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»Dieses Festschreiben ist ein Zeichen, dass es diese Liebe einmal gegeben hat.« Reise nach Hawaii: »Worauf warten wir? Das Leben darf jetzt auch gut sein.« Salami-Hochzeiten sind auch beliebt: Standesamt, Party, im Jahr darauf die kirchliche Feier. DER SONG CONTEST 2016 Porträt des Gewinnerlandes · Analyse des Votings · Reaktionen · Nachberichte · Bildergalerien Am Pfingstwochenende berichten unsere Song-Contest-Experten Heide Rampetzreiter,Maciej Palucki und Klemens Patek von der 61. Auflage des europäischen Singwettbewerbs. Einen ausführlichen Nachbericht der Finalshow vom Samstagabend in Stockholm finden Sie auf www.diepresse.com/songcontest Foto: APA Auf dem Berg, im Zirkus, am See: Ich heirate, wie ich will! Heiraten am Strand, das war gestern. Hochzeitsfeiern werden immer individueller, größer und dauern länger. Man will seinen Gästen ein Erlebnis schenken. VON ANNA-MARIA WALLNER UND EVA WINROITHER I m Schloss, auf dem Sandstrand von Mauritius, in der Plastikkir- che in Las Vegas. Schon bisher waren der Fantasie von Brautpaa- ren bei der Auswahl des Hochzeitsor- tes kaum Grenzen gesetzt. Mit dem steigenden Wohlstand der Gesellschaft und leistbaren Flügen begann in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jah- ren ein regelrechter Hochzeitstouris- mus in weit entfernte Länder. Da konnten Paare Trauung und Hoch- zeitsreise praktischerweise gleich zu- sammenlegen. Die Verwandten ließ man entweder zu Hause (und schickte nur eine Postkarte: „Wir haben uns ge- traut!“) oder lud nur die engsten Freunde als Trauzeugen dazu. Hoch- zeiten am Strand oder in Las Vegas, die gibt es heute auch noch, allerdings sind sie nichts Besonderes mehr. Aber „besonders“, das muss eine Hochzeit heute für viele sein. Ein Grund dafür ist, dass Paare immer spä- ter heiraten, zuerst die Karriere ankur- beln, ihre Beziehung lang prüfen – und dann gern bereit sind, Geld und Zeit in die Trauungszeremonie zu stecken. Heute wird wieder sehr traditionell ge- heiratet, also mit der gesamten Familie und vielen Ritualen – oder sehr indivi- duell. Und jedenfalls ausschweifend und mehrere Tage lang. Beliebt sind auch „Salami-Hochzeiten“: zuerst die Feier im Standesamt mit den engsten Freunden und Verwandten, danach die große Party für den weitverzweig- ten Freundeskreis und die kirchliche Hochzeit im Jahr darauf, gern auch bei der weiter weg lebenden Verwandt- schaft von Braut oder Bräutigam, de- nen man die Anreise zur ersten Zere- monie nicht antun wollte. Manchmal hat das auch mit dem sich ankündi- genden Nachwuchs zu tun. Vor oder nach der Geburt des ersten Kindes wird im kleinen Kreis die standesamtli- che Hochzeit gefeiert, erst im Jahr da- rauf folgt ein großes Fest. Dass die individuellen Zeremonien immer beliebter werden, hat laut Hei- ratsplanerin Gabi Socher aus Gmun- den auch damit zu tun, dass Brautpaa- re wirklich dort heiraten wollen, wo es ihnen gefällt: auf einem Schiff auf dem Traunsee, in den Bergen oder im Zir- kus. Es gebe aber Gemeinden, in de- nen der Standesbeamte bei solchen Zeremonien nicht mitwandern dürfe, oder Pfarrer, die das nicht tun würden. Also wird umdisponiert, die Feier mit- hilfe eines Hochzeitsredners abgehal- ten oder vielleicht doch ein Priester ge- funden, der eine Segnungsfeier anbie- tet – die dann freilich nicht als kirchli- che Trauung gilt. Zurück an den Hochzeitsort. Es käme immer wieder vor, dass die Brautpaare dann alle Jahre wieder (am Hochzeits- tag) an den Ort zurückkehren. „Das sind besondere Momente, die dich ein ganzes Leben lang begleiten.“ Den Trend zu tagelangen Festen hat auch Socher beobachtet. Bis zu drei Tage dauernde Hochzeitsfeiern sind heute keine Seltenheit mehr. Die Gäste kom- men etwa am Freitag an, dann gibt es einen „Kennenlernabend“ in Tracht, am Samstag wird geheiratet (in Weiß), und zum Abschluss folgt am Sonntag ein Hochzeitsbrunch oder eine Wan- derung. Diese tagelangen Feiern wer- den oft von weit gereisten Paaren oder Paaren, die aus unterschiedlichen Län- dern kommen, geplant, deren Familien und Freunde naturgemäß aus vielen verschiedenen Ländern anreisen. Wer seine Liebsten schon darum bittet, ein Flugzeug zu besteigen, der will ihnen mehr als nur einen Hochzeitsabend bieten. Wer seine Liebsten ohnehin selten sieht, will auch ein bisschen mehr von