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26 IN|FO|Neurologie & Psychiatrie 2012; Vol. 14, Nr. 7 – 8
Primärprävention
signifikante Reduktion nicht tödlicher Myokardinfarkte mit einer relativen Risikoreduktion von 20%. Außerdem ergab sich eine signifikante 10%ige Reduktion aller kardiovaskulären Ereignisse.
Kein Unterschied fand sich für tödliche Herzin-farkte, Schlaganfälle, die kardiovaskuläre Sterblichkeit, die nicht kardiovaskuläre Sterblichkeit, die Sterblichkeit an malignen Tumoren und die Sterblichkeit, die unab-hängig von kardiovaskulären Ereignissen und malignen Tumoren war. Auch für die Gesamtsterblichkeit ergab sich mit einer Reduktion von 6% kein statistisch signi-fikanter Unterschied. Dagegen bestand eine signifi-kante Risikoerhöhung schwerwiegender Blutungskom-plikationen um 70%. Insgesamt stand einer Number needed to treat von 120, um kardio vaskuläre Ereignisse zu verhindern, eine Number needed to harm von 73 bezüglich schwerwiegender Blutungskomplikationen gegenüber.
Schlussfolgerungen: Die Anwendung von ASS in der Primärprävention verhindert tendenziell nicht töd-liche kardiovaskuläre Ereignisse, hat aber keinen Einfluss auf tödliche kardiovaskuläre Ereignisse, Schlaganfälle und die Gesamtsterblichkeit. Bei sorgfältiger Abwägung zwischen potenziellem Nutzen und dem Risiko schwer-wiegender Blutungskomplikationen ergibt sich, das ASS nicht in der Primärprävention eingesetzt werden sollte.
Journal Screen
Seshasai SR, Wijesuriya S, Siva-
kumaran R et al. Effect of aspirin on vascular and non-
vascular outcomes: meta-analysis of
randomized con-trolled trials. Arch Intern Med 2012;
172: 209–16
Schutz vor vaskulären und nicht vaskulären Ereignissen
In der Primärprävention hat Acetylsalicylsäure keinen NutzenFragestellung: Ist die Einnahme von Acetylsalicyl-säure (ASS) in der Primärprävention in der Lage, das Sterberisiko an vaskulären und nicht vaskulären Ereig-nissen zu reduzieren?
Hintergrund: Viele ältere Menschen nehmen ASS zur Primärprävention ein, obwohl der wissenschaftliche Beleg für den Nutzen im Vergleich zu schwerwiegenden Blutungskomplikationen nicht belegt ist. ASS wird unter der Annahme eingenommen, dass es nicht nur vaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle verhin-dert, sondern auch maligne Tumoren, insbesondere gastrointestinale Tumoren.
Patienten und Methodik: Es handelt sich um eine Metaanalyse von neun randomisierten placebokontrol-lierten Studien mit mindestens 1.000 Teilnehmern, in denen ASS mit Placebo verglichen wurde und in denen kardiovaskuläre und nicht vaskuläre Endpunkte und die Sterblichkeit ausgewertet wurden.
Ergebnisse: Die Metaanalyse umfasste 102.621 Teil-nehmer, von denen 46% Männer waren. Insgesamt 8% aller Studien teilnehmer hatten einen Diabetes mellitus und 16% waren Raucher. Die tägliche ASS-Dosis betrug in den meisten Studien 100 mg, in einigen Studien aber auch 300–500 mg. Die mittlere Beobachtungsdauer betrug sechs Jahre. Für die Metaanalyse ergab sich eine
Kommentar: Diese große Metaanalyse bestätigt die Ergebnisse der in den letzten Jahren publizierten Studien, die unabhängig von der eingeschlossenen Population zeigen, dass die Einnahme von ASS in der Primärprävention für eine ganze Reihe von Endpunk-ten wie Schlaganfall und malignen Tumoren nicht wirksam ist und mit einem erheblichen Blutungsrisiko einhergeht. In der alltäglichen ärztlichen Tätigkeit sollten daher Personen, die noch kein vaskuläres Ereignis hatten, darauf hingewiesen werden, dass die prophylaktische Einnahme von ASS keinen Nut-zen hat.
Ob dies auch für Patienten mit multiplen vasku-lären Risikofaktoren gilt, wird im Moment in zwei großen randomisierten placebokontrollierten Studien untersucht.
Hans-Christoph Diener, Essen
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Nicht tödliche Herzinfarkte pro 1.000 Personenjahre
Absolute Ereignisrate in der Placebogruppe pro 1.000 Personenjahre
Nicht tödliche kardiovaskuläre Ereignisse pro 1.000 PersonenjahreSchwerwiegende Blutungen pro 1.000 Personenjahre
Absoluter Nutzen von ASS
Abbildung 1 Bei sorg-fältiger Nutzen-Risiko-Abwägung ergibt sich
keine Indikation für ASS in der Primär-
prävention.
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