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aus dem Inhalt Das Lehrerinterview neues aus den Gärten Klassenspiele english poetry Waldorfsalat Elternfest Der ELTERNBRIEF wünscht allen Eltern, Lehrern und Schülern schöne Sommerferien. Juli 2009 Juli 2009 Juli 2009 Juli 2009 Juli 2009 Die kluge Närrin Juli 2009 Juli 2009 Juli 2009 Juli 2009 Juli 2009 „Wir wollten in erster Linie eine Komödie spielen und nicht so’n schweren Shake- speare“: lautet die Aussage einer Schülerin. Und das ist der 8b mit ihrer Inszenierung nach Lope de Vega wirklich gelungen. De Vega, einer der begehrtesten Dichter Spaniens, hat vermutlich 1.500 Comedias verfasst. Was de Vega neben der Tatsache, ein bedeutender Autor zu sein, mit Shake- speare verbindet, ist die Zeit, in der er lebte. Sabine Roesen schildert, dass die Klasse auf ihren ersten Vorschlag für das Klassenspiel nicht angebissen hat und sich etwas Lustiges wünschte. Liebe dürfte auch dabei sein, nach Ansicht einiger SchülerInnen. „Die kluge Närrin“ fand den Weg zur 8b über Sabine Roesens Fach im LehrerInnenzimmer. Und da sie beim Lesen viel lachen musste, die Liebe eine Rolle spielt und ihr Lope de Vega zusagte, stellte sie es ihrer Klasse vor. Die Schülerinnen und Schüler der 8b ließen sich auf dieses Stück mit viel Sprachwitz, der sich ihnen anfänglich noch nicht erschloss, ein. Zu Beginn der Proben war die Stimmung nicht sehr von dem Humor des Autors geprägt, welches sich jedoch schnell in der intensiven Arbeit im Bezug auf die Sprache mit Anne Bockhardt änderte. „Lope de Vega zu spielen gestaltet sich schwer dadurch, dass er nie direkt sagt, was er will. In diesem Stück sagen die Personen ununterbrochen nicht, was sie wollen und betrügen sich. Das ist für 14jährige natürlich eine große Herausforde- rung zu spielen. Da fängt das Schauspiel eigentlich an, indem du gegen den Text anspielst; also da ist ein Text, der sagt grün und spielen musst du blau – das zu erklären ist wirklich schwer. Eine weitere Schwierigkeit war, dass die Schülerinnen und Schüler in diesem Stück in Rollen gehen, die tendenzi älter sind und dazu noch in einem Jahrhun- dert spielen, welches ihnen nicht bekannt ist und deren Sprache ihnen ebenso fremd ist“, erklärt Anne Bockhardt. So wurde zu Beginn der Probenzeit viel Zeit damit verbracht, die Sprache des Stückes in die heutige Zeit umzusetzen. Die Schülerinnen und Schüler hatten mit Sabine Roesen und Anne Vereinigung der Ehemaligen und Freunde der Waldorfschule Kiel e. V. ell

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Das Lehrerinterview

neues aus den Gärten

Klassenspiele

english poetry

Waldorfsalat

Elternfest

Der ELTERNBRIEF wünschtallen Eltern, Lehrern

und Schülernschöne Sommerferien.

Juli 2009Juli 2009Juli 2009Juli 2009Juli 2009

Die kluge Närrin

Juli 2009Juli 2009Juli 2009Juli 2009Juli 2009

„Wir wollten in erster Linie eine Komödiespielen und nicht so’n schweren Shake-speare“: lautet die Aussage einer Schülerin.Und das ist der 8b mit ihrer Inszenierungnach Lope de Vega wirklich gelungen.De Vega, einer der begehrtesten DichterSpaniens, hat vermutlich 1.500 Comediasverfasst. Was de Vega neben der Tatsache,ein bedeutender Autor zu sein, mit Shake-speare verbindet, ist die Zeit, in der er lebte.Sabine Roesen schildert, dass die Klasse aufihren ersten Vorschlag für das Klassenspielnicht angebissen hat und sich etwas Lustigeswünschte. Liebe dürfte auch dabei sein, nachAnsicht einiger SchülerInnen. „Die klugeNärrin“ fand den Weg zur 8b über SabineRoesens Fach im LehrerInnenzimmer. Und dasie beim Lesen viel lachen musste, die Liebeeine Rolle spielt und ihr Lope de Vegazusagte, stellte sie es ihrer Klasse vor. DieSchülerinnen und Schüler der 8b ließen sichauf dieses Stück mit viel Sprachwitz, der sichihnen anfänglich noch nicht erschloss, ein.Zu Beginn der Proben war die Stimmung

nicht sehr von dem Humor des Autorsgeprägt, welches sich jedoch schnell in derintensiven Arbeit im Bezug auf die Sprachemit Anne Bockhardt änderte. „Lope de Vegazu spielen gestaltet sich schwer dadurch, dasser nie direkt sagt, was er will. In diesem Stücksagen die Personen ununterbrochen nicht,was sie wollen und betrügen sich. Das ist für14jährige natürlich eine große Herausforde-rung zu spielen. Da fängt das Schauspieleigentlich an, indem du gegen den Textanspielst; also da ist ein Text, der sagt grünund spielen musst du blau – das zu erklären istwirklich schwer. Eine weitere Schwierigkeitwar, dass die Schülerinnen und Schüler indiesem Stück in Rollen gehen, die tendenziälter sind und dazu noch in einem Jahrhun-dert spielen, welches ihnen nicht bekannt istund deren Sprache ihnen ebenso fremd ist“,erklärt Anne Bockhardt. So wurde zu Beginnder Probenzeit viel Zeit damit verbracht, dieSprache des Stückes in die heutige Zeitumzusetzen. Die Schülerinnen und Schülerhatten mit Sabine Roesen und Anne

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Editorial

Bockhardt bei der „Übersetzung“ desTextes viel Spaß, an vielen Stellen löstediese Gekicher oder gar herzhaftesLachen aus. „Sie haben auch dieErfahrung gemacht, dass die Menschengenauso gefühlt und gedacht haben wieheute – das liegt unter dem Text. DieEntwicklung im Spiel war einfach schönmitzuerleben. Nachdem die SchülerInnenden Text verstanden haben, konnten siedieses Stück frei spielen und die verschie-denen Persönlichkeiten in die Rollenlegen. Die Gefühlswelt konnten sienachempfinden – also das, um was esgeht: die Liebe, das ist ihnen bekannt. DieKunst für die DarstellerInnen, war dieHochachtung vor diesem Text zu verlierenund ihn trotzdem sauber zu sprechen. DieKunst der Regie liegt darin, dieDarstellerInnen zu lassen, wie sie sind undnicht in ein Bild zu pressen“, berichtetAnne Bockhardt weiterhin. SabineRoesen empfand die Zusammenarbeitmit Anne Bockhardt als sehr angenehmund in der Arbeit entlastend. Beidekonnten sich in ihren Aufgaben undFähigkeiten wunderbar ergänzen. „FrauBockhardt ist im Umgang mit denSchülern sehr offen und liebevoll. Siekann gut einschätzen, was der Einzelnekann, sie fordert nichts, was die Schülernicht können, ich sehe das als ein gutesGespür für die darstellenden Fähigkeiten

der Schüler. Unsere Zusammenarbeitläuft problemlos, sehr harmonisch undwir haben immer eine gute Gesprächs-basis. Das Gute, dass Frau Bockhardt vonaußen dabei ist, ist auch, dass ich danndie Möglichkeit habe, mal zurückzutre-ten. Ich habe die intensive Zeit währendder Proben mit den Schülern, die mangemeinsam verbringt, unterschätzt. Es istmir anfangs schwer gefallen, mich mitden Schülern, von denen ich michinnerlich am Ende der 8. Klasse langsamdistanzieren möchte, beeinflusst durchdie viele Zeit, die wir miteinanderverbringen, wieder so intensiv zuverbinden. Nebenbei bereite ich michauch schon auf meine neue 1. Klasse vor,das bedarf schon viel Energie und istkeine so einfache Situation“, erzähltSabine Roesen. Als Beobachterin vonaußen habe ich große Achtung vor denAufgaben, die bewältigt werden müssen,um ein Klassenspiel auf die Bühne zubringen. Für mich kaum vorstellbar, dassdas Einstudieren der Rollen, dasBühnenbild, die Kostüme, die Musik undauch während der gesamten Probenzeitalle SchülerInnen der Klasse zu beschäf-tigen und motivieren eine einzelnePerson bewerkstelligen kann oder soll.Schafft man das alleine? ist meine Fragean die Klassenlehrerin. „Ich kann mir dasüberhaupt nicht vorstellen ohne Hilfen.

Wieder ein Schuljahr vorbei!Die Kinder, die eben noch eingeschult wurden, habenbeim Sommerfest fröhlich ihren Reigen vorgetanzt,und die, die beim letzten Sommerfest fröhlichtanzten, haben mit Abitur, Fachhochschulreife, Real-oder Hauptschulabschluss der Schule Lebewohlgesagt. Zumindest kommt einem das so vor.Von den 47 SchülerInnen, die in diesem Jahr zumAbitur antraten, haben 45 die Prüfung bestanden – 9von ihnen sogar mit einer Eins vor dem Komma! Stelltman diesem Ergebnis die Anzahl von 73 SchülerInnengegenüber, die 1996 eingeschult wurden, so zeigt sichwieder einmal die hohe Erfolgsquote unserer Schule,auf die wir mir Recht stolz sein können. Überhauptgibt es an unserer Schule so manches, auf das wir mitStolz blicken sollten, wie auch dieser Elternbriefwieder zeigt:Das Gartenparadies, das gut geschützt hinter Heckenliegt und viel zu wenig zur Geltung kommt, dieJahresarbeiten, die die große Vielfalt an unsererSchule vor Augen führen und die Klassenspiele, diewieder hervorragend waren. Das Klassenspiel der 8bund die Jahresarbeiten der 8a lagen allerdings, durchwidrige Umstände bedingt, sehr ungünstig, sowohl fürdie Zuschauer, als auch für die Darbietenden.Dass ein roter Hautausschlag in Verbindung mitFieber eine ganze Schule lahm legen kann und großeVerwirrung stiftet, konnten wir Anfang Juni erleben.Falls aber jemand denken sollte, dass die Situationfür die zwangsweise zu Hause bleibenden die reineFreude war, irrt. Die Tatsache, nicht zur Schule zudürfen, ist schon etwas anderes, als einfach nurFerien zu haben.Besser war es aber auch nicht für diejenigen, die indie Schule durften, weil geimpft oder schonanderweitig immunisiert: Große Teile des Unterrichtsfielen aus, weil auch nicht alle Lehrer den berüchtig-ten Hautausschlag bereits hatten oder ausreichendgeimpft waren. Klassen wurden zusammengelegtoder blieben gleich ganz zu Hause. Jahresarbeitenmussten verschoben werden, die Monatsfeier,eigentlich ja ohnehin nur eine Halbjahresfeier, bliebauf der Strecke und das Klassenspiel musste mit denKieler-Woche-Veranstaltungen konkurrieren.Bleibt der Ausblick auf die Besonderheiten desnächsten Schuljahres: Als ganz große Veranstaltungwird es im Februar nach 21 Jahren wieder eineBundeselternratstagung an der Kieler Schule gebenund mehr oder weniger gleich anschließend eineinternationale Sportlehrertagung. Sportlich soll esaber schon gleich nach den Sommerferien weiterge-hen, nämlich mit dem Kiellauf und dem Elternfest.Also genügend Gelegenheit, sich zu beteiligen undauf diese Weise die ja auch sozialen Entzugs-erscheinungen durch die verordnete Quarantäne mitschönen Aktivitäten zu therapieren. Macht mit!

Anja Manleitner

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Da braucht man dann schon sehr viel Erfahrungoder auch einen persönlichen Zugang zum Theater.Man muss Regisseurin sein, gleichzeitig aber auchnoch disziplinierende Person und Organisatorin.Dann noch Bühnenbildnerin, man muss ja auch eineVorstellung von einem Bühnebild haben und dieUmsetzung dieser Vorstellung anleiten können.Sicherlich kann hier auf die Elternschaft zurückge-griffen werden, wenn diese Fähigkeit und auch dieZeit vorhanden ist. Trotz der unverzichtbarenUnterstützung von den Kollegen aus den BereichenHandarbeit und Werken bleibt viel zu tun. Ich findees sinnvoll, dass die Kraft, die unterstützend imKlassenspiel mit der Lehrkraft zusammen arbeitet,nicht aus dem Kollegium ist, da für diesen Kollegendann die Stunden entfallen. Ich habe das bei FrauBockhardt auch als sehr wohltuend empfunden,dass sie immer zur Verfügung steht, an jedemWochenende – das ist für diesen Prozess absolutförderlich. Das Theater an unserer Schule ist imVergleich wirklich klasse. Ein Aushängeschild für dieSchule, etwas worin wir uns nach außen starkmachen, wäre schön – warum nicht das Theater.“Nun aber zu den Hauptakteuren, die in augen-schmeichelnden Kostümen ihr Stück präsentierten:die Schülerinnen und Schüler der 8b haben uns einwunderschönes Bühnenbild präsentiert – Madridim 16. Jahrhundert. Sie haben sich entschlossen,die Musik auf den verschiedensten Instrumentenwie Marimbaphon (hervorragend), Klavier, Cello,Geige, Querflöte und Gitarre selbst zu spielen, dasie es für dieses Stück einfach passend fanden.Die Beleuchtung wurde von einem Schüler

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wunderbar auf die Szenen abgestimmt unddie Kussszenen mit gutem Zeitgefühl„verdunkelt“. Die kluge Närrin, eine Komödiemit Kampf und Tanz und Wortwitz. Dasspanische Feuer wurde dem Publikum mitwirklich gelungenem Wortwitz, einerkomödiantisch gelungenen Mimik undszenenunterstreichender Körperhaltungvieler DarstellerInnen leidenschaftlichserviert. Der Spaß am Spiel war spürbar –eine herrlich amüsante Inszenierung. Auchdie kleinen von SchülerInseite vorbereitetenVeränderungen für die Besetzung am letztenSpieltag wurden von den DarstellerInnen mitviel Witz spontan eingebaut. So entstandaus einem Brief, der sich nicht zerreißen lies,durch das Spiel Don Laurencios und Pedroseine sehr lustige und gekonnte Szene, die,hätte ich es nicht gewusst, den Anscheinhatte, das sie genau so einstudiert wurde.Turin, (Moskau, Sydney, Kiel oder wie auchimmer) holte mit Constanza ebensosouverän die Sahne vom Kuchen, wie DonFeniso und Don Liseo ohne mit der Wimperzu zucken den Zitronensaft tranken. DieSchülerInnen haben hier die Theatersitteübernommen, am letzten Vorführungstagdie Besetzung mit kleineren „Veränderungen“zu überraschen. Die Reaktionen der

DarstellerInnen waren super und dasPublikum auch. Die bittere Pille, verursachtdurch die Masern-Pause, war, dass dieverschobenen Spieltage zeitgleich auf denBeginn der Kieler Woche fielen. Das hat sichleider auf die Zuschauerzahl ausgewirkt. DerSpiellust tat dies jedoch keinen Abbruch, amSonntag den letztem Vorführungstag wirktedas Spiel sehr locker und wurde vomPublikum mit viel Lachen und Applaus (auchSzenenapplaus) honoriert.

Die SchülerInnen der Klasse 8b hatten vielSpaß bei den Proben. Als Herausforderungempfanden einige, den Gefühlen wie Wut,Trauer aber auch Freude auf der BühneAusdruck zu verleihen. Bei den SchülerInnen,die in den zwei Wochen Masern-Quarantäneweiter proben konnten, war aufgrund derlückenhaften Besetzung dann ziemlich dieLuft raus, die anderen in der heimatlichenVerbannung saßen etwas auf glühendenKohlen. Als sie dann alle wieder zusammenproben konnten, waren sie froh und ihreSorge im Nu verflogen, denn es lief erstaun-lich gut. Die „Wiederkommer“ sprangen inkürzester Zeit wieder ins Stück und in ihreRollen und die „Ausharrenden“ hattendeutlich mehr Freude am Spiel.

Gut gefallen haben ihnen die sehr lebendigeArbeit mit Anne Bockhardt und die Ideen,die sie immer wieder mit eingebracht hat,wenn es zu stocken drohte. Ebenso dieSicherheit, in Sabine Roesen immer eineAnsprechperson für ihre Belange zu haben.Neben den ganz persönlichen Erlebnissen,hat auch die 8b als Gesamtes durch denProzess, der mit dem Klassenspiel einhergeht, das Gefühl von einem größerenZusammenhalt innerhalb der Klassen-gemeinschaft, mehr von einander erfahrenzu haben und sich durch diese intensive Zeitbesser kennen gelernt zu haben. „Ich finde,das Klassenspiel hat unsere Gemeinschaftgestärkt“, ist die Aussage vieler Schülerinnenund Schüler der 8b.Zum Abschluss gab’s dann noch eineglänzende Überraschung. Jep Lukas feierteseine Klasse, indem er sie während desApplauses mit silbernem Konfetti beschoss.Die Eltern hielten da mit Luftballons mit.Schön – ein würdiger Abschluss für die klugeNärrin.

Judith Bauer

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Als sich der Brückenhaussaal, sonst Aktions-raum für Eurythmie und Morgenkreis, befristetin einen pädagogisch-ästhetischen Erlebnis-raum verwandelte, fanden sich der disponibleRaum und die plastische Zeit in ein erfülltesSinnganzes versammelt. Flötenmusik, Begrü-ßungswort, Rezitation und Chorgesang stimm-ten die Gäste erwartungsfroh und lenkten dieAufmerksamkeit eingangs in die Situation.Nach der Pause begründete Sarahs Spiel aufder Leier (begleitet von Frau Walter) die Auf-merksamkeitsspannung neu, und von der gan-zen Gruppe vorgetragene Songs gaben dasabschließende Rahmenstück für die Vervoll-ständigung des Ganzen.

Aus ganz verschiedenen Lebensbereichenstammten die Exponate, die in erläuterndenWortbeiträgen aus Schülermund erschlossenwurden. In das Blickfeld insgesamt traten, ausdem handwerklichen Bereich: Brotbacken (Ar-ved), Filzen (Mathys), Bau eines Hamsterkäfigs(Selina), Bau eines Meerschweinchenauslaufs(Peter), Bau eines Billard-Ess-Tisches (Kevin),Nähen einer Satteldecke (Anna-Rosa); aus demsporttechnischen Bereich: Bau eines Basket-ball-Korbes und Anlegung eines dazugehöri-gen Spielfeldes (Thure); aus dem technisch-umweltreflektierten Bereich: Herstellung einesModells des Tsunami-Frühwarnsystems (Joost);aus dem kulturellen Bereich: Kalligraphie (Ka-tharina), Bühnenbild (Zara), Portrait-Photo-graphie (Jonathan), arabische Rezepte (Jas-min); aus dem naturkundlichen Bereich: Steinean der Ostsee (Sarah); aus dem erdkundlichenBereich Schweden (Jendrik).Ein Jahr Arbeit neben der schulischen Bean-spruchung lag hinter den Schülerinnen undSchülern. Was sichtbar wurde, das war diegestaltgewordene Anstrengung. So hatte jedesExponat seine unverwechselbare „Handschrift“.Jede Handschrift zeigte sich wieder verschieden

nach Individualität und gleichwohl durchprägtvon Innen-Aktivitäten, die sie vergleichbar ma-chen. Denn jeder Schüler vertrat die Sache, dieer gewählt hatte und in ihr sich selbst. Wasunsichtbar bleiben musste, das war der bean-spruchende Arbeitsprozess im Rhythmus vonAnstrengung-Erschöpfung in der ein Jahrwährenden Arbeit. Und hieran ist der pädago-gische Ertrag dieser Anstrengung ablesbar. Esist die Erfahrung der Selbstüberwindung imerneuten Sichdransetzen an die mit der ge-wählten Sache gestellten Aufgabe. Es ist dieErfahrung der eigenen Kraft in der Ausdauer.Es ist die Erfahrung, dass das Objekt das Sub-jekt erzieht, indem es dessen emotionale undkognitive Potentiale in das Gesetz sachlichbestimmter Handhabung zwingt. Es zeigt sichdie „Tücke des Objekts“.

In diesem liegt die pädagogische Bedeutungbeschlossen: Sich abarbeiten an der „Sache“heißt immer auch eine aktuelle lebensge-schichtliche „Stufe“ im eigenen Persön-lich-keitsaufbau wegzuarbeiten und auf eine neue„Stufe“ zuzugehen. Das gemeinsam rezitierteSinn-Wort „Stufen“ sprach die pädagogischeBedeutung des Gesamtkonzepts aus. Die Bot-schaft dieses Hesse-Wortes lautet: Der aktuelleLebensraum, kaum als gestaltgewordene Sach-befassung veröffentlicht, ist damit auch schondurchschritten. Es liegt in solchem wohlver-standenen Abschied ein Neubeginn. Neue Her-ausforderungen stehen an. Das pädagogisch undästhetisch überaus gelungene Szenario, das sicheinem sicheren dramaturgischen Zugriff ver-dankte, lebte aus der Initiative seines pädagogi-schen Taktgebers, Frank Witt. Sie ließ den Raumzu einem Erlebnis werden und entließ in die Zeitdanach, „heiter“.

Jendris Alwast

STUFENPräsentation der Jahresarbeiten 8c

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Vom Gartenbauunterricht

Die Kinder an fast allen Waldorfschulen habenin den Klassen sechs, sieben und acht Garten-bauunterricht. Gerade in diesem Lebensaltermachen die Schüler aber große individuelleEntwicklungsprozesse durch.So kann man immer wieder erleben, dass inder Entwicklung ein besonderer Tiefpunkt umdas 14. Lebensjahr erreicht wird, der mit dem12. Jahr beginnt und um das 16. Lebensjahrausklingt. Am Ende der Entwicklung ist derjunge Mensch ganz auf der Erde angekommenund kann sich mit wachsender Verantwortungmit den äußeren Tatsachen verbinden.

In dieser Entwicklungsphase entsteht zunächstganz zart und dann immer größer werdend eineigener Seelenraum. Das Kind will seine Hei-mat finden auf der Erde. Dieses Heimischwer-den kann nicht nur über eine gedankliche Tä-tigkeit führen, sondern auch über ein sinnvollesTätigwerden mit den Gliedmaßen.So können bedeutende und wichtige Erfah-rungen im Gartenbauunterricht gesammeltwerden durch verschiedene Sinneserfahrun-

gen wie z.B. Tasten, Riechen, Schmecken,Hören usw. Auf diese Weise kann die Distanzzur umgebenden Welt überwunden werden.Das Ergreifen der Welt ist so nicht einetheoretische Erfahrung, sondern das Kindwird befähigt, willentlich tätig lernend indie Welt einzugreifen, in dem es sie begreiftund ergreift.

Aus diesem Grund findet man in dem Lehr-plan der Waldorfschule bei den verschiedenenkünstlerischen und handwerklichen Fächernauch das Fach Gartenbau.In der 6.-8. Klasse hat der Schüler die Aufgabe,die Bearbeitung und Umgestaltung der Erde zuerfahren und auch zu erlernen. Das seelischedes Kindes weitet sich und spiegelt sich in dervon ihm schöpferisch gestalteten Umgebung.

Mit Beginn der 6. Klasse kann man an denKindern eine wichtige Beobachtung machen.Ein verstärktes Knochen- und Muskelwachs-tum beginnt. Dabei werden die Gliedmaßenverhältnismäßig lang und eine zunehmende

Ungeschicklichkeit ist zu bemer-ken. Die Bewegungen werdenschwerer und mechanischer. Einerzu starken Verfestigung kannentgegengewirkt werden, in demin allen Fachbereichen gezielteund sinnvolle Tätigkeiten angebo-ten werden, die seine eckigen undunbeholfenen Bewegungen harmo-nisieren.

