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GDI Gottlieb Duttweiler Institute Langhaldenstrasse 21 P.O. Box 531 CH-8803 Rüschlikon/Zurich Fon +41 44 724 61 11 Fax +41 44 724 62 62 www.gdi.ch iNvest Geldanlage im Zeitalter der Individualisierung Eine Studie des GDI Gottlieb Duttweiler Institute für die Initiative «Investmentfonds. Nur für alle.»

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GDI Gottlieb Duttweiler Institute Langhaldenstrasse 21 P.O. Box 531 CH-8803 Rüschlikon/Zurich Fon +41 44 724 61 11 Fax +41 44 724 62 62 www.gdi.ch

iNvest Geldanlage im Zeitalter der Individualisierung

Eine Studie des GDI Gottlieb Duttweiler Institute für die Initiative «Investmentfonds. Nur für alle.»

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Inhalt Zielsetzung und Ausgangslage 2 Trend-Summary 3 Projektisierung – das Leben wird Beta 4 Von Just Do It zu Must Do It 9 Nudge and Play 13 The Visible Hand 17 Capital goes Human 21 Inseln der Unterflächlichkeit 25 Age of No-Age 30 Experten 35 Literatur 36 Impressum 38

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Zielsetzung und Ausgangslage Individualität als Leitmotiv durchdringt heute alle Lebensbereiche: von massen-maßgefertigten Konsumgütern wie My-Birchermüsli, My-Book, My-Shoes, My-Chocolate über die Individualisierung der Medien bis hin zum (am Horizont bereits sichtbaren) auf die persönliche DNA abgestimmten Medikament. Nicht nur Konsumpräferenzen, auch die Strukturen des Lebens ändern sich. Bildung, Arbeit, Familiengründung, Ruhestand sind keine geradlinig aufeinander folgenden Lebensabschnitte mehr, sondern werden mehrmals im Leben und oft gleichzeitig durchlaufen: Das Leben wird experimenteller, die Ausnahme wird zur Regel. Diese Individualisierung der Lebensentwürfe stellt Staat, Wirtschaft und Gesellschaft vor jeweils spezifische neue Herausforderungen. Das betrifft auch den Bereich der Geldanlage, wo in den Schwingungen des Lebens häufig der Anlagehorizont außer Sicht gerät: Schnelle, kurzfristige Wechsel prallen auf geordnete, langfristige Planung, Stabilität trifft auf Instabilität. Daraus entstehen Konflikte; und aus Konflikten entsteht (fast) immer etwas Neues. Die Individualisierung bedeutet für die Anbieter von Geldanlage-Produkten deshalb mindestens so viel Chance wie Risiko – und in jedem Fall neue Perspektiven. Diese Studie des GDI Gottlieb Duttweiler Institute für die Initiative «Investmentfonds. Nur für alle.» soll einige dieser Perspektiven aufzeigen. In insgesamt sieben Thesen haben wir gemeinsam mit Experten aus Forschung und Praxis zentrale Trends formuliert, die sich im Bereich der Geldanlage aus der wachsenden Individualisierung ergeben – verbunden jeweils mit der Darstellung von Perspektiven für Anleger sowie von Chancen für Anbieter von Investmentfonds. Die Sichtweise der Studie ist dabei sehr langfristig angelegt: Ziel war es nicht, neue Produkte marktreif zu machen, sondern zu inspirieren und den Zugang zu neuen Denk- und Handlungsweisen zu erleichtern. Rüschlikon, im April 2012 Karin Frick, Head of Research GDI Gottlieb Duttweiler Institute

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Trend-Summary

Trend Perspektive für den Anleger Chancen für Investmentfonds Projektisierung: Das Leben wird Beta Karriere, Vermögen, das Leben an sich werden nicht mehr geradlinig geplant und realisiert, sie springen von Projekt zu Projekt. Die Diskontinuität wird kontinuierlich, das Leben wird eine Beta-Version seiner selbst.

Statt starrer Lebensplanung soll die Geldanlage eher flexible Lebensabschnittsplanung ermöglichen. Private Anleger erhalten Zugang zu projekt-basierten Produkten, die bisher Großanlegern vorbehalten waren.

Investmentfonds können dazu beitragen, die immer sprunghaftere Lebensführung mit der Notwendigkeit eines langfristigen Anlagehorizonts in Einklang zu bringen.

Von Just Do it zu Must Do It Finanzieller und demographischer Stress erfordern eine Neuverteilung von Rechten und Pflichten zwischen Staat, Gesellschaft und Individuum.

An die Stelle des Wünschbaren tritt das Notwendige, aus der Vollkasko- wird die Teilkasko-Mentalität. Robuste Lösungen mit stärkerem Gewicht auf Eigeninitiative und -beteiligung gewinnen an Attraktivität.

Neben den schwerfälligen staatlichen Systemen wächst der Raum für flexible Altersvorsorgelösungen. Ein neuer Markt kann durch generationenverbindende Anlageprodukte («private Generationenverträge») entstehen.

Nudge and Play Eine junge, kurzfristig orientierte Zielgruppe reagiert eher auf aktivierende und spielerische Anreize als auf herkömmliche Sparargumente.

Der Zugang zum komplexen Produkt Geldanlage wird einfacher, das Sparen bekommt einen Spaßfaktor.

«Nudges» können insbesondere bei langfristig orientierten Anlageprodukten die Anlagebereitschaft erhöhen. Flexible und multiple Kleinst-Beträge können sich als neue Anlage-Form entwickeln.

The Visible Hand Das Vertrauen in die wohltätige Wirkung des anonymen Markts ist nachhaltig erschüttert. Dem stärkeren Bedürfnis nach Sichtbarkeit und Sicherheit lässt sich durch Transparenz und Ethisierung von Akteuren und Produkten entsprechen.

Das Bedürfnis nach Ent-Anonymisierung der Kapitalanlage wächst. Mit der eigenen Anlage-Entscheidung soll auch das Gefühl vermittelt werden, etwas Gutes zu tun und in irgendeiner Form die Welt zu verbessern.

Jede Information, die über Nutzen, Chancen und Risiken eines Fonds gegeben werden kann, ist eine gute Information. Neue Technologien werden es ermöglichen, die Vielfalt der Investmentfondslösungen mit der Befriedigung hoch individueller Kundenbedürfnisse zu verbinden.

Capital goes Human Das Gewicht des Produktions-faktors Humankapital nimmt in der Wissensgesellschaft weiter zu. Private Mittel können die knappen öffentlichen Gelder ergänzen, um optimale Bedingungen für die Investition in Köpfe zu schaffen.

Investitionen ausschließlich in Finanz- und Sachkapital können sich als nicht ausreichend für die Altersvorsorge erweisen. Wer keine eigenen Kinder hat, sollte Wege suchen, wie er heute andere Kinder unterstützen kann, um morgen von ihnen unterstützt zu werden.

Investitionen in Humankapital können sich zu einer völlig neuen Anlageklasse entwickeln. Fonds für Bildungs-Investitionen eignen sich dabei insbesondere für extrem langfristige Anlagehorizonte.

Inseln der Unterflächlichkeit In einer immer schnelleren, oberflächlicheren Welt wächst als Gegenströmung das Bedürfnis nach Ruhe und Tiefgang. Entschleunigte Inseln im Meer der digitalen Hektik geben das Gefühl, den Überblick zurückzugewinnen.

Der Verzicht auf Tempo und chancenreiche, dafür aber riskante Finanzinnovation in der Geldanlage muss nicht mehr altmodisch sein, sondern kann modern werden («Slow is beautiful»). Nicht nur die Wahlmöglichkeiten nehmen zu, sondern auch der Überblick.

Produkte, die explizit auf den Einsatz von riskanten Finanzinnovationen verzichten, können ähnlich wie Bio-Lebensmittel, ein ursprünglicheres Marktsegment eröffnen. Mit dauerhafteren Bindungen zwischen Kunden und Finanzexperten können letztere als Anlage-Navi Vertrauen aufbauen und Sicherheit bieten.

Age of No-Age Die Individualisierung der Lebensstile setzt sich im Alter fort. Statt Ruhestand ist immer häufiger Sinnfindung gefragt – Altersgrenzen verschwimmen oder verschwinden ganz.

Bisherige Planungs-Fixpunkte auf dem Weg zum Ruhestand werden wegfallen bei gleichzeitig steigender Flexibilität. Lebensplanung und Finanzplanung bedingen sich immer stärker gegenseitig.

Der Bedarf an Altersvorsorge wird steigen, aber nicht unbedingt unter diesem Namen. Ein größeres Nachfragepotenzial eröffnet sich bei Anlageformen, die sich an der individuellen Lebenssituation orientieren (mass customization).

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Projektisierung – das Leben wird Beta

«...dazu verdammt, immerfort zu werden und niemals zu sein» – so beschrieb Karl Scheffler vor mehr als hundert Jahren seine Stadt Berlin1. Heute passt die Beschreibung nicht nur auf Deutschlands Hauptstadt (und besser denn je), sondern auch auf immer mehr Menschen. Spiralbiografie, Lebensabschnittsgefährte, Auslandsaufenthalte, Praktikum, Elternzeit, Freiberuflichkeit, Teilzeit, Home-Office, Coworking-Space, wenn Familie, dann Patchwork – die mäandrierenden Lebensläufe der Generation X, Y oder @ stehen für eine Entwicklung, die kein Ankommen kennt. Alles wird ständig und unaufhörlich weiterentwickelt, nichts wird fertig, alles muss über den Haufen geworfen (zumindest aber hinterfragt) werden, sobald es einmal steht. «Becoming» nennt die Soziologie die konstante Neuorientierung und Neuverhandlung, in der das Leben zu einer Art permanenter Beta- oder Testversion seiner selbst wird: «...dazu verdammt, immerfort zu werden und niemals zu sein». Die traditionelle Lebens- oder Arbeitsbiografie hatte einen Kern-Begriff: Planung. Zukunft wurde so weit wie möglich dadurch definiert und determiniert, dass man sie kalkulierte – auch wenn sich das wahre Leben nie so ganz ans Konzept halten wollte. Wenn man hingegen das heutige Leben und Arbeiten überhaupt auf einen Begriff bringen kann, dann: Projekt. In der Arbeitswelt wird die Projektisierung von der Ausnahme zur Regel, zum Organisationsprinzip. Die Mitarbeiter hoppen von Projekt zu Projekt, je nachdem, wo ihre Fähigkeiten gerade gebraucht werden. Wenn sie dann überhaupt noch Mitarbeiter heißen. Das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung aus Karlsruhe sieht eher eine Entwicklung zu einer «internen Form des Arbeitskraftunternehmers, der in verschiedenen Bereichen und Netzwerken innerhalb seiner Organisation flexibel seine Fähigkeiten einsetzt».2 Den Übergang von der Unternehmensplanung zu internen «Regeln von Angebot und Nachfrage», sieht Norbert Streitz, Wissenschaftlicher Leiter der Smart Future Initiative in Frankfurt. Hierarchien und Bereichsstrukturen weichen auf, und «wer für sein nächstes Projekt eine bestimmte Fachkompetenz aus dem Unternehmen in Anspruch nehmen möchte, wird sie eben buchen müssen.»

