42
H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11 1 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde Zur Geschichte der Ophthalmologie in Bonn von den Römern bis zu Römer * von Hans-Reinhard Koch * Grundlage der vorliegenden Arbeit sind meine am 06. Mai 1976 vor der Bonner Medizinischen Fakultät gehaltene öffentlichen Antritts- vorlesung sowie eine frühere Veröffentlichung aus dem Jahre 1977.

Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

1

2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

Zur Geschichte der Ophthalmologie in Bonn

von den Römern bis zu Römer *

von Hans-Reinhard Koch

* Grundlage der vorliegenden Arbeit sind meine am 06. Mai 1976 vor der Bonner Medizinischen Fakultät gehaltene öffentlichen Antritts-vorlesung sowie eine frühere Veröffentlichung aus dem Jahre 1977.

Page 2: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

2

Inhalt 1 Das römische Bonn 2 Fränkische Zeit und Mittelalter 3 Das barocke Bonn 4 Die Kurfürstliche Universität 5 Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität 5.1 Die Chirurgen 5.1.1 Phillip Franz von Walther 5.1.2 Carl Wilhelm Wutzer 5.1.3 Carl David Wilhelm Busch 5.2 Die Theoretiker 5.2.1 August Franz Josef Carl Mayer 5.2.2 Johannes Müller 5.2.3 Hermann von Helmholtz 5.2.4 Max Johann Sigismund Schulze 5.3 Mesmerismus und Baunscheidtismus 5.3.1 Franz Anton Mesmer 5.3.2 Carl Baunscheidt 5.4 Die Ophthalmologen 5.4.1 Edwin Theodor Saemisch 5.4.2 Herrmann Kuhnt 5.4.3 Paul Römer 6 Schlußwort Dank Literatur

Page 3: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

3

1 Das römische Bonn Wer annimmt, daß die Geschichte der klinischen und wissenschaftlichen Ophthalmologie der Stadt Bonn die Geschichte der Augenklinik ihrer Universität ist, irrt sicherlich. Die Bonner Universitätsaugenklinik ist heute ein gutes Jahrhundert alt. Hinweise auf die Tätigkeit von Augenärzten dagegen sind so alt wie die Stadt selbst und reichen zurück bis in die Tage der alten Römer.

Möglicherweise hat schon Cäsar bei Bonn den Rhein überschritten. Ein erstes römisches Kastell hat dann im Jahre 10 v. C. Drusus hier am Rhein errichtet ( Abb. 1 ). Es wurde in der Mitte des ersten nachchrist-lichen Jahrhunderts zu einem größeren und stärkeren Lager ausgebaut.

Es gibt Hinweise dafür, daß sich in oder bei diesem Lager auch eine Sanitätsstation, ein Valetudinarium, befunden haben muß ( SADÉE, 1925 ). So wurde bei den Ausschachtungsarbeiten zum Neubau der Stiftskirche ein Herculesaltar entdeckt, der wohl aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts stammt und anläßlich der Fertigstellung dieses Militärhospitals dem Hercules geweiht wurde.

Es ist nicht nur für diese Zeit bezeichnend, daß sich bei Bonner Ausgrabungen wohl ein Votivaltärchen fand, das die Existenz eines Verwaltungsbeamten dieses Lazaretts belegt, jedoch kein Denkmal auf uns gekommen ist, welches auch das Vorhandensein eines Arztes inschriftlich bezeugen würde. ( vgl. KLOSE, 1955 ).

Die Militärärzte der damaligen Zeit waren immunes. Das deutet darauf hin, daß die im römischen Heer vor 2000 Jahren tätigen Kollegen den Rang von "Gefreiten" bekleideten und damit Befreiung von bestimmten Pflichten und Abgaben genossen.

Wenn man bedenkt, daß sich die heutige Ophthalmologie erst im Verlauf des vorigen Jahrhunderts als Spezialfach von der Chirurgie lös-te, ist man überrascht festzustellen, daß es im Römischen Reich bereits Fachärzte gab, und daß schon Cicero den Augenarzt als Spezialisten aufführt ( vgl. HIRSCHBERG, 1899 ). Diese spezialisierten Ophthal-mologen hatten durchaus ihr Auskommen. Bei der in Britannien stationierten römischen Flotte befand sich sogar ein Flottenophthal-mologe und in allen Teilen des römischen Reiches praktizierten ocularii.

