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PERSONALIEN Hans Sachtleben t Am 12. 3. 1967 verstarb in Berlin-Friedrichshagen der ehemalige Direktor des Deutschen Entomologischen Instituts Berlin der Deutschen Akademie der Landwirtschafiswissenschafien. Prof. Dr. HANS SACHTLEBEN, im 74. Le- bensjahr. Die Entomoloeie verliert init ihm einen ihrer bedeutendsten Vertreter. Am 24. 6. 1893 Yn Magdeburg geboren, besuchte HANS SACHTLEEEN das Gymnasium in Homburg vor der Hohe und studierte nach dem Abitur 1912 in Miinchen Naturwissenschafien, insbeson- dere Zoologie. Nach seiner Pro- motion trat er 1917 als wissen- schafilicher Mitarbeiter in die Zoologische Staatssammlung Miinchen ein, in der er sich 3 Jahre lang vor allem ornitho- logischen Problemen widmete. Danach holte ihn Professor APPEL als Sachbearbeiter fur den Pflanzenschutz gegen tierische Schadlinge in die Biologische Reichsanstalt Berlin-Dahlem. Er hatte damit eine sehr gute Wahl getroeen, denn HANS SACHT- LEBEN erwarb sich in seiner 12- jahrigen Tatigkeit in Dahlem auf dem Gebiet der land- und forstwissenschafilichen Entomo- logie durch zahlreiche hervor- ragende Veroff entlichungen internationalen Ruf. Unter seinen vielen Arbei- ten aus dieser Zeit seien nur die Monographie der Forleule, seine Unter- suchungen uber die Parasiten des Maisziinslers und die umfassende Bearbei- tung der biologischen Bekampfung fur das ,,Handbuch der Pflanzenkrank- heiten" genannt. 1933 wurde SACHTLEBEN von der Biologischen Reichsanstalt zu dem von W. HORN geleiteten, damals zur Kaiser-Wilhelm-Gesellschafk gehorenden Deutschen Entomologischen Institut abgeordnet, um an dieser bedeutenden taxonomisch-bibliographischen Forschungsstatte die Grundlagen fur einen besseren Schadlingserkennungs-, -warn- und -propose-Dienst zu schaff en. Auch diese neue Aufgabe meisterte SACHTLEBEN in souveraner Weise. Nach dem Tode HORNS iibernahm er 1939 die Leitung des Instituts, das er in Fort- fiihrung der Arbeit HORNS zu einer weltweiten Zentralstelle des Auskunfis- dienstes iiber Insekten ausbaute. Er selbst arbeitete sich dabei in die Syste- matik einer der wichtigsten und schwierigsten Insektengruppen, der Ichneu- moniden, ein.

Hans Sachtleben

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Page 1: Hans Sachtleben

P E R S O N A L I E N

Hans Sachtleben t

Am 12. 3. 1967 verstarb in Berlin-Friedrichshagen der ehemalige Direktor des Deutschen Entomologischen Instituts Berlin der Deutschen Akademie der Landwirtschafiswissenschafien. Prof. Dr. HANS SACHTLEBEN, im 74. Le- bensjahr.

Die Entomoloeie verliert init ihm einen ihrer bedeutendsten Vertreter. Am 24. 6. 1893 Yn Magdeburg geboren, besuchte HANS SACHTLEEEN das

Gymnasium in Homburg vor der Hohe und studierte nach dem Abitur 1912 in Miinchen Naturwissenschafien, insbeson- dere Zoologie. Nach seiner Pro- motion trat er 1917 als wissen- schafilicher Mitarbeiter in die Zoologische Staatssammlung Miinchen ein, in der er sich 3 Jahre lang vor allem ornitho- logischen Problemen widmete. Danach holte ihn Professor APPEL als Sachbearbeiter fur den Pflanzenschutz gegen tierische Schadlinge in die Biologische Reichsanstalt Berlin-Dahlem. Er hatte damit eine sehr gute Wahl getroeen, denn HANS SACHT- LEBEN erwarb sich in seiner 12- jahrigen Tatigkeit in Dahlem auf dem Gebiet der land- und forstwissenschafilichen Entomo- logie durch zahlreiche hervor-

ragende Veroff entlichungen internationalen Ruf. Unter seinen vielen Arbei- ten aus dieser Zeit seien nur die Monographie der Forleule, seine Unter- suchungen uber die Parasiten des Maisziinslers und die umfassende Bearbei- tung der biologischen Bekampfung fur das ,,Handbuch der Pflanzenkrank- heiten" genannt.

1933 wurde SACHTLEBEN von der Biologischen Reichsanstalt zu dem von W. HORN geleiteten, damals zur Kaiser-Wilhelm-Gesellschafk gehorenden Deutschen Entomologischen Institut abgeordnet, um an dieser bedeutenden taxonomisch-bibliographischen Forschungsstatte die Grundlagen fur einen besseren Schadlingserkennungs-, -warn- und -propose-Dienst zu schaff en. Auch diese neue Aufgabe meisterte SACHTLEBEN in souveraner Weise. Nach dem Tode HORNS iibernahm er 1939 die Leitung des Instituts, das er in Fort- fiihrung der Arbeit HORNS zu einer weltweiten Zentralstelle des Auskunfis- dienstes iiber Insekten ausbaute. Er selbst arbeitete sich dabei in die Syste- matik einer der wichtigsten und schwierigsten Insektengruppen, der Ichneu- moniden, ein.

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Um der drohenden Zerstorung durch Kriegseinwirkungen zu entgehen, verlagerte SACHTLEBEN das Deutsche Entomologische Institut in das Schloi3 Blucherhof in Mecklenburg und betreute und beschutzte dort die wertvollen Sammlungen allein mit seiner Gattin in entsagungsvoller Arbeit. Wenn der WissenschaR die unersetzlichen Sarnmlungen und Bibliotheksbestande des DEI erhalten geblieben sind, so ist dies allein HANS SACHTLEBEN zu danken.

1949 kam das Institut zuruck und erhielt in Friedrichshagen ein reprasen- tatives Institutsgebaude. 1950 wurde es selbstandig und 1951 unter wesent- licher personeller und struktureller Erweiterung (es kamen Abteilungen fur okologische und biozonologische sowie bibliographische Entomologie hinzu) von der Deutschen Akademie der LandwirtschaRswissenschaRen uber- nommen.

Eine Reihe von EhreninitgliedschaRen und Auszeichnungen, darunter die Fabricius-Medaille der Deutschen Entoinologischen GesellschaR, der Natio- nalpreis und die Ernennung zuin Professor, sind Ausdruck der Anerkennung, die HANS SACHTLEBENS Arbeit gewann.

Mit seinen Kollegen aus dem Institut und aus aller Welt hatte HANS SACHTLEBEN ein herzliches Verhaltnis. Sein bescheidenes, lauteres Wesen und die Uneigenniitzigkeit, mit der er sein groi3es Wissen und sein geradezu phanomenales Gedachtnis, vor allem in bibliographischer Hinsicht, zur Ver- fugung stellte, gewannen die Sympathien aller, die mit ihm zu tun hatten.

1961 trat SACHTLEBEN in den Ruhestand, um sich in seinem Hauschen am Muggelsee der Bearbeitung der Ichneumoniden zu widmen. Nur wenige Jahre war ihm dies vergonnt. Die Fachwelt gedenkt in Dankbarkeit und Ver- ehrung des Verstorbenen, dessen Name in seinem wissenschafilichen Werk fortleben wird. W. SCHWENKE