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medianet.at industrial technology Future City München ist die Digital-Metropole Deutschlands 61 TU Wien Neues Verfahren zur Gewinnung von CO 2 aus Abgasen 62 3D-Druck Hafen Rotter- dam setzt auf Additive Manufacturing 63 Messe Brünn Hohe Nachfrage verspricht weitere Steigerungen 59 Freitag, 26. Februar 2016 COVER 57 © Manz AG „Ein guter Einkäufer drückt nicht einfach nur die Preise“ Beschaffungexperte Jürgen Sprenger erläutert die wesentlichen Faktoren für eine erfolgreiche Einkaufsstrategie in der Industrie. 58 Grafik der Woche Fakten zu EU- Importen aus Schwellenländern. © Roland Magunia/AFP/picturedesk.com 64 2004 1,6 Mrd. 2013 3,6 Mrd. Zahl der Woche Ausländer investieren mehr Laut dem kürzlich vom Inno- vation Systems Department des AIT – Austrian Institute of Technology veröffentlichten neuen Länderreport haben sich die Investitionen ausländischer Unternehmen in Österreich zwi- schen 2004 und 2013 mehr als verdoppelt. Am aktivsten sind hier deutsche Unternehmen mit einem Anteil von 47%. www.vsl.at Tel: +43 2236 615 72 0 Verpackung - Koffer - Flightcase © Panthermedia.net/.shock IT-Trends Digitalisierung bleibt für die Industrie ein großes Thema, die Budgets dafür sinken aber. 60 © Messe Brünn Wir automatisieren. automatisieren. Sicher. Pilz GmbH [email protected] www. pilz.at Sicher.

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industrial technology

Future City München ist die Digital-Metropole Deutschlands 61

TU Wien Neues Verfahren zur Gewinnung von CO

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aus Abgasen 62

3D-Druck Hafen Rotter-dam setzt auf Additive Manufacturing 63

Messe Brünn Hohe Nachfrage verspricht weitere Steigerungen 59

Freitag, 26. Februar 2016 Cover 57

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„ein guter einkäufer drückt nicht einfach nur die Preise“ Beschaffungexperte Jürgen Sprenger erläutert die wesentlichen Faktoren für eine erfolgreiche Einkaufsstrategie in der Industrie. 58

Grafik der Woche Fakten zu EU- Importen aus Schwellenländern.

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20041,6 Mrd. 2013

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Zahl der Woche

Ausländer investieren mehrLaut dem kürzlich vom Inno-vation Systems Department des AIT – Austrian Institute of Technology veröffentlichten neuen Länderreport haben sich die Investitionen ausländischer Unternehmen in Österreich zwi-schen 2004 und 2013 mehr als verdoppelt. Am aktivsten sind hier deutsche Unternehmen mit einem Anteil von 47%.

www.vsl.atTel: +43 2236 615 72 0

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IT-Trends Digitalisierung bleibt für die Industrie ein großes Thema, die Budgets dafür sinken aber. 60

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gerfristig dabei bleiben und die­se weiterentwickeln. Leider wird mit neuen Anforderungen oft eine neue Software gefordert oder ein­geführt. Die Auswertungen sind dann oft ‚Trouble Reports‘ und keine brauchbaren Steuerungs­instrumente.

medianet: Was braucht der Ein-kauf noch, um seine Stärken voll ausspielen zu können?Sprenger: Natürlich die Budgets und Freiräume, um sich einen Überblick über die globalen Be­schaffungsmärkte verschaffen zu können und Reisetätigkeit, Mes­sebesuche und Lieferantenent­wicklung voranzutreiben. Ein ganz wesentlicher Faktor ist auch das Personal: Der Einkauf muss für den gut ausgebildeten Nachwuchs attraktiv sein, durch Schulungs­programme und Fortbildungen. Ein Einkäufer muss mindestens ebenso gut ausgebildet sein wie der Vertriebsmitarbeiter, mit dem er verhandelt. Weiters muss man den Mitarbeitern im Einkauf auch Möglichkeiten bieten, sich beruf­lich weiterzuentwickeln und Kar­riere zu machen. Hier hinkt der Einkauf oft noch dem Vertrieb hin­terher. Es ist etwa eine Ausnahme, wenn ein Einkaufsleiter zum CEO avanciert.

medianet: Die meisten Einkaufs-leiter sehen sich mit einem wach-senden Aufgabengebiet konfron-tiert. Woran liegt das?Sprenger: An der zunehmenden Internationalisierung der Märkte, am steigenden Termindruck durch immer kurzfristigere Zielsetzungen der Kunden und an den längeren Beschaffungswegen

medianet: Wie wirkt sich das auf die Tätigkeit im Einkauf aus? Sprenger: Ein moderner Einkauf muss strategisch aufgestellt sein,

••• Von Britta Biron

WIEN. Zahlreiche Studien haben mittlerweile bewiesen, welche wirtschaftlichen und strategi­schen Vorteile im Einkauf liegen, in der Praxis wird dieses Potenzial aber kaum genutzt. Jürgen Spren­ger, Vice President Purchasing bei der deutschen Manz AG, erläutert im Interview mit medianet, wo die Probleme liegen und wie sie gelöst werden können.

medianet: In fast 80 Prozent der Unternehmen spielt der Einkauf eine Nebenrolle. Wie kann man das ändern?Jürgen Sprenger: In erster Linie ist es die Aufgabe der Unterneh­mensleitung, die Einkaufsleitung auf die gleiche hierarchische Ebe­ne zu heben wie die Leiter anderer Abteilungen und ihr die notwendi­ge Entscheidungshoheit zu geben. Gleichzeitig ist auch der Einkauf selbst gefordert, ein entsprechen­des Controlling und Reporting zu installieren und in den Boardmee­tings zu präsentieren. Keine Ge­schäftsleitung wird sich bei sau­berer und nachprüfbarer Kommu­nikation der Erwirtschaftung von Gewinn verweigern.

