28
KEH REPORT 48 | Juni 2018 FACHLICHE UND FESTLICHE HÖHEPUNKTE Aus dem Inhalt »175 Jahre gelebte Diakonie« Festakt zum Doppeljubiläum des KEH am 14. April 2018 Seite 4 »Die 4. Dimension« Herzberger Gespräch im Juni Seite 6 Yoga in der Gerontopsychiatrie Seite 8 » Dem Geisteslicht zum Schutze...« Beilage zur Geschichte des Krankenhauses (3) Pflege zwischen Bedarf und Realität Seite 11 »Psychisch Kranke können auch glücklich sein« – Schulprojektwoche »Jugend begegnet Psychiatrie« Seite 18

KEH REPORT 48 | Juni 2018 · Die Frage »Osteomyelitis – Braucht es doch noch den Chirurgen?« beantwortete Dr. med. Michael Winter, ... In einem abschließenden kurzen Referat

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

KEH REPORT 48 | Juni 2018

FACHLICHE UND FESTLICHE HÖHEPUNKTE

Aus dem Inhalt

»175 Jahre gelebte Diakonie«

Festakt zum Doppeljubiläum

des KEH am 14. April 2018 Seite 4

»Die 4. Dimension«

Herzberger Gespräch im Juni Seite 6

Yoga in der Gerontopsychiatrie

Seite 8

» Dem Geisteslicht zum Schutze...«

Beilage zur Geschichte des

Krankenhauses (3)

Pflege zwischen Bedarf und Realität

Seite 11

»Psychisch Kranke können auch

glücklich sein« – Schulprojektwoche

»Jugend begegnet Psychiatrie« Seite 18

ImpressumHerausgeber: Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge gGmbH, Geschäftsführung und Kranken haus­betriebsleitung, Herzbergstr.79, 10365 Berlin

Gestaltung/Produktion: Baumgardt Consultants, Gesellschaft für Marketing & Kommunikation bRBildnachweis: R. Elbracht (Bethel) S. 2 (m.), 4; M. Haase (EvKB, Bielefeld) S. 15 (o.); Historisches Archiv am KEH S. 1; N. van Kampen (EZBB) S. 15 (u.); M. Klink S. 8 f; U. Kropp/ D. Schüttler (KEH) S. 12 f; J. Lehmann (KEH) S. 3, 5, 6, 10, 14, 16 – 20; Privat/A. Schütz S. 20 (u.).

V.i.S.d.P.: Johannes Lehmann Anregungen und Kritik an: j.lehmann@keh­berlin.deDer KEH­Report erscheint viermal jährlich.

Inhalt 2 Editorial 3 Osteomyelitis beim diabetischen Fußsyndrom 4 »175 Jahre gelebte Diakonie« 6 Herzberger Gespräch im Juni 8 Yoga in der Gerontopsychiatrie 9 Gruß der stellv. Bezirksbürgermeisterin zum Jubiläumsjahr 10 Ein Gesamtkonzept für kognitiv eingeschränkte ältere

Menschen

Beilage zur Geschichte des Krankenhauses (3) »Dem Geisteslicht zum Schutze...« Die Entwicklung der Psychiatrie von Herzberge

11 Pflege zwischen Bedarf und Realität 12 » Zehntausende akademisch gut ausgebildete

Pflegefachkräfte» 14 Pflegen Sie Ihren Angehörigen? 15 Bethel auf dem Hauptstadtkongress 2018 15 Berliner Firmenlauf 2018 – »Epi-Flitzer« wieder am Start 16 Entspannte Stunden 18 »Psychisch Kranke können auch glücklich sein« 19 Neuer Chefarzt der Gefäßchirurgie 19 Dokumente der Krankenhausgeschichte 20 Aktuelle Termine

v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

HoffnungstalerStiftung Lobetal

Die Gesellschafter des Evangelischen Kranken-hauses Königin Elisabeth Herzberge gGmbH

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

unser Krankenhaus blickt in diesem Jahr auf 175 Jah-re seines Bestehens zurück. Teil dieser Geschichte ist die Eröffnung des Psychiatrischen Krankenhauses von Herzberge vor 125 Jahren, das am 13. Juni 1893 die ersten Patienten aufnehmen konnte. Dieses Datum möchte ich zum Anlass nehmen, einen Blick »zurück nach vorn« zu werfen.

Ab 1793 begann der Pathologe und Psychiater Phi-lippe Pinel (1745 – 1826) in Frankreich, psychisch Kranke aus den Anstalten zu befreien, in denen sie isoliert von der Außenwelt ihr Leben fristeten. Diese »Befreiung der Irren von ihren Ketten» kann man als Beginn der moder-nen Psychiatrie an sehen. Pinel verband als Erster die Psychiatrie mit der Medizin, brach die Isola-tion der »Geisteskran ken« auf und lenkte ihre Be-handlung in medizinische, wissenschaftlich-metho-dische Bahnen.

Ein weiterer Vorreiter der wissenschaftlichen und Sozialpsychiatrie war Wilhelm Griesinger (1817 – 1868), von dem auch der berühmte Satz stammt »Geistes-krankheiten sind Gehirnkrankheiten«. Der Internist und Psychiater wandte sich gegen die Anwendung körper-licher Gewalt und plädierte für eine andere Behand-lung und Betrachtung psychisch kranker Menschen. Als Professor an der Berliner Charité (ab 1865) entwickelte er den Ansatz der »Stadtasyle« und trat damit für eine wohnortnahe Versorgung, für psychiatrischen Unter-richt, Familienpflege und anderes mehr ein.

Als 1893 Herzberge als Anstalt für arme psychisch Erkrankte eröffnet wurde, standen Ärztliche Direktoren wie Prof. Dr. Moeli oder Sanitätsrat Dr. Falkenberg in dieser Tradition – bis die Entwicklung mit der Machter-greifung der Nationalsozialisten in Deutschland abrupt beendet wurde. Psychiatrische Einrichtungen wurden

geschlossen, psychisch Kranke und Menschen mit Be-hinderung als »unwertes Leben« ermordet. Auch Herz-berge war davon betroffen.

Erst in den 1950er Jahren stabilisierte sich die Situa-tion wieder. Die in den 1960er und 1970er Jahren in DDR und BRD einsetzende Psychiatriereform verfolgte das Ziel, die Situation psychisch erkrankter Menschen maßgeblich zu verbessern. Mit dem Zusammenschluss der beiden Krankenhäuser auf dem Herzberger Gelän-de zum Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH) im Jahr 1992 ergab sich ein Entwick-lungsschub, um moderne Ansätze aufzugreifen und umzusetzen: »Psyche und Soma« konnten Hand in Hand arbeiten.

Die Zusammenhänge zwischen körperlichen und psychischen Erkrankungen sind heute klarer. So führt die enge Kooperation der somatischen und der psy-chiatrischen Abteilungen im KEH auch zu optimalen Diagnose- und Therapiebedingungen. Gemeinsam mit dem Pflegedienst unseres Krankenhauses entwickelte Konzepte wie das Demenz-Delir-Management oder Verfahren wie die Elektrokrampftherapie bei schwe-ren Depressionen oder die Dialyse bei Menschen mit einer psychotischen Erkrankung, wenn als Ursache eine Autoimmunenzephalitis diagnostiziert werden kann, sowie wissenschaftliche Arbeiten v. a. im Bereich psy-chiatrischer Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung, somato-psychisch Kranker im Konsiliar-/Liaisondienst oder im Bereich der Psychotherapie sind Teil einer zeitgemäßen, modernen Psychiatrie. Darüber hinaus ist die Wirkung in die Kommune ein wichtiger Teil der Arbeit. Vorträge, Weiterbildungen im Rahmen der »Demenzfreundlichen Kommune«, die Filmreihe »irrsinnig menschlich« und vieles mehr sollen helfen, das Wissen um psychische Erkrankungen zu vertiefen und Vorurteile abzubauen.

Neben den Beiträgen zur Psychiatrie finden Sie in dieser Ausgabe unseres Journals Impressionen von der Feier des KEH-Jubiläums. Ich wünsche Ihnen eine inte-ressante Lektüre und einen erholsamen Sommer.

Prof. Dr. med. Albert Diefenbacher

Prof. Dr. med. Albert

Diefenbacher, MBA,

Chefarzt der Abteilung

für Psychiatrie, Psycho-

therapie und Psychoso-

matik, Stellv. Ärztlicher

Direktor

KEH-Report | Juni 2018Seite 2

Editorial

»Citizen Pinel Orders

Removal of the Chains

of the Mad at the

Salpêtriére Paris 1795«

(Farb-Lithographie von

Tony Robert-Fleury, 1876)

Juni 2018 | KEH-Report Seite 3

??? 2018 | KEH-Report Seite 3

Jubiläumsjahr

Osteomyelitis beim dia betischen FußsyndromHerzberger Gespräch im April

Das zweite »Herzberger Gespräch« mit dem Schwer punkt »Diabetologie« am 11. April 2018

widmete sich Behandlungsformen der entzündlichen Knocheninfektion (Osteomyelitis) beim diabetischen Fußsyndrom. Diese Diagnose findet sich täglich in den Krankenhäusern. Früher wäre sehr schnell amputiert worden. Heute wird versucht, Amputationen weitge-hend zu vermeiden. Die Chancen dafür sind im Evan-gelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH) sehr gut. Das KEH hat von der Deutschen Dia-betes Gesellschaft als eines der ersten Krankenhäuser Deutschlands das Zertifikat »Klinik für Diabetespa-tienten geeignet« erhalten. Das bedeutet: ein kompe-tentes Team und strukturierte Abläufe.

Bei seiner Begrüßung im Festsaal des KEH wies der Ärztliche Direktor, Dr. med. Manfred Lang, darauf hin, dass die Diabetologie – obwohl im Prinzip ein ambulantes Fach – ein wesentliches Segment der medizinischen Ver-sorgung im Krankenhaus geworden ist. Unter dem Stichwort »intersektorale Behandlung« gelte es, den Blick über das eigene Fach hi n aus zu richten, um die medizinische, psychische und so zia le Versorgung der zunehmenden Zahl von multi-morbiden Patientinnen und Patienten in sehr hohem Al-ter mit diesem Krankheitsbild leisten zu können.

Im Hauptvortrag »Osteomyelitis – State of the Art der konservativen Therapie« referierte Dr. med. Jürgen Raabe, Chefarzt der Abteilung Diabetologie der As kle-pios Klinik Birkenwerder und ausgewiesener Experte, der die Behandlung des diabetischen Fußsyndroms in den letzten Jahren maßgeblich beeinflusst hat. Im Blick auf das Spannungsfeld Operation/Amputation oder konservative Behandlung zeigte er, dass (Teil-)Amputationen (z. B. einzelner Zehen) durchaus Erfolge bringen, in der Mehrzahl aber weitere Probleme er-zeugen können. In der klinischen Praxis in Birkenwer-der haben konservative Therapien durchaus spektaku-läre Behandlungserfolge gezeigt, die Amputationen in größerer Zahl verhindern konnten.

Die Frage »Osteomyelitis – Braucht es doch noch den Chirurgen?« beantwortete Dr. med. Michael Winter, Oberarzt der Abteilungen Orthopädie/Unfallchirurgie im KEH mit einem klaren »Ja«. Auch wenn die Zahl der Amputationen abgenommen hätte, wären bei der stei-genden Zahl von Patienten immer Fälle gegeben, für die ohne Operation kein bleibender Therapieerfolg erzielt werden könnte.

Aus Sicht der Altersmedizin beleuchtete Oberärztin Stefanie Kröschel, Abteilung Geriatrie (KEH), unter der Fragestellung »Konservative Therapie der Osteomyeli-tis und Alltagskompetenzen – ein Widerspruch?« die vielfältigen Ansätze, mit denen im KEH darauf hinge-wirkt wird, die Alltagstauglichkeit und damit auch Le-bensqualität der oft betagten Patienten zu erhalten.

In einem abschließenden kurzen Referat sprach Dr. med. Jan Theil, Diabetologe und Chefarzt der Abteilung Innere Medizin I im KEH die »Grenzen der sektoralen Versorgung« an und plädierte für eine qualitativ hochwertige, zertifizierte Versorgung der betroffenen Patienten in einem Netzwerk von Ak-teuren. Leider fehle es – vor allem im Ostteil Berlins – an ausreichend zertifizierten Diabetespraxen für die Behandlung von Osteomyelitis beim diabetischen Fuß-syndrom. Wenn im Herbst der Neubau auf dem KEH-Gelände bezogen werden kann, öffnet auch das neue »Interdisziplinäre Diabeteszentrum« seine Türen. Als Patientin oder Patient mit Diabetes sind Sie im KEH gut aufgehoben.

Die Referenten (v.l.n.r.):

Dr. med. Jürgen Raabe,

Dr. med. Manfred Lang,

Oberärztin Stefanie

Kröschel, Dr. med.

Michael Winter und

Dr. med. Jan Theil

AllgemeinmedizinerPodologe/Diabetologe

OrthopädieSchuhtechnik

Diabetologe

Pfleger

Hilfsmittel­versorger

HausarztFacharzt

Wund­experte

Chirurg

Angiologie/PflegedienstPflegeheim/Wundmanagement

KRANKENHAUS

PATIENT

AMBULANTER BEREICH

Netzwerk zur optimalen Versorgung von Betroffenen mit diabetischem Fußsyndrom

KEH-Report | Juni 2018Seite 4

Jubiläumsjahr

Die Feier zum Doppeljubiläum des Evange-

lischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herz-

berge bestand nicht nur aus einem feierlichen

Gottesdienst und dem folgenden würdigen

Festakt. Sie brachte auch die Begegnung

mit vielen ehemaligen Mitarbeiterinnen und

Mitarbeitern – wie Gisela Seibt vor dem Bild,

auf dem sie als junge Krankenschwester

vor 63 Jahren neben dem Krankenwagen foto-

grafiert worden war.

Am 14. April 1843 entstand auf Anre-

gung von Königin Elisa-beth in Berlin-Mitte eine »Kleinkinder-Krankenbe-wahr anstalt«, die das schreiende Kinderelend lindern sollte. Sie wur-de zur Keimzelle der späteren Stiftung Evangelisches Dia koniewerk Königin Elisabeth und unseres Kranken-hauses. Diakonissen prägten die Arbeit und leiteten ab 1910 das Allgemeinkrankenhaus »Königin-Elisa-beth-Hospital«, bis sie die Leitung 1980 an das »Evan-gelische Diakoniewerk Königin Elisabeth« (EDKE) ab-gaben. 1992 entstand durch Fusion des EDKE und des 1893 eröffneten psychiatrischen Krankenhauses auf dem Gelände von Herzberge das Evangelische Kran-kenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH).

Um dieses Jubiläum festlich zu begehen, hatten EDKE und KEH unter der Überschrift »Vielfalt im Dienst mit Freu-de« viele Gäste, ehemalige und gegenwärtige Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter eingeladen. Traditionell begann der Festtag mit einem Gottesdienst in der Neuen Kapelle, musikalisch begleitet von Musikern aus Lazarus und Lo-betal. In ihrer Predigt zu den Seligpreisungen (Mt. 5,1 – 10) betonte Kirchenrätin i. R. Susanne Kahl-Passoth, dass ge-lebte Diakonie zu allen Zeiten gebraucht werde – trotz des bestehenden Sozialstaates. Da sind so viele Menschen, deren Probleme gelöst werden wollen – eine Überforde-rung? Doch es gibt Zeichen: im KEH ist seit 175 Jahren aus dem Anspruch der Barmherzigkeit etwas entstanden, um Hilfe zu geben. Es muss begonnen werden. Wo Barmher-zigkeit gelebt wird, kann Hoffnung entstehen.

