derzeit auf den Elbarkaden: Rasen und He-cken begrünen seit einigen Wochen das zwei-te Obergeschoss des nördlichen Gebäudeteils. Genutzt wird die Grünfläche von den Mietern und ihren Kindern. Künftig werden grüne Dä-cher im Stadtteil noch erheblich mehr Spiel-raum haben. In der zentralen und östlichen HafenCity, wo Warmwasser großenteils aus regenerativen Energien gewonnen wird, hat Solarthermie für die Wärmeversorgung an Bedeutung verloren. Damit werden im Elbtor-quartier, am Lohesepark und im Baakenhafen die Dächer frei für die interne Stromversor-gung, aber auch für Nutzungen rund ums Pflanzen, Ernten und Im-Grünen-Sitzen. Wur-den bisher vorwiegend Dachflächen begrünt, die nicht

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Dachnutzungen haben im Umfeld hochverdichteter Innenstädte eine besondere Bedeutung, so auch in der HafenCity. Die Dächer des neuen Stadtteils werden auf vielfältige Art genutzt: als Standort für Haus- und Solartechnik, als Pausenhof, als Terrasse oder auch als Garten

Über den Dächern der HafenCity

Fortsetzung auf Seite 2 3

IN DIESER AUSGABE:

Neues Design-Zentrum Hintergründe zur Eröffnung von designxport Seite 3

Überseequartier, Teil 2 Ein offenes Konzept: Wie es im Süden weitergeht Seite 4–5

Tanzen in der HafenCity Tango, Swing und mehr Seite 7

Sommer 2014 Kultur und Events am Hafen becken Seite 8

Vom Glück des Dachgartens: Ob „Urban Gardening“, Solarfarm oder Grünfläche – intelligente Dachnutzungen tragen viel zur Qualität und Nachhaltigkeit der Gebäude bei

Grüne Dächer für mehr Qualität

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HafenCity News: Hamburg hat sich vor Kurzem eine Gründach-Strategie verord-net. Welche Rolle spielen Gründächer heute in der Innenstadt?Wolfgang Dickhaut: Sie sind eine wirksa-me Maßnahme, um auf den Klimawandel zu reagieren. In Zukunft werden wir mit mehr Niederschlägen und höheren Tem-peraturen zu rechnen haben. Gründächer reduzieren den Wasserabfluss und ver-bessern das Mikroklima. Zudem wird die Stadt weiter verdichtet, deshalb ist es sinnvoll, brachliegendes Potenzial auf Flachdächern zu nutzen und einen Teil der verloren gegangenen Grünflächen auf den Dächern zu realisieren. HafenCity News: Grüne Dächer reduzie-ren den Wasserabfluss? Wie genau ma-chen sie das?Wolfgang Dickhaut: Normalerweise fließt das Regenwasser unmittelbar und sehr schnell in die Kanalisation und in die Gewässer ab. Gründächer speichern hin-gegen einen Teil des Wassers im Boden und verlangsamen den Wasserabfluss erheblich, sie wirken als sogenannte Re-tentionsräume. Langfristig verdunstet dadurch generell ein Teil des Regenwas-sers auf den Dächern.HafenCity News: Verdunstung wirkt sich ja auch auf die Umgebungstemperatur aus. Welchen Einfluss haben Gründächer bei hohen Temperaturen?Wolfgang Dickhaut: Sie wirken den hö-heren Durchschnittstemperaturen in den Innenstädten, sogenannten Hitze inseln, entgegen, denn Gründächer heizen sich deutlich weniger stark auf als beispiels-weise Flachdächer aus schwarzer Dach-pappe, auf denen es im Sommer bis zu 80 Grad heiß werden kann. Die Verduns-tung hat eine kühlende Wirkung. Dieser Effekt macht sich besonders in der Nacht bemerkbar: Während die Innenstädte typischerweise kaum abkühlen, sinkt die Temperatur in ländlichen Gegenden nachts schneller und stärker – zum Vorteil der Bewohner.HafenCity News: ... die auf dem Land al-so besser schlafen können. Was tragen Gründächer außerdem zur Lebensquali-tät ihrer Nutzer bei?Wolfgang Dickhaut: Neben den ökologi-schen Aspekten spielt in innerstädti-schen, stark verdichteten Bereichen die Aufenthaltsqualität eine große Rolle. Ein gelungenes Gründach sollte begehbar sein und einen Platz schaffen, an dem sich die Kollegen oder Nachbarn treffen und den sie wie einen Garten zum Erho-len, Essen und Trinken nutzen können. HafenCity News: Nun hat ja ein echter Garten andere Wachstumsvoraussetzun-gen als ein Gründach in, sagen wir, 30 oder 40 Metern Höhe. Wie sollte man so ein grünes Dach bepflanzen?Wolfgang Dickhaut: Das hängt natürlich in erster Linie von den Nutzungsansprü-chen ab. Wer wenig Pflegeaufwand be-treiben möchte, muss eine Extensivbe-

grünung mit anspruchslosen Sedumarten wählen, die ohne Bewässerung auskom-men. Wem die Aufenthaltsqualität sehr wichtig ist, der nimmt eine Intensivbe-grünung mit Sträuchern oder Blumen-wiese. Das erfordert aber auch eine höhe-re Schichtdicke, andere Systeme zur Bewässerung und insgesamt mehr Pfle-ge. In jedem Fall würde ich Pflanzen wäh-len, die in unseren Breitengraden wach-sen und nicht stark bewässert werden müssen.HafenCity News: Unterbau und Bewäs-serungsanlagen können also variieren. Was muss man für das grüne Dach aus baulicher Sicht beachten?Wolfgang Dickhaut: Extensivbegrünung hat eine Schichtdicke von etwa zehn Zen-timetern, daraus ergeben sich für das Ge-bäude keine zusätzlichen statischen An-passungen. Bei der Intensivbegrünung mit mehr als 40 Zentimetern Schichtdicke ist das etwas anderes, insbesondere des-halb, weil diese Schichten ja zusätzlich zum eigenen Gewicht noch Wasser auf-nehmen.HafenCity News: Lohnt sich der Mehrauf-wand in der Herstellung finanziell?Wolfgang Dickhaut: Das kommt drauf an, wie man es betrachtet. In der Investiti-onsphase kosten Gründächer mehr Geld, mittelfristig amortisieren sich aber diese Kosten, weil die Bepflanzung das Dach besser vor UV-Strahlung schützt. Damit steigt seine Lebensdauer. Für Mieter kann es sich ebenfalls lohnen: Wer ein Grün-dach hat, zahlt in vielen Städten – übri-gens auch in Hamburg – weniger Abwasser gebühren. HafenCity News: Was glauben Sie, wel-che Entwicklungen Gründächer künftig nehmen werden?Wolfgang Dickhaut: Sie werden in den Städten sicher weiter an Bedeutung ge-winnen. Die Kommunen werden noch mehr Anreize für Gründächer schaffen, und auch Investoren werden sich für sie entscheiden, weil sie die höhere Aufent-haltsqualität gut vermarkten können.

schon durch Gebäudetechnik wie Aufzugsüberfahrten, Abluft- und Kühlungsanlagen belegt waren, kann die Vegetation nun auch mal Vorrang haben – ein Konzept, das die Baugemein-schaft Dock 71 am Lohsepark umsetzen wird. Wenn das Gebäude Anfang 2016 fertigge-stellt ist, werden private und gemeinschaftli-che Dachterrassen, Extensiv- und Intensivbe-grünung, Obst- und Gemüsebeete das fünfte und sechste Obergeschoss belegen, verteilt auf rund 1.200 Quadratmetern. Inzwischen sind auch für das Gebäude auf dem Baufeld 33 gemeinschaftliche Dachgärten geplant. Das Projekt der Baugemeinschaft Am Grasbrook-park, der HANSA-Wohngenossenschaft und der Grundstücksgesellschaft Roggenbuck soll in zwei Jahren realisiert sein.

Um die Nachhaltigkeit der Dachnutzun-gen zu steigern, stellt der Goldstandard des HafenCity-Umweltzeichens seit 2010 für alle Gebäudeentwicklungen verbindliche Forde-rungen auf: Wer in der Kategorie 2, also beim nachhaltigen Umgang mit öffentlichen Gü-tern, punkten möchte, muss mindestens 80 Prozent des Dachs als Gründach, solaraktive Fläche und/oder Aufenthaltsort realisieren.

