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Kapitalmarktausblick des Berenberg Wealth and Asset Management HORIZONTE ANSTECKUNGSGEFAHR Ohne Abebben der politischen Unsicherheiten und einer Stabilisierung der Industrie droht deren Wachs- tumsschwäche auch den privaten Verbrauch zu belas- ten. Eine tiefe Rezession bleibt aber unwahrscheinlich. RELATIVE ATTRAKTIVITÄT Negative Anleiherenditen, vorsichtige Anlegerpositio- nierung, die historisch positive Q4-Saisonalität und die lockere Geldpolitik unterstützen Aktien. Anleiherendi- ten dürften ihre Tiefs vorerst gesehen haben. LEISER OPTIMISMUS Wir haben begonnen selektiv riskantere Positionen im Portfolio aufzubauen. Für eine deutliche Erhöhung der Aktienquote sollte sich jedoch zuvor eine Kon- junkturerholung abzeichnen. Q4 2019

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Kapitalmarktausblick des Berenberg Wealth and Asset Management

HORIZONTE

ANSTECKUNGSGEFAHR Ohne Abebben der politischen Unsicherheiten und

einer Stabilisierung der Industrie droht deren Wachs-

tumsschwäche auch den privaten Verbrauch zu belas-

ten. Eine tiefe Rezession bleibt aber unwahrscheinlich.

RELATIVE ATTRAKTIVITÄT Negative Anleiherenditen, vorsichtige Anlegerpositio-

nierung, die historisch positive Q4-Saisonalität und die

lockere Geldpolitik unterstützen Aktien. Anleiherendi-

ten dürften ihre Tiefs vorerst gesehen haben.

LEISER OPTIMISMUS Wir haben begonnen selektiv riskantere Positionen im

Portfolio aufzubauen. Für eine deutliche Erhöhung

der Aktienquote sollte sich jedoch zuvor eine Kon-

junkturerholung abzeichnen.

Q4 2019

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2 HORIZONTE Q4 | 2019

VORWORT

Dr. Bernd Meyer

Chefstratege Wealth and Asset Management

INHALT

Multi-Asset-Strategie

Warten auf Zeichen der Konjunkturstabilisierung

Seite 3

Volkswirtschaft

Handelskrieg und Brexit belasten die Konjunktur

Seite 6

Aktien

Risiken dürften im vierten Quartal abebben

Seite 8

Anleihen

Es wird (noch) nicht einfacher

Seite 10

Rohstoffe

Edelmetalle bieten noch Chancen

Seite 12

Währungen

Notenbanken und Brexit im Blickpunkt

Seite 13

Berenberg Insights

Nachhaltiges Investieren bei Berenberg und

Interview mit Ansgar Nolte

Seite 14

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

im dritten Quartal war lange Zeit mehr als eine volatile Seitwärts-

bewegung bei Aktien nicht drin. Der Handelskrieg eskalierte

weiter, ein ungeordneter Brexit wurde wahrscheinlicher und eine

Stabilisierung der Konjunkturdaten blieb aus. Zwar senkten die

Zentralbanken die Zinsen, jedoch konnten sie die hohen

Markterwartungen nicht übertreffen. Erst ab September ent-

spannte sich die Lage etwas mit aufkeimender Hoffung auf eine

Handelsstreitlösung, dem fast sicheren Aus für einen No-Deal-

Brexit zum 31. Oktober und der Regierungsumbildung in Italien.

Die Märkte präsentieren sich auf den ersten Blick weiterhin als

wenig stimmig. Mit den erwarteten weiteren Zinssenkungen

durch die amerikanische Zentralbank, den niedrigen Renditen

und der invertierten US-Renditestrukturkurve preist der Anlei-

hemarkt nahezu ein Rezessionsszenario. Dagegen zeigen sich die

Aktienmärkte überraschend robust. Wie kommt das? Vorsichtige

Positionierungen, pessimistische Anleger und die (Hoffnung auf)

weitere Unterstützung durch die Zentralbanken spielen eine

Rolle. Entscheidender scheint aber die relative Attraktivität von

Aktien. Der Anteil negativ rentierender Anleihen hat stark zuge-

nommen. Er beträgt mehr als 25 % und bei Euro-Anleihen gar

36%. Mittelfristig gibt es kaum eine Alternative zu Aktien. Das

unterstützte insbesondere stabile Dividendentitel und Wachs-

tumsaktien. Diese sind über den Sommer weiter gestiegen. Viele

zyklische Aktien fielen hingegen unter die Nivaus vom Jahresan-

fang und preisten wie der Anleihemarkt eine deutliche Wachs-

tumsverlangsamung ein. Die Bewertungdifferenz zwischen

Wachstums- und Value-Titeln erreichte neue Höchststände.

Wie geht es weiter? Die Entspannung der Lage löste im Septem-

ber eine erste Welle eines Favoritenwechsels aus. Dieser gibt

einen Vorgeschmack darauf, was passieren dürfte, sollte sich eine

Wachstumsbelebung abzeichnen. Anleiherenditen würden steigen

und Gold fallen. Im Aktienmarkt käme es zu einer Umschichtung

zugunsten zyklischer Titel, z. B. aus der Industrie oder Chemie,

bei begrenztem Erholungspotenzial für den Gesamtmarkt.

Doch das Risiko bleibt. Ohne Abebben der politischen Unsi-

cherheit und Stabilisierung der Industrie droht die Schwäche auf

den privaten Verbrauch überzuschwappen. Die Gewinnaussich-

ten würden weiter fallen und die Aktienmärkte deutlicher korri-

gieren. Fundamental gibt es allerdings kaum Gründe für eine tiefe

Rezession – mittelfristig dürfte damit insbesondere in Europa das

Umfeld moderaten Wachstums und niedriger Zinsen anhalten.

Diese Aussicht für 2020 begünstigt das erste Szenario moderat

steigender Aktienkurse bis Ende des Jahres. Dafür spricht auch

die ab November meist bessere Saisonalität für Aktien und die im

nächsten Jahr anstehende Präsidentschaftswahl in den USA.

Wir haben im letzten Monat wieder selektiv riskantere Positionen

im Portfolio aufgebaut. Für eine ausgeprägt offensive Positionie-

rung scheint es aber noch zu früh. Vorerst dürften das Brexit-

Drama und der Handelskrieg die Marktentwicklung weiter maß-

geblich prägen. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.

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MULTI-ASSET-STRATEGIE

Q4 | 2019 HORIZONTE 3

WARTEN AUF ZEICHEN DER KONJUNKTURSTABILISIERUNG

AUF DEN PUNKT

• Die Schwäche der Industrie droht den privaten Verbrauch

zu belasten. Zudem drücken das Brexit-Drama und der

Handelsstreit weiter auf Wachstum und die Märkte.

• Eine tiefe Rezession bleibt unwahrscheinlich. Moderates

Wachstum und niedrige Zinsen dürften mittelfristig anhalten.

• Fallende sowie zunehmend negative Anleiherenditen haben

die relative Attraktivität von Aktien deutlich erhöht, auch

wenn die Gewinnerwartungen zu hoch sind.

• Vorsichtige Positionierung, die typische positive Q4-Saiso-

nalität sowie die lockere Geldpolitik unterstützen Aktien.

Anleiherenditen dürften ihre Tiefs vorerst gesehen haben

• Wir haben bereits amerikanische Staatsanleihen und die

Kasse zugunsten von Aktien reduziert, bleiben dort aber

moderat untergewichtet. Für einen deutlichen Aufbau von

Risikopositionen sollte sich zuvor eine Konjunkturstabilisie-

rung abzeichnen.

Portfoliopositionierung auf einen Blick

In Erwartung einer anhaltenden Sommerschwäche hatten wir

bereits im Frühsommer die Aktienquote deutlich zugunsten von

Gold, amerikanischen Staatsanleihen und Kasse reduziert. Inner-

halb von Aktien hatten wir insbesondere unsere Position in den

Schwellenländern abgebaut. Unsere Portfolios haben von dieser

Aufstellung in den letzten Monaten profitiert. Zwar haben wir im

letzten Monat den ersten Schritt eines selektiven Aufbaus von

Risikopositionen vollzogen, sind bei Aktien aber noch unterge-

wichtet. Die Kasseposition erlaubt es uns, diese Untergewichtung

zu schließen, sollte es klarere Anzeichen einer Konjunkturstabili-

sierung geben oder sich eine Lösung der aktuellen politischen

Risiken abzeichnen. Zur Portfolioabsicherung halten wir vorerst

am Goldübergewicht fest. Die Position in US-Staatsanleihen

haben wir bereits reduziert – eine Konjunkturstabilisierung würde

zu steigenden Anleiherenditen und einem schwächeren US-

Dollar führen. Dann dürften auch Schwellenländeraktien wieder

attraktiv werden. Vorerst sind wir lediglich in Frontiermärkten

investiert.

