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Hauptseminar am Lehrstuhl für Finanzierung & Investition Prof. Dr. Hans Hirth Institut für Betriebswirtschaftslehre Fakultät VIII – Wirtschaft und Management Thema 4: Die Grenzen der Arbitrage Name : Norman Zimmermann Matrikelnummer : 12 34 56 Telefon : 0123/1234567 E-Mail : [email protected] Betreuer : Dietmar Hillebrand Abgabetermin : 29.10.2004

Hauptseminar Die Grenzen der Arbitrage · Hauptseminar am Lehrstuhl für Finanzierung & Investition Prof. Dr. Hans Hirth Institut für Betriebswirtschaftslehre Fakultät VIII –

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Hauptseminar

am Lehrstuhl für Finanzierung & Investition

Prof. Dr. Hans Hirth

Institut für Betriebswirtschaftslehre

Fakultät VIII – Wirtschaft und Management

Thema 4:

Die Grenzen der Arbitrage

Name : Norman Zimmermann

Matrikelnummer : 12 34 56

Telefon : 0123/1234567

E-Mail : [email protected]

Betreuer : Dietmar Hillebrand

Abgabetermin : 29.10.2004

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Norman Zimmermann Inhaltsverzeichnis

I

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis .............................................................................................................I

Abkürzungsverzeichnis................................................................................................... II

Symbolverzeichnis..........................................................................................................III

1. Vorbemerkung und Überblick .......................................................................... 1

2. Arbitrage als fundamentales Konzept der Finanzwirtschaft ......................... 2

2.1 Definition und Arten von Arbitrage ............................................................. 2

2.2 Arbitrage – ein theorienahes Beispiel........................................................... 3

3. Professionelle Arbitrage..................................................................................... 4

3.1 Bestandteile des Modells und deren Implikationen...................................... 4

3.1.1 Das Agency Modell .................................................................................. 4

3.1.2 Performance-Based Arbitrage und ihr Einfluss auf die Markteffizienz ... 8

3.1.3 Weitere Implikationen ............................................................................ 12

3.2 Kritische Würdigung des Modells .............................................................. 13

4. Zusammenfassung ............................................................................................ 15

Literaturverzeichnis....................................................................................................... 16

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Norman Zimmermann Abkürzungsverzeichnis

II

Abkürzungsverzeichnis

APT - Arbitrage Pricing Theory

bzw. - beziehungsweise

c. p. - ceteris paribus

CAPM - Capital Asset Pricing Model

d.h. - das heißt

EUREX - European Exchange

f. - folgende

ff. - fortfolgende

LIFFE - London International Financial Futures and Options Exchange

PBA - Performance-Based Arbitrage

S. - Seite

z.B. - zum Beispiel

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Norman Zimmermann Symbolverzeichnis

III

Symbolverzeichnis

a - Maß der Sensitivität des Kapitals zu den in der Vergangenheit erzielten

Erträgen

1D - in 1=t investierter Betrag

EW - erwartetes zur Verfügung stehendes Kapital mit 3=t

tF - zur Verfügung stehendes Kapital mit 2,1=t

G - Funktion des Bruttoertrags

tp - Preis in t

q - Wahrscheinlichkeit

*q - Wahrscheinlichkeit, bei der der Arbitrageur indifferent zur Investition

des gesamten Kapitals in 1=t ist

QA - Nachfrage der Arbitrageure

QN - Nachfrage der Noise Trader

tS - Schock in t

t - Zeitpunkt

T - Laufzeitende

V - fundamentaler Wert

W - zur Verfügung stehendes Kapital mit 3=t

x - Bruttoertrag

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Norman Zimmermann Vorbemerkung und Überblick

1

1. Vorbemerkung und Überblick

„Give a man fish and you feed him for a day. Teach him how to arbitrage and you feed

him forever.”1

Die Zulassung des Vertriebs von Hedgefonds an Privatinvestoren in Deutschland löste

ein großes Interesse an diesen Fonds und an deren verschiedenen Strategien aus. Zu den

Hedgefonds, die aus Diversifikationsgründen aber nur über Dachfonds vertrieben

werden, zählen unter anderem verschiedenste Formen von Arbitragegeschäften.

Aufgrund der modernen Technologie2 und der damit steigenden Markttransparenz ist es

heute zunehmend schwerer möglich, mit Aktien Arbitragegewinne zu erzielen. Dies ist

aber nach wie vor zwischen den Future- und Kassamärkten, sowie auf den Anleihe- und

Devisenmärkten möglich.3

Diese Arbeit behandelt die Arbitrage zunächst aus theoretischer Sicht, wie sie in vielen

kapitalmarkttheoretischen Modellen Anwendung findet. In Kapitel 3 wird die

professionelle Arbitrage anhand eines Modells, welches die pure Arbitrage ohne

langfristiges fundamentales Risiko abbildet, beschrieben. Es wird gezeigt, dass

entgegen der Theorie, Arbitrage sowohl Kapital benötigt, als auch ein Risiko in sich

birgt. Das Modell beschreibt die Beziehung zwischen dem Kapitalgeber (dem Prinzipal)

und dem Arbitrageur (dem Agenten). Diese Trennung von Kapital und Wissen ist

Ursache für verschiedene Implikationen. Des Weiteren wird erklärt, auf welcher Basis

Anleger ihre Anlageentscheidung treffen, nämlich den vergangenen Erträgen. Dies wird

Performance-Based Arbitrage genannt und ist elementarer Bestandteil des Modells. Die

Auswirkungen dieses Phänomens auf die Markteffizienz, insbesondere unter extremen

Umständen, werden ausführlich geschildert. Dabei wird gezeigt, dass die Möglichkeiten

der Arbitrage begrenzt sind. Es werden noch weitere Folgerungen des Modells

dargestellt, wie z.B. welche Märkte für Arbitrageure besonders attraktiv sind.