Bei der gärtnerischen Tätigkeitgibt es zwei verschiedene Quali-täten der Arbeit: Das Umgraben,Hacken, Sägen ist eine mehr me-

chanische Tätigkeit, die sehr stark von außenauf das Skelett wirkt. Das Säen, Pflanzenund Pikieren von Blumen und Gemüsepflan-zen, überhaupt alle pflegerischen Tätigkeitengehen dagegen mehr von innen heraus, siehaben etwas Seelisches an sich. In dem sinn-vollen Wechsel dieser qualitativ verschiede-nen Tätigkeiten liegt eine wertvolle pädago-gische Wirkung.

Für viele Kinder bedeutet Erde oft Schmutz.Solche Kinder haben Scheu und Hemmun-gen, Erde in die Hand zu nehmen. Sie müssenerst lernen, die verschiedensten Lebewesenim Boden mit Ehrfurcht betrachten zu kön-nen (Regenwurm, Schnecken, Käfer usw.). DasKind soll lernen, die Erde als Nährboden al-len Lebens, als etwas Kostbares und Pflege-würdiges anzuerkennen. Die Erde ist dasKostbarste Gut, was dem Menschen von denGöttern übergeben wurde.

Der Schüler kann im Laufe eines Jahres vieleverschiedene Qualitäten der Erde kennenlernen. Er kann sie feucht-warm, kalt-trok-ken, feucht-schollig, krümelig oder auchwohlriechend erleben. Die Beobachtung ihrerBeschaffenheit kann ihm bei der Frage, wieein gutes Saatbeet oder ein fruchtbarer Gar-tenboden beschaffen sein muss, helfen.

Ein wichtiger Bereich im Gartenbau ist dieGerätekunde. Da gibt es Geräte, die bei derplanerischen, mehr denkerisch zu durchdrin-genden Tätigkeit helfen: z.B. Pflanzschnur,Rillenzieher. Dann welche, die die seelischenpflegerischen Tätigkeiten ermöglichen:Handhacken, Pikierstab, Pflanzholz, Messeroder Schere. Dann wiederum gibt es nochGeräte, die die Gliedmaßentätigkeit verstär-ken: Spaten, Schaufel, Hacke, Säge, Keil usw.

Zu dem sachgemäßen Einsatz und Umgangder Geräte gehört auch die (leidvolle) Erfah-rung, dass nur ein gut gepflegtes und ein-satzfähiges Werkzeug zu guten Arbeitser-gebnissen führen kann.

Ein bedeutendes Erlebnis ist auch für dieSchüler das Erleben der verschiedenen Tätig-keiten innerhalb des Jahreskreislaufs. AlleArbeiten in der Natur haben einen Bezug zuunserem Kosmos. Was bedeutet es, einenBaum zu pflanzen oder im Gegensatz dazueine Stunde am Computer zu arbeiten? DieZeitabläufe, in denen sich etwas gestaltet,wie das Wachstum eines Baumes, die Einhal-tung einer 12-jährigen Fruchtfolge oder daslange Wachstum einer dicken Lauchstange(bis zu 15 Monate) sind wichtig zu erfahren.

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Wie bei jedem anderen künstlerisch-hand-werklichen Tun so hat jede Tätigkeit oderihre Unterlassung auch im Gartenbau heil-bringende oder verheerende Folgen. BeimMetalltreiben, Schnitzen und beim Nähenzeigen sich im Augenblick des Tuns die Fol-gen der Tat. Im Garten dagegen sind sienicht sofort zu sehen, sondern sie sind erstim Tages- oder Jahreslauf zu bemerken (z. B.falsche Bodenbearbeitung). Zu frühes Aus-pflanzen der Sommerblumen kann durch dieEisheiligen - d.h. später Frosteinbruch - to-talen Verlust bedeuten. Werden die Kulturennicht gehackt und von Unkraut befreit, sokönnen sie auch nicht richtig gedeihen. Alles,was die Schüler tun, braucht eine Folge vonVerantwortung. Es sind viele Wiederholungs-arbeiten, die die Kinder schnell ermüden las-sen, die aber hervorragend geeignet sind,Verantwortungsgefühl zu wecken und dieWillenskräfte zu verstärken.

Große Emsigkeit kann beim Umgraben derBeete im Herbst entstehen, wobei im sozialenMiteinander gelernt werden kann. RieseSchollen abzustecken lässt einen schnell er-müden, und so kann der Anschluss an denNachbarn nicht in rechter Weise gefundenwerden(Eigenbrötlerei).

Besonders das Säen, Pflanzen, Pflegen unddie Ernte bedarf einer besonderen Sorgfalt.Was kann alles schief gehen, wenn z.B. zuhoch oder zu tief gesät oder gepflanzt wird?Gelernt werden muss auch, wie die Pflanzenrichtig gegossen werden. Da kann es einmalzu trocken geblieben sein oder auch totalüberschwemmt werden. Die feinen Würzel-chen dürfen nicht geknickt werden beimPflanzen und Pikieren.

Hier wird in dem Schüler der Keim gelegt fürzukünftiges und verantwortungsvolles Ver-halten gegenüber der ihm anvertrauten Auf-gabe, im weitesten Sinne für ein Verantwor-tungsgefühl gegenüber der Erde. Aus Liebezur Erde überwindet er Unlust und Trägheitund findet sich bereit zu sich stets wiederho-lenden Arbeiten, die das Gedeihen der Pflan-zen ermöglichen.

So kann im Gartenbauunterricht der Keimgelegt werden, dass sich die Schüler in ihremspäteren Leben gegenüber den Pflanzen,Tieren der Erde, ja der ganzen Schöpfunggegenüber verantwortungsvoll verhaltenwollen. Eine solche Haltung wird in Zukunftvon immer größerer Bedeutung werden.

Georg-Michael Eckert

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Eine gesunde und zukünftige Landwirt-schaft, zu der Rudolf Steiner schon 1924Anregungen gegeben hat, erweist sich immerdeutlicher als soziale und kulturelle Mensch-heitsaufgabe. Immer stärker auf uns eindrin-gende Umweltprobleme fordern eine voll-kommene neue Kultur und Bildung, um dieLandwirtschaft ökologisch angemessen zubegreifen und ihr entsprechend neue Impulsegeben zu können.Für die Jugendlichen, die in die Zukunft ge-führt werden sollen, ist es wichtig, vielfältigeLebenserfahrungen zu sammeln. So ist esheute von großer Bedeutung, dass heran-wachsende Menschen schon während ihrerSchulzeit der heutigen Arbeitswelt begeg-nen. Mit dem Übertritt von der Kindheit indas Jugendalter gilt es, in den jungen Men-schen Weltinteresse zu wecken, wodurch siewegweisende Zukunftsimpulse aufnehmenkönnen. Dabei geht es auch um die Frage,wie es für die Menschheit auf unserer Erdeim Zusammenhang mit der Pflanzen- undTierwelt lebenswert weitergehen kann. Injeder Art von Schule muss immer in breite-ster Form Interesse und Engagement ge-weckt werden. Dies entwickelt sich in jederUnterrichtsstunde. Darüber hinaus sollte eszu einer inneren Gestimmtheit und Ent-schlossenheit gegenüber den Welterscheinun-gen führen, damit der Mensch in der Weltpositiv tätig werden kann.So ist es in zunehmendem Maße eine Not-wendigkeit, den jungen Menschen währendder Schulzeit mit den praktischen und lebens-erhaltenden Arbeiten in der Landwirtschaftvertraut zu machen. Die Schüler sollen sichauf einer möglichst intensiven Weise an den

Das Landbaupraktikum

Tätigkeiten eines Hofes beteiligen. Für dieJugendlichen bedeutet dies, dass die Land-wirtschaft, insbesondere ein Demeterhof, mitden vielfältigen Tätigkeitsfeldern ein hervor-ragender Ort ist, einprägsame Erfahrungenzu sammeln. Mit Kopf, Herz und Hand ma-chen die Schüler sich mit diesem für siemeist neuen Lebensfeld vertraut. Die intensi-ve körperliche und geistig-seelische Arbeitlässt Erfahrungen sammeln, aus denen Ur-teilsfähigkeit erwächst.Die Mitarbeit der Kieler Waldorfschule aufdem Hof Sophienlust mit seiner biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise und seinerbesonderen Betriebsindividualiät beinhalteteinen bedeutenden erzieherischen Wert.Heutzutage ist es nicht schwer, im Denkeri-schen Interesse für den Umweltschutz beiSchülern zu erwecken. Bliebe es dabei, soergäbe sich nur eine intellektuelle Kritik undDistanz gegenüber den bisherigen Denk- undArbeitsweisen in der Landwirtschaft. AktivesTätigwerden hingegen, geleitet von ideellenGrundideen, ermöglicht Jugendlichen diemoralische Fähigkeit und Kraft, Mitgestalteran unserer Umwelt zu werden. So gilt es, eingemeinsames Ideal zu entwickeln, das zumZiel hat, die Erde als lebendigen Wohnortfür Mensch, Tier und Pflanze lebenswert zuerhalten. Ein biologisch-dynamischer Bau-ernhof hat keimhaften Modellcharakter fürdieses hohe Ziel.Während eines Landbaupraktikums habendie Schüler meist zum ersten Mal Kontakt zugrößeren Tieren, wie z. B. zu einer Kuh beidem zweimaligen täglichen Melken. Dabeimüssen bisweilen Ängste überwunden wer-den. Ein weiteres Erlebnis für die Schüler ist

das gegensätzliche Wesen einer Kuh undeines Stieres. Viel Wille und Kraft müssen beiden verschiedenen Arbeiten auf dem Feldaufgebracht werden wie z.B. beim Kartoffel-auflesen oder bei dem leidigen und mühseli-gen Unkrauthacken in den vielfältigen Ge-müsekulturen. Große Begeisterung kann beider Ernte auftreten, bei dem Aufladen vonStroh- und Heuballen oder auch wenn esgilt, einen Trecker fahren zu dürfen, z.B. beim Mulchen der Kuhweiden. Dabei kanndas Geradeausfahren schon schwierig für dieSchüler sein. Viele Gespräche und Heiterkeitentstehen auch beim Sortieren und Abpak-ken von Kartoffeln und anderem Gemüse. Beieinigen Schülern besteht auch das Interesse,schon früh am Morgen um 4.00 Uhr die Ar-beitswelt auf einem Bauernhof kennenzuler-nen und mitmachen zu können. Außerdemkann auch erlernt werden, wie ein Stachel-drahtzaun erneuert und repariert werdenkann, der um die Weiden herum gespanntwerden muss.Nachdem der Hof vom Verein Sophienlust1979 erworben werden konnte, war es mög-lich, dass erste Landbaupraktikum der KielerWaldorfschule dort durchzuführen. Begleit-personen waren Frau Schlange-Schöning alsGartenbaulehrerin und Herr Schickert alsKlassenbetreuer.In den folgenden Jahren bis 1986 war dieUnterkunft in verschiedenen Zelten, die aufden angrenzenden Grünflächen standen:- 2 Schlafzelte- 1 Küchenzelt- 1 Essen- und Unterrichtszelt- 1 Waschzelt- 1 Toilettenzelt

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Dabei war eine der kompliziertesten Aufgabender Transport der „goldenen Eimer“ aus demToilettenzelt zu den Hofgebäuden. Ausgeliehenwurden die Zelte, Küchengeräte und Bettenvom Katastrophenschutzamt in Hamburg. Allesmusste zum Hof gebracht werden. Auch dieverschiedenen Ämter mussten miteinbezogenwerden, die Genehmigungen dafür gaben: Po-lizei, Umweltamt, Gesundheitsamt, GemeindeSchierensee und der Kreis Rendsburg-Eckern-förde. Es handelte sich dabei um das Campie-ren auf einer nicht genehmigten Fläche.Ab dem Jahr 1987 konnte eine feste Bleibe beider Gärtnerei bezogen werden. Über viele Jahrekonnte dann mit erheblichem Aufwand vonSeiten der Kieler Waldorfschule die dazugehö-rigen Wirtschaftsgebäude ausgebaut werden.Es entstanden eine kleine Küche, ein Unter-richtsraum, Sanitätsräume, 2 Schlafräume fürSchüler und 2 Räume für die begleitenden Leh-rer. Auch Stockbetten konnten in den letztenJahren fest eingebaut werden.Ein Praktikum geht über einen Zeitraum vonzwei Wochen. Für einen Teil einer Gruppe (6-7Schüler sind eine Gruppe) beginnt um 6.00 Uhrder Stalldienst, wo neben dem Ausmisten dieHauptaufgabe darin besteht, das Melken zuerlernen. Es zeigt sich, wie mühsam es seinkann, einige Tropfen Milch aus einem Euter zugewinnen. Nach dem Frühstück beginnt fürungefähr eine Stunde der Unterricht für dieSchüler. Mitarbeiter des Hofes unterrichten dieKlasse über einzelne Bereiche der Landwirt-schaft (Fütterung und Haltung der Tiere, Ge-müse- und Getreideanbau, Fruchtfolge usw.).Dazu wird ein Epochenheft angelegt, in demdie Inhalte niedergeschrieben werden. In einemTagebuch werden die jeweils am Tag durchge-

Bei der internen Lehrertagung dieses Jahr,direkt nach den Osterferien, fand sich eineGruppe aus Lehrern zusammen, die sich zurAufgabe gemacht hat, das Schulgeländeumzugestalten und in das Gelände zuintegrieren. Eigentlich ist das ein Aufgabe desBaukreises, es stellte sich aber im Laufe der Zeitheraus, dass der Baukreis das nicht leistenkann. Während der Tagung bestand die Gruppe ausca. 15 Mitgliedern. Eines der Ziel der Gruppewar es, einen Arbeitskreis Geländegestaltungdaraus zu bilden. Die Gruppe, die sich vorerstgefunden hat, besteht aus Thies Naujokat,Bernt Schönbeck, Kathi Kleinhans, CathrinRhode, Veronika Klinkenbusch, Beeke Weißnerund Felix Klemmer.Kathi Kleinhans ist Diplom-Architektin und hatEntwicklungsplanung gemacht. Sie unterstütztdie Gruppe bei der Erstellung eines Gesamt-konzeptes. Dafür soll ein Modell der Schuleund des Schulgeländes erstellt werden. Es musszum Beispiel überlegt werden, ob dieSchulhofelemente mehr aus Steinen, Beetenoder Holz bestehen sollen. Erst dann kann mitder Gesamtgestaltung begonnen werden.Bis Anfang September soll das Gesamtkonzeptfertig sein.Schon jetzt sollen aber die Eingangsbereicheder Schule hervorgehoben werden. In Zusam-menarbeit mit dem Arbeitskreis Öffentlich-keitsarbeit sollen die fünf Eingangsbereichemit Schildern versehen werden, auf denen derjeweilige Standpunkt zu sehen ist und einÜbersichtsplan angibt, wo man sich geradebefindet. Am Haupteingangsbereich solltedann vielleicht ein Findling mit derSchulinschrift den Besucher begrüßen.Der gesamte große Haupteingangsbereich sollinsgesamt attraktiver gestaltet werden undoptisch abgegrenzt werden. Ob dafür ein Zaungeeignet ist, kann dabei noch offen bleiben..Die Linde könnte dann ein Teil der Abgrenzungsein.Insgesamt wäre auch zu überlegen, ob dasGelände nach Altersstufen thematischaufgeteilt werden könnte, um den verschiede-nen Bedürfnissen gerecht zu werden.Elternbeteiligung gibt es innerhalb der Gruppenoch nicht, Interessenten können sich gerne beiThies Naujokat melden.Der alte Garten von Herrn Newerla könnte indem Zuge der Umgestaltung zum Sportplatzumgewandelt werden, allerdings kann dasvorerst nicht aus Eigenmitteln finanziertwerden. Es wäre aber zu überlegen, ob nichtdurch Sponsorenläufe oder andere Aktivitätennach und nach die Sportanlagen geschaffenwerden könnten.

Protokoll: Anja Manleitner

Gruppe Gartengestaltung

führten Tätigkeiten dargestellt, ebenso dertägliche Wetterbericht.Nach dem Unterricht teilt sich die Klasse infünf Gruppen auf, die in den verschiedenstenArbeitsnotwendigkeiten mit eingegliedert wer-den. Eine der Gruppen hat für das Mittagessenzu sorgen. Nach einer kleinen Mittagspausefolgt für alle Gruppen eine weitere Arbeitszeit.Ab 16.00 Uhr gilt es wieder, im Stall tätig zuwerden mit den schon bekannten Aufgaben.Nach dem Abendessen trifft sich die Klasse miteinem Teil der Mitarbeiter des Hofes, um überdie Tätigkeiten aus den einzelnen Gruppen zuberichten und sich einen Gesamtüberblick überden ganzen Tag zu verschaffen. Nach einemarbeitsreichen Tag kann dann auch die Freizeitihren Raum einnehmen. Wenn schönes Wetterist und die Temperaturen von Luft und Wasseres zulassen, kann im nahegelegenen Schieren-see ausgelassen gebadet werden. Nachtruhesollte dann nach 22.30 Uhr eintreten.Eine weitere wichtige Erfahrung ist für dieSchüler die auf dem Hof geleistete Sozialar-beit. Es entsteht bei der gemeinsamen Arbeitein Kontakt, verbunden mit Gesprächen undmit wohlwollender Heiterkeit. So wird oft dasInteresse, der Einsatzwille und die Durchhalte-kraft der zu betreuenden Mitarbeiter von denSchülern bewundert und geachtet. Für viele istes die erste Begegnung und Erfahrung mit die-sen Menschen. Es ist für die Schüler ein wichti-ges Erfahrungsfeld. Mit dem Landbaupraktikumwird einerseits versucht, einen bescheidenenBeitrag zum dringend nötigen Kulturimpuls zuleisten und andererseits, den Schülern Impulsemit auf den Weg zu geben, die ihnen helfenkönnen, Mitgestalter in unserer Welt zu werden.

Georg-Michael Eckert

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Seit Jahresbeginn begegnete mir überall aufdem Schulhof und im Unterricht die Frage:Wann kommen die Enten, und sind die Hühnerschon da? Und dann endlich eine Vertretungs-stunde im Februar in einer 7. Klasse mit nichtganz alltäglichem Unterrichtsinhalt: Vier Hüh-ner und ein Hahn ziehen in den eben fertiggestellten neuen Hühnerstall ein. Nachdem siesich zaghaft aus ihrem Transportkorb heraus-trauten und ihre neue Behausung kurz be-trachtet hatten, plusterte der Hahn sich auf,stellte sich auf die Krallenspitzen und krähtelaut. Hierfür bekam er von den Siebtklässlernspontanen Szenenapplaus und beim Lehrermachte sich ein Grinsen breit. Der Hahn, derwunderhübsch bunt gezeichnet ist, bekamnach längerer Diskussion von der 7. Klasse denNamen Henry, ein braunes Huhn von der 6.Klasse den Namen Brauni und ein schwarzesHuhn wurde von einer anderen 6. Klasse Black

Tierisch

Angel oder Blacky getauft. Zwei weitere fastweiße Hühner habe ich mit familiärer Unter-stützung Prillan und Marie genannt. Diese 5Schulhühner und Hähne brauchten doch einigeZeit, um ihre Scheu abzulegen und sich ihresneuen Status als Attraktion bewusst zu wer-den. Aber jetzt, nach vier Monaten gesundenMiteinanders, sind sie auch bei zwölf Schulkin-dern und zwanzig beobachtenden Kindergar-tenkindern fast handzahm, und sie legen flei-ßig Eier. Da wir alle auf Nachwuchs hoffen,fangen sie hoffentlich auch bald mit demBrutgeschäft an.Insgesamt war es ein langer Weg bis hierher.Die vielleicht mutige Entscheidung, überhauptTiere in die Schulgärten zu holen, musste ersteinmal getroffen werden, und der Stallbau hatsich fast ein Jahr lang hingezogen. Wenn manjetzt sieht, wie die Hühner nach nur vier Mo-naten dazugehören, hat es sich mehr als ge-lohnt und alle befürchteten Schwierigkeitensind ausgeblieben. Und es entwickelt sich auchnoch weiter. Und es entwickelt sich auch nochweiter: Letzte Woche ist das Laufentenpärchenendlich auch eingezogen. Die noch namenlo-sen, ähnlich wie Stockenten gezeichneten neu-en Bewohner des Schulgartens, müssen sich ersteinmal in einem kleineren, abgesperrten Bereicheinleben, werden aber nach ein paar Wochenfrei im Garten herumlaufen. Leider haben siekeine Küken mitgebracht, jedoch legt die Entefast jeden Tag ein Ei und wir sind da froherHoffnung. Auch den Schnecken haben sie denKampf angesagt, wie einige Schüler schonfestgestellt haben. Ein weiteres „tierischesProjekt“ befindet sich sozusagen auch noch inder Stallbauphase. Ich habe mich entschlossen,eine Tierart in den Garten zu holen, die so un-

endlich nützlich ist und von der wir alle so viellernen können.In einem geschützten Teil des Gartens entstehtgerade als Teil einer Jahresarbeit ein Häuschen,in das Honigbienen einziehen sollen. Momentansind maximal vier Völker geplant, die in unbe-handelten Holzbeuten leben sollen, deswegenbrauchen sie auch ein Dach über dem Kopf. ImZuge einer weiteren Jahresarbeit entsteht eben-falls gerade eine Holzbeute nach amerikani-schem Vorbild, die es ermöglicht, durch Draht-gitter und Scheiben das Leben und Walten derBienen mitzuerleben. Obendrein beschenken sieuns noch mit ein wenig Honig. Über die Bienenwerde ich ein anderes Mal mehr berichten,wenn es so weit ist.

Doch was bedeutet es den jetzt eigentlich, Tierezu „halten“? Warum und wozu versuchen wirTieren in der Schule einen Lebensraum einzu-räumen?Erst einmal sind es die reinen Äußerlichkeiten. Esist schön, Tiere um sich zu haben, sie passen gutin einen geregelten Unterrichtsablauf, und eslassen sich unzählige Besonderheiten an ihnenund an ihrem Verhalten aufzeigen. Wir alle ken-nen die Geschichten von der lila Kuh und derMilch aus der Tüte. Ich konnte es auch nichtglauben, aber es gibt tatsächlich Schüler, dienoch kein Huhn gesehen haben; denen ist schongeholfen.Aber eigentlich geht es um das VerhältnisMensch-Tier und unsere Verantwortung demTier gegenüber. Bevor der Mensch begann, Tierezu „domestizieren“, waren alle Tiere „wild“. Nichtnur die uns heute bekannten „Wildtiere“, son-dern auch die Hühner, Kühe und Bienen. Als derMensch sesshaft wurde, holte er sich die Tiere insHaus, von denen er sich einen Nutzen versprach,als Paradebeispiel die Kuh. Die Kuh ist heutesoweit domestiziert, dass die meisten modernenRassen ohne den Menschen oder ein Dach überdem Kopf nicht zurechtkommen würden. Da-mals lebten Mensch und Tier fast symbiotischzusammen, meist im gleichen Raum, und allesvom Tier wurde verwendet. Jeder war ein „Land-wirt“ und das „Produkt“ Tier wurde nicht gehan-delt. Das Verhältnis war noch intakt und dasTier meist überlebensnotwendig, was ihm einegewisse Achtung verschaffte. Heute, wo nurnoch ein paar wenige von uns Landwirte sind,und die vielen anderen Menschen ernährenmüssen, ist diese Achtung auch bei vielen Land-wirten nicht mehr vorhanden und das WortTierproduktion bekommt eine erschreckend rea-le Bedeutung. Tiere und Tierprodukte werden ingroßem Maßstab gehandelt. Dabei müsste dieseimmer größer werdende Konzentration von„Nutztieren“ auf den landwirtschaftlichen Be-trieben jeden einzelnen von uns die Verantwor-tung spüren lassen, die wir den Tieren gegenüberhaben. Es ist nicht nur die artgerechte Haltungder Tiere, es geht damit weiter, was wir für unserFleisch und die Milch bezahlen wollen, denn

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letztendlich sind es das Geld und unsere weiter-gehenden Bemühungen, welche die künftigenLebensbedingungen der Tiere in den Ställenbestimmt. Ich empfehle jedem, sich einmal einenTag Zeit zu nehmen, sich gegenüber einer Kuh inden Stall zu setzen und zu beobachten: Vorallem die Augen. Und wer dann die Möglichkeithat, dabei zu sein, wenn nach einem langenWinterhalbjahr die Kühe im Mai das erste Malauf die Weide kommen und ihre wilden, ausge-lassenen Bocksprünge und hoch aufgerichtetenSchwänze sieht, der erlebt eine Freude, die ich sonoch nirgendwo gesehen habe.Ein gefangenes Tier beschreibt sehr treffendRainer Maria Rilke in seinem Gedicht

Der Panther

Sein Blick ist vom Vorübergehen der StäbeSo müd geworden, dass er nichts mehr hält.

