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Internationales Symposium - static.uni-graz.at · Katarakt bereiste. Lebhaft an der entstehenden Ägyptologie Lebhaft an der entstehenden Ägyptologie interessiert und bereits früh

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Internationales Symposium

Anton Prokesch von Osten Sammler, Gelehrter und Vermittler zwischen den Kulturen

Veranstaltet von der Abteilung Archäologie & Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum, dem Institut für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz und der Österreichischen Urania für Steiermark

Donnerstag, 20. – Samstag, 22. Oktober 2016

Tagungsprogramm und Abstracts

Kunsthaus Graz, Space04, Lendkai 1, 8020 Graz

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Anton Prokesch von Osten Sammler, Gelehrter und Vermittler zwischen den Kulturen

Tagungsprogramm und Abstracts

HerausgeberUniversalmuseum JoanneumAbteilung Archäologie & Münzkabinett

Karl-Franzens-Universität GrazInstitut für Archäologie

RedaktionElisabeth Trinkl, Karl Peitler

Grafische KonzeptionLichtwitz – Büro für visuelle Kommunikation

SatzBeatrix Schliber-Knechtl

UmschlagCollage aus Abbildungen im Archiv der Abteilung Archäologie & Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum Fotos: UMJ/K. Peitler u. B. Berner

DruckDravski tisk d.o.o.

Auflage250

Für den Inhalt der Kurzfassungen sind die jeweiligen Vortragenden verantwortlich.

Graz 2016

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Vorwort

Am 26. Oktober 2016 jährt sich zum 140. Mal der Todestag des aus Graz stammenden Sammlers, Gelehrten und Vermittlers zwischen den Kulturen Anton Prokesch von Osten (1795–1876).

Die Karl-Franzens-Universität Graz, Institut für Archäologie, und das Universalmuseum Joanneum, Abteilung Archäologie & Münzkabinett, nehmen dieses Gedenkdatum gemeinsam mit der Österreichischen Urania für Steiermark zum Anlass, um sich in einem Symposium einer Persönlichkeit zu nähern, die in der Geschichte der wechselvollen Beziehungen zwischen Europa und dem Nahen Osten im 19. Jahrhundert einen prominenten Platz einnimmt. Prokesch von Osten war nicht nur Diplomat und Kulturvermittler, dessen Mission es war, Vorurteile gegenüber den Ländern des östlichen Mittelmeerraums und dem Orient in Europa abzubauen. Vielseitig begabt und interessiert wirkte er auch als Autor, war als Sammler tätig und widmete sich leidenschaftlich der Altertumskunde, Ägyptologie, Archäologie und Numismatik.

Ziel des Symposiums ist es, möglichst viele Aspekte und Tätigkeitsfelder Prokeschs von Osten, aber auch sein kulturelles und geistiges Umfeld zu beleuchten. Dies soll durch ein Zusammenwirken von Ägyptologie, Archäologie, Orientalistik, Epigraphik, Numismatik, Kunstgeschichte, Literatur- und Geschichtswissenschaft erreicht werden.

Elisabeth Trinkl & Karl Peitler

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Programm

Donnerstag, 20. Oktober 2016

08.00–10.00Registrierung

10.00–10.30Wolfgang Muchitsch, Direktor des Universalmuseums JoanneumBegrüßung

Grußworte der Mitveranstalter

Organisatorische Vorbemerkungen

10.30-12.00: Wissenschaft und Kennertum I

Harald Heppner, GrazAnton Prokesch von Osten und die zeitgenössische wissenschaftliche Szene

Hannes Galter, GrazFrühe steirische Orientalisten: Josef Hammer-Purgstall und Anton Prokesch von Osten

12.00-14.00: Mittagspause

14.00-18.00: Wissenschaft und Kennertum II

Ernst Czerny, WienAnton Prokesch von Osten und sein Beitrag zur frühen Ägyptologie

Edith Bernhauer & Patrick Brose, MünchenGraf Anton Prokesch von Osten und das Land am Nil

Hans Taeuber, WienDer Beitrag Anton Prokeschs von Osten zur Epigraphik Kaffeepause

Karsten Dahmen, BerlinDie Münzsammlung des Grafen Prokesch von Osten in Berlin

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Christian Schinzel, Winterthur„Da uns gleiche Lust und gleicher Eifer für die numismatischen Denkmale längstvergangener Zeiten verbindet“ – Der Briefwechsel zwischen Anton Prokesch von Osten und Friedrich Imhoof-Blumer

Nikolaus Schindel, Wien & Karl Peitler, GrazAnton Prokesch von Osten und die islamische Münzsammlung des Universalmuseums Joanneum

19.00: Abendempfang in der Needle des Kunsthauses Graz Lendkai 1, 8020 Graz

Freitag, 21. Oktober 2016

9.00-12.30: Orient und Okzident

Daniel Bertsch, Ahaus„Während dieser Reise auch den ganzen Koran wieder gelesen u. zwar zu großer Befriedigung. Wie wenig kennt man dies achtungswerthe Buch bei uns […].“ – Anton Prokesch von Osten und der Islam

Gerhard Dienes, GrazOrient. West-östliche Gedanken – Anton Prokesch von Osten und die wechselseitigen Klischees über Orient und Europa ab dem 18. Jahrhundert

Kaffeepause

Barbara Haider-Wilson & Michael Portmann, WienProkesch von Osten – (k)ein Seismograph für das Verhältnis von Okzident und Orient?

