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Redaktion Filder-Zeitung: Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart Verantwortlich: Holger Gayer, Jan Sellner Leitung: Judith A. Sägesser, Rüdiger Ott Fon: 07 11/72 05 89 57 Fax: 07 11/72 05 89 59 [email protected] Anzeigen: Verantwortlich: Oliver Nothelfer Fon: 07 11/72 05-15 01 Fax: 07 11/72 05-15 09 [email protected] Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1 vom 1.1.2019 Verlag: Stuttgarter Zeitung Verlagsgesellschaft mbH Plieninger Straße 150 (Pressehaus Stuttgart) 70567 Stuttgart Lokales Impressum Filder-Zeitung Der gemeinsame Lokalteil www.filder.stuttgarter-zeitung.de www.filder-zeitung.de Die Wooligans stricken mit tieferem Sinn E ndlich bekommt der braune Strumpf seinen Zwilling. Vor vier, fünf Jahren hat Ursula Schnabl den Socken gestrickt, dann ist er in der Schub- lade gelandet. Denn die Frau aus Plienin- gen fand einfach keine Muße mehr, den zweiten zu stricken. Vielleicht wäre der Wollstrumpf für immer ein Einzelstück geblieben – doch das Schicksal wollte es anders. Denn an je- nem Nachmittag sitzt die 55-Jährige im Wohncafé Fasanenhof und hat bereits die ersten Reihen für den Gegenpart geknüpft. Ursula Schnabl gehört zu den vor Kurzem in Stuttgart gegründeten Wooligans. Seit Ende April trifft sich die Handarbeitsgruppe auf dem Fasanenhof, um für Obdachlose in Stuttgart warme Sa- chen für den Winter zu stricken und zu häkeln. Die Idee hat Ingrid Fink auf die Filder importiert. Die Möhringerin hatte einen Bericht über die Wooligans in Hamburg gesehen – und sich kurzerhand entschlos- sen, das Konzept nach Stuttgart zu holen. Dann ging alles flott. Am Wochenende steht bereits das dritte Treffen der Strick- gruppe an. Sie trifft sich an jedem dritten Sonntag im Monat – unverbindlich und auch offen für Leute, für die das Nadel- spiel noch Neuland ist. Die Wooligans vom Fasanenhof sind der erste Ableger der 2017 in Hamburg gegründeten Initiative. Die Nadeln klappern, die Strickerinnen plappern. An jenem Sonntag sind es aus- schließlich Frauen, die sich an den Tisch des Wohncafés gesetzt haben. Aus der Rei- he tanzt höchstens ein kleines Mädchen, das an einem lilafarbenen Schal arbeitet. Vorher sei ein Mann dagewesen, erzählt Ingrid Fink. Doch der habe nur Wollknäu- el abgeliefert. Und daran mangelt es wahr- lich nicht. Auf einem Tisch stehen acht Schachteln mit Wolle in allen erdenkli- chen Farben und Dicken. Auf einem ande- ren Tisch liegen Stricknadeln bereit – aus Metall, Plastik oder Bambus. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Über Ebay- Kleinanzeigen und den Verschenkmarkt Stuttgart sind die Wooligans mit reichlich Material eingedeckt worden – so viel kön- nen sie diesen Sommer sicherlich gar nicht verschaffen. Jemand hat sogar 25 fertige Wollmützen geschickt. Die Frauen, die an diesem Sonntag- nachmittag für den guten Zweck Masche für Masche aneinanderreihen, haben vor allem eines gemeinsam: Sie handarbeiten für ihr Leben gern, wissen aber schon lan- ge nicht mehr wohin mit all den Schals, Socken und Mützen. „Mein Mann hat sich rechtzeitig gewehrt“, berichtet Ursula Schnabl aus Plieningen den anderen. Die Wooligans geben der Leidenschaft endlich einen tieferen Sinn. Weil sie in netter Runde für jemanden stricken, der es wirk- lich braucht. „Wir spenden unsere Zeit“, sagt eine Frau. „Und ganz viel Liebe.