ihnen haben. „Das wertvolls- te Gut ist heutzutage, Zeit zu schen- ken“, sagt Socher. Viele Brautpaare wollen ihren Gäs- ten daher ein richtiges Erlebnis schen- ken. Also gibt es Fotoboxen, Kutschen- fahrten, Hotdog-Stände, viele Spiele – und irgendein liebevoll ausgesuchtes oder sogar vom Brautpaar selbst ge- machtes Geschenk für jeden Gast (Mar- melade, Schnaps, Serviettenringe, . . .). Dem Wunsch nach individuellen Festen wird auch in typischen Heirats- regionen Rechnung getragen. Bei der von Socher mitgegründeten Plattform „Sag Ja im Salzkammergut“ können Paare ihre Hochzeit selbst organisieren oder sich inspirieren lassen. Dort wird auch mit „abenteuerlichen Zeremo- nien zwischen den Wipfeln im Hoch- seilgarten“ und einem „Tauchabenteu- er im Attersee“ geworben. Es gibt heute wenig, was nicht möglich ist. Hochzeit im Alter: Vom späten Ja-Sagen Sie sind weit über der Lebensmitte, waren schon einmal verheiratet oder tun es das erste Mal. Das Kleid ist dann meist nicht mehr weiß, sondern cremefarben, oder die Brautleute tragen Tracht. Die Zahl der Menschen, die mit 55 plus heiraten, steigt. Warum ist das so? Und was unterscheidet eine Ehe, die mit 30 geschlossen wird, von einer, die mit 60 besiegelt wird? VON EVA WINROITHER D as erste Mal sieht sie ihn, da ist er fast nackt. Nur mit einem Handtuch bekleidet, kommt Fritz Krempl, damals 67 Jahre alt, die Treppe hinunter. „Das ist privat“, wird er zur verdutzten Iris Reingruber sagen, die er für eine Pas- santin hält. Hinter ihm meldet sich be- reits lachend die Visagistin zu Wort. Reingruber und Krempl wurden beide als Seniorenmodels für einen Infrarot- kabinenhersteller gebucht. Krempl muss bereits in der Kabine Fotos ma- chen. Daher das Handtuch. Für die nächste Aufnahme liegt sie bereits (angezogen) in seinen Armen auf der Couch. „Ich habe mir gedacht: Mein Gott ist die dünn. Und ihre weißen, langen Haare, diese Mähne hat mir im- poniert“, erinnert sich Fritz Krempl, Liebe auf den ersten Blick war es trotz- dem nicht. „Es ist ein Job, den man macht“, sagt Reingruber, damals 51 Jahre alt. „Wir sind dann wieder aus- einandergegangen.“ Doch das Schick- sal wird sie über die nächsten drei Jah- re immer wieder für Fotoshootings zu- sammenführen. Eine Einladung zu einem Essen im Restaurant lehnt sie ab („Ich war müde“), eine weitere zu einer Bootsfahrt nimmt sie an. Auf der wird sich Krempl auch deklarieren: „Ich lie- be dich. Was du damit machst, ist deine Sache, aber ich werde nicht damit auf- hören.“ Es sollte noch Jahre dauern, bis ihn seine zukünftige Ehefrau erhört. Dann aber richtig. Mit Zusammenzie- hen, Hochzeit und dem Versprechen „Ich werde dich auf Händen tragen“. Mehr Ehen im Alter. Die Zahl der Men- schen über 55 oder älter, die in Öster- reich heiraten, ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Gab es 2000 noch 260 Frauen, die sich mit 60 oder älter trauten, waren es 2014 bereits fast drei Mal so viel, nämlich 690. Bei den Männern (von denen tendenziell mehr später heiraten) stieg die Zahl von 615 auf 1705. Je nach Alterskategorie (60–64, 65–69 oder 70–74 etc.) hat sich die Zahl meist verdoppelt oder fast ver- dreifacht. Sogar Männer, die mit 95 Jah- ren oder älter geheiratet haben, gab es in den Jahren 2014, 2012 und 2011. Eine logische Entwicklung, die nicht nur daran liegt, dass die Men- schen älter werden. Die Zeit, in der Ge- schiedene verurteilt wurden, in der das Ende der Ehe (oder der Tod des Part- ners) automatisch das Ende von Zwei- samkeit bedeutet hat, ist vorbei. Sicher auch, weil die Industrie die Senioren für sich entdeckt hat. Wer heute 60 ist, kann und soll sich wie 45 fühlen. Bilder von Pensionisten mit kräftigem silber- grauen Haar dominieren die Werbung. Die Oma mit dem Tuch um den Kopf ist so gut wie verschwunden. Adelheid Stieger-Lietz hat ihren Mann bei einer Geburtstagsfeier ken- nengelernt. „Das war völlig unerwartet und überraschend. Wir haben uns ge- sehen und sofort eine schöne Verbin- dung erkannt“, erzählt die heute 50-Jährige. Ihr Mann ist 66. Keiner der beiden hat geplant, einen neuen Part- ner zu finden. Er war schon seit fünf Jahren geschieden, sie lebte in Schei- dung. „Ich bin davon ausgegangen, al- lein alt zu werden. Finanziell abgesi- chert und mit Kindern, aber als richtig schrullige Frau allein.