Daß wir über die Augenärzte des keltisch-römischen Raums etwas besser Bescheid wissen, verdanken wir vor allem einer Besonderheit

Page 4: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

4

ihrer Arzneimitteltherapie. Sie verordneten zur konservativen Behand-lung von Augenkrankheiten sog. Collyrien ( vgl. HIRSCHBERG, 1899 ).

Collyrium ist ein alter Begriff aus der Arzneimittelzubereitung, der auf die hippokratische Ära zurückgeht und noch in jüngster Zeit zur Bezeichnung von Augentropfen oder -salben verwendet wurde. Im französichen hat sich "le collyre" als Bezeichnung für Augentropfen bis heute erhalten.

Ursprünglich handelte es sich – entsprechend der eigentlichen Bedeu-tung des Wortes collyra ( = Brot oder Kuchen ) – um eine kleine, zäpfchen- oder walzenförmige, feste Zubereitungsform. Die metallischen oder pflanzlichen Bestandteile wurden zerstampft und zerkleinert, unter allmählichem Wasserzusatz vermischt und schließlich durch Hinzufügen von Harz oder Gummi in eine zähe oder feste Masse umgewandelt. In dieser Form konnte das Medikament über längere Zeit aufbewahrt werden. Zur eigentlichen Behandlung wurde von dem Zäpfchen ein Teil entnommen und in pulverisierter oder gelöster Form am Auge angewendet.

Zur Kennzeichnung seiner Collyrien – und möglicherweise auch zum Zwecke der Werbung – prägte der Augenarzt seinen eigenen Namen, den Namen des Medikaments und die Indikation in abgekürzter Form in die noch feuchte Masse ( SICHEL, 1866; GROTEFEND, 1867; KLEIN, 1875 ). Hierzu verwendete er einen kleinen steinernen Prägestempel.

Auch in Bonn wurden solche Augenarztstempel gefunden. Das wohl schönste Exemplar entdeckte man 1891 bei Ausgrabungen an der Heerstraße, also im Bereich der "canabae legionis", des der Versorgung der Garnison dienenden Marketender- und Trabantendörfchens ( RAUTERT, 1891 ). Der Stempel ist aus grünem Speckstein gefertigt ( vgl. Abb. 2 ). Die vier Aufschriften an den Schmalseiten des Stempels zeigen zunächst den abgekürzten Namen des Augenarztes, Caius Montius Iuvenis, dann den jeweiligen Namen des Collyrs - z. B. "dialepidos" ( = aus Kupferhammerschlag ) oder "spodiacum" ( = die graue Salbe ) und schließlich die Indikation wie "ad lippitudinem" ( = gegen Blennorrhoe bzw. Trachom ) oder "ad claritatem" ( = zur Aufhellung von Trübungen ).

Gemeinsam mit diesem Stempel wurden ein Salbenreibstein und ein tönernes Hähnchen gefunden ( Abb. 3 ). Der Hahn ist ja ein dem Asklepios geweihtes Tier.

Einige der anorganischen Bestandteile dieser römischen Collyrien werden übrigens auch heute noch in der Ophthalmologie angewendet. Es ist ein besonderer Glücksfall, daß in der ersten Hälfte dieses

Page 5: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

5

Jahrhunderts in Köln auch ein Teil eines römischen Collyrs gefunden wurde ( Abb. 4 ). Es bestand aus einem Kupfersalz und vermittelt uns eine gute Vorstellung vom Aussehen einer derartigen gestempelten römischen Augensalbe ( OXÉ & VON STOKAR, 1941 ).

Page 6: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

6

2 Fränkische Zeit und Mittelalter Unter den Anstürmen der Germanen endete die Herrschaft der Römer am Rhein im 4. Jahrhundert nach Christus ( vgl. SADÉE, 1925, NISSEN, 1955 ). Die Franken – und nach ihnen andere germanische Stämme – drangen über den Rhein ( Abb. 5 ) und im Bereich der alten Castra Bonnensia herrschte jetzt ein fränkischer Fürst.

