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119 20 2013 FOTO: YACHT/B. SCHEURER Das besonDere boot • „kairos“ Auf der „kairos“ fuhren Elga und Ernst-Jürgen Koch in den Sechzigern um die Welt – als erstes Paar unter deutscher Flagge. Mit den beiden Abenteurern wurde auch ihr Schiff legendär. Das segelt noch immer HunDeleben mit HAPPYEND Land voraus: Christine und Stefan Schreiber bleiben mit der „Kairos“ stets in Küstennähe

HunDeleben mit...tionen verfügte diese Yacht nur über sparta-nischen Komfort. Die Kinder schliefen in den beiden Hundekojen. ür Stefan Schreiber f waren alle Liegeflächen zu kurz

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Page 1: HunDeleben mit...tionen verfügte diese Yacht nur über sparta-nischen Komfort. Die Kinder schliefen in den beiden Hundekojen. ür Stefan Schreiber f waren alle Liegeflächen zu kurz

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Auf der „kairos“ fuhren Elga und Ernst-Jürgen Koch in den Sechzigern um die Welt – als erstes Paar unter deutscher Flagge. Mit den beiden Abenteurern wurde auch ihr Schiff legendär. Das segelt noch immer

HunDeleben mit happyend

Land voraus: Christine und Stefan Schreiber bleiben mit der „Kairos“ stets in Küstennähe

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wasserschiffs von Kiel, Skeg und ruder. Das ist der Stil der fünfziger Jahre. oder sollte man den taillierten Übergang vom Kiel zum ruder mit der fluke eines Delphins verglei-chen? Vielleicht hat die Delphinklasse der Beister-Werft davon ihren Namen bekom-men. familie Schreiber führt das Wappen-tier noch immer im Segelzeichen, mit der Baunummer 8. In der Kajüte sind Krusten-tiere als Intarsien und figuren zu sehen. Wie sich das Boot wohl steuern mag? Ist es luv-gierig? Wie liegt die Pinne in der Hand?

Viel hat sich an der „Kairos“ geändert. etwa die farbgebung – Blaugrün statt Weiß. Dabei war der farbwechsel noch der ge-ringste eingriff. „Wollten wir ein Museums-stück erhalten oder eine fahrtentaugliche familienyacht segeln?“ Das war die frage, die sich die Schreibers zu Beginn der um-bauarbeiten stellten.

„Die Verbundenheit im historischen Be-zug zur reise der Kochs war uns stets be-wusst, aber Kompromisse waren notwendig. So habe ich beispielsweise für meine 193 Zentimeter Größe erst 15 Jahre später durch

d as ist doch das Boot vom erdmann!“, ruft jemand ver-blüfft. „Nee“, erwidert ein anderer, der neben ihm an der Kaimauer steht. „Das ist vom Gebhard.“ Sie verren-

ken sich die Köpfe, grübeln. Woran erinnert sie bloß diese form, dieser Bug? erdmann, Gebhard? Nein, das muss noch länger her sein. „Mensch“, ruft einer plötzlich, „das ist die ‚Kairos‘!“ für einen Moment stehen die zwei Windjacken ehrfürchtig vor Staunen. Die „Kairos“. Die Legende.

Das Schiff war der Inhalt vieler Sehn-suchtsträume in den sechziger und siebziger Jahren: Von Hamburg nach Hamburg fuhr die „Kairos“, zu einer Zeit, als man ohne GPS oder Wetter daten die riffgewässer des tua-motu-Archipels durchquerte oder im stürmi-schen In dischen ozean ohne Sonnenschuss des Sextanten nur eine vage Ahnung hatte, wo der rettende Hafen war.

elga und ernst-Jürgen Koch sind mit der „Kairos“ als erstes ehepaar unter deutscher flagge um die Welt gesegelt. 1964 begann ihr

dreijähriger törn. Das Buch über die reise „Hundeleben in Herrlichkeit“ erzielte re-kordauflagen. rund 300 000 exemplare gin-gen über die Laden tische. tausende Segler wollten es den Kochs nachmachen. Als die „Kairos“ Anfang Juli 2013 nach vier Jahren restauration von Hooksiel nach Wangerooge fährt, weckt sie bei vielen Beobachtern im-mer noch nos talgische erinnerungen.

