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LOKALES LOKALES www.wnoz.de Donnerstag 1. OKTOBER 2015 WN 9 INS HALBFINALE GEKOCHT Der Weinheimer Jan Thorben Kruse bei „The Taste“ wieder Runde weiter Seite 10 METROPOLREGION Bemerkenswertes Schauspiel mit Flüchtlingen Seite 21 Verleger Heinrich Diesbach († 2010) Verlag: DiesbachMedien GmbH, Friedrichstraße 24, 69469 Weinheim, Tel. 06201/81100, Fax 81179 Herausgeber: Dr. Volker Diesbach Geschäftsführung: Dr. Volker Diesbach, Nicolas Diesbach Redaktionsleitung: Carsten Propp, Sandro Furlan Politik: Stephan Töngi (stellv.) Wirtschaft: Michael Roth Lokales: Jürgen Drawitsch (dra) Lokalfeuilleton .. 81172 Sandro Furlan (sf) Weinheim ............ 81161 Carsten Propp (pro) Weinheim ............... 81178 Hans-Peter Riethmüller (hr) Bergstraße . 81165 Matthias Kranz (maz) Bergstraße ........... 81173 Verena Müller-Rohde (vmr) Bergstraße . 81185 Manfred Bierbauer (MB) Birkenau / Gorxheimertal .... 81176 Ann-Kathrin Weber (awe) Birkenau / Gorxheimertal .... 81186 Anja Treiber (AT) Lokalsport .................... 81169 Anzeigen: Wolfgang Schlösser Lesermarkt/Marketing: Ralf Prokasky Zustellung/Logistik: Dietmar Brausendorf Bezugspreis: monatlich 31,90 EUR, inkl. Zustellgebühr; Postbezug 33,90 EUR (alle Preise einschließlich 7% MWST) Anzeigen-Preisliste: Nr. 55 vom 01.01.2015 Druck: Mannheimer Morgen Großdruckerei und Verlag GmbH. Zuschriften an den Verlag oder Redaktion, nicht an Einzelpersonen. Leserbriefe an den Herausgeber. Nachdruck gestattet nur mit Genehmigung des Verlags. Abbestellungen schriftlich 6 Wochen zum Quartalsende. Bei Nichterscheinen infolge Streiks, Aussperrung und höherer Gewalt keine Erstattung des Bezugspreises. Die WN werden mit Recycling-Papier hergestellt. Redaktion 81129 [email protected] Anzeigenannahme 81144 [email protected] Abonnentenservice/Vertrieb 81333 [email protected] Kartenshop 81345 [email protected] Die WN im Internet: www.wnoz.de KONTAKT Traumlandschaften in Japan – trotz Taifun und Dauerregen JAPAN/GROSSSACHSEN. Nachdem Heike Pirn- gruber weder mit Südkorea noch Russlands Fernem Osten „warm“ wurde, hat die Rad- Weltreisende aus Großsachsen nun Japan lieb gewonnen. „Hokkaido muss man einfach mö- gen. Es ist wunderschön, die Menschen sind nett, die Landschaft klasse und es gibt mir die Freiheit, die ich liebe“, sagt die 43-Jährige, die seit Mai 2013 im Sattel sitzt, und seither 29 Län- der bereist hat, über die japanische Insel. Egal ob dichter Wald, Kraterseen, Vulkane oder schöne Küstenabschnitte, diese Insel, auf der offenbar nur Japaner leben, bot der Fotografin jede Menge toller Landschaftsmotive. Da nahm sie es mit Fassung, dass die Gerichte eher fade schmecken und die sonst so höflichen, fast schüchternen, sich stets verbeugenden Men- schen beim Essen trotzdem schlürfen. „Macht mir nichts, passt nur irgendwie nicht ins Bild. Wenn man hier etwas falsch macht, wird man so höflich darauf hingewiesen, dass man sich fast noch geehrt fühlt.“ Sieben Wochen und weitere 2250 Kilometer sammelte Pirngruber auf Hokkaido Eindrücke, ehe sie auf die Hauptinsel Honshu übersetzte. Der stete Regen blieb ihr in der Taifun-Hoch- saison treu, von den Überschwemmungen selbst war sie bisher allerdings noch nicht selbst betroffen, was auch daran lag, dass es die Lieb- haberin der Höhenmeter eher in die Berge zog. 1000 Höhenmeter täglich fährt sie mindestens und da tut ein Aufenthalt im Onsen, einem von heißen Quellen gespeistes Bad, besonders gut. Gut taten auch die Begegnungen mit Men- schen, die sie zu sich nach Hause einluden. Von Englischlehrern erfuhr Pirngruber, dass nach einem Konsonanten im Japanischen immer