Eine der römischen Medizin gleichwertige Heilkunde besaßen die Franken nicht. Das Niveau der medizinischen Versorgung sank rapide, wenn sich auch Hinweise dafür erhalten haben, daß über eine gewisse Zeit die römisch gallischen Ärzte und Augenärzte weiterwirkten. Interessant ist eine Vorschrift aus dem Gesetzbuch der Westgoten, die festlegt, daß für eine gelungene Staroperation dem Augenarzt 5 Solidos zu zahlen seien. Das entspricht etwa dem Gegenwert von 2 gesunden Rindern ( HIRSCHBERG, 1908 ):

" Si quis medicus hipocisim de oculis abstulerit et ad pristinam sanitatem infirmum revocaverit, V solidos pro suo beneficio consequatur. "

Während der arabische Kulturkreis das Erbe der antiken Heilkunde antrat, fiel das christliche Abendland nicht nur in medizinischer Hinsicht bald in eine dunkle Nacht zurück. Die wissenschaftliche Medizin wurde mehr und mehr zur Buchgelehrsamkeit. Über Krankheit und Kranksein wurde nachgedacht und nicht mehr geforscht und an die Stelle der eigenen ärztlichen Beobachtung trat das Studium der wenigen durch arabische Vermittlung überkommenen klassischen Lehrbücher. Wissenschaftliche Probleme waren eher philologischer Natur und bestanden in der Exegese der arabischen und der – meist entstellten – antiken Quellen.

Manuelle Maßnahmen waren diesen Schreibtischgelehrten verpönt. Die operative Tätigkeit – vor allem in zwei chirurgischen Disziplinen, der Ophthalmologie und der Urologie – wurde zwangsläufig immer mehr das Betätigungsfeld reisender Kurpfuscher ohne besondere Ausbildung. Ja, die Staroperation wurde wegen der Unsicherheit ihres therapeutischen Erfolges von den medizinischen Schulen als unärztlich abgelehnt und expressis verbis als Aufgabe der Quacksalber bezeichnet ( HIRSCHBERG, 1908 ).

Die allgemeine – und das bedeutet: die nicht chirurgische – Heilkunde wurde zu dieser Zeit allmählich von den Mönchen übernommen. Zu

Page 7: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

7

ihren Aufgaben gehörte unter anderem auch die Errichtung von Hospitälern ( vgl. JETTER, 1986 ). Auch in Bonn wurde ein Hospital gestiftet. Dieses, das St. Ägidius-Hospital, war dem Bonner Cassiusstift angegliedert ( Abb. 6 ). Es befand sich an der Ecke zwischen Münsterplatz und Remigiusstraße – etwa dort, wo heute der Kaufhof steht ( Abb. 7 ) und wurde erst Ende des vorigen Jahrhunderts abgerissen.

Obwohl in den Hospitälern die Vorläufer unserer heutigen Kranken-häuser zu sehen sind, war - wie der Name ja erkennen läßt - ihre ursprüngliche Aufgabe in erster Linie doch die einer Herberge, die vor allem Bedürftigen und Reisenden als Zuflucht zu dienen hatte. Medizinische Aufgaben wurden nur gelegentlich wahrgenommen, beispielsweise dann, wenn erkrankte Reisende zu pflegen waren.

Neben dem bereits erwähnten, zum Cassiusstift gehörenden St. Ägidius-Hospital gab es in Bonn auch noch ein sogenanntes Heilig-Geist-Haus sowie zwei Siechenhäuser, die der Unterbringung und Behandlung von Leprösen dienten.

Über die medizinische Versorgung der Bonner im Mittelalter wissen wir genauso wenig wie über die in der fränkischen Zeit. Das ist vor allem die Folge der fast totalen Zerstörung der Stadt im Jahre 1689, bei der praktisch alle Archivalien in den Flammen aufgingen ( Abb. 8 ).

