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Spitzenforschung im Themenschwerpunkt »Beo- bachtung des Systems Erde aus dem Weltraum« Ausschreibung zum Themenschwerpunkt Mine- raloberflächen ist gestartet Ausstellung »Unruhige Erde« ist ein großer Erfolg und ist noch in Bonn und Berlin zu sehen Qualitätsgarantie durch interdisziplinäre und interna- tionale Begutachtung Insight Veränderungen … sind allgegenwärtig. Der Newsletter des FuE-Programms GEOTECHNOLOGIEN macht hier keine Ausnahme. Nach fünf Ausgaben in bekanntem Gewand haben wir Namen und Layout nun ein wenig ge- liftet. Mit »Insight« wollen wir Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, zukünftig einen noch umfassenderen Einblick in das Forschungs- programm geben und Wissenswertes at- traktiv, umfassend und übersichtlich ver- mitteln. Kürzere Beiträge geben die Mög- lichkeit der raschen Information und schaf- fen Platz für neue Rubriken: zum Beispiel dem »Who is Who«. Hier wollen wir Ihnen regelmäßig Wissenschaftlerinnen und Wis- senschaftler im Kurzporträt vorstellen. Zu- sammen mit dem bewährten Interview zei- gen die verschiedenen Forschungsprojekte somit noch mehr Gesicht. Wir hoffen, dass Sie in der 1. Ausgabe von »Insight« eine in- formative und interessante Lektüre finden. Ihr Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN Vielfältig und Interdisziplinär – Forschungsportfolio des FuE-Programms wird laufend erweitert Entwicklung von Frühwarnsystemen Seit April 2007 fördert das Bundesministeri- um für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen seines FuE-Programms GEOTECHNO- LOGIEN 11 neue Verbundprojekte zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. In den kom- menden drei Jahren werden Wissenschaftler aus Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen gemeinsam mit ihren Kollegen aus den Unternehmen, Tech- nologien und Methoden für eine verbesserte Frühwarnung gegen geologische Naturgefah- ren entwickeln. Schwerpunkte liegen auf der Frühwarnung gegen Erdbeben, Vulkanaus- brüche und Hangrutschungen. Das Kick-Off- Meeting findet anlässlich des Internationalen Tages zur Verhinderung von Naturkatastro- phen der UN am 10. Oktober 2007 in Karls- ruhe statt. Auf diesem Treffen werden auch zukünftige Kooperationsmöglichkeiten mit dem DFG-Graduiertenkolleg METRIK (http:// casablanca.informatik.hu-berlin.de/grk-wiki/ index.php/Hauptseite) ausgelotet: Ein weite- rer Schritt das integrative Förderkonzept von DFG und BMBF in den GEOTECHNOLOGIEN umzusetzen. Die Vorhaben in den GEOTECH- NOLOGIEN werden komplementär zu den bereits gestarteten Projekten zur Hochwasser- vorsorge im Rahmen des Programms RIMAX (www.rimax-hochwasser.de/) und dem Auf- bau eines Tsunami-Frühwarnsystems für den Indischen Ozean (www.gitews.de) durchge- führt. Sie komplettieren damit die umfangrei- chen Anstrengungen des BMBF, über For- schung und Entwicklung die Gefahr von Natur- katastrophen zukünftig zu mindern. Atomare Prozesse auf Mineraloberflächen und ihre technologische Anwendung 34 Projektskizzen wurden anlässlich der Stark unterschätzt werden die Risiken von Bergstür- zen. Hier der Bergsturz von Randa/Schweiz, der sich 1998 ereignete. Lankenau

Insight07

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} Spitzenforschung imThemenschwerpunkt »Beo-bachtung des Systems Erdeaus dem Weltraum«

} Ausschreibung zumThemenschwerpunkt Mine-raloberflächen ist gestartet

} Ausstellung »UnruhigeErde« ist ein großer Erfolgund ist noch in Bonn undBerlin zu sehen

} Qualitätsgarantie durchinterdisziplinäre und interna-tionale Begutachtung

Insight

Veränderungen

… sind allgegenwärtig. Der Newsletter

des FuE-Programms GEOTECHNOLOGIEN

macht hier keine Ausnahme. Nach fünf

Ausgaben in bekanntem Gewand haben

wir Namen und Layout nun ein wenig ge-

liftet. Mit »Insight« wollen wir Ihnen, liebe

Leserin, lieber Leser, zukünftig einen noch

umfassenderen Einblick in das Forschungs-

programm geben und Wissenswertes at-

traktiv, umfassend und übersichtlich ver-

mitteln. Kürzere Beiträge geben die Mög-

lichkeit der raschen Information und schaf-

fen Platz für neue Rubriken: zum Beispiel

dem »Who is Who«. Hier wollen wir Ihnen

regelmäßig Wissenschaftlerinnen und Wis-

senschaftler im Kurzporträt vorstellen. Zu-

sammen mit dem bewährten Interview zei-

gen die verschiedenen Forschungsprojekte

somit noch mehr Gesicht. Wir hoffen, dass

Sie in der 1. Ausgabe von »Insight« eine in-

formative und interessante Lektüre finden.