Hier ist ein guter OrtBeim anschließenden Festakt begrüßten Dr. Rainer Norden (Vorstandsvorsitzender der Stiftung EDKE) und KEH-Geschäftsführer Michael Mielke die zahl-reichen Gäste im bis auf den letzten Platz gefüllten Festsaal. Sie dankten allen Beteiligten und Mitwir-kenden der vergangenen Jahre.

Michael Mielke fügte noch drei Aspekte der erfolgreichen Entwicklung des Krankenhauses an:1. trotz schwerer Zeiten hatte das Krankenhaus

immer Bestand2. zu allen Zeiten gab es Menschen, die sich dafür

eingesetzt haben3. und immer wurde gebaut – so auch jetzt wieder.

Grüße zum Jubiläum überbrachte Pastor Ulrich Pohl, der Vorstandsvorsitzende der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Er dankte allen, die das Haus be-gleitet haben, und drückte seinen besonderen Dank für die Kooperation mit Bethel aus.

Die Geschäftsführerin des Kaiserswerther Ver-bandes, Pfarrerin Christa Schrauf, ermunterte dazu, die diakonische Basis als »Lebenselixier« wahrzuneh-men, um den Balanceakt von Wirtschaftlichkeit, Fach-lichkeit und diakonischem Profil zu leisten: »damit die Menschen spüren: hier ist ein guter Ort, getragen vom diakonischen Geist.«

Kirchenrätin Barbara Eschen, die Direktorin des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, buchstabierte die Initialen K, E und H auf unterschiedliche Weise. Als Krankenhaus sei das KEH seit langem ein Ort der Verlässlichkeit, »kompetent«,

»175 Jahre gelebte Diakonie«Festakt zum Doppeljubiläum des KEH am 14. April 2018

Juni 2018 | KEH-Report Seite 5

Jubiläumsjahr

»erfahren« und »herzlich«. Für den Fortbestand sei ein festes Fundament besonders wichtig: das Vertrauen auf den Beistand Gottes. In diesem Sinne wünschte sie »Kraft«, »Elan« und »Hoffnung«.

Propst Dr. Christian Stäblein überbrachte die Wün-sche der Evangelischen Landeskirche und betrachte-te die Tageslosung in Erweiterung: »Wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen.« (Psalm 127, 1). Er schloss mit dem Wunsch: »Möge der Herr weiter mitbauen! Es ist nicht umsonst – das sieht man hier.«

Dr. Thomas Götz, der Landesbeauftragte für Psychiatrie, wertete den Einsatz für Menschen, de-ren Stimme in der Gesellschaft nicht so laut gehört wird: mit psychischen Erkrankungen, mit Beeinträch-tigungen, von Kindern und Alten. Er nannte das KEH »einen wichtigen und geschätzten Akteur in der ge-meindepsychiatrischen Versorgung« und hob das En-gagement im Brückenschlag zwischen Somatik und Psychiatrie für besonders herausfordernde Gruppen hervor.

»...der Geist Gottes ging immer mit«Nach den Grußworten wurden in drei kurzen histo-rischen Vorträgen Einblicke in die wechselvolle Ge-schichte des Krankenhauses gegeben. Dr. phil. Nor-bert Friedrich, Vorstand der Fliedner-Kulturstiftung, Kaiserswerth, ging zu den Ursprungsjahren der Klein-kinderbewahranstalt zurück und beleuchtete die ver-schiedenen Stationen der KEH-Entwicklung. Er hob den erfolgten Anschluss an die Diakonie hervor und wies auf die innere Verbindung zum theologischen Ansatz Friedrich von Bodelschwinghs durch die Pfar-

rer Cremer, Kulmann und Fliedner hin. Er schloss mit dem Satz: »Das KEH ist auf keinem Gelände so lange gewesen wie in Herzberge – und das soll wohl auch so bleiben...«

Unter der Überschrift »Von Herzberge zum KEH: offen für neue Wege in der Psychiatrie« beleuchtete Prof. Dr. Albert Diefenbacher, Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, frühe und aktuelle Innovationen bei der Behandlung psychischer Erkrankungen nicht nur im KEH (siehe Edi-torial).

Abschließend stellte der Ärztliche Direktor des KEH, Dr. Manfred Lang, die maßgeblichen Verände-rungen und Entwicklungssprünge der somatischen Kliniken des KEH in den Mittelpunkt seines Vortrags. Die »Wende-Zeit« mit ihren Verwerfungen führte z. T. zu Krankenhausschließungen. Für das KEH waren 1992 bis 1996 »Gründerjahre« – es wurde »vom Gemischt-warenladen zum hochspezialisierten Versorgungs-krankenhaus«. Die Perspektive bestehe in der Entwick-lung neuer Behandlungsfelder und der Einstellung auf neue und wechselnde Rahmenbedingungen und Ge-setze. »Aber«, fügte er hinzu, »Ärzte sind konservativ – Modernisierung dauert lange.«

Dann war das Büfett eröffnet. Bei Festtagswetter und gutem Essen gab es ausreichend Zeit für Fach-gespräche am Rande, geselliges Miteinander und den Austausch von Erinnerungen. Wer wollte, konnte an zwei Führungen durchs Gelände und in die moderni-sierten Bereiche des KEH teilnehmen.

Sie feierten das Jubiläum

mit: Brigitte Queißer

(Altoberin, Lazarus),

Pastor i. R. Thomas

Passauer und KEH-Dia-

konisse Barbara Spahn

Referenten und Gäste (v.l.n.r.):

Dr. Thomas Götz, Dr. Norbert

Friedrich, Pastorin Friederike

Winter, Dr. Manfred Lang, Pfar-

rerin Christa Schrauf, Bezirks-

bürgermeister Michael Grunst,

Kirchenrätin Barbara Eschen,

Prof. Dr. Albert Diefenbacher,

Pastor i. R. Thomas Passauer,

Propst Dr. Christian Stäblein,

Geschäftsführer Michael

Mielke, Pastor Ulrich Pohl,

Dr. Rainer Norden und Pastor

i. R. Dr. Johannes Feldmann

KEH-Report | Juni 2018 Seite 6

Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Die 4. Dimension: Emotionale Entwicklung in der medizinischen Behandlung von Menschen mit geistiger BehinderungHerzberger Gespräch im Juni

D ie medizinische Abklärung und Behandlung von psychischen Krankheitsbildern bei Personen mit

kognitiven Beeinträchtigungen ist herausfordernd. Ne-ben körperlichen, psychiatrischen und sozialen Aspek-ten können auch emotionale Entwicklungsverzöge-rungen zu gravierenden Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu psychischen Erkrankungen führen. Die Beach-tung dieser »4. Dimension« bei Anamnese und Behand-

lung war Schwerpunkt des »Herzberger Gesprächs« am 13. Juni 2018 im gefüllten Festsaal des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge (KEH).

Bei seiner Begrüßung erinnerte Prof. Dr. Albert Die-fenbacher, Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie, Psy-chotherapie und Psychosomatik am KEH, an die Grün-dung der psychiatrischen Anstalt von Herzberge vor 125 Jahren. Dann sprach er das im Jahr 2000 eröffnete Ber-liner Behandlungszentrum für erwachsene Menschen mit geis tiger Behinderung und psychischer Erkrankung (BHZ) am KEH an, aus dessen Arbeit mit diesem Patien-tenkreis eine Reihe von Themen sowie national und international beachtete Beiträge zu psychischen Erkran-

kungen im Zusammenhang mit somatischen Problemen bei Menschen mit geistiger Behinderung entstanden sind.

Im Verlauf der Moderation fügte er hinzu, die Diag nostische Verfahrensentwicklung im BHZ sei auch aus der Not entstanden, sie sei durch die Beachtung von Autismus bei Erwachsenen oder der sozio-emo-tionalen Entwicklung befördert worden. Der emotio-nale Entwicklungsstand ist quasi der »missing link« als Schlüssel für Problemverhaltensweisen von Menschen mit geistiger Behinderung. Als Konsequenz aus den Erkenntnissen wurde eine Arztstelle umgewidmet, um dafür pädagogische Kompetenz hereinzuholen. Diese Arbeit war nur in einem multidisziplinären Team zu leis ten. Zur Illustration wurden Arbeiten von Patienten, die im kunsttherapeutischen Bereich geschaffen wor-den sind, zur Veranstaltung ausgestellt.

Skala der Emotionalen Entwicklung – Diagnostik (SEED)

Priv.-Doz. Dr. med. Tanja Sappok, Leiterin des BHZ, führte in den emotionalen Entwicklungsansatz und dessen Bedeutung für die psychische Gesundheit ein. Der emotionale Entwicklungsstand kann mit der »Ska-la der emotionalen Entwicklung – Diagnostik (SEED)«, die auf dem dynamischen Entwicklungsmodell von Anton Došen beruht, festgestellt werden. Dieses Mo-dell orientiert sich an den Meilensteinen der emotio-nalen Entwicklung von Kindern und bildet die wesent-lichen Entwicklungsschritte von der Geburt bis zum 12. Lebensjahr ab. Die Entwicklungsstufen zeigen eine schrittweise Entfaltung in verschiedenen Entwick-lungsbereichen wie Umgang mit dem eigenen Körper,

somatische Störungbiomedizinisch

(Biologie, Organe, Physiologie, Genetik)

Störung des Erlebens und Verhaltens

psychologisch(Emotion; Kognition,

Motivation)

Störung des Mensch-Umwelt-

Verhältnissesöko­sozial (Gesellschaft, Gemeinschaft, Familie)

Die vierte Dimension: Emotionale Entwicklung

Erweiterung des biopsychosozialen Krankheitsmodells

Blick in den gefüllten

Festsaal

Moderator und

Referent/-innen

Juni 2018 | KEH-Report Seite 7

Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Umgang mit Material, Emotionsdifferenzierung oder Affektregulation. Der emotionale Entwicklungsstand gibt Einblicke in das Erleben, die Grundbedürfnisse und Selbstregulationsmöglichkeiten bei Menschen, die Schwierigkeiten haben, selbst darüber zu berich-ten. Daher sollte bei Menschen mit geistiger Behin-derung und psychischen Störungen bzw. schweren Verhaltensauffälligkeiten neben dem Schweregrad der geistigen Behinderung auch der emotionale Entwick-lungsstand erhoben und in das Behandlungskonzept einbezogen werden.Der SEED ist im Hogrefe Verlag publiziert worden und wird gegenwärtig von einer internationalen Expertengruppe (Net-work of Europeans on Emotional Development: NEED) validiert.

Modul zur Einschätzung von Entwicklungs­alter und Differenzen (MEED)

Dipl. psych. Jörn Dieterich, Psychotherapeut und Ge-schäftsführer eines Medizinischen Versorgungszen-trums in Uelzen, stellte im Anschluss einen in die Praxis überführten Anamnesebogen vor, der die vorhandenen Testverfahren miteinander verbindet und auch hier den emotionalen Entwicklungsstand mit berücksichtigt: das »Modul zur Einschätzung von Entwicklungsalter und Differenzen« (MEED). Ausgehend von der homo-genen Reifung werden die Entwicklungsstufen ver-glichen, und zwar im Blick auf Erkrankung (Pathologie), Form und Grad der Behinderung und Entwicklungsbe-sonderheiten. Bei der Aufnahme erfolgt eine umfäng-liche Anamnese, werden Fragen und Aufgaben zur emotionalen Entwicklung gestellt und entsprechend Punkte vergeben. Die Punkte der unterschiedlichen Bewertungsbereiche werden zusammengezogen und das Ergebnis in einem Spinnennetz-Diagramm zusam-mengefasst. Daran lässt sich erkennen, inwieweit die Betroffenen »in unterschiedlichen Lebensaltern unter-wegs« sind. Davon ausgehend werden entsprechende Schritte im Umgang überlegt.

MEED ist inzwischen fest eingebunden in die Auf-nahmepraxis des Zentrums. Es zeigt, was im Verhal-

ten als Folge der Behinderung oder als Äußerung des Entwicklungsstands zu betrachten ist. Menschen mit geistiger Behinderung entwickeln sich langsamer und nach anderen Gesetzmäßigkeiten. Sein Fazit: »Es hat einen enormen Nutzen für die tägliche praktische Ar-beit mit den betroffenen Menschen. Wir merken, dass wir damit relativ viel in den Griff kriegen.« Denn viel-fach stellen sich »Verhaltensauffälligkeiten« als völlig normale Äußerungen heraus, die dem emotionalen Entwicklungsstand des Betroffenen entsprechen – und es kann demgemäß damit umgegangen werden.

»Erwachsene mit kindlichen Bedürfnissen«Abschließend berichtete Dipl. päd. Sabine Zepperitz über ihre Erfahrungen bei der Implementierung des Entwicklungsansatzes in der Berliner Behindertenhilfe. Da sich verstärkt die Frage stellte, wie die Erkenntnisse zu den emotionalen Entwicklungsständen in wirksame Handlungsweisen übersetzt werden könnten, wurde sie als Pädagogin zur festen Mitarbeiterin im BHZ.

Auf die Frage zum Verständnis von »Erwachse-nen mit kindlichen Bedürfnissen« sollten Antworten gefunden und pädagogische Empfehlungen für den Umgang mit ihnen entwickelt werden. Die gewon-nenen Erfahrungen gipfelten in dem 2016 erschienen Buch »Das Alter der Gefühle« (Sappok/Zepperitz). Mit den praxisnahen Handlungsempfehlungen, die darin zu finden sind, lassen sich erkennbare Wirkungen erzielen.

In den vergangenen fünf Jahren wurden zahlreiche Weiterbildungen in stationären und ambulanten Berli-ner Einrichtungen sowie im Bezirk Lichtenberg durch-geführt. Bis weit in 2019 liegen weitere Anfragen vor. Exemplarisch wurden zwei Konzepte der Implemen-tierung des Ansatzes aus Berliner Einrichtungen vor-gestellt. Eine Übernahme des Ansatzes gelingt, wenn die Leitung dahinter steht, Multiplikatoren ausgebil-det und Teamfortbildungen angeboten werden. Wich-tig für den Umgang ist jedoch: Die Behandelten sind Erwachsene – es gibt keinen Erziehungsauftrag und auch Infantilisierung ist fehl am Platz.

Gemeinsam mit dem Fortbildungsverbund AUTEA Bethel entstand eine sechsteilige modulare Weiterbildung, die ab September 2018 auch in Berlin angeboten wird.

Diskussion und Erfahrungsaustausch rundeten den gelungenen Nachmittag ab.

Arbeiten der Kunst-

therapie des BHZ bildeten

die Umrahmung

Sappok/Zepperitz,

Das Alter der Gefühle,

erschienen im

Hogrefe Verlag

Bereits im April 2016

hatten Fachärzte und

Therapeuten aus dem

»Berliner Behandlungs-

zentrum für Menschen

mit geistiger Behinde-

rung und psychischer

Erkrankung« (BHZ) des

KEH die Facetten ihres

Therapieansatzes bei

Menschen mit geistiger

Behinderung anschau-

lich dargestellt. Daraus

ist eine Publikation ent-

standen, die über den

Bethel-Verlag bezogen

werden kann:

»Die 4. Dimension« –

(erschienen im Bethel-

Verlag).