Einen hauptamtlich in Bonn angestellten Arzt gab es wahrscheinlich nicht. Immerhin sind einige Belege erhalten, die erkennen lassen, daß noch im 17. Jahrhundert Bonner Bürger zur medizinischen Begut-achtung nach Köln gebracht wurden. Für die Reisekosten kam dabei die Stadtkasse auf.

Ein kurfürstlicher Leibarzt des 17. Jahrhunderts, der Kapuziner Dr. Johann Weilandt, ist nach der römischen Epoche meines Wissens der erste Mediziner, den uns namentlich bekannt ist. Im Bonner Stadtarchiv befindet sich ein Verzeichnis aus dem Jahre 1643, aus dem hervorgeht, daß Weilandt auf Befehl des Kurfürsten den blinden Soldaten Burchardt von der Delbrück nebst Familie im Hospital unterbrachte und dort "verpflegte" ( DIEZ, 1947 ).

Mit Sicherheit kann davon ausgegangen werden, daß es zu dieser Zeit in Bonn – genauso wenig übrigens wie auch in Köln ( vgl. JOPP, 1981 ) – keinen spezialisierten "Augenarzt" gegeben hat. Selbst in einer so großen Stadt wie der freien Reichsstadt Frankfurt am Main befand sich damals kein ortsansässiger Augenarzt. Die hohe Komplikationsrate des Starstiches ließ es dem Oculisten angeraten erscheinen, nur kurzfristig in einer Stadt tätig zu bleiben und – vor dem Auftreten von Spätfolgen

Page 8: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

8

bei seinen Patienten – das Weite zu suchen. Die von HELM (1965) aus alten Frankfurter Akten rekonstruierten Verhältnisse werden daher mit Einschränkungen auch für Bonn zutreffen und reisende Chirurgen-Oculisten wie der berühmte Doktor Eisenbart mögen von Zeit zu Zeit auch in Bonn auf dem dreieckigen Marktplatz ( Abb. 9 ) ihr Podest aufgeschlagen und vor eine Menge Schaulustiger den Starstich, den Steinschnitt und die Zahnextraktion aus- und vorgeführt haben.

Wen wundert es, daß dem geplagten Patienten jener Tage eine Wunder-heilung oft als die einzig mögliche Rettung erschien. Als der bayrische Ritter Andreas von Ettling aus dem Gefolge des Bayernherzogs Ferdinand bei der Erstürmung Bonns am 19. Februar 1584 durch einen Schwertstreich an Haupt und Hirnschale verletzt worden war, hatten die Ärzte keine Hoffnung mehr für sein Leben. Erst eine der Mutter-gottes von Tuntenhausen gelobte Wallfahrt vollbrachte die unerwartete Besserung. Der Bonner Kriegsschauplatz und der Krankheitsverlauf sind auf dem Votivschrein ( Abb. 10 ) des dankbaren Ritters beredt dargestellt ( vgl. ROH, 1957 und THEOPOLD, 1977 ).

Für ophthalmologische Indikationen stand den Bonnern glücklicher-weise ein näher gelegenes Wallfahrtsziel zur Verfügung. Unweit von Beuel hatte im Jahre 985 die Äbtissin des Klosters Vilich, die heilige Adelheidis, in einer Dürreperiode nach inbrünstigem Gebet ihren Stab in den Boden gestoßen. Sogleich sprudelte hier ein Quell hervor ( Abb. 11 ). Dieses Adelheidsbrünnchen oder rheinisch Adelheids-"Pützchen" war schnell ein besonderer Anziehungspunkt für fromme Wallfahrer. Sein Wasser zeigte eine besondere, wunderbare Heilwirkung bei allen erdenklichen Augenkrankheiten ( Abb. 12 ).

Die Quelle in Pützchen wird auch heute noch geschätzt. Ich habe vor wenigen Jahren noch selbst erlebt, daß Patienten mit stärksten Beschwerden von der dringend angeratenen Behandlung ihres Auges Abstand nahmen und – unbefriedigt von unseren therapeutischen Versuchen – am Adelheidspützchen Linderung suchten und fanden.

