Kapitel 9

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Kapitel

Theorien und Forsch zur operanten KonditionierungIn diesem Kapitel9.1 9.2 9.2.1 9.2.2 9.2.3 9.2.4 9.2.5 9.3 9.3.1 9.3.2 9.3.3 9.3.4 9.3.5 9.3.6 9.4 9.4.1 9.4.2 9.4.3 Die Rolle der Reaktion Die Rolle des Verstrkers Ist Verstrkung fr die operante Konditionierung notwendig? Erwartungen bezglich des Verstrkers ~ i n d ein der klassischen Konditionierung Verstrkung statt? t Kann Verstrkung viszerale Reaktionen kontrollieren? Biofeedback Wie kann man vorhersagen, was als Verstrker dienen wird? Bedrfnisreduktion Triebreduktion Transsituationalitt Das Premack'sche Prinzip Die Thegrie der Reaktionsdeprivation Die Funktionsanalyse von Verhalten und Verstrkern4

Verhaltenskonomie Optimierung: Theorie und Forschung Elastizitt und Unelastizitt der Nachfrage Verhaltenskonomie und Drogenmissbrauch

Die in diesem Kapitel untersuchten theoretischen Fragestellungen sind sehr weit gefasst und beschftigen sich mit Punkten, die fr das gesamte Gebiet des Lernens von Bedeutung sind. Die Themen betreffen wichtige Fragen wie die, ob es Elemente gibt, die fr das Lernen von grundlegender Bedeutung sind, und unter welchen Bedingungen ein mglicher Verstrker das nachfolgende Verhalten verstrkt. ber die meisten der Fragestellungen, die wir untersuchen werden, haben Lerntheoretiker seit vielen Jahren nachgedacht. Einige davon sind inzwischen zufrieden stellend beantwortet, andere jedoch weiterhin Gegenstand der Forschung. Die Fragestellungen dieses Kapitels lassen sich in drei allgemeine Kategorien einteilen. Als erstes werden wir untersuchen, ob sowohl Ausfhrung als auch Verstrkung einer Reaktion notwendig sind, damit ein Lernprozess stattfinden kann. Die Hypothesen bezglich der Bedeutung des Verstrkers weichen bis heute stark voneinander ab. Einigen Autoren zufolge ist Verstrkung unbedingt notwendig, damit Lernen stattfinden kann, andere argumentieren, dass Verstrkung Teil der operanten, nicht jedoch der klassischen Konditionierung sei, wieder andere meinen, dass Verstrkung fr keine der beiden Arten des Lernens unbedingt notwendig sei. Wir werden das Fr und Wider jeder dieser Positionen errtern. Zweitens wollen wir Versuche betrachten, eine Methode zu entwickeln, mit der sich vorhersagen lsst, welche Stimuli wirksame Verstrker fr ein bestimmtes Individuum sind und welche nicht. Eine Methode, mit der sich die Wirksamkeit eines Verstrkers erfolgreich vorhersagen liee, htte einen offensichtlichen praktischen Nutzen und wre zudem auch unter wissenschaftlichem Aspekt bedeutsam. Schlielich wollen wir Bemhungen der jngeren Vergangenheit betrachten, die Wirksamkeit von Verstrkern unter Verwendung von Konzepten aus den Wirtschaftswissenschaften zu analysieren.

Die Rolle der ReaktionDie operante Konditionierung kann als ,,Lernen durch Versuch und Irrtum" beschrieben werden. Ein Tier fhrt eine Reaktion aus und erfhrt die Folgen, und die Wahrscheinlichkeit des knftigen Auftretens dieser Reaktion verndert sich. Fr Thorndike war die Ausfhrung der Reaktion ein notwendiger Bestandteil des Lernprozesses. Denn wenn eine Reaktion nicht auftritt, wie kann sie dann durch Verstrkung gestrkt werden? berzeugt davon, dass eine Kombination aus Reaktion und Verstrkung fr das Lernen unbedingt notwendig ist, schlug Thorndike das folgende Experiment vor: Setzen Sie eine Ratte in einem kleinen Drahtkorb in die Startkammer eines einfachen Labyrinths,fuhren Sie den Korb durch den korrekten Gang des Labyrinths bis zur Zielkammer mit dem Futter: Lassen Sie die Ratte dort frei und das ausgelegte Futter fressen. Je nach Schwierigkeit des Labyrinths wiederholen Sie dies 10- bis 100-mal unter normalen Bedingungen... Lassen Sie die Ratte dann in der Startkammer frei, damit sie sich ihrem Triebfolgend bewegen kann, und beobachten Sie, was sie tut. Vergleichen Sie das Verhalten solcher Ratten mit dem von Ratten, die in der blichen Weise durch das Labyrinth geschickt werden (1946, S. 278).