Abschließend wird das Modell einer kritischen Würdigung unterzogen, welcher eine

Zusammenfassung der Arbeit folgt.

1 Warren Buffett, Großinvestor und Chairman von Berkshire Hathaway 2 Wie z.B. Realtimekurssysteme oder das Direct Access Trading und die damit verbundene sekundenschnelle Ausführung der Orders. 3 Vgl. zu diesem Absatz http://boersenlexikon.faz.net/arbitrag.htm

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Norman Zimmermann Arbitrage als fundamentales Konzept der Finanzwirtschaft

2

2. Arbitrage als fundamentales Konzept der Finanzwirtschaft

2.1 Definition und Arten von Arbitrage

Das französische Wort Arbitrage ist vom lateinischen arbitrare „beobachten“ oder

arbitrari „als Schiedsrichter wirken“ abgeleitet.4

Sharpe und Alexander definieren Arbitrage als „the simultaneous purchase and sale of

the same, or essentially similar, security in two different markets for advantageously

different prices”.5

Der Theorie folgend bedarf der Arbitrageur keines Kapitals und er setzt sich auch

keinem Risiko aus, da er zur gleichen Zeit Wertpapiere sowohl billig kauft als auch

teuer verkauft. Dies bedeutet, dass die zukünftigen Zahlungsströme (Cashflows) mit

Sicherheit null sind und die Gewinne im Voraus erzielt werden. Der Arbitrageur nutzt

also Bewertungsdiskrepanzen auf den Märkten aus, welche aber aufgrund der

ausgleichenden Wirkung der Arbitrage nur zeitlich begrenzt existieren. Vollkommen

effiziente Märkte sind also arbitragefrei.6

Das Konzept der Arbitrage findet in vielen Modellen der Finanzwirtschaft Anwendung.

Dabei wird von sehr vielen kleinen Arbitrageuren ausgegangen, die gegenüber jeder

Transaktion risikoneutral sind.7 Sie nehmen eine infinitesimale Position gegen die

Fehlbewertung auf. Dies führt dazu, dass sich diese Fehlbewertungen reduzieren und

sich die Preise somit wieder in Richtung ihres fairen Wertes bewegen. Durch das

Beseitigen der allokativen Ineffizienzen sind Arbitragegeschäfte wohlfahrtssteigernd.

Dieses Modell der Arbitrage ist die Grundlage für Famas classic analysis of efficient

markets (1965), dem von Sharpe entwickelten Capital Asset Pricing Model (CAPM,

1964) sowie der Arbitrage Pricing Theory (APT, 1976) von Ross.

Grundsätzlich lassen sich Arbitragegeschäfte in zwei Gruppen unterscheiden. Zum

einen, der Theorie nach, bei der der Arbitrageur mit einer Wahrscheinlichkeit von eins

Geld verdient und zum anderen die sogenannte Risk Arbitrage. Unter dem Begriff der

Risk Arbitrage werden alle Arbitragegeschäfte subsummiert, bei der die

Wahrscheinlichkeit Geld zu verdienen kleiner als eins ist, welche also nur im 4 Vgl. http://www.bwclub.de/lexikon/h/relative_value.htm und http://www.arbitrage.de 5 Shleifer/Vishny (1997), S. 35. 6 Vgl. http://www.bwclub.de/lexikon/a/arbitrage.htm 7 Im Gegensatz zu dem unter Kapitel 3 erklärten Modell.

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Norman Zimmermann Arbitrage als fundamentales Konzept der Finanzwirtschaft

3

Durchschnitt erfolgreich sind. Beispielhaft seien die Fixed Income Arbitrage,

Convertible Bond Arbitrage, Aktien-Options Arbitrage und die Merger Arbitrage

genannt.8

2.2 Arbitrage – ein theorienahes Beispiel9

An dem folgenden einfachen Beispiel, welches der Theorie sehr nahe kommt, wird

gezeigt, dass es in der realen Welt keine Arbitrage ganz ohne Kapitaleinsatz gibt.

An der EUREX in Frankfurt wird ein Bund-Future (Nennwert 125.000 €) zu 120.000 €

gehandelt. Ein Kontrakt mit identischer Ausgestaltung kostet in London an der LIFFE

122.500 €. Der Arbitrageur wird heute in t, einen Kontrakt in Frankfurt zu 120.000 €

kaufen (long) und einen an der LIFFE zu 122.500 € verkaufen (short). Somit ist er zum

Laufzeitende T perfekt gehedgt. In t muss er allerdings eine sogenannte Margin, eine

Sicherheitsleistung, hinterlegen, welche für beide Kontrakte zusammen beispielsweise

3250 € beträgt. Somit hat er zunächst einen negativen Cashflow - er benötigt also Geld.

Es gibt nun zwei Möglichkeiten wie sich die Kurse entwickeln können. Im Idealfall

kehrt der Markt zur Effizienz zurück, d.h. die Kurse gleichen sich sehr schnell wieder

an und der Arbitrageur stellt dann beide Positionen glatt. Dies führt dazu, dass er je

Kontrakt 1250 € verdient und natürlich seine Margin zurückerhält. Selbst in diesem

idealisierten Beispiel bedarf es Kapital. Beim Eintreten des zweiten Falles, nämlich

einem weiteren Auseinanderdriften der Preise in London und Frankfurt, erhöht sich

zunächst die Margin. Der Arbitrageur muss noch mehr Kapital aufbringen und verliert

somit in diesem Szenario kurzfristig Geld. Die Wahrscheinlichkeit, dass er langfristig

mit dieser Transaktion Geld verdient, ist unter der Voraussetzung, dass er immer in der

Lage ist die Sicherheitsleistung aufzubringen, trotzdem noch eins. Sollte dies nicht der

Fall sein, muss er seine Positionen liquidieren und erleidet einen Verlust. In der Realität

ergibt sich zusätzlich, vor allem bei stark schwankenden Kursen, die Gefahr, dass sich

der Wert der gelieferten Anleihen von dem der zu liefernden Anleihen unterscheidet.