Page 9: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

9

3 Das barocke Bonn Für Bonn, das über ein Jahrhundert lang immer wieder Zentrum furchtbarer kriegerischer Auseinandersetzungen war und in dieser Zeit mehrmals belagert und zerstört wurde, begann eine neue Ära, als im Jahre 1715 auf Verlangen der holländischen Besatzung die Festungs-anlagen geschleift wurden. Die Stadt verlor damit zum Glück jedes strategische Interesse und ihre Kurfürsten bauten sie im folgenden Jahrhundert zu einer blühenden Residenz aus ( Abb. 13 ).

Besonders die beiden letzten Wittelsbacher Kurfürsten Josef Clemens und Clemens August entfalteten eine außerordentlich rege Bautätigkeit. Ihr Bonner Residenzschloß und das viel intimere Poppelsdorfer Sommerschloß sollten ein knappes Jahrhundert später die neu-gegründete preußische Friedrich-Wilhelms-Universität aufnehmen.

Auch für die Medizin im Kurstaat bedeutete diese Entwicklung einen erheblichen Fortschritt. Aus einer Bevölkerungsstatistik des Jahres 1790 geht hervor, daß jetzt – bei einer Einwohnerzahl von knapp über 10.000 – sechs Ärzte und acht Chirurgen praktizierten ( ENNEN, 1962 ).

Im Jahre 1779 erließ Kurfüst Max Friedrich von Königseck die erste Bonner Medizinalordnung. Sie schrieb vor, daß sich alle Ärzte und Wundärzte – und damit natürlich auch die reisenden Oculisten – vor dem Medizinalrate der kurfürstlichen Residenz einer Prüfung zu unterziehen hatten, ehe sie berechtigt waren, im Bereich des Erzbistums die Heilkunde auszuüben und operativ tätig zu werden ( KLOSE, 1955 ).

In diesem Jahrhundert hatte sich allmählich auch eine entscheidende qualitative Wandlung in der Augenheilkunde vollzogen. Pierre Brisseaus Erkenntnis, der graue Star sei eine Trübung der Augenlinse und nicht ein vor der Linse gelegenes Häutchen, hatte 1705 den Unglauben, ja den Spott der Pariser Fakultät hervorgerufen ( vgl. BRISSEAU, 1709 ). Fünfzig Jahre später und ebenfalls in Paris extrahierte dann Jacques Daviel tatsächlich eine getrübte Linse aus dem Auge eines Starpatienten und legte damit den Grundstein für eine völlig neue Behandlungsweise des grauen Stars ( vgl. DAVIEL, 1753 ).

Nichts desto trotz hielten sich die reisenden Starstecher bis ins 19. Jahrhundert. Das Niveau ihrer Ausbildung besserte sich jedoch deutlich. Sie begannen zu publizieren ( vgl. TAYLOR, 1750 ) und nicht wenige unter ihnen konnten Zeugnisse und Doktorgrade bedeutender Universitäten aufweisen. Einige unter ihnen besaßen Adelstitel, wie die

Page 10: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

10

Barone Wenzel, Vater und Sohn, der italienische Pfalzgraf Tadini und der englische Ritter John Taylor ( Abb. 14 ), der mit großem Pomp und Dienertross in einer mit Augen bemalten Kutsche die ganze alte Welt von Schottland bis Persien, von Portugal bis Petersburg bereiste und behandelte. Dies trug der ganzen Zunft den Beinamen "die fahrenden Ritter" ein.

Im Jahre 1764 hielt sich der Okulist Conty über drei Monate in Köln auf. In seinem Inserat vom 20. August in der "Kayserlichen Reichs-Oberpost-Amts-Zeitung zu Cölln" weist er darauf hin, daß man ihn auch nach Bonn berufen habe ( JOPP, 1981 ).

Auch der Ritter und Augenarzt Tadini hat eine Zeit lang in Bonn prakti-ziert. Das entnehmen wir der ersten Seite des "Bönnischen Intelligenz-blattes" vom 26. März 1789. Hier kündigt Tadini in nicht gerade bescheidenen Worten seinen Besuch in der Kurköllnischen Residenz-stadt an ( Abb. 15 ). Für die Geschichte der Ophthalmologie ist Tadini vor allem deswegen interessant, weil er wohl der Erste war, der die Implantation einer künstlichen Linse nach Staroperation in Erwägung zog ( FECHNER et al., 1969 ). Dies ergibt sich aus den Erinnerungen des großen Reisenden und Liebhabers Giacomo Casanova de Seingalt, der in seinem wechselvollen Leben zweimal mit dem italienischen Augenarzt zusammentraf ( vgl. CASANOVA, 1790-98 ).