medianet: In den meisten Un-ternehmen fehlen, wie viele Stu-dien aber zeigen, Analysen und Reporting. Entsprechend haben die Finanzabteilungen wenig Überblick über die Leistungen des Einkaufs und dieser verfügt über keine gesicherten Daten, um seine eigene Leistung darzustellen und zu optimieren.Sprenger: Dass die Daten fehlen, stimmt nicht ganz. Sie werden oft nicht effektiv ausgewertet. Dabei bieten alle modernen ERP­Systeme die Möglichkeit, Daten zu erheben und darzustellen. Nutzt man die­se konsequent von der Anfrage bis zur Auftragsvergabe, hat man alle notwendigen Daten und verhindert, dass Informationen auf verschiede­nen Systemen verteilt sind, die sich nicht zusammenführen lassen, so­dass die Datenqualität dann immer wieder infrage gestellt wird, weil sich die Ergebnisse widersprechen oder voneinander abweichen.

medianet: Was ist bei der Daten-auswertung vor allem zu beach-ten?Sprenger: Sie sollte nach folgen­den Gesichtspunkten aufgebaut werden: Was kann ich mit diesen Daten tun, wie dokumentieren sie den Einkaufserfolg und welche Handlungsempfehlungen kann ich daraus ableiten.

medianet: Gibt es sonst noch et-was, was aus Ihrer Sicht wichtig ist?Sprenger: Kontinuität, d.h. hat man sich für eine Vorgehensweise entschieden, sollte man auch län­

die Preise seiner Produkte welt­weit kennen, andererseits mit kurzen Entwicklungszyklen und Reaktionszeiten zurechtkommen. Das erfordert eine höhere Spezia­lisierung in strategischen Einkauf, operative Beschaffung und Steue­rung der Supply Chain. Zudem hat in den letzten Jahren der Druck, strategisch einzukaufen, zu höhe­rer Reise tätigkeit und einem stei­genden Aufwand bei der Lieferan­tenentwicklung geführt.

medianet: Ist das alles auf lange Sicht mit den vorhandenen Res-sourcen in den Einkaufsabteilun-gen überhaupt zu bewältigen?Sprenger: Kaum. Ein Einkäufer, der dies alles in Personalunion ab­decken muss, wird fast zwangsläu­fig einen Bereich vernachlässigen. Meist den langfristigen, da dieser langfristig ist und die kurzfristigen Aufgaben der operativen Beschaf­fung im Tagesgeschäft im Vorder­grund stehen. Gerecht werden kann man allen Aufgaben nur, wenn der strategischen Einkauf von der ope­rativen Abwicklung getrennt wird.

medianet: Kann e-Procurement dabei helfen, die wachsenden An-forderungen zu bewältigen?Sprenger: Die Beschaffung von C­Teilen, Katalogwaren und Werk­zeugen sollte so weit als möglich automatisiert werden, da hier die Beschaffungskosten einen über­proportional hohen Anteil an den Gesamtkosten ausmachen. Erheb­liche Entlastungen bieten auch An­frage­Tools auf der Unternehmens­Website. Doch diese Instrumente sollten gelegentlich auch kritisch hinterfragt werden, da die starke Anbindung an einen Anbieter das Risiko birgt, dass man den Über­blick über die Marktpreise verliert und die Kosten eines späteren Lie­ferantenwechsels mögliche Einspa­rungen kompensieren.

medianet: Fast jede Studie zum Thema Einkauf kritisiert die hohe Quote von Maverick Buying – zu Recht?Sprenger: Da gibt es durchaus Potenzial, das man in einem in­dustriell geprägten Umfeld aber auch nicht überbewerten sollte. Der Erfolg eines Unternehmens hängt hier in erster Linie von der Beschaffung von Produktionsma­terialien oder Anlagen ab. Beschaf­fungsvolumen im Marketing sind häufig von ästhetischen, monetär nicht fassbaren Gründen geprägt. Bei technisch besser zu definie­renden Bereichen wie Druck oder

Messebau kann der Einkauf aber erhebliche Einsparungspoten ziale heben, sofern Spezifikationen für Anfragen vorliegen. Maverick Buy­ing ist vor allem ein organisatori­sches Problem, das durch unklare Entscheidungsprozesse und Re­gelungen von Verantwortlichkei­ten entsteht und auch eines der Kernprobleme des Einkaufs trifft: Die Fachabteilungen stehen der Lieferantenauswahl des Einkaufs oft kritisch gegenüber und stellen kostengetriebene Entscheidungen aus Qualitäts­ oder Termingründen infrage, die oft aber unbegründet sind.

medianet: Die Kostensenkung steht in den meisten Unterneh-men auf der To-do-Liste der Ein-käufer ganz oben. Verbesserung der Zulieferqualität, Mitarbeiter-entwicklung oder die Optimierung von Prozessen und Abläufen spielt dagegen kaum eine Rolle. Ist das zielführend?Sprenger: Prinzipiell ist das Hauptziel die Kostenkontrolle, um dem Unternehmen eine gute Er­tragslage zu ermöglichen. Lieferan­tenentwicklung, Verbesserung der Zulieferqualität und alle anderen genannten Punkte dienen der Er­reichung dieses Ziels. Sind die Mit­tel der Verhandlungen mit dem Lie­ferantenstamm ausgeschöpft, geht es darum, neue Lieferanten, oft in Billiglohnländern, im Rahmen des Lieferantenmanagements zu entwi­ckeln und die Qualitätskosten die­ser Beschaffungsmärkte zu senken. Am Ende dieser Entwicklung steht dann, dass der Einkauf ein akzep­tierter Partner im Unternehmen ist, über qualifiziertes Personal und stabile Prozesse verfügt und in der Lage ist, durch permanente Anpassung an die sich ändernden Gegebenheiten langfristig wesent­lich zum Unternehmenserfolg bei­zutragen.

„Einkauf ist Chefsache“„Viele Unternehmen sind sich zwar be-wusst, dass der Ein-kauf am schnellsten Ergebnisse generie-ren kann, sie schei-tern aber oft an der Umsetzung.“

Kostensenkung Fast drei Viertel der Einkaufsleiter sehen Kostensen-kung als Haupt-aufgabe, und in vielen Unterneh-men gilt, wer die Beschaffungskos-ten senkt, ist ein guter Einkäufer. Ein Ansatz, der laut Jürgen Sprenger zu kurz gedacht ist.

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Der Einkauf muss für gut ausgebildete Nachwuchs-kräfte attraktiv sein und Karrieremöglichkeiten bieten. Hier gibt es noch Verbesserungsbedarf.