1 Scheffler, Karl: Berlin. Ein Stadtschicksal, 1910 2 Kimpeler, Simone / Wydra, Sven: Potenzialanalyse Kreativpark Karlsruhe, Karlsruhe 2010.

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Nichts von Dauer, nichts Langfristiges, alles versuchen können und dabei nichts vermissen müssen: Die Projektisierung der Wirtschaft führt nicht nur zu kleinteiligeren Strukturen, sondern senkt auch die Eintrittsbarriere vor neuen Herausforderungen – wenn aus dem neuen Projekt nichts werden sollte, wartet ja an der nächsten Ecke schon das nächste. Verflüssigung von Arbeit: Zunahme von Teilzeit- und Zweitjobs

Quelle: Eurostat

Nicht zuletzt technische Neuerungen haben dazu geführt, dass es mit einem immer geringeren Aufwand verbunden ist, sich in einer neuen Rolle, einem neuen Job, einer neuen Branche zu versuchen. Die folgenden vier Beispiele

60.0

80.0

100.0

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140.0

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2000

2001

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Erwerbstätige mit Zweitjob (2000 = 100)

EU (27 Länder)

Deutschland

Österreich

Schweiz

60.0

80.0

100.0

120.0

140.0

160.0

180.0

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

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Erwerbstätige mit Teilzeitjob (2000 = 100)

EU (27 Länder)

Deutschland

Österreich

Schweiz

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zeigen, wie neue Unternehmen, neue Techniken oder neue Produkte dem Einzelnen derart neue Entfaltungs- und Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen:

- Anfang des vergangenen Jahrzehnts brachte die Online-Handelsplattform Ebay Hunderttausende von Menschen dazu, sich als Händler zu versuchen.

- Seit der ersten Staffel von «Deutschland sucht den Superstar» im Jahr 2002 lassen Castingshows junge Menschen davon träumen, als Sänger, Artist oder Model den Durchbruch zu schaffen.

- Im 2008 gestarteten App-Store von Apple können Unternehmen wie Einzelpersonen eigene Programme zum Verkauf stellen. In den ersten drei Jahren des Services zahlte Apple insgesamt mehr als drei Milliarden Dollar Erlöse an die App-Entwickler aus.3

- Seit 2011 ermöglicht es der Online-Händler Amazon seinen Kunden, ohne (finanziellen) Aufwand zum Buchautor zu werden. Via Kindle Direct Publishing lässt sich jede Textdatei in ein E-Book verwandeln und in Amazons Kindle-Store zum Verkauf anbieten.

3 The Unofficial Apple Weblog (tuaw.com), 4. Oktober 2011

Von der Cloud zur Aura Norbert Streitz, Wissenschaftlicher Leiter der Smart Future Initiative, Frankfurt Gerade fangen wir an, uns daran zu gewöhnen, dass wir alle unsere Daten ständig in einer Cloud bei uns tragen. Das ist eine gute Übung, um sich vorzustellen, dass man auch die gesamte IT-Infrastruktur, die man braucht, ständig bei sich hat. So wie es schon bald merkwürdig erscheinen mag, dass Menschen früher mit Datenträgern unterwegs waren, wird es uns auch bald merkwürdig vorkommen, ein Notebook mit auf Reisen zu nehmen – seinen persönlichen Fernseher nimmt ja auch niemand mit. Wo Menschen unterwegs sind, in Hotels, Zügen oder Gasträumen, werden die Nachfolger von Tablet-PC und iPad wie selbstverständlich als PublicDevices vorhanden sein – vielleicht nicht einmal mehr sichtbar (disappearing computer), weil sie etwa als Tischplatte oder Tapete fungieren. Man wird solche PublicDevices für die Zeit der Nutzung lediglich personalisieren müssen – sie mit seiner «persönlichen Aura» versehen und sich für den Zugriff auf Daten identifizieren. Diese Aura ist dabei allerdings keine feste Größe, sondern hochgradig kontextabhängig. So wie wir mit unserem Lebenspartner anders umgehen als mit einem Geschäftspartner, mit einem uns unbekannten Passanten anders als mit einem ebenfalls unbekannten Dienstleister, etwa einem Verkäufer, verändert sich auch die Identität, die sich in unserer Aura widerspiegelt. Je nachdem, was wir tun wollen – oder müssen –, werden wir einzelne Bestandteile dieser Identität nach Bedarf an- oder abstellen können.

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Das Leitbild eines kollaborativen, netzwerkartigen Arbeitens, das sich neuen Aufgaben mit immer neuen Konstellationen stellt, prägt immer mehr das Denken innerhalb wie außerhalb der Unternehmen. Die in den kommenden Jahren in die Verantwortung hineinwachsenden Nachwuchs-Jahrgänge tragen zu dieser Verstärkung bei. «Aufgewachsen in einer Zeit, in der Wandel der Normalzustand, Globalisierung Realität, die digitale Welt Alltag ist, suchen sie schnellen Wechsel, ehrliches, häufiges Feedback, klare Rahmenbedingungen für Budgets, Ziele, Termine, aber maximale Autonomie für den Weg zum Ziel», sagt die Schweizer Managementberaterin Betty Zucker.4 So wie die Projektisierung die Arbeitswelt erobert, wird sie auch die Welt der Geldanlage erobern. Zu verlockend ist die Perspektive, dem eigenen Geld quasi beim Arbeiten zusehen zu können, und sich dabei selbst für das «richtige» Projekt entscheiden zu können – und auch dafür, was «richtig» dabei jeweils bedeuten soll: die Rendite oder das Risiko, die handelnden Personen oder das Ziel des Projekts. Einen ersten Vorstoß von Emittenten-Seite unternahm hier im März 2012 der französische Präsidentschafts-Kandidat François Hollande, der die (in Deutschland kritisch diskutierten) Euro-Bonds als «Projekt-Bonds» einführen möchte, mit denen «zielgerichtete Investitionen in Zukunftsprojekte finanziert» werden sollen5. Noch sind Anlageprodukte, die auf einzelne Projekte zielen, eher auf Großprojekte ausgerichtet und Großanlegern vorbehalten. Aber nicht zuletzt die sinkenden Vertriebs- und Verwaltungskosten online-basierter Systeme machen Projektfinanzierungen auch bei deutlich geringeren Einzahlungen je Anleger realisierbar. Die ersten solcher Crowdfunding-Projekte wurden bereits erfolgreich umgesetzt: Die Firma Brainpool etwa bekam im Dezember 2011 gleich eine ganze Million Euro in nur einer Woche zusammen, als Schwarm-Beitrag zu einem geplanten Kinofilm in Anlehnung an die TV-Serie Stromberg.6

4 Dilk, Anja / Littger, Heike: Frei Potentials, in: GDI Impuls 04/2010 5 «Man wird auf mich hören müssen», Interview in: Der Spiegel 11/2012, S. 90 6 Anlagesumme zwischen 50 und 1000 Euro je Investor, Rückzahlung in Abhängigkeit vom Kartenverkauf, Break-Even bei 1.000.000 verkauften Kinokarten. Vertrieb: myspass.de

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Der Trend: Karriere, Vermögen, das Leben an sich werden nicht mehr geradlinig geplant und realisiert, sondern springen von Projekt zu Projekt. Die Diskontinuität wird kontinuierlich, das Leben wird eine Beta-Version seiner selbst. Die Perspektive für den Anleger: Statt einer starren Lebensplanung soll die Geldanlage eher eine flexible Lebensabschnittsplanung ermöglichen. Privatanleger erhalten Zugang zu projektbasierten Anlageprodukten, die bisher Großanlegern vorbehalten waren. Chancen für Investmentfonds: Investmentfonds können dazu beitragen, die immer sprunghaftere Lebensführung mit der Notwendigkeit eines langfristigen Anlagehorizonts in Einklang zu bringen.

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Von Just Do It zu Must Do It Der Industrie- und Sozialstaat hat lange Zeit erfolgreich die Rahmenbedingungen geschaffen, um seinen Bürgern ein unabhängiges Leben zu ermöglichen. Über 60 Jahre wurden überall in der entwickelten Welt dafür Superstrukturen aufgebaut, die ein Rundum-Sorglos-Paket schnürten – und folgerichtig zu «Vollkaskomentalität» führten. Die Anforderungen an die anderen (den Staat, die Produkte, die Unternehmen, das System) wuchsen ebenso kontinuierlich wie die Anforderungen sanken, die die Menschen an sich selbst stellten. Doch diese Rechnung geht nicht mehr auf. Die Staatsverschuldung ist zuletzt so schnell so untragbar geworden, dass mit der Kostenfrage zugleich immer häufiger die Systemfrage gestellt wird; und die Verpflichtungen, die die Staaten für die Zukunft bereits eingegangen sind, insbesondere für Renten, Pensionen und Krankenversorgung, betragen noch einmal ein Mehrfaches ihres derzeitigen Schuldenstandes.