Page 11: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

11

4 Die Kurfürstliche Universität Die bedeutendste kulturelle Leistung des Kurfürsten Max Friedrich war die Errichtung der ersten Bonner Akademie. Im Jahre 1777, dem Jahr, in dem das kurfürstliche Schloß in einer fürchterlichen Feuersbrunst völlig ausbrannte ( Abb. 16 ), wurde sie im Gebäude des ehemaligen Jesuiten-Gymnasiums in der Bonngasse gegenüber der heute noch bestehenden und ebenfalls von den Jesuiten gebauten Namen-Jesu-Kirche errichtet. Das Gebäude beherbergte noch bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts das Gymnasium und wurde dann bedauerlicherweise abgerissen ( Abb. 17 ).

Unter Max Friedrichs Nachfolger, dem Habsburger Erzherzog Max Franz, erhielt diese Akademie die Rechte einer Universität. Das über-rascht zunächst, wenn wir bedenken, daß der Kurstaat nur wenige Stunden entfernt in der Nachbarstadt Köln eine der ältesten deutschen Universitäten besaß. Diese im Mittelalter äußerst renommierte Hohe Schule hatte jedoch seit dem Beginn der Neuzeit erheblich an Ansehen verloren. Auch war das Verhältnis zwischen den Landesherren und ihrem eigentlichen Erzbischofssitz Köln traditionell schlecht. Köln war ja freie Reichsstadt und der Einfluß der Erzbischöfe daher begrenzt. Dies war der Grund dafür gewesen, daß Bonn die offizielle kur-kölnische Residenzstadt wurde, und gab auch jetzt den Ausschlag, als die Bonner Fürsten eine neue Hochschule in ihrem engeren und eigentlichen Geltungsbereich wünschten.

Die medizinische Fakultät dieser Universität ( vgl. WOLFF, 1940 ) hatte zunächst vier Professoren, von denen Josef Claudius Rougemont (1756-1818) die Anatomie, die chirurgischen Fächer und damit natürlich auch die Augenheilkunde vertrat ( Abb. 19 ).

Rougement war Franzose und hatte in Dijon und Paris studiert. Er war von dem frankophilen Kurator der Akademie, dem Grafen Belderbusch, als Professor für Bonn gewonnen worden. Daß er bei seiner Ankunft in Bonn kein Wort Deutsch sprach, wurde unangenehm vermerkt. Belder-busch erklärte jedoch, es sei weit einfacher, einen französischen Arzt von Rang die deutsche Sprache erlernen zu lassen, als aus einem der deutschen Wundärzte einen Wissenschaftler zu machen. Er gewährte Rougemont ein Gehalt von 766 Reichstalern, übrigens ein vielfaches des Gehalts eines Professors der theologischen oder philosophischen Fakultät.

Page 12: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

12

Rougement war ein fleißiger Wissenschaftler und hat ein reichhaltiges Publikationswerk hinterlassen. Die wohl bedeutendste seiner Schriften ist eine von der Pariser Fakultät preisgekrönte "Abhandlung über die erblichen Krankheiten" aus dem Jahre 1790, in der er grundlegende –wenn auch inzwischen zum Teil überholte – Beobachtungen über die Vererbung von Krankheiten mitteilt. In einem eigenen Kapitel über die erblichen Augenkrankheiten unterstreicht er, daß das Schielen und bestimmte "Pupillenungestaltheiten" vererbt würden, und weist darauf hin, daß es neben den erworbenen Formen des grauen Stars auch eine ererbte Form gibt.