ein Vokal folgt: Aus Mc Donalds wird Makudonaru- do. Bei der Tee-Zeremonie ist alles streng ritua- lisiert, doch manchmal herrscht selbst in japa- nischen Haushalten Chaos. „Ich bin ja selbst chaotisch, deshalb hätte es meine Mutter ge- freut, dass ich beim Ausziehen meiner schweiß- getränkten Radschuhe an neue Socken gedacht habe“, erinnert sich Pirngruber an „Hausbesu- che“. Die halsbrecherische Überquerung einer Schlucht, deren Brücke abgestürzt war, hätte Frau Mama dagegen nicht sehen dürfen – aber ohne Abenteuer geht eben nichts bei der Frau ohne Limits, deren Tachometer inzwischen über 35 000 Kilometer zählt. AT/BILDER: PIRNGRUBER w Reisetagebuch: www.pushbikegirl.com OBERFLOCKENBACH. Längst ist Gras über den Beton gewachsen. Jetzt sieht das romantische Gängelbach- tal zwischen Ober- und Unterflo- ckenbach wieder (fast) so aus wie zuvor. Nur ein paar Kanaldeckel und Schachtabdeckungen ragen aus dem Boden heraus. Und die neu ge- baute Abfahrt von der Straße in den Wald zeigt, dass dort in der Erde ein gewaltiges Bauwerk liegt. Mit einem neuen Regenüberlaufbecken am nördlichen Ortsausgang von Ober- flockenbach wird das naturge- schützte Gängelbachtal jetzt vor Verschmutzungen bewahrt, die in der Vergangenheit nach immer häu- figer auftretenden Starkregenfällen aufgetreten waren. Wie aus einer Mitteilung der Stadt hervorgeht, lief früher bei grö- ßeren Wassermassen stets der Kanal über in den Gängelbach – und mit ihm Rückstände, die es nicht selten bis in den Nachbarort Unter-Flo- ckenbach hinunterspülte. Auch aus gesetzlichen Gründen konnte das nicht so bleiben. Am heutigen Donnerstag, 1. Ok- tober, findet um 17 Uhr die Einwei- hung und Übergabe der Baumaß- nahme statt, die 975 000 Euro ge- kostet hat. Die Bürger sind eingela- den, sich vor Ort ein Bild zu machen. Regenüberlaufbecken Platz für 600 Kubikmeter Wasser WEINHEIM. Am Montagmorgen, ge- gen 7.45 Uhr, lief ein Schäferhund im Technologiepark am dortigen Kreisel in den VW eines 41-jährigen Mannes. Anschließend lief das nicht angeleinte Tier, das bei dem Unfall verletzt worden sein muss, mit ei- nem weiteren Schäferhund davon. An dem Fahrzeug entstand Sach- schaden in Höhe von über 1000 Euro. Die Besitzer der Hunde oder Personen, die die Besitzer kennen, werden gebeten, sich mit dem Poli- zeirevier Weinheim, Telefon 06201/ 10030, in Verbindung zu setzen. Polizei Schäferhund verbeult einen VW Amokalarm: Großaufgebot der Polizei bei Einsatz am beruflichen Schulzentrum in Weinheim / 50 Minuten der Ungewissheit / Fehlalarm wegen eines Versehens Den falschen Knopf gedrückt Zum Glück Fehlalarm und kein Notfall: Nach gut 50 Minuten konnten die Schüler die verschiedenen Schulgebäude wieder verlassen. Die Alar- mierung funktionierte gut, binnen weniger Minute waren Spezialkräfte der Polizei vor Ort. BILDER: GUTSCHALK Großaufgebot: Insgesamt waren gestern mehr als 50 Beamte im Einsatz. Erleichtert: Viele fielen sich in die Arme als bekannt wurde, dass es ein Fehlalarm war. Schwer bewaffnet: Beamte der Kriseninter- ventionsteams nach dem Einsatz. WEINHEIM. „Ich hatte Angst, Panik. Wir wussten nicht, was da draußen abgeht. Überall Polizei. Das war so krass.