Es ist daher festzuhalten, dass Arbitrage Kapital benötigt um die Margin aufzubringen

und um mögliche kurzfristige Verluste auszugleichen. Des Weiteren muss

hervorgehoben werden, dass die Wahrscheinlichkeit Gewinne zu erzielen kleiner eins

ist, es sich also um Risk Arbitrage handelt.

8 http://www.sparkasse.at/ssite/files/DYN/erstebank/11503.pdf 9 Vgl. Shleifer/Vishny (1997), S. 35 f.

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Norman Zimmermann Professionelle Arbitrage

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3. Professionelle Arbitrage

In diesem Kapitel wird ein Modell und dessen Implikationen beschrieben, welches im

Gegensatz zur Theorie von wenigen spezialisierten Arbitrageuren und damit verbunden

von einem Agency Problem ausgeht.

3.1 Bestandteile des Modells und deren Implikationen

3.1.1 Das Agency Modell

Dieses dreiperiodige Modell ( 3,2,1=t ) bezieht sich auf ein ganz spezielles

Marktsegment, in dem es drei Arten von Akteuren gibt, Noise Trader, Arbitrageure und

Investoren in Arbitragegeschäfte, die nicht selbstständig handeln, sondern ihr Kapital

auf verschiedene Arbitrageure verteilen. Entgegen der Annahme vieler bereits

bestehender Modelle wird in diesem davon ausgegangen, dass es nur relativ wenige,

professionelle und hoch spezialisierte Arbitrageure gibt, so dass Wissen und Kapital

getrennt sind. Es kommt zu einer sogenannten Prinzipal-Agenten-Beziehung, die durch

asymmetrische Informationsverteilung gekennzeichnet ist, die dadurch zustande kommt,

dass die Arbitrageure, und nur sie, den fundamentalen Wert V des Wertpapiers kennen.

In 3=t wird V im Modell mit Sicherheit erreicht, es gibt also kein langfristiges Risiko.

Der Preis des Wertpapiers in t ist tp und der pessimistische Schock wird durch tS mit

2,1=t symbolisiert. Daraus resultiert für die Nachfrage der Noise Trader:

( ) ( ) tt pSVtQN /−= (1)

1S ist bekannt, der Schock der zweiten Periode 2S jedoch nicht. Wenn 12 SS > , so

bedeutet dies zunächst eine Verstärkung der Fehleinschätzung der Noise Trader, bevor

der faire Wert in 3=t wieder erreicht wird. Sowohl Arbitrageure als auch Investoren

sind vollkommen rational. Der risikoneutrale Arbitrageur wird also eine Position gegen

die Fehlbewertung aufbauen. Ihm steht dazu in jeder Periode ein beschränktes Kapital

in Höhe von tF zur Verfügung. 1F ist eine exogene und 2F eine endogene Variable des

Modells. Wenn in 2=t die Fehlbewertung aufgehoben wird, so verkauft der

Arbitrageur seine Position. Sollte dies nicht der Fall sein, wird er 2F investieren. Somit

ergibt sich für die Nachfrage des Arbitrageurs ( ) 22 /2 pFQA = . Aus der

Gleichgewichtsbedingung von Angebot und Nachfrage resultiert für den Preis:

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Norman Zimmermann Professionelle Arbitrage

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222 FSVp +−= (2)

Es wird davon ausgegangen, dass 22 SF < . Die Preise gleichen sich in 2=t also nicht

allein durch Arbitragegeschäfte an.

Da es in 2=t noch zu einem weiteren Schock kommen kann, wird der Arbitrageur

möglicherweise nicht sein gesamtes Kapital 1F in 1=t investieren. Der in 1=t

investierte Betrag soll durch 1D ausgedrückt werden. Daraus folgt:

( ) 11 /1 pDQA = und 111 DSVp +−= (3)

Des Weiteren muss anhand des Modells noch erklärt werden, wie sich 2F erschließen

lässt. Hierzu wird die Beziehung zwischen dem Arbitrageur und dem Investor in den

Mittelpunkt der Betrachtung gestellt.

Es wird von vielen verschiedenen kleinen Marktsegmenten ausgegangen, welche die

einzelnen Strategien der Arbitrageure bezeichnen. Die Vielzahl der in den jeweiligen

Segmenten tätigen Arbitrageure hat zur Folge, dass kein einzelner Arbitrageur die

Preise beeinflussen kann. Es gibt also zu der Leistung jedes Arbitrageurs auch immer

ein perfektes Substitut. Weiterhin soll von konstanten Grenzkosten pro investierter

Geldeinheit über alle Segmente hinweg ausgegangen werden. Diese Annahmen führen

dazu, dass die Preise für die Leistung der Arbitrageure gleich den Grenzkosten sind.

Bayesians, jene Investoren, die subjektive Wahrscheinlichkeit hervorheben10, werden

dort ihr Geld investieren, wo ihrer Meinung nach der erwartete Überschuss, d.h. die

Differenz aus erwartetem Ertrag und dem zu zahlenden Preis, am größten ist. Da die

Kosten bei allen Arbitrageuren gleich sind, wählen die Anleger den Arbitrageur, der den

höchsten erwarteten Ertrag verspricht. Diesbezüglich differieren die Meinungen der

Investoren, so dass sich das zu investierende Kapital auf viele Arbitrageure verteilt.