“ Ingrid Fink hat in der Stuttgarter Cari- tas einen dankbaren Abnehmer gefunden. In deren Kleiderkammer an der Olgastra- ße wird sie im Herbst die weichen Strick- waren abgeben, damit sie jene wärmen, die selbst im Winter Tage und Nächte auf der Straße verbringen. „Damit sie gerüstet sind, wenn es kalt wird“, sagt Ingrid Fink. „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie das ist.“ Auf der Rundnadel von Ingrid Fink baumeln die Anfänge von zwei senfgelben Socken. Sie strickt also gleich zwei Strümpfe auf einmal. „Das ist höhere Ma- thematik“, sagt sie und lacht, die anderen lachen mit. „Was dann auch nicht passie- ren kann, ist das Ein-Socken-Syndrom“, sagt Ingrid Fink. „Entweder werden beide fertig oder keiner.“ Über diesen kleinen Seitenhieb muss vor allem Ursula Schnabl grinsen. Doch ihr über Jahre hinweg ein- samer Strumpf bekommt ja nun endlich Gesellschaft, um dann im Winter die Füße von einem armen Menschen zu wärmen. Fasanenhof Seit Neuestem trifft sich eine Gruppe, die Obdachlosen warme Sachen für den Winter anfertigt. Von Judith A. Sägesser Mitmachen Die seit April 2019 auf dem Fasanenhof strickenden Wooligans tref- fen sich an jedem dritten Sonntag im Monat. Jeder darf mitmachen – völlig unver- bindlich. Ort ist das Wohnca- fé am Ehrlichweg 21 D. Ge- strickt wird dort jeweils zwi- schen 16 und 18 Uhr. Wer Nachfragen hat, wendet sich an die Telefonnummer 0711/90 72 27 43 oder an die E-Mail-Adresse stutt- [email protected]. Spenden Wer Wolle, Strick- nadeln oder Gestricktes einem guten Zweck zukom- men lassen will, der kann die Sachen entweder an den mo- natlichen Stricknachmittagen abgeben. Oder aber an die Paketstation der Wooligans schicken (nur per DHL). Die Adresse: Ingrid Fink, Nummer 931 96 43 83, Packstation 128, 70567 Stuttgart. ana // www.wooligans.net DIE WOOLIGANS UNTERSTÜTZEN Auf dem Tisch liegen Stricknadeln aus Me- tall, Plastik oder Bambus bereit. Ingrid Fink Foto: Judith Sägesser Fasanenhof Singen und musizieren Eva Gräter und Nele Bonner laden am heuti- gen Freitag, 14. Juni, wieder zum Musikkreis ein. Ab 15 Uhr können die Teilnehmer in der Awo-Begenungsstätte, Solferinoweg 7, singen und mit den Veeh-Harfen musizieren. Diese lassen sich ohne große Übung spielen. shi Rohr Bingotrommel dreht sich Miriam Wahler dreht am Freitag, 14. Juni, die Bingotrommel in der Cafeteria des Hans- Rehn-Stifts auf der Rohrer Höhe, Supperstra- ße 28-32. Ab 15 Uhr gibt es für die Spieler Kaffee und Kuchen, Wein und Gewinne für diejenigen, die die richtigen Zahlen haben. shi Vaihingen Jazzfrühschoppen Am Sonntag, 16. Juni, laden die Filder-Jazz- Freunde zum Jazzfrühschoppen ein. Von 11 bis 14 Uhr präsentieren die Musiker beim Mini- golf- und Tennispark Galileo, Wallgraben 20, muntere Swingmusik. Der Eintritt ist frei. Re- servierungen sind möglich unter der Telefon- nummer 0711/7 80 30 71. shi Kurz berichtet Abgeordneter steht Rede und Antwort Vaihingen Der Stuttgarter CDU-Bundes- tagsabgeordnete Stefan Kaufmann lädt auch in diesem Jahr regelmäßg zu Bürger- sprechstunden ein. Die nächste Sprech- stunde in Vaihingen ist am heutigen Frei- tag, 14. Juni. Von 15 bis 18 Uhr haben Bür- ger die Möglichkeit, sich unkompliziert und ohne Anmeldung mit ihrem Anliegen an den Abgeordneten zu wenden. Die CDU hat dafür einen Infostand vor dem nördlichen Eingang der Schwabengalerie am Rathausplatz aufgebaut. shi Jeden dritten Sonntag im Monat klappern die Stricknadeln im Wohncafé. Die Wooligans stricken Schals, Strümpfe und Mützen für Obdachlose. Fotos: Judith Sägesser Rathausplatz Foto: Denys Kurbatov – Fotolia Einkaufen erleben! Eine Aktion von Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Wochenblatt. www.kauf-vor-ort-stuttgart.de Nr. 136 Filder-Zeitung II Freitag, 14. Juni 2019

