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Februar 2014 Einführend in seine Präsentation be- richtete Prof. Georg Mailath-Pokorny von der Gründung der Akademie für Orale Implantologie in Wien vor zehn Jahren: „Die Implantatakade- mie, die wir ursprünglich mit ledig- lich drei Patienten gegründet haben, ist zu einem internationalen Refe- renz-Zentrum geworden. Inzwi- schen haben wir in dem Zeitraum bei 6.000 Patienten mehr als 15.000 Implantate gesetzt. Davon befinden sich gegen fünfzig Prozent in der Äs- thetikzone der Front.“ Aus der Erfahrung leitet Mai- lath-Pokorny einen systematischen Ansatz ab, der zu praktikablen und sicheren Lösungen führt. Der Defekt wird in sechs Klassen eingeteilt, und diese Klassifizierung gibt die Thera- pieform vor: von Sofortimplantation bis zu Knochenaufbau und verzöger- ter Implantation. „Unter Zuhilfenah- me einer Planungssoftware ist es für den Chirurgen einfacher, Parameter und Fixpunkte zu bestimmen und einzuhalten“, sagt er, „wie zum Bei- spiel den E-Punkt, der als Stütze für die Stabilität des Weichgewebes ver- antwortlich ist.“ Klassifikation der Defekte „Abhängig von der Klassifikation ergibt sich dann daraus folgend die Therapie“, erklärte Mailath-Pokorny dem Auditorium. Die Klasse 0 nach Glaser bietet die perfekten Verhält- nisse zum Implantieren, Klasse 1 entspricht einem vollkommen intak- ten Alveolarfortsatz unmittelbar nach der Zahnextraktion, Klasse 2 ist ein minimal beeinträchtigter Alveo- larfortsatz mit leichtem Verlust der bukkalen Lamelle. Dahingegen ist es bei Klasse 3 bereits zu einem voll- ständigen Verlust der bukkalen La- melle gekommen. „Nach einer verti- kalen Zahnfraktur kommt es sehr häufig zu einer Destruktion der buk- kalen Lamelle“, betonte der Vortra- gende. Noch anspruchsvoller wird es dann im Falle einer Klasse 4 mit nor- maler Höhe aber reduzierter Breite des Alveolarfortsatzes. Die Klasse 5 schließlich ist sehr schwierig für Im- plantationen, weil es zu einem aus- geprägten Verlust sowohl der verti- kalen als auch der horizontalen Aus- dehnung des Alveolarfortsatzes ge- kommen ist. Welche Therapiemöglichkeiten ergeben sich? „Bei der Klasse 0 können wir auf jeden Fall flapless, also ohne Inzisi- on der Papille, vorgehen“, berichtete Mailath-Pokorny und ergänzte wei- ters: „Nach dem navigierten chirur- gischen Eingriff kann anschließend eventuell auch eine Weichgewebs- augmentation notwendig sein.“ Pati- enten mit Klasse 1 erhalten nach ei- nem „flapless“-Zugang ein Sofortim- plantat. Im Falle einer Klasse 2 ist die Therapie ähnlich, „flapless“ mit So- fortimplantat. Auch Patienten mit Klasse 3 erhalten eine „flapless“-Pro- zedur. Da es allerdings zu einem kompletten Verlust der bukkalen La- melle gekommen ist, muss eine den Alveolarfortsatz erhaltende Therapie durchgeführt werden (Ridge-Preser- vation-Technik). Nach ungefähr sechs Monaten kann schließlich mit Hilfe der Navigation ein Spätimplan- tat gesetzt werden. „Bei Patienten mit Klasse 4 ist ein Zugang über ei- nen kleinen Lappen notwendig“, er- klärte der Referent, „weiters führen wir GBR und Blockaugmentationen durch.