„Ach ja, die ‚Kairos‘-trilogie! Hunde-leben …, hm …, in Herrlichkeit.“ Man kennt die Bücher. Jedenfalls die etwas älteren Leser, deren Segelleidenschaft durch die Koch’-

schen Beschreibungen geweckt wurde. und damit der respekt vor ihren Leistungen. „Wenn man sich nur mal anschaut, wie nied-rig der freibord des Hecks im Vergleich mit heutigen Yachten ist und sich dazu die hohe Dünung der ozeane vorstellt“, resümiert der eigner einer hochbordigen Puffin 47, „dann kann man sich vorstellen, was die beiden als Paar damals vollbracht haben.“

Die „Kairos“, das schlanke Stahlboot mit der Baunummer 8 der Beister-Werft, gehört zur ehemals begehrten „Delphin-Klasse“. Jetzt heißen die eigner Christine, 51, und Stefan Schreiber, 53, aus Nordenham. Die beiden kauften die „Kairos“ 1987. Ihre drei Kinder wurden darauf groß.

um die Welt wollen die Schreibers nicht mehr. „Wir sind keine Langstreckensegler“, sagen sie. „tagelang nur auf dem Wasser zu sein ist nicht unser Ding.“ Die „Kairos“ wur-de vom Weltumsegler- zum Weser- und Wat-tenboot.

Doch sie ist noch immer so schön wie einst. Geschwungen wie die Heckflossen ei-nes Cadillacs sind die Übergänge des unter-

sie ist nocH immer scHön

wie einst. eben Der stil Der fünfziger

tieferlegen der Bodenbretter die annähernde Stehhöhe mit 178 Zentimeter erreicht. Wie sonst soll ich einem Bandscheibenvorfall in meiner Halswirbelsäule vorbeugen?“, fragt der Skipper. Im Vorschiff reduziert sich die Kajüthöhe wie ehedem auf 163 Zentimeter. Stehen kann die Seglerfamilie nur bei geöff-neter Niedergangsluke an der Pantry.

a ber musste die neue Seereling 85 Zentimeter hoch werden? „Man wird ja nicht jünger“, sagt Stefan Schreiber lächelnd dazu.

„Die neue Version passt im niedergehenden Schwung des Bugs durchaus zum riss. Den alten Stützen war nicht mehr zu trauen. Im Alter wären sie zu einer Gefahrenquelle ge-worden.“

er muss es wissen, Schreiber leitet ein Altenheim. Die Passatsegel der „Kairos“ hängen unter der Decke des Speisesaals. ein Stück Seesehnsucht am Arbeitsplatz.

Im Bootsbau war Stahl bis Mitte der sieb-ziger Jahre korrosionsanfälliger, die farben weniger wasserresistent. Zunächst hat Ste-

fan Schreiber den rumpf mit einem Hoch-drucknagler entfärbt und entrostet. Dazu brauchte er doppelten Gehörschutz, kräftige Arme und tolerante Vereinskameraden.

Das hohle Schwert, konzipiert als Schwenkkiel, baute er neu und goss 500 Kilo-gramm Blei hinein. früher wurde das leichte originalschwert über eine Kurbel im Cockpit bedient. erst die neue Winde am Kajüttisch schafft das zusätzliche Gewicht. Mit 100 um-drehungen reduziert sich der tiefgang des Kielschwerters von 180 auf 90 Zentimeter: „Die umdrehungen bringen meinen Kreis-lauf in Schwung.“ Zur entspannung ist dar-über noch die winzige Kurbel einer Spieluhr angebracht – „auf der reeperbahn nachts um halb eins …“

unter dem innenliegenden Ballastbeton des rumpfs blühte nach einem halben Jahr-hundert der rost. eine tonne Beton und ei-senschrott stemmten die Schreibers heraus, schweißten neue fünf-Millimeter-Boden-bleche ein und vergossen darauf Bleibarren mit epoxidharz. Insgesamt blieb der Ballast-anteil von 1,2 tonnen gleich, aber dank

B o r d B u c h

Die mittlerweile zerfledderte Erstausgabe der legendären Reise mit der „Kairos“ steht seit

vielen Jahren im Bücherschapp

Die Karte auf dem Tisch stammt aus einem Schulatlas. Sie wurde mit Tapetenkleister befestigt

Mit Musik geht alles besser: kleine Spieluhr über der Winsch

Die Luke mit dem Bullauge ist noch original

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der halben tonne Ballast im neuen Schwert ist das Boot deutlich steifer geworden.

