8
C E (Certified Nursing Education) ist das multimediale Fortbildungskonzept von Thieme. Es wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Pflegerat e. V. (DPR) entwickelt. Weitere Informationen finden Sie ~·nter www.thieme.de/cne Emotionelle Erste Hilfe Babys und Kleinkinder mit Regulationsstörungen stellen für Eltern und deren Begleiter sowie Fach- personen eine besondere Herausforderung dar. Emotionelle Erste Hilfe, ein Kriseninterventionsmodell, entwickelt von dem Bremer Diplom-Psychologen und Körperpsychotherapeuten Thomas Harms, kann hier eine Lösung anbieten. jutta Pipper www.thieme.de

Informationen finden Sie ~·nter ...thomasharms.org/wp-content/uploads/2016/06/05-14-Jukip-Harms.pdf · Wichtiger als die Wahl der eingesetzten Methode ist, dass die-se nicht mechanisch

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Informationen finden Sie ~·nter ...thomasharms.org/wp-content/uploads/2016/06/05-14-Jukip-Harms.pdf · Wichtiger als die Wahl der eingesetzten Methode ist, dass die-se nicht mechanisch

C E(Certified Nursing Education) ist das multimediale Fortbildungskonzept von Thieme. Eswurde in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Pflegerat e.V. (DPR) entwickelt. WeitereInformationen finden Sie ~·nterwww.thieme.de/cne

Emotionelle Erste HilfeBabys und Kleinkinder mit Regulationsstörungen stellen für Eltern und deren Begleiter sowie Fach-personen eine besondere Herausforderung dar. Emotionelle Erste Hilfe, ein Kriseninterventionsmodell,entwickelt von dem Bremer Diplom-Psychologen und Körperpsychotherapeuten Thomas Harms, kannhier eine Lösung anbieten. jutta Pipper

www.thieme.de

Page 2: Informationen finden Sie ~·nter ...thomasharms.org/wp-content/uploads/2016/06/05-14-Jukip-Harms.pdf · Wichtiger als die Wahl der eingesetzten Methode ist, dass die-se nicht mechanisch

(NE RUND UM DEN SÄUGLING ••

_ -Die Symptome von Kindern mit Regulationsstörungenzeigen die Überforderung, die eigenen Affekte zu verar-

beiten und die damit verbundenen Spannungen und ihre Erre-gung zu bewältigen. Dies äußert sich durch eine erhöhte Irritier-barkeit und Störungen in den Bereichen Schlaf, Nahrungsaufnah-me, Interaktionsstörungen mit der Umgebung sowie invermehrtem Schreien. Regulationsstörungen treten bei gesundenSäuglingen in ca. 15 bis 29% auft. Wenn Säuglinge über den drit-ten Lebensmonat hinaus häufig und dauerhaft weinen, wird vomexzessiven und persistierenden Schreien gesprochen 1, was auf8,3 % dieser Säuglinge zutrifft. v,

Bleiben diese frühen Regulationsstörungen unbehandelt, kann esin extremen Belastungssituationen zu einer körperlichen Miss-handlung des Babys (z. B.Shaken Baby Syndrom) kommen, zu Ver-nachlässigung und langfristigen Bindungs- und Beziehungsstö-rungen. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für spätere kinder-und jugendpsychiatrische Erkrankungen-,

Grundlagen der VerhaltensregulationViele Versuche und Verhaltensbeobachtungen der Interaktions-prozesse von Eltern und Säuglingen in den ersten Lebenstagenund -wochen konnten nachweisen, dass der menschliche Säuglingschon von der ersten Lebensminute an in der Lage ist, mit seinerUmwelt in einer recht komplexen Art und Weise zu kommunizie-ren (Bowlby, Ainthworth, Klaus, Stern). Diese Kompetenzen kanndas Baby nur dann entfalten und für die Regulation seiner zent-

FALLBEISPIEL

IdaFrau K. hat ihre schlafende Tochter Ida, 8 Wochen alt, dabei, als siezum ersten Mal in die Praxis kommt. Sie berichtet von ihrem Alltag,der extrem belastet ist durch Idas Unruhe. Frau K. ist den ganzenTag damit beschäftigt, Ida "bei Laune" zu halten. Sie trägt sie vieldurch die Wohnung, denn hinsetzen können sich die beiden nicht:Ida beginnt dann sofort zu schreien. Ihr Trinkverhalten ist sehrwechselhaft: Mal trinkt sie ruhig, wenn auch nur kurz an der Brust.Beim nächsten Mal ist sie völlig unruhig und beginnt nach wenigenSchlucken zu schreien. Sie weint viel und windet sich, immer wie-der geht Wind ab. Die kinderärztliche Untersuchung hat keinen pa-thologischen Befund ergeben. Die Gewichtsentwicklung ist ausrei-chend, aber die Mutter erwägt abzustillen. Ganz besonders schwie-rig ist für Frau K. die abendliche Begleitung bis zum Einschlafen. DaIda über Tag nur wenig schläft und die Schlafphasen in der Regelnicht länger als 30-40 Minuten sind, ist Ida am Abend völlig über-müdet. Dann schreit sie oft über Stunden, bevor sie völlig erschöpfteinschläft. Frau K. ist am Ende ihrer Kräfte. Sie streitet häufig mit ih-rem Mann, was die Beziehung sehr belastet. Frau K.fühlt sich mitder Belastung allein. Hilfsangebote, wie Ida zum Spaziergang derOma übergeben, kann sie nicht annehmen. Frau K.schämt sich, dasie Ida nicht beruhigen kann. Sie fühlt sich inkompetent in ihrer Rol-le als Mutter und hilflos und ohnmächtig, wenn Ida unruhig zu wer-den beginnt. Nachts kann Frau K.zunehmend schlechter schlafen,die Gedanken kreisen nur noch um die Frage, warum Ida so unruhigist. Frau K. kommt auch in ruhigen Momenten nicht mehr zur Ruhe.Sie fühlt sich wie getrieben. Frau K. ist traurig, Ida ist ein Wunsch-kind und nun ist alles anders als erwartet.