II Filder-Zeitung - Wooligans · 2019. 6. 16. · Foto: Denys Kurbatov Fotolia Einkaufen erleben! Eine Aktion von Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Wochenblatt

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  • Redaktion Filder-Zeitung:Plieninger Straße 150, 70567 StuttgartVerantwortlich: Holger Gayer,

    Jan SellnerLeitung: Judith A. Sägesser,

    Rüdiger OttFon: 07 11/72 05 89 57Fax: 07 11/72 05 89 [email protected]

    Anzeigen:Verantwortlich: Oliver NothelferFon: 07 11/72 05-15 01Fax: 07 11/72 05-15 [email protected] gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1 vom 1.1.2019

    Verlag:Stuttgarter Zeitung Verlagsgesellschaft mbHPlieninger Straße 150 (Pressehaus Stuttgart)70567 Stuttgart

    Lokales Impressum

    Filder-ZeitungD e r g e m e i n s a m e L o k a l t e i l

    www.filder.stuttgarter-zeitung.de www.filder-zeitung.de

    Die Wooligans stricken mit tieferem Sinn

    E ndlich bekommt der braune Strumpf seinen Zwilling. Vor vier, fünf Jahren hat Ursula Schnabl den Socken gestrickt, dann ist er in der Schub-lade gelandet. Denn die Frau aus Plienin-gen fand einfach keine Muße mehr, den zweiten zu stricken. Vielleicht wäre der Wollstrumpf für immer ein Einzelstück geblieben – doch das Schicksal wollte es

    anders. Denn an je-nem Nachmittag sitzt die 55-Jährige im Wohncafé Fasanenhof und hat bereits die ersten Reihen für den Gegenpart geknüpft. Ursula Schnabl gehört zu den vor Kurzem in Stuttgart gegründeten Wooligans. Seit Ende April trifft sich die

    Handarbeitsgruppe auf dem Fasanenhof, um für Obdachlose in Stuttgart warme Sa-chen für den Winter zu stricken und zu häkeln.

    Die Idee hat Ingrid Fink auf die Filder importiert. Die Möhringerin hatte einen Bericht über die Wooligans in Hamburg gesehen – und sich kurzerhand entschlos-sen, das Konzept nach Stuttgart zu holen. Dann ging alles flott. Am Wochenende steht bereits das dritte Treffen der Strick-gruppe an. Sie trifft sich an jedem dritten Sonntag im Monat – unverbindlich und

    auch offen für Leute, für die das Nadel-spiel noch Neuland ist. Die Wooligans vom Fasanenhof sind der erste Ableger der 2017 in Hamburg gegründeten Initiative.

    Die Nadeln klappern, die Strickerinnen plappern. An jenem Sonntag sind es aus-schließlich Frauen, die sich an den Tisch des Wohncafés gesetzt haben. Aus der Rei-he tanzt höchstens ein kleines Mädchen, das an einem lilafarbenen Schal arbeitet. Vorher sei ein Mann dagewesen, erzählt Ingrid Fink. Doch der habe nur Wollknäu-el abgeliefert. Und daran mangelt es wahr-lich nicht. Auf einem Tisch stehen acht Schachteln mit Wolle in allen erdenkli-chen Farben und Dicken. Auf einem ande-ren Tisch liegen Stricknadeln bereit – aus Metall, Plastik oder Bambus. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Über Ebay-Kleinanzeigen und den Verschenkmarkt Stuttgart sind die Wooligans mit reichlich

    Material eingedeckt worden – so viel kön-nen sie diesen Sommer sicherlich gar nicht verschaffen. Jemand hat sogar 25 fertige Wollmützen geschickt.

    Die Frauen, die an diesem Sonntag-nachmittag für den guten Zweck Masche für Masche aneinanderreihen, haben vor allem eines gemeinsam: Sie handarbeiten für ihr Leben gern, wissen aber schon lan-ge nicht mehr wohin mit all den Schals, Socken und Mützen. „Mein Mann hat sich rechtzeitig gewehrt“, berichtet Ursula Schnabl aus Plieningen den anderen. Die Wooligans geben der Leidenschaft endlich einen tieferen Sinn. Weil sie in netter Runde für jemanden stricken, der es wirk-lich braucht. „Wir spenden unsere Zeit“, sagt eine Frau. „Und ganz viel Liebe.“

    Ingrid Fink hat in der Stuttgarter Cari-tas einen dankbaren Abnehmer gefunden. In deren Kleiderkammer an der Olgastra-ße wird sie im Herbst die weichen Strick-waren abgeben, damit sie jene wärmen, die selbst im Winter Tage und Nächte auf der Straße verbringen. „Damit sie gerüstet sind, wenn es kalt wird“, sagt Ingrid Fink.

