Hans Jürgen Beins das ist für mich ein Kinderspiel ... · PDF fileKindes lösen soll (vgl. Zimmer). Auch die wissenschaftlichen Ansätze der Psychomotorik vermitteln ein buntes Bild

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  • Hans Jrgen Beins das ist fr mich ein Kinderspiel. Einblicke in die psychomotorische Praxis Kinder wollen sich bewegen! Sie wollen krabbeln, rennen, klettern, springen, schaukeln und sich so ihre Welt erobern. Erwachsene schaffen hierfr Erfahrungsrume und stellen Materialien zur Verfgung, die diesen Bedrfnissen entsprechen. ber die Bewegung und das Spiel nehmen die Kinder sich selbst und ihre materiale und soziale Umwelt wahr und gestalten sie mit. Kinder handeln in Bewegung und nutzen dabei all ihre Sinne. Sie begreifen und erfassen die Dinge mit den Hnden und erfahren ihre Umgebung mit dem Roller oder dem Laufrad. Im bewegten Spiel geben sie ihren Emotionen Raum und lernen, diese zu integrieren. Die Grundberzeugung, dass Psyche und Motorik bei all diesen Ttigkeiten eine Einheit bilden und nicht trennbar sind, findet sich in der Psychomotorik wieder.

    "Eine" Begriffsbestimmung Die zahlreichen bunten Materialien, wie Rollbretter, Schwungtcher, Blle, Frisbees usw. , die in einer positiven Atmosphre vielfltige Bewegungs- und Wahrnehmungsspiele erffnen, sind ein Kennzeichen der Psychomotorik geworden. Die Psychomotorik ist aber mehr als Rollbrett- oder Pedalofahren. Prof. E. Jonny Kiphard - der Vater der deutschen Psychomotorik - kennzeichnet die Psychomotorik als "eine ganzheitlich-humanistische, entwicklungs- und kindgeme Art der Bewegungserziehung, in deren Mittelpunkt die Frderung der gesamten Persnlichkeit steht" (In: Motorik 2/1984, S.49 f.). Psychomotorik betont, dass die seelische und die krperliche Entwicklung zusammen gehren. Sehr deutlich ist dieser Zusammenhang bei Kindern zu sehen, wenn sie "vor Freude hpfen" oder vor Angst zittern. Aber auch in der Krperhaltung und Mimik Erwachsener drckt sich psychisches Befinden aus, selbst wenn aus dem Hpfen oft "ein Lcheln" wird. Heute gibt es in der Psychomotorik vielfltige Anstze und Positionen. Die Einen sehen Psychomotorik als Therapie fr spezielle Aufflligkeiten (der Motorik, der Sprache, des Verhaltens...), die Anderen als Wundermittel mit Breitbandwirkung, das alle Probleme des Kindes lsen soll (vgl. Zimmer). Auch die wissenschaftlichen Anstze der Psychomotorik vermitteln ein buntes Bild. Ob als kindzentrierte, verstehende, handlungsorientierte oder systemische Psychomotorik, je nach

  • Arbeits- und Theoriehintergrund werden Konzepte entwickelt, die der Praxis wertvolle Anregungen geben, sie aber kaum umfassend beschreiben. Die Psychomotorik hat vielfltigen Einfluss auf die Pdagogik und Therapie genommen und manche Kindertageseinrichtung und Schule profitiert von der lebendigen und bunten Praxis. Nicht selten berdenken Erzieherinnen und Lehrerinnen die Raumgestaltung, das Konzept und natrlich die Bewegungsangebote. Auch wenn hufig im Zusammenhang mit Psychomotorik von Kindern und Jugendlichen die Rede ist, wird sie als pdagogisch-therapeutisches Konzept selbstverstndlich auch im Umgang mit erwachsenen und lteren Menschen umgesetzt.

    Einige Praxisbeispiele Die Frisbee-Jger Alle Kinder sind Jger und tragen einen Softfrisbee als Hut auf dem Kopf. Sie begren sich durch krftiges Hndeschtteln, sodass die Hte wackeln und evtl. runterfallen. Im Wald angekommen, klettern, balancieren und springen sie, mglichst ohne die Hte dabei zu verlieren. Oh, da ist ein frecher Br auf unseren Hochsitz geklettert (die Erzieherin steht auf einem kleinen Kasten oder einem Stuhl und die Kinder versuchen den Hut der Erzieherin zu treffen). Getroffen! Jetzt geht es auf Hasenjagd. Die Erzieherin oder 14 Kinder haben alle Frisbees als Wurfmaterial und versuchen die anderen damit zu treffen. Die Getroffenen erstarren die Starre wird bei Berhrung durch die Mitspieler gelst. So eine Jagd ist anstrengend, da brauchen die Jger (und Hasen) Erholung. Abwechselnd fchern sich zwei Partner mit ein oder zwei Frisbees frische Luft zu so geht die Jagd entspannt zu Ende. Spiele mit Rollbrettern

    - Fortbewegungen in verschiedenen Krperpositionen - Fahren durch eine Bewegungslandschaft mit Tunneln, Brcken, Garagen,

    Waschstrae, etc. - Flizzi-Fhrerschein - Begegnungs- und Transportstaffeln - Fangspiele - Rodeo oder Schlafwagen (Rollbretter unter einer Weichbodenmatte)

  • Spiele mit der Zeitung

    - Das Zeitungsblatt erproben, z.B. fliegen und flattern lassen - Die Zeitung klebt durch die Laufgeschwindigkeit am Krper (Laufformen vorwrts,

    seitwrts, rckwrts) - Zeitungstransport auf der flachen Hand, auf dem Kopf, auf dem Fu - Var.: Verfolgungslauf, Staffelspiele - Zeitung zwischen zwei Personen festklammern und sich dann im Raum bewegen, z.B.

    kleine Hindernisse berqueren - Ballspiele (Halt dein Feld frei, Schneeballschlacht und andere Zielspiele, Jonglieren) - Modenschau: sich gegenseitig mit Hilfe von Zeitungspapier und Klammern verkleiden - Sich oder jemanden mit Zeitungen zudecken - Einen Stab rollen und damit kleine Stoffblle oder Luftballons transportieren - Palme: drei oder mehr Zeitungsbltter, die an den Enden leicht berlappen, werden

    so eingerollt, dass ein Fernrohr entsteht. Dieses Fernrohr wird zwei mal so bis zur Mitte eingerissen, das vier gleich breite Streifen entstehen. Nun wchst die Palme, indem langsam an beiden Enden gezogen wird. Im Kinderspiel wird aus der Palme ein Zauberstab oder eine Rakete die geworfen wird.

    - Literatur: Beins, H.J.(Hrsg.): Kinder lernen in Bewegung . Dortmund 2007 (Buch mit DVD) Beins/Cox: Die spielen ja nur!? Psychomotorik in der Kindergartenpraxis. Dortmund 2004 Beudels/Lensing-Conrady/Beins: das ist fr mich ein Kinderspiel. Handbuch zur psychomotorischen Praxis. Dortmund 1994 Hans Jrgen Beins Rheinische Akademie im Frderverein Psychomotorik Wernher-von-Braun Str. 3 53113 Bonn, Tel: 0228/243394-44 www.psychomotorik-bonn.de