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbeUnd hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,Der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

Ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,In der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der PupilleSich lautlos auf – dann geht ein Bild hinein,Geht durch der Glieder angespannte Stille,

Und hört im Herzen auf zu sein.

Hier handelt es sich um ein Wildtier, welchesunter fragwürdigen Bedingungen in einem Zoolebt. Die Zootierhaltung soll hier nicht weiterThema sein, und bis Panther gewinnbringendgemolken werden können, wird hoffentlich nochsehr viel Zeit vergehen. Bei Nutztieren habe ichdiesen Ausdruck, den Rilke beschreibt, nochnicht gesehen und wenn sich die Haltungsbe-

dingungen der Tiere weiter verbessern, werdenwir dies auch nicht. Die Tiere im Schulgartensind da, damit wir von ihnen lernen können undihnen ein tierwürdiges Leben schenken können.Goethe schrieb 1829 einen sorgenvollen Mahn-ruf: „Das überhand nehmende Maschinenwesenquält und ängstigt mich, es wälzt sich heran wieein Gewitter, langsam, langsam, aber es hatseine Richtung genommen, es wird kommen undtreffen.“ Auch Rudolf Steiner reagierte wahr-scheinlich unbeabsichtigt auf die Erfindung desFließbandes durch Henry Ford mit der Ausge-staltung des Fundamentes der Eurythmie.Der Maximierung der äußeren Zweckmäßigkeitsteht die Eurythmie gegenüber, die durch denMenschen von Innen heraus bis in die Finger-spitzen und darüber hinaus geführte Bewegung,allein aus dem Antrieb der seelisch-geistigenWelt. Mit dem Einzug der Tiere in die Schulesehe ich das ähnlich. Es ist schön, sie zu haben;die Kinder können an ihnen erleben, nicht imFeststellen der tier- und menschenfeindlichenVerhältnisse steckenzubleiben, sondern Ansätzezur Überwindung – eben aus dem Erleben derTiere – zu finden, und durch eigene Verwand-lung aktiv die Umwelt zu gestalten.

Thies Naujokat

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….kurz vor Schluss, ich kann sagen: das Tref-fen war mir ein Genuss

Ein kurzer Einblick in das Erleben der Schul-zeit aus SchülerInsichtAcht Schülerinnen und Schüler der 13. Klas-se waren spontan dazu bereit, sich eineStunde lang mit ihrer Zeit an der Waldorf-schule Kiel auseinanderzusetzen und Rück-meldung zu geben. Ein Geschenk und eineChance für die Schulgemeinschaft: aus denErfahrungen derer schöpfen, für die Schulegemacht wird.

Vorneweg kann ich sagen, dass ich die Ge-sprächsführung der SchülerInnen sehr ange-nehm, im Verlauf der Stunde immer offenerund sehr konstruktiv erlebt habe. Ein Bild füreine Haltung im Bildungswesen, welches dasZiel verfolgt, selbständiges Denken und Han-deln zu fördern. Auch in dieser kleinen Run-de waren die typischen Rollen vertreten: diedes „Reinrufers“, aber auch die des Aufmerk-samen und Hinweisenden „Du hast Lilli nichtaussprechen lassen“, „…eigentlich hat Flore-stan gerade etwas gesagt…“, „Ich habe dasanders erlebt…“. Diese Gruppe hat die Mode-ration des Gespräches gut selbst übernom-men und es war interessant zu beobachten,dass zu den einzelnen Beiträgen kontroverseDiskussionen entstanden sind, die zu keinerZeit aus dem Ruder liefen – sie zeigten viel-mehr ein Bild des gegenseitigen Interessesund Anerkennens unterschiedlicher Ansich-ten – eine hohe Qualität .

Im Prüfungsfieber waren bei den Schülerin-nen und Schüler vorerst natürlich die The-men der Oberstufe und die Abschlüsse vor-

13 Jahre Waldorfschule Kiel …

rangig. Hier wünschten sie sich deutlichmehr Informationen und eine besser struktu-rierte Organisation. Bemängelt wurden dieAn- bzw. Abwesenheit mancher Lehrkräftezu Prüfungszeiten bzw. die Vertretungssitua-tionen. Sie wünschten sich, dass für die Lehr-kräfte, die beispielsweise wegen Schülerfahr-ten und Ähnlichem ausfielen, für Vertretunggesorgt wird. Auf die Prüfungssimulationenvor den mündlichen Prüfungen legen siegroßen Wert, davon sagen die SchülerInnen:bitte mehr. Positiv wird die Chance gesehen,hier jeden Abschluss erreichen zu können: „Inanderen Schulen wirst du in der 10. eingeteilt,ob du Abitur machen kannst oder nicht, undhier hast du bis zur 12. die Chance, das Abiturzu machen.“ Eine Änderung wünschen sichdie SchülerInnen in der Planung und Durch-führung, gemeint ist hier der Zeitraum, indem die Abschlüsse erfolgen. Als sinnvoll wirdallgemein erachtet, den Realschulabschlussfrüher – also bereits in der 11. Klasse – machenzu können. Das 12. und 13. Schuljahr erlebendie meisten im Vergleich zu den vorhergehen-den Jahren als sehr stressig. Einigen erscheintes verwirrend, dass sie während der Realschul-prüfung bereits für das Abitur vorbereitet wer-den. Dennoch scheint in dieser Zeit auch etwasBesonderes zu liegen, was eine positive Kraftausstrahlt. „Dieses Jahr ist einfach intensiv, sozi-al intensiv anstrengend – du bist gespannt wieein Gummi.“ „Ich fand das 13. Jahr jetzt auchziemlich anstrengend, aber andererseits war dasvon Anfang an klar.“ „ Die 13.wird immer so alsHorrorjahr beschrieben, ich habe es nicht soempfunden. Das war das erste Mal eine Art vonUnterricht, wie ich ihn mir schon vorher ge-wünscht hätte… wenn das alles schon etwasfrüher gekommen wäre…“ Ja, was dann? DieSchülerinnen sehen hier die Möglichkeit zuVeränderungen im Übergang von der Mittel-stufe zur Oberstufe. „Ich sehe da das Hauptpro-blem in der Mittelstufe. Wenn man eine bessereBasis in der Mittelstufe schafft, kann man daeiniges ändern, kann der Realschulabschlussauch in der 11. Klasse erfolgen. Ich sehe, dass dieKlassenlehrerzeit zu lang ist.“ An dieser Stelleherrscht unter den SchülerInnen Einigkeit, siestimmen allgemein zu und halten eine Verkür-zung der Klassenlehrerzeit auf 6 oder 7 Jahrefür notwendig im Hinblick auf den Fachunter-richt und das rechtzeitige Heranführen an diePrüfungssituationen. „Ich glaube, es ist unmög-lich, dass eine Person in allen Unterrichtsberei-chen bis zu 8. Klasse kompetent sein kann.“ „DasHauptproblem ist, glaube ich, elementares Wis-sen auch in Deutsch und Mathematik, und dieseselementare Wissen wird doch in der Mittelstufegelegt.“ Trotz dieser Kritik, die ja aus einemInteresse an der Schule entsteht und aus einerVerantwortlichkeit „des sich Einmischens“, sindsich die SchülerInnen der Vorzüge der Wal-

dorfpädagogik bewusst. „Ich habe meine Schul-zeit genossen, ich habe mich gerade in der erstenZeit wohl behütet gefühlt. In den ersten Jahrenfinde ich es enorm wichtig, dass es nicht so läuftwie in den Staatschulen. Ich kenne Kinder, dieeine Staatschule besuchen und bereits in denersten Klassen die Schule als Stress erleben – dasist doch schrecklich. Wir sind ganz anders anSchule herangeführt worden, Schule nicht alsStress sondern die Schule zu einem Erlebnis ma-chen. Das finde ich schön an der Waldorfschule.“„Ich hatte eigentlich immer Spaß in die Schulezu gehen.“ „Ehrlich gesagt gehe ich bis heute –nach 13 Jahren – immer noch gerne hin undfinde es schade, dass es bald vorbei ist...“Als großen Gewinn wird der KW-Bereich =Kunst und Werken empfunden. Es besteht ganzdeutlich der Wunsch, Kunst und Handwerkenauch bis in die 13. Klasse genießen zu dürfen.„In Staatsschulen kann man Kunst als Leistungs-kurs wählen, das ist doch paradox, dass es hier,wo die Kreativitätsförderung ganz vorne steht,nicht angeboten wird.“ Ebenso wird derWunsch nach Kunstgeschichte formuliert. DasGespräch über die unterschiedlichen Fächermündet im einheitlichen Wunsch, den Unter-richt etwas zeitgemäßer zu gestalten. Sie sindsich einig, dass es nicht bedeutet, alles über denHaufen zu werfen, sie sehen lediglich das Ein-beziehen von Neuem als unverzichtbar, einbisschen mit der Zeit zu gehen, sie stellen sicheine Balance oder höhere Flexibilität vor undsehen da keinen Widerspruch zu den pädago-gischen Werten Rudolf Steiners. „ Keine Angst,etwas Neues zu wagen.“ „Das beobachten wir jaauch, wenn wir über den Schulhof gehen, dassdie Kinder, die jetzt in den ersten Klassen sind,sich einfach verändert haben, das sind andereKinder, als wir es noch waren.“ Konkret stellensich die SchülerInnen eine Erweiterung derFächer mit WiPo, Philosophie und Informatikvor, auch wenn einige durchhaus die Philoso-phie im Deutschunterricht wiederfinden konn-ten oder Politik im Geschichtsunterricht. DasThema Kommunikation nahm auch hier einengroßen Teil dieser Gesprächsrunde ein. Ein ein-deutiges SchülerInveto: hier muss noch waspassieren, die Wege der Kommunikation andieser Schule sind teilweise sehr verschlungenund so manche Information verschwindet aufeinem Abzweig. Für die SchülerInnen steht imOberstufenbereich an erster Stelle der Wunschnach verantwortlichen Ansprechpartnern. „Man wird dann mit seiner Frage von A nach Bnach C und wieder zurück geschickt und dasProblem bleibt dann auf der Strecke. Keinerfühlt sich so richtig dafür zuständig.“Interessiert hat mich dann noch, wie es zu er-klären ist, dass an unserer Schule eine Schüler-vertretung (SV) kaum oder verschwindend ge-ring in Erscheinung tritt. „Wir haben doch eine,oder?“ „Ich war in der SV, man kann nichts tun!“Wie ist das zu verstehen, man kann nichts tun?„Als ich in der SV war, wollten wir schon einigeSachen machen. Wir haben dann auch oft andie Konferenz am Donnerstag geschrieben. Es

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gab einfach keine Rückmeldung. Es dauerteewig, vieles wurde von vornherein abgelehnt.“Zum einem liegt die geringe Präsenz der SVnach Ansicht der SchülerInnen am eigenenInteresse, aber sie denken auch, dass das gerin-ge Interesse daraus entstanden ist, dass die SVbislang wenig Durchschlagskraft hatte. Es gibtimmer wieder die Erfahrung, dass Schüleran-liegen ablehnend oder gar nicht beantwortetwurden. „Als SV’ler ist man manchmal auchGegenpol zu den Lehrern, und ich glaube es istschwierig, an dieser Schule Kritik anzubringen,zumindest bei einigen Lehrern. Man merkt dasdann auch in anderen Situationen.“ Die Erinne-rung an die massive Kritik, die die Schüler mitihrem im Forum angebrachten Anliegen an-schließend erfahren haben, ist noch präsent,und dieser Umgang hemmt andere, nach Au-ßen zu treten. „Die Lehrer nehmen das zu per-sönlich, sodass es nicht dazu kommt, sich inhalt-lich auseinanderzusetzen“. Eine Schülerin erin-nert sich auch an eine Situation, in der dieKlasse sich geschlossen in Briefform an dieKonferenz gewandt hat und die Reaktion alsgroßen Ärger beschreibt. Sie sind nicht, wieerhofft, auf ein offenes Ohr oder die Bereit-schaft der Auseinandersetzung gestoßen, son-dern fühlten sich abgekanzelt. „Es ist einfachenttäuschend, wenn man sich für etwas einsetztund so aufläuft.“Die SchülerInnen sehen auch dieses Themadifferenziert und möchten das nicht pauscha-lisieren. „Es gibt auch viele Lehrer, mit denenman sehr gut kommunizieren kann und die ei-nem auch weiterhelfen möchten.“ Als Voraus-setzung für eine aktive SV wird auch eine star-ke Bindung innerhalb der Klassengemeinschaftgenannt. Ebenso braucht es eine Beständigkeitder SV’ler, aktiv müsste man so in der 10. Klas-se werden, in den beiden letzten Jahrgängengibt es da oft zeitliche Probleme.Im Gespräch wurde deutlich, dass die Schüle-rInnen das Forum bisher überhaupt noch nichtals den Ort verstanden haben, an dem sie ihreAnliegen formulieren können – da sehe ichnoch Handlungsbedarf.Was nehmt ihr mit nach den 13 Jahren? „Bei aller Kritik, die ich geäußert habe, möchteich sagen, dass ich immer gerne zur Schule ge-gangen bin. Die sozialen Komponenten werdenhier sehr schwer gewichtet und das finde ichpositiv, aber ich finde auch, dass man anstrebensollte, aus allen Bereichen – aus den sozialen, ausden fachlichen, aus den künstlerischen und mu-sischen – das Beste rauszuholen. Ich sehe, dasshier noch Defizite im fachlichen Bereich sindund eigentlich ist das Musikangebot für eineWaldorfschule nicht ausreichen. Und es ist – wieschon gesagt – schade, dass der Kunstunterrichtin der 12. aufhört.“ „ Die Gemeinschaft…unsereKlasse, die 12 Jahre waren für mich mit dasTollste, und jetzt auch der schöne Zusammen-halt im 13. Jahrgang, das ist es, was für michdiese Schule ausmacht.“ „Auch das Zusammen-sein mit den Lehren finde ich im 13. Jahr nochbesser als davor, die Unterstützung, die wir hier

erfahren haben.“ Die SchülerInnen sind allegerne in diese Schule gegangen, haben vielSpaß – eben auch beim Lernen – erlebt undmöchten besonders den sozialen Aspekt her-vorheben. Und alle würden wieder die Wal-dorfschule Kiel wählen. Auch das ein eindeuti-ges Veto.

Ich möchte mich ganz herzlich bei Anne Bö-scher, Daniela Cochoy, Lilli Döscher, ConstantinHansen, Florestan Heidtmann, Ira Klinkenbusch,Joel Ram und Maren Sontopski bedanken, dasssie sich die Zeit genommen haben und offengeäußert haben. Auch möchte ich darauf hin-weisen, dass dies ein für die meisten SchülerIn-nen spontanes Gespräch war, sozusagen eineMomentaufnahme, und wünsche mir, dass dieLeserInnen dieser Offenheit wertschätzend ge-genüber stehen. Das Privileg der Jugend ist es

Liebe Leserinnen, liebe Leser !

nach wie vor, unverblümt die Dinge laut zusagen, wie sie sie sehen. Nicht vergessen solltenwir, dass dies auch ein wichtiger Blickwinkelunseres Miteinanders ausmacht. Die SchülerIn-nen taten sich anfänglich schwer, Kritik zuäußern und das aus zwei Gründen. Zum einemwollten sie keinen verletzen (sie waren sehrdarauf bedacht keine Namen zu nennen) undzum anderen gab es auch Unsicherheiten inwie weit ihnen (oder ihren jüngeren Geschwi-stern) ihre Offenheit auf die Füße fällt. DieserPunkt hat mich stark berührt und ist wesent-lich für eine Schulgemeinschaft, die sich alslernend versteht. Ich wünsche mir eine Atmo-sphäre, in der alle Kritik äußern können, ohnenegative Konsequenzen befürchten zu müssen.

Judith Bauer

Die meisten Menschen denken, sie hätteneinen Fehler gemacht, sobald sie hören: esgibt eine Kritik. Umgangssprachlich ist esauch tatsächlich so, dass der Begriff Kritikmeist ein Aufzeigen eines Fehlers oderMissstandes beinhaltet, verbunden mit einerimplizierten Aufforderung, diesen zubeheben.Kritik – ursprünglich aus dem Griechischen,abgeleitet von dem Wort „krinein“ bedeutetunterscheiden, trennen und bezeichnet „dieKunst der Beurteilung“, des Auseinanderhal-tens von Fakten. Wir finden diese Umsetzungder ursprünglichen Bedeutung im wissen-schaftlichen Sprachgebrauch, dort bedeutetdie Kritik die Beantwortung der Frage nachden Bedingungen von etwas. In diesem Sinnesetzte sich der deutsche Philosoph ImmanuelKant in seinem Werk Kritik der reinenVernunft (Erstausgabe 1781) mit demBegriff auseinander. Kant lehnte nicht dieVernunfterkenntnis ab, sondern suchtevielmehr nach den Bedingungen derMöglichkeiten von Erkenntnis aus reinerVernunft. In Kants Ausführungen ist dieKritik nicht als Beanstandung, Tadelung oderHerabwürdigung zu verstehen, sondernvielmehr als Analyse, Sichtung und Überprü-fung im weitesten Sinne. Auch im künstleri-schen Metier (Theater, Film, Literatur,...)bezeichnet eine Kritik eher eine Besprechung,wie etwas auf den Betrachter wirkt undumfasst häufig eine eher positive Bewertung.Unterschieden wird häufig nach der Art undWeise der Kritik. Wir unterscheiden positive(Lob, Anerkennung) und negative Kritik(Tadel). Es gibt die destruktive Kritik, die aufdie Vernichtung des Gegenstandes abzieltund keine Entwicklung zulässt. Die Selbstkritik,die eine differenzierte Überprüfung deseigenen Verhaltens oder der eigenen

Anschauung im Hinblick auf bestimmteKriterien ist, ist so manches mal vielleichtkeine leichte Übung, jedoch für das Verste-hen und Annehmen unserer Mitmenschenund das Finden der gehbaren Wegeunerlässlich.Und dann gibt es noch die konstruktiveKritik, die auf eine Verbesserung desGegenstandes abzielt. Die Form der Kritik,die für eine Weiterentwicklung förderlich ist.Kritik, die aus unterschiedlichen Blickwinkelnbetrachtet, abwägt und die Gegebenheitenund Möglichkeiten analysiert. Es ist dasAufspüren der Licht- und Schattenseiten,denn wo Licht ist, ist auch Schatten - undumgekehrt. Sicherlich bewegen wir uns allelieber im Licht, wir dürfen die Schatten nichteinfach übergehen. Lernen können wir amBesten aus unseren Fehlern - und um dasmöglich zu machen, müssen Fehlerbesprechbar sein.Wir freuen uns auf das neue Schuljahr undwerden weiterhin an einer guten Entwick-lung für unsere Kinder an dieser Schule imRahmen unserer Schulgemeinschaftarbeiten. Wir werden weiterhin Fehlermachen, wir werden es begrüßen, wenn dieseaufgezeigt werden. Wir werden sie anschau-en und daraus lernen. Dazu möchten wir alleeinladen.Ich wünsche allen Leserinnen und Lesernnach diesem reichen Schuljahr – voll mitkünstlerischen Darbietungen, voll mitSitzungen und Treffen, voll mit schönenneuen Ideen, voll mit vielen Ideen, dieumgesetzt wurden, voll mit Arbeit und vollmit Begegnungen – einen warmen undsonnigen Sommer, schöne Ferien mit Zeitzum Entspannen und alles was ihr euch sowünscht.

Judith Bauer

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„Das Glück liegt in uns,nicht in den Dingen“(François de la Rochefoucauld, 1613 – 1680)

Frau Cichy – die klassische Eingangsfrage,seit wann sind Sie an der Freien Waldorf-schule Kiel?Seit 17 Jahren…ja, ich habe im Schuljahr1992/93 hier angefangen. Gefühlt kommt esmir viel kürzer vor.

Waren Sie selbst auch Waldorfschülerin?Nur die ersten 1 ½ Grundschuljahre. Wirsind dann umgezogen und ich besuchte einestaatliche Grundschule im Dorf.

Wie verlief ihr schulischer Weg weiter, bisSie hier an die Kieler Waldorfschulekamen?Nach der Grundschule besuchte ich einGymnasium und habe mein Abitur gemacht.Ich habe dann Englisch und Französischstudiert. Im Nebenfach habe ich mich fürSpanisch entschieden, diese Sprachesprechen die meisten Menschen und damitkann ich dann bestimmt etwas anfangen, sodachte ich.

Spanisch, ein schöne Sprache…Ja, aber da habe ich sozusagen nur denMinimalschein gemacht. Aber das ist janoch ausbaufähig.

Wie ging’s weiter?Mit dem Referendariat, Lehramt amGymnasium…..zu der Zeit hatte meine zweiteSchwester viele Allergien, sie hatte imSommer einen Allergieschock. Der Oberarztim Krankenhaus sprach dann die Empfeh-lung aus, an das Meer zu ziehen. Damalswar gerade die Barschel-Affäre und meineMutter sagte dann: „Ich hab’s, wir müssennach Kiel, die einzige deutsche Uni amMeer.“ Das hat sie dann auch gemacht.Meine Schwester hätte sich so alleine imNorden unwohl gefühlt, sodass meineMutter ebenfalls nach Kiel zog. Meinejüngste Schwester hatte in MannheimWirtschaftsinformatik studiert. Das sagte ihrnicht mehr so zu, außerdem empfand sie dieEntfernung als zu groß und so kam es, dassauch sie nach Kiel wechselte. Das Resultatwar, dass ich da unten dann allein saß.

Wo ist „da unten“?Stuttgart….meine Eltern sind beide ausStuttgart. Ca. ein halbes Jahr vor Endemeines Referendariats teilte meine Muttermir mit, dass die Waldorfschule Kiel

Das LehrerIn-InterviewAnnette Cichy

Sprachlehrer sucht. Super, dachte ich – esgibt jemand, der Sprachlehrer sucht. Auf derstaatlichen Seite war da eher Einstellungs-stopp, da es zu viele Lehrer mit der Kombi-nation Englisch/Französisch gab. Ja, dannhabe ich mich hier vorgestellt. Das Vor-stellungsgespräch fand übrigens genau indiesem Raum statt (wir sitzen zu diesemZeitpunkt des Gespräches in der Bibliothek).Mir wurde dann angeraten, vorher dasWaldorflehrerseminar zu machen.

Das klingt nicht so, als ob Sie damalsdavon so überzeugt gewesen wären…Zunächst fand ich das unmöglich, da ichüberzeugt war, dass ich einwandfreiunterrichten kann… Na ja, nach 1 ½ JahrenReferendariat fühlte ich mich dazu in derLage (lacht).Aber dann fand ich den Vorschlag dochnicht so verkehrt. Erstens konnte ich sosehen, ob ich wirklich an der Waldorfschuleunterrichten möchte und zweitens, ob ichauch wirklich in Kiel bleiben will. So war ichdann ein Jahr am Seminar in Kiel und einJahr in Flensburg auf der Schule. Es gefielmir gut, so kam ich dann wieder nach Kiel.

Haben Sie dann hier anfänglich in derOberstufe gearbeitet?Nein, ich habe von Anfang an Mittel- undOberstufe unterrichtet. 1997 habe ich daserste Mal die Schülerinnen und Schüler imAbitur begleitet. Und seither habe ich auchimmer die 13. Klasse – mit einem Jahr Pauseim Schuljahr 2007/2008.

