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HinweisBei dieser Datei handelt es sich um ein Protokoll, das einen Vortrag im Rahmendes Chemielehramtsstudiums an der Uni Marburg referiert. Zur besserenDurchsuchbarkeit wurde zudem eine Texterkennung durchgeführt und hinter daseingescannte Bild gelegt, so dass Copy & Paste möglich ist – aber Vorsicht, dieTexterkennung wurde nicht korrigiert und ist gerade bei schlecht leserlichenDateien mit Fehlern behaftet.
Alle mehr als 700 Protokolle (Anfang 2007) können auf der Seitehttp://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.htmleingesehen und heruntergeladen werden.Zudem stehen auf der Seite www.chids.de weitere Versuche, Lernzirkel undStaatsexamensarbeiten bereit.
Dr. Ph. Reiß, im Juli 2007
) )
- 2 - - 1 -
1. Defin ition d e r Ko h l e n h yd r a t e
Unter der Bezeichnung Kohlenhydrate verstand man ur
sprüng lich Ve r b i ndu ng e n , die neben Kohlenstoff die
Elemente Wass e r s t o f f und Sa ue r st o f f im Ve r hä l t n i s
des Wassers, also 2:1 enthalten und denen somit die
Summenformel Cn
H2 nOn zukommt ( Karl Schmidt, 1844).
Folgender Versuch soll den Namen dieser Substanz
klasse erkl äre n:
- Ve r ko h l u ng von Zu c k e r n (Versuch 1)
In 1l-Becherglas (hohe Form) uird 7 5 g Rohrzucker
gegeben, der mit 37,5ml aqua desto kurz verrührt
uird. Anschließend wird mit einem Sc h wu ng 75ml konz.
Schwefelsäure zugegebe n.
f!9~~D!~: Nach k u r ze r Zeit tritt Braunfäroung a u f
und es stei ge n ein Kohlenstoffberg und Wa s s e r dä mp f e
auf. Dabei entsteht jedoch kein reiner Ko h l e n s t of f ,
sondern ein hochpolymeres Gemisch aus verschiedenen
' Koh l e n s t o f f ve r b i n du ng e n .
B~~~H2D:
E I GE~ S C ~ A F T E N UND NACHWEIS E 10 N ZU CKERN
I. Zuor dnung der Zucker zu den Ko h l e n h y d r a t e n
Die Zu c k e r gehören zur großen Gruppe der Ko h l e n h yd r a t e ,
die die am häufigsten in der Natur vorkommenden organi
schen Ver bindun gen darstellen. Oi e Kohlen hydrate wer
den von den grü nen Pflanzen aus dem Kohlendioxid der
luft und aus Wasser unter Einfluß des Sonnenlichts auf
gebaut. Dieser Vorgang wird als Photosynthese bezeich
net. Da be i entsteht als Grundbaustein von h öhermoleku
laren Kohlen hydraten, wie z.B. Cellulose und Stärke,
Traubenzucker ( Glucose). Während Cellulose und Stärke
den Pf l a n z e n als Gerüst- bzu. als Reservestoff dienen,
uird TraUbenzucker als Energielieferant f ü r die Leoens
vorgänge bei Mensch und Tier benötigt.
Kohlenhydrate + 5Querst~ff
C, H.(zO, + 60l + 6 Hl.0Enzyme
(
Chlorophyll)
PFLANZE
MENSCHIlnd
TIER
Kohlendioxid + 'WlLsser
6CO~ +A2..HlO
Heute ist die ursprüngliche Definition der Kohlen
hydrate nicht mehr streng gültig, da zahlreiche na
t ürliche Zuc k e r exis tieren, in denen Wasserstoff
und Sauerstoff nicht im Ve rhä l t n i s des Wa s s e r s auf
treten. Außerdem gi bt es einige Zucker, die neben
Kohlenstoff, Wasserstoff und Sa u e r s t o f f noch St i c k
stoff oder Sc h u e f e l als Bausteine aufueisen. Dennoch
hat men den Sammelbegriff Kohlenhydrate, der ü be r
die Ko n s t i t u t i o n nichts aussa gt, f ür diese gro Ge
Stoffklasse beibeha lten.