In den 11 Jahren des Bestehens der kurfürstlichen Universität wurden der Medizinischen Fakultät 12 Inauguraldissertationen vorgelegt. Eine unter diesen hat auch ein ophthalmologisches Thema, die "Dissertatio de Ophtalmia" von Franz Michael WOLLERSHEIM (1788) aus Jülich. Sie wird von den Zeitgenossen als besonders profundes und umfassendes Werk geschätzt ( vgl. DÖRING, 1803 ) und bringt eine kritische Würdigung der gesamten einschlägigen Literatur zum Thema. Sie befaßt sich insbesondere mit der Abgrenzung der verschiedenen entzündlichen Erkrankungen des Auges hinsichtlich Lokalisation und Ätiologie und behandelt die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der Zeit erschöpfend ( Abb. 20 ).

Aus einem Vorlesungsverzeichnis des Jahres 1797 ergibt sich, daß unter den 10 angekündigten Vorlesungen der Medizinischen Fakultät bereits – als einziges echtes Spezialfach im heutigen Sinne – die Augenheil-kunde in einer dreistündigen gesonderten Vorlesung von Rougement berücksichtigt war. Im Studiengang war sie für das 6. und letzte Semester der angehenden Mediziner vorgesehen ( vgl. UNIVERSITÄT BONN, Vorlesungsverzeichnis, 1797 ). Für den theoretischen Unterricht ließ der Kurfürst 1789 in der Gegend der heutigen Wilhelmstraße ein kleines Anatomiegebäude errichten. Es ist auf dem Titelblatt einer anläßlich der Einweihung gehaltenen "Rede über die Zergliederungskunst" dargestellt ( ROUGEMONT, 1789; vgl. Abb. 21 ).

Eine Universitätsklinik gab es damals noch nicht. Die Hospitäler dienten zu dieser Zeit vor allem als Altersheime für kurfürstliche Bedienstete, und so ist es zu verstehen, daß der klinische Unterricht an der Universität sich darauf beschränkte, daß die Studenten ihren Professor auf Hausbesuchen durch die Stadt begleiteten.

Trotz seiner anfänglichen Sprachschwierigkeiten hat sich Rougemont das Herz dieser seiner Studenten sehr schnell erobert. Als Ausdruck ihrer Dankbarkeit und Verehrung errichteten sie ihm im Botanischen Garten einen Obelisken, den Äskulapstab und Schlange zieren.

Page 13: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

13

Im Jahre 1794 wurde mit dem ganzen linksseitigen Rheinland auch Bonn von den Truppen der französischen Revolution besetzt. Bonns letzter Kurfürst Max Franz verließ weinend die Stadt. Die kurfürstliche Universität wurde noch 4 Jahre von Frankreich geduldet und dann als potentieller Unruheherd geschlossen. Rougemont übersiedelte nach Köln und starb dort als angesehener und beliebter Praktiker am 18. März 1818.

Page 14: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

14

5 Die Rheinische Friedrich- Wilhelms-Universität Rougement durfte es leider nicht erleben, daß ein halbes Jahr nach seinem Tode – am 18. Oktober 1818 – in Bonn eine neue Universität, die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität gegründet wurde. Anlaß war, daß die kurkölnischen Schlösser durch die Säkularisation an die preußische Krone gefallen waren und Bonn sich daher als idealer Standort für die Errichtung einer neuen rheinischen Universität im Geiste Humboldts anbot.

5.1 Die Chirurgen In der im Jahre 1819 eröffneten Medizinischen Fakultät der neuen Universität war die Augenheilkunde zunächst noch kein selbstständiges Fach ( vgl. UNIVERSITÄT BONN, Vorlesungsverzeichnis, 1819 ). Sie wurde vielmehr im Rahmen der Chirurgie mitbehandelt und die drei ersten Bonner Ordinarien für Chirurgie waren auch für die Augen-patienten und den ophthalmologischen Unterricht zuständig.

5.1.1 Philipp Franz von Walther

Das Fach Chirurgie vertrat unter den 7 Lehrstuhlinhabern der ersten Stunde Philipp Franz von Walther (1782-1849). Dieser war ein hoch intelligenter Mann, beliebter Arzt und geschickter Operateur. Er zeichnete sich vor allem durch eine hervorragende Beobachtungsgabe aus und er war in ganz besonderem Maße von dem Teilgebiet der Ophthalmologie fasziniert ( vgl. WEINLAND, 1905 ).