Dabei wird vorausgesetzt, dass die Arbitrageure durch ihre erwirtschafteten Erträge

ausreichend Anleger überzeugen können. Die Investoren verfügen weder über das

Wissen über Wertpapierkursentwicklungen, noch über Informationen die Strategie

betreffend. Es ist ihnen auch nicht möglich, das Modell des Arbitrageurs abzuleiten, da

es nicht-stationär und vieldimensional ist. Aufgrund dessen bilden sich die Anleger ihre

Meinungen auf Basis der vergangenen Performance und projizieren diese in die

Zukunft. Dieses Phänomen nennt man Performance-Based Arbitrage (PBA).

10 Vgl. http://b-course.hiit.fi/bayesians.html

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Das Gesamtangebot der Investoren bezogen auf ein spezielles Segment sei durch die

konkave Funktion G gegeben. Sie ist eine wachsende Funktion des Bruttoertrags

( )12 / pp , der zwischen 1=t und 2=t erzielt wird. Somit ergibt sich:

( ) ( ) ( ){ },//*/* 111121112 FDFppFDGFF −+=

mit ( ) ,11 =G 1≥′G und .0≤′′G (4)

Die erhaltenen Mittelzuflüsse der Arbitrageure gestalten sich also vollkommen

ungeachtet der sich am Markt ergebenen Möglichkeiten, sobald sich Positionen der

Arbitrageure besser als die Benchmark entwickeln und vice versa.

Investoren führen die schlechte Entwicklung einer Arbitrageanlage auf drei mögliche

Gründe zurück: einen zufälligen Störterm, eine weitere Verschlechterung der Stimmung

unter den Noise Tradern oder aber die minderwertige Qualität des Arbitrageurs. Da

ihnen eine Abgrenzung des entscheidenden Grundes aber nicht möglich ist, schauen sie

nur auf die bis dato erzielten Renditen. Die Tendenz sich an der vergangenen

Entwicklung zu orientieren verstärkt sich noch mit zunehmenden Unterschieden der

Fähigkeiten der Arbitrageure, auch wenn diese möglicherweise nicht beobachtbar sind.

Im Gegensatz dazu reduziert eine große Varianz der Stimmung der Noise Trader diese

Tendenz. Wenn man aber von den Fähigkeiten der Arbitrageure absieht oder diese als

konstant annimmt, kann eine schlechte Entwicklung nur einer Verschlechterung des

Schocks der Noise Trader zugeschrieben werden, welcher die Erwartungen der

Investoren für den zukünftigen Ertrag erhöht. Genau in dieser Situation sind aber

Mittelabflüsse zu verzeichnen, welche damit zu erklären sind, dass der Anleger nur auf

die Erträge der Vergangenheit schaut und daraus sowohl die zukünftigen Möglichkeiten

als auch die Qualität des Arbitrageurs ableitet.

Zur Vereinfachung und da die Ergebnisse davon unberührt bleiben, wird die G Funktion

als linear angenommen. x symbolisiert dabei den Bruttoertrag.

,1)( aaxxG −+= mit 1≥a (5)

Damit folgt für das in 2=t zur Verfügung stehende Kapital:

( ) ( ){ } ( ) ( )12111111212 /11/* ppaDFFaDFppDaF −−=−+−+= . (6)

Für 12 pp = , also einen Ertrag von null, bleibt der Betrag des gemanagten Kapitals

konstant. Bei negativen Erträgen ( 12 pp < ) muss der Arbitrageur mit Mittelabflüssen

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Norman Zimmermann Professionelle Arbitrage

7

rechnen und vice versa. Der Parameter a in Gleichung (6) ist ein Maß für die

Sensitivität des zur Verfügung gestellten Kapitals zu den in der Vergangenheit erzielten

Erträgen. Ein Spezialfall ist 1=a , d.h., dem Arbitrageur geht in 2=t weder frisches

Kapital zu, noch muss er mit Mittelabflüssen rechnen. Mit wachsendem a nimmt die

Abhängigkeit von 2F zu, d.h., dass bei schlechter Entwicklung dem Arbitrageur Geld

entzogen wird.

Die „incentive contracts“11, welche die unerwünschten Folgen der PBA zwar abmildern,

jedoch nicht gänzlich verhindern, sollen an dieser Stelle nicht näher erörtert werden, da

ihre empirische Relevanz fraglich ist.12

Das Modell, das entscheidend durch die PBA beeinflusst ist, unterscheidet sich

grundlegend von konventioneller Arbitrage in der Entscheidungsfindung der Investoren.

In konventionellen Modellen wird das Kapital dort angelegt, wo es die höchsten

erwarteten Erträge der (zukünftigen) Transaktionen verspricht. Im Gegensatz dazu

werden im hier beschriebenen Modell die in der Vergangenheit erzielten Erträge zur

Entscheidungsfindung herangezogen. Daher entziehen die Anleger den Arbitrageuren

aufgrund schlechter Performance das Geld, wenn die Bewertungsdiskrepanzen am

größten sind, obwohl die Chancen in der Zukunft gerade dann am besten wären. Dies

führt dazu, dass die Arbitrageure das Ungleichgewicht des Marktes nicht beseitigen

können. Der entscheidende Punkt ist, dass die Investoren den Zusammenhang zwischen

hoher Fehlbewertung und hohen erwarteten Renditen ignorieren.

Abschließend wird das Optimierungsproblem des Arbitrageurs formuliert. Es wird

vereinfachend angenommen, dass der Arbitrageur den in 3=t erwarteten Gewinn

maximiert. Unter den oben getroffenen Annahmen, wie z.B. konstanten Grenzkosten

und der Preisnehmerschaft der Arbitrageure, ist die Maximierung des erwarteten

Gewinns äquivalent der Maximierung des erwarteten zu verwaltenden Kapitals in 3=t .