An der Kaje im Vorhafen von Hooksiel liegt die „Kairos“ neben einem doppelt so schweren Schiff. trotzdem krängt der Beister-rumpf beim Gang über das Deck nicht stärker, obwohl er kaum die Hälfte an Ballast trägt. 2,85 Meter Brei-te ergeben beim Stehen auf dem Seitendeck weniger Hebelwirkung als 3,15 Meter. Dass die „Kairos“ ein stäbiges Boot ist, haben die Kochs auf stürmischen reisen vor 50 Jahren bewiesen. Der erste reffpunkt liegt irgendwo um Wind-stärke 5, je nach Kurs zum Wind.

Weil der ruderkoker ebenfalls neu ge-schweißt werden musste, wurde bei der Gele-genheit das ruder etwas nach achtern verlegt. es wurde zudem mit mehr Vorbalance konstru-iert. „Damit manövriert sie sich leichter“, sagt Christine Schreiber. „Ich muss weniger Kraft aufwenden als elga Koch damals.“

U nd tatsächlich ist der Pinnendruck relativ gering, auch wenn das Groß-segel mal zu dicht gefahren wird. trotzdem neigt der Klassiker ab

Windstärke 5 zur Luvgierigkeit. Dafür wartet die Yacht mit drittem ruderlager und dank des na-hen Propellers vor dem Blatt mit sicheren Ha-fenmanövern auf. Langkieler können nicht auf dem teller drehen? Die „Kairos“ schafft es.

In die neue ruderhacke wurden Anschlüsse mit einem tank als geschlossener Kielkühlung integriert. So kann sich das Boot durch den Schlamm wühlen, weil kein verdrecktes Kühl-wasser angesaugt wird. Sonor grummeln die drei Zylinder des 18-PS-Kubota-Diesels aus dem trockenauspuff. Kein stoßweises Plät-schern, kein Seewasserfilter, keine frostschutz-spülung im Winterlager.

Weitgehend original blieb der Mast samt hölzernem Großbaum. er glänzt im makellosen Klarlack und trägt noch die Beschläge der Pas-satbäume. Seit 55 Jahren treibt er die Yacht mit ihrer schon damals überdimensionierten Ver-stagung über alle Meere. Auch die Mastwin-schen stammen aus der ersten Serie. „unten mussten wir etwas totholz abschneiden und ei-nen Klappmastfuß montieren. Die Saling wur-de nach achtern gepfeilt montiert und die Püt-tinge der oberwanten weiter achtern ange-schweißt. Wegen der innenliegenden Püttinge können wir die Genua dichter fahren und mehr Höhe aus der betagten Lady herausholen“, er-klären die Schreibers den Grund.

Vor Hooksiel sucht Schreiber Sparringspart-ner auf der Jade. Bei 3 Beaufort sind die Bedin-

gungen mäßig. Aber es fällt auf, dass die „Kairos“ mit gefiertem Schwert mühelos die Höhe mo derner Konstruktionen hält.

Verfügt das Groß noch über die frühere Baumrollvorrichtung, so rollt neuerdings auch das Vorsegel. es zu reffen dauerte sei-nerzeit im Seegang rund 25 Minuten. „Au-ßen nass und unter dem Ölzeug durchge-schwitzt“, beschrieb ernst-Jürgen Koch ein solches Manöver in der Biskaya.

Auf dem Deck verschwand der alte tread-master-Belag; rostnester lagen darunter. ebenso entfernten die Schreibers die sperri-gen Bügel im Cockpit. Sie sicherten den Kompass samt Petroleumbeleuchtung der

rose. Stefan Schreiber hat sie für elga Koch zur erinnerung aufgehoben, weil sie sich im Seegang stets daran festgehalten hat.