Anamnese

Emotionale Entwicklung

1. Körperliche Erkrankungen

2. Psychische Störung

Vorstellungsgrund

3. Verhaltens­störung

KEH-Report | Juni 2018Seite 8

Jubiläumsjahr

Yoga verbinden viele sicher erst einmal mit Übungen, die sehr kompliziert anmuten, extreme

Beweglichkeit und ein perfektes Gleichgewicht erfor-dern. Diese Vorstellung ist es auch, welche einigen Menschen ein Schmunzeln entlockt, wenn man vom Yoga für Senioren berichtet.

Denkt man an sportlich aktive ältere Menschen, formt sich im Kopf das Bild der »rüstigen Rentnerin«, die den Körper einer jungen Frau hat und wohl eher zur Ausnahmeerscheinung der »Generation 70+« zählt.

Doch der Schein trügt: Yoga ist durchaus für nahe zu jeden geeignet, ob alt oder jung. Wichtig ist letztendlich nur, es so zu modifizieren, dass es dem Übenden entgegenkommt. Beim Senioren-Yoga sind die Bewegungsabläufe dementsprechend verändert und angepasst, so dass es auch in unserem Stations-alltag nur wenige Patienten gibt, welche die Übungen nicht umsetzen können. Natürlich hat auch diese Form des Yogas ihre Schwie-rigkeiten und Heraus-forderungen, aber mit richtiger Anleitung und Geduld, ist es eine sehr gute Ergänzung zu den abwechslungsreichen Be-wegungsangeboten in der Gerontopsychiatrie.

»Hole den Patienten da ab, wo er sich gerade befindet«

Dieses Motto ist schon immer ein wichtiger Bestand-teil der Arbeit im KEH. Und fast genau diesen Satz, mit leicht verändertem Wortlaut, bekam ich zu An-fang meiner Yoga-Ausbildung zu hören. Denn ein alter päda gogischer Leitsatz, den schon bedeutsame spiritu-elle Lehrer wie Krishna und Buddha befolgten, besagt, dass man den Schüler dort abholen soll, wo er steht.

In der Arbeit mit Senioren ist es wichtig zu wissen, wie der Mensch sich im Alter verändert und welche Konsequenzen dies mit sich bringt.

Womit ist bei älteren Teilnehmern zu rechnen? Mit eingeschränkter Beweglichkeit, hervorgerufen durch Osteoporose, Arthrose, Gelenkersatz, Schlaganfälle und Schmerzen. Es kommt vermehrt zu Defiziten in der Reaktion und Konzentration. Auch das Gleichge-wicht, die Stand- und Gangsicherheit sind oft vermin-dert. Ebenso leiden ältere Menschen oft an Verlusten des Hör- und Sehvermögens, einer herabgesetzten Darmtätigkeit, Bluthochdruck, gestörtem Lymphfluss und fehlender Ausdauer.

Da ich jeden Patienten in einem Einzelkontakt ken-nenlerne und somit auch einen Überblick über seine körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit erhalte,

ist es gut möglich auch innerhalb einer Gruppe auf die Belange des Einzelnen einzugehen (natürlich nur in begrenztem Umfang). Das ist auch im Yoga umsetzbar.

Für einen Gruppentherapeuten in der Gerontopsy-chiatrie ist es jedoch nicht nur wichtig, sich mit den Veränderungen des Alters auszukennen, sondern auch ausreichende Kenntnisse über psychische Krankheits-bilder zu besitzen und diese einordnen zu können. Ein guter »Draht« zu den Patienten ist zusätzlich von Vorteil. Meine Arbeit erfordert Einfühlungsvermögen, Hingabe, Humor, Wissen, Geduld, Optimismus, Echt-heit, Durchhaltevermögen, Kreativität und den Willen, sich immer wieder auf Neues einzulassen.

Zusammenfügen von Körper – Atem – GeistWas nun ist Yoga?

Yoga bedeutet übersetzt Integration/Zusammenfüh-ren. Die ältesten Hinweise und Schriften gehen 5000 bis 8000 Jahre in die indische Geschichte zurück. Yoga will das Gegensätzliche, wie rechts und links, oben und unten, Bewusstes und Unbewusstes usw. über-winden und harmonisieren.

Yoga besteht aus verschiedenen Aspekten, den so genannten acht Wegen des Yoga. Diese beinhalten folgende Verhaltensregeln: Selbstdisziplin, Körperhal-tung, Atemführung, Sinnesbeherrschung, Konzentra-tion, Meditation und Entspannung.

Yoga beeinflusst die Atmung, die Muskulatur, die Verdauungsorgane, das Herz-Kreislaufsystem, das Gleichgewicht, die Körperhaltung, die Ausdauer, die Konzentrationsfähigkeit, und, und, und…

Es gibt Übungen, so genannte Asanas, in verschie-denen Ausgangsstellungen und Bewegungsausfüh-rungen. Ich verzichte innerhalb der Gruppen auf die

Yoga in der Gerontopsychiatrie

Juni 2018 | KEH-Report Seite 9

Jubiläumsjahr

Herausforderung des Liegens, da sich dies sowohl für unsere Patienten, als auch für mich zu aufwendig gestalten würde. Stattdessen hebe ich sie mir für die Arbeit im Einzelkontakt auf, denn gerade mit Senioren sollte man immer wieder den Weg zum Boden und zurück üben. Das ist ein wichtiger Teil der Sturzpro-phylaxe, welche in unserem Haus nicht nur im Bereich der Gerontopsychiatrie einen hohen Stellenwert hat.

Inzwischen existiert ein großer Pool von Asanas, welche so reduziert und verändert wurden, dass sie auch im Sitz mit guter Wirksamkeit ausführbar sind, so zum Beispiel der »Sonnengruß« und der von mir sehr gern genutzte »Atemtanz«.

Mein Yoga wechselt zwischen dynamischen und statischen Übungen, also bewegenden und haltenden Elementen. Besonderer Wert liegt auf der Atemlen-kung. Hier haben die Teilnehmer dann oft Schwierig-keiten. Ein »Luftanhalten«, wenn das Training anstren-gend wird, ist ja auch vielen Nichtsenioren bekannt, soll aber stets vermieden werden. Und so ist mein »Mantra« in der Yogastunde »einatmen … und aus-

atmen … und ein … und aus … und…« Natürlich ist es trotzdem problematisch, Bewegung und die dazu-gehörige Atmung in Einklang zu bringen. Noch dazu müssen meine Teilnehmer auch schauen, was ich da so vorturne – und sie sind immer bestrebt, es mir gleich-zutun. Das gelingt auch meist ganz großartig. Die Patienten nehmen Yoga gern an, sie profitieren von den langsamen Bewegungsausführungen und geben mir oft eine positive Rückmeldung. Natürlich kommt es auch mal zu negativen Begleiterscheinungen, wie Schwindel oder Bewegungschmerz. Diese Beschwer-den bespreche ich im Anschluss an die Therapie mit dem betroffenen Patienten. Gemeinsam suchen wir die Ursache dafür und überlegen uns eine entspre-chende Lösung.

Da Yoga derzeit noch kein fester Bestandteil un-serer Therapiepläne ist, nutze ich bestehende Ange-bote, wie beispielsweise die wöchentliche QiGong-Stunde, um den Patienten diese spezielle Form der Bewegung nahe zu bringen.

Ziel meiner Arbeit auf der Gerontopsychiatrie ist es, den Patienten Spaß und Freude an der Bewegung zu vermitteln und die Wirksamkeit unserer Therapie-angebote aufzuzeigen. Unsere multiprofessionellen Teams, bestehend aus Ärzten, Pflegefachkräften, Therapeuten, Psychologen und Sozialarbeitern, ge-ben auch gern Hinweise zu Bewegungsangeboten im Stadtbezirk, damit auch nach der Entlassung aus unserem Haus sportliche Aktivität ein Teil des Alltags wird.

Grit Heinke

Physiotherapeutin, Bewegungstherapeutin

für Senioren und Seniorenyogalehrerin

Sehr geehrter

Herr Mielke,

zum 175-jährigen Grün-

dungsjubiläum des

Evangelischen Kranken-

hauses Königin Elisabeth

Herzberge gratuliere

ich Ihnen ganz herzlich.

Mit meinen persönlichen

Glückwünschen zu

diesem Ereignis möchte

ich meinen Dank für die

vergangene Zusammen-

arbeit und das von

Ihnen und Ihren Mitar-

beiterinnen und Mitarbei-

tern über Jahre gezeigte

Engagement für unseren

Bezirk Lichtenberg und

die Menschen unserer

Stadt verbinden.

Mit Ihrem Handeln auf

der Grundlage des christ-

lichen Glaubens und der

ganzheitlichen Behand-

lung Ihrer Patienten set-

zen Sie auf herausragende

Weise Ihr Leitbild um.

Insbesondere die Achtung

des Einzelnen und seiner

unverwechselbaren Per-

sönlichkeit mit unver-

lierbarer Würde verdient

ein Höchstmaß meiner

Anerkennung. Ärztliche

Pflege, pflegerische

Zuwendung und seelsorg-

licher Beistand sind für

Sie spürbare Zeichen der

Menschenliebe.

Dabei verlieren Sie aber

auch das Wohlergehen

und die Gesundheit Ihrer

Beschäftigten nicht aus

dem Blick. Die Schaffung

vorbildlicher Arbeitsbe-

dingungen führt zu hoher

Motivation und Zufrieden-

heit am Arbeitsplatz und

trägt gleichzeitig zu einer

guten Behandlung Ihrer

Patienten bei.

Ich möchte den Anlass

auch nutzen, Ihnen und

Ihren Mitarbeitern für

das Engagement bei der

Entwicklung des Bezirks

zu einer demenzfreund-

lichen Kommune und

der Mitwirkung bei der

veranstalteten Reihe

»Leben und gesund alt

werden in Lichtenberg«

zu danken.

Ich wünsche Ihnen,

Ihren Mitarbeiterinnen

und Mitarbeitern alles

Gute und weiterhin viel

Erfolg.

Mit freundlichem Gruß

Birgit Monteiro

Gruß der stellv. Bezirksbürgermeisterin

Birgit Monteiro und Stadträtin zum Jubiläumsjahr

KEH-Report | Juni 2018Seite 10

Altersmedizin

A ls Teil einer immer älter werdenden Gesellschaft gehört die Demenz zu uns Menschen. Die Fra-

ge ist, wie wir sie wahrnehmen (möchten). Im Kran-kenhaus wird sichtbar, dass ein Aufenthalt für ältere Menschen mit kognitiven Einschränkungen eine en-orme Herausforderung darstellt. Da die Demenz oft nicht Einweisungs-, sondern »nur« Nebendiagnose ist, zählt hier entscheidend, ob die vorhandenen Gege-benheiten und Strukturen eine bedarfsgerechte, ver-antwortungsbewusste und fürsorgliche Versorgung ermöglichen. Haltung und Kommunikation von Mit-arbeitenden kommen dabei eine Schlüsselfunktion zu.

Das Demenz-Delir-Management wurde etabliert, um vielfältige Maßnahmen in unterschiedlichen Be-reichen des KEH steuern und kommunizieren zu kön-nen, die den Krankenhausaufenthalt für Menschen mit Demenz erleichtern, Risiken für Komplikationen verringern und eine nachhaltige Bedarfsanpassung ermöglichen. Die Begleitung von Patientinnen und Pa-tienten, aber auch von Bezugspersonen und der ver-sorgenden Mitarbeitenden steht im Fokus.

Vor allem durch das von der Robert-Bosch-Stiftung geförderte Projekt »Akutkrankenhaus als ›Window of opportunity‹ für nachhaltige Demenzbehandlung« konnten im KEH bereits viele Schritte auf dem Weg zum demenzsensiblen Krankenhaus gegangen wer-den. Demenz-Delir-spezifische Fort- und Weiterbil-dungen für die Mitarbeitenden, Schulungen für Ange-hörige, der Aufbau von neuen strukturellen Einheiten, wie dem Alterstraumatologischen Zentrum (ATZ), der Station GE03 für kognitiv eingeschränkte Patientinnen und Patienten oder breite Netzwerkarbeit mit lokalen Versorgern sind einige Beispiele.

Daran möchte ich anknüpfen, vorhandene Strukturen ausbauen und gemeinsam, v. a. mit den Pflegeexper-tinnen und -experten für Demenz und Delir auf den Stationen die Theorie stärker in die Praxis bringen. Ziel ist es, ein Gesamtkonzept für kognitiv eingeschränkte ältere Menschen im KEH zu entwickeln, in dem jeder Bereich mit seinen Spezifika Berücksichtigung findet und Schnittstellen definiert sind, um gelingende multi-professionelle Zusammenarbeit zu stärken. Um ein sol-

ches Konzept lebendig zu machen und lebendig zu erhalten, bedarf es steter Vermittlung von (Fach)Wissen, sind per-sönliche Kontakte, Moti-vation und ggf. Interven-tionen wichtig. Mögliche

Barrieren wie z. B. betriebswirtschaftliche Argumente oder bauliche Gegebenheiten sollen dabei nicht au-ßer Acht gelassen werden, sondern Gegenstand einer konstruktiven Diskussion sein.

Eine besondere Aufgabe ist die Begleitung der jun-gen Menschen, die im Rahmen des Robert-Bosch-Pro-jektes ihr Freiwilliges Soziales Jahr (Betheljahr) im KEH absolvieren. Sie sind grundsätzlich in der Begleitung von Patientinnen und Patienten und speziell für Men-schen mit Demenz, aber auch bezüglich der Präven tion von Delir eine wertvolle Ressource für hilfebedürftige Personen und die Mitarbeitenden. In dieser Form des freiwilligen Engagements wird soziale Haltung gegen-über Menschen im Alter, mit Benachteiligungen oder Krankheiten unmittelbar sichtbar; dies zu unterstüt-zen und zu fördern empfinde ich als sehr wichtig.

Ich freue mich auf viele neue Begegnungen und gute Zusammenarbeit!

Daniela Dietrich

Lynn Winkelkötter ab-

solviert ein Betheljahr im

KEH, hier gemeinsam mit

Chefarzt Prof. Dr. Thomas

am Patientenbett

Ein Gesamtkonzept für kognitiv eingeschränkte ältere MenschenDemenz­Delir­Management im KEH

Stabsstelle neu besetzt

Daniela Dietrich ist ausgebildete Gesundheits-

und Krankenpflegerin und hat Pflegemanagement

studiert sowie an der Evangelischen Hochschule

Berlin einen mehrheitlich pädagogischen Master-Titel

(Education-Management-Diversity) erreicht. Beruf-

liche Erfahrungen sammelte sie auf den Gebieten

der gerontopsychiatrischen Pflege, des Qualitäts-

managements und als freie Autorin. Sie übernimmt

die Aufgaben von Eckehard Schlauß.

Foto

s: H

isto

risch

es A

rchi

v am

KEH

/Elb

rach

t, Be

thel

/Leh

man

n, K

EH

Fort bildungspunkte

der Berliner Ärztekammer

sind beantragt.