Damit werden in der HafenCity künftig we-niger graue, dafür aber deutlich mehr grüne Dächer entstehen. Gründächer bieten nicht nur zusätzliche Freizeitflächen mit hoher Auf-

enthaltsqualität, vor allem in den Innenstäd-ten haben sie auch Vorteile für die Umwelt. Sie schaffen Lebensraum für Tiere und verbessern die Luftqualität, da ihre Vegetation Sauerstoff produziert und Kohlendioxid bindet. Gründä-cher bleiben selbst an heißen Tagen relativ kühl. Und schließlich entlasten sie die Siele, indem sie Niederschläge zurückhalten. Die HafenCity Universität, die vor Kurzem einen Neubau in der HafenCity bezogen hat, wird diesen Effekt auf ihrem extensiven Sedum-dach weiter erforschen (siehe Interview).

Aber es sind nicht nur grüne Dächer, die die HafenCity bereichern: Die Katharinenschule nutzt ihr Dach im fünften Stock als Pausenhof. In den Pausen und am Nachmittag toben Schü-lerinnen und Schüler zwischen vier und zehn Jahren über das blau-grün-gelb-rot-orange Dach. Auf der Nordseite spenden Sonnensegel Schatten. Stahlträger und ein hoher Zaun, an dem Weinreben hochranken, grenzen die rund 1.000 Quadratmeter große Spielfläche ein. „Für uns lag diese Lösung nahe, weil unsere Außenflächen sehr klein sind“, erzählt Ulrike Barthe-Rasch, die die Grundschule leitet, „die Kinder sind begeistert.“ Im Sommer soll jede Klasse ein Patenbeet bekommen.

Ein Buntdach mit grüner Note also. Man darf gespannt sein, was sich die Bauherren für die östliche HafenCity künftig noch alles einfallen lassen.

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„Grüne Dächer tragen zur Nachhaltigkeit bei“Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Dickhaut, Professor für Umweltgerechte Stadt- und Infrastrukturplanung an der HafenCity Universität Hamburg, über den Nutzen von Gründächern

Wenn der Sommer kommt, werden die Veränderungen in der HafenCity atmosphä-risch besonders spürbar. Die Stadtbäume der Straßen, vor einigen Jahren gepflanzt, prägen zunehmend das Straßenbild, genauso wie die grünen Dächer, die immer häufiger in der HafenCity entstehen und die nun mitunter sogar von der Straße aus erkennbar sind. Die Menschen fühlen sich wohl in der HafenCity, nicht nur die Be-wohner und Beschäftigten, auch die Besucher: Neben den bekannten Veranstaltun-gen des Sommers und den Kreuzfahrttagen können sie jetzt das Duckstein-Festival in der HafenCity erleben, die neue blaue Wasserkante von der Baakenhafenbrücke aus genießen und das wachsende Angebot an Gastronomie und Ausstellungen testen.Natürlich wird auch gebaut. Am Lohsepark entstehen teils geförderte Wohnungen mit integriertem Wohnkonzept, Kindergärten und einem Ärztezentrum, aber auch Unternehmenszentralen – alles anspruchsvolle Vorhaben mit langfristiger, urbanis-tischer Qualität. Weitere Bauherren stehen in den Startlöchern.Hinter den Kulissen, aber nach öffentlichen Regeln wird an der Bindung neuer Bau-herren gearbeitet, sowohl für das südliche Überseequartier als auch für den Baaken-hafen, die größten Baustellen der kommenden Jahre. Auch hier steht die dauerhafte Qualität der City-Erweiterung mit ihrem identitätsprägenden architektonischen und nutzungsbezogenen Charakter, der Urbanität der HafenCity, ihrer hohen ökologi-schen Nachhaltigkeit und damit die Qualität für gut ein Jahrhundert im Mittelpunkt. Dafür müssen mit Bauherren, Nutzern und zivilgesellschaftlichen Akteuren manch-mal kleine Berge versetzt werden – trotz der Sommerstimmung in der HafenCity.

Viel Vergnügen bei der Lektüre,

Ihr Jürgen Bruns-Berentelg,Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH

EDITORIAL

INTERVIEW

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Dickhaut

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MAGDEBURGER HAFEN Gut zehn Jahre ist es her, dass Achim Nagel, Geschäftsführer von Primus Develop-ments, die Idee eines Design-Zentrums zum ersten Mal ge-genüber der HafenCity Hamburg GmbH erwähnte. Konzep-tionell stand Dr. Babette Peters von hamburgunddesign Pate, als Standort war der etwas abseits gelegene Brooktorhafen im Gespräch. Heute ist daraus das Gebäudeensemble Elb-arkaden mit mehr als 30.000 Quadratmetern Fläche im Zen-trum der HafenCity geworden – realisiert durch Primus Deve-lopments, DS-Bauconcept sowie der Garbe Group mit Otto Wulff als Bauherren. Die Kernidee von designxport gewinnt unter der Leitung von Dr. Babette Peters eine besondere Sichtbarkeit am Mageburger Hafen.

Hamburg gilt als Hochburg des Designs, rund 14.000 Desi-gner leben und arbeiten hier. Ein aktives Branchennetzwerk existiert seit 1995, seit 1999 koordiniert Babette Peters seine Aktivitäten aus dem siebten Stock des Stilwerks an der Großen Elbstraße heraus. Was fehlte, war ein „Schaufenster für einen der vier größten Teilmärkte der Hamburger Kreativ-wirtschaft“, wie Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz bei der Grundsteinlegung der Elbarkaden 2012 beton te. Ab Juli wird es dieses Schaufenster in den Elbarkaden geben: designxport agiert als Interessenvertretung Ham burger Designer an der Schnitt stelle zwischen Kultur, Wissenschaft, Technologie und Wirtschaft. Corporate- und Kommuni-kationsdesign, Verpackung, Grafik und Marken spielen in Hamburg die Hauptrolle. „Das sind die Spezialitäten in dieser Stadt“, sagt Peters, „und die wollen wir unter anderem am neuen Standort in der HafenCity sichtbar machen.“

Darüber hinaus bietet designxport der Branche Raum und Räume für die Fragen zur Gegenwart und Zukunft des Designs. Diskutiert werden soll etwa, welche Materialien als zukunftsfähig gelten; wie Dienstleistungen für ein Zusammenleben in der Gesellschaft vor dem Hintergrund des sozialen Wandels organisiert werden können oder auch die Rolle der Designer an den künftigen Schnittstellen zwischen Produktdienstleistung und Mensch.

Viele Designbüros haben sich bereits an der Elbe, am Hafenrand und in der City niedergelassen. Der Standort für designxport sollte hamburgisch, attraktiv und öffent-lichkeitswirksam sein. „Die HafenCity vereint vieles vom dem, was wir für wichtig halten. Sie ist ein neuer Stadtteil, den wir mit prägen können und von dem wir uns auch selbst prägen lassen werden“, sagt Peters, Geschäftsführerin der designxport GmbH, als dessen alleiniger Gesellschafter der Förderverein designxport e. V. fungiert. Die designxport GmbH hat zum 1. Januar 2014 alle Aufgaben von hamburgunddesign übernommen; die städtische Initiative zur Designförderung war 1995 von der Wirtschaftsbehörde gegründet und 2008 bei der Kulturbehörde angesiedelt worden.

Schaufenster, Umschlagplatz, Treffpunkt – wie das in der Praxis aussieht, erklärt Babette Peters mit Blick auf ihre Nachbarn: Optisch werde sich designxport von dem Auftritt der iF International Design GmbH deutlich abheben. „Bei uns geht es um Alltag, unsere Dinge können Gebrauchsspuren haben“, sagt die Kunsthistorikerin. Statt gläserner Vitrinen und elektronischer Display wird es bei designxport eine 15 Meter lange Ausstellungswand, etwa für Plakate, geben. An den Arkaden werden Besucher von einem sieben Meter hohen Ausstellungsraum empfangen – hier hängen förderkorbartige Module von der Decke, an denen Objekte hängend präsentiert werden können.

Zum Konzept gehören Ausstellungen, Vorträge sowie öffentliche Veranstaltungen, die über den Tellerrand des eigenen Themas hinausreichen sollen. In der sogenannten „Research Lounge“ finden Besucher Magazine und Literatur, darunter auch bisher unveröffentlichte Abschlussarbeiten von Hochschulen. Zu den festen Bestandteilen zählt weiterhin der „Xshop“, in dem ausschließlich in Hamburg gestaltete Produkte gezeigt und verkauft werden. Am „Ideenkiosk“ können Besucher sich in Bistro-ähnlichem Ambiente treffen und austauschen. „Unser Ziel ist, dass

Menschen vorbeikommen, weil sie dort eine Ausstellung sehen oder eine Veranstaltung besuchen möchten oder auch, weil der Ort als solcher attraktiv ist“, sagt Peters.

designxport kooperiert mit der Hochschule für Bildende Künste (HfBK), der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) und mit der HafenCity Universität, die designxport zum Objekt einer Studie zum Urban Planning und Urban Design erkoren hat. Im Warftgeschoss sollen Animationsfilme aus der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) gezeigt werden. Offen sind bisher Kooperationen mit Hamburger Unternehmen, in denen oder die mit Designern arbeiten. Welche Kontakte in der Nachbarschaft entstehen, müsse man abwarten, sagt Peters.