58 CovErstory Freitag, 26. Februar 2016

EinkaufsprofiJürgen Sprenger ist seit 1989 im strategischen Einkauf mit dem Schwerpunkt Industrie tätig. Seit Anfang 2016 ist er Vice President Purchasing bei dem deutschen Hightech-Maschi-nenbauer Manz AG.

Eigenwerbung Dass der Einkauf in der Unterneh-menshierarchie oft deutlich hinter anderen Abteilungen wie Produktion oder Vertrieb rangiert, liegt unter ande-rem daran, dass Einkaufsleiter ihre Leistungen nicht ausreichend mit Zahlen und Fakten untermauern.

medianet.at Freitag, 26. Februar 2016 innovation & unternehmen 59

BRÜNN/WIEN. „In der Messewirt-schaft hat sich diese positive Kon-junkturtendenz des Vorjahres in zu-nehmend größeren Ausgaben von Firmen für Marketingaktivitäten niedergeschlagen. Vor allem in der traditionell starken tschechischen Industriebranche wie dem Maschi-nenbau haben Unternehmen die Messen wieder als eines der wich-tigsten Marketinginstrumente er-kannt“, so Jiri Kulis, Generaldirek-tor der Messe Brünn, vor Kurzem bei einer Präsentation in Wien.

Chancen für ÖsterreichFür 2016 wird ein BIP-Zuwachs von 2,5% erwartet, und Kulis rech-net daher mit einem weiteren gu-ten Messejahr.

„Dank der hohen Nachfrage bei der Techagro speziell im Bereich der Außenflächen für große Land-maschinen mussten wir bereits eine zusätzliche Messehalle bauen, um alle Kundenwünsche zu befrie-digen“, sagt er.

Speziell für Unternehmen aus Österreich – einem der wichtigsten Handelspartner – sieht Martina Tauberová, Handelsrätin und Lei-terin der Wirtschafts- und Han-delsabteilung in der Tschechischen Botschaft Wien, hohes Potenzial im Bereich der Industrie, speziell Au-tomotive, Kunststoff und Umwelt-technik.

Programme für KMUUm österreichischen Unternehmen – vor allem KMU – den Zugang zu dem attraktiven Markt zu erleich-tern, wird die Außenwirtschaft der Wirtschaftskammer auch heuer auf den drei großen Industriemessen in Brünn – Amper (15.–18.3.), Techa-gro (3.–7.4.) und MSV (3.–7.10.) im Rahmen der „go international“-Initiative Gruppenstände organi-sieren.

Eine erfolgreiche Strategie, denn laut Peter Kukacka, Österreich-Repräsentant der Messe Brünn AG mit Sitz in Wien, zeigt sich seit einigen Jahren der Trend, dass vor allem der Anteil kleiner und mittel-großer österreichischer Unterneh-men deutlich steigt.

Die Messe Brünn AG unterstützt diese Zielgruppe zusätzlich mit fix vorgefertigten „All-in-Paketen“, die auch online mit wenigen Klicks einfach und schnell gebucht wer-den können.

Großes Interesse an MSVNeben Automatisierung und In-dustrie 4.0 legt die Messe Brünn bei der diesjährigen MSV einen vor allem auch für KMU interessanten Schwerpunkt auf Start-ups.

Auch wenn die MSV erst in acht Monaten startet, zeige sich bereits

jetzt großes Interesse, so Kulis. Firmen, die sich einen attraktiven Standort aussuchen wollen, sollten ihre Entscheidung nicht mehr lang hinauszögern: Anmeldeschluss ist der 31.3.2016. Insgesamt rechnet man heuer mit rund 1.600 Ausstel-lern aus aller Welt. (red)

Wichtige Bühne für unternehmenMit einem Plus von 4,5% gehörte Tschechien zu den am schnellsten wachsenden Ländern der EU. Davon profitiert auch die Messe Brünn.

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Aufgrund der großen Nachfrage wurde eine zusätzliche Halle errichtet.

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Jiri Kulis, Generaldirektor der Messe Brünn: „Sehen große Nachfrage“.

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nehmen bringen als auch für einen Wissens transfer sorgen.

Für IoT-Projekte gibt es aller-dings noch nicht viele Angebote von Dienstleistern. Dementspre-chend müssen Unternehmen ihre eigenen Fachleute der verschiede-nen Disziplinen wie beispielsweise aus der Elektrotechnik, Mechanik, Informatik, Mathematik und Be-triebswirtschaftslehre zusammen-bringen und dafür sorgen, dass sich ihre Mitarbeiter das IoT-Wis-sen im Tagesgeschäft aneignen.

Unflexible ProzesseDarüber hinaus fehlt trotz der durchwegs guten Unterstützung durch das Top-Management in vielen Fällen die übergreifende Planung. Probleme bereiten den IT-Verantwortlichen zudem auch unflexible Geschäftsprozesse und starre Organisationsstrukturen.

Interessant ist, dass, obwohl in 64% der Unternehmen nach Aussage der Führungskräfte die geschäftliche Relevanz der IT ge-stiegen ist, nur in einem Viertel der Unternehmen auch höhere Anfor-derungen an die IT-Technik gestellt werden.

••• Von Britta Biron

BERLIN. In diesem Jahr geben einer neuen Studie von Capgemini zufolge die CIOs im deutschspra-chigen Raum weniger Geld für Innovationen aus: Nicht nur das Budget für die Neugestaltung und den Ersatz der IT sinkt von anteilig 20,9 auf jetzt 16,6%, sondern auch die Ausgaben für die Evaluierung von Innovationen (2015: 9,1%, Bud-get 2016: 7,8%).

Der Rückgang überrascht vor al-lem angesichts der Tatsache, dass mehr als die Hälfte (52,3% gegen-über 34% bei der Umfrage ein Jahr davor) der 153 befragten IT-Verant-wortlichen von Großunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz den Ausbau der Digitali-sierung als eines ihrer wichtigsten Ziele in diesem Jahr bezeichnen.

Viele noch in der Analysephase„Viele Unternehmen stehen immer noch am Anfang der Digitalisie-rung und müssen ihre Initiativen priorisieren. Deshalb analysieren sie erst einmal ihre Daten, um Op-tionen für neue Geschäftsmodelle zu erarbeiten; die Innovation folgt dann erst im zweiten Schritt“, in-terpretiert Uwe Dumslaff, Chief Technology Officer bei Capgemini in Deutschland, die Ergebnisse.