“ Auch hier wird nach einem Zeitraum von sechs Monaten ein na- vigiertes Spätimplantat durchge- führt. Ebenfalls wird bei Klasse 5 ein Zugang über einen Lappen benötigt. Nach Augmentation mit block grafts wird nach sechs Monaten ein navi- giertes Spätimplantat gesetzt. Allge- mein ist es nach der Extraktion be- sonders wichtig, das Weichgewebe zu beurteilen. „Wenn das Weichge- webe intakt und die bukkale Lamelle vollständig erhalten ist, können wir mit dem Eingriff fortfahren und ein Sofortimplantat setzen. Wenn das Weichgewebe oder der Knochen aber beeinträchtigt ist, führen wir die Implantation zu einem anderen Zeitpunkt durch“, betonte Mailath- Pokorny. Publikationen zu Sofortimplantaten „Viele Gruppen sind der Mei- nung, es ist besser, keine Sofortim- plantate zu setzen, da in diesem Fall die bukkale Lamelle verloren gehen könnte“, erklärte der Vortragende. Diese These wurde mit tierexperi- mentellen Studien untermauert, in denen es nach Extraktion von Prä- molaren und Sofortimplantation zu einem Verlust der bukkalen Lamelle gekommen war. „Allerdings war in diesen Studien das Implantat größer als die Extraktionsalveole“, warnte Mailath-Pokorny und betonte: „Bei Sofortimplantaten ist es extrem wichtig, Implantate zu verwenden, die kleiner als die Extraktionshöhle sind. Weiters muss unbedingt aus- reichend Platz zwischen der bukka- len Lamelle und dem Implantat ver- bleiben, damit dort ein Blutkoagel entsteht und sich anschließend Kno- chen bilden kann. Es ist daher besonders wichtig, niemals die bukkale Lamelle zu be- rühren.“ Der Referent erklärte aus- führlich, dass die perfekte Implan- tatposition nicht unmittelbar im Zentrum der Extraktionswunde liegt, sondern vielmehr nach palatinal be- ziehungsweise lingual verlagert ist. „Die einfachste Möglichkeit bei nicht erhaltener bukkaler Lamelle sind alveolarkamm-erhaltende Techniken, wie zum Beispiel mit Bio-Oss. Nach vier bis sechs Mona- ten können schließlich diese Brücke entfernt und das Implantat gesetzt werden.“ Der E-Punkt in der Implantologie „Der sogenannte E-Punkt, der Emergenz-Punkt, ist der optimale Austrittspunkt des Implantats aus der Gingiva“, erklärte Mailath-Pokorny und ergänzte: „Dieser Punkt wird kreiert anhand des Austrittspunkts des kontralateralen Zahns aus dem Weichgewebe.“ Der E-Punkt wird dann anschließend als Zielpunkt in die Scan-Schablone für die Navigati- on übertragen. Mit Hilfe der Nobel- Guide-Schablone kann dann das Im- plantat gesetzt werden.“ Mailath-Po- korny betonte, dass es sich dabei um eine sehr einfache, schnelle und ana- tomisch sehr präzise Methode han- delt. An der Implantatakademie Wien sind bisher bei rund 800 Patienten insgesamt mehr als 3.000 Implantate navigationsgeführt gesetzt worden. Der Pink Esthetic-Score (PES) als Maßstab für Ästhetik Der Pink Esthetic-Score (PES) ist ein von Prim. Rudolf Fürhauser, Aka- demie für Orale Implantologie Wien, definierter, international anerkann- ter Score. Mit dem PES kann die Äs- thetik des Weichgewebes anhand von sieben Parametern evaluiert werden. Man bewertet dabei die me- siale und distale Papille, die Höhe und Kontur des Weichgewebes, ein eventuelles Defizit des processus al- veolaris sowie Farbe und Textur des Weichgewebes. „Wir haben insge- samt sehr gute ästhetische Ergebnis- se und 96 Prozent Überlebensrate für anteriore Implantate“, fasste Mai- lath-Pokorny abschließend zusam- men. Fokus: Platzierung des Implantats Am gleichen Kongresstag sprach der Niederländer Dr. Egon Euwe über neue Fortschritte und techni- sche Errungenschaften der Implan- tologie, welche die Ästhetik vorher- sagbarer machen können: „In der Behandlungsstrategie haben wir prinzipiell zwei Optionen: Wir kön- nen versuchen, das vorhandene Ge- webe und die Gewebsarchitektur zu erhalten oder wir erbauen das Ge- webe neu.