Die offiziellen Staatsschulden sind nur ein kleiner Teil der staatlichen Finanz-Verpflichtungen. Insbesondere Pensionsansprüche und Versorgungszusagen belasten heute schon die Budgets zukünftiger Generationen. Diese Kalkulation des US-Sozialforschers Jagadeesh Gokhale zeigt, wie groß diese gesamten zukünftigen Verpflichtungen in Relation zum heutigen Sozialprodukt der jeweiligen Länder sind. Quellen: Jagadeesh Gokhale, Measuring the Unfunded Obligations of European Countries, 2009; Eurostat

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Und das, obwohl die meisten Staaten bereits das Gesundheitswesen, die Rentenversicherungen und andere sozialstaatliche Einrichtungen für den Wettbewerb geöffnet hatten. Eine gigantische unsichtbare Wolke überschattet die westlichen Gesellschaften. Und die Generation, auf deren Schultern sich all diese Lasten konzentrieren, hat begonnen, sich dagegen aufzulehnen. Die Idee des kontinuierlichen Fortschritts, einer über alle Krisen und Schwankungen nach oben gerichteten Entwicklung, war über Generationen hinweg so mächtig, dass darüber das Gefühl für die Realitäten und der Sinn für das Machbare verloren gingen. In den nächsten Jahren wird die Fortschritts-Idee an Kraft verlieren – und das Machbare ins Zentrum rücken.7 In Krisen wird das Machbare oft als «alternativlos»8 dargestellt: «TINA», There is no alternative. Doch wenn die reale Entwicklung keine lebenswerten Lösungen bietet, ist «There is no Alternative» nicht die richtige Antwort. Sondern «There must be an Alternative», zumindest auf mittlere Sicht. Dabei gewinnen zwei scheinbar altmodische Begriffe verlorene Bedeutung zurück: Pflicht und Können.

- Pflichten sind das unverzichtbare Gegenstück zu Rechten. Ein funktionierendes Gemeinwesen braucht das eine wie das andere; doch während die Menschenrechte in der Charta der Vereinten Nationen und praktisch jeder Verfassung enthalten sind, gibt es nirgends eine ähnlich verbindliche Aufzählung der Menschenpflichten.9 Doch die reife Gesellschaft des mittleren 21. Jahrhunderts wird Neu-Verteilungen von Rechten und Pflichten enthalten müssen: bezüglich der Altersvorsorge genauso wie bezüglich der Weiterbildung, für sich selbst genauso wie für Freunde und Familie, für die Sicherheit auf den Strassen genauso wie für die Qualität des kulturellen Angebots. Diese Neuverteilung kann für die gesamte Gesellschaft erarbeitet werden («New Deal»), aber auch individuell (Selbstverpflichtung) oder kollektiv, etwa für Familien oder für Belegschaften. Insbesondere Vereinbarungen, die eine Brücke

7 vgl. Bosshart, David: The Age of Less. Die neue Wohlstandsformel der westlichen Welt, Murmann 2011 8 Unwort des Jahres 2010 9 Eine 1998 von der Organisation «Inter Action Council» veröffentlichte «Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten» stieß auf nur geringes Interesse. Vgl. Schmidt, Helmut (Hrsg.): Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten: Ein Vorschlag, Piper 1998

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zwischen mehreren Generationen bauen wollen, werden hierfür auf spezielle Finanzprodukte angewiesen sein, etwa einen Sparplan, der Mittel von Kinder-, Eltern- und Großelterngeneration sammelt und nur für gemeinsam festgelegte Zwecke verwendet werden kann («privater Generationenvertrag»).

- Können ist das, was es neben dem Wissen noch braucht, um ein Produkt herzustellen. In der globalisierten Wissensgesellschaft des späten 20. Jahrhunderts galt es schon als überholt. Unternehmen agierten eher als «Symbolanalytiker» (Robert Reich)10 denn als Produzenten, und lagerten alles das aus, was noch mit der konkreten, physischen Welt zu tun hatte – zuletzt meist in die große Fabrik der Weltwirtschaft: nach Asien. Diese Entwicklung kehrt sich gerade um: Zum einen erstreiten sich asiatische Arbeiter, wie bei Foxconn11, mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen und tragen damit dazu bei, den Anteil der materiellen Produktion an der gesamten Wertschöpfung zu erhöhen. Zum anderen erhöht die Über-Komplexität globalisierter Produktionsprozesse den Wunsch, das eigene Umfeld wieder selbst bestimmen und kontrollieren zu können: Je mehr die «großen Dinge» wie Währungskurse oder Energiepreise außer Kontrolle geraten, desto wichtiger wird das im Alltag Machbare. Die von der Hamburger Philosophin Christine Ax entworfene «Könnensgesellschaft»12 zeigt, dass eine solche stark auf das eigene, regionale Umfeld konzentrierte Entwicklung nicht mit Wohlfahrtsverlusten verbunden sein muss.

10 Reich, Robert B.: The Work of Nations: Preparing Ourselves for 21st-Century Capitalism, 1991 11 Mit 1,2 Millionen Beschäftigten (2011) vorwiegend in China und einem Umsatz von 59,3 Milliarden US-Dollar (2010) ist Foxconn einer der größten Elektronik-Hersteller weltweit und produziert unter anderem für Apple, HP, Dell und Sony. 12 Ax, Christine: Die Könnensgesellschaft. Mit guter Arbeit aus der Krise, Rhombos 2009

Von der Massenproduktion zur Produktion der Massen Christine Ax, Büro für zukunftsfähige Entwicklung und Kommunikation, Berlin Die Zukunft der Produktion liegt nicht in der Massenproduktion, sondern in der «Produktion der Massen». Der Zugang vieler Menschen hierzulande und weltweit zu Kapital und Produktionsmitteln ist wie der Zugang zum Erwerb von Können und Wissen die wichtigste Voraussetzung für eine demokratische, nachhaltige Wirtschaft und ein wachsendes Bruttosozialglück. Nur wenn die Weltwirtschaft auf sich selbst tragenden und sich selbst regulierenden dynamischen und lebensfähigen Systemen beruht, ist die Suprastruktur Globalisierung überhaupt beherrschbar.

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Ob freiwillig oder erzwungen: In der Gesellschaft wird die Verantwortung des Einzelnen für sich und sein Umfeld eine wichtigere Rolle einnehmen. Die «Entprivatisierung der großen Lebensrisiken» (Bert Rürup)13, die von Otto von Bismarck bis Norbert Blüm Leitmotiv des Sozialstaats war, war schon im späten 20. Jahrhundert über das Ziel einer angemessenen Verteilung von Rechten und Pflichten hinausgeschossen. Der demographische Stress, dem in den kommenden Jahrzehnten alle sozialen Systeme durch die Alterung der Baby-Boomer ausgesetzt sind, wird schlicht aus Kostengründen die Abkehr von der Vorstellung des fürsorglichen Staates erzwingen – es sei denn, die Bürger emanzipieren sich selbst und aus eigenem Antrieb von dieser Vorstellung. Eine mögliche Folge ist die Entwicklung und Stärkung einer «Teilkasko-Mentalität», bei der nicht alle Lebensrisiken auf staatliche Sicherungs-Systeme abgewälzt werden. Der Ansatz einer Selbstbeteiligung bei Risiken ist aus der Versicherungsbranche bekannt und kann von dort auf andere Lebensbereiche übergreifen. Private Alterssicherungen und Anlageprodukte haben hierbei gute Chancen, die schwerfälligen staatlichen Systeme so zu ergänzen, dass den Bürgern eine optimale Kombination aus Flexibilität und Sicherheit geboten wird.

13 in: Adolf-Arndt-Kreis (Hrsg.): Staat in der Krise - Krise des Staates?: Die Wiederentdeckung des Staates, Berliner Wissenschafts-Verlag 2010, S. 70

Der Trend: Finanzieller und demographischer Stress erfordern eine Neuverteilung von Rechten und Pflichten zwischen Staat, Gesellschaft und Individuum. Die Perspektive für den Anleger: An die Stelle des Wünschbaren tritt das Notwendige, aus der Vollkasko- wird die Teilkasko-Mentalität. Robuste Lösungen mit stärkerem Gewicht auf Eigeninitiative und -beteiligung gewinnen an Attraktivität. Chancen für Investmentfonds: Neben den schwerfälligen staatlichen Systemen wächst der Raum für flexible Altersvorsorgelösungen. Ein neuer Markt kann durch generationenverbindende Anlageprodukte («private Generationen-verträge») entstehen.

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Nudge and Play «Muss nur noch kurz die Welt retten», singt Tim Bendzko über das Lebensgefühl der Facebook-Generation. Vieles, und alles natürlich wichtig, mal eben schnell und möglichst gleichzeitig abhaken, bevor das nächste, genauso Wichtige kommt. Die (aus Sicht der Eltern-Generation) wirklich wichtigen Fragen, wie Ausbildung, Beruf, Familie, Geldanlage erhalten da keine Sonderbehandlung. Eltern (und Unternehmen) können an einer solchen Permanent-Beta-Lebenshaltung verzweifeln. Oder sich auf sie einlassen. Wenn eine Einstellung wie «Jetzt könnte ich noch 10 Minuten etwas für meine Vorsorge tun» nicht zu den angebotenen Vorsorge-Programmen passt, dürfte es einfacher sein, die Programme zu ändern als die Menschen. Ein möglicher Lösungsweg kommt von den US-Autoren Richard Thaler und Cass Sunstein: Anstelle von Argumenten gibt man «Nudges» (Anstoß, Stups), um Menschen in die gewünschte Richtung zu bewegen.14 Eines der erfolgreichsten Beispiele hierfür sind die Kundenbindungsprogramme, namentlich die Vielflieger- oder Bonusmeilenprogramme der Fluggesellschaften. In den letzten 15 Jahren haben sich die «Meilen» als eine Art «Zweit-Währung» in allen Kundensegmenten etabliert. Der Nudge besteht darin, dass der Kunde regelmäßig sein Meilenkonto checken kann und auf einer Skala sieht, wie weit er noch vom nächsten Status oder dem nächsten Gratisflug entfernt ist. Vielleicht macht er hier noch ein Gewinnspiel, wirbt dort einen Freund. Plötzlich gibt es einen neuen Kommunikationskanal zwischen Kunde und Unternehmen. Ein Kanal, der auf den ersten Blick wenig mit Verkaufen zu tun hat, aber ganz viel mit Spiel. Und das interessiert nicht nur die Facebook-Generation. In einer Zeit, in der es im englischen Sprachraum mehr Marken als Wörter gibt, verursacht auch die sinnvollste Information eine ungewollte Sättigung. Es etabliert sich eine Anti-Haltung, eine Art Werbe-Resistenz, die Markenkommunikation zwar registriert, aber gnadenlos «herausfiltert». Ein spielerischer Nudge wie das «Meilen-Sammeln» scheint unverdächtiger, es fliegt unter dem Radar. Auch auf ernsthaftere Themen wie Vermögensaufbau ist die Nudge-Mechanik übertragbar. Eines der ökonomisch relevantesten Einsatzgebiete 14 Thaler, Richard / Sunstein, Cass: Nudge. Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Econ 2009

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für Nudges sind derzeit schon Systeme der betrieblichen Altersvorsorge, bei denen die Mitgliedschaft des Mitarbeiters freiwillig ist. Je stärker die Standard-Methode des Arbeitgebers die Beschäftigten in das Vorsorge-System stupst, desto höher sind auch die Teilnahmequoten. Dass man auch Ernst und Spiel verbinden kann, zeigte beispielsweise die Keep-the-Change-Kampagne der Bank of America aus dem Jahre 2005 (siehe Interview): Jedes Mal, wenn man mit einer Bank-of-America-Visakarte bezahlte, rundete die Bank den Betrag auf (etwa von 39,89 auf 40 Dollar) und übertrug die Differenz vom Kartenkonto auf ein Sparkonto. Bereits ein Jahr nach dem Launch der Kampagne hatten 2,5 Millionen bestehende Kunden das Programm auf ihrer Karte aktiviert. Die Bank verzeichnete zudem über 700.000 Neukunden.