Ebenfalls offen ist bisher, wo einmal der Haupteingang liegen wird. Zwei Zugänge sind vorhanden, einer an der Warftgeschossebene und ein weiterer auf dem hoch-wassergeschützten Niveau der Stadtloggia – welcher der wichtigere wird, entscheiden die Besucher. „Bisher weiß man einfach nicht, wo die Menschen sich am liebsten aufhalten und wie sie in der HafenCity den Weg zu designxport finden werden“, so Babette Peters. Das zähle eben zu den Unwägbarkeiten des Pionierdaseins.

Im Juli 2014 eröffnet designxport am Magdeburger Hafen seinen neuen Standort. Auf 700 Quadratmetern entsteht ein multifunktionaler Umschlagplatz für Ideen und ein öffentliches Schaufenster für die lokale und regionale Designbranche

Erste Adresse für Hamburger Design

„Under construction“: Im Juli eröffnet designxport seine neuen Ausstellungs- und Eventflächen an den Elbarkaden

KURZ GEFRAGT

WIE STEHT ES UM DEN HANDEL IN DER HAFENCITY?Glaubt man der öffentlichen Bericht-

erstattung, steht der Einzelhandel in der HafenCity offenbar auf verlorenem Posten. Oft und gern wird über Geschäftsaufgaben und Leerstand berichtet. Tatsächlich ist es in Hamburgs jüngstem Stadtteil schon heute gelungen, in den Erdgeschossen mehr als 50.000 Quadratmeter öffentlich-keitsbezogene Nutzungen anzusiedeln – also auf 60 Prozent der fertiggestellten Flächen. Den größten Anteil haben Gastronomie (9.973 qm) und Bildungs-einrichtungen (9.737 qm), gefolgt vom Einzelhandel selbst (9.016 qm). Die 50 Händler und 60 Gastronomen profitieren zwar noch nicht von der Frequenz einer typischen City-Lage, denn zurzeit erzeugen die Bewohner, Beschäftigten und Besucher der HafenCity noch nicht die nötige Lauf-kundschaft. Spätestens mit dem Betrieb

der Elbphilharmonie und der weiteren Ent-wicklung des südlichen Überseequartiers sowie der übrigen Quartiere – auch durch den Status der Speicherstadt als UNESCO-Weltkulturerbe – wird sich die Lage für den Einzel handel grundsätzlich verbessern. Um die Zahl der potenziellen Laufkunden zusätzlich zu erhöhen, findet der Handel in der HafenCity viele kleinere Attraktionen in der Nachbarschaft vor. Zum Urbani-tätskonzept des Stadtteils gehören auch Ausstellungen und Veranstaltungen in Gebäuden oder auf öffentlichen Plätzen sowie besondere Hotel- und Entertain-mentkonzepte, die heute und in Zukunft Besucher anlocken.

Dank mehrerer Mechanismen zur Dämp-fung der Kosten haben viele ansässige Händler und Gastronomen heute bereits ihr Auskommen: So setzt die HafenCity

Hamburg (HCH) in ihren Kaufverträgen mit Bauherren die anteiligen Grundstücks-kosten bei den Erdgeschossflächen an den meisten Standorten niedriger an als bei den Wohnungen oder Büros, damit sich dies mindernd auf die Mieten auswirken kann. Bei Neubauprojekten, etwa am Baakenhafen oder im nördlichen Übersee-quartier, werden die Mietpreisobergrenzen für 15 Jahre festgeschrieben. Und während im Bezirk Mitte die Mieten für Sonder-nutzungsflächen und Außengastronomie bereits 2011 gestiegen sind, wurden diese Mieterhöhungen in der HafenCity erst 2014 wirksam.

Darüber hinaus engagiert sich die HCH für die einzelhandelsgerechte Planung der Erdgeschosslagen und trifft bei Neubau-projekten detaillierte Regelungen in Bezug auf die Sichtbarkeit der EG-Flächen. An

wichtigen Standorten müssen die Inves-toren besondere Kompetenzen im Bereich Einzelhandel nachweisen.

Die bisherige Entwicklung hat gezeigt, dass Angebote, die auf den Bedarf der HafenCity zugeschnitten sind, auch unter den heutigen Umständen erfolgreich sein können, sofern sie auf angemessenen Mietpreisen beruhen. Bei der Entwicklung entsprechender Konzepte bietet die HCH in Zusammenarbeit mit den Hamburger Wirtschaftssenioren Beratung in der Hafen City an. Last but not least unter-stützt die HCH die Koordination der Händ-ler, die sich in der Interessengemeinschaft Gewerbe zusammengeschlossen haben, um ihre Rahmenbedingungen mitzuge-stalten. Der Einzelhandel in der HafenCity ist auf einem klaren Weg zum Erfolg.

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HINTERGRUND

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ÜBERSEEQUARTIER Das südliche Überseequartier im Frühjahr 2014: eine of-fene Fläche, ebenes Bauland mit geringer Ve-getation. In der zehn Meter tiefen Baugrube südlich der Überseeallee, die das Übersee-quartier etwa in der Mitte durchtrennt, steht das Wasser. Ein Platz wie geschaffen für den Sandregenpfeifer, einen in Städten eher sel-ten anzutreffenden Brutvogel, der sein Zu-hause für gewöhnlich im Wattenmeer der schleswig-holsteinischen Küste sucht und findet. Im Sommer letzten Jahres hatten sich etliche Vertreter dieser Spezies im südlichen Überseequartier niedergelassen.

Nach den ursprünglichen Plänen zur Ent-wicklung der HafenCity hätten südlich der Überseeallee 2013, spätestens 2014 bereits die ersten Gebäude stehen sollen. Mit den Hochbauten wurde indes nie begonnen. Die Gründung für die Baufelder 14 und 16 – insgesamt 70.000 Quadratmeter geplante oberirdische Geschossfläche mit zwei Park-geschossen, zwei bis drei Einzelhandelsge-schossen und darüber liegenden Büroflächen – wurde zuvor noch realisiert. Während das nördliche Überseequartier mit einem Inve-stitionsvolumen von gut 360 Millionen Euro noch während der Finanzkrise 2007 bis 2010 gebaut wurde (mit Ausnahme des Alten Ha-fenamts), ist das südliche Überseequartier eine offene Wunde in der Hafen City. Die Bauarbeiten ruhen seit Oktober 2011.

Wie geht es dort weiter? Welche Perspek-tiven hat das Grundstück, das aufgrund seiner zentralen Lage für die gesamte Ent-wicklung des neuen Stadtteils eine ent-scheidende Rolle spielt?

Fest steht: Das Konsortium aus der nieder-ländischen Großbank ING Real Estate, der ebenfalls niederländischen SNS sowie dem

deutschen Immobilienentwickler Groß & Partner, das im Jahr 2005 das mehr als acht Hektar große Gesamtgrundstück erworben hatte, wird seiner Rolle nicht gerecht wer-den können. Auch wenn im Kaufvertrag für das Überseequartier Sicherungsklauseln eingebaut waren, trotz zweier finanzstarker europäischer Banken als Projektpartner und obwohl später die größte europäische Immo-bilienbank als Finanzier gewonnen wurde, trug die Konstruktion nicht durch die Krise. ING zählte Mitte des vergangenen Jahr-zehnts zu den größten Banken Europas, auf der Forbes-Liste der größten Unternehmen der Welt für das Geschäftsjahr 2007 ran-gierte die ING Groep nach Umsatz auf Platz neun. Doch bereits für das darauf folgende Geschäftsjahr 2008 musste die Bank mehr als 170 Millionen Euro Verluste ausweisen.

2009 wurden große Teile des Konzerns durch den niederländischen Staat über-nommen. Im Zuge der Sanierungsstrategie wurden seither viele Geschäftsbereiche und Betei ligungen verkauft. In der Folge zog sich ING – vormals einer der bedeutendsten Ein-zelhandelsentwickler für gemischt genutzte Quartiere – aus vielen europäischen Märkten vollständig zurück und ist im März 2013 auch aus dem Dreierkonsortium Überseequartier ausgeschieden. Seither halten SNS und Groß & Partner jeweils 50 Prozent der Anteile. Doch auch an SNS ging die Finanzkrise nicht schadlos vorüber: Wegen der Immobilien-risiken wurde das Unternehmen Anfang 2013 ebenfalls vom niederländischen Staat über-nommen und heißt heute Propertize.