“ Euwe erläuterte in sei- nem Vortrag die Rekonstruktions- möglichkeiten. Er stellte dabei einen Fall vor, wo es zu einer Migration des Gewebes nach koronar gekommen war. „Koronare Migration bedeutet, dass ich keine Kontrolle mehr über das Endergebnis habe“, betonte Eu- we und erläuterte weiters: „Bei Pati- enten mit einem dünnen Biotyp des Weichgewebes treten eher Rezessio- nen auf, hingegen kommt es bei Pa- tienten mit dickem Biotyp häufiger zu koronaren Migrationen.“ Das Ziel ist daher, eine optimale, dreidimensionale Weichgewebskon- figuration zu erreichen. Eine stabile Weichgewebssituation kann, wie man aus der Literatur weiß, sehr gut mit unterschiedlichen grafts erzielt werden. Euwe erklärte anschaulich den praktischen Ablauf: „Es ist eine ein- fache Schritt-für-Schritt-Prozedur, die immer nach Schema abläuft. Wir präparieren subperiostale Taschen und geben dann anschließend Ze- ment und Bio-Oss in die Taschen. Dabei wird mit der Membran des kortikalen Knochens gearbeitet, das Bio-Oss ähnlich wie eine Kreditkarte in den subperiostalen Raum ge- drückt. Am Ende wird noch eine Kompression durchgeführt.“ Da- durch kann eine gute Verbesserung der ästhetischen Funktion erreicht werden. Die ideale Implantataposition Der Referent warf noch die Frage auf: „Haben Sie jemals darüber nachgedacht, wohin sie ein Implan- tat setzen?“ und erläuterte daraufhin unterschiedliche Antwortmöglich- keiten: a) die ursprüngliche Zahnpo- sition, b) leicht palatinal von der ur- sprünglichen Zahnposition, c) leicht palatinal von der idealen Zahnposi- tion oder d) in einer mittleren Positi- on, die die orofaciale Situation opti- miert. „Wichtig ist, dass die optimale Implantatposition nichts zu tun hat mit der ursprünglichen Zahnpositi- on“, betonte Euwe. „Das Implantat wird idealerweise leicht palatinal von der idealen Zahnposition ge- setzt.“ Durch exakte Analyse der ästhe- tischen und funktionellen Ziele nützt Euwe die Platzierung des Im- plantates als Gestaltungsmöglich- keit, z. B. zur Verbesserung der Lip- penunterstützung. „Es gibt statische und dynamische Elemente im Ge- sicht eines Menschen. Diese zu be- achten und in die Planung miteinzu- beziehen ist ein Know-how, das ich mir von den plastischen Chirurgen abgeschaut habe.“ In ihren Vorträgen am 16. No- vember 2013 im Austria Center Vienna legten Prof. Georg Mai- lath-Pokorny und Dr. Egon Euwe den Fokus auf Defektmorpholo- gien und die optimale Platzie- rung von Implantaten. Implantatrekonstruktion von Lücken in der Front Beim Kongress Competence in Esthetics 2013 wurden bestmögliche ästhetische Ergebnisse diskutiert. Von I. Zachenhofer Abb. 1: Fallpräsentation von Prof. Mailath-Pokorny – präoperativer Status eines Patienten mit Defekt in 11. Abb. 2: klinisches Ergebnis nach Implantatsetzung. © Prof. Mailath-Pokorny (2) Prof. Georg Mailath-Pokorny, Akademie für Orale Implantologie Wien © Ivoclar Vivadent Kongress Competence in Esthetics 15. und 16. November 2013, Wien 6 Fortbildung Z ahn Arzt