“ Die Schülerin der Johann- Philipp-Reis Schule ist geschockt, nur langsam begreift sie, dass der Amokalarm am beruflichen Schul- zentrum in Weinheim ein Fehlalarm war. Nach Angaben der Polizei wur- de er versehentlich von einer Lehre- rin ausgelöst. Angeblich soll der Alarmknopf mit dem Bedienknopf für eine Jalousie verwechselt wor- den sein. Nach einer guten Stunde konn- ten alle Schüler das Schulzentrum verlassen. Viele fielen sich gegensei- tig um den Hals, sehr viele liefen weinend aus den Gebäuden. Eine konkrete Versorgung der vielen ge- schockten Schüler war nicht mög- lich, auch wenn die Krisenteams der Schule sowie das Betreuungsteam der Polizei und der Feuerwehr Weinheim sowie des DRK vor Ort waren. Denn das Verlassen der Ge- bäude ging mehr oder weniger un- koordiniert vonstatten. Ein Mäd- chen erlitt dabei einen Schwäche- anfall und musste medizinisch ver- sorgt werden. Der Amokalarm wurde gestern kurz vor 12 Uhr ausgelöst. Interven- tionsteams der Polizei waren bin- nen weniger Minuten im Einsatz, zahlreiche weitere Teams aus dem gesamten Bereich des Polizeipräsi- diums wurden hinzugezogen, das Schulzentrum großräumig abge- sperrt. Im Einsatz befanden sich mehr als 50 Beamte. Ausgelöst wurde der Alarm in der Johann-Philipp-Reis-Schule, wobei die Alarmierung automatisch auf das gesamte Schulzentrum, unter anderem die benachbarte Hans- Freudenberg-Schule, übersprang. Zum Zeitpunkt des Alarms befan- den sich etwa 2000 Schüler in dem Schulzentrum. Bis sie das Gebäude verlassen konnten, vergingen 50 quälende Minuten. Die meisten Schüler brachten sich in den abgeschlossenen Unter- richtsräumen unter den Tischen in Sicherheit. Viele Schüler gerieten in Panik, vor allem als sie Beamte der Sondereinsatzkommandos sahen, die mit gezogenen Maschinenpisto- len das Außengelände und die Gän- ge des Schulzentrums durchkämm- ten. In anderen Klassen wiederum lief der Unterricht ganz normal wei- ter. Die Nachricht verbreitete sich vor allem über die sozialen Netz- werke rasend schnell, entsprechend trafen viele besorgte Eltern vor den Schulgebäuden ein und wollten wis- sen, was mit ihren Kindern los ist. Ihre Ängste und Sorgen wurden zu- sätzlich befeuert von Leuten, die in den sozialen Medien Gerüchte plat- zierten. Wie es möglich war, den Alarm- knopf zu verwechseln, wird nun Be- standteil der weiteren Ermittlungen sein. sf MOMENT MAL E s ist doch faszinierend, dass sich die Sammelleidenschaft unter uns fortpflanzt wie ein dominantes Gen. Sie zieht sich durch alle Bevöl- kerungsschichten, kennt keine Geschlechterunterschiede und endet auch nicht mit dem Errei- chen des Erwachsenenalters. Das ist seit jeher bei gestandenen Brief- markensammlern festzustellen, aber bisweilen auch bei Frauen, die sich glücklicherweise ein kindli- ches Gemüt bewahrt haben. Aktu- elles Beispiel sind kleine süße Mini- ons-Figuren, die in Hohlräumen bekannter Schokoladeneier „heranreifen“, um, begleitet von einem erfreuten Lächeln, das Licht der Welt zu erblicken. Diese gelben bebrillten, ein- oder zweiäugigen Gesellen sind mit Gitarre, Baseball- schläger und anderen Dingen aus- gestattet und ansonsten ganz offensichtlich darum bemüht, möglichst sinnfrei Spaß zu verbrei- ten. Sie schauen ulkig aus, werden als süß verehrt und unter Samm- lern gehandelt. Da wird Dino gegen Bob oder Napoleon gegen Graf angeboten. Wie sehr sich doch die Figürlich- keit der Objekte des Begehrens wan- delt. Es gab Zeiten, da konnte man kleine Maulwürfe auf Regalen über Kinderbetten stehen sehen, die sich zu Figurenbildern zusammenfügen ließen. Oder es watschelten kleine Nilpferde um Nachttischlämpchen. Es gab immer etwas zu sammeln und es wird auch künftig gesammelt werden, so lange es kleine und große Kinder unter der Sonne gibt. Tauchte eine komplette Figur aus Wundertüte oder Überraschungsei auf, strahlte übrigens nicht nur das Gesicht des kleinen Sammlers, son- dern auch das von Papa und Mama. Es hätten nämlich auch kleine Teile eines komplizieren Spielgerätes im Ei sein können. Da stellte sich man- cher Erwachsener beim Zusam- menbauen so dämlich an, dass die Suppe kalt wurde. dra Wechselnde Figürlichkeit

