1
MITTWOCH, 8. JUNI 2011 SARGANSERLAND SEITE 6 Ein unglücklicher Crash am Abend: Schon beginnt das inszenierte Inferno im Städtchen Walenstadt. Professionalität ist das oberste Gebot: Bei den Sarganserländer Feuerwehrmännern ist Professionalität im Denken und Handeln das Wichtigste – und die Übungsbesprechung bestätigt dies. Bilder Ignaz Good Inferno als Alarmübung Spektakuläre Alarmübung im Städtchen Walenstadt: Nach Feierabend prallte ein voll- geladener Tankwagen mit einem Radschützenpanzer zusammen. Das auslaufende Dieselöl löste ein Inferno aus. 200 Floriansjünger aus vier Feuerwehren waren gefordert. Von Ignaz Good Walenstadt. – Zur realitätsnahen Alarmübung in der Dämmerung am Montagabend – an der ein Crash von Panzer und Tankwagen und sechs Ge- bäudebrände simuliert wurden – rückten vier Feuerwehren mit 26 Fahrzeugen und rund 200 Angehöri- gen aus. Im Nadelöhr brennts Die havarierten Fahrzeuge, welche beim «Nadelöhr» Ratshauskreuzung brannten, die auslaufende, entflamm- te Flüssigkeit, die lichterloh brennen- den Gebäude, die vielen Menschen, welche evakuiert werden mussten, aber auch die Bergung von Verletzten verlangte von den Protagonisten eini- ges ab und setzte diesen, je nach Auf- trag, auch physisch zu. Kilometerlan- ge Wasserleitungen wurden verlegt, und weil das Hydrantennetz beim In- ferno nicht ausreichte, wurde dieWas- serbeschaffung ab See und Bächen durch Motorpumpen sichergestellt. Das entpuppte sich als heikles Unter- fangen. Denn trotz allem Können und entsprechendem Rüstzeug – sei es Ausbildung oder Material – nimmt die Kommunikation auf einem Schaden- platz erste Priorität ein. Vorbereitet wurde die Alarmübung von den Feuerwehrkommandanten Thomas Stoffel (Quarten), Peter Mül- ler (Walenstadt) und Martin Gall (Flums) sowie von Reto Senn und Johannes Tanner (Betriebsfeuerwehr Militärbetriebe Mels). 24 zivile Figu- ranten sorgten zusätzlich für «Ac- tion», darunter drei mutige Girls, welche von einem Rathausfenster im zweiten Stock aus auf den Sprung- retter hinunterhüpften. Wie Sankt Christopherus Er sah ein bisschen aus wie Sankt Christopherus: vertrauenerweckend und stämmig. Bernhard Oehy scheint die Ruhe selbst zu sein. Der Walen- stadter freute sich bereits aufs Feier- abendbierchen. Doch dann kam der Alarm. Tankwagenbrand mit auslau- fendem Diesel. Und wie es in solchen Fällen üblich ist: Der erste Chargierte, der am Schadenplatz eintrifft, über- nimmt die Einsatzleitung. Wenn dieser bei «heissen» Fällen keinen kühlen Kopf bewahrt, wirkt sich das Ganze katastrophal aus. Offi- zier Bernhard Oehy meisterte dies mit seinen Gehilfen bravourös. Er or- ganisierte und koordinierte die an- rückenden Rettungsspezialisten und Schadenbekämpfer aus den verschie- denen Dörfern und sorgte dafür, dass innerhalb der einzelnen Feuerwehren effizient zusammengearbeitet wurde. Er setzte Abschnittskommandanten ein, die Leben retteten, Verletzte bargen und das Flammeninferno be- kämpften. Sie sorgten ebenfalls dafür, dass die Umwelt bei diesem Gross- einsatz nicht auf der Strecke blieb. Weitsichtig handeln Prioritäten setzen und die Übersicht nicht verlieren, das ist bei einem ka- tastrophalen Ereignis dieser Grösse nicht einfach. Parallel dazu muss mit Weitsichtigkeit operiert werden, denn Aufbau, Standort und Depots sind so festzulegen, dass diese bei Ausbrei- tung und Ausdehnung des Feuers nicht zum Handicap werden. Der Ver- kehr will zudem geregelt sein. Neu- gierige und Gaffer aus dem operati- ven Bereich sowie aus der Gefahren- zone fernzuhalten ist ausserdem auch nicht immer einfach. Zum Glück war das in Walenstadt kein Ernstfall. Dennoch, etwas We- sentliches zeigte der Montagabend auf: Die Retter im Sarganserland sind gut ausgebildet und trainiert, sie ver- stehen es zudem, 100 Prozent ihres Potenzials abzurufen, wenn es drauf ankommt. Sprungtuch bereit: Die Feuerwehrleute bringen das Ungetüm in Position. Führung ist alles: Nur so kann jeder seinen Auftrag vollumfänglich wahrnehmen. Richtig entscheiden: Um im Ernstfall bereit zu sein, sind Erfahrungen wichtig.