Richard Kurdiovsky, WienAnton Prokesch von Osten und Theophil Hansen. Architektonischer Kulturtransfer zwischen Wien und der Levante

12.30-13.30: Mittagspause

ab 13.30: Anton Prokesch von Osten und seine Heimatstadt Graz

13.30-14.00: Einführung durch Karl PeitlerIm Anschluss Stadtrundgang:Besuch des Schlossbergs, Führungen im Landhaus und Landeszeughaus, Besuch des Friedhofs St. Leonhard (mit dem Mausoleum der Fam. Prokesch von Osten)

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19.00: Abendempfang am Institut für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz Führung durch die Archäologischen Sammlungen des Instituts Universitätsplatz 3, 2. Stock, 8010 Graz

Samstag, 22. Oktober 2016

9.00-12.00: Nähe und Ferne

Brigitta Mader, WienAnton Prokesch von Osten als „Geburtshelfer” der k.k. Zentralkommission für Denkmalpflege in Wien

Florian S. Knauß, MünchenAnton Prokesch von Osten und Ludwig I. von Bayern

Ariadni Moutafidou, ThessalonikiAnton Prokesch von Osten in Griechenland. Philhellenismus, Absolutismus und Europapolitik

Daniel Modl & Claudia Ertl, GrazHellas – Traum und Wirklichkeit. Anton Prokesch von Osten im Kontext prominenter Griechenlandreisender

12.00-13.00: Mittagspause

ab 13.00: Optionales Rahmenprogramm

Besuch des Archäologiemuseums des Universalmuseums Joanneum in Schloss Eggenberg Eggenberger Allee 90, 8020 Graz

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Abstracts

Edith Bernhauer & Patrick Brose, MünchenGraf Anton Prokesch von Osten und das Land am Nil

Zwei Münchner Institutsprojekte weisen einen direkten Bezug zu Graf Anton Prokesch von Osten auf, der mehrfach Ägypten bereiste. Die Aegyptiaca des Kärntner Landesmuseums werden seit geraumer Zeit in die Ausbildung der Studierenden der Ludwig-Maximilians-Universität München eingebunden und sollen in den nächsten Jahren in einem Katalog publiziert werden. Einige Stücke aus dieser Sammlung gehen auf Prokesch von Osten zurück. Die Stücke, ihre Provenienz und Prokeschs Bezug zu Ägypten sollen im Vortrag vorgestellt werden.Seit über 25 Jahren forscht das Münchner Institut im ägyptischen Tuna el-Gebel und seit neuestem in Hermopolis Magna, zwei über lange Zeiträume bedeutende Kultorte in Mittelägypten. Beide Orte besuchte Prokesch von Osten auf seinen Reisen. Die Ruinen von Hermopolis Magna hielt er in einer ausführliche Beschreibung fest, über den Tierfriedhof in Tuna el-Gebel fertigte er den ersten bisher bekannten – wenn auch sehr kurzen – Bericht an.

Daniel Bertsch, Ahaus„Während dieser Reise auch den ganzen Koran wieder gelesen u. zwar zu großer Befriedigung. Wie wenig kennt man dies achtungswerthe Buch bei uns […].“ – Anton Prokesch von Osten und der Islam

Mehr als 40 Jahre lang beschäftigte sich Anton Prokesch von Osten mit den Religionen des östlichen Mittelmeerraums. Seine Grundhaltung vom Wert einer jeden Religion fasste er in dem Satz zusammen „Jede Religion ist für denjenigen, der daran glaubt, die wahre und auch die allein seligmachende.“Die kulturelle Vielfalt, die Rolle des Koran und die daraus abgeleiteten Sitten im Osmanischen Reich – die Prokesch vielerorts aus eigener Anschauung wahrnahm – wollte er vor einer zunehmend stärker werdenden europäischen Einflussnahme gewahrt wissen. Wenn ein europäischer Botschafter vom Sultan geradezu die Aufgabe seiner Religion verlangte, Prokesch aber die Religion als wichtige Konstante im Osmanischen Reich beschrieb, dann wird klar, dass hier Welten aufeinandertrafen. Man warf Prokesch vor, dass er seinen politischen Einfluss bei der Pforte nicht stark genug für die Interessen Österreichs einsetze, „der Fatalismus des Islam“ auf ihn übergegangen sei und er sich in philosophisches Schweigen hülle. Prokesch antwortete: „Die Unwissenheit u. was schlimmer ist, das oberflächliche Wissen haben auf eine so gräuliche

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Weise zugenommen, dass ein denkender Mensch eigentlich gar nichts erwarten kann als das Chaos, aus dem sich dann die Elemente wieder zu einer Ordnung scheiden werden.“ Die Ansichten des Diplomaten zur Religion der Muslime sind aktueller denn je.