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MULTI-ASSET-STRATEGIE

4 HORIZONTE Q4 | 2019

Drittes Quartal im Rückblick – Gold glänzt nebst dem US-Dollar

Gesamtrendite Seit Jahresanfang und in Q3 2019 (in %, in EUR) 12-Monats-Zeiträume der letzten 5 Jahre (in %, in EUR) CAGR* Std.-Abw.*

YTD (31.12.18–18.09.19) 18.09.18 18.09.17 18.09.16 18.09.15 18.09.14 18.09.14 18.09.14

QTD (30.06.18–18.09.19) 18.09.19 18.09.18 18.09.17 18.09.16 18.09.15 18.09.19 18.09.19

Brent -10,6 55,0 1,8 -18,4 -51,9 -11,2 35,3

S&P 500 11,3 21,0 11,8 13,7 13,0 14,1 16,1

Gold 31,9 -6,1 -6,9 16,5 6,3 7,4 12,3

Stoxx Europa 50 9,9 -0,1 14,5 -3,8 0,5 4,0 15,4

DAX 1,9 -3,2 22,2 3,6 1,2 4,8 17,6

EM-Staatsanleihen 18,6 -2,6 -0,6 14,2 14,0 8,4 8,9

MSCI EM 8,3 -4,0 20,3 11,3 -8,5 4,9 15,8

US-Staatsanleihen 12,9 0,8 -6,6 4,4 17,4 5,4 8,0

Euro-Unternehmensanleihen 6,0 0,0 0,7 6,3 0,6 2,7 2,0

Euro-Staatsanleihen 5,2 -0,2 -0,6 3,5 2,3 2,0 1,9

USD/EUR 5,8 2,5 -6,7 1,3 14,3 3,2 8,4

Eonia -0,4 -0,4 -0,4 -0,3 -0,1 -0,3 0,0

Zeitraum: 18.09.2014–18.09.2019 Quelle: Bloomberg * CAGR = annualisierte Rendite (in %, in EUR); Std.-Abw. = annualisierte Standardabweichung (in %, in EUR).

6,55,82,81,21,20,2-0,1-0,4-1,3-8,4-9,5-16,6

3,82,3-10,2 6,81,21,0-25,9 -0,1-0,7-7,9 -5,3-12,0

Rückblick drittes Quartal – weitestgehend Sommerschwäche

Wie von uns erwartet fehlten dem Markt über den Sommer lange

Zeit positive Impulse. Das änderte sich erst im September mit

erneut aufkeimender Hoffnung auf eine zumindest vorüberge-

hende Einigung im Handelskrieg und der verringerten Wahr-

scheinlichkeit eines ungeordneten Brexits. Angesichts von

Wachstums- und Rezessionsängsten weiteten Marktteilnehmer

bis dahin ihre Erwartungen weiterer Fed-Zinssenkungen deutlich

aus. Anleiherenditen fielen stark. Die Renditen 10-jähriger Bun-

desanleihen erreichten Rekordtiefs von –0,73 %, 30-jährige Bunds

rentieren erstmals negativ. Die Renditen von US-Staatsanleihen

fielen von ihren höheren Niveaus noch stärker. Staatsanleihen

warteten damit bis Ende August mit einer deutlich positiven

Wertentwicklung auf. Lediglich Gold entwickelte sich noch bes-

ser, da mit dem stark steigenden Anteil negativ rentierender An-

leihen den Anlegern zunehmend die Anlagealternativen ausgin-

gen. Der japanische Yen und der Schweizer Franken werteten

auf, auch der US-Dollar konnte deutlich dazugewinnen. Der

Euro und Währungen der Schwellenländer werteten ab. Aktien

und Öl gaben bis Ende August einen Teil ihrer Gewinne seit

Jahresbeginn ab. Insbesondere zyklischere Segmente wie

Deutschland, die Schwellenländer oder Small Caps entwickelten

sich unterdurchschnittlich. Innerhalb des Aktienmarktes waren

Wachstumsaktien und stabile Dividendentitel durch die stark

fallenden Anleiherenditen unterstützt. Im September kam es

dann grundsätzlich zu deutlichen Gegenbewegungen.

Stabilisierung der Industrie oder Abschwächung des Verbrauchers?

Im dritten Quartal enttäuschten die Konjunkturdaten weiterhin.

Die Schwäche der Konjunktur liegt global bisher im Wesentli-

chen an der Industrie, die unter der Wachstumsschwäche in

China und dem lähmenden Handelskrieg leidet. Jedoch befindet

sich die industrielle Produktion nicht im freien Fall. Mit Werten

zwischen 49 und 50 seit Mai indiziert der globale Einkaufsmana-

gerindex der Industrie eine nur leicht rückläufige Aktivität. Der

Konsument zeigt sich bisher robust, unterstützt durch die geringe

Arbeitslosigkeit, steigende Löhne, eine aufgrund der sinkenden

Zinsen solide Immobilienpreisentwicklung und auch durch die

Kapitalmarktgewinne seit Jahresbeginn.

Die entscheidende Frage für die weitere Entwicklung ist: Was

kommt zuerst – eine Stabilisierung der Industrie oder eine Ab-

schwächung des privaten Verbrauchs? Die Stabilisierung in China

verläuft bisher im Vergleich zu früheren Zyklen sehr langsam.

Für eine Stabilisierung der industriellen Produktion in Europa

und den USA benötigt es deshalb wohl eine Einigung im Han-

delsstreit, die Verabschiedung fiskalischer Stimulierungsmaß-

nahmen und/oder das Vermeiden eines No-Deal-Brexits. Dies

alles ist nicht unmöglich, aber noch nicht absehbar. Je länger aber

diese Unsicherheit anhält, desto wahrscheinlicher werden eine

Abschwächung des privaten Verbrauchs und damit ein weiteres

Abrutschen der Wirtschaft.

Sich eintrübende Gewinnaussichten belasten Wirtschaft

Ohne eine Stabilisierung der industriellen Produktion dürften

sich die Gewinnaussichten der Unternehmen weiter eintrüben.

Bereits dieses Jahr werden die Gewinne amerikanischer Unter-

nehmen nicht steigen, trotz 4-5% Umsatzwachstum – der Mar-

27,5

26,0

21,1

19,1

17,3

16,1

11,7

8,4

6,6

4,4

3,9

-0,3

1,9

5,4

9,3

1,0

-0,1

4,1

0,2

3,4

1,1

1,4

3,1

-0,1

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Q4 | 2019 HORIZONTE 5

Zyklische Aktien mit besonders schwacher relativer Entwicklung

Defensive und Wachstumsaktien unterstützen den Aktienmarkt angesichts niedriger Zinsen; zyklischere Aktien fielen mit den Inflationserwartungen

Zeitraum: 01.01.2012–18.09.2019

Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Rückläufige Profitabilität belastet Investitionsausgaben

In den letzten 12 Monaten sind die Gewinne in den USA gegenüber dem Vorjahr kaum noch gestiegen, weshalb Unternehmen ihre Investitionen zurückfahren

Zeitraum: 01.01.1991–18.09.2019

Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Aktien im Vergleich mit Anleihen historisch extrem günstig

Der Verfall der Anleiherenditen macht Aktien vergleichsweise attraktiv, selbst wenn Dividenden in der Zukunft gekürzt würden

Zeitraum: 01.01.1999–18.09.2019

Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

0,65

0,80

0,95

1,10

1,1

1,6

2,1

2,6

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

Globale Breakeven-Inflation (in %)

Zyklische vs defensive und Wachstumsaktien global (RS)

-40%

-30%

-20%

-10%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013 2016 2019

S&P 500 Gewinne ggü. Vorjahr

S&P 500 Investitionsausgaben ggü. Vorjahr (verzögert um ein Jahr)

-6%

-4%

-2%

0%

2%

4%

6%

1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019

Euro Stoxx 50 Dividendenrendite - Rendite 10-jährige Bundesanleihe

Euro Stoxx 50 Dividendenrendite - Rendite EUR Unternehmensanleihen IG

Median = 1,13%

Median = 0,26%

4,12%

3,61%

gendruck nimmt zu. Und die Gewinnerwartungen für das kom-

mende Jahr erscheinen global zu optimistisch. Sie dürften in den

kommenden Monaten reduziert werden. Insbesondere bei anhal-

tender Unsicherheit des Handelsstreits dürften sich Unternehmen

deshalb bei Investitionen weiter zurückhalten und angesichts

steigender Löhne über den Abbau von Arbeitskräften nachden-

ken. Bei kleinen Unternehmen in den USA ist dies schon zu

beobachten. Eine solche Entwicklung gefährdet den noch robus-

ten privaten Verbrauch. Der Index für das Konsumentenvertrau-

en der Universität Michigan ist im August bereits auf das nied-

rigste Niveau seit Herbst 2016 gefallen.

Ein weiteres Problem der sinkenden Profitabilität in den USA ist,

dass die Unterstützung des amerikanischen Aktienmarktes durch

Aktienrückkäufe nachlassen dürfte. Seit Jahresbeginn ist dort das

Volumen der Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen kom-

biniert höher als die erwirtschafteten Gewinne. Das ist nicht

nachhaltig und war zuletzt Anfang 2008 der Fall.

Relative Bewertung und Anlegerstimmung stützt Aktien

Die relative Attraktivität von Aktien gegenüber Anleihen hat

durch den Verfall der Anleiherenditen erheblich zugenommen.

So steht die Differenz von Dividenden- und Anleiherenditen in

Europa und den USA auf oder nahe den Extremwerten aus der

Vergangenheit. Für die mittlere bis längere Frist gibt es damit

keine wirkliche Alternative zu Aktien. Für eine offensive Portfo-

liopositionierung in den kommenden Monaten bedarf es aus

unserer Sicht aber klarerer Zeichen einer Stabilisierung der kon-

junkturellen Frühindikatoren und eines weiterhin stabilen priva-

ten Verbrauchs.

Solche Zeichen sind im Laufe des vierten Quartals durchaus

vorstellbar, zumal es wenig Gründe für eine tiefe Rezession gibt

(keine realwirtschaflichen Exzesse; keine Inflation, die die Zent-

ralbanken bekämpfen müssen; niedrige Zinsen; keine übermäßige

Verschuldung privater Haushalte). Dann dürfte sich zumindest

vorübergehend der Favoritenwechsel an den Märkten fortsetzen,

der sich bereits im September abzeichnete. Anleiherenditen wür-

den steigen, Aktien deshalb aber wohl nur moderat zulegen.