Implantatrekonstruktion von Lücken in der Front · PDF fileder Niederländer Dr. Egon Euwe über neue Fortschritte und techni-sche Errungenschaften der Implan-tologie, welche die

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21.01.14 17:32:02 [Teilseite '02za06' - SEDENEAM0025 | AZV | Ärzte Woche | Zahn Arzt | Zahn Arzt] von fall02 (Color Bogen) (94% Zoom)

Februar 2014

Einführend in seine Präsentation be-richtete Prof. Georg Mailath-Pokornyvon der Gründung der Akademie fürOrale Implantologie in Wien vorzehn Jahren: „Die Implantatakade-mie, die wir ursprünglich mit ledig-lich drei Patienten gegründet haben,ist zu einem internationalen Refe-renz-Zentrum geworden. Inzwi-schen haben wir in dem Zeitraumbei 6.000 Patienten mehr als 15.000Implantate gesetzt. Davon befindensich gegen fünfzig Prozent in der Äs-thetikzone der Front.“

Aus der Erfahrung leitet Mai-lath-Pokorny einen systematischenAnsatz ab, der zu praktikablen undsicheren Lösungen führt. Der Defektwird in sechs Klassen eingeteilt, unddiese Klassifizierung gibt die Thera-pieform vor: von Sofortimplantationbis zu Knochenaufbau und verzöger-ter Implantation. „Unter Zuhilfenah-me einer Planungssoftware ist es fürden Chirurgen einfacher, Parameterund Fixpunkte zu bestimmen undeinzuhalten“, sagt er, „wie zum Bei-spiel den E-Punkt, der als Stütze fürdie Stabilität des Weichgewebes ver-antwortlich ist.“

Klassifikation der Defekte

„Abhängig von der Klassifikationergibt sich dann daraus folgend dieTherapie“, erklärte Mailath-Pokornydem Auditorium. Die Klasse 0 nachGlaser bietet die perfekten Verhält-nisse zum Implantieren, Klasse 1entspricht einem vollkommen intak-ten Alveolarfortsatz unmittelbarnach der Zahnextraktion, Klasse 2 istein minimal beeinträchtigter Alveo-larfortsatz mit leichtem Verlust derbukkalen Lamelle. Dahingegen ist esbei Klasse 3 bereits zu einem voll-ständigen Verlust der bukkalen La-melle gekommen. „Nach einer verti-kalen Zahnfraktur kommt es sehrhäufig zu einer Destruktion der buk-kalen Lamelle“, betonte der Vortra-gende. Noch anspruchsvoller wird esdann im Falle einer Klasse 4 mit nor-maler Höhe aber reduzierter Breitedes Alveolarfortsatzes. Die Klasse 5schließlich ist sehr schwierig für Im-plantationen, weil es zu einem aus-geprägten Verlust sowohl der verti-kalen als auch der horizontalen Aus-dehnung des Alveolarfortsatzes ge-kommen ist.

Welche Therapiemöglichkeitenergeben sich?

„Bei der Klasse 0 können wir aufjeden Fall flapless, also ohne Inzisi-on der Papille, vorgehen“, berichteteMailath-Pokorny und ergänzte wei-ters: „Nach dem navigierten chirur-gischen Eingriff kann anschließendeventuell auch eine Weichgewebs-augmentation notwendig sein.“ Pati-

enten mit Klasse 1 erhalten nach ei-nem „flapless“-Zugang ein Sofortim-plantat. Im Falle einer Klasse 2 ist dieTherapie ähnlich, „flapless“ mit So-fortimplantat. Auch Patienten mitKlasse 3 erhalten eine „flapless“-Pro-zedur. Da es allerdings zu einemkompletten Verlust der bukkalen La-melle gekommen ist, muss eine denAlveolarfortsatz erhaltende Therapiedurchgeführt werden (Ridge-Preser-vation-Technik). Nach ungefährsechs Monaten kann schließlich mitHilfe der Navigation ein Spätimplan-tat gesetzt werden. „Bei Patientenmit Klasse 4 ist ein Zugang über ei-nen kleinen Lappen notwendig“, er-klärte der Referent, „weiters führenwir GBR und Blockaugmentationendurch.“ Auch hier wird nach einemZeitraum von sechs Monaten ein na-vigiertes Spätimplantat durchge-führt. Ebenfalls wird bei Klasse 5 einZugang über einen Lappen benötigt.Nach Augmentation mit block graftswird nach sechs Monaten ein navi-giertes Spätimplantat gesetzt. Allge-mein ist es nach der Extraktion be-sonders wichtig, das Weichgewebezu beurteilen. „Wenn das Weichge-webe intakt und die bukkale Lamellevollständig erhalten ist, können wirmit dem Eingriff fortfahren und einSofortimplantat setzen. Wenn dasWeichgewebe oder der Knochenaber beeinträchtigt ist, führen wir dieImplantation zu einem anderenZeitpunkt durch“, betonte Mailath-Pokorny.