Keep the Change Interview mit Diego Rodriguez, Professor am Hasso Plattner Institute of Design in Stanford, Gründer der Designagentur IDEO und Erfinder von «Keep the Change» Was war die Ausgangslage für die Keep-the-Change-Kampagne? Die Frage lautete: Wie überzeugen wir Mütter davon, Giro- und Sparkonten zu eröffnen? Zwei Monate lang interviewten und beobachteten wir die Zielgruppe und machten dabei eine große und eine kleine Beobachtung: 1. Fast keine der Mütter war in der Lage, Geld zu sparen. 2. Eine Mutter in Atlanta rundete an der Kasse immer ihre Beträge auf, damit es schneller ging. Wir fassten beides in einer Idee zusammen: aufgerundete Beträge auf ein Sparkonto übertragen zu lassen. Keep the Change.

Die ersten Erfolge waren großartig, wie sieht es heute aus? Trotz der Finanzkrise läuft es recht gut. Und bis heute sind 99 Prozent der Leute, die in das Programm eingestiegen sind, immer noch dabei.

Ihrer Erfahrung nach: Warum funktionieren Nudges? Viele Menschen sind im Alltag sehr erschöpft, vom Leben, von der Arbeit; sie machen sich Sorgen und haben Ängste. Jetzt müssen sie sich auch noch mit Stromsparen beschäftigen und mit privater Vorsorge. Die Kommunikation zu solchen Themen ist oft reißerisch und gleichzeitig, wenn man das Kleingedruckte liest, hochkompliziert. Mit Programmen wie Keep the Change bekamen Menschen eine einfache, logische und doch etwas spielerische Möglichkeit, ihre Probleme zu lösen.

Der Bedarf dafür steigt? Sicher. Die Facebook-Generation ist es gewohnt, online neben der Arbeit wichtige Dinge spielerisch zu lösen. Für die ist das gedruckte Vorsorgeprogramm einer Bank ein Alptraum. Sie wollen eine App. Etwas, das schwere Dinge leichter werden lässt.

Was sind die Grenzen der Nudges? Reines Spiel verliert irgendwann seinen Reiz. Man braucht einen echten Nutzen.

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Heute, sieben Jahre später, gibt es eine Reihe Finanz-Angebote, die Nudge-Mechaniken mit Meilen-Logik und Keep-the-Change-Konzeption verbinden. Unternehmen wie Saveup.com oder Goalcard, die ihre Angebote als App oder über Facebook vermarkten, versuchen vor allem jüngere Kunden, «die sich nicht von Kreisdiagrammen blenden ließen» (Priya Haji, CEO von saveup.com), für Vorsorge oder Vermögensaufbau zu sensibilisieren. Sobald man bei ihm entweder ein Sparziel erreicht oder seine Schulden abbaut, bekommt man «Belohnungen», Credits; die Credits wiederum können bei Partnerprogrammen eingelöst oder ausbezahlt werden. Die meisten solcher Applikationen arbeiten mit drei Mechaniken, die der Situation der Permanent-Beta-Generation entsprechen:

- Fortschritt: Anhand einer Skala kann man jederzeit ablesen, wie nah man seinem Sparziel ist. Ein simpler, spielerischer Trick, um Leistungen zu steigern, nicht unähnlich dem Blick auf eine Sportrangliste.

- Unregelmäßigkeit: Während bei klassischen Sparprogrammen typischerweise über Jahre oder Jahrzehnte monatliche Zahlungen geleistet werden müssen, soll hier der Kunde genau dann aktiv etwas für seine Vorsorge tun, wenn ihm gerade danach ist.

- Vergleich: Während bisher Guthaben als größtes Geheimnis gehandelt wurden, wird nun experimentiert mit einer einseitigen Offenheit. Man kann seine Sparresultate oder Ausgaben oder Schulden mit dem Durchschnitt der Bevölkerung vergleichen – oder mit dem seiner Freunde auf Facebook.

Der Markt ist noch jung, aber die US-Beratungsfirma Gartner prognostiziert, bereits in zwei Jahren würden mehr als 70 Prozent der 2000 größten Unternehmen der Welt mindestens eine Applikation anbieten, die mit spielerischen Mitteln arbeitet.15 Aus Sorge, eine wachsende Facebook-sozialisierte Kundengruppe anders nicht erreichen zu können.

15 Gartner Predicts Over 70 Percent of Global 2000 Organisations Will Have at Least One Gamified Application by 2014, Pressemitteilung vom 9. November 2011

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Der Trend: Eine junge, kurzfristig orientierte Zielgruppe reagiert eher auf aktivierende und spielerische Anreize als auf herkömmliche Sparargumente. Die Perspektive für den Anleger: Der Zugang zum komplexen Produkt Geldanlage wird einfacher, das Sparen bekommt einen Spaßfaktor. Chancen für Investmentfonds: «Nudges» können insbesondere bei langfristig orientierten Anlage-Produkten die Anlagebereitschaft deutlich erhöhen. Flexible und multiple Kleinst-Beträge können sich als neue Anlage-Form entwickeln.

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The Visible Hand

Es geht eine gerade Linie von Adam Smith zu Gordon Gekko. «Greed is good», Gier ist gut, der Leitsatz des Spekulanten aus Oliver Stones Film «Wall Street» von 1987 beruft sich auf den schottischen Urvater der Marktwirtschaft. Dass der Bäcker uns gutes Brot backt, liege nicht daran, dass er uns eine Freude machen möchte, sondern an seinem eigenen Profitstreben – Qualität der Produkte und Wohlstand der Nationen entstehen, als würde der Produzent «von einer unsichtbaren Hand geleitet, um einen Zweck zu fördern, der keineswegs in seiner Absicht lag».16 Die Erfolgsgeschichte liberaler Marktwirtschaften in den vergangenen zwei Jahrhunderten, das beispiellose Wachstum von Wohlstand und Lebensqualität, geht maßgeblich auf das Vertrauen in diese Wirkung der unsichtbaren Hand zurück. Das multiple Versagen un- oder unter-regulierter Märkte in der Finanzkrise von 2007/08 allerdings hat dieses Vertrauen geschwächt. Die Verwandlung von individuellem Profitstreben in allgemeinen Wohlstand vollzieht sich längst nicht immer so einfach, wie es die Anhänger Adam Smiths prophezeit haben – wobei Smith selbst die Notwendigkeit von Normen und Regeln für das Funktionieren von Märkten durchaus bewusst war.17 Die klassische Alternative zur unsichtbaren Hand der Märkte ist die sichtbare Hand der Staaten. Zumindest für eine Übergangszeit nahm das Vertrauen in sie zu, weil sie in der akuten Krise den Kollaps des globalen Finanzsystems verhinderten. Doch auch dieses ist bereits Vergangenheit: Durch die Staatsfinanzkrise in der Eurozone ab 2010 ist der Glaube an die ordnende Macht des Staates drastisch gesunken. Eine Rückkehr zu soliden, Vertrauen schaffenden Staatsfinanzen ist angesichts des Ausmaßes von Schuldenstand und ungedeckten Verpflichtungen so gut wie ausgeschlossen. Doch egal wie stark die öffentlichen Hände in Misskredit geraten: Das Image der Akteure auf den Finanzmärkten konnte davon bislang nicht profitieren und wird es auch weiterhin nicht tun. Einmal zerstörtes Vertrauen

16 Smith, Adam: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations. 1776 17 Unter anderem hielt Adam Smith es für eine Pflicht des Herrschers, «jedes Mitglied der Gesellschaft, soweit es möglich ist, vor Ungerechtigkeit und Unterdrückung anderer Mitglieder der Gesellschaft zu schützen».

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der Konsumenten und Anleger kehrt nicht dadurch zurück, dass auch andere das in sie gesetzte Vertrauen enttäuschen. Zumindest nicht, wenn es Alternativen gibt.

Quelle: Studie «Anlegerinteressen im Fokus – II», Fidelity / TNS, 2011

Gerade weil es keine besseren Resultate bringt, die unsichtbare Hand des Marktes durch die sichtbare Hand des Staates zu ersetzen, gibt es eine steigende Zahl von Versuchen, statt dessen die Hand des Marktes sichtbarer zu machen: Transparente Produkte und Prozesse ermöglichen es den Bürgern, die Funktionsweise und die Rahmenbedingungen einzelner Märkte zu erkennen und zu beeinflussen. Für den Markt der Geldanlage bedeutet dies in erster Linie eine Zunahme der Ansprüche an Ethik und Transparenz – sowohl der Akteure als auch der Produkte.

- Die Ethisierung der Akteure kann dabei helfen, eine Person und/oder ein Unternehmen vom Rest der Branche positiv abzuheben und damit individuelles Vertrauen zurückzugewinnen. Das kann geschehen durch

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Geht nicht auf meine Bedürfnisse ein

Zeigt keine Initiative

Berät mich schlecht

Hat zu kleines Produktangebot

Warum vertrauen Sie Ihrem Finanzberater weniger?