2. Ei n t eil u ng der Kohlenhydrate
Vi e l e Ko h l e n h y d ra t e bauen sich aus den Mo l ekü l e n e in
facherer Ko h l e n h yd r a t e auf und können auch wiederum
in diese zerl e gt uerden. Ma n untersche i cet deshalb
Chemie in der Schule: www.chids.de
- 4 -
Q'OyH20H~' H
(CHOH) C=OI n ICH20H (CHOH) 1
I n-..~•.: CH 20H
T r,0lf'H yH 20HCHOH c=oI ICH 20H CH 20H
Glycerin- Oihydroxy-al dehyd aceton
) )
- :3 -
zuischen Monosacchariden (=E infachzuckern), Ol i go
sacchariden (cMehrfachzuckar, die sicb aus z~ei bis
acht Monosacchariden aufbauen können) und Poly
sacchariden (=Vielfachzucker, die sich aus acht und
mehr Mo nos a c cha r i de n aufbauen und Makr omol ekü l e oil
den können). Häufig uird bei den Monosacchariden
auch die Zahl der Kohlenstoffatome angegeben, z.B.
Triose, Tetro.e, Pentose, Hexose, us~•• Vorrangigin ihrer biologischen und chemischen Bedeutung sind
die Hexosen und die Pentosen. Fast alle nat ürlich
vorkommenden Saccharide gehören einer dieser bei den
Gruppen an. Die Oligosaccharide uerden nach der An
zahl der Monosaccheridmoleküle, aus denen sie sich zu
sammensetzen, benannt. Man unterscheidet Di-, Tri-,
Tetrasaccharide, usu ••Der Inhalt des Vortrags beschränkt sich auf die Mono
und Disaccharide.
I,.1I,
11. Monosaccharide
Die Monosaccharide unterteilen sich in Polyhydroxyal
dehyde, auch Aldosen genannt, und Polyhydroxyketone
(=Ketosen) mit vorloliegend unverzloleigtem Kohl e ns t of f
gerüst. Sie leiten sich vom Gl yc e r i na lde hyd bzu. Di
hydroxyaceton durch Kohlenstoffkettenverl ängerung ab.
1. Struktur der Monosaccharide
Die Struktur der Monosaccharide soll am Beispiel der
D-(+)-Glucos8 erläutert ~erden.
- ~~11~~f2!~!9~_~1!~~1~!:
D-(+)-Glucose ist eine Aldohexose mit der Summen-
Formel C6H120 6• In der KettenForm, die durch die
Fischer'sche ProjektionsFormel ~iedergegeben ~ird,
besitzt die D-(+)-Glucose vier asymmetrische Kohlen
stoFfatome. Dies sind KohlenstoFfatome mit vier ver
schiedenen Resten. Sie be~irken die optische Aktivi
t ät der D-(+)-Glucose und der meisten Monosacchari
deo Je nachdem, ob die Ebene von linear polarisier
tem Licht durch die optisch aktive Substanz nach
links bz~. nach rechts gedreht ~ird, erhalten die
je~eiligen Substanzen ein - bzu. + als Vor zeichen.
Die Zuor dnung der Monosaccharide zur 0- bz~. L- Reihe
l äßt sich euf den Glycerinaldehyd zurückf ühre n. Sie
richtet sich nach der St e l l ung der OH-Gruppe an dem
asymmetrischen C- Atom, das von der Aldehydgruppe am
MONOSACCHA RIDE
(Triosen,Tetrosen,Pento sen,Hexosen, us~.)
(aus 2-B Monosaccharidenaufgebaut;D I S ACCH~RIDE
USlol.)
(aus mehr alsBMonosacchariden aufge baut·Makromoleküle~
Chemie in der Schule: www.chids.de
) )
- 5 - - 5 -
weitesten entfernt steht.
-B!~9~~E~i3!!_2!E~~~~!::
Al l e Monosacchari de sind prinzipiell in der Lage
durch i ntramole kulare Halba c e t alb i ldung i n st a bi le
Fünf- (Furanosen) oeer Sechsringe (Pyranosen) übe r
zugehen.Halbacetalbildung:
Die Ringformen der Monosaccharide werden durch die
Schreibweise nach Hawor th a nschaulich dargestel lt.
Die Anordnu ng der Liganden der C-Atome erfolgt so,
daß alle rechtsstehenden Gru ope n der Fischer-Pro
jektion unterhalb oes Ringes eingezeichnet weraen.
8ei D-Formen der Monosaccharide muß aus sterischen
Gründen das H-Atom am höchstnumerierten C-Ringatom
ebenfalls unterhalb des Ringes stehen.
8ai der Halbacetalbildung entsteht ein asymmetrisches
C-Atom~
Die Tenden z zur Ringbildung ist bei den Monosaccha
riden so groß, daß dia meisten von ihnen im kristal
linen Zustand als cyclische Halbacetale vorliegen.