    „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie das ist.“

    Auf der Rundnadel von Ingrid Fink baumeln die Anfänge von zwei senfgelben Socken. Sie strickt also gleich zwei Strümpfe auf einmal. „Das ist höhere Ma-thematik“, sagt sie und lacht, die anderen lachen mit. „Was dann auch nicht passie-ren kann, ist das Ein-Socken-Syndrom“, sagt Ingrid Fink. „Entweder werden beide fertig oder keiner.“ Über diesen kleinen Seitenhieb muss vor allem Ursula Schnabl grinsen. Doch ihr über Jahre hinweg ein-samer Strumpf bekommt ja nun endlich Gesellschaft, um dann im Winter die Füße von einem armen Menschen zu wärmen.

    Fasanenhof Seit Neuestem trifft sich eine Gruppe, die Obdachlosen warme Sachen für den Winter anfertigt. Von Judith A. Sägesser

    Mitmachen Die seit April 2019 auf dem Fasanenhof strickenden Wooligans tref-fen sich an jedem dritten Sonntag im Monat. Jeder darf mitmachen – völlig unver-bindlich. Ort ist das Wohnca-fé am Ehrlichweg 21 D. Ge-strickt wird dort jeweils zwi-schen 16 und 18 Uhr. Wer

    Nachfragen hat, wendet sich an die Telefonnummer 0711/90 72 27 43 oder an die E-Mail-Adresse [email protected].

    Spenden Wer Wolle, Strick-nadeln oder Gestricktes einem guten Zweck zukom-men lassen will, der kann die

    Sachen entweder an den mo-natlichen Stricknachmittagen abgeben. Oder aber an die Paketstation der Wooligans schicken (nur per DHL). Die Adresse: Ingrid Fink, Nummer 931 96 43 83, Packstation 128, 70567 Stuttgart. ana

    // www.wooligans.net

    DIE WOOLIGANS UNTERSTÜTZEN

    Auf dem Tisch liegen Stricknadeln aus Me-tall, Plastik oder Bambus bereit.

    Ingrid Fink

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    Fasanenhof

    Singen und musizierenEva Gräter und Nele Bonner laden am heuti-gen Freitag, 14. Juni, wieder zum Musikkreis ein. Ab 15 Uhr können die Teilnehmer in der Awo-Begenungsstätte, Solferinoweg 7, singen und mit den Veeh-Harfen musizieren. Diese lassen sich ohne große Übung spielen. shi

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    Bingotrommel dreht sichMiriam Wahler dreht am Freitag, 14. Juni, die Bingotrommel in der Cafeteria des Hans-Rehn-Stifts auf der Rohrer Höhe, Supperstra-ße 28-32. Ab 15 Uhr gibt es für die Spieler Kaffee und Kuchen, Wein und Gewinne für diejenigen, die die richtigen Zahlen haben. shi

    Vaihingen

    JazzfrühschoppenAm Sonntag, 16. Juni, laden die Filder-Jazz-Freunde zum Jazzfrühschoppen ein. Von 11 bis 14 Uhr präsentieren die Musiker beim Mini-golf- und Tennispark Galileo, Wallgraben 20, muntere Swingmusik. Der Eintritt ist frei. Re-servierungen sind möglich unter der Telefon-nummer 0711/7 80 30 71. shi

    Kurz berichtet

    Abgeordneter steht Rede und AntwortVaihingen Der Stuttgarter CDU-Bundes-tagsabgeordnete Stefan Kaufmann lädt auch in diesem Jahr regelmäßg zu Bürger-sprechstunden ein. Die nächste Sprech-stunde in Vaihingen ist am heutigen Frei-tag, 14. Juni. Von 15 bis 18 Uhr haben Bür-ger die Möglichkeit, sich unkompliziert und ohne Anmeldung mit ihrem Anliegen an den Abgeordneten zu wenden. Die CDU hat dafür einen Infostand vor dem nördlichen Eingang der Schwabengalerie am Rathausplatz aufgebaut. shi

    Jeden dritten Sonntag im Monat klappern die Stricknadeln im Wohncafé. Die Wooligans stricken Schals, Strümpfe und Mützen für Obdachlose. Fotos: Judith Sägesser

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    Nr. 136Filder-ZeitungII

    Freitag, 14. Juni 2019