Günstig bewertete, zyklische Aktien hätten die Nase vorn. Aktien

aus Europa und den Schwellenländern würden profitieren. Gold

würde belastet, dürfte durch einen schwächeren US-Dollar aber

Unterstützung finden. Dazu passen würde auch die ab November

meist bessere Saisonalität für Aktien und die im nächsten Jahr

anstehende Präsidentschaftswahl in den USA. Dr. Bernd Meyer, Chefstratege Wealth and Asset Management

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6 HORIZONTE Q4 | 2019

Volkswirtschaft Aktien Anleihen Rohstoffe Währungen Insights

HANDELSKRIEG UND BREXIT BELASTEN DIE KONJUNKTUR

AUF DEN PUNKT

• Konjunktur: Der Welthandel und die Weltindustrie schwä-

cheln weiter. In Europa belasten zudem die Brexit-Wirren.

• Neuer Schwung in 2020, sofern die Handels- und Brexit-

Risiken abnehmen.

• Zentralbanken stützen Konjunktur und Märkte.

Weltweite Verunsicherung

Index basiert auf der relativen Häufigkeit, mit der die drei Begriffe Wirtschaft, Politik und Unsicherheit gemeinsam in Zeitungsartikeln verwendet werden

Die Schwäche greift um sich: Industrie vs. Dienstleistungen

Einkaufsmanagerindizes für Industrieländer

Zeitraum: 01.01.1997–30.08.2019 Quelle: PolicyUncertainty.com

Zeitraum: 01.01.2015–30.08.2019 Quelle: Markit

0

50

100

150

200

250

300

350

1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019

Weltweite wirtschaftliche Unsicherheit

48

50

52

54

56

58

2015 2016 2017 2018 2019

Dienstleister Industrie

Der industrielle Abschwung geht vorerst weiter

Eine Serie von politischen Krisen und externen Schocks hat die

Konjunktur in Europa, Ostasien und vielen Schwellenländern aus

dem Tritt gebracht. Vor allem der Handelskrieg zwischen den

USA und China lastet auf der Stimmung der Unternehmen. An-

fang Mai und noch einmal Ende Juli haben sich die Hoffnungen

auf ein baldiges US-chinesisches Handelsabkommen vorerst

zerschlagen. Zum 1. September haben beide Seiten neue Strafzöl-

le gegeneinander verhängt. Nachdem sich die Stimmung der

Unternehmen im Frühjahr stabilisiert hatte, hat sich der Ab-

wärtsdruck im Welthandel und in der Weltindustrie daraufhin

erneut verschärft.

Der Ausblick hängt vor allem davon ab, ob die Handelsspannun-

gen abflauen oder weiter eskalieren. Nachdem wir bis Anfang

August darauf gesetzt hatten, dass die USA und China innerhalb

von sechs Monaten ihren Streit eingrenzen könnten, haben wir

diese Annahme mittlerweile geändert. Unsere Prognosen beruhen

jetzt auf der Annahme, dass der Konflikt bis ins Jahr 2020 hinein

weitergeht, aber sich nicht dramatisch verschärft. Angesichts der

derzeit hohen Unsicherheit dürften sich Unternehmen vorerst

mit Entscheidungen zurückhalten, ob und wo sie investieren und

wie sie ihre grenzüberschreitenden Lieferketten neu ausrichten

möchten. Im zweiten Halbjahr 2019 dürften Welthandel und die

Industrieproduktion in der entwickelten Welt gegenüber Vorjahr

leicht rückläufig sein.

Dies trifft besonders die Länder, die sich auf die Produktion und

Ausfuhr von zyklischen Gütern wie Maschinen, Grundstoffen

und Automobilen spezialisiert haben. Deutschland und Italien

stehen am Rande einer Rezession. Brexit-bedingt gilt dies auch

für Großbritannien. Kurzfristig müssen wir uns auf weitere

schlechte Nachrichten einstellen.

Talsohle kann Anfang 2020 erreicht werden

Sofern der Handelskrieg in den kommenden Monaten nicht

dramatisch eskaliert, dürfte im Laufe der Zeit ein Gewöhnungsef-

fekt einsetzen. Angesichts einer weltweit weiterhin lebhaften

Nachfrage der privaten Verbraucher nach Konsumgütern können

Unternehmen ihre Investitionsentscheidungen nicht immer wei-

ter aufschieben. Wir erwarten deshalb, dass Welthandel und

Weltindustrie Anfang 2020 die Talsohle erreichen. Danach kann

ein verhaltener Wiederaufschwung beginnen.

Bisher hat der industrielle Abschwung in den USA und Europa

die privaten Verbraucher kaum betroffen. Allerdings mehren sich

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Q4 | 2019 HORIZONTE 7

Wachstums- und Inflationsprognosen

BIP-Wachstum (in %) Inflation (in %)

2019 2020 2021 2019 2020 2021

** ** ** ** ** **

USA 2,3 2,3 2,0 1,7 2,1 1,8 1,8 1,8 2,1 2,0 2,3 2,1

Eurozone 1,1 1,1 0,9 1,1 1,5 1,3 1,2 1,3 1,3 1,3 1,6 1,5

Deutschland 0,6 0,6 0,7 0,9 1,5 1,2 1,4 1,4 1,3 1,4 1,7 1,6

Frankreich 1,3 1,3 1,3 1,2 1,7 1,5 1,3 1,3 1,5 1,4 1,8 1,5

Italien 0,1 0,1 0,6 0,4 1,0 0,6 0,7 0,8 1,1 1,0 1,4 1,2

Spanien 2,2 2,2 1,9 1,8 1,9 1,6 0,9 0,9 1,2 1,3 1,5 1,5

Großbritannien 1,1 1,2 1,4 1,2 1,7 1,6 2,0 1,9 2,1 2,0 2,2 2,0

Japan 0,8 0,9 0,8 0,3 0,9 0,8 0,6 0,7 1,2 1,0 1,5 0,9

China 6,2 6,2 5,9 6,0 5,6 5,8 2,4 2,4 2,1 2,3 2,2 2,2

Welt* 2,4 3,2 2,4 3,1 2,5 3,1 - 3,0 - 3,0 - 3,0

* Berenberg-Daten zu tatsächlichen Wechselkursen, nicht nach Kaufkraftparitäten (KKP). KKP messen den schnell wachsenden Schwellenländern mehr Gewicht bei. ** Durchschnitt, Bloomberg-Konsens per 18.09.2019.

die Zeichen, dass sich der Anstieg der Beschäftigung verlangsamt.

Im Herbst und Winter dürfte der private Verbrauch in den USA

und Europa etwas an Dynamik verlieren.

Die politische Logik spricht dafür, dass die USA und China ihren

Handelsstreit noch deutlich vor den US-Wahlen im November

2020 entschärfen. Auch wenn der robuste Dienstleistungssektor

in den USA und eine Reihe von Konjunkturprogrammen in

China die Schäden etwas überdecken, leidet doch die Industrie in

beiden Ländern spürbar unter den Spannungen. Gerade für US-

Präsident Donald Trump dürfte 2020 der Wunsch zunehmen, die

Chancen seiner Wiederwahl durch eine gute Konjunktur zu stär-

ken, statt mit einer weiteren Eskalation den US-Aufschwung

weiter zu gefährden. Mit einem US-chinesischen Handelsab-

kommen im Frühjahr 2020 könnten dann Welthandel und Welt-

industrie sowie die Konjunktur auch in Deutschland und der

Eurozone zu normalen Wachstumsraten zurückkehren.

„Können USA und China sich einigen? Das

bestimmt den Ausblick für die Konjunktur.“

Sollte sich dagegen der Handelsstreit auch 2020 immer weiter

verschärfen, könnte die Eurozone im kommenden Jahr in eine

Rezession rutschen. Auch in den USA würde die Wachstumsrate

dann deutlich unter den Trend von etwa 2 % sinken. Andererseits

könnte ein frühes US-amerikanisch-chinesisches Abkommen das

aktuelle Bröckeln der Weltkonjunktur frühzeitig beenden und

noch vor Weihnachten die Wende zum Besseren bringen.

Politische Fortschritte und Risiken in Europa

Nachdem sich in Italien eine neue und sehr pro-europäische

Regierung gebildet hat, hat die Gefahr einer harten und für Fi-

nanzmärkte belastenden Konfrontation mit der EU abgenom-

men. In Frankreich setzt Präsident Emmanuel Macron seine

wachstumsfördernde Reformpolitik fort, Griechenland entwickelt

sich unter seiner neuen Regierung zu einem attraktiven Standort

für Investitionen. Allerdings ist der Ausgang des Brexit-Debakels

weiterhin völlig unklar. Sollte Großbritannien die EU ohne An-

schlussabkommen verlassen, würde dies die Konjunktur in der

Eurozone für ein halbes Jahr moderat belasten. Großbritannien

würde wohl in eine leichte Rezession abgleiten und anschließend

dauerhaft unter einem geringeren Wachstumstrend leiden.

Notenbanken als Puffer

In den USA und Europa nehmen der Lohn- und Inflationsdruck

nur langsam zu. Die aktuelle Konjunkturschwäche dämpft diese

Risiken weiter. Die Notenbanken können deshalb ihre Politik

dem Ausblick für die Konjunktur anpassen. Nachdem die Fed im

dritten Quartal bereits zweimal ihren Leitzins gesenkt hat, dürfte

sie bis Jahresende noch eine Zinssenkung vornehmen. Die EZB

hat am 12. September ihre Politik ebenfalls erheblich gelockert.

Der Schwenk der Notenbanken grenzt die Abwärtsrisiken für die

Konjunktur ein. Auch wenn sie die Nachfrage kaum stimulieren,

so verhindern sie doch finanzielle Turbulenzen, die wiederum

schädlich für die Konjunktur sein könnten. Dr. Holger Schmieding, Chefvolkswirt

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8 HORIZONTE Q4 | 2019

Volkswirtschaft Aktien Anleihen Rohstoffe Währungen Insights

RISIKEN DÜRFTEN IM VIERTEN QUARTAL ABEBBEN

AUF DEN PUNKT

• Negative Gewinnrevisionen haben sich insbesondere für

Schwellenländer fortgesetzt. Für 2020 düften weitere Redu-

zierungen der Gewinnschätzungen für alle Regionen folgen.