Veranstaltungsort

Evangelisches Krankenhaus

Königin Elisabeth Herzberge gGmbH

Herzbergstraße 79, 10365 Berlin­Lichtenberg

Haus 22, Festsaal

www.keh­berlin.de

Kontakt

Epilepsie-Zentrum Berlin-Brandenburg

Institut für Diagnostik der Epilepsien

Prof. Dr. med. Martin Holtkamp

m.holtkamp@keh­berlin.de

www.ezbb.de

Verkehrsanbindung

v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

HoffnungstalerStiftung Lobetal

Die Gesellschafter des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge gGmbH

Das KEH ist Mitglied im Diakonischen Werk

Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

4M M8 t 37

Einladung

Herzberger Gespräch

zur Epileptologie

Mittwoch, 14. November 2018

15.30 bis 17.30 Uhr

Druck_KEH_Einl_Herzberger Gespräch NOV_2018.indd 1

07.06.18 12:01

»Dem Geisteslicht zum Schutze...«Die Entwicklung der Psychiatrie von Herzberge

Seite 2Probleme der wachsenden Hauptstadt

Seite 3Die Errichtung der »Irrenanstalt Herzberge«

Seite 4Eine namhafte EinrichtungHerzberge von 1893 bis 1931

Seite 5Dunkle Zeiten1931 bis 1945

Seite 6Kriegsende und Neubeginn 1945 bis 1968

»Fachkrankenhaus für Neurologie und Psychiatrie Berlin-Lichtenberg«

Seite 7 Der Weg zu einem Krankenhaus

Seite 8Für mehr Lebensqualität und VerständnisDie Entwicklung ab 1992

Der ständige Zustrom in die Reichshauptstadt Ber-lin hatte auch die Zahl der psychisch Kranken

sprunghaft ansteigen und ihre Versorgung zu einem Problem werden lassen. Die Königliche Charité war durch eine Vereinbarung mit der Stadt verpflichtet, »alle unvermögenden, der Kommune angehörigen Geisteskranken unentgeltlich aufzunehmen«. Doch ihre Kapazitäten reichten nicht aus, um die wachsende Anzahl von Kranken aufzunehmen. Die Charité wehrte sich und erwirkte per Gerichtsbeschluss, nur die »heil-baren Irren« aufnehmen zu müssen. Alle »unheilbaren Irren« (wer dazugehörte, entschieden die Nervenärzte der Charité) mussten von der Stadt untergebracht und versorgt werden. Häufig wurde schon innerhalb von wenigen Tagen Unheilbarkeit attestiert, da die Betten sonst nicht mehr gereicht hätten. In der Irrenabteilung eines kombinierten Arbeits-Siechen-Waisenhauses in

der Nähe des Alexanderplatzes fanden die psychisch Kranken miserabelste Bedingungen vor.

Die Unterbringung und Versorgung der wachsen-den Zahl betreuungsbedürftiger Geisteskranker mit chronischem Verlauf brachte die städtischen Behör-den zunehmend in Schwierigkeiten, so dass 1880 die Pflegeanstalt in Dalldorf (später Karl Bonhoeffer-Ner-venklinik) eröffnet wurde. Sie sollte 800 Patientinnen und Patienten aus der Charité übernehmen, die zwei-mal wöchentlich herangefahren wurden, so dass auch die neue Einrichtung rasch überfüllt war.

Deshalb entschlossen sich die Stadtverantwort - li chen, zwei weitere Anstalten zu bauen. Die eine (Wuhlgarten, später: Wilhelm-Griesinger-Krankenhaus) sollte nur Epileptiker aufnehmen, die andere war für die übrigen erwachsenen Kranken gedacht.

Jubiläumsjahr / Seite 2

Probleme der wachsenden Hauptstadt

Der Weg zur Millionen-Metropole

Im Zuge der aufgeklärten Politik, die mit Kurfürst Friedrich

Wilhelm (der »Große Kurfürst«) ab 1640 einsetzte, erfuhr

Berlin ständigen Zuwachs: Hugenotten aus Frankreich

konnten sich ansiedeln (1685), zahlreiche Einwanderer

kamen aus Böhmen, Polen und Salzburg. In der Mitte des

19. Jahrhunderts strömten im Zuge der beginnenden indus-

triellen Revolution verarmte Bevölkerungsschichten aus den

ländlichen Gebieten in die immer größer werdenden Städte.

1701 zur preußischen Hauptstadt und 1710 zur »Königlichen

Haupt- und Residenzstadt Berlin« erhoben, wurde Berlin

1871 Reichshauptstadt des Deutschen Reiches und erreichte

im Jahr 1875 die Millionen-Einwohnermarke.

Das Gebäude am Haupt-

eingang (Haus 31) in

den 1960er Jahren

Die Ansicht des Ver-

waltungsgebäudes von

Herzberge vor 1914

Seite 3 / Jubiläumsjahr

Vom Rittergutsbesitzer Roeder wurde im Juli 1887 das Landstück »Herzberge« erworben. Der Name

geht auf eine Flurbezeichnung zurück, die in einer Feldmarkkarte von 1735 als »Die Herz-Enden« be-zeichnet wurde. Später bürgerte sich bei den Lichten-bergern die Bezeichnung »Herzberge« für das etwas hügelige Gelände ein.

Schon 1888 konnte mit den Arbeiten begonnen werden. Mit dem Bau der Gebäude wurde auch die Gestaltung der Außenanlagen im Landschaftsstil vor-genommen. Auf ca. 96 ha erfolgte die Erschließung der Wege und Straßen nach der streng symmetrischen Anordnung der Häuser.

In je vier zweigeschossigen Gebäuden links und rechts einer Mittelachse, auf der Verwaltungs- und Hauptgebäude, Patientenbad und Küche angeordnet waren, fand die Aufteilung der Patientengruppen ihren Niederschlag. Für jedes Geschlecht war eine Vierer-Auf-

teilung vorgesehen: Gemeingefährliche, Sieche, Neu-aufgenommene und Ruhige. Im vorderen Teil des Ge-ländes (Häuser 1 und 2) wurden die »Ruhigen Irren« betreut, in den Häusern 3 und 4 wurden die neuen Patientinnen und Patienten nach Geschlecht getrennt aufgenommenen, beobachtet und gegebenenfalls weiterverlegt. Die Häuser 5 und 6 waren den Siechen vorbehalten, während die Häuser 7 und 8 die »Ge-meingefährlichen« unter besonderen Sicherungsbe-dingungen hinter einer Mauer verwahrten. Um den Mittelteil gruppierten sich einige Wohngebäude und ein Landhaus mit landwirtschaftlichen Bauten. Im angeschlossenen Gutshof mit Korbflechterei konnten Patienten arbeitstherapeutisch eingesetzt werden, und die Schweinezucht sollte einer kostengünstigen Ernährung der Kranken dienen. Durch die Nähe zum »Gemeindefriedhof bei Friedrichsfelde« musste kein eigener Friedhof angelegt werden.

Stadtbaurat Hermann

Blankenstein (1829 – 1910),

nach dessen Plänen

1888 – 1893 die Psychia-

trische Heil- und Pflege-

anstalt Herzberge erbaut

wurde.

Geländeplan von 1888

Die Errichtung der »Irrenanstalt Herzberge«

»Heilbare« und »unheilbare« Kranke

Der Einfluss der durch Philippe Pinel (1745 – 1826) in Frank-

reich angestoßenen Reformen bei der Behandlung psychisch

Kranker reichte bis nach Deutschland. Der deutsche Medizi-

ner Johann Christian Reil (1759 – 1813) führte 1808 erstmals

den Begriff »Psychia trie« ein und gilt aufgrund seiner

medizinisch-wissenschaftlichen Betrachtung psychischer

Erkrankungen als Begründer der modernen Neurologie und

Psychiatrie. Bedeutende Anstöße für die Behandlung psy-

chisch Kranker kamen von Wilhelm Griesinger (1817 – 1868).

Wurden psychisch Kranke vorher mit Siechen und Alten, Ar-

men und sogar Kriminellen weggesperrt, nahm diese Praxis

im Zuge der »Irrenreform« ab 1800 eine andere Wendung.

Mit der Etablierung der Psychia trie als eigener Disziplin

entstanden »Irrenanstalten«, die sich als Pflege- und Heilan-

stalten verstanden. Alle als »Irre« angesehenen Menschen

sollten aus den Gefängnissen und Strafanstalten befreit und

Personen, die als »heilbare Irre« klassifiziert wurden, von den

als unheilbar geltenden getrennt untergebracht werden. In

den 1860er Jahren hatte sich das Anstaltsmodell im ganzen

Reich durchgesetzt. Allerdings wurde die strikte Trennung

von Heil- und Pflegeanstalten in der zweiten Hälfte des

19. Jahrhunderts wieder aufgehoben und das Anstaltswesen

verstärkt den Sicherheitsinteressen von Staat und Kommune

unterworfen.

Jubiläumsjahr / Seite 4

A m 13. Juni 1893 wurde die Anstalt von Herzberge mit einer Patientenübernahme aus Dalldorf

eröff net. Sie hatte insgesamt 1.050 Betten, davon 580 für Männer und 470 für Frauen. Jeder Abteilung stand je ein Oberarzt vor, unterstützt von drei bis vier Assis-tenzärzten und Volontären, insgesamt 104 Kranken-wärtern, 79 Krankenwärterinnen und 15 Verwaltungs-kräften.

Inzwischen trat die Stadt von dem Vertrag mit der Charité zurück und legte fest, dass psychisch Kranke aus den östlichen Bezirken der Stadt unmittelbar und ohne Umweg über die Charité aufgenommen werden sollten.

Erster Direktor der Anstalt wurde der Geheime Medizinalrat Prof. Dr. Carl Moeli. Der aus Kassel stam-mende Mediziner war 1883 nach Berlin an die psy-chiatrische Abteilung der Charité gekommen. Nach seiner Habilitation wurde er Oberarzt in Dalldorf und Dirigierender Arzt der Siechenabteilung. In seiner Zeit als Ärztlicher Direktor von Herzberge, 1893 bis 1914, betrieb er um fangreiche Forschungen, unter anderem auf dem Gebiet der Forensik und des Alkoholismus. Ab 1910 war er »Referent für das Irrenwesen« im preu-ßischen Minis terium des Innern.

Herzberge diente vielen Ärzten als Ausbildungs-anstalt oder als vorübergehendes Arbeits- und For-schungsfeld. Das förderte die Vielfalt wissenschaft-licher Betätigung und hier tätige Ärzte setzten später ihre erworbenen Kenntnisse als Direktoren anderer psychia trischer Krankenhäuser ein.

Eine namhafte EinrichtungHerzberge von 1893 bis 1931

Prof. Dr. Hugo Karl Liepmann (1863 – 1925)

Die Nachfolge von Prof. Moeli als Direktor von Herzberge

trat von 1914 bis 1920 der geboren Berliner Prof. Dr. Hugo

Liepmann an. Der Neurologe galt als einer der führenden

Hirnforscher seiner Zeit. Von 1895 bis 1899 in Breslau tätig,

promovierte (1894) und habilitierte (1901) er sich an der

Berliner Charité. Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen

Forschungsarbeit waren spezielle medizinische Probleme bei

Menschen mit Hirnschädigung.

Als dritter Direktor folgte ihm Sanitätsrat Dr. med. Wilhelm

Falkenberg. Er sorgte für den Ausbau der Außenfürsorge unter

sehr humanen Aspekten und förderte die wissenschaftliche

Forschungsarbeit.

Hugo Liepmann um 1915 (Sammlung Humboldt- Universität Berlin, Autor unbekannt)

Prof. Dr. med. Carl Moeli (1849 – 1919)

Unter Anstaltsdirektor Moeli und seinen Oberärzten

Dr. Kortum und Dr. Otto entwickelte sich Herzberge rasch zu

einer namhaften Einrichtung. Gemeinsam wirkten sie aktiv

in der »Berliner medicinischen Gesellschaft« mit. Wichtige

An liegen waren von Anfang an die fachgerechte Betreuung

und die Pflegeausbildung, die das wissenschaftliche Bemühen

prägten. Prof. Carl Moeli publizierte 1915 seinen Beitrag

»Die Fürsorge für Geisteskranke und geistig Abnorme«.

Sein Oberarzt und späterer Ärztlicher Direktor, Sanitätsrat

Dr. Wilhelm Falkenberg, hatte schon 1897 das Lehrbuch

»Die Pflege Geisteskranker – Anleitung zum Krankendienst

für Pfleger und Pflegerinnen« veröffentlicht.

Die »Aktion T4«

Diese Aktion gehörte zur stufenweisen Verwirklichung

eines Kernziels der nationalsozialistischen Rassenideolo-

gie, nach der durch systematische Ermordung »unwerten

Lebens« (Menschen mit geistigen und körperlichen

Behinderungen) das deutsche Volk »aufgeartet« werden

sollte. »T4« ist die Abkürzung für die Adresse der dama-

ligen Zentraldienststelle T4 in Berlin: Tiergartenstraße 4.

Im Rahmen dieser Vernichtungsaktion wurden etwa

70.000 Bewohner von Heimen, Heil- und Pflegeanstalten

in sechs Einrichtungen transportiert und in eigens

hierfür eingerichteten Gaskammern mit Kohlenmonoxid

ermordet. Neben rassenhygienischen Ideen sind auch

kriegs wirtschaftliche Gründe herangezogen worden

Im Sommer 1939 hatte Adolf Hitler Ärzte auswählen

lassen, denen die Organisation und Durchführung der

Morde übertragen wurde. Im Oktober verfasste er ein

Schreiben (zurückdatiert auf den 1. September) in dem

die Beauftragung zu finden ist: dass »nach menschlichem

Ermessen unheilbar Kranken ... der Gnadentod gewährt

werden« solle. Aber es gab keine offene Legalisierung

durch eine Publikation im Reichsgesetzblatt.

Nach kirchlichen Protesten und Interventionen von

Angehörigen wurde die »Aktion T4« im August 1941

eingestellt – auch, weil die Reichskanzlei unsicher war

über die Haltung ihrer »Volksgenossen« in dieser Frage.

Die systematische Ermordung »unwerten Lebens« wurde

jedoch bis zur Kapitulation fortgeführt: weniger offen-

sichtlich und dezentral in Krankenhäusern, Anstalten,

Konzentrations- und Gefangenenlagern mittels systema-

tischer Unterernährung oder tödlicher Injektionen.

(Mehr Informationen unter www.t4-denkmal.de)

Seite 5 / Jubiläumsjahr

Dunkle Zeiten1931 bis 1945

Sanitätsrat Prof. Dr. med. Wilhelm Falkenberg

(1865 – 1945)

Professor Falkenberg stammte aus Stralsund und kam 1893

nach Herzberge. Von 1920 bis 1932 war er ärztlicher Direktor

und widmete sich insbesondere der qualifizierten Ausbildung

des Pflegepersonals. 1927 gelang es ihm nach jahrelangem

Ringen mit den Behörden eine begleitende Fürsorge für

Pa tienten einzurichten: Eine Fürsorgerin kümmerte sich durch

Kontakte mit Angehörigen und durch die Sicherung ihrer

Wohnung und ihres Eigentums um die soziale Wiedereinglie-

derung psychiatrischer Patienten nach ihrer Entlassung.

Dr. Harry Marcuse

(3.v.r.) mit Patientinnen

in Herzberge

(1920er Jahre).

Die Herzberger Ärzte

Dr. Marcuse und

Dr. Kallmann konnten

von therapeutischen

Erfolgen durch die

Behandlung mit Sulfosin

(Schwefelöl) bei Para-

lyse- und Schizophre-

nie-Patienten berichten

– ein letzter wissen-

schaftlicher Höhepunkt

vor der Auflösung der

Psychiatrie.

