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 HER MANN STOD TE KOHLHAMMER

Hermann Stodte-Das Nibelungenlied

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Das Niebelungenlied

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  • H E R M A N N S T O D T E

    K O H L H A M M E R

  • Das Nibelungenlied

  • DasNibeluNgeNlieD

    Nach dem urtexterneuert

    von Hermann stodte

    W. Kohlhammer Verlag

  • Nachdruck verboten alle Rechte vorbehalten Copyright by Verlag W. Kohlhammer gmbH, erstmalig 1956

    Recht zur fotomechanischen Wiedergabe nur nach Rckfrage beim Verlag Druck: W. Kohlhammer stuttgart 1956

  • Meinen Kinderngunther, gertrud (geb. Richardsen), gerda

    und dem andenken angerhard ( 4. X. 1917 in Flandern)

  • Vorwort

    Die mittelhochdeutsche Dichtung, der reinste ausdruck des deutschen lebens in seiner kulturellen Hochblte um 1200, war jahrhundertelang versunken. erst die Romantik hat sie wieder entdeckt und als etwas groes und sonderlich Deutsches gewrdigt. Die germanistische Wissen- schaft des letzten Jahrhunderts hat das Verdienst, das Dunkel der sprache und Form erhellt zu haben. aber zum l e b e n ist diese Dichtung noch nicht erweckt. Renaissance und Humanismus haben in ihren auswir- kungen das alte bild berdeckt. Von ihrem stand aus galt diese Dichtung als ein erbe, das sich in und mit dem Mittelalter abgelebt habe, das wohl merkwrdig und wertvoll, aber doch im heutigen lebenssinn tot sei. erst nachdem das bild des Mittelalters deutlicher in unser bewutsein getreten ist, hat sich unser blick geschrft fr den zeitlosen gehalt auch jener dichterischen Meisterwerke. Wir spren unsere nahe Verwandt- schaft mit den Menschen jener Vergangenheit und ahnen, da es den schpfern der groen epischen Dichtungen auf mehr angekommen ist als auf mchtige gestalten und groartige Vorgnge. sie wuten um das Wesen der gemeinschaft, die dem einzelnen als hhere lebensordnung zugeordnet ist, um die gefahren, die sich aus einem Zwiespalt zwischen dem einzelnen und der gemeinschaft ergeben. Das N i b e l u n g e n l i e d ist das groe sinnbild fr den Zusammen- bruch des ganzen, wenn durch die Tat eines einzelnen die Ordnung der gemeinschaft, und zwar des Kerns aller gemeinschaft, der sippe, zerstrt wird. eine unerbittliche Folgerichtigkeit, aus den sittlichen bindungen wachsend, erzwingt den tragischen ablauf. um so erschtternder ist der untergang, als eine ganze reiche Welt damit versinkt. Denn von Kind- heit, Jugendglck, liebe, ehe ber Tatenruhm und herrliche Feste bis zu Verrat, Mord, Kampf und Tod, fehlt kein Zug des menschlichen Zu- sammenlebens.

  • Die innere Form des liedes aber stempelt dieses bild zu einem der grten Wunderwerke dichterischer Kunst. Denn zu einem echten Organismus sind wie tragende sulen die polaren gegenstze zueinander geordnet: Mdchenzarte liebe zu dem strksten und schnsten Helden und teuflische Weibesrache fr seinen Verlust; mnnliche lebensfreude bei Kampfspiel und Jagd neben furchtbarstem Mord zwischen Quell und blumen, der glanz feinster hfischer Kultur und die elementarsten mensch- lichen leidenschaften; heldische Reinheit und doch betrug am Heiligsten eines Weibes; reinste gefolgstreue gesteigert zu Heimtcke und hinter- haltigem Mord; annahme des verhngten schicksals und doch Kampf um den letzten blutstropfen; grausige Todesnot und dabei grimmiger Humor bis zum Trinken des Feindesblutes. ein letzter gipfel menschlichen stolzes wird sichtbar in dem t r a g i s c h e n lebensgefhl, das sich zwar dem unausweichlichen schicksal beugt, aber es in heldischem Trotz heraus- fordert, als sei der Wille des schicksals nur der Triumph des eigenen Willens. Der erste bersetzer des liedes, Friedr. Heinrich v. d. Hagen, sagte nicht zuviel, als er in seiner einleitung (1807) das lied der Nibe- lungen, unbedenklich eins der grten und wunderwrdigsten Werke aller Zeiten und Vlker, mit dem kolossalen Wunderbau erwin von steinbachs verglich. Wir wissen seit langem um diesen kostbaren schatz, aber gehoben ist er nicht, denn unser Volk hat zu dem liede keinen u n m i t t e l b a r e n Zugang. Nicht einmal alle die groartigen Motive sind ihm vertraut, und dann nur aus zweiter Hand. Dabei haben alle bearbeitungen, ge- dichte, Dramen, aus simrocks dankenswerter bersetzung gewonnen, meist siegfried und sein schicksal in der Vordergrund gerckt, whrend die groen gestalten wie Hagen, Volker, giselher, Rdeger, Dietrich, iring, etzel und Hildebrand im schatten geblieben sind. Noch immer steht es so, da dieses Wunderwerk, das nach goethes Wort zu einer bildungsstufe der Nation gehrt, dem Volke fremd ist. Die alte sprache, die nur auf dem wissenschaftlichen Wege zugnglich ist, bildet fr das groe Volk die trennende schranke. Heute ist es an der Zeit, einen neuen Versuch zu machen, den alten schatz zu heben.

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  • Die aufgabe hat Wilhelm s c h f e r bei seinem Versuch, den ltesten Kern des liedes zu erfassen, richtig gesehen. er sagt in der einleitung:

    V o l k s g u t kann unser Nationalepos nur in der bersetzung werden. eine solche mte aber eine wirkliche Nachdichtung werden. Mit dem vorliegenden Versuch bin ich diesen Weg gegangen. soll die neue gestalt das alte lebendig machen, dann mu das Neue aus eigenem gesetz ein selbstndiges leben besitzen. Das alte Wort und die alte Wort- und satzfolge lassen sich nicht erhalten. Die wiederkehrenden epischen bei- wrter knnen nicht organisch eingeschmolzen werden. Die naive breite der alten erzhlkunst mit ihren Wiederholungen und Fllseln, wie sie noch heute im Volksmunde blich ist, lt sich in der neuen Fassung nicht bewahren. unser stilgefhl verlangt eine viel grere sprachliche Dichte, wenn ein Motiv krftig und lebendig wirken soll. Nichts Fremdartiges darf die unmittelbarkeit des Nacherlebens stren. aus diesen Forderun- gen folgte, da jede altertmelnde sprachliche annherung an das alte vermieden wurde. bringt alle entfernung vom Original zwar Verlust, so wirkt doch alle entfernung von unserer gegenwartssprache zugunsten altertmlichen eindrucks als knstliche Patinierung. andererseits drfte der stil des alten, der schlielich lebensausdruck der alten Dichtung ist, nicht vllig in einem neuen, ganz unabhngigen stil verschwinden. aus diesen grundstzen ergibt sich das Problematische alles ber- setzens. Man sollte eher von erneuerung sprechen. Das Neue, aus unse- rem sprach- und Formgefhl lebend, widerstreitet dem alten so sehr, da die reine Wortbertragung das eigenleben des Neuen zerstren mte, whrend das, was man unter freier Nachdichtung versteht, dem leben des alten nicht gerecht wird. ich bin daher treu dem sinn des Originals strophe fr strophe nachgegangen. Wo die zu groe breite die einheitlichkeit und Kraft des eindrucks zu stren schien, habe ich strophen zusammengezogen oder ganz weggelassen. Wo der gehalt infolge der strkeren Dichtigkeit des Neuen nicht fr die ganze strophe ausreichte, war eine vorsichtige auffllung aus dem sinn erforderlich. ich habe mich bemht, dem gesamtstil der alten Dichtung nahe zu bleiben. an wenigen stellen habe ich die idee, die das Original verschweigt, deutlich aus- gesprochen.

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  • Die Nibelungenstrophe ist erhalten geblieben. auch die Freiheit des Originals, den auftakt und die erste senkung des zweiten Halbverses gelegentlich fehlen zu lassen, habe ich genutzt. Hufiger als im alten liede greift der satz aus einem Verse in den nchsten ber, wozu schon der Zwang, einen mglichst natrlichen Reim zu gewinnen, ntigte. als Vorlage wurde benutzt die ausgabe des Nibelungenliedes von Karl bartsch, leipzig 1866. Die zusammengezogenen und ausgelassenen strophen sind nachgewiesen in einem Register am schlu.

    H e r m a n n s t o d t e

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  • I. Von Kriemhild

    aus grauen Zeiten kndet uns eine alte Mr Von Kmpfen khner Helden, von Mhsal und beschwer, Von Tagen, da die Herzen vor lebenslust geglht, Von Trnen auch und Jammer. Nun hrt das wundersame lied!

    es war ein edles Mdchen fern im burgundenland, schn, wie man keine andere in allen landen fand, Kriemhild genannt. Zum Weibe wuchs blhend sie heran. um ihretwillen bte sein leben ein manch tapferer Mann.

    sie mute jedem lieb sein. Ja, mancher war so khn, Der hoffte, ihre Neigung und Huld beglcke ihn. ein wenig nur des Reizes, womit Kriemhild bedacht, Der Zucht, des edlen sinnes, htt andere Frauen reich gemacht.

    im schutze dreier Knige die junge Kriemhild stand, Die hieen gunther, gernot, weithin rhmlich bekannt, und giselher, der jngste, sie alle drei bedacht, Die schwester treu zu hten mit ihrer brderlichen Macht.

    Freigebige Herren, Mnner von altem stamm und blut, Verwegene Kmpfer warens, von khnstem Mannesmut. sie walteten als Herrscher stolz im burgundenland. gewaltige Taten machten sie einst in etzels Reich bekannt.

    Reich an gefolgschaft saen die Herrn zu Worms am Rhein.Manch hochgesinnter Ritter fand sich am Hofe ein,in ehren dort zu dienen die ganze lebenszeit,und doch zu frhem Tode bestimmt durch zweier Frauen streit.

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  • Frau ute hie die Mutter, als mchtige Knigin ehmals die gattin Dancrats, doch der schied frh dahin und hinterlie zum erbe den Kindern reiches gut, berhmt auch er vor Zeiten in seiner Jugend Kraft und Mut.

    Die besten aller Helden, wie man sie nirgends sah, Hagen von Tronje lebte mit seinem bruder da. Ortwin von Metz, die grafen gere und echewart, Volker, Herr von alzey, der vielgewandte Dankwart.

    Rumolt, der Kchenmeister, ein Mann von seltener Kraft, sindolt und Hunolt galten bei aller Ritterschaft als Wahrer hfischen Wesens, auf Form und Fug bedacht, und viele andere hatten des hohen Knigsdienstes acht.

    Marschall des Hofs war Dankwart, Herr ber stall und Haus, Das amt des Truchse bte sein Neffe Ortwin aus. sindolt war schenk und dennoch als Kmpe weit gelobt, Hunolt erfahrner Kmmerer, sie alle lang im Dienst erprobt.

    inmitten solchen glanzes trumte einst Kriemhild, sie zg sich einen Falken schn und stark und wild, und she, wie zwei adler ihn schlugen mit den Krallen, und wie in tiefe Trauer sie dann durch dieses leid gefallen.

    sie fragte Mutter ute nach ihres Traumes sinn,Denn keine war ja klger als Trumedeuterin:

    Der Falke, den du aufzogst, es ist ein edler Mann.Du wirst ihn einst verlieren, nimmt sich der Herr nicht seiner an.

    Was sprecht ihr mir vom Manne, liebes Mtterlein!Ohne dessen liebe will ich im leben sein,Will schn wie heute bleiben und glcklich, bis ich tot,und nicht von Mannes liebe erfahren Weibes leid und Not!

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  • Verred es nicht! sprach ute. Wenn dir ein guter Tag auf erden Herzensfreude in Flle bringen mag, ist es von Mannes liebe! Ja, dann erst bist du schn, Hat gott zu deinem gatten dir einen edlen Mann ersehn.

    berede mich nicht, Mutter, erwiderte Kriemhild,Hat nicht an vielen Frauen sich jenes Wort erfllt:Die liebe lohnt mit leide, sie bringt nur Weh zuletzt?ich will nicht leid, nicht liebe. Dann bleib ich froh und schn wie jetzt.

    so aller liebe wehrend, blieb unberhrt ihr sinn. Dem edlen Mdchen flossen die Tage hell dahin. sie wollte niemals wissen von liebe und vom Mann, bis einst der ritterlichste von allen Mnnern sie gewann.

    Das war der wilde Falke, den sie im Traume sah,und dem nach utes Deutung es eines Tags geschah,Da ihm die blutsverwandten zu Mrdern worden sind.Wie furchtbar sie ihn rchte! ihm nach starb mancher Mutter Kind.