Ihr

Koordinierungsbüro

GEOTECHNOLOGIEN

Vielfältig und Interdisziplinär – Forschungsportfoliodes FuE-Programms wird laufend erweitert

Entwicklung von Frühwarnsystemen Seit April 2007 fördert das Bundesministeri-um für Bildung und Forschung (BMBF) imRahmen seines FuE-Programms GEOTECHNO-LOGIEN 11 neue Verbundprojekte zwischenWissenschaft und Wirtschaft. In den kom-menden drei Jahren werden Wissenschaftleraus Universitäten und außeruniversitärenForschungseinrichtungen gemeinsam mitihren Kollegen aus den Unternehmen, Tech-nologien und Methoden für eine verbesserteFrühwarnung gegen geologische Naturgefah-ren entwickeln. Schwerpunkte liegen auf derFrühwarnung gegen Erdbeben, Vulkanaus-brüche und Hangrutschungen. Das Kick-Off-Meeting findet anlässlich des InternationalenTages zur Verhinderung von Naturkatastro-phen der UN am 10. Oktober 2007 in Karls-ruhe statt. Auf diesem Treffen werden auchzukünftige Kooperationsmöglichkeiten mit

dem DFG-Graduiertenkolleg METRIK (http://casablanca.informatik.hu-berlin.de/grk-wiki/index.php/Hauptseite) ausgelotet: Ein weite-rer Schritt das integrative Förderkonzept vonDFG und BMBF in den GEOTECHNOLOGIENumzusetzen. Die Vorhaben in den GEOTECH-NOLOGIEN werden komplementär zu denbereits gestarteten Projekten zur Hochwasser-vorsorge im Rahmen des Programms RIMAX(www.rimax-hochwasser.de/) und dem Auf-bau eines Tsunami-Frühwarnsystems für denIndischen Ozean (www.gitews.de) durchge-führt. Sie komplettieren damit die umfangrei-chen Anstrengungen des BMBF, über For-schung und Entwicklung die Gefahr von Natur-katastrophen zukünftig zu mindern.

Atomare Prozesse auf Mineraloberflächenund ihre technologische Anwendung 34 Projektskizzen wurden anlässlich der

Stark unterschätzt werden

die Risiken von Bergstür-

zen. Hier der Bergsturz

von Randa/Schweiz, der

sich 1998 ereignete.

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Anziehende Forschung – Technikentwicklungensteigern die Zuverlässigkeit von KlimamodellenUm Klimamodellen möglichst exakte Aus-gangsdaten zur Verfügung zu stellen, sindSatelliten-Missionen wie CHAMP, GRACE undGOCE unumgänglich. Denn: »Nur Messungensind zuverlässig«, so Prof. Dr. Rothacher vomGFZ Potsdam. Gemeint ist, dass die Zuverläs-sigkeit der Klimamodelle erst dann bestimmtwerden kann, wenn die ersten Änderungentatsächlich beobachtbar sind. Mit denCHAMP- und GRACE-Satelliten können diehierzu notwendigen Daten nun erstmals ineiner über fünf Jahre andauernden Messreiheanalysiert werden. Hierzu werden im Rahmender GEOTECHNOLOGIEN zur Zeit acht Ver-bundprojekte durch das BMBF finanziert. Ineiner ersten Förderphase wurde zuvor der

Grundstein für ein technologisches und me-thodisches Know-How entwickelt, dass diebeteiligten Institute zur Weltspitze derSchwere- und Magnetfeldanalyse macht. Keinanderer Satellit fliegt in einer so erdnahenUmlaufbahn und liefert in zeitlicher undräumlicher Auflösung so detaillierte Datenüber die Erdanziehung und das magnetischeFeld. Die Sensoren erfassen kleinste Variatio-nen in den Beschleunigungen von 10-12m/s2 -eine im Vergleich mit der Erdbeschleunigungvon 9,8 m/s2 fast unvorstellbare Genauigkeit.Hinzu kommt eine räumliche Auflösung zwi-schen 100 und 200 km. Das Geoid (eine wis-senschaftliche Beschreibung der Erdoberflä-che, bezogen auf die Schwerebeschleunigung)

wird so gut 5 bis 10 mal genauer dargestelltals bisher möglich.Beispielsweise können die Wissenschaftler diein den Weltmeeren transportierten Wasser-mengen nun deutlich präziser bestimmen. »Diebewegten Wassermassen sind bis zu einemDrittel größer als gedacht«, sagte Prof. Dr. Ilkvon der Universität Bonn. Diese Beobachtungen sind wertvolle Grundla-gen für neue, präzisere Klimaprognosen. Um deren Zuverlässigkeit weiter zu steigern,ist für März 2008 der Start der Satelliten-Mission GOCE geplant. Mit dieser Mission solldie räumliche Auflösung der Messungen wei-ter verfeinert werden. ¢