INS HALBFINALE GEKOCHT LOKALES Donnerstag 1. OKTOBER … · sieht das romantische G ngelbach-tal zwischen Ober- und Unterflo-ckenbach wieder (fast) so aus wie zuvor. Nur ein paar

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Page 1: INS HALBFINALE GEKOCHT LOKALES Donnerstag 1. OKTOBER … · sieht das romantische G ngelbach-tal zwischen Ober- und Unterflo-ckenbach wieder (fast) so aus wie zuvor. Nur ein paar

LOKALESLOKALESwww.wnoz.deDonnerstag 1. OKTOBER 2015 WN 9

INS HALBFINALE GEKOCHTDer Weinheimer Jan Thorben Krusebei „The Taste“ wieder Runde weiter� Seite 10

METROPOLREGIONBemerkenswertes Schauspiel

mit Flüchtlingen� Seite 21

Verleger Heinrich Diesbach († 2010)

Verlag:DiesbachMedien GmbH, Friedrichstraße 24,

69469 Weinheim, Tel. 06201/81100, Fax 81179

Herausgeber:Dr. Volker Diesbach

Geschäftsführung:Dr. Volker Diesbach, Nicolas Diesbach

Redaktionsleitung:Carsten Propp, Sandro Furlan

Politik: Stephan Töngi (stellv.)

Wirtschaft: Michael Roth

Lokales:Jürgen Drawitsch (dra) Lokalfeuilleton .. 81172Sandro Furlan (sf) Weinheim ............ 81161Carsten Propp (pro) Weinheim ............... 81178Hans-Peter Riethmüller (hr) Bergstraße . 81165Matthias Kranz (maz) Bergstraße ........... 81173Verena Müller-Rohde (vmr) Bergstraße . 81185Manfred Bierbauer (MB)

Birkenau /Gorxheimertal .... 81176Ann-Kathrin Weber (awe)

Birkenau /Gorxheimertal .... 81186Anja Treiber (AT) Lokalsport .................... 81169

Anzeigen: Wolfgang Schlösser

Lesermarkt/Marketing: Ralf Prokasky

Zustellung/Logistik: Dietmar Brausendorf

Bezugspreis:monatlich 31,90 EUR, inkl. Zustellgebühr;

Postbezug 33,90 EUR(alle Preise einschließlich 7% MWST)

Anzeigen-Preisliste: Nr. 55 vom 01.01.2015

Druck:Mannheimer Morgen

Großdruckerei und Verlag GmbH.Zuschriften an den Verlag oder Redaktion,

nicht an Einzelpersonen.Leserbriefe an den Herausgeber.