In beiden Sprachen, Englisch undFranzösisch?Nein, nein mein Schwerpunkt lag eigentlichimmer auf Französisch. Das wird ausfachlicher Sicht mehr gebraucht, es sindeinfach mehr Kollegen an unserer Schule, dieEnglisch unterrichten können. In derOberstufe, also im Abitur, stehe ich derzeitfast alleine. Frau Krone hat die Unterrichts-genehmigung bis zur 13. Klasse und FrauBodendorf ist ja leider wieder gegangen.Frau Koriath ist ja nun auch schon länger inTrier, sie war sonst auch die zweite Kraft.

Das ist ja gut, dass Frau Krone bis in die13. unterrichten kann und darf.Ja, alleine geht es nicht. Sollte ich malausfallen, zum Beispiel wie vor kurzem ausgesundheitlichen Gründen die zwei Wo-chen… Wenn dann gerade mündlichesAbitur gewesen wäre –das geht nicht, dasskeiner da ist, der das eben mal übernimmt.

Frau Krone könnte das jetzt übernehmen?Frau Krone wird jetzt im Abitur das ersteMal dabei sein. Letztes Jahr war FrauBodendorf dabei. Das war das erste Jahr seitdem Schuljahr 96/97, in dem ich nurBeisitzerin war und nicht selber geprüfthabe.

Die Sprachen sind ja häufig im Gesprächan unserer Schule…Die sind nicht nur hier an dieser Schule imGespräch, das ist allgemein an Waldorfschu-len so…

Wie kommt’s?Ich weiß nicht so genau, warum. Ich denke,dass viele sich da etwas Falsches vorstellen.Bei Schülern erlebe ich häufig, dass siedasitzen und fragen: „Warum weiß ich dasnicht?“Meine Antwort ist meist: „Ja lern das dochmal.“ Ohne Eigeninitiative geht es nicht, dieVokabeln müssen gelernt werden, dieVerbformen, Hausaufgaben sollten gemachtwerden und auch Lektüre empfiehlt sich da.Es hat etwas gedauert, bis ich gemerkt habe,dass Französisch speziell hier oben imNorden sehr weit aus dem allgemeinenAlltag weg ist. Ich persönlich bin mitfranzösischer Besatzung in Baden-Württem-berg aufgewachsen. Da war es einfachpräsenter. Inzwischen gibt es sogar einenTGV, da ist man in drei Stunden vonStuttgart aus in Paris, fast ein Tagesausflug.Viele Worte sind im alltäglichen Dialektnoch aus dem Französischen: „Trottoir“ istder Gehweg. Das ist hier im Norden sprach-lich einfach weiter weg. Was, „Toilette“ istaus dem Französischen? Ach so… Das machtes schwieriger. Englisch hört man überall,einfach Radio an, vieles ist englisch – einfranzösisches Lied wird doch eher seltengesendet.

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In der Dezemberausgabe 2008 des Eltern-briefes ist ein interessanter Artikel zumThema Französisch von Ihnen erschienen, indem fast keine Frage zum Unterricht offenblieb.Was gibt es sonst noch für Möglichkeiten,die Sprache mehr zu fördern?Eine Unterrichtssituation ist ja immer aucheine künstliche Situation. Da sind genaugenommen drei Stunden in der Woche auchnicht viel. Wenn ich die Anzahl der Minutenin der Woche und der durchschnittlichenSchülerzahl zu Grunde lege, können dieSchüler ab der oberen Mittelstufe –vorausgesetzt sie sagen alle etwas – imSchnitt zwei Minuten sprechen. Es ist gutund wichtig, möglichst viel französisch zusprechen. Das geht natürlich nicht immer,wenn beispielsweise gerade die Grammatikerklärt wird. Jetzt aktuell haben wir eineganze Menge Franzosen an der Schule, eineFranzösin in der 10. Klasse für ein halbesJahr im Voltaire-Austauschprogramm, in der9. Klassen zwei und in der anderen 10. Klassedrei glaube ich. Es ist gut, mit ihnen insGespräch zu kommen.

Wie kann ich mir so ein Austauschpro-gramm vorstellen und was können dieSchülerinnen und Schüler dafür tun?Das sind fast kostenlose Austauschprogram-me, die gibt es über das Ministerium. Da gibtes Brigitte Sauzay, das ist so für die 9./ 10.Klasse und geht über den Zeitraum voneinem Vierteljahr.

Wer tauscht da mit wem aus?Das ist ein eins zu eins Austausch und läuftmit der schleswig-holsteinischen Partner-region Pays de la Loire. Man füllt man einennormalen Bewerbungsbogen aus mit Alterund Hobbys und so weiter. Wenn die SchülerGlück haben, findet sich ein Partner. Derzeitist es tatsächlich so, dass alle Bewerber aucheinen Austauschpartner gefunden haben. Eskann auch passieren, dass nicht genugfranzösische Partner da sind. Man kann sichda in der 8. Klasse schon für die 9. bewerben

oder in der 9. dann für die 10.Meist ist es so, dass die Franzosen zuerstherkommen, nach den Osterferien. Diedeutschen Schülerinnen und Schüler fahrendann im September, also nach den Sommer-ferien, nach Frankreich.

Die AustauschschülerInnen wohnen dann inden entsprechenden Familien und laufensozusagen mit der/den jeweiligen Schüle-rin/er mit?Ja. Der Vorteil bei diesem Programm ist, dasses bis auf die Fahrtkosten nichts kostet – undselbst für die Fahrkosten kann ein Zuschussbeantragt werden. Die Familien machen untereinander die genauen Termine ab.

Da die Kinder bereits ab der 1. Klasse beideFremdsprachen erlernen – anfänglich jawunderbar über Liedertexte, Geschichten,Spiele usw., könnte man doch davonausgehen, dass sie im Redefluss sind unddaher die Sprache leichter erlernen,trotzdem gibt es in einigen Elternhäuserneinen gewissen Unmut über den Kenntnis-stand …Im Vordergrund steht die Erweiterung desHorizontes durch das frühe Lernen derSprachen. Es ist nicht das Vordringlichste,dass man die Kommunikation lernt. Dasfunktioniert nachher relativ schnell, wennman z.B. Redewendungen lernt. In den erstenKlassen geht es auch darum, dass man einGefühl für die Sprache bekommt und dieUnterschiedlichkeiten der verschiedenenSprachen erfahren kann. Wenn ich mich anmeine Schulzeit zurück erinnere: ich habeLeistungskurs Französisch gehabt undkonnte mich nicht auf Französisch unterhal-ten. Richtig sprechen habe ich im Land selbstgelernt.

Empfehlen sich Rollenspiele im Unterricht?Ja…(lacht), im Prinzip. Aber es ist nicht soleicht, wie man sich das denkt, es machen janicht alle Schüler sofort mit. Ich versuche,möglichst die Schüler über die Texte zuinteressieren und über die aktuelle Landes-

kunde. Mittlerweile haben wir eine schöneAuswahl an Texten.Ein Sprung ins Spanische… werden SieSpanisch als AG anbieten?Vielleicht im kommenden Schuljahr. Ich binzeitlich in den vergangenen beiden Jahrennicht dazu gekommen. Allerdings sprecheich spanisch nicht so gut, wie die anderenbeiden Sprachen. Ich habe versucht, diesesund letztes Jahr über Schüler der Oberstufeeine AG im Angebot zu haben. Ferdinandbeispielsweise ist in Argentinien aufgewach-sen und spricht viel besser als ich. Texteverstehe ich einwandfrei, aber ich kann nichtso wie in den anderen Sprachen darauf lossprechen.

Die AG hat ja nun leider nicht immer sehrzuverlässig stattgefunden…Ja, ich bin zeitlich die letzten Jahre starkeingebunden, zusätzlich ja noch über denPersonalkreis, da ist die, sagen wir mal,Patenschaft für diese AG zu kurz gekommen.

Was macht für Sie das Unterrichten aus,was ist wichtig?Ich versuche immer, auch den Schülern Spaßan der Sache zu vermitteln und sie zuermutigen, sich etwas zuzutrauen. Ich höreso oft: „Ich kann das nicht.“ Ich möchteihnen vermitteln: das könnt ihr auch, wennihr das wollt und euch etwas anstrengt.

Es geht darum, die Schülerinnen undSchüler zu erreichen und eine Gemeinsam-keit für den Unterricht herzustellen….Ja. Das schöne an der Waldorfschule ist, dassich nicht an starre Vorgaben gebunden bin,was ich bis zu welchem Zeitpunkt mit denSchülern gemacht haben muss, also z.B.welche Lektion im Buch. Das ermöglicht mir,nach dem Interesse bzw. Entwicklungsstandder Klassen einen eigenen Plan zu erstellen.Ich kann die Klasse und deren Bedürfnissemit berücksichtigen und schauen was siebrauchen. Ich empfinde dieses autonomeArbeiten als sehr positiv, es ermöglicht mir,meine Ideen und die Ideen der Schüler mit in

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den Unterricht einzubinden. Ganz zu Beginnmeiner Tätigkeit an dieser Schule fand ich esschwierig, da ich als Anfängerin meine Linieerst finden musste. Heute sehe ich diese Zeitals positiven und lehrreichen Prozess. Ja, ichbin schon aus Überzeugung Lehrerin, ichwusste schon in der dritten Klasse, dass ichLehrerin werden möchte. Meine damaligeKlassenlehrerin habe ich geliebt. Ich habeFreude an der Arbeit mit Menschen unddaran, den jugendlichen Menschen Wissenzu vermitteln. Ich war immer schon neugie-rig, etwas Neues erfahren war mir wichtig.Ich habe immer gern und viel gelesen unddas Lernen selbst fiel mir eher leicht.Trotzdem hatte ich in meiner Schulzeit auchzwei Phasen, da wollte ich nicht mehr gernein die Schule, da ich es als langweiligempfunden habe. Einmal vor der viertenKlasse und dann in der zehnten Klasse, dahabe ich keine Verbindung zwischen mir undder Schule herstellen können. Ab der 11.Klasse war alles wieder gut, inhaltlich war esauch wieder spannend.

Welche Erinnerungen haben Siean Ihre Studienzeit?Während meines Studiums war ich ein Jahrin Frankreich und habe dort an einemJungeninternat Englisch unterrichtet, einesehr spannende Sache. In England war ichan einer Uni in Wales. Dort auch walisischgelernt, was man natürlich nur in Walesbraucht.

Frau Cichy, Sie gehören seit der Gründungim September 2007 dem Personalkreis an.Das wären jetzt auch schon zwei Jahre. Einkurzer Einblick in diese Tätigkeit …Der Personalkreis ist etwas ganz Neues, so

ein Gremium hatten wir vor demOrganisationsentwicklungsprozess nicht.Der Kreis kümmert sich hauptsächlich umdie Deputate, um die Personalentwicklung,um Vorstellungsgespräche – die offen sindfür alle interessierten Kollegen und bekanntgegeben werden.

Wird das wahrgenommen?Das ist sehr unterschiedlich….teils, teils. EinZiel ist es, dass wir ein Personalbudget haben,welches wir dann auch selbst verwalten. Wirhaben ziemlich schnell in unserer Arbeitgemerkt, dass es wichtig ist, dass sich dieverschiedenen Gremien, d.h. Schulführung,Vorstand und Personalkreis untereinanderabsprechen. Wir haben jetzt auch relativregelmäßig gemeinsame Gespräche, umMissverständnissen vorzubeugen und um zuverhindern, dass Arbeit doppelt und dreifachgemacht wird. Die Idee der bei derOrganisationsentwicklung neu entstandenenKreise war ja auch, dass nicht immer diegleichen Menschen die gleichen Aufgabenübernehmen. Jetzt kommt der Härtetest, wenndie Rotation losgeht. Vorgesehen war und isteine Rotation alle drei Jahre, die wir jetztvor den Sommerferien in die Wege leiten.

Das würde somit ja im kommendenSchuljahr anstehen. Ist es denn umsetzbar,dass alle Mitglieder des Personalkreises neubesetzt werden?Wir können es nicht so machen, dass fünfneue Personen in den Kreis gehen. Es musseine Einarbeitungsphase geben. Wir habennach der Findung auch eine Zeit gebraucht,um uns als Arbeitskreis zu finden und dieArbeit sinnvoll zu strukturieren. Das kannweitergegeben werden. Ich denke, wirwerden neue Mitglieder genau so wählen,wie den ersten Personalkreis.

Gibt es die Sorge, dassausreichend Kolleginnenund Kollegen dieBereitschaft zu dieserGremienarbeit bekun-den?Das wird sich zeigen. Ichmöchte nicht ewigeZeiten in Gremien weiterarbeiten, weil sich keinanderer findet.

Ist das eine Frage derMotivation?Ich denke, wir brauchendiesen Kreis auf jedenFall, die Arbeit istwichtig. Jetzt steht ersteinmal eine Reflektion

an. Wir hatten nach einem Jahr bereits einenausführlichen Rückblick gehalten. Das istauch Teil des Organisations-entwicklungsprozesses. Ich möchte weiterhinzu dieser Entwicklung einladen und denke,dass es auch eine Frage der Eigeninitiativeist. Jeder Einzelne muss sich selber einbrin-gen, sonst geht das Ganze nicht.

Erachten Sie Workshops zum Delegations-wesen oder Themen der Kommunikationoder beispielsweise Supervision für dieGremien als sinnvoll?Das machen wir bisher mit Herrn Fischer. DerPersonalkreis trifft sich einigermaßenregelmäßig mit der Schulführung und demVorstand und wenn wir uns da „verhaken“,kommt Herr Fischer hinzu. Im Idealfallbekommen wir das irgendwann im Kollegiumhin, zum Beispiel in der Zusammenarbeit mitder Dialoggruppe. Es gibt ja auch Kollegen,die in dem Bereich ausgebildet sind. Anson-sten ist Fortbildung immer angedacht, auchhier ist Eigeninitiative gefragt.

Erfahrungsgemäß besteht eine Schwierig-keit der Rollendefinition, wenn eine Personaus dem Kollegium beispielsweise einengemeinsamen Workshop moderiert odereine Supervision gibt. Es besteht dann eineVermischung der Rollen…Die Person sollte nicht in demselben Kreisbzw. Gremium sein, aber kann ja mitentsprechender Fortbildung aus demKollegium kommen.

Was fällt Ihnen noch spontan im Zusam-menhang mit der Organisations-entwicklung ein?Mir gefällt es, dass alle Mitarbeiter tatsäch-lich in der Mitarbeiterkonferenz mitarbeitenkönnen, also auch beispielsweise FrauBlümke aus dem Büro. Das Forum ist aucheine gute Idee.Ich wünsche mir da eine größere Beteiligungvon Kollegiumsseite…Der Personalkreis trifft sich wöchentlich amDonnerstag, so kommt es, dass von uns nurein Mitglied an den Forumssitzungenteilnimmt. Wir brauchen diese wöchentli-chen Sitzungen tatsächlich, um unsereArbeit zu machen – so weit sind wir nochnicht, dass wir uns in bestimmten Zeitenseltener treffen können.

Wie ist es eigentlich um den Humor anunserer Schule bestellt?Sehr unterschiedlich…das kommt eigentlichauf die Tage an, auf die Themen… Manch-mal wird doch viel gelacht und an anderenTagen gar nicht. Es gibt Tage, die sind sehranstrengend, so ohne konkretes Ergebnis.

Wandlung

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Sie sprechen da auf Konferenzen an?Ja, manchmal verbringt man da viel Zeitund geht eben ohne Ergebnis nach Hause.Ansonsten sind die Begegnungen super, ichempfinde die Begegnungen unter denmeisten Kollegen als sehr offen. Ich sehe dieKollegen aus meinem Fachbereich natürlichregelmäßig, andere weniger häufig, vielleichteinmal die Woche, wenn überhaupt.

Was bewegt Sie außerhalb der Schule?Wandern…ich wandere gerne, auch inmeinem Urlaub, da habe ich gern vielBewegung und Natur – immer nur am Strandliegen finde ich schrecklich. Ich bin inzwi-schen auch in der Wanderbewegung Kiel. Damachen wir auch richtig lange Wanderungenbis 30 km, man kann sich aussuchen, welcheWan-derung man mitmacht. Leider sind dieseTreffen oft an einem Samstag und da kannich oft nicht, da das mein Vorbereitungstagund Einkaufstag ist.

Was ist Ihnen noch wichtig, Frau Cichy,was wünschen Sie sich?Ich wünsche mir mehr Vertrauen der Schülerin ihre Fähigkeiten, mehr Vertrauen derEltern in das Kollegium und die Schule undauch der Kollegen untereinander – dasVertrauen betrifft eigentlich alle Bereiche.

Sehen Sie es denn so, dass die Eltern zuwenig Vertrauen in das Kollegium haben?Ich sehe da schon eine Tendenz, dass zuschnell kritisiert wird, vor allem bei neuenKollegen und nicht erst einmal eine Einar-beitungszeit abgewartet wird.

Es ist eine bewusste Entscheidung, seinKind an die Freie Waldorfschule zu geben,das beinhaltet schon auch einen gewissenVertrauensvorschuss, der bereitwilliggegeben wird...Das heißt jetzt nicht, dass es keine berech-tigte Kritik gibt. Es ist schon wichtig, dasswir mit den Eltern im Gespräch sind, da wirohne sie manche Dinge nicht so sehenwürden. Es liegt vielleicht auch an der Form,wenn z.B. sehr hohe Erwartungen da sind,ohne die Bereitschaft, selber etwas dafür zutun von Seiten der Eltern oder der Schüler.

Wie könnte man dem entgegenwirken odereine besser geeignete Form finden?Ich denke, dass ist eine Grundeinstellung.Erst einmal hat es mit der heutigen Gesell-schaft zu tun, dass die Fähigkeit desZuhörens – das ist das Wesentliche derSprache überhaupt – immer mehr verlorengeht. Das richtige Zuhören, wirklich Zuhörenund nicht nebenbei noch Walkman hörenoder Radio oder nebenher fernsehen. DemAnderen auch zuhören und nicht gleichwerten, oder bewerten – es so stehen lassenkönnen.

Zum Schluss: ist noch ein Wunsch für dieSchule offen?Ich wünsche mir, dass ich in der Oberstufefür Französische Verstärkung bekomme. Jaund dass sich der Organisations-entwicklungspro-zess für die Schule gutweiter entwickelt, dass wir da den richtigen

Weg für uns finden. Wir sollten auch vielmehr auf das Positive an unserer Schuleschauen.

Für das (aufgrund Frau Cichys straffen Zeitlimits)2-Etappen-Gespräch bedankt sich herzlichst

Judith Bauer

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Erstmals hat unsere Schule in diesem Jahr am jährlichen Lesewettbewerb der Deutsch-Französischen Gesellschaft teilgenommen. Wir haben einen Teilnehmer für die GruppeGymnasium/Gesamtschule ab 2. Lernjahr angemeldet. An der Vorauswahl in unserer Schulehaben 22 Schülerinnen und Schüler der sechsten und siebten Klassen teilgenommen. Die Jurybestand aus drei Französischlehrerinnen (Frau Cichy, Frau Jouannel und Frau Senger). Esmusste zunächst ein geübter Text vorgelesen werden, später ein völlig unbekannter. Die Wahldes Schulsiegers war nicht einfach, da es doch viele Schülerinnen und Schüler gab, die gutgelesen haben. Nach eingehender Beratung fiel die Wahl auf Felix Arp aus der Klasse 7 a.Gleich am ersten Schultag nach den Ferien, am 23. April fand der öffentliche Wettbewerb imLiteraturhaus in Kiel statt. Auch hier mussten ein vorbereiteter und ein unbekannter Textgelesen werden. Unsere Jury hat Felix zu der Veranstaltung begleitet. Viele der insgesamt 20Teilnehmer(innen) waren älter als Felix. Trotzdem konnte er einen stolzen 5. Platz belegen.Herzlichen Glückwunsch!

5. Platz beim Lesewettbewerb derDeutsch-Französischen Gesellschaft in Kiel

Die nachfolgenden Gedichte sind im Englischun-terricht der Klasse 8b im Rahmen einer Gruppen-arbeit entstanden. Die Schüler/innen haben michdabei so beeindruckt, dass ich ihre Gedicht –natürlich mit ihrem Einverständnis – der ganzenSchule zur Verfügung stellen möchte.

Annette Cichy

Class 8b, Poems

SCHARFE BRILLEN

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Cette nuit, Eward entend un cri. Il va dans lejardin parce qu’il veut rechercher d’où le cri estvenu. Eward suit une piste et découvre uncadavre. Il court à la maison et téléphone à lapolice. Quand la police arrive, elle mène uneenquête. Le cadavre est la femme d’Edward etil pleure. Le soupçon tombe sur Edward et il vaen prison. La police fouille le lieu du crime etdéniche une autre empreinte.Edward est remis en liberté. La police comparel’empreinte et le soupçon tombe sur Paul. Ilsapprennent que Paul s’est enfui. La police lepoursuit et le trouve dans un hôtel. Il admetqu’il a tué Bella et il va en prison. Mais pourEdward, il reste seulement la tombe.(Anna et Marlin)

Un vieil homme est mort. La police ne sait passi c’est un meurtre ou un suicide. L’hommehabite dans une maison de retraite. Il meurtd’un poison dans sa boisson. Le soupçon tombesur sa famille parce qu’il était très riche etl’héritage va à sa famille. Mais il n’y a pas detémoins... (Manuel)

Dans une petite ville en France vivent deuxcommissaires. Ils s’appellent l’inspecteurScampi et l’inspecteur Makrelé. Ils seretrouvent dans un assassinat. Le mort est unvieil homme et il meurt dans sa maison. Ils’appelle Pierré de Pêche et il avait soixante-douze ans. L’inspecteur Scampi etl’inspecteur Makrelé soupçonnent unpêcheur, parce que son empreinte est sur lecadavre. Mais le pêcheur n’a pas assassinéPierré, il a vendu un poisson de Pierré. Ilstrouvent que Pierré de Pêche s’est effrayéparce que son chat a bondi sur ses pieds etPierré avait le cœur faible.(Johannes et...)

Le téléphone sonne. Kurt va au téléphone etdécroche. Une voix d’homme d’hommerépond : « Bonne nuit, commissaire. Ici j’aiquelqu’un. »Il entend un cri. La voix crie : « Papa, aide-moi ! » La voix étouffe. Kurt appelle :« Qu’est-ce que tu fais avec ma fille ? » - « Oui, correct. J’ai ta fille », dit la voixd’homme. Kurt dit : « Pourquoi as-tu enlevéla fille d’un inspecteur ? » La voix d’hommerit et dit : « Tu as beaucoup d’argent et si tuveux que ta fille ne meure pas, tu dois payerl’argent ! »

Kurt : « Tu ne fais rien avec ma fille ! »Il entend le cri de sa fille et un éclat, et letéléphone fait un signal d’occupé. Kurtsuspecte l’homme qu’ils recherchent avec lecommissariat, parce qu’il (l’homme) a aussienlevé d’autres enfants. Kurt suit la piste dunuméro de téléphone qui a été sur soncadran. Il cherche le numéro dans lesrenseignements. Alors, il a l’adresse de FrankRibèrié et va là. Mais quand il arrive, il voitsa fille par terre. Kurt voit Frank devant latélévision. Il est très triste et furieux et tueFrank. Tout à coup, il entend un soupir, il seretourne et voit sa fille qui dit : « Papa, tum’as trouvé ! »(Ronja et Jorinka)

Die folgenden „Minikrimis“ sind in Gruppenarbeit in der 9b entstanden. Ich fand sie sogut, dass ich sie Allen zur Verfügung stellen will. Annette Cichy

Classe 9b,

des polars écrits par les élèves – mars 2009

Samedi dernier, il y avait un mort à la tourEiffel. Le cadavre était une belle femme. Lapolice a recherché et a suivi une piste. Ils ontsuspecté un homme riche. Il est interrogé,mais il est innocent. Tout à coup, lecommissaire découvre une nouvelle piste,une femme apparaît. Quand elle voit lecommissaire, la femme part dans ladirection du fleuve. La police trouve lafemme dans une boutique de fusils. Ensuite,elle doit aller en prison.(Malin, Telse, Caro)

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Sechstklässler gewinnen mit dem Film “thetree house gang“ den zweiten Platz beimBundeswettbewerb für Fremdsprachen…

Im Oktober 2008 las ich einen Artikel übereine 18-jährige Schülerin, die beim Bundes-wettbewerb für Fremdsprachen mitgemachthat. Das interessierte mich und ich sah mirdie Homepage an. Für sechste Klassen gab esnur einen Gruppenwettbewerb. Teilnehmenkonnten Gruppen von der fünften bis zurzehnten Klasse. Jede Gruppe musste einTheaterstück, Film, Hörspiel o.ä. filmen oderaufnehmen und bis zum 15.02.09 abschik-ken. Bei dem Gruppenwettbewerb konntensich besonders gute Beiträge fürs Sprachen-fest in Wiesbaden qualifizieren. Bei demSprachenfest präsentiert jeder seinenBeitrag, beantwortet die Fragen der Jury undkann Geld und Sachpreise gewinnen.Sofort rief ich meine Freundinnen an undfragte, ob wir daran mit der SpracheFranzösisch teilnehmen wollten.Wir informierten und trafen uns einen Tagvor Anmeldeschluss. Dann hatten wir auchnoch die Idee, uns auch für English anzu-melden. Wir überredeten noch drei Jungs,mitzumachen.Da die Jungen Latein gewählt hatten, warfür uns das Hauptprojekt Englisch. Wirriefen Kate Simmons an und fragten sie, obsie unsere Betreuungslehrerin sein wollte. Alswir angemeldet waren, trafen wir uns undüberlegten eine Geschichte, die wir filmenwollten.