www.thieme.de

ralen Bedürfnisse und Verhaltensanlagen nutzen, wenn es sich inunmittelbarer Körpernähe zu einem emotional verfügbaren Er-wachsenen befindet. Also einem Menschen, der sich feinfühligdem Baby zuwendet. Feinfühligkeit in diesem Sinn bedeutet, dassdie Elternperson die Bedürfnisse des Babys wahrnehmen, richtiginterpretieren und prompt und angemessen darauf reagiert kann-,Die Steuerung dieser natürlichen Verhaltensprogramme un-terliegt vor allem dem autonomen Nervensystem (ANS). Nebender Regulation von überlebenswichtigen körperlichen Funktio-nen (Puls, Atmung, Temperatur etc.) hat das autonome Nerven-system auch einen wichtigen Einfluss auf psychische Funktio-nen unseres Organismus. Gefühle und die Richtung, in die un-sere Aufmerksamkeit gelenkt wird, sind eng mit der Steuerungunseres Autonomen Nervensystems verbunden. Das ANS regeltalso wesentliche psychosomatische Funktionen unseres Körpers.Ein Gleichgewichtsverlust diese Basissystems hat einen entschei-denden Einfluss auf unsere Beziehungsfähigkeit und unser inne-res Wohlbefinden.Grob vereinfacht besteht das Basissystem aus dem sympathi-

schen und dem parasympathischen Anteil. Letzterer ist wichtigfür regenerative Vorgänge in unserem Körper, also Erholung, Ent-spannung, Auffüllen von Energiespeichern. Sein Gegenspieler,der Sympathikus, ist der anregende Teil unseres ANS. Er bewirkteine Spannungssteigerung, hat also eine vitalisierende, anregen-de Wirkung, und mobilisiert Kraftreserven. Die Sympathikuswir-kung ist wichtig, um eine ausreichende Spannung für Aktivität zuentwickeln. Nur im Zusammenspiel von Sympathikus und Para-sympathikus ist eine Balance im ANS möglich (....•Abb. 1).Ist der Sympathikus daueraktiviert, ein Umschalten in die para-

sympathische Aktivität nicht mehr in ausreichendem Maße mög-lich, sprechen wir von einem Stresszustand mit den Symptomen ei-ner allgemeinen Gereiztheit, körperlicher Verspannungen, Erschöp-fungszuständen und Schlafstörungen. In der EEHgehen wir von derGrundannahme aus, dass eine erhöhte und dauerhafte Aktivierungdes Sympathischen Zweiges des ANS mit einer Reduzierung der el-

Abb. 1 ANSmit seinen zwei Anteilen und den für die EEHwesentli-chen Funktionen.

---

Page 3: Informationen finden Sie ~·nter ...thomasharms.org/wp-content/uploads/2016/06/05-14-Jukip-Harms.pdf · Wichtiger als die Wahl der eingesetzten Methode ist, dass die-se nicht mechanisch

IDIIII (NE RUND UM DEN SÄUGLING

terlichen Selbstwahrnehmungsfähigkeit und damit einhergehendeiner Reduzierung ihrer Feinfühligkeit verbunden ist. In diesem Zu-stand ist die Verbindung zum Informationsstrom der eigenen kör-perlichen Empfindungen und Gefühle geschwächt bzw. unterbro-chen. Die Folge ist eine auf ein Minimum herabgesetzte sensorischeAufnahmefähigkeit der Eltern. Die Aktivität der Spiegelneurone istbei Stress, Angst und Schmerzen deutlich herabgesetzt", Die Signa-le des Babys zu verstehen, gelingt Eltern am besten, wenn sie sich ineinem entspannten bzw. entspannungsfähigen Zustand befinden.Auch auf Seiten des Kindes hat eine Daueraktivierung des Sym-

pathikus erhebliche Auswirkungen. Der Körper des Babys ist steifund gespannt, die Hände sind zu Fäusten geballt, Es überstreckt sichständig. Oft vermeiden die Babys den Blickkontakt. Die Verdauungkann erheblich in Mitleidenschaft gezogen sein. Das Baby ist unzu-frieden und schreit mitunter stundenlang. Beruhigungsangebotewie Tragen, Stillen oder Schaukeln wirken nicht oder nur kurz.Mit dem Schreien weist ein Säugling auf eine Störung in seinem