öffentlichen Bekanntmachung zu diesemThema beim Koordinierungsbüro GEOTECH-NOLOGIEN eingereicht. Die Forschungsthemenfanden nicht nur in der Wissenschaft großesInteresse. Neben 50 Forschungsinstitutionensind auch 46 Unternehmen in den Verbündenengagiert. Alle Projekte befinden sich derzeit inder internationalen Evaluierung.

Visionäre Programmplanung –Geologische Speicherung von CO2

Seit Frühjahr dieses Jahres hat das BMBF dieVerantwortung für eines der großen Energie-politischen Themen der Zukunft übernom-men: Der geologischen Speicherung von CO2.In einem Schulterschluss zwischen Wissen-schaft und Industrie soll über zwei paralleleFörderstränge untersucht werden, welchenBeitrag diese Schlüsseltechnologie zur Ver-minderung der anthropogenen CO2 -Emissio-nen leisten kann. Alle zukünftigen Aktivitätenwerden im Rahmen des FuE-Programms GEO-TECHNOLOGIEN durchgeführt. Eine wichtige

Grundlage war das bereits bestehendeEngagement des BMBF zu diesem Thema: seitknapp drei Jahren werden neun Forschungs-vorhaben im Rahmen der GEOTECHNOLO-GIEN gefördert. Sie trugen maßgeblich dazubei, das Know-how Deutschlands auf diesemGebiet zu festigen und sind ein weiteresBeispiel für die vorausschauende Forschungs-planung in den GEOTECHNOLOGIEN. Fürstandortunabhängige FuE-Vorhaben erfolgtebereits Ende Juni 2007 der öffentliche Aufruf,Projektvorschläge einzureichen. Deadline istder 31. August 2007. Des Weiteren sindstandortbezogene Pilot- bzw. Demonstra-tionsprojekte geplant, die die CO2 -Einlage-rung in gasführenden Sandsteinen und tieflie-genden salzwasserführenden Schichten vorOrt erproben sollen.

Aktuelle Zahlen aus den GEOTECHNOLOGIENSeit dem Start des Programms im Jahre 2000werden 143 Verbundprojekte in neun Schwer-

punktthemen gefördert. In den Verbündensind Experten aus 42 Hochschulen, 21 außer-universitären Einrichtungen und 33 Unterneh-men beteiligt. Mehr als 90 Millionen Euro wur-den bislang von BMBF und DFG in die unter-schiedlichen Fördervorhaben investiert. ¢

Derzeit werden Forschungsbohrungen an der Pilotanlage

zur CO2-Speicherung in Ketzin (Brandenburg) abgeteuft.

CHAMP – Challenging Minisatellite Payload

Start: 15. Juli 2000

Orbithöhe: 460 km, 93 Minuten pro Erdumlauf

Gewicht: ca. 500 kg

GRACE – Gravity Recovery and Climate Experiment

Start: 17. März 2002

Orbit: 500 km Höhe, 95 Minuten pro Erdumrundung

Gewicht der GRACE-Satelliten: 2 x 500 kg

GOCE – Gravity Field and steady-state Ocean

Circualtion Explorer

Start: März 2008

Orbit: 250 km

Gewicht: ca. 1.000 kg

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Unruhige Erde – Naturgefahren und ihre Risiken fesseln die Besucher –GEOTECHNOLOGIEN-Wanderausstellung lockte bereits über 100.000 Besucher