Ernst Czerny, WienAnton Prokesch von Osten und sein Beitrag zur frühen Ägyptologie

Anton Prokesch von Osten war nach derzeitigem Wissensstand der erste Österreicher, der sich mit der Hieroglyphenschrift ernsthaft befasste. Er kam im Jahr 1827 erstmals nach Ägypten, wo er sechs Monate lang das Land bis an den 2. Katarakt bereiste. Lebhaft an der entstehenden Ägyptologie interessiert und bereits früh von der Richtigkeit von J. F. Champollions Entzifferung der Hieroglyphenschrift (publiziert 1824) überzeugt, erkannte er, dass eine möglichst vollständige Sammlung, Analyse und korrekte Reihung der auf allen sichtbaren Monumenten angebrachten Königsnamen eine wichtige und leistbare Aufgabe der Forschung wäre. Der Vortrag untersucht, welche wissenschaftliche Bedeutung Prokeschs Publikation (1829–1831) der Ergebnisse seiner Sammeltätigkeit und Auswertung der Königsnamen im Kontext der damaligen Ägyptologie zukommt.

Kopfpartie der Kartonage-hülle der Mumie des Pries-ters Anch-pa-chrad, UMJ/ArchMk, Inv.-Nr. 25.200, von Prokesch von Osten im Jahr 1834 dem Joanneum übergeben Foto: UMJ

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Karsten Dahmen, BerlinDie Münzsammlung des Grafen Prokesch von Osten in Berlin

In der an reichhaltigen Erwerbungen für das Berliner Münzkabinett bedeutendsten und glücklichsten Zeit zwischen 1873 und 1882 stellt der 1875 erfolgte Ankauf der Sammlung Prokesch von Osten einen weiteren Höhepunkt dar. Unter den knapp 11.000 Münzen befinden sich bedeutende Serien zu Athen und Alexander dem Großen. Der Vortrag gibt neben einem Überblick zur Erwerbungsgeschichte vor allem Einblick in die heutige Arbeit mit der Sammlung und den vorhandenen zugehörigen Archivalien. Es zeigt sich, dass bei Nutzung aller vorhandener Quellen die Herkunft mancher Münzen aus Grabungen bzw. ihre Fundorte oder Herkunft aus anderen älteren Sammlungen rekonstruiert werden können.

Gerhard Dienes, GrazOrient. West-östliche Gedanken – Anton Prokesch von Osten und die wechselseitigen Klischees über Orient und Europa ab dem 18. Jahrhundert

Der Begriff Orient löst unterschiedliche Assoziationen aus. Heute setzt man ihn mit Religionskriegen, Terror im Namen des Islams, Fremdheit, Vermännlichung und Flüchtlingsströmen in Verbindung. Diese Bilder überdecken jene, die den Orient mit Exotik und Erotik verbanden („Salome, schönste Blume des Morgenlands“, „Die Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe“ etc.). Klischees und Verfälschungen dominierten und dominieren. Mehrdeutig sind die Vorstellungen über den Orient als Kulturraum, dessen Eingrenzung nicht so einfach erscheint, wie jenen französischen Wissenschaftlern des 18. Jahrhunderts, die konstatierten: Der Orient im eigentlichen Sinn liegt östlich des Euphrats, das asiatische Territorium westlich dieses Flusses ist die „Levante“. Im 18. Jahrhundert verschwand das von der Gefahr aus dem Osten („Türkenbedrohung“) geprägte abendländische Bild des Orients.

Chios, Tetradrachme, ca. 400 – ca. 350 v. Chr., Vorderseite, UMJ/ArchMk, Inv.-Nr. 52.156, von Prokesch von Osten dem Joanneum im Jahr 1839 übergeben Foto: UMJ

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Es war die Epoche der Aufklärung, die die Toleranz zu einer ihrer Maximen erhob und ein starkes Interesse am Orient auslöste. Das Zeitalter der Turquerien begann, Opern Mozarts und Rossinis spielen im Orient, Maler wie Eugene Delacroix hielten das Bild des Morgenlandes in ihren Werken fest und Gotthold Ephraim Lessings Stück „Nathan der Weise“, ein Aufruf zur Toleranz, spielt nicht zufällig im muslimischen Orient Saladins.Zudem begann die wissenschaftliche Erforschung des Orients, auch der Islam wurde zum Gegenstand des Interesses. Brücken zwischen dem Okzident und dem Orient wurden geschlagen, so durch die Grazer Anton Prokesch von Osten und Joseph von Hammer-Purgstall. Hammer hatte nachhaltigen Einfluss auf Johann Wolfgang von Goethe. Dieser begab sich am Orient orientierend auf eine geistig-literarische Morgenlandfahrt, die in einen west-östlichen Dialog mündete.Goethes Credo „Wer sich selbst und andre kennt / Wird auch hier erkennen: / Orient und Okzident / Sind nicht mehr zu trennen“, ist heute gültiger denn je.

Hannes Galter, GrazFrühe steirische Orientalisten: Josef Hammer-Purgstall und Anton Prokesch von Osten

Zwei aus der Steiermark stammende Orientalisten prägten die jungen Orientwissenschaften in Österreich im 19. Jahrhundert: Josef Hammer-Purgstall und Anton Prokesch von Osten. Sie konnten eigentlich nicht unterschiedlicher sein. Der eine ein glühender Verehrer der historischen orientalischen Welt, der nur vorübergehend im diplomatischen Dienst Fuß fassen konnte und stattdessen zum „großen Theoretiker der orientalischen Welt“ wurde. Der andere überzeugter Abendländer und Orientskeptiker, der als Militärberichterstatter und Diplomat regelmäßig die Mittelmeerwelt bereiste und diese praktischen Erfahrungen und Erkenntnisse in Buchform veröffentlichte. Das Referat möchte die unterschiedlichen Biographien und Standpunkte im Vergleich erarbeiten und darüber hinaus Material über Anton Prokesch von Osten aus den Tagebüchern Hammer-Purgstalls vorlegen.