Europa in %

Deutschland In %

Vertrauen auf dem Rückzug In Deutschland wie in ganz Europa ist das Vertrauen der Kunden in Banken im allgemeinen und die Anlageberatung im besonderen seit Ausbruch der Finanzkrise deutlich zurückgegangen. Bei einer Befragung im Auftrag der Investmentgesellschaft Fidelity in 14 europäischen Ländern gab etwa jeder fünfte der Befragten an, seinem Finanzberater nur noch wenig oder gar nicht mehr zu vertrauen. In Deutschland sagten 38 Prozent der Befragten, ihr Vertrauen in ihren Finanzberater sei seit 2008 gesunken, in Gesamteuropa sagten das «nur» 31 Prozent.

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Selbstverpflichtungen, etwa den «hippokratischen Eid für Manager» der Harvard-Business-Professoren Rakesh Khurana und Nitin Nohria18 oder durch ein Bekenntnis zu Leitbildern, etwa die seit der Renaissance geltenden Tugenden des «Ehrbaren Kaufmanns», die der Berliner Ökonom Daniel Klink erfolgreich neu propagiert.19

- Die Ethisierung der Produkte knüpft an bereits vorhandenen Produkt-Kategorien an, etwa Nachhaltigkeits-Fonds oder Scharia-kompatiblen Geldanlagen. Bisher werden solche ethischen Vorgaben jeweils vom Anbieter für den einzelnen Fonds festgelegt , weshalb die Anleger dafür nur geringe Abstriche an der Renditeerwartung akzeptieren. Bei Produkten, bei denen der Anleger selbst die ethischen Kriterien vorgeben kann, dürfte hingegen das Renditeziel eine weit geringere Rolle spielen. Denn die eigene Mitarbeit für ein hehres Ziel markiert den Übergang aus der rationalen Rendite-Welt des Homo Sapiens in die kooperative, mitfühlende Welt des «Homo Empathicus» (Jeremy Rifkin): «Empathie ist der soziale Leim, der es einer zunehmend individualisierten und heterogenen Bevölkerung erlaubt, vertrauliche Bande über ausgedehntere Kreise hin zu knüpfen, um den Zusammenhalt der Gesellschaft als Ganzes zu garantieren.»20

- Die Transparenz der Akteure wird derzeit meist als Bedrohung für die Finanzbranche gesehen: Wenn Kreditgeber und Kreditnehmer eine direkte Beziehung aufbauen (wie beim stark wachsenden P2P Lending), ist schließlich kein Kreditinstitut als Mittler mehr nötig. Allerdings könnten auch die traditionellen Finanzdienstleister hier Chancen für sich entdecken: Banken können das Bedürfnis des Anlegers, zu wissen, wer was mit seinem Geld anstellt, ebenfalls befriedigen; und Fonds-Anbieter können beispielsweise ihren Anlegern in einer ähnlich personalisierten Form über ihre Anlage-Entscheidungen Auskunft geben wie der berühmteste aller zeitgenössischen Investoren: Warren Buffett.

- Die Transparenz der Produkte wird durch die Digitalisierung von Finanzinformationen sowohl erleichtert als auch erzwungen. So wie ein RFID-Chip im Einzelhandel zu jedem einzelnen Produkt im Regal detaillierte Informationen enthält, werden auch Anlage-Produkte weit detailliertere Angaben über ihre Zusammensetzung bieten müssen. Je

18 vgl. Deckstein, Dagmar. Klasse! – Die wundersame Welt der Manager, Murmann 2009 19 Klink, Daniel: Der Ehrbare Kaufmann, Berlin 2007 20 Rifkin, Jeremy: Die Dritte Industrielle Revolution, Campus 2011, S. 254

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mehr Unternehmens-Informationen mit einzelnen Wertpapieren verknüpft werden können, desto besser können Fragen von Anlegern beantwortet oder ihre Bedürfnisse befriedigt werden.

Persönliche Beziehung zum Kunden und Seriosität ausstrahlende Akteure sind keine Gewähr dafür, dass tatsächlich auch saubere Transaktionen stattfinden und die Gelder der Anleger in guten Händen sind. Transparenz (der Marktakteure) und Kontrolle (durch staatliche Institutionen) sind deshalb eine entscheidende Voraussetzung, um Vertrauen nicht nur zu schaffen, sondern auch zu verdienen.

Der Trend: Das Vertrauen in die Unsichtbare Hand, in die wohltätige Wirkung des anonymen Marktes ist nachhaltig erschüttert. Dem stärkeren Bedürfnis nach Sichtbarkeit und Sicherheit lässt sich durch Transparenz und Ethisierung von Akteuren und Produkten entsprechen. Die Perspektive für den Anleger: Das Bedürfnis nach Ent-Anonymisierung der Kapitalanlage wächst. Mit der eigenen Anlage-Entscheidung soll auch das Gefühl vermittelt werden, etwas Gutes zu tun und in irgendeiner Form die Welt zu verbessern Chancen für Investmentfonds: Jede Information, die über Nutzen, Chancen und Risiken eines Fonds gegeben werden kann, ist eine gute Information. Neue Technologien werden es ermöglichen, die Vielfalt der Investmentfondslösungen mit der Befriedigung hoch individueller Kundenbedürfnisse zu verbinden.

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Capital goes human

Die Investition in Humankapital ist die älteste Methode der Altersvorsorge überhaupt – nämlich in Form der Gründung einer Familie. Die Arbeitskraft der eigenen Kinder soll dazu beitragen, den Lebensabend der Eltern zu sichern, und hat das auch seit Jahrtausenden in unzähligen Fällen getan. Neben der Investition in Sachwerte (von Immobilien bis Aktienfonds) sowie in staatliche und private Alterssicherungssysteme bleiben die eigenen Kinder auch weiterhin eine wichtige Säule der Altersvorsorge. Doch darüber hinaus kann eine andere Form der Investition in Humankapital in den kommenden Jahrzehnten eine zunehmende Rolle spielen: auf Bildungsfinanzierung spezialisierte Pensionsfonds. Dafür sprechen vor allem zwei derzeit bereits sichtbare Trends: die zunehmende Bedeutung des Humankapitals als Produktionsfaktor in der Wissensgesellschaft sowie die Reduzierung des Angebots extrem langfristiger Anlageprodukte.

Quellen: Weltbank (bis 2010), Center for International Futures, Base-Case Prognose (ab 2015)

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Geburtenraten (Kinder pro Frau) 1960 - 2050

Welt

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Kinder werden kostbarer Galt vor wenigen Jahrzehnten vielen noch die Bevölkerungsexplosion als das größte Problem der Menschheit, so ist davon heute praktisch nichts mehr zu hören. Die Geburtenraten sind weltweit drastisch zurückgegangen und werden sich den meisten Prognosen zufolge bis zur Mitte des Jahrhunderts bei etwas mehr als zwei Kindern je Frau einpendeln – genau die Größenordnung, die für eine langfristig konstante Bevölkerungszahl benötigt wird. In Deutschland dürfte die Entwicklung in umgekehrter Richtung gehen: Der absolute Tiefpunkt der Geburtenraten wurde um 1995 mit 1,25 Kindern pro Frau erreicht, für die kommenden Jahrzehnte wird ein leichter Anstieg auf Werte zwischen 1,5 und 1,6 prognostiziert.

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Der Produktionsfaktor Humankapital, also der Beitrag des Menschen zu den Produktionspotenzialen eines Unternehmens oder einer Gesellschaft, wird im 21. Jahrhundert weiter an Bedeutung zunehmen – denn in der Wissensgesellschaft steckt das entscheidende Kapital eines Unternehmens nicht so sehr in seinen Fabriken oder Maschinen, als vielmehr in seinen Köpfen. 1999 prognostizierte der (damals 89jährige) Management-Philosoph Peter F. Drucker für das gesamte nächste Jahrhundert eine Verfünfzigfachung der Produktivität der Wissensarbeit.21 Trotzdem bleiben die Köpfe der Engpassfaktor der Wertschöpfung: «Was ist knapp? Kapital? Sicher nicht. Menschen? Gut ausgebildete schon. Ideen? Allemal.» (Reinhard K. Sprenger)22 Wie knapp Ideen (und die zugehörigen Menschen) bereits sind, zeigte sich im vergangenen Jahrzehnt in den exorbitanten Vergütungen für Spitzenkräfte aus Management, Vertrieb oder Design (als Boni oder Stock Options) und derzeit besonders ausgeprägt in den «Patent Wars» der Computer, Tablet- und Smartphone-Produzenten. Anders als das in Patenten geronnene Humankapital unterliegt dabei dasjenige, das sich in den Köpfen der Beschäftigten befindet, nicht der Verfügungsgewalt der Unternehmen. Sie können es weder kaufen noch verkaufen, weder bilanzieren noch beleihen, sondern nur nutzen.

Das Angebot für extrem langfristige Anlageprodukte wird in den nächsten Jahren deutlich ausgedünnt werden, da eine gesamte Anlageklasse praktisch wegbrechen dürfte: langlaufende Staatsanleihen. Die Vorstellung, einem Staat für 20, 30 oder gar 100 Jahre Kredit zu gewähren, wird immer weniger zeitgemäß sein. Der Glaube an die Risikolosigkeit der Anleihen an Industriestaaten hat sich soeben als Illusion erwiesen23; dem Glauben an die Kalkulierbarkeit des Risikos langlaufender Staatsanleihen steht ähnliches bevor. Die sich so öffnende Lücke ist geradezu ideal geeignet für die wichtigsten Investitionen in Humankapital: Bildungs-Investitionen. Denn was heute für frühkindliche Bildung oder für Schulbildung ausgegeben wird, kann frühestens nach zwei Jahrzehnten die ersten Erträge bringen (wenn die ursprünglich unterstützten Kinder ihre ersten Einkommen erzielen), danach aber über vier bis fünf weitere Jahrzehnte Früchte tragen. Bislang galten solche Anlagezeiträume weder Unternehmen noch Privatanlegern als 21 Drucker, Peter: Management im 21. Jahrhundert, Econ 1999 22 Sprenger, Reinhard: Aufstand des Individuums, Campus 2000 23 Der griechische Schuldenschnitt Anfang März 2012 war der erste Zahlungsausfall eines OECD-Mitglieds überhaupt.