Allerdings gibt es auch eine Rei-he weiterer Gründe dafür, dass die Digitalisierung langsamer als er-wartet voranschreitet.

Der wichtigste ist, dass nicht genügend qualifizierte Mitarbei-ter, insbesondere für Internet-of-things-Technologien, Big-Data-Analytics und mobile Technologien, zur Verfügung stehen.

Um diesen Mangel auszuglei-chen, werden bei Analytics-Pro-jekten generell in 85%der Fälle externe Experten verpflichtet, die sowohl die Expertise ins Unter-

Befragt nach den Top-Technolo-gien dieses Jahres, führen Applika-tions-Portfolio-Rationalisierung, Privacy by Design, BYOx-Security, Security Automation und Cloud-Security.

Sicherheit hat wenig Priorität ...Obwohl vier dieser Top-Themen mit Sicherheit zu tun haben, ist die Bedeutung der IT-Sicherheit insge-samt aber gefallen.

Das liegt bis zu einem gewissen Grad am zunehmenden Reifegrad der verwendeten Sicherheitslösun-gen, aber vor allem an der subjek-tiven Wahrnehmung des tatsächli-chen Gefahrenpotenzials, die mit der Realität wenig zu tun hat, wie eine neue IBM-Umfrage zum The-ma IT-Sicherheit zeigt.

Derzufolge sind rund zwei Drit-tel (65%) der insgesamt 700 be-fragten Führungskräfte sehr si-cher, dass ihr Unternehmen gegen IT-Sicherheitsrisiken gewappnet ist.

„Die meisten der befragten Top-Führungskräfte glauben, dass wie einsame Wölfe agierende Ha-

60 innovation & unternehmen Freitag, 26. Februar 2016

im netz verstrickt Relevanz der Digitalisierung gewinnt an Bedeutung, investieren wollen die Unternehmen aber weniger in die IT.

iBm-Studie Gerd Rademann, Business Unit Executive, IBM Security Systems D-A-CH, weiß, dass der Großteil der Unterneh-men in Sachen Cybersicherheit nur unzureichend geschützt ist.

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LichtBLicke für heimiSche BetrieBe

Lichtinnovationen für USA

SAN FRANCISCO. Die Aussenwirtschaft Austria war heuer bereits zum zweiten Mal beim SPIE Photonics West (16.–18.2. in San Francisco), dem weltgrößten Treff für die Optik-, Photonik- und Laserindustrie, mit einem Österreich-Pavillon ver-treten. Insgesamt nahmen über 20.000 Fachbesu-cher und 1.300 Aussteller teil.

„Die Photonik-Industrie ist als Innovationsmo-tor für ein breites Branchenspektrum ein äußerst attraktives Betätigungsfeld für Start-up-Unter-nehmen“, ist Rudolf Thaler, österreichischer Wirt-schaftsdelegierter in Los Angeles, überzeugt.

Die zehn österreichischen Aussteller am Ös-terreich-Pavillon sind vielfach Nischenweltmeis-ter und stießen bei den US-Messebesuchern, so Thaler, auf reges Interesse. So etwa der Tiroler Lichtspezialist Bartenbach, der bereits mit nam-haften amerikanischen Forschungseinrichtun-gen zusammenarbeitet, oder die Montfort Laser GmbH, die ihre kundenspezifischen Lasersysteme vorstellte.

„Der Messeveranstalter räumt der Einbindung von Start-ups einen bedeutenden Stellenwert ein. Österreichische Unternehmen sollten diese Chan-ce einer ‚Wild Card‘ nutzen und sich mit ihren Innovationen vor einem hochkarätigen Fachpubli-kum bei der kommenden Spie Photonics West prä-sentieren“, rät der österreichischer Wirtschafts-delegierte daher. (red)

neueS tooL von rockweLL

Sicherheitsoptimierung

LINZ. Ein neues, leicht verständliches Bewer-tungs-Tool von Rockwell Automation bietet An-wendern Einblicke in die Effektivität ihrer Sicher-heitsstrategie und gibt ihnen die Möglichkeit, die Anlagenleistung zu optimieren: Der Safety Maturi-ty Index (SMI) ist für jede Branche, Anlagengröße und jeden Standort geeignet und zeigt Anwendern den aktuellen Stand in Bezug auf Sicherheitskul-tur, die Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen und das Sicherheitskapital.

Jeder Sicherheitsaspekt ist im SMI-Tool anhand der vier Kategorien – Investitionen minimieren, Compliance erzielen, Kosten vermeiden und Op-timierung der betrieblichen Prozesse – messbar, indem eine Reihe von Fragen beantwortet wird.

Neben den Ergebnissen zum Status quo lie-fert SMI auch Empfehlungen, mit welchen Maß-nahmen ein höheres Sicherheitsniveau erreicht werden kann.

„Eine Sicherheitsoptimierung mithilfe eines SMI-Assessments kann sich nicht nur in einer reduzierten Zahl an Sicherheitsrisiken, sondern auch in Form von gesteigerter Anlagenproduktivi-tät, größerer Effizienz sowie gesteigerter Arbeits-moral auswirken “, erläutert Peter Schoch, Initia-tivleiter Safety bei Rockwell Automation. (red)

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Der Großteil der Unternehmen glaubt, über eine ausreichende IT-Infrastruktur zu verfügen, nur ein Viertel sieht hier Verbesserungsbedarf.

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••• Von Britta Biron

MÜNCHEN. „Im internationalen Konkurrenzkampf entscheiden über alle Branchen hinweg immer stärker digitale Standortfaktoren. Generell ist eine enge Vernetzung von Forschungseinrichtungen, Hochschulen sowie Unternehmen unbedingt erforderlich. Nur Städte mit starken regionalen Innovati-onsnetzwerken bleiben langfristig wettbewerbsfähig“, sagt Alexander Börsch, Leiter Research bei Deloit-te.

14 einzelnde IndikatorenUntersucht hat das internationale Beratungsunternehmen 30 deut-sche Großstädte anhand 14 ein-zelner Indikatoren wie Stärke der IT-Industrie, digitale Unterneh-mensgründungen, Verfügbarkeit von IT-Fachkräften oder die Anzie-hungskraft auf Unternehmen und Studenten.

München, Nummer 1 im Gesamt-ranking, punktet mit hoher Dyna-mik im Informations- und Kom-munikationssektor mit der größten

Anzahl qualifizierter IT-Experten und ist ein Ballungsgebiet für IT-Unternehmen ebenso wie für viele Branchen, die digitale Technologie anwenden.

