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IMPRESSUM Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung 60325 Frankfurt am Main Redaktion: Judith Jördens Redaktionelle Mitarbeit: Christian Düker, Minea Gartzlaff, Kerstin Hoentsch, Julia Krohmer, Luise Träger, Sabine Wendler E-mail: [email protected] SENCKENBERG MÄRZ // 2017 HIGHLIGHTS #03 01 Liebe Leserinnen und Leser, wer nicht neugierig ist, erfährt nichts – das wusste auch schon Johann Wolfgang von Goethe. Der Neugier von 32 wissenschaft- lich interessierten Frankfurter Bürgern ist es zu verdanken, dass die Senckenberg Ge- sellschaft für Naturforschung am 22. No- vember 1817 gegründet wurde. Dem Enga- gement und der Leidenschaft für die Natur Vieler ist es zu verdanken, dass Sencken- berg nach 200 Jahren da ist, wo es heute EDITORIAL III. BIODIVERSITÄT & KLIMA IV. BIODIVERSITÄT & ERDSYSTEM-DYNAMIK Human Evolution HEP INFRASTRUKTUR (Sammlungen, Labore, Forschungsschiff, Forschungsplattformen) WISSENSCHAFT & GESELLSCHAFT (Museen, Service, Transfer) FORSCHUNG II. BIODIVERSITÄT & ECOSYSTEM HEALTH I. BIODIVERSITÄT & SYSTEMATIK BIODIVERSITÄT UND SYSTEMATIK 02 BIODIVERSITÄT UND ECOSYSTEM HEALTH 04 BIODIVERSITÄT UND KLIMA 07 BIODIVERSITÄT UND ERDSYSTEM-DYNAMIK 09 INFRASTRUKTUR 10 WISSENSCHAFT UND GESELLSCHAFT 12 INHALT Struktur der Senckenbergprogramme steht: 11 Standorte in Deutschland, 300 hoch qualifizierte Wissenschaftler, 800 Mitarbeiter insgesamt, eine 40 Millionen Serien zählende Forschungssammlung. Mit besonderen Ausstellungen, Veranstaltun- gen und einem großen Besucherfest möch- ten wir unser Jubiläum gemeinsam bege- hen. Das aktuelle Programm finden Sie unter www.200jahresenckenberg.de. Wir möchten aber nicht nur feiern, sondern im Rahmen des Jubiläumsjahres auch un- sere Foschung bekannt(er) machen. „Wir forschen für IHR Leben gern“ heißt deshalb auch folgerichtig unser Motto des Jubilä- umsjahres. In unserem halbjährlich erschei- nenden Newsletter Highlights möchten wir Ihnen daher einige unserer aktuellen Ergeb- nisse aus den vier Forschungsbereichen vorstellen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen! Dr. Sören Dürr & Judith Jördens Stab Kommunikation

HIGHLIGHTS # 0 3 - senckenberg.de · ständige Giraffenarten gibt. Bisher war man von lediglich einer einzigen Giraffenart mit neun Unterarten ausgegangen. Dem über-raschenden Befund

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IMPRESSUM

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

60325 Frankfurt am Main

Redaktion: Judith Jördens

Redaktionelle Mitarbeit: Christian Düker, Minea

Gartzlaff, Kerstin Hoentsch, Julia Krohmer, Luise

Träger, Sabine Wendler

E-mail: [email protected]

SENCKENBERG

MÄRZ // 2017

HIGHLIGHTS # 03

01

Liebe Leserinnen und Leser,

wer nicht neugierig ist, erfährt nichts – das wusste auch schon Johann Wolfgang von Goethe. Der Neugier von 32 wissenschaft-lich interessierten Frankfurter Bürgern ist es zu verdanken, dass die Senckenberg Ge-sellschaft für Naturforschung am 22. No-vember 1817 gegründet wurde. Dem Enga-gement und der Leidenschaft für die Natur Vieler ist es zu verdanken, dass Sencken-berg nach 200 Jahren da ist, wo es heute

EDITORIAL

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Forschungsplattformen)

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(Museen, Service, Transfer)

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I. BIODIVERSITÄT & SYSTEMATIK

BIODIVERSITÄT UND SYSTEMATIK 02

BIODIVERSITÄT UND ECOSYSTEM HEALTH 04

BIODIVERSITÄT UND KLIMA 07

BIODIVERSITÄT UND ERDSYSTEM-DYNAMIK 09

INFRASTRUKTUR 10

WISSENSCHAFT UND GESELLSCHAFT 12

INHALT

Struktur der Senckenbergprogramme

steht: 11 Standorte in Deutschland, 300 hoch qualifizierte Wissenschaftler, 800 Mitarbeiter insgesamt, eine 40 Millionen Serien zählende Forschungssammlung. Mit besonderen Ausstellungen, Veranstaltun-gen und einem großen Besucherfest möch-ten wir unser Jubiläum gemeinsam bege-hen. Das aktuelle Programm finden Sie unter www.200jahresenckenberg.de.

Wir möchten aber nicht nur feiern, sondern im Rahmen des Jubiläumsjahres auch un-sere Foschung bekannt(er) machen. „Wir forschen für IHR Leben gern“ heißt deshalb auch folgerichtig unser Motto des Jubilä-umsjahres. In unserem halbjährlich erschei-nenden Newsletter Highlights möchten wir Ihnen daher einige unserer aktuellen Ergeb-nisse aus den vier Forschungsbereichen vorstellen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Dr. Sören Dürr & Judith JördensStab Kommunikation

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SENCKENBERG HIGHLIGHTS # 03 MÄRZ // 2017

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Das wohl auffälligste Merkmal des im Senckenberg Naturmuse-um Frankfurt ausgestellten Psitt-acosaurus-Fossils sind dessen

lange, borstenartige Strukturen am Schwanz. Mit Hilfe einer neuen Methode – der Laser-stimulierten Fluoreszenz – konnte jetzt ein internationales Team rund um den Senckenberg-Wissenschaftler Dr. Gerald Mayr zeigen, dass es sich bei den Borsten um Hautstrukturen handelt. Sie sind ver-gleichbar mit dem borstenartigen „Bart“ an der Brust heutiger Truthähne und dem Stirn-horn von Wehrvögeln, einer ursprünglichen Gruppe der Gänsevögel. „Bisher wurde kon-trovers diskutiert, ob die Borsten des Psitta-cosaurus mit heutigen Federn zu verglei-chen sind. Der Vergleich mit den Truthahn-Borsten zeigt, dass die fossilen Hautanhänge als evolutionäre Vorläufer von Federn gesehen werden können“, so Orni-thologe Mayr. Dies ist im Falle von Psittaco-saurus eine echte Überraschung, denn er ist nur sehr entfernt mit heutigen Vögeln ver-wandt. Da der Schwanzbereich nur teilwei-se mit den Borsten bedeckt war, gehen die Forscher davon aus, dass sie keine wärme-

isolierende Funktion hatten. Stattdessen könnten die Borsten zur Kommunikation, zum Beispiel bei der Balz, gedient haben. In einer weiteren Studie werden zusätzliche Merkmale der Haut des knapp zwei Meter langen Sauriers beschrieben: Die Oberseite des Tieres war dunkler gefärbt als die Unter-seite. Das Wissenschaftlerteam vermutet, dass diese Färbung zur Tarnung diente. Ein auf dieser Grundlage angefertigtes Modell zeigt, dass der Dino sich besonders gut in

Welcher Fisch liegt auf dem Tel-ler? Um diese Frage zu beant-worten, haben Senckenberg-Wissenschaftler die Etikettierung

verschiedener Fisch- und Krebsprodukte überprüft. Anhand genetischer Identifizie-rungs-Codes, sogenannter DNA-Barcodes, verglichen sie die Produkte mit der DNA be-

kannter Arten. Es zeigte sich, dass von den 118 untersuchten Produkten gut 10 Prozent falsch beschriftet waren. Die Angaben in Supermärkten waren dabei exakter als bei lokalen Fischhändlern. Babett Günther von Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven erläutert: „Beispielsweise wurde in einem lokalen Fischgeschäft Ware verkauft, die als

‚Heilbutt’ (Hippoglossus hip-poglossus) gekennzeichnet war, aber laut unseren DNA-Analysen zur deutlich kosten-günstigeren und unbedrohten Gattung des ‚Schwarzen Heil-butts’ (Reinhardtius hippo-glossoides) gehört.“ Im selben Fischgeschäft wurde der an-gebliche Butterfisch als „But-termakrele“ (Lepidocybium flavobrunneum) beschriftet. Enthalten war aber ein kom-plett anderer: der Ölfisch Ru-vettus pretiosus – das Fleisch

dieses Fisches ist zwar essbar; die enthalte-nen Öle können aber zu Magen-Darm-Be-schwerden sowie Krämpfen und Kopf-schmerzen führen, das Fleisch muss deswegen extra gekennzeichnet werden. Eine falsche Etikettierung birgt außerdem die Gefahr allergischer Reaktionen beim Konsumenten. Auch nachhaltige Kaufent-scheidungen sind nur möglich, wenn Art und Herkunft des Speisefisches bekannt sind. Deshalb ist es wichtig, eine schnelle und universelle Methode für die Überprü-fung der Kennzeichnung von Meerestier-produkten zu finden. Die Studie zeigt, dass DNA-Barcoding sich dafür ausgezeichnet eignet.