A uf Professor Falkenberg folgte mit Kurt Florentin Hildebrandt (1881 – 1966) ein Mann, der als Au-

tor zahlreicher Bücher geholfen hatte, den Faschismus intellektuell mit vorzubereiten. Nach dem Studium der Biologie, Medizin und Naturwissenschaften und erfolg-reicher Promotion war er zunächst in der Nervenheilan-stalt Dalldorf tätig. Nach der Promotion im Fach Philo-sophie erhielt er durch Unterstützung des preußischen Kultusministers Becker einen Lehrauftrag als Honorar-professor für Philosophie und wurde ärztlicher Direktor von Herzberge. Intensiv befasste er sich mit »Rassenpsy-chologie« und »Rassenhygiene«. In seinem Buch »Norm und Entartung des Menschen« (1923) hatte er bereits für die «Ausmerzung unwerten Lebens« plädiert. Prof. Hildebrandt war bis 1934 Ärztlicher Direktor von Herz-berge und es ist davon auszugehen, dass er die wei-tere Entwicklung vorbereitet hatte. Mit dem Beginn der Ermordung von psychisch Kranken und Menschen mit Behinderung wurde es in Herzberge leerer. In der »T4-Aktion« wurden auch Patientinnen und Patienten von Herzberge über so genannte Zwischenanstalten (z. B. Neuruppin) in die Gaskammereinrichtungen »verlegt«. Auch nach dem im August 1941 verfügten Stopp der T4-Aktion ging das Morden weiter. Von 1939 bis 1942 wurden etwa 2.000 Menschen Opfer der Euthanasie-aktion. Bürokratisch exakt »zurückgeführte« Akten der Ermordeten mit fingierten Todesursachen und Unter-schriften der später als aktive Euthanasie-Täter bekannt gewordenen Ärzte finden sich im Krankenblattarchiv und warten auf ihre Aufarbeitung. Wie war die Verrin-gerung der Patientenzahlen bis zur Auflösung ganzer stationärer Einrichtungen anders erklärbar?

Bis 1937 wurden die psychisch Kranken Berlins in vier Heil- und Pflegeanstalten versorgt. Wuhlgarten trat be-

reits seit 1938 als Pfle-geeinrichtung kaum noch in Erscheinung, 1940 wurde Berlin-Buch von psychisch Kranken »geräumt«. Bis 1942 waren – bis auf eine kleine Zahl chro-nisch-psychisch Kran ker auf einer Hospitalstation in Haus 1, die für den Wirtschaftsbetrieb des Krankenhauses als Arbeitskräfte benötigt wurden – alle anderen psychisch Kranken »verlegt« worden, die meisten davon umge-bracht. Nur zwei neurologisch orientierte Sta tionen in Haus 3 blieben vom Fachgebiet Neurologie-Psychiatrie übrig. Auch sie sollten 1943 nach Görlitz ausgelagert werden, das geschah aber nicht, weil sich offenbar viele Patienten lieber nach Hause entlassen ließen.

Ab 1942 wurde die Heil- und Pflegeanstalt Herz-berge umbenannt in »Städtisches Krankenhaus Herz-berge« und zum Behelfskrankenhaus für Kriegsver-letzte und Infektionskranke, später auch für Opfer der Bombenangriffe.

Ärztlicher Direktor von 1934 bis 1940 war Dr. Otto Schulze, der viele Patienten nach Hause oder in Privat-anstalten verlegen ließ, um ihren Abtransport zu ver-hindern. 1942 wurde Oberarzt Dr. Erwin Hagedorn als amtierender Direktor eingesetzt. Personelle Kontinuität ergab sich durch Oberarzt Dr. Sturm, der seit 1930 bis über das Jahr 1945 in Herzberge tätig war. Zu Kriegs-ende findet sich ein »Dirigierender Arzt Dr. Knospe«, der das Haus im Februar 1945 wieder verließ, unter dessen Leitung am 1. Juli 1944 erneut eine »Psychia-trisch-neurologische Abteilung« mit eigenem Briefkopf formiert wurde, die den Weltkrieg überdauerte.

Prof. Dr. Karl Birnbaum (1878 – 1950)

Der aus Schweidnitz (Schlesien) stammende Arzt und

Wissenschaftler kam aus Freiburg, wo er 1902 promoviert

hatte, im Jahr 1905 als Assistent nach Herzberge und war

zuletzt Ärztlicher Direktor in Berlin-Buch. An der Charité der

Berliner Universität, wo er sich 1923 bei Karl Bonhoeffer

habilitiert hatte, dozierte er seit 1927 mit einem Lehrauftrag

für Kriminalpsychologie und veröffentlichte verschiedene wis-

senschaftliche Werke auf dem Gebiet der Psychopathologie. Er

wandte sich von der deskriptiven Methode der psychia trischen

Forschung hin zur »psychiatrischen Strukturanalyse«. Aufgrund

seiner jüdischen Abstammung wurde er 1933 als Beamter

entlassen und in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.

Er emigrierte in die USA.

Jubiläumsjahr / Seite 6

»Fachkrankenhaus für Neurologie und Psychiatrie Berlin-Lichtenberg«

IIm Jahr 1966 nahm Prof. Dr. med. Peter Hagemann seine Arbeit als Ärztlicher Direktor auf. Das Augen-

merk richtete sich in den ersten Jahren nach 1968 auf »Arbeitstherapie und Rehabilitation«. Die Konsequenz dieser Entwicklung war der Aufbau einer Klinik für Re-habilitation in den Jahren 1971 bis 1973 und die Rück-gliederung auch der chronischen Langzeitpatienten in die Gesellschaft.

Die Erkenntnis wuchs, dass im Heilungs- und Re-habilitationsprozess psychisch Kranker die stationäre Behandlung nur den Anfang darstellt, die Rückglie-derung ins normale Leben vielfältiger so genannter sozialpsychiatrischer Maßnahmen bedarf. Die Bezie-hungen zwischen den stationären Bereichen auf der einen und den kommunalen Behörden, den im Terri-torium angesiedelten Betrieben und den ambulanten Behandlungsangeboten auf der anderen Seite ge-

Prof. Dr. med. Peter

Hagemann (1920 – 2011)

leitete Herzberge als

Ärztlicher Direktor von

1966 bis 1985

A m 24. April 1945 wurde das Gelände durch so-wjetische Truppen besetzt – der Zweite Welt-

krieg und NS-Zeit waren beendet. Das »Städtische Krankenhaus Herzberge« diente zunächst weiter-hin als Allgemeinkrankenhaus. Erst 1946 kamen am 17. und 19. August in zwei Sammeltransporten die ers-ten Patienten aus der Einrichtung Wittenau (Dalldorf) zu Stationsarzt Dr. Rühle in Haus 6, das 1950 als erste psychiatrische Klinik wiedereröffnet wurde.

1952 kam es zu ersten baulichen Veränderungen: die großen Säle wurden zu kleineren Patientenzimmern. 1957 wurde in Haus 8 eine II. Psychiatrische Abteilung unter Chefarzt Franz Irro (1957 – 1971) eröffnet.

1956 erhielt Herzberge den Auftrag, hirngeschä-digte Kinder aufzunehmen; damit nahm die Kinder-psychiatrie ihre Arbeit auf. Dr. med. Irene Blumenthal wurde mit der Einrichtung einer eigenständigen kin-der- und jugendpsychiatrischen Klinik beauftragt. Am 1. April 1960 konnte sie die Eröffnung feiern und wur-de 1964 Chefärztin der Abteilung. 1962 wurden auf ihre Initiative hin zwei Tagesstationen für Kinder und Jugendliche eingerichtet – zu dieser Zeit eine absolute

Kriegsende und Neubeginn1945 bis 1968

Neuheit. Sie band das Elternhaus enger in die Behand-lung ein und trieb mit Nachdruck die Integration psy-chisch kranker Kinder und Jugendlicher voran.

Von 1958 bis 1964 übernahm Dr. Werner Vogl die Funktion des Ärztlichen Direktors. Der »Verdiente Arzt des Volkes« und Träger anderer DDR-Auszeichnungen, setzte jedoch kaum Impulse. Zwischen 1964 und 1966 amtierten als Ärztliche Direktoren Chefarzt Dr. med. Richard Fischer, der sich intensiv um den Aufbau der 1954 eingeführten Psychopharmakotherapie bemühte, und Chefärztin Dr. Irene Blumenthal für je ein Jahr.

Von 1949 bis 1958 sorgte

der Neuropsychiater

Dr. med. Lothar Ziegelroth

(1897 – 1972) als Ärztlicher

Direktor für die schrittweise

Umgestaltung zu einem psy-

chiatrischen Krankenhaus.

Dr. Irene Blumenthal

(1913 – 2005, Mitte) auf

der Kinderstation,

in den 1960er Jahren

wannen nun an Bedeutung. Unter der Überschrift »Gemeindenähe« sollten die Schranken zwischen psychiat rischer Einrichtung und Umwelt abgebaut werden. Offene Stationen mit Patientenrat und anderen Formen der Patientendemokratie sollten in Herzberge die alten Strukturen aufbrechen, der Aufbau von Tageskliniken die Kluft zwischen ambu-lanter und stationärer Behandlung schließen.

1971 wurde das »Städtische Krankenhaus Herz-berge« umbenannt in »Fachkrankenhaus für Neuro-logie und Psychiatrie Berlin-Lichtenberg«. Im glei-chen Jahr hatte Professor Hagemann, zusammen mit der »Arbeitsgruppe Neuropsychiatrie Berlin« ein Forderungsprogramm an das Ministerium für Gesundheitswesen gerichtet. Chefärztin Dr. Unger (Rehabilitationsabteilung) begründete die Notwen-digkeit geschützter Wohnformen. Aber die Realisie-rung dieser Vorstellungen blieb in der DDR durch die ökonomische Mangelwirtschaft und die autoritären Strukturen die große Ausnahme.

Seite 7 / Jubiläumsjahr

Psychiatriereform und Enthospitalisierung

Nach Kriegsende waren die psychiatrischen Anstalten in Deutschland in schlech-

tem Zustand und vorrangig auf Verwahrung ausgelegt. Seit den 1960er Jahren

traten die Missstände in der Versorgung psychisch Kranker und ihre gesellschaft-

liche Isolation deutlicher ins öffentliche Bewusstsein. Kritik richtete sich auch

auf das Fehlen von Therapiezielen und Rehabilitationsbemühungen, denn neue

Psychopharmaka hatten ab Mitte der 1950er Jahre erweiterte Möglichkeiten für

die Behandlung eröffnet. Eine neue Generation junger Psychiater forderte die

Neugestaltung der Psychiatrie.

Im Mai 1963 fand in Rodewisch (Sachsen) das »1. Internationalen Symposium

über psychiatrische Rehabilitation« statt. Die dort verabschiedeten »Rodewischer

Thesen« (1974 ergänzt neun »Brandenburger Thesen«) gelten als Beginn der

Enthospitalisierung. Eine nachhaltige Wirkung auf die psychiatrische Gesamtver-

sorgung in der DDR blieb jedoch aus.

Mit der 1975 vom Bundestag beschlossenen »Psychiatrie-Enquete« begannen

die Erweiterung der ambulanten Versorgung, die Überführung von langjährig

stationär verwahrten Patientinnen und Patienten in geeignete Wohnformen und

die damit einhergehende Verkleinerung der Anstalten in der Bundesrepublik, die

nach der Wiedervereinigung auch in ganz Deutschland umgesetzt werden konnte.

Die »Enthospitalisierung« sollte für Menschen mit Beeinträchtigungen nach ihrem

langen Aufenthalt in Psychiatrischen Krankenhäusern normalisierte Lebensum-

stände herstellen. Die Psychiatriereform ist ein bis heute andauernder Prozess.

Patientenfest und Ausflüge waren Höhepunkte im

Krankenhausalltag – vor allem die jährlich stattfindenden

Wiesenfeste (Foto von 1968)

Der Weg zu einem Krankenhaus

1985 wurde Dr. med.

Klaus Bach Ärztlicher Direktor.

Sein Suizid im Februar 1987

sollte nach 1989 im Zusam-

menhang mit Vorwürfen

einer Verstrickung mit der

Staats sicherheit Bedeutung

bekommen.

Von 1988 bis 1991 war

Prof. Dr. med. Jürgen Vesper

Ärztlicher Direktor des

Fachkrankenhauses und blieb

in dieser Funktion für das

gemeinsame Krankenhaus

bis 1999

I m Jahr 1988 übernahm Prof. Dr. Jürgen Vesper die kommissarische Leitung des Fachkrankenhauses.

Sein Interesse galt dem Ausbau und der Erweiterung medizinisch-diagnostischer Methoden. Er baute enge kooperative Beziehungen zum Evangelischen Diako-niewerk Königin Elisabeth auf, das seit 1946 die Häu-ser 1, 3 und 5 auf dem Krankenhausgelände nutzte. Die Kontakte führten zur gemeinsamen Anschaffung eines Computertomographen und bereiteten im Zuge der weiteren Entwicklung nach 1989 den Zusammen-schluss der beiden Krankenhäuser vor.

Schon im Herbst 1990 wurden dazu Kontakte zu den zuständigen Dienststellen der Senatsverwaltung und dem damaligen Magistrat aufgenommen. Trotz ei-ner 150jährigen kirchlichen Tradition auf der einen Sei-te und der 100jährigen städtischen, nach 1945 sozia-listisch-atheistisch geprägten Erziehung der anderen Seite stellten sich beide Häuser den neuen Herausfor-derungen. Am 30. Dezember 1991 wurde der Über-

nahmevertrag unterzeichnet, ab 1. Januar 1992 hieß die neue Einrichtung »Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge«. Damit ergab sich die Möglichkeit zu ganzheitlicher Behandlung in so-matischen und psychiatrischen Abteilungen unter einem Dach – mit wirtschaftlich, finanziell und tech-nisch besseren Bedingungen.

Jubiläumsjahr / Seite 8

ImpressumBeilage zum KEH-Report 48 (Juni 2018)

Herausgeber: Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge gGmbH,Geschäftsführung und Krankenhausbetriebsleitung,Herzbergstraße 79, 10365 Berlin

Bildnachweis: Fotos: Historisches Archiv am KEH; Lageplan S. 3: Landesarchiv Berlin; J. Lehmann (KEH) S. 8.

Text: I. Herbell/J. Lehmann auf der Grundlage einer Festschrift des ehemaligen Chefarztes der Psychiatrie in Herzberge, Dr. med. Herbert G. Loos. 2014 ist sein Buch »Herzberge. Die Geschichte des psychiatrischen Kranken-hauses Berlin-Herzberge von 1893 bis 1993« in der Schriftenreihe zur Medizin- Geschichte des be.bra- Verlages erschienen.

Für mehr Lebensqualität und VerständnisDie Entwicklung ab 1992

D ie zu lösenden Aufgaben waren nicht gering. DDR-Strukturen mussten unter Berücksichtigung

von Landeskrankenhausgesetz und des Berliner Psy-chiatrieplans neu formiert werden. In der Übergangs-phase wurden die Weichen für die Zukunft gestellt.

Im Rahmen des Enthospitalisierungsprogramms gelang es, fehlplatzierte Patientinnen und Patienten aus den psychiatrischen Abteilungen in geeignete Wohneinrichtungen zu vermitteln. Zur Versorgung der schwer behinderten Menschen, für die sich keine adäquaten Plätze gefunden hatten, wurde 1996 die »leben lernen gGmbH am EDKE« gegründet, um ihnen ein bleibendes Zuhause sowie einen Arbeitsplatz im heiminternen Tagesförderbereich zu bieten.

Für die gemeindenahe Versorgung entstanden 1999 die ersten Tageskliniken in der Herzbergstraße 82 und in der Boxhagener Straße 76 – 78 mit je 20 Plät-zen. Im Jahr 2000 nahm das »Behandlungszentrum für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung« mit Versorgungsauftrag für ganz Berlin seine Arbeit auf.