Erdbeben, Vulkane, Erdrutsche und Meteoriten stehen im Mittelpunktder Wanderausstellung »Unruhige Erde«, die vom KoordinierungsbüroGEOTECHNOLOGIEN konzipiert wurde. Zur feierlichen Eröffnung, die in enger Zusammenarbeit mit dem»Iceland Tourist Board« ausgerichtet wurde, fand sich ein prominentesund kompetentes Publikum in Frankfurt ein. Grußworte von Prof. Dr.Volker Mosbrugger, von Frau Dr. Irmgard Schwaetzer sowie von SturlaBödvarsson, dem Minister für Transport, Tourismus und Telekommu-nikation Islands, und MinDirig Hartmut Grübel leiteten den Festakt ein. Die bereits über 100.000 Besucher (seit Oktober 2006) unterstreichendie Attraktivität der Ausstellung und das große Interesse der Öffent-lichkeit am Themenbereich »Naturgefahren und deren Erforschung«. Das begleitende, öffentliche Vortragsprogramm gab zudem an bisher12 Abenden rund 1100 Besuchern einen aktuellen Blick in die Geo-Forschung. Allein im Frankfurter Senckenberg Naturmuseum und dem MuseumMensch und Natur in München wurden in enger Zusammenarbeit mitder jeweiligen Museumspädagogik über 160 Führungen organisiert.Sehr positiv zeigen sich auch die Medien gegenüber der Ausstellung.So bescheinigten die Ausstellungstester des Bayerischen Rundfunks,Kinder im Alter von 8 bis 10 Jahren, der Ausstellung einen hohenUnterhaltungswert. In zahlreichen Beiträgen in Funk und Fernsehensowie mit über 30 Zeitungsartikeln (die Palette reicht hier von derSüddeutschen bis zur Bild-Zeitung) wurde bisher auf die Arbeit derGeo-Risiko-Forschung in Zusammenhang mit der GEOTECHNOLO-GIEN- Ausstellung hingewiesen. ¢

Impressionen der Ausstellung im Museum Mensch und Natur, München.

Qualitätsmanagement: Interdisziplinär, international und unabhängig –Die Antragsbegutachtung in den GEOTECHNOLOGIEN

Das zweistufige Antrags- und Begutachtungs-verfahren im FuE-Programm GEOTECHNOLO-GIEN trägt maßgeblich zur hohen Qualität derForschungsprojekte bei. Die nach einer öffent-lichen Bekanntmachung eingereichten Skiz-zen und Anträge werden durch unabhängigeund hochkarätige Forscherinnen und Forscheraus dem In- und Ausland begutachtet. Kern-

stück der Begutachtung sind die zwei Sit-zungen des jeweils thematisch zusammenge-setzten Gutachtergremiums (»Panel«). Hierwerden nach der individuellen Evaluationsowohl Skizzen wie auch Anträge beraten.Nur der unmittelbare Diskurs von Expertenunterschiedlicher Disziplinen und eine verglei-chende Bewertung ermöglichen bei den inter-

disziplinären Forschungsprojekten der GEO-TECHNOLOGIEN ein abgewogenes Urteil.Gefördert werden Forschungseinrichtungenund Unternehmen, die sich in der Regel zuGemeinschaftsverbünden zusammenschlie-ßen. Zur Förderung des WissenschaftlichenNachwuchses besteht in jeder Förderbekannt-machung zudem die Möglichkeit, eine Nach-wuchsgruppe zu beantragen.Die Gutachterexpertise ist die wichtigste Ent-scheidungsgrundlage für den Steuerungaus-schuss GEOTECHNOLOGIEN, um Förderemp-fehlungen an das BMBF auszusprechen. DerVorsitzende des Gutachtergremiums wirddurch den Steuerungsausschuss GEOTECH-NOLOGIEN benannt. Gemeinsam mit demKoordinierungsbüro stellt er/sie das Gutach-tergremium zusammen. 68 Forscherinnen undForscher aus 12 Nationen haben bislang ihrVotum zu Projektanträgen der GEOTECHNO-LOGIEN abgegeben. ¢

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Das interdisziplinäre Forschungsspektrum der GEOTECHNOLOGIENeröffnet eine Fülle neuer Technologiefelder. Die Zusammenarbeit zwi-schen Unternehmen und Forschungsinstitutionen wird daher bevor-zugt gefördert, um die Ergebnisse der Forschungsprojekte gezielt derAnwendung zuzuführen. Eine besondere Herausforderung liegt jedochin der Einbeziehung weiter Unternehmenskreise, insbesondere imHinblick auf die substanzielle Beteiligung von kleinen und mittlerenUnternehmen. Potenzielle Anwender werden daher von Beginn an indie Abstimmung neuer Forschungsthemen eingebunden, beispielswei-se durch Beteiligung von Unternehmensvertretern in den vorbereiten-den Expertengesprächen. Einerseits lassen sich innovative Technologie-felder so frühzeitig identifizieren, andererseits finden Marktanforderun-gen und wirtschaftliche Umsetzungsmöglichkeiten ihre konkrete Berück-sichtigung. Durch die aktive Ansprache von Unternehmen, gezielte In-formationsveranstaltungen oder regelmäßige Mitteilungen in einschlä-gigen Fachblättern, konnte die Industriebeteiligung in den Forschungs-projekten der GEOTECHNOLOGIEN signifikant gesteigert werden.