Mit der Wahrscheinlichkeit q soll 12 SSS >= sein, d.h., die Fehleinschätzung der

Noise Trader verstärkt sich. Mit der Gegenwahrscheinlichkeit q−1 soll der

fundamentale Wert des Wertpapiers V wieder erreicht werden, somit ist 02 =S . In

diesem Fall würden die Arbitrageure ihre Positionen in 2=t mit einem Gewinn

liquidieren, also ist ( ) ( ) 11111 1/* FaDFpVDaW −+−+= .

11 Shleifer/Vishny, (1997), S.41. 12 Siehe hierzu Shleifer/Vishny, (1997), S.41f.

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Norman Zimmermann Professionelle Arbitrage

8

Im anderen Fall ( 12 SSS >= ) ergibt sich

( ) { } ( )[ ]1111212 1/**/ FaDFppDapVW −+−+= . Werden diese Ausdrücke noch mit

den entsprechenden Wahrscheinlichkeiten gewichtet, dann ergibt die zu maximierende

Gleichung (7):

( ) ( ) ( )���

���

−+���

�−+��

�+

���

���

−+���

�−+−= 111

1

21

2111

1

1 1*

*1*

1 FaDFp

pDa

pV

qFaDFp

VDaqEW

3.1.2 Performance-Based Arbitrage und ihr Einfluss auf die Markteffizienz

Als Benchmark dieses Modells fungieren als Erstes die effizienten Märkte, in denen die

Arbitrageure sofort jeglichen Fehlbewertungen entgegenwirken und daher Vpp == 21

ist. Sie sind jederzeit dazu in der Lage, da sie über Zugang zu ausreichend Kapital

verfügen, im Gegensatz zur zweiten Benchmark. Hier können die Arbitrageure,

ungeachtet von möglichen Verlusten, ihr Kapital immer bis zu 1F aufstocken. Dies

bedeutet formal, 111 FSVp +−= und 12 FSVp +−= . Des Weiteren gibt es noch den

bereits beschriebenen Fall von 1=a .13

Das Differenzieren der Gleichung (7) nach der Entscheidungsvariablen 1D ergibt die

Bedingung erster Ordnung. Das Optimierungsproblem des Arbitrageurs ist somit:

( ) 0pV

*1pp

q1pV

q1DEW

21

2

11

≥���

�−+��

�−−=

∂∂ (8)

Der erste Term dieser Bedingung beschreibt den Grenzertag einer in 1=t zusätzlich

investierten Geldeinheit für den Fall der Kurserholung in 2=t . Wohingegen durch den

zweiten Term der Grenzverlust bzw. eine verpasste Nachkaufgelegenheit ausgedrückt

wird, für den Fall, dass der Markt erst in 3=t zur Effizienz zurückkehrt, also 12 pp < .

Wenn der Grenzertrag größer als der Grenzverlust ist, kommt es zur Randlösung

( 11 FD = ) und somit wird die Bedingung erster Ordnung zur strikten Ungleichung. Ist

der Grenzertag jedoch gleich dem Grenzverlust wird die Ableitung gleich Null. Man

spricht dann von einer inneren Lösung ( 11 FD < ).

Im Folgenden sollen die Auswirkungen der Veränderung bestimmter Parameter erörtert

werden. Wenn das Risiko eines starken Rückgangs groß ist, wird der Arbitrageur nicht

13 Siehe hierzu Kapitel 3.1.1, S.7.

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9

das gesamte Kapital in 1=t investieren ( 11 FD < ), um in der folgenden Periode von

den weiter gesunkenen Kursen profitieren zu können. Wenn nun aber die

Wahrscheinlichkeit q für ein weiteres Fallen der Kurse sehr klein ist, 1S relativ groß

und 2p nicht zu klein im Verhältnis zu 1p ist, dann wird aus der Vorschrift (8) eine

Ungleichung. Unter diesen Umständen wird der Arbitrageur sein gesamtes Kapital 1F

investieren. Diese Umstände „in which mispricing is so severe at 1=t that arbitrageurs

choose to be fully invested [werden] as “extreme circumstances”14 bezeichnet.

Die Auswirkung der Arbitrage auf die Effizienz der Märkte soll mit Hilfe der Sätze 1-4

formal beschrieben werden.

Satz 1: Für ein gegebenes 11 ,,, FSSV und a gibt es ein q* , so dass für *qq > , 11 FD <

und für *qq < , 11 FD = gilt.

q* stellt also genau die Wahrscheinlichkeit dar, bei der der Arbitrageur indifferent ist,

ob er in 1=t das gesamte Kapital investiert oder nicht. Wenn die Ungleichung (8) zu

einer Gleichung wird, dann ist das Gleichgewicht durch die Gleichungen (2), (3), (6)

und (8) gegeben. Im Fall der Ungleichheit ergibt sich das Gleichgewicht aus den

folgenden Gleichungen, ,11 FD = 111 FSVp +−= , sowie aus den Gleichungen (2) und

(6).15 In Abhängigkeit von q wird also entweder ein Teil von 1F , nämlich 1D (für

*qq > ) oder aber das gesamte 1F (für *qq < ) investiert. Wenn nur 1D angelegt wird,

dann ist 1p geringer als im Fall der Investition des gesamten Kapitals, da die Arbitrage

weniger offensiv ist. Anhand des bereits erwähnten numerischen Beispiels zeigt sich,

dass sowohl die Randlösung als auch die innere Lösung plausibel sind. Des Weiteren

kann anhand des Modells gezeigt werden, dass je größer die Schocks sind, desto größer

die Abweichung der Preise von ihrem fairen Wert.

Satz 2: Für die Randlösung ( )11 FD = gilt: 0/ 11 <dSdp , 0/2 <dSdp und 0/1 =dSdp .

Für die innere Lösung gilt: 0/ 11 <dSdp , 0/2 <dSdp , und 0/1 <dSdp .

