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Die „Offenheit“ als Ansporn für christlich-jüdisches Miteinander Woche der Brüderlichkeit mit Vortrag über Peter Feuchtwanger eröffnet – Veranstaltungen bis zum 12. März – Synagoge hat am Samstag geöffnet ANSBACH (clk) – „Er war ein in- ternational bedeutender Pianist, Komponist und Klavierpädagoge, aber er war vor allem auch ein groß- artiger Mensch.“ Mit einem Vortrag über Professor Peter Feuchtwanger eröffnete Dr. Oliver Herbst die Wo- che der Brüderlichkeit. Er bezeich- nete die Offenheit des Künstlers als Ansporn, diese Haltung jenem Per- sonenkreis entgegenzuhalten, „der sich zum vermeintlichen Retter des Abendlandes aufschwingen will“. Professor Feuchtwanger war Teil der bekannten jüdischen Familie Feuchtwanger – und Musiker. „Tat- sächlich Autodidakt“, sagte Herbst im Gemeindezentrum Beringershof. Er sprach über das Leben des Pro- fessors. Dr. Mareile Weigt, eine Schülerin Feuchtwangers, spielte drei Werke des Komponisten. Herbst, der den Professor im Rah- men seiner Arbeit als Redakteur der Fränkischen Landeszeitung mehr- mals getroffen hat, skizzierte Feuchtwanger als jemanden, der „zuhörte, der sich seiner Umwelt zu- wandte“. Er sei ein Mensch gewesen, der Menschen mochte. Diese Eigen- schaft hätten viele besonders an ihm geschätzt, weil Feuchtwanger früh hatte erleben müssen, zu welchen Verbrechen der Mensch in seiner Heimat Deutschland fähig war. Feuchtwanger gelang es, während des Naziterrors mit seiner Familie nach Palästina zu emigrieren. Dort brachte er sich das Klavierspielen selbst bei – und schwänzte dafür die Schule. Später lebte er in London, war Jurymitglied bei internationalen Klavierwettbewerben und gab allei- ne in Feuchtwangen von 1988 bis 2015 Meisterkurse. Er starb im Juni 2016. Über Feuchtwangen, die Hei- mat seiner Vorfahren, sagte er ein- mal: „Irgendwie ist das meine Hei- mat – als ob ich hier gelebt hätte. Es kommt mir so vor, als ob ich nach 455 Jahren nach Hause kommen würde.“ Das Motto der Woche der Brüder- lichkeit ist dieses Jahr „Nun gehe hin und lerne“. Genau das empfiehlt Pfarrer Dr. Johannes Wachowski. Der Sprecher des Initiativkreises: „Für uns Christen hat am Sonntag die Fastenzeit begonnen.“ Juden stu- dierten jetzt den Bibelabschnitt über die Einrichtung der Stiftshütte und bereiteten sich auf den jüdischen Fa- sching Purim vor. Sie denken laut dem Pfarrer darü- ber nach, warum das Heiligtum von innen nach außen konzipiert wurde. „Neues muss von innen heraus ge- schaffen werden.“ Deshalb könne „Nun gehe hin und lerne“ nur be- deuten: „Geh in die Tiefen deiner Religion, und höre genau hin. Höre genau hin, wo und wie sie über dei- nen jüdischen Bruder und deine jü- dische Schwester spricht.“ Als Ziel der Woche bezeichnete Oberbürgermeisterin und Schirm- herrin Carda Seidel, „dass nach den Gräueltaten der Nazis für die christ- lich-jüdische Zusammenarbeit ge- worben wird, dass wir uns einset- zen“. Am heutigen Mittwoch liest im Rahmen der Woche der Brüderlich- keit Monika Held im Stadthaus zu „Der Schrecken verliert sich vor Ort“ (19.30 Uhr). Weitere Veranstaltungen sind bis einschließlich 12. März ge- plant. Die Synagoge in der Rosen- badstraße ist am Samstag, 11. März, von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Dr. Oliver Herbst eröffnete die Woche der Brüderlichkeit mit einem Vortrag über den Pianisten, Komponisten und Kla- vierpädagogen Professor Peter Feuchtwanger. Foto: Albright

Jonas Wolter: „Mehrwert für ganz Ansbach“ · Im Badezimmer ein Molotow-Cocktail Junger Mann machte verwirrten Eindruck –Zwei Autos beschädigt ANSBACH (oh) –Ein offensicht-lich

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Page 1: Jonas Wolter: „Mehrwert für ganz Ansbach“ · Im Badezimmer ein Molotow-Cocktail Junger Mann machte verwirrten Eindruck –Zwei Autos beschädigt ANSBACH (oh) –Ein offensicht-lich

Im Badezimmer ein Molotow-CocktailJunger Mann machte verwirrten Eindruck – Zwei Autos beschädigt

ANSBACH (oh) – Ein offensicht-lich verwirrter Mann ist am Sonn-tag zwischen 7.30 und 7.45 Uhr inAnsbach aufgefallen. Dies meldetegestern die Polizei. Er beschädigtein der Naumannstraße zwei Autos.