Am 8eispiel der D-(+)-Glucose ist zu sehen, daß der
Ringschluß das C,-Atom in ein a s ymm e t r i s ch e s C-~ tom
übe rfüh r t . Dadurch ergeben sich zwei diastereomere
Formen der D- (+ ) -G l ucos e , die auc h Anom e r e ge nannt
werden. Anomere unterscheiden sich in ihrer Konf i
guration am C,-Atom. Sie erhalten ke ine unterschie d
lichen Namen, sondern werden als ~-Form und ß-F::Jrm
gekennzeichnet. Es handelt sich im allgemeinen um
die ~-Form, wenn die neu en tst a ndene OH-G ruoo e i n
der Fi s che r -P r o j ekt i on auf die gleiche Se i t e ge
schrieben wird wie die OH-G ru op e , die da s Monos a c cha
rid als 0- oder L- Form bestimmt.
- 2!!:!:!!!!!2!:!!!:Die wirkliche räumliche Struktur der Ringe muß durchKonformationsformeln mit den beiden energetisch be
günstigten Sessel formen cargestellt werden. Die ener
getisch stabilere Form ist die ß-D-(+)-Glucose, in
der die sich abstoßenden größeren Gruppen die äqua
torialen Lagen einnehmen.
HOC.HJ. CH OH
011 HeH H
H 014
f3 - D-(+)-Glucose
Die horizontalen 8indungs
striche stellen 8indungen
dar, die aus der Papierebene
herausgerichtet sind, die
vertikalen Striche si nd Bi n
dungen, die hinter die Papierebene zeigen.
Hawort h-Schreibweise
Fischer-Projektion
~OC-H!IH- i..-OH
HO-~HH-~~ OHH-t~ OH
ICH 20H
O:H~OH 11
eH HOH Oll
H eil
co'-D-(+)-Gl ucosa
oPyran
~Pyranose
Halbacetal
H
ROH ~ RI- t~ ORI
OH
FuranJ,
Furanose
~R'-C=O +
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) )
- 7 - - 8 -
Die Ke t t e nf o r m ei nes Monosaccharids und ihre Ring
form stellen Tautomere dar. Di e s wird auch als
Dxo-cyclo-Tautomerie der Monosaccharide bezeichnet.
In Lösung bestehen naben der Ketten form grundsätz
lich alle in Frage kommenden cyclischen Formen. Die
Gleichgewichtseinstel lung, auch Muta r otati on genannt,
erfolgt immer übe r die Kettenform und f üh r t zu e inem
Gemisc h. Im Falle der D- (+) -Gl ucos e entsteht ein
Isomerengemisch aus ~- und J -D- (+ ) -Gl ucos e . DieErscheinung der Mutarotat io n, die e ine Ände r ung
des Drehwertes optisch a kt i ver Subs t a nz en be deut e t ,
kann mit Hilfe eines Pola r ime t e r s verfo l gt werden.
Sie bedeutet eine St ütze f ür die Ring formel derMonos a ccha r i de . 2 x 18 , 75
[~] = spezi fischer Drehwinkel
~ gemessener Dr e hwinkel1 = Sc hichtl änge, ge messen i n Dez imet e r ( 2dm)
m = Gr amm gelö s t e r Subs t a nz in 100ml f er t i ger
Lösung ( 18,75g)
ot.)( 100[~J=--
1 x m
~D- (+ ) -G l u c o s e lö su n g i n die Küvet te gefü l lt, so da ßdas Li ch t bü nde l vollstä ndig in der Lösung ver l ä uf t. ~-
Auf de r Lei nwand ist j etz t eine Auf hel l ung z u be
obachten. Du r ch Rechtsdre hu ng am Anal ys ato r wird
wi ed e r um ma x i ~ a l e Dunk elhei t he rg estellt und de r
Dre hwinkel abgelesen.
Na ch ei niger Ze i t gi b t man etwas 2N- Na t r onlauge zu ,
r ührt um, und mißt erneut den Dre hwi nkel a uf die
gle i che Wei s e . Aus de m geme s s en e n Dr ehwi nkel , der"
Schichtl änge und der ~-D-{+)-Glucose-Konzentration
ka nn mi t Hilfe der folgenden Gleichung die spezi
fische Drehung der D-{+)-Glucose berechnet werden.
~ )( 100
11
UIIJ.OH H
HO -
HO I OUH H Oll H
,ß-D-(+)-Glucose
Se s s e l fo r m
:tH\fi CH.OH H
H ... -
\HO I H
H H CH OH"'-0- (+) -GI uco se
2. Mut aro t a t i on vo n d- D-(+ ) - Glucose ( Versuch 2)
f!S~E!:!l~: Zur Auswertung dieses Versuchs wird eineKurv e , die den zei t lichen Ve r l a uf der Mutarotat ion
darstellt, he rang ez oge n.