Nachdruck gestattet nur mitGenehmigung des Verlags.

Abbestellungen schriftlich 6 Wochenzum Quartalsende.

Bei Nichterscheinen infolge Streiks,Aussperrung und höherer Gewalt

keine Erstattung des Bezugspreises.

Die WN werden mitRecycling-Papier hergestellt.

Redaktion [email protected]

Anzeigenannahme [email protected]

Abonnentenservice/Vertrieb [email protected]

Kartenshop [email protected]

Die WN im Internet: www.wnoz.de

KONTAKT

Traumlandschaften in Japan – trotz Taifun und DauerregenJAPAN/GROSSSACHSEN. Nachdem Heike Pirn-gruber weder mit Südkorea noch RusslandsFernem Osten „warm“ wurde, hat die Rad-Weltreisende aus Großsachsen nun Japan liebgewonnen. „Hokkaido muss man einfach mö-gen. Es ist wunderschön, die Menschen sindnett, die Landschaft klasse und es gibt mir dieFreiheit, die ich liebe“, sagt die 43-Jährige, dieseit Mai 2013 im Sattel sitzt, und seither 29 Län-der bereist hat, über die japanische Insel. Egalob dichter Wald, Kraterseen, Vulkane oderschöne Küstenabschnitte, diese Insel, auf deroffenbar nur Japaner leben, bot der Fotografinjede Menge toller Landschaftsmotive. Da nahmsie es mit Fassung, dass die Gerichte eher fadeschmecken und die sonst so höflichen, fastschüchternen, sich stets verbeugenden Men-schen beim Essen trotzdem schlürfen. „Machtmir nichts, passt nur irgendwie nicht ins Bild.Wenn man hier etwas falsch macht, wird manso höflich darauf hingewiesen, dass man sichfast noch geehrt fühlt.“

Sieben Wochen und weitere 2250 Kilometersammelte Pirngruber auf Hokkaido Eindrücke,ehe sie auf die Hauptinsel Honshu übersetzte.Der stete Regen blieb ihr in der Taifun-Hoch-saison treu, von den Überschwemmungenselbst war sie bisher allerdings noch nicht selbst

betroffen, was auch daran lag, dass es die Lieb-haberin der Höhenmeter eher in die Berge zog.1000 Höhenmeter täglich fährt sie mindestensund da tut ein Aufenthalt im Onsen, einem vonheißen Quellen gespeistes Bad, besonders gut.Gut taten auch die Begegnungen mit Men-schen, die sie zu sich nach Hause einluden. VonEnglischlehrern erfuhr Pirngruber, dass nacheinem Konsonanten im Japanischen immer einVokal folgt: Aus Mc Donalds wird Makudonaru-do. Bei der Tee-Zeremonie ist alles streng ritua-lisiert, doch manchmal herrscht selbst in japa-nischen Haushalten Chaos. „Ich bin ja selbst

chaotisch, deshalb hätte es meine Mutter ge-freut, dass ich beim Ausziehen meiner schweiß-getränkten Radschuhe an neue Socken gedachthabe“, erinnert sich Pirngruber an „Hausbesu-che“. Die halsbrecherische Überquerung einerSchlucht, deren Brücke abgestürzt war, hätteFrau Mama dagegen nicht sehen dürfen – aberohne Abenteuer geht eben nichts bei der Frauohne Limits, deren Tachometer inzwischenüber 35 000 Kilometer zählt. AT/BILDER: PIRNGRUBER

w Reisetagebuch: www.pushbikegirl.com

OBERFLOCKENBACH. Längst ist Grasüber den Beton gewachsen. Jetztsieht das romantische Gängelbach-tal zwischen Ober- und Unterflo-ckenbach wieder (fast) so aus wiezuvor. Nur ein paar Kanaldeckelund Schachtabdeckungen ragen ausdem Boden heraus. Und die neu ge-baute Abfahrt von der Straße in denWald zeigt, dass dort in der Erde eingewaltiges Bauwerk liegt. Mit einemneuen Regenüberlaufbecken amnördlichen Ortsausgang von Ober-flockenbach wird das naturge-schützte Gängelbachtal jetzt vorVerschmutzungen bewahrt, die inder Vergangenheit nach immer häu-figer auftretenden Starkregenfällenaufgetreten waren.