Publikationen zuSofortimplantaten

„Viele Gruppen sind der Mei-nung, es ist besser, keine Sofortim-plantate zu setzen, da in diesem Falldie bukkale Lamelle verloren gehenkönnte“, erklärte der Vortragende.Diese These wurde mit tierexperi-mentellen Studien untermauert, indenen es nach Extraktion von Prä-molaren und Sofortimplantation zueinem Verlust der bukkalen Lamellegekommen war. „Allerdings war indiesen Studien das Implantat größerals die Extraktionsalveole“, warnteMailath-Pokorny und betonte: „BeiSofortimplantaten ist es extremwichtig, Implantate zu verwenden,die kleiner als die Extraktionshöhlesind. Weiters muss unbedingt aus-reichend Platz zwischen der bukka-len Lamelle und dem Implantat ver-

bleiben, damit dort ein Blutkoagelentsteht und sich anschließend Kno-chen bilden kann.

Es ist daher besonders wichtig,niemals die bukkale Lamelle zu be-rühren.“ Der Referent erklärte aus-führlich, dass die perfekte Implan-tatposition nicht unmittelbar imZentrum der Extraktionswunde liegt,sondern vielmehr nach palatinal be-ziehungsweise lingual verlagert ist.„Die einfachste Möglichkeit beinicht erhaltener bukkaler Lamellesind alveolarkamm-erhaltendeTechniken, wie zum Beispiel mitBio-Oss. Nach vier bis sechs Mona-ten können schließlich diese Brückeentfernt und das Implantat gesetztwerden.“

Der E-Punkt in derImplantologie

„Der sogenannte E-Punkt, derEmergenz-Punkt, ist der optimaleAustrittspunkt des Implantats aus derGingiva“, erklärte Mailath-Pokornyund ergänzte: „Dieser Punkt wirdkreiert anhand des Austrittspunktsdes kontralateralen Zahns aus demWeichgewebe.“ Der E-Punkt wirddann anschließend als Zielpunkt indie Scan-Schablone für die Navigati-on übertragen. Mit Hilfe der Nobel-Guide-Schablone kann dann das Im-plantat gesetzt werden.“ Mailath-Po-korny betonte, dass es sich dabei umeine sehr einfache, schnelle und ana-tomisch sehr präzise Methode han-delt. An der Implantatakademie Wiensind bisher bei rund 800 Patienteninsgesamt mehr als 3.000 Implantatenavigationsgeführt gesetzt worden.

Der Pink Esthetic-Score (PES)als Maßstab für Ästhetik

Der Pink Esthetic-Score (PES) istein von Prim. Rudolf Fürhauser, Aka-demie für Orale Implantologie Wien,definierter, international anerkann-ter Score. Mit dem PES kann die Äs-thetik des Weichgewebes anhandvon sieben Parametern evaluiertwerden. Man bewertet dabei die me-siale und distale Papille, die Höheund Kontur des Weichgewebes, eineventuelles Defizit des processus al-veolaris sowie Farbe und Textur desWeichgewebes. „Wir haben insge-samt sehr gute ästhetische Ergebnis-se und 96 Prozent Überlebensratefür anteriore Implantate“, fasste Mai-lath-Pokorny abschließend zusam-men.