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Wappen Anton Prokeschs von Osten an der Grab-kapelle seiner Familie auf dem Grazer St. Leonhard-Friedhof Foto: UMJ/B. Berner

Barbara Haider-Wilson & Michael Portmann, WienProkesch von Osten – (k)ein Seismograph für das Verhältnis von Okzident und Orient?

Das Verhältnis von Okzident und Orient, eines der Themen unserer Zeit, erfuhr rund um 1800 eine entscheidende Veränderung, in deren Zentrum die sich wandelnde Begegnung mit dem Osmanischen Reich stand (vom „Schrecken Europas“ zum „kranken Mann am Bosporus“); der Habsburgermonarchie kam hier eine besondere Rolle zu. Anton Prokesch von Osten, schon zu Metternichs Zeiten in diesem stets auch imaginierten „Orient“ eingesetzt, soll als Vertreter einer Generation von österreichischen Diplomaten und Wissenschaftern vorgestellt werden, die noch jenseits des Überlegenheitsgefühls zu verorten ist, das den europäischen Sichtweisen auf das Osmanische Reich im späteren 19. Jahrhundert innewohnte. Im Mittelpunkt wird dabei die diplomatische Tätigkeit Prokeschs stehen, die in seiner Position als Internuntius bzw. Botschafter in Konstantinopel 1855–1871 gipfelte. Prokesch, der sich über die Jahrzehnte mühte, in Wien Kenntnis über das islamisch geprägte Osmanische Reich zu verbreiten, war zugleich in die europäische Politik und Diplomatie involviert, die auf die osmanischen Reformen seit der von Muhammad Ali ausgelösten „Orientkrise“ expliziten Einfluss nahm. Anhand von Fallbeispielen wie des europäischen Wettlaufs im Heiligen Land soll insbesondere Prokeschs Einschätzung der europäischen Interventionen im Osmanischen Reich und damit auch seine Haltung hinsichtlich der sog. Frage der Stellung der Christen aufgezeigt werden. Durch Kontrastierung mit zeitgenössischen Quellen anderer Provenienz wird das Bild eines Diplomaten und Gelehrten gezeichnet, der relativ bald

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schon als aus seiner Zeit gefallen erscheint. Zugleich zeigt eine Analyse der modernen Historiographie zum Osmanischen Reich, dass weiterhin an Positionen Prokeschs angeknüpft werden kann: Der Bogen reicht hier vom Abgehen vom „Niedergangstopos“ bis hin zum Aufgreifen von Themen wie der „Toleranz“ im Osmanischen Reich, woraus sich letztlich auch die Notwendigkeit zum imperialen Vergleich ergibt.

Harald Heppner, GrazAnton Prokesch von Osten und die zeitgenössische wissenschaftliche Szene

Prokesch von Osten, von der Ausbildung her Militär, war Jahrzehnte Diplomat in Athen, Frankfurt, Berlin und Konstantinopel und ist schließlich als Orientkundler und Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaft in Wien in die Geschichte eingegangen. Er war also kein studierter Akademiker, aber ein Empiriker mit über Jahrzehnte angehäuftem und verdichtetem Fachwissen.Dies zieht die Fragen nach sich, wie die Wissenschaften damals organisiert waren bzw. welche Rolle dem Fach Orientalistik zukam, in welchem Entwicklungsstadium sich jenes Fach befand (Theorie, Praxis) und wer zu den ‚akademischen’ Zeitgenossen Prokeschs gehörte. Darüber hinaus gilt es zu klären, welchen wissenschaftlichen Prinzipien bzw. Vorbildern das in den 1860er-Jahren erschienene und berühmteste Werk Prokeschs – „Geschichte des Abfalls der Griechen vom türkischen Joch“ (sechs Bände) – folgte und welchen Platz es in der Historiographie zu Südosteuropa einnimmt.

Florian S. Knauß, MünchenAnton Prokesch von Osten und Ludwig I. von Bayern

Anton Prokesch von Osten bewies auch als Sammler antiker Kunst ein gutes Auge. Auch wenn ihm von zeitgenössischen Archäologen die Anerkennung vielfach versagt blieb, können wir heute festhalten, dass seine Einschätzung antiker Meisterwerke damals bisweilen zutreffender war als die berühmter Fachwissenschaftler, etwa des Berliner Archäologen Eduard Gerhard, des Begründers des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom. Es entbehrt nicht der Tragik, dass man ihn in seiner Heimat zwar als Diplomat schätzte, insbesondere in Wien am Antikenkabinett seine Leistungen als Altertumswissenschaftler jedoch verkannt wurden. Auf mehr Verständnis konnte Anton Prokesch von Osten dagegen beim bayerischen König Ludwig I. hoffen, der mit ihm nicht nur die Liebe zur griechischen Antike, sondern auch die philhellenische Haltung teilte. Nicht zuletzt diesem Umstand verdanken es die Museen am Königsplatz, dass sich zwei herausragende und vormals im Besitz des Grafen befindliche Werke, der Kuros von Tenea und „Die Schöne“, eine der schönsten archaischen Marmorskulpturen und eine außergewöhnlich qualitätvolle und gut erhaltene Terrakottafigur, heute in München befinden.