»Bottom-Up« statt »Upside-Down« Innovationen können nicht verordnet werden, sie müssen wachsen! ImKoordinierungsausschuss GEOTECHNOLOGIEN werden daher lediglichThemen gesetzt und Ziele formuliert. Sie orientieren sich an den wis-senschaftlichen Bedürfnissen, spiegeln aber auch die berechtigtenwirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Interessen undErwartungen wider. Träger des eigentlichen Innovationsprozesses sindjedoch die Wissenschaftler und ihre Kollegen aus den Unternehmen.Disziplinär wie institutionell breit angelegte Expertengespräche berei-ten daher neue Forschungsinitiativen vor. Diese Gespräche bilden dieGrundlage für die Öffentlichen Förderbekanntmachungen. Da sich inden Ausschreibungen auch die Interessen und Ziele der Unternehmenwieder finden sollen, kommen in der Regel cirka ein Drittel derTeilnehmer des »Runden Tisches« aus der Industrie. ¢

Innovationen lohnen – Unternehmen engagieren sich in den GEOTECHNOLOGIEN

Prof. Dr. Torsten Schlurmann

Wenn Prof. Dr. Schlurmann an seiner Ar-

beitsstelle, dem Franzius-Institut für Was-

serbau und Küsteningenieurwesen über so

genannte Freak Waves spricht, so macht er

dies aus tiefstem Interesse. Torsten Schlur-

mann hat 1999 an der Bergischen Univer-

sität Wuppertal über diese Monsterwellen,

die keine Tsunamis sind, promoviert. Seine

Forschungsarbeiten über ungewöhnliche

Meereswellen führten ihn unter anderem

an die Universität Madras in Indien und die

UN-Universität Bonn. Seit 2007 ist Torsten

Schlurmann Leiter des Franzius-Institutes

an der Universität Hannover und zudem

Projektkoordinator von »LAST MILE«, einem

Verbundvorhaben, dass seit April 2007 im

Rahmen des FuE-Programms GEOTECH-

NOLOGIEN gefördert wird. Dabei steht ne-

ben der Frage, wie man die Warnung wir-

kungsvoll an die Bevölkerung weiter gibt,

auch die detaillierte Modellierung der

Flutdynamik im Fokus der Forschung.

Prof. Dr. Karl-Heinz Ilk

Beinah täglich schaut Prof. Dr. Ilk aus den

Tiefen des Weltraums auf unseren Plane-

ten. Dabei sieht er neben der Schönheit

der Erde auch die Auswirkungen der Pro-

zesse in ihrem Innern. Als Koordinator des

DFG-Schwerpunktprogramms »Massen-

transporte und Massenverteilung im Sys-

tem Erde« will der gelernte Katastertech-

niker das Schwerefeld der Erde nutzen, um

mehr über die Strukturen und Prozesse im

Erdinnern zu erfahren. Nach dem Studium

der Bautechnik an der TH München führte

ihn die Forschungsarbeit, nach Aufenthal-

ten unter anderem in Kanada und Indone-

sien, schließlich als außerplanmäßigen Pro-

fessor an die TU München. Heute widmet

er sich in seiner Funktion als Professor für

Geodäsie an der Universität Bonn vor allem

der Analyse und Interpretation von Schwere-

felddaten der Satellitenmissionen CHAMP,

GRACE und der kommenden Mission GOCE.

Prof. Dr. Claus-Dieter Reuther

Wenn es unter Hamburg bebt wird Prof.

Dr. Reuther oft zu Rate geholt. Als Profes-

sor für Allgemeine und Regionale Geolo-

gie untersucht er vor allem die Prozesse

der Salz- und Neotektonik und die daraus

resultierenden Gefahren für Mensch und

Umwelt. Als Leiter des GEOTECHNOLO-

GIEN-Projektes »HADU- der dynamische

Untergrund Hamburgs« befasst er sich

mit dem wirtschaftlichen Nutzungspoten-

tial des Untergrundes und mögliche Risi-

ken in einer geologisch aktiven und gleich-

zeitig dicht besiedelten Region. Der seit

1993 an der Universität Hamburg tätige

Geologe ist zudem intensiv an verschiede-

nen Forschungsarbeiten zur Tektonik des

Australischen Kontinentes und des südli-

chen Südamerikas beteiligt. Dabei sind für

den ehemals als Explorationsgeologen

tätigen Forscher die Erfahrungen mit den

Methoden der Angewandten Geophysik

von großem Wert.