“ Es sollte ande- res kommen. Ihr imponiert ebenfalls sein weißes Haar, als sie ihn sieht, ihm ihre Größe. „Ich bin 1,82 Meter groß“, und sie mag hohe Schuhe. Schon am nächsten Tag tauschen sie erste E-Mail-Adressen aus. Sie schreibt: „Es ist so neu und trotzdem so vertraut.“ Das Herz habe sich sofort entschieden, später auch der Verstand. Heute nennt sie es „eine bedingungslose Liebe. Es ist eine an- dere Liebe als die, die wir vorher hat- ten. Ohne Erwartungen. Einfach die Freude.“ Der Wunsch zu heiraten sei dann ganz selbstverständlich gewesen. Obwohl beide schon einmal verheiratet waren und wussten, dass Ehen schei- tern können. Trotzdem sei die Ent- scheidung klar gewesen. „Diese Liebe braucht die gleiche Wertschätzung wie unsere ersten Ehen“, erklärt Stie- ger-Lietz. Aus finanziellen Gründen ge- braucht hätten sie die Heirat nicht. „Uns war es als Symbol wichtig. Wenn es uns nicht mehr geben sollte, dann ist dieses Festschreiben ein Zeichen, dass es diese Liebe einmal gegeben hat.“ Noch einmal Ja sagen. So sind die bei- den auch bei Gabi Socher gelandet. Hochzeitsplanerin seit 1999 („Die Be- rufsbezeichnung gab es damals noch gar nicht“) und im Salzkammergut ak- tiv. Sie hat mehr als 440 Brautpaare verheiratet und wundert sich nicht, dass Menschen heute auch im hohen Alter eine Ehe eingehen. „Früher war man mit 55 plus schon ein Pensionist und ging zum Seniorenbund. Heute darf man das gar nicht mehr anspre- chen.“ Die älteren Paare, die sich bei ihr trauen, teilt sie in drei Typen. Jene, die seit 15, 20 oder mehr Jahren zu- sammen sind und zum ersten Mal hei- raten. „Da ist der Grund oft, dass sie keine Zeit hatten, sich in das Thema reinzudenken. Etwa, weil sie Karriere gemacht haben“, sagt sie. Der zweite Typ seien Paare, die be- reits verheiratet sind und das Ja-Wort erneuern. Für das Fest wird dann nicht gespart. „Oft war die erste Hochzeit ganz bescheiden, weil man sich noch nicht viel leisten konnte, das holt man dann nach“, erzählt Socher. Mit feierli- cher Zeremonie, Hochzeitstorte und einem Fest. Und dann gibt es noch die Paare, die sich erst im Alter kennenler- nen. Jene, die (wieder) heiraten, weil sie so froh sind, jemanden gefunden zu haben. „Im Alter muss man nichts mehr beweisen. Das ist dann ein sehr bewusstes Ja zu einer gemeinsamen Zukunft“, sagt sie. Kaum jemand heira- tet übrigens in Weiß, viele in Tracht. Die Paare genießen ihre späte Bezie- hung jedenfalls. „Es hat eine ganz andere Qualität. Wir freuen uns mit- und aneinander“, sagt Stieger-Lietz. Auch, weil ihr bewusst ist, wie schnell das Glück im Leben schwinden kann. Nach dem Antrag von Heinrich er- krankt Stieger-Lietz an Krebs. Noch während ihrer Chemotherapie heira- ten die beiden am Linzer Pöstlingberg „im Kreis der Familie“. Gemeinsam ha- ben sie zehn Kinder aus früheren Be- ziehungen, plus Enkelkinder, plus viele Geschwister. Ihr Mann sei während ih- rer Krankheit so stark gewesen, obwohl er selbst zu dem Zeitpunkt zwei neue Knie bekommen hat, erzählt sie. Ihre beiden Familien würde es freuen, „dass wir zwei füreinander da sind“. Das würde eine ältere Ehe vielleicht auch von einer jüngeren unterscheiden. „Früher gibt es schon auch die Vorstel- lung von Sicherheit, den gemeinsamen Besitz des Hauses, und dass Kinder einen gemeinsamen Namen tragen“ – im Alter falle das meist weg. Schwierige Entscheidungen. Auch Fritz Krempl genießt die Ehe. Heute ist er 75, seine Frau 59. „Im Alter ist es weit- aus schöner als in jungen Jahren. Man hat Zeit, man lebt bewusster. Ich habe Dinge entdeckt, von denen ich nicht wusste, dass es sie gibt. Ich meine jetzt nicht das Körperliche, sondern das Zu- sammensein, die Gespräche, das Um- gehen miteinander.“ Er und seine Frau, Iris Reingruber, sitzen an diesem Tag im Caf´ e Traxlmayr in Linz. Ihre weißen, dichten Haare hat Reingruber zu einem Zopf zusammengebunden, der ihr locker über die Schultern fällt. Alles an ihr ist fein: die Gesichtszüge, die Figur, die Falten, die sich wie Strah- len in dünnen Linien beim Lachen von den Augen aus abzeichnen. Sie nennt ihn Schatz. Er nimmt während des Ge- sprächs immer wieder ihre Hand und küsst sie. „Ich bin immer wieder er- staunt, was für eine schöne Frau ich habe.