Inferno als Alarmübung

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Inferno als Alarmübung

MITTWOCH, 8. JUNI 2011 SARGANSERLAND SEITE 6

Ein unglücklicher Crash am Abend: Schon beginnt das inszenierte Inferno im Städtchen Walenstadt.

Professionalität ist das oberste Gebot: Bei den Sarganserländer Feuerwehrmännern ist Professionalität im Denken und Handeln das Wichtigste – und die Übungsbesprechung bestätigt dies. Bilder Ignaz Good

Inferno als AlarmübungSpektakuläre Alarmübung imStädtchen Walenstadt: NachFeierabend prallte ein voll-geladener Tankwagen mit einem Radschützenpanzer zusammen. Das auslaufendeDieselöl löste ein Inferno aus.200 Floriansjünger aus vierFeuerwehren waren gefordert.

Von Ignaz Good

Walenstadt. – Zur realitätsnahenAlarmübung in der Dämmerung amMontagabend – an der ein Crash vonPanzer und Tankwagen und sechs Ge-bäudebrände simuliert wurden –rückten vier Feuerwehren mit 26Fahrzeugen und rund 200 Angehöri-gen aus.

Im Nadelöhr brenntsDie havarierten Fahrzeuge, welchebeim «Nadelöhr» Ratshauskreuzungbrannten, die auslaufende, entflamm-te Flüssigkeit, die lichterloh brennen-den Gebäude, die vielen Menschen,welche evakuiert werden mussten,aber auch die Bergung von Verletztenverlangte von den Protagonisten eini-ges ab und setzte diesen, je nach Auf-trag, auch physisch zu. Kilometerlan-ge Wasserleitungen wurden verlegt,und weil das Hydrantennetz beim In-ferno nicht ausreichte, wurde die Was-

serbeschaffung ab See und Bächendurch Motorpumpen sichergestellt.Das entpuppte sich als heikles Unter -fangen. Denn trotz allem Können undentsprechendem Rüstzeug – sei esAusbildung oder Material – nimmt dieKommunikation auf einem Schaden-platz erste Priorität ein.Vorbereitet wurde die Alarmübung

von den FeuerwehrkommandantenThomas Stoffel (Quarten), Peter Mül-ler (Walenstadt) und Martin Gall(Flums) sowie von Reto Senn und Johannes Tanner (BetriebsfeuerwehrMilitärbetriebe Mels). 24 zivile Figu-ranten sorgten zusätzlich für «Ac-tion», darunter drei mutige Girls, welche von einem Rathausfenster imzweiten Stock aus auf den Sprung -retter hinunterhüpften.

Wie Sankt ChristopherusEr sah ein bisschen aus wie SanktChristopherus: vertrauenerweckendund stämmig. Bernhard Oehy scheintdie Ruhe selbst zu sein. Der Walen-stadter freute sich bereits aufs Feier -abendbierchen. Doch dann kam derAlarm. Tankwagenbrand mit auslau-fendem Diesel. Und wie es in solchenFällen üblich ist: Der erste Chargierte,der am Schadenplatz eintrifft, über -nimmt die Einsatzleitung. Wenn dieser bei «heissen» Fällen

keinen kühlen Kopf bewahrt, wirktsich das Ganze katastrophal aus. Offi-zier Bernhard Oehy meisterte dies

mit seinen Gehilfen bravourös. Er or -ganisierte und koordinierte die an -rückenden Rettungsspezialisten undSchadenbekämpfer aus den verschie-denen Dörfern und sorgte dafür, dassinnerhalb der einzelnen Feuerwehreneffizient zusammengearbeitet wurde.Er setzte Abschnittskommandantenein, die Leben retteten, Verletzte bargen und das Flammeninferno be-kämpften. Sie sorgten ebenfalls dafür,dass die Umwelt bei diesem Gross -einsatz nicht auf der Strecke blieb.

Weitsichtig handeln Prioritäten setzen und die Übersichtnicht verlieren, das ist bei einem ka-tastrophalen Ereignis dieser Grössenicht einfach. Parallel dazu muss mitWeitsichtigkeit operiert werden, dennAufbau, Standort und Depots sind sofestzulegen, dass diese bei Ausbrei-tung und Ausdehnung des Feuersnicht zum Handicap werden. Der Ver -kehr will zudem geregelt sein. Neu-gierige und Gaffer aus dem operati-ven Bereich sowie aus der Gefahren-zone fernzuhalten ist ausserdem auchnicht immer einfach. Zum Glück war das in Walenstadt

kein Ernstfall. Dennoch, etwas We-sentliches zeigte der Montagabendauf: Die Retter im Sarganserland sindgut ausgebildet und trainiert, sie ver -stehen es zudem, 100 Prozent ihresPotenzials abzurufen, wenn es draufankommt.

Sprungtuch bereit: Die Feuerwehrleute bringen das Ungetüm in Position.

Führung ist alles: Nur so kann jeder seinen Auftrag vollumfänglich wahrnehmen.

Richtig entscheiden: Um im Ernstfall bereit zu sein, sind Erfahrungen wichtig.