äußeren oder inneren Gleichgewicht hin. Dies können noch nichtausreichend befriedigte Bedürfnisse wie Hunger oder Durst sein.Es kann auf eine Störung in seiner körperlichen Integrität hinwei-sen (z. B. Frieren) oder darauf, dass der emotionale Kontakt zu sei-ner Bezugsperson nicht ausreichend gewährleistet ist. Das Babywird also durch die Beruhigungsmaßnahmen seiner sich selbstim Stresszustand befindlichen Eltern nicht in einen parasympa-thischen Zustand gebracht. Nur durch eine feinfühlige Wahrneh-mung und Beantwortung der Stresssignale des Babys durch seineEltern kann die Situation nachhaltig verändert werden.

Emotionelle Erste Hilfe in der PraxisIm 7-Schritte-ModeU der EEH (- Abb. 2) werden Eltern nach undnach angeleitet, ihre Feinfühligkeit und innere (unbewusste!)Bindungsbereitschaft durch eine Rückbindung an ihren eigenenKörper wieder herzustellen. Rückanbindung bedeutet, dass dieEltern lernen, auch in schwierigen AIItagssituationen in Kontaktmit ihren Körperinformationen und Gefühlen zu treten. Dafür istes wichtig, dass Eltern diese erspüren und wahrnehmen lernen,sie zulassen und achtsam und liebevoII begleiten. In der EEH gehtes also weniger um Verhaltensanpassungen. Es geht vielmehr da-rum, in einer vertrauensvollen Beziehung durch körperorientierteInterventionen bei Eltern und Babys die neurophysiologischenGrundlagen zu schaffen, die eine feinfühlige Eltern-Kind-Abstim-mung wieder errnöglichen-.

Das 7-SchriUe-ModellSchritt 1Problemdefinition. Erkundung der Bindungsangebote. Erlebender SituationEs werden die Angebote evaluiert, mit denen die Eltern auf Unruheund Weinen des Babys reagieren. Dabei wird der Fokus vom Kind aufdas Erleben und die Belastung der Elternperson gelenkt. Zeitgleichmuss die Reaktion des Babys auf diese Angebote beobachtet werden.Diese Phase dient auch der Klärung des Beratungsauftrags, der

sich aus der FragesteIlung ergibt.Frau K. möchte mehr Sicherheit im Umgang mit dem kindli-

chen Schreien und mehr Orientierung im Alltag mit Ida erreichen.

Schritt 1Phase der

~ Problemdefinitio~Schritt7 /' ~

Entwicklung von Schritt 2neuen Handlungs- Stress-Explorationperspektiven (Verhalten, Affekt,in Bezug auf das Körpererleben)

ursprün

r9"C'" Problem \

Schritt 3Schritt 5 Phase derPhase der SelbstanbindungIntimität (Selbstanbindung durch

\

Atmung, Körperbe-rührung, Wahrnehmung,

Visualisierung)Schritt 4 /

Schritt 5 ProzessphaseExploration der a) Entspannunqs-undneuen Bindungs- Offnungsreaktionerfahrung ~ Ausdrucksprozess

(Rebonding-Halte-arbeit)

Abb.2 Das 7-Schritte-ModeIl6.

[~verha~I~C J,\r==K"'ö=rp==e=r=er=le=b==e=n=~ [~ A_ff_e_kt J

\ [-=Geda===::::OCkec JJAbb. 3 Die Verknüpfung zwischen dem Verhalten im Stressmomentmit der Kognition, dem Affekt und dem Körpererleben.

Schritt 2Erkunden des StresserIebensZiel ist es, das Verhalten, das affektive Erleben, das Körper-empfinden und die Gefühle der Eltern während des Schreiensoder der Unruhe in einen Zusammenhang für sie zu bringen. Dazumuss eine Verknüpfung zwischen dem äußeren Anlass der Stress-dynamik (Schreien/Unruhe des Babys), den Beruhigungsstrate-gien und dem inneren Erleben sowohl körperlich wie psychischhergestellt werden (- Abb. 3).Frau K. läuft mit Ida durch den Raum. Dabei wird deutlich, dass

Frau K. körperlich extrem angespannt ist. Sie beschreibt ein Ge-fühl von Enge in der Brust, die ihr den Atem nimmt. Sie hat dasGefühl sich zusammenzureißen. Sie fühlt sich hilflos und allein.Frau K. kann nun wahrnehmen, wie groß ihre Belastung seit Wo-chen ist und wie sie sofort beginnt, unruhig und orientierungsloszu werden, sobald Ida unruhig wird.

www.thieme.de

Page 4: Informationen finden Sie ~·nter ...thomasharms.org/wp-content/uploads/2016/06/05-14-Jukip-Harms.pdf · Wichtiger als die Wahl der eingesetzten Methode ist, dass die-se nicht mechanisch

(NE RUND UM DEN SÄUGLING IBI

Ida schaut ihre Mutter nicht mehr an. Auch auf ihrem Armkommt es nicht zu einem gefühlten Kontakt zwischen den bei-den. Ida hat einen hohen Muskeltonus und ist nicht in der Lagesich in den Arm der Mutter einzukuscheln. Die emotionale Ver-bindung zueinander ist abgebrochen.