Berlin ist aufgrund der hohen Dichte an Forschungseinrichtun-gen und der höchsten Zahl neuer Unternehmen – allein 2014 wurden fast 2.000 IKT-Unternehmen ge-gründet – der innovativste Stand-ort.

„Die Wettbewerbsfähigkeit für digitale Innovationen hängt aber nicht nur von einer lebendigen Start-up-Szene ab. In der Haupt-stadt gibt es nur wenige große Unternehmen mit der notwendi-gen Expertise und Ressourcenaus-stattung für ein funktionierendes

Innovations-Ökosystem“, erläutert Nicolai Andersen, Leiter und Part-ner Innovation bei Deloitte.

Hamburg erzielt den dritten Platz in der Gesamtwertung vor allem durch seine Attraktivität für die zukünftigen, hochqualifizierten Arbeitnehmer – die meisten Stu-denten zieht es in die Hansestadt. Bei den Unternehmenrangiert die Hansestadt nur auf Platz sechs.

„Zu denken geben sollte, dass Städte mit traditionellen techni-schen Universitäten wie Aachen und Karlsruhe im Ranking schlecht abschneiden. In anderen Ländern entsteht gerade um die führenden technischen Universitäten herum ein starkes innovatives Umfeld“, kommentiert Andersen.

HELSINKI. Finnland entwickelt sich rasant zu einem Marktfüh-rer für komplexe IKT-Angebote aller Art. Im Ländervergleich liegt Finnland weltweit an dritter Stel-le, wenn es um die Verbreitung und Anwendung von IoT-Lösungen geht. Im Hinblick auf die tech-nologischen und institutionellen Grundlagen für das Wachstum des IIoT-Sektors nimmt Finnland welt-weit sogar die Führungsposition ein.

Einer der Hauptgründe liegt in der engen Kooperationsbereit-schaft der zumeist kleinen finni-schen Betriebe. So haben sich etwa ein Dutzend finnischer IoT-Start-ups, darunter Comptel, Tieto, Ava-rea und BaseN, zu dem Konsortium „Beehive“ zusammengeschlossen, dessen Ziel es ist, Unternehmen

komplette End-to-End-Lösungen anzubieten.

Deutschland im FokusZudem hat der finnische Han-delsverband Finpro, der KMU bei der internationalen Expansion unterstützt, jetzt eine Kampagne gestartet, um verstärkt deutsche Unternehmen anzusprechen. Dazu ist eine Reihe von Informationsver-anstaltungen geplant. Weiters wer-den zahlreiche finnische IoT- und IKT-Spezialisten auf der Hannover Messe ausstellen.

„Die deutsche Industrie steht an der Schwelle der vierten industri-ellen Revolution, und unser Exper-tenwissen kann definitiv helfen, den richtigen Weg einzuschlagen“, ist Reijo Smolander, Senior Advisor bei Finpro, überzeugt. (red)

cker die größte Bedrohung für ih-re Organisation darstellen. Dabei wissen wir, dass 80 Prozent der Cyberattacken von ausgezeichnet organisierten Banden ausgehen“, weist Gerd Rademann, Business Unit Executive, IBM Security Sys-tems D-A-CH, auf einen der größ-ten Trugschlüsse der Manager hin.

Besonders gefährdetAufpassen sollten vor allem Chefs von Marketing, Personal oder der Finanzabteilung. Hier liegen Infor-mationen, auf die es Cyberkrimi-nelle besonders abgesehen haben, wie Kunden- und Mitarbeiter-daten, Bilanzen oder gar Zugänge zu Bankkonten.

Wirklich gut geschützt gegen Cyberattacken sind, so die IBM-Experten, nur 17% der Betriebe. Wesentlicher Unterschied zu jenen, die sich nur in Sicherheit wiegen, ist, dass sie bereits einen Chief In-formation Security Officer (CISO) etabliert haben.

Mittelstand rüstet auf …Für mittelstänische Betriebe ist dies in der Regel meist keine Op-tion, ihr Sicherheitsbedarf ist aber ebenso so hoch wie jener der Großbetriebe. Zwischen 2013 und 2015 hat der Großteil von ihnen (85%), wie eine Analyse der KfW Bankengruppe zeigt, bereits Maß-nahmen für die Verbesserung von IT-Sicherheit und Datenschutz getroffen und gut die Hälfte (55%) sind der Meinung, gut geschützt zu sein.

Mit Abstand am häufigsten set-zen die Mittelständler auf kosten-günstige und einfache Maßnahmen wie Softwarekonzepte (z.B. Viren-schutzsoftware oder Firewalls). Eine bereits deutlich geringere Rolle spielen dagegen aufwendi-gere Sicherheitsvorkehrungen wie Backup-Konzepte oder Verschlüs-selungstechniken.

… aber Zeit und Geld fehlenUmfangreiche und teure Maßnah-men wie Mitarbeiterschulungen oder bauliche Veränderungen (z.B. Zugangskontrollen oder Alarman-lagen) kommen nur für die größe-ren Betriebe infrage. Vor der dauer-haften Einstellung von Fachkräften mit IT-Fachkenntnissen scheuen die Mittelständler zurück, nur 7% haben ihr Personal entsprechend aufgestockt.

Neben den Kosten ist für den Mittelstand mangelnde Zeit eines der größten Probleme.

„Die Digitalisierung von Ge-schäftsprozessen wird weiter rasch zunehmen, neue Technolo-gien werden stetig hinzukommen. IT-Sicherheit und Datenschutz sind daher unternehmerische Dauer-aufgaben, und Investitionen in den Schutz des eigenen Unternehmens daher unerlässlich für die Wettbe-werbsposition“, fasst Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Banken-gruppe, zusammen.

info-veranStaLtung

3-Druck geht auf Europa-TourLEUVEN. Materialise, belgi-scher Spezialist für den 3D-Metalldruck, rechnet mit einer stark steigenden Nachfrage und hat dementsprechend sein Informationsprogramm für interessierte Unternehmen erweitert.

Die Metal 3D Printing Tour ist Teil der 3DP Academy-Workshopreihe, startet diesen März und wird während der Dauer von drei Monaten durch insgesamt neun europäische Länder führen.