Dieser Satz beschreibt den Fall der begrenzten Möglichkeiten des Arbitrageurs zur

Wiederherstellung der Markteffizienz nach großen Schocks. Bei der inneren Lösung

wirkt sich der Schock 2S sogar auf 1p aus, da der Arbitrageur zunächst noch Teile

14 Shleifer/Vishny, (1997), S.43. 15 Numerisches Beispiel siehe Shleifer/Vishny, (1997), S.44.

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Norman Zimmermann Professionelle Arbitrage

10

seines Kapitals zurückhält, um diese bei weiter fallenden Kursen zu investieren und

somit in 1=t der Fehlbewertung weniger entgegenwirkt.

Im Folgenden soll die Abhängigkeit der Preise vom Parameter a untersucht werden,

wobei die Frage, ob mit steigendem a, also einer Intensivierung der PBA, die Effizienz

der Märkte sinkt, zu erörtern ist. Dies kann pauschal nicht beantwortet werden. Die

Reaktion von 1p und 2p bezüglich a ist sehr sensitiv gegenüber Noise Trader Schocks.

Unter Berücksichtigung der Annahmen des Modells, vor allem Vp =3 , kann gezeigt

werden, „that a higher a makes the market less efficient“.16 Mit steigendem a ergibt sich

im Gleichgewicht ein gleich großes bzw. geringeres 1p und ein kleineres 2p , bei

Verstärkung des Schocks. Die in diesem Modell beschriebene Arbitrage (PBA) führt zu

weniger effizienten Preisen als die Arbitrage ohne PBA. Im Gegensatz dazu kann die

PBA (mit großem a) aber auch zur schnelleren Angleichung an den fundamentalen Wert

beitragen, wenn das Modell auch eine langsamere Angleichung der Preise zulässt.

Mittelzuflüsse würden, nach einer auf einen Schock folgenden kleinen Erholung, durch

ein großes a stärker wachsen und die Arbitrageure könnten somit mit mehr Kapital

Fehlbewertung schneller eliminieren. Es ist festzuhalten, dass sich keine

allgemeingültigen Zusammenhänge zwischen der ex ante Markteffizienz und der

Intensität der Performance-Based Arbitrage formulieren lassen.

Die Effektivität der Arbitrage unter extremen Umständen soll nun im Mittelpunkt der

Betrachtung stehen. Theoretisch müssten Arbitrageure mit wachsender Fehlbewertung

der Märkte offensiver investieren, ob dies der Fall ist, lässt sich auf verschiedene Arten

messen. Zum einen betrachtet man die absoluten Beträge, die in 1=t und 2=t

angelegt werden ( )?11 FD < , zum anderen kann auch eine relative Betrachtung

durchgeführt werden ?)//( 2211 pFpD < . Aufgrund des gesunkenen Preises ist es

möglich, dass mehr Wertpapiere gehalten werden und dafür insgesamt weniger

Kapitaleinsatz nötig war. Um die Offensivität der von den Arbitrageuren getätigten

Investitionen festzustellen, kann außerdem untersucht werden, ob sie in 2=t weniger

Wertpapiere halten, also trotz fallender Kurse Teile ihrer Positionen liquidiert haben.

Die Sätze 3 und 4 behandeln die Bedingungen der Liquidation.

16 Shleifer/Vishny, (1997), S.45.

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11

Satz 3: Wenn Arbitrageure bei 1=t vollständig investiert sind und 12 SS > ist, dann

gilt für 1>a , 12 DF < und 1122 // pDpF < .

Dieser Satz widmet sich den „extreme circumstances“17, in denen die Arbitrageure das

gesamte Kapital bereits in der ersten Periode investiert haben und dann einen

pessimistischen Schock ( 2S ) erfahren. Dieser führt zu Mittelabflüssen, die nur noch

durch Liquidation zu bedienen sind. In diesem Fall wird der Markt durch die

Arbitrageure sogar destabilisiert und sie können die besten Chancen nicht für sich

ausnutzen. Die Bedingung 11 DF = ist keine notwendige Voraussetzung für

Zwangsverkäufe. Wenn die Differenz von 1F und 1D sehr klein, aber dennoch positiv

ist, die durch ein q nur wenig größer als *q hervorgerufen wird, dann können die

Mittelabflüsse nicht nur aus den Barreserven aufgebracht werden. Es ist also ein q

berechenbar, bis zu dem der Arbitrageur zwangsweise Teile seiner Positionen auflösen

muss. Dies verstärkt die Ineffizienzen des betreffenden Marktsegments.

Unter den Bedingungen 11 DF = und 11 paF < , d.h., Arbitrageure mussten nicht ihre

gesamten Positionen verkaufen, ergibt sich:

( ) ( )11112 /1/ paFFaFSVp −+−−= . (9)

Daraus ergibt sich ein stabiles Gleichgewicht, dessen Ableitungen zu Satz 4 führen.

Satz 4: Im vollständig investierten Gleichgewicht gilt: 1/2 −<dSdp und

0/22 <dadSpd .

Auch Satz 4 geht von den oben bereits beschriebenen extremen Umständen aus. Die

Hauptaussagen sind zum einen, dass die Preise stärker fallen als es die Schocks unter

normalen Umständen implizieren würden und zum anderen, dass eine Intensivierung

der PBA diesen Effekt noch verstärkt ( 0/22 <dadSpd ). Wenn davon ausgegangen

wird, dass dSdp /2 ein geeignetes Maß für die Elastizität des Marktes ist, dann ist

festzustellen, „that a market driven by PBA loses its resiliency in extreme

circumstances“.18

Dies zeigt nochmals, dass die Arbitrage in extremen Situationen, wenn der Preis sehr

weit von seinem fundamentalen Wert entfernt ist, sehr begrenzt ist und keinen

17 Shleifer/Vishny, (1997), S.45. 18 Shleifer/Vishny, (1997), S.46.

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stabilisierenden Effekt hat. Da es in solchen Situationen oft zu Zwangsverkäufen

kommt und auf der Käuferseite nicht genügend Kapital und damit Nachfrage vorhanden

ist, fallen die Preise sogar noch weiter. Zwei weitere Gründe für die Zwangsliquidation

unter extremen Umständen sind das strikte Verhalten der Gläubiger und ein mögliches

Agency-Problem zwischen dem Arbitrageur (Agent) und dessen Vorgesetztem

(Prinzipal).