• Aktien sind fair zur eigenen Historie bepreist. Zwischen

den Investmentstilen gibt es jedoch große Unterschiede.

Gegenüber Anleihen sind Aktien äußerst attraktiv bewertet.

• Wir mögen Frontier-Markets-Aktien und planen insbeson-

dere die Quote für europäische Aktien hochzufahren, soll-

ten sich die Aussichten für die Weltkonjunktur verbessern.

Zyklische Aktien entwickelten sich aufgrund des Handelskonflikts und der Eintrübung der Weltkonjunktur unterdurchschnttlich

Gesamtrendite Seit Jahresanfang (YTD) und in Q3 (in %, EUR) 12-Monats-Zeiträume der letzten 5 Jahre (in %, EUR) KBV* Div.* KGV*

YTD (31.12.18–18.09.19) 18.09.18 18.09.17 18.09.16 18.09.15 18.09.14

18.09.19 18.09.19 18.09.19

QTD (30.06.19–18.09.19) 18.09.19 18.09.18 18.09.17 18.09.16 18.09.15

S&P 500

11,3 21,0 11,8 13,7 13,0 3,3 1,9 18,3

MSCI EM Osteuropa 25,8 5,0 22,3 6,4 -14,9 1,0 6,0 7,0

Russell 2000 -2,0 23,1 11,6 8,9 15,6 1,9 1,7 28,1

Euro Stoxx 50 8,0 -2,3 23,3 -4,3 -1,0 1,6 3,6 14,6

Stoxx Europa 50 9,9 -0,1 14,5 -3,8 0,5 1,9 4,0 14,6

Stoxx Europa Small 200 1,4 6,3 19,4 -0,2 12,8 1,8 2,9 16,9

DAX 1,9 -3,2 22,2 3,6 1,2 1,5 3,2 14,5

Stoxx Europa Zyklisch -0,3 0,2 26,4 -4,5 0,0

Stoxx Europa Defensiv 9,5 5,0 7,3 -2,3 3,1

Topix 2,3 10,8 10,2 9,2 16,5 1,1 2,5 13,2

MSCI Großbritannien 5,1 3,7 8,6 -2,3 -0,6 1,7 4,9 13,0

MSCI EM Asien 5,6 -2,2 21,4 12,1 -0,7 1,5 2,6 14,0

Zeitraum: 18.09.2014–18.09.2019

Quelle: Bloomberg * KBV = Kurs-Buchwert-Verhältnis; Div. = Dividendenrendite (%); KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis. Werte basieren auf Schätzungen für die nächsten 12 Monate.

Erhöhte Volatilität im dritten Quartal

Die Aktienmärkte durchliefen eine Achterbahnfahrt in Q3. Wäh-

rend der Juli noch für die meisten Aktienmärkte positiv verlief,

zeigte sich der August von seiner negativen Seite. Neben schwa-

chen Konjunkturdaten war dafür eine erneute Eskalation im

Handelsstreit zwischen den USA und China sowie eine gestie-

gende Wahrscheinlichkeit eines harten Brexits verantwortlich.

Allerdings fielen die Kurse auch nicht ins Bodenlose, da viele

Investoren schon pessimistisch positioniert waren. Zudem unter-

stützten die Zentralbanken die Märkte mit ihren angedeuteten

Lockerungsmaßnahmen, die im September dann auch umgesetzt

wurden und zu einer kräftigen Erholung führten. Fast alle Ak-

tienregionen stiegen in Q3, nur zyklische europäische und deut-

sche Aktien notierten nahezu unverändert.

Negative Gewinnrevisionen für 2020 wahrscheinlich

Die Konjunktureintrübung spiegelt sich auch in den jüngsten

Gewinnrevisionen der Analysten wider. Insbesondere die Ge-

winnschätzungen für die Schwellenländer wurden reduziert. Die

globale Wachstumsverlangsamung sowie gestiegene Zölle belas-

ten. Während die Gewinnprognosen für 2019 deutlich gesunken

sind, erwartet der Konsensus für 2020 für viele Regionen ein

Gewinnwachstum im zweistelligen Bereich. Beispielsweise wird

mit einem 2020er-Gewinnwachstum von 14 % für Deutschland

gerechnet. Dies halten wir angesichts der anhaltenden Konjunk-

turschwäche und der erhöhten politischen Unsicherheit für zu

optimistisch. Weitere Abwärtsrevisionen dürften im vierten

Quartal folgen, wenn die Analysten vermehrt ihren Blick auf das

nächste Kalenderjahr werfen.

Aktien gegenüber Anleihen günstig bewertet

Der Aktienmarkt ist momentan fair zur eigenen Historie bewertet

– US-Aktien sind leicht teurer, während europäische Aktien his-

torisch fair bewertet sind. Allerdings gibt es innerhalb der Aktien-

segmente große Unterschiede. Während defensive und wachs-

tumsorientierte Aktien ambitioniert bewertet sind, handeln zykli-

sche und Value-Aktien mit einem Abschlag. In Zeiten begrenzten

Wachstums und niedriger Zinsen ist dies nicht verwunderlich, da

Investoren bereit sind eine Prämie für robustes bzw. hohes Ge-

winnwachstum zu zahlen. Aufgrund der hohen relativen Bewer-

tung zwischen Growth und Value gibt es jedoch Risiken eines

Favoritenwechsels – wie bereits im September gesehen –, sollte

es zu einem starken Abverkauf an den Aktienmärkten oder alter-

26,0

25,4

21,6

20,4

19,1

18,7

17,3

16,2

15,2

15,1

13,9

11,5

5,4

1,9

3,1

1,8

1,0

1,8

-0,1

0,0

2,6

6,1

0,5

0,8

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Q4 | 2019 HORIZONTE 9

WAS DIE UNTERNEHMEN BEWEGT

Der Handelsstreit erreicht die Realwirtschaft

Die Unsicherheit bezüglich des Handelsstreits zwischen

den USA und China macht sich nun auch bei den von uns

analysierten Unternehmen bemerkbar. Nachdem die Ver-

handlungen bezüglich einer Beilegung der Zölle Ende Mai

erfolglos endeten, wurden die Investitionen in weiten Tei-

len der chinesischen Wirtschaft stark reduziert. Vor allem

Zulieferer im Elektronik- sowie im Automobilbereich be-

richten von teilweise hohen Umsatzeinbrüchen. Unsere

Gesprächspartner rechnen erst bei einer Einigung im Han-

delsstreit mit einer Verbesserung des Auftragseingangs.

Hofften die Firmen noch zu Jahresbeginn auf eine Kon-

junkturerholung, ist diese mittlerweile verflogen.

Einer der wenigen Lichtblicke im zyklischen Bereich bleibt

der Luxussektor, welcher durch den ungebrochen starken

amerikanischen sowie den chinesischen Konsumenten von

einem Rekordquartal zum nächsten eilt. Interessant ist

zudem, dass trotz konjunktureller Eintrübung viele Unter-

nehmen ungebrochen in ihre Digitalisierung investieren.

Während in manch anderen Bereichen schon massiv Kos-

teneinsparungen durchgeführt werden, werden die IT-

Budgets teilweise sogar noch erhöht. Mit Firmen wie

Amadeus und SAP in unserem Portfolio profitieren wir von

diesem Trend. Matthias Born, CIO Aktien

Prämie für Gewinnwachstum ist zuletzt deutlich gestiegen

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der Gewinnschätzungen für die nächsten zwölf Monate für den MSCI Europa Value und den MSCI Europa Growth

Prognoseübersicht: Aktien dürften weiter steigen

Aktuell

*

Indexprognosen 17.09.2019 30.06.2020 31.12.2020 In 12 Monaten

S&P 500 3.006 3.050 3.150 3.282

DAX 12.373 12.900 13.300 13.932

Euro Stoxx 50 3.521 3.650 3.700 3.876

MSCI UK 2.104 2.300 2.350 2.354

Indexpotenzial (in %)

S&P 500 - 1,5 4,8 9,2

DAX - 4,3 7,5 12,6

Euro Stoxx 50 - 3,7 5,1 10,1

MSCI UK - 9,3 11,7 11,9

Zeitraum: 01.01.2006–18.09.2019 Quelle: Bloomberg, Berenberg * Durchschnitt, Konsens per 18.09.2019. Quelle: Bloomberg, Factset, Berenberg

0

5

10

15

20

25

2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018

KGV-Differenz Growth vs Value MSCI Europa Value KGV

MSCI Europa Growth KGV

nativ zu einer Konjunkturerholung kommen. Beide Szenarien

scheinen aber nicht nachhaltig – wir erwarten für das kommende

Jahr weder eine tiefe Rezession mit einem langfristigen Aktien-

Bärenmarkt noch einen starken Wirtschaftsaufschwung. Wachs-

tum bleibt insbesondere in Europa rar und damit dürften Aktien

von Unternehmen, die dieses nachhaltig und stabil liefern, gefragt

bleiben. Aktien profitieren zudem von der zunehmenden Unat-

traktivität von Anleihen, die vermehrt gering bzw. negativ ver-

zinst sind. Selbst in den USA ist die Dividendenrendite des S&P

500 derzeit höher als die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen.

Frontier Markets (FM) kurzfristig bevorzugt

Angesichts der politischen Unsicherheit und des andauernden

Handelsstreits präferieren wir FM- gegenüber Emerging-Markets-

Aktien, da diese zum Rest der Welt nur gering korreliert sind.