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Richard Kurdiovsky, WienAnton Prokesch von Osten und Theophil Hansen. Architektonischer Kulturtransfer zwischen Wien und der Levante

In seiner Funktion als Vertreter der Habsburgermonarchie am griechischen Königshof in Athen 1834–1849 wurde Anton Prokesch von Osten zu einem der grundlegenden Förderer Theophil Hansens, eines der einflussreichsten Architekten der Wiener Ringstraßen-Ära. Prokesch von Osten dürfte nicht nur Hansens erste Anstellung als Zeichenlehrer am Athener Polytechnikum ab 1839 vermittelt, sondern auch die folgenreichen Kontakte zur Familie Sina hergestellt haben, für die Hansen neben den Athener Bauten (v. a. Sinasche Sternwarte, 1842–1846) nach seiner Übersiedlung nach Wien 1846 sowohl Stadt- als auch Landresidenzen errichtete (Stadtpalais am Hohen Markt, 1859/1860, Schloss Rappoltenkirchen, 1869–1874). Prokeschs Stellung als Militär dürfte außerdem befördert haben, dass Hansen das gemeinsam mit Christian Ludwig Förster 1850 begonnene Waffenmuseum im Wiener Arsenal allein vollenden konnte (1857).Die Arbeiten für Prokesch von Osten (Stadtpalais in Graz, 1864/1865, und Gruftkapelle am St. Leonhard-Friedhof, 1872) stellen zwar nur einen kleinen Teil von Hansens umfangreichem künstlerischen Oeuvre dar. Die Rolle Prokeschs in der Vermittlung von (künstlerischen und kulturellen) Kontakten zwischen Zentraleuropa und dem levantinischen Kulturkreis sind jedoch ein bemerkenswerter Beitrag im Kulturtransfer zwischen der Habsburgermonarchie und dem östlichen Mittelmeerraum.Exemplarisch untersucht der Vortrag anhand des Architekten Theophil Hansen markante Aspekte dieses Transfers: 1) den stilistisch-architektonischen Aspekt (neoklassizistisches Formengut auf Grundlage antiker Architektur, das Hansen zur „griechischen Neorenaissance“ bzw. mit seinem Entwurf zum Bank- und Börsengebäude in der Wiener Herrengasse 1855 zum „Wiener Stil“ formte, und neobyzantinisches Formengut, das sowohl griechisch-orthodoxen [griechisch-orthodoxe Kirche am Fleischmarkt, 1857–1861] als auch protestantischen Gemeinden [neue evangelische Kirche in Kežmarok/Käsmark/Késmárk, Entwurf 1872] für ihre Kultbauten als adäquate Ausdrucksform zur Verfügung stand), 2) den kunsthistorisch-archäologischen Aspekt, der sich in den Antikenstudien der vor Ort befindlichen Architekten manifestierte und bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts hinaus zum (beispielsweise bei der Frage nach antiker Polychromie heftig umstrittenen) Wissenstransfer in die kunsthistorischen Wissenschafts- und in die Architektenkreise Mitteleuropas beitrug, und 3) den personellen Aspekt, der für das Agieren von Handels- und Finanzhäusern (mit der wichtigen Station Triest), von diplomatischen Zirkeln und von schöpferisch tätigen Architekten sowohl auf österreichischem Gebiet als auch in Griechenland kennzeichnend war.

Weißgrundige Lekythos mit der Darstellung einer Frau, die ihrer Dienerin ein Himation übergibt, Achilleus-Maler, 445-440 v. Chr., Kunsthistorisches Museum Wien, Inv.-Nr. IV 3745, aus dem Besitz von Anton Prokesch von Osten Foto: KHM

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Brigitta Mader, WienAnton Prokesch von Osten als „Geburtshelfer“ der k.k. Zentralkommission für Denkmalpflege in Wien

Der Beitrag behandelt die wenig bekannte Rolle und Bedeutung Anton Prokeschs von Osten für die Gründung der k.k. Zentralkommission für Denkmalpflege, die 1850 auf Initiative des Historiographen Eduard Melly (1814–1854) und des Handelsministers Karl Ludwig von Bruck (1789–1860) als „Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale“ ins Leben gerufen wurde. Wie aus völlig in Vergessenheit geratenen Dokumenten aus dem Österreichischen Staatsarchiv hervorgeht, wurde

Grabkapelle der Familie Prokesch von Osten auf dem Grazer St. Leonhard-Friedhof Foto: UMJ/B. Berner

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Prokesch von Osten, der damals als österreichischer Gesandter in Berlin weilte, von Bruck um Informationen zur Funktionsweise des von Seiten der Preußischen Regierung veranlassten Denkmalschutzes gebeten, die für die Organisation der geplanten Zentralkommission in Wien als Orientierungshilfe dienen sollten. Prokesch beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Beschaffung diesbezüglicher Unterlagen, sondern versah das vom zuständigen Minister Adalbert von Ladenberg (1798–1855) erhaltene Material auch mit ausführlichen und mitunter kritischen Kommentaren zur tatsächlichen Umsetzung der denkmalschützerischen Verordnungen. Auf diese Weise fungierte er gleichzeitig als Ratgeber und nahm indirekt auch Einfluss auf die Gestaltung der k.k. Zentralkommission für Denkmalpflege.