Am einen Pkw knickte der 24-Jährige die Radioantenne ab. DerSchaden beläuft sich auf etwa 100Euro. Am anderen Wagen riss er denHeckscheibenwischer ab. Auch hierbeträgt der Schaden rund 100 Euro.

Beamte nahmen den jungenMann fest. Er gab an, dass er seineWohnung verlassen habe, weil sichRauch entwickelt habe. Außerdemlegte er dar, dass er in seiner Woh-nung alte Sachen habe verbrennenwollen. Man stellte nun fest, dass erim Backofen seines Herdes Schuhe

und andere Gegenstände deponiertund den Backofen auf höchster Stu-fe eingeschaltet hatte. Dadurch kames im Ofen zu einem Kleinbrand.

Diesen musste die FreiwilligeFeuerwehr (FFW) Ansbach löschen.Überdies entdeckte man in einemanderen Zimmer eine eingeschalte-

te Glühbirne. Der 24-Jährige hattesie in einen Pappkarton gelegt undmit einem Tuch abgedeckt. Auch andieser Stelle bestand Brandgefahr.

Während des Feuerwehreinsatzesmussten fünf Hausbewohner dasAnwesen kurz verlassen. In diesementstand aber kein Personen- oder

Gebäudeschaden. In der Wohnungdes jungen Mannes beträgt derSchaden am Herd etwa 1000 Euro.Des Weiteren stellte die Polizei ei-nen mit Feuerzeugbenzin gefülltenMolotow-Cocktail auf einem Fens-terbrett des Badezimmers sicher.

Als man ihn festnahm, erinnertesich der Mann nicht mehr an dieAuto-Sachbeschädigungen. Auchsonst machte er einen stark ver-wirrten Eindruck. Deshalb lieferteman ihn ins Bezirksklinikum ein.

Die „Offenheit“ als Ansporn für christlich-jüdisches MiteinanderWoche der Brüderlichkeit mit Vortrag über Peter Feuchtwanger eröffnet – Veranstaltungen bis zum 12. März – Synagoge hat am Samstag geöffnet

ANSBACH (clk) – „Er war ein in-ternational bedeutender Pianist,Komponist und Klavierpädagoge,aber er war vor allem auch ein groß-artiger Mensch.“ Mit einem Vortragüber Professor Peter Feuchtwangereröffnete Dr. Oliver Herbst die Wo-che der Brüderlichkeit. Er bezeich-nete die Offenheit des Künstlers alsAnsporn, diese Haltung jenem Per-sonenkreis entgegenzuhalten, „dersich zum vermeintlichen Retter desAbendlandes aufschwingen will“.

Professor Feuchtwanger war Teilder bekannten jüdischen FamilieFeuchtwanger – und Musiker. „Tat-sächlich Autodidakt“, sagte Herbstim Gemeindezentrum Beringershof.Er sprach über das Leben des Pro-fessors. Dr. Mareile Weigt, eineSchülerin Feuchtwangers, spieltedrei Werke des Komponisten.

Herbst, der den Professor im Rah-men seiner Arbeit als Redakteur derFränkischen Landeszeitung mehr-mals getroffen hat, skizzierteFeuchtwanger als jemanden, der„zuhörte, der sich seiner Umwelt zu-wandte“.

Er sei ein Mensch gewesen, derMenschen mochte. Diese Eigen-schaft hätten viele besonders an ihmgeschätzt, weil Feuchtwanger frühhatte erleben müssen, zu welchen

Verbrechen der Mensch in seinerHeimat Deutschland fähig war.

Feuchtwanger gelang es, währenddes Naziterrors mit seiner Familienach Palästina zu emigrieren. Dortbrachte er sich das Klavierspielenselbst bei – und schwänzte dafür die

Schule. Später lebte er in London,war Jurymitglied bei internationalenKlavierwettbewerben und gab allei-ne in Feuchtwangen von 1988 bis2015 Meisterkurse. Er starb im Juni2016. Über Feuchtwangen, die Hei-mat seiner Vorfahren, sagte er ein-

mal: „Irgendwie ist das meine Hei-mat – als ob ich hier gelebt hätte. Eskommt mir so vor, als ob ich nach 455Jahren nach Hause kommen würde.“

Das Motto der Woche der Brüder-lichkeit ist dieses Jahr „Nun gehe hinund lerne“. Genau das empfiehlt

Pfarrer Dr. Johannes Wachowski. DerSprecher des Initiativkreises: „Füruns Christen hat am Sonntag dieFastenzeit begonnen.“ Juden stu-dierten jetzt den Bibelabschnitt überdie Einrichtung der Stiftshütte undbereiteten sich auf den jüdischen Fa-sching Purim vor.

Sie denken laut dem Pfarrer darü-ber nach, warum das Heiligtum voninnen nach außen konzipiert wurde.„Neues muss von innen heraus ge-schaffen werden.“ Deshalb könne„Nun gehe hin und lerne“ nur be-deuten: „Geh in die Tiefen deinerReligion, und höre genau hin. Höregenau hin, wo und wie sie über dei-nen jüdischen Bruder und deine jü-dische Schwester spricht.“

Als Ziel der Woche bezeichneteOberbürgermeisterin und Schirm-herrin Carda Seidel, „dass nach denGräueltaten der Nazis für die christ-lich-jüdische Zusammenarbeit ge-worben wird, dass wir uns einset-zen“.