ß~!E~~_g~!_e !2j ~~ E!2~!e 21~!1~~~~ !! :
Als Licht quel l e wird das Lampengehäu s e eines Projek-
tors benutzt un d man e r häl t gen ügend monochromati
sches Li ch t durch Vors c hal ten eines Rot filters.
Vor und hi nte r die Küve tte mi t der ~-D-(+)-Glucose
lösung bringt man Analysator und Polarisator an.
Am Ende steht e ine Samm el l in s e +10.
Q~!E~f ~~!!:!!:!s:
8e i e ingesetzter leerer Küve t t e wird zun ächst der
Analysator in Nullstellung (0 0) gebra cht. Anschlie
ße nd wird durch Dr eh ung des Pola r i s a to r s maxim ale
Dunkel heit er ze ugt. Nu n wird eine f ri s ch bereitete
Subs tanz
frisch bereitete 1(-0-(+)Glucoselsg.
+ 2N-NaOH
abgele senerWi nke l ""
39
19
gemessener[IIC]
105,3
51,3
t he o r .[ ((J
113
52,7
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, ) .>
- 9 - - 10 -
was awf sterische Einfl üsse zu r ü c k g e f~h rt wird.
l'Iutarotation von d,- und ß-D-(+)-Glucose (--)j
(---) nach Zugabe von 2N- NaOH
HO:H.l-OI-l 0\ 91'1
eH H ~Oll f./
H oH,s-D-(+)-Gl u c o s8(62%); [",1 =+19
./
OCH; Of./ 0H
f./OH H
Oll CH
11 Olf~-O-(+)-Glucose .~
(38 ;':); [IX.] =+1130
CU.l.01-I
\ H b-.-O-HI /~ /Hc CI\OH Hf -c
HO t tI IH OH
D-{+) - Glucose« O,1 %)Aldehydform
--
II{O JOO
ze rr [min.]ADOto
(3 - D- (+)-61 uco.se
'10
I,\\
. ~ - - ... -- - -- ---. -~----~:_-----....• __ a.--- .. - --- _
II
Jo
60
.0
.1.0
Ace
De r graphischen Darstellung ist zu entnehmen, daß
der Dr eh uink e l einer frisch hergestellten Lösung
von~-D-(+)-Glucose bzu. ß-D-(+)- Gl ucose mit fort
schreitender Zeit abni mmt. Die Anfangsuerte der
optischen Drehung liegen bei + 1 13 0 f ür ~-D-(+)-Glu
cose bzu. bei +19 0 f ür ~-D-(+)-Gl u cose. Na c h etua
drei Stunden wird ein Endwert von 52,70 erreicht.
Dieser Endwert en tspricht de r spezif i schen Dre hung
des betreffenden Zuckers und ist von der Ko nz e n
tration una bh ängi g. Die Ge s c hwi ndigk e i t der Einstel
lung des Gleichgewichts zwischen ~- und ~-D-(+)-Glu
cose hängt stark von der Temoeratur und vom p H-Wert
der Lösung ab. ~ e ri n g e Me nge n von Alk ali f ühren zum
unmeßbar raschen Ve r l a u f der Mutarotation. Es l äuft
dabei die Rückreaktion der Halbacetal bildung ab.
Auffallend ist, daß der Endwert der spezifischen
Drehung der D- (+ ) - Gl uco s e nicht dem arithmetischen
Mittel der Drehwerte von ~- und ~-D-(+)-Glucose en t
spricht. In di e s em Fall übe r wi e g t d i e P-u-(+)-Glu
cose (6 2%) ge gen über der ~D-{+)-Glucose (38%),
Oie Muta r o t a t i o n beruht darauf, daß sich das cycli
sche Hal bacetal leicht öffnen und wieder schließen
kann. Aus den Haworth'schen Ringformeln wird ersicht
lich, daß nur in der ~-o-(+)-Glucose zwei OH-G r u pp e n ,
nämlich am C-Atom eins und zwei, benachbart sind
und sich gegenseitig sterisch beeinflussen k ön nen.
Daher ist ihre Bildung bei der Mutarotation energe
tisch weniger beg ünstigt als die der P- D-(+)-Glucose.
In bezug auf die Substituenten an den C-Atomen 1 und
2 kann die ~-D-(+)-Glucose als eine Art cis-Form
und die,ß-o-(+)-Glucose als trans-Form aufgefaßt
werden.