Dies liegt vor allem daran, dass die Unternehmen meistens einen

heimischen Fokus besitzen und sich nur wenige internationale

Anleger darin tummeln. Das Aufwärtspotenzial für europäische

Aktien dürfte kurzfristig wegen der nahenden Brexit-Deadline

begrenzt sein. Je nach Ausgang könnte diese für erhöhte Volatili-

tät bei europäischen Aktien sorgen. Sobald sich jedoch eine Stabi-

lisierung der Weltkonjunktur abzeichnet, können wir uns vorstel-

len unsere europäische Aktienquote auszubauen. Auch EM-

Aktien werden dann attraktiver. Eine mögliche Beruhigung des

Handelskonflikts zwischen den USA und China im Zuge des US-

Präsidentschaftswahlkampfs wäre für das konjunktursensitive

Europa förderlich. Ein Pluspunkt ist auch, dass internationale

Investoren sehr vorsichtig bezüglich Europa positioniert sind. Ulrich Urbahn, Leiter Multi Asset Strategy & Research

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10 HORIZONTE Q4 | 2019

Volkswirtschaft Aktien Anleihen Rohstoffe Währungen Insights

ES WIRD (NOCH) NICHT EINFACHER

AUF DEN PUNKT

• Europäische Staatsanleihen verzeichnen rekordtiefe Rendi-

ten, US-Treasuries sind vergleichsweise attraktiv.

• Unternehmensanleihen rentieren in immer längeren Lauf-

zeitsegmenten negativ, wir positionieren uns vorsichtig.

• Schwellenländeranleihen bieten Opportunitäten, besonders

im Teilsegment der Hartwährungen.

Risiko für Staatsanleihen: Verluste bei steigenden Renditen voraus?

Vergangene und erwartete Wertentwicklung 10-jähriger Staatsanleihen, Ge-samteffekt aus Rendite-/Kursveränderung, Kuponertrag und Roll-down-Effekt

Prognosen: Leitzinsen und Staatsanleiherenditen (in %)

Berenberg- und Konsensprognose im Vergleich, Werte zur Jahresmitte 2020 und zum Jahresende 2020

18.09.2019 30.06.2020 31.12.2020

Aktuell

* *

USA

Leitzins 2,00-2,25 1,50-1,75 1,65 1,50-1,75 1,60

10J US-Rendite 1,77 2,10 1,80 2,10 1,95

Eurozone

Leitzins 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00

10J Bund-Rendite -0,51 -0,10 -0,47 0,30 -0,20

Großbritannien

Leitzins 0,75 1,00 0,70 1,25 0,75

10J Gilts-Rendite 0,64 1,10 0,91 1,50 1,02

Zeitraum: 17.09.2014–17.09.2019

Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen, iBoxx-Staatsanleihe-Indizes (7–10 Jahre, TR)

* Durchschnitt, Konsens per 18.09.2019.

Quelle: Bloomberg

-4%

-2%

0%

2%

4%

6%

8%

10%

Deutsche Bunds US Treasuries UK Gilts

Total Return (TR) 2018 TR seit Jahresanfang

TR bis 30.06.20 "Berenberg" TR bis 30.06.20 "Konsens"

Total Return (5J) 17,5% 19,4% 25,7%

Investoren stehen weiterhin vor schwierigen Entscheidungen

Die Herausforderungen für Anleiheanleger sind nicht geringer

geworden, im Gegenteil. Sowohl Rezessionsbefürchtungen als

auch die Erwartung weiterer Zentralbankunterstützung haben

zwar für erfreuliche Wertzuwächse bei Anleihen gesorgt, aber die

künftige Portfolioaufstellung nicht einfacher gemacht. Dennoch

sehen wir vereinzelt interessante Möglichkeiten.

Staatsanleihen: Renditen im Rausch der Tiefe

Bis Ende August wurden in Europa wieder einmal neue Rekorde

markiert. Die Renditen zehnjähriger Staatspapiere aller größeren

Länder im Euroraum markierten neue Tiefstände – großenteils in

negativem Terrain. Aber auch UK Gilts rentierten so niedrig wie

nie zuvor. In den USA legten die Kurse von Treasuries gleicher

Laufzeit ebenfalls weiter zu, die Rendite sank, für ein Rekordtief

reichte es aber nicht. Allerdings waren US-Staatsanleihen in die-

sem Jahr bisher dank höherer Grundverzinsung und dem ver-

gleichsweise stärksten Renditerückgang das beste Investment

unter den Ländern mit Top-Bonität, wovon wir in unseren An-

leiheportfolios profitiert haben.

Wie lange kann dieser beispiellose Lauf noch anhalten? Wir ha-

ben vor dem Hintergrund der volkswirtschaftlichen und politi-

schen Unsicherheiten unsere Renditeprognosen zwar nach unten

revidiert, rechnen aber in unserem Hauptszenario auf den ge-

genwärtig erreichten Niveaus mit fallenden Kursen. Dazu beitra-

gen sollte, dass zusätzliche expansive Maßnahmen seitens der

Geldpolitik weitgehend eingepreist zu sein scheinen und einzelne

Notenbanken die Erwartungen der Märkte in dieser Hinsicht

durchaus enttäuschen könnten. Werden darüber hinaus konstruk-

tive Lösungsansätze in der Brexit-Frage und auf handelspoliti-

scher Ebene gefunden, ist ein recht zügiger Umschwung am

Staatsanleihemarkt möglich und wahrscheinlich. Relativ interes-

sant bleiben US-amerikanische Treasuries, die gegenüber europä-

ischen Papieren einen attraktiven Renditeaufschlag bieten und

zudem günstige Eigenschaften zur Diversifikation des Portfolios

aufweisen.

Unternehmensanleihen: Rien ne va plus – alles auf die EZB

Bisher verlief das dritte Quartal sehr erfolgreich. Euro-

Unternehmensanleihen im Bereich Investmentgrade entwickelten

sich mit +1,04 % schwächer als Hochzinspapiere (+1,79 %).

Während die Risikoaufschläge im Investmentgrade-Segment

seitwärts tendierten, sind sie bei Hochzinsanleihen leicht gesun-

ken. Nach einer Outperformance bis Ende August haben sich

Investmentgrade-Papiere anschließend schlechter als ihre Hoch-

zins-Pendatns entwickelt. Ursächlich hierfür waren sowohl die

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Q4 | 2019 HORIZONTE 11

Europäische Unternehmensanleiherenditen: immer länger negativ

BBB- und A-Papiere rentierten im Januar noch bei lediglich bis zu sechs Monaten bzw. zwei Jahren Laufzeit negativ, aktuell bei bis zu fünf bzw. acht Jahren

Schwellenländeranleihen: starke Zuflüsse gegenüber dem Vorjahr

Bis Ende August des laufenden Jahres betrugen die Zuflüsse in Schwellenländer-anleihen bereits mehr als das Doppelte des gesamten Vorjahres

Vergleichszeitraum: 01.01.2019 versus 18.09.2019 Quelle: Bloomberg

Zeitraum: 01.01.2013–31.08.2019 Quelle: J.P. Morgan

-0,50

0,00

0,50

1,00

1,50

2,00

3M 6M 1Y 2Y 3Y 4Y 5Y 6Y 7Y 8Y 9Y 10Y

Eff

ekti

vverz

insu

ng

in

%

BBB-Rating (aktuell) BBB-Rating (Jahresbeginn)

A-Rating (aktuell) A-Rating (Jahresbeginn)

-40

-20

0

20

40

60

80

100

120

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

Mrd

. U

S-D

oll

ar

Hartwährung Lokalwährung

gesunkenen Risikoaufschläge im Hochzins-Segment als auch die

bei steigenden Zinsen längere Duration im Investmentgrade-

Sektor (5,1 versus 4,2 Jahre). Dabei stecken die Investoren in der

Zwickmühle: Während eine Rezession ein Risikofaktor bleibt,

sorgt der Neustart der expansiven EZB-Politik für Hoffnung.

Letzteres erklärt die seit Jahresbeginn stetigen Zuflüsse in In-

vestmentgrade- (+8,3 % des verwalteten Vermögens) und Hoch-

zins-Anleihefonds (+10,0 %). Eine der Folgen: Rentierten im

Januar mit BBB bzw. A geratete Unternehmensanleihen noch

lediglich bei Laufzeiten von bis zu sechs Monaten bzw. knapp

zwei Jahren negativ, haben sich diese Marken mittlerweile auf

drei (BBB) bzw. fünf Jahre (A) verschoben (vgl. Graphik).

Wir positionieren uns vorsichtig und bevorzugen defensive Sek-

toren bei kurzen bzw. mittleren Laufzeiten. Dagegen meiden wir

speziell den Auto-Sektor sowie andere exportlastige Wirtschafts-

zweige. Des Weiteren werden wir nach sehr guter Wertentwick-

lung bei Versicherungen, besonders im Nachrang, vorsichtiger,

da das anhaltende Niedrigzinsumfeld die Umsätze und Ertrags-

kraft belastet und die Solvenzquoten bedroht.

Schwellenländeranleihen: Hartwährungen bevorzugt

Auch in den Schwellenländern war die positive Performance der

letzten Wochen maßgeblich durch fallende Zinsen bei gleichzeitig

weitgehend stabilen Risikoaufschlägen bedingt. Sollten wir uns

tatsächlich am Anfang eines neuen (Leit-)Zinssenkungszyklus

befinden, sehen wir die Assetklasse als sehr gut unterstützt an.

Dafür sprechen sowohl niedrige Refinanzierungskosten als auch

der strukturell gestiegene Bedarf an positiv verzinslichen Anlage-

alternativen. Dies spiegelt sich auch in den bis dato erfolgten

Kapitalzuflüssen, welche sich gegenüber dem gesamten Vorjahr

bereits mehr als verdoppelt haben. Das aktuelle Jahr könnte

diesbezüglich somit das zweitstärkste seit 2013 werden.