Als 2004 Haus 8 neu eröffnet werden konnte, befand sich die gesamte psychiatrisch-psychothera-peutische Abteilung für Erwachsene in Räumen, die neueste Erkenntnisse auf dem Gebiet der Psychiatrie berücksichtigen ließen.

Mit Beginn des Jahres 2010 wurde die Psychiatrie und Psychotherapie im KEH unter Leitung von Chef-arzt Prof. Dr. med. Albert Diefenbacher um den Be-reich Psychosomatik erweitert. Mit dem City Point Centrum für psychische Gesundheit am Roederplatz,

das 2017 feierlich eingeweiht werden konnte, ist ein umfangreiches tagesklinisches Behandlungsangebot »mitten im Leben« entstanden.

In der Kinder- und Jugendpsychiatrie waren in Analogie zum Erwachsenenbereich zwei Sektorlinien entstanden, von denen eine im Januar 1992 in das Wilhelm-Griesinger-Krankenhaus umgezogen war. Ein späterer Versuch, das gesamte Fachgebiet an das Kin-derkrankenhaus Lindenhof zu verlagern, konnte ver-hindert werden.

Nach der Sanierung von Haus 7 erhielt die Abtei-lung für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychothe-rapie des Kindes- und Jugendalters im Herbst 2009 optimale Räumlichkeiten für die stationäre und tages-klinische Behandlung. Mit der Einrichtung des psy-chiatrisch-sozialpädagogischen Projekts TAN.go, der kinder- und jugendpsychiatrischen Tagesklinik in Haus 19 und der gemeinsamen psychosomatischen Station mit dem Sana Klinikum (2014) wurde das Spektrum ständig erweitert.

Für Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung und psychischer Erkrankung werden ad-äquate und qualifizierte Therapieformen angeboten. Die psychiatrischen Abteilungen beteiligen sich aktiv daran, die Kenntnisse um psychische Erkrankungen in der Öffentlichkeit zu vertiefen.

Das City Point Centrum für Psychische

Gesundheit am Roederplatz

Chefärztin Dr. med. Kamilla Körner-Köbele

bei der Schlüsselübergabe für das neu

gestaltete Haus 7 der Kinder- und Jugend-

psychiatrie am 30. Oktober 2009

Juni 2018 | KEH-Report Seite 11

Jubiläumsjahr

In seiner Einleitung stell-te KEH-Pflegedirektor

Uwe Kropp den kontinu-ierlichen Auf- und Ausbau des Pflegedienstes in den vergangenen Jahren vor: »Das KEH ist ein wach-sendes Krankenhaus«, sagte er. Der Ausbau sei notwendig geworden wegen kürzerer Verweildauern, des Anstiegs der Dokumenta-tionsarbeit, der zunehmenden Zahl älterer Patienten und des dadurch bedingten höhere Pflegeaufwandes. Zugleich zeigten sich auch im KEH Probleme, die einen zunehmenden Fachkräftemangel deutlich werden lie-ßen. Er schloss: »Gute Pflege befördert die Genesung – das wirkt sich auch auf die Ökonomie aus.«

»Helden der Pflege«Zur Einstimmung ins Thema »Pflege im Spannungsfeld zwischen aktuellen und zukünftigen Anforderungen und dem Fachkräftemangel« stellte der Präsident des Deutschen Pflegerates, Franz Wagner, die Positionen des Deutschen Pflegerates sowie die Erwartungen an

die Politik und die Handlungsmöglichkeiten der Leis-tungserbringer vor.

»Es wird von den ›Heldentaten in der Pflege‹ ge-sprochen – das muss sich irgendwann auch in Münze ausweisen«, so sein Plädoyer. Den steigenden Anfor-derungen an die Pflege müsse in entsprechendem Umfang begegnet werden. Es reiche nicht aus, ein wenig zu verändern: »Es soll sich grundsätzlich etwas verändern!«

Seine Lösungsvorschläge lauteten:• Pflegebedarf und Berufstätigkeit attraktiver

machen• Investieren in: Qualifizierung (mehr Hochschul-

bildung) und Personalausstattung• Aufgabenverteilung neu regeln, Strukturen der

Leistungserbringung anpassen.

Ein wichtiger Punkt war die Selbstverwaltung der Pfle-ge (Pflegekammer) und darüber größere oder über-haupt Mitsprache in Entscheidungsgremien – denn in vielen Gremien ist die Pflege nicht vertreten.

Enttäuschung und Desillusionierung hätten einen solchen Stand erreicht, dass die Situation schnell kip-pen könne. Schon müssen vielfach Stationen geschlos-sen werden – das erzeugt Druck. Aber noch sei un-gewiss, in welche Richtung die Veränderungen gehen werden.

Im Anschluss antwortete Franz Wagner auf die zahlreichen Fragen aus dem Publikum.

Pflege zwischen Bedarf und RealitätHerzberger Gespräch im Mai

Foto

s: H

isto

risch

es A

rchi

v am

KEH

/Elb

rach

t, Be

thel

/Leh

man

n, K

EH

Fort bildungspunkte

der Berliner Ärztekammer

sind beantragt.

Veranstaltungsort

Evangelisches Krankenhaus

Königin Elisabeth Herzberge gGmbH

Herzbergstraße 79, 10365 Berlin­Lichtenberg

Haus 22, Festsaal

www.keh­berlin.de

Kontakt

Epilepsie-Zentrum Berlin-Brandenburg

Institut für Diagnostik der Epilepsien

Prof. Dr. med. Martin Holtkamp

m.holtkamp@keh­berlin.de

www.ezbb.de

Verkehrsanbindung

v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

HoffnungstalerStiftung Lobetal

Die Gesellschafter des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge gGmbH

Das KEH ist Mitglied im Diakonischen Werk

Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

4M M8 t 37

Einladung

Herzberger Gespräch

zur Epileptologie

Mittwoch, 14. November 2018

15.30 bis 17.30 Uhr

Druck_KEH_Einl_Herzberger Gespräch NOV_2018.indd 1

07.06.18 12:01

Bitte vormerken:

Herzberger Gespräch zur Gefäßmedizin

Im »Herzberger Gespräch« im Oktober werden

aktuelle Probleme und Verfahren der Gefäßmedizin

im Mittelpunkt stehen.

Mittwoch, 17. Oktober. 2018, 15.30 – ca. 17.30 Uhr

KEH, Haus 22, Festsaal

Herzberger Gespräch zur Epileptologie

Für Diagnostik und Behandlung der Epilepsien ist ein

umfassendes, multidisziplinäres Behandlungskonzept

erforderlich. Die »Komplexbehandlung der Epilepsien«

gehört als »Comprehensive Care« zu den international

anerkannten Standards der Epilepsietherapie und wird in

ihren unterschiedlichen Aspekten im November diskutiert.

Mittwoch, 14. November 2018, 15.30 – ca. 17.30 Uhr

KEH, Haus 22, Festsaal

Rege Beteiligung beim

Herzberger Gespräch

zum Thema Pflege

Der Präsident des

Deutschen Pflegerates,

Franz Wagner (l.),

und Pflege direktor

Uwe Kropp

KEH-Report | Juni 2018 Seite 12

Pflege

So könnte die Über-schrift einer Tages-

zeitung in Manila, der Hauptstadt der Philip-pinen, lauten. Aber das interessiert dort letzt-endlich nur die direkt Be-troffenen, deren Familien und ein paar Organisationen, die sich geschäftlich um die Vermittlung kümmern.

Ganz anders bei uns in Deutschland: Es herrscht Pflegepersonalmangel in Krankenhäusern, ambulan-ten Pflegediensten und Pflegeheimen. Der Wettbe-werb um die Wenigen wird noch angeheizt durch Leasingfirmen, die hohe Löhne anbieten können, um diese dann ohne Schmerz an die notleidenden Institu-tionen weiterzugeben.

Auch wenn wir im KEH diese Not noch nicht so klar spüren wie andere Einrichtungen, so sind auch wir im-mer wieder unterbesetzt und in der Situation, Betten reduzieren zu müssen, um das vorhandene Personal nicht noch mehr zu belasten.

Was lässt sich tun, wenn die eigenen Auszubil-denden am KEH den Bedarf nicht mehr decken, wenn Kooperationen mit anderen Ausbildungsträgern nicht mehr ausreichen und die Grenze der Zusammenset-zung mit weniger ausgebildetem Personal oder ande-ren Qualifikationen erreicht ist?

Der Blick geht dorthin, wo eine andere Not be-steht und Menschen eine Perspektive benötigen.

Wir schauten auf die PhilippinenNach vielen Vorgesprächen mit den Fresenius Schu-len in Berlin, care.com Deutschland und mit der Un-terschrift von Geschäftsführer Michael Mielke auf den Verträgen, machten wir uns bereit für eine Dienstreise auf die Philippinen. Die ersten Bewerberprofile lagen vor und wurden studiert, das Referat der Pflegedirek-tion entwickelte einen Fragebogen und die Flüge wur-den gebucht.

Am Montag, dem 14. Mai 2018, flogen wir von Ber-lin über München und Bangkok und erreichten nach 18 Stunden Manila. Ziemlich zerschlagen ging es dann ins Hotel, um sich frisch zu machen, denn der erste Termin war bereits um 15 Uhr: die Besichtigung des Schulungszentrums Magsaysay. Wir hatten ja keine

Vorstellung, was dort zu sehen war. Die Ausbildung al-ler möglichen Berufe von der Reinigungsfachkraft über Hotelfachkräfte, Köche, Maschinisten für Frachtschiffe, Crews für Kreuzfahrtschiffe und Au-pairs für japanische Familien und eben auch Sprachkurse für bereits an den Universitäten ausgebildete Pflegefachkräfte wurden hier angeboten. Alles wird in Situationen erlernt, wie sie dann auch im Arbeitsbereich vorzufinden sind: die Kabine eines Aida Schiffes, die Großküche, das nach-gebaute Restaurant, die sich bewegende Brücke eines Frachters, der Technikraum des Schiffes und selbst ein japanisches Wohnzimmer.

Das war sehr beeindruckend, wenngleich natürlich nicht mit den deutschen Ausbildungen in Handwerk und Technik vergleichbar. Die Weiterbildung ist ange-passt an den großen Bedarf an Fach- und gut ausge-bildeten Hilfskräften vieler westlicher, aber auch rei-cher arabischer Staaten.

Von Eindrücken überflutet, komplett übermüdet und der Herausforderung des Wechsels zwischen kal-ten Klimaanlagen, 38° C Außentemperatur und 80 % Luftfeuchtigkeit kaum gewachsen, wurden wir dann am Abend noch zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen: philippinisch natürlich, mit der direkten Fischauswahl am Straßenrand.

Bewerbergespräche vor OrtDer Mittwoch startete um 9 Uhr. An diesem Tag wur-den 17 Bewerbungsgespräche geführt. Eingestellt auf ein Sprachniveau, auf dem man sich leidlich unterhal-ten kann, waren wir überrascht über die zum Großteil hervorragend vorbereiteten Kolleginnen und Kollegen und deren Sprachkenntnisse.

Wir dachten »Königin Elisabeth Herzberge« ist genauso einstudiert wie die Vorstellung der Person und die Motivationsgründe und stellten unsere Fra-gen. Die Bewerberinnen und Bewerber antworteten

»Zehntausende akademisch gut aus gebildete Pflegefachkräfte«

Das erste Abendbrot

vor Ort musste

landes typisch sein:

Frau Schüttler und

Herr Kropp in Manila

Juni 2018 | KEH-Report Seite 13

Pflege

auf unsere Fragen nicht nur inhaltlich und fachlich sehr gut, sondern auch in gut verständlichem Deutsch. Dass die Ausbildung auf einem sehr hohen pflege-rischen und medizinischen Stand durchgeführt wird, war uns bekannt, aber wie sah es mit der Berufser-fahrung der Bewerberinnen und Bewerber aus? Man kann es sich in Deutschland nicht vorstellen, dass eine gut ausgebildete Pflegefachkraft ohne Entlohnung in einem Krankenhaus arbeitet, um Berufserfahrung für Bewerbungszwecke zu sammeln, oder gar Geld dafür bezahlt. Anders ist die Situation auf den Philippinen. Hier freut sich jede oder jeder über eine Anstellung im Krankenhaus mit einem Monatsgehalt von umgerech-net 10 €, zahlt dafür oder arbeitet umsonst.

So lernten wir Menschen kennen, die Erfahrungen im Bereich Chirurgie, Neurologie, Gastroenterologie, der Intensivmedizin, im Operationssaal oder in der Notaufnahme gesammelt hatten. Aber auch viele, die in Callcentern für Versicherungen arbeiteten oder Patienten in reichen arabischen Familien einzeln be-treuten. Letzteres 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche und ohne Urlaub.

Flug in den SüdenDer erste Bewerbertag war geschafft und acht (plus drei) ausgewählte Kandidaten befanden sich in un-serem Bewerberpool. Der Folgetag begann bereits um fünf Uhr in der Frühe mit dem Transfer zum Flughafen, um nach Cebu zu fliegen, eine Stadt auf einer der süd-licheren Inseln der Philippinen. An dieser Stelle passt es auch gut, die von uns beobachteten Lebensumstän-de kurz zu beschreiben.

Auf den Philippinen, einem Inselstaat im Pazi-fischen Ozean mit überwiegend katholischer Bevölke-rungsmehrheit, leben über 100 Millionen Menschen. In Manila leben rund 24 Millionen Menschen und in der von uns besuchten Stadt Cebu 2,5 Millionen. Poli-tische Unruhen, Korruption und der Status im Demo-kratieindex als »fehlerhafte Demokratie« prägen das Leben. Eine kleine reiche Oberschicht steht dem grö-ßeren und ärmeren Bevölkerungsteil gegenüber. Ar-mut begleitete uns daher auf Schritt und Tritt. Obwohl wir am Rande der Wolkenkratzerstadt Makati City in

Manila untergebracht waren, blieb die Armut auf den Straßen und in den Slums allgegenwärtig. Demut und Bescheidenheit stellen sich ein und das Gefühl, dass wir in Deutschland Luxusprobleme haben. Zwar sind 60 % der philippinischen Bevölkerung krankenver-sichert, aber nur 50 % haben einen Zugang zu den prekär ausgestatteten staatlichen Krankenhäusern. Die Behandlung ist kostenlos, doch die Medikamente müssen selbst bezahlt werden. Die gut ausgestatteten privaten Krankenhäuser kann sich nur ein kleiner Teil der Bevölkerung leisten.

Aber zurück zum zweiten Bewerbertag, unserem Tag drei auf den Philippinen. Weitere 13 Bewerbe-rinnen und Bewerber warteten bereits in einem Büro von Magsaysay auf uns. Von den Gesprächen in Mani-la noch ganz begeistert, waren die Bewerber in Cebu nicht ganz so gut vorbereitet und sprachlich nicht so weit, so dass nur drei von ihnen in unseren Pool der Bewerber kamen.

Hoher Kenntnisstand gegebenAm Freitag-Abend war die Rückreise geplant. Wir be-suchten zuvor noch den Pflegeunterricht zweier deut-scher Kollegen vom Ökumenischen Institut für Pflege-berufe in der Ortenau gGmbH, ein Institut, welches neben der Ausbildung in Deutschland auch eine Koope-ration mit care.com Europe GmbH und Magsaysay ein-gegangen ist, um für Krankenhäuser und Altenpfleg-einrichtungen in Baden-Württemberg ausländische Pflegefachkräfte bereits im Herkunftsland auf die Kenntnisstandprüfung in Deutschland vorzubereiten.