Den französischen Beitrag, eine Internats-geschichte, brachen Mascha, Thelse und ichdann ab, weil wir uns nach Weihnachtenfast täglich trafen, Text schrieben, ändertenund die Geschichte ausarbeiteten. Da wardann nur noch Zeit für eine Sprache.Nach einigem hin und her entschieden wiruns für eine Geschichte über fünf elternloseKinder, die in einem Baumhaus wohnen. Dreivon ihnen brechen wegen der Kälte in einenWollladen ein. Die anderen beiden bleibenda und machen sich Sorgen. Die Tochter derBesitzerin erwischt die Einbrecher und willdie Polizei rufen. Als Peter um die Eckekommt und fleht, es nicht zu tun, ändert sieschlagartig ihre Meinung, da sie ihn tollfindet. Sie kommt mit ihnen und bringtEssen und Anziehsachen mit ins Baumhaus.Die einzelnen Rollen sind sehr verschieden:Tina, 12 (gespielt von Thelse Dietrich) ist sehrschüchtern und liest den ganzen Tag einBuch. Sie ist aus einem schrecklichen Heimausgerissen, in das sie musste, weil ihreEltern bei einem Autounfall gestorbenwaren. John 12 (gespielt von Julius Kruse)spielt mit sich selber Schach, was ihm undden anderen langsam auf die Nerven geht.Er kam, nachdem seine Eltern bei einemFlugzeugabsturz gestorben waren, auch inein Heim. Bob, 13 (gespielt von Mats Ludwig)ist klein für sein Alter und rannte vor seinemVater weg, der ihn, wenn er betrunken war,schlug. Peter, 11 (gespielt von Tom-LennartBrauckmann), der kleine Bruder von Sally,rettet sie beim Einbruch. Er und Sally

Bundeswettbewerb für Fremdsprachenkommen aus einer Familie mit 6 Kindern.Sally, 13 (gespielt von Lea Dahl) ist dieAnführerin der Bande und führt denEinbruch an. Penelope, 11 (gespielt vonMascha Leuenhagen) sitzt vor dem Ladenund will die Polizei rufen. Doch als sie PetersHundeblick sah (so nannten wir den Blick, alser lächelte und den Kopf zur Seite neigt), gabsie nach. Die Rollen passen sehr gut zu uns.Das Drehen hat sehr viel Spaß gebracht,aber es war sehr kalt, denn wir drehten am1. Februar. Es lag Schnee und da wir sehrarm waren, hatten wir natürlich nur sehrwenige Anziehsachen an…Abgeschickt - nun ging das Warten los. Am1. April rief Kate Simmons mich an underzählte, dass wir in Schleswig-Holsteinunter 25 Gruppen den zweiten Platzgemacht hätten. Sofort informierte ich dieanderen. Wir waren selber erstaunt. Es gabzwei erste Plätze, die eine zehnte und eineneunte Klasse belegt hatten. Sechs weitereKlassen (darunter noch eine sechste, sonstneunte und zehnte Klassen) bekamen eineAnerkennung.Für das Sprachenfest haben wir uns leidernicht qualifiziert, aber am 28.05.09 gab esin Ahrensburg eine Siegerehrung für dieersten drei Plätze. Bei der Siegerehrungbekamen wir eine Urkunde und ein Englisch-Englisch-Wörterbuch.Ein ganz besonderer Dank geht an KateSimmons, die uns geholfen und motivierthat. Außerdem einen recht herzlichen Dankan Ruth-Franka fürs Drehen.

Lea Dahl

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Der zwölfjährige Emil fährt zum ersten Malalleine mit der Bahn nach Berlin. Dabeiwerden ihm von dem Gauner Grundeis 1500Euro gestohlen. Emil heftet sich an dieFersen des Diebes. „Spitze, das ist ja besserals in der Glotze! Ein echter Krimi…“ sagt dieBerliner Göre Ponny Hütchen, mit der Emilauf der Straße zusammentrifft. Und siepfeift gleich ihre Gang von einem DutzendStraßenkindern herbei. Zusammen beginnensie eine Verfolgungsjagd, bei der sie am Endeden viel gesuchten Verbrecher stellen. Soweitder spannende Plot. Die gespielte Bühnen-fassung orientierte sich weitgehend anFransiska Buchs Film von 2001, der sehr freiden Kinderbuchklassiker von Erich Kästneraufgreift. Dessen Buch, zuerst vor genau 80Jahren veröffentlicht, spielt in einer Zeit, inder im Provinznest „Neustadt“ an der Ostseedie Straßenbahn noch von Droschkengäulengezogen wird. In einer Art Vorspann wirddem Autor geraten, es wäre am besten, „Sieschreiben über Sachen, die Sie kennen. Also,von der Untergrundbahn und Hotels undsolchem Zeug. Und von Kindern, wie sieIhnen täglich an der Nase vorbeilaufen undwie wir früher einmal selber welche waren.“Dementsprechend greift Kästner aufErlebnisse aus seiner eigenen Kindheit imDresdner Bezirk Neustadt zurück, die inverwandelter Form in sein erstes Kinderbuchfließen. Geht es bei Kästners Schreibansatzalso um Kinder, wie wir sie „täglich“ erlebenkönnen, ist es nur konsequent, den Stoffganz in unsere heutige Zeit zu holen. Undman kann vermuten, dass Kästner sichgefreut hätte zu erleben, wie authentischdiese Aufführung war. Nicht im Wortlautdes Textes, der in die heutige Sprache„übersetzt“ wurde. Auch nicht von denPersonen her, die, den gesellschaftlichenVeränderungen entsprechend, anders

Wie kleine Detektive große Verbrecher jagenDie Klasse 8a spielte „Emil und die Detektive“

sozialisiert erschienen; das gilt besonders fürdie Frauen- und Mädchenfiguren. Authentischwar das, was die Schüler „waren“, was sie nichtnur „darstellten“ auf der Bühne. Die Rollenwaren ihnen „auf den Leib geschrieben“.Denn es ging um ihre Fragen, um ihre Sorgenund Ängste, um den Zusammenhalt zwischenihnen und um die Kraft, die daraus erwächst.So sehr, dass manchen Eltern der Atem stockte,bei dem, was ihre großen Kinder da auf derBühne aussprachen. Und bei den Vormittags-aufführungen lümmelten die Schüler nichtgelangweilt auf ihren Stühlen, sondern sieverfolgten gebannt das Geschehen auf derBühne. Da ist Emil, nicht wie bei Kästnereinziges Kind der Witwe Tischbein, die beidemühsam als Friseurin ernährt, sondern jetztSohn eines arbeitslosen Vaters, dem nichtsmehr gelingen will, seit seine Frau ihn verlassenhat. Bei Kästner wie im Film aber spürbar einebesonders enge emotionale Bindung zwischenEmil und der alleinerziehenden Mutter bzw.dem Vater, die den inneren Antrieb bildet, umdem Unrecht entgegenzutreten, um dem Diebdas Geld wieder abzunehmen. Es geht umGerechtigkeit, und zwar um die Gerechtigkeitaus der Sicht der Kinder. Gypsi: „Ungerechtig-keit“ sei es „still sein“ zu müssen, „wenn dieAlten quatschen, selbst wenn es nur Mist ist.Aber selber dürfen sie immer stören, wenn mangerade mit Freunden spielt.“Gustav: „Dass Eltern immer gegen einenzusammenhalten, dass sie sich scheiden lassenund noch nicht einmal fragen, ob man auchgeschieden werden will.“ Am Schluss heißt eszusammenfassend: „Diese Welt ist ungerechtfür Kinder, denn sie wird nur von Erwachsenengemacht.“ Die Rollen hatten die Schüler derKlasse 8a in einem demokratischen Prozessselbst bestimmen dürfen. Es gab also keine„pädagogische“ Verteilung von Seiten desLehrers, die bekanntlich auch ihre Nachteile

hat. Dennoch birgt ein solches Vorgehen dieGefahr in sich, dass die Schüler Rollen erhalten,die sie auch in der Klassengemeinschaftohnehin schon haben. Manche fühlten sich indie übliche Schublade gesteckt, sie hättengerne die Chance gehabt, noch unbekanntenFähigkeiten auszuspielen. So gab es anfangseinige vielleicht auch unvermeidliche Enttäu-schungen, letztlich haben jedoch alle ihreRollen gut ausfüllen können. Da die Schüler indem Wahlprozess sich bemüht haben zuüberlegen, welche Rolle wirklich passt, sindeinige sehr treffende, gute Besetzungen dabeiheraus gekommen. So konnte Jakob als Gypsizeigen, welches Bewegungstalent, welchen Sinnfür Komik er besitzt und jeder gönnte es ihm,dass er danach zum Star des Schulhofs wurde.Schön war auch die Besetzung mit Marlon alsEmil, der mit sympathischer Bescheidenheit indie Hauptrolle hineingewachsen ist. „Ich warmir nicht sicher, ob ich die Rolle schaffe, habemir das überlegt, aber ich bin froh, dass ichdas gemacht habe.“ Haye als der GaunerGrundeis fackelte geradezu ein Feuerwerk derSpielfreude ab. In den Nebenrollen ist einigendie besonders schwere Aufgabe gelungen, mitwenig Text eine eindrückliche Figur auf derBühne darzustellen. Das galt insbesondere fürdie Gruppe der Kinderdetektive, die sich diemeiste Zeit auf der Bühne befanden. Mitwenigen Requisiten gelang es, klar umrisseneFiguren zu schaffen, die auch im stummenSpiel dargestellt werden konnten. DasMädchen Dienstag (Kira/Antonia, in Buch undFilm eigentlich ein Junge) übernahm mit ihremgroßen Plüschhund und ihrem extra-coolenHandy die wichtige Aufgabe der Telefonzen-trale für die Detektive. David als Comic-FreakKrummbiegel hatte die Idee, ihn als Lucky Lukedarzustellen mit Spielzeugknarre, Cowboy-Hutund immer ’ner Fluppe im Mundwinkel.Köstlich komisch war auch die Szene mit Nils/Ludwig als prolligem Gangster und Lena/Vanjaals zickiger Gangsterbraut. Viele wären nochzu nennen und es ließe sich ein ganzes Heftdamit füllen. Wie gut das Zusammenspiel seinkonnte, zeigte sich nicht nur in den Massen-szenen wie am Schluss, sondern auch in denlange geübten Tanzszenen, etwa am Anfangder Aufführung. Bereits auf der Klassenfahrt inNorwegen hatte Sanina mit unermüdlicherGeduld begonnen, diese Szenen gemeinsam mitihren Mitschülern einzustudieren. Bei denOuttakes, die Kion gefilmt und zusammenge-stellt hat, konnte man die unbeholfenenAnfänge im Rückblick belächeln. Bei denAufführungen wirkten dann die Bewegungender Schüler im Zusammenspiel flüssig undgekonnt. Gut war ebenso die von der Tanz-pädagogin Katrin Pätsch choreographierte

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und einstudierte Straßenszene. Es hat sichauch hier als sinnvoll erwiesen, eine professio-nelle Kraft heranzuziehen. Das gilt – wiedereinmal – ganz besonders für die SchauspielerinAnne Bockhardt, die in der Regie ihr fachlichesKönnen mit großer Lebendigkeit, Einfallsreich-tum und viel Humor einzusetzen vermochte.Ihrer künstlerischen Kompetenz und ihremmenschlichen Einsatz ist auch das Gelingendieses Klassenspiels in erster Linie zu danken.So konnte sich der Klassenlehrer HaraldNeumann ganz der pädagogischen Seitewidmen und für die nötige Disziplin und diekonsequente Durchführung der Regiean-weisungen sorgen. Die Idee zu diesem Stückstammte auch von ihm und er hat mit seinerTochter Henrietta den Text nach dem Filmzusammengestellt.Ein großes Aufgabenfeld für Schüler, Lehrerund Eltern war es wieder, unter Anleitung derRegisseurin die Kulissen zu erstellen. Von dreiSeiten bemalbare Bühnenelemente, die durcheinfaches Drehen schnell zu einem neuenProspekt zusammengefügt oder aufgefächertzu einer losen Anhäufung von Häuser- oderStraßenelementen verändert werden konnten,erlaubten flexible und recht schnelle Umbau-ten. Diese wurden jeweils durch Musik undFilmprojektionen überbrückt. Da fuhr danneine S-Bahn quer über die Bühne, alles löstesich auf in Bewegung, in das Quietschen derBremsen, in Lärm und Hektik der GroßstadtBerlin. Bei den Musikeinlagen – und der z.T.sehr umgangssprachlichen Wortwahl – gab esdie einzige Kritik, insbesondere von einigenLehrern, auch von Eltern anderer Klassen. „Zulaut“ sei das gewesen, hieß es, „zu viel Technik“sei zum Einsatz gekommen. Sollen wir dieKinder lieber in einer schallgedämpften Idyllegroß werden lassen? Da scheiden sich dieGeister. Diese vierzehnjährigen Jugendlichenhören viel Musik, für sie gehört das zu ihremLebensgefühl, damit identifizieren sie sich.Auch bei Kästners Ur-Text gab es z.T. bereitseine derbe Berliner Sprache, die nur durchheutigen Gassenjargon ersetzt wurde. Um zumAnfangszitat von Kästner zurückzukommen: esging darum, Kinder zu zeigen, „wie sie unstäglich an der Nase vorbeilaufen.“ Unserengroßen Kindern, die an der Schwelle stehen zurJugend und zum Erwachsenenalter, kaum zwei

Jahre älter als Emil und seine Kumpane, gabdieses Stück die Möglichkeit, sich nicht nur mitihren Rollen, sondern auch mit ihrem Lebens-gefühl und den aufbrechenden sozialen Fragenzu identifizieren. Und die Musik (weitgehendder Filmmusik von Biber Gullatz und EckesMaltz entnommen), die den Jugendlichen indie Glieder fuhr und sie zusammen tanzen ließ,gehörte dabei unabdingbar dazu. So bemerkteLena: „Das Tanzen hat mir besonders Spaßgemacht.“ Kion betonte, dass er „die Einbezie-hung aktueller Fragen“ wichtig fand. Gunnarstimmte ihm zu: ihm hat es gefallen, „dass esmoderner war als viele anderen Klassenspiele.Und dass es so witzig war.“ Auch ein Shake-speare hat seinen Reiz. Aber eben einenanderen.

Von dem Klassenspiel berichtete für denElternbrief

Anja Ross

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Ein Freiwilligenjahr in Pakistan oder„Gottes ist der Orient, Gottes ist der Okzident“

Eine der großen, jahrhundertealten Heraus-forderungen der Menschheit ist die Begeg-nung zwischen dem Orient und demOkzident. Da diese Begegnung sich inneuerer Zeit zu einer rasanten, oft gewalttä-tigen Auseinandersetzung gesteigert hat,wird die Frage nach einer Lösung immerdringender. Um dieser Herausforderung einStück entgegen zu kommen und, weil bei mirdas Gefühl entstanden ist, dass die Medienund die Politik ganz ungefragt begonnenhaben mit monochromer Weltsicht undgroben Pinselstrichen in mein Weltbild einzu greifen, ich auf der Buntheit meinesWeltbildes aber streng bestehen muss, habeich im August 2008 ein zehnmonatigesSozialpraktikum in der Roshni Associationbei Lahore, Pakistan begonnen.

Die Unruhe, die in der Welt herrscht, ist, soglaube ich, vom Prinzip her der Unruhe einesKlassenzimmers nicht unähnlich. Dahermeine ich, dass jedem Menschen mit etwaspädagogischem Gespür eine Antwort auf dieFrage nach dem Lösungsweg des Konfliktesmöglich ist. Dies zum Beispiel ist die meine:Will man die extremen Charaktere derKlassengemeinschaft wie Außenseiter,notorische Störenfriede oder Schlägertypenbesänftigen und konstruktiv teilhaben lassenam Voranschreiten der Klasse, dann mussman sie verstehen wollen und ein Gefühlentwickeln für die Ursachen, die bei ihnen zustörenden Verhaltensausbrüchen führen. Daskann man nicht, wenn man sich durch ihrVerhalten angegriffen fühlt. Man musslernen, das aufsässige Verhalten auf eineWeise zu nehmen, die es einem ermöglichtdarüber zu stehen. Erst dann ist man bereit,eine Lösung für den Konflikt zu entwickeln.Genauer gesagt beginnt der Lösungsweg vonallein, sobald man aufgehört hat, Gewaltmit Gewalt zu beantworten. Wäre die Weltnun solch ein Klassenzimmer, auf welchemStand wären dann wir (sowohl als Einzel-person wie auch als Staatengemeinschaft) inunserem Verhalten mit solchen Volksgrup-pen, Organisationen und Staaten, die sichimmer wieder aus verschiedensten Gemüts-lagen heraus mit Gewalt ins Rampenlichtder Weltöffentlichkeit drängen. Sind wirbereit, das Ping-Pong-Spiel der Gewalttä-tigkeiten mit dem Orient zu beenden? Bereit,die pauschale Sicht auf unseren Kontrahen-ten abzulegen und einen Herz-offenenSchritt auf ihn zuzutreten? Denn das istwichtig! Wie Michael Ende es in seinem „JimKnopf“ beschrieben hat, so hat jeder Menschin der Welt seine persönlichen Scheinriesen

herumlaufen. Um sie zu enttarnen und alsMenschen oder Ereignisse zu entdecken,denen man durchaus auf Augenhöhebegegnen kann, muss man sich erst überwin-den und es wagen, an sie heranzutreten.Erst dann wird man belohnt, wie man ebenimmer belohnt wird, wenn man ein Stückseines eigenen Schattens meistert: Dereinstige Konfliktpartner wird zu einerBereicherung, einem Gefährten.Auf welche Weise betrachten also wir, dieMenschen des Westens, unser Gegenüber, dasVolk des Orients? Wir betrachten den Orientdieser Tage hauptsächlich über das kleineMedienfenster der täglichen Nachrichten,deren Bestreben es ist, im täglichen journali-stischen Wettbewerb die packendsten, amehesten Aufmerksamkeit weckendenEreignisse aufzuspüren und zu präsentieren;jene eben, die mit ihrer Gewalt die Aufmerk-samkeit der Menschen auf die Dramatik desWeltgeschehens lenken. Hinter die Gewitter-front der spektakulären Ereignisse wirdselten geschaut und das scheint auch nichtnötig, denn schließlich gehorchen dieMedien den Gesetzen der Marktwirtschaftvon Angebot und Nachfrage: Gesendet wird,was der Mehrheit genügt, das, was dieMenschen jeden Abend wieder vor dieFernsehgeräte bringt. Doch genauso sollte esnicht sein, oder? Medien sollten nachWahrheit zumindest streben und nicht nachder Gunst der Konsumenten. So gesehenarbeiten die Medien im jetzigen Zustandnicht konstruktiv für die Weltbilder derMenschen sondern wirken verzerrend aufselbige. Nicht weil sie lügen, sondern, weilihnen eine Verantwortung zugemessen wird,die sie nicht erfüllen können: Man nimmtvon ihnen an, dass sie umfassend undobjektiv informieren. Doch so, wie dasniemand kann, weil ein Mensch aus seinerSubjektivität eben nicht heraus kann, sokönnen es die Medien auch nicht. Gerade,weil sie keinem journalistischen Ideal folgen,sondern der Konsumentengunst, stellen sieeine Gefahr für die Völkerverständigung, einverzerrtes Weltbild dar: Ein Weltbild, in demGewalt die tragende Rolle spielt. Muss mansich denn auf die trennenden, destruktivenAspekte konzentrieren? Wäre es nichtsinnvoller, wenn die Medien ihr Augenmerkverstärkt auf die Völker verbindendenAspekte des Weltgeschehens lenkten?

Seit meiner Ankunft in Pakistan sind nunsieben Monate vergangen, und ich empfindedie Zeit als reif, die gemachten Erfahrungeneinmal in Worte zu fassen. Einen Schritt zu /

auf den Scheinriesen Pakistan, der durchunser Medienfenster betrachtet wohl rechtunnahbar wirken muss, der in meinererlebten Wirklichkeit aber ein total sympa-thischer Genosse ist, der allerdings von einerReihe innerer Krisen zerrüttet ist.Tatsächlich empfinde ich Pakistan wie ineinem Leidensprozess, der für mich währendder Zeit hier immer wieder spürbar gewor-den ist. So ließ sich, nachdem ich nach demSchleppen einiger Weizensäcke überRückenschmerzen geklagt hatte, einpakistanischer Mitarbeiter zu der spontanenÄußerung hinreißen: „Pakistan also has pain– dschism-dard, dil-dard...“ ...körperlicheSchmerzen, Herzschmerz. Was er damitgemeint haben mag, hat sich für mich durchdie vielen, meist kurzen Begegnungen aufmeinen Ausflügen nach Lahore etwasaufgeschlüsselt: Soweit es uns, den Westen,betrifft, fühlen sich die Pakistaner von unsverletzt, bedroht und missverstanden. Diegesamte Art, wie die Pakistaner über denWesten gesprochen haben, hat bei mir einBild von Pakistan entstehen lassen, das zumWesten aufblickt wie zu einem großenBruder, von dem es allerdings verletzt undim Stich gelassen wurde. Diese Art derVerletztheit und der Bedrohtheit führt wohlauch dazu, dass zweifelhafte Führungs-persönlichkeiten, die vermeintlich für denStolz eines Volkes kämpfen, einen besonde-ren Reiz auf Menschengruppen ausüben. Inden Begegnungen tauchte immer wieder derWunsch auf, von den Menschen im Westenendlich mit ehrlichem Interesse wahrgenom-men zu werden und nicht reduziert auf jeneNachrichten, die es mit ihrem spektakulärenCharakter immer wieder in die erste Reiheder Acht-Uhr-Nachrichten schaffen. Daherist es endlich an der Zeit, ein mehrfachgegebenes Versprechen einzulösen:In Pakistan leben Menschen, deren Gast-freundschaft ihresgleichen in der Welt seltenfinden wird. Menschen mit innerem Schmerzund Lebenskraft, die beide ihren Ausdruckfinden: keine Augenwischerei... Die schmerz-liche Seite führt stetig zu Konflikten impakistanischen Alltag. Die pulsierendeLebenskraft aber wird von den Pakistanerngenauso stetig als abenteuerlustige Alltags-freude umgesetzt, die dem mitteleuropäi-schen Lebenswandel sehr wohl ein Beispielsein könnte.