3. Osazonbildung (Versuch 3)
Oie Umsetzung der Monosaccharide, sowohl der Aldosen
als auch der Ke t o s e n , mi t Phe nylhydrazin ist eine
der wichtigsten Reaktionen in der Zuckerchemie.
In einem SOOml Rundkolben werden 3S0ml aqua dest.,
18g Gl u co s e , 3Sml Ei s e s s i g und 66ml Phe n yl hydrazin
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) ) );
- 11 - - 12 -
)- H 0
2
3)
Osonhydrazon
.z)
Bis heute ist keineswegs sicher, ob der aufgef ührte
Reaktionsweg der richtige ist.
Die meist sehr gut kristallisierenden, gelben Os a zone
stellen ein eusgezeichnetes Mittel dar, um Monosaccha
ride aus verd ünnten oder unrei nen Lösungen abzuschei
den. Zugleich dienen die Osazone zur Identifizierung
einfacher Zucke r (Schmelzpunktbestimmung). Ferner
kann man aus den Osazonen Schlüsse auf die Konfigu
ration der betreffenden Zucker ziehen; z. 8. geben
die bei den Zucker O-Glucose und O-Mannose, die sich
nur in ihrer Konfiguration am C- 2- At om unterscheiden,
also epimer sind, sowie die O-Fructose das gleiche
Osazon. Si e müssen also in der Konfiguration der
asymmetrischen C-Atome 3,4 und 5 ü b e r ei n s t im ~ e n .
4. Spezifischer Na c hwe i s von O-(+)-Glucose durch
Glucoseoxidase ( GOO) (Versuch 4)
H
t=N-NH-C6HSH-t-OH
A
auf dem Wasserbad erw ärmt.
f!g~~~i~: Na c h eini ger Zeit beginnen s i ch gelbeKristalle abzusche iden und mit der Zeit entsteht
ein dicker, gelber Kristallbrei.De r Ni e de r s chla g kann mit he i ßem Wasser , ewa sche n ,
filtriert und getrocknet werden.
Beim Erhitzen einer Glucoselösung mit übersch üssi
gem Phenylhydrazin in verdünnt essigsaurer Lösung
fallen kristalline, gelbe Osazone aus.
Hierbei reagiert primär die Carb onylgruppe in nor
maler Reaktion mit einem Mol Phenylhydrazin zum
Phenylhydrazon; in diesem Falle entsteht aus 0-(+)Glucose das Glucosephenylhydrazon. In schwach sau
rer Lösung geht die Reaktion mit überschüssigem
Phenyl hydrazin unter Abscheidung der gelben, in
Wasser schwerlöslichen Osazone und Bildung von Ani
lin und Ammoniak weiter. Die zwei te Stufe der Osa
zonbildung wurde von E. Fischer in der Weise gedeu
tet, daß die der Carbonylgruppe benachbarte Alkohol
gruppe durch Einwirkung eines zweiten Mols Phenyl
hydrazin dehydriert wird, wobei intermedi är die
Bildung des Osonhydrazons anzunehmen ist. Die bei
den dabei frei werdenden H- At ome spalten die Phenyl
hydrazinmolekel in Anilin und Ammoniak. Im Anschluß
daran kondensiert sich ein drittes Mol Phenylhydra
zin mit der neu entstandenen Carbonylgruppe zum
Osazo n-Die Osazonbildung der O-(+)-Glucose ist auf eine klei
ne Menge offenkettiger Verbindung zurückzuf ühren, die
so schnell nachgebildet wird, wie sie verbraucht wird.
Phenylhydrazon SChi mme l pi l ze der Gattungen Aspergillus und Feni
cillium besitzen ein Enzym, das die Oxidation von
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- ; ~- ) )
.~---'-
- 14 -
~~~b~~!~_~~!_~!!~~~9_~2~_9!~~2~~2~!~~~~:
In der Bi ochemi e ha ben sich Tetrazoliumsalze als ge
eignete In di ka t or en f ür den Nachwe i s von wassers tof f
abspaltenden Enzymen erwiesen. Bei enzym atischer Re
duktion bilden die Vertreter dieser Verbindungsklasse
intensiv gefärbte Formazane, die in vitra und in
vivo sehr leicht erkennbar sind; in diesem Fall bil
det sich tiefro tes Triphenylformazan.
j-J
I
N-NH~~ "=/
~[H])o-~c- "N=N-Q
Kat a la s e
N-N-Q
o-~ ! I- 'N~N-o
@ -
.---
- 13 -
ß-o-Glucose katalysiert. Dabei entsteht ß-o-Glucono-
{-lac ton..als primäres O x id_~tJ o n sp ra du k t , das mit ._ ---- .--- ..Hilfe eines weiteren Enzyms, der Gl uconol a c t ona s e ,
unter Wa s s e r a uf nahme zu Gl uconsäur e umgewandelt wird.