Bei Vertragsabschluss 2005 musste das In-vestorentrio extrem belastbar erscheinen – heute kann es seine Aufgabe in der Entwick-lung des südlichen Überseequartiers nicht mehr erfüllen.

Erschwerend kommt ein Strategiewech-sel auf Seiten der Stadt Hamburg hinzu: Die Hansestadt hatte im Jahr 2005 angeboten, im südlichen Überseequartier 50.000 Quadrat-meter anzumieten – damit sollte das Finan-zierungsrisiko für das erhebliche Neubauvo-lumen gesenkt und eine Gesamt entwicklung ermöglicht werden. Hamburg plante damals, entweder die Behörde für Stadtentwick-lung (BSU) oder aber das Bezirksamt Mitte inmitten der HafenCity anzusiedeln. Diese Vereinbarung wurde 2013 aufgelöst, sodass

– nachdem die BSU in Wilhelmsburg gebaut wurde – auch das Bezirksamt an einem ande-ren Standort im Bezirk untergebracht werden kann.

Aufgrund der Haushaltsbelastung hatte zu-dem bereits der schwarz-grüne Senat (CDU/GAL) Abstand genommen von der Kofinan-zierung des geplanten Science Centers nach Entwürfen von Rem Koolhaas in Höhe von 46 Millionen Euro. Auch die zugesagten Be-triebszuschüsse wird es nicht geben.

Sowohl institutionell als auch finanziell muss das südliche Überseequartier daher auf eine neue Basis gestellt werden. In sei-nen Grundzügen soll die bisherige Planung beibehalten werden, etwa die Nutzung der Erdgeschosse und des ersten Obergeschos-

Perspektiven für das südliche ÜberseequartierDas südliche Überseequartier liegt zeitlich weit hinter seinem ursprünglichen Entwicklungsplan zurück. Doch die Verzögerung birgt auch die Chance zur Realisierung neuer Ideen und Konzepte zur Stärkung des Einzelhandels. Von der Ausstrahlung des Quartiers soll die gesamte HafenCity profitieren

Wo längst gebaut werden sollte, ist vorerst ein beschauliches Biotop entstanden. Im Laufe des Jahres wird ein neuer Partner für die weitere Entwicklung des Grundstücks gefunden

Wird noch einmal überarbeitet: das ursprüngliche Konzept des südlichen Überseequartiers mit Science Center

(Grundstück 34/12) und Kreuzfahrtterminal im Quartier Strandkai

Serie zum ÜberseequartierTeil 2: Der Süden – die weitere Entwicklung

Neustart für das gewerbliche Zentrum der HafenCity

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ses durch den Einzelhandel, um so eine hohe Anziehungskraft und Diversität des gewerb-lichen Angebots für Besucher zu schaffen. Doch die Probleme mit der Realisierbarkeit des südlichen Überseequartiers bieten der HafenCity auch neue Chancen: • Der Einzelhandel kann effektiver entwickelt

werden, mit einer kleinteiligen Struktur und höheren Schaufensteranteilen, die den Ein-kaufsbummel attraktiver machen. Die Flä-chen des ursprünglich geplanten Science Center werden in die Entwicklung mit einbe-zogen, um die Anziehungskraft des Viertels zu erhalten.

• Die Besucherfrequenz am Standort kann von einem intelligenten Entertainmentkon-zept profitieren – eine Option, die aufgrund der positiven Entwicklung der Hafen City zum öffentlichen und touristischen Ort erst heute möglich wird. Gleichzeitig werden Entertainmentangebote den Einzelhandel in den Abendstunden stärken.

• Das starke Wachstum der Kreuzfahrtaktivi-täten kann noch einmal als Anlass und Gele-genheit zur Überarbeitung der Integration des Kreuzfahrtterminals genutzt werden – mit dem Ziel einer noch besseren Einbin-dung der Gäste ins Quartier.

• Weil der effizientere Einzelhandel deutlich mehr zur Wirtschaftlichkeit des Projekts bei-tragen kann, entstehen neue Optionen für die Obergeschosse, etwa die Reduzierung von Büroflächen zugunsten alternativer Nutzungen wie Wohnen oder Hotelbetrieb.

Um die neuen Chancen zu nutzen, hat die HafenCity Hamburg GmbH 2013 mehrere Studien in Auftrag gegeben. Demnach er-scheint es im südlichen Überseequartier mit Wetterschutz durchaus möglich, Wohnraum zu schaffen – trotz der vielen notwendigen Erschließungskerne und der damit verbun-denen Fragmentierung der Einzelhandels-flächen. Durch die Kreuzfahrt und auch lärmbedingt ist das Wohnen hier nur an aus-gewählten Standorten möglich.

Gleichzeitig hat das international renom-mierte Ingenieurbüro Werner Sobek Studien über innovative Regenschutz- und Wind-schutzkonzepte erstellt. Denn eines steht außer Frage: Das südliche Überseequartier erhält kein Shoppingcenter, sondern eine of-fene Einzelhandelsstruktur mit Wetterschutz in zentralen Bereichen.

Denn nur so funktioniert das urbanistische Gesamtkonzept der HafenCity: Der Einzel-handel ist hier kein Selbstzweck, das Ange-bot dient der Attraktivität des Stadtteils für Besucher und lenkt den Strom der Passanten vom Überseequartier in Richtung Elbphil-harmonie und Strandkai sowie in Richtung östliche Hafen City und umgekehrt. Nur wenn in der HafenCity dichte Laufbeziehungen ent-stehen, können sich die öffentlichkeitsbezo-genen Nutzungen in den Erdgeschossen ent-wickeln und behaupten. Die Bewohner und Beschäftigten der HafenCity werden dafür auch nach Fertigstellung aller Quartiere kei-nesfalls allein sorgen können.

Das Jahr 2013 haben die Konsortialpartner SNS und Groß & Partner in Abstimmung mit der HafenCity Hamburg GmbH zur Suche eines neuen Joint-Venture-Partners verwen-det. Der neue Partner sollte nicht nur über Ein-zelhandelskompetenz verfügen, große, ge-mischt genutzte Projekte realisieren können und viel Eigenkapital mitbringen, sondern auch den Willen zeigen, die anspruchsvollen Ideen Hamburgs mit den eigenen Ambitionen zu verbinden. Dabei sollen nicht nur konzep-tionelle Verbesserungen erreicht werden, es

gilt auch, die Leistungskraft der Bauherren zu stärken. Im Einvernehmen mit der Hafen-City Hamburg GmbH und der Stadt Hamburg plant das Konsortium, noch im Lauf des Jahres 2014 einen neuen Partner zu binden.

Im Sommer wird der Sandregenpfeifer al-so im südlichen Überseequartier vermutlich noch einmal seine Brut aufziehen; doch in absehbarer Zeit muss er sich auf jeden Fall einen neuen Nistplatz suchen – und neue Besucher werden das Überseequartier fre-quentieren.

HafenCity News: Herr Bruns-Berentelg, das südliche Überseequartier stockt schon seit fast drei Jahren. Wa-rum dauert es so lange, das Projekt zu realisieren?Jürgen Bruns-Berentelg: Es gibt drei wesentliche Gründe. Zum einen hat es bis zum Frühjahr 2013 gedauert, bis einer der Partner des Dreierkonsortiums, nämlich ING, aus den Vertragsverpflichtungen entlassen werden konnte, die verbleibenden Partner SNS und Groß & Partner sich neu organisiert hatten und die Suche nach einem neuen, star-ken Partner beginnen konnte. Der Rückkauf der Grundstü-cke durch die Stadt Hamburg dagegen, der rechtlich mög-lich wäre, hätte die Neupositionierung erheblich verzögert. Zweitens müssen für das südliche Übersee-quartier insgesamt 800 Millionen, vielleicht eine Milliarde Euro in eine sehr komplexe Stadtentwicklung investiert werden. Das ist nur für wenige Firmen oder Konsortien mit hervorragendem Zugang zum internationalen Anlei-hemarkt, hoher Eigenkapitalausstattung und sehr guten Kenntnissen von gemischt genutzten Immobilienprojek-ten zu bewältigen. Billiges Geld am Kreditmarkt und gute Baukenntnisse reichen dafür nicht aus. Drittens hat Ham-burg anspruchsvolle Rahmenbedingungen gesetzt, näm-lich ein gemischt genutztes Projekt mit Einzelhandel und Gastronomie als Urbanitätstreiber in einer Größenord-nung zu realisieren, das Impulse für die gesamte Hafen-City gibt und im Tagesmittel 40.000 bis 50.000 Besucher anzieht. Dabei soll an diesem völlig neuen Standort ohne eigenen Einzugsbereich keinesfalls ein geschlossenes Einkaufs zentrum entstehen. Das ist sehr anspruchsvoll. Und die Realisierung dieser Ambitionen kostet auch Zeit.HafenCity News: Warum soll denn im Überseequartier kein geschlossenes Shoppingcenter entstehen? Shop-pingcenter sind doch in vielen europäischen Innenstadt-standorten, aber auch mit der Europapassage in Ham-burg etablierte Formen des Einkaufens.Jürgen Bruns-Berentelg: Die Frage, ob ein Shoppingcenter ins Überseequartier passt, ist keine primär städtebauliche, sonst müsste man sie auch an anderen Standorten in Hamburg ablehnen. Sie ist primär eine funktionale Frage.