Wie aus einer Mitteilung derStadt hervorgeht, lief früher bei grö-ßeren Wassermassen stets der Kanalüber in den Gängelbach – und mitihm Rückstände, die es nicht seltenbis in den Nachbarort Unter-Flo-ckenbach hinunterspülte. Auch ausgesetzlichen Gründen konnte dasnicht so bleiben.

Am heutigen Donnerstag, 1. Ok-tober, findet um 17 Uhr die Einwei-hung und Übergabe der Baumaß-nahme statt, die 975 000 Euro ge-kostet hat. Die Bürger sind eingela-den, sich vor Ort ein Bild zu machen.

Regenüberlaufbecken

Platz für 600Kubikmeter Wasser

WEINHEIM. Am Montagmorgen, ge-gen 7.45 Uhr, lief ein Schäferhundim Technologiepark am dortigenKreisel in den VW eines 41-jährigenMannes. Anschließend lief das nichtangeleinte Tier, das bei dem Unfallverletzt worden sein muss, mit ei-nem weiteren Schäferhund davon.An dem Fahrzeug entstand Sach-schaden in Höhe von über 1000Euro. Die Besitzer der Hunde oderPersonen, die die Besitzer kennen,werden gebeten, sich mit dem Poli-zeirevier Weinheim, Telefon 06201/10030, in Verbindung zu setzen.

Polizei

Schäferhundverbeult einen VW

Amokalarm: Großaufgebot der Polizei bei Einsatz am beruflichen Schulzentrum in Weinheim / 50 Minuten der Ungewissheit / Fehlalarm wegen eines Versehens

Den falschen Knopf gedrückt

Zum Glück Fehlalarm und kein Notfall: Nach gut 50 Minuten konnten die Schüler die verschiedenen Schulgebäude wieder verlassen. Die Alar-mierung funktionierte gut, binnen weniger Minute waren Spezialkräfte der Polizei vor Ort. BILDER: GUTSCHALK

Großaufgebot: Insgesamt waren gesternmehr als 50 Beamte im Einsatz.

Erleichtert: Viele fielen sich in die Arme alsbekannt wurde, dass es ein Fehlalarm war.

Schwer bewaffnet: Beamte der Kriseninter-ventionsteams nach dem Einsatz.

WEINHEIM. „Ich hatte Angst, Panik.Wir wussten nicht, was da draußenabgeht. Überall Polizei. Das war sokrass.“ Die Schülerin der Johann-Philipp-Reis Schule ist geschockt,nur langsam begreift sie, dass derAmokalarm am beruflichen Schul-zentrum in Weinheim ein Fehlalarmwar. Nach Angaben der Polizei wur-de er versehentlich von einer Lehre-rin ausgelöst. Angeblich soll derAlarmknopf mit dem Bedienknopffür eine Jalousie verwechselt wor-den sein.

Nach einer guten Stunde konn-ten alle Schüler das Schulzentrumverlassen. Viele fielen sich gegensei-tig um den Hals, sehr viele liefenweinend aus den Gebäuden. Einekonkrete Versorgung der vielen ge-schockten Schüler war nicht mög-lich, auch wenn die Krisenteams derSchule sowie das Betreuungsteamder Polizei und der FeuerwehrWeinheim sowie des DRK vor Ortwaren. Denn das Verlassen der Ge-bäude ging mehr oder weniger un-koordiniert vonstatten. Ein Mäd-chen erlitt dabei einen Schwäche-anfall und musste medizinisch ver-sorgt werden.