Oi e reduzierte Gl ucos eoxi da se wird dur ch Oxida t i on
wieder in de n aktiven Zusta nd übe r füh r t und das
entstehende Wa s s e rst of f pe r oxi d durch das Enzym Kata-
lase zu Wasser und Sauerstoff abgebaut.Glucoseoxidase 1st ein Protein (p) mit F'lavin- adenin- ... '- -<..""'.. _ ..l.dinucleotld (fAD) als prosthetischer Gruppe; der Auf-bau des Enzyms ka nn daher mit P- FAD beschrieben wer-
den. FAD ist die Wi r kgr upp e vieler Oxidoreduktasen.
Oie reduzierte form von FAO wird mit FAO.H 2 bezeich-
net.
Des Enzym Glucoseoxidase eignet sich wegen seiner
hohen Substratspezifität besonders für diesen Nach-
weis.
PMS
Da Glucoseoxidase jedoch nicht in der La g e ist, Tetra
zoliumsalze direkt zu reduzieren, muß ein Wasserstoff
überträger zwischengeschaltet werden. Bei den mei
sten bi och emi s che n Untersuchungen benutzt man Phe
nezinmethosulfat (PMS). das folgende Formal besitzt.
'jHJ e
d)) CH1~°1t
~ I ~ ~
~ ~
HO:~CHG OU
CH HHO H
H OH
~ ~:'~ ~HOti H
H otI,ß-o-{+ )-Glucose
( Gluconolactonase)
CH!oH
+ P-FAD HO+ H20----~) H -D~P-FAO. H2 1ll OH H
H CH
,0l;-:....oH
H-t-OH
HO-~-HI
H-C-OHI
H-C-OHICH 20H
2,3,S-Triphenyltetrazoliumkation (farblos)
Triphenylformazan(tiefrot)
Insgesamt l äuft folgende Reakt io ns kette ab:ß-O-Glucose ß - O-Glucono- o-Glucon-, -1 ac ton säure
2~~~ P -H :xx):):,:0I I +~~ +~~
~ ~ N ~ 0~ ~ f
P-F AO· H2 P-F AD R~~~::~~'~~~:U'l"~"dU::~,t".~nO-d-lac- te GOOton
Tetrazoliumsalz (farblos)
Formazan(gef3rbt)
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) ) )
- 16 -
spez i fi s ch e Na c hu e i s r e a k t i o n da r .
6ml eine r wä s s r ig en D-F r u c t o s e - bzw. D- Gl u c o s e l ö
s ung we rden i n R e a ~ e n z g l ä s e rn mi t je 6ml k o nz . HCl
und 10 Tr opfen Re s o r c i n l ö s u ng ver se t z t. Die Resor
c i nl ö su ng erh ä lt man, indem 5g Resorcin in 100ml
96%i gem Eth an o l gelöst uerden.
Die Rea genzgl äser mit dem Reak tionsgemisch werden
i n e i nem 8 e ch er]la s mi t Wa sser von 70 0 g e st e ll t .
Der Na ch u e i s ist nur dann für D-Fructose spezif i sch,
wenn Sa l z s ä u r e z ug e g e n i s t , und nur ga nz kur z er
hitzt wird. Uen n man l ä nger erhitzt oder die Konze n
tra ti on der Sä u r e üb e r s c h r e i t e t ge b e n a u c h Al do s e n
i n f olge Uml age ru ng die Farbreaktion.
f!g~~~!~ : ~ a ch kurzer Ze i t ist in dem Re agen z glas
mit der D- Fru c t o s el ö s u ng ei ne Rotfärbung z u beoba ch t e n.
Dur ch di e Salzsäure wi rd der D- F r u c t o s e Ua s s e r e nt
z og en , so daß Ox yme t h y l f u r f u r a l entsteht. Dan ach r e
agieren z we i Mo l ek ü l e Re s o r cin un t e r Wass e rabso al -
t ung mi t ei nem Mol ekül Oxy met hyl furfur a l u nd bi lden
e i ne n ro te n Fa rb sto ff , der den Fu ch sonde r ivat en zu
z uordne n ist.