“ Er lächelt. Dabei war ihr Bezie- hungsstart alles andere als einfach. So- wohl er als auch Iris Reingruber waren verheiratet, als sie sich kennenlernten. Seine zweite Ehe war bereits seit Jahren zerrüttet, sie gab seinem Werben schließlich nach – davor schlug aller- dings auch noch ein Versuch fehl, sie beim Tangotanzen zu gewinnen. Ihre Freundinnen bezeichneten sie als mutig: In dem Alter dieser Schritt. „Das Schwierigste war, die Entschei- dung selbst zu treffen.“ Zwei Jahre lang werfen sie die Schuldgefühle (mit ih- rem Exmann war sie 35 Jahre verheira- tet) aus der Bahn. Krempl bleibt an ihrer Seite, stellt ihr kein Ultimatum. „Irgendwann war es auch gut. Und ich wusste: Ich darf das auch genießen.“ Das Aufarbeiten der eigenen Le- bensbiografie ist auch wichtig. „Die Zukunft – eine zweite oder weitere Ehe – hat erst dann eine Chance, wenn die Vergangenheit – eine erste, geschie- dene Ehe – gelten darf“, sagt Franz Ha- rant, Beziehungs-, Ehe-, Familienseel- sorger der Diözese Linz. Dort gibt es bereits seit 1992 eine Empfehlung des Priesterrats, Menschen, die wieder hei- raten wollen, mit Vorbereitung in die neue Ehe zu begleiten. Wenn auch der Wunsch, wieder mit dem Segen Gottes zu heiraten, bei diesen Paaren weniger oft als bei ersten Ehen vorhanden sei. Dabei sei es im Alter meist schwie- riger Beziehungen zu führen. „Je älter die Menschen, desto träger werden sie. Es braucht viel Gespräch, Verhandlung und Vereinbarung, wie das Miteinan- der gestaltet wird.“ Der Wunsch nach dem Gelingen der Ehe sei aber bei Jung und Alt gleich. Ein Nichtheiraten käme oft einer Kränkung gleich. „Da wird si- gnalisiert, ich bin mir nicht sicher, ob du der Partner fürs Leben bist, das schmerzt mehr oder weniger bewusst in der Seele und verunsichert“, sagt er. Die Ehe, findet er, sei besser als ihr Ruf. Es zahle sich aus, in Bezie- hungen zu investieren, in Ge- spräche, Berührung, Wert- schätzung. Dass die Zahl der Ehen zuletzt wieder gestie- gen sei, erklärt er damit, dass „nie- mand mehr Lust hat, sich ständig als Paar neu erfinden zu müssen“. Nur ein Partner? „In unserem Alter ,Le- bensabschnittspartner‘ zu sagen finde ich total blöd“, so Stieger-Lietz. Derzeit befindet sie sich mit ihrem Mann, Heinrich, auf Hochzeitsreise in Hawaii. Die beiden brauchten, bis sie gesund- heitlich wieder fit waren. Irgendwann hat er gesagt: „Worauf warten wir? Das Leben darf jetzt auch gut sein.“ Auch Fritz Krempl und Iris Rein- gruber (beide haben ihre Namen be- halten) haben vor zwei Jahren geheira- tet. Aus Liebe, aber auch, um sich ab- zusichern. Nach seiner zweiten Ehe war er finanziell ruiniert; sie hatte zwar Geld, aber eine geringe Pension. „In der heutigen Zeit muss man sich auch um das Finanzielle kümmern“, sagt sie. „Und das Gefühl ist ganz anders, wenn man sagt: ,Meine Frau oder mein Mann.‘“ Geheiratet haben sie für sich allein am Standesamt, erst zum Essen wurden Kinder und Enkel eingeladen. Die Freunde ihres Mannes hätten von der Ehe eine Zeit lang nichts ge- wusst. Sie hätten ihn schon vor der zweiten Ehe gewarnt und gemeint, das sei keine gute Idee. „Aber ich sehe an der Ehe nichts Schlechtes. Es ist schön, wenn es Liebe gibt. Und es ist wichtig, dass man sich vor dem Gesetz auch noch rechtfertigen muss“, sagt er. Umgekehrt kenne er freilich auch Frauen, die sagen, sie würden nur einen Partner wollen, der woanders wohne. „Es gibt auch viele Alte, die suchen jemanden, um die Wäsche zu waschen.“ Das würde eindeutig gegen Ehen im Alter sprechen. Für ihn trifft das nicht zu. Er war es, der seiner Frau versprochen hat, sie auf Händen zu tragen. Sie lächelt ihn an und kurz bil- den sich Tränen in ihren Augen: „Das hat er bis heute getan.“ Iris Reingruber (59) und Fritz Krempl (75) haben sich beim Modeln kennengelernt. Die Fotos zeigen nicht die Bilder ihrer eigenen Hochzeit, sondern wurden für die Hochzeitsplatt- form www.sagja- im-salzkammergut. at aufgenommen. www.sagJA-im- Salzkammergut.at, DayleAClavin ZAHLEN 290 Männer waren im Jahr 2014 bei ihrer Hochzeit zwischen 70 und 74 Jahre alt. 90 Frauen waren im gleichen Jahr ebenfalls bei ihrer Hochzeit zwischen 70 und 74 Jahre alt. AUF EINEN BLICK SPÄTE HOCHZEIT Die Zahl jener Menschen, die mit 60 Jahren oder später heiraten, hat sich in den vergangenen Jahren in Österreich mehr als verdoppelt. Gab es im Jahr 2000 noch 260 Frauen, die sich mit 60+ trauten, waren es 2014 schon 690. Bei Männern stieg die Zahl von 615 auf 1705. 2014 gab es einen Mann, der mit 95 (oder älter) heiratete. 36 LEBEN 0 0 LEBEN 37