Im Vergleich mit modernen Konstruk-tionen verfügte diese Yacht nur über sparta-nischen Komfort. Die Kinder schliefen in den beiden Hundekojen. für Stefan Schreiber waren alle Liegeflächen zu kurz. An Bord gab es auch keinen toilettenraum, sondern nur einen eimer. Schreibers beschafften wenigs-tens ein Porta Potti. Seit 2013 hat die „Kai-ros“ ein Pump-WC samt Handwaschbecken hinter dem versetzten Hauptschott.

Ähnlich einfach war die Pantry. Das aus-ziehbare Spülbecken wurde zu Kochs

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im historischen Bezug zur Reise der Kochs war uns stets

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Der gesamte Rumpf der „Kairos“ wurde komplett entkernt, nur die Verkleidungen der Bullaugen im Bugbereich blieben erhalten (links). Statt des einstigen weißen bekam das Schiff einen grünen Anstrich (rechts). Weil möglichst viele originale Schapps und Klappen bewahrt

werden sollten, wurden sie ausgebaut und als „Sperrholzpuzzle“ zum späteren Einbau gelagert (Mitte). Hinter einer Wand fanden sich Über-reste eines Insekts aus der Südsee. Es stammte wohl noch von der Koch’schen „Kairos“, denn die Schreibers waren mit ihr nie auf Langfahrt

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Sie sind verheiratet. Sie segeln um die Welt. Sie segeln zusammen aber auf dem jeweils eigenen Boot – in Sichtweite. Sie umrunden die Welt aber jeder für sich und doch gemeinsam.

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Zeiten zum entleeren herausgenommen – es hatte keinen Abfluss. Borddurchlässe gab es nur für den Motor. „Die Kochs brutzelten auf einem Petroleumherd, wir tun es auf einem origo-Spirituskocher. Lieber nehmen wir schwarze töpfe in Kauf als eine schwarze Ka-jüte nach einer Gasexplosion.“ Mittlerweile wurde zudem ein Ölofen zwischen Pantry

und Backbordkoje integriert. In Sachen Hei-zung sind die beiden Segler von Land- und Bordstrom unabhängig.

Im Winterlager stand ein Sperrholz-puzzle in der Hallenecke. Im Boot gab es nur noch Verkleidungen der Bullaugen und De-cke. Die tiefen Schapps und Klappen davor sind noch original.

Die „Kairos“ fanden die Schreibers 1987 in einer Anzeige in der YACHt. Sie wurde als „bekannte Weltumsegleryacht“ angeboten. „Mit meinem sachverständigen Segelkum-pel Meinhard und einem ultraschallmess-gerät machten wir uns auf nach Heiligen-hafen“, erinnert sich Stefan Schreiber. Mein-hard krabbelte und schabte stundenlang wortlos herum. Sein resümee fiel zunächst vernichtend aus: „Du brauchst einen neuen ruderkoker, neue Lenzrohre und einen neu-en Motor. Der Innenausbau ist total unprak-tisch, den würde ich rausreißen. Aber sonst ist das Boot gut. Kannst du kaufen!“ für 25 000 D-Mark taten sie es dann auch. „Zu-sammen segelten wir die ‚Kairos‘ stolz nach Hause“, erzählt Schreiber.

„Zufällig erfuhren wir später auf einem Seglertreffen, dass die Kochs auf La Palma lebten.“ In den osterferien 2002 flogen die Schreibers mit der ganzen familie hin und

lernten elga Koch kennen. „ernst-Jürgen ging es leider gesundheitlich nicht gut, so-dass wir ihm nicht mehr begegnet sind“, be-richtet Christine Schreiber.