Schritt 3

Selbstanbindung

Die Elternperson wird aufgefordert, die Aufmerksamkeit auf ihrKörpergeschehen zu lenken. Die Eltern lernen den verloren gegan-gen Kontakt zum eigenen Körper wieder aufzubauen. Eine zentra-le Rolle nimmt die bewussteingesetzte Atemregulation ein.Ich bitte Frau K.Ida in den Arm zu nehmen, sodass Ida gut ge-

halten ist. Die Mutter wird nun angeleitet, in den inneren Dialogmit dem eigenem Körper zu treten. Frau K.fällt es sehr schwer, dieAufmerksamkeit bei sich zu halten. Immer wieder schießen ne-gative, ablehnende Gedanken in den Kopf.Durch zusätzliche kör-perorientierte Methoden erfährt Frau K.Hilfestellung zur Selbst-anbindung.Wichtiger als die Wahl der eingesetzten Methode ist, dass die-

se nicht mechanisch oder technisch genutzt werden. Vielmehr solleine innere Berührung und emotionale Öffnung der erwachsenenPerson erreicht werden.

Schritt 4

Prozess-Phase

Nun wird die Selbstanbindung angeleitet und im Kontakt mit demKind genutzt, während es unruhig ist oder schreit. Die Strategienzur Ablenkung, die bisher die Kontaktangebote bestimmt haben,entfallen. Die Elternperson wechselt in einen parasympathischenZustand. Das Baby hat zwei Möglichkeiten auf die veränderteSituation der Eltern zu reagieren.Babys, die noch regulationsfähig genug sind, können sich auf

die veränderte emotionale und körperliche Situation einlassen.Sie können die Entspannung der Eltern aufnehmen und selbst ineinen parasympathischen Zustand überwechseln. Andere Babysgleiten im elterlichen Entspannungszustand in einen Prozess desWeinens und Schreiens. Es ist, als würde der entspannte, siche-re Zustand der Eltern erst jetzt dem Baby erlauben, seinem bis-her ungebundenen, unterdrückten Weinen freien Lauf zu lassen.Bleiben die Eltern im inneren Dialog mit ihrem Körpergesche-

hen und parasympathischen Zustand, ermöglicht dies dem Babyein befreiendes, lösendes Weinen (-> Abb. 4).

Der Fokus dieser Intervention liegt dabei auf der Selbstanbin-dung der Eltern. Denn diese vermindert bei ihnen das Erleben vonOhnmacht, Hilflosigkeit und Schuldgefühlen und führt zu eineminneren Sicherheitserleben und dadurch zur Bindungsbereitschaftund -fähigkeit.Frau K.kommt durch die Unterstützung und die zentrierende

Atmung zur Ruhe. Sie ist nun in der Lage ihrem Atem zu folgen. Siekann Ida liebevoll ansehen und ihr gut zureden. Frau K.ist sehr be-rührt von dem Gefühl der Nähe, das sich in ihr aufbaut. Sieweint.Zum ersten Mal hat sie das Gefühl, für Ida da und ihr nah seinzu können, obwohl Ida noch immer schreit. Ida ist in eine Stress-aktivierung und einen Ausdrucksprozess übergegangen.

www.thieme.de

Reaktion 1:• Primäre Parasympathikusreaktion• Öffnunqs- und Entspannunqs-reaktion

Reaktion 2:• Primäre Sympathikusreaktion• Stressaktivierung und Ausdrucks-prozess

Abb.4 Mögliche Reaktionen des im Stresszustand befindlichen Ba-bys bei Selbstanbindung der Elternperson.

V Lösungsphase

QuengelnWeinen

IBeginn

Intervention

Abb. 5 Phasen des begleiteten Weinens bei Selbstanbindung der da-durch emotional haltefähigen Hternperson>.

IdasWeinen folgt einem Muster (-> Abb. 5). Nachdem sich FrauK.bequem positioniert hat (I) und die bisherigen Beruhigungsange-bote nicht mehr anwendet, beginnt Ida schnell zu schreien (11).Sieprotestiert und überstreckt sich (III).Schnell wechselnde Impulsevon Abstoßen und Anlehnen lassen bei Frau K.den Gedanken auf-kommen, Ida wehre sich gegen den Halt. Ich leite Frau K.an, wie-der Kontakt mit ihrer Atmung aufzunehmen. Durch weitere kör-perorientierte Hilfestellungen wird die Mutter wieder ruhiger undbleibt im Kontakt. Nun wird IdasWeinen ein heftiges, verzweifeltesSchreien (IV).DieMutter wird ängstlich und in ihr macht sich eineSorge breit, die sie unter der Geburt auch erlebte. Kurz bevor Idageboren war, wurden ihre Herztöne schlecht. Eswurden Interven-tionen diskutiert. FrauK.hatte große Angst um Ida und befürchtete,ihr Babywürde sterben. Nachdem die Mutter dies ausgesprochenhatte, begann sie sich wieder zu beruhigen. Sie konnte wahrneh-men, dass Orientierungs- und Haltlosigkeit hier ihren Anfang ge-nommen hatten. Ich forderte sie auf, sich dem Gefühl von Sicher-heit zuzuwenden. Fast zeitgleich wurde Idas Weinen weicher, dieQualität wechselte von verzweifelt in traurig (V).Immer mehr ku-schelt sich Ida in den Arm ihrer Mutter, schmiegt sich an. Ida wirdimmer ruhiger. Sie hat ihre Augen geöffnet und blickt ihre Mutterintensiv an (VI).Auch Frau K.kann sich diesem Blickkontakt hinge-ben. Eswirkt, als würden sich die beiden zum ersten Mal begeg-nen und verlieben. Siesind in der Bondingphase angekommen (VII).