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  • II. Von Siegfried

    es wuchs in Niederlanden ein edles Knigskind,Den Vater hie man siegmund, die Mutter war sieglind.am Niederrhein gelegen, weit schauend in das land,stand ihre mchtige Feste, und Xanten war die burg genannt.

    ihr beider sohn war siegfried, schon frh erprobt als Held,und spter zog er kmpfend khn in die weite Welt.Die strke seines leibes, sein Mut war allbekannt.Zu Worms erst wars am Rheine, wo siegfried seinesgleichen fand.

    aus seiner frhen Jugend, die er im Kampf gesthlt, Hat Wunderdinge mancher von siegfrieds Kraft erzhlt, Wie herrlich an gestalt er, an edlen gaben reich, Wie er dem blick der Frauen gefiel, so ehr- und anmutreich.

    Ob er nach art und blute gut war und hochgesinnt, erzog man doch mit sorgfalt das junge Knigskind. so, liebling aller Menschen und sonderlich der Fraun, ging sehnlich jedes auge, nach seinem anblick auszuschaun.

    Die eltern sahn ihn gerne in herrlichem gewand.sie lieen ihn behten, ritt er hinaus ins land.auch lehrten ihn die alten, was Pflicht erheischt und ehr,in Zukunft zu beherrschen die leute und das land umher.

    Nun gab der Knig siegmund einst allenthalben kund,ein Fest sei zugerstet fr seiner Freunde Rund.Den eigenen und den Fremden gab siegmund Ro und Kleid,und sandte zu den Knigen ringsum mit freundlichem bescheid.

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  • Wo junge shne waren, gereift zum Ritterschlag, befreundete, Verwandte, die lud man auf den Tag, Die schwertleite zu feiern mit siegfried insgemein, schwertbrder sollten diese in Zukunft all zusammen sein.

    Von jenem Feste wurde im lande rings erzhlt, und siegmunds und sieglindes Hochsinn ward nicht verhehlt, War doch ihr groer Reichtum, ihr gutes Herz bekannt. Zahllose gste ritten zu ihrem Fest nach Niederland.

    Vierhundert Knappen warben um Ritter-schlag und -Kleid Mit siegfried, ihrem sohne. und manche junge Maid

    Dem edlen siegfried heimlich in ihrem Herzen hold War da am Werk. sie reihten viel edle steine auf und gold

    als borten fr der jungen schwertbrder Festgewand. Nichts fehlte, was geziemte dem knftigen Ritterstand. schon standen Tisch und bnke. Dann kam der sonnwendtag, Mit ihm das Fest, zu feiern des edlen siegfrieds Ritterschlag.

    Zum Mnster schritt im Zuge der Knappen edle schar. Die alten nahmen willig den Dienst der Jungen wahr, Wie sie voreinst ihn selber als schildknappen versehn, und danach sollten Freuden von aller art die lust erhhn.

    gesattelt zum Turniere zog man die Pferde schon,und siegmunds Hof erdrhnte vom lauten splitterton,Der von den lanzensten in saal und Palas drang,Vom Jubelschrei der Freude und von dem hellen Waffenklang.

    es prften alt und Junge sich eifrig im Turnier.Die lanzensplitter flogen bis an die Palastr.sie rannten aufeinander schumend vor lust und Kraft,Da hell im Prall erkrachend zerbrach manch guter lanzenschaft.

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  • am boden lagen schilde, verbeult und herrenlos,im gras viel edle steine, von gut gezieltem stoaus ihren hellen spangen am schildrand abgesprengt.Nun lie der burgherr enden. Die Pferde wurden heimgelenkt.

    Man fhrte zu der Tafel die gste. Jeder fand in Flle alles schne, wonach die Neigung stand. Von edelstem geschmacke die speisen und der Wein, Denn hochgeehrt, willkommen und frhlich sollte jeder sein.

    und allerlei an Kurzweil bot man den ganzen Tag,Fahrende snger traten heran beim Trinkgelag.Mit lied und spiel erwarben sie sich geschenk und Dank.Oft priesen siegmunds Reichtum und glck sie spter im gesang.

    Zu seinem knftigen erben erhob siegmund den sohn, ihn feierlich belehnend mit burg und land und Thron. Der junge siegfried schenkte viel gter aller art an seine schwertgenossen. Wie freute sie die frohe Fahrt!

    Nach sieben freudenreichen Festtagen schieden dann Die gste, deren Herzen siegfried so ganz gewann, Da sie ihn gar begehrten zum Knige fr das land. Das wies er ab, da lngst ihm der sinn nach anderen Dingen stand

    so lange beide lebten, siegmund und siegelind, Wollt ungekrnt er bleiben, nur seiner eltern Kind. Doch wollte er bezwingen als rechter Herr und Held gewalt und Not, der keiner zu wehren wagte in der Welt.

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  • III. Wie Siegfried nach Worms kam

    Noch unbekannt war siegfried mit Herzens-lieb und leid.Da hrt er eines Tages, man lobe weit und breitein Knigskind, das schner, als je ein aug gesehn.ihm sollte reichste Freude und schwerste Not um sie geschehn.

    Man pries ihm Kriemhilds schnheit, berreich gepaart Mit edlem Frauensinne und frstlich-stolzer art. um ihretwillen zogen, gelockt von nah und fern, Nach Worms zu gunthers Hofe viel edle ritterliche Herrn.

    Wie viele sich auch mhten, von ihrem Reiz verfhrt, Von keiner Werbung wurde des Mdchens sinn berhrt. sie wehrte sich und glaubte, ihr Herz sei liebgefeit, Noch fremd war ihr der eine, der sie gewann in spterer Zeit.

    siegfrieds Verwandte kamen und rieten ihm zur eh,er solle, falls es jemals aus rechter lieb geschh,Nur einer, die ihm zieme, zum Manne sich vermhlen.Da war fr ihn kein Zgern: Kriemhild will ich zum Weibe whlen!

    Nur eine rings im lande, die ist das ward mir kund schn ber alle Maen, die Jungfrau von burgund, und selbst ein Kaiser, mcht er auch noch so mchtig sein, stnd nicht zu hoch, er drfte um jene schne Knigin frein.

    als siegmund aus dem Munde der Mannen das vernahm, erschrak er, denn im stillen war er dem Plane gram. auch sieglind ahnte sorge und unglck von der Fahrt. sie htten beide gerne vor dieser Werbung ihn bewahrt.

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  • schenk mir, mein lieber Vater, bat siegfried, dein Vertraun! entbehren will ich eher die liebe edler Fraun, Wenn nicht aus reiner Neigung mein Herz mich werben lt! Was ihr auch sagen mget, ich wags, und mein entschlu steht fest.

    Da sprach der Knig: bist du im ernste so gewillt,Will ich mich wahrlich freuen, wenn sich dein Wunsch erfllt.Zum guten ende helf ich mit allem, was ich kann.Doch hr! Der Knig gunther hat manchen berstolzen Mann,

    und wr es auch nur Hagen, sein malos wilder Mut, Hochfahrend und gewaltsam in allem, was er tut, Von solcher art, das frcht ich, wird allen uns noch leid, Da wir jemals geworben um diese knigliche Maid.

    Was tuts? sprach siegfried khnlich, wenn man mir schroff verwehrt,Was ich als gunst erbitte, und gtlich nicht gewhrt,gewinn ich es im Kampfe mit eigener starker Hand.ich trau mirs zu, dann nehm ich zu Kriemhild auch noch leut und land!

    Doch siegmund blieb in sorge: Das hre ich nicht gern! Vernhmen es am Rheine die burgundischen Herrn, Verwehrten sie dir sicher den eingang in ihr land. seit langem sind mir gunther und gernot allzu gut bekannt.

    Denk nicht, da deine Waffe dir diese braut gewinnt, sie weigern jedem Fremden ihr schnes Knigskind. soll eine schar von Helden begleiten deinen Ritt, beruf ich unsere Freunde, sie reiten dir zum schutze mit.

    siegfried hingegen meinte: Das hab ich nicht im sinn,Mit einem Heer zu zwingen die edle Knigin.Nicht Feinde will ich fhren zum Kampfe an den Rhein,Denn es soll eine brautfahrt, kein Krieg und keine Heerfahrt sein.

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  • sonst knnt ich Kriemhild holen allein mit eigener Hand. Zwlf Kameraden fhr ich hinauf in gunthers land. und so geschahs. Mit grauer und bunter Herrentracht Versah man die begleiter, auf ehr und Wrde klug bedacht.

    als nun die Mutter sieglind von dieser Fahrt vernahm, Versank um ihren sohn sie in einen tiefen gram. Verlor sie ihn? Wars gunther, der ihm Verderben sann? so qulte sie sich lange, da schmerzlich ihre Trne rann.

    Doch siegfried neigte zrtlich voll gte sich zu ihr: Nimm es doch, liebe Mutter, nicht so zu Herzen dir! Mich schrecken keine Feinde. Hilf mit, da rhmlich wir Versehn sind mit gewndern und ritterlicher Waffenzier!

    Kann ich dich hier nicht halten, sprach gefat sieglind,so helf ich dir zur Reise, mein einzig liebes Kind.an Kleidern, herrlich kostbar, wie nie ein Ritter trug,an Zierat schaff ich allen, dir und den Freunden glanz genug!

    es waren schne Frauen rastlos bei Tag und Nacht, siegfrieds gewand zu nhen, mit lieber sorg bedacht. auch silberhelle brnnen und Helme hart von stahl, Die breiten schilde, alles ward fertig bald in groer Zahl.

    Nun kam die abschiedsstunde. Da lag die sorge schwerauf allen, ob wohl jemals bei froher Wiederkehrihr aug die Helden she gesund im Vaterland.bepackt mit Rstung, Waffen, gewndern manches saumro stand.

    Herrliche Pferde harrten, das Zaumzeug gelb und rot Von zierlich-hellem goldschmuck. Wie frohen abschied bot siegfried mit den gefhrten! Nie zog mit leichterem sinn Zu khn verwegenen Taten ein Ritter in die Fremde hin.

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  • ungern und traurig lieen ihn seine eltern fort. liebreich und trstend kam noch zurck ein letztes Wort:

    ihr sollt um mich nicht weinen, ich zieh auf frohe Fahrt! sorgt nicht! Vor aller leibes- und lebensnot bleib ich bewahrt.

    Die Fraun und Mdchen weinten, die Mnner trugen leid,Mich deucht, sie ahnten alle im Herzen bse Zeit.sie sahn im geiste alle die Freunde bleich und tot.Wie recht die ahnung hatte! Wie wahr sprach ihre Herzensnot!

    Fest lag am siebenten Morgen ihr schiff zu Worms am strand. sie stiegen schnell zu Pferde. ihr goldenes gewand erstrahlte licht, und funkelnd hing Zgelzeug und Zaum, Wie sie im Zuge langsam hinritten an dem ufersaum.

    Mit breitem, erzenem schilde war jeder arm bewehrt.Zur linken bis zum sporne hernieder hing das schwert.sie fhrten spitze lanzen; wohl zweier spannen breitWar siegfrieds ger, zum Tode gefhrlich jedem Mann im streit

    goldfarbige Zume lagen den Reitern in der Hand, Die Pferdehlse trugen statt Riemen seidenes band. Zusammen lief die Menge und gaffte. Wunderbar, Wie niemals man gesehen, erschien die fremde Ritterschar.

    schon nahten gunthers Mannen, wies gute sitt und art, Den gsten beizustehen nach ihrer langen Fahrt, Willkommen sie zu heien in ihres Frsten land, Die schilde und die Pferde zu nehmen aus der Mden Hand.

    schon wollten sie die Rosse wegfhren in das Haus, abwehrend sagte siegfried: Die Fahrt ist noch nicht aus! lat unsre Rosse stehen! es ist mein fester Plan, Noch heute wolln wir weiter. lat eure arbeit ungetan!

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  • Wer kann mir Kunde geben, der sag, wo ich sogleich Den Frsten finden mge, den Herrscher hier im Reich. gebt mir bescheid: Wo find ich den Knig von burgund? Da drngte durch die Menge sich einer, der des Hofes kund:

    Wollt ihr zu Knig gunther, das mag gar leicht geschehn.Dort in der Palashalle hab ich ihn sitzen sehninmitten seiner Helden. geht nur hinein. ein Kreisseiner gefolgschaft wartet, versammelt dort auf sein gehei!

    Nun war dem Knig gunther die botschaft schon bekannt, ein Fhnlein Ritter wre vom schiff gesetzt ans land, Mit goldig hellen brnnen, die Rstung wunderschn, Doch keiner der burgunden hab jemals sie im land gesehn.

    ihn wunderte, da keiner der Helden kundig war, Die doch der hchsten ehren so wrdig offenbar. Da riet Ortwin von Metz ihm: Hagen, der wisse Rat, Wer jene Fremden wren, woher sie diesem land genaht.

    gunther lie ihn laden. Mit seinen Rittern kam Hagen zum Hof des Knigs. als er den grund vernahm, und was man von ihm wollte, da blieb er forschend stehn, Vom Fenster aus genauer die unbekannten anzusehn.

    er lie sein auge schweifen scharf ber Ro und Mann.Wie ihm die stolze Mannschaft gefiel, sah man ihm an.er musterte sie lange nach Waffen und gewand.Doch war auch ihm der Helden Herkunft und Name unbekannt.