Daniel Modl & Claudia Ertl, GrazHellas – Traum und Wirklichkeit. Anton Prokesch von Osten im Kontext prominenter Griechenlandreisender

„… und gewiß war es nebenbei kein kleiner Vorteil, unter der gütigen Leitung eines so gründlichen Altertumkenners, eines so vielseitig gebildeten Gelehrten und eines so liebenswürdigen Weltmannes die ewig denkwürdigen Monumente zu sehen ...“ Schon fast euphorisch wirkt dieser Satz von Fürst Hermann von Pückler-Muskau im Hinblick auf ein Zusammentreffen mit Anton Prokesch von Osten im Frühjahr 1836. Griechenland galt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als das neue Reiseziel der antiken- und kulturbegeisterten europäischen Oberschicht. Erklärte die Renaissance noch Italien zur Stätte der Wiedergeburt der Antike, wenden sich Aufklärung und Klassizismus nun der „Wiege“ der abendländischen Kultur zu. Mit der Öffnung Griechenlands für Reisende begann auch die archäologische Erforschung und Dokumentation des Landes und seiner Altertümer. Athen wurde erneut zur Hauptstadt und zum Zentrum des kulturellen Lebens. Anton Prokesch von Osten gehörte einem Kreis von Personen an, die sich auf vielfältige Art und Weise mit der antiken Vergangenheit Griechenlands auseinandersetzten. Prokeschs Haus in Athen war die erste Anlaufstelle für Reisende, hatte er sich doch durch viele Studien ein enormes Wissen angeeignet. Sein Wissen und seine Erfahrung stellte er unzähligen Griechenlandreisenden zur Verfügung, die er auf Ausflügen in und rund um Athen begleitete. So war er nicht nur Cicerone für Pückler-Muskau, sondern auch für Mitglieder des österreichischen Kaiserhauses, wie Erzherzog Friedrich und seinen Onkel Erzherzog Johann, oder für berühmte Schriftsteller wie Hans Christian Andersen. Diese hielten ihre Eindrücke und auch ihre hohe Meinung über Anton Prokesch von Osten in zahlreichen Briefen und Tagebucheintragungen fest, die in diesem Vortrag vergleichend betrachtet werden sollen.

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Ariadni Moutafidou, ThessalonikiAnton Prokesch von Osten in Griechenland. Philhellenismus, Absolutismus und Europapolitik

Anton Prokesch von Osten gilt als einer der wichtigsten österreichischen Diplomaten des 19. Jahrhunderts. Er war auch Reisender und Spezialist in nahöstlichen und orientalischen Studien, darüber hinaus Gelehrter und Autor, der ein bedeutendes und vielfältiges Werk hinterließ, das bereits zu seinen Lebzeiten als solches erkannt wurde. Prokesch war klassisch gebildet und galt als Philhellene. Er war stark vom deutschen Klassizismus beeinflusst und war der Überzeugung, dass die klassische Antike das ewige Ideal von Kunst und Kultur verkörpert. Er war besonders von der Persönlichkeit Lord Byrons und dessen Teilnahme am griechischen Unabhängigkeitskrieg beeindruckt. Drei Jahre nach Ausbruch des griechischen Aufstandes ließ sich Prokesch 1824 zur österreichischen Marine versetzen und reiste in die Levante. Während seines Aufenthalts im östlichen Mittelmeerraum war er beauftragt, Staatskanzler Metternich über den griechischen Freiheitskampf zu berichten. Genauso wie viele andere Europäer, die gekommen waren, um für die griechische Sache zu kämpfen, wurde er von den Verhältnissen im modernen Griechenland desillusioniert. Der Vortrag setzt sich vor allem mit den komplexen und vielseitigen Aspekten des Philhellenismus auseinander, sowie mit der Inkongruenz zwischen der Realität des modernen Griechenland und ihrer Interpretation in der Wahrnehmung des Philhellenen Prokesch.Nach seiner Rückkehr nach Wien galt Prokesch als bester Kenner der orientalischen Verhältnisse im österreichischen Kaiserstaat. Im Jahr 1834 wurde er von Kaiser Franz I. zum ersten österreichischen Gesandten in Griechenland ernannt. Er übte diese Funktion in Athen bis 1849 aus.

Tempel der Minerva (Par-thenon), Stich von William Miller, vor 1829, Quelle: H. W. Williams, Select Views in Greece with Classical Illustrations I (London 1829)

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Der Vortrag nimmt Bezug auf die philhellenischen Tendenzen bzw. die „kontroversiellen“ Reaktionen dieses konservativen Diplomaten des 19. Jahrhunderts sowie auf seinen Philhellenismus in geistiger, kultureller und wissenschaftlicher Hinsicht. Ziel des Beitrags ist es, Prokeschs politische und diplomatische Tätigkeit während seiner Gesandtschaftszeit in Athen bzw. seine politischen Ziele und Aufgaben als Vertreter eines monarchischen und absolutistischen Staates zu erforschen und zu analysieren, wobei der Schwerpunkt auf die Deutung seiner Sichtweisen zum Staat, zur idealen Regierungsform und zum europäischen Staatensystem gelegt wird.