Deutet die Zinsentwicklung hingegen auf eine nahende und län-

ger währende globale Wirtschaftsabschwächung hin, sollten sich

vor allem bonitätsschwächere Schwellenländer dem nicht entzie-

hen können. Angesichts dieser Unsicherheit sowie der ver-

gleichsweise teuren Notierungen von Lokalwährungsanleihen

tendieren wir aktuell zu konjunkturell resistenteren und volatili-

tätsärmeren Hartwährungsanleihen.

Fazit: Auch das Niedrigrendite-Umfeld bietet noch Chancen

Die interessantesten Perspektiven auf der Suche nach positiven

Erträgen und Kurschancen sehen wir nach wie vor in Papieren

aus den Schwellenländern, wobei wir in Hartwährung notierende

Anleihen ihren Lokalwährungspendants vorziehen. Für den Fall

anhaltender konjunktureller Schwäche oder einer Eskalation

politischer Auseinandersetzungen (z. B. bei internationalen Han-

delskonflikten) sind außerdem US-Treasuries zur Portfolio-

Diversifikation das Mittel der Wahl. Staatsanleihen aus dem Eu-

roraum dagegen sind aufgrund der rekordniedrigen Renditeni-

veaus weitgehend uninteressant. Unternehmensanleihen bieten

schließlich vereinzelt Opportunitäten, jedoch sollten defensive

Branchen bevorzugt und zu lange Laufzeiten sowie zyklische

bzw. exportintensive Sektoren vermieden werden. Martin Mayer, Senior Portfolio Manager Multi Asset

Christian Bettinger, Leiter Fixed Income

Robert Reichle, Leiter Emerging Markets Selection

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12 HORIZONTE Q4 | 2019

Volkswirtschaft Aktien Anleihen Rohstoffe Währungen Insights

EDELMETALLE BIETEN NOCH CHANCEN

Öl: Investoren halten sich aufgrund von Konjunktursorgen zurück

Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Öl sind vergleichsweise moderat und spiegeln die Konjunktur- und Nachfragesorgen der Investoren wider

Zeitraum: 01.01.2015–18.09.2019

Quelle: Bloomberg

Das Niedrigzinsumfeld treibt den Goldpreis

Das immer größere Volumen an negativ verzinsten Anleihen, die expansive Geldpolitik und die politischen Risiken treiben den Goldpreis

Zeitraum: 01.01.2015–18.09.2019

Quelle: Bloomberg

Abwertung des chinesischen Renminbi belastet Metallpreise

Im Handelskrieg hat die chinesische Zentralbank den Yuan abwerten lassen, was zusammen mit der schwachen Industrienachfrage die Metallpreise belastet

Zeitraum: 01.01.2014–18.09.2019

Quelle: Bloomberg

20

30

40

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0

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1.400

2015 2016 2017 2018 2019

Spekulative Netto-Long-Positionen WTI (LS)Spekulative Netto-Long-Positionen Brent (LS)Brent Rohölpreis in US-Dollar je Barrel (RS)

in Tsd. Kontrakten

900

1.050

1.200

1.350

1.500

0

5

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2015 2016 2017 2018 2019E

UR

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Anleihevolumen mit negativer Rendite im BB Global Aggregate IndexGold in EUR je Unze (RS)

6,0

6,2

6,4

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7,62.000

2.200

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3.200

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3.600

2014 2015 2016 2017 2018 2019

LME-Industriemetallindex (LS)

Wechselkurs US-Dollar/Renminbi (USD/CNY) (invertiert, RS)

Seitwärtsentwicklung beim Ölpreis wahrscheinlich

Bis zu den jüngsten Angriffen auf saudische Produktions- und

Raffinerieanlagen hat der Ölpreis aufgrund von Konjunktur- und

Nachfragesorgen im Zuge des Handelskriegs nachgegeben. Die

steil abfallende Terminkurve von Brent signalisiert kurzfristig ein

zu knappes Ölangebot, insbesondere aufgrund der saudischen

Förderausfälle. Die zuletzt nachlassende Disziplin der OPEC+-

Staaten bei den vereinbarten Produktionskürzungen wirkte sich

nicht nachhaltig aus. Ab Anfang 2020 droht ein Überangebot am

Ölmarkt, wenn die erwartete Ausweitung der Ölförderung der

Nicht-OPEC-Staaten eintritt. Entscheidend für den Ölpreis wird

sein, ob die OPEC ihre Produktionskürzungen nochmals verlän-

gert. Bis Jahresende ist eine Seitwärtsentwicklung beim Ölpreis

wahrscheinlich, während kommendes Jahr Gegenwind droht.

Gold hat auch nach dem Höhenflug noch weiteres Potenzial

Im dritten Quartal durchbrach Gold charttechnische Widerstände

und setzte daraufhin zum Höhenflug an. Gold stieg auf über

1.550 US-Dollar je Unze – ein neues 6-Jahres-Hoch und in Euro

gerechnet ein neues Allzeithoch. Dabei profitierte Gold von der

antizipierten expansiveren Geldpolitik der Zentralbanken, die zu

einem massiven Rückgang der Anleiherenditen und einem wach-

senden Volumen an negativ verzinsten Anleihen führte. Die

politischen Risiken und die fehlenden Anlagealternativen haben

Investoren in Gold getrieben – sichtbar an ETF-Zuflüssen und

einer hohen Netto-Long-Positionierung. Kurzfristig erscheint

Gold überkauft und ein Preisrückgang wäre insbesondere bei

steigenden Anleiherenditen nicht überraschend. Mittelfristig

dürfte Gold weiter von der expansiven Geldpolitik profitieren

und als Portfolioabsicherung gefragt bleiben.

Noch keine Trendwende bei den Industriemetallen in Sicht

Bei den Industriemetallen dominiert das konjunkturelle Bild die

Preisentwicklung, sodass teilweise preisunterstützende Funda-

mentaldaten überlagert werden. Ein global schwächeres Wirt-

schaftswachstum, anhaltend schwache Frühindikatoren der In-

dustrie, der weiter eskalierende Handelsstreit zwischen den USA

und China und die Abschwächung des chinesischen Yuan belas-

ten die Industriemetalle. Ein Ende des Abwärtstrends ist ohne

Beruhigung des Handelskriegs und Belebung der chinesischen

Industrie, die für rund 50 % der weltweiten Metallnachfrage ver-

antwortlich ist, nicht absehbar. Ein fiskalischer Stimulus der

chinesischen Regierung könnte unterstützen, jedoch ist dieser

derzeit nicht absehbar. Einzelne positive Ausreißer wie Nickel

stemmen sich gegen den insgesamt gedämpften Ausblick. Guido Urban, Senior Analyst Multi Asset Strategy & Research

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Q4 | 2019 HORIZONTE 13

NOTENBANKEN UND BREXIT IM BLICKPUNKT

EUR/USD: US-Dollar profitiert von Risikoscheu

Der US-Dollar profitiert von den vielfältigen Risiken und der Euro ist entspre-chend schwach. Der Euro könnte vom abnehmenden US-Zinsvorteil profitieren

Zeitraum: 01.01.2014–18.09.2019

In US-Dollar; handelsgewichteter Euro in Punkten. Quelle: Bloomberg

EUR/GBP: Brexit-Risiko treibt den Wechselkurs

Boris Johnsons Drohkulisse eines harten Brexits bewegte zuletzt den EUR/GBP-Kurs. Der Wechselkurs und der FTSE 100 Index entwickeln sich entgegengesetzt

Zeitraum: 01.01.2014–18.09.2019

Wechselkurs in GBP, Leitzins in %. Quelle: Bloomberg

Wechselkursprognosen

Wenn die Last der politischen Risiken verschwindet, wird der Eurokurs wieder steigen

17.09.2019 30.06.2020 31.12.2020

Wechselkursprognose Aktuell *

*

EUR/USD 1,11 1,13 1,14 1,15 1,16

EUR/GBP 0,89 0,88 0,90 0,86 0,89

EUR/CHF 1,10 1,11 1,11 1,13 1,13

EUR/JPY 120 119 119 121 120

Veränderung zum Euro (in %)

USD - -2,0 -2,9 -3,7 -4,5

GBP - 0,7 -1,6 3,0 -0,5

CHF - -0,9 -0,9 -2,7 -2,7

JPY - 0,6 0,6 -1,1 -0,2

* Durchschnitt, Konsens per 18.09.2019. Quelle: Bloomberg

0,0

1,0

2,0

3,0

4,01,0

1,1

1,2

1,3

1,4

2014 2015 2016 2017 2018 2019

EUR/USD Wechselkurs

Zinsdifferenz 2-jährige US-Treasuries - Bundesanleihen (invers, RS)

5.000

5.500

6.000

6.500

7.000

7.500

8.000

0,65

0,70

0,75

0,80

0,85

0,90

0,95

2014 2015 2016 2017 2018 2019

EUR/GBP Wechselkurs (LS) FTSE 100 Index (invertiert, RS)

Blick nach China

Der Risiko-Cocktail war eigentlich schon gefährlich genug, doch

nun ist auch noch die Sorge vor einem Währungskrieg hinzuge-

kommen. China hat mit einem schwächeren Yuan-Wechselkurs

auf die schärfere Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump

reagiert. Der US-Dollar ist dadurch Anfang August erstmals seit

2008 wieder über die Wechselkursmarke von 7,00 zum Yuan

gestiegen. Dadurch werden die chinesischen Exporte billiger und

die handelspolitischen Ziele der USA werden teilweise konterka-

riert. Die USA haben China daraufhin als Währungsmanipulator

bezeichnet. Dass die USA den Handelskonflikt auf den Devi-

senmarkt ausweiten, ist vorerst zwar unwahrscheinlich, aber nicht

vollkommen ausgeschlossen.