Thorndike sagte voraus, dass sich eine Ratte, die passiv durch ein Labyrinth gefhrt wird, in dem darauffolgenden Versuch wie ein ahnungsloses Versuchstier verhalten werde, da sie keine Gelegenheit gehabt hatte, eine Reaktion zu bilden. In Bezug auf diese und mehrere andere Aussagen wurde Thorndikes Position von Edward C. Tolman (1932, 1951, 1959) in Frage gestellt, der als frher Kognitionspsychologe bezeichnet werden kann (auch wenn er Jahrzehnte vor dem Aufkommen der kognitiven Psychologie ttig war). Laut Tolman beinhaltet die operante Konditionierung nicht die einfache Verstrkung einer Reaktion, sondern die Bildung einer Erwartung. In einem Labyrinth beispielsweise entwickelt eine Ratte die Erwartung, dass in der Zielkammer ein Verstrker vorhanden ist. Darber hinaus behauptete Tolman, dass die Ratte eine kognitive Landkarte des Labyrinths entwickle - ein allgemeines Verstndnis der rumlichen Anordnung des Labyrinths. Nach Ansicht von Tolman lieen sich diese beiden Arten des Lernens sowohl durch passive Beobachtung als auch durch aktive Reaktion aneignen, so dass'in der von Throndike beschriebenen Art von Experimenten die Voraussetzung dafr gegeben sei, dass Tiere etwas lernen. Von McNamara, Long und Wike (1956) wurde ein Experiment durchgefhrt, das nach Thorndikes Vorgaben aufgebaut war. Darin arbeiteten sie mit zwei Gruppen von Ratten in einem erhhten T-Labyrinth. Die Versuchstiere in der Kontrollgruppe liefen in der blichen Art und Weise durch das Labyrinth, und ein korrekter Richtungswechsel an der Abzweigung fhrte das Tier zu dem ausgelegten Futter. Wenn das Versuchstier die falsche Abzweigung nahm, wurde es dort eine Minute lang eingesperrt. Die Tiere in der Kontrollgruppe wurden in 16 Durchgngen durch das Labyrinth geschickt und vollzogen am Ende des Trainings in 95 Prozent der Flle den korrekten Richtungswechsel. Die Tiere in der Versuchsgruppe wurden whrend der 16 Durchgnge in einem Drahtkorb durch das Labyrinth gefhrt. Jedes Versuchstier wurde einem Tier aus der Kontrollgruppe zugeordnet; es wurde also zu der richtigen oder falschen Abzweigung im Labyrinth in exakt derselben Abfolge von Richtungswechseln transportiert, die sein Pendant in der Kontrollgruppe zufllig whlte (und erhielt daher dieselbe Anzahl an Verstrkern wie sein Pendant). Auf dieses Training folgte eine Reihe von Lschungsdurchgngen, in denen alle Versuchstiere durch das Labyrinth liefen, aber kein Futter erhielten. Whrend der Lschung whlten die Tiere in der Kontrollgruppe den vorher korrekten Pfad in 64 Prozent, die Tiere in der Versuchsgruppe in 66 Prozent der Flle. Somit erbrachten die Tiere in der Versuchsgruppe die gleiche Leistung trotz der Tatsache, dass sie nie fr das Laufen durch das Labyrinth verstrkt worden waren. hnliche Lernresultate ohne Gelegenheit zur Ausfhrung einer operanten Reaktion wurden auch in anderen Studien (Dodwell & Bessant, 1960; Keith & McVety, 1988) festgestellt. Dodwell und Bessant beobachteten, dass Ratten erheblich davon profitieren, dass sie in einem Drahtkorb durch ein Labyrinth mit acht Abzweigungen transportiert werden. Dies zeigt, dass Tiere nicht nur eine einzelne Reaktion, sondern auch eine komplexe Kette von Reaktionen ohne bung lernen knnen. Diese Studien machen klar, dass entgegen der Vorhersage von Thorndike ein aktives Reagieren keine notwendige Bedingung fr den Erwerb einer operanten Reaktion ist.

I?edes Verstrkers

9.2.1

Vev-stGu.k~iriyi j i die operar-ite I