3.1.3 Weitere Implikationen

In diesem Abschnitt werden weitere Folgerungen des Modells kurz behandelt. Zunächst

soll untersucht werden, in welchen Märkten Arbitrageure das Kapital investieren.

Allgemein lässt sich sagen, dass es in diesen Märkten möglich sein sollte, den fairen

Wert möglichst schnell, ziemlich genau und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu

ermitteln. Dies ist vor allem auf den Anleihemärkten möglich, wobei man sich der so

genannten Relative-Value-Strategie19 bedient. Diese Strategie wird auch auf den

internationalen Devisenmärkten angewandt, ist dort aber risikoreicher, da die

zukünftigen Rückflüsse nicht sicher sind. Somit handelt es sich um Risk Arbitrage.

Wenn die Zentralbanken versuchen Wechselkurse, welche nicht dem Marktpreis

entsprechen, beizubehalten, werden sofort große Transaktionen durch Arbitrageure

getätigt, da diese wissen, dass der derzeitige Preis nicht dem fundamentalen Wert

entspricht. Auf den Aktienmärkten hingegen ist es ungleich schwerer den

fundamentalen Wert einer Aktie zu bestimmen.

Unterstellt man seitens der spezialisierten Arbitrageure Risikoaversion, werden sie

Märkte mit sehr hohe Volatilität meiden, was zunächst nicht plausibel scheint. alpha ist

definiert als Verhältnis der durchschnittlichen Outperformance der Arbitrageure zur

Benchmark. Es wird angenommen, dass alpha näherungsweise proportional zur

Standardabweichung der Schocks sei. Somit muss der Arbitrageur nur den investierten

Betrag an die Volatilität anpassen, um das gleiche erwartete alpha und die gleiche

Volatilität, also Risiko, zu erreichen. Er ist indifferent, ob er in einen volatilen Markt

wenig Kapital oder in einen weniger schwankungsreichen Markt mehr Kapital

investiert. Wird von der Annahme der Proportionalität jedoch abgesehen, ist ein

volatiler Markt für den Arbitrageur weniger attraktiv. Die von Unsicherheit und

Unentschlossenheit geprägten Märkte sind unter Einbindung des Zeithorizonts „likely to

19 Das Ausnutzen von temporären Preisanomalien bei mehreren in Zusammenhang stehenden Wertpapieren.

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have a high long-run, but low short-run, ratio of expected alpha to volatility“.20

Aufgrund der PBA wird der kürzere Zeithorizont im Vordergrund stehen und damit ist

eine hohe Volatilität für Arbitrageure im beschriebenen Modell c.p. tendenziell negativ.

Das Risiko zerfällt in systematisches und nicht systematisches Risiko, wobei letzteres

nicht durch Hedging zu umgehen ist. Die Folge ist, dass Aktien mit hohem nicht-

systematischen Risiko nicht fair bewertet sind, da es den Arbitrageuren zu riskant ist,

diese Aktien leer zu verkaufen.

Mit Hilfe dieses Modells können auch verschiedene auf den Finanzmärkten auftretende

Anomalien, wie die Value-Glamour Anomalie, warum sie auftreten und warum die

Arbitrage sie nicht eliminieren kann, erklärt werden. Dies soll aber nicht Gegenstand

dieser Arbeit sein.21

3.2 Kritische Würdigung des Modells

Das Modell bietet Erklärungen für viele Phänomene des Finanzmarktes. Vor allem wird

gezeigt, dass die Möglichkeiten der Arbitrage die Preise der Wertpapiere an deren fairen

Wert anzugleichen unter extremen Umständen begrenzt sind.

Im Gegensatz zu bereits existierenden Modellen, wird in diesem Modell die Annahme

getroffen, es gäbe nur eine geringe Anzahl von Arbitrageuren, die große Kapitalbeträge

verantworten und auf eine Strategie spezialisiert sind. Somit ist der Investor, wenn er

nur einem Arbitrageur Kapital zur Verfügung stellt, nicht diversifiziert. Die

Anlageentscheidung trifft der Investor auf Basis von vergangenen Erträgen (PBA) und

bei schlechter Performance wird dem Arbitrageur das Kapital, zumindest teilweise,

wieder entzogen. Es kann somit zu Zwangsverkäufen kommen. In diesem Fall steht

dem Arbitrageur nicht genügend Kapital zur Verfügung um die besten Chancen, d.h.

eine sehr große Fehlbewertung, auszunutzen.

Der Autor dieser Seminararbeit teilt grundsätzlich diese Annahmen, will jedoch auch

zeigen, dass es Situationen bzw. Umstände geben kann, die dem Modell

möglicherweise entgegenstehen. Gibt es beispielsweise Arbitrageure, die über Zugang

zu ausreichend Kapital verfügen und somit die Schocks etwas reduzieren können, so

müssen die anderen Arbitrageure keine Zwangsverkäufe tätigen. Dadurch gewinnt die

Arbitrage an Effektivität, zumindest bei nicht allzu großen Schocks. Unterstellt man den

20 Shleifer/Vishny, (1997), S.51. 21 Siehe hierzu Shleifer/Vishny, (1997), S.51ff.

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Arbitrageuren jedoch Risikoaversion, so wird die Arbitrage weniger effektiv in der

Bekämpfung von Fehlbewertungen, da diese Arbitrageure ihre Positionen sehr schnell

und ohne Zwang liquidieren, wenn der Markt gegen sie läuft. Somit verschlimmert

allein die Angst vor fallenden Kursen das Problem. Im Modell wird die Annahme

getroffen, dass dem Arbitrageur bei schlechter Performance sofort Kapitalentzug droht.