Der Amokalarm wurde gesternkurz vor 12 Uhr ausgelöst. Interven-tionsteams der Polizei waren bin-nen weniger Minuten im Einsatz,zahlreiche weitere Teams aus demgesamten Bereich des Polizeipräsi-diums wurden hinzugezogen, dasSchulzentrum großräumig abge-

sperrt. Im Einsatz befanden sichmehr als 50 Beamte.

Ausgelöst wurde der Alarm in derJohann-Philipp-Reis-Schule, wobeidie Alarmierung automatisch aufdas gesamte Schulzentrum, unteranderem die benachbarte Hans-Freudenberg-Schule, übersprang.Zum Zeitpunkt des Alarms befan-den sich etwa 2000 Schüler in demSchulzentrum. Bis sie das Gebäudeverlassen konnten, vergingen 50quälende Minuten.

Die meisten Schüler brachtensich in den abgeschlossenen Unter-richtsräumen unter den Tischen inSicherheit. Viele Schüler gerieten inPanik, vor allem als sie Beamte derSondereinsatzkommandos sahen,die mit gezogenen Maschinenpisto-len das Außengelände und die Gän-ge des Schulzentrums durchkämm-ten. In anderen Klassen wiederumlief der Unterricht ganz normal wei-ter.

Die Nachricht verbreitete sichvor allem über die sozialen Netz-werke rasend schnell, entsprechendtrafen viele besorgte Eltern vor denSchulgebäuden ein und wollten wis-sen, was mit ihren Kindern los ist.Ihre Ängste und Sorgen wurden zu-sätzlich befeuert von Leuten, die inden sozialen Medien Gerüchte plat-zierten.

Wie es möglich war, den Alarm-knopf zu verwechseln, wird nun Be-standteil der weiteren Ermittlungensein. sf

MOMENT MAL

Es ist doch faszinierend, dass sichdie Sammelleidenschaft unter

uns fortpflanzt wie ein dominantesGen. Sie zieht sich durch alle Bevöl-kerungsschichten, kennt keineGeschlechterunterschiede undendet auch nicht mit dem Errei-chen des Erwachsenenalters. Dasist seit jeher bei gestandenen Brief-markensammlern festzustellen,aber bisweilen auch bei Frauen, diesich glücklicherweise ein kindli-ches Gemüt bewahrt haben. Aktu-elles Beispiel sind kleine süße Mini-ons-Figuren, die in Hohlräumenbekannter Schokoladeneier„heranreifen“, um, begleitet voneinem erfreuten Lächeln, das Lichtder Welt zu erblicken. Diese gelbenbebrillten, ein- oder zweiäugigenGesellen sind mit Gitarre, Baseball-schläger und anderen Dingen aus-gestattet und ansonsten ganzoffensichtlich darum bemüht,möglichst sinnfrei Spaß zu verbrei-ten. Sie schauen ulkig aus, werdenals süß verehrt und unter Samm-lern gehandelt. Da wird Dino gegenBob oder Napoleon gegen Grafangeboten.

Wie sehr sich doch die Figürlich-keit der Objekte des Begehrens wan-delt. Es gab Zeiten, da konnte mankleine Maulwürfe auf Regalen überKinderbetten stehen sehen, die sichzu Figurenbildern zusammenfügenließen. Oder es watschelten kleineNilpferde um Nachttischlämpchen.Es gab immer etwas zu sammelnund es wird auch künftig gesammeltwerden, so lange es kleine undgroße Kinder unter der Sonne gibt.

Tauchte eine komplette Figur ausWundertüte oder Überraschungseiauf, strahlte übrigens nicht nur dasGesicht des kleinen Sammlers, son-dern auch das von Papa und Mama.Es hätten nämlich auch kleine Teileeines komplizieren Spielgerätes imEi sein können. Da stellte sich man-cher Erwachsener beim Zusam-menbauen so dämlich an, dass dieSuppe kalt wurde. dra

WechselndeFigürlichkeit