Die erstausgaben von „Hundeleben in Herrlichkeit“ und „Das Logbuch der Kairos“ stehen im Bordregal am Hauptschott. für Begeisterung von „Kairos“-fans sorgt der Kajüttisch. Aus einem Schulatlas schnitten die Schreibers eine passende Weltkarte aus und klebten sie mit tapetenkleister auf. Dann zeichneten sie den Kurs der Weltum-segelung ein und versiegelten Karte und tischplatte unter Klarlackschichten. Durch Überschleifen erhielten sie eine glatte ober-fläche.

d er neue Cockpittisch trägt eben-falls eine Seekarte, allerdings ein selbstgemaltes Motiv des Schrei-ber’schen Heimatreviers von We-

ser- und Jademündung. Beidseits des tisches gab es früher nur schmale Bänke, auf reisen ist hier jedoch die ruhigste Liege zone. Bei-de Sitzbänke wurden auf 90 Zentimeter ver-breitert. Sie sind zwei Meter lang, ideal zum Schlafen für die freiwache auf See. und so versteht die „Kairos“-Crew nicht, warum man auf einigen modernen Yachten den Platz für einzelsitze oder durchgehende Kü-

chenzeilen verschenkt. Ausgetauscht haben sie den undichten Wasser- und Dieseltank aus Kupfer; 60 Liter fasst der neue Behälter aus Kunststoff. Auch der 100-Liter-Wasser-tank wurde vom Vorschiff in die Backskiste verlegt. Zusätzlich zur Ankerkette brachte er viel Gewicht ins schmale Vorschiff. Die fol-ge: Das Boot segelte sehr nass – Gischt auf dem Deck und im Cockpit. Heute steigt die „Kairos“ mit dem Bug etwas leichter über die Wellen, sie wurde, anders gesagt, quasi tro-cken hinter den ohren.

Aus der Heckperspektive fällt erneut das flache Cockpit zum niedrigen Spiegel auf. Der Wasseroberfläche nahes Segeln, ähnlich einer Jolle. So dicht am element zu sein macht das erlebnis noch intensiver.

Auch die schön geschwungenen Duch-ten mit neuen Holzleisten fallen ins Auge. oft streichen Neugierige mit den fingern über das geschnitzte Namensschild an der reling. Die alte Sprayhood hat ein paar risse und wird demnächst erneuert. elga und ernst-Jürgen wären selbst über diesen betag-ten Schutz froh gewesen. Sie hatten damals keinerlei Deckung.

Als sich das Abendlicht im frischen Lack spiegelt, erreicht die „Kairos“ den Strand von Wangerooge. Der Pflugscharanker fällt. Die Schreibers setzen ihre hölzernen Wattstüt-zen. Als ihr Boot steht, waten sie im ablaufen-den Wasser zum ausgedehnten Spaziergang an Land. Wegen des festen untergrunds ver-zichten sie auf die zusätzliche Sicherung durch Ausbringen des Ankers am Großfall, wie es die Kochs seinerzeit am pazifischen Strand vor Balboa taten. Pech, denn als sie zurückkehren, liegt die „Kairos“ auf der Sei-te. Glück für den fotografen, er hat jetzt eine eindrucksvollere Perspektive. Dank der heimtückischen Seemaulwürfe, denn sie scheinen die Backbordstütze untergraben zu haben. Das alles ist aber kein Problem für die Stahlyacht. Sie hat schon ganz andere Belastungen gemeistert.

Konstrukteur T h . S t o e l k e n

Länge über alles . . . . . . . . 9 , 6 0 m

Wasserlinienlänge . . . . . 7, 4 8 m

Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 , 8 5 m

Tiefg. (Schwert) 0 , 9 0 –1, 8 0 m

Gewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 , 9 t

Ballast (Blei) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1, 2 t

Großsegel . . . . . . . . . . . . . . . 2 4 ,1 m 2

Genua . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21, 4 m 2

Maschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 P S

Das scHiff wurDe quasi

trocken Hinter Den

Ohren

tecHniscHe Daten

Beim Trockenfallen vor Wan ge r­ooge ist eine Wattstütze weg geknickt – kein Problem

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YPS

Col

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€ 49,90 [D] • ISBN 978-3-7688-3569-5

Erhältlich im Buch- und Fachhandel • www.delius-klasing.de • Tel. 0521/55 9911

LEIDENSCHAFT FÜR WIND UND WELLEN.

Dieses umfangreich recherchierte Werk der drei ausgewiesenen Fachjournalisten Lasse Johannsen, Tatjana Pokorny und Ulrike Schreiber segelt mit seinen Lesern durch alle Zeiten und nimmt sie mit auf den großen Törn durch die Geschichte des deutschen Segelsports.