>> Science Direct

DOI: 10.1016/j.foodcont.2016.10.016

FEHLERHAFTE ETIKETTEN BEI FISCH UND CO

DER TRUTHAHN UNTER DEN DINOS

BIODIVERSITÄT UND SYSTEMATIK

BIODIVERSITÄT UND SYSTEMATIK

SGN-Ansprechpartner:

Prof. Dr. Dr. Gerald Mayr

Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum

Frankfurt

geschlossenen Waldgebieten tarnen konnte — vermutlich der bevorzugte Lebensraum von Psittacosaurus.

>> Palaeontology

DOI: 10.1111/pala.12257

>> Current Biology

DOI: 10.1016/j.cub.2016.06.065

Modell des untersuchten Dinosauriers aus der Kreidezeit. Deutlich zu erkennen sind die langen Schwanzborsten und die Fär-bung © Jakob Vinther/ Robert Nicholls

SGN-Ansprechpartnerin:

Babett Günther

Senckenberg am Meer WilhelmshavenMithilfe genetischer Identifizierungscodes wurden verschiedene Fischprodukte getestet. © Senckenberg

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SENCKENBERG HIGHLIGHTS # 03 MÄRZ // 2017

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Senckenberg-Wissenschaftler haben die genetischen Ver-wandtschaftsbeziehungen aller großen wildlebenden Giraffen-

populationen in Afrika untersucht. Das Erb-gut der Giraffen zeigt, dass es vier eigen-ständige Giraffenarten gibt. Bisher war man von lediglich einer einzigen Giraffenart mit neun Unterarten ausgegangen. Dem über-

raschenden Befund liegen genetische Ana-lysen mehrerer Gene von über 100 Tieren zugrunde. Die vier Arten sind erstens die Süd-Giraffe (Giraffa giraffa) mit zwei Unter-arten, zweitens die Massai-Giraffe (Giraffa tippelskirchi) und drittens die Netz-Giraffe (Giraffa reticualata). Vierter im Bunde ist die Nord-Giraffe (Giraffa camelopardalis) mit drei Unterarten. Darüber hinaus zeigt eine

ERBGUTANALYSE ENTHÜLLT: ES GIBT NICHT NUR EINE, SONDERN VIER GIRAFFENARTEN

BIODIVERSITÄT UND SYSTEMATIK

Senckenberg-Wissenschaftler haben in Brasilien zwei neue Pfeiffrosch-Arten entdeckt. Eine der neu beschriebenen Amphibi-

en hat den Beinamen „Motörchen“ erhalten – der sehr mechanische, stereotypische und vor allem langanhaltende Ruf der Frösche er-innert an ein Motorengeräusch. Senckenber-ger Dr. Martin Jansen und seine Kollegen ha-ben die nur etwa 12 Millimeter großen Tiere während einer Exkursion im Jahr 2010 in ei-nem brasilianischen Naturschutzgebiet ge-sammelt. Nun wurden mehr als 2000 Auf-nahmen von Froschrufen ausgewertet und sowohl genetische als auch morphologische Merkmale verglichen. So konnten zwei bis-her unbekannte Arten der Gattung Pseudo-paludicola beschrieben werden. „Wir haben eine der von uns neu beschriebenen Arten

FROSCH MIT MOTOR-SOUND

„Motorzinho“ tauften die Forscher den Frosch - weil er wie ein ganzes Auto klingt. © picture-alliance/dpa

BIODIVERSITÄT UND SYSTEMATIK

mit dem Beinamen motorzinho versehen“, erklärt Dr. Martin Jansen vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt und fährt fort: „Die Größe der Tiere hat uns dazu ver-anlasst die ‚Verniedlichung’ -inho anzuhän-gen.“ Die Artenanzahl in dem untersuchten Gebiet erhöht sich damit auf zwanzig Fro-scharten. Die Neuentdeckungen sind ein weiteres Indiz dafür, dass die Artenvielfalt in Südamerika noch lange nicht erfasst ist.

>> Herpetologica

DOI: 10.1655/Herpetologica-D-14-00047.1

Zwei bisher als Rothschild (G. c. rothschildi) bezeichnete Tiere, die der Nubischen Giraffe (G.c. camelopardalis) zugeordnet werden sollten, da sie mit ihr genetisch identisch sind. © Julian Fennessy

Stammbaumanalyse, dass der letzte ge-meinsame Vorfahre der vier Giraffenarten vor rund 0,4 bis 2 Millionen Jahren gelebt hat. Das entspricht in etwa dem Evolutions-zeitraum der Bildung anderer Säugetierar-ten. Die Anzahl aller wildlebenden Giraffen in Afrika ist in den letzten 30 Jahren um über 35 % auf nur noch rund 100.000 Tiere zurückgegangen. „Arten-schutz basiert darauf, dass man Anzahl, Verbreitungsgebiete und Gefährdung der Tiere genau kennt. Bis heute wurde die Gi-raffe aufgrund ihres geschätzten zahlrei-chen Vorkommens nicht als bedroht ange-sehen. Wir sehen nun, dass es vier Arten sowie genetisch einzigartige Unterarten gibt und es zeigt sich, dass ihre biologische Vielfalt sehr wohl bedroht ist“, erklärt Prof. Axel Janke vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum. Die neuen Erkenntnisse tragen deshalb dazu bei, die Schutzmaßnahmen für die gefährdeten Tie-re zu verbessern.

>> Current Biology

DOI: 10.1016/j.cub.2016.07.036

SGN-Ansprechpartner:

Dr. Martin Jansen

Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum

Frankfurt

SGN-Ansprechpartner:

Prof. Dr. Axel Janke

Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Frankfurt

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SENCKENBERG HIGHLIGHTS # 03 MÄRZ // 2017

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Kaum eine Tiergruppe ist so viel-fältig wie die Landwirbeltiere – ihre Bandbreite reicht von riesi-gen Dinosauriern bis zu winzig

kleinen Nagetieren. Im Laufe ihrer Evolution haben sie außerdem unterschiedliche Ernäh-rungsweisen entwickelt: Es gibt Pflanzen-fresser, Allesfresser und reine Fleischfresser. Ein europäisches Wissenschaftlerteam, dar-unter der Senckenberger Dr. Bernd Herkner, hat nun die Volumina der Rumpfhöhlen von fossilen und rezenten Landwirbeltieren in Abhängigkeit von ihrer Ernährungsweise un-tersucht. „Weil pflanzliche Nahrung über-wiegend schwerer zu verdauen ist als tieri-sche, liegt es nahe, dass der Verdauungstrakt von Pflanzenfressern umfangreicher ist und einen größeren Raum innerhalb des Rump-fes in Anspruch nimmt. Diese Vermutung

wurde aber bisher nicht quantitativ über-prüft“, so Herkner. Mit Hilfe einer fotografi-schen Messmethode, der Photogrammetrie, sammelten die Wissenschaftler 3-D Daten von über 120 Individuen und visualisierten sie im Computer. Darunter waren Skelette von Dinosauriern, Reptilien, Vögeln, Säuge-tieren und fossilen säugetierähnlichen Repti-lien – auch aus dem Frankfurter Sencken-berg Naturmuseum. Die Ergebnisse zeigen, dass das Rumpfvolumen pflanzenfressender Säugetiere im Durchschnitt doppelt so groß ist wie das gleich großer Fleischfresser. Die-ses Muster gilt aber nicht für alle an Land le-benden Wirbeltiere – Abweichungen gibt es vor allem bei den Dinosauriern. Das Wissen-schaftlerteam vermutet, dass der unter-schiedliche Grad der Ausdehnung anderer Organsysteme, etwa der Lunge, eine Rolle

HABEN VEGETARIER DEN DICKEREN BAUCH?