Nikolaus Schindel, Wien & Karl Peitler, GrazAnton Prokesch von Osten und die islamische Münzsammlung des Universalmuseums Joanneum Im Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum werden ca. 900 Münzen aus der islamischen Welt verwahrt. Ein erheblicher Teil von ihnen gelangten im 19. Jahrhundert als Schenkungen an das Museum. Einen großen Anteil daran hatte Anton Prokesch von Osten, der dem Joanneum, „einer Anstalt, in der ich Stifter und Vaterland ehre und liebe“ (Prokesch von Osten an Erzherzog Johann, Athen, 20. Mai 1839), vor allem während seiner Zeit als Internuntius und später Botschafter an der Hohen Pforte (1855–1871) immer wieder islamische Münzen zukommen ließ. Im Vortrag wird auf Basis einer Generalrevision des Bestandes an islamischen Münzen im joanneischen Münzkabinett und unter Verwendung der handschriftlichen Quellen des Sammlungsarchivs ein Überblick über die islamischen Münzen des Joanneums gegeben, die auf Prokesch von Osten zurückgeführt werden können. Zugleich wird versucht, den Quellenwert älterer Sammlungen für die numismatische Forschungsgeschichte anhand von ausgewählten Beispielen herauszuarbeiten.

Christian Schinzel, Winterthur„Da uns gleiche Lust und gleicher Eifer für die numismatischen Denkmale längstvergangener Zeiten verbindet“ – Der Briefwechsel zwischen Anton Prokesch von Osten und Friedrich Imhoof-Blumer

Im Fundus der Sondersammlungen der Winterthurer Bibliotheken befinden sich 25 von Anton Prokesch von Osten verfasste Briefe an Friedrich Imhoof-Blumer (1838-1920), den Konservatoren des Münzkabinetts der Stadtbibliothek Winterthur. Die Briefe datieren in die Jahre von 1866 bis in den Sommer 1875 und schließen mit vier Schreiben des Sohnes von Prokesch von Osten an Imhoof im Anschluss an dessen Hinscheiden. Im Beitrag sollen diese Briefe vorgestellt und diskutiert werden. Außerdem wird versucht, im Briefwechsel erwähnte Münzen zu identifizieren sowie zwischen den beiden diskutierte numismatische Fragen näher zu beleuchten.

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Hans Taeuber, WienDer Beitrag Anton Prokeschs von Osten zur Epigraphik

Die vielfältigen Interessen und Aktivitäten Prokeschs von Osten erstreckten sich auch auf das Gebiet der antiken Epigraphik. So nutzte er in Ägypten bereits die erst wenige Jahre zuvor durch Francois Champollion gewonnenen Erkenntnisse über die Hieroglyphenschrift, um an den dortigen Monumenten die Pharaonennamen in den „Ringen“ (heute als Kartuschen bezeichnet) zu entziffern und abzuzeichnen. Einen noch wesentlicheren Beitrag lieferte er jedoch für den Bereich der griechischen und lateinischen Inschriftenkunde. Seit dem Jahre 1824 suchte er auf all seinen Reisen epigraphische Denkmäler und notierte ihre Texte sorgfältig in seinen Tage- und Notizbüchern, die heute zum großen Teil im österreichischen Haus-, Hof- und Staatsarchiv aufbewahrt werden. Die Qualität seiner Abschriften ist – nicht nur nach damaligen Maßstäben – ausgezeichnet; zudem verglich er nach seiner Rückkehr seine Aufzeichnungen mit den zeitgenössischen Editionen und konnte dadurch schon Bekanntes von Neufunden trennen. Es war ihm auch ein wichtiges Anliegen, die letzteren in die Hände von kompetenten Bearbeitern kommen zu lassen. So übergab er mehr als hundert Abschriften griechischer Denkmäler an Karl Zell, Professor für Klassische Philologie in Freiburg, der sie 1831 in der dortigen Historischen Gesellschaft vorstellte. Noch intensiver gestaltete sich seine Zusammenarbeit mit Zells Lehrer August Boeckh, dem er unter anderem ein Konvolut von 111 Texten anvertraute, die er auf der Insel Santorin (Thera) entdeckt hatte; Boeckh publizierte dieses außergewöhnliche Material 1835 in einer eigenen Akademie-Abhandlung. Die Reise- und Forschungstätigkeit Prokeschs, sowohl in Griechenland wie in Kleinasien, stellte eine wichtige Grundlage für das erste gerade unter Leitung Boeckhs im Auftrag der Preußischen Akademie entstehende griechische Inschriftencorpus, das Corpus Inscriptionum Graecarum (CIG), dar.