--

Page 5: Informationen finden Sie ~·nter ...thomasharms.org/wp-content/uploads/2016/06/05-14-Jukip-Harms.pdf · Wichtiger als die Wahl der eingesetzten Methode ist, dass die-se nicht mechanisch

IDI (NE RUND UM DEN SÄUGLING

Schritt 5BondingphaseIn der Bondingphase erfüllt Eltern und Babys die Erfahrung ei-ner tiefen Berührung. Ein zu frühes Ansprechen oder analytischesHinterfragen stört diesen wichtigen Bondingprozess.Frau K. bleibt mit Ida einige Zeit in diesem Kontakt. Sie spricht

mit Ida, streichelt sie. Beide genießen diesen Moment sichtlich.

Schritt 6Erkundung der VeränderungNun ist es wichtig, dass die Eltern ihre veränderte Bindungser-fahrung innerlich wahrnehmen. Sie überprüfen noch einmal ge-nau, in welcher Weise sich die anfänglich beschriebenen Sympto-me verändert haben. Nur so können Eltern realisieren, dass sichvor allem ihre eigenen Gefühle, ihre Körperempfindungen und ihrBindungserleben und nicht nur das Verhalten des Babys veränderthaben.

Schritt 7Entwicklung von Handlungsstrategien für den AlltagDie stärkende Erfahrung der Sitzung muss in die konkrete, belas-tende Alltagssituation übertragen werden, da dies nicht automa-tisch erfolgt.Ich bitte Frau K. sich vorzustellen, dass Ida zu Hause im All-

tag wieder unruhig und quengelig wird. Frau K. spürt sofort denDruck in ihrer Brust, kann wahrnehmen, wie sie wieder unruhigwird. Nun stellt sie sich vor, wie sie sich an ihren Körper rückbin-det. Sie kann spüren, dass ihr dies hilft, ruhig zu bleiben, und dasssie damit Ida Halt in der Unruhe gibt.Insgesamt war Frau K. zu fünf Sitzungen a 1,5 Stunden bei mir.

Sie konnte wahrnehmen, dass sie für Ida emotional nicht erreich-bar ist, wenn sie sich in einem angespannten, gestressten Zustandbefindet. Erst im entspannten Zustand konnte sie Idas Signalewahrnehmen und richtig interpretieren. Dadurch konnte sie Idadurch Unruhe- und Schrei phasen, die durch Müdigkeit oder Über-reizung verursacht waren, begleiten. Sie hat mehr und mehr ge-lernt, auf ihre eignen Bedürfnisse wie Auszeiten zu achten.

FAZIT

Es ist mir ein Anliegen, dass Eltern, die sich in so schwierigenSituationen befinden, Hilfestellung bekommen. Keine Zeit istfür Eltern und Babys so prägend und nachhaltig wie die früheBabyzeit, der Start in ein qernelnsarnes leben. Daher erscheintes mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass Babys für ihre Hand-lungen und Reaktionen nicht verantwortlich sind. Sie weinen,wenn sie Hilfe brauchen. Denn Babys reagieren auf die vermin-derte Bindungsfähigkeit der Eltern im Stresszustand mit einerAlarmierung ihres Bindungssystems.Sicher ist es nicht realistisch, dass alle Fachpersonen im Umfeldjunger Familien diese Ausbildung absolvieren. Aber alle Fachper-sonen insbesondere in Kliniken sollten Kenntnis davon haben,wo Eltern Hilfe bekommen können. _

LITERATUR

Hedervari-Heller E.Frühkindliche EntWicklung und Störungen der Verhal-tensregulation - Theoretische Überlegungen und Behandlungsmöglichkei-ten. Online unter http://liga-kind.de/fruehe/208_hedervari-heller.php, letz-ter Zugriff: 09.01.2014

2 Universitätskliniken Tübingen, Abtl. Psychiatrie und Psychotherapie im Kin-des- undjugendalter. Online unter: www.medizin.uni-tuebingen.de/ppkjfDownload/SkriptPPKj061201.pdf; letzter Zugriff: 09.01.2014

3 Brisch KH. SAFE- sichere Ausbildungfür Eltern; Clett-Cotta Verlag 20104 Bauer j. Warum ichfühle was du fühlst; Heyne Verlag 20065 Harms r Emotionelle Erste Hilfe; Leutner Verlag 2008

ZUM WEITERLESEN

Weitere Literaturempfehlungen zum Thema:Gerhard S. Die Kraft der Elternliebe. Patmos Verlag, 2006Grossmann K, Grossmann KE. Das Gefüge psychischer Sicherheit. Clett-Kotta,2004/2012

Sunderland M. Die neue Elternschule. Dorling Kindersley Verlag, 2006(neue Aufl. 2010)

INFOS

Weitere Informationen finden Sie im Internet unterwww.Emotionelle-Erste-Hilfe.org.