BIODIVERSITÄT UND SYSTEMATIK

hinsichtlich der Größe des Rumpfvolumens spielen könnte. In zukünftigen Untersuchun-gen sollen weitere mögliche Einflüsse auf die Rumpfhöhlengrößen von Landwirbeltieren erforscht werden. „Es ist immer wieder toll, wenn unsere Exponate nicht nur unsere Mu-seumsbesucher begeistern, sondern auch zur Klärung wissenschaftlicher Fragestellun-gen beitragen können“, freut sich Herkner. >> Journal of Anatomy

DOI: 10.1111/joa.12557

Fressen und gefressen werden – die Fraßbeziehungen in Ökosys-temen sind komplex. Was pas-siert aber, wenn die tierische

Artenvielfalt abnimmt? Ein Team um Dr. Flo-rian Schneider vom Senckenberg Biodiversi-tät und Klima Forschungszentrum hat ein neues mathematisches Modell entwickelt, um diese Frage zu beantworten. Am Compu-ter simulierten die Forschenden 20.000 Öko-systeme und die darin ablaufenden Fraßvor-

gänge. Es zeigt sich: In artenärmeren Ökosystemen überleben zumeist kleinere Tierarten mit geringerer Körpermasse. Vom Artenreichtum eines Ökosystems profitieren eher große Tiere an der Spitze der Nahrungs-kette. Noch ein weiteres Ergebnis brachte die Studie: Die Biomasseproduktion der Pflanzen ist unabhängig von der Artenvielfalt und damit der Größe ihrer tierischen Fraß-feinde. Denn obwohl große Tierarten mehr pflanzliche Biomasse fressen, begünstigen

DAS GROSSE FRESSENBIODIVERSITÄT UND ECOSYSTEM HEALTH

diverse Ökosysteme auch große Pflanzenar-ten. Diese benötigen im Vergleich zu kleinen Arten weniger Energie für Wachstum. Je ar-tenreicher die Tiergemeinschaft, desto ener-getisch effektiver ist daher die Biomassepro-duktion der Pflanzen. Die größeren Tiere in artenreichen Ökosystemen fressen zwar ten-denziell mehr Pflanzen, aber durch das effizi-entere Wachstum der großen Pflanzen wird dieser Verlust kompensiert. Das erklärt, war-um die Biomasseproduktion der Pflanzen so-wohl in artenarmen als auch in artenreichen Ökosystemen ungefähr gleich hoch ist. Trotzdem hat das vom Menschen verursach-te Artensterben Auswirkungen auf die Bio-masseproduktion. „Unsere Simulationen zei-gen, dass artenreiche Ökosysteme Biomasse in einem relativ stabilen, vorhersagbaren Ausmaß produzieren. In artenarmen Ökosys-temen ist hingegen eine Entwicklung in bei-de Richtungen möglich; das heißt es wird viel mehr oder viel weniger Biomasse produ-ziert. Das Wohl der Menschen hängt in vie-lerlei Hinsicht von der Verlässlichkeit der Bio-masseproduktion ab. Artenreichtum bringt demnach größere Sicherheit“, resümiert Schneider.

>> Nature Communications

DOI: 10.1038/ncomms12718

In Nahrungsnetzen gibt es viele komplexe Fraßbeziehungen; beispielsweise werden pflanzenfressende (hier Giersch) Blattläu-se von Schwebfliegen vertilgt, die wiederum Opfer von Ameisen werden können. © Bernhard Seifert

SGN-Ansprechpartner:

Dr. Bernd Herkner

Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum

Frankfurt

SGN-Ansprechpartner:

Dr. Florian D. Schneider

Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Frankfurt

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In einem Quadratmeter Boden können bis zu hundert Millionen Tiere leben – die oft winzig klei-nen Lebewesen tragen dazu bei,

Böden fruchtbar zu halten und vor Degra-dierung zu schützen. Erstmalig wurden sie jetzt in die vom Bundesamt für Naturschutz geführte „Rote Liste“ aufgenommen. Die von Senckenberger Wissenschaftlern maß-geblich mitgestaltete Publikation bietet eine Einschätzung der Verbreitung und Gefähr-dung wirbelloser Arten und damit auch die Basis für ihren Schutz. Dafür wurden erst-mals historische und aktuelle Bestandsauf-nahmen zusammengeführt. „Für die Regen-würmer war beispielsweise vorher nicht bekannt, wie viele Arten es in Deutschland eigentlich gibt. Heute wissen wir, dass in Deutschland 47 verschiedene Regenwur-marten nachgewiesen sind“, erzählt Dr. Ri-carda Lehmitz vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz. Zwei davon gelten als im Bestand gefährdet, 14 Arten sind auf-grund extremer Seltenheit gegenüber Be-

Es ist einiges los im Jadebusen: in der Meeresbucht tummeln sich Seezungen, Strand- und Schwimmkrabben mit Nordsee-

garnelen und anderen Organismen. Sen-ckenberg-Wissenschaftlerinnen haben jetzt die Veränderung der dortigen Faunenzu-sammensetzung zwischen 1972 und 2014 ermittelt. Dazu wurden jährlich Proben vom Meeresboden der etwa 160 Quadratkilome-

ter großen Bucht genommen. Die Daten-auswertung zeigte, dass die Gesamtmenge und Artenzahl der Tiere zunahm, insgesamt aber kälteliebende Arten abwandern und neue ihre Plätze einnehmen. So kommen klassische Nordseearten, wie Schollen (Pleuronectes platessa) oder Kabeljau (Ga-dus morhua), mittlerweile seltener vor. An die Stelle dieser kälteliebenden Fische tre-ten vermehrt Arten, die an wärmere Tempe-

Auf Borrelien-Erreger untersucht: Die Südliche Hausmücke (Culex quinquefasciatus). © Senckenberg

AUF DER ROTEN LISTE:REGENWÜRMER UND CO

NEUE ARTEN IN DER NORDSEE-KITA

BIODIVERSITÄT UND ECOSYSTEM HEALTH

BIODIVERSITÄT UND ECOSYSTEM HEALTH

raturen angepasst sind, wie Seezungen (So-lea solea), Strandkrabben (Carcinus maenas) und Schwimmkrabben (Liocarcinus holsa-tus). Die Studie zeigt, dass der Klimawandel und die damit verbundene Erhöhung der Wassertemperatur eine nachhaltige Verän-derung in der Struktur und Funktion des Ökosystems, einen sogenannten Regime Shift, verursacht. Da der Jadebusen bislang als „Kinderstube“ für viele kommerziell ge-nutzte Fischarten dient, ist die gesamte Nordsee davon betroffen. „Wir müssen se-hen, wie sich die Klimaveränderungen lang-fristig auf die Fischbestände auswirken, un-sere Probenahmen gehen weiter“, so Prof. Dr. Ingrid Kröncke von Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven. „Nur solche Lang-zeitbeobachtungen erlauben es, die Auswir-kungen des globalen Klimawandels auf un-sere Meere zu verstehen“.

>> Estuarine, Coastal and Shelf Science

DOI: 10.1016/j.ecss.2016.08.047

Strand- und Schwimmkrabben fühlen sich durch die erhöhten Temperaturen im Jadebusen wohl. © L. Kohlmorgen

drohungen, wie Versiegelung, intensiver Landwirtschaft oder globalem Klimawandel besonders anfällig. Bei den Doppelfüßern, einer Gruppe der Tausendfüßer, befinden sich 29 Taxa auf der Roten Liste – von die-sen sind zwei vom Aussterben bedroht. Vier der 54 Hundertfüßerarten erhalten einen Rote Liste-Status. Die wichtigste Daten-grundlage für die Erstellung der Roten Liste war die am Senckenberg Museum für Na-turkunde in Görlitz aufgebaute Datenbank Edaphobase. Sie enthält Daten zu Ökologie, Verbreitung und Taxonomie verschiedener Bodentiergruppen in Deutschland. Es habe sich aber gezeigt, so Lehmitz, dass der Da-tenbestand zu Bodentieren häufig mangel-haft sei. Umfassende Monitoring-Program-me über längere Zeiträume und in allen Habitaten seien nötig, um die Erhaltung ih-rer Bestände zu gewährleisten.

>> Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pil-

ze Deutschlands, Band 4: Wirbellose Tiere (Teil

2). ISBN: 978-3-7843-5474-3

Auch Doppelfüßer, wie beispielsweise Ommatoiulus vilnense sind nun in der „Roten Liste“ vertreten. © Ulrich Burkhardt

SGN-Ansprechpartnerin:

Prof. Dr. Ingrid Kroencke

Senckenberg am Meer Wilhelmshaven

SGN-Ansprechpartnerin:

Dr. Ricarda Lehmitz

Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz

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Extreme Lebensbedingungen erfordern extreme Anpassungen – das gilt auch für die Schmetter-lingsart Erebia nivalis. Der kleine

Tagfalter ist in den Alpen nur in Höhen über 2000 Metern zu finden. Senckenberg-Wis-senschaftler haben nun seine Überlebens-strategie im unwirtlichen Hochgebirge un-tersucht. Dazu sammelten sie im Sommer 2013 im österreichischen Nationalpark „Hohe Tauern“ insgesamt 1.386 Schmetter-linge. Die Insekten wurden markiert, Kriteri-en wie Alter und Geschlecht aufgenommen und dann wieder freigelassen. Insgesamt

342 der bereits markierten Tiere gingen den Forschern erneut ins Netz – mit dieser „Rückfangmethode“ können beispielsweise Verbreitung, Flugrouten und Nahrungsquel-len der Tagfalter untersucht werden. Prof. Dr. Thomas Schmitt vom Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut in Müncheberg und sein Team kamen zu dem Schluss, dass die Falter bei der Nahrungs-suche eine ganz eigene Strategie entwickelt haben, um unter den extremen Bedingun-gen zu überleben. Normalerweise speziali-sieren sich Schmetterlinge entweder auf eine bestimmte Nische oder leben genera-listisch und kommen überall zurecht. Erebia nivalis hingegen verhält sich sowohl spezia-lisiert als auch generalistisch: Die Schmet-terlinge steuern zwar unterschiedliche Pflanzenarten als Nahrungsquellen an – ei-gentlich ein generalistisches Merkmal. Den-noch werden diese sehr genau ausgewählt. Schmitt hierzu: „Man könnte sagen, dass