Hochzeit SP Ä TE - sagja-im-salzkammergut.at · lud nu rd ie en gs ten Freunde als Tr au zeugen da zu. h-zeiten am St ra nd oder in Las Ve ga s, die gibt es heute au ch noc h, all

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Page 1: Hochzeit SP Ä TE - sagja-im-salzkammergut.at · lud nu rd ie en gs ten Freunde als Tr au zeugen da zu. h-zeiten am St ra nd oder in Las Ve ga s, die gibt es heute au ch noc h, all

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PorträtdesGewinnerlandes·AnalysedesVotings·Reaktionen·Nachberichte·Bildergalerien

AmPfingstwochenendeberichten

unsereSong-Contest-ExpertenHeideRampetzreiter,MaciejPaluckiund

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Essen

imR

estaurantleh

ntsie

ab(„Ich

war

müde“),ein

ew

eiterezu

einer

Bootsfah

rtn

imm

tsie

an.

Auf

derw

irdsich

Krem

plauchdeklarieren

:„Ichlie-

bedich

.Was

dudam

itmach

st,istdeine

Sache,aber

ichw

erden

icht

damit

auf-

hören

.“E

ssollte

noch

Jahre

dauern,bis

ihn

seine

zukünftige

Eh

efrauerh

ört.D

ann

aberrich

tig.M

itZusam

men

zie-h

en,

Hoch

zeitun

ddem

Versprech

en„Ich

werde

dichaufH

änden

tragen“.

Mehr

Ehenim

Alter.Die

Zahlder

Men

-schen

über55

oderälter,

diein

Öster-

reichheiraten

,ist

inden

vergangen

enJahren

starkgestiegen

.G

abes

2000n

och260

Frauen,

diesich

mit

60oder

ältertrauten

,waren

es2014

bereitsfast

dreiM

also

viel,n

ämlich

690.B

eiden

Män

nern

(vonden

enten

denziellm

ehrspäter

heiraten)

stiegdie

Zahl

von615

auf1705.

Jenach

Alterskategorie

(60–64,65–69oder

70–74etc.)

hatsich

dieZ

ahlmeistverdoppeltoder

fastver-dreifacht.Sogar

Män

ner,die

mit95

Jah-ren

oderälter

geheiratethaben

,gabes

inden

Jahren2014,2012

und

2011.E

ine

logische

Entw

icklung,

dien

icht

nur

daranliegt,

dassdie

Men

-sch

enälter

werden

.Die

Zeit,in

derG

e-sch

iedene

verurteiltwurden

,inder

dasEn

deder

Eh

e(oder

derT

oddes

Part-n

ers)autom

atischdas

Ende

vonZw

ei-sam

keitbedeutet

hat,ist

vorbei.Sicher

auch,

weil

dieIn

dustriedie

Senioren

fürsich

entdeckt

hat.W

erh

eute60

ist,kan

nun

dsollsich

wie

45füh

len.B

ildervon

Pen

sionisten

mit

kräftigemsilber-

grauenH

aardom

inieren

dieW

erbung.

Die

Om

am

itdem

Tuchum

denK

opfistso

gutwie

verschw

unden

.A

delheid

Stieger-Lietzh

atih

renM

ann

beiein

erG

eburtstagsfeierken

-n

engelern

t.„Das

war

völligun

erwartet

und

überraschen

d.W

irh

abenun

sge-

sehen

und

sofortein

esch

öne

Verbin

-dun

gerkan

nt“,

erzählt

dieh

eute50-Jäh

rige.Ihr

Man

nist

66.Kein

erder

beidenh

atgeplan

t,ein

enn

euenPart-

ner

zufin

den.