Prof. Dr. Gerhard Bohrmann

Nach seinem »Auftritt« in Frank Schätzing’s

Roman »Der Schwarm« kann sich Gerhard

Bohrmann kaum noch vor Anfragen zu

Festvorträgen und öffentlichen Auftritten

retten. Wie nur wenigen gelingt es dem

Geologen dabei Öffentlichkeitsarbeit mit

wissenschaftlicher Spitzenforschung zu

vereinen. Als Koordinator des GEOTECH-

NOLOGIEN-Projektes »METRO« befasst er

sich mit Aufbau, Struktur, Dynamik und

Wechselwirkung der Gashydrate im mari-

nen Sediment. Gleich mehrfach im Jahr ver-

schlägt es ihn hierzu in die entlegensten

Regionen der Erde. Den gebürtigen Saar-

länder führte sein Weg nach dem Diplom

an der TU Darmstadt über das IFM-GEO-

MAR in Kiel und das Alfred-Wegener-

Institut in Bremerhaven an das Forschungs-

zentrum Ozeanränder der Universität Bre-

men, wo er seit 2002 als Professor für All-

gemeine Geologie tätig ist.

Who is Who – Mit dieser neuen Rubrik möchten wir einige Akteure aus dem FuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN vorstellen. Den Anfang machen vier Projekt-Koordinatoren aus den aktuellen Forschungsschwerpunkten.

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Neuigkeiten} Neue Science ReportsNr. 7 »Gas Hydrates in the Geosys-tem«, Nr. 8 »Information Systemsin Earth Management«, Nr. 9»First French-German Symposiumon Geological Storage of CO2«Bestellen Sie sich Ihre Ausgabeper E-Mail oder laden Sie die pdf-Files unter www.geotechnolo-gien.de herunter.

} AufgerufenÜber 80.000 Besucher informier-ten sich in den letzten 12 Mo-naten auf den Web-Seiten unter www.geotechnologien.de überdas FuE-Programm.

} BilateralEin großer Erfolg war das 1. Fran-zösisch-Deutsche Symposium zurGeologischen Speicherung vonCO2 in Potsdam mit rund 170 Teil-nehmern, darunter etwa 80 Wis-senschaftler und Wissenschaftler-innen aus Frankreich.(http://www.geotechnologien.de/FG_CO2_Symposium.html)

} AngefangenSeit Anfang Juni 2007 ist der Dip-lom-Geograph Werner Dransch imKoordinierungsbüro GEOTECH-NOLOGIEN für die Intensivierungdes Dialogs zwischen Wissenschaftund Wirtschaft verantwortlich.

Termine} 2. – 5. Oktober 2007Statusseminar »Gashydrate« imRahmen der Jahrestagung der Geo-logischen Vereinigung, Bremen

} 10. Oktober 2007Kick-Off-Meeting »Frühwarnsys-teme gegen Naturgefahren«,Karlsruhe

} 15./16. November 2007Statusseminar »Erkundung, Nut-zung und Schutz des Unterirdi-schen Raumes«, RWE-DEA, Hamburg

} 21./22. November 2007Statusseminar »Beobachtung desSystems Erde aus dem Weltraum«Bayerische Akademie der Wissen-schaften, München

} 20. bis 22. November 2007CHINA GEOTECH 2007 Ort: Shanghai, China

} 28. November 2007Eröffnung der Wanderausstellung»Unruhige Erde«, DeutschesTechnikmuseum, Berlin

Impressum Herausgeber: Koordinierungsbüro GEOTECHNOLOGIEN, Telegrafenberg, 14473 Potsdam, Tel. 0331-62014800, www.geotechnologien.de · Das FuE-Programm GEOTECHNOLOGIEN wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Vorausschauend Bohren – BMBF fördert innovative Technologien zurEffizienzsteigerung von Tunnelbohrungen

Quer durch das Gebirgsmassiv der Alpen, imUntergrund der Metropolen oder unter denWasserstraßen – Tunnel sind allgegenwärtig.Ihre Bedeutung als Transport- und Verkehrs-weg wächst von Tag zu Tag. Bis 2010 sind inDeutschland über 470 neue Tunnelkilometergeplant. Darunter so anspruchsvolle Projektewie die rund 30 Tunnel-Kilometer der neuenICE-Strecke Stuttgart-München.Sowohl im feinen Sediment als auch im festenGrundgestein der Gebirge: Modernste Tunnel-bohrmaschinen (TBM) ermöglichen einenschnellen Bohrvorgang. Trifft eine solche Tun–nelbohrmaschine jedoch auf Hindernisse,kann es zu Schäden am Bohrkopf kommen.