AUTORIN

Jutta Pipperist Kinderkrankenschwester, Heilpraktikerin für Psychothe-rapie, EEH-Fachberaterin und -Fachtherapeutin. Seit 2000arbeitet sie freiberuflich, seit 2009 in eignet Praxis:Beratungspraxis/Schreiambulanz, Friedrich-Ebert-Str. 5,55218lngelheim.E-Mail: [email protected]

BIBLIOGRAFIE

001 10.1055/5-0034-1367696JuKiP 2014; 3: 30-34© Georg Thieme Verlag KGStuttgart· New York . ISSN1439-2569

www.thieme.de

Page 6: Informationen finden Sie ~·nter ...thomasharms.org/wp-content/uploads/2016/06/05-14-Jukip-Harms.pdf · Wichtiger als die Wahl der eingesetzten Methode ist, dass die-se nicht mechanisch

CNE RUND UM DEN SÄUGLING IHJ

Bindung durch BerührungBeziehungsaufbau zwischen Eltern und ihrem neugeborenen Kind ist ohne körperliche Berührungnicht denkbar. Entscheidend ist dabei die Qualität der Berührungserfahrung. Nur wenn die Elternsich feinfühlig auf die Stimmungen und Körpersignale einstimmen, entfalten die Körperberührungenihren Zauber, gehen unter die Haut und stärken das Band zwischen Eltern und Kind. Dazu ist dieSchmetterlingsmassage besonders gut geeignet. Thomas Harms

_ "Bindung durch Berührung" ist ein körperorientiertesProgramm zur Stärkung der frühen Eltern-Kind-Bezie-

hung. Es hat seine Wurzeln in der von der amerikanischen Ärztinund Geburtshelferin Eva Reich entwickelten Schmetterlings-Babymassage. Eva Reich entdeckte bereits in den 1950er-Jahrendie öffnende Wirkung von ultrazarten Körperberührungenan Säuglingen. Dabei erprobte sie die schmetterlingsleichten Be-rührungen vorerst an hochbelasteten frühgeborenen Kindern imklinischen Kontext. Bedingt durch die damals üblichen langanhal-tenden Trennungen der Frühehen von ihren Eltern zeigten dieBabys viele Zeichen emotionaler Verlassenheit und Deprivation.Eva Reich entdeckte, dass bereits einige achtsame Ganzkörper-Streichungen ausreichten, um die Kontakt- und Bindungsbereit-

www.thieme.de

schaft der Säuglinge zu stärken und anzuregen. Säuglinge, die sichgerade noch in einem angespannten, stillen und abgewandten Zu-stand befanden, zeigten sich während und nach der Schmetter-lingsmassage plötzlich vitalisiert, gelöst und der Welt zugewandt.

Das Konzept der minimalen StimulationIn der Folge entwickelte Eva Reich ein systematisches körper-orientiertes Verfahren, das sich aus schmetterlingsleichten Strei-chungen, sanften Schüttelungen und punktuellen Stimulationendes Muskel- und Bindegewebes zusammensetzt.' Ein besonderesMerkmal der Schmetterlings-Babymassage ist die Beobach-tung der Stress- und Abwehrzeichen des Säuglings während derMassage-Interaktion. Entscheidend ist, dass die Körperberührun-

---

Page 7: Informationen finden Sie ~·nter ...thomasharms.org/wp-content/uploads/2016/06/05-14-Jukip-Harms.pdf · Wichtiger als die Wahl der eingesetzten Methode ist, dass die-se nicht mechanisch

lIiII (NE RUND UM DEN SÄUGLING

.gen nur dann durchgeführt werden, wenn die Säuglinge sich in ei-nem öffnungs bereiten Zustand befinden. Dieses Vorgehen wirdals "Prinzip der minimalen Stimulation" bezeichnet. Es ist funda-mental für das Vorgehen innerhalb der Schmetterlingsmassageund ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen traditio-nalen Massagetechniken, in denen Schrei- und Unlustreaktionendes Säuglings als notwendige Teile des Ablaufs toleriert werden.In der Schmetterlings-Babymassage wird die Körperarbeit im-

mer unterbrochen, wenn das Baby beginnt unruhig zu werdenoder andere akute Abwehrzeichen wie etwa Blickvermeidung,Quengeln oder Überstreckung zeigt. Dabei können die Quellender Störungen sehr vielfältig sein: So reagieren Säuglinge unlust-voll auf mechanische, unzureichend feinfühlige Berührungen ih-rer Begleiter. Ebenso bewirkt die mangelnde Kontaktbereitschaftoder die Unsicherheit des erwachsenen Gegenübers eine Stress-und Rückzugsreaktion des Kindes. Manchmal sind es Berührungenvon besonderen Körperbereichen (wie etwa des Stirn-, Nacken-oder Schädelbereichs), die beim Kind vermehrte Unsicherheit undAnspannung auslösen. Häufig haben diese "allergischen" Reaktio-nen ihre Ursachen in unverarbeiteten Erfahrungen aus der Zeit derSchwangerschaft und Geburt, in denen das Kind erhöhten Stress-belastungen ausgesetzt war. Die Körperberührungen in der Mas-sage wirken hier als "Trigger" von spezifischen Erinnerungskasset-ten, die mit diesen vorgeburtlichen Erfahrungen verknüpft sind.