Braune Schneisen, die sich durch üppiges Grün ziehen: Straßen im Regenwald sind in der Regel kein erfreulicher Anblick. Sencken-

berg-Wissenschaftler haben nun die Auswir-kung alter Forstwege auf die Artenvielfalt von Amphibien im Regenwald von Zentral-Guyana untersucht. Das internationale Wis-

senschaftlerteam um Dr. Raffael Ernst von den Senckenberg Naturhistorischen Samm-lungen Dresden wollte unter anderem her-ausfinden, ob eine Renaturierung der Stra-ßen sinnvoll für den Erhalt der Artenvielfalt ist. Es stellte sich heraus, dass auf den We-gen gestautes Wasser eine wichtige Rolle bei der Fortpflanzung von Fröschen spielen

kann. In den wassergefüllten Fahrrinnen ei-ner ungenutzten Straße fanden die Forscher beispielsweise Nester der Laubfroschart Hypsiboas boans. Besonders in Zeiten großer Trockenheit sichern diese künstlichen Se-kundärhabitate somit das Überleben einzel-ner Arten – auch solcher, die potentiell ge-fährdet sind. Als Aufforderung für das Anlegen weiterer Wege oder gar für den Holzeinschlag im Regenwald sei die Studie aber nicht zu verstehen, so Ernst: „Natürlich ist es für den Wald und die darin lebenden Organismen am besten, wenn sie ungestört bleiben. Wir wollen aber zeigen, dass Rena-turierungsmaßnahmen verschiedene Aspek-te berücksichtigen müssen – nicht immer ist eine Rückkehr zum ‚ursprünglichen’ Zustand die beste Alternative für alle Organismen.“ Die Forscher empfehlen daher, die Anpas-sungsfähigkeit von Arten an künstlich verän-derte Lebensräume bei Schutz- und Renatu-rierungsmaßnahmen zu berücksichtigen.

>> Frontiers in Ecology

DOI: 10.1002/fee.1314

REGENWALD:STRASSEN FÜR DEN ARTENERHALT

SCHMETTERLING: ÜBERLEBENSKAMPF IM HOCHGEBIRGE

BIODIVERSITÄT UND ECOSYSTEM HEALTH

BIODIVERSITÄT UND ECOSYSTEM HEALTH

die Falter ‚naiv’ schlüpfen, sich dann aber durch einen rapiden Lernprozess auf be-stimmte Pflanzen spezialisieren.“ Um ihre bevorzugten Nahrungsquellen zu finden, le-gen die Falter weite Strecken zurück und sind daher nicht auf ein Habitat beschränkt – wiederum ein typisch generalistisches Merkmal. „Wir haben es demnach bei Ere-bia nivalis mit einem hochgradig an eine Ni-sche adaptierten Generalisten zu tun: Was wie ein Widerspruch klingt, ist tatsächlich eine raffinierte Überlebensstrategie.“ >> Insect Science

DOI: 10.1111/1744-7917.12400

Die Laubfroschart Hypsiboas boans nutzt alte Forstwege als Laichgebiete. © Senckenberg/Ernst

SGN-Ansprechpartner:

Prof. Dr. Thomas Schmitt

Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut

Müncheberg

SGN-Ansprechpartner:

Dr. Raffael Ernst

Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden

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Sei es als Lebensmittel, Energie-quelle oder Futter für Haustiere – der Mensch braucht Pflanzen zum Überleben. Senckenberger

Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass die von Pflanzen produzierte Biomasse auch einen Einfluss auf die Evolution der Säugetiere hatte. Dazu rekonstruierten sie anhand von 14.000 Fossilien die Artenviel-falt landlebender Großsäuger in einem be-stimmten Zeitraum und verglichen sie mit Daten zur Biomasseproduktion von Pflan-zen. 20 Millionen Jahre lang galt: Je mehr Biomasse Pflanzen produzierten, desto mehr verschiedene große landlebende Säugetierarten entwickelten sich. Dr. Su-sanne Fritz vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und ihr Team sind die Ersten, die diesen Zusam-menhang auf einem solch großen räumli-chen und zeitlichen Maßstab bestätigen konnten — sowohl für Nordamerika als

auch für Europa. Diese Abhängigkeit wurde allerdings mit dem Beginn der Eiszeiten durchbrochen. Genau zu diesem Zeitpunkt begann der Mensch vermutlich mit der Ent-nahme von Biomasse aus dem Nahrungs-kreislauf. Zeitgleich starben auch große Säugetiere wie Mammuts, Höhlenbären und Saiga-Antilopen massenhaft aus. Ob der Mensch oder klimatische Veränderun-gen die Ursache hierfür sind, ist noch un-klar. „Wie unsere Studie belegt, hat der Mensch zumindest dazu beigetragen, dass sich die Arten- und Gattungsvielfalt nach dem Massenaussterben nicht wieder ‚er-holt‘ hat“, so Dr. Christian Hof, ebenfalls Senckenberger. Mittlerweile entnimmt der Mensch bis zu 30 Prozent der Biomasse aus dem globalen Nahrungskreislauf – Tendenz steigend. Aufgrund der erdgeschichtlichen Einmaligkeit dieser Entwicklung ist eine Vorhersage über die Zukunft der Artbildung bei Großsäugern jedoch schwierig.

>> Proceedings of the National Academy of Sci-

ences of the USA

DOI: 10.1073/pnas.1602145113

DIE MASSE MACHT‘S: ARTENVIELFALT DER GROSSSÄUGER HING 20 MILLIONEN JAHRE LANG VOM PFLANZENWACHSTUM AB

BIODIVERSITÄT UND KLIMA

SGN-Ansprechpartner:

Dr. Susanne Fritz

Dr. Christian Hof

Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Frankfurt

Feldassistent bei der Markierung und Einmessung einer Messfläche am Kilimandscharo auf 4700 m Höhe – die höchste Untersuchungsfläche des Projektes. © Andreas Hemp

Der Kilimandscharo ist nicht nur aufgrund seiner Größe beson-ders: Der mit 5.900 Metern höchste Berg Afrikas umfasst

auch zahlreiche Klimazonen und ist ein Hot-spot biologischer Vielfalt. Die natürlichen Lebensräume werden jedoch zunehmend in

HOCH HINAUS:FORSCHER UNTERSUCHEN KLIMA- UND LANDNUTZUNGWANDEL AM KILIMANDSCHARO

BIODIVERSITÄT UND KLIMA

Agrarflächen umgewandelt, zusätzlich be-lastet der Klimawandel die Region. In einem von der Deutschen Forschungsgemein-schaft geförderten Großprojekt untersu-chen Forschende rund um Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese vom Senckenberg Biodiver-sität und Klima Forschungszentrum, wel-

che Folgen diese Doppelbelastung für biologische Vielfalt und Ökosystem-d iens t l e i s tungen hat. Basis der Unter-suchungen sind Da-ten aus 65 Messflä-chen, die alle Vegetationszonen und Ökosysteme am Kilimandscharo ab-decken – sowohl na-turnahe als auch stark durch den Menschen beein-flusste. Das Netz der

Schädel des ausgestorbenen Höhlenbären (Ursus spelaeus) aus dem Pleistozän. © Senckenberg

Messflächen erstreckt sich über einen Hö-henunterschied von knapp 3.700 Metern und einen Temperaturunterschied von 22 Grad. Erhoben werden unter anderem Da-ten zum Kohlenstoff-, Stickstoff- und Was-serkreislauf im Zusammenhang mit der Ve-getation. Darauf basierend soll simuliert werden, wie sich diese Kreisläufe als Reak-tion auf Klima- und Landnutzungswandel verändern könnten. Neben dem Schutz der Artenvielfalt ist die nachhaltigere Nutzung der natürlichen Ressourcen ein Ziel. Sie ist insbesondere für die eine Million Menschen relevant, die mittlerweile an den Hängen des Berges lebt und tagtäglich auf die Leis-tungen des Ökosystems angewiesen ist. Um die Praxisrelevanz der Forschung zu ge-währleisten, kooperiert das Team eng mit den Behörden und Institutionen vor Ort.