    Woher sie auch gekommen, so sprach er, an den Rhein, es drften Frstenboten, vielleicht gar Frsten sein. Die Rosse wie die Kleider sind vornehm, stolzer art. Hochsinnige Mnner sind es, woher sie kommen auch der Fahrt.

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  • Zwar hab ich niemals siegfried gesehen, doch ich mein, Nach stolz und edler Haltung kann es kein andrer sein. seht, jener ists, der herrlich dort vor den seinen steht, und dessen Wuchs und adel den Herrn von Niederland verrt.

    Was er getan, scheint seltsam, ein Mrchen hierzuland: er schlug die Nibelungen nach hartem Widerstand. schilbung und Nibelung warens, ein grobes brderpaar. Kein Wunder, da e r danach der erste aller Kmpfer war.

    einst ritt er durchs gebirge, einsam, wie man erzhlt, Da lag ein schatz zu Tage, im berge sonst verhehlt, ein berreicher Hort wars, und Mnner trugen schwer. Die hieen Nibelungen, dem Helden unbekannt bisher.

    Wit! sie hatten eigens den schatz ans licht geschafft, ihn unter sich zu teilen gerecht und ehrenhaft. sie riefen beide: seht doch! Der Held vom Niederland! Zu schlichten unsere sache, sei siegfrieds urteil anerkannt!

    Freundlichen gru empfing er. schilbung und Nibelungerbaten seine Hilfe, da er zur einigungDen reichen Hort verteile nach Recht und billigkeit.Da dringend sies begehrten, war siegfried gleich dazu bereit.

    er sah, wie dort in Haufen die edlen steine lagen,sie fortzuschaffen, brauchte man mehr als hundert Wagen.Das alles sollte siegfried verteilen recht und gut,Dazu noch Prunkgerte und schmuck in goldenroter glut.

    sie gaben ihm zum Danke das Nibelungenschwert. ein schlimmer lohn! sie httens ihm besser nicht gewhrt. sie lieen ihn nicht enden, denn unrecht sei geschehn. in hellem Zorn begannen sie drohend auf ihn loszugehn.

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  • Zwlf khne Riesenkerle, und trotzdem schwach und klein Freunde der Nibelungen, die drangen auf ihn ein Mit siebenhundert Mnnern, doch siegfried widerstand, erschlug sie oder zwang sie zu schneller Flucht mit seiner Hand.

    Jenes schwert tat Wunder. Das nannten balmung sie.es schnitt, als obs dem arme gewaltige Krfte lieh.als ihn die Nibelungen unberwindlich sahn,Flohn sie, und burgen, lnder, die wurden siegfried untertan.

    schilbung und Nibelung beide, die Knige, schlug er tot, geriet jedoch durch alberich, den starken Zwerg, in Not, Der seine beiden Herren zu rchen unternahm, Doch selbst durch siegfrieds angriff in belste bedrngnis kam.

    Wie stark sich wehren mochte der wutergrimmte Zwerg,Wie lwenwild verbissen sie kmpften dort am berg,er ri die Zauberkappe vom Haupt des alberich.Nun war er Herr des Hortes, vor dem die strkste Macht erblich.

    es lagen tot im Felde, die Ha und streit geschrt.Nach siegfrieds Worten wurde der schatz dorthin gefhrt,Wo er im dunklen berge verborgen lag zuletzt,und alberich der starke ward als sein Wchter eingesetzt.

    Der mute eide schwren, getreu im Dienst zu sein und gut im berg zu hten das gold mit schmuck und stein. so sprach Hagen von Tronje. Das ist siegfried, der Held, Der mchtiger und reicher als irgend einer in der Welt.

    Ja, mehr ist mir bekannt noch. er schlug den lindwurm tot,Der rings in jenem lande viel unheil schuf und Not.im Drachenblut gebadet, ward seine Haut zum KleidVon hartem Horn, vor Wunden, vor jedem Waffenhieb gefeit.

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  • Heit ihn willkommen, da er, in Freundschaft uns vereint,Niemals uns gegenber mag stehn als unser Feind.er hat sich ausgewiesen an mancher Wundertat.es drfte sich wohl lohnen, leiht er als Freund uns schwert und Rat.

    Da sprach der Knig: Wahrlich! so seis! seht ihn nur an, Wie streitbar-khn geartet der ritterliche Mann Dort steht bei den gefhrten! so soll es gleich geschehn! Wir wolln zu ihm hinunter als Freunde ihm entgegengehn.

    geht nur! versetzte Hagen, die ehr erlaubt es schon. Von edlem stamm ist siegfried, ein mchtiger Knigssohn. es scheint, nicht um geringer ursache kam er her. gunther ging ihm entgegen. als ob ein Freund gekommen war,

    entbot er siegfried gtigen Willkommensgru und neigt Das Haupt, wie edle sitte sich ritterlich erzeigt. siegfrieds gefhrten grt er mit hoheitsvollem blick, und diese gaben dankend nach gutem brauch den gru zurck.

    Mich wundert, sprach der Knig, vieledler siegfried, sehr,Was euch hierhergefhrt hat, und gerne wt ich mehr,Welch ursach euch verlockte zur Fahrt nach Worms am Rhein?Da sprach der gast zum Knige: Das soll euch nicht verschwiegen sein!

    Mir ward daheim berichtet, da es in eurem land Die khnsten Mnner gbe. Das htt ich gern erkannt. auch heldenhafter wre kein Knig sonst als ihr. Die leute mgen reden. selber erfahren will ichs hier.

    auch ich fhl Heldenkrfte. Die Krone soll ich tragen!und ich will dafr sorgen, da alle leute sagen,Da mir zu Recht gebhre das Herrscheramt im land.Mein Haupt und meine ehre setz ich fr diesen Ruhm zum Pfand.

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  • seid ihr so khn, wies lautet im lande weit und breit, Wird nichts mich daran hindern, seis lieb euch oder leid, als eigen zu erkmpfen, zu nehmen unverwehrt burgen und lnder , alles, was an besitz euch angehrt!

    Verwundert hrts der Knig, zornig die Ritterschaft. Was tat ich, sagte gunther, da man mir frevelhaft Das nhme, was mein Vater besa von alters her? geschhs, gar bel stnd es danach um unsere Ritterehr.

    ich kann dirs nicht erlassen, sprach siegfried dazu khn. es mag dein land in Frieden, reicht deine Kraft, erblhn! ich selber wills besitzen. Doch bleibts im Kampfe dein, soll dir zurecht als sieger mein land und erbe eigen sein.

    Mein erbteil und das deine seien der siegespreisund strkster Mnnerkrfte vollgltiger beweis.Wer siegt, dem seien leute und lande untertan!Da widersetzten Hagen und gernot zornig sich dem Plan.

    Wir denken nicht daran, sprach gernot, uns ein ReichVon anderen zu erkmpfen. Wir brder sind ja reichan land und gut, an Volk auch, das uns zu Recht gehrt,Dem wir getreu, und das sich in unserem Dienste treu bewhrt.

    grimmigen sinnes standen die Freunde alle stumm.Ortwin von Metz nur sagte: Nun sieht man wohl, warumNach eurem angebote der Freundschaft keiner fragt,Da ohne grund uns siegfried statt Freundschaft offenen Kampf ansagt.

    Ob ihr und eure brder wrt schwach und waffenlos, und er ein Knigskriegsheer herfhrte, stark und gro, Wir widerstnden, denk ich, so lange seiner Macht, bis wir zuletzt zum schweigen den eitlen bermut gebracht.

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  • Da sprach in hellem Zorne der Held von Niederland:Wag nicht zum Kampf zu heben, Vermessener, deine Hand,Zu drohen einem Knig, du, nur ein eigenmann!ein Dutzend deinesgleichen, die nhm ich nicht als gegner an.

    Da rief nach Waffen Ortwin, des Tronjers schwestersohn, indessen Hagen still war. er schwieg zu lange schon. Dem unzufriedenen Knige erschien es fast wie schmach. Nur gernot widersetzte sich Ortwin vorwurfsvoll und sprach:

    ihr sollt den Zorn bezhmen, denn noch ist nichts geschehn,Weshalb ihr ehrenhalber auf Waffen mt bestehn.Wir wollenes gtlich schlichten. Viel besser stnd uns an,Wir wahrten siegfrieds Freundschaft. Der starke Hagen stand und sann.

    Dann sprach er ernsten Tones: Nein, wir ertrgens schwer,Km siegfried, streit zu suchen, zu uns ins land hierher.Des htten unsere Herren sich wahrlich nie erkhnt,und schlecht wr unserer ehre und seinem Ruhm damit gedient.

    siegfried gab derbe antwort: Herr Hagen, hrt und wit, Wenn euch, was ich gesagt hab, schon so verdrielich ist, Zu grerem Verdrusse tu ich euch allen kund; ich bin gewillt, die Herrschaft und Macht zu ben in burgund!

    ich ganz allein verht es! fuhr gernot heftig fort,und wehrte seinen Rittern ein jedes weitere Wortund trotziges benehmen: ihr ttets mir zu leid!auch siegfried schwieg und dachte im stillen an die schne Maid.

    Wie ziemte unserer Wrde streit gegen euch und Ha?und lgen noch so viele der Helden tot im gras,Wie wenig Nutzen brchte das eurem Heldentum!und wir burgunden bten damit nur ein an ehr und Ruhm.

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  • Doch siegfried: Warum zgern denn Hagen, Ortwin noch, Den Kampf mit mir zu wagen, gebricht es ihnen doch an Freunden nicht! schon wallte erneuter Zorn herauf, Doch gernot, allen wehrend, beschwichtigte und sprach darauf:

    Noch einmal seid willkommen, Herr siegfried, in burgund Mit euren Kameraden. Wir sind zum Freundschaftsbund, Zu jedem guten Dienste bereit fr euch! schlagt ein! Nach einem Winke gunthers bot man den gsten edlen Wein.

    und gunther selber nahm nun das Wort: Was uns gehrt,Das eure seis, wenn ihr es geziemend nur begehrt.so wollen wir gemeinsam genieen alles gut!Da sank doch in beschmung ein wenig siegfrieds bermut.

    Man suchte unterknfte, die besten, die man fand, Fr das gepck und Waffen in Kammern allerhand, und auch die Knappen fanden ihr freundliches gela, Ja, schner eintracht wich so in kurzer Zeit der erste Ha.

    Nun gaben sie sich hufig mnnlicher Kurzweil hin. Wars spiel, Turnier, der beste war siegfried stets darin. im steinwurf wie im laufen, im schieen mit dem ger, in allen Ritterspielen und Kmpfen war der erste er.

    und wo es Frauendienste und hfisches Wesen galt,Wo feine sitte glnzte in zierlicher gestalt,Da sahn die augen gerne auf den vom Niederland,Dem doch der sinn im stillen nach reiner Herzensneigung stand.

    Zu allem, was man vorschlug, war siegfried gleich bereit,Doch war er in gedanken oft bei der schnen Maid,Wie sie bei ihm. so hei er sich sehnte auch danach,er sah sie nie, die heimlich bewundernd von dem Fremdling sprach.

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  • Denn wenn die Mnner bten, trat sie herzu und standVersteckt an ihrem Fenster und blickte unverwandt,in heimliches betrachten des Helden ganz versenkt.Dann war ihr sinn gefangen, von anderen Freuden abgelenkt.

    Htt er geahnt, wie sie ihn betrachtete beim spiel,genug an Freude htt er gehabt und Frohgefhl.Doch htte er sie jemals erreicht mit einem blick,Wr ihm die Welt erschienen besonnt vom allerreinsten glck.

    Oft sah sie, wie die Mnner nach ihren spielen tun,ihn auf dem Hof verweilen, im Plaudern auszuruhn.so liebenswert und strahlend und frhlich schien er dann,Da manches Mdchen damals ihn still im Herzen liebgewann.

    er grbelte und sann oft: Wie soll es nur geschehn,Da meine augen endlich die edle Kriemhild sehn?Die ich nun schon so lange in sinn und Herzen trag,

    Das ist mein leid! Die ist mir so fern noch wie am ersten Tag!

    ein Jahr verlief. im Dienste der Knige zog er mit,Weit mit den anderen streifend durchs land auf manchem Ritt.Dann trauerte Kriemhilde. auch siegfried war es leid.Viel glck und Not erfuhr er um ihretwilln in spterer Zeit.

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  • IV. Wie er mit den Sachsen stritt

    Nun kamen einstmals boten, fremdartig, unbekannt,im auftrag ferner Feinde in das burgundenland.Nichts gutes, das sie brachten, und jeden traf es schwer.Ha drohte. an den grenzen des Reiches stand ein Feindesheer.

    es waren abgesandte vom sachsen ldegerund Knig ldegast am fernen dnischen Meer.Nach Heimat und Verlangen befragt man sie und wiessie zu dem Knig gunther, der hflich sie willkommen hie:

    seid mir gegrt! Wer schickt euch? lat hren, was ihr wollt, Da ich erfahre, was ihr von dort mir bringen sollt! Wes boten seid ihr? Redet! Vor seinem harten blick und seiner strengen Wrde schraken sie in scheu zurck.

    erlaubt uns, Herr, zu reden und wollt mit gunst geruhn,euch unserer Herren auftrag ganz offen kundzutun.Die Knige, die mit botschaft zu euch uns hergesandt,sind ldegast und ldeger. sie fallen feindlich euch ins land.

    sie hegen Ha und rsten. ein schwerer Krieg beginnt. Verbndet sind sie, beide gleich feindlich euch gesinnt. sie planten schon seit langem die Heerfahrt nach dem Rhein, Nun wit, sie fhren Krieger, zahllos, in euer land hinein.

    Zwlf Wochen gehn ins land noch, dann hebt der Feldzug an. bis dahin werbt und sammelt und rstet Ro und Mann! Zusammen ruft die Freunde, zu schtzen burg und land. so seid gewarnt! Kampf gilt es bis an des schildes Rand!

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  • Doch wollt ihr unterhandeln, dann macht ein angebot! Dann spart ihr euren leuten und euch die rgste Not. Fern bleibt von euren grenzen die starke Heeresmacht. sonst sinken eure Ritter in blutig harter Mnnerschlacht.

    Der Knig sprach: Verweilt noch am Hofe einige Zeit, bis ich mich erst entschlossen zu gltigem bescheid. Hagen und gernot rief er und seine Ritter all. ihn wurmte im geheimen der ruberische berfall.

    als jene nun, was gunther verkndete, gehrt, Rief gernot jh: Wir wehren den Rubern mit dem schwert! Wem Tod bestimmt, der falle! Doch unverletzt und rein bleibt unsere Ritterehre! Die Feinde solln willkommen sein!

    Hagen von Tronje sagte mit ernst: Mich dnkt es schlimm!Nicht unterschtzt ich ldegasts und ldegers bsen grimm.Zu sammeln Volk und Pferde, scheint mir zu kurz die Zeit.Darum befragt doch siegfried, ob er uns Hilf und beistand leiht.

    Den boten gab man Herberg. so feindlich ihr bericht,Versorgte man sie freilich, wie ehre heischt und Pflicht.Wohl sandte gunther eilig das aufgebot ins land,Doch niemals wich der Kummer, der auf dem trben antlitz stand.

    Verwundert fragte siegfried, was ihn so sehr bedrck: Wie lebten wir doch frher in sorgenlosem glck! Wer Freunde hat, der teile mit ihnen seine Not. Wie es von jeher ehrlich die wahre Freundespflicht gebot.

    Hab ich euch nicht freiwillig von Herzen zugesagt,Zu tragen und zu wenden, was ihr an sorgen tragt?und wenn ihr einen Freund braucht, nun denn, ich bins. ihr wit.Da euch bis an mein ende zu helfen meine ehre ist.

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  • Das lohn euch gott, Herr siegfried! Wie tat dies Wort mir gut! Versagt ihr dieses Mal auch mir euren arm und Mut Da ihr so treu ergeben mir seid, wie rhrt es mich! so lang ich lebe, dank ich dafr euch immer brderlich!

    Vernehmt den schweren Kummer, der unser glck zerstrt: Wir haben schlimme botschaft von drohndem Krieg gehrt. Zur Heerfahrt nach dem Rheine bswillig rsten sie. so dreisten Rubereinfall erlebte unser land noch nie.

    siegfried sprach zuversichtlich: ihr nehmt es allzu schlimm. Weg mit dem Kummer! Wehrt euch! Verachtet ihren grimm! lat mich fr eure ehre einstehen. Ruft den bund eurer vereinten Freunde zum schutz fr euch und fr burgund!

    und sollten eure Feinde auch dreiigtausend stellen, gebt tausend mir! ich habe doch nur die zwlf gesellen, und dann verlat euch einzig auf mich! ich steh dafr, Wir schtzen eure lande und wehren ihrer beutegier.

    Des Feindes boten sendet mit dieser botschaft fort: Wir brchten antwort selber, bald shen sie uns dort. in Frieden bleiben leute und land und burgen dann!

    Verwandten, Freunden sagte der Knig nun die Heerfahrt an.

    Man rief die boten ldegers. eh man sie ziehen lie,erhielten sie geschenke. Der Knig selbst verhieein sicheres geleite. Da waren sie sehr froh.Zuletzt erging des Knigs abschied gar stolz und wrdig so:

    sagt euren Herrn, sie tten wohl besser ganz Verzichtauf ihre schlimme Heerfahrt. Die Drohung schreckt uns nicht.Wollt ihr mit einem Heere einfallen in mein land, es sei, mir fehlten Freunde , sonst habt ihr einen harten stand.

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  • Reiche geschenke nahmen sie frhlich. eilig ging Nach Dnemark die Reise. Doch ldegast empfing ungern die ble botschaft. unglaublich schien sie fast, War doch auf trotzige abwehr der stolze Dne nicht gefat.

    Von manchem khnen Manne fern im burgundenland erzhlten sie, auch da sich ein Held darunter fand, siegfried sei er geheien. Die Kunde war verhat Mehr noch als jede andere dem Dnenknig ldegast.

    Das aufgebot der seinen betrieb er um so mehr.es stieen zwanzigtausend an Kmpfern zu dem Heer.auch ldeger, der sachse, berief zum HeeresbannFr den burgundenfeldzug wohl mehr als vierzigtausend Mann.

    auch gunther lie entbieten, die freund ihm und verwandt. Hagen von Tronje wurde zum scharmeister ernannt. Volker, der spielmann, sollte der Fahnentrger sein. so wollten sie die Heerfahrt von Worms antreten bern Rhein.

    Herr Knig, mahnte siegfried, bleibt ihr daheim am Rhein! lat uns der ehre Hter, des landes schtzer sein! Verweilt hier bei den Frauen in guter Zuversicht, indes wir fr euch einstehn, wie es verlangt die Ritterpflicht!

    Man nahm vom Rhein nach Norden die Fahrt durchs Hessenland bis eines Tags die Heerschar an sachsens grenzmark stand. Da schtzten sie mit brennen und Raub durchs land umher. erbittert hrtens beide, ldegast und ldeger.

    siegfried hielt gernots Mannen und Hagens Heer zurck. er zog auf Kundschaft weiter, vertrauend auf sein glck. allein ins land der sachsen reitend, ersphte er Pltzlich zu vielen Tausend versammelt rings das sachsenheer.

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  • Da hob von seiner Warte jenseits am Hgelrand ein Ritter sich, der gleichfalls auf spherposten stand, Die blicke beider trafen sich scharf in grimmer glut. einander heimlich prfend erwogen angriff sie und Hut.

    Der eben noch von drben hersphte unverwandt,sprang pltzlich in den sattel, den schild zur linken Hand,Der feuerrot von golde erglht in hellem glast.ein wackerer Wchter war es, der Dnenknig ldegast!

    Heran schon sprengten beide, die Pferde hoch zum sprung gereizt vom sporn, die lanzen gefllt in jhem schwung Tief auf die breiten schilde. es prallte schaft auf schaft. Dem stolzen Dnen bangte alsbald um seine Ritterschaft.

    gleich wendeten die Pferde sich wieder unterm Zaum, und wie geweht vom Winde durchflogen sie den Raum, bis ihre Reiter wieder im laufe sich erjagt. Nun war erhobenen schwertes der letzte angriff wild gewagt.

    Da schlug Herr siegfried wuchtig, da rings das Feld erklang, Da hell die Feuergarbe vom Helm des Feindes sprang. Der boden drhnte zitternd vom harten sprung und Hieb, Da keiner von den beiden dem gegner etwas schuldig blieb.

    Zwar eilten dreiig Mnner zur Hilfe schnell heran.Doch fiel ihn siegfried wilder und grimmiger nur an,Da ldegast drei Wunden von schwerthieben empfing,und sich der rote blutstrom ergo durch brnn und Panzerring.

    Da bat er um sein leben, verpfndete sein land,er sei der Dnenknig, ldegast genannt.es nahten dnische Ritter, die schon von fern gesehen,Was zwischen beiden sphern hier auf der Warte war geschehen.

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  • siegfried griff den gefangenen. Die Dnen strmten an, Doch, seinen geisel wahrend, rang er, der eine Mann, Die dreiig Dnen nieder, ja schlug im Kampf sie tot. Nur einen lie er leben, zu knden seines Herren Not.

    Die Dnen schumten, tdlich gekrnkt von grimm und schandihr Herr gefangen! geisel in ihres Feindes Hand!Der sachsenknig tobte in Zorn und heier Wut,so bermchtig brannte die giftige scham in seinem blut.

    Der Knig ldegast, in siegfrieds Kriegsgewalt, Ward hingefhrt zu Hagen. Der lag im Hinterhalt. Wahrhaftig, laut im Felde erschwoll ein Jubelschrei, als alles Volk vernommen, da es der Dnenknig sei.

    Doch siegfried rief dazwischen: Heut bleibt noch mehr zu tun! Wohlan! Das Fhnlein bindet fest an die stange nun! eh dieser Tag sich endet, bleibt mir nur meine Kraft, beweint manch edle schsin noch ihre frhe Witwenschaft!

    Helden vom Rhein! Zu Pferde! Folgt mir und schaut auf mich!Mitten in ldegers scharen vernichtend stoe ich!schon sa gernot im sattel, mit ihm das ganze Heer.und herrlich mit der Fahne ritt Volker vor den Mnnern her.

    Ob ihre kleine Truppe nur zhlte tausend Mann,Dazu siegfrieds gefhrten, kehrte sich keiner dran.Hoch unter Rosseshufen flog rings die erde auf,und ihre schilde blitzten lichtfunkelnd in dem Reiterhauf.

    Jh traf die Feindesseite der wilde angriffssto,Doch waren schnell die schneiden der sachsenschwerter blo.Ortwin und Hagen, Volker mit Dankwart und gernot,sie taten wahre Wunder und brachten bald den Feind in Not.

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  • streitkhne sachsen wehrten, die Dnen hielten stand.Da stieen lanzenspitzen in harten schildesrand,Da schlugen schwerterschneiden auf Helm und eisenring,Das blut flo von den stteln, drin mancher Todeswunde hing.

    so stand des Kampfes Wage. Da wie ein sturmwind brach siegfried in das gewhl ein, und seine Zwlf ihm nach. im Prall der Waffen toste gelrm und Fluch und schrei. sie zogen einen streifen, als obs ein roter blutbach sei.

    Dreimal durchkmpften quer sie den tiefen Menschendrang, bis endlich im gewhle es siegfrieds blick gelang, Den Knig selbst zu stellen der sah, wie frchterlich Der breite balmung mhte, von dessen blitz so mancher blich.

    so hieb der sachse hitzig, blindwtend mit dem schwert,Da von der Wucht der schlge ins Knie fast brach sein Pferd.ingrimmig fiel er siegfried so an, da von dem schildDer schmuck der edlen spangen flog hell erblitzend ins gefild.

    Doch als er auf des gegners erzschild die Krone sah, Wut er, durch wen so heillos Verderben hier geschah. Da gellte seine stimme: siegfried hab ich erkannt! Den hat der Teufel selber uns hergeschickt ins sachsenland!

    gebts auf! lat ab vom Kampfe! Die Fhnlein ziehet ein! gebt Frieden! bat er dringend, und lat uns Freunde sein! Zuerst verwehrt es siegfried, eh sich nicht ldeger als geisel ihm ergbe, dem sicheren Frieden zum gewhr.

    Mutlos hinsinken lieen sie alle schild und schwert. gern htten sie wohl lnger der letzten schmach gewehrt, berieten sich, doch nahmen dann die bedingung an. gefangene geiseln folgten dem ldeger fnfhundert Mann.

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  • Zum aufbruch nach dem Rheine ging nun der Marschbefehl. Die Kampfgenossen machten aus siegfrieds lob kein Hehl. er hatte mit den seinen das beste doch getan, Von all den Wundertaten die grten, die im Krieg geschahn.

    gernot entsandte schnelle berittene an den Rhein,Die sollten dort die Freunde von ihrer angst befreinund frohe Meldung bringen, wie hohe ehren manund sieg und glck im Kampfe mit khner Mannestat gewann.

    Die Knappen trabten frhlich nach Haus. ihr Kriegsberichterheiterte am Rheine manch trauriges gesicht.Die edlen Fraun besonders erfragten unverwandtDas schicksal ihrer Mnner. Wie schnell nun alle sorge schwand!

    auch Kriemhild einen boten sich insgeheim beschied.es fehlte wenig, da sie ihm sorg und Wunsch verriet.sie durfte ja nicht zeigen, da in der tapferen scharein Mann war, dem ihr sinnen lngst heimlich zugewendet war.

    in ihre Kemenate ward er sogleich gefhrt.und wie es Freudebringern ja berall gebhrt,begrte sie ihn freundlich: erzhl! ich lohne dir,Wenn du mir wahr berichtest, mit gold und gaben gut dafr.

    Wie hielt im Kampfgewhle mein bruder sich, gernot?Wie all die andern Freunde? blieb mancher drauen tot?Wer tat das beste? sage! stolz hub der bote an:Wir hatten keinen Zagen und keinen pflichtvergessenen Mann!

    Doch, Knigin, wenn ich treulich die volle Wahrheit sag,Wei ich doch keinen, den ich noch hher rhmen mag,als euren gast, den edlen siegfried vom Niederland.im ernsten Kampf vollbrachte die grten Wunder seine Hand.

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  • Was all die andern taten, so ehrenvoll es war,Wie Hagen stritt und Dankwart, das khne Kmpferpaar,so mnnlich sie auch fochten nichts ist es gegen ihn,Den siegmundssohn, des Kampfglck ein wahres Himmelswunder schien.

    in sturm und angriff wahrten, und wenn auch todeswund, Die alte Ritterehre die streiter von burgund. Die Mnner von dem Rheine hinstrmten in den Feind, leer wurde mancher sattel, des Reiter heut ein Weib beweint.

    Der Tronjer wie auch gernots gefhrten hieben drein. Wohl mocht es ldeger schon lngst verleidet sein, und mancher von den Feinden hat ihn darum verklagt, Da deinen brdern frevelnd er frech den Frieden aufgesagt.

    Mit Recht erlitten beide schlielich mit ihrem Heer,Die Dnen und die sachsen, nur schimpf an leib und ehr.Denn dies ist, edle Knigin, die beste Neuigkeit:als geiseln dienen beide zu unseres Friedens sicherheit.

    Mit eigener Hand zwang siegfried die gegner in die Knie,besiegt und als gefangene fhrt man zum Rheine sie.sein Tatenruhm ist herrlich, sein Kriegsglck wundersam.Wie lieb war Kriemhild alles, was sie von siegfrieds Ruhm vernahm!

    Fnfhundert Feinde folgen als geiseln unserem Heer,und achtzig weitere trgt man verwundet hinterher.so sind die Friedensstrer in unserer gewalt.Da ging durch Kriemhilds antlitz das glck in rosiger gestalt.

    und frhlich sprach das Mdchen: Willkommenen bescheidHast du gebracht. empfange zum lohn ein reiches Kleid!Nimm dazu noch in golde zehn Mark als botenlohn.so gute Nachricht bringen zu reichen Fraun, das lohnt sich schon!

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  • es warteten am Fenster die Mdchen und die Fraun, Der Krieger frohe Heimkehr mit eigenem aug zu schaun. stolz nahten die gesunden, dann die von Wunden krank. es grte heller Zuruf und Jubel alle zum empfang.

    Frhlich ritt Knig gunther entgegen seinem Heer,Willkommen ihm zu bieten zur schnen Wiederkehr,Zu danken allen Freunden, da gut und ehrenhaftsie dort in hartem Kampfe ihm seinen schnsten sieg verschafft.

    Doch galt die erste Frage den Toten, die im streit gefallen fr die Heimat und ihre sicherheit. Nur sechzig blieben drauen, doch, hchster ehre wert, Ward still um sie getrauert, wie stets man tote Helden ehrt.

    Da nahten die gesunden, zerhaun der Helme Rand, Verbeult und arg durchlchert die schilde an der Hand. Da lief das Volk zusammen in lautem berschwang und scharte sich am Palas zu frhlich-festlichem empfang.

    Nun schaffte man Quartiere. Der Knig sorgte gut, Die schwerverwundet waren, gab er in Pfleg und Hut. Die gste lie er reichlich nach Will und Wunsch versehn. Wie kniglich er dachte, das sollten selbst die Feinde sehn.

    Zu ldegast begann er: auch ihr seid mir willkommen! Zwar hab ich schweren schaden durch eure schuld genommen.Doch wird, was ihr getan habt, vom Friedensglck gebt, [geniet.Das nun gott lohnts den Freunden! mein Volk in reichem Ma

    Wohl mgt ihr ihnen danken! versetzte ldeger, behielt so edle geiseln doch nie ein Frst bisher. Verfahret ihr in gnaden mit uns und ehrenvoll, Wolln lsegeld wir zahlen, das den Verlust entschdigen soll.

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  • ich la euch, sprach der Knig, gern eurer Fesseln frei, Wenn ihr mir brgt, da keiner, wer es immer sei, sich seiner Haft entziehe, da jeder bleibt im land, bis wir ihn einst entlassen! Darauf gab ldeger die Hand.

    Nach Kampf und langem Marsche, wie ruhte es sich s!Den Wunden gab man betten und den gesunden lieDer Knig labung reichen, den Met und hellen Wein.Da mochten Knecht und Knappen bei scherz und Trunk wohl frhlich sein!

    Die schwer zerhauenen schilde, die schaffte man beiseit, Die blutigen sttel barg man, da nicht in Traurigkeit Der Frauen Trnen flossen, war doch viel eher not, Da ihre heitere Miene kampfmden Mnnern Trstung bot.

    Die Meister der arzneikunst versorgten gut und klug,Die schwer von Wunden litten. Zu heilen gabs genug!Mit reichem solde lohnte der Knig ihre Kunst,auch seinen gsten bot er verschwenderisch nun gold und gunst.

    Die wieder heimwrts wollten, hielt er und bat vielmehr Zu bleiben, wie mans immer den Freunden sagt zur ehr, und sann, wie er am ende noch schneren lohn und Dank Fr ihre Treue fnde, die ihm den groen sieg errang.

    Da riet Herr gernot dringend: lat sie nur reiten jetzt!Doch sei fr sie schon heute die Rckkehr festgesetztZu einem Fest, das binnen sechs Wochen wir begehn!Manch einer, der noch wund liegt, wird dann gesund vom bett erstehn.

    Da bat ihn auch um urlaub siegfried von Niederland,Doch wehrte gunther innig. er bat und widerstandund flehte ihn zu bleiben. Doch htte nicht Kriemhildin seinem eigenen sinn gelegen, er htte nicht den Wunsch erfllt.

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  • Nur ein gedanke hielt ihn, ein Wunsch am Hofe fest.Die schne schwester hofft er zu sehn beim siegesfest.Nun winkte die erfllung, wie er sie lngst ersehnt.auch Xanten sah er spter, so glcklich wie sein Traum gewhnt.

    schon bten sich die Knappen auf ihres Herrn gehei, gewandt im Kampf, begierig nach hohem siegespreis. auch lie er Zelte bauen vor Worms am grnen Rhein. War doch fr all die gste die weite stadt noch viel zu klein.

    Kriemhild erfuhr mit Freude vom nahen siegestag,Der hoffnungsvoll in schner, ganz naher Zukunft lag,Zulieb den Freunden wollte gunther das Fest begehn.Nun galts auch fr die Frauen, mit sorgen nicht zurckzustehn.

    sie mhten sich geschftig mit Nadel, Zwirn und band, Zu nhen und zu flteln an Kopfschmuck und gewand! Dabei der stolzen Helden gedenkend, wie sie gern gefallen mchten allen den edlen, ritterlichen Herrn.

    Frau ute auch benutzte vorsorglich noch die Zeit,Mdchen und Fraun zu zieren mit Putz und schmuck und Kleid.aus liebe zu den Kindern lie sie manch fleiige HandFr Knappen und fr Fremde herrichten Prunk- und Festgewand.

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  • V. Wie Siegfried Kriemhild zum erstenmal sah

    Nun ritten alle Tage die edlen gste ein.Zweiunddreiig Frsten kamen an den Rhein.gute Quartiere waren zur unterkunft bereit,indes die schnen Frauen wetteiferten in Zier und Kleid.

    Fr giselher, den Jngsten, gab es nun viel zu tun, ihn wie auch gernot lieen die sorgen gar nicht ruhn. empfang der vielen gste, bewirtung waren not, Wies knigliche Wrde und feiner sitte Zwang gebot.

    Mit gold beschlagene sttel auf Pferden feurig, jung,Prachtvoller schilde goldglanz, der Hofgewnder Prunk,

    so leuchtenden geprnges begann das Fest am Rhein.Die Kranken und die Wunden sahn glcklich in den glanz hinein.

    Die siechen auf dem lager in ihrer Wunden Not, sie durften fast vergessen, wie hart, wie nah der Tod. Die Kranken selbst entbehrten der anderen Mitleid kaum. Das Fest in vollen Zgen mit zu genieen war ihr Traum.

    Pfingstmorgen wars. Da standen Kamerad und Kampfgeno,Fnftausend oder mehr noch; unbersehbar floDer feierliche Festzug heran zur burg, und weitergo in Hof und Palas sich Jubel rings und Frhlichkeit.

    lngst wute gunther, wie es mit siegfrieds Herzen stand,Wie sinne er und seele Kriemhilden zugewandt,Ob er bisher sie niemals mit augen je erblickt,Nur da er sagen hrte, wie sehr ihr Reiz die Welt entzckt.

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  • Da riet ihm Ortwin: soll sich diesmal in vollster Pracht Das schne Fest entfalten, dann seid auf eins bedacht: lat uns zur augenfreude die Mdchen und die Fraun, Die Zierde eures Hofes, in ihrem ganzen Reiz erschaun.

    Was wre Mannes Wonne, was freute seel und leib, Wenn nicht der Mdchen Zauber, der Reiz am schnen Weib! erlaubt, da eure schwester hier unter uns erscheint! Der Rat war gut, wie mancher fr sich in stiller Freude meint!

    es soll geschehn! sprach gunther. und jeder, ders gehrt, War froh, als sei ganz eigens ihm dieses glck beschert. gunther lie entbieten die Mutter und Kriemhild Mit ihren Fraun. Wie gerne ward dieser Wunsch sogleich erfllt!

    Vor ihren schreinen prften sie da das schnste Kleid, sie suchten, whlten lange, bis eines lag bereit. armringe, knstlich runde, aus feinstem gold gefgt, borten und Zierat, alles, was Mdchen sonst im sinne liegt.

    es hoffte mancher junge, noch unerfahrene Mann,Die schnen Frauen shen auch ihn mit Neigung an.gewi, er tauschte gerne ein Knigreich fr sie.Wie alle augen glnzten! sahn sie die schnen doch noch nie!

    ein stattliches gefolge auf Knig gunthers Wink, an hundert nah Verwandte stand schon bereit und ging,Das schwert in jungen Hnden, als stolzes ehrgeleit.so stolzer brauch war blich an gunthers Hof seit alter Zeit.

    ein schwarm von schnen Frauen, an hundert wohl, umgab Die beiden Kniginnen, die vom gemach herab Die Treppe niederstiegen. Dichtes gedrng entstand, Damit doch jedes auge die herrlichen gestalten fand.

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  • Da nahte nun die Jungfrau, wie erstes MorgenrotTritt aus den trben Wolken. Da endete die Not!Der sie so lang im Herzen getragen, sah sie stehn,und wie ein schnes Wunder, so herrlich war sie anzusehn.

    Von ihren roten Wangen erging ein zarter schein. ein schner leuchten schien es, als schmuck und edelstein. Wer wnschte, alles schne auf erden mcht er sehn, Hier war das allerschnste, das mute jeder zugestehn.

    Wie der Mond, der helle, vor den sternen steht,Wie mild sein reines leuchten durch die Wolken geht,so kam sie gleichen glanzes, umringt von ihren Fraun,und hher schwoll den Helden das Herz vom glck, sie anzuschaun.

    Von allen seiten drngten die Ritter sich heran, Da jeder in ihr antlitz nur einen blick gewann. siegfried stand tief betroffen. Froh war ihm und doch leid. so wunderlich befangen stand er vor Kriemhilds lieblichkeit.

    er dacht in seinem sinne: Wie tricht war der Plan, Dich jemals zu gewinnen! es war ein eitler Wahn. Mu ich dich aber meiden, dann wr ich lieber tot! in solcherlei gedanken ward seine Wange bla und rot.

    so stand nun siegmunds sohn da, so wunderlich, als stndein bildnis da, ein schnes, das auf ein Pergamentein groer Meister malte, wovon man sagte zwar,es gbe keinen Helden wie den, so schn und wunderbar.

    es wandte sich an gunther gernot mit gutem Rat: gedenket jetzt an siegfried, der so viel fr euch tat und euch so treu gedient hat. ihr seid in seiner schuld. erweist vor allen leuten zum Dank ihm heute eure Huld.

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  • lat siegfried freundlich bitten zu Kriemhild zum empfang.sie soll den Helden gren zu unserem Nutz und Dank!Die niemals blick und Rede noch einem Mann gewhrt,Wenn sie ihm dankt, wir werden nur um so mehr ihm lieb und wert.

    es gingen einige Mnner, die gunther nah verwandt, Zu siegfried, ihn zu laden, und gaben ihm bekannt:

    Der Knig lt euch bitten, ihm und dem Hof zu nahn. Kriemhild soll euch empfangen. Denn euch zu ehren, ist sein Plan.

    Da zuckte jhe Freude siegfried durch Herz und sinn, Verflogen, was ihn schmerzte, was ihn bedrckt, dahin. Vor utes schnem Kinde zu stehn nun wars so weit! Die liebliche begrt ihn mit aller hfischen sittsamkeit.

    sie sah ihn an, der vor ihr in edlem stolze stand,Da stieg in seine Wangen ein glhend heller brand.Die schne Kriemhild sagte: seid recht willkommen mir!

    Wie ward er froh! Man rhmt euch, ein tapferer Ritter wret ihr.

    er neigte tief sich. gtig ergriff sie seine Hand.Wie freudig schritten beide, als hielte sie ein band!Mit lieben blicken sahen sie eins das andere an,Doch heimlich, wie man anders es nicht vor fremden leuten kann.

    Ward eine weie Hand da wohl liebevoll gedrckt?ich wei nicht. Zu erfahren ist es mir nicht geglckt.Doch kann ich mir nicht denken, da man es unterlie.Denn deutlich wars, wie Kriemhild ihm ihre Zuneigung bewies.

    Mag sommerluft entzcken, mag junges Maiengrnein junges Herz berauschen nicht freudiger kanns erglhn,als siegfrieds Freude brannte, da er den blick verstand,Nun Kriemhild, die ersehnte, vertraulich ging an seiner Hand.

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  • im stillen dachte mancher: ei, ging ich ebenso an ihrer Hand wie siegfried, des glckes wr ich froh! Den arm um sie zu legen das lie ich nicht, frwahr! so lieblich anzusehen, so frstlich schritt das junge Paar.

    auf schneren Dank fr siegfried ging gunthers Wunsch und sinn:Zum Kusse reichte Kriemhild ihm ihre lippen hin.Da hing ein jedes auge an ihnen wie gebannt.Das seste der erde schien siegfried, was er da empfand.

    Der Dnenknig aber sprach nachdenklich fr sich: um dieses Kusses willen mancher von uns erblich Mir zu Verlust und schaden von siegfrieds starker Hand. gott mag verhten, da er je Wiederkehr in unser land!

    in feierlichem Zuge hob nun der Kirchgang an,siegfried fhrte Kriemhild bis an den Dom heran.Dann trennten sich die Frauen und Mnner an der Tr,Wie es der brauch verlangte. so schied auch siegfried dort von ihr.

    Doch konnt er kaum erwarten den frohen schlugesang. er dachte seines glckes wahrlich mit tiefem Dank, Wie selig sein geschick sei, da ihm nach Wunsch und Wahn Die liebliche geneigt war, der lngst er herzlich zugetan!

    Kriemhild verlie das Mnster. siegfried stand an der Tr, und zum geleit beschied man ihn wiederum zu ihr. aus ihrem Mund erhielt er nun erst den vollen Dank Fr seine Freundeshilfe und fr den sieg, den er errang.

    Das lohn euch gott, Herr siegfried! so sprach das schne Kind, ihr habts verdient, da alle hier eure Freunde sind, Man sagt, da eure Treue ihr ganzes Herz gewann! Mit freudehellen augen blickt er die junge Kriemhild an:

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  • ich diene ihnen gerne, so lange ichs vermag,Da ich, mein Haupt zu ruhen, noch kein Verlangen trag.so lange sie mich brauchen, und ich am leben bin,sei eure Huld, hochedle Frau Kriemhild, einzig mein gewinn!

    Zwlf ganze Tage blieben sie sich einander nah im Kreise der Verwandten. Zwlf schne Tage sah Man beide, wie nicht eines je von dem anderen wich. siegfried zu lieb und ehre und Dank geschahs geflissentlich.

    Herrliche Freuden, spiele, Vergngen, Frhlichkeit erfllten gunthers Halle und Hof die ganze Zeit. Hier drinnen und da drauen gab man mit Herz und sinn in hochgemuter stimmung sich allen Festeswonnen hin.

    Was einer wnschen mochte, nichts fehlte, wie sichs schickt.Ortwin und Hagen sorgten, und jeder war beglckt.selbst die verwundet waren, im Traum der alten KraftVergngten hinter schilden sich schon am spiel mit schwert und schaft.

    Die schnsten speisen boten die Kche auf beim Mahl, indes, die Kmpfer grend, ging gunther durch den saal:

    ich mu euch ewig danken, ihr Freunde, drum verschmht Nicht meine gastgeschenke, wenn ihr zum abschied von mir geht!

    es baten ihn die Dnen: Wir sind darauf gefat,eh ihr uns in die Freiheit, ins Heimatland entlat,ein Friedenspfand zu bieten. Denn wahrlich, das ist not.Traf manchen lieben Freund doch von euren Kmpfern frher Tod.

    geheilt war ldegast, genesen und gesundWar auch der sachsenknig. Die erde von burgundbarg viele tote Feinde. Doch Knig gunther tatNichts ohne siegfried. Dringend bat er auch jetzt um seinen Rat.

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  • Was soll ich tun? Die Feinde versprechen lsegeld,Fnfhundert Pferdelasten an gold, wenn mirs gefllt,sie frei und los zu lassen. Kaum, da er sich besann,gab siegfried fest zur antwort: Der Handel stnd uns bel an!

    lat ledig die gefangenen von hinnen ziehn nach Haus, auch ohne geld. Nur eines bedingt euch dafr aus: Zusagen sollen beide, da niemals euer land sie je wieder befehden, und dies versprechen in die Hand!

    Den Rat will ich befolgen. Damit ging er und sprach: Dem gold, das ihr uns bietet, wir fragen nichts danach. Versprecht es in die Hand mir, da ihr den Frieden wahrt. Dann lenkt zur Heimat wieder, die euch erwartet, eure Fahrt!

    abschied erbaten endlich die gste. Von Kriemhildund ute nahmen urlaub sie alle dankerfllt.Die Zelte wurden stille, die Kammern mhlich leer.Nur die Verwandten blieben vereint zu freundlichem Verkehr.

    urlaub erbat auch siegfried. er tat es aus Verzicht, Denn wonach er verlangte, zu halten wagt ers nicht. als gunther seine absicht, er wolle fort, vernahm, Da sandt er giselher, der eilends ihn zu bitten kam.

    Da siegfried schon zur Reise bereit, drang ungestmgiselher der junge in ihn und sprach zu ihm:

    Wohin willst du schon reiten? Nein, edler siegfried, bleib!Wir wrden dich vermissen, wir Freunde und manch schnes Weib!

    Da sagte siegfried: stellt nur die Rosse wieder ein!ich reite nicht! Wir wollen noch froh beisammen sein.bergt auch die schilde. Fern sei noch unser abschiedstag.Was doch ein Wort des Freundes, wie giselher es sprach, vermag!

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  • so blieb der Held am Rheine. War ihm doch nirgendwo Das Herz wie hier so sorglos, so leicht und lebensfroh. es hielten ihn die Freunde, treu brderlich gesinnt, ihn zwang mit seinem Zauber das schne knigliche Kind.

    Wenn man bei spiel und Kurzweil frhlich die Zeit vertrieb, sah er ihr antlitz tglich, sie wurde ihm so lieb, Da seel und sinn ihm glhten in immer neuer Not. um ihretwillen sank er dereinst in jammervollen Tod.

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  • VI. Wie Gunther zur Brnnhild nach Island fuhr

    Weit ber fernem Meere sa eine Knigin,Nie sah man ihresgleichen so khn als Kmpferin,Zwar makellos an schnheit, doch malos auch an Kraft.Wer um sie warb, dem wehrte sie kampfbereit und heldenhaft.

    sie schleuderte die lanze, fernhin warf sie den stein und sprang ihm nach. gewinnen erst konnte sie allein, Wer ber sie im Dreikampf Herr ward. Wer sie nicht zwang, Wer nur ein spiel verloren, bt mit dem Kopfe seinen Drang.

    es sagte Knig gunther: Wie es mir auch ergeh,Nach brnnhild, dieser Knigin, fahr ich ber see.um ihrer liebe willen wag ich daran den leib,Den will ich eh verlieren, wird jene brnnhild nicht mein Weib.

    Das widerrat ich, sagte siegfried, denn furchtbar ist ihr wilder brauch, wenn einer zu werben sich vermit. Wer liebe von ihr fordert, der spielt ein hohes spiel. Daher gebts auf. ich rate euch ab. ihr wagt dabei zuviel!

    Doch Hagen meinte: siegfried mag helfen. Denn er kenntbrnnhilde; er bringt fertig, was ihr allein nicht knnt!so bat ihn gunther offen: ich wage ehr und leib,Wenn du mir beistehst, werb ich um jenes herrlich-khne Weib.

    ich will es tun, sprach siegfried, gibst du zum lohn dafrals gattin deine schwester, die schne Kriemhild, mir.Denn wisse, da ich sonst nichts und keinen Dank begehr,Wird sie nach Kampf und Mhsal mein Weib bei unserer Wiederkehr.

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  • Das will ich dir in Treuen geloben in die Hand!sprach gunther. Kommt die schne brnnhilde hier ins land,so will ich gern die schwester dir zum Weibe geben.Dann magst du mit der schnen dereinst in reinem glcke leben.

    Mit Handschlag und mit eiden beschworen sie den bund. Noch stand viel Not dazwischen, eh sie heim nach burgund Die schne brnnhild brachten, viel sorge, ehs gelang, und er im harten Kampfe die Heldenknigin bezwang.

    Nun rstete man sorglich die weite Meeresfahrt. Die Kappe, die den Trger vor jedem blick verwahrt und ihm zu seiner strke Zwlf-Mnner-Kraft verleiht, Von alberich erbeutet, hielt siegfried klug im schiff bereit.

    uns folgen zur begleitung an dreiigtausend Mann, Da ich mit vollen ehren vor ihr bestehen kann! so meinte Knig gunther. Doch siegfried widerriet:

    ihr brauch ist so, da keiner jemals die Heimat wiedersieht.

    Wir ziehn nach Ritterweise des Rheines lauf zutal,Mit wenigen gefhrten anstatt der groen Zahl.Nimm Dankwart mit und Hagen! Nicht mehr! allein wir vier Was dann auch kommen mge, die Knigsbraut gewinnen wir.

    auf ihres bruders bitte war Kriemhild gleich bereit, Zu nhen und zu schmcken gewand und Wams und Kleid, Da sie, so ausgestattet, in brnnhilds land zu gast erschienen, wie sichs ziemte und fr burgundenknige pat.

    sie nahm arabische seide, so wei wie frischer schnee, Dazu noch Zasamanker, grasgrn wie junger Klee. gefttert mit den Huten von Fischen, und zuletzt Mit schnen edelsteinen, wie Feuer blitzend, reich besetzt.

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  • libysche, marokkanische gewnder, farbig bunt,Mit kohlenschwarzer seide verbrmt als dunklem grund,Denn Hermelin erschien ihr daneben zu gering.Wie gern die schwester sorgte und liebevoll zu Werke ging!

    Nun kam die abschiedsstunde. gar nahe ging es ihr. sie sagte: lieber bruder, warum ersehnst du dir ein glck in fernster Weite? Du fndest in der Nh auch eine edle gattin, von der dir nicht gefahr geschah.

    und siegfried bat sie: lat ihn euch anbefohlen sein!ihr seid so treu und tchtig und ihr vermgt allein,Vor schaden ihn zu hten in brnnhilds rauhem land!Der Held versprachs und reichte ihr zum gelbnis seine Hand:

    so lang ich lebe, sagt er, braucht ihr, vieledle Frau, euch nicht zu sorgen. bleibt nur getrost! Denn ich vertrau, gesund bring ich den bruder zum Rheine sicherlich. ihr knnt fest auf mich bauen! Da neigte sie zum Danke sich.

    Nun brachte man die Waffen, die Rstung, das gewand,schilde mit rotem golde hinab zum ufersand.sie zogen ihre Rosse ins schiff. Die Fahrt begann,und manche abschiedstrne aus schnen Frauenaugen rann.

    im Fenster stehend winkte hinab manch lieblich Kind,bis prall die segel schwollen, gefllt von gnstigem Wind.Der trug die Fahrtgenossen hinab den hellen Rhein,Der Knig gunther fragte: Wer soll jetzt schiffmeister sein?

    siegfried erbot sich: Wie es hier steht mit Flut und sand,Der lauf der Wasserstraen ist mir gar gut bekannt!er griff zur stange. Kundig und kraftvoll hielt er ab.gunther nahm selbst ein Ruder, leicht glitt das schiff den strom hinab.