Was für ein feines Freiheitsgefühl es ineinem weckt, mit drei Mann auf einemMotorrad zu fahren und dabei verwegen aufeiner frisch vom Feld geklauten Zuckerrohr-

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stange zu kauen! Drei Mann auf einemMotorrad sind für pakistanische Verhältnisseindes nicht sonderlich viel. Währenddeutsche Familien beim dritten Kind schonüber einen Familien-Van nachdenken,genießt eine pakistanische Familie von fünfKöpfen noch lange den frischen Wind aufzwei Rädern. Überhaupt ist die Verwegenheitder pakistanischen Verkehrskultur charakte-ristisch für das Land: „Yih Pakistan hai!“ –„Das ist Pakistan!“ höre ich durch das offeneFenster den jungen Mann noch rufen, dersich bei etwa 40 km/h an der Außenwanddes völlig überfüllten Busses festhielt. So istPakistan eben: abenteuerlustig, impulsiv undgastfreundlich... aber auch gekränkt, verletztund dadurch auf eine Weise unberechenbar,mit der es im pakistanischen Alltag immerwieder zu gefährlichen Situationen kommt.Was Pakistan in seinem Werdungsprozessentgegenkommen kann, das sind zum einenMenschen aus dem Ausland, die helfen denBezug zwischen Pakistan und der Weltöf-fentlichkeit neu zu inspirieren. Zum anderenkommt es natürlich auf die Eigeninitiativeder Pakistaner an, die vielfach noch zuschlafen scheinen, den Bedarf zur Initiativenicht erkennend.In diesem Zusammenhang bin ich dankbarund froh für mein Praktikumsjahr einenPlatz in der Roshni Association gefunden zuhaben, mit deren Gründung ShahidaParveen Hannesen gemeinsam mit ihrem

Mann Hellmut einen Traum verwirklicht hat,den sie seit ihrer Kindheit in sich trug. Seitdas Projekt im Jahr 2001 in Lahore begon-nen hat, ist es zu einem Ort vielfältigerSchaffensbereiche geworden. Das Roshni-Dorf steht ganz im Zeichen der Behinderten-fürsorge. Zur Zeit leben neun Betreutezusammen mit pakistanischen und deut-schen Mitarbeitern im Gemeinschaftshaus.Etwa 40 Betreute fahren täglich für dieArbeit in verschiedenen Bereichen (Holz- undTextilwerkstatt, Biobäckerei und Garten) an.Etwa zwei Kilometer entfernt liegt dieGreen-Earth-Waldorfschule, die einerseitsauch Kindern mittelloser Familien eine solideSchulbildung ermöglichen und andererseitsdem pakistanischen Bildungssystem einengesunden Impuls geben soll.Ich fühle mich als junger freiwilligerMitarbeiter sehr beschenkt, mich in denverschiedenen Arbeitsfeldern ausprobierenzu dürfen. Das Zusammenleben mit denpakistanischen Betreuten, Mitarbeitern undden anderen Freiwilligen aus Deutschland istbereits eine sehr intensive Erfahrung...bereichernd und fordernd zugleich. Dazuwar es mir möglich, gemeinsam mit deneinheimischen Gärtnern und Betreuten imGarten von Roshni zu arbeiten... eineBegegnung mit der pakistanischen Umwelt,den Menschen vom Land und dem besonde-ren Charme der Betreuten von Roshni, diemich immer wieder tief berührt und vieles

gelehrt hat. Aber dieserOrt ist noch etwas mehr.Mitten in diesem Tumultder Auseinandersetzungzwischen dem Orientund dem Okzidentempfinde ich Roshni alsein echtes Botschafts-gelände, als einensicheren Raum derBegegnung, in dem sichdie Kulturen von Ost undWest, vor der Medien-hysterie beschützt,begegnen können. Es istwie ein stilles, abge-schiedenes Zwiegesprächder Kulturen, dass ruhigund konstruktiv weiterläuft, während der Restder Welt, vor die Mediengebannt, entsetzt dieHände über dem Kopfzusammen schlägt inAnbetracht irgend-welcher Schreckens-nachrichten. Für die Völkerverständi-gung steht auch dasLogo von Roshni, einerKalligraphie in arabi-scher Schrift, die einenVers aus der zweiten

Sure des Korans zitiert, mit einer Überset-zung Johann Wolfgang von Goethes: „Gottesist der Orient, Gottes ist der Okzident.“Die Anthroposophie, die hier in diesemabgeschotteten Teil des Orients durch Roshnivertreten wird, übernimmt eine besondereAufgabe. Sie ist schließlich eine geistigeStrömung, ein geistiges Gut, das so kräftigund verbindend ist, dass es Landesgrenzenüberwindet wie Wasser, das über kurz oderlang seinen Weg durch jedes Mauerwerknimmt. Ein amerikanischer und ein pakista-nischer Anthroposoph würden sich alsAnthroposophen begegnen und nicht alspolitische Feinde, oder? Die Anthroposophieberührt die spirituelle, verbindende Ebenedes Menschen und ist auf diese Weise demNationalgefühl der Menschen gegenüberdominant. Somit verkörpert die Anthroposo-phie eine Möglichkeit, das Völker-Verbin-dende zu kräftigen, statt sich im Destrukti-ven, Trennenden fest zu beißen, wie dieMedien es tun.Das Schlusswort hat eine fabelhafteAnekdote: Welchen Nutzen hat es, wenn einEuropäer sich öffentlich in einen Knie hohenHaufen pakistanischen Büffeldungs stellt?Nun, zum einen wird in Roshni biologischerLandbau betrieben. So muss der Dungschließlich von jemandem auf den Anhängergeschippt werden, mit dem er dann aufs Feldgebracht werden kann. Der zweite mirbekannte Grund dient der Zerschlagung vonVorurteilen: Wenn überhaupt, dann kenntdie pakistanische Dorfbevölkerung dieWeißen aus dem Westen nur aus vorbeifah-renden, teuren Autos. Ein barfüßiger Weißerinmitten eines großen Haufens Büffeldungdürfte wohl noch eine Weile im Gedächtnisder Augenzeugen nachhallen und eventuelldie Vorstellung unumstößlich geglaubterTatsachen ins Wanken bringen. In diesemSinne: Hoffen wir, dass die Lage der Weltnicht so festgefahren ist, wie sie scheint.

Mit lieben Grüßen aus Pakistan,Kai Rasmus Nissen

Bei näherem Interesse an Roshni und„pakistanischen Erfahrungen“ meldeteuch gern bei mir: [email protected]

Wer Roshni finanziell unterstützenmöchte, kann es auf diesem Wege:Zukunftsstiftung Entwicklungshilfe,Kontonummer: 123 300 10, GLSGemeinschaftsbank, BLZ 430 609 67Stichwort „Roshni“

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Du bist sehr gern an der Kieler Waldorfschulegewesen. Was hat deine Eltern damals dazubewogen, dich dort anzumelden?Ich war das jüngste von vier Kindern. Und mei-ne größeren Geschwister haben die Schule mü-helos geschafft. Aber ich wurde am Gymnasi-um immer unglücklicher. Ich war sozusagen„Schulversagerin“ und habe seelisch auchfürchterlich abgebaut. Meine Mutter hatteüber eine Freundin die Anthroposophie kennengelernt und hat mich quer durch alle Warteli-sten an die Waldorfschule gebracht. Und daswar für mich ziemlich schicksalsentscheidend.Ich glaube, wenn ich an der Staatsschule hättebleiben müssen, dann wäre ich sehr seltsamgeworden. Ich bin zum Beispiel mit zuge-schnürter Kapuze auch im Sommer herumge-laufen. Ich war einfach unglücklich und ein-sam. Und da hat meine Mutter gehandelt- wasich ihr hoch anrechne! Mein Vater hatte mitdem Schulwechsel nichts zu tun. Nach einemJahr hat er gesagt, er sehe nicht, dass die Wal-dorfschule geholfen hätte. Im Gegenteil: Ich seinoch frecher geworden! (lacht) Das war so seinMaßstab! Aber für mich war der Wechsel rich-tig, richtig klasse! Das habe ich gleich nach derersten Woche gespürt!

In welcher Klassenstufe hast du die Schulegewechselt?Ich bin von der siebten in die sechste Klassegekommen. Das war die „Prahl-Klasse“. HerrPrahl ist sicher ein Begriff? Einer der Schul-gründer und eine sehr janusköpfige Erschei-nung. Ein genialer Lehrer, aber mit durchausautoritären Seiten! Er konnte Geschichtsunter-richt machen - also - als ob man beim Alexan-derfeldzug dabei war. Genial!

Also richtig anschaulich?Ja, sehr lebendig! Er hatte auch eine ganz tolleArt zu führen und hätte sonst auch eine sogroße Klasse (47 Schüler) gar nicht im Griffhaben können. Die Klasse wurde im Fachunter-richt gedrittelt oder geviertelt - das war auchgut so, glaube ich.

Kannst du dich denn noch an deinen erstenWaldorfschultag erinnern?Jaaa, das war natürlich erst einmal ganzschrecklich! Wie immer, wenn man wechselnund sich neu einfügen muss. Ich weiß noch, dassmeine Mutter mir einen schrecklichen, auf linksgestrickten, weißen Schafwollpullover angezo-gen hatte, den sie sehr waldörflich fand. Undalle standen dann da um mich herum - also dieMädchen natürlich nur - und wollten nun malgucken, wer das denn so ist. Ich war natürlichvöllig schüchtern! Furchtbar! Aber nach einer

Eine ehemalige Waldorfschülerin

Erlebnis WaldorfIna Schwarzer, geb. Kähler, Jahrgang 1964

Weile ging es dann. Ich habe von Herrn Prahleinen Zeugnisspruch bekommen, wo ich imNachhinein staune, wie der mich gesehen hat!Obwohl er mich nur kurze Zeit kannte! Späterhabe ich gedacht, dass er mit der Auswahl desSpruches beinahe meine Lebensaufgabe wahr-genommen hat. Vielleicht auch ein Zufallstref-fer! (lacht). Wer weiß? Das war eine schöne Zeit.Ich kann mich an vieles sehr gut erinnern. Wirhaben in Physik die Scheiben abgedunkelt unddann diese „verdrehte“ Kamera ausprobiert mitdem Loch und einer dunklen Folie. Und im Klas-senzimmer haben wir Sachen verbrannt –Brandschutz war irgendwie nicht so wichtig!(lacht)! Nein, es war immer ein Feuerlöscherparat. Oder wir haben uns im Treppenhaus miteinem Flaschenzug herauf und herunter gezogen.Wahrscheinlich wäre das heute gar nicht mehrerlaubt! Aber wir haben das damals einfach ge-macht! Das war sehr lebendig und schön.

Das sind ja ganz praktische Lernerlebnisse,die du spontan erinnerst. Weißt du noch,welches Thema du für deine Jahresarbeit inder achten Klasse ausgewählt hattest?Das war damals noch nicht so. Wir haben eineJahresarbeit in der zwölften Klasse gemacht,aber in der achten wurde immerhin „DerKaufmann von Venedig“ einstudiert. Shake-speare-richtig klassisch. Das war toll! Für michnatürlich ganz neu und ungewöhnlich, dassBühnenerfahrung so in den Unterricht inte-griert war. Später im elften Jahrgang gab eseine Theatergruppe und ein Zwölftklässler hatals Jahresarbeit den „Faust“ aufgeführt. Etwaszusammen gekürzt auf die Gretchen-Tragödie.Und in dieser Inszenierung waren wir auch alleals Statisten beteiligt. Das war auch für michein richtig großes Theatererlebnis! Sehr schön!Wo ich heute denke: Wenn man so in den Stoffeintauchen kann - toll! Das ist etwas, das ichauch meinen Kindern wünsche.

Sind denn deine Töchter auch an der Wal-dorfschule?Ja, also die fünfjährige noch nicht. Sie ist aberim Waldorfkindergarten. Aber die beiden an-deren auch- ja. Die eine in der vierten und dieandere in der siebten Klasse. Das war für micheine ganz klare Entscheidung. Die Staatsschulewollte ich ihnen nicht antun.

Wenn man solche Erfahrungen als Schüleringemacht hat wie du, ist das ja auch ver-ständlich. Hattest du nach deinem „Querein-stieg“ eigentlich Schwierigkeiten, dich in den„Waldorffächern“ wie Eurythmie und Musikzurecht zu finden?Ins Flötenspiel bin ich sozusagen gut ´reinge-

rutscht. Auch in die Eurythmie habe ich schnellhinein gefunden. Ich habe einfach ganz vielnachgeahmt und hatte keine Ahnung, was ichda gerade mache. Aber die anderen irgendwieauch nicht so richtig - hatte ich den Eindruck,als dann alles nicht mehr so einschüchterndwar.

Hast du dich damals in deiner neuen Klasseschnell aufgenommen gefühlt?Ja, ja. Ich war intellektuell eigentlich gut be-gabt. Dadurch hatte ich ein relativ leichtesSpiel. In Latein war ich vorher ziemlichschlecht. Aber hier wurde ich richtig gut: EineKlasse zurück und dann Waldorfstandard - dawar ich auf einmal richtig prima. Das warganz toll für mich.

Hast du dich denn wohl gefühlt?Ja, und ich habe auch ganz bewusst begriffen,was das für eine tolle Schule ist und was mirhier für Möglichkeiten geboten werden. Ichhatte das leider vorher ganz anders kennengelernt. Auch der Notenstress war vorbei!

Waren Leistungsdruck und Notenstress dieGründe dafür, dass du an der Staatsschule sounglücklich warst?Weiß ich nicht. Ich glaube eher, ich habe michauf der Staatsschule nicht gesehen gefühlt. Ichhabe dort einfach meinen Platz nicht gefun-den. Und das war dann auch wohl der Grund,warum ich dann so auffällig wurde. Auf derWaldorfschule habe ich mich auch deshalb sogut gefühlt, weil mein Klassenlehrer eine ganzwichtige Orientierung für mich wurde. Einerichtig starke Vaterfigur.

An welche Lehrer kannst du dich auch nochso deutlich erinnern?An Herrn Naujokat. Er war die Verkörperungder lateinischen Tugenden. Einfach sehr sym-pathisch! Er hat sehr guten Unterricht ge-macht. Was ich ganz toll fand war, dass HerrNaujokat mich später auch mal in Berlin be-sucht hat. Herr Prahl übrigens auch und zwarin meiner Lehrbuchhandlung. Da hatte ich dasGefühl, dass ganz viel persönliches Interesse dawar. Dass auch andere Lehrer an der Schulesich ganz viel Zeit genommen und wir viel Le-ben miteinander verbracht haben. Wir hattenzum Beispiel auch Bernd Ruf, der ein oder zweiJahre als Deutsch- und Geschichtslehrer anunsere Schule „ausgeliehen“ war. Und der hateinen beeindruckenden Geschichtsunterricht

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Monatsfeiergemacht. Bei ihm haben wir den Nationalso-zialismus durch genommen. Er stand als Lehrervöllig interessiert mit uns da. Wenn man solcheLehrer hat——! Da waren wir auch ganz trau-rig, als der wieder zurückgehen musste. Danngab es so große Persönlichkeiten wie HerrnOltmann! Das sind so die eindrücklichsten ge-wesen. Es gab aber auch haarsträubende Leh-rer. Da will ich lieber keine Namen nennen.

Gut. Anderes Thema. Wohin gingen denndeine Klassenfahrten?Wir waren auf der Hallig Hooge. Ich weiß abernicht mehr, was wir da gemacht haben.Vielleicht ein - Feldmesspraktikum?Nee, das Vermessungspraktikum haben wir aufdem Methorst gemacht. Das habe ich grup-pendynamisch als ziemlich schrecklich in Erin-nerung. Da ging die Post ab und jeder war maldran mit Heulen! Aber trotzdem: Von der gro-ßen Aufgabe her hat es uns an die Grenzengeführt und war deshalb eine gute Sache! Undschrecklich viele Mücken waren da! (lacht) DieAbschlussreise in der achten Klasse ging nachGarmisch Patenkirchen mit Herrn Prahl. Weißtdu, nach elf Jahren haben wir ein Klassentref-fen gemacht. Und da war Herr Prahl noch da -sichtlich schwer krank. Wenige Monate späterist er dann gestorben. Aber auf dem Treffenhat er uns noch so ein paar Begebenheiten vondieser Klassenfahrt aus seiner Sicht geschildert:Große Wanderung, jemand macht Quatsch aufso einem schmalen Grad und er brüllt:„Mike!!!!“ Die ganze Gruppe kommt ins Stockenund aus dem Takt an einer völlig gefährlichenStelle - was wir natürlich gar nicht wahrge-nommen hatten! Oder wie er sich als einzigerin einen eiskalten Gebirgsbach gesetzt hat,einfach um uns zu zeigen, was Willenskraftbewirken kann.

Das hat Herr Prahl gemacht?Ja, das hat Herr Prahl gemacht! Das war rich-tig gut. Da war er vorbildlich! (lacht)War schon toll. Und in der zwölften Klassesind wir nach Florenz gefahren.Und dann kam dein Schulabschluss.Ja, ich habe Abitur gemacht. Das war einesuperheftige Zeit für mich! War ganz, ganzschwierig. Wir waren der zweite Jahrgang, derAbitur machte und der erste, der es nach demKurssystem machte. Und da wir gerade 21Schüler waren, konnte man kein gutes Kurssy-stem auf die Beine stellen. Das war eineschwierige Situation für alle und ein Viertelist dann auch durchgerasselt. Ich habe diedreizehnte Klasse als Ausnahmezeit in Erinne-rung. Zwischendurch dachte ich: Das halte ichnicht aus! Ich bin wohl in der Lage, das Abiturzu meistern, aber nicht den Stress! Aber zumSchluss habe ich es dann doch gut geschafft.Da haben wir dann alle unsere Erfahrungengemacht mit dem bescheuerten Einstufungs-system.

Woran erinnerst du dich noch aus dem letz-ten Schuljahr?Was ich noch eindrücklich in Erinnerung habe:Wir hatten Herrn Benesch, der gar nicht sowaldörflich war. Er war Staatsschullehrer undhat einen fantastischen Biologieunterrichtgemacht ! Kam extra zu uns ins dreizehnteSchuljahr, um uns fit zu machen. Der hat aufdie Anthroposophen geschimpft – so nach demMotto „Der Mensch als Krone der Schöpfung?“.Da hat er uns dann das ganze Jahr hindurchim Unterricht vorgeführt, warum dies nicht soist, warum jenes nicht stimmen kann. Warumvieles aus seiner Sicht Ideologie sei. Man kanndas alles unterschiedlich betrachten. Für unswar das zum Abschluss noch einmal sehr span-nend, dass sich da einer hinstellt, kritisch mitFakten, Fakten, Fakten ankommt und eine Ge-genmeinung aufbaut.

Da hattet ihr doch längst eine eigene Einstel-lung. Wie ging es dann weiter? Was hast dunach der Schule gemacht?Dann habe ich erst einmal gar nichts gemacht.Ich war offiziell eingeschrieben an der Uni fürdie Fächer Germanistik und Politologie, habeaber eigentlich in der Zeit nicht studiert, son-dern geguckt, dass ich mich persönlich auf dieBeine stelle. Nach diesem Abiturschockjahr!Dass ich erst einmal zu mir finde und das warauch ein guter Prozess. Und dann habe ich einJahr danach mit meiner Buchhandelslehre an-gefangen und danach eben als Buchhändleringearbeitet. Habe später geheiratet, zwei Kinderbekommen, mit meinem Mann einen Natur-kostladen betrieben. Nach meiner Scheidungbin ich dann – in neuer Verbindung und mitdem dritten Kind – - nach Heidelberg gezogen.Und hier arbeite ich jetzt an der Waldorfschuleim Schulbüro. Also: Ich bin „Überzeugungstäterin“.

Wenn du ein Fazit ziehen müsstest: Was warder größte Vorteil der Waldorfschulzeit?Der größte Vorzug war, dass wir uns sehr, sehrbreit erfahren konnten. Da war für jeden etwasdabei: Das Feldmessen, oder dass ich spinnengelernt habe, oder dass wir Holztüren ge-schnitzt haben, die dann auch wirklich aufge-hängt wurden, der ganze künstlerische Be-reich, dieses „Auf-der-Bühne-Stehen“, dieses„Die-Schule-als Gemeinschaft -sehen“ - toll !Die Bandbreite, in der Kinder sich hier erlebenkönnen, ist eben viel, viel größer. Aber ich binheute auch mit vielem an der Waldorfschuleunzufrieden. Mein mittleres Kind hat eine au-ditive Wahrnehmungsstörung und eine heftigeLegasthenie und da denke ich ganz oft, dassvieles an der Schule überhaupt nicht passendist. Aber trotz mancher Kritik fallen die positi-ven Seiten stärker ins Gewicht. Ich sehe dieSchwierigkeiten und weiß dabei: An derStaatsschule wäre es noch dreimal anders!

Du erlebst ja Waldorfschule heute nicht nurals Mutter, sondern auch durch deine Tätig-keit im Schulbüro hautnah!Das menschelt da ordentlich!!! Ich bin richtigim Brennpunkt zwischen Eltern und Lehrernund das ist super spannend! Und macht auchviel Spaß! Ich muss dazu sagen: Ich habe imanthroposophischen Buchhandel gelernt, habeda also meine Wurzeln. Aber ich sehe auchimmer klar: Es gibt solche und solche Anthro-posophen und mir sind die ganz lebendigen,denen man es nicht auf den ersten Blick an-sieht, immer noch am liebsten. Ich weiß noch,wie wir Schüler uns immer geschüttelt haben,wenn die Lehrer einfach nicht Klartext spra-chen- so nach dem Motto:“ Dies ist ein gewis-ses...“ Wenn sie nicht auf den Punkt kamen!!!!!Ich glaube, dass sich Steiner heute hin undwieder die Haare raufen würde, dass immernoch so an alten Ideen fest gehalten wird.

Das ist eine interessante Vorstellung mit demHaareraufen! Sollten Ideen, die doch einemfreien Geist entspringen nicht freigeistig, alsoveränderlich bleiben? Müssen die Konzeptesich nicht immer wieder an der verändertenWirklichkeit messen?Wir haben an einer süddeutschen Waldorf-schule einen guten Freund, der dort Klassenleh-rer war. Da gab es eine Diskussion über dasLesenlernen. Das Waldorf-Argument ist ja:Kinder wollen lesen lernen durch das, was sieselber schreiben. Aber das ist heute nicht mehrso! Heute gibt es Plakate, es gibt überall Bü-cher, Werbeprospekte- das hat sich einfachkolossal geändert! Kinder wollen lesen lernenan dem Nummernschild des Autos, das vorihnen fährt und an dem Plakat, an dem sievorbei kommen. Es gab an dieser Waldorfschu-le eine Konferenz , auf der genau diese Sachendiskutiert wurden. Allen war klar: Es ist heuteanders! Aber es wurde trotzdem am alten Kon-zept fest gehalten. Unser Freund sagte: Manfasst es nicht! Wir sind doch eigentlich ratlos!Wir erleben, dass die alten Dinge, die Steinerbeschreibt, nicht mehr in dieser Form der Wirk-lichkeit entsprechen und sind uns unsicher, wiewir darauf reagieren sollen. Aber im Schulbüroerlebe ich dann oft, wie einfach es ist zu kriti-sieren und welche enorme Arbeit die Waldorf-lehrer leisten! Die wenigen Eltern, die sich en-gagieren, sind oft hemmungslos überlastet! Sowie ich. Man sollte aus dem Engagement nichtfür sich persönlich etwas heraus ziehen wollen.Wenn wir uns einsetzen und es für uns selbertun, dann kommen wir vielleicht nur dreiSchritte weiter. Aber wenn man loslässt undeinfach für die anderen macht - so wie dieGründer all der Waldorfschulen- dann kannman viel erreichen!