Studiert hatte Walther in Wien und dort hatte er in Josef Beer den ersten deutschen Ordinarius für das Spezialfach Augenheilkunde ken-nengelernt. Beer, der als der Vater der Wiener Ophthalmologen-Schule – und damit als der Vater der Europäischen Ophthalmologie – gelten kann, hat auf von Walther sicher einen unauslöschlichen Eindruck gemacht.

Als Beer im Jahre 1811 auf den neu geschaffenen Wiener Lehrstuhl be-rufen worden war, hatte er eine auch heute noch lesenswerte Antritts-vorlesung gehalten ( vgl. BEER, 1811 ). Als Aufgabe seiner neuen oph-thalmologischen Lehrkanzel bezeichnete er die Unterrichtung der angehenden Allgemeinärzte, um diese in den Stand zu versetzen,

Page 15: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

15

operativ nicht heilbare Augenkrankheiten selbst zu behandeln und operative Probleme einer kleinen Zahl von hoch spezialisierten Augen-chirurgen zu überweisen. Diese sehr modernen Vorstellungen sollten allerdings in anderen Deutschen Staaten so bald noch nicht realisierbar sein und auch von Walther, der immerhin als der bedeutendste Ophthalmologe seiner Generation galt, war und blieb seiner Berufung nach Allgemeinchirurg.

Schon als 22-jähriger war von Walther auf den Lehrstuhl für Anatomie und Chirurgie der Universität Landshut berufen worden.

Als 28-jährigiger junger Professor hatte er ein umfangreiches Werk "Über die Krankheiten der Krystall-Linse und die Bildung des grauen Stars" geschrieben ( VON WALTHER, 1810 ). Die von ihm beobachtete Häufung von Katarakten in Augen mit hinteren Synechien und mit Gefäßeinsprossungen in die Linse führte ihn zu der Ansicht, die Kata-rakt sei Ausdruck einer primären Linsenentzündung, einer Phakitis. Diese Vorstellung sollte sich als falsch erweisen. Sogar die Richtigkeit der Beobachtungen von Walthers wurde von späteren Autoren ange-zweifelt. Es ist jedoch durchaus möglich, daß damals das Auftreten schwerer, unbehandelter Iridocyclitiden zu entsprechenden Krankheits-bildern mit Verwachsungen und Organisation der getrübten Linse führ-te und daß Walthers Irrtum durch eine Häufung von solchen richtig beobachteten Cataractae complicatae in seinem Krankengut zustande kam.

Der besondere Wert dieser Arbeit bestand auch weniger in Walthers Schlußfolgerungen als in seiner excellenten diagnostischen Methodik. Als erster hat er bei seitlicher Beleuchtung des Patientenauges die Strukturen des vorderen Augenabschnittes unter Lupenvergrößerung einer genauen Untersuchung unterzogen. Er hat damit das Prinzip der fokalen Beleuchtung erstmals genutzt und gewissermaßen den Grund-stein für die moderne Spaltlampenuntersuchung gelegt.

Ebenfalls als erster beschrieb VON WALTHER (1841) die einseitige amaurotische Pupillenstarre mit dem Ausfall der direkten Lichtreaktion auf dem erblindeten und dem der konsensuellen Reaktion auf dem sehenden Auge.

Klassisch ist die Darstellung, die VON WALTHER (1821) von dem damals am Niederrhein um sich greifenden Trachom, der sog. ägyptischen Augenkrankheit, gibt. Er unterscheidet eine akute und eine chronische Verlaufsform und erkennt die Kontagiosität und den Ansteckungs-modus der Erkrankung. Er verfolgt die Infektionskette zurück zum napoleonischen Besatzungsheer. Zur Behandlung empfiehlt er die Excision der Granulationen aus dem Bereich des Bindehautfornix.

Page 16: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

16

Entropiumoperationen bei Trachompatienten wurden zur täglichen Routine. Die schwer betroffene Haftanstalt Brauweiler befreite er völlig vom Trachom. Dies gelang ihm durch sofortige Isolierung der Erkrankten in einem abgelegