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Nachrichten aus der Chemie| 59 | September 2011 | www.gdch.de/nachrichten Herausgeber: © Gesellschaft Deutscher Chemiker , Postfach 900440, D-60444 Frankfurt am Main; Tel. 069 7917–0, Fax: 069 7917–463; E-Mail: gdch@gdch.de Verleger: Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Genthiner Str. 13, 10785 Berlin; Tel. 030 26005–241, Fax: 030 26005–250; E-Mail: alexander.faust@degruyter.com; www.degruyter.com Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheber- rechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung, sind vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Zustimmung des Herausgebers in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbe- zeichnungen und ähnlichen Angaben berechtigt nicht zu der Annah- medass solche Namen ohne weiteres von jedermann benutzt wer- den dürfen. Es handelt sich meistens um gesetzlich geschützte, ein- getragene Warenzeichen, auch wenn sie nicht gekennzeichnet sind. Der Inhalt der Nachrichten aus der Chemie ist sorgfältig erarbeitet. Redaktion und Herausgeber übernehmen keine Verantwortung für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie für Druckfehler. Bestellungen der Nachrichten aus der Chemie nimmt jede Fach- buchhandlung oder die GDCh entgegen. Abo-Preise: Deutschland: 344.- Euro, Europa: 369.- Euro, Welt: 389.- Euro. Preise enthalten 7 % Mwst. und Zustellkosten. Abbestellungen sind spätestens drei Monate vor Ablauf des Kalenderjahres möglich. Mitglieder der GDCh erhalten die Zeitschrift im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Alle Beiträge erscheinen exklusiv und in redaktioneller Bearbeitung. Interessierte Autoren setzen sich rechtzeitig mit der Redaktion in Verbindung und beachten die Autorenrichtlinien. Die Zeitschrift ist als „Nachr. Chem.zu zitieren. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden die Nachrichten oft nur die männliche oder weibliche Sprachform. Damit ist keine Diskriminierung verbunden. Der Text meint bis auf Einzelfälle unein- geschränkt auch die jeweils andere Sprachform. Die in den Nachrichten publizierten Ansichten müssen nicht mit denen des GDCh-Vorstandes übereinstimmen. Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Dr. Ernst Guggolz; für den GDCh-Teil: Prof. Dr. Wolfram Koch; für Stellenanzeigen: Dr. Karin Schmitz; alle: Varrentrappstr. 40 – 42, D-60486 Frankfurt am Main für die CH-Nachrichten: Mag. pharm. Dr. Erich Leitner, Nibelungengasse 11, A-1010 Wien für Produktanzeigen: De Gruyter, Tiziana Ziesing, Mies-van-der-Rohe-Straße 1, 80807 München Druck: pva, Druck- und Medien-Dienstleistungen GmbH, Industriestraße 15, 76829 Landau/Pfalz Erklärung nach §§ 7 & 8 des Berliner Pressegesetzes: Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin. ISSN 1439–9598 D 4158 Kuratorium Katharina Al-Shamery Michael Dröscher (Vorsitzender) Ulrike Flad Alois Fürstner nter Grampp Klaus Griesar Guido F . Herrmann Karl-Heinz Jacob Uwe Karst Wolfram Koch Thisbe K. Lindhorst Andreas Meyer Gilbert Schorsch Tanja Schwerdtle Arne Skerra Redaktion Maren Bulmahn Ernst Guggolz Christian Remenyi Frauke Zbikowski Assistenz Stefanie Schehlmann Graphik Jürgen Bugler Anschrift Varrentrappstraße 40 – 42 60486 Frankfurt a. M. Tel. 069 7917–462 Fax 069 7917–1462 nachrichten@gdch.de Produktanzeigen De Gruyter Tiziana Ziesing Mies-van-der-Rohe-Str . 1 80807 München Tel. 089 76902–318 Fax 089 76902–350 tiziana.ziesing@degruyter.com Stellenanzeigen Karin Schmitz Angela Pereira Jae Postfach 90 04 40 60444 Frankfurt a. M. Tel. 069 7917–665 oder –668 Fax 069 7917–322 stellenmarkt@gdch.de 874 BJournalV Impressum Notwendig wäre die Anpassung der Uni- versitäten an den Bedarf und mit dem Blick auf europäische Vergleichsstrukturen: Die Schweiz gibt pro Student und Jahr im Schnitt 12 000 Euro aus, Deutschland mit 8000 Euro gerade mal zwei Drittel davon und spart so 8 Milliarden Euro im Jahr. Damit ließen sich bei aktuell 41 500 deutschen Professoren aufschreckende 40 000 Personalstellen (ge- rechnet zu jeweils 200 000 Euro) Jahr für Jahr finanzieren. Selbst wenn es kaufkraftkorri- giert nur 20 000 gut ausgestattete Lehrer und Forscher wären, würde das die aktuelle Zahl der Chemikerstellen an den Universitä- ten um 50 Prozent erhöhen. Mit Zahlen lässt sich trefflich das „Was- re-wenn-Szenariorechnen. Luftnum- mern. Sandkastenspiele. In Wahrheit wird es erst einmal darum gehen, die nächsten star- ken Studentenjahre protestarm und preis- wert zu überstehen. Danach kommen die ebenso preisgünstige Fortschreibung von Bologna auf niederem Niveau und die Fortsetzung der Exzellenzini- tiative mit anderen Mitteln. Bei der Exzellenz steht die Lösung für die Jahre nach 2017 schon parat, wenn man die Entwicklung der Forschungslandschaft beob- achtet: Die TU Karlsruhe schließt sich mit dem Forschungszentrum dort zum KIT zu- sammen und macht sich sogar bei der Bezah- lung der Mitarbeiter vom Land unabhängig; Annette Schavan nennt die Charité bereits jetzt einen „Kandidaten für eine Bundesuni- versität“ . Warum sollte das nicht auch für an- dere selbstbewusste Zentren funktionieren? nchen wäre eines davon. Bund und Länder exprimierten damit die bei den Hochschulen epigenetisch bereits angelegte Zweiklassen- gesellschaft. Ernst Guggolz Die Pläne der Bürokraten Vor mehr als zehn Jahren gelang es den Bil- dungspolitikern, visionäre Ideen in Vorschriften und ansatzweise in die T at umzusetzen: euro- paweites Studieren ohne Grenzen. Diese Um- setzung gelang, weil Finanzpolitiker und Büro- kraten die große Chance witterten, Geld zu sparen. Ihre Überlegung war einfach: Studieren alle Studenten nur noch sechs Semester bis zum Bachelor als berufsqualifizierendem Ab- schluss, werden an den Hochschulen ungeahn- te Kapazitäten frei. Die waren notwendig, um die absolut und relativ steigende Zahl der Stu- dierenden erst einmal formal unterzubringen. Ein weiterer kostensparender Effekt war die viel zu niedrig geplante Übergangsquote vom Bachelor zum Master: Nur jeder vierte Bache- lor sollte weiter studieren; bildungspolitisch eine lächerliche Zahl. Aber Sparpotenzial ohne Ende. Die europäischen Länder reagierten unter- schiedlich auf Bologna. Grob betrachtet bekam das – vorsichtig formuliert – unübersichtliche Bildungssystem in Italien einfach einen neuen Aufkleber. Das französische System, nach Stu- dienjahren ziemlich rigide organisiert, ließ sich ebenfalls leicht und zentral und diskussions- arm gesteuert anpassen, wobei die elitären Grandes Ecoles, über deren eigenartiges Leben im systemfreien Raum Uwe Meierhenrich im Juli berichtete [Nachr. Chem. 2011, 59, 712], als staatstragend unberührbar genau dieses blie- ben: unberührbar . Die Schweiz und die Nieder- lande setzten das System Bologna konsequent um. Die Schweiz sogar für die Fächer Jura und Medizin, deren Absolventen – wie Deutschland zeigt – als Schaltstellenbesetzer notorisch und erfolgreich Brater von Extrawürsten sind. In Deutschland protestierten zur Verblüf- fung der Landesfürsten die Studenten. Interskriptum

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Nachrichten aus der Chemie| 59 | September 2011 | www.gdch.de/nachrichten

Herausgeber: © Gesellschaft Deutscher Chemiker,

Postfach 900440, D-60444 Frankfurt am Main;

Tel. 069 7917–0, Fax: 069 7917–463; E-Mail: [email protected]

Verleger: Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Genthiner Str. 13,

10785 Berlin; Tel. 030 26005–241, Fax: 030 26005–250;

E-Mail: [email protected]; www.degruyter.com

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheber-

rechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung,

sind vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche

Zustimmung des Herausgebers in irgendeiner Form reproduziert

oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen oder

übersetzt werden. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbe-

zeichnungen und ähnlichen Angaben berechtigt nicht zu der Annah-

me, dass solche Namen ohne weiteres von jedermann benutzt wer-

den dürfen. Es handelt sich meistens um gesetzlich geschützte, ein-

getragene Warenzeichen, auch wenn sie nicht gekennzeichnet sind.

Der Inhalt der Nachrichten aus der Chemie ist sorgfältig erarbeitet.

Redaktion und Herausgeber übernehmen keine Verantwortung

für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie

für Druckfehler.

Bestellungen der Nachrichten aus der Chemie nimmt jede Fach-

buchhandlung oder die GDCh entgegen. Abo-Preise: Deutschland:

344.- Euro, Europa: 369.- Euro, Welt: 389.- Euro. Preise enthalten

7 % Mwst. und Zustellkosten. Abbestellungen sind spätestens drei

Monate vor Ablauf des Kalenderjahres möglich. Mitglieder der GDCh

erhalten die Zeitschrift im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Alle Beiträge erscheinen exklusiv und in redaktioneller Bearbeitung.

Interessierte Autoren setzen sich rechtzeitig mit der Redaktion in

Verbindung und beachten die Autorenrichtlinien. Die Zeitschrift ist

als „Nachr. Chem.“ zu zitieren.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden die Nachrichten

oft nur die männliche oder weibliche Sprachform. Damit ist keine

Diskriminierung verbunden. Der Text meint bis auf Einzelfälle unein-

geschränkt auch die jeweils andere Sprachform.

Die in den Nachrichten publizierten Ansichten müssen nicht mit

denen des GDCh-Vorstandes übereinstimmen.

Verantwortlich

für den redaktionellen Teil: Dr. Ernst Guggolz;

für den GDCh-Teil: Prof. Dr. Wolfram Koch;

für Stellenanzeigen: Dr. Karin Schmitz;

alle: Varrentrappstr. 40 – 42, D-60486 Frankfurt am Main

für die GÖCH-Nachrichten:

Mag. pharm. Dr. Erich Leitner, Nibelungengasse 11, A-1010 Wien

für Produktanzeigen:

De Gruyter, Tiziana Ziesing,

Mies-van-der-Rohe-Straße 1, 80807 München

Druck: pva, Druck- und Medien-Dienstleistungen GmbH,

Industriestraße 15, 76829 Landau/Pfalz

Erklärung nach §§ 7 & 8 des Berliner Pressegesetzes:

Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin.

ISSN 1439–9598 D 4158

KuratoriumKatharina Al-ShameryMichael Dröscher (Vorsitzender)Ulrike FladAlois FürstnerGünter GramppKlaus GriesarGuido F. HerrmannKarl-Heinz JacobUwe KarstWolfram KochThisbe K. LindhorstAndreas MeyerGilbert SchorschTanja SchwerdtleArne Skerra

RedaktionMaren BulmahnErnst GuggolzChristian RemenyiFrauke Zbikowski

AssistenzStefanie Schehlmann

GraphikJürgen Bugler

AnschriftVarrentrappstraße 40 – 4260486 Frankfurt a. M.Tel. 069 7917–462Fax 069 7917–[email protected]

ProduktanzeigenDe GruyterTiziana ZiesingMies-van-der-Rohe-Str. 180807 MünchenTel. 089 76902–318Fax 089 76902–[email protected]

StellenanzeigenKarin SchmitzAngela Pereira JaePostfach 90 04 4060444 Frankfurt a. M.Tel. 069 7917–665 oder –668Fax 069 7917–[email protected]

874 BJournalV Impressum

Notwendig wäre die Anpassung der Uni-

versitäten an den Bedarf und mit dem Blick

auf europäische Vergleichsstrukturen: Die

Schweiz gibt pro Student und Jahr im Schnitt

12 000 Euro aus, Deutschland mit 8000 Euro

gerade mal zwei Drittel davon und spart so

8 Milliarden Euro im Jahr. Damit ließen sich

bei aktuell 41 500 deutschen Professoren

aufschreckende 40 000 Personalstellen (ge-

rechnet zu jeweils 200 000 Euro) Jahr für Jahr

finanzieren. Selbst wenn es kaufkraftkorri-

giert nur 20 000 gut ausgestattete Lehrer

und Forscher wären, würde das die aktuelle

Zahl der Chemikerstellen an den Universitä-

ten um 50 Prozent erhöhen.

Mit Zahlen lässt sich trefflich das „Was-

wäre-wenn-Szenario“ rechnen. Luftnum-

mern. Sandkastenspiele. In Wahrheit wird es

erst einmal darum gehen, die nächsten star-

ken Studentenjahre protestarm und preis-

wert zu überstehen.

Danach kommen die ebenso preisgünstige

Fortschreibung von Bologna auf niederem

Niveau und die Fortsetzung der Exzellenzini-

tiative mit anderen Mitteln.

Bei der Exzellenz steht die Lösung für die

Jahre nach 2017 schon parat, wenn man die

Entwicklung der Forschungslandschaft beob-

achtet: Die TU Karlsruhe schließt sich mit

dem Forschungszentrum dort zum KIT zu-

sammen und macht sich sogar bei der Bezah-

lung der Mitarbeiter vom Land unabhängig;

Annette Schavan nennt die Charité bereits

jetzt einen „Kandidaten für eine Bundesuni-

versität“. Warum sollte das nicht auch für an-

dere selbstbewusste Zentren funktionieren?

München wäre eines davon. Bund und Länder

exprimierten damit die bei den Hochschulen

epigenetisch bereits angelegte Zweiklassen-

gesellschaft. Ernst Guggolz

Die Pläne der Bürokraten

Vor mehr als zehn Jahren gelang es den Bil-

dungspolitikern, visionäre Ideen in Vorschriften

und ansatzweise in die Tat umzusetzen: euro-

paweites Studieren ohne Grenzen. Diese Um-

setzung gelang, weil Finanzpolitiker und Büro-

kraten die große Chance witterten, Geld zu

sparen. Ihre Überlegung war einfach: Studieren

alle Studenten nur noch sechs Semester bis

zum Bachelor als berufsqualifizierendem Ab-

schluss, werden an den Hochschulen ungeahn-

te Kapazitäten frei. Die waren notwendig, um

die absolut und relativ steigende Zahl der Stu-

dierenden erst einmal formal unterzubringen.

Ein weiterer kostensparender Effekt war die

viel zu niedrig geplante Übergangsquote vom

Bachelor zum Master: Nur jeder vierte Bache-

lor sollte weiter studieren; bildungspolitisch

eine lächerliche Zahl. Aber Sparpotenzial ohne

Ende.

Die europäischen Länder reagierten unter-

schiedlich auf Bologna. Grob betrachtet bekam

das – vorsichtig formuliert – unübersichtliche

Bildungssystem in Italien einfach einen neuen

Aufkleber. Das französische System, nach Stu-

dienjahren ziemlich rigide organisiert, ließ sich

ebenfalls leicht und zentral und diskussions-

arm gesteuert anpassen, wobei die elitären

Grandes Ecoles, über deren eigenartiges Leben

im systemfreien Raum Uwe Meierhenrich im

Juli berichtete [Nachr. Chem. 2011, 59, 712], als

staatstragend unberührbar genau dieses blie-

ben: unberührbar. Die Schweiz und die Nieder-

lande setzten das System Bologna konsequent

um. Die Schweiz sogar für die Fächer Jura und

Medizin, deren Absolventen – wie Deutschland

zeigt – als Schaltstellenbesetzer notorisch und

erfolgreich Brater von Extrawürsten sind.

In Deutschland protestierten zur Verblüf-

fung der Landesfürsten die Studenten.

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