ß~~s~~~!~~~~g~~~l ö sun g Ca ): 2~ige uäß rige l ö s ung de s Tet razolium s al -
z e s 2,3 ,5-Tri ph e nyl t et razoliumchl o rid ( TTC)
l ö sung (b) : 5 ,Omg GOO und 1, Omg PMS uer den in 30m1
Pho s o ha t pu f f e r , pH 7 , 9 (91 ,S Te i l e
1/1 5 M Na2
HP0 4 ' 2 H20
+ 8 , 5 Teile 1/ 15 M
KH 2P0 4 ) , g e l öst • .
lö s un g (c): J ewe il s 4%ige uä ß r i ge l ö s ung e n de r Zuck er
D-Gl ucose , D- Gal a c tose, D- Fruc to se,
D- I'l a l t o s e .
1ml l ösung ( a), 1, 5ml l ö sung (b) und O, Sml der j e
ueili gen Zuc ke r lö s ung uerden in ei nem Ze n t r i f uge n
glas gemis cht und bei 37 0 inkub i ert, da bei di e s er
Temperatur optimale Enzymak t iv i t ät vorhanden ist.
Zu r Kontrolle uird eine Rea ktions l ösung oh ne Su b
strat ang e se t zt.
f!g~~~!~: Ei ne positi ve Re a k t i o n (Rotfär bu ng) i s t
n a ch ca. 10 Minu t e n nu r bei de r Re a k t i o n s lö s u ng mi t
D-G lucose als Su bs t r a t zu ver ze i c h ne n.
Di e s e spezifi s ch e Na ch we i s r e a k t i o n von D- Gl u c o s e
mit Glu c os eoxida s e hat auch in Fo rm d e s GOD-Schnell
te s ts zu r Erkennung vo n Zu ck erk rankh ei t große Be
deutung er l a ng t. Di e Re a k t i o n s k e t t e i s t hie r jedoch
e t was a bgew a ndelt.
5. Na ch u e i s von D-( - ) -F ructo se na ch SElI WA NOW ( Versuch 5)
D-{-)-Fr uc tose i s t die wi cht i gs te Ke tose , da s ie
wei t ver b reite t in Frü cht en und zu s a mmen mit de r
D- (+ ) -G l uc o s e i m Rohrzucker vor k ommt. D- Fr ucto s e
l ä ßt sich du r c h Na c hwe i s r e a k t i o n e n wie die Fe hli ng
Re a k ti o n un d ä h n l i c h e Re a k t io n e n , die auf der Oxi
dierbarkeit von Monosa cc har i den in a l kal i s c h e r l ö-
s u ng beruhen, schlecht vo n D-G l u c os e unt ersc hei den.
8eide Mo no s a c c ha r i de r eduzi eren un te r di e s e n Bedin
g unge n mit dens e lb e n Zwi s ch enp r od uk t e n .
De r F r u c t o s e na c hwe i s na ch Se l iwano u st el l t b e i Ei n
h a ltu ng vo n besti mmten R ea ktionsoedingun ~ en ei ne
1) ~H 2DH
C= Q1
HO- C-HI
H-C- OHI
H-C- OHICH20H
D-F r u c t o s e
[ HCl]
~ ~H C- CI 11 11 ? O
HD- C- C C- CI , ./ 'HH 0
5-0xymethy l furfural
Chemie in der Schule: www.chids.de
)
- 17 - - 18 -
, i
2)
H HI I
H C-C H~ + HCl111 11 1'0 0 ff
HO-C-C C-C + 2 2H~ '({ 'H : 2H
20
5-0xymethylfurfural Resorc in
roter Farbstoff
)
I ..
zum Disaccharid ist daher auf zweierlei Weise möglich.Einmal kann der Wasseraustritt zwischen den bei denhalbacetalischen Hydroxylgruppen und zum anderen zwi
schen einer halbacetalischen und einer alkoholischen
Hydroxylgruppe erfolgen. In Abhängigkeit von diesenVerknüpfungsarten hat man zuischen nicht reduzierendenund reduzierenden Disacchariden zu unterscheiden.
Das Reduktionsvermögen kann mit Hilfe der Fehlingprobe
überprüft werden.
1. Reduzierende Wirkung von Disacchariden (Versuch 6)
In drei Reagenzgläser uerden jeweils wässrige Lösungen der Disaccharide Lactose, Maltose und Saccharose gegeben. Zu Jeder Lösung gibt man das gleiche
Volumen eines Fehling I,II-Gemisches und stellt dieReagenzgl äser in ein siedendes Wasserbad.