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  • sie waren wohl versehen mit speisen und mit Wein, gewchs vom allerbesten im ganzen land am Rhein. Das schiff lief glatt und ruhig. am breiten steven war Fr die vier edlen Pferde gela und sicheres Verwahr.

    Von gnstigem Wind getrieben, sahn sie am zwlften Tagbrnnhildes land. am hohen steiluferrande lagDer isenstein, auf Felsen die Feste, sturmumtobt,siegfried bekannt seit langem, der frher schon die Fahrt erprobt.

    so gab auf gunthers Fragen er gut bescheid: Das land, so weit ihr seht, ist brnnhilds, und jene steile Wand, gekrnt mit burg und Trmen, das ist der isenstein. Dort landen wir. Noch heute wird unsere Fahrt zu ende sein.

    Doch rate ich, wir kommen fest berein darin,Wir sagen, da ich gunthers Vasall und lehnsmann bin,und er mein Herr. sie dachten noch nicht an Not und schuld.und sagtens zu. Vor gunther stand nur der schnen Knigin Huld

    um deiner Freundschaft willen, sprach siegfried, tu ichs nicht.Nur deiner schwester wegen gelob ich Dienst und Pflicht.Wie meine eigene seele ruht tief ihr bild in mir,als wren eins wir beide; nur darum dien und helf ich dir.

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  • VII. Wie Gunther Brnnhilde gewann

    Das schiff kam schnell geschwommen, schon wars der burg so nah, Da man im Fensterrahmen manch schnes Mdchen sah. Der Knig fragte siegfried: Wer sind die schnen Fraun, Die neugierig von droben zu uns ins schiff hernieder schaun?

    Da sagte siegfried: Whlet und sucht im stillen die,Zu der die eigene Neigung euch zge, wre siein eure Macht gegeben! gut, sprach er, ich wills tun,und lie die blicke forschend auf den gesichtern droben ruhn.

    in jenem hohen Fenster dort seh ich eine stehnin schneeweiem gewande. Die ist so einzig schn,sie zieht mein auge lockend auf ihre Wunschgestalt.schon auf den ersten blick hin die nhm ich, htt ich die gewalt.

    es gab dein helles auge der Wahl ein gut geleit.es ist die edle brnnhild, die schne Knigsmaid,Nach der sich deine seele, dein Herz und sinn gesehnt.Wie sie dort stand, schien alles erfllt, sein hchster Wunsch gekrnt.

    Die Knigin lie gebieten, die Mdchen sollten nicht Hinab vom Fenster gaffen den Fremden ins gesicht. sie wichen zwar gehorsam, doch wie berichtet ward, sie fanden einen ausweg, wie es der klugen Frauen art.

    sie putzten sich und schmckten erst zierlich Haar und brust, Was hbsche Mdchen immer fr Fremde tun mit lust, Dann suchten im geheimen sie Fenster, schmal genug, Dahinter sich zu bergen und doch zu schaun der Helden Zug.

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  • Nun sahn sie, wie vier Ritter anlegten an das land,Wie siegfried an dem Zgel ein Ro zog auf den sand,Worauf sich Knig gunther leicht in den sattel schwang.als Herr erschien er dadurch und siegfried nur von niederem Rang.

    Wie er sein eigenes Ro dann heraus ans ufer zog, ein Dienst, ein ungewohnter, der nur die Fremden trog Wie er dem Knig gunther den bgel hielt, genau, ersphten es die Mdchen dort oben und die hohe Frau.

    lichtwei wie schnee die Rosse, schneewei ihr Ritterkleid ganz gleich gewandet ritten sie hin den Weg zu zweit. Metallene schilder glnzten an ihrer linken Hand. gleich herrlich beide Mnner und beide gleich an art und stand.

    am sattel blitzten steine. Man hrte, wie im gang Der Pferde zierlich leise ein spiel von glckchen klang, Von Zaun und Riemen lutend, gelbrot von lichtem gold. so ritten sie ins land ein, wie es ihr Ritterstolz gewollt.

    Mit neu geschliffenen speeren, stahlglnzend, gut bewehrt, Zur seite bis zum sporne hinab das Ritterschwert, Von reichem Zierrat leuchtend das alles sah brnnhild, im Fensterrahmen stehend, ein hehres schnes Frauenbild.

    Hagen und Dankwart ritten langsamer hinterdrein, Prunkend auch sie im schmucke, in stolzem Waffenschein, Nur ganz von rabenschwarzer stahlrstung streng verhllt, und jeder trug am arme den breiten, glnzend schwarzen schild.

    indische steine, schwankend beim Rosseschritt im licht, umleuchteten von Helmrand und Rstung ihr gesicht. sie lieen sorglos liegen ihr schifflein in dem sand und ritten aufwrts, wo die burg auf Felsenhhen stand.

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  • Von sechsundachtzig Trmen sahn sie ein weites Rund, Drin drei Palste ragten auf grauem Felsengrund. ein hoher saal von edlem grasgrnem Marmorstein schlo die gemcher brnnhilds und ihrer Dienerinnen ein.

    Weit offen Tor und Tren. eifrig entgegen kam ein Dienerschwarm, der hflich die Pferdezgel nahm, und dienstbereit, die schilde vom arm zu nehmen, stand, gebhrend zu empfangen die gste in der Herrin land.

    ein Kmmerer sagte: Reicht mir die gere und das schwert, Die brnnen auch! Doch Hagen lehnt ab: Das sei verwehrt! Die tragen wir stets selber. Das ist so unsere art! Doch siegfried mahnte dringend, die sitte bleibe hier gewahrt.

    Man hat am isensteine von je den brauch gehegt,Da nie ein gast die Waffen behlt und bei sich trgt.so fgt euch dieser sitte und gebt sie willig hin!Darauf gab man die Waffen. Doch war es nicht nach Hagens sinn.

    Dann bot man Wein zum Willkomm den gsten freundlich an. gela und Ruhstatt wiesen sie Ro und Rittersmann. Wohl gingen brnnhilds Mnner geschmckt durch Hof und Haus, Doch schauten alle einzig nach jenen stolzen Fremden aus.

    brnnhild erfuhr, da drunten Mnner gelandet sein, stattlich und gut gerstet, doch fremd am isenstein, ganz herrrlich anzuschauen, gewi frstlicher art. sie fragte, wer sie seien, woher sie kmen wohl der Fahrt.

    Wer sind die fremden Ritter, die heut in voller Wehr ins Tor geritten kamen? Wes Freundschaft lockt sie her? Da sagte eins der Mdchen: Nur einer scheint bekannt, Der gleicht dem edlen siegfried. empfangt ihn freundlich hier im land!

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  • Der zweite der gefhrten, so wrdig schaut er drein. Wenn ihm die Macht gehrte, ein Herrscher knnt er sein, gebieter weiter lnder, das stnde ihm wohl an, er berprunkt sie alle, er scheint ein kniglicher Mann!

    Der dritte, edle Knigin, ist stattlich von gestalt,Doch seine augen blitzen furchtbar und eiseskalt,und funkeln Zorn, als sei ihm die ganze Welt verhat.so schwarz sein Kleid, so grimmig, befrcht ich, ist der dstere gast.

    Der jngste unter ihnen scheint milde mir und zart,ein Mann und dennoch zierlich, fast wie nach Mdchenart.Von zchtig-edler Haltung und herrlich anzusehn,und doch ein Held. Verletzt ihn ein Feind, dem mcht es schlimm ergehn.

    Die Knigin rief den Mdchen: Nun bringt mir mein gewand!ist siegfried jener Fremde, und kam er in das land,Mich zu gewinnen, kostet es leicht ihn blut und leib!Mir ist noch nicht so bange, da ich freiwillig werd sein Weib.

    in kostbare gewnder hllte man brnnhild ein. Dann schritt sie mit den Jungfraun an hundert mochtens sein Hinab die stufen, herrlich im Reiz von schmuck und Kleid, Die Fremden zu begren, wie es verlangt die gastlichkeit.

    an ihrer seite gingen, die schwerter in der Hand, Zu stattlichem geleite Mnner vom isenland, Fnfhundert oder mehr noch. Das gab nichts gutes kund. auf standen von den sitzen vor ihr die Herren von burgund.

    Der erste blick der Knigin traf siegfried, nun ihr mgt Neugierig sein, zu hren, was brnnhild da bewegt.

    siegfried, so sprach sie, seid mir willkommen hier im land! Wie kams, da euer schiff lein zum isenstein die Wege fand?

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  • Zu gndig seid ihr, Frstin, nennt euer Willkomm mich Zuerst vor diesem edlen, denn ihn verehre ich als meinen Herrn und Knig. Darum gedenkt und wit, Da euer gru und Willkomm zu hohe ehre fr mich ist.

    er ist am Rhein geboren. Was soll ich sagen mehr?um euretwillen fuhren wir drei mit ihm hierher.er will die Werbung wagen, wie auch das los ihm fllt,bedenket, da mein Herr, was er beschlo, unbeugsam hlt.

    sein Nam ist gunther. Weithin waltet als Knig er.gewann er eure liebe, entbehrte er nichts mehr.er hat den Zug befohlen nach seiner khnen art.Htt ichs im weigern knnen, vermieden htt ich gern die Fahrt.

    sie sprach: ist er gebieter, bist du sein eigenmann, Wagt er sich an das Kampfspiel, wie ich es lieb, heran, und meistert mich im siege, dann werde ich sein Weib. Jedoch wenn ich obsiege, so gehts euch allen an den leib!

    Da sprach Hagen von Tronje: gebt, edle Frau, bescheid! Was spielt ihr denn so schlimmes, da ihr gefhrlich seid? es mte arg schon kommen, lie euch mein Herr den Preis. glaubt mir, da er ein Mdchen, so schn wie ihr, zu zwingen wei.

    Dem stein, den er geworfen, folg er in weitem sprung.erst prfen wir im schieen den ger mit hartem schwung.bedenkt es recht, denn ehre und leben hngt daran.seid nicht zu schnell! so schlimm war, worauf die Knigin sann.

    Der khne siegfried wandte sich leis zu gunther hinund bat ihn, zu entgegnen beherzt nach seinem sinn.er sollte ohne sorge vor ihrer Drohung sein.

    ich schtze euch! Die Klugheit, und auch der sieg im spiel sind mein.

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  • Da sprach der Knig gunther: auf, edle Knigin, whlt Nach eurem Wunsch die spiele. Doch sei euch nicht verhehlt: Verlangt die schwerste Probe, ich setze alles ein. Das Haupt will ich verlieren, siegt ihr und werdet ihr nicht mein!

    auf diese Worte gunthers befahl sie schnell das spiel,Wies ihrer seltsam strengen, heldischen art gefiel.Rief nach dem Waffenkleide, und eilig brachte manDen starken schild und legt ihr zuletzt die goldene brnne an.

    Die brust umschlo von seide ein Waffenhemd, das niebisher ein schwert durchschnitten, und schimmernd schlang um siesich bunte lybische seide, mit borten reich umhllt.so leuchtend in der Rstung stand khn und kampfbereit brnnhild.

    Den gsten drohte mancher in spa und bermut.Hagen und Dankwart dachten betrbt: Das geht nicht gut!Die sorge um den Knig bedrckte ihr gemt.sie sagten: Nun erweist sichs wie uns die schlimme Fahrt miriet.

    Doch siegfried war inzwischen, eh jemand es noch sah,Hinabgeeilt zum schiffe, das lag dem ufer nah.er griff die Zauberhlle, die drin verborgen warund schlpft hinein. Nun war er fr Menschenaugen unsichtbar.

    Dann stieg er eilends aufwrts. Versammelt schon im Ring Fand er die Mnner, harrend auf ihrer Knigin Wink, Das hohe spiel erwartend, und ungesehen trat er unter sie, doch keiner bemerkte, was er trieb und tat.

    Nun steckte man den Platz ab, darin im Rund umherDie Mnner standen, sieben mal hundert oder mehr,sie alle gut bewaffnet, ein wahrer Kennerkreis,Zu richten, wem gebhre zu Recht des Kampfes siegespreis.

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  • gewaffnet kam die Knigin. Wie sie dort drohend stand,schien sie bereit zum Kampfe um aller Knige land.und doch aus ihrer Rstung, aus allem Waffenprunksah fraulich zart ihr antlitz mit Wangen licht und mdchenjung.

    schon kamen ihre Diener, die hielten griffbereit Den schild von rotem golde, gewaltig lang und breit, Der mit stahlharten spangen zum schutz umschmiedet war. Die liebliche! so spielte sie khn mit Not und Todgefahr.

    Der schild, wie man erzhlte, war jedem arm zu schwer, Denn unter seinem buckel ma fast drei spannen er. Von stahl und reichem golde, vier Mnner beugt er fast, Die ihn zum Platze trugen. so bergro war seine last.

    als Hagen sah, wie mhsam man trug den mchtigen schild, Da sprach der Tronjer warnend, von grimmiger Wut erfllt:

    Was wird nun, Knig gunther? es geht um seel und leib! Die ihr zu werben dachtet gebts auf! die ist des Teufels Weib!