Detaillierte Infos zu den einzelnen Terminen sowie Möglichkeiten zur Online-An-meldung stehen Interessierten unter http://www.materialise.com/metaltour zur Verfügung. (red)

Smart factory

Pilz produziert vernetztOSTFILDERN. Pilz, Hersteller von Schaltgeräten, Steuerun-gen, Sensoren und Antriebs-technik für Sicherheit und Automation, gehört zu den Unternehmen, bei denen die Smart Factory bereits Reali-tät ist. Seit der Eröffnung des neuen Werks im Herbst 2015 ist die Produktion mit den vor- und nachgelagerten Pro-zessen und Abläufen vernetzt; das vermeidet Störungen oder Stillstandzeiten.

Arbeitsdokumente werden in einer Pilz-Cloud gespeichert, um stets aktuell und in Echt-zeit auch auf mobilen Endgerä-ten zur Verfügung zu stehen.

Weitere konkrete Ansätze zur Verbindung von IT und Pro-duktion entstehen in der Pilz Denkfabrik 4.0, wo Experten aus IT und Produktionstechnik zusammenarbeiten. (red)

Weniger als ein Fünftel der Unternehmen ist tatsächlich cyber sicher.

München bietet die besten Rahmenbedingungen für digitale Innovationen.

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Digital-trophäe geht an münchenDeloitte-Analyse untersucht, wie gut die 30 größten deutschen Städte auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet sind.

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experten im internet der DingeInnerhalb der EU liegt Finnland laut einer aktuellen Accenture-Studie bei der Anwendung industrieller Kommunikationslösungen in Führung.

Digitale deutsche cities

Stadt Punkte

München 94,1

Berlin 88,1

Hamburg 88,0

Köln 81,9

Stuttgart 79,7

Frankfurt/Main 78,8

Dresden 72,1

Düsseldorf 66,5

Karlsruhe 62,5

Leipzig 60,1 Quelle: Deloitte; Max. erreichbare Punktezahl=100

medianet.at62 energie & ressourcen Freitag, 26. Februar 2016

••• Von Britta Biron

WIEN. Kohlendioxid kennt man in erster Linie als Klimakiller, doch für Pflanzen ist es essenziell. Und auch Chemie- und Kunststoffindus-trie zeigen immer mehr Interesse an diesem Rohstoff

Eigens CO2 aus fossilen Quel-

len zu produzieren, ist aus Klima-schutzgründen aber kontraproduk-tiv, deutlich umweltfreundlicher wäre es, es aus Abgasen industri-eller Prozesse zu filtern.

„Wenn man Kohlendioxid mög-lichst selektiv aus Abgasen ent-fernen möchte, verwendet man

normalerweise wässrige Amin-lösungen als Waschmittel“, sagt Gerhard Schöny (Institut für Ver-fahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften, TU Wien).

Die Aminwäsche hat allerdings entscheidende Nachteile: Sie be-nötigt viel Energie und hohe Ab-sorber-Türme, damit das Rauchgas ausreichend lange Zeit hat, mit der Aminlösung in Kontakt zu kommen und die gewünschte CO

2-Menge ab-

zugeben. Im vom Klima- und Energiefonds

geförderten Leitprojekt „ViennaG-reenCO2“ arbeitet die TU Wien mit

der Universität für Bodenkultur, Shell und anderen Partner daran, eine neue, billige und energieeffi-ziente Abscheidetechnik zu entwi-ckeln.

Billiger und kleiner„Auch wir arbeiten mit Aminen“, erklärt Schöny, „allerdings nicht in flüssiger Form.“

An der TU Wien kommt ein mit Shell entwickeltes Wirbelschicht-verfahren zum Einsatz, in dem feste Partikel, auf denen die Amine aufgebracht sind, mit dem Rauch-gas in Kontakt gebracht werden.

Entscheidend ist, dass sich

das Rauchgas und der Strom aus Amin-funktionalisierten Partikeln in entgegengesetzte Richtungen bewegen.

Schöny geht davon aus, dass die bekannten Nachteile bisheriger Abscheideverfahren mit wässrigen Aminlösungen dadurch weitgehend behoben werden können. Die Ver-wendung von Wirbelschichtsyste-men ermöglicht darüber hinaus eine gegenüber der Aminwäsche wesentlich kompaktere Bauweise des CO

2-Abscheidesystems.

Pilotanlage kommt 2018Die bisherigen Tests mit der klei-nen Laboranlage, die eine Kapazi-tät von 50 kg CO

2 täglich hat, liefen

sehr erfolgreich. Mehr als 90% des in den Abgasen enthaltenen CO

2

konnten die Forscher gewinnen.„Nun wollen wir eine Pilotanla-

ge bauen, mit der man fünf Tonnen CO

2 pro Tag abscheiden kann“, er-

läutert Schöny die weiteren Pläne. Errichtet wird die Pilotanlage,

die voraussichtlich 2018 in Be-trieb gehen wird, im Wien Energie-Kraftwerk in Simmering. Ein Teil des dort abgeschiedenen Kohlen-dioxids wird dann weiter aufbe-reitet und kommt versuchsweise in einem Testgewächshaus der LGV Frischgemüse als Düngemittel zum Einsatz.

Eines Tages könnten solche CO2-

Abscheidereaktoren mit Biomasse-verbrennungsanlagen kombinieren, um auf kohlenstoffneutrale Weise elektrischen Strom und CO

2 für die

Industrie zu produzieren.

Kohlendioxid aus Abgasen gewinnenNach erfolgreichen Tests des neuen Wirbelschicht verfahrens im Labor der TU Wien wird jetzt eine Pilotanlage im industriellen Maßstab errichtet.

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FRANKFURT/MAIN. Elektroautos gelten, vorausgesetzt der Strom stammt aus regenerativen Ener-gien, als gut für die Umwelt. Was passiert mit den Batterien aber am Ende ihrer Nutzungsdauer? Meist verfügen sie noch über Speicher-kapazitäten von bis zu 80% und sind daher zu schade für die Ent-sorgung.

Sinnvoller – einen wachsenden Elektromobilitäts- und Batte-riespeichermarkt vorausgesetzt – ist die Wiederverwendung, so die Studie „Second-Life-Konzepte für Lithium-Ionen-Batterien aus Elektrofahrzeugen“ des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informations technik e.V. (VDE).