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Für den Elternbrief sprachSusanne Kühn mit Ina Schwarzer

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In meinem Psychologie-Studium war esdringend angesagt, etwas gegen Missständeder Statistik-Ausbildung zu unternehmen. EineGruppe von Studenten tat sich zusammen undallmählich stellte sich heraus, dass wir mit dreiehemaligen Waldorfschülern ca. 30% derGruppe ausmachten. Das entsprach ganz sichernicht dem prozentualen Anteil der Waldorf-schüler im Psychologie-Studium. Ich glaubenicht, dass es daran lag, dass wir Waldis sogrottenschlecht in Mathe waren. Eher scheintmir der Wille gegen unsinnige Umstände etwaszu unternehmen ausgeprägter zu sein undauch das Gefühl der „Selbstwirksamkeit“, d.h.,dass man mit seinen Aktivitäten auch etwasbewirken kann. Deshalb sind wir Waldiswichtig.

Nun haben wir „Wirtschaftskrise“, alleschimpfen auf gierige Bank-Manager, dasskeiner wirklich irgendeine Verantwortungübernimmt und viele sich mit prallen Geldbeu-teln davon machen. Ganz nebenbei wird unserim Grunde solidarisch aufgebautesGesundheitssystem schleichend, aber mitunerbittlicher Konsequenz an ganz ähnlichfunktionierende Strukturen verhökert. Dazueinige Fakten:

1. Krankenkassen sollen unser Geld verwaltenund möglichst ohne zu viel „Verlust“ in dieBehandlung von Kranken weiterleiten. Waspassiert: Krankenkassen tun so, als wärensie selber Leistungserbringer, zahlen ihrenVorständen unglaubliche Gehälter undBoni (z.B. DAK Vorstand 224.000 Euro),betreiben teure Werbung, locken mitgünstigen Wahltarifen Gesunde an, gebenhorrende Summen für zweifelhafte Berateraus und versenken Unsummen fürDienstleistungen, die sie bei amerikani-schen Aktiengesellschaften einkaufen,wofür sie denen auch noch vertraulichePatienten-Daten überlassen. Darüberhinaus installieren sie eine überbordendeKontroll-Bürokratie, die bis zu 1/3 dertherapeutischen Arbeitskraft bindet.

2. Die verschiedenen „Gesundheitsreformen“geben Kapitalinvestoren wie z.B. der Rhön-Klinikum AG die Möglichkeit, sichallmählich in dem Bereich der niedergelas-senen Ärzte breit zu machen. Die Folgen:Es entstehen „Medizinische Versorgungs-zentren (MVZ), die nicht mehr von freienÄrzten geführt werden, die ihremmedizinischen Gewissen und ihrenPatienten verpflichtet sind. Erste Erfahrun-gen zeigen, dass solche MVZs vor allemwirtschaftlichen Bestrebungen folgen, mitAngestellten (Ärzten und sonstigemPersonal), die mit Zeitverträgen undDumpinglöhnen in dauerndem Stress und

Angst gehalten werden und dahermanipulierbar sind. Hier werden dieAbläufe kosteneffizient und damitstandardisiert. Persönliche Kontaktewerden auf ein Minimum beschränkt undletzten Endes trägt wieder keiner so richtigdie Verantwortung, weil alle nur ihrenVorgaben folgen. Die aber kommen vonder Geschäftsführung und haben mitmenschlicher Medizin nichts zu tun.

3. Diese Entwicklung wird die wohnortnaheVersorgung mit Haus- und Fachärztendrastisch einschränken, aber auch die freieArzt- und Therapiewahl, soweit davonüberhaupt noch die Rede sein kann. DieMVZs kooperieren mit den Kliniken vomgleichen Träger, wodurch eine Patienten-Auslese stattfindet: Die guten, d.h. schnellund kostengünstig abzuarbeitendenwerden in die dazugehörige Klinikgeschickt, die komplizierten, aufwändigenden verbliebenen öffentlichen Klinikenzugewiesen. Rosinenpickerei, mit der z.B.die Rhön-Klinikum AG glänzende Gewinneeinfährt, die dann als Rendite an dieAktionäre ausgeschüttet werden kann.Aber das ist unser Geld, das für dieBehandlung von Kranken eingezahltworden ist, nicht für Dividenden anohnehin schon vermögende Leute.

4. Stellen Sie sich vor, der gesamte„Gesundheitsmarkt“ ist ähnlich wie derEnergiemarkt auf vier Betreibergesell-schaften verteilt (z.B. Asklepios, Sana,Helios, Röhn), dann können diese wie dieEnergie-Konzerne mit uns machen, was siewollen, die gesamte Infrastruktur ist inihren Händen und die Preise werdenexplodieren. Alles, was jetzt noch soverlockend weil kosteneffizient erscheint,kehrt sich ins Gegenteil, weil wir keineWahl mehr haben. So ist das seit langemin den USA, wo das teuerste Gesundheits-system der Welt einen Standard hervor-bringt, der unter dem von Chile liegt.Wohlgemerkt für die Versicherten.

5. Warum wird gegen den Widerstand vonnahezu allen Beteiligten mit horrendenSummen die elektronische Gesundheits-karte (eGK) durchgezogen? Uns wird mitfadenscheinigen Begründungen undbemerkenswertem Neusprech eingetrich-tert, dass nur Gutes kommen kann undunsere Behandlungen optimiert, Doppel-untersuchungen vermieden werden und imNotfall alle unsere Daten zur Verfügungstehen. In Wahrheit werden wir damit fürdie optimale Wertabschöpfung der sich inunseren Gesundheitsmarkt einkaufendenInvestoren präpariert. Kein Notfall-mediziner braucht die 100.000 Fakten aufder Karte, um Sie zu retten. Das dafür

Wesentliche steht besser auf einemKärtchen im Portmonee. ElektronischeDatenübermittlung geht auch ohne dieAblage von 100.000 Daten auf einemzentralen Server etc. Das haarsträubendsteArgument: Weil es jetzt schon soooovielGeld gekostet hat (19 Mrd. Euro), müssenwir das jetzt auch weiter machen.

Das soll genügen, um Ihnen deutlich zumachen, dass wir als Waldis, als Schüler,Ehemalige, Eltern oder Lehrer unsere ausge-prägte „Selbstwirksamkeit“ nutzen müssen, umdieser fatalen Entwicklung entgegenzutreten.Es geht nicht um irgendein Detail unsererGesellschaft, es geht um die ganz zentraleFrage der Menschenwürde, um die Frage, wiewir mit kranken und alten Menschen umgehen,wie wir für die Schwachen der Gesellschaftsorgen. Ich bin kein Sozialromantiker undbisher nur verhalten links. Aber je länger ichmich mit diesem Thema beschäftige, destounheimlicher wird es und desto deutlicher wirdmir, wie eine Grundsäule unserer Gesellschaftzugunsten von Großkonzernen und anonymemKapital abgetragen wird. Diese Entwicklungmuss gestoppt werden!!! Dazu müssen wir unsverbinden. Durch alle Wählerschichten vonLinks bis Rechts will unsere Bevölkerung einsolidarisches Gesundheitssystem. Wir müssenden Politikern klar machen, dass wir sie nurwählen, wenn sie diesen unseren Willen auchumsetzen. Dazu müssen wir uns zusammen-schließen, überparteilich, regional undüberregional. Die vielen Bürger-Patienten-Gruppen, die sich im Land bilden, sind dafürein Ausgangspunkt, um zu einer großenBewegung anzuwachsen. Wir sind 70 Mio.gesetzlich Versicherte und auch die Privatversi-cherten werden von dieser Entwicklung nichtverschont bleiben und sollten sich anschließen.Zusammen mit Ärzten, Arzthelferinnen undKrankenschwestern kämpfen wir für den Erhalteines solidarischen, transparentenund menschlichen Gesundheitssystems.

Sabine PetersenEhem. Waldorfschülerin,

Heileurythmistin, Dipl.-Psychologin

Warum gerade Waldis?

Weitere Informationen:

www.schulterschluss-kiel.deNächster Bürger-Patienten-Treff:Do. 13. August, 19.30 Uhr Restaurant Seeburg ander Kiellinie und jeden Monat am 2. Donnerstag

Große Demo:Mi. 15. Juli, 11.00 Uhr RathausmarktDo. 3.September 20.00 Uhr Vortrag von RenateHartwig, Autorin des Buches „Der verkauftePatient“ in der Rudolf-Steiner-Schule,Rendsburger Landstraße 129

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In einer kurzen Nacht, vom 25.01.09 bis indie frühen Morgenstunden des 26.01.09 ginges an einem sonst stressigen Montag in diewohl entspannte Busfahrt mit bestenAussichten und Vorfreude auf Norwegen los.Nach einiger Zeit fiel der eine oder andereder 31 Schüler, drei Lehrer und des Eltern-teils in Ruhe und Muße und hatten schonsüße Träume über das Herumtreiben imSchnee. Mit dem wohltemperierten, luxuriösausgestatteten Bus fuhren wir nach Hirtshals(Dänemark) Von da aus stachen wir mit derFähre in See. Nach ca. dreieinhalb Stundenerreichten wir Kristianssand (Norwegen)Wir waren auf dem besten Weg, endlicheinmal von der Zivilisation samt Industrieund Medienkonsum wegzukommen (kleineAusnahmen waren Ipods, Handys, MP3-Player, Kameras, Kaffeemaschine, PSPs undein Nintendo DS (von letzterem weiß derLehrer bis heute nichts); diese waren abernur für die Fahrt bestimmt.)Auf der fünfstündigen Fahrt über die, vonstillen, mit Schnee bedeckten Tannenumgebenen ruhigen Straßen, welche sichdurch die Berge schlängelten,entschlummerten wieder einige ins Reich derTräume. Die kurvige Fahrt bekam allerdingsnicht allen so gut, sodass sich einige unsererReisegefährten übergeben mussten, bis wirim wunderschönen Fyresdal ankamen.Unsere Unterkunft lag auf einem Berg, naheeines großen Sees, der in seinem reinen Weißerstrahlte. Rundherum erhoben sichmajestätische schneebedeckte Berge, die nunim Abendrot glühten. Bei der Ankunfterwartete uns ein Mahl, wundervoll wieElfenkost. Die Betten waren weich, als lägeman auf Wolken. Die Häuser und Zimmerwaren typisch norwegisch eingerichtet, wieman es aus Bilderbüchern kennt. Als wir daserste mal auf Skiern standen, sammelten

Norwegen

fast alle ihre ersten Erfahrungen imHinfallen. Aber egal wo wir hinfielen, wirwurden vom glänzenden Tiefschneeaufgefangen. Als wir nun einigermaßensicher auf den Skiern standen, unternahmenwir unsere erste Tour über den nahegelege-nen See. Der See erstreckte sich an derlängsten Stelle über 10 Kilometer.Als wir über den unberührten See fuhren,bekamen wir die Möglichkeit, eine Elchkuhmit unseren Kameras einzufangen. 10Busminuten von unserer Unterkunft entferntlag eine Loipe welche wir mehrfachbesuchten. Sie hatte mehrere unterschiedlichlange Strecken.Wir unternahmen noch viele schöne Touren,doch die abenteuerlichste Tour lag 2 ½Busstunden von unserer Unterkunft entfernt.Sie führte zu einer 18 km langen Loipe, dieüber hohe Berge und weite Täler führte. Wirwaren mehrere Stunden unterwegs. Das war

einigen zu lang und einer unserer Betreuerfuhr actionreich mit einem Snowmobildurch den Schnee, um die letzten Genosseneinzusammeln.Doch die Reise war nicht nur vom Skifahrengeprägt. Wir gingen auf den See um dortmit speziellen Messern Bilder in das Eis zuschnitzen. Jeder schnitzte ein Bild nach demMotto „Liebe und Glück“. Während derSchnitzarbeit sahen wir nochmals einemajestätische Elchkuh am Ufer ihre Bahnenziehen. Für ein bisschen Abwechslung sorgtefast täglich unser Eishockeyspiel. Bei einerTour durch die Berge lernten wir das Feuermachen im Schneekennen. Am Feuergenossen wir dann geschmackvolle Elch-frikadellen (oder Stockbrot).Unsere Eisbilder nach dem Motto „Liebe undGlück“ dürften bald geschmolzen sein. DochGlück und Liebe zu diesem Land und dieserReise wird nie schmelzen.

Gemeinschaftsarbeit der Klasse 8a

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Die Sommerferien stehen vor der Tür!Die Sonne hat ihren Höchststand schon wieder überschritten, dieTage werden also – ganz langsam – wieder kürzer und eigentlichgeht es schon fast auf den Herbst zu… Nun ja, ganz so weit ist esnoch nicht, etwas Zeit bleibt noch.Doch diese Zeit brauchen wir auch, um uns ausreichend gründlichauf den Martinimarkt vorzubereiten. Vor allem der Basarkreis hateine lange Vorlaufzeit, aber auch die Aktivitäten und Verkäufe derKlassen sollten rechtzeitig angedacht werden und vorbereitet sein.Wir wünschen uns wieder viele tolle Ideen für Aktivitäten undKulinarisches und natürlich gut gefüllte Marktstände im Forum! DerHaupterlös des Martinimarktes kommt nämlich genau dort imForum zustande, wo jede Klasse in Eigeninitiative einen Stand mitselbstgestalteten Dingen bestücken kann.Aus dem Erlös des Martinimarktes werden in jedem Jahr Dingeangeschafft, die aus dem laufenden Schuletat nicht möglich wären.So konnten in den letzten Jahren zum Beispiel „die Spinne“ auf demSchulhof und das Kletterhäuschen im Bereich der Betreuten Grund-schule gebaut werden. Außerdem konnten wir eine riesige Klang-schale für den anschaulichen Physikunterricht anschaffen, mit derselber akustische Schwingungen produziert und gleichzeitig sichtbargemacht werden können, und vieles mehr.Aus dem Erlös des Martinimarktes 2008 haben wir, neben denobligatorischen Zuschüssen für die Fahrten der 8. Klassen, einenZuschuss von 2000.- Euro für den Instrumentenfonds der Schulegegeben, damit ein Kinderfagott angeschafft werden konnte.Außerdem gibt es nun dank des Martinimarkts einen ausrollbarenTanzbodenbelag für die Bühne im Forum, der beiEurythmieaufführungen oder auch bei manchen Jahresarbeiten zumEinsatz kommt.Das restliche Geld wird vorerst gespart, so dass in ein, zwei Jahrenvielleicht wieder ein etwas größeres Projekt auf der „Wunschliste“stehen kann.Ich hoffe, wir haben jetzt vielen von euch einen Anstoß gegeben,

Der Basarkreis lässt grüßen

selbst aktiv zu werden für den Martinimarkt. Tauscht euch als Elterneiner Klasse aus, entwickelt Ideen oder sprecht die Klassenlehrer eurerKinder an, um am nächsten Elternabend darüber ins Gespräch zukommen…

Nun noch ein paar praktische Hinweise:Der diesjährige Martinimarkt ist für Samstag, den 14. November2009 von 11 bis 17 Uhr geplant.Wichtig! Bei Bücherspenden für das Antiquariat des Martinimarktesbitte keinesfalls Kartons unangemeldet irgendwo abstellen! Bittevorher mit Jochen Prestien telefonieren und einen Übergabeterminund –ort besprechen! Sonst kann es passieren, das ein ganzer Kartonvoller schöner Bücher ungesehen im Altpapier landet…

Bei Fragen zum Martinimarkt könnt ihr gerne eines der Mitgliederdes Basarkreises ansprechen (siehe unten). Wer vielleicht sogar Lusthat, in der organisatorischen Vorbereitung des Marktes mitzuhelfen,ist ausgesprochen herzlich willkommen, denn wir können zur Zeitwirklich jede helfende Hand sehr gut gebrauchen, scheut euch alsonicht, uns anzusprechen.

Für den BasarkreisKirsten Rassmus

Ich schicke mein Kind auf die Waldorfschule weil ...

... mich die Ganzheitlichkeit überzeugt.

Matthias Müller

... es für mich die einzige Schulform ist, inder sich mein Kind zur individuellenPersönlichkeit entwickeln kann.

Birgitta Ram

... es hier so sein kann, wie es will undhier nicht passend gemacht wird.

Silja Lemke

Ansprechpartner:Gudrun Krzoska (Tel. 0431 / 68 63 61),Sigrid Gerlach (Tel. 04340 / 499682 /3),Enke Müller (Tel. 0431 / 640 94 23),Kirsten Rassmus (Tel. 04302 / 96 40 911),Ingeborg Pertsch (Tel. 0431 / 680233),Sabine Below-Borowski (Tel. 0431/ 210 72 11),Susanne Holzmaier (Tel. 04347 / 4384) undStefanie Koch-Bornhöft (Tel. 04358 / 98 99 65).

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Die Kinder der „Betreuten Grundschule“,beheimatet seit gut zwei Jahren in denehemaligen Handwerksräumen, spielenbei Sonne, Wind und Regen am liebstendraußen. Nachdem wir im letzten Jahrmit Hilfe des Basarkreises ein „Häus-chen“ aufstellen konnten, beobachtenwir während des letzten halben Jahres

Ein Pferd, ein Pferd!

neugierig die Tätigkeiten in den Handwerks-räumen: Es wurde gesägt, gehämmert,geschnitzt, geschmirgelt...... und das Ergebnis war ein Pferd mit einemWagen, das die 10c für uns baute. VieleHände wirkten mit: Eike, Lukas, Simon,Lennart, Katharina, Semir, Lasse, Melissa,Anna, Bennet, Victor. Für die Einweihung

Bauer, Marie SophieBecker, ThomasBenesch, WilmutBierbaß, AnnekeBindzus, NayaBramwell, PhilipBuresch, GrietjeDeichmann, CarinaGier, MirjaGrenzbach, SannaGroeling, von Ana-MilenaHeim, MarieHeller, NiklasHenning, RosaKöhn, ClaudiusKrzoska, AilinLangfeldt, MaxLinartas, PatrickLübker, SophiaMalcherek, JanineMotzel, RebeccaNerlich, SimonNeumann, Jan OleNgo, Quan-TruongPichler, LeaReinhardt, CamillaRöhrbein, MarenRohweder, MagnusTeran Bockhardt, JakobTerhorst, DavidTiedemann, LionTreiber, JonathanViehöfer, LauraVoß, KatharinaWedel, von BenediktWohlfarth, FredericWulff, Laura

Realschul-absolventen 2009

Hauptschul-absolventen 2009

schmückten wir das Pferdfestlich und bedankten unsbei allen Erbauern mitMuffeins und heißem Tee.Dann, nach der Lehrer-tagung im April, eineÜberraschung! Die Gruppe„Holzarbeiten“ unter derAnregung von HelmutSchönbeck, hatte sich desStammes der gefällten„Schuleiche“ angenommenund die verschiedenen Teileihrer Form gemäß bearbeitet.

Wir bekamen noch eine Ladung Sand, und dieLehrer ordneten die Holzteile harmonisch. UnsereKinder und wir sind begeistert und nutzen allesvielfältig. Herzlichen Dank dafür!

Die Kinder und Mitarbeiterder betreuten Grundschule

Angela Schultz

Andresen, LeaBenning, LauraBest, RonjaBrave, JulianBünger, MirjamCochoy, DanielaDierck, MayaDittrich, ImmeDöscher, LilliDullo, MaximilianHansen, ConstantinHeidtmann, FlorestanHeimrich, SonjaHinrichsen, Anneke

Arp, SimonGelhaus, LasseGütschow, BennetMaaß, MelissaNeumann, HenriettaRüppel-Klein, AnnaSchröder, KatharinaTanneberger, FrederikeVoß, EikeWilke, JellaWilms, Finn-Ole

Abiturienten 2009

Hufmann, KonradKleinert, TobiasKleinfeld, DorothèKlemmer, EstherKlinkenbusch, IraKlinkenbusch, JudithKowalke, ArvaLange, FranziskaLauer, FinjaNaumann, ThomNeumann, MagdalenaNissen, MareikePertsch, AnneRam, JoelRohde, LarsSchmarbeck, BenediktSontopski, MarenSteude, LukasStoermer, DennisStruwe, MarieThwaini, LisaTobler, Jael-MariaTreß, FlorianWanka, SimonWillers, FabianZiffer, Lara

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Blödem Volke unverständlichtreiben wir des Lebens Spiel.

Gerade das, was unabwendlich,fruchtet unserem Spott als Ziel.

Magst es Kinder-Rache nennenan des Daseins tiefem Ernst;

wirst das Leben besser kennen,wenn du uns verstehen lernst.

Christian Morgenstern

der künstlerischen Abschlüsse der 12. Klassen

Sieh, wie schwebenden Schrittesim Wellenschwung sich die

Paare drehen!Den Boden berührt kaum der

geflügelte Fuß.Seh’ ich flüchtige Schatten, befreit

von der Schwere des Leibes?Schlingen im Mondlicht dort Elfen

den luftigen Reihn?

Friedrich Schiller

Vielen Dank allen Schülerinnen und Schülern für den Genuss der Sinne durch ihre phantasievollen, anmutigen,lebendigen, abwechslungsreichen, amüsanten und kunstvollen Darbietungen und Einblick ihrer Werke,

die ausgestellt wurden.

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Ich schicke mein Kindnicht zur Waldorfschule,

weil wir keine Masern hatten…

da fällt es erst einmal schwer, die gute Launezu behalten. Die erste Bilanz der Reaktion aufdie insgesamt die bis 30 Verdachtsfälle vonMasern an der Schule: gut 10 gesund zuHause, 1 Klasse beurlaubt, 4 Klassen zusam-mengelegt, mehr als 400 Schüler zu Hause mitzwei Wochen Zwangsferien. Glücklich die, diediese Zeit für einen Kurzurlaub nutzen können!Aber nicht bei allen Betroffenen ist eitel Freudefestzustellen. Berufstätige müssen ihre Kinderselber betreuen (und werden hierfür nicht vonder Arbeit freigestellt wie im Fall krankerKinder!), Kinder sind zu motivieren, sich denversäumten Stoff selbständig anzueignen. ZumGlück sind die Realschul- und Abiturprüfungennicht betroffen, da die Realschulprüfungenbereits abgeschlossen waren und in denWochen vor den mündlichen Abiturprüfungenkein Vorbereitungsunterricht mehr zulässig ist.Das Klassenspiel der 8b musste wie auch dieVorstellung der Jahresarbeiten der 8akurzfristig verschoben , mit entsprechendenEinbrüchen in der „heißen“ Vorbereitungs-phase. Das gleiche Los traf die Mitgliederver-sammlung. Und auch bei den in der Schuleverbliebenen Lehrern staut sich Unmut an,wenn Unterricht von Kollegen übernommenwerden soll, die derweil gesund zu Hause dasEnde der unfreiwilligen Auszeit abwartenüssen (und sich dabei ggf. in Ruhe derZeugnisvorbereitung widmen konnten…).