    Nun brachten ihre leute der Knigin den ger,Mit dem sie scho im Kampfe. Der schaft war lang und schwer.ein ungefges Ding wars, und wenn sie warf damit,geschahs, da seine schneide stahlscharf des gegners schild durchschnitt.

    Wie schwer er war, wie wuchtig, man daran messen kann: Viertehalb lasten erzes verschmolz ein schmied daran. gengten doch drei leute zum Tragen kaum. Wie bang Ward gunther im gedanken an seinen nahen, schweren gang!

    Wie soll das spiel sich enden, ists mit ihr so bestellt? Den Teufel selber treibt sie, wenn es ihr nur gefllt, aus seiner Hlle! Wr ich zu Hause nur am Rhein! Vor meiner liebe sollte sie noch lange sicher sein!

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  • Da sagte Hagens bruder Dankwart: Wie es mich reut,Da wir zu diesem Hofe die Reise nicht gescheut!Man kannte uns als Helden. in schande enden wirin diesem land und fallen schmachvoll von Weiberhnden hier.

    Wr ich doch nie gekommen in dieses fremde land!Htt ich mein Waffenzeug erst wieder in der Hand,und Hagen auch das seine! Den bermtigen Hohnbrnnhilds und ihrer Mannen, frwahr, wir migten ihn schon!

    und htt ich tausend eide geschworen, sagt ich doch Den Frieden auf! und wahrlich vielleicht geschieht es noch! Mein lieber Herr , erlebt ichs, da er hier sterben mt, eh ttet ich die Jungfrau, so hehr und wunderschn sie ist.

    Noch knnten wir in Freiheit verlassen Hof und land, Htten wir, sprach Hagen, die Rstung bei der Hand. und fr den schlimmsten Fall auch noch unser gutes schwert. am Hohn des stolzen Weibes htt ich sein eisen gern bewhrt.

    Die edle Frau vernahm es, was Hagen sprach und sann,und ber ihre achsel sah sie ihn lchelnd an:

    Wenn der sich so erdreistet, so khner art sich dnkt,sorgt, da man ihm und Dankwart die scharfen Waffen wiederbringt!

    als er sein schwert erhalten, wie brnnhild es gebot,Da wurde Dankwarts Wange in heller Freude rot.

    Nun mag das spiel beginnen, wie hoch der einsatz sei!gunther bleibt unbezwungen, so lang ich und mein schwert dabei!

    Noch strker offenbarte sich brnnhilds mchtige Kraft. ein schwerer stein ward mhsam jetzt in den Ring geschafft, Rundlich, doch wie ein Felsen kantig und ungestalt. Kaum wlzten ihn zwlf Mnner heran mit uerster gewalt.

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  • Den warf sie, wenn im Kampfe der ger verschossen war, Nun, schien es den burgunden, wuchs schrecklich die gefahr,

    Wahrhaftig! sagte Hagen, ein liebchen hold und traut! Der Teufel in der Hlle, der sollte whlen sie zur braut!

    Hinauf an weien armen brnnhild die rmel wand,sie griff den schild und hob ihn leicht auf mit einer Handund zckte mit der andern den stahlbewehrten ger.gunther und siegfried ahnten nun doch, wie hart das spiel und schwer.

    Htt siegfried nicht geholfen, so wre es geschehn, Man htte gunther schmhlich am end erliegen sehn. siegfried griff ungesehen zum Trost nach seiner Hand. erschrocken fhlte gunther, da einer heimlich bei ihm stand.

    Was rhrte meine Hand an? fragt er sich und sahund dreht sich um und merkte, es war doch niemand da.Da hrt er leis: ich, siegfried, als Freund steh ich bei dirund helf dir gegen brnnhild. Nur Mut! Hab keine angst vor ihr!

    Den schild gib mir zu Hnden, da ich allein ihn trag, und merke, was ins Ohr ich dir verstohlen sag: Du bst nur die gebrde zum schein, das Werk tu ich! Nun er den Helfer kannte, fat er ein Herz und freute sich.

    Verhehle unsere schlauheit vor ihr und jedermann. gar wenig von dem Ruhme gewinnt die Knigin dann, Wonach ihr harter Wille, ihr wilder Wunsch doch geht. sieh hin, wie sorglos drben die kriegerische Jungfrau steht!

    Nun griff zum ger und warf ihn die heldenhafte Maid.er prallte auf den schild ihm, doch der lag schutzbereitin siegfrieds Faust zur abwehr und hielt dem stoe stand.Vom stahle sprangen Funken wie ein vom Wind geschrter brand.

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  • Zwar brach die harte spitze scharf durch den erzenen schild. Die Panzerringe lohten von Funken eingehllt. Vom wuchtigen anprall schwankten sie strauchelnd hin und her. Ohne die Zauberhlle, sie lebten beide schon nicht mehr.

    Zwar troff aus siegfrieds Munde das blut, doch unverzagt sprang er nach vorn, ein Kmpe, der selbst das schwerste wagt. er ri am speer gewaltig, gedrungen in den schild. Den schu ihr heimzuzahlen, war er in grimmem Zorn gewillt.

    Doch dacht er: schieen will ich ihn nicht, sie ist zu schn! so wandte er die spitze, nach rckwrts sie zu drehn, Dann warf er mit dem schafte. Der traf auf ihr gewand, Da von dem sto und Pralle ein krachend-heller Klang entstand.

    aus ihrem Panzer stob es, als schrt ein Wind die glut. Der sto traf sie gewaltig. Der Wurf und schu war gut und warf mit seiner Wucht sie nach rckwrts in den sand. Wahrhaftig! Nicht gelungen wr gunther das mit eigener Hand.

    Doch brnnhild, kaum am boden, schnell auf die Fe sprang. Fr diesen gerschu, gunther, zoll ich dir lob und Dank! sie rief s im Wahn, von gunther allein km das gescho, Nicht ahnend, da ihm beistand ein berstarker Kampfgeno.

    in zorniger erbitterung erglhte ihre Wang.sie griff den stein und wog ihn, dann hob sie ihn und schwangMit urgewaltigem stoe ihn in die luft hinein.Weit flog er hin. Dann sprang sie mit mchtigem satze hinterdrein

    ihr Kleid erklang vom sprunge. Man sah, zwlf Klafter weit geflogen war der steinblock. Noch weiter sprang die Maid. Da ging und holte siegfried den block. er lag zum schein in gunthers Hand, doch siegfried erhob und trug ihn ganz allein.

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  • Die mchtige Kraft und Khnheit ward nun erst offenbar.er warf den stein viel weiter und bersprang ihn gar.Ja, seines leibes strke und Kunst war gro genug,Da er den Knig gunther als last im sprunge mit sich trug.

    so wars geschehn! Vollendet der sprung! es lag der stein.und alle sahn, am Ziele stand gunther ganz allein.Der schnen brnnhild antlitz erbrannte zornig rot.so half siegfried dem Freunde und wandte von ihm Not und Tod.

    am fernsten Rand des Ringes stand gunther unversehrt. brnnhilde sahs. Da rief sie, von allen rings gehrt:

    ihr Mannen und Verwandte, heran! Vernehmt und wit, Da gunther von burgund nun euer Herr und Knig ist.

    Da legten alle Mnner die Waffen auf die erd.Mit tiefgebeugten Knien ward gunther nun geehrt.er grte dankend. schlielich nahm brnnhild seine Handund hie, zu Hagens Freude, ihn Herrscher ber Volk und land.

    Mit edlem anstand bat sie ihn, als willkommener gastZur seite ihr zu bleiben im weiten Prunkpalast.Zu ehrendem empfange einluden hohe Hallen.Dankwart und Hagen lieen am end sich alles gern gefallen.

    indes war siegfried klglich allein und unverweilt,Die Tarnkappe zu bergen, zum schiff hinabgeeilt.er kam zurck und fragte mit voller list geschahs Den Knig, der dort frhlich und plaudernd bei den Frauen sa:

    Worauf noch wollt ihr warten? Wann fngt das Kampfspiel an,Das, eure Kraft zu prfen, die Knigin ersann?Wohlan denn! lat uns schauen, wer berlegen ist!als wt er nichts, verstellte er sich mit klug erdachter list.

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  • Da sprach erstaunt die Knigin: Wie konnte es geschehn, Da ihr, Herr siegfried, gar nichts von unserem spiel gesehn, Worin mich euer Knig als sieger berwand? Darauf versetzte Hagen, die list verstehend, unverwandt:

    als ihr, vieledle Herrin, den sinn uns arg beschwert, als unser Herr vom Rheine so tapfer sich gewehrt, War siegfried fern am ufer, wo unser schifflein liegt. so ist ihm unbekannt noch, da unser Knig euch besiegt!

    Die schnste Kunde! sagte siegfried, da ziemt uns Dank, Da doch ein Mann noch da ist, ein starker, dems gelang, Des jungfrulichen stolzes Meister und Herr zu sein! Nun folgt uns, edle Herrin, als unsere Knigin an den Rhein!

    Da sprach sie: Nein, so eilig verlass ich nicht das land, eh die es nicht erfahren, die freund mir und verwandt! sie sandte schnelle boten. Die ritten spt und frh. Die Freunde und die sippen zum isensteine luden sie.

    Wahrhaftig, sagte Hagen, nun sieht es bel aus!Was mag die Knigin planen? Kommt diese schar ins Haus,und brtet brnnhild Rache, dann gehts uns allen schlecht.Mir schwant, die Frau bringt unheil, fr uns und unser ganz geschlecht!

    Da sprach der khne siegfried: Verlat euch nur auf mich! Wenn euch gefahren drohen , wit, die bestehe ich! Heran fhr ich euch Helfer, in Not euch beizustehn. erlesene Mnner sind es und khner, als ihr je gesehn!

    ihr sollt nicht nach mir forschen, ich fahre allzu weit. gott hte eure ehre in dieser Zwischenzeit. Nicht lange whrts, dann seht ihr gesund mich wieder hier, und tausend tapfere Mnner, die allerbesten, folgen mir!

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  • Der Knig bat ihn: bleibt nur da drauen nicht zu lang! Da ihr uns helft, so sind wir nicht lnger sorgenbang! siegfried rief zuversichtlich: bald kehr ich heim ins land! sagt brnnhild nur zum scheine, ihr httet siegfried ausgesandt.

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  • VIII. Wie Siegfried zu seinen Nibelungenhelden fuhr

    Durchs burgtor niedersteigend zum nahen uferrand Fand siegfried wohlgeborgen das schiff im weien sand. Die Tarnkappe verbarg ihn. er lst es, und geschwind Flog unter seinen Hnden das schiff, als triebe es ein Wind.

    Kein steuermann war sichtbar, das kleine Fahrzeug scho Wie ein durch Flut und Wogen gerittenes Wellenro, gelenkt von siegfrieds Fusten. Die es vom ufer sahn, Vermeinten wohl, ein sturmwind entfhre sich zum spiel den Kahn.

    bald sank die Nacht hernieder. Doch als sie wieder schwand, lag vor ihm schon das ende der Fahrt, ein groes land, Das Reich der Nibelungen, wohl hundert Meilen lang, Worin sein schatz verwahrt lag, den er im Kampfe dort errang.

    an einer groen insel zog er das schiff aufs land und band es fest am ufer. auf einem berge stand Hoch eine burg mit Zinnen. er stieg hinan, zu ruhn und Herberg zu erbitten, wies alle Wegemden tun.

    Da wehrt ein Tor den eingang, verschlossen und verwahrt.sie sichern ihre ehre, wie wir, auf diese art.er rttelte am Tore, er klopfte heftig an.Doch das war gut behtet von einem reckenhaften Mann.

    ein ungeheurer Riese der Wchter, stark bewehrt, stets bei der Hand die Waffen, da er sie nie entbehrt, Rief laut: Wer ist da drauen, wer klopft so hart ans Tor? Verstellung bend, tuschte siegfried ihm einen Fremden vor.

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  • Mit falscher stimme rief er: Hallo! Mach auf die Tr!es steht noch mancher mde und zornig hinter mir,Der einla wnscht und gerne zur Nacht gebettet wr!ein Held bin ich, doch fremd hier. aus weiter Ferne komm ich her.

    auf diesen dreisten anruf greift jener zornergrimmtin eile zu den Waffen, zu seinem Helm und nimmtDen schild zur Hand. und wie er das burgtor seitwrts schwingt,erblickt er siegfried, dem er in voller Wut entgegenspringt.

    Wie er es wagen drfe, so herrschte er ihn an,im besten schlaf zu stren gesind und Rittersmann,und ging ihm scharf zu leibe mit einer eisenstang,Da siegfrieds schildgespnge krachend vom harten sto zersprang.

    Ob wild der Riese dreinschlug, wie gro auch die gefahr, es wies sich doch, da sie