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zumutbar – und damit als staatliche Aufgabe. Doch gerade für die Portfolios von Rentenfonds können solche extrem langfristigen Investments eine attraktive Ergänzung darstellen, wenn die bislang als «risikolos» geltenden Anlagen in Anleihen von Industriestaaten an Attraktivität einbüßen. Die erzielbaren Renditen bei der Investition in Humankapital sind durchaus beachtlich. So errechnete das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) kürzlich für ein «Gesamtkonzept der frühkindlichen Förderung» in Deutschland (mit Maßnahmen von Kindergartenpflicht ab vier Jahren bis zu besserer Erzieher-Ausbildung) eine jährliche Rendite von acht Prozent für den Staat als Investor sowie von jährlich 13 Prozent für die Volkswirtschaft – gerechnet über einen Zeitraum von 40 Jahren.24 Trotzdem hatte das Konzept keine Chance auf Umsetzung, da es eine Milliarde Euro teurer war als das (wesentlich unrentablere) Regierungsprogramm zu frühkindlichen Bildung. Anlageprodukte, die solche öffentlichen Finanzierungslücken schließen, könnten individuelle Rendite und gesellschaftlichen Nutzen verbinden. Theoretisch ist eine Vielzahl von Anlageprodukten denkbar, die in Humankapital investieren: von Fonds, die die Studienfinanzierung für einzelne Jahrgänge eines Universitäts-Studiengangs übernehmen, über solche, die sich auf die Integration von Zuwanderern spezialisieren, bis hin zu Fonds, die Stars aus Film, Musik, Sport und Wirtschaft in ihren Portfolios versammeln. Bei der Umsetzung in die Praxis der Geldanlage werden diejenige Modelle der Investition in Humankapital die besten Chancen auf Realisierung haben, die auch eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz erreichen. Gerade in Deutschland löst der Begriff Humankapital sehr gemischte Gefühle aus, weil geargwöhnt wird, er wolle «Menschen zu nur noch ökonomisch interessanten Größen degradieren»25. Bei der Gestaltung von (bislang praktisch noch nicht existenten) Anlageprodukten im Bildungsbereich sollte deshalb von Anfang an berücksichtigt werden, dass es potenziellen Investoren nicht unbedingt um Rendite-Maximierung gehen muss: Auch ideelle Faktoren können und werden hier eine Rolle spielen. Wenn sich beispielsweise vermögende

24 Institut der Deutschen Wirtschaft: Renditen der Bildung – Investitionen in den frühkindlichen Bereich, Köln 2007 25 aus der Begründung der Jury für die Wahl von «Humankapital» zum Unwort des Jahres 2004

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Privatpersonen zusammentun, um für einen talentierten jungen Geiger eine Stradivari zu kaufen, könnten sie auf einen Wertzuwachs des Instruments spekulieren oder an zukünftigen Gagen des Jugendlichen partizipieren wollen – oder sich schlicht daran freuen, einem jungen Menschen einen Karrierepfad zu bahnen. Je mehr dieser möglichen Motive ein Humankapital-Investmentfonds berücksichtigen kann, desto attraktiver kann er für Anleger werden.

Der Trend: In der Wissensgesellschaft nimmt die Bedeutung des Humankapitals als Produktionsfaktor weiter zu. Private Mittel können die knappen öffentlichen Gelder ergänzen, um optimale Bedingungen für die Investition in Köpfe zu schaffen. Die Perspektive für den Anleger: Investitionen ausschließlich in Finanz- und Sachkapital können sich als nicht ausreichend für die Altersvorsorge erweisen. Wer keine eigenen Kinder hat, sollte Wege suchen, wie er heute andere Kinder unterstützen kann, um morgen von ihnen unterstützt zu werden. Chancen für Investmentfonds: Investitionen in Humankapital können sich zu einer völlig neuen Anlageklasse entwickeln. Fonds für Bildungs-Investitionen eignen sich dabei insbesondere für extrem langfristige Anlagehorizonte.

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Inseln der Unterflächlichkeit

Wenn wir online sind, klicken wir durchschnittlich auf 94 verschiedene Webseiten pro Tag. Wenn wir vor dem PC sitzen, wechseln wir 36 Mal pro Arbeitstag zwischen dessen verschiedenen Programmen hin und her. Wir konsumieren mehr als dreimal so viel Information wie noch vor 30 Jahren, und das geht so weiter, meldet Jahr für Jahr Nielsens Online Media Report: Wir lesen, schauen, und schreiben immer mehr. Aber verarbeiten wir auch mehr? Können wir auch mehr Information behalten und wiedergeben als vor 30 Jahren? Und das Erlernte auch anwenden? Untersuchungen des Media Lab am Massachusetts Institute of Technology (MIT) legen das Gegenteil nahe, nämlich einen Zusammenhang nach der Formel:

schneller + mehr = oberflächlicher Die Folgen beschreiben die MIT-Forscher lakonisch: Man wisse von zu vielem zu wenig und sei dadurch überfordert. Die US-Hirnforscherin Nora Volkov, Direktor am National Institute of Drug Abuse, geht sogar noch einen Schritt weiter; sie konstatiert bei vielen Angehörigen der Handy-Generation ein suchtähnliches Verhalten: Jedes Mal, wenn sie ihre Emails checkten oder eine SMS oder einen Handy-Anruf bekämen, wirke das wie eine kleine Dopamin-Injektion im Gehirn. Mit der Zeit könne sich daraus eine Abhängigkeit vom Dopamin-Kick entwickeln.26 Peak Attention, der Gipfel der Aufnahmefähigkeit, ist erreicht und vermutlich bereits überschritten. In unserem Zeitbudget nehmen Sondieren und Überfliegen einen immer breiteren Raum ein: Wir browsen die Inhaltsangabe, die Headlines, die Gebrauchsanweisung, den Wikipedia-Eintrag, das Briefing. Anstatt zu lesen ahnen wir eher, was wohl dort stehen könnte. Aktualität determiniert Wichtigkeit. Immediancy ersetzt Wertigkeit. In den sozialen Netzwerken wird oft «geliked», was gar nicht gelesen wurde. Gleichzeitig suggeriert das Liken, man hätte den Text oder die Information tatsächlich gelesen – und verstanden. Hektik und Oberflächlichkeit provozieren dabei einen Gegentrend. Auf die Frage, was ihnen am meisten fehle, antwortete bei einer Erhebung 2011 in 26 McGowan, Kathleen: Addiction: Pay Attention, in: Psychology Today, Nov. 2004

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Deutschland eine Mehrheit: Zeit und Ruhe. Ohne dass die Hauptströmung dadurch gebremst würde – denn auf die Frage, was sie sich zu Weihnachten wünschten, war bei der gleichen Umfrage eine der Topantworten: ein Smartphone.27

Wir erwarten Schnelligkeit und sehnen uns nach Entschleunigung. Wir wollen News und wünschen uns Nachhaltigkeit. Wir produzieren Komplexität und träumen von Einfachheit. Je oberflächlicher wir lesen, desto stärker vermissen wir die gründliche Lektüre. Gegen eine immer schnellere, oberflächlichere, entertainigere und effektivere Welt erwacht das Bedürfnis nach Ernsthaftigkeit: nach Räumen, Situationen oder Personen, die Zeit und Tiefgang bieten. Dieser Sättigungs-Effekt des urbanisierten, digitalisierten, individualisierten Menschen führt zu zwei unterschiedlichen Bewegungen: dem Tritt auf die Bremse und dem Gang in die Tiefe. Zur Brems-Bewegung gehören eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Gruppen. Es gibt die öko-lifestylige Lohas-Version, aber auch radikale Back-to-nature-Initiativen; es gibt die im Ursprung radikallibertäre Tea Party in den USA, aber auch den wieder erstarkenden christlichen 27 Nestlé-Studie 2011: So is(s)t Deutschland

App zum Abschalten Interview mit Gordon Nemitz, Geschäftsführer Strategie Wirz Werbung AG, Zürich In einer Studie haben Sie das Verhalten von Heavy-Smartphone-Usern untersucht und dabei das Bedürfnis nach Ruhe entdeckt. Wie drückt sich dieses aus? Die quasitotale Vereinnahmung in allen früher «vergeudeten» oder ruhigen Zeiten hat bei einigen Studienteilnehmern ein Bedürfnis nach Unterflächlichkeit geweckt, nach in die Tiefe gehender Beschäftigung. So wie beim Smartphone auch der Akku aufgeladen werden muss, braucht das menschliche Gehirn Ruhephasen, um die gesammelte Information zu verarbeiten.

Wie sehen diese «Inseln der Unterflächlichkeit» aus? Bei einigen ist es die Offline-Lektüre, vorwiegend am Wochenende, bei anderen sind es nichtelektronische Gespräche mit Bekannten und bei wieder anderen gibt es diese Inseln (noch) nicht: Schon den (in der Studie vorgesehenen) 24-stündigen Verzicht auf das Smartphone haben einige Teilnehmer nicht durchgehalten.

Inwiefern wird dieses Ruhebedürfnis auch in der Kommunikation berücksichtigt? Ich gehe fest davon aus, dass es eines Tages auch dafür eine App geben wird – die das Smartphone selbst abschaltet, wenn das Gehirn Zeit zum Regenieren braucht.