Fed vor weiterer Zinssenkung, Euro dürfte sich stabilisieren

Der Euro hat seine Schwäche zum US-Dollar fortgesetzt. Zwi-

schenzeitlich war die Gemeinschäftswährung sogar unter die

Marke von 1,10 US-Dollar je Euro gefallen, bevor es zu einer

leichten Gegenbewegung kam. Grundsätzlich sollte sich der Euro

aber im Bereich 1,10 bis 1,11 stabilisieren können, da die Fed und

die EZB ihre Geldpolitik parallel zueinander lockern. Nachdem

die Fed den Leitzins im September zum zweiten Mal in diesem

Jahr gesenkt hat, erwarten wir für das vierte Quartal eine weitere

Zinssenkung. Ein Abwärtsrisiko bleiben die immer weiter eskalie-

renden Handelsspannungen zwischen den USA und China. Ein

Teil der gegenwärtigen Euro-Schwäche beziehungsweise Dollar-

Stärke ist damit zu erklären, dass die US-Währung im aktuellen

Risikoumfeld als sicherer Hafen gesucht wird. Wenn der Han-

delskonflikt abkühlt oder sich zumindest nicht weiter verschlech-

tert, kann sich die Stimmung drehen. Sollte der Pessimismus nach

und nach weichen, würden Anleger wieder mehr Risikobereit-

schaft zeigen und den Dollarraum allmählich wieder verlassen.

Gleichwohl: Ein stärkerer Aufwärtstrend ist für den Euro im

vierten Quartal nicht in Sicht.

Alles hängt am Brexit

Das britische Pfund wird derzeit weit überwiegend von der

Nachrichtenlage zum Brexit bewegt. Makroökonomische Daten

spielen allenfalls eine untergeordnete Rolle. Die gestiegene Sorge

vor einem harten Brexit hatte den Euro in der Spitze auf über

0,93 Pfund je Euro steigen lassen. Erst als sich abzeichnete, dass

die Strategie von Premierminister Boris Johnson nicht aufgehen

würde, erholte sich die britische Währung und der Euro fiel unter

die Marke von 0,90 zurück. Sollte es doch zum harten Brexit

kommen, geht es zwischen Euro und Pfund Richtung Parität. Dr. Jörn Quitzau, Senior Economist

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14 HORIZONTE Q4 | 2019

Volkswirtschaft Aktien Anleihen Rohstoffe Währungen Insights

NACHHALTIGES INVESTIEREN BEI BERENBERG

Zunehmendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit

Themen wie der Klimawandel, CO2-Emissionen, mit Plastik

verschmutzte Meere oder die Vernichtung des Regenwaldes

dominieren zunehmend die politischen und gesellschaftlichen

Diskussionen. Auch in der Finanzbranche ist „nachhaltiges In-

vestieren“ in aller Munde, immer mehr Anleger legen darauf

Wert. Für Berenberg ist nachhaltiges Investieren keine neue

Entwicklung. Bereits seit Jahrzehnten managen wir Anlagestrate-

gien und Mandate mit Nachhaltigkeitskriterien für unsere Kun-

den. Mit unserer mehr als 425-jährigen Geschichte stehen wir

grundsätzlich für nachhaltiges Wirtschaften und Handeln.

Unser grundsätzliches „ESG“-Verständnis

Für Nachhaltigkeitsfaktoren wird häufig die englische Abkürzung

„ESG“ verwendet, die für „Environment, Social and Gover-

nance“, also für die Begriffe „Umwelt, Soziales und Unterneh-

mensführung“, steht. Die Nachhaltigkeit eines Geschäftsmodells

und die Integrität des Managements sind entscheidende Faktoren

für eine langfristige Wertschöpfung. Mit der Integration von

ökologischen und sozial-gesellschaftlichen Aspekten in die Anla-

geentscheidung können wir solche Risiken in den Portfolios

vermeiden und die Renditechancen mit Blick auf zukünftige

Herausforderungen steigern.

Entwicklungen und Fortschritte

Berenberg hat Anfang 2018 ein ESG-Büro (ESG Office) gegrün-

det, das den Stellenwert des Themas Nachhaltigkeit bei der Geld-

anlage in unserem Hause unterstreicht. Das ESG Office ist für

Nachhaltigkeitsstrategie, Integration, Innovation und Produktan-

gebote rund um das ESG-Thema verantwortlich. Zudem hat

Berenberg die „UN-PRI“ unterzeichnet – die von den Vereinten

Nationen unterstützten Prinzipien für nachhaltiges Investieren.

Wir setzen unsere ESG-Ansätze in allen Anlageklassen um, ha-

ben ESG-Ausschlusskriterien geschaffen und eigene Abstim-

mungsrichtlinien zur Stimmrechtsvertretung erstellt.

ESG-konforme Investitionsangebote bei Berenberg Wir berücksichtigen ESG-Kriterien in der Vermögensverwaltung

und bei Publikumsfonds. Verschiedene Multi-Asset-Strategien

und der Fonds „Berenberg-1590-Stiftung“ investieren nach unse-

ren hauseigenen ESG-Kritierien. Darüber hinaus bieten wir maß-

geschneiderte Mandate für Kunden mit individuellen Anlagerest-

riktionen oder Nachhaltigkeitsüberzeugungen an. Als Publikums-

fonds einzelner Anlageklassen haben wir den „Berenberg

Sustainable Emerging Market Bonds“-Fonds und den „Beren-

berg Sustainable World Equities“-Fonds im Angebot. Aber auch

unsere nicht explizit ESG-konformen Strategien erfüllen immer

mehr Mindestanforderungen mit dem Ausschluss von ESG-

kontroversen Unternehmen wie z. B. Waffenherstellern.

ESG-Integrationsprozess in unseren Portfolios

Um ESG-bezogene Chancen und Risiken zu analysieren, greifen

wir auf unser hauseigenes Research zurück und beziehen Daten

von Drittanbietern wie MSCI, um das Nachhaltigkeitsprofil eines

Unternehmens besser zu verstehen – sowohl in Bezug auf Aus-

schlusskriterien als auch mit Blick auf allgemeine ESG-Faktoren.

Dabei vereint unser ESG-Ansatz für die Investmentauswahl eine

Vielzahl verschiedener Methoden wie Ausschlusskriterien, wir-

kungsvolles Investieren im Sinne von Impact Investing, Best-in-

Class-Ansätze sowie die Integration von ESG-Kriterien in die

grundsätzliche Bewertung. Wir verfolgen entsprechend einen

Bottom-up-Ansatz. Dabei analysieren wir Unternehmen und

Staaten nach unseren Nachhaltigkeitskriterien, um die langfristige

Ertragslage und eine ESG-Konformität (ESG Compliance) zu

gewährleisten. Wir berücksichtigen ESG-Kriterien sowohl bei

Direktinvestments in Staats- und Unternehmensanleihen sowie

Aktien als auch bei der Auswahl von ETFs und Fonds.

Überwachung der ESG-Konformität bei Einzeltitelinvestments

Wir berücksichtigen ESG-Risiken nicht nur bei der Kaufent-

scheidung, sondern über die gesamte Haltedauer und beziehen sie

als Entscheidungskriterien für den Verkauf von Aktien oder

Anleihen ein. Das heißt, die ESG-Analyse wird regelmäßig im

Zuge der Überprüfung der Portfolios vollzogen. Mittels einer

detaillierten ESG-Datenbank überwachen wir jede unserer Inves-

titionen hinsichtlich diverser Umwelt-, Sozial- und Unterneh-

mensführungsthemen. Eine regelmäßige Kommunikation mit

dem Unternehmensmanagement spielt für uns dabei eine ent-

scheidende Rolle, um ein gutes Verständnis für relevante ESG-

Themen und auftretende Risiken zu haben. Darüber hinaus ach-

ten wir mittels der „MSCI-ESG-Daten“ auf Probleme, die bei

Unternehmen oder Staaten auftreten können – etwa Konflikte,

die ethische Fragen aufwerfen können. In solchen Fällen werden

Unternehmen mit einer orangen oder roten Flagge versehen.

Diese beiden Farben signalisieren ein hohes Maß an Kontrover-

sen und weisen auf höhere Risiken hin. Wenn ein Unternehmen

mit einer roten Flagge markiert ist, schließen wir direkte Invest-

ments in dieses Unternehmen in all unseren Portfolios aus. Dr. Rupini Deepa Rajagopalan, Leiterin ESG Office

Dr. Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset

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Q4 | 2019 HORIZONTE 15

INTERVIEW MIT ANSGAR NOLTE

KURZVITA

Ansgar Nolte ist seit 2011 bei Berenberg tätig und ist seit 2013

Co-Leiter des Portfoliomanagements Multi Asset. In dieser

Funktion trägt er die Verantwortung für die ausgewogenen

und offensiven Vermögensverwaltungsstrategien und Spezial-

mandate. Vor seinem Eintritt bei Berenberg arbeitete er meh-

rere Jahre als Senior-Portfoliomanager bei der Deutschen Bank

und der UBS, sodass er über 18 Jahre Berufserfahrung im

Portfoliomanagement verfügt. Seit 2007 ist er zudem CFA-

Charterholder.

Herr Nolte, wie können Sie im Rahmen der Vermögensverwaltung

Anlegern einen Mehrwert für das Portfolio bieten?

Im Zuge unseres Investmentprozesses konzentrieren wir uns auf

zwei wesentliche Performancequellen. Die erste ist die taktische

Steuerung der Investitionsquoten, abhängig von unserer eher

kurzfristigen Markteinschätzung, sowie die Suche nach langfristig

attraktiven Anlageklassen und Investments. Eine zweite wichtige

Performancequelle ist die Aktienselektion, insbesondere in den

europäischen Aktienmärkten. Hier arbeiten wir eng mit unserem

Aktien-Portfoliomanagement zusammen, einem erfahrenen und

erfolgreichen Team für die Selektion von europäischen Aktien.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit dem Aktien-

Portfoliomanagement konkret aus?