Beim Besuch dieser Unterrichtseinheit konnten wir uns erneut ein Bild von der guten Ausbildung der phi-lippinischen Kolleginnen und Kollegen machen und uns von deren sehr guten Sprachkenntnissen überzeugen.

Der Besuch eines der privaten Krankenhäuser fiel leider etwas kurz aus, aber zumindest war ein Blick in die Rettungsstelle und die Räume der Funktionsdia-gnostik möglich. Dann ging es zurück zum Flughafen und nach 18 Stunden Rückreise erreichten wir am Samstagvormittag Berlin-Tegel.

Zwischen 11 und 14 neue Kolleginnen und Kolle-gen werden nun zum Ende des Jahres bei uns im KEH erwartet. Wie es weitergeht, wer kommen wird und wie wir unsere neuen Kolleginnen und Kollegen will-kommen heißen und in die bestehenden Teams inte-grieren möchten, werden wir im nächsten KEH Report berichten. Das Referat der Pflegedirektion ist dabei, ein Konzept zu entwickeln, und lädt alle interessierten Kolleginnen und Kollegen ganz herzlich ein, zu unter-stützen.

Geben wir den philippinischen Kolleginnen eine Chance! Sie sind unserer Chance, neben ihrem täg-lichen Einsatz, den stetig steigenden Anforderungen gerecht zu werden und unsere hohe pflegerische Kompetenz im KEH zu erhalten.

Daniela Schüttler, stellv. Personalleiterin

Uwe Kropp, Pflegedirektor

Für alle

Interessenten:

Arbeitsgruppen-

Angebot

»Incoming auslän­

dische Pflegende

im KEH«

Freitag, 3. August 2018

10 bis 12 Uhr

im Büro des Referats

für Pflegeentwicklung,

Haus 22

Bitte vorher anmelden

bei Juliane Schulz,

Referat für Pflegeent-

wicklung, unter:

[email protected]

Begrüßung der Bewer-

berinnen und Bewerber

im Magsaysay Center in

Manila

KEH-Report | Juni 2018Seite 14

Pflege

I ch wusste gar nicht, was es alles für Möglichkeiten gibt!« So äußern sich immer wieder Teilnehmer un-

seres PfiFf-Pflegekurses am Ende der eintägigen Ver-anstaltung. Sie sehen endlich die Chance, auch wieder ein wenig Zeit für sich zu ermöglichen und zu lernen, wie und wodurch sie bei der praktischen Pflegedurch-führung, ihre Kräfte schonender einsetzen können. Sie haben oft wieder Hoffnung, dass die Zeit, die noch bleibt, für alle Beteiligten eine wertvolle und gute Zeit wird. Denn das ist das Ziel der Pflege daheim!

75 Prozent aller Pfle-gebedürftigen werden in Deutschland zu Hause und von ihren Angehöri-gen versorgt. Wer seinen Angehörigen zu Hause betreut, bringt viel Zeit und Kraft auf, um die Situation so angenehm wie möglich für den anderen Menschen zu gestalten. Viel zu häufig wird dabei ver-gessen, dass eine Pflegesitua tion, die unter Umstän-den über Jahre anhält, nur zu bewältigen ist, wenn das Motto lautet: Ich pflege dich und ich pflege MICH! Wie bei einem Auto muss regelmäßig aufgetankt und gewartet werden, sonst ist absehbar, dass die Pflege-person, wie das Auto, irgend wann auf halber Strecke liegen bleibt.

Wir bieten am KEH die Möglichkeit dazu. Unser Ziel ist es ein wenig, wie die Tankstelle für pflegende Angehörige zu sein. Diese »Tankstelle« bietet meh-rere Bereiche. Im ersten Schritt findet ein Gespräch statt, bei dem wir die Situation erfassen und schon erste Hinweise auf Unterstützung geben können. Eine Form der Unterstützung könnte unser Pflegekurs sein.

Dieser vermittelt in einer abwechslungsreichen und familiä ren Tagesveranstaltung Basiswissen zum The-ma Pflege zu Hause. Es gibt praktische Pflegetipps an einem Pflegebett, es gibt Informationen zu recht lichen und finanziellen Ansprüchen durch einen Experten, es gibt fachlich fundierte Informationen zu Kontinenz-materialien und zu Hilfsmitteln. Ganz wichtig ist aber auch der persönliche Austausch unter den Teilneh-mern. Damit der persönliche Austausch, der meist als sehr entlastend wahrgenommen wird, fortgeführt werden kann, bieten wir einmal im Monat Raum für eine Gesprächsgruppe für Angehörige. Auch dort ist immer eine Pflegefachkraft anwesend, um bei prak-tischen Problemen weiterhelfen zu können.

Dieses wichtige Projekt wird von der AOK (stellver-tretend für alle gesetzlichen Krankenkassen) finanziert und ist für alle Versicherten kostenlos. Die Teilnahme ist völlig unbürokratisch. Lediglich ein Anruf oder eine E-Mail an uns ist nötig, damit wir von Ihnen erfahren.

Wir können zwar nicht zaubern, aber wir sind uns sicher, dass wir Sie unterstützen können. Wir freuen uns auf Sie! Kati Bauer, André Deutschmann und

Silke Marienfeldt

vom PfiFf-Team des KEH

P

Besucher-parkplatz

P

P

37

37

9

7

5

3

1

70

69

68

671724

43

23

5063

4131

52

19 18

13

17

53

12

40

45

30

29

20

21

105

103

11

10 8

6

4

2

2735

22

Zufahrt Herzbergstraße 79

101010

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an:

Evangelisches Krankenhaus

Königin Elisabeth Herzberge gGmbH

Herzbergstraße 79, 10365 Berlin

www.keh-berlin.de

Kursleiter:

Silke Marienfeldt, André Deutschmann

Telefon: (030) 54 72-21 89

(jeden Mittwoch von 9 – 14 Uhr)

Anmeldung über das Sekretariat der Pflegedirektion:

Vivien Lange

Telefon: (030) 54 72-21 10

v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

HoffnungstalerStiftung Lobetal

Die Gesellschafter des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge gGmbH

Das KEH ist Mitglied im Diakonischen Werk

Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

4M M8 t 37

KEH-Geländeplan

(Haus 10 farbig markiert)

Pflegen Sie Ihren Angehörigen?

Wir bieten kostenlose Pflegekurse an!

Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité

Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité

Pfi Ff – Pfl ege in Familien fördern

Termine 2018

01/1

8 Fo

tos:

Tite

l: ©

Kzen

on, f

otol

ia.c

om, I

nnen

: J. L

ehm

ann

(KEH

), Ka

rtog

rafie

/Ges

taltu

ng: B

aum

gard

t Con

sulta

nts

GbR

Druck_KEH_FB_Pflege fuer Angehoerige 01_2018.indd 1

19.02.18 10:27

Die weiteren Termine 2018

Der Pflegekurs findet jeweils samstags in den Räumen

der Geriatrischen Tagesklinik (Haus 10) statt. Er beginnt

um 9.00 Uhr und endet (mit Pausen) gegen 17.00 Uhr.

Samstag, 4. August 2018

Samstag, 13. Oktober 2018

Samstag, 1. Dezember 2018

Ihre Kursleiter

Silke Marienfeldt und

André Deutschmann

geben Ihnen Tipps

aus der Praxis

Pflegen Sie Ihren Angehörigen?Mit »Pflege in Familien fördern« (PfiFf) erhalten Sie Unterstützung

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an:

Silke Marienfeldt

André Deutschmann

Telefon: (030) 5472-2189

(jeden Mittwoch 9 – 14 Uhr)

Anmeldung über das Sekretariat der Pflegedirektion:

Vivien Lange

Telefon: (030) 5472-2110

Juni 2018 | KEH-Report Seite 15

Bethel

Bethel auf dem Hauptstadtkongress 2018Digitalisierung ohne ethische Grenzen?

Berliner Firmenlauf 2018

– »Epi­Flitzer«

wieder am Start

Am 30. Mai 2018 fand zum

17. Mal der Firmenlauf im

Berliner Tiergarten statt,

der von der gemeinnützi-

gen SC TF Veranstaltungs

gGmbH organisiert wurde

– die mit möglichen Gewin-

nen den Kinder-, Jugend-

und Wettkampfsport ihres

Hauptgesellschafters SC Te-

geler Forst e.V . unterstützt.

Wie in den vergangenen

Jahren waren auch diesmal

wieder die »Epi-Flitzer« am

Start: Mitarbeitende des

Instituts für Diagnostik der

Epilepsien, verstärkt durch

Mitarbeitende der Abtei-

lung für Epileptologie des

KEH. Insgesamt 20 Sport-

begeisterte haben in den

Disziplinen »Laufen« (16

Läu ferinnen und Läufer),

»Skaten« (zwei Skaterinnen)

und »Walken« (zwei Ge-

herinnen) ihre Leistungen

gezeigt – mit Ergebnissen,

die sich durchaus sehen

lassen können.

Insgesamt fünf Läuferin-

nen und Läufer haben die

5,5 km lange Strecke in

weniger als 30 Minuten

bewältigt, dabei wurden

Spitzenzeiten von 22:21

(Heinrich Mario) und 23:33

(Fernando Reyes-Hensel)

gelaufen. In der Teamwer-

tung hat unser Spitzenteam

Platz 221 von 4.001 Teams

erreicht. Auch die Ergeb-

nisse unserer Skaterinnen

mit 12:54 (Anja Kroh) und

19:31 (Ivanna Schmalz)

und Walkerinnen mit 46:17

(Petra Vomfei-Resch) und

46:18 (Nicole Wieczorek)

waren durchaus beachtens-

wert (Angaben jeweils in

Minuten).

Das Institut für Diagnostik

der Epilepsien ist im Netz-

werk Epilepsie-Zentrum

Berlin-Brandenburg ge-

meinsam mit der Klinik für

Neurologie und der Klinik

für Neurochirurgie der Cha-

rité – Universitätsmedizin

Berlin für die präoperative

Epilepsiediagnostik und

operative Epilepsietherapie

zuständig.

Norbert van Kampen

Hintere Reihe (v.li.): Christian Stockhaus, Mario Heinrich, Anja Kroh, Ivanna Schmalz,

Maharan Shahade, Paul Neumann, André Schulz; Mittlere Reihe (v.li.): Tina Gorlt,

Tabea Tito, Carolin Klose, Shirley Kastell, Nicole Wieczorek, Petra Vomfei-Resch, Doro-

thea Pizon, Fernando Reyes-Hensel, Sebastian Kroh; Untere Reihe (v.li.): Frauke Möller,

Juliane Redder, Janine Schlopsnies, Marina Dey, Karolin Purz

Auch in diesem Jahr präsentierten sich die Kran-kenhäuser der von Bodelschwinghschen Stif-

tungen Bethel beim »Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit 2018« im Berliner CityCube. Der reprä-sentative Bethel-Messestand wurde zum Mittelpunkt für viele Kongress-Besucher. Bei den Talkrunden und Fachpräsentationen stellten sich zahlreiche Teilnehmer ein und informierten sich über das Evangelische Kli-nikum Bethel (EvKB) und das Krankenhaus Mara aus Bielefeld sowie über das Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH), das Krankenhaus Tabor und die Friedrich von Bodelschwingh-Klinik aus Berlin und Brandenburg.

Intensiv wurde bei einer Podiumsdiskussion, die federführend von Bethel organisiert worden war, über die Folgen der Digitalisierung für die Medizin und das Gesundheitswesen diskutiert. Den Einstieg gab der SPIEGEL-Korrespondent Thomas Schulz, der seit vie-

len Jahren im Silicon Valley in den USA recherchiert, wo Wissenschaftler aus aller Welt an künstlicher In-telligenz für den medizinischen Einsatz arbeiten. Er mahnte, dass die Entwicklung zu schnell voranschrei-te, so dass kaum Zeit für ethische Debatten bleibe. Mit Hochdruck werde an digitalen Früherkennungssyste-men gearbeitet, die von ausgeklügelten Algorithmen betrieben würden. Auch die Entwicklung neuer Krebs-therapien sei letztlich nur eine Sache von Rechenleis-tung – davon seien die Protagonisten überzeugt.Dr. Rainer Norden (Bethel-Vorstand) wertete den digi-

talen Wandel grundsätz-lich als großen Fortschritt. Dennoch sei es wichtig, die Bedürfnisse der Patien-ten wie auch der Ärzte und Pflegekräfte nicht zu vergessen. Menschliche Zuwendung bleibe im

Krankenhaus entscheidend. Der Zweck der Digitalisie-rung dürfe einzig sein, der Patientenversorgung zu die-nen. Und dafür müsse der Nachweis erbracht werden.

Die Podiumsdiskussion war für Bethel ein Höhe-punkt bei der größten Fachmesse der Medizinbran-che. Teilnehmer waren der Präsident der Berliner Ärztekammer, Dr. Günther Jonitz, der Vorsitzende Ge-schäftsführer des EvKB, Dr. Rainer Norden, und Uwe Kropp, Pflegedirektor des KEH. Moderiert wurde der Talk von Fernsehmoderator Jörg Thadeusz.

Quelle: Bethel-Pressestelle

Bei der Podiums-

dis kus sion (v.l.n.r.):

Dr. Rainer Norden,

Uwe Kropp und

Dr. Günther Jonitz

KEH-Report | Juni 2018Seite 16

Jubiläumsjahr

T ierpark – bitte aussteigen!« hieß es am 16. Juni 2018 für alle Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter des KEH, die sich zum Tierparkfest angemeldet

und rechtzeitig ihre Karten abgeholt hatten. Für den Sonnabend war ideales Wetter angesagt, um die weitläufigen Anlagen im Tierpark Berlin abzuwan-dern oder entspannt im Kreis der Familie und der Kolleginnen und Kollegen den Tag zu genießen.

Auf einem abgezäunten Areal in direkter Nähe zur Anlage für die afrika-nischen Elefanten warteten ein großes Zelt, der Imbiss- und Getränkestand sowie Tische und Bänke auf die Besucher. Schon früh strömten die ersten herbei und zur Eröffnung gegen 10 Uhr waren die Plätze im Zelt besetzt.Geschäftsführer Michael Mielke begrüßte alle herzlich, dankte den Organi-satorinnen Ina Herbell, Maren Paul und Martina Reinholz sowie allen ande-ren Beteiligten, dass dieser Familientag im Tierpark möglich geworden sei.

Dann gab es noch eine Besonderheit: Das KEH hat im Jubiläumsjahr die Patenschaft für das Wappentier des Berliner Tierparks übernommen: die Wisent-Dame Tigana. Sie ist am 14. Mai 2004 als echtes Berliner Kind im

Entspannte StundenImpressionen vom KEH­Familientag im Tierpark Berlin

Die Zoologische Leiterin

des Tierparks, Nadja

Niemann (l.), überreichte

Geschäftsführer Michael

Mielke die Patenschafts-

Urkunde Kleiner Panda

Zelt und Tische waren

vorbereitet

Die Wisentdame Tigana

und ihr Junges

16. Juni 2018

9 bis 18 Uhr

1. Eintritt

Erwachsene

Eintritt

Erwachsener

KEH-FAMILIENTAG

IM TIERPARK BERLIN

RZ_EW_KEH_Eintritt_MA-Fest_105 x 68.indd 1

25.05.18 10:52

Juni 2018 | KEH-Report Seite 17

Jubiläumsjahr

Tierpark zur Welt gekommen. In diesem Jahr wurde sie selber Mutter eines Wisentmädchens, das Pfingsten geboren wurde und auch auf der Anlage zu sehen ist. Für das Patenkind gab es einen extra Fototermin, damit es auch richtig gut zu sehen ist. Die Zoologische Leiterin des Tierparks, Nadja Niemann, hatte sich Zeit genommen, um die Patenschaftsurkunde bei der Begrüßung zu überreichen. Dabei berichtete sie über die Auswilderungspro-jekte in Deutschland (im Rothaargebirge) und in Rumänien (Karpaten), an denen sich der Tierpark erfolgreich mit seiner Nachzucht beteiligt. Danach stimmte Pastorin Friederike Winter geistlich auf den Tag ein.