SGN-Ansprechpartner:

Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese

Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Frankfurt

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Mehr als 90 Prozent der tropi-schen Bäume sind bei der Ver-breitung ihrer Samen auf frucht-fressende Tiere, vor allem Vögel,

angewiesen. Senckenberg-Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass große Vögel für die Samenverbreitung wichtiger sind als kleine Vögel. Das Team um Marcia Muñoz vom Senckenberg Biodiversität und Klima For-schungszentrum untersuchte den Fruchtfraß durch Vögel sowie die Etablierung von Keim-lingen aus den gefressenen Samen im ko-lumbianischen Tropenwald. Die aus fast 17.000 gefressenen Früchten gewonnen Da-ten zeigten, dass Vogelarten mit einem Ge-wicht bis zu 1400 Gramm mehr Früchte kon-sumierten und mehr Samen verteilten als Ar-ten mit geringerem Körpergewicht. Pflanzen mit besonders großen Samen werden sogar ausschließlich von großen Vögeln verbreitet. Während große Vögel zusätzlich auch kleine Samen konsumieren, sind kleine Vögel auf kleine Fruchtgrößen beschränkt. „Wenn die großen Fruchtfresser aus den tropischen Wäldern verschwinden, verlieren daher nicht nur Pflanzen mit großen Samen, sondern auch die mit kleinen Samen und Früchten ihre wichtigsten Ausbreiter“, so Muñoz. Der momentan beobachtete Rückgang großer fruchtfressender Vögel aufgrund von Beja-gung und anderen menschlichen Eingriffen

ist daher eine ernste Bedrohung für Tropen-wälder – er führt zu weniger Pflanzennach-wuchs und gefährdet so die Erneuerung des Waldes.

>> Oikos

DOI: 10.1111/oik.03547

RÜCKGANG GROSSER FRUCHTFRESSENDERVÖGEL BEDROHT TROPENWÄLDER

BIODIVERSITÄT UND KLIMA

Große fruchtfressende Vögel wie der Blautukan (Andigena hypoglauca) sind für die Verjüngung vielfältiger Tropenwälder es-sentiell. © Matthias Schleuning, Senckenberg

SGN-Ansprechpartnerin:

Marcia Muñoz

Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Frankfurt

Da soll noch einer sagen, dass Alter unflexibel macht – zumin-dest bei Schreikranichen ist dies nicht der Fall. Aufgrund des

weltweiten Klima- und Landnutzungswan-dels ziehen Schreikraniche im Winter nicht mehr so weit gen Süden. Senckenberger Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass die neue, kürzere Route von den älteren, er-fahreneren Individuen einer Population initi-iert wird. Ein internationales Team rund um Claire Teitelbaum vom Senckenberg Biodi-versität und Klima Forschungszentrum un-tersuchte Daten zu den Aufenthaltsorten von 175 Schreikranichen (Grus americana) im Zeitraum von 2002 bis 2016. Im Mittel verringerte sich der Abstand zwischen Brut-gebiet und Überwinterungsgebiet pro Le-bensjahr des ältesten Vogels in einer Grup-pe um 40 Kilometer. Die älteren Vögel hielten sich dabei zuvor schon einmal in der Umgebung des neuen Winterquartiers auf

und geben das neue Zugverhalten auch an jüngere Vögel weiter. Während 2006 noch keiner der einjährigen alten Schreikraniche den Winterzug abkürzte, waren es 2015 be-reits 75 Prozent. Auch von anderen Zugvo-gelarten ist bekannt, dass sie aufgrund des klimawandelbedingten Temperaturanstiegs nördlichere Winterquartiere wählen. Das spart Energie und ermöglicht eine frühere Rückkehr in die Brutgebiete. „Unsere Stu-die zeigt, dass Tierarten ihr Migrationsver-halten ändern und neue Aufenthaltsorte su-chen können. Wahrscheinlich nützt ihnen dabei ihr Langzeitgedächtnis und die Fähig-keit aus Erfahrung zu lernen“ erklärt Prof. Dr. Thomas Müller, Ko-Autor der Studie.

ÄLTERE SCHREIKRANICHE INITIIERENNEUE ZUGROUTEN

BIODIVERSITÄT UND KLIMA

Schreikranich (Grus americana) @ Ted Thousand

SGN-Ansprechpartner:

Claire Teitelbaum

Prof. Dr. Thomas Müller

Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Frankfurt

>> Nature Communications

DOI: 10.1038/NCOMMS12793

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Dass das UNESCO Welterbe Grube Messel fantastische Fos-silien beherbergt, ist kein Ge-heimnis – doch einige Funde

sind so sensationell, dass auch langjährige Messelforscher staunen: Senckenberg-Wissenschaftler untersuchten kürzlich eine fossile Schlange, in deren Magen eine Ech-se zu erkennen ist, die wiederum einen Kä-fer verspeist hat. Der spektakuläre Fund der dreigliedrigen, etwa 48 Millionen Jahre al-ten Nahrungskette ist für Messel einmalig. Auch weltweit gibt es nur ein einziges ver-gleichbares Fundstück, denn die Erhaltung fossiler Nahrungsketten ist extrem selten. Durch die Untersuchung mit einem hoch-auflösenden Computertomographen konn-ten Dr. Krister Smith von der Abteilung Messelforschung am Senckenberg For-schungsinstitut in Frankfurt und sein Team sowohl die Schlange als auch die Echse auf Artebene bestimmen. Bei dem Schlangen-fossil handelt es sich um eine Palaeo-phython fischeri, die Echse gehört zu der bisher ausschließlich in Messel gefundenen Art Geiseltaliellus maarius. Obwohl der Käfer nicht eindeutig bestimmt werden konnte, gibt er Auskunft über das bisher kaum be-

SCHLANGE FRISST ECHSE FRISST KÄFER

BIODIVERSITÄT UND ERDSYSTEMDYNAMIK

SGN-Ansprechpartner:

Prof. Dr. Hervé Bocherens

Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvi-

ronment Tübingen

NEANDERTALER:MODERNER ALS GEDACHT

BIODIVERSITÄT UND ERDSYSTEMDYNAMIK

Die seltene dreigliedrige fossile Nahrungskette aus der Grube Messel. © Springer Heidelberg

Die Isotopenzusammenset zung im Karbonat fossiler Neandertalerzäh ne gibt Auskunft über deren Ernährungswei-se. © Bocherens

kannte Fressverhalten der Messeler Ech-sen. In bisherigen Funden wurden in den Reptilienmägen nur pflanzliche Überreste gefunden; dass die Echsen auch Insekten fraßen, deutet auf eine Ernährung als Alles-fresser hin. „Da der Mageninhalt relativ schnell verdaut wird und die Echse in einem sehr guten Erhaltungszustand ist, gehen wir davon aus, dass die Schlange nur ein bis zwei Tage nach der Nahrungsaufnahme starb und auf den Boden des Messelsees

sank, wo sie dann konserviert wurde“, er-läutert Smith. Pech für die Schlange – Glück für die Wissenschaft!

>> Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments

DOI: 10.1007/s12549-016-0244-1

SENCKENBERG HIGHLIGHTS # 03 MÄRZ // 2017

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Wird das Klima kälter oder wär-mer, müssen sich Arten anpas-sen – das gilt auch für unsere ausgestorbenen Vorfahren, die

Neandertaler. Wissenschaftler des Sen-ckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment in Tübingen fanden nun heraus, dass Neandertaler auch ohne Um-weltveränderungen ihre Überlebensstrate-gien variierten. Ein internationales Team rund um Prof. Dr. Hervé Bocherens unter-suchte hierfür Fossilien der Fundstelle Pay-re in Frankreich. Mit einer neuen Methode ermittelten sie die Isotopenzusammenset-zung im Karbonat fossiler Neandertalerzäh-ne. Sie gibt Aufschluss über die Trink- und Nahrungsgewohnheiten von Organismen. Die Ergebnisse zeigen, dass unsere Vorfah-ren vor 250.000 Jahren schon unterschied-liche Strategien des Überlebens entwickel-ten – obwohl die Umwelt- und Klimabedingungen konstant waren. Eine Gruppe Neandertaler jagte überwiegend im Tal Nashörner und Pferde, während sich die

andere Gruppe auf die Jagd nach Rotwild in der Hochebene spezialisierte. „Etwa zur selben Zeit begaben sich unsere Vorfahren in Schöningen mit hölzernen Speeren auf die Jagd nach Pferden. Wir sehen demnach vor 250.000 Jahren drei verschiedene Me-thoden, sich die Umwelt zu erschließen und zunutze zu machen – die Hominiden haben hier einen Punkt erreicht, der ein-deutig zum Verhalten moderner Menschen führt“, erläutert Bocherens. Die von Boche-rens und seinen Kollegen entwickelte Me-thode, Karbonat aus fossilem Zahnschmelz zu untersuchen, birgt großes Potential: Bis-her war es nur möglich, anhand von Kno-chenkollagen Aussagen über Fossilien zu treffen, die jünger als 100.000 Jahre sind. „Ich bin sehr gespannt, welche Erkenntnis-se uns diese Methode bei älteren Men-schenfossilien noch bringen wird“, gibt Bocherens einen Ausblick.