Stationen der SicherheitJedes Baby verfügt über Körperzonen, deren Berührung beim Säug-ling ein Erleben von Sicherheit und Wohlbefinden auslösen. In "Bin-dung durch Berührung" erlernen die Eltern im Austausch mit ihrenSäuglingen, diese Sicherheit spendenden Stellen zu finden. Sicher-heitsstationen verändern sich ständig, je nach Tageszeit, aktuellerVerfassung oder Entwicklungsphase des Kindes kann sowohl dieBerührung der Füße, der oberen Extremitäten, des Rumpfes oderdes Schädelbereichs diese nährende und stärkende Wirkung entfal-ten. Sicherheitsstationen müssen deshalb stets aufs Neue mit denSäuglingen ausgehandelt werden. Sobald eine körperliche Sicher-heitsstation gefunden wurde, gibt es eine spontane Öffnungs- undEntspannungsreaktion der Säuglinge. Die parasympathischen, ent-spannenden Teile des autonomen Nervensystems - jenem Zweigdes Gesamtnervensystems, der für die Steuerung der inneren Or-ganfunktionen zuständig ist - beginnen die Führung zu überneh-men. Die Folge ist, dass der Säugling ruhiger wird, die Motorik zu-rückfährt, seine Aufmerksamkeit von der Umwelt abzieht und aufdas Innere des Körpers richtet. Das Erleben der Sicherheit in der Be-rührung ist somit die Voraussetzung für das Kind, um sich ganz mitseinem Körper zu verbinden und die Umweltkontrolle aufzugeben.Sicherheitsstationen sind für Eltern und Kind wichtige Ruhe-

inseln, zu denen sie während der Massageinteraktionen zurück-kehren, sobald das Baby während der Körperarbeit in einen Zu-stand von Stress und Anspannung wechselt. Häufig ist dieses Vor-gehen notwendig, wenn die Säuglinge in der Massage-Begleitungerstmals am Kopf stimuliert werden. Für viele Babys ist diese spe-zifische Berührung des Kopfbereichs eine echte Herausforde-rung, da sie in besonderer Weise mit den Geburtserfahrungen desKindes verknüpft ist. In einem Pendelmodell wird das Baby einer-

seits eingeladen, in minimalen Dosierungen diese Stellen zu er-kunden und zu erfahren. Sobald jedoch das Stressniveau steigt,kehren die Eltern an die Sicherheitsstationen (z. B. die Berührungder Füße) zurück, bis das innere Gleichgewicht und die Bereit-schaft zum Kontakt wieder hergestellt ist.

Beziehungsintelligenz und SelbstanbindungIn den ursprünglichen Konzepten der Schmetterlingsmassagestand die systematische Körperberührung des Kindes ganz imZentrum. Gemeinsam mit der Münchener KörpertherapeutinMechthild Deyringer habe ich in den vergangenen 15 Jahren dieBabymassage zu einem körperorientierten Modell der Bindungs-förderung ("Bindung durch Berührung") weiterentwickelt=. Da-bei rückte die Frage ins Zentrum, welche inneren körperlichenVoraussetzungen nötig sind, damit die Eltern während der Ba-bymassage fähig sind, sich feinfühlig auf die Gefühls- und Erre-gungssituation des Babys ein- und abzustimmen.In unseren Arbeiten beobachteten wir, dass die Babymassagen

immer dann bindungsstärkende Wirkungen entfalteten, wenn dieEltern sich während des Massageablaufs in einem Zustand derachtsamen Selbstbeobachtung befanden. Konkret meint das, dassein Teil der elterlichen Aufmerksamkeit darauf verwendet wird,sich mit dem inneren Strom der Körper- und Gefühlsempfindun-gen zu verbinden. In dem Konzept "Bindung durch Berührung"wird diese Vorgehensweise als "Prinzip der Selbstanbindung"bezeichnet. Obwohl die Mutter ihr Baby streichelt und berührt,nimmt sie kontinuierlich wahr, was in ihrem Körper geschieht.So könnte das Erleben von Enge in der Brust oder Spannung imBauchraum ein erster Hinweis auf eine einsetzende Verunsiche-rung im Kontakt mit dem Baby sein.Um die Kontakt- und Beziehungsbereitschaft in einem optimalen