Die HafenCity braucht ein offenes Konzept, das die Grö-ßenordnung besitzt, so viele Besucher anzuziehen, dass die Besucher- und Kundenzahl allen wesentlichen Teilen der HafenCity zugutekommt. Es sorgt dafür, dass Besu-cher nicht nur an Samstagen und Sonn tagen kommen, sondern auch in der Woche. Es bewirkt, dass sie auch die Straßen und nicht nur die Promenaden nutzen, um sich durch die HafenCity zu bewegen, und dass sie die Ge-schäfte, Ausstellungen und die Gastronomie auch in ande-ren Teilen der HafenCity frequentieren. Umgekehrt muss das südliche Überseequartier mit dem Einzelhandel ge-stalterisch und in Bezug auf die Nutzungen so interessant sein, dass Besucher, etwa der Elbphilharmonie, durch die HafenCity und die Speicherstadt gezogen werden und da-bei die übrigen Angebote entdecken, die es bereits in der HafenCity gibt. Nur wenn die Besucher auch als Kunden auftreten, haben die Erdgeschossnutzungen außerhalb des Überseequartiers langfristig gute Überlebenschan-cen. Daher ist das offene, einzelhandelsgeprägte Konzept des südlichen Überseequartiers von zentraler Bedeutung für den urbanen Charakter der HafenCity. Ein geschlosse-nes Center würde architektonisch und funktional für die HafenCity kein Urbanitätstreiber sein, sondern Einkaufs-maschine, die vor allem sich selbst nützt.HafenCity News: Herr Bruns-Berentelg, das südliche Überseequartier ist nicht nur funktional anspruchsvoll, sondern liegt auch finanziell in einer Größenordnung, die nur wenige Firmen stemmen können. Warum entwickelt man ein solch offenes Konzept nicht schrittweise?Jürgen Bruns-Berentelg: Das ist definitiv nicht möglich. Handel, Gastronomie und Entertainment müssen jene Be-sucher und Touristen an die City inklusive die HafenCity binden, die bisher nur unzureichend durch das konzeptio-nelle Dreieck Maritime Identität – Kultur – Einkaufen ange-sprochen werden konnten. Die neue HafenCity inklusive der Speicherstadt ist der einzige Ort in Hamburg, der das nachhaltig leisten kann. Das setzt Konzepte mit Alleinstel-lungsmerkmalen voraus, die international wettbewerbsfä-hig sind und auf Basis weitreichender Erfahrungen reali-

siert werden. Sie können nicht als Nebenwissen eines guten Wohnungsbauers oder Büroentwicklers entstehen. Wichti-ger noch: Man erreicht diese Qualität nur, wenn das Areal möglichst gleichzeitig und zusammen mit dem Kreuzfahrt-terminal realisiert wird. Die wichtigen Mieter und Nutzer in den Einzelhandelslagen kommen nur mit der Gewissheit, dass sie interessante, umsatzstarke Nachbarn und einen leistungsfähigen Investor haben, der garantiert, dass auch die Nachbarbebauung kommt. Würde man versuchen, die 180.000 bis 240.000 Quadratmeter oberirdische Fläche des Überseequartiers zum Beispiel durch sechs Projektentwick-ler zu realisieren – vorausgesetzt es gäbe sie und es gäbe eine Finanzierung –, wäre der Synchronisationsaufwand für ein schlüssiges Gesamtkonzept weder in der Ausschrei-bungs- noch in der Konzeptions-, Bau- oder Vermietungs-phase zu bewältigen. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass eines oder mehrere dieser Vorhaben scheitern würde, denn jedes ist ein dreistelliges Millionenprojekt – zusätzlich ver-bunden mit der Schwierigkeit, ein abgestimmtes Nischen-angebot am selben Standort zu realisieren. Eine erfolgrei-che Gesamtkonzeption für das Überseequartier mit mehreren Bauherren ist weder arbeitsteilig noch schritt-weise umsetzbar. In der übrigen HafenCity funktioniert der Wettbewerb um Grundstücke mit den besten Einzelkon-zepten ausgezeichnet, ohne dass die verschiedenen Erdge-schossnutzungen als Nebennutzungen im Detail aufeinan-der abgestimmt werden müssten. Im Überseequartier mit seiner Kernprägung durch Handel, Gastronomie, Entertain-ment und Mischnutzung in den Obergeschossen wäre die-se Strategie ohne symbiotisch wirksame Planung und Rea-lisierung zum Scheitern verurteilt.

„Eine besondere Herausforderung“INTERVIEW

Jürgen Bruns-Berentelg

Die Entwicklung des Überseequartiers erfordert eine eigene Strategie. Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH, erklärt die Hintergründe

Grundgerüst Nutzungsmischungfür 12.000 Bewohner und 45.000 Beschäftigte bei mehr als 50.000 Besuchern täglich

Einzelhandel und GastronomieMittlere Produktivität

Einzelhandel und GastronomieMittlere Produktivität

Hochproduktiver Einzelhandel mit nationaler und intern. Ausrichtung (inkl. Nahversorgungszentrum)

Zentraler kommerziellerUrbanitätstreiber

Dezentraler UrbanitätstreiberHafenCity Ost

Dezentraler UrbanitätstreiberHafenCity West

Die Urbanitätstreiber in der HafenCity

Überseequartier

Einzelhandel/Gastronomie/Unterhaltung

ca. 40.000 – 50.000 Besucher pro Tag

Tourismus Tourismus

Kultur Kultur

Freizeit Freizeit

Wissenschaft, Bildung, Soziales

Wissenschaft, Bildung, SozialesZielkonzepte:

Einzelhandel, Gastronomie & Nahversorgung

Zielkonzepte:Einzelhandel,

Gastronomie & Nahversorgung

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IM FOKUS

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)Er ist fast 60 Meter hoch und ragt deutlich über die Gebäude in seiner Nachbarschaft heraus: der Wohnturm „Cinnamon“, das höchste Wohnhaus am Überseeboulevard. Am 4. Juni feierte der – wohl auch langfri s-tig schmalste – Tower der HafenCity sein Richtfest. Zu seinen besonderen Kennzei-chen gehört die zimtfarbene Aluminiumfas-sade, die auch für den Namen des Turms Pate steht.

Der Turm mit der exakten Höhe von 57 Me-tern steht unmittelbarer nördlich vom „Al-ten Hafenamt“, der Keimzelle der heutigen Hamburg Port Authority, und bildet einen spannungsvollen Kontrast zu der roten Backsteinfassade des historischen Gebäu-des. Da es sich deutlich von der Kubatur der übrigen Bebauung im Überseequartier ab-hebt, bildet das Ensemble einen markanten Baustein in der Silhouette des Ostufers am Magdeburger Hafen.

Von einer besonderen Herausforderung sprach Jürgen Groß, Geschäftsführer des Ei-gentümers Groß & Partner, beim Richtfest:

„Die Aufgabe war, die Lücke zwischen dem vergleichsweise niedrigen Alten Hafenamt und der deutlich höheren umgebenden Be-bauung des Überseequartiers zu definieren. Diese Vermittlung zwischen Klein und Groß erfolgt über den solitären Turm, der wie ein Ausrufezeichen die Position des geschichts-trächtigen Gebäudes markiert."

Mit zehn Eigentumswohnungen auf 14 Eta-gen trägt das Gebäude zur Wohnungsversor-gung in Hamburg nicht viel bei; seine Rolle erklärt sich vielmehr aus dem städtebau-lichen Konzept des Quartiers: „Der Cinna-mon Tower ist ein Taktgeber und Orientie-rungspunkt. Er bestimmt die Sichtachsen und Laufwege in der HafenCity gerade in Ost-West-Richtung auf beeindruckende Art und Weise“, sagte Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH, ebenfalls anläss-lich der Fertigstellung des Rohbaus.

Entworfen wurde der Turm von den Archi-tekten Bolles + Wilson aus Münster. Zwei der Wohnungen erstrecken sich über drei

Ebenen. Rundumlaufende Fensterfronten eröffnen den Bewohnern des Turms vor allem in den oberen Stockwerken einen be-sonderen Blick über die HafenCity und die gesamte innere Stadt. Das Erdgeschoss des Gebäudes wird wie bei allen anderen Ge-bäuden der HafenCity öffentlich genutzt werden und steht in direkter Verbindung zu dem künftigen Marktplatz an dem zentra-len Überseeboulevard.