Er

war

schon

seitfün

fJah

rengesch

ieden,

sielebte

inSch

ei-

dung.„Ich

bindavon

ausgegangen

,al-lein

altzu

werden

.Fin

anziell

abgesi-ch

ertun

dm

itK

indern

,aberals

richtig

schrullige

Frauallein

.“E

ssollte

ande-

reskom

men

.Ih

rim

ponierteben

fallssein

weißes

Haar,als

sieih

nsieh

t,ihm

ihre

Größe.

„Ichbin

1,82M

etergroß“,un

dsie

mag

hoh

eSch

uhe.

Schon

amn

ächsten

Tagtausch

ensie

ersteE

-Mail-A

dressenaus.

Siesch

reibt:„E

sist

son

euun

dtrotzdem

sovertraut.“

Das

Herz

habe

sichsofort

entsch

ieden,

späterauch

derV

erstand.H

euten

enn

tsie

es„ein

ebedin

gungslose

Liebe.E

sist

eine

an-

dereLiebe

alsdie,

diew

irvorh

erh

at-ten

.O

hn

eE

rwartun

gen.

Ein

fachdie

Freude.“D

erW

unsch

zuh

eiratensei

dann

ganz

selbstverständlich

gewesen

.O

bwoh

lbeidesch

onein

malverh

eiratetw

arenun

dw

ussten,

dassE

hen

schei-

ternkön

nen

.T

rotzdemsei

dieEn

t-sch

eidung

klargew

esen.

„Diese

Liebebrauch

tdie

gleiche

Wertsch

ätzung

wie

unsere

erstenE

hen

“,erklärt

Stie-ger-Lietz.A

usfin

anziellen

Grün

denge-

braucht

hätten

siedie

Heirat

nich

t.„U

ns

war

esals

Symbol

wich

tig.Wen

nes

uns

nich

tmeh

rgeben

sollte,dann

istdieses

Festschreiben

einZ

eichen

,dasses

dieseLiebe

einm

algegebenh

at.“

Noch

einmalJa

sagen.Sosin

ddie

bei-den

auchbei

Gabi

Socher

gelandet.

Hoch

zeitsplanerin

seit1999

(„Die

Be-

rufsbezeichn

ung

gabes

damals

noch

garn

icht“)

und

imSalzkam

mergut

ak-tiv.

Sieh

atm

ehr

als440

Brautpaare

verheiratet

und

wun

dertsich

nich

t,dass

Men

schen

heute

auchim

hoh

enA

lterein

eE

he

eingeh

en.

„Früher

war

man

mit

55plus

schon

einP

ension

istun

dgin

gzum

Senioren

bund.

Heute

darfm

andas

garn

icht

meh

ran

spre-ch

en.“

Die

älterenPaare,

diesich

beiih

rtrauen

,teiltsie

indreiTypen

.Jene,

dieseit

15,20

oderm

ehr

Jahren

zu-sam

men

sind

und

zumersten

Malh

ei-raten

.„D

aist

derG

rund

oft,dass

siekein

eZ

eith

atten,

sichin

dasT

hem

arein

zudenken

.Etw

a,w

eilsie

Karriere

gemach

thaben

“,sagtsie.D

erzw

eiteTyp

seienPaare,die

be-reits

verheiratet

sind

und

dasJa-W

ortern

euern.Für

dasFestw

irddan

nn

icht

gespart.„O

ftw

ardie

ersteH

ochzeit

ganz

bescheiden

,w

eilm

ansich

noch

nich

tvielleisten

konn

te,dash

oltm

andan

nn

ach“,erzäh

ltSocher.M

itfeierli-ch

erZ

eremon

ie,H

ochzeitstorte

und

einem

Fest.Un

ddan

ngibt

esn

ochdie

Paare,diesich

erstimA

lterken

nen

ler-n

en.

Jene,

die(w

ieder)h

eiraten,

weil

sieso

frohsin

d,jeman

dengefun

denzu

haben

.„Im

Alter

muss

man

nich

tsm

ehr

beweisen

.D

asist

dann

einseh

rbew

usstesJa

zuein

ergem

einsam

enZ

ukunft“,sagtsie.K

aumjem

and

heira-

tetübrigen

sin

Weiß,

vielein

Trach

t.

Die

Paaregen

ießenih

respäte

Bezie-

hun

gjeden

falls.„E

sh

atein

egan

zan

dereQ

ualität.W

irfreuen

uns

mit-

und

anein

ander“,

sagtStieger-Lietz.

Auch

,w

eilih

rbew

usstist,

wie

schn

elldas

Glü

ckim

Lebensch

win

denkan

n.