Doch Zeit ist Geld! Und jede Störung gefähr-det zudem die Sicherheit im Stollen.Um Hindernisse schon im Vorfeld zu erken-nen, wird überwiegend das Verfahren der seis-mischen Vorerkundung eingesetzt. Hierbeiwerden in Bohrpausen Schallwellen in Rich-tung des geplanten Tunnels durch den Fels ge-sendet. Treffen diese Wellen auf Störkörperoder Grenzflächen, so werden sie, ähnlicheinem Echo, reflektiert. Diese Echos werdenvon Geophonen aufgezeichnet und anschlie-ßend von Geowissenschaftlern analysiert.Um die Sicherheit im Tunnelbau und die Effizi-enz der Bohrmaschinen zu steigern, steht dieWeiterentwicklung solcher seismischer Vorer-

kundungstechnologien im Zentrum von dreiForschungsprojekten, die vom BMBF im Rah-men des FuE-Programms GEOTECHNOLO-GIEN gefördert werden. Die Projekte zielen da-rauf, dass die Vorerkundung während deseigentlichen Bohrbetriebs, aus dem Schneide-rad heraus, erfolgt. Durch die schnelle Online-Darstellung der vor der TBM liegenden Struk-turen, soll der Maschinenführer in die Lage ver-setzt werden, schnell geeignete Maßnahmenzur Vermeidung von Schäden einleiten zu kön-nen. Wo mit der herkömmlichen Technik dieTBM noch in regelmäßigen Abständen ange-halten werden musste, kann diese innovativeTechnologie den Tunnelvortrieb so deutlichbeschleunigen. Die Struktur des FuE-Programms hilft dabei,eine sinnvolle Vernetzung der unterschiedli-chen Vorhaben zu generieren. So wird einemultilaterale, interdisziplinäre Forschung er-möglicht, die höchsten wissenschaftlichen undtechnologischen Anforderungen gerecht wird.

Projekte: ONSITE, COMEXTECH, AUTOSEISLaufzeit: 3 Jahre, Beginn Herbst 2006Fördersumme: Rund 3,3 Millionen Euro(BMBF) + 1,3 Millionen (Wirtschaftspartner)¢

Tunnelbohrmaschine der Superlative: Durchmesser 15,2 m

Derzeit ist diese TBM im Herzen von Madrid für den Bau der

Stadtautobahn im Einsatz.

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In nur 25 Jahren hat sich Herrenknecht voneinem »Garagenbetrieb« (Zitat Martin Herren-knecht) zu einem Unternehmen mit knapp1800 Mitarbeitern entwickelt. Jahresumsatz2006: rund 650 Millionen Euro. Das Unter-nehmen gilt als weltweit führend auf demGebiet des Tunnelvortriebs. Dies hat dieHerrenknecht AG unter anderem auch einerintensiven und konsequenten Forschungs-förderung zu verdanken. Thomas Edelmann,Leiter der Forschung und Entwicklung beiHerrenknecht, unterstreicht im Gespräch mitGEOTECHNOLOGIEN den Wert von FuE- Pro-grammen für Unternehmen wie Herrenknecht.

GEOTECHNOLOGIEN: Herr Edelmann, Siesind Leiter der Forschungsabteilung desweltweit größten Produzenten von Tun-nelbohrmaschinen. Geben Sie uns docheinen kurzen Einblick in die aktuellstenFuE-Projekte der Herrenknecht AG.EDELMANN: Aufgrund des Zusammenspielsvieler Disziplinen auf einer Tunnelvortriebsan-lage sind auch die Themen in der FuE Abtei-lung sehr unterschiedlich. Neben Entwick-lungsprojekten wie der Vorauserkundung pa-rallel zum Tunnelvortrieb, stehen auch detail-lierte Verbesserungen von zentralen Bauteileneiner TBM, wie z. B. dem Schneidradantriebim Mittelpunkt.

GEOTECHNOLOGIEN: Welche Rolle spieltdie Kooperation mit Hochschulen undaußeruniversitären Forschungseinrich-tungen für FuE-Projekte bei Herren-knecht? Welchen Stellenwert hat sie undkönnten Sie ein oder zwei konkrete Bei-spiele aus der Praxis nennen? EDELMANN: Forschung und Entwicklunghaben in der Herrenknecht AG traditionelleinen hohen Stellenwert. Weiterentwicklungwird dabei nicht ausschließlich von der FuEAbteilung betrieben. Eine intensive Zusam-

menarbeit mit Hochschulen ist dabei sehrwichtig. In der Praxis gestaltet sich dies so, dassHerrenknecht mit Hochschulen, Instituten undIngenieurbüros in regelmäßigem Kontaktsteht. Aktuell beteiligt sich die HerrenknechtAG neben dem Projekt AUTOSEIS z. B. auch ander Entwicklung eines speziellen Ringspaltmör-tels in Zusammenarbeit mit den UniversitätenBochum und Wuppertal.