>> Quaternary Science Reviews

DOI: 10.1016/j.quascirev.2016.11.004

SGN-Ansprechpartner:

Dr. Krister Smith

Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum

Frankfurt

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Die aufgrund ihrer hüpfenden Fortbewegung umgangssprach-lich „Wasserfloh“ genannten Mitglieder der Gruppe Cladocera

haben mit mehr als 700 Arten fast alle Süß-wasserlebensräume besiedelt. Trotzdem ist über die Evolutionsgeschichte der nur weni-ge Millimeter großen Tiere bisher kaum et-was bekannt – aufgrund fehlender kalkiger Schalen oder Panzer ist ihre Fossilerhaltung sehr schlecht. Senckenberg-Wissenschaftler präsentieren nun erstmals eine umfassende Bestandsaufnahme aller Cladocera-Fossilien in ihrem ökologischen Kontext. Laut dem Team um Dr. Kay Van Damme vom Senckenberg Forschungsinsti-tut in Frankfurt traten die ersten Vertreter der Gruppe bereits im frühen Jura auf, vor etwa 180 Millionen Jahren. Obwohl sich die Mor-phologie der Tiere in der Erdgeschichte kaum verändert hat, konnten sich diese den-noch sehr gut an veränderte Umweltbedin-gungen anpassen. Auch das große Arten-sterben an der Kreide-Tertiär-Grenze, dem beispielsweise alle landlebenden Dinosaurier zum Opfer fielen, überlebten sie. Cladocera ist eine entscheidende Gruppe für die Erfor-schung von Süßwasser-Ökosystemen in der

VERSTEINERTER WASSERFLOH

BIODIVERSITÄT UND ERDSYSTEMDYNAMIK

INFRASTRUKTUR

Der Wasserfloh ist eine Schlüsselart in aquatischen Ökosystemen und ein wichtiger Modellorganismus in der Biologie und Umweltgenetik. Die Subgattung Daphnia (Ctenodaphnia) gibt es seit etwa 145 Millionen Jahren. © Kay Van Damme.

Erdgeschichte, da sie an der Basis vieler Nahrungsketten steht. Außerdem sind die Krebstiere wichtige Bioindikatoren für Was-serqualität. Die Gattung Daphnia ist darüber hinaus der erste Crustaceen-Vertreter, des-sen Genom vollständig veröffentlicht wurde – „für die aquatische Umweltgenomik sind Wasserflöhe daher ähnlich bedeutend, wie die Fruchtfliege Drosophila auf dem Land“, so Van Damme.

>> Earth-Science Reviews

DOI: 10.1016/j.earscirev.2016.10.009

BIOLOGEN ENTDECKEN VERSCHOLLENE SAMMLUNGSSTÜCKE

Fehler haben kurze Beine – aber nur hinten! Der australische Skink (Anomalopus leuckartii) aus Weinlands Erstbeschrei-bung (Originalexemplar oben, historische Abbildung unten) lagert heute im Senckenberg Museum für Tierkunde in Dresden. © Sven Mecke.

SGN-Ansprechpartner:

Dr. Kay Van Damme

Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum

Frankfurt

SGN-Ansprechpartner:

Dr. Raffael Ernst

Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden

SENCKENBERG HIGHLIGHTS # 03 MÄRZ // 2017

010

Lange Reise auf kurzen Beinen: In den Senckenberg Naturhisto-rischen Sammlungen in Dres-den wurde ein historisches

Glattechsen-Präparat aufgespürt. Glattech-sen sind tropische Echsen, deren Beine oft-mals verkürzt oder rückgebildet sind. Wäh-rend Studien in den Sammlungen stieß Sven Mecke von der Philipps-Universität Marburg auf ein Glas mit einem Präparat, das er als die Art Anomalopus leuckartii identifizierte. Ihr Erstbeschreiber David Friedrich Weinland hatte diese australische Wurm-Glattechse im Jahr 1862 nach dem prominenten Zoologen Rudolf Leuckart be-nannt. Mecke inspizierte das beigefügte Eti-kett genauer und stellte fest, dass es sich nicht um irgendein beliebiges Sammlungs-stück handelt: Anhand genau dieses Präpa-rats hatte Weinland die Art vor über hun-dertfünfzig Jahren erstmals wissenschaftlich beschrieben. Das Exemp-lar stammte aus Leuckarts Gießener Samm-

lung, die eigentlich im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört worden war. Aber wie gelangte das Stück nach Dresden? Wie Mecke und seine Mitstreiter anhand histori-scher Dokumente rekonstruierten, hatte Leuckart die Präparate mitgenommen, als er 1869 von Gießen an die Universität Leip-zig wechselte; auf diese Weise entgingen sie der Bombardierung. Das Leipziger Mu-seum wurde im Jahr 1968 aufgelöst, seine Bestände gingen unter anderem an das Museum in Dresden. Die Wiederentdeckung des verschollenen Ex-emplars zeigt die Bedeutung naturkundli-cher Sammlungen für grundlegende biolo-gische Fragestellungen.

>> Sven Mecke et al.: Tracking a syntype of the

Australian skink Anomalopus leuckartii (Wein-

land, 1862): ‘lost’ treasures in the Senckenberg

Natural History Collections Dresden highlight

the importance of assessing and safeguarding

natural history collections, Vertebrate Zoology

66/2 (2016), 169-177.

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Im August 2016 wurde das Sen-ckenberg Centre for Human Evoluti-

on and Palaeoenvironment (HEP) vom Land Niedersach-sen offiziell mit der Erfor-schung der altpaläolithischen Fundstelle Schöningen beauf-tragt. Ihre hervorragend erhal-tenen organischen Funde bie-ten einen einmaligen Einblick in Umwelt und Klima vor ca. 300.000 Jahren. Forscher fan-den dort unter anderem die berühmten „Schöninger Speere“, die bisher ältesten erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit. In zukünftigen Forschungsprojekten soll auch der wahrscheinliche Nutzer der Speere, Homo hei-delbergensis untersucht wer-den. Am nunmehr elften Sen-

NEUER SENCKENBERG-STANDORT IN SCHÖNINGEN

INFRASTRUKTUR

ckenberg Standort soll der Lebensraum der damaligen Menschen und ihre Rolle im Ökosystem rekonstruiert werden. Förder-lich ist dabei, dass sich die Forschungslabo-re nur wenige hundert Meter von den lau-fenden archäologischen Ausgrabungen entfernt im Gebäude „paläon - Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere“ befinden. In dem modernen Erlebniszent-rum werden außerdem die wichtigsten Fun-de ausgestellt. Senckenberg arbeitet eng mit den Betreibern des Zentrums zusam-men und berät sie wissenschaftlich, bei-spielsweise bei der Konzeption verschiede-ner Veranstaltungen. Funde und aktuelle Forschungsinhalte können so direkt in Son-der- und Dauerausstellungen einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden.

INFRASTRUKTUR

SGN-Ansprechpartner:

Prof. Nicholas Conard PhD

Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvi-

ronment Tübingen

SGN-Ansprechpartner:

Dr. Juraj Paule

Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum

Frankfurt

SENCKENBERG HIGHLIGHTS # 03 MÄRZ // 2017

011

Der Löwenzahn hat 24, das Gän-seblümchen 18 und die Hänge-Birke 28 – Senckenberg-Wissen-schaftler haben das erste

Online-Verzeichnis zu Chromosomenzahlen deutscher Pflanzen erstellt. In der Datenbank befinden sich aktuell über 10.000 Chromoso-menzählungen von über 1600 Pflanzenarten. Die Anzahl der Makromolekülkomplexe gibt Auskunft über die Evolution der Pflanzen und ist ein wichtiges Instrument bei der Un-terscheidung äußerlich sehr ähnlicher Arten. „Bisher gab es hierfür in Deutschland – im Gegensatz zu unseren Nachbarländern – kei-ne einheitliche Quelle. Die Informationen wa-ren auf viele verschiedene, oft schwer zu-gängliche, Fachjournale verteilt“, so Dr. Juraj Paule aus der Abteilung für Botanik und Mo-lekulare Evolutionsforschung vom Sencken-berg Forschungsinstitut in Frankfurt. In dem Onlineverzeichnis werden die Daten nun ge-bündelt und sind für jeden einfach und schnell zugänglich. Die Datenbank zeigt ne-

zu erhalten“, resümiert Prof. Dr. Juraj Paule.