111. Disaccharida
Dia Disaccharide sind kristallina, ~asserlösliche
Zucker. In der Natur kommen nur einige Disaccharidein bedeutendem Umfang vor . Lactose (Milchzucker) findet sich in der Milch, Maltose (Malzzucker) in keimen
dem Samen und Saccharose (Rohrzucker) in Zuckerrübenund Zuckerrohr.Disaccharide entstehen unter Wasseraustritt aus z~ei
Monosacchariden. Bei den in der Ringform vorliegen
den Monosacchariden hat man grundsätzlich zwischenz~ei funktionell verschiedenen Hydroxyl orupoen zu unterscheiden, und z~ar den halbacet alischen (in Aldo
sen am C-Atom 1, in Ketosen am C-Atom 2) und den ~
koholischen.
alkoholische OH-Gruppehalbacetalische "
oOie glykosidische Verknüpfung zweier Monosacchari de
f!g~~~!~: Na ch kurzer Zeit f ällt bei den Disacchariden lactose und Maltose zuerst gelbes, wasserhal
tiges Kupfer-(I)- oxid aus, das bei weiterem Erwärmen in rotes wasserfreies Kupfer-(I)-oxid übergeht. Im Reagenzglas mit der Saccheroselösung istkeine solche Reaktion zu beobachten.
B!!!!g!!~~l~~~~g!!~.:.
Fehling I : 7g kristallisiertes Kupfersulfat in100ml aqua desto
Fehling 11: 37g Seignettesalz (Kaliumnatriumtartrat),1Dg festes Natriumhydroxyd in 100mlaqua desto
Gibt man gleiche Volumina Fehling I und 11 zusammen,
so entsteht ein Kupfer-Tartrat-Komplex, durch dendie Cu2+-Konzentration niedrig gehalten ~ird, da-
mit kein Cu(OH)2 ausfällt. Oie Komplexierung mittelsTartrat wird nach Pfeifer folgendermaßen beschrieben.
6-coo
~ Ic---o O---CH
I ,, -- "He- 0 - - - -u- --o--eH
-, /" /H c--o 0---(I ~Coo' 0Chemie in der Schule: www.chids.de
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)
- 20 -
Aus dem Versuchsergebnis ist zu erkennen, daß bei
den Disacchariden Lactose und Ma l t os e die Möglich
keit der Ringbildung und Aus bi l dung einer Aldehyd
gruope besteht. Die Al deh ydgr uoo e ist zwar ~ur zu
einem geringen Prozentsatz vorhanden, wird jedoch bei
der Reaktion mit Fehling's Reagenz laufend nachge
bildet. Bei dieser Reaktion wird die Aldehydgruppe
zur Carboxylgruppe oxidiert und die Cu2+-Ionen zu
Cu20 reduziert.
E!!~~H2D:
1'0CI'HR
2 ",,0+ 2 Cu +--~) C + Cu20
r"OH
, -
H OH
HALTOSE
Q~.o~ 0 H
- SACCHARoSEH OH (JI"oH
01/ H
Es muß hizugef ügt werden, daß oei der Fehling-Reak
tion das eigentliche Reduktionsvermögen der Zucker
von Endiolationen abh ängt, die im alkalischen ~e
dium als Zwischenprodukte auftreten. Außerdem bilden sich im alkalischen Milieu noch andere Zwischen
produkte, die vor allem im Zuge der Triosespaltung
entstehen. Hierbei sei besonders auf das, bei Abbau
reaktionen von Zuckern entstehende, stark reduzieren
de Triosereduktonat hingewiesen.
Betrachtet man die Konstitutionsformeln des Lactose
und Maltosemolek üls, 50 ist zu erkennen, daß oeide
Moleküle eine Gruppe aufweisen, die Reduktionswir
kung besitzt. Lactose setzt sich aus den Monosaccha
riden D-Galactose und D-Glucose zusammen. Die re
duzierende Gruppe liegt im Glucoserest vor. Oie Gly
cosidbindung zur Glucose greift am C-4-Atom a n.
Maltose ist aus zwei Glucosemolekülen aufgebaut, wo
von ei nes reduzierend wirkt.
Im Gegensatz dazu besitzt Saccharose keine reduzierende Einheit. Saccharose baut sich aus einem Molekül
Glucose und einem Molekül Fructose auf. Dabei sind
die f ür die Reduktionswirkung zust ändigen Gruppie
rungen (halbacetalische OH-Gruppen) miteinander ver-k ono e l t ,
/Hf---'O
H-C-OHI
HO-C-HI
H-C- OHI
H-C-OHICH
20H
OFFEIJE FORM
'.
H-C-O:~_O;liI
HO-C-HI
H-C-OHI
H-C-OHICH20H
ENDIOLAT-ANIDN
TRI OSEREDUKTDNATChemie in der Schule: www.chids.de