Fokus: Platzierung desImplantats

Am gleichen Kongresstag sprachder Niederländer Dr. Egon Euweüber neue Fortschritte und techni-sche Errungenschaften der Implan-tologie, welche die Ästhetik vorher-sagbarer machen können: „In derBehandlungsstrategie haben wirprinzipiell zwei Optionen: Wir kön-nen versuchen, das vorhandene Ge-webe und die Gewebsarchitektur zuerhalten oder wir erbauen das Ge-webe neu.“ Euwe erläuterte in sei-nem Vortrag die Rekonstruktions-möglichkeiten. Er stellte dabei einenFall vor, wo es zu einer Migration desGewebes nach koronar gekommenwar. „Koronare Migration bedeutet,dass ich keine Kontrolle mehr über

das Endergebnis habe“, betonte Eu-we und erläuterte weiters: „Bei Pati-enten mit einem dünnen Biotyp desWeichgewebes treten eher Rezessio-nen auf, hingegen kommt es bei Pa-tienten mit dickem Biotyp häufigerzu koronaren Migrationen.“

Das Ziel ist daher, eine optimale,dreidimensionale Weichgewebskon-figuration zu erreichen. Eine stabileWeichgewebssituation kann, wieman aus der Literatur weiß, sehr gutmit unterschiedlichen grafts erzieltwerden.

Euwe erklärte anschaulich denpraktischen Ablauf: „Es ist eine ein-fache Schritt-für-Schritt-Prozedur,die immer nach Schema abläuft. Wirpräparieren subperiostale Taschenund geben dann anschließend Ze-ment und Bio-Oss in die Taschen.Dabei wird mit der Membran deskortikalen Knochens gearbeitet, dasBio-Oss ähnlich wie eine Kreditkartein den subperiostalen Raum ge-drückt. Am Ende wird noch eineKompression durchgeführt.“ Da-durch kann eine gute Verbesserungder ästhetischen Funktion erreichtwerden.

Die ideale Implantataposition

Der Referent warf noch die Frageauf: „Haben Sie jemals darübernachgedacht, wohin sie ein Implan-tat setzen?“ und erläuterte daraufhinunterschiedliche Antwortmöglich-keiten: a) die ursprüngliche Zahnpo-sition, b) leicht palatinal von der ur-sprünglichen Zahnposition, c) leichtpalatinal von der idealen Zahnposi-tion oder d) in einer mittleren Positi-on, die die orofaciale Situation opti-miert. „Wichtig ist, dass die optimaleImplantatposition nichts zu tun hatmit der ursprünglichen Zahnpositi-on“, betonte Euwe. „Das Implantatwird idealerweise leicht palatinalvon der idealen Zahnposition ge-setzt.“

Durch exakte Analyse der ästhe-tischen und funktionellen Zielenützt Euwe die Platzierung des Im-plantates als Gestaltungsmöglich-keit, z. B. zur Verbesserung der Lip-penunterstützung. „Es gibt statischeund dynamische Elemente im Ge-sicht eines Menschen. Diese zu be-achten und in die Planung miteinzu-beziehen ist ein Know-how, das ichmir von den plastischen Chirurgenabgeschaut habe.“

In ihren Vorträgen am 16. No-vember 2013 im Austria CenterVienna legten Prof. Georg Mai-lath-Pokorny und Dr. Egon Euweden Fokus auf Defektmorpholo-gien und die optimale Platzie-rung von Implantaten.

Implantatrekonstruktion vonLücken in der FrontBeim Kongress Competence in Esthetics 2013 wurden bestmögliche ästhetische Ergebnisse diskutiert.Von I. Zachenhofer

Abb. 1: Fallpräsentation von Prof. Mailath-Pokorny – präoperativer Statuseines Patienten mit Defekt in 11.

Abb. 2: klinisches Ergebnis nach Implantatsetzung.© Prof. Mailath-Pokorny (2)

Prof. Georg Mailath-Pokorny,Akademie für Orale Implantologie

Wien © Ivoclar Vivadent

Kongress

Competencein Esthetics15. und 16. November 2013, Wien

6 Fortbildung Zahn Arzt