>> http://plantchromosomes.senckenberg.de/

PFLANZEN-CHROMOSOMEN AUF EINEN KLICK

ben der Anzahl der Chromosomen auch kar-tografisch, wo die entsprechenden Pflanzen gefunden wurden und gibt Informationen zu den Originalpublikationen. Zukünftig möch-ten die Botaniker alle derzeit bekannten aber auch noch unveröffentlichte Daten zu Chro-mosomenzahlen in ihre Datenbank einpfle-gen und „so einen Beitrag leisten, um Pflan-zenvielfalt und ihre Entstehung besser verstehen zu können, diese zu schützen und

Grabung in Schöningen. © Sebastian Petersen

Auch in der neuen Datenbank vertreten: Informationen zur Chromosomenzahl des Gold-Fingerkrautes (Potentilla aurea). Hier zu sehen sind zwei Zellen mit 2n14-Chromosomen. © Senckenberg

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Vor seiner großen Reise bekam der Diplodocus einen neuen Anstrich. © Senckenberg

Eine Fotomontage wird Wirklichkeit: Stefan Glowacz umhüllt das Senckenberg Naturmuseum mit Bauband. © Senckenberg/Tränkner

SENCKENBERG HIGHLIGHTS # 03 MÄRZ // 2017

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SENCKENBERG-BOTSCHAFTER GLOWACZ VERHÜLLT DAS MUSEUM

Stefan Glowacz liebt Herausfor-derungen. Seine neueste: die künstlerische Umhüllung des Frankfurter Senckenberg Natur-

museums mit buntgestreiftem Bauband. Am 30. August erklomm der Extremkletterer da-für die Fassade des Gebäudes. Die aufsehen-erregende Aktion fand im Rahmen der

F u n d r a i s i n g -Kampagne für das „Projekt 2020 – Neues Museum“ statt. Der bekannte Abenteurer Glo-wacz, der schon die Eisfelder Pa-tagoniens auf Skiern durch-querte und im Oman die steilen Wände der Maj-lis al Jinn-Höhle hinaufkletterte, ist auch ein gro-ßer Naturliebha-ber. Er versucht, seine Expeditio-

nen stets unter dem Credo „by fair means“ zu gestalten. Das heißt, wann immer mög-lich, gelangt er aus eigener Kraft zum Aus-gangspunkt seiner Kletteraktionen. Weil ihm die Themen Umwelt und Natur so am Herzen liegen, ist Glowacz seit 2015 Botschafter der Senckenberg Gesellschaft für Naturfor-schung. Im Rahmen der Kletteraktion wur-den auch Senckenberg-Fans zum Mitma-chen aufgerufen. Inspiriert von Glowacz konnten sie selber zum Verpackungskünstler werden. Dafür erhielten sie Senckenberg-Bauband, um Auto, Gartenzaun, Schulranzen oder andere Dinge zu umwickeln. Der Fanta-sie der Teilnehmer war dabei keine Grenzen gesetzt, wie die unter dem Hashtag #IchBau-eMit eingegangenen Fotos zeigten. Eine Jury wählte im Anschluss die fünf kreativs-ten Bilder aus, die jeweils mit einer Sencken-berg-Familieneintrittskarte belohnt wurden.

WISSENSCHAFT UND GESELLSCHAFT

EIN GLOBUS, EIN WEIHNACHTSBASAR UND EIN DINO AUF REISEN

Seit dem Start der offiziellen Fundraisingkampagne wirbt Senckenberg mit spektakulären Aktionen für den Um- und Neu-

bau des Naturmuseums Frankfurt, allen vor-an der Umzug eines der Senckenberger Wahrzeichen Diplodocus. Nach Stationen im Commerzbanktower und im THE SQUAIRE am Frankfurter Flughafen ist der Dino im De-zember zu einer Deutschlandreise aufgebro-chen. Sein erster Stopp führt ihn in den ho-hen Norden nach Hamburg. Ermöglicht wird dies durch die OFFICEFIRST Immobilien AG, die ein Grundstück zur Verfügung stellt. Sein Ziel der Reise ist es, Menschen im ganzen Land zum Mitmachen bei „Die Welt baut ihr Museum“ zu bewegen. Bisher konnten be-reits über 14 Millionen Euro an Spenden ge-sammelt werden. Mit tollem Vorbild voran gingen dabei die Schülerinnen und Schüler der Frankfurter Schillerschule. Unter dem Motto „1000 Dinos für das Senckenberg“ veranstalteten sie im Dezember einen Weih-nachtsbasar zugunsten des Museumsneu-baus. Im Unterricht selbstgebastelte Dinos brachten 2583,53 Euro ein. Währenddessen nimmt das Neue Museum Gestalt an: Ein im Raum schwebender Globus mit einem

Durchmesser von sechs Metern und einer Oberfläche aus OLED-Platten wird das zent-rale Exponat. Finanziert wird er durch eine 3,5 Millionen Euro hohe Privatspende des Unternehmers Stefan Quandt, der sich in vielfältiger Weise für Bildung, Kultur und Wissenschaft im Rhein-Main-Gebiet enga-giert. Auf dem Globus werden naturwissen-schaftliche, soziologische und ökonomische Zusammenhänge nachvollziehbar dargestellt

WISSENSCHAFT UND GESELLSCHAFT

– ganz im Sinne des neuen Vermittlungskon-zepts interaktiv und durch neuste For-schungsergebnisse gestützt.

>> die-welt-baut-ihr-museum.de

.

SGN-Ansprechpartner:

Dr. Martin Čepek

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

SGN-Ansprechpartner:

Dr. Martin Čepek

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

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Die Vielfalt der Menschen. © Senckenberg

Der interaktive Multimedia-Tisch zeigt die Exponate aller 8 Museen auf mehreren virtuellen Ebenen © Fabian Zapatka

SENCKENBERG HIGHLIGHTS # 03 MÄRZ // 2017

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Die mehr als 100 Millionen Ob-jekte in den Sammlungen der Leibniz-Forschungsmuseen sind ein großer wissenschaftlicher

Schatz, der heute noch der Beantwortung aktueller Forschungsfragen dient. Jetzt stellen die acht Museen erstmals gemein-sam aus, unter ihnen auch das Sencken-

VORTRAGSREIHE„WOHER KOMMT DER MENSCH — EIN NEUER BLICK AUF HOMO SAPIENS“

Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt präsentiert in Zu-kunft vier neue Ausstellungsbe-reiche: Mensch – Erde – Kosmos

– Zukunft. Vier Vortragsreihen greifen 2016 und 2017 die vier Themen auf. Nachdem das Thema Erde den Auftakt machte, beschäftig-te sich die zweite Vortragsreihe „Woher kommt der Mensch – Ein neuer Blick auf Homo sapiens“ mit der menschlichen Evolu-tion. Kaum eine Frage fasziniert mehr und ist

in Zeiten sich weltweit ausbreitender popu-listisch-rassistischer Tendenzen so gut geeignet, Vorurteile abzubauen. Neben der Entwicklung des menschlichen Körpers thematisierten die Vortragenden auch die Entwicklung geistiger, kultureller und emoti-onaler Fähigkeiten. Dieses integrale Selbst-verständnis warf ein neues Licht auf die gro-ße Frage, was Menschen eigentlich ausmacht. Highlight war dabei ein Gastvor-trag von Prof. Dr. Francis Thackeray von der

University of the Witwatersrand in Johannes-burg, Südafrika. Anlässlich der 15. Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald-Lecture im November fragte der renommierte Paläoan-thropologe „Was macht Menschen zu Men-schen?“ und stellte innovative Methoden zur Artabgrenzung unserer Vorfahren vor. Seit 2002 ehrt Senckenberg den Begründer sei-ner paläoanthropologischen Abteilung mit einer jährlich stattfindenden Vorlesung, die Einblicke in aktuelle Forschung zur mensch-lichen Evolution gibt. Den Abschluss der Vortragsreihe bildete eine Podiumsdiskussi-on zur Zukunft des Evolutionsbegriffs. Als nächstes beleuchtet die Vortragsreihe „Kos-mos – Vom Urknall zum System Erde“ unter anderem die Evolution des Universums und die Entstehung der Elemente. Außerdem klärt sie, wie und warum sich die Mensch-heit schon immer intensiv mit dem Kosmos beschäftigt. Eine Vortragsreihe zum Thema Zukunft schließt im Herbst 2017 den Zyklus ab.

WISSENSCHAFT UND GESELLSCHAFT

LEIBNIZ-FORSCHUNGSMUSEEN STELLEN ERSTMALS GEMEINSAM AUS

WISSENSCHAFT UND GESELLSCHAFT

berg Naturmuseum in Frankfurt. In der Aus-stellung „8 Objekte, 8 Museen – eine simultane Ausstellung der Leibniz-For-schungsmuseen“ präsentiert jedes Muse-um ein exemplarisches Objekt aus seiner Sammlung im Original. Dazu werden die Ex-ponate aller acht Museen an einem interak-tiven Multimedia-Tisch auf mehreren

virtuellen Ebenen gezeigt. Das Sencken-berg-Exponat ist: eine faulige Kartoffel! Die Kartoffelfäule ist nämlich eine gefürchtete Pflanzenkrankheit. In der Vergangenheit Verursacherin verheerender Hungersnöte, vernichtet sie auch heute noch etwa 20 Pro-zent der weltweiten Ernte. Durch die Analy-se teilweise historischer Proben konnten neueste Untersuchungsmethoden die Ver-breitung und Veränderung des Erregers er-mitteln. Die Geschichte der Pflanzenkrank-heit und die dazugehörige Forschung werden in der Ausstellung präsentiert. Sie findet im Rahmen des Leibniz-Jahres 2016 statt. Unter dem Motto „Die beste der mög-lichen Welten“ feierte die Leibniz-Gemein-schaft den 370. Geburtstag und den 300. Todestag ihres Namenspatrons, Gottfried Wilhelm Leibniz.