Zeitgleich zur Fertigstellung des Cinna-mon-Towers wird das inzwischen denkmal-geschützte „Alte Hafenamt“ saniert. Als Ergänzung des 25hours Hotels an der Über-seeallee wird es sich zu einem eigenstän-digen gastronomischen Anziehungspunkt in der HafenCity entwickeln. Wenn auf den Baufeldern 34/15 und 34/16 wie geplant En-de 2014 der Hochbau beginnt, kann die Ent-wicklung des nördlichen Überseequartiers mit der Fertigstellung des Wohnturms und des „Alten Hafenamts“ Ende 2015 abge-schlossen sein.

Eine neue Landmarke für den Magdeburger HafenIm Juni fand im nördlichen Überseequartier das Richtfest des Wohnturms „Cinnamon“ statt. Die Fertigstellung ist für Sommer 2015 geplant

Norbert Aust hat sich ganz der Kultur verschrieben. Und der Jurisprudenz. Und der Touristik. Ein Treffen mit einem vielseitigen Hanseaten

Norbert Aust: Träumer mit Macher-Qualitäten PORTRÄT

Es ist eine illustre Gesellschaft, die sich im Restaurant des Hotels 25hours in der Hamburger HafenCity eingefun-den hat: Der Chef des Schmidt Theaters und des Schmidts Tivoli ist ebenso anwesend wie ein Partner der traditions-reichen britischen Anwaltskanzlei Osborne Clarke, der Vor-sitzende des Tourismusverbands Hamburg ist gekommen, der langjährige Präsident der Hochschule für Wirtschaft und Politik und auch der Gründer der Hamburg School of Entertainment und des Kindermuseums Kl!ck.

Das wirklich Bemerkenswerte dabei ist allerdings, dass sich alle einen einzigen Stuhl teilen und ein einziges Känn-chen Tee: Professor Norbert Aust, Jahrgang 1943, hat in sei-nem bisherigen Leben so viel bewegt, dass es eigentlich für ein halbes Dutzend Existenzen reicht. Aber wie er hier so sitzt – geballte Aufmerksamkeit bis in die Spitzen der kurz geschorenen Haare, freundlich, zugewandt, Lachfältchen um die hellwachen Augen –, wird klar: Das ist kein Mann, der sich in absehbarer Zeit zur Ruhe setzen wird. Wenn Norbert Aust über seinen Werdegang berichtet, fügt sich wie selbstverständlich zu einem Gesamtbild, was auf den ersten Blick schwer vereinbar wirkt. Wie kam es zu dieser Vielzahl von Ämtern und Projekten?

Norbert Aust winkt ab: „Ich mache, was mir Freude macht. Und da ich manchmal Neues entdecke, was mir Spaß macht, mich aber schlecht von lieb gewordenen Din-gen trennen kann, kommt eben eines zum anderen.“

Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre und Rechtswissenschaft hatte es ihn an der Universität gehal-ten, zuerst als Assistent, dann als Dozent. „Und dann fand ich mich plötzlich als Präsident der Hochschule für Wirt-schaft und Politik wieder“, merkt er leichthin an. Als Hoch-schulpräsident entwickelte er Ende der 80er Jahre den neuen Studiengang „Kultur- und Bildungsmanagement“. Um für seine Studenten das nötige Praxisfeld zu schaffen, wurde er Vorsitzender des neu gegründeten Kampnagel-Trägervereins. Dort lernte er Corny Littmann kennen, der 1988 das Schmidt Theater eröffnet hatte. Just zu dieser Zeit brauchte Hamburg ein neues Konzept für ein traditionsrei-ches Gründerzeithaus auf der Reeperbahn: Das Zillertal, über Jahrzehnte eine Art inoffizielle Botschaft Bayerns im Norden, drohte zu verwaisen, weil sich der Münchner Be-treiber von diesem vorgeschobenen Posten trennen woll-te. Eine neue Mission für Aust und seinen Studiengang. Nur, dass es mit dem Entwickeln des Vertriebs- und Mar-

ketingkonzepts für ein neues Theater nicht getan war – die kreditgebende Bank forderte, dass der Professor dauerhaft mit von der Partie sein sollte.

Das Darlehen ist längst getilgt, doch Norbert Aust führt nach wie vor die Geschäfte des 1991 eröffneten Schmidts Tivoli. Ende der 90er Jahre kam ein Joint Venture des Tivoli mit den Carnival Cruises für das Entertainment auf den Aida-Kreuzfahrtschiffen hinzu – es verlief so erfolgreich, dass der Künstlernachwuchs knapp wurde. Also wurde die Hamburg School of Entertainment gegründet, die Norbert Aust zehn Jahre lang leitete.

Und was hat das alles mit Tourismus zu tun? Das Schmidt Theater und das Tivoli profitierten von dem zunehmenden Besucherstrom und zogen ihrerseits Gäste in die Stadt. So entstand schnell eine enge Beziehung zum Tourismusver-band der Hansestadt, Anfang der 90er Jahre entwickelte man gemeinsam die Kampagne „Auf nach Hamburg!“. So ergab es sich wie von selbst, dass Aust ein Vorstandsamt im Tourismusverband Hamburg e. V. übernahm und im No-vember 2013 schließlich dessen Vorsitz antrat.

Auf den Tourismus der Hansestadt angesprochen, wird Norbert Aust denn auch noch einmal energisch: „St. Pauli ist bekannter in der Welt als Hamburg selbst, die Hafen-City wird neben St. Pauli das touristische Highlight der Stadt werden. Ein solches Projekt gibt es nicht noch ein-mal in Europa!“ Eine Überzeugung, die Aust auch durch sein jüngstes Engagement unterstreicht: als Mitglied des Beirats, der die HafenCity Hamburg GmbH bei der Erfül-lung ihrer Aufgaben berät. Seit einigen Jahren plant Aust zudem gemeinsam mit Partnern ein außergewöhnliches Hotelprojekt im nördlichen Überseequartier.

Und doch: Bei aller Lust auf Neues macht Norbert Aust den Eindruck eines Menschen, der in sich ruht. Auf die Fra-ge, was er der heutigen Jugend wünschen würde, antwor-tet der Vater von sechs Kindern: „Mehr Zeit, um aus dem Fenster zu gucken und zu träumen. Schon die Jüngsten laufen in unserer effizienzversessenen Zeit zu schnell auf der Spur. Und vielleicht“, fügt Aust selbstkritisch hinzu, „habe ich mit meinem sehr strukturierten Studiengang an der Hochschule für Wirtschaft und Politik sogar selbst dazu beigetragen.“ Was verloren gehe, sei die Freiheit, öfter mal nach rechts und links zu schauen.

Das mag sein. Bei Norbert Aust steht indes nicht zu be-fürchten, dass er den Blick nach rechts oder links auslässt. Und auch nicht den Blick geradeaus: in die Zukunft.

Unter blauem Himmel feierte Groß & Partner mit

Gästen den fertigen Rohbau des Cinnamon-Towers

Vom Professor zum Multitalent: Norbert Aust entdeckt gern Neues und trennt sich ungern von lieb gewonnenen Dingen

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Vier Abende mit Kulturprogramm erinnern in diesem Sommer an die Bedeutung des Hannoverschen Bahnhofs für den künftigen Gedenkort gleichen Namens: Im Zweiten Weltkrieg wurden vom Bahnsteig 2 des ehe-maligen Bahnhofs 7.692 Sinti, Roma und Ju-den durch die Nationalsozialisten deportiert. Der Bahnhof, der im Weltkrieg bereits stark zerstört worden war, wurde 1955 vollständig abgerissen. Bis 2016 soll hier ein Gedenkort entstehen – aus den Überresten des ehema-ligen Bahnhofsvorplatzes, den denkmalge-schützten Überresten des Bahnsteigs und dem Gleisbereich außerhalb des Parks sowie einer diagonal durch den Park verlaufenden Fuge, die den früheren Verlauf der Gleise markiert. Hinzu kommt ein Dokumentati-onszentrum. Mit vier Veranstaltungen will die Hamburger Kulturbehörde in Koopera-tion mit der HafenCity Hamburg GmbH die Geschichte des Ortes stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken.

» Die Poetik der Erinnerung – Literatur im Kontext des Nationalsozialismus «

Dr. Martin Doerry, Autor und stellvertre-tender Chefredakteur des „Spiegel“, liest aus „Mein verwundetes Herz. Das Leben der Lilli Jahn 1900–1944“. Mit Vortrag zum Thema von Prof. Dr. Esther Kilchmann, Juniorprofessorin für Neuere deutsche Literatur an der Univer-sität Hamburg. Dienstag, 24. Juni 2014, 19 Uhr, Infopavillon „Hannoverscher Bahnhof“.