So zeigt sich, dass sich ein Se-cond-Life-Betrieb sowohl für die Bereitstellung von Primärregel-

leistung (PRL) als auch für Haus-speichersysteme (HSS) gegenüber Neubatterien rechnet. Basierend auf Berechnungen nach der Kapi-

talwertmethode, prognostizieren die Experten für PRL eine Steige-rung des Kapitalwerts um 33%, für HSS eine Verbesserung um 26%.

Auch der Umweltvorteil von Second-Life-Batterien ist groß: Je Kilowattstunde Nennkapazität der Traktionsbatterie errechneten die Experten ein Treibhausgas-Einsparpotenzial von 34 bis 106 kg CO

2-Äquivalenten für PRL und von

30 bis 95 kg CO2-Äquivalenten für

HSS gegenüber neuen Batterien.Werden Traktionsbatterien bei

einer Restkapazität von 80% für Second-Life-Anwendungen wieder-aufbereitet, dann beträgt ihr maxi-maler Verkaufswert rund 50% der Kosten einer Neubatterie.

Noch viele Fragen offenOb sich Second Life-Konzepte lang-fristig etablieren, hängt von ver-schiedenen Faktoren ab. So müssen mögliche Verwendungsbereiche noch genauer untersucht werden.

Zudem hat die Weiterentwick-lung der Recyclingtechnologien wesentliche Auswirkungen auf den tatsächlich zu erzielenden Wieder-verkaufspreis, und derzeit stellen auch die fehlenden Standards für Batteriemodule ein wesentliches Hindernis für einheitliche und da-mit günstige Aufbereitungsverfah-ren dar. (red)

Wohin mit alten Akkus?VDE untersuchte das Potenzial der Wiederverwendung von ausgedienten e-Auto-Batterien.

Wiederverwendung statt Entsorgung bietet wirtschaftliche und ökologische Vorteile.

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Die Versuchsanlage scheidet pro Tag 50 Kilo CO2 ab, bei der neuen Pilotanlage werden es bereits fünf Tonnen sein.

Das Wirbel-schichtsystem benötigt gegen-über der Amin-wäsche deutlich kleinere CO2-Ab-scheidesysteme.“

sAlzburg Ag

Power-to-Heat spart EnergieSALZBURG. Knapp ein Jahr nach Eröffnung der österreich-weit ersten Power-to-Heat-Anlage mit Elektrodenkessel hat die Salzburg AG nach nur fünfmonatiger Bauzeit jetzt die zweite Anlage in Betrieb genommen.

„Damit wird ein Teil des für die Wärmeerzeugung verwen-deten Erdgases ersetzt und Kohlendioxid eingespart“, sagt Leonhard Schitter; Vorstands-sprecher der Salzburg AG und setzt fort: „Eine Power-to-Heat-Anlage spart jährlich rund 3.000 Tonnen CO

2 ein, das ent-

spricht dem CO2-Ausstoß von

1.500 Autos pro Jahr.“ (red)

Andritz hydro

Wasserkraft für LateinamerikaGRAZ. Andritz Hydro hat zwei Großaufträge aus Lateinameri-ka erhalten.

Für den brasilianischen Energiekonzern Companhia Paranaense de Energia wird man das am Fluss Iguaçu gelegenen Wasserkraftwerks Governor Bento Munhoz da Rocha mit vier neuen Francis-Laufräder, die einen höheren Wirkungsgrad bieten, sowie neuen Drehzahl- und Span-nungsreglern ausstatten.

Empresa Nicaragüense de Electricidad bestellte für die Modernisierung von zwei Wasserkraftwerken in Nica-ragua elektrische Ausrüstung inklusive neuer Schaltanlagen, Haupttransformatoren, Mittel- und Niederspannungsanlagen sowie Schutz-, Erregungs-, Leittechnik- und Automatisie-rungssysteme. (red)

grossAuftrAg für Abb

Fabrik als EnergielieferantZÜRICH. Die finnische Metsä Group beauftragte ABB mit der Lieferung der kompletten Energiesysteme und prozess-bezogenen elektrischen Syste-me für einen neuen Produkti-onsstandort, der vollständig ohne fossile Brennstoffe aus-kommen wird.

Das Werk in Äänekoski soll ab 2017 1,3 Mio. Tonnen Zell-stoff jährlich sowie Biopro-dukte wie Tallöl, Terpentin und Lignin produzieren.

Ausgerüstet mit mehr als 1.000 modernen und höchst energieeffizienten Motoren und Energiesystemen, wird die Fa-brik 2,4 Mal mehr Elektrizität erzeugen als sie verbraucht und 1,8 Terawattstunden Elektrizität pro Jahr liefern, was gut 2,5% des gesamten in Finnland erzeugten Stroms entspricht. Insgesamt wird sich dadurch der Anteil erneu-erbarer Energien in Finnland um mehr als zwei Prozent stei-gern. (red)

gerhard schöny Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften, TU Wien

medianet.at

WIEN. Ab der Saison 2016/2017 wird der SK Rapid Wien in seinem neuen Allianz Stadion gastieren. Damit die Spielstätte termingerecht fertig wird, wurde bereits mit den Arbeiten am Spielfeld begonnen. Dafür musste der 280 t Raupenkran von Prangl (das österreichische Un-ternehmen ist seit Beginn Partner des Projekts und hat auf dieser Baustelle eine Reihe von Geräten im Einsatz) das Feld räumen.

Dabei erledigte der Gigant noch einige schwere Arbeiten. So wurden beispielsweise die letzten schwe-ren Stahlkonstruktionen von außen über die Hinterwand der Tribüne mit einem wippbaren Ausleger ein-gehoben und montiert. (red)

ROTTERDAM. „3D-Druck ist viel-versprechend, aber auch komplex. Die Entwicklungen verlaufen in rasantem Tempo, aber es gibt nur wenige Unternehmen mit genügend Erfahrung und Mitteln, selbst den 3D-Metalldruck auszuprobieren. Das Fieldlab ist eine logische Fol-ge des im vergangenen Jahr initi-ierten Projekts zur Fertigung von Schiffsersatzteilen mit 3D-Druck-techniken“, erläutert Allard Caste-lein, Generaldirektor des Hafenbe-triebs bei RDM Rotterdam.