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Konservatismus in Westeuropa. Und selbst die Produzenten der Schnelligkeit, sträuben sich gegen ihr Machwerk: Eine der angesagtesten Schulen im Silicon Valley ist eine Rudolf-Steiner-Schule, die «Waldorf School of the Peninsula», an der ein Internet-Verbot herrscht. Drei Viertel der Schüler sind Kinder von Eltern, die für Technik-Giganten wie Apple, Yahoo oder Hewlett-Packard arbeiten. Es sind Beispiele dafür, dass das Zuvielvonallem, das Hauptsachebillig, das Schöneralsvorher nicht mehr funktioniert. Die Reaktion darauf ist aber kein Systemsturz, eher ein Selbstexil. Man sucht sich Inseln, kleine Freiräume, in denen man ein paar Gänge zurückschaltet. Die Neurologie nennt solche Inseln Downtime. Ruhephasen, in denen das Gehirn die einprasselnden Informationen verarbeitet. In denen der Mensch nicht ergebnisorientiert ist, sondern beginnt, Muße zu tun. Und immer mehr dieser Inseln tauchen aus dem Meer der Hektik auf. Starbucks, eigentlich als Arbeitsplatz für Freiberufler legendär geworden, experimentiert in Seattle mit einem Offline-Café. IBM hat einen No-Email-Friday eingeführt, VW leitet nach 18.30 Uhr keine Job-Emails auf Privatadressen weiter, um zu verhindern, dass die Mitarbeiter in ihrer Freizeit arbeiten. Es gibt selbsternannte «Slow Cities», wie Lüdinghausen oder Nördlingen in Deutschland, Sogndal in Norwegen oder Enns in Österreich – kleine Städte, die sich der Entschleunigung verschrieben haben. «Slow Food» ist die bekannte Gegenbewegung zum «Fast Food». Das alles sind Entdeckungen der Langsamkeit. Wenn es ein Medium gibt, das diese Sehnsucht nach dem Ursprung am besten verkörpert, dann ist es die Zeitschrift «Landlust». Medien für den Vorstoß in die Tiefe sind die Wochenendausgaben der Tageszeitungen, die großen Sonntagszeitungen sowie «Die Zeit» mit ihrer Herausgeber-Ikone Helmut Schmidt. Sie bieten Orientierung und Halt in schwankender Zeit und damit das Kontrastprogramm zum Browser-Verhalten der Überflieger – eine Art Polit-Navi mit Meinungs-GPS. Und gegen den stark abwärts gerichteten Trend bei Printmedien verzeichnen sie steigende Auflagen. Auch in der Politik findet die lebensgesättigte Erfahrung der Alten vermehrt Zuspruch, wie zuletzt die Wahl des 72jährigen Joachim Gauck zum Bundespräsidenten zeigte. Frank Schirrmacher, Herausgeber der

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Frankfurter Allgemeinen Zeitung, stellte nach dem Rücktritt Christian Wulffs seufzend fest, «dass es heutzutage der Alten bedarf, um überhaupt das Wort «Ideen» noch in den Mund zu nehmen».28 In der Finanzwirtschaft ist für beide Trends Platz. Die unheilvolle Rolle, die neuartige Anlageprodukte im Vorlauf zur Subprime-Krise von 2007/08 spielten, lassen sowohl institutionelle als auch private Anleger zu traditionellen Produkten zurückkehren – ganz im Sinne der Aussage des früheren US-Notenbankchefs Paul Volcker, die einzige sinnvolle Finanzinnovation der letzten 25 Jahre sei der Geldautomat gewesen. Spezielle, nicht gesetzlich vorgeschriebene Selbstverpflichtungen wie «dieser Fonds verzichtet völlig auf derivative Instrumente» oder «no structured finance inside» können ähnlich wie Bio-Produkte im Lebensmittelbereich ein eigenes, ursprünglicheres Marktsegment eröffnen.29 Und in der überbordenden Vielfalt der Informationen, Kurse, Charts, Analysten, Kommentatoren sehnen sich viele Anleger danach, den einen kompetenten und vertrauenswürdigen Berater oder Finanzexperten zu haben, den sie als Anlage-Navi akzeptieren können. Eine mögliche Umsetzung hierfür wäre ein System des «same face to the customer», bei dem den Anlegern so selten wie möglich ein Wechsel des Finanzberaters zugemutet wird. So wie Vertrauensverhältnisse zu Haus- oder Zahnärzten über Jahrzehnte aufgebaut und gepflegt werden, und so wie Privatbanken großen Wert darauf legen, bei der Beratung vermögender Privatkunden möglichst wenig Fluktuation zu haben, so könnten Banken und Anbieter von Anlageprodukten auch bei der Pflege von regulären Kundenbeziehungen eine längere Bindung der einzelnen Berater an ihre Kunden anstreben.

28 Frank Schirrmacher: Der Sturz der Babyboomer, FAZ 19.2.1012 29 Die gesetzlichen Vorgaben und vorgeschriebenen Kontrollen gelten natürlich weiterhin für alle zugelassenen Fonds.

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Der Trend: In einer immer schnelleren, oberflächlicheren, entertainigeren Welt wächst als Gegenströmung das Bedürfnis nach Ruhe und Tiefgang. Entschleunigte, analoge Inseln im Meer der digitalen Hektik geben das Gefühl, den Überblick zurückzugewinnen. Perspektive für die Anleger: Der Verzicht auf Tempo und chancenreiche, dafür aber riskante Finanzinnovation in der Geldanlage muss nicht mehr altmodisch sein, sondern kann modern werden («Slow is beautiful»). Nicht nur die Wahlmöglichkeiten nehmen zu, sondern auch der Überblick. Chancen für Investmentfonds: Produkte, die explizit auf den Einsatz von riskanten Finanzinnovationen verzichten, können ähnlich wie Bio-Lebensmittel, ein neues, ursprünglicheres Marktsegment eröffnen. Mit dauerhafteren Bindungen zwischen Kunden und Finanzexperten können letztere als Anlage-Navi Vertrauen aufbauen und Sicherheit bieten.

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Age of No-Age

Die Alten von heute sind nicht die Alten von gestern. Sie sind länger alt: Die Lebenserwartung 60jähriger Deutscher liegt heute gut sechs Jahre höher als die ihrer Altersgenossen im Jahr 1960. Sie bleiben dabei auch länger fit: Die «gesunde Lebenserwartung»30 liegt seit kurzem höher als 70 Jahre, und ein gesunder 70-Jähriger ist in der Regel kaum weniger leistungsfähig als der gesunde 55-Jährige. Deshalb können die Alten (und wollen oft auch) länger produktiv tätig sein: Körperliche Arbeit in Industrie oder Landwirtschaft laugte die Beschäftigten früh aus, doch Wissensarbeitende können im Alter sogar noch an Leistungsfähigkeit zulegen – was an Spritzigkeit und Ehrgeiz verloren gehen mag, wird durch Erfahrung und Kontakte wett gemacht. Die bis 2031 Jahr für Jahr sich um ein bis zwei Monate verlängernde Lebensarbeitszeit trifft (im Durchschnitt) eine gesunde und leistungsfähige ältere Generation. Und die Alten von morgen werden noch einmal anders als die Alten von heute sein. Sie werden mehr sein: Die geburtenstärksten Jahrgänge, die Deutschland jemals hatte, werden in den 2020er Jahren ihr siebtes Lebensjahrzehnt erreichen. Sie werden wohlhabender sein – weil sie die von ihren Eltern im Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit aufgebauten Vermögen geerbt haben. Sie werden das tun, was man eigentlich von den Jungen erwartet: lernen. Der Anteil der über 60-Jährigen an den Studierenden in Deutschland hat sich innerhalb des vergangenen Jahrzehnts bereits verdoppelt und nimmt weiter deutlich zu.31 Und sie werden das tun, was man eigentlich von den Erwachsenen erwartet: arbeiten. Der Wunsch, etwas Produktives und Sinnvolles zu tun, hört schliesslich nicht an der Altersgrenze auf, und muss sich auch nicht auf Ehrenämter beschränken. Eine biologische Basis für einen generellen Ruhestand zwischen 60 und 70 existiert dank der Kombination von medizinischem Fortschritt und wirtschaftlichem Strukturwandel schon heute nicht mehr, wie der Report «Maintaining Prosperity in an Ageing Society» der OECD festgestellt hat.32

30 Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert «Health Life Expectancy» als die Zahl der Jahre, die eine Person noch unbeeinträchtigt von Krankheit und/oder Verletzung verbringen kann. 31 Die Zukunft des Arbeitens. Ein Trendreport des GDI Gottlieb Duttweiler Institute im Auftrag der Stiftung Produktive Schweiz, 2010 32 OECD: Maintaining Prosperity in an Ageing Society, Paris 1998

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Zwar sind alle unsere ökonomischen und sozialen Systeme noch auf die vor hundert Jahren übliche Dreiteilung des Lebens ausgerichtet:

- Kindheit, die Zeit von Erziehung und Lernen, in der sich Persönlichkeit und Produktivkraft bilden

- Erwachsenenalter, die Zeit von Selbstständigkeit und Erwerbsarbeit, in der Wissen und Können, Kopf und Körper produktiv eingesetzt werden.

- Alter, die Epoche von Muße und Pflege, in der die Früchte der Erwerbstätigkeit verzehrt werden und das Leben ohne Pflichten und Sorgen dem (möglichst späten) Ende entgegen gehen soll.

Doch so einfach ist die Generationenfolge längst nicht mehr. Man kann heute schon, in Anlehnung an den US-Psychologen Jeffrey Jensen Arnett und den deutschen Soziologen Klaus Hurrelmann, sechs Lebensphasen unterscheiden: Kinder, Jugendliche, «Emerging Adults» (Orientierungsphase zwischen 18. und 25. Lebensjahr), Erwachsene, Senioren und Greise. Lernen, Arbeiten und Muße, ohnehin keine trennscharfen Begriffe mehr, lassen sich keiner einzelnen Altersklasse mehr zuordnen: Immer mehr Menschen nehmen sich die Freiheit, sich mehrmals in ihrem Leben neu zu erfinden und sich anders zu verhalten, als dies von ihrer Generation erwartet wird.33 Gleitende Übergänge zwischen den Lebensabschnitten sind dabei eines der besten Mittel, um die sozialen Konflikte zwischen den Generationen lösbar zu gestalten. Die gravierenden demographischen Verschiebungen der nächsten Jahre können den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden: Spätestens wenn es soweit käme, dass rein rechnerisch jeder Erwerbstätige einen Rentner versorgen muss, würden die staatlich vermittelten Finanztransfers zwischen den Generationen von den Zahlern blockiert. Vielleicht auch schon vorher. Denn die derzeit ins Rampenlicht und ins Erwerbsleben drängende «Generation Castingshow» zeigt eine deutlich verminderte Bereitschaft, bei der eigenen Lebensgestaltung auf andere Rücksicht zu nehmen. Der US-Ökonom Daniel Altman sieht sogar einen generellen Trend zu egozentrischem und egomanischem Verhalten. Und mit einer Ansammlung von «Ichlingen» (Horst W. Opaschowski),34 sind soziale

33 Hauser, Mirjam: Die Super-Opportunisten, in: GDI Impuls 03/11, S. 102 - 105 34 Opaschowski, Horst W.: Wir! Warum Ichlinge keine Zukunft mehr haben, Hamburg 2010

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Systeme nur schwer vereinbar. Das Umlageverfahren der staatlichen Altersvorsorge wird in demographischen Stresssituationen allerdings nicht nur durch diejenigen gefährdet, die nur an sich denken, sondern auch durch diejenigen, die noch über intakte familiäre Bindungen verfügen. Denn diese werden dann «ihren» einen Rentner direkt finanzieren – und er wird «Papa» oder «Mama» heißen. Wer sich weder auf die Solidarität der Gesellschaft noch auf die der eigenen Kinder verlassen will oder kann, kommt an einer kapitalgedeckten Vorsorge nicht vorbei.