Zustand zu bewahren, erlernen die Eltern in "Bindung durch Berüh-rung" einfache Atem- und Wahrnehmungstechniken, mit denen siewieder an den Informationsstrom des Körpers anschließen können.Ein wichtiges Mittel ist hierbei die Etablierung einer stabilen Bauch-atmung. Diese bauchorientierte Atmung schafft einen Zustand derBeruhigung und Selbstzentrierung. Eltern sind im Massagekontaktmehr bei sich, wenn sie kontinuierlich darauf achten, mithilfe derAtmung in einem selbstverbundenen Zustand zu verbleiben.

www.thieme.de

Page 8: Informationen finden Sie ~·nter ...thomasharms.org/wp-content/uploads/2016/06/05-14-Jukip-Harms.pdf · Wichtiger als die Wahl der eingesetzten Methode ist, dass die-se nicht mechanisch

•• (NE RUND UM DEN SÄUGLING

Schmetterlingsmassage für die Mutter.

Insbesondere in den ersten Babymassage-Treffen drückenSäuglinge ihre körperlichen Erinnerungen an die überwältigen-den Schmerz-, Trennungs- und Ablehnungserfahrungen in exzes-siven Schreiprozessen aus.Indem die Eltern darin geschult werden, durch einfache Wahr-

nehmungs- und Atemtechniken ihr Stressniveau in einem tolera-blen Bereich zu halten, gelingt es ihnen leichter, die verstecktenBotschaften im Weinen ihrer Babys zu hören. Der wichtigste Ef-fekt dieser Weinbegleitungen liegt darin, dass die Eltern begin-nen, die Angst vor den Emotionen und der lebendigen Ausdrucks-sprache ihrer Säuglinge zu verlieren.

FAZITmBindung durch Berührung ist mehr als das Erlernen von Mas-sagegriffen und Handlings im Zusammensein mit dem Baby.Vielmehr ist es eine neue Form der körperorientierten EItern-schulung. Neben der Kunst der Berührung lernen die Eltern,ihren Körper als feinen Seismograph ihrer Kontaktbereitschaftzu nutzen. Die wichtigste Botschaft dieses Präventionskonzeptslautet, dass feinfühliger Umgang mit dem Kind dort gelingt,wo Eltern auf die Botschaften ihres Körpers achten. Der Körperwarnt die Eltern frühzeitig, wo sie Gefahr laufen, den emotiona-len Draht zum Baby zu verlieren. Aber das Rückbinden an denKörper ist es auch, was den verunsicherten und orientierungslo-sen Eltern hilft, aus eigener Kraft in einen Zustand der innerenSicherheit und Liebesfähigkeit zurückzukehren. _

50 GEHT'5!

Bindungsstärkung durch BauchatmungLegen Sie Ihr Baby in Bauch-zu-Bauch-Position auf Ihren Körper. Be-ginnen Sie die Aufmerksamkeit von Ihrem Kind abzuziehen und füreinen Moment auf Ihr Körperinneres zu richten. Nehmen Sie wahr,wie der Atem mit jedem Zug in Ihren Bauchraum vordringt, wieer sich langsam ausdehnt und Raum schafft. Spüren Sie, wie sichIhre Bauchdecke mit jeder Atembewegung an den Körper Ihres Ba-bys ankuschelt. Nehmen Sie wahr, wie die .Bauchatrnunq" Sie auf-weicht. Beobachten Sie die Körperreaktionen Ihres Säuglings. Be-ginnt es seine Atmung zu vertiefen, gibt die Spannung in seinemRücken nach, lässt es sein Gewicht in Ihren Körper fallen? GenießenSie mit jedem Atemzug, wie diese Insel der Nähe und Verbunden-heit im Zusammensein mit Ihrem Kind wächst.

LITERATUR

Reich E, Zornansky E. Lebensenergie durch Sanfte Bioenergetik. München:Kösel, 1997

2 Harms T (Hrsg.). Auf die Welt gekommen: Die neuen Baby therapien. Berlin:Leutner. 2000

3 Deyringer M. Bindung durch Berührung. Berlin: Leutner, 2008

WEITERFUHRENDE LITERATUR

Harms T.Emotionelle Erste Hilfe. Bindungsförderung, Krisenintervention, El-tern-Baby-Therapie. Berlin: Leutner, 2008

Harms T.Eltern-Baby-Körperpsychotherapie im Spannungsfeld von Trauma undBindung. In: Thielen M. Körper - Gruppe - Gesellschaft. Gießen: Psychosozial-verlag, 2013

LINKS

www.bindung-durch-beruehrung.dewww.emotionelle-erste-hilfe.orgwww.zepp-bremen.de

AUTOR

Thomas Harmsist Diplom-Psychologe und Leiter des Zentrums für PrimärePrävention und Körperpsychotherapie (ZePP) in Bremen. Seitüber zwanzig jahren begleitet er Eltern und Säuglinge imFeld der präventiven Psychotherapie und Bindungsförderung.Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Unterstützung von Säug-lingen und Eltern nach überwältigenden Schwangerschafts-und Geburtserfahrungen.E-Mail: [email protected]

BIBLIOGRAFIE

001 10.1055/5-0034-1367697JuKiP2014; 3: 35-38© Georg Thieme Verlag KGStuttgart· NewYork . ISSN1439-2569

www.thieme.de