Nach

demA

ntrag

vonH

einrich

er-kran

ktStieger-Lietz

anK

rebs.N

ochw

ähren

dih

rerC

hem

otherapie

heira-

tendie

beidenam

Linzer

Pöstlin

gberg„im

Kreis

derFam

ilie“.Gem

einsam

ha-

bensie

zehn

Kin

deraus

früheren

Be-

ziehun

gen,plus

Enkelkin

der,plusviele

Gesch

wister.Ih

rM

ann

seiwäh

rend

ih-

rerK

rankh

eitsostark

gewesen

,obwoh

ler

selbstzu

demZ

eitpunkt

zwei

neue

Kn

iebekom

men

hat,

erzählt

sie.Ih

rebeiden

Familien

würde

esfreuen

,„dassw

irzw

eifürein

ander

dasin

d“.D

asw

ürdeein

eältere

Eh

evielleich

tauch

vonein

erjün

gerenun

terscheiden

.„Früh

ergibtes

schon

auchdie

Vorstel-

lung

vonSich

erheit,den

gemein

samen

Besitz

desH

auses,un

ddass

Kin

derein

engem

einsam

enN

amen

tragen“

–im

Alterfalle

dasm

eistweg.

Schwierige

Entscheidungen.Auch

FritzK

rempl

genieß

tdie

Eh

e.H

euteist

er75,sein

eFrau

59.„ImA

lterist

esw

eit-aus

schön

erals

injun

genJah

ren.M

anh

atZ

eit,man

lebtbew

usster.Ichh

abeD

inge

entdeckt,

vonden

enich

nich

tw

usste,dasses

siegibt.Ich

mein

ejetzt

nich

tdasK

örperliche,son

derndas

Zu-

samm

ensein

,die

Gespräch

e,das

Um

-geh

enm

iteinan

der.“E

run

dsein

eFrau,Iris

Rein

gruber,sitzenan

diesemTag

imC

afeT

raxlmayr

inLin

z.Ih

rew

eißen,

dichten

Haare

hat

Rein

gruberzu

einem

Zopf

zusamm

engebun

den,

derih

rlocker

überdie

Schultern

fällt.A

llesan

ihr

istfein

:die

Gesich

tszüge,die

Figur,dieFalten

,diesich

wie

Strah-

lenin

dünn

enLin

ienbeim

Lachen

vonden

Augen

ausabzeich

nen

.Sie

nen

nt

ihn

Schatz.E

rn

imm

twäh

rend

desG

e-spräch

sim

mer

wieder

ihre

Han

dun

dküsst

sie.„Ich

binim

mer

wieder

er-staun

t,w

asfür

eine

schön

eFrau

ichh

abe.“E

rläch

elt.Dabei

war

ihr

Bezie-

hun

gsstartallesan

dereals

einfach

.So-w

ohler

alsauch

IrisR

eingruber

waren

verheiratet,als

siesich

kenn

enlern

ten.

Seine

zweite

Eh

ew

arbereitsseitJah

renzerrüttet,

siegab

seinem

Werben

schließlich

nach

–davor

schlug

aller-din

gsauch

noch

einV

ersuchfeh

l,sie

beimTan

gotanzen

zugew

inn

en.

Ihre

Freundin

nen

bezeichn

etensie

alsm

utig:In

demA

lterdieser

Schritt.

„Das

Schw

ierigstew

ar,die

Entsch

ei-dun

gselbstzu

treffen.“

ZweiJah

relan

gw

erfensie

dieSch

uldgefühle

(mit

ih-

remE

xman

nw

arsie

35Jah

reverh

eira-tet)

ausder

Bah

n.

Krem

plbleibt

anih

rerSeite,

stelltih

rkein

Ultim

atum.

„Irgendw

ann

war

esauch

gut.Un

dich

wusste:Ich

darfdasauch

genießen

.“D

asA

ufarbeitender

eigenen

Le-ben

sbiografieist

auchw

ichtig.

„Die

Zukun

ft–ein

ezw

eiteoder

weitere

Eh

e–

hat

erstdan

nein

eC

han

ce,wen

ndie

Vergan

genh

eit–

eine

erste,gesch

ie-den

eE

he

–gelten

darf“,sagtFranz

Ha-

rant,

Bezieh

ungs-,

Eh

e-,Fam

ilienseel-

sorgerder

Diözese

Linz.

Dort

gibtes

bereitsseit

1992ein

eE

mpfeh

lung

desP

riesterrats,Men

schen

,diew

iederh

ei-

ratenw

ollen,

mit

Vorbereitun

gin

dien

eueE

he

zubegleiten

.Wen

nauch

derW

unsch

,wieder

mit

demSegen

Gottes

zuh

eiraten,beidiesen

Paarenw

eniger

oftalsbeiersten

Eh

envorh

anden

sei.D

abeiseiesim

Alter

meistsch

wie-

rigerB

eziehun

genzu

führen

.„Je

älterdie

Men

schen

,destoträger

werden

sie.E

sbrauch

tvielGespräch

,Verh

andlun

gun

dV

ereinbarun

g,w

iedas

Mitein

an-

dergestaltet

wird.“

Der

Wun

schn

achdem

Gelin

gender

Eh

eseiaber

beiJung

und

Altgleich

.Ein

Nich

theiraten

käme

oftein

erK

ränkun

ggleich

.„Da

wird

si-gn

alisiert,ich

binm

irn

icht

sicher,

obdu

derPartn

erfürs

Lebenbist,

dassch

merzt

meh

roder

wen

igerbew

usstin

derSeele

und

verunsich

ert“,sagter.D

ieE

he,fin

deter,seibesserals

ihr

Ruf.