Am heutigen Mittwoch liest imRahmen der Woche der Brüderlich-keit Monika Held im Stadthaus zu„Der Schrecken verliert sich vor Ort“(19.30 Uhr). Weitere Veranstaltungensind bis einschließlich 12. März ge-plant. Die Synagoge in der Rosen-badstraße ist am Samstag, 11. März,von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

Dr. Oliver Herbst eröffnete die Woche der Brüderlichkeit mit einem Vortrag über den Pianisten, Komponisten und Kla-vierpädagogen Professor Peter Feuchtwanger. Foto: Albright

Jonas Wolter: „Mehrwert für ganz Ansbach“Stadträte vergaben Auftrag für Integriertes Stadtentwicklungskonzept an Frankfurter Firma – Kosten: rund 94700 Euro

ANSBACH (af) – Zentrum undOrtsteile stärken. Dieses Ziel ver-folgt das Integrierte Stadtentwick-lungskonzept (ISEK), das für Ans-bach erstellt werden soll. In derjüngsten Sitzung des Bauausschus-ses vergaben die Räte den Pla-nungsauftrag für rund 94700 Euro.

Ein ISEK soll die bauliche, kultu-relle, wirtschaftliche und sozialeEntwicklung der Stadt vorantreiben,wie Jonas Wolter, Leiter des Amtesfür Stadtentwicklung und Klima-schutz, verdeutlichte. Stadtentwick-lung vernetze Aufgabenbereiche deröffentlichen Hand – von der Planungneuer Schulstandorte, Wohn- undGewerbegebiete über die Verkehrs-

entwicklung bis hin zur Pflege vonNaturräumen. Ebenso betroffen sei-en Stadtzentrum und Einzelhandel.

Laut dem Amtsleiter waren EndeJuli vergangenen Jahres 13 Pla-nungsbüros aufgefordert worden, einAngebot für die Erstellung einesISEK abzugeben. Zehn Büros folg-ten dem Aufruf, drei kamen in dieengere Auswahl. Letztendlich habedie Verwaltung nicht dem günstigs-ten Anbieter den Vorzug gegeben,sondern sich stattdessen für ein gu-tes Konzept entschieden, meinteWolter. „Wir haben gesagt: Gute Ar-beit muss auch gut bezahlt werden.“

Das Büro UmbauStadt mit Nieder-lassungen an mehreren Orten habe,so Wolter, von allen Bewerbern „die

breiteste Erfahrung mit ISEKs.“ DieKonzeption für Ansbach würde voneiner Frankfurter Niederlassung be-treut. Die Mitarbeiter sollen inner-halb von zwölf bis 15 Monaten dieStärken und Schwächen der vorhan-denen Gegebenheiten analysieren,Handlungsfelder definieren undMaßnahmen planen.

Stadträte äußerten konkreteWünsche für ISEK

Obwohl es in der Ausschusssit-zung eigentlich nur um die Vergabegehen sollte, äußerten die Stadträtebereits konkrete Ideen. Bürgermeis-ter Thomas Deffner (CSU) mahnte,mögliche Nachnutzungen von land-wirtschaftlichen Anwesen zu unter-

suchen, Gerhard Sauerhammer(CSU) wies darauf hin, dass jungenLeuten mehr Entwicklungsmöglich-keiten geboten werden müssten, umdie Landflucht einzudämmen. „Beider Erarbeitung des Konzepts sollteder soziale Wohnungsbau eine ganzgroße Rolle spielen“, wünschte sichUwe Schildbach (OLA).

Elke Homm-Vogel (FW) erinnertedaran, ein Gelände für eine Landes-gartenschau einzuplanen sowie dieInteressen von Kindern und Jugend-lichen zu berücksichtigen. Schließ-lich sei das Konzept, das sich auf dienächsten 15 bis 20 Jahre bezieht, aufdie Zukunft ausgerichtet und betref-fe somit vor allem die jüngere Gene-ration. Außerdem sei es wichtig, „die

Ortsteile mit ihren Spezifika einzu-beziehen“. Darin stimmte Wolter mitihr überein: „Das ISEK soll einenMehrwert für die gesamte Stadtbringen.“

Er gab aber zu bedenken, dass dieKosten „mit Untersuchung allerOrtsteile“ auf das Doppelte anstei-gen würden. Die Entscheidung überden Umfang der Analyse könne aberauch noch später getroffen werden,denn zusätzliche Leistungen könneman über Nachverträge dazubuchen.

Der Bauausschuss beschloss dieVergabe zum Preis von 94699 Euroan das Büro UmbauStadt. Ende Märzist ein Auftaktgespräch zwischen dendortigen Mitarbeitern und der Ver-waltung in Ansbach geplant.

Wie wird Ansbach in der Zukunft aussehen? Ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept soll darauf Antworten geben. Archivfoto: Albright

Mittwoch, 8. März 2017 FLZ Nr. 56

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