Was ist geschehen? Das Gesundheitsamt hatnach dem Auftreten von zunächst 6 undspäter 16 „Verdachtsfällen“ angeordnet, dasssich zwei Wochen lang nur diejenigenPersonen in der Waldorfschule aufhaltendürfen, die über einen ausreichenden Impf-schutz verfügen oder die Masern früher bereitsdurchgemacht haben. Das Gesundheitsamtberuft sich dabei auf den § 16 des Infektions-schutzgesetzes (IfSG), der der Verhütungübertragbarer Krankheiten dienen soll. Danachhat die zuständig Behörde – hier also dasGesundheitsamt – die notwendigen Maßnah-men zur Abwendung der dem Einzelnen oderder Allgemeinheit drohenden Gefahren vorsolchen Krankheiten zu treffen. Dazu kann sie„Veranstaltungen oder sonstige Ansammlun-gen einer größeren Anzahl von Menschenbeschränken oder verbieten“ und dazu u.a.auch Schulen schließen. Auch kann siePersonen verpflichten, bestimmte Orte nicht zubetreten, bis die notwendigen Schutzmaßnah-men durchgeführt worden sind (§ 28 IfSG).Damit folgt das Gesundheitsamt demVorschlag des Robert-Koch-Instituts, wonach„Kontaktpersonen“ von Masernkranken ohneImpfschutz (einschließlich der sogenannten„postexpositionellen Schutzimpfung“) undohne früher abgelaufene Krankheit von demBesuch von Gemeinschaftseinrichtungenausgeschlossen werden sollten.Ob damit wirklich eine ausreichende rechtlicheGrundlage gegeben ist, gesunde Menschenvom Schulbesuch auszuschließen, sei dahinge-stellt. Jedenfalls handelt es sich nicht um einenEinzelfall: Schulverbote für nicht ausreichendgeimpfte Mitschülerinnen und Mitschüler gabes in den vergangenen Jahren mehrfach inDeutschland, z.T. bereits aufgrund eines

einzelnen Masernfalls (Main-Kinzig-Kreis 2006). Während ineinigen Fällen die Gesundheitsäm-ter – wohl auf politischen Druck –zurückruderten, sind in anderenFällen auch klagende Eltern vorden Verwaltungsgerichtenunterlegen.Eine sinnvolle Maßnahme? AusSicht derjenigen, die hier geschütztwerden sollten, wohl kaum. Eltern,die ihre Kinder vor einer Masern-infektion verschonen wollen, lassendiese impfen und können ihreKinder ohnehin unbesorgt zurSchule schicken, auch wenn sichdort unbemerkt Überträger derKrankheit tummeln sollten – erstrecht diejenigen Kinder, die dieMasern bereits gehabt haben unddamit sicher immun sind. Eltern,die es für sinnvoll halten, dass ihreKinder diese Kinderkrankheitdurchmachen, sind natürlichbestrebt, in Kontakt mit denMasernerregern zu kommen undsuchen Wege, auch außerhalb derSchule derartige Begegnungenherzustellen. Abgesehen davon istüberhaupt fraglich, ob nicht auch

geimpfte Kinder unerkannt Überträger derMasern sein können und ob frisch geimpfteKinder tatsächlich schnell genug immunisiertwerden, um als Krankheitsüberträger auszu-scheiden. So wundert es nicht, wenn Kritikergelegentlich andere Motive für derartigeMaßnahmen vermuten (etwa eine „Impfpflichtdurch die Hintertür“). Der Grund für dasdrastische Vorgehen der Behörden beimAuftreten von Masern ist wohl darin zu suchen,dass sich Deutschland zu dem von der WHO fürdie Region Europa formulierten Ziel derEliminierung von Masern bis zum Jahr 2010bekannt hat. Ob die Masern nun eine Krankheitsind, die es zu eliminieren lohnt, wie sich dieWHO dies 1984 auf die Fahnen geschrieben hat,wird allerdings kontrovers diskutiert. Währenddie Schulmedizin vor allem auf die möglichenKomplikationen der Masern (Durchfall,Mittelohr-, Lungen- und Gehirnhautentzün-dung) und die Sterblichkeitsrate von 1:10.000bis 1:20.000 (Schätzung des Robert-Koch-Instituts) als Argumente anführt, verfolgen vieleMediziner v.a. aus dem alternativmedizinischenBereich differenzierte Ansätze und befürworteneine individuelle Entscheidung für oder gegeneine Impfung. Den schulmedizinischenArgumenten werden hier u.a. der starke Einflussdes sozialen Hintergrunds für den Ablauf derKrankheit, die möglichen positiven Effekte einerdurchgemachten Masernerkrankung wie auchdie mögliche positive Bedeutung des Vorkom-mens der Viren für die Immunabwehr auch desgeimpften Teils der Bevölkerung entgegengehal-ten. Nach einem anfänglichen drastischenRückgang der Masernerkrankungen durch dieImpfkampagnen ist seit dem Jahr 2005jedenfalls wieder ein Anstieg der Erkrankungs-häufigkeit zu beobachten. Trotz der herbenEinschnitte in den Schulalltag sei die Zusam-menarbeit mit dem Gesundheitsamt allerdingsstets angemessen und sehr konstruktiv gewesen,betont Geschäftsführer Jörg Strakeljahn. Sowird aktuell überlegt, im nächsten Schuljahreine Informationsveranstaltung mit Befürwor-tern und Kritikern der Masernimpfungdurchzuführen, so die unterschiedlichenStandpunkte darzulegen.

Jörg Rassmus

PS: tatsächlich bestätigt wurden 14 Fällevon Masern

Literatur mit differenzierter Position zurMasernimpfung, z.B.Karl-Reinhard Kummer: Impfungen imKindesalter – Hilfen zur individuellenEntscheidung. Gesundheit aktiv, Heft 2/2 2008,anthroposophische heilkunst e.V.Jan Vagedes u. Georg Soldner: Das KinderGesundheitsbuch. Verlag Gräfe und Unzer 2008Martin Hirte: Impfen – Pro & Contra. DasHandbuch für die individuelle Impf-entscheidung. Verlag Knaur MensSana 2005

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Jeder weiß: Es gibt Nachtigallen undLerchen. Aber auch für Menschen wirddieses Bild gerne benutzt. SusanneLeuenhagen ( 47 Jahre alt, Kindergärtne-rin, Mitbegründerin und Leiterin derKindergruppe „Die Pusteblume“ undMutter von 3 Kindern) ist demnach ehereine Lerche. Sie steht gerne früh auf - undbegibt sich dementsprechend auch gernerelativ zeitig abends zur Ruhe. Der Begriffpasst aber auch insofern, als sie es liebt,z.B. beim Lasieren von Klassenräumen inden Ferien zusammen mit anderenfreiwilligen Eltern ein Lied anzustimmen.Wenn sie es geschafft hat, genügendMenschen dafür zusammenzutrommeln,ist sie überzeugt davon, dass durch dasTun und ein freudiges Liedchen auch„etwas für die Kinder dabei rüber kommt“.Überhaupt ist es ein für sie typischesSignal, dass sie sich eher am Positivenorientiert, als alten Konflikten nachzuhän-gen. So hat sie sich viele Jahre geduldigvermittelnd als Vertrauensmutter unsererSchule betätigt. Und auch jetzt noch istsie, als Mitglied der neu gegründeten

Danke, Susanne Leuenhagen!Dialoggruppe, im Zusammenführen vonunterschiedlichen Interessenslagen aktiv,dennoch ist dazu in der Lage auch einklares unter Umständen unbequemesWort zu sprechen.. Schon über lange Jahreist sie im Eltern -Lehrerkreis, jetzt im„Forum“, eine beständige und mittragendeMutter. Auffällig ist, dass alle ihre Kindergerne bei uns zur Schule zu gehenscheinen. Ihre positive Einstellung zuunserer Schulgemein-schaft und ihrunermüdliches Engagement (auch imZusammenspiel mit ihrem Mann) habendabei sicher einen entscheidenden Anteil.Dieses Engagement zeigt sich jedoch nochan weiteren Stellen. Meistens handelt essich eher um unauffälliges, bescheidenesHintergrundwirken. So ist sie für dieKlassenlehrer ihrer Kinder immer danneine zuverlässige Ansprechpartnerin,wenn Elternunterstützung benötigt wird.Sei es das Organisieren von Klassenaus-flügen, deren Begleitung oder das Einsam-meln von Geld. Oder sei es das stilleBegleiten von Klassenspielen auf derBühne, im Klassenzimmer in den Pausenund bei den Aufführungen. Immer wennes was zu tun oder zu organisieren gibt, istsie mit von der Partie. Überhaupt ist ihrestille Zurückhaltung, aber ihre ständigePräsenz im Schulgeschehen ein Merkmal,dass für sie typisch ist. Sie ist viel auf demSchulhof zu sehen, sie kennt vieleMenschen und viele kennen sie, abernirgends drängt sie sich in den Vorder-grund. Gerade diese Treue gemischt mitBescheidenheit macht sie für das ganzeSchulgeschehen so kostbar und es sei ihrim Namen Aller ein aufrichtiger Dankvermittelt. Das scheint auf die Vergangen-heit bezogen zu sein, aber es wird wohl auchin Zukunft noch so bleiben!

Helmut Hinrichsen

Liebe Schulgemeinschaft,in den letzten drei Jahren habe ich mich invielen Bereichen mit der Schule verbunden.Ich habe nicht nur den Computerkunde-unterricht aufgebaut und etabliert, sondernauch Mathematik in der Werkoberstufe desFörderbereichs unterrichtet, die Klassen-betreuung der jetzigen 10b übernommen undzusammen mit Frau Müller die Stundenplan-delegation übernommen. Hinzu kam dieGestaltung einiger Elternabende und dieBegleitung von Klassenfahrten.Wie viele von Ihnen wissen, bin ich aber nichtnur an der Schule tätig, sondern auchwissenschaftlicher Mitarbeiter bei demInstitut IPSUM, freier Vortragsredner undDozent an verschiedenen Lehrerseminaren,unter anderem in Kiel. Aufgrund dieservielfältigen Tätigkeiten musste es leider in derVergangenheit auch immer mal wieder zuUnterrichtsausfällen kommen, was ich immersehr bedauert habe, was sich aber eben auchnicht in allen Fällen vermeiden ließ.Ich habe nun die einmalige Gelegenheitbekommen, in den nächsten zwei Jahren eineDoktorarbeit erstellen zu können, undaufgrund meiner internationalen Tätigkeiten,die längst nicht nur auf Waldorfzusammen-hänge beschränkt sind, kann ich mir dieseMöglichkeit nicht entgehen lassen.Seitdem diese Möglichkeit bekannt wurde,gab es intensive Gespräche mit den zustän-digen Gremien der Schule. Dabei konnten dievon mir vorgebrachtenKompromissvorschläge - aus durchausverständlichen Gründen - nicht angenom-men werden. Die zuständigen Kolleginnenund Kollegen hätten es gerne gesehen, wennich auch in den nächsten zwei Jahren meineUnterrichtstätigkeit in vollem Umfangerfüllt hätte. Angesichts der anstehendenArbeiten ist mir dies allerdings leider nichtmöglich.Im Einvernehmen mit den Schulgremienwerde ich im nächsten Jahr meineUnterrichtstätigkeit einstellen. Nichtsdesto-trotz werde ich zusammen mit Frau Müllerauch für das nächste Schuljahr denStundenplan erstellen und betreuen undwerde zumindest an dieser Stelle der Schuleauch im nächsten Jahr treu bleiben.Leider konnte bisher kein Ersatz für denComputerkundeunterricht im nächsten Jahrgefunden werden, aber in enger Zusammen-arbeit mit der Schulführung, dem Vorstandund dem Personalkreis wird nach einerentsprechenden Lösung gesucht.

Uwe Buermann

Ein Abschied,der kein Abschied ist.

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Waldorfsalat

Ideal für 2 junge Familien: Haus in ländlicher Umgebung,Nähe Schönkirchen 15 km vom Zentrum Kiel entferntca. 340qm Gesamtwohnfläche, z. Zt. drei Wohnungen

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Kontakt: 04344 415728 oder 04348 9216

Kiellauf 2009

Am 13.09.2009 startet der diesjährige Kiel-Lauf. Die Freie Waldorfschule Kiel ist dabei!

In den beiden letzten Jahren hat unsereSchule den ersten Platz in der Schulwertung(Schule mit den meisten teilnehmendenSchülern) belegt. Auch in diesem Jahr wollenwir wieder vorne mit dabei sein. Dasbesondere in diesem Jahr: Neben der 6km-Strecke wird auch ein 3,0 km Schülerlaufgestartet. Für die Schulwertung werden nurdiese beiden Läufe gewertet.

Die drei erstplatzierten Schulen beimKiellauf werden mit einem Preisgeldprämiert. Falls wir wieder einen dieser Plätzeerlaufen, soll das Preisgeld für den Sport-unterricht an unserer Schule verwendetwerden.

In diesem Jahr gibt es eine schulinterneBesonderheit. Die Klasse mit den meistenTeilnehmer erhält vom Preisgeld 100 Euro.

Anmelden kann man sich bei persönlich beiZippel’s Läuferwelt, Rathausstr. 2,24103 Kiel, Tel. 0431. 9 31 12 oder onlineunter: http://www.kiellauf.de.

WICHTIG: Bitte bei der Anmeldung für dieSchulwertung den Schulnamen (FreieWaldorfschule Kiel) angeben.

Neben den Schülern sind auch alle Mitar-beiter und Eltern der Schule herzlich zumMitlaufen eingeladen.

Delegation Dialogkultur

Ansprechpartner in Konfliktsituationenund bei Beratungsbedarf fürSchülerInnen, Eltern und LehrerInnen

Judith Bauer04348 9216(auch vormittags)

Susanne Leuenhagen0431 6476696(bitte nur bis 21.00 Uhr)

Ines Schuchhardt0431 6794456kann auch in der Schule angesprochenwerden (bitte nicht Donnerstags und nach21.00 Uhr)

Bernt Schönbeck ist in der Schule anzutref-fen, vorzugsweise in der Werkstatt

Christine Wäßle04322 888682

Schriftliche Anfragen können in einem Fachim Sekretariat hinterlegt werden, ebenso istein Kontakt per Mail ü[email protected] möglich(bitte im Betreff Delegation Dialogkulturangeben)

Wer hat Lust mit drei weiteren Familien mitKindern Urlaub in der Toskana zu machen?Die Casa Montelungo ist ein Selbstversor-

gerhaus in der Nähe von TerranovaBracciolini, 35 km südlich von Florenz.

Es handelt sich dabei um eine stillgelegteKlosteranlage, die viel Platz

für Aktivitäten bietet.Kosten: 250 Euro/Person für 12 Tage

Bitte melden unter04340-8917 oder 0160-96216660

Buchbinden für ElternAb Di., 15. September 2009 bis zu denWeihnachtsferien im Buchbinderaum imHaupthaus.

Anmeldungen bei Herrn Eckert unter0431-580398 oder über das Schulbüro.

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Nach den Ausstellungen von Mona Fenske,Marion Stindt und Daniela Schacht sind imSpeisesaal der Waldorfschule noch bis zu denSommerferien Bilder zum Thema „Blumen undElementarwesen“ von Sönke Delfs ausBlumenthal zu sehen. Für die Ausstellung imSpeisesaal hat der 67jährige ehemalige Leiter derWohngruppe Blumenthal mit 4 Kindern an derWaldorfschule Kiel insgesamt 14 Aquarelle undPastelle aus 30 Schaffensjahren ausgewählt.Etwa 30 Gäste kamen am 24.6. zur Führungdurch die Ausstellung mit Cathrin Rohde undeiner musikalischen Einstimmung von Nicole,Victor und Laetitia Lohrke sowie Odin, Tjark undGreta Delfs, die Stücke von Johann Pachebel,Jean-Baptiste Lully und Maria Linnemannspielten.

Inhaltlich beschäftigen sich die Bilder überwie-gend mit Blumen und den ihnen verbundenenWesenheiten der Luft und des Wassers (Sylphenund Undinen), daneben zeigen zwei Bilder auchetwas bedrohlich wirkende Eindrücke derGnomenwelt. Gewissermaßen den Abschlussbildet „Das Tor“ aus dem Zyklus „Mensch undElementarbereiche“. Je nach Thematik herrschenwarme, gelb-orange-rote oder auch dunkle, kalteFarben vor. Durch fließende Übergänge der Farbenund durch komplementäre Gegensätze entstehenFarbkompositionen, die zum Verweilen undVertiefen einladen. Die Bilder habe er auchpassend für die Schüler und Schülerinnen derUnter- und Mittelstufe ausgewählt, so gehörenz.B. die gezeigten Maltechniken, aber auch dieThemen zum Unterrichtsinhalt in diesen Klassen.

Der farblichen Gestaltung der Bilder liegt einelangjährige Beschäftigung mit der GoetheschenFarbenlehre und den therapeutischen Wirkungender Farben zu Grunde. Die ersten intensivenBerührungspunkte mit der GoetheschenFarbenlehre hatte Sönke Delfs bereits in derersten Berufsschulausbildung zum Schauwerbe-gestalter. Nach der anschließenden Ausbildungzum Sozialarbeiter ergaben sich vor allem in derTätigkeit als Heilpädagoge an der Rudolf-Steiner-Schule sowie später als Leiter der Wohngruppe inBlumenthal zahlreiche Gelegenheiten, sich in dietherapeutischen Wirkungen des Malens

einzuarbeiten. „Die Wirkungen der Farben könnennur durch das Tun verstanden werden“, sagtSönke Delfs. Insbesondere bei Menschen mitBehinderungen kann das Malen ausgleichen undSpannungen abbauen. Neben den Wirkungen desMalens und der Bilder durch Form und Farbe gehtes dem Künstler aber um mehr. Ein wichtigesAnliegen ist es ihm, mit seinen Bildern diegeistige Wirklichkeit hinter den Erscheinungenerlebbar zu machen – eine beseelte, von(Elementar-)Wesen bevölkerte Schöpfung.Darstellungen dieser Wesen seien in derromanischen und gotischen Baukunst oder auchin den norwegischen Stabkirchen häufig, fändensich aber auch etwa bei Paul Klee oder EmilNolde, während sie in unserer Zeit kaum mehrwahrgenommen würden. Dieses Wesenhafte istfür den Künstler weniger für den Intellekt, alsvielmehr für die Empfindungen zugänglich. ImAnblick der Pflanzen, aber auch von Wolken- undWetterstimmungen können die Wahrheitenhinter den Dingen erlebt werden. „Sönke Delfs hatsich auf einen Weg begeben, der in einemlichtvollen Prozess zu einer inneren Entwicklunggeführt hat“, sagt Cathrin Rohde über denKünstler und die ausgestellten Werke.

Zu diesem besonderen Zugang haben demKünstler bereits früh intensive Naturerfahrungenin der norwegischen Bergwelt verholfen. Aberauch die alltägliche Umgebung des Gartens birgtgenügend Anregungen und Impulse für dieMotive von Sönke Delfs’ Bilderwelt. Dabei genießter es, nun endlich auch genügend Zeit zu haben,um mit Ruhe künstlerisch arbeiten zu können.

Leider können im Speisesaalund dem Aufenthaltsraumnur eine begrenzte Anzahlvon Bildern gezeigt werden.So wurden Bilder zumFeuerelement hier bewusstausgelassen. Dies liegt nichtnur an dem begrenztenAngebot geeigneterWandflächen, sondern vorallem an der geringen Anzahlzur Verfügung stehenderWechselrahmen, die zum

Blumen und ElementarwesenAusstellung von Sönke Delfs im Speisesaal der Waldorfschule

Schutz der Bilder erforderlich sind. Dennoch istdie Wirkung beachtlich: Der Raum wird durch dieKunstwerke nicht nur visuell gestaltet, sondernauch seelisch umhüllt. So können die Bilder zueiner positiven Atmosphäre während der Mahlzeitbeitragen, wie es von den Initiatoren desProjektes Kunst & Umfeld, Ulrike Blumberg-Thielund Marion Stindt ja auch beabsichtigt war. Diessollte ermuntern und Ansporn sein, auch inZukunft die Räumlichkeiten der Schule mitElternkunst zu bereichern. Im kommendenSchuljahr sind unter anderem Ausstellungen vonRita Berlinski und Ingeborg Friedel geplant.

Jörg Rassmus

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Personalia der Freien Waldorfschule Kiel Impressum des ELTERNBRIEF:

1. „Ich kann gar nicht tanzen.“Macht nix! Wir auch nicht. Aber man kannauch mit wippen, klatschen, schnipsen odertrotzdem tanzen! Oder einfach am Tischsitzen und sich mit anderen Eltern (rhyth-misch) unterhalten. Und einfach den Abendgemeinsam genießen!

2. „Ich habe sowieso keine Abendgarderobe“Das ist natürlich richtig schlimm! Aber malim Ernst: Das Fest wird getragen von guterStimmung- nicht von edlem Zwirn! Ob Jeans,Kleid, Pulli oder Oberhemd- egal! Das wirdbestimmt wieder eine entspannte Feier fürjede Kragenweite!

3. „Bei solchen Massenveranstaltungen istdie Luft doch immer zum Zerschneidendick!“Dicke Luft? Also: Bisher nie! Eher Musik, Tanzund Unterhaltung. Super Stimmung-keinedicke Luft. Außerdem lassen sich in derKantine Fenster und Türen öffnen. Undgeraucht werden darf sowieso nicht.

4. „Noch ein Termin! Ist das denn einefreiwillige Schulveranstaltung?“Nur! Freiwillig wie die Freie WaldorfschuleKiel!

Elternfest an der Freien Waldorfschule Kiel

Eltern machen FESTDie sieben besten Ausreden fern zu bleiben

5. „Ich bin aber Lehrer/in!“Da haben Sie sich einen anspruchsvollen Berufausgesucht. Aber ein Grund dafür, dem Elternfest fernzu bleiben, ist es leider nicht! Sorry! Herzlich willkom-men! Ob Hausmann, Polizistin, Landwirt oder Lehr-kraft: Beruf spielt überhaupt keine Rolle! Hier spielt dieMusik!

6. „Ich weiß auch überhaupt nicht, wann und wodas ist!“ Die schlechteste Ausrede, nicht zum Elternfest zukommen. Und im Nu zu entkräften: Das Elternfestfindet statt

am 3. Oktober um 19.30 Uhrim Essraum

Am besten gleich an die Pinnwand mit den Daten!Oder im Kalender notieren!Eintrittskarten gibt es im Schulbüro oder an derAbendkasse. Auswärtige Gäste und kulinarischeBeiträge zum Buffet sind ausdrücklich erwünscht!So, einen haben wir noch, nämlich……….

7. „Bringt das denn was?“Tja, also……nein, eigentlich nichts. Außer Spaß,Kontakte, ein leicht beschwingtes Gefühl und Lebens-freude. Sonst nichts.

Der Elternbrief wird herausgegeben von der Vereinigung der Ehemaligen und Freunde derWaldorfschule Kiel e.V.

ViSdP: Anja Manleitner, Hasselrader Weg 24, 24242 Felde

PDF in Farbe im Internet unter www.waldorfschule-kiel.de, Rubrik „Eltern“

An dieser Ausgabe wirkten mit: Jendris Alwast, Judith Bauer, Uwe Buermann, AnetteCichy, Lea Dahl, Georg-Michael Eckert, Birthe Helm, Helmut Hinrichsen, Klasse 8a, Klasse8b, Klasse 9b, Susanne Kühn, Anja Manleitner, Thies Naujokat, Kai Rasmus Nissen, SabinePetersen, Jochen Prestien, Jörg Rassmus, Kirsten Rassmus, Anja Ross, Peter Schottes,Angela Schulz, Lothar Viehöfer

Bilder von: Uwe Buermann, Alexa Hartung, Anja Manleitner, Stefan Theisen, Lothar Viehöfer

Email: [email protected]

Ansprechpartner: Lothar Viehöfer, Lehmberg 23, 24241 Blumenthal

Verantwortlich für die Anzeigenverwaltung: Jochen Prestien (0431/6476696)

Geplanter Redaktionsschluss der Herbstausgabe:

Mo.7.September 2009

Druck: Druck + Satz, Gewerbstraße 17, 01983 GroßräschenAuflage: 1300

Nachdruck der hier abgedruckten Artikel nur mit Quellenangabe und Erlaubnis der ELTERN-BRIEF-Redaktion.

Schulführungsgruppe: Claudia Blümke,Ursula Senger, Stefanie Koch-Bornhöft, Harald Neumann, Stefan Tiemann

Vorstand: Margrit Behrmann-Cochoy, Elke Franck, Stefan Theisen,Uwe Walter

Geschäftsführer: Jörg Strakeljahn

Schularzt für die Förderklassen: Markus Peters, erreichbar über dieFörderklassenlehrer oder das Büro.

Dialogkulturgruppe: Ines Schuchhardt, Susanne Leuenhagen, JudithBauer, Christine Wäßle, Bernt Schönbeck(erreichbar unter [email protected])

Technische Verwaltung / Raumvermietung: Peter Bartsch, Tel. 0431/5309-172E-Mail: [email protected]: Alexander Stieben, Tel. 0431/5309-171

Ansprechpartner Forum: Thore Olaf Kühn ([email protected])

Ansprechpartner Elternbrief im Schuljahr 2009/10: Lothar Viehöfer(04347/1863)