SGN-Ansprechpartnerin:

Dr. Julia Krohmer

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

SGN-Ansprechpartnerin:

Dr. Bernd Herkner

Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum

Frankfurt

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SENCKENBERG HIGHLIGHTS # 03 MÄRZ // 2017

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Die Geological Society of Ameri-ca (GSA) hat Prof. Dr. Andreas Mulch vom Senckenberg Biodi-versität und Klima Forschungs-

AUSGEZEICHNETER MEERESGEOLOGE

Der Senckenberger Meeresfor-scher Prof. Dr. André Freiwald wurde mit der Gustav-Stein-mann-Medaille ausgezeichnet.

Die Auszeichnung wird von der DGGV, dem Zusammenschluss der Geologischen Verei-nigung (GV) und der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG) an Forschen-de für herausragende Gesamtleistungen in den Geowissenschaften verliehen. Freiwald, Leiter der Abteilung Meeresforschung bei Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven, erhielt den Preis für seine Arbeiten über Kalt-wasserkorallen. Freiwald studierte Geologie und Zoologie an der Universität Kiel und pro-movierte 1993 am Forschungszentrum Geo-mar. Nach Professuren an den Universitäten Bremen, Tübingen und Erlangen sowie ei-nem Heisenberg-Stipendium wechselte er 2010 zum Wilhelmshavener Senckenberg-Institut und ist seitdem zugleich Professor an der Universität Bremen.

WISSENSCHAFT UND GESELLSCHAFT

SENCKENBERG VERGIBT PREISE FÜR GELUNGENE PUBLIKATIONEN

Am 30. November 2016 verlieh die Senckenberg Gesellschaft gleich vier Preise an Wissen-schaftlerinnen und Wissen-

schaftler für besonders gelungene Veröf-fentlichungen. Der 23. und 24. Alexander-von-Humboldt-Gedächtnispreis ehrt die beiden besten Artikel, die 2015 und 2016 in einer Senckenberg-Publikation er-schienen sind. Preisträger 2015 sind die Pa-läontologinnen Manuela Aiglstorfer, Gertrud Rößner und Madelaine Böhme. Sie fanden in einer österreichischen Fossilienfundstätte ca. 12 Millionen Jahre alte Fragmente von Wiederkäuern, die einen einzigartigen Ein-blick in deren Lebensweise liefern. Ihre Er-gebnisse veröffentlichten sie in „Palaeobio-diversity and Palaeoenvironments“. Der Preis für das Jahr 2016 geht an Frank Louis Carle, Karl M. Kjer und Michael L. May aus New Jersey. Sie untersuchten mit molekularbiolo-gischen Methoden die Verwandtschafts-be-ziehungen zwischen Großlibellenarten und konnten eine ausführliche Revision der Taxo-

nomie durchführen. Ihre Ergebnisse wurden in der Senckenberg-Zeitschrift „Arthropod Systematics and Phylogeny“ veröffentlicht.Forschende, die in den letzten zwei Jahren im Magazin „Natur – Forschung – Museum“ einen besonderen populärwissenschaftli-chen Beitrag geleistet haben, erhielten den 14. und den 15. Hanns-Christian-Schroeder-Hohenwarth-Preis. Der 14. Preis ging an den Artikel „Blühendes Leben auf Frankfurter Friedhöfen“ von Koloman Stich und Indra Starke-Ottich. Sie folgten auf städtischen Friedhöfen der Spur verwilderter Zierpflan-zen. Axel Janke, Friederike Reuß und Tobias Bidon erhielten den 15. Hanns-Christian-Schroeder-Hohenwarth-Preis. Die Wissen-schaftler vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum untersuchten wildlebenden Giraffen in Afrika mit geneti-schen Methoden. So konnten sie Rück-schlüsse auf die Verwandtschaft und Ver-breitung von Giraffenarten ziehen, was für deren Schutz von großer Bedeutung ist.

WISSENSCHAFT UND GESELLSCHAFT

GEOLOGICAL SOCIETY OF AMERICA EHRT DIREKTOR DES SENCKENBERG FORSCHUNGSINSTITUTS FRANKFURT

zentrum den Status GSA Fellow 2016 verlie-hen. Die GSA ist einer der weltweit größten Zusammenschlüsse von Geowissenschaft-lerinnen und Geowissenschaftlern. Die Eh-rung erhalten Mitglieder, die sich durch ihre wissenschaftliche Arbeit oder öffentlich-keitswirksame Aktivitäten um die Geowis-senschaften verdient gemacht haben. „An-dreas [Mulch] ist ein sehr kreativer Wissenschaftler, der wegweisende Studien zur dynamischen Interaktion von Lithosphä-re, Atmosphäre und Biosphäre publiziert hat“, begründet Prof. Donna L. Whitney von der GSA die Auszeichnung. Mulch ist stell-vertretender Generaldirektor der Sencken-berg Gesellschaft für Naturforschung und Direktor des Senckenberg Forschungsinsti-tuts in Frankfurt. Nach Geologiestudium und Promotion forschte er mehrere Jahre in den USA, wurde 2006 auf eine Professur an

der Universität Hannover berufen und ist seit 2010 Professor in Frankfurt. Sein For-schungsschwerpunkt ist die Interaktion von Erdoberflächenprozessen und Klima. Ziel und Zukunftsaufgabe seiner Forschung sei neben dem bloßen Verstehen natürlich der Erhalt der Natur als Lebensgrundlage des Menschen, so Mulch: „Als Senckenberger freut es mich daher besonders, dass meine bisherige Forschungsarbeit zu diesen kom-plexen Zusammenhängen international ge-würdigt wird“.

Andreas Mulch. © Senckenberg

SGN-Ansprechpartnerin:

Prof. Dr. Andreas Mulch

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

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SENCKENBERG HIGHLIGHTS # 03 MÄRZ // 2017

015

VIELFALT APFEL — SORTENSCHAU IM GÖRLITZER NATURKUNDEMUSEUM

Die Deutschen sind große Apfel-freunde – rund 250 Stück ver-zehrt jeder jährlich im Schnitt. Hierzulande sind rund 2000 Ap-

felsorten bekannt, die sich unter anderem in Geschmack, Reifezeit oder Lagerfähigkeit deutlich voneinander unterscheiden. Im Su-per- und auf dem Wochenmarkt werden al-lerdings nur einige wenige Sorten angebo-ten. Anlässlich der Sonderausstellung „Äpfel

– in aller Munde“ veranstaltete das Sencken-berg Museum für Naturkunde Görlitz des-halb eine Apfelsortenschau. Am 22. Oktober stellte der renommierte Pomologe Klaus Schwartz rund sechzig verschiedene Apfels-orten vor. Da bei vielen Menschen in Verges-senheit geraten ist, welche Apfelsorten ei-gentlich in ihrem Garten gedeihen, konnten Besucherinnen und Besucher außerdem mit-gebrachte Äpfel bestimmen lassen.

WISSENSCHAFT UND GESELLSCHAFT

Durch die erfolgreiche Einwer-bung von Geldern der Alexander von Humboldt-Stiftung (im Rah-men der Forscher-Alumni-Stra-

tegien 2016) kann bei Senckenberg jetzt ein Forschungs-Alumni-Netzwerk aufgebaut werden. Mitglieder des Netzwerkes können alle Wissenschaftler und Wissenschaftle-rinnen werden, die in der Vergangenheit bei Senckenberg promoviert, gelehrt oder min-destens 14 Tage geforscht haben. Ziel des Netzwerkes ist es, Forschungskooperatio-nen langfristig zu stärken und die Sichtbar-keit Senckenbergs im Ausland zu erhöhen, indem Alumni als Botschafter für Sencken-berg agieren, sowie Senckenberger und kooperierende Wissenschaftler besser zu vernetzen, um gemeinsam die Geobiodiver-

NEU: FORSCHUNGS-ALUMNI-NETZWERK SENCKENBERG (WORLDWIDE FANS OF GEOBIODIVERSITY)

sitätsforschung nachhaltig voran zu brin-gen.

Profitieren sollen aber auch die Sencken-berg-Alumni auf vielfältige Weise:

• Sie erhalten eine Alumni-Card, die ihnen einen lebenslangen, kostenlosen Zugang zu den Senckenberg-Museen ermöglicht.• Sie werden durch den Newsletter „High-lights“ regelmäßig über spannende Ergeb-nisse der Senckenberg-Forschung und ak-tuelle Veranstaltungen informiert.• Sie können sich für Reisestipendien be-werben.• Sie können durch Teilnahme an Netzwerk-treffen die Verbindung zu Senckenberg hal-ten bzw. vertiefen.

In den kommenden Ausgaben von High-lights werden wir Ihnen in loser Reihenfolge Senckenberg-Alumni vorstellen!

Die Registrierung als Alumni erfolgt unter:

www.senckenberg.de/FANS oder per Mail an:

[email protected]

Eine Ausstellung rund um den Apfel. © J. Gitschmann

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