Das Fieldlab wird Unterneh-men mit Bezug zum Hafen einen gemeinsamen Ort zur Beschleu-nigung von Entwicklungen in die-sem Bereich und zur gemeinsamen Arbeit an Anwendungen für die (maritime) Industrie bieten.

Angesiedelt wird es im Innovati-on Dock bei RDM Rotterdam, dem Ort für Innovationen im Rotterda-mer Hafengebiet, wo Unternehmen, Forscher und Studenten gemein-

sam an Projekten rund um Indus-trie 4.0-Anwendungen arbeiten.

„In Rotterdam ist man bestrebt, als weltweit durchdachtester Ha-fen zu fungieren und bei Innovati-onen eine Vorreiterstellung einzu-nehmen. Das ist für die Wirtschaft und für das Arbeitsplatzangebot vorteilhaft“, erklärt Castelein.

In diversen Projekten wie iTanks, PortXL und SmartPort arbeitet der Hafenbetrieb mit Partnern wie der TU Delft, Erasmus Universität Rotterdam, Deltalinqs, Cambridge Innovation Center, Philips Inno-vation Award und der Gemeinde Rotterdam zusammen.

Mehrere Millionen Euro sollen in das FieldLab investiert werden. Wie groß die Einrichtung wird, hängt von der Mitwirkung seitens Unternehmen und Einrichtungen ab; derzeit haben bereits rund 15 Unternehmen eine Absichtserklä-rung zur Teilnahme unterzeichnet. (red)

Freitag, 26. Februar 2016 transport & logistik 63

innovation macht DruckIm Hafen von Rotterdam wird ein eigenes Fieldlab für Additive Manufacturing mit 3D-Metalldruckern eingerichtet.

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gelbe kräne für grün-Weiß Equipment von Prangl sorgt für den termin-gerechten Baufortschritt des Allianz Stadions.

Die Fertigung von Schiffsersatzteilen per 3D-Druck wurde schon erfolgreich getestet.

Von Prangl stammen die meisten Kräne auf der Allianz Stadion-Baustelle.

medianet.at

Globale TransportroutenRindfleisch aus Argentinien, Maschinen aus China, Öl aus den VAE oder Textilien aus der Türkei –

Zahlen, Daten und Fakten zu den EU-Importen aus Schwellenländern.

90%Fracht: Fast alles auf dem SeewegFast das gesamte internationale Frachtaufkommen (Im-port und Export) der EU-Staaten wird auf dem Seeweg befördert. Der größte Anteil entfällt dabei auf die Nord-seehäfen, vor allem Antwerpen, Rotterdem und Hamburg.Aufgrund des Trends zu immer größeren Containerschif-fen haben die meisten EU-Frachthäfen Erweiterungen ihrer Kapazitäten geplant. Rotterdam, mit einem Jahresumschlag von 450 Mio. Ton-nen der aktuell größte, will vor allem den Hinterland-verkehr in Richtung Süddeutschland, Polen, Österreich und dem Baltikum ausbauen.

Die größten EU-Frachthäfen

In Rotterdam wurden im Vorjahr über 12,23 Mio. Container (-0,5%) umgeschlagen, auf Antwerpen entfielen 9,7 Mio. (+7,5%) und auf Hamburg, wo der sinkende Außenhandel durch die schwächelnde Wirtschaft in China und das Russlandland-Em-borgo am deutlichsten zu spüren war, 8,8 Mio. (-9,3%).

EU-Markt stagniert2015 ist das Seefrachtvolumen der Schwellenländer um 2,2% gestiegen; Treiber war vor allem das starke Wachstum am US-Markt (+4,3%). Die Frachtmen-gen Richtung EU sind dagegen nur um 0,8% gestiegen.Noch deutlicher zeigt sich die Diskrepanz bei der Luftfracht: Einem Plus von 9,2% in die USA steht ein Minus von 8,9% in die EU gegenüber.

Österreich bezieht wenig aus Schwellenländern

80% der österreichischen Importe von rd.132 Mrd. € pro Jahr stammen aus der EU, wichtigster Überseepartner ist Kenia.

EU-Importe per Seefracht

Insgesamt stiegen die gesamten Seefracht-Importe 2015 nur um 1% auf knapp über 261 Millionen Tonnen.

20

15

10

5

0

16,1

14,0 14,0

7,0

5,75,2 5,0 4,8

4,2 4,0 3,7 3,5 3,2 3,0

Antwerpen Rotterdam Hamburg Bremer- Valencia Felix- Algericas Piräus Gioia Zee- Barcelona London Genua Göteborg haven stowe Tauro brügge

Werte in Mio. t

0,8%

9,28

7,32

2,29

1,27

Kenia Elektromotoren, Hülsen- früchte Nüsse, Pflanzen

China Maschinen, Elektronik, Bekleidung, Schuhe

Russland Erdgas, Erdöl, Metalle, Holz

Türkei Maschinen, Bekleidung, Fahr- räder, Pflanzen, Obst, Gemüse Werte in Mrd. €

0 2 4 6 8 10

+4,7%

+4,8%

+2,9%

+2,3%

EU-Importe per Luftfracht nach Ländern

2015 wurden aus Schwellenländern knapp 2,5 Mio.Tonnen Güter importiert. Der größte Teil dieser Luftfracht entfällt trotz eines Rückgangs von über 17% weiterhin auf China. Die stärksten Zuwächse gab es – wenn auch von einem niedrigen Niveau aus – aus Äthiopien (+55,2%), der Türkei (36,5%) und Chile (21,5%).

China

Russland

Brasilien

Ukraine

Mexiko

Türkei

Argentinien

54.189.588

30.667.079

28.981.323

21.943.181

18.935.792

17.256.738

13.500.271

+3,8%

+2,3%

+7,3% Werte in t

Werte in t

l China l Kenia l Indienl Äthiopien l Mexiko l Türkeil Bangladesch l Chile l Vietnaml Ägypten l Ecuador

1.344.115

204.888

190.898

76.219

54.844

89.39864.233

54.601

49.817

27.599

81.242

64 GRAFIK DER WOCHE Freitag, 26. Februar 2016

AntwerpenZeebrügge

Rotterdam

Hamburg

Göteborg

Genua

Bremerhaven

Felixstowe

London

Valencia

Barcelona

PiräusGioia Tauro

Algericas

Quellen: Transport Intelligence, 2015; WKO; Eurogate; Foto: © Roland Magunia/AFP/picturedesk.com