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Die Münchner Opernfreunde Die Münchner Opernfreunde JOURNAL 4 2014 33. Jahrgang ATTACCA Das Jugendorchester des Bayerischen Staatsorchesters stellt sich vor P rinzregententheater, Samstag, 26. Juli 2014, kurz vor 14 Uhr. Durch das Haus schallt ohrenbe- täubender Lärm: Etwa 80 Jugendliche sitzen mit ihren Instrumenten auf der Bühne und spielen sich für die Gene- ralprobe ein. Am Dirigentenpult steht Allan Ber- gius, stellvertretender Solocellist des Bayerischen Staatsorchesters und künstlerischer Leiter von ATTACCA. Er scheint von dem musikalischen Kauderwelsch um sich herum nichts wahrzunehmen. In seine Partituren vertieft, legt er sich die Stellen zu- recht, die noch einmal geprobt werden sollen, noch einen letzten kleinen Schliff benötigen. Ein weißhaariger Herr, dessen Aufgabe es zu sein scheint, für einen reibungslosen Proben- und Konzert- ablauf zu sorgen, geht durch die Rei- hen. Er prüft, ob genügend Noten- pulte da sind, ob sie alle am richtigen Platz stehen, und vergewissert sich, dass die Stimmen alle aufliegen. Zur Sicherheit hat er reichlich Ersatzstim- men angefertigt. Er verständigt sich mit dem Personal von der hauseige- nen Ton- und Lichtabteilung und baut seine Kamera auf, um das am Abend stattfindende Konzert aufzuzeichnen. Diese Aufzeichnungen wird er später auf Facebook und YouTube stellen. Er scherzt und lacht mit den jungen Musikern, mit denen er offenkundig ein offenes, vertrauensvolles Verhält- nis pflegt. Das ist Rainer Schmitz, Hoher Hornist im Bayerischen Staats- orchester und Gründer und organisa- torischer Leiter von ATTACCA. Die Idee, unter der Obhut des Staats- orchesters ein Jugendorchester zu gründen, hat ihn schon umgetrieben, als noch lange nicht abzusehen war, dass die zuständigen Stellen an der Bayerischen Staatsoper ihm 2006 grünes Licht dafür geben würden. Im Januar 2007 fanden die ersten Probespiele statt, und bereits im Juni desselben Jahres absolvierte ATTACCA seinen ersten Auftritt beim Erlebnistag der Bayerischen Staats- oper. Seitdem wurden insgesamt 47 Projekte durchgeführt, die meisten davon in München. Abstecher führten das Jugendorchester aber auch nach Schorndorf, Garmisch-Partenkirchen, Salzburg, Deggendorf, Grassau und Gilching. Der Name ATTACCA, ein musikali- scher Fachausdruck, der besagt, dass sich in einem mehrteiligen Werk der nächste Satz sofort und ohne Pause an den vorherigen anschließen soll, ist übrigens auch eine Idee von Rainer Schmitz – und kein anderes Wort könnte die Begeisterung der Jugend- lichen besser wiedergeben. Seit seiner Gründung hatte ATTAC- CA insgesamt 256 Mitglieder, ist an die 50mal aufgetreten, hat mehr als 50 Werke, von Orlando di Lasso bis Leonard Bernstein, aufgeführt und mit fünf verschiedenen Dirigenten gearbeitet. Für seine hervorragenden Leistungen in der musikalischen Jugendarbeit ist ATTACCA mit dem ECHO Klassik 2011 und dem Münchner Festspiel- Umwerfender Erfolg und Ansporn zugleich: ATTACCA erhält den ECHO Klassik für musikalische Nachwuchsförderung 2011 Foto: © Wilfried Hösl

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Die Münchner OpernfreundeDie Münchner Opernfreunde

JOURNAL4

2014

33. Jahrgang

ATTACCADas Jugendorchester des Bayerischen Staatsorchesters stellt sich vor

Prinzregententheater, Samstag, 26. Juli 2014, kurz vor 14 Uhr. Durch das Haus schallt ohrenbe-

täubender Lärm: Etwa 80 Jugendliche sitzen mit ihren Instrumenten auf der Bühne und spielen sich für die Gene-ralprobe ein. Am Dirigentenpult steht Allan Ber-gius, stellvertretender Solocellist des Bayerischen Staatsorchesters und künstlerischer Leiter von ATTACCA. Er scheint von dem musikalischen Kauderwelsch um sich herum nichts wahrzunehmen. In seine Partituren vertieft, legt er sich die Stellen zu-recht, die noch einmal geprobt werden sollen, noch einen letzten kleinen Schliff benötigen.

Ein weißhaariger Herr, dessen Aufgabe es zu sein scheint, für einen reibungslosen Proben- und Konzert-ablauf zu sorgen, geht durch die Rei-hen. Er prüft, ob genügend Noten-pulte da sind, ob sie alle am richtigen Platz stehen, und vergewissert sich, dass die Stimmen alle aufl iegen. Zur Sicherheit hat er reichlich Ersatzstim-men angefertigt. Er verständigt sich mit dem Personal von der hauseige-nen Ton- und Lichtabteilung und baut seine Kamera auf, um das am Abend stattfi ndende Konzert aufzuzeichnen. Diese Aufzeichnungen wird er später auf Facebook und YouTube stellen. Er scherzt und lacht mit den jungen Musikern, mit denen er off enkundig ein off enes, vertrauensvolles Verhält-nis pfl egt. Das ist Rainer Schmitz, Hoher Hornist im Bayerischen Staats-orchester und Gründer und organisa-torischer Leiter von ATTACCA.

Die Idee, unter der Obhut des Staats-orchesters ein Jugendorchester zu gründen, hat ihn schon umgetrieben, als noch lange nicht abzusehen war, dass die zuständigen Stellen an der Bayerischen Staatsoper ihm 2006 grünes Licht dafür geben würden.

Im Januar 2007 fanden die ersten Probespiele statt, und bereits im Juni desselben Jahres absolvierte ATTACCA seinen ersten Auftritt beim Erlebnistag der Bayerischen Staats-oper. Seitdem wurden insgesamt 47 Projekte durchgeführt, die meisten davon in München. Abstecher führten das Jugendorchester aber auch nach Schorndorf, Garmisch-Partenkirchen, Salzburg, Deggendorf, Grassau und Gilching.

Der Name ATTACCA, ein musikali-scher Fachausdruck, der besagt, dass sich in einem mehrteiligen Werk der nächste Satz sofort und ohne Pause an den vorherigen anschließen soll, ist übrigens auch eine Idee von Rainer Schmitz – und kein anderes Wort könnte die Begeisterung der Jugend-lichen besser wiedergeben. Seit seiner Gründung hatte ATTAC-CA insgesamt 256 Mitglieder, ist an die 50mal aufgetreten, hat mehr als 50 Werke, von Orlando di Lasso bis Leonard Bernstein, aufgeführt und mit fünf verschiedenen Dirigenten gearbeitet. Für seine hervorragenden Leistungen in der musikalischen Jugendarbeit ist ATTACCA mit dem ECHO Klassik 2011 und dem Münchner Festspiel-

Umwerfender Erfolg und Ansporn zugleich: ATTACCA erhält den ECHO Klassik für musikalische Nachwuchsförderung 2011

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ATTACCABryan HymelTareq NazmiRevolutionsopernVorschau KünstlergesprächeVorschau KulturZeit und WanderungenValenciaKurt BöhmeLucia PoppAlle Jahre wiederGedenktageMünchner Straßen IV

1-345

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10-111213141516

© Copyright:Vorstand des Interessenvereins des Bayerischen Staatsopernpublikums e.V. (IBS) – Die Münchner Opernfreunde

Postfach 10 08 29 | 80082 München

Redaktion:Ulrike Ehmann (verantw.)[email protected]

Gestaltung:Ingrid Näßl

Das IBS Journal erscheint viermal jährlich.Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.

Jahresabonnement für Nichtmitglieder € 15,- (einschl. Zustellung).Anzeigen-Preisliste Nr. 7, gültig seit 1. Dezember 2008

Gesamtherstellung:Druck & Medien Schreiber GmbHKolpingring 3 | 82041 Oberhaching

Vorstand:Jost Voges | Monika Beyerle-Scheller | Ulrike Ehmann | Hans Köhle | Helga Schmöger | Eva Weimer

Ehrenmitglieder:Heinrich Bender|Inge Borkh|Brigitte Fass-baender|Edita Gruberova| Sir Peter Jonas |Hellmuth Matiasek | Aribert Reimann | Peter Schneider | Peter Schreier | Peter Seiffert

ATTACCA

preis der Gesellschaft zur Förderung der Münchner Opernfestspiele geehrt worden.

Andrea Ikker: Herr Schmitz, sind Sie zufrieden, wenn das Konzert vorbei ist? Haben die Jugendlichen gut gespielt?Rainer Schmitz: Ja klar. Die haben im-mer gut gespielt. Auch wenn sie mal nicht gut gespielt haben. (Lacht.)Was heißt das?Das Problem bei einem Jugendorches- ter ist, dass es sich um eine dauernde Aufbauarbeit handelt. Es ist also nicht wie bei den Profis, wo man etwas probt und dann ist es fertig, sondern bei einem Jugendorchester ist das ein ewiger Prozess. Das heißt, eine Gruppe ist ein paar Jahre dabei und dann hören wieder welche auf und es kommen Frischlinge dazu. Und dann kann es passieren, was jetzt bei der Horngruppe passiert ist, dass nur ein Einziger überbleibt. Natürlich wird das wieder aufgefüllt, aber die Neu-en müssen erst wieder eingearbeitet werden. Und dann gibt es Gruppen, die zwei, drei Jahre bestehen, die sind dann natürlich besonders stark. Das ist eben das Spezielle an einem Jugendorchester. Auch das Aufwän-dige und das, was von den Dozenten sehr viel Einsatz erfordert.Sie sprechen von Dozenten?Jede Gruppe hat einen eigenen Dozenten, der zu Beginn eines neuen Projekts mit der Gruppe arbeitet. Später werden größere Gruppen zusammengefasst, Holzbläser oder Blechbläser oder Streicher, bevor man dann den ganzen „Sauhaufen“ zusam-menwürfelt. Was den Jugendlichen übrigens besonders viel Spaß macht, sind die Kammermusikprojekte, die es in letzter Zeit vermehrt gegeben hat. Und hierbei sind dann die Dozenten ebenfalls in hohem Maße gefordert, weil sie mit den Jugendlichen die Stücke einstudieren müssen.Wo haben Kammermusikkonzerte stattgefunden?Kammerkonzerte haben z.B. bei der Langen Nacht der Musik 2013, in der Allerheiligen-Hofkirche 2014 und bei