Dies wird aber zum einen eher mit einer gewissen Verzögerung eintreten und zum

anderen stehen dem Ergebnisse der Verhaltensforschung, nach denen Verluste weniger

stark gewichtet werden und eine „wird schon wieder“ Haltung, entgegen.

Der Autor ist weiterhin der Meinung, dass das Modell in Bezug auf Privatpersonen als

Investoren in Deutschland keine Anwendung finden kann. In Deutschland werden

Hedgefonds an Privatpersonen nur über Dachfonds vertrieben. Dies hat zur Folge, dass

die Investoren diversifiziert sind. Damit werden sich Verluste und Gewinne teilweise

ausgleichen. Der Investor merkt also nicht, welcher Arbitrageur schlechte Erträge

generiert und kann ihm daher sein Kapital nicht entziehen. Der Dachfonds-Manager

könnte dies jedoch tun. Es wird aber angenommen, dass dieser über das nötige Wissen

verfügt um die guten Chancen, die die Folge einer groben Fehlbewertung sind,

erkennen kann.

Eine äußerst kritische Annahme ist die Erreichung des fundamentalen Wertes des

Wertpapiers in 3=t . Der Fall der Risk Arbitrage ist in den meisten Fällen realistischer

anzunehmen, wobei die grundlegenden Aussagen des Modells davon unberührt bleiben.

Das Modell beschränkt sich auf pessimistische Noise Trader. Nach Meinung des Autors

ist dieses Modell, unter der Voraussetzung formaler Anpassung, inhaltlich auch auf

optimistische Noise Trader anwendbar.

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Norman Zimmermann Zusammenfassung

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4. Zusammenfassung

Das von Shleifer und Vishny entwickelte Modell beschäftigt sich mit der Interaktion

von Arbitrageuren und Investoren in Arbitrage-Fonds, sowie deren Wirkung auf die

Effizienz der Märkte.

Es wird von wenigen spezialisierten Arbitrageuren ausgegangen, die das Kapital der

Investoren verwalten und über einen Informationsvorsprung verfügen. Durch diese

asymmetrische Informationsverteilung entsteht ein Agency Problem. Investoren treffen

ihre Entscheidungen auf der Basis von vergangenen Erträgen (Performance-Based

Arbitrage) und nicht aufgrund der zu erwartenden Erträge. Dies hat zur Folge, dass den

Arbitrageuren bei einem Preisverfall Kapital entzogen wird, obwohl sich die Erwartung

an die zukünftigen Erträge verbessert hat. Es kann sogar dazu führen, dass der

Arbitrageur Teile seiner Positionen verkaufen muss und die Preise somit weiter fallen.

In solchen Fällen, die auch als extreme Umstände beschrieben werden, wirkt die

Arbitrage auf den Markt destabilisierend. Wenn also die Fehlbewertungen am größten

sind, ist die Effektivität der Arbitrage aufgrund des nicht ausreichend vorhandenen

Kapitals am geringsten. Die Möglichkeiten der Arbitrage, Preise an die fundamentalen

Werte anzugleichen sind also begrenzt. Weiterhin ist festzuhalten, dass Arbitrageure in

diesem Modell Geld verdienen, jedoch mit einer Wahrscheinlichkeit kleiner als eins.

Es lassen sich durch das Modell auch weitere Phänomene erklären, z.B., dass Aktien

mit einem hohen nicht-systematischen Risiko nicht rational bewertet sind, da die

Arbitrageure dieses Risiko nicht hedgen können und somit die Aktie nicht

leerverkaufen.

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Norman Zimmermann Literaturverzeichnis

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Literaturverzeichnis

Shleifer, A./Vishny, R. W. (1997): The Limits of Arbitrage, in: The Journal of Finance,

Vol. XII, Nr. 1, S. 35-55.

Internetquellen

Lutz Düvel,: Definition / Erklärung / Einführung - was ist Arbitrage, Düvel

Informationssysteme

http://www.arbitrage.de (Stand 24.10.2004)

Badischer Wertpapierclub GbR "Börsenlexikon"

http://www.bwclub.de/lexikon (Stand: 24.10.2004)

adLexikon Definition – Erklärung - Bedeutung

http://arbitrage.adlexikon.de/Arbitrage.shtml (Stand 24.10.2004)

3xW Definition-Info Portal

http://www.definition-info.de/Arbitrage.html (Stand 24.10.2004)

B-Cause Library

http://b-course.hiit.fi/bayesians.html (Stand 24.10.2004)

Erste Bank, Sparkassengruppe

http://www.sparkasse.at/ssite/files/DYN/erstebank/11503.pdf (Stand 01.08.2004)

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Börsenlexikon

http://boersenlexikon.faz.net/arbitrag.htm (Stand 01.08.2004

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Norman Zimmermann Ehrenwörtliche Erklärung

Ehrenwörtliche Erklärung

Ich erkläre hiermit an Eides Statt, dass ich die vorliegende Studienarbeit selbstständig

und ohne unerlaubte Hilfe angefertigt, andere als die angegebenen Quellen und

Hilfsmittel nicht benutzt und die benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich

entnommene Stellen als solche kenntlich gemacht habe.

Berlin, 29.10.2004 ____________________________ Ort, Datum Unterschrift