Wenig später trafen auch die Tierpark-Mitarbeiter ein und die Teilneh-mer an den unterschiedlichen Führungen formierten sich zu kleinen Grup-pen. Fünf Themen standen zu Auswahl: Jäger und Beute, Artenschutz, Anpassung an den Lebensraum, die Tierwelten Afrikas und Amerikas. Füh-rungen fanden mehrfach zu verschiedenen Zeiten statt, so dass für viele die Möglichkeit gegeben war, daran teilzunehmen.

Die Führungen durch das weitläufige Gelände machten hungrig und durs tig. So gab es nach den ersten Führungen zunächst eine längere Schlan-ge, bis jeder seine Auswahl vom Grill an seinen Tisch tragen konnte – aber für alles war reichlich gesorgt. Wer wollte, besuchte die Häuser und Gehege der Tiere, die sie oder ihn persönlich interessierten. Andere nutzten die Zeit für entspannte Gespräche. Die zahlreichen positiven Rückmeldungen ließen keinen Zweifel: es war ein gelungener Mitarbeiter-Familientag.

Urkunde über die

Patenschaft für die

Wisent dame »Tigana«

Gute Laune begleitete

den gesamten Familien tag

Der Ärztliche Direktor des

KEH, Dr. Manfred Lang,

und seine Gattin

Freude hatten viele an den

speziellen Eintrittskarten

Am Stand mit kleinen

Jubiläums-Präsenten

Die Tierpark-Führer

riefen die Teilnehmer

zusammen

Früh strömten die

ersten Besucher herbei

KEH-Report | Juni 2018Seite 18

Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

»Psychisch Kranke können auch glücklich sein«*Schulprojektwoche »Jugend begegnet Psychiatrie« zum fünften Mal im KEH

Vom 9. bis 13. April hieß es wieder »Jugend be-gegnet Psychiatrie« im KEH. Das bedeutete für

15 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 des Lichtenberger Manfred von Ardenne Gymnasiums eine Woche lang die Abteilung für Psychiatrie, Psychothe-rapie und Psychosomatik »von innen« kennenzulernen. Dabei konnten sie mehr über das KEH und seine An-gebote erfahren, in Selbsterfahrungsübungen auspro-bieren wie es ist, Hilfe zu erhalten und Hilfe zu geben, Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitenden be-gegnen, viel über psychische Erkrankungen und Be-handlungen erfahren, an therapeutischen Angeboten teilnehmen, viele Fragen stellen und sich über be-rufliche Perspektiven in sozialen Arbeitsfeldern informieren.

Das Projekt war 2015 im Rahmen des berufs-orientierenden Pro jek tes »Jugend denkt Bethel« in Zusammenarbeit mit der Zen-tralen Öffentlichkeitsarbeit der v. Bo del schwingh schen Stiftungen (vBS) und der Abt. für Psychiatrie, Psycho-therapie und Psychosomatik des KEH von Diakonin Regine Buschmann und Prof. Dr. Albert Diefenbacher für die Bedingungen in einer psychiatrischen Klinik wei-terentwickelt worden. Es verbindet Berufsorientierung und Antistigma-Arbeit auf besondere Weise.

Nachdem »Jugend begegnet Psychiatrie« im KEH in den Jahren 2015 – 2017 viermal von Diakon Axel Schulz aus Bethel begleitet wurde, fand es in diesem Jahr erstmals in der Verantwortung der Abt. für Psy-chiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik und in bewährter Zusammenarbeit mit der Krankenpflege-schule im KEH statt.

Zur Eröffnung der Projektwoche konnte Katrin Framke, die Bezirksstadträtin für Familie, Jugend, Gesundheit und Bürgerdienste begrüßt werden. Das

Konzept der Woche wurde um einige Komponenten erweitert. So gab es einen Crash-Kurs in Erster Hil-fe, den eine Kollegin der Rettungsstelle leitete. Die Jugendlichen, die ein Betheljahr im KEH absolvieren (und von denen einige früher an der Projektwoche teilgenommen hatten), wurden verstärkt einbezo-gen, berichteten über ihre Erfahrungen und zeigten den Schülerinnen und Schülern ihre Einsatzplätze. Vor allem die Kontakte mit Patientinnen und Patienten so-wie den Mitarbeitenden hinterließen bei den Jugend-lichen großen Eindruck und halfen durch diese Begeg-nungen, Berührungsängste abzubauen.

Auf einem der anonymen Reflexionsbögen stand geschrieben: »Das Wichtigste, was ich aus dieser Woche mitnehme, sind die Erfahrungen, die ich ge-sammelt habe. Ich habe so vieles in dieser kurzen Zeit gelernt..., was ich auch in meinem Alltag einbringen kann.« Auf einem anderen Bogen: »Ich habe besser verstanden was psychische Erkrankungen sind und dass sie sich auch auf den Körper auswirken können... Ich überlege auch ein Betheljahr zu machen, da ich immer noch starkes Interesse zu diesem Thema habe.«

Sieben der Schülerinnen und Schüler geben an, ein Freiwilliges Soziales Jahr bzw. ein Betheljahr im KEH oder anderen Bethel-Einrichtungen absolvieren zu wollen. Weitere sieben können sich vorstellen, spä-ter dort zu arbeiten. Für zehn von ihnen war es »sehr wichtig«, diese Einblicke bekommen zu haben, für vier war es »wichtig«. Unter »Verbesserungsvorschläge« war zu lesen: »bitte auf drei Wochen setzen«.

Zur Abschlussrunde am Freitag kamen auch Frau Sardison, die Schulleiterin des Gymnasiums, die theo-logische Geschäftsführerin Frau Pastorin Winter und der Pflegedirektor Herr Kropp, um sich ein persön-liches Bild von den Wirkungen dieser Woche zu ma-chen. Sie zeigten sich beeindruckt von dem großen Interesse der Schülerinnen und Schüler und ihrer Re-flexion der Woche.

Und es gibt auch ganz konkrete Nachwirkungen der Projektwoche. Zwei der beteiligten Schülerinnen möchten sich im BHZ ehrenamtlich einbringen.

Johanna Gernentz

Koordinatorin für gemeindepsychiatrische

Angebote und Vernetzung

* Äußerung bei der Abschlussrunde

Die Projektwoche wurde

von Christoph Büdding,

Pflegeabteilungsleiter im

Behandlungszentrum für

erwachsene Menschen

mit geistiger Behinde-

rung und psychischer

Erkrankung (BHZ), und

Johanna Gernentz sowie

mit der Unterstützung

vieler Mitarbeitender

realisiert. Allen Beteili-

gten sei herzlich dafür

gedankt!

Juni 2018 | KEH-Report Seite 19

Personalia/Jubiläumsjahr

Dokumente der Krankenhausgeschichte – Historische Inschriften­Stele eingeweiht

Das Evangelische Kran-

kenhaus Königin Elisabeth

Herzberge (KEH) wurde

1843 in Berlin als »Klein-

kinder-Krankenbewahran-

stalt« gegründet. Im Jahr

1992 mit dem psychia-

trischen Krankenhaus in

Herzberge zusammenge-

schlossen, ist es eines der

ältesten Krankenhäuser

Berlins.

An den Häusern 2 und 4

führt eine noch erhaltene

Mauer entlang. Sie gehörte

zur »Städtischen Heil- und

Pflegeanstalt Herzberge«,

die im Jahr 1893 für psy-

chiat rische Patientinnen

und Patienten in Lichten-

berg eröffnet worden ist

und diente ursprünglich als

Begrenzung zu den Gärten

vor den Häusern 4 und 6.

An der Rückseite der Häu-

ser 2 und 4 befanden sich

in der Mitte die Hausein-

gänge. Von 1893 bis 1942

waren auf dieser Seite

des Krankenhausgeländes

männliche Patienten in den

Häusern 2, 4 und 6 unter-

gebracht. Haus 4 diente

als Aufnahmehaus. Haus 2

war ein offenes Haus und

im Haus 6 befand sich das

Pflegehaus (für ältere und

bettlägerige Patienten).

Heute befinden sich in den

Häusern 2 und 4 die hoch-

modernen Stationen und

Bereiche der Epileptologie

und in Haus 4 geriatrische

Stationen, die in besonde-

rer Weise für die speziel-

len Bedürfnisse älterer

Patientinnen und Patienten

eingerichtet worden sind.

An verschiedenen Ab-

schnit ten der Mauer an

den Häusern 2 und 4

wie auch an den Häuser-

wänden sind noch heute

Ritzungen und Inschriften

von ehemaligen Patienten

zu erkennen. Wie sie ent-

standen und womit sie

eingeritzt worden sind, ist

nicht bekannt. Zum Teil

sind sie durch Witterungs-

einflüsse oder Vandalismus

unleserlich geworden.

Die insgesamt über 300

Inschriften beginnen um

1905 und lassen sich bis

in die 1940er/1950er Jahre

nachweisen. Die Mehr-

zahl entstand in der Zeit

zwischen 1910 und 1919.

Vielfach sind Nachnamen,

verbunden mit den Initia-

len des Vornamens und

einem Datum zu erken-

nen. Die Inschriften sind

bereits zum Thema einer

wissenschaftlichen Arbeit

geworden. Um Patien-

tinnen und Patienten sowie

Besucher darauf aufmerk-

sam zu machen, wurde

zum Jubiläumsjahr eine

Informationsstele entwor-

fen und im Juni aufgestellt.

Der Text verweist in kurzen

Worten auf die vorhan-

denen Inschriften. Wer sich

umfassender über die Ge-

schichte des KEH informie-

ren möchte, dem bietet ein

QR-Code die Möglichkeit,

sich mit seinem Smart-

phone oder Tablet direkt

die Geschichtsseiten der

KEH-Homepage anzeigen

zu lassen.

Mit einer Begehung durch

Geschäftsführung, Mit-

glieder der Krankenhaus-

leitung und der Mitarbei-

tervertretung und einer

kurzen Ansprache wurde

die Stele am 13. Juni 2018

offiziell ihrer Bestimmung

übergeben.

Neuer Chefarzt der Gefäßchirurgie

Z um neuen Chefarzt der Gefäßchirurgie am KEH wurde Dr. med. Michael Petzold berufen. Er trat

am 1. April 2018 die Nachfolge von Privatdozent Dr. med. Hans Scholz an, der die Abteilung 1996 ein-gerichtet, seitdem als Chefarzt geleitet und nun den wohlverdienten Ruhestand angetreten hat.

Dr. Petzold begann seine medizinisch-berufliche Laufbahn 1981 – 1983 als pflegerische Hilfskraft im Krankenhaus im Berliner Friedrichshain. Von 1984 bis 1990 absolvierte er ein Studium der Humanmedizin an der Humboldt-Universität zu Berlin, das er mit der Pro-motion zum Doktor der Medizin erfolgreich ab-schloss. Von 1990 – 1996 war er als Arzt in der chi-rurgischen Abteilung im Krankenhaus Prenzlauer Berg bei Chefarzt PD Dr. med. habil. Jacob tätig.

1996 wechselte er zum ersten Mal ins Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH), wo er bis 2006 als Stationsarzt und Oberarzt in der gefäß-chirurgischen Abteilung wirkte.

Von 2006 bis 2012 leitete er als Chefarzt die Klinik für Gefäßchirurgie der Klinikum Niederlausitz GmbH in Senftenberg, wechselte dann als Chefarzt der Ge-fäßchirurgie in die Klinikum Frankfurt (Oder) GmbH, wo er bis zur Übernahme seines neuen Verantwor-tungsbereichs im KEH tätig war.

Die Abteilung Gefäßchirurgie ist Teil des Gefäßzen-trums im KEH, in dem Patientinnen und Patienten mit Gefäßerkrankungen interdisziplinär, mit multimodalen und individuell abgestimmten Therapien behandelt werden. Als Facharzt für Chirurgie und Schwerpunkt Gefäßchirurgie mit langjähriger Berufserfahrung wird Dr. Michael Petzold die fachlich hochqualitative Arbeit der Gefäßchirurgie im KEH verantworten und weiter fortsetzen.

Der Chefarzt der Gefäß-

chirurgie am KEH, Dr.

med. Michael Petzold

KEH-Report | Juni 2018Seite 20

???Aktuelle Termine

Tag der offenen Tür im KEHSonntag, 16. September 2018, 11 – 16 Uhr

KEH Montagsvisite 2018Informationsreihe für Patienten und Interessiertejeweils am 2. Montag im Monatvon 17 Uhr bis 19 Uhrim Festsaal (Haus 22), Verwaltungsgebäude am Rondell

Montag, 13. August 2018

»Steinreich?« – Diagnostik und Therapie bei Gallen­ stein leiden aus internistischer und chirurgischer SichtPD Dr. med. Walter Heise, Chefarzt Innere Klinik(Gastroenterologie/Infektiologie/Nephrologie)

Die Veranstaltungen sind kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Sie sind herzlich eingeladen!

Orgelkonzerte im KEH 2018Zu den Ereignissen mit Tradition, zu denen alle herzlich eingeladen sind, gehören die Konzerte an der historischen Turley-Orgel, jeweils am ersten Dienstag im Monat.

Dienstag, 7. August 2018

Konzert mit Orgel und QuerflöteOrgel: Heike Gerber, Querflöte: Christine Gelder

Dienstag, 4. September 2018

An der Orgel: Hanns Peter Matschke

Beginn jeweils 16 Uhr. Alte Kapelle, Haus 22.Der Eintritt ist frei.

BITTE VORMERKEN

1843 in Berlin als »Kleinkinder-Krankenbewahranstalt« gegründet und später mit dem 1893 eröffneten psychiatrischen Krankenhaus in Herzberge zusammengeschlossen, ist das Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH) in Berlin-Lichtenberg eines der ältesten Krankenhäuser der Hauptstadt.

Aus Anlass des diesjährigen Jubiläums lädt das KEH ein zum

Tag der offenen Türam 16. September 2018

Der Tag beginnt mit einem Gottesdienst um 10 Uhr in der Alten Kapelle.

Von 11 bis 16 Uhr erhalten Sie:• Einblick in OP-Säle und Funktionsbereiche• Informationen von der Ersten Hilfe bis zur Behandlung

bei Unfällen, Herzinfarkt oder Schlaganfall• Überblick über Diagnostik und Therapie• die Möglichkeit, moderne Rettungsfahrzeuge oder das

Schlaganfall-Mobil des UKB »unter die Lupe« zu nehmen und vieles mehr.

Für Essen und Trinken sowie Spaß für die kleinen Besucher ist gesorgt. Ein Bühnenprogramm begleitet durch den Tag. Ab 14 Uhr spielt Moderator Ulli Zelle mit seiner Band »Die grauen Zellen«.

Schauen Sie hinter die Kulissen und erleben Sie das medizinische Angebot des KEH. An unseren Infoständen erhalten Sie zahlreiche Informationen. Der Eintritt ist frei.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

TAG DER OFFENEN TÜR IM KEH

SONNTAG, 16. SEPTEMBER 2018

11 – 16 UHR!

rz_KEH_TdoT_ SAVE THE DATE_148 x 105.indd 1

18.06.18 11:47