GEOTECHNOLOGIEN: Sehen Sie in einersolchen Kooperation Synergien, sowohlaus wirtschaftlicher Sicht Ihrerseits alsauch für die Forschungsseite?EDELMANN: FuE-Programme dieser Artermöglichen Entwicklungsschritte die vomEinzelnen nicht erbracht werden können oderimmer nur Teilaspekte abdecken. Die Zusam-menarbeit ermöglicht, dass entwickelte bzw.verbesserte Produkte sofort in die Anwen-dung gelangen. Den Hochschulen ermögli-chen sie zudem eine praxisnahe Forschung zubetreiben. Damit kann man im universitärenWettbewerb seinen Studenten interessanteund herausfordernde Aufgaben stellen.

GEOTECHNOLOGIEN: FuE-Programme,wie das Sonderprogramm GEOTECH-NOLOGIEN, wollen die Zusammenarbeitzwischen Wissenschaft und Wirtschaftstärken. Welchen Stellenwert haben sol-che Fördermaßnahmen für ein Unterneh-men wie die Herrenknecht AG? EDELMANN: Neben dem Zugewinn von Wis-sen und Erfahrung bedeutet es natürlich auch die am Problem orientierte Lösung mitder größten Wirtschaftlichkeit ausfindig zumachen. Damit werden Herrenknecht Produk-te aus verschiedenen Blickwinkeln optimiertund bleiben dauerhaft STATE OF THE ART.

GEOTECHNOLOGIEN: Werden die Erwar-tungen an solche Programme erfüllt undwo wünschten Sie sich Verbesserungen? EDELMANN: Die Kombination von Wissen-schaft und Wirtschaft bringt sehr unterschied-liche Sichtweisen zusammen. Durch die Ideender Wissenschaft und der Praxis der Wirt-schaft lassen sich solche Programme hoch ef-fektiv gestalten. Manchmal wird der Taten-drang jedoch durch die Prioritätensetzung beiForschungsprogrammen begrenzt wodurchZeitverzögerungen entstehen.

GEOTECHNOLOGIEN: Im VerbundprojektAUTOSEIS entwickelt und testet Ihr Un-ternehmen, gemeinsam mit der TUBraunschweig, neue Vorauserkundungs-

methoden im Tunnelbau. Wie sehen Siedie bisherige Entwicklung dieser Techno-logie und welche Erwartungen knüpfenSie an die Markteinführung?EDELMANN: Die Vorauserkundung ist einwesentlicher Stein zur Erhöhung der Sicher-heit. Heutzutage werden Tunnelprojekte inAngriff genommen die früher unmöglich er-schienen. Die einzigartige Technik der Seis-mischen Vorauserkundung aus dem Schneid-rad bedeutet, High-Tech Instrumente unterwidrigsten Bedingungen einzusetzen. Gleich-zeitig sollen diese Systeme ortsgenau und on-line Daten an den Schildfahrer liefern. Die Ver-besserungen dieser Hard- und Software wirddie Verbreitung des Produkts beschleunigen.

GEOTECHNOLOGIEN: Weltweit nimmt dieNutzung des Untergrundes zu. Allein inDeutschland sind rund 470 Tunnelkilome-ter in der konkreten Planung. Wo liegenIhrer Meinung nach innovative For-schungsfelder, die hier von deutschen Un-ternehmen und Forschungseinrichtungenzukünftig besetzt werden könnten? EDELMANN: Die Anforderungen an die Mo-bilität der Menschen steigt ständig. Gleich-zeitig können solche Megacities die Behinde-rungen von Großbaustellen im Alltag nurschwer hinnehmen. Die Forschungsfelder vonmorgen werden auch darin liegen, große in-nerstädtische Projekte wie Straßentunnelsoder Metrolinien mit einem Minimum an Be-lastungen für Verkehr und Anwohner durch-zuführen. Hier müssen neue Technologiengefunden werden um noch besser zu werden.Daneben muss die Geschwindigkeit bei derUmsetzung solcher Projekte drastisch steigenum den Anforderungen gerecht zu werden. ¢

GEOTECHNOLOGIEN im Gespräch… mit Thomas Edelmann, Herrenknecht AG

Thomas Edelmann

Der studierte Bauingenieur ThomasEdelmann ist Leiter der Abteilung»Forschung und Entwicklung« derHerrenknecht AG. Er beschäftigt sichseit über 16 Jahren mit der Produk-tionslogistik in der Bauzuliefererindus-trie sowie der Konstruktion und Ent-wicklung von Tunnelvortriebsanlagen.In dieser Position ist er unter anderemauch mit der Projektleitung des For-schungsvorhabens AUTOSEIS betraut.Partner von Herrenknecht sind hierbeidas UFZ Leipzig, die GeotomographieGmbH, Neuwied, und die Bauhaus-Universität Weimar.