» Verfolgte Hamburger Musiker und Musike-rinnen und ihre Werke «

Vortrag von Prof. Dr. Peter Petersen i. R., Herausgeber des Online-Lexikons „Verfolgte Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit“. Be-gleitet wird der Vortrag vom Cafe Royal Sa-lonorchester. Dienstag, 29. Juli 2014, 19 Uhr, Infopavillon „Hannoverscher Bahnhof“.

» Gedenken an ein Verbrechen. Geschichte und Gestaltung des ehemaligen Hannover-schen Bahnhofs «

Vortrag von Dr. Linde Apel, Forschungsstel-le für Zeitgeschichte in Hamburg. Vortrag mit anschließendem Rundgang über das Gelände mit Andreas Schneider, Dipl.-Ing. Stadtplanung in der HafenCity Hamburg GmbH. Dienstag, 26. August 2014, 19 Uhr, Infopavillon „Hannoverscher Bahnhof“.

» Jüdisches Leben in Hamburg. Filmabend mit Einführung durch die beiden Regisseure und anschließender Diskussion «

Der Film „Rosenberg“ (1990/Regie: Gabri-el Bornstein) erzählt von der Rückkehr eines Juden ins Hamburger Grindelviertel nach 50 Jahren. In der Video-Collage „Talmud-Tora-Schule: Zwischen Gestern und Morgen“ (2005) beschwört die Regisseurin Gisela Floto die Geister in den Räumen dieser be-sonderen Schule im Grindelviertel. Dienstag, 30. September 2014, 19 Uhr. Diese Veranstal-tung findet im Ökumenischen Forum Hafen-City, Shanghaiallee 12, statt.

Lesungen, Vorträge, Filme und Musik am LohseplatzEin Kulturprogramm am Infopavillon „Hannoverscher Bahnhof“ macht im Sommer auf seine Themen aufmerksam

Der Südkoreaner Lee Seungwon spielte bei der Eröffnung des Pavillons im Herbst 2013

HAFENCITY Wer Verónica und Mar-celo gesehen hat, ist hin und weg. Seine geschmeidige Grandezza, ihre sinnliche Eleganz, dieses getanzte Gefühl, das nichts anderes als Schmacht und Pathos wäre – wenn die beiden den Tango nicht in techni-scher Brillanz beherrschen würden.

Und so spiegeln die Gesichter der Zuschau-er denn auch ein ganzes Spektrum von Emotionen: Eine ältere Dame im geblümten Sommerkleid lächelt ein Jungmädchenlä-cheln, als wäre ihr der Geist ihrer eigenen Ju-gend erschienen. Der junge Mann mit dem Hoodie-Shirt schaut betont cool drein, mit so einem Na-und-Ausdruck, den man sich nur mit 19 leisten kann, während das Mädchen in seinem Arm mit träumenden Augen dem Tanzpaar folgt, als wäre die Welt um sie ver-sunken. Ein Mann mit gelber Baseball-Kappe hat anerkennend die Unterlippe geschürzt, wahrscheinlich froh, die Profis machen zu lassen und nicht selbst ein paar Tanzschritte wagen zu müssen. Darin, aber das wird er erst später merken, hat er sich geirrt: Gera-de hakt sich seine Frau mit einer gewissen Bestimmtheit bei ihm unter, während sich Marcelo über Verónica beugt, die in seinem Armen dahinzufließen scheint ...

„Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann“, hat einmal der argentinische Komponist Enrique Santos Discépolo gesagt. Aber er war niemals an einem Sommertag in Hamburgs HafenCity, auf einer der mittler-weile schon traditionellen Milongas vor dem

Unilever-Haus, nur ein paar Meter vom Was-ser entfernt. Wenn eine leichte Brise über die Elbe streicht und hoch oben am blassblauen Himmel die Sonne strahlt, können auch die schmelzendsten Tangoklänge nichts gegen die Heiterkeit der Szene ausrichten.

Schon seit 2005 veranstalten Verónica Villarroel und Marcelo Soria die sommerli-chen Milongas – so heißen die öffentlichen Tango-Events – unter freiem Himmel in der HafenCity. Und mit den beiden hat Argenti-nien berufene Botschafter des Tangos in die Hansestadt entsandt: Nicht nur, weil sie ihn lieben und fühlen, wie es das Klischee von Ar-gentiniern nun mal verlangt, sondern auch, weil sie die Technik in Perfektion beherr-schen. Beide haben eine klassische Tanzaus-bildung absolviert und sind als Tango-Argen-tino-Showtänzer international bekannt.

Dass so viel Professionalität nicht ein-schüchtert, liegt am Charme Verónicas und Marcelos ungezwungen-einnehmender Art. Außerdem sind sie gewöhnt, Neulingen die anfängliche Scheu zu nehmen, denn schon seit Jahren führen sie das Tanzstudio „Tango Chocolate“, das seinen ersten Sitz in einer ehemaligen Schokoladenfabrik hatte. Die-ses Talent, mit Anfangshürden umzugehen, ist auch bei den Milongas in der HafenCity gefragt. Schließlich geht es hier nicht um die Show der beiden Profis, sondern vor allem um das Vergnügen der Amateure. Und dazu gehört regelmäßig auch ein kleiner Schnup-perkurs für Anfänger, die noch nie einen Tan-goschritt gemacht haben.

Der „Sommer Tango“ gilt als eines der Highlights im Programm „Sommer in der HafenCity“, das alljährlich auf den Plätzen, Promenaden und in Parks in Hamburgs jüngstem Stadtteil stattfindet. Wer eher Lust auf unbeschwerten Schwung verspürt, wird vielleicht den „Swingtanz Sommer“ besuchen. Zum vierten Mal lädt der Verein New Swing Generation von Juni bis August am jeweils letzten Sonntagnachmittag ein, zu den jazzigen Sounds der 20er und 30er Jahre das Tanzbein zu schwingen oder auch

einfach dazubleiben und zuzuschauen. Wer mag, kann am Störtebeker Ufer auch spon-tan am Crashkurs für Anfänger teilnehmen.

Um südamerikanische Lebensfreude in allen tanzbaren Formen geht es schließlich beim „Latino Sommer“ am Buenos Aires Kai (Treppenplatz an der HafenCity Universität): Von Salsa, Cumbia, Reaggaeton und Bachata über Merengue bis hin zu West Coast Swing ist am 13 Juli und 10. August alles vertreten, dazu gibt es kühle Getränke und südameri-kanische Leckereien. Auch beim „Latino Som-mer“ spielt das „Tango Chocolate“ die Gast-geberrolle, unterstützt von der Hafen City Hamburg GmbH und JUFA Hotels, Resorts und Gästehäuser.

Doch im argentinischen Tango haben Ve-rónica und Marcelo ihr Zuhause gefunden. In diesem Tanz, den europäische Einwanderer Ende des 19. Jahrhunderts in die Hafenstädte des Rio de la Plata brachten, kommt nicht nur Unbeschwertheit, sondern auch Melancho-lie zum Ausdruck. Bei ihrem kleinen Schnup-perkurs wollen Verónica und Marcelo bei den Anfängern erst einmal das Gefühl für diese

Musik, diesen Tanz wecken, statt die Neulin-ge auf Schrittfolgen zu drillen.

Dabei kann man schon mal Überraschun-gen erleben. Tatsächlich schiebt der coole Jüngling mit dem Hoodie seine blonde Part-nerin mit einiger Sensibilität über die Tanz-fläche am Wasser. Bei dem Mann mit der Baseball-Kappe und seiner Frau braucht es wohl noch ein bisschen Zeit, bis der rechte Einklang hergestellt ist, besonders, weil sie eine gewisse Neigung zum Führen erkennen lässt – beim Tango eine Todsünde für die Frau. Immerhin schaut er weniger unglück-lich drein als vielmehr hoch konzentriert, als sitze er in einer Mathematik-Prüfung. Ihren Sommernachmittagstraum erlebt of-fensichtlich die ältere Dame im Geblümten – sie ist für ein paar Schritte an Marcelo, den Meister selbst, geraten und schwebt mit ge-schlossenen Augen über die Tanzfläche. Sie hat kaum Erfahrung mit Tango, überlässt sich aber mit Hingabe seiner Führung – und wirkt fast wie eine gute Tänzerin. So kann der Sommer in der HafenCity ganz nebenbei auch schlummernde Talente wecken.