der UniCredit Festspielnacht 2014 stattgefunden. Eines der Ensembles ist im Anschluss daran sogar zu einer Livesendung des BR eingeladen wor-den.Was ist das pädagogische Ziel von ATTACCA?Wir wollen junge Menschen ermu-tigen, sich mit klassischer Musik zu beschäftigen, damit sie ihre Scheu vor den Konzertsälen und Opernhäusern verlieren und zu einem interessierten und verständigen Publikum heran-wachsen, auch wenn sie die Musik nicht zu ihrem Beruf machen. Wir wollen uns das wissende und ken-nende Publikum von Morgen erzie-hen.Hat ATTACCA außer den Orchester-konzerten und den Kammermusiken noch weitere Betätigungsfelder?ATTACCA spielt viel Opernliteratur und tritt zuweilen auch im Orchester-graben als Opernorchester in Erschei-nung.Können Sie uns einen kleinen Ein-blick in das Orchesterleben geben? Wie ist der Umgang der Jugend-lichen untereinander?Ein Jugendorchester ist eine ganz ähnliche Gemeinschaft wie ein Profi-orchester, mit allen Vor- und Nachtei-len. Grundsätzlich ist die Stimmung bei ATTACCA sehr gut, das Orchester ist eine zusammengewachsene Ge-meinschaft. Dennoch gibt es natürlich so etwas wie Konkurrenzdenken, aber das bringt die Jugendlichen auch weiter und gehört mit dazu. Eine gewisse Konkurrenz entsteht ja schon dadurch, dass man für ATTACCA vor-spielen muss. Aber die Jugendlichen wachsen an ihren Aufgaben und pro-fitieren von ihrer Zeit bei ATTACCA ungemein.Wenn es Probleme gibt, rennen dann alle gleich zu Ihnen?Nein, es gibt seit einiger Zeit einen Orchestervorstand, der vom Orches- ter gewählt wurde. Der ist für die kleinen internen Probleme zuständig. Die Jugendlichen sollen lernen, mit ihren Angelegenheiten selbst zu-rechtzukommen. Außerdem kann der Vorstand auch Ideen und Anregungen

INHALT

IMPRESSUM

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ATTACCA

aus dem Orchester sammeln und an mich bzw. die Dozenten weitergeben. Die Jugendlichen, die bei ATTACCA spielen, sind ja, im Gegensatz zu einer Schulklasse zum Beispiel, ein Ver-band, in welchem alle das gleiche In-teresse haben, nämlich gute Musik zu machen. Selbstverständlich machen sie einander auch gegenseitig Druck. Es geht nicht, dass einer seine Stimme nicht übt oder nur jedes dritte Mal zur Probe kommt.Kann man seit den Anfangstagen bis heute eine Entwicklung feststellen?Selbstverständlich. Am Anfang stand eigentlich noch nicht viel mehr als eine Idee. Aber über die Jahre haben sich viele Abläufe automatisiert und eingespielt. Vertrauen hat sich auf-gebaut, Zusammenarbeit hat sich an vielen Stellen entwickelt, und letzten Endes bestätigt der Erfolg, dass diese Idee eine gute Idee war.Woher bekommt ATTACCA die nötigen finanziellen Mittel?Zunächst muss man in Vorleistung gehen. Dies hat die Musikalische Akademie übernommen. Man muss erst einmal Geld in die Hand neh-men, etwas auf die Beine stellen, erst dann kann man Sponsoren finden. Uns unterstützen die Klaus Luft Stiftung, die Freunde der Münchner Opernfestspiele und die Freunde und Förderer der Musikalischen Akademie. Außerdem haben wir Einnahmen aus unseren Konzerten. So können wir es

uns leisten, Instrumente anzuschaf-fen, die die Jugendlichen nicht selbst besitzen, wie z.B. Piccoloflöte, Eng-lischhorn, Kontrabass, Bassklarinette, Kontrafagott und Ähnliches. Wie sieht die Organisation der Proben aus?Das läuft komplett über das Internet. Dort habe ich eine eigene ATTAC-CA-Website eingerichtet, auf welche alle Orchestermitglieder zugreifen können. Dort sind alle Probentermine detailliert aufgeführt. Anhand der Einteilungen, die die Dozenten für die einzelnen Gruppen vornehmen, können dort alle einsehen, wann was geprobt wird. Was ist Ihr Resümee nach den ersten sieben Jahren ATTACCA?Dass das Projekt sämtliche Erwar-tungen gesprengt hat und dass ATTACCA aus dem Gesamtpaket Bayerische Staatsoper nicht mehr wegzudenken ist.

Ich möchte mich bei allen Abteilungen der Staatsoper und bei meinen Kollegen des Staatsorchesters für ihre Unterstüt-zung und ihr Verständnis bedanken. Ohne diese idealistische Zusammen-arbeit wäre ATTACCA nicht zu orga-nisieren.

Rainer Schmitz

Das Gespräch mit Rainer Schmitz führte Andrea Ikker, Mitglied des Bayerischen Staatsorchesters und Dozentin der ATTACCA-Flöten-gruppe. Von ihr ist auch der einlei-tende Text.

Am Samstag, dem 25. Oktober 2014 ist ATTACCA mit Rainer Schmitz zu Gast beim IBS (s. S. 8).

Am Montag, dem 15. Dezember 2014, findet im Prinzregententheater der ATTACA-Opernabend statt. Beginn ist 19 Uhr.

ANZEIGE Reisen mit IBS-Freunden

19. Oktober Augsburg Jenůfa (Janáček); Beginn 15.00 Uhr; Bahnfahrt mit Bayernticket2. November Salzburg Rigoletto (Verdi); Inszenierung von Amélie Niermeyer; Beginn 15.00 Uhr; Bahnfahrt21. bis 24. November Leipzig Super-Opern-Wochenende: The Rake’s Progress (Strawinsky) + Rigoletto (Verdi) + Frau ohne Schatten (Strauss) Dezember Erfurt Adventsreise zu einem der schönsten Weihnachtsmärkte überhaupt, mit Opernbesuch 27. Dezember Augsburg Lohengrin (Wagner); Beginn 17.00 Uhr28. Dezember Landshut Alcina (Händel); Inszenierung von Kobie van Rensburg; Beginn 16.00 Uhr 4. Januar 2015 Ulm Il ritorno d’Ulisse in patria (Monteverdi)Januar 2015 Malta Internationales Barock-Festival Valletta, 10. bis 25. Januar; nur wenn Interesse bestehtJanuar/Februar 2015 Innsbruck Der Rosenkavalier (Strauss); Inszenierung von Heinz Zednik; Busfahrt ohne ÜbernachtungMai 2015 Linz Siegfried und Götterdämmerung (Wagner)

Opern- und Kulturreisen Monika Beyerle-SchellerTel. (08022) 36 49 Fax (08022) 66 39 30 E-Mail [email protected]

www.opernundkulturreisen.de

Stefan Mickisch

Zwei Gesprächskonzerte im Prinzregententheater

Samstag, 1. November 2014, 19 Uhr

Eine AlpensinfonieSonntag, 2. November 2014,

11 UhrDer Rosenkavalier

Karten über München Ticketwww.muenchenticket.deTelefon (089) 54 81 81 81

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ZU GAST BEIM IBS

Ob sich Bryan Hymel nicht täuscht mit dieser Aussage? Zumindest meine ich, gehört

diese Einstellung der Vergangenheit an. Auch in den Vereinigten Staa-ten gibt es mittlerweile großartige Opernveranstaltungen, wunderbare Opernhäuser und ein interessiertes Publikum. Dazu, dank der guten, umfangreichen und professionellen Musikausbildung, eine große Anzahl begabter Sänger mit erstaunlichem Stimmmaterial. Seit Jahren klettern US-Amerikaner rasch die Karriere-leiter nach oben. Bryan Hymel, ein Tenor, der es in atemberaubendem Tempo in kürzester Zeit ganz nach oben geschafft hat, gab Andreas Friese am 22. Juni im Münchner Künstler-haus ein Interview.

Anlässlich unserer Reise im vergange-nen Jahr nach Dresden, fiel Bryan Hymel mit der Arie des Sängers im Rosenkavalier bewundernd auf. Die Bayerische Staatsoper besetzte mit ihm den Arnold in der Festspielpre-miere von Gioachino Rossinis Guillaume Tell. Mit sichtbarer Freude an seinem Beruf berichtete der sehr sympathische Tenor von den anstren-genden Wochen der Probezeit mit dem jungen Regisseur Antú Romero Nunes.

Bryan Hymel ist in New Orleans, im Bundesstaat Louisiana, geboren (1979) und aufgewachsen. In der Stadt mit einem der ältesten Opern-häuser in den USA lebt er auch heute noch mit seiner Frau Irini Kyriaki-dou, einer griechischen Sopranistin, und der knapp ein Jahr alten ge-meinsamen Tochter. Familie ist ihm wichtig und eine Kollegin als Ehefrau sehr hilfreich, weil sie ein natürliches Verständnis für seine Bedürfnisse als weltweit gefragter Sänger hat. Ein ein-ziges Mal standen er und seine Frau bisher gemeinsam auf der Bühne, sie sang die Michaëla in Carmen, er den Don José. Er verrät uns allerdings, dass sie zu Hause am Klavier gemein-

sam Verdis Otello proben, dessen Titelpartie er möglicherweise in zwei Jahren singen wird, auch (wie man gerüchteweise hört) den Stolzing in Wagners Die Meistersinger von Nürn-berg. Dank seiner hohen Tessitura durchaus vorstellbar.

Mit nur 19 Jahren gewann Bryan Hymel beim Musikfestival in Aspen, Colorado, den Verdi Arien Preis, und ein Jahr später war er der jüngste erfolgreiche Teilnehmer bei einem Vokalwettbewerb der Metropolitan Opera. Die George London Stiftung ermöglichte ihm mit einem Förder-stipendium seine Ausbildung. Er studierte Gesang an der Academy of Vocal Arts in Philadelphia und in San Francisco.

Sein Debüt gab Bryan Hymel an der New Orleans Opera 1998 als Kriegs-bote der Philister in Camille Saint-Saëns Samson et Dalila. In seinem Heimathaus durfte er zahlreiche Partien ausprobieren, wie den Arturo in Donizettis Lucia di Lammermoor; den Luigi in Puccinis Il tabarro oder den Rinuccio in Gianni Schicchi. An der Opera Grand Rapids, Michigan, sang er den Tamino und den Herzog

im Rigoletto. 2012 sprang er am Royal Opera House Covent Garden für Jo-nas Kaufmann als Enée in Berlioz’ Les Troyens ein und mit derselben Partie an der Met für Marcello Giordani. Diese Vorstellung war weltweit in zahlreichen Kinos zu sehen. Es folgten Auftritte an allen großen Opernhäu-sern und Festivals: Mailänder Scala mit Don José, Carmen; Santa Fé Opera mit Faust; als Pinkerton an der ENO und der Canadian Opera Company; als Prinz in Rusalka beim Wexford Festival und als Guido in Zemlinskys Florentinischer Tragödie beim Bard Mu-sic Festival (NY); Salzburg mit Walter Braunfels’ Jeanne d’Arc.

Seine musikalische Heimat sieht Bryan Hymel deutlich im französisch-sprachigen Heldentenor-Repertoire, wie Robert le diable, Les Troyens, Guillaume Tell, Carmen. Die Affinität zur französischen Sprache erklärt sich wohl durch die frankokanadische Abstammung väterlicherseits.

Während der Diskussion über die Neuinszenierung des Guillaume Tell an der Bayerischen Staatsoper konn-ten sich die Anwesenden noch kein Bild machen, die Premiere, bei der Bryan Hymel den Arnold Melc- thal sang, lag noch vor uns. Bryan Hymel lobte die Zusammenarbeit mit Michael Volle, dem Tell, den er schon vom Royal Opera House in London kannte. Sie sangen dort zusammen in der Neuproduktion der Sizilianischen Vesper. Mit seiner Partnerin Marina Rebeka, der Mathilde, würde er gerne wieder auf der Bühne stehen.

Vorläufig gibt es leider keine weiteren Pläne für München. Wie es scheint, wird Bryan Hymel im nächsten Jahr vorwiegend in den USA auf der Bühne stehen. Erst für 2016 sind Vorstel-lungen an der Lindenoper in Berlin geplant. Die Hoffnung stirbt zuletzt, vielleicht ist auch die Bayerische Staatsoper am Zug.

Sieglinde Weber

Wir haben Baseball, aber keine Operntradition

Bryan Hymel

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ZU GAST BEIM IBS

Am 14. September war unser Gast im Münchner Künst-lerhaus am Lenbachplatz ein

aufstrebender junger Bass. Tareq Nazmis anfängliche Verlegenheit war dank origineller Musikeinspielungen schnell überwunden, und zwischen ihm und Moderator Michael Atzinger entwickelte sich ein fesselndes Ge-spräch, an dem sich auch die Zuhörer lebhaft beteiligten.

Der groß gewachsene, lockenköpfige Sänger ist der Sohn eines Ägypters und einer aus Schleswig-Holstein stammenden Deutschen. In Kuwait geboren, kam er mit einem halben Jahr nach München. Als kleiner Junge spielte er Geige, zum Singen hatte er keinen Bezug: „Ich war der Auffas-sung, dass Singen nicht wirklich was mit Musikmachen zu tun hat.“ Sein erster Opernbesuch mit den Eltern, Aida im Münchner Nationaltheater, änderte daran nichts: „Ich war be-eindruckt, als der König auftrat, und dann war ich enttäuscht, weil er nicht wiederkam, und bin irgendwann ein-geschlafen.“ Seine Liebe zum Gesang entdeckte er, als ihn die Leiterin eines Jugendchores in der Musikschule, in der er Geigen-, später Bratschenunter-richt erhielt, dazu brachte, sich einmal eine Chorprobe anzusehen: „Dort herrschte eine besondere Atmosphäre, die mich zum Bleiben animiert hat.“

Der Anfang war gemacht, seine machtvolle Stimme entdeckt. Noch als Schüler gründete Tareq Nazmi mit anderen jungen Sängern die Nostal-phoniker, ein Vokalensemble, das an den Gesangsstil und das Repertoire der Comedian Harmonists anknüpft. Nach dem Zivildienst begann er bei Edith Wiens an der Münchner Musik-hochschule Gesang zu studieren, was den Vorteil hatte, dass er weiterhin mit den Nostalphonikern auftreten und sein ausgeprägtes komödian-tisches Talent pflegen konnte. Chris- tian Gerhaher nahm ihn in seine Ora-toriumklasse auf.

Im Jahr 2010 eröffneten sich dem junge Bass ungeahnte Möglichkeiten: Tobias Truniger, sein Liedklassenleh-rer, schlug ihm vor, ans Opernstudio der Bayerischen Staatsoper zu gehen. Edith Wiens, gerade an die Juilliard School berufen, wollte ihn nach New

York mitnehmen, und Stephen King, ein US-amerikanischer Gesangslehrer, hätte ihn gern am Opernstudio der Grand Opera in Houston gese-hen. Während des Wettbewerbs in Houston erhielt Tareq Nazmi einen Anruf: Christian Gerhaher lud ihn ein, seine Meisterklasse zu besuchen. Damit war die Entscheidung gefal-len: „Wenn mich das Opernstudio in München nicht genommen hätte, dann hätte ich einfach Meisterklasse bei ihm studiert, das war für meine Entwicklung so wichtig, dass es auf jeden Fall Vorrang gehabt hätte.“Doch das Opernstudio in München erkannte seine sängerischen und darstellerischen Qualitäten sehr wohl und bereitete ihn mit ersten kleinen Rollen gut auf den Opernbetrieb vor: Zweiter Gefangener (Fidelio), Alidoro (La Cenerentola), Marchese d’Obigny (La Traviata), Sir Gualtiero Raleigh (Roberto Devereux).

Die Übernahme ins Ensemble der Bayerischen Staatsoper ab der Spiel-zeit 2012/2013 bedeutete für Tareq Nazmi, sich schweren Herzens von den Nostalphonikern zu verabschie-den. Seine Karriere entwickelt sich prächtig, und seine Aufgaben auf der Opern- und Konzertbühne wachsen beständig. In dieser Spielzeit ist er u.a. als Farfallo in der Schweigsamen Frau, als Sprecher in der Zauberflöte, als Pu-blio in La clemenza di Tito, als Zuniga in Carmen und als Masetto im Don Giovanni, zu erleben. Nächstes Jahr wird er mit René Jacobs und dem Don Giovanni auf Tour gehen und in China, Spanien und Frankreich Masetto und den Commendatore konzertant singen.

Der Versuchung, an kleineren Häu-sern große Basspartien wie den König Philipp in Verdis Don Carlo zu singen, widersteht der 31-Jährige, den Rat seines Lehrers Christian Gerhaher beherzigend, einstweilen bei den Wurzen zu bleiben. „Rollen müssen in mir reifen, damit ich das darstellen kann, was ich darstellen möchte. Ich brauche viel Zeit, um zu erkunden, was eine Rolle in mir bewegt und was das für Seiten in mir sind, die ich zum Vorschein bringen möchte.“ Auch im Liedgesang strebt er nach wahrer Meisterschaft und möchte erst noch etwas mehr Routine bekom-men, bevor er sich in Liederabenden präsentiert.

Tareq Nazmi ist ein jungenhaft wirkender, freundlicher und überaus höflicher Mann, neugierig und offen, dabei bescheiden und dankbar für das Glück, das ihm zuteilgeworden ist. Wo er auftritt, hinterlässt er größe-ren Eindruck, und wenn die Stimme mitmacht, wird es ihm gelingen, sich im internationalen Sängerzirkus zu etablieren. Eines ist jetzt schon sicher: 2015 wird für ihn ein wichtiges Jahr werden. Wir drücken ihm ganz fest die Daumen.

Ulrike Ehmann

Philipp muss warten

Tareq Nazmi

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REVOLUTIONSOPERN

Es ist schon eine Weile her, dass wir beim Besuch des Gelsenkir-chener Opernhauses – Sie lesen

richtig: Auf Schalke gibt es außer Fuß-ball auch eine sehr gute Oper – von einem Fernsehteam des WDR gefragt wurden, welche Revolutionsopern wir kennen würden. Da fallen dem Opern-kenner spontan natürlich Andrea Chenier von Umberto Giordano oder Dantons Tod von Gottfried von Einem ein. Charakteristisch für dieses Genre ist, dass als Nebenschauplatz stets eine dramatische Romeo-und-Julia-Geschichte zu erleben ist.

Das Ereignis im 19. Jahrhundert aber hieß Regina, eine unter dem Eindruck der Märzrevolution 1848 entstan-dene Oper in drei Akten von Albert Lortzing. Die erste Aufführung dieser Oper in ihrer Originalfassung (nach Lortzings handschriftlicher Partitur inklusive dem von ihm verfassten Li-bretto) fand allerdings erst exakt 150 Jahre nach dem Beginn der Freiheits-kämpfe in Wien und in Berlin statt, am 13.März 1998 am Gelsenkirchener Schillertheater Nordrhein-Westfalen, dem Musiktheater im Revier. Regie führte Peter Konwitschny, der darauf-hin von einer großen Kritikerjury zum ersten Mal zum Opernregisseur des Jahres gewählt wurde.Lortzings Freiheitsoper war zwar 1899 (ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod) an der Königlichen Oper in Berlin „uraufgeführt“ und in den Folgejahren auch an anderen deut-schen Opernhäusern gespielt worden, aber mit stark bearbeitetem und verfälschtem Text. Lortzing selbst ist nie ein Revolutionär gewesen, wurde jedoch durch diese Oper, die nicht nur der politischen Zensur zum Opfer fiel, auch sein Verleger lehnte eine Veröffentlichung ab, zu einem solchen abgestempelt. Sein letzter Kommen-tar war: „Regina wartet auf bessere Zeiten.“ Lortzing bekam massive Pro-bleme, noch einmal ein Engagement als Kapellmeister zu finden und seine große Familie zu ernähren. Im Januar

1851 starb er, noch nicht einmal fünf-zig Jahre alt, überarbeitet und hoch verschuldet, in seiner Heimatstadt Berlin an einem Schlaganfall.

Die Revolutionsopern seines Kollegen Giacomo Meyerbeer hingegen wurden bei ihren Uraufführungen enthusi-astisch bejubelt. Am 5. September 1791 (in Mozarts Todesjahr) kommt Jacob Liebmann Meyer Beer zur Welt, auf der preußischen Poststation Vogelsdorf (oder Tasdorf) zwischen Berlin und Frankfurt an der Oder. Noch bevor der Junge lesen und schreiben kann, musiziert und kom-poniert er bereits. Seine glänzenden Familienverhältnisse (der Vater ist Zuckerfabrikant, Heereslieferant und Bankier) sichern ihm zeitlebens ein sorgenfreies Auskommen. Er schreibt zunächst singspielartige deutsche Opern. 1816 geht er nach Italien und komponiert italienische Opern. Nach einer Schaffenspause wendet er sich der französischen Großen Oper zu und bringt 1831 in Paris mit großem Erfolg Robert le diable heraus.

Der in Paris lebende deutsche Dichter Heinrich Heine verfolgte die Karriere seines Landsmannes mit großer Auf-merksamkeit. In einem Artikel für die Augsburger Allgemeine Zeitung schrieb er am 20. April 1841 über Meyerbeer:„Während die besten Opern von Mozart und Rossini bei der ersten Vorstellung durchfielen und erst Jahre vergingen, ehe sie wahrhaft gewür-digt wurden, finden die Meisterwerke unsres edlen Meyerbeer bereits bei der ersten Aufführung den ungeteil-testen Beifall, und schon den andern Tag liefern sämtliche Journale die verdienten Lob- und Preisartikel. Das geschieht durch das harmonische Zusammenwirken der Instrumente; in der Melodie muss Meyerbeer den bei-den genannten Meistern nachstehen, aber er überflügelt sie durch Instru-mentation. … Von allen Seiten fliegen ihm die Lorbeerkränze zu, er trägt auf dem Haupte einen ganzen Wald von Lorbeeren, er weiß sie kaum mehr zu lassen und keucht unter dieser grünen Last. Er sollte sich einen kleinen Esel anschaffen, der, hinter ihm her trottierend, ihm die schweren Kränze nachtrüge.“

Wenn der Opernrevolutionär Meyer-beer heute, von wo aus auch immer, auf die Erde sehen könnte, würde kein zufriedenes Lächeln sein ernstes geistvolles Gesicht erhellen. Seinen 150. Todestag − er verstarb am 2. Mai 1864 in Paris − hat außer Nürnberg kein deutsches Opernhaus gewürdigt. Ist der musikalische Geschmack so derartig der Mode unterworfen? Sind seine Werke, die ohne Übertreibung Wesentliches zur Operngeschichte beigetragen haben, so in Vergessen-heit geraten? Noch 1891, anlässlich des 100. Geburtstages, hatte der Kritiker Eduard Hanslick (1825−1904) sich vorgestellt, was Meyerbeer, auf einem fernen Planeten sitzend, auf der Erde sehen könnte: „In sämtlichen Haupt-städten Europas und ringsum in der Provinz würde er Festvorstellungen

Von Revolutionsopern und ihren Komponisten

Giacomo Meyerbeer

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REVOLUTIONSOPERN

seiner Opern wahrnehmen, volle Häu-ser, rauschenden Beifall. Wendet dann der Jubilar von seinem Aussichts-sterne den Blick nach der anderen He-misphäre, so begegnete er demselben Schauspiel, denn die Musikfreunde von New York und Mexiko, von Rio und San Francisco können sich noch immer nicht satt hören an den Melo-dien des Robert und der Hugenotten, die sie längst auswendig wissen.“

Mit Les Huguenots festigte Meyerbeer seine Position als führender Opern-komponist der Zeit. Die Grand opéra in fünf Akten war ein Auftragswerk der Direktion der Opéra in Paris. Librettist Eugène Scribe verwendete als Vorlage den 1829 erschienenen Roman Chronik der Regierung Karls IX. von Prosper Mérimée. Meyerbeer ging mit Feuereifer an die Vertonung, wurde jedoch nicht zum vertraglich vereinbarten Termin (1833) fertig und musste eine Kon-ventionalstrafe von 30 000 Francs bezahlen, die ihm allerdings später, nach dem glänzenden Erfolg der Oper, wieder zurückerstattet wurden.Der Gegenstand der Huguenots, der Religionskrieg zwischen den franzö-sischen Katholiken und den franzö-sischen Protestanten, den Hugenot-ten, von 1562 bis 1598, kulminierend in der berüchtigten Batholomäus-nacht (23./24. August) von 1572, hat den Siegeslauf der Oper durch Europa verzögert, aber nicht aufgehalten. Die Uraufführung erfolgte am 29. Februar 1836 an der Opéra, mit gewaltigem Publikums- und Presseerfolg.

In vielen katholischen Gegenden wurde das Libretto tiefgreifend um-gearbeitet. Charlotte Birch-Pfeiffer verlegte die Handlung von Paris nach London und verwandelte die Katho-liken und Hugenotten in Anglikaner und Puritaner. In dieser Bearbeitung, unter dem Titel Die Anglikaner und Puritaner, wurde das Werk am 12. Mai 1838 in München erstmals aufge-führt. In Wien erschien es unter dem Titel Die Welfen und die Ghibellinen auf der Bühne, in Prag als Die Ghibellinen in Pisa.

„Am Beispiel der Liebe zwischen dem Hugenotten Raoul und der Katholikin Valentine führt er [Meyerbeer] vor, wie ein religiöser Konflikt eskaliert und schließlich zu einem Massaker führt, in dem selbst familiäre Bindungen nicht mehr zählen. Die Uraufführung von Die Hugenotten am 29. Februar 1836 in Paris ist ein Schlüsselereignis der Operngeschich-te. Die historischen Tableaus, die harten Kontraste zwischen Festtags-freude und Pogromstimmung und die Beschleunigung der Handlung zur Katastrophe, all das wirkte auf die Zeitgenossen atemberaubend.“ (Staatstheater Nürnberg)Die Nürnberger Aufführung war sensationell, vor allem die Leistungen der Sänger begeisterten: Leah Gordon, Nicolai Karnolsky, Hrachuhí Bassénz, Martin Berner, um nur einige von ihnen zu nennen. Dirigent Guido Johannes Rumstadt und Tobias Kratzer, das neue Regie-talent, erarbeiteten eine spannende und zugleich beklemmende Auffüh-rung, die einmal mehr bewiesen hat, dass die Werke Meyerbeers wieder ins Repertoire gehören. In gleichem Maße wie ihn seine Zeit überbewertete, ister heute unterbewertet.

Am Dienstag, dem 14. Oktober, be-ginnt am Staatstheater Nürnberg die Wiederaufnahme von Les Huguenots. Weitere Aufführungstermine: Freitag, 24. Oktober, Samstag, 8. November, und Samstag, 15. November, jeweils 19.30 Uhr. Ticket Hotline: 0180-5-231600.

Während der diesjährigen Münchner Opernfestspiele gab es eine weitereRevolutionsoper zu bestaunen, Guillaume Tell, Gioachino Rossinis letzte Oper, ein Vier-Stunden-Werk, das den Aufstand der Schweizer gegen die Habsburger Besatzung zum Inhalt hat.

2014 scheint das Jahr der Revoluti-onsopern zu sein; am Landestheater Linz wurde im Februar eine Oper des 1943 geborenen österreichischen Komponisten Ernst Ludwig Leitner, Fadinger oder die Revolution der Hutma-cher, uraufgeführt. Hier kämpfen die oberösterreichischen Protestanten gegen die katholischen bayrischen Besatzer aus Passau; ein sehr be-wegender Stoff und eine gelungene Aufführung im neuen Theater!

Sieglinde WeberMonika Beyerle-Scheller

Les Huguenots am Staatstheater Nürnberg

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VERANSTALTUNGEN

KÜNSTLERGESPRÄCHE KÜNSTLERGESPRÄCHE KÜNSTLERGESPRÄCHE

Alle Veranstaltungen, soweit nicht anders angegeben:

Münchner Künstlerhaus am Lenbachplatz

Kasse und Einlass jeweils ½ Std. vor Beginn

Eintritt:Mitglieder 5,- €; Gäste 8,- €,

bei Veranstaltungen im Festsaal 10,- €Jahresabo: 30,- €

Schüler und Studenten zahlen die Hälfte.

IBS – Interessenverein des Bayerischen Staatsopernpublikums e. V. – Postfach 10 08 29, 80082 MünchenTel. (089) 300 37 98 – Fax (089) 74 16 00 85 – Bürozeiten: Dienstag + Donnerstag von 10-13 Uhr

[email protected] – www.opernfreundemuenchen.deBankverbindung: Postbank München IBAN: DE41 7001 0080 0312 0308 00 BIC: PBNKDEFF

Hanna-Elisabeth Müllerstudierte Gesang in ihrer Heimat-

stadt Mannheim und nahm an Meisterklassen von Dietrich Fi-

scher-Dieskau, Julia Varady, Thomas Hampson u.a. teil.

Nach ersten Gastengagements als Eurydike in Glucks Orpheus und Eu-rydike an der Kammeroper Rheins-

berg wurde sie für die Spielzeit 2010/2011 Mitglied des Opernstu-

dios der Bayerischen Staatsoper. 2012 gab sie als Pamina ihr Debüt am Teatro dell’Opera di Roma. Seit der Saison 2012/2013 gehört sie dem Ensemble der Bayerischen

Staatsoper an, wo sie in den unter-schiedlichsten Partien zu erleben war. Mit ihrem sensationellen De-büt als Zdenka in Strauss’ Arabella

an der Seite von Renée Fleming und Thomas Hampson wurde sie als Entdeckung der Salzburger Oster-

festspiele 2014 gefeiert.Sonntag, 23. November 2014,

15.00 UhrModeration: Gisela Schmöger

Tomáš HanusMontag, 6. Oktober 2014,

19.00 UhrModeration: Dorothea Hußlein

(BR-Klassik)Nähere Informationen s. Journal 3.

Daniel BehleSonntag, 12. Oktober 2014,

19.00 UhrModeration: Gisela Schmöger

Nähere Informationen s. Journal 3.

Rainer Schmitz mit Mitgliedern von ATTACCA

ATTACCA wurde 2007 gegründet. Träger dieses Jugendorchesters ist

die Musikalische Akademie des Bayerischen Staatsorchesters e.V., die mit diesem Projekt ihre eigene

Begeisterung für Musik in prak-tischer Arbeit und persönlichem

Kontakt an junge Menschen weitergibt.

Rainer Schmitz ist Hoher Hornist im Bayerischen Staatsorchester so-wie Gründer und organisatorischer Leiter von ATTACCA. Jugendliche

ab 12 Jahren, die seit mehreren Jahren ein Orchester-Instrument

erlernen und regelmäßig Unterricht haben, können dort mitmachen. Bis heute haben über 400 Jugendliche

vorgespielt (s. auch S. 1-3).Freitag, 24. Oktober 2014,

19.00 UhrModeration: Andreas Friese

Gemütliches Beisammensein zum Advent

mit ein paar netten Überraschungen

im Münchner Zimmer (2. Stock) des Hofbräuhauses am Platzl

Samstag, 6. Dezember 2014, 17.00 Uhr

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Thomas Hampson und

Luca PisaroniDer US-amerikanische Bariton

Thomas Hampson tritt mit den renommiertesten Sängern, Pianis-ten, Dirigenten und Orchestern in weltweit führenden Konzert- und

Opernhäusern auf. Von der Metropo-litan Opera Guild wurde er mit dem

Met Mastersinger ausgezeichnet und ist einer der gefragtesten Gesangsso-listen der Gegenwart. Thomas Hamp-son lehrt leidenschaftlich gern, gibt Meisterkurse und ist Gründer und

künstlerischer Leiter der Lied-Akade-mie des Heidelberger Frühlings.

2011 wurde er zum vierten Mal als Sänger des Jahres mit dem ECHO

Klassik ausgezeichnet. In der Saison 2014/15 ist er „Artist in Residence“

bei MünchenMusik, wo er in drei Konzerten neue und überraschende

Akzente setzen wird.Der in Venezuela geborene Bassba-

riton Luca Pisaroni, Schwiegersohn von Thomas Hampson, wuchs in

Busseto auf und erhielt seine musi-kalische Ausbildung am Konserva-torium Giuseppe Verdi in Mailand, in Buenos Aires und in New York. Seit seinem Debüt bei den Salz-

burger Festspielen mit den Wiener Philharmonikern unter Nikolaus Harnoncourt im Alter von nur 26 Jahren wird Luca Pisaroni auf den Opern-, Konzert- und Liedbühnen der Welt von Kritik und Publikum gefeiert. Mit seinem umfassenden

Opernrepertoire ist er an zahlreichen führenden Häusern und bei internati-

onalen Musikfestivals zu erleben.Im Dezember singt er in München

den Figaro in Mozarts Le nozze di Figaro.

Donnerstag, 11. Dezember, 19.00 Uhr

Moderation: Dorothea Hußlein (BR-Klassik)

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VERANSTALTUNGEN

KÜNSTLERGESPRÄCHE KULTURZEIT WANDERUNGEN

Vom Klang der BilderMusikalische Führung in der Neuen PinakothekEine Führung in der Neuen Pinako-thek unter musikalischem Blickwin-kel zu unternehmen, scheint auf den ersten Blick eine extravagante Idee zu sein. Doch der Kulturfreund weiß, dass es kaum Spannenderes gibt, als Querverbindungen zwischen den Künsten nachzuspüren. Sei es, dass die Musik im Bild selbst zum Thema wird oder dass sich die Ästhetik eines bestimmten Stils gut auf die Musik der Zeit übertragen lässt. Neues zu entdecken und Bekanntes aus einer neuen Perspektive zu sehen, ist ein sinnliches wie auch intellektuelles Vergnügen. Der historische Bogen spannt sich von der Romantik bis zum Postimpressionismus, umfasst also das gesamte 19. Jahrhundert.Führung: Thomas Krehahn M.A., Pianist und MusikwissenschaftlerDonnerstag, 20. November 2014, 10.30 UhrTreffpunkt: um 10.15 Uhr in der KassenhalleKosten: 5,- € (bereits ermäßigt) plus anteilige FührungsgebührLeitung: Eva Weimer(im Anschluss Möglichkeit zum gemeinsamen Ausklang im „Café Klenze“)Verbindliche Anmeldung im IBS-Büro ab 6. November, per E-Mail ab 30. Oktober

Besuch mit Führung imStadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1durch die Abteilung Puppentheater/SchaustellereiDienstag, 14. Oktober 2014, 11.00 UhrTreffpunkt: Kassenhalle um 10.45 UhrKosten: Eintritt 2,- € (bereits er-mäßigt) plus anteilige Führungsge-bührLeitung: Gabriele RitzAusführliche Informationen s. Journal 3

Samstag, 18. Oktober 2014Von Weßling über Steinebach nach Hechendorf und weiter nach Herr-schingEinzelheiten s. Journal 3

Samstag, 8. November 2014 Von Grafing Bhf über Grafing nach EbersbergGehzeit: ca. 2 ½ StundenFührung: Erika Weinbrecht (089) 691 53 43Abfahrt: MarienplatzS4 Richtung Ebersberg ab 09.43 UhrGrafing Bhf an 10.18 UhrEinkehr nach ca. 1 ¾ Stunden in „Di-nos Taverna Mediterraneo“, Gsprait

Samstag, 13. Dezember 2014Entlang der Isar vom Englischen Garten nach ThalkirchenGehzeit: ca. 3 ½ StundenFührung: Helmut Gutjahr (089) 57 51 13, Handy 0175-787 60 61Abfahrt: MarienplatzU6 Richtung Fröttmaning ab 09.54 UhrStudentenstadt an 10.05 Uhr Einkehr nach ca. 2 ¼ Stunden im „Solo Pizza“

Samstag, 17. Januar 2015Von Stockdorf nach Buchendorf und zurück nach StockdorfGehzeit: ca. 3 ¼ Stunden Führung: Monika Greczmiel (089) 84 37 77Abfahrt: Marienplatz S6 Richtung Starnberg ab 10.08 UhrStockdorf an 10.34 UhrEinkehr nach 1 ¾ Stunden im „Gast-haus Haller“ in Buchendorf

Jeder Teilnehmer unternimmt die Wanderungen auf eigene Gefahr.Eine Haftung für Schäden wird nicht übernommen.

Für Ihren Kalender:Am 24. Januar 2015 wird

die Sopranistin Anita Hartigbeim IBS zu Gast sein.

Michael Vollewurde von Josef Metternich und

Rudolf Piernay ausgebildet und hat sich zu einem international bedeu-

tenden Sänger seines Faches entwickelt.

Von 1999 bis 2007 war der Bariton Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich. Gastengagements führten ihn u.a. an die Opernhäuser von New York, London, Berlin, Wien, Paris, Mailand sowie zu den Fest-

spielen von Salzburg, Baden-Baden und Bayreuth. Daneben trat er in

Konzerten mit internationalen Spit-zenorchestern und -dirigenten auf und gab zahlreiche Liederabende.Von 2007 bis 2011 war er Ensem-

blemitglied der Bayerischen Staats-oper. 2008 und 2014 wurde er zum

Sänger des Jahres des Magazins Opernwelt gekürt.

Bei der Münchner Festspielpremiere des Sommers verkörperte er mit

großem Erfolg die Titelpartie von Rossinis Guillaume Tell.

Dienstag, 13. Januar 2015, 20.00 Uhr

Moderation: Dorothea Hußlein (BR-Klassik)

Das Büro bleibt vom 18. Dezemberbis einschließlich 7. Januar 2015

geschlossen.Ein schönes Weihnachtsfest und ein

gutes neues Jahrmit Gesundheit, ein bisschen Glückund vielen schönen musikalischen

Ereignissen wünschen Ihnen

Ihre Bürodamen

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OPERNHÄUSER

Palau de les Arts Reina SofíaDer Königin Sofia Palast der Künste – das Opernhaus von Valencia

Nur wenige Städte verstehen es wie Valencia, aus der Antike stammende Siedlungsreste

architektonisch so harmonisch mit den innovativsten und avantgardis-tischsten Gebäuden aus dem neuen Jahrtausend in Einklang zu bringen. Die in ihrem Kern auf das Jahr 138 v. Chr. zurückreichende Altstadt hat sich ihr Flair und die Zeugnisse der Vergangenheit bewahrt, und die neue, futuristische „Stadt der Künste und der Wissenschaften“ wurde zum Wahrzeichen des modernen, heutigen Valencia, der drittgrößten Stadt in Spanien.

Sintflutartige Regenfälle haben im Oktober 1957 den Rio Turia, der mitten durch Valencia floss, zu einem reißenden Strom werden lassen. Gan-ze Stadtviertel standen unter Wasser, mehr als 80 Menschen kamen in den Fluten ums Leben. Das Ausmaß der Zerstörung stärkte den Plan für eine Umleitung des Flusses im Süden der Stadt, die nach zehnjähriger Bau-zeit im Jahre 1973 vollendet wurde. Zurück blieb ein ca. zehn Kilometer langes, leeres Flussbett. Eine Bür-gerbewegung verhinderte den Bau einer Schnellstraße; nach den Ent-würfen des Architekten Ricardo Bofill entstanden die Jardines del Turia, inzwischen der größte Park Valencias, mit Sport- und Freizeitanlagen, Rad-wegen, Seen und Flüsschen.Für den südöstlichen Teil des Parks entwarf und baute der Stararchitekt Santiago Calatrava für seine Hei-matstadt zwischen 1991 und 2005 die überwältigende weiße Ciutat de les Arts i les Ciències, die „Stadt der Künste und Wissenschaften“ mit dem Umbracle (Schattenhaus) und seinem Palmengarten, dem imposanten Kup-pelbau Hemisfèric mit Planetarium und IMAX- Kino, dem Museo de les Ciències Príncipe Felipe, einem Wis-senschaftsmuseum, der dunkelblauen Agora, einer Mehrzweckhalle, und dem Publikumsmagneten L'Oceano-gràfic, Europas größtem Aquarium.

Gleich am Eingang des mehr als 700 Millionen Euro teuren Kulturgartens aber steht ein kunstvoll geschwun-genes Gebäude, der Palau de les Arts Reina Sofía, das Opernhaus von Va-lencia, das als einer der letzten Bauten des Komplexes erst 2005 fertiggestellt und am 8. Oktober eingeweiht wurde. Bis dahin hatte es in Valencia kein Opernhaus gegeben. Mit Beethovens Fidelio wurde das Haus am 25. Okto-ber 2006 feierlich eröffnet, in promi-nenter Besetzung (Waltraud Meier, Peter Seiffert, Juha Uusitalo, Matti Salminen sowie Zubin Mehta am Pult) begann eine neue Ära.

Das leicht wirkende, teils über Wasser „schwebende“ Opernhaus beflügelt die Fantasie der Besucher. Es besteht aus zwei Muschelhälften, die von einem Riesenpylon gehalten werden. Eine Art Feder, die nur an zwei Punk-ten befestigt ist, schwebt über dem Dach und verleiht dem Gebäude die optische Leichtigkeit Die einen sehen in der Form des Gebäudes eine flie-gende Untertasse, andere ein Schiff, ein Auge oder auch einen Helm, je nach dem Blickpunkt der Betrachtung. Das klare funkelnde Weiß der Fassade − Calatrava hatte neben weißem

Rohbeton auch gebrochene weiße Kacheln, eine traditionelle Form des Keramikmosaiks aus Valencia, ver-wendet –, ist aufgrund von Bauschä-den heute leider nur noch teilweise zu erkennen. Das Gebäude ist stattliche 230 Meter lang, 75 Meter hoch und umfasst eine Nutzfläche von insge-samt 40 000 Quadratmetern − damit ist es das größte Opernhaus Europas.

Drei unterirdische Etagen und 14 oberirdische Stockwerke werden durch großzügige Panoramalifte und weit geschwungene Gänge miteinan-der verbunden, großzügige Platt-formen im Innen- und Außenbereich bieten großartige Ausblicksmög-licheiten.Neben verschiedenen Foyers, Restau-rants und technischen Nebenräumen besteht der Palau des Arts aus vier großen Auditorien. Der Hauptraum, die Sala Principal, bildet das Herz-stück der Anlage und dient in erster Linie den Opernaufführungen, wird aber auch für Ballettaufführungen, Konzerte und sonstige Veranstal-tungen genutzt. Parkett und vier Ränge in weitgehend klassischer Form bieten Platz für ca. 1400 Besucher. In technischer Hinsicht ist der Saal

Das futuristische Opernhaus von Valencia

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OPERNHÄUSER

hochmodern, im 180 Quadratmeter großen Orchestergraben finden bis zu 120 Musiker Platz, und die Über-titel werden auf Bildschirme in den Rückenlehnen der tiefblauen Sitze eingeblendet. Leider ist das eindrucksvolle Glas-dach, das ursprünglich als Bühnen-vorhang dienen und sich bei jeder Vorstellung in Bewegung setzen sollte, aus Kostengründen außer Betrieb. Über die Akustik des Raums gehen die Meinungen stark auseinander, meine eigene Erfahrung auf einem Platz in der Mitte des oberen Ranges war jedoch sehr gut.Nicht alle Besucher sind mit der Gestaltung des Zuschauerraumes ein-verstanden. Reinhard J. Brembeck z.B. meinte in der Süddeutschen Zeitung, dieser habe „mit seiner fast hässlichen Biederkeit so gut wie nichts mit dem kühnen und einnehmenden Äußeren des Palau gemein“ und gleiche „einer Mischung aus überdimensionierter Einbauküche und Parkhaus“.

Der Auditorio genannte Konzertsaal mit ca. 1500 Plätzen liegt über der Sala Principal und dient vor allem für Sinfoniekonzerte, große Filmpre-mieren, Kongresse und besondere Events; die Aula Magistral mit ihren 378 Sitzplätzen wird für Kammermu-sik, Liederabende oder Konferenzen genutzt. Im unterirdisch gelegenen Teatre Martín i Soler, benannt nach Valencias bekanntestem Kompo-nisten, finden vor allem Aufführungen von Barockopern, Zarzuelas und Kammermusik-Konzerte statt.

Mit Beethovens Fidelio begann am 25. Oktober 2006 die erste Saison am neuen Opernhaus, die die Österrei-cherin Helga Schmidt als Intendantin gestaltet hat. Aus dem Nichts hat sie in kürzester Zeit ein Opernhaus geschaffen, das sich nicht nur in Spanien sehen lassen kann. Unterstützt von Zubin Mehta und Lorin Maazel machte sie aus dem neuen Haus eine der ersten Adres-sen in Europa, mit einem Orchester, dessen Musiker von Lorin Maazel (Chefdirigent bis 2011) persönlich

ausgesucht wurden, dem Orchestre de la Comunitat Valenciana. Sie und Zubin Mehta gingen auch das Wagnis ein, die katalanische Theatertruppe La Fura dels Baus mit der Regie von Wagners Ring zu betrauen, einem Pro-jekt, das im Mai 2009 mit der Götter-dämmerung beendet wurde und auch aufgrund einer großartigen interna-tionalen Besetzung einen grandiosen internationalen Erfolg erzielte, nicht zuletzt durch eine perfekt produzierte DVD. Opernfreunde aus aller Welt strömten nach Valencia. Dank der damaligen spendablen Unterstützung der Lokalpolitiker der Provinzverwal-tung konnte Helga Schmidt Saison für Saison ein anspruchsvolles Programm mit internationalen Stars bieten, das den Ruf Valencias als Opernstadt festigte. Sie gewann Plácido Domingo für das Haus, sowohl als Sänger und Dirigent als auch als Schirmherr für das dem Opernhaus angeschlossene Centro de Perfeccionamento, in dem seit Ende 2008 Musiker und Sänger auf höchstem Niveau ausgebildet werden.

Doch auch in Valencia muss mitt-lerweile gespart werden, und das Opernhaus ist eine Belastung für die öffentlichen Kassen. Das bekam auch

Helga Schmidt zu spüren. Betrugen die Subventionen im ersten Jahr noch 32,5 Millionen, waren es 2013 nur mehr 15 Millionen Euro. Zunächst kürzte Schmidt ihr eigenes Gehalt um 60 Prozent, dann die Gehälter ihrer Mitarbeiter, des Orchesters und des Chores. Auch die Opernsaison und das Sommerfestival wurden verkleinert, das Repertoire auf gängige Stücke beschränkt. Zu alldem traten Ende 2013 auch noch bauliche Schäden auf: Teile der Keramikverzierung fielen vom Dach, das Haus musste für einige Monate gesperrt werden.

Im Juni 2014 gab Dirigent Zubin Mehta aus Protest über die rigide Sparpolitik der Regierung seine Posi-tion am Opernhaus auf, kurz darauf warf auch die Intendantin selbst das Handtuch.

Derzeit verhandelt sie mit der Lan-desregierung über die Auflösung ihres Vertrages, hat sich jedoch bereit erklärt, das Haus so lange weiter zu führen, bis ein Nachfolger für sie ge-funden worden ist. Nicht einmal zehn Jahre nach seiner Eröffnung steht der Palau des les Arts in Valencia vor einer ungewissen Zukunft.

Hans Köhle

Das Herzstück des Opernhauses: die Sala Principal

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IN MEMORIAM

Erinnerungen an Kurt Böhme zum 25. Todestag

Selbstverständlich empfängt mich Ihro Gnaden – welch ein Auftritt des Barons Ochs auf Lerchenau

im Rosenkavalier von Richard Strauss. Für Kurt Böhme war es die Rolle seines Lebens. Über 500mal hat er mit seiner voluminösen und ungemein ar-tikulationsfähigen Stimme diesen lü-sternen, durchtriebenen und am Ende gefoppten Landedelmann verkörpert. Es waren großartige Aufführungen dieser Oper im Prinzregententheater, dirigiert von Robert Heger und Hans Knappertsbusch. Mehr als zwei Jahr-zehnte war Böhme konkurrenzloser Partner des legendären Damentrios Marianne Schech, Hertha Töpper und Erika Köth. Mit jovialer Behäbigkeit und polternden Ausbrüchen war er, obwohl sächsischer Herkunft, der wienerischste Lerchenauer.

Kurt Böhme wurde am 5. Mai 1908 in Dresden geboren. Eigentlich wollte er Kapellmeister werden und lernte zunächst Geige, Klavier, Trompete und Waldhorn. Mit 16 Jahren begann er seine Ausbildung zum Sänger am Konservatorium seiner Heimatstadt. Sein erstes Engagement erhielt er in Bautzen, wo er am selben Abend als Kaspar und als Eremit in Carl Maria von Webers Freischütz zum ersten Mal auf der Bühne stand. Von 1930 bis 1949 war er Ensemblemitglied der Dresdner Staatsoper, in der mehrere Opern von Richard Strauss das erste Mal erklangen. Er sang den Grafen Dominik in der Uraufführung der Oper Arabella 1933 unter der Leitung von Clemens Krauss. Im Jahre 1935 fand die Uraufführung der Oper Die schweigsame Frau unter der Leitung von Karl Böhm statt. Der damals erst 27-jährige Bass sang an der Seite von Maria Cebotari die Partie des Sir Morosus.

Ab 1950 fand er seine künstlerische Heimat an der Bayerischen Staats-oper. Im Jahr 1952 betrat er zum ersten Mal die Bühne des Bayreuther Festspielhauses. Die großen Basspar-

tien des Wagner-Faches, den Landgra-fen, Fafner, Titurel und Pogner, sang er dort viele Jahre. Gleichzeitig trat er bei den Salzburger Festspielen auf. Ab 1955 gehörte er auch dem Ensemble der Wiener Staatsoper an. Er erhielt Einladungen an alle bedeutenden Opernhäuser Europas und Nord- und Südamerikas. Eine große Tournee führte ihn auch nach Südafrika.

In über 100 Partien ist Kurt Böhme in einem langen Sängerleben aufge-treten. Sein Sarastro, Basilio, Daland, Hagen und Gurnemanz werden dem Münchner Publikum in Erinnerung bleiben. Die Rolle des Osmin in Mo-zarts Entführung aus dem Serail schien ihm auf den Leib geschrieben worden zu sein. In der Darstellung des gallig trunkenen Muselmanns konnte er alle Register seines komödiantischen Talents ziehen. Unvergesslich, wie er sich von Friedrich Lenz als Pedrillo trotz Allahs Verbot zum Wein ver-führen ließ. In dem leider kaum noch gespielten Opernkleinod Capriccio von Richard Strauss sinnierte er aufgeblasen über die Leiden des The-aterdirektors La Roche und über die Unfähigkeit lebender Komponisten,

große Werke zu schreiben. Anrührend der Schluss der Oper Die schweigsame Frau, wenn Sir Morosus, von der Ehe geheilt, die wiedergefundene Ruhe in seinem Monolog „Wie schön ist doch die Musik“ genießt.Bei den Salzburger Festspielen erhielt Kurt Böhme Gelegenheit, sich moder-nen Werken zu widmen. Er wirkte mit bei den Uraufführungen der Opern Penelope und Die Schule der Frauen von Rolf Liebermann, Irische Legende von Werner Egk und einer Erstaufführung von Benjamin Brittens The Rape of Lucretia.

Kurt Böhme war ein Publikumslieb-ling. Zu seiner Popularität trugen die Münchner Sonntagskonzerte des Bayerischen Rundfunks bei, in denen viele namhafte Opernstars auftraten und in denen er all die schrulligen, überheblichen und tragisch-ko-mischen Gestalten, für die auf der Opernbühne kein Platz war, darbieten konnte: den großspurigen van Bett aus Lortzings Zar und Zimmermann, den Heiratsvermittler Kezal aus der Verkauften Braut von Bedřich Smetana (mit Fritz Wunderlich), den Schwere-nöter Ollendorf aus der Operette Der Bettelstudent von Carl Millöcker und den Schweinezüchter Zsupán aus dem Zigeunerbaron von Johann Strauß. Wahre Beifallsstürme erntete er für das Lied Die Beichte von Franz von Suppé.

Bis ins hohe Alter blieb Kurt Böhme der Bayerischen Staatsoper treu. Ich erinnere mich an seine letzten Auf-tritte als einer der Nazarener in der Oper Salome. Nach dem Tode seiner Frau im Jahre 1985 nahm er endgültig Abschied von der Bühne. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in einem Pflegeheim. Wie singt Sir Mo-rosus am Ende der Oper Die schweig-same Frau: „Nur Ruhe, nur Ruhe.“ Er fand sie am 20. Dezember 1989 in München. Begraben wurde er auf dem Haidhausener Friedhof.

Hiltraud Kühnel

Kurt Böhme als Baron Ochs auf Lerchenau

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IN MEMORIAM

Lucia Popp (slowakisch Poppová) wurde am 12. November 1939 in Záhorská Ves, einer kleinen

Gemeinde im äußersten Westen der Slowakei, geboren. Nachdem sie zwei Semester Medizin studierte hatte, besuchte sie die Hochschule für Mu-sische Künste in Bratislava, um sich der Schauspielkunst zu widmen. Bald wurde sie für die Leinwand entdeckt und sogar mit Hauptrollen bedacht. Eine Filmkarriere schien ihren weite-ren Lebensweg zu bestimmen. Doch die Tochter eines musikbegeisterten Ingenieurs und einer Konzertsopra-nistin absolvierte von 1959 bis 1963 ein Gesangsstudium in Bratislava und an der Musikakademie in Prag. Ausgebildet wurde die junge Sängerin von Anna Hrusovská, einer ehema-lige Koloratursopranistin der Wiener Volksoper, überraschenderweise zunächst zur Mezzosopranistin. Erst im fortgeschrittenen Stimmbildungs-prozess entwickelte sich das Höhen-register der Stimme in ungeahntem Maße und ein Koloratursopran erster Güte kam zum Vorschein.

Das Studium noch nicht abgeschlos-sen, debütierte Lucia Popp 1963, im Alter von 23 Jahren, am Opernhaus von Bratislava in der Rolle der Köni-gin der Nacht in Mozarts Zauberflöte. Noch im selben Jahr wurde die Künst-lerin an die Wiener Staatsoper enga-giert und erhielt einen Dreijahresver-trag. Zur gleichen Zeit bereitete der Dirigent Otto Klemperer eine Schall-plattenaufnahme der Zauberflöte vor. Der Musikproduzent Walter Legge, Ehemann von Elisabeth Schwarzkopf, hatte die Stimme von Lucia Popp als Erster Knabe in der Zauberflöte bei den Salzburger Festspielen in guter Erinnerung und meinte vernommen zu haben, dass die junge Slowakin auch die beiden Arien der Königin der Nacht beherrschte. So kam es zu einem Vorsingen, nach dem Elisabeth Schwarzkopf begeistert ausrief: „Sie sind ein Wundertier!“ Als Königin der Nacht eroberte Lucia Popp sich

alle großen Opernhäuser der Welt. Eigentlich nicht verwunderlich, denn sie konnte nicht nur die Spitzentöne der Koloraturen herausschleudern, sondern war auch mit einer überaus schönen, warmen, innigen und fül-ligen Stimme gesegnet.

Durch den großen Erfolg in ihrer Glanzrolle blieb zunächst wenig Zeit

für andere Partien. Lediglich die Barbarina im Figaro und später die Sophie im Rosenkavalier verkörperte die Sopranistin auf der Bühne. Nach und nach kamen die Konstanze, die Despina, die Zerlina sowie die Zerbi-netta hinzu.

Um sich ein breiteres Rollenrepertoire erarbeiten zu können und dabei nicht ständig im Fokus zu stehen, gab die Künstlerin ihre Festanstellung an der Wiener Staatsoper auf und ging als festes Ensemblemitglied an die Kölner Oper, wo sie von 1966 bis 1977 blieb.

Angeboten zu gelegentlichen Gast-spielen konnte sie sich dennoch nicht entziehen. So gab sie 1967 ihr Debüt an der Metropolitan Opera in New

York als Königin der Nacht in einer von Marc Chagall ausgestatteten Produktion. Legendär waren auch ihre Auftritte als Sophie im Rosen-kavalier 1976 unter dem Dirigat von Carlos Kleiber und der Regie von Otto Schenk in der Mailänder Scala. Diese Produktion wurde später auch von der Bayerischen Staatsoper übernommen und steht nach wie vor auf dem Spiel-plan, zur Freude des Publikums. In Köln vollzog sich allmählich ein Fachwechsel vom Koloratursopran zum lyrischen und jugendlich-drama-tischen Sopran. Die Partie der Königin der Nacht, die sie 1971 noch einmal an der Met gesungen hatte, kostete ihr allmählich zu viel Anstrengung und zu viel Nerven. Dafür beein-druckte sie nun in der Titelpartie der Arabella und besonders als Marschal-lin im Rosenkavalier, eine ihrer neuen Paraderollen. Als ihr Ehemann, der Tenor Peter Seiffert, sein Rollendebüt als Lohengrin gab, stand sie als Elsa an seiner Seite.

Auch im Liedgesang leistete Lucia Popp Beachtliches. So galt sie als eine der Lieblingssängerinnen des Diri-genten Leonard Bernstein, der sie als Interpretin der Lieder Gustav Mahlers schätzte. Die Lieder von Schumann, Schubert und Brahms gestaltete sie ebenso einfühlsam wie die von An-tonÍn Dvořák, Sergej Prokofjew und Leoš Janáček. Ihre ausgesprochene Begabung für Sprachen kam ihr dabei sehr zugute.

Am 16. November 1993, wenige Tage nach ihrem 54. Geburtstag, starb Lucia Popp in München an den Folgen eines Gehirntumors. Ein großer Ver-lust für die Musikwelt, ihr Publikum und die Menschen, die sie liebten! Ihr letzter Weg führte sie heim nach Bratislava.

Im Münchner Stadtteil Obermenzing wurde ihr zu Ehren eine Straße be-nannt: der Lucia-Popp-Bogen.

Helmut Gutjahr

Erinnerungen an Lucia Popp zum 75. Geburtstag

Lucia Popp als Sophie

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TIPPS FÜR WEIHNACHTSGESCHENKE

Es herbstelt, die Tage werden kür-zer: Nur noch lächerliche sieben Wochen bis zum ersten Advent.

Die Vorweihnachtszeit: Für die einen ein himmlisches Vergnügen mit Adventskalenderbasteln, Plätzchen-backen und Weihnachtseinkäufen. Für die anderen die Vorhölle: Was soll man seinen Lieben zu Weihnachten schenken? Hier einige Tipps:

*Darf’s ein bisschen mehr sein? 617 Gramm und fast 500 Seiten hat der neueste Roman von Richard Po-wers: Orfeo. Peter Els, ein Komponist, der auch Chemie studiert hat, will der menschlichen DNA ihre musikalische Struktur ablauschen – und gerät als „Bioterrorist“ auf die Fahndungsliste des FBI. Auf seiner Flucht quer durch die USA rollt er uns sein Leben auf. Schwärmt von der Cellistin Clara, die ihm Gustav Mahlers Welt öffnet; erzählt von seiner Exfrau und seiner Tochter, seinen quälenden Nieder-lagen als Avantgardist – und immer wieder von der Musik. Glänzendere Analysen hat man selten gelesen – und noch nie war man näher an John Cage und Olivier Messiaen. Und das auf höchst unterhaltsame, witzige, berührende Weise. Als Peter seine Clara nach langer Zeit wiedertrifft, haben sie sich nichts mehr zu sagen: „Sie versuchten, über Musik zu reden, doch zwischen ihren Welten lagen drei Jahrhunderte.“ Dieser Musikroman ist ein grandioser Wurf! Davon darf’s gern ein bisschen mehr sein …

Michael Atzinger

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Das Opernfestival auf Gut Immling im Chiemgau, das 2015 bereits zum 19ten Mal stattfindet und mit 18 000 Besuchern pro Saison zu einer eta-blierten Unternehmung mit Opern-genuss auf hohem Niveau geworden ist. Der Weg auf den Grünen Hügel zwischen Bad Endorf und Halfing lohnt sich! Der wunderbare Blick über

die idyllische Landschaft und der Sonnenuntergang in der Pause sind legendär. Die Oper im Grünen setzt jedoch nicht nur auf die äußere Idylle, sondern auf technische und musika-lische Perfektion, was von der Kritik immer wieder gewürdigt wird. Die Reithalle mit ihren unvergleichlich bequemen Ledersesseln hat sich zum komfortablen Opernhaus entwi-ckelt. Intendant Ludwig Baumann und die musikalische Leiterin Cor-nelia von Kerssenbrock bringen mit den Münchner Symphonikern und einem eigenen Festivalorchester sehr engagierte Eigenproduktionen auf die Bühne. Hier singen viel verspre-chende Nachwuchssänger ebenso wie Stars, die jährlich inzwischen aus fast 30 Nationen anreisen. Weltweit geht der ehemalige Sänger und Festivalbe-gründer Ludwig Baumann dafür auf Entdeckungsreise. 2015 findet das Festival vom 19. Juni bis 16. August statt. Die beiden Hauptopern sind Puccinis Tosca und Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach. Zusätzlich wird es wieder eine Barockoper und Gala-Abende, wie eine Operettengala, geben. Meine Empfehlung: Ein Gut-schein für einen der Opernabende.Der Vorverkauf für die Veranstal-tungen startet im November.Informationen und Kartenbestellung unter www.gut-immling.de oder telefonisch unter (08055) 9034-0.

Dorothea Hußlein

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Im Supermarkt Berge von Lebkuchen, und Nikoläusen. Träume ich etwa? Oder ist dies nur der ganz normale Wahnsinn unserer Zeit, die glaubt, dass Weihnachten kurz nach Ostern anfängt? Ein Gutes hat das Ganze: Ich werde daran erinnert, dass ich diesmal die Geschenke schon Anfang Dezember zusammenhaben will.An einem nasskalten Abend hole ich mir eine schöne Flasche Rotwein und Knabberzeug und verkrieche mich in

meine Lieblingssofaecke zum Nach-denken. Bücher, CDs, DVDs, selbst gebastelten Kalender mit Familien-schnappschüssen? Fresskorb, Fell- imitatmütze für den viel zu war-men Winter, die 17. Espresso-tasse? Ich überlege und überlege. Warum fällt mir denn partout nichts Außergewöhnliches, Be-sonderes, Nichtalltägliches ein?

Und dann der Geistesblitz − das ist es! Weihnachten, das Fest der Liebe! Wa-rum fällt einem das nicht früher ein? Wieso braucht man dazu eine Flasche Bordeaux? Sind wir schon so weit vom Ur-Sinn des Festes entfernt?Mein Entschluss steht fest: Du be-kommst von mir einen Tag geschenkt! Einen Tag, an dem wir machen, was Du möchtest, einen Tag, an dem Du der Mittelpunkt bist. Einen Tag, an dem Du merkst, dass Du geliebt wirst.

Jost Voges

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Die Enkelkinder, acht an der Zahl, bekommen jeder jedes Jahr zum ersten Advent einen Musikantenengel aus dem Erzgebirge, einen mit den typischen grünen Flügeln und den elf

Alle Jahre wieder

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Leise Lieder – scharfer Koch: Thomas Hampson

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GEDENKTAGE

weißen Punkten. Dadurch wächst das Engelorchester jedes Jahr. Die Neu-heit des Jahres 2014 ist der Engel mit dem Kontrafagott. Wer weiß schon, wie ein Kontrafagott aussieht, und so lernen die Enkel wie nebenbei die verschiedenen Instrumente kennen. Vor dem ersten Advent ist immer Übernachtung bei Oma angesagt, wenn eine Enkelin das große Engelor-chester alleine aufstellen darf (das sie mal erben möchte!). Daraus machen wir stets ein kleines Fest, und das ist das Beste daran – es sind die Erinne-rungen, die bleiben!Die ersten Engel meines Orchesters habe ich von meiner Mutter zur Verlo-

bung bekommen, und jedes Jahr gibt es bei den Größeren ein großes Hallo, wenn sie entdecken, dass die ersten Engel 2,10 DM gekostet haben und für den Jahresengel 2014 inzwischen 34,90 € zu bezahlen sind.

Für liebe Freunde, die sich für die Oper interessieren, habe ich letztes Jahr in Salzburg ein Buch entdeckt, das ich sofort mir selbst geschenkt habe: Die Oper kocht. Weltstars am Herd heißt es und enthält 64 persön-liche, handgeschriebene Rezepte von Topstars, jeweils in ihrer Mutterspra-che, mit Angaben zu ihren Essge-wohnheiten und Küchengeheimnis-

sen, die wir alle kennen. Hinreißend die ganzseitigen Fotos von z.B. Joseph Calleja, Diana Damrau, Anja Harteros, Jonas Kaufmann, Anna Netrebko, Krassimira Stoyanova, allesamt geschmückt mit Kochutensilien und alle in der laufenden Spielzeit hier in München zu erleben. Auch Thomas Hampson und Luca Pisaroni sind dabei, die im Dezember beim IBS zu Gast sein werden.Ich hoffe, Sie haben Ihre IBS-Ausweise für dieses Jahr abstempeln lassen; das Buch gibt es nämlich u.a. bei Ludwig Beck für 29,80 €, abzüglich IBS-Ra-batt.

Eva Weimer

Herzliche GlückwünscheRolando Panerai zum 90. Geburtstag am 17. OktoberReiner Goldberg zum 75. Geburtstag am 17. OktoberHans Wallat zum 85. Geburtstag am 18. OktoberBerit Lindholm zum 80. Geburtstag am 18. OktoberNelson Freire zum 70. Geburtstag am 18. OktoberDonald McIntyre zum 80. Geburtstag am 22. OktoberManfred Trojahn zum 65. Geburtstag am 22. OktoberUte Trekel-Burckhardt zum 75. Geburtstag am 3. NovemberSiegfried Mauser zum 60. Geburtstag am 3. NovemberEberhard Büchner zum 75. Geburtstag am 6. NovemberMarc Andreae zum 75. Geburtstag am 8. NovemberAgnes Baltsa zum 70. Geburtstag am 19. NovemberChristine Mielitz zum 65. Geburtstag am 23. NovemberGünter Wewel zum 80. Geburtstag am 29. NovemberNikolaus Harnoncourt zum 85. Geburtstag am 6. DezemberJames Galway zum 75. Geburtstag am 8. DezemberChristoph Albrecht zum 70. Geburtstag am 9. DezemberRajna Kabaiwanska zum 80. Geburtstag am 15. DezemberMichael Tilson Thomas zum 70. Geburtstag am 21. DezemberClaudio Scimone zum 80. Geburtstag am 23. DezemberRoberto Abbado zum 60. Geburtstag am 30. DezemberSherrill Milnes zum 80. Geburtstag am 10. Januar 2015Siegmund Nimsgern zum 75. Geburtstag am 14. Januar 2015Simon Rattle zum 60. Geburtstag am 19. Januar 2015

In memoriamCole Porter: 50. Todestag am 15. OktoberDavid Oistrach: 40. Todestag am 24. OktoberHans Leo Hassler: 450. Geburtstag am 26. OktoberOtto Matzerath: 100. Geburtstag am 26. OktoberRichard Heuberger: 100. Todestag am 28. OktoberFrans Brüggen: 80. Geburtstag am 30. OktoberPatrice Chéreau: 70. Geburtstag am 2. NovemberKarl Ditters von Dittersdorf: 275. Geburtstag am 2. NovemberGabriel Fauré: 90. Todestag am 4. NovemberVladimir Horowitz: 25. Todestag am 5. NovemberPiero Cappuccilli: 85. Geburtstag am 9. NovemberJorge Bolet: 100. Geburtstag am 15. NovemberAlfred Schnittke: 80. Geburtstag am 24. November

Wilhelm Furtwängler: 60. Todestag am 30. NovemberWolfgang Anheisser: 85. Geburtstag am 1. DezemberRuth Michaelis: 25. Todestag am 3. DezemberJános Kulka: 85. Geburtstag am 11. DezemberAlma Mahler-Werfel: 50. Todestag am 11. DezemberDonald Grobe: 85. Geburtstag am 16. DezemberPhilip Langridge: 75. Geburtstag am 16. DezemberRenata Tebaldi: 10. Todestag am 19. DezemberKarl Goldmark: 100. Todestag am 2. Januar 2015Lovro von Matačić: 30. Todestag am 4. Januar 2015Dean Dixon: 100. Geburtstag am 10. Januar 2015Max Lorenz: 40. Todestag am 11. Januar 2015Hans Gierster: 90. Geburtstag am 12. Januar 2015Karl Schmitt-Walter: 30. Todestag am 14. Januar 2015Victoria de los Ángeles: 10. Todestag am 15. Januar 2015

Wir trauern umdie Dirigenten Julius Rudel, verstorben am 26. Juni, Christoph Stepp, verstorben am 2. Juli, Lorin Maazel, verstorben am 13. Juli, Frans Brüggen, verstorben am 13. August, und Christopher Hogwood, verstorben am 24. September, den Tenor Carlo Ber-gonzi, verstorben am 25. Juli, die Sopranistinnen Licia Albanese, verstorben am 15. August, und Magda Olivero, verstorben am 8. September, sowie unsere langjährigen ehemaligen Mitglieder Her-mann Ritz, verstorben am 23. Juli, und Brunhilde Biendl, verstorben Anfang August.

Wir gratulierendem Komponisten und Autor Wolfgang Rihm zum Robert-Schu-mann-Preis für Dichtung und Musik, dem Bariton Christian Gerha-her zur Auszeichnung „Die Nachtigall“ 2014, den Sopranistinnen Evgeniya Sotnikova (ehemaliges Ensemblemitglied der BSO) und Mária Celeng (Mitglied des Opernstudios der BSO) zu den diesjäh-rigen Festspielpreisen, Claudio Estay, Pieter Roijen und der Schlag-zeuggruppe des Bayerischen Staatsorchesters zum Sonderpreis sowie Pâl Christian Moe zum undotierten Ehrenpreis der Festspiele, der Sopranistin Cathrin Lange zum Bayerischen Kunstförderpreis 2014, Anna Netrebko, Piotr Beczała, Diana Damrau, Jonas Kauf-mann, Cecilia Bartoli und dem Chor des Bayerischen Rundfunks zum ECHO Klassik 2014.

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IBS Journal: Zeitschrift des Interessenvereins des Bayerischen Staatsopernpublikums e. V., Postfach 10 08 29, 80082 München

Postvertriebsstück, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, B 9907

MÜNCHNER STRASSENNAMEN

Südlich von Schloss Nymphen-burg liegen nahe beieinander Straßen, die nach den Sopra-

nistinnen Margarethe Danzi, Claire Watson und Margit Schramm be-nannt worden sind.

Margarethe Danzi (1768–1800), Tochter des Theaterdirektors Theobald Marchand, kam sehr früh mit Musik und Theater in Berührung. Franziska Lebrun, ihre spätere Schwägerin, u. a. Sängerin am Münchner Hofthea-ter und eine der wenigen anerkannten deutschen Komponistinnen, unter-wies das junge Mädchen von 1778 bis 1782 im Gesang, im Violinspiel und in der Musiktheorie. Danach lebte die angehende Künstlerin zwei Jahre lang in Salzburg im Hause von Leopold Mozart, wo sie ihr Musikstudium weiterführte. Anschließend nahm sie der Komponist und Kapellmeister Franz Danzi, ihr späterer Ehemann, unter seine Fittiche. Die auch als Kla-viervirtuosin erfolgreiche Künstlerin trat mehr und mehr als Sängerin in Erscheinung. 1787 gab sie ihr Debüt an der Münchner Hofoper in Castor und Pollux von Abbé Vogler. Nach ihrer Heirat im Jahr 1790 waren die Danzis zwei Jahre auf Gastspielreisen unterwegs, wo sie vor allem in Prag und Leipzig große Erfolge einheim-sten. Die Sopranistin bevorzugte dabei Mozart-Partien wie die Susanna in Figaros Hochzeit oder die Fiordiligi in Così fan tutte. 1792 nach München zurückgekehrt, brach das Ehepaar Danzi 1794 erneut zu einer Gastspiel-tournee nach Italien auf, wo sie vor allem in Florenz und Venedig mit Ap-plaus überschüttet wurden. Ab 1796 wirkte unsere Margarethe erneut als gefeierte Primadonna am Münchner Hoftheater. Leider nur für kurze Zeit. Im Alter von nur 32 Jahren verstarb

sie an den Folgen einer schweren Lungenerkran-kung.

Claire Watson (1927–1986) stu-dierte im Bundes-staat New York, an der Eastman School of Music in Rochester, Gesang. Ihr Bühnendebüt gab sie 1951 als Des-demona in Verdis Otello am Stadtthe-ater in Graz. Zwischenzeitlich in den USA, kehrte die Sopranistin wieder nach Europa zurück und trat 1956 ein Engagement am Frankfurter Opern-haus an. Ab 1958 wirkte die Künstle-rin an der Bayerischen Staatsoper in München, der sie über 18 Jahre lang treu blieb. Sie sang 1958 bei der Wie-dereröffnung des Cuvilliéstheaters die Gräfin in Figaros Hochzeit und auch in der neu erstandenen Staatsoper 1963 die Eva in den Meistersingern. Als sehr vielseitige und stilsichere Interpretin war Claire Watson ein gern gesehener Gast in allen berühmten Opernhäu-sern der Welt. Ob als Donna Elvira im Don Giovanni oder als Elisabeth im Tannhäuser, als Tatjana im Eugen Onegin und in der Titelpartie der Ariadne auf Naxos, immer erzielte sie zu Recht große Erfolge. Eine ihrer Glanzpartien war die Marschallin im Rosenkavalier, die sie bereits 1960 bei den Festspielen von Glyndebourne gesungen hatte und mit der sie An-fang der siebziger Jahre im Londoner Opernhaus Covent Garden debütierte. Die Rolle der Marschallin erhielt eine besondere Bedeutung dadurch, dass die Künstlerin mit dieser Partie im Jahr 1979 ihre Abschiedsvorstellung an der Bayerischen Staatsoper in München gab. Claire Watson erlag im Alter von 59 Jahren in Utting am Ammersee den Folgen eines Gehirn-tumors. Ihr Grab findet sich auf dem Friedhof in Holzhausen.

Margit Schramm (1935–1996) stu-dierte Gesang am Konservatorium

ihrer Heimatstadt Dortmund. Noch vor Beendigung ihres Studiums trat sie in Ralph Benatzkys Singspiel Meine Schwester und ich auf. Da-nach debütierte sie am Stadttheater Saarbrücken als Lucieta in Ermanno Wolf-Ferraris Oper Die vier Grobiane und feierte kurz darauf einen großen Erfolg als Giulietta in Jacques Offen-bachs Oper Hoffmanns Erzählungen. Dann sang sie ihre erste Operet-tenpartie, die Clivia in Nico Dostals gleichnamiger Operette. Nach einer kurzen Verpflichtung am Stadttheater Koblenz wurde sie 1958 ans Theater am Gärtnerplatz in München enga-giert. Dort glänzte die Sopranistin zwar immer wieder in Opernpartien, doch allmählich nahmen ihre Auftritte im Operettenfach überhand. Beson-ders in den Titelrollen von Gräfin Mariza und Madame Pompadour wurde sie bejubelt und gefeiert. Und natür-lich als Hanna Glawari in Franz Lehárs Lustiger Witwe. Mit dieser Partie stand die Westfälin über 500mal auf der Bühne. Durch Auftritte in Gastspielen und im Deutschen Fernsehen wurde die Künstlerin sehr schnell einem breiten Publikum bekannt. In Lehárs Operette Der Graf von Luxemburg ern-tete sie an der Seite von Rudolf Schock ihre größten Triumphe, und beide wurden zum Traumpaar der Operette. Die durch zahlreiche Schallplatten- und Filmaufnahmen berühmte Diva nahm Anfang der achtziger Jahre ihren Abschied von der Bühne. Nach langer Krebserkrankung starb Margit Schramm am 12. Mai 1996 in Mün-chen.

Helmut Gutjahr

Nach Opernsängern benannt IV