Bei den Alten wiederum gibt es nur ein geringes Potenzial, sich als eigene Interessengruppe im Generationenkonflikt zu formieren. Seniorenparteien haben sich als genauso erfolglos erwiesen wie spezielle Seniorenprodukte in fast allen Produktkategorien: «Altersgerechte» Wohnungen bleiben ohne Nachfrage – bis sie in «barrierefrei» umgetauft werden. Reife und Erfahrung

Der nächste demographische Übergang Interview mit Edward Hugh, Makroökonom und Verwaltungsrat der Sparkasse CatalunyaCaixa, Barcelona Die westlichen Gesellschaften altern, ihre Bevölkerung wird im 21. Jahrhundert allenfalls stagnieren. Gilt das auch für die Volkswirtschaften? Wir stecken mitten in einer dynamischen Entwicklung, deren Endpunkt wir noch gar nicht kennen: einem neuen demographischen Übergang – wobei dessen Dynamik zu einem neuen Gleichgewichtszustand führen dürfte, mit stabilen Bevölkerungszahlen und allenfalls moderatem Wirtschaftswachstum. Allerdings hat noch kein Land auch nur annähernd ein solches Gleichgewicht erreicht.

Vor der industriellen Revolution gab es solche Zustände häufiger. Und nach ihr können sie auch wieder häufiger vorkommen. Die Epoche der hohen Wachstumsraten sähe dann im Rückblick wie ein Zwischenspiel aus – allerdings ein sehr langes und erfolgreiches.

Aber der technische und wissenschaftliche Fortschritt hört doch nicht einfach auf, nur weil die Gesellschaft altert. Natürlich nicht. Ich schätze, dass die produktivitätsfördernden Effekte ausreichen könnten, um den negativen Einfluss auszugleichen, den das steigende Durchschnittsalter auf die Arbeitsproduktivität hat.

Um ein stabiles Gleichgewicht zu erreichen, müssten wir uns also schon ganz schön anstrengen? Wir als Gesellschaft: Ja. Und auch wir als Ökonomen: Zwar scheint es in der Ökonomie immer nur darum zu gehen, zu einem Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu kommen – aber wie wir ein stabiles Gleichgewicht in einer Volkswirtschaft erreichen, haben wir schlicht noch nicht erforscht.

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hingegen sind deutlich positiver gesehene Begriffe. Wie 2002 in der Werbung für den ersten durchschlagenden Erfolg eines Senioren-Parfüms: Baldessarinis «Separates the Men from the Boys». Doch das größte Potenzial im Markt für die ältere Bevölkerung dürfte sich für eine Produktgattung eröffnen, die ganz ohne Hinweis auf Alter oder Reife auskommt: für maßangefertigte Produkte. Das Bedürfnis nach Distinktion wird seltener als bei jüngeren Zielgruppen durch die Wahl einer bestimmten Marke befriedigt, und häufiger durch ein individuelles oder zumindest individualisiertes Produkt. Das Bedürfnis nach Gleichartigkeit innerhalb einer Peer Group ist ohnehin deutlich geringer ausgeprägt als etwa bei Jugendlichen. Die spezielle Anfertigung für die jeweils spezielle Lebenssituation ist dabei durch Techniken der «mass customization» so günstig geworden, dass der Maßanzug zum neuen Angebot von der Stange werden kann.35 Einen solchen «Maßanzug von der Stange» werden die älteren Konsumenten auch von ihren Geldanlage-Produkten erwarten. Insbesondere durch gleitende Übergänge zwischen Erwerbsleben und Ruhestand entsteht ein Bedarf an hochgradig individuellen Lösungen – die auch nicht langfristig im voraus planbar sind: Auf ein feststehendes Rentenalter kann man seine Finanzplanung schon mit 30 Jahren einstellen. Hingegen kann man bei einer Freigabe der Pensionsgrenze auch mit 50 Jahren noch nicht wissen, ob man mit 65 gerne noch weiter arbeiten möchte, und wenn ja, wie genau. Lebensplanung und Finanzplanung bedingen sich derart in steigendem Maß gegenseitig; steigende Flexibilität wird mit dem Wegfall bisheriger Planungs-Fixpunkte erkauft. Hierdurch entsteht eine gewaltige Lücke zwischen den Eigenschaften der real existierenden Vorsorgeprodukte und den von den Konsumenten gewünschten Eigenschaften. Die staatliche Rentenversicherung wird, unabhängig von der tatsächlich erreichten oder erreichbaren Höhe der Absicherung, nicht die gleiche Flexibilität bieten können, wie sie der Vielfalt der Lebensstile und -entwürfe entspricht. Auch die Lebensversicherung ist auf diesen gesellschaftlichen Wandel (noch) nicht eingestellt. Umso größer ist das Potenzial für andere Finanzprodukte, die sich an den wachsenden Individualisierungsbedürfnissen der Kunden orientieren.

35 vgl. Friebe, Holm / Ramge, Thomas: Marke Eigenbau: Der Aufstand der Massen gegen die Massenproduktion, Campus 2008

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Der Trend: Die Individualisierung der Lebensstile setzt sich im Alter fort. Die Vielfalt der unterschiedlichen Lebensformen und -situationen wächst genauso wie die der Arbeitsformen. Statt Ruhestand ist dabei immer häufiger Sinnfindung gefragt – Altersgrenzen verschwimmen oder verschwinden ganz. Die Perspektive für den Anleger: Bisherige Planungs-Fixpunkte auf dem Weg zum Ruhestand werden wegfallen bei gleichzeitig steigender Flexibilität. Lebensplanung und Finanzplanung bedingen sich immer stärker gegenseitig. Chancen für Investmentfonds: Der Bedarf an Altersvorsorge wird steigen, aber nicht unbedingt unter diesem Namen. Ein größeres Nachfragepotenzial eröffnet sich bei Anlageformen, die sich an der individuellen Lebenssituation orientieren (mass customization).

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Experten Folgende Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis haben die Studie mit wertvollen Beiträgen unterstützt: Christine Ax ist Mitgründerin des Büros für zukunftsfähige Entwicklung und Kommunikation in Berlin. Die in Hamburg lebende Philosophin und Ökonomin beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Themen wie Ökonomie der Nähe, Maßproduktion, Beyond Growth - Postwachstum, Nachhaltigkeit und der Bedeutung kleinerer Unternehmen und des Handwerks.

Edward Hugh ist Makroökonom und Verwaltungsrat der Bank CatalunyaCaixa in Barcelona. Seine Forschungsschwerpunkte sind Wachstums- und Produktivitätstheorie, demografische Prozesse und deren Einfluss auf die Wirtschaft sowie die ökonomische Entwicklung in Europa.

Gordon Nemitz ist Geschäftsführer Strategie und Partner der Werbeagentur Wirz in Zürich. Zu den Stationen des diplomierten Medienwirts in der Werbe-branche gehören Scholz & Friends, &Equity, Jung von Matt und TBWA.

Diego Rodriguez leitet das Büro Palo Alto der Design-Agentur IDEO und ist Professor am Hasso Plattner Institute of Design in Stanford, wo er Marketing und Venture Design lehrt. Zuvor war er als Forschungsingenieur bei Hewlett-Packard und als Marketer bei Intuit tätig.

Douglas Rushkoff ist Kulturbeobachter in New York. Der Medienexperte, Dozent, Autor und Dokumentarfilmer ist Protagonist der Cyberpunk-Bewegung und Vater des Virus-Marketings. Rushkoff war Kolumnist der «New York Times» und berät unter anderem die Vereinten Nationen.

Norbert Streitz ist Scientific Director der Smart Future Initiative in Frankfurt. Davor war der promovierte Physiker und Psychologe mehr als zwanzig Jahre in leitenden Positionen am Fraunhofer-Institut IPSI in Darmstadt tätig. Zu seinen Forschungsgebieten gehören Ubiquitous Computing, Ambient Intelligence, Smart Environments und Smart Cities.

Nils Winkler ist Geschäftsführer der Zahlungsverkehr-Neugründung Yapital innerhalb der Otto Group. Zuvor war der gelernte Journalist in leitenden Positionen für mehrere Technologie-Unternehmen der Onlinebranche tätig – unter anderem für den Adserving-Anbieter Adtech und für Allopass, einen Anbieter von Online-Bezahllösungen.

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Frick, Karin: Das Zeitalter der Transparenz, GDI-Studie Nr. 36, Rüschlikon 2011

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Scheffler, Karl: Berlin. Ein Stadtschicksal, Berlin 1910

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Impressum Eine unabhängige Studie des GDI Gottlieb Duttweiler Institute im Auftrag der Initiative «Investmentfonds. Nur für alle.» Autoren Karin Frick, Detlef Gürtler, Mikael Krogerus Herausgeber «Investmentfonds. Nur für alle.» – Eine Initiative der deutschen Publikumsfondsgesellschaften. Bezugsquelle BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.V. Panagiotis Siskos Bockenheimer Anlage 15 60322 Frankfurt am Main Telefon: +49 69 1540 90 250 Email: [email protected] GDI Gottlieb Duttweiler Institute Langhaldenstrasse 21 Postfach 531 CH-8803 Rüschlikon Telefon +41 44 724 61 11 www.gdi.ch

Das GDI Gottlieb Duttweiler Institute ist ein Forschungsinstitut mit Sitz in Rüschlikon bei Zürich. Gegründet am 1. September 1963 ist es der älteste Think-Tank der Schweiz. Gemäß Auftrag des Namens- und Ideengebers Gottlieb Duttweiler (1888 – 1962) ist das Institut ein «Ort der Besinnung und Begegnung» mit dem Ziel, «wissenschaftliche Forschung auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet» durchzuführen. Die Forscher des GDI untersuchen Megatrends und Gegentrends und entwickeln Zukunfts-Szenarien. Thematische Schwerpunkte des GDI liegen dabei in den Bereichen Handel, Konsum und Wertewandel.