Es

zahle

sichaus,

inB

ezie-h

ungen

zuinvestieren

,inG

e-spräch

e,B

erührun

g,W

ert-sch

ätzung.D

assdie

Zah

lderE

hen

zuletztw

iedergestie-

gensei,

erklärter

damit,

dass„n

ie-m

and

meh

rLust

hat,

sichstän

digals

Paarneu

erfinden

zum

üssen“.

Nurein

Partner?„In

unserem

Alter

,Le-ben

sabschn

ittspartner‘

zusagen

finde

ichtotalblöd“,so

Stieger-Lietz.Derzeit

befindet

siesich

mit

ihrem

Man

n,

Hein

rich,aufH

ochzeitsreise

inH

awaii.

Die

beidenbrauch

ten,

bissie

gesund-

heitlich

wieder

fitw

aren.

Irgendw

ann

hater

gesagt:„Woraufw

artenw

ir?D

asLeben

darfjetztauchgutsein

.“A

uchFritz

Krem

plun

dIris

Rein

-gruber

(beideh

abenih

reN

amen

be-h

alten)

haben

vorzw

eiJahren

geheira-

tet.A

usLiebe,

aberauch

,um

sichab-

zusichern

.N

achsein

erzw

eitenE

he

war

erfin

anziellruin

iert;sieh

attezw

arG

eld,aber

eine

geringe

Pen

sion.

„Inder

heutigen

Zeit

muss

man

sichauch

umdas

Finan

zielleküm

mern

“,sagtsie.„U

nd

dasG

efühlistgan

zan

ders,wen

nm

ansagt:

,Mein

eFrau

oderm

ein

Man

n.‘“

Geh

eirateth

abensie

fürsich

alleinam

Standesam

t,erst

zumE

ssenw

urdenK

inderun

dEn

keleingeladen

.D

ieFreun

deih

resM

ann

esh

ättenvon

derE

he

eine

Zeit

lang

nich

tsge-

wusst.

Sieh

ättenih

nsch

onvor

derzw

eitenE

he

gewarn

tun

dgem

eint,das

seikein

egute

Idee.„A

berich

sehe

ander

Eh

en

ichts

Schlech

tes.Es

istschön

,w

enn

esLiebe

gibt.Un

des

istw

ichtig,

dassm

ansich

vordem

Gesetz

auchn

ochrech

tfertigenm

uss“,sagter.

Um

gekehrt

kenn

eer

freilichauch

Frauen,

diesagen

,sie

würden

nur

einen

Partner

wollen

,der

woan

dersw

ohn

e.„E

sgibt

auchviele

Alte,

diesuch

enjem

anden

,um

dieW

äsche

zuw

aschen

.“D

asw

ürdeein

deutiggegen

Eh

enim

Alter

sprechen

.Für

ihn

trifftdas

nich

tzu.Er

war

es,dersein

erFrau

versprochen

hat,

sieauf

Hän

denzu

tragen.Sie

lächelt

ihn

anun

dkurz

bil-den

sichT

ränen

inih

renA

ugen:

„Das

haterbis

heute

getan.“

IrisReingruber(59)und

FritzKrem

pl(75)haben

sichbeim

Modeln

kennengelernt.Die

Fotoszeigennicht

dieBilderihrer

eigenenH

ochzeit,sondern

wurden

fürdie

Hochzeitsplatt-

formw

ww

.sagja-im

-salzkamm

ergut.ataufgenom

men.

�w

ww

.sagJA-im-

Salzkamm

ergut.at,DayleAClavin

ZAH

LEN

290M

ännerw

arenim

Jahr2014beiihrerHochzeitzw

ischen70

und74

Jahrealt.

90Frauenw

arenim

gleichenJahrebenfallsbeiihrerHochzeitzw

ischen70

und74

Jahrealt.

AU

FE

INE

NB

LIC

K

SPÄTEH

OCH

ZEITDie

ZahljenerMenschen,die

mit

60Jahren

oderspäterheiraten,hatsich

inden

vergangenenJahren

inÖ

sterreichm

ehralsverdoppelt.Gab

esim

Jahr2000noch

260Frauen,die

sichm

it60+trauten,w

arenes

2014schon

690.BeiMännern

stiegdie

Zahlvon

615auf1705.2014

gabes

einenM

ann,dermit95

(oderälter)heiratete.

36LEBEN

00

LEBEN37