Immer mehr Hamburger entdecken das Tanzen unter freiem Himmel: Vom 1. Juni bis zum 31. August kommen nicht nur Tango-Liebhaber auf ihre Kosten, sondern auch Swing-Fans und Anhänger lateinamerikanischer Rhythmen

Die HafenCity schwingt das Tanzbein

Verónica Villarroel und Marcelo Soria betreiben ihr

eigenes Tanzstudio „Tango Chocolate“ in St. Georg

Eher bunt und fröhlich als melancholisch: Der Tango in der HafenCity zieht auch das Publikum in seinen Bann

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REPORTAGE

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AUSBLICK

IMPRESSUM

Verlag: HafenCity Hamburg GmbH, Osakaallee 11, 20457 Hamburg, www.HafenCity.comV. i. S. d. P.: Susanne BühlerRedaktion: Anja Schnake Texte und Mitarbeit: Andrea Bittelmeyer, Jürgen Drommert, Thomas Götemann, Gunnar Herbst, Anja SchnakeDesign: lab3 mediendesign, HamburgKorrektorat: Gustav MechlenburgDruckerei: Langebartels & Jürgens, Hamburg

Die Veröffentlichung von Texten oder Textauszügen darf nur nach Genehmigung der HafenCity Ham-burg GmbH erfolgen. Die in dieser Publikation ent-haltenen Informationen sind für die Allgemeinheit bestimmt; sie erheben weder Anspruch auf Vollstän-digkeit noch auf Richtigkeit.

35. Ausgabe, Hamburg, Juni 2014 © 2014 All rights reserved

Diese Publikation wurde auf umweltfreundlichem FSC-zertifiziertem Papier gedruckt.

Eine neues Restaurant und eine Tapas-Bar prägen das gastronomische Profil der die Elbarkaden

Das Berliner „India House“ hat in Hamburg einen dritten Standort in der HafenCity eröffnet

HAFENCITY Der Hamburger Gastronom Tobias Strauch („Mess“, „Marblau“, „sanktpaulibar“) eröffnete Mitte Mai gleich zwei neue Restaurants an den Elbarkaden. Direkt am Wasser auf der Pier am Magdeburger Hafen bietet „Strauchs Falco“ mediterran-hanseatische Küche mit orientalischen Aro-men. Auf 200 Quadratmetern finden im Innenraum 120 Gäste Platz, auf der Promenade gibt es weitere 100 Plätze. Im Arka-

dengeschoss kommen mit „Hamburg im Süden“ noch einmal 100 Quadratmeter für eine kombinierte Café- Tapas- und Wein-Bar hinzu. „Die Idee eines Arkaden-gangs fand ich großartig“, sagt Strauch, „die Entschei-dung für den Standort fiel aber auch wegen der Süd-West-Ausrichtung mit viel Sonne bis in den Abend.“

HAFENCITY Anfang April eröffnete im Erdgeschoss des Ge-bäudes Am Kaiserkai 46 das familiengeführte Restaurant „India House“. Auf 170 Quadratmetern bietet das Haus seinen Gästen derzeit an sieben Tagen in der Woche Mittagstisch und Abend-gastronomie in modernem und dennoch authentischem Ambien-te. Die Familie betreibt zwei weitere „India Houses“ in Potsdam und Berlin. „Wir sind froh, in der HafenCity am Kaiserkai fündig geworden zu sein“, sagt Abo Khan, Restaurantmanager im „In-dia House“. Dass die Mahatma-Gandhi-Brücke in Sichtweite liegt, passe natürlich zum Angebot des Hauses. Die Sperrung der Brücke bis zum Herbst 2015 und die Baustelle an der Elbphilharmonie nimmt Abo Khan mit Gelassenheit: „Wir werden gut angenom-men und planen hier langfristig.“ Am Vorabend der offiziellen Eröffnung luden die Betreiber ihre neuen Nachbarn und Mitbe-werber am Kaiserkai zum Kennenlernen und Netzwerken ein. Besucher, Anwohner und Beschäftigte der HafenCity genießen seither den Blick – durch eine großzügige Glasfront – auf den Tra-ditionsschiffhafen. Bei gutem Wetter können die Gäste des „India Houses“ auch auf der Terrasse am Hafen sitzen.

Zweimal Tobias Strauch „Namaste“ am Kaiserkai

Neben dem Programm zum „Sommer in der HafenCity“ findet das bekannte Duckstein-Festival erstmals in der HafenCity statt, die Kreuzfahrt feiert ein Jubiläum und Literatur-Fans kommen im September auf ihre Kosten

Sommer 2014: Kultur und Events am Hafenbecken

Gastro-Experte Tobias Strauch

UNTER FREIEM HIMMEL: SOMMER IN DER HAFENCITY Schwungvoll drehen sich die Paare am Elbufer, Autoren lesen vor stimmungsvoller Hafenkulisse, Familien treffen sich zum fröhlichen Picknick im Park. In der HafenCity beginnt der Som-mer am 1. Juni: Jeden Sonntagnachmittag verwandeln sich die Plätze, Parks und Promenaden in Freilichtbüh-nen, Picknickflächen, Spielplätze oder Parketts. Zu den immer zahlreicheren Tanzveranstaltungen (siehe S. 7) kommen Literatur-Events wie die Lesebühne „Hamburger Ziegel“ (15. Juni, 27. Juli, 24. August, je 18 bis 20 Uhr) oder der „Wortflut“ Poetry Slam (8. Juni,

JUBILÄUM: 10 JAHRE QUEEN MARY 2 UND HAMBURG CRUISE DAYS Mehr als 250.000 Men-schen standen am Elbufer, als am 19. Juli 2004 um 5 Uhr 34 das Luxus-Kreuzfahrtschiff Queen Mary 2 zum ersten Mal in Hamburg anlegte. Seitdem ist die Hansestadt mit der erha-benen „Königin der Meere“ durch eine innige Leidenschaft verbunden. Diese anhaltende Begeisterung wird genau zehn Jahre später, am Samstag, den 19. Juli 2014, gebührend gefei-ert: „QM2“ wird am Morgen mit einer Parade empfangen und von Booten, Barkassen und Salonschiffen zu ihrem Lie-geplatz in der HafenCity begleitet. Höhepunkt des mariti-men Jubiläums ist die große Verabschiedung an den Lan-dungsbrücken. Nur zwei Wochen später folgt das zweite maritime Event der Superlative. Während der Hamburg Cruise Days vom 1. bis 3. August werden gleich sechs Kreuzfahrtschiffe an den Termi-nals der Hansestadt vor Anker gehen – und an Land von ei-nem bunten Programm begleitet. www.hamburgcruisedays.com

FINNLAND ZU GAST: LITERATUR-GRÖSSEN IN HAMBURG Bernhard Schlink, Daniel Glattauer, Sven Regener – nur einige der klingenden Namen, die das Harbour Front Lite-raturfestival vom 10. bis 21. September auf die Büh-ne bringt. An mehr als 25 besonderen Orten – da-runter das Audimax der Kühne Logistics University in der HafenCity, das Museumsschiff Cap San Die-go und die Katharinenkirche – präsentieren über 80 Schriftsteller ihre Werke. Unter den Protagonisten finden sich bekannte Thriller- und Krimi-Autoren wie Karin Slaughter und Sascha Arango, hinzu kom-men Schriftsteller aus Finnland, dem Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse.www.harbourfront-hamburg.com

PREMIERE IM MAGDEBURGER HAFEN: DUCKSTEIN-FESTIVAL Das Duckstein-Festival findet vom 18. bis 27. Juli zum ersten Mal in der HafenCity statt. Zehn Tage lang gastiert das erfolgreiche Freiluft-Event mit Livemusik, kulinarischen Genüssen und interna-tionalem Straßentheater im Zentrum der HafenCity. Unter dem Motto „unplugged“ zeigen sich die Musiker in diesem Jahr von einer neuen, intimen Seite, dafür wird auf dem Dar-es-Salaam-Platz erstmals ein eigens für das Festival gebauter Musik-Club eröffnet. Die Anrainer in der Hafen-City versprechen ein spannendes „Satelliten-Programm“.www.duckstein.de

6. Juli, 10. August, je 17 Uhr), begleitet von „Leselot-te Ahoi!“, dem Lesepicknick für Kinder im Sandtor-park (8. Juni, 20. Juli, 17. August, ab 14 Uhr). Am Magdeburger Hafen lädt das Internationale Mari-time Museum zu „Käpt’n Kuddels Seefahrtschule“ (22. Juni, 27. Juli, 10. August, ab 13 Uhr), während am Überseeboulevard Fußball und vieles andere ge-spielt wird (22. Juni, 13. Juli, 24. August, 13 bis 16 Uhr). Das Ökumenische Forum lädt am 29. Juni, 27. Juli und 24. August) zu „Summertime“. Alle Events finden open air statt, der Eintritt ist frei. www.hafencity.com

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