Wir tauschen uns kontinuierlich über die Titel in unseren Portfo-

lios sowie über neue Ideen aus und treffen die Entscheidung, ob

wir einzelne Titel kaufen, erhöhen, halten oder verkaufen. Das ist

auch dank der räumlichen Nähe in Frankfurt so gut möglich.

Termine mit Unternehmen, Telefonkonferenzen oder Analysten-

treffen nehmen wir zum Teil gemeinsam wahr. Größere Titel

kaufen wir dabei für die Vermögensverwaltung direkt. Für Enga-

gements in geringer kapitalisierten und illiquideren Aktien eignen

sich unsere aktiven Fonds, die wir in der Vermögensverwaltung

ohne zusätzliche Managementgebühr erwerben können.

Wo setzen Sie sonst noch Fonds und ETFs in der Vermögensverwal-

tung ein?

ETFs eignen sich gut zur Steuerung der taktischen Positionie-

rung, da sie gut und schnell handelbar sowie kostengünstig sind.

Finden wir dagegen einen speziellen Markt oder ein Segment

strategisch interessant und gibt es aktive Manager mit überzeu-

genden qualitativen und quantitativen Merkmalen, investieren wir

auch in einen aktiven Fonds. Im Anleihebereich hat sich zudem

die Struktur des Marktes stark verändert. Viele Anleihen sind nur

noch mit einer Mindeststückelung von 100.000 Euro erwerbbar,

sodass auch hier die Nutzung von ETFs und Fonds sinnvoll ist.

Was können Anleger von der Berenberg-Expertise und Ihrer In-

vestmentphilosophie erwarten?

Der Anspruch eines jeden aktiven Managers muss es sein, durch

eine klare Positionierung Mehrwert für die Investoren zu schaf-

fen, sprich eine Wertentwicklung zu erzielen, die besser als seine

Benchmark ist. Abweichungen von der Benchmark, die nur als

grobe Orientierung dient, nehmen wir dabei bewusst in Kauf.

Entscheidend ist immer unsere fundierte Kapitalmarktmeinung.

Dieses Vorgehen bedeutet auch, bewusst antizyklisch zu agieren,

wenn wir es für opportun erachten, oder auch einmal eine unpo-

puläre Positionierung durchzuhalten, wenn wir weiter der Mei-

nung sind, dass dies richtig ist. Durch diesen Ansatz sollten Anle-

ger langfristig eine höhere Rendite erzielen, auch wenn vorüber-

gehend eine höhere Volatilität in Kauf genommen werden muss.

Was sind die derzeit größten Herausforderungen für Anleger und

Portfoliomanager?

Aktuell sind die gestiegenen politischen Risiken hervorzuheben,

die wirtschaftlich mehr und mehr Spuren hinterlassen. Allen

voran die Entwicklung der US-Handelspolitik unter Präsident

Trump sowie der anstehende Brexit. Der Stimulus der Noten-

banken durch sinkende Zinsen stabilisiert zwar die Märkte, die

sich damit etwas von der schwachen Konjunktur abkoppeln,

sorgt aber für Anlagenotstand bei konservativen Investoren,

denn ein realer Kapitalerhalt wird damit für sie fast unmöglich.

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IMPRESSUM

HERAUSGEBER

Dr. Bernd Meyer | Chefstratege Wealth and Asset Management

AUTOREN

Christian Bettinger, CFA | Leiter Fixed Income

Managt den Fonds Berenberg-1590-Ertrag und konzentriert sich inhalt-

lich auf die Märkte für Unternehmensanleihen

Matthias Born | Leiter Portfoliomanagement Aktien

Verantwortet die Anlagestrategie für Aktien des Asset Managements

mit dem Fokus auf die Einzeltitelselektion in europäischen Aktien

Martin Mayer, CEFA | Senior Portfolio Manager Multi Asset

Managt defensive Multi-Asset-Vermögensverwaltungsmandate und

analysiert die Anleihemärkte, insbesondere für Staatsanleihen

Dr. Bernd Meyer, CFA | Chefstratege Wealth and Asset Management

Leitet den Bereich Multi Asset und ist zuständig für die Kapitalmarkt-

meinung des Wealth and Asset Management

Dr. Jörn Quitzau | Senior Economist

Analysiert längerfristige Wirtschaftstrends und dabei insbesondere die

Entwicklung an den Devisenmärkten

Dr. Rupini Rajagopalan | Leiterin ESG-Office

Leitet das ESG-Office, entwickelt die ESG-Strategie weiter und unter-

stützt Portfoliomanager für ESG-konforme Investitionsentscheidungen

Robert Reichle, CFA, CQF | Leiter Emerging Markets Selection

Verantwortet den Bereich Emerging Markets und Global Bonds ex Euro

im Berenberg Quant Asset Management

Dr. Holger Schmieding | Chefvolkswirt

Leitet die volkswirtschaftliche Abteilung und analysiert wirtschaftliche

sowie politische Trends, die die Vermögensanlage beeinflussen

Ulrich Urbahn, CFA | Leiter Multi Asset Strategy & Research

Ist fokussiert auf den Multi-Asset-Investmentprozess, die Generierung

von Investmentideen und die Kapitalmarktkommunikation

Guido Urban, CFA | Senior Analyst Multi Asset Strategy & Research

Ist zuständig für die Kapitalmarktpublikationen, analysiert Rohstoffe,

unterstützt den Investmentprozess und generiert Anlageideen

WICHTIGE HINWEISE

Bei dieser Information handelt es sich um eine Marketingmitteilung. Bei diesem Do-

kument und bei Referenzen zu Emittenten, Finanzinstrumenten oder Finanzprodukten

handelt es sich nicht um eine Anlagestrategieempfehlung im Sinne des Artikels 3

Absatz 1 Nummer 34 der Verordnung (EU) Nr. 596/2014 oder um eine Anlageemp-

fehlung im Sinne des Artikels 3 Absatz 1 Nummer 35 der Verordnung (EU) Nr.

596/2014 jeweils in Verbindung mit § 85 Absatz 1 WpHG. Als Marketingmitteilung

genügt diese Information nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung

der Unvoreingenommenheit von Anlageempfehlungen und Anlagestrategieempfehlun-

gen und unterliegt keinem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Anlage-

empfehlungen und Anlagestrategieempfehlungen.

Diese Information soll Ihnen Gelegenheit geben, sich selbst ein Bild über eine Anlage-

möglichkeit zu machen. Sie ersetzt jedoch keine rechtliche, steuerliche oder individuelle

finanzielle Beratung. Ihre Anlageziele sowie Ihre persönlichen und wirtschaftlichen

Verhältnisse wurden ebenfalls nicht berücksichtigt. Wir weisen daher ausdrücklich

darauf hin, dass diese Information keine individuelle Anlageberatung darstellt. Eventu-

ell beschriebene Produkte oder Wertpapiere sind möglicherweise nicht in allen Ländern

oder nur in bestimmten Anlegerkategorien zum Erwerb verfügbar. Diese Information

darf nur im Rahmen des anwendbaren Rechts und insbesondere nicht an Staatsangehö-

rige der USA oder dort wohnhafte Personen verteilt werden. Diese Information wurde

weder durch eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft noch durch andere

unabhängige Experten geprüft.

Bei Investmentfonds sollten Sie eine Anlageentscheidung in jedem Fall auf Grundlage

der Verkaufsunterlagen (wesentliche Anlegerinformationen, Verkaufsprospekt, aktueller

Jahres- und ggf. Halbjahresbericht) treffen, denen ausführliche Hinweise zu den Chan-

cen und Risiken des jeweiligen Fonds zu entnehmen sind. Bei Wertpapieren, zu denen

ein Wertpapierprospekt vorliegt, sollten Sie die Anlageentscheidungen in jedem Fall

auf Grundlage des Wertpapierprospekts treffen, dem ausführliche Hinweise zu den

Chancen und Risiken des jeweiligen Finanzinstruments zu entnehmen sind, im Übrigen

wenigstens auf Basis des Produktinformationsblattes. Alle vorgenannten Unterlagen

können bei der Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg), Neuer Jungfernstieg

20, 20354 Hamburg, kostenlos angefordert werden. Die Verkaufsunterlagen der Fonds

sowie die Produktinformationsblätter zu anderen Wertpapieren stehen über ein Down-

load-Portal unter Verwendung des Passworts „berenberg“ unter der Internetadresse

https://docman.vwd.com/portal/berenberg/index.html zur Verfügung. Die Verkaufs-

unterlagen der Fonds können ebenso bei der jeweiligen Kapitalverwaltungsgesellschaft

angefordert werden. Die jeweils konkreten Adressangaben stellen wir Ihnen auf Nach-

frage gerne zur Verfügung.

Die in diesem Dokument enthaltenen Aussagen basieren entweder auf eigenen Quellen

des Unternehmens oder auf öffentlich zugänglichen Quellen Dritter und spiegeln den

Informationsstand zum Zeitpunkt der Erstellung der unten angegebenen Präsentation

wider. Nachträglich eintretende Änderungen können in diesem Dokument nicht

berücksichtigt werden. Angaben können sich durch Zeitablauf und/oder infolge

gesetzlicher, politischer, wirtschaftlicher oder anderer Änderungen als nicht mehr

zutreffend erweisen. Wir übernehmen keine Verpflichtung, auf solche Änderungen

hinzuweisen und/oder eine aktualisierte Information zu erstellen.

Wir weisen darauf hin, dass frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen

kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung sind und dass Depotkos-

ten entstehen können, die die Wertentwicklung mindern.

Zur Erklärung verwendeter Fachbegriffe steht Ihnen auf www.berenberg.de/glossar ein

Online-Glossar zur Verfügung.

Datum: 19. September 2019

Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG

Neuer Jungfernstieg 20

20354 Hamburg

Telefon +49 40 350 60-0

Telefax +49 40 350 60-900

www.berenberg.de

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