Siegerinschrift aus Chios, Sylloge Inscriptionum Graecarum Nr. 959, UMJ/ArchMk, Reg.-Nr. 100.263, von Prokesch von Osten dem Joanneum im Jahr 1834 übergeben Foto: UMJ

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Verzeichnis der Vortragenden

Edith BernhauerInstitut für Ägyptologie und Koptologie Ludwig-Maximilians-Universität MünchenKatharina-von-Bora-Straße 10 80333 Mü[email protected]

Daniel BertschDahlienweg 4448683 [email protected]

Patrick Brosec/o Institut für Ägyptologie und Koptologie Ludwig-Maximilians-Universität MünchenKatharina-von-Bora-Straße 10 80333 MünchenDeutschland

Ernst CzernyOREA-Abteilung Ägypten und LevanteRedaktion Ägypten und LevanteÖsterreichische Akademie der WissenschaftenHollandstraße 11–131020 WienÖ[email protected]

Karsten DahmenMünzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin,Stiftung Preussischer KulturbesitzAm Kupfergraben 1 / MonbijoubrückePostanschrift: Geschwister-Scholl-Straße 610117 [email protected]

Gerhard DienesDirektion/AuslandskulturprojekteUniversalmuseum JoanneumJoanneumsviertel 28010 GrazÖ[email protected]

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Claudia Ertl, GrazAbteilung Besucher/innenserviceUniversalmuseum JoanneumSchloss EggenbergEggenberger Allee 908020 GrazÖ[email protected]

Hannes D. GalterÖsterreichische Urania für SteiermarkBurggasse 4/I8010 GrazÖ[email protected]

Barbara Haider-WilsonInstitut für Neuzeit- und ZeitgeschichtsforschungÖsterreichische Akademie der WissenschaftenStrohgasse 45/2. Stock/41030 WienÖ[email protected]

Harald HeppnerInstitut für GeschichteKarl-Franzens-Universität GrazMozartgasse 38010 GrazÖ[email protected]

Florian S. KnaußStaatliche Antikensammlungen und Glyptothek MünchenKatharina-von-Bora-Straße 1080333 Mü[email protected]

Richard KurdiovskyInstitut für kunst- und musikhistorische Forschungen (IKM)Abteilung Kunstgeschichte Österreichische Akademie der WissenschaftenDr. Ignaz Seipel-Platz 21010 Wien [email protected]

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Brigitta MaderKooperationspartnerinOREA - Researchgroup Forschungsgeschichte Österreichische Akademie der Wissenschaften [email protected]

Daniel ModlAbteilung Archäologie & MünzkabinettUniversalmuseum JoanneumSchloss EggenbergEggenberger Allee 908020 GrazÖ[email protected]

Ariadni MoutafidouK. Palaiologou 27, Kentro54635 [email protected]

Michael PortmannInstitut für Neuzeit- und ZeitgeschichtsforschungÖsterreichische Akademie der WissenschaftenStrohgasse 45/2. Stock/41030 WienÖ[email protected]

Nikolaus SchindelAG Numismatik, Abteilung Documenta AntiquaInstitut für Kulturgeschichte der AntikeÖsterreichische Akademie der WissenschaftenHollandstraße 11-131020 WienÖ[email protected]

Christian SchinzelWissenschaftlicher MitarbeiterMünzkabinett der Stadt WinterthurLindstraße 88400 [email protected]

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Hans TaeuberInstitut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und EpigraphikUniversität WienUniversitätsring 11010 WienÖ[email protected]

Tagungsort

Seit Oktober 2003 lockt das Kunsthaus Graz – von seinen Schöpfern Peter Cook und Colin Fournier liebevoll „Friendly Alien“ genannt – mit spektakulärer Architektur und Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Absolutes Highlight eines Kunsthausbesuches ist die Needle: Von dieser gläsernen Aussichtsplattform eröffnet sich ein herrlicher Blick über die Altstadt von Graz.

Der barrierefrei zugängliche Tagungsraum Space04 im Kunsthaus verfügt über eine komplette audiovisuelle Ausstattung und 160 Sitzplätze.

Innenstadt von Graz mit Kunsthaus (KH) Grafik: UMJ

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Stadtplan mit Verkehrsverbindungen für den Abendempfang am 21. Oktober

Karl-Franzens-Universität Graz, Kunsthaus Graz, Buslinien 63 und 31 Grafik: UMJ

Stadtplan mit Verkehrsverbindungen für den Museumsbesuch am 22. Oktober

Schloss Eggenberg mit Archäologiemuseum, Straßenbahnlinien 1 und 7 Grafik: UMJ

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Tagungsgebühr / Anmeldung

Es werden keine Tagungsgebühren eingehoben, jedoch ist eine Anmeldung erwünscht.

Vorträge

Die Dauer der Vorträge sollte 30 Minuten nicht übersteigen. Nach jedem Vortrag besteht die Möglichkeit zur Diskussion.

Kontakt

Elisabeth TrinklInstitut für ArchäologieKarl-Franzens-Universität GrazUniversitätsplatz 3/II8010 GrazT +43 (0)316/[email protected]

Karl PeitlerAbteilung Archäologie & Münzkabinett Universalmuseum JoanneumSchloss EggenbergEggenberger Allee 908020 GrazT +43 (0)664/[email protected]

Weitere Informationen zum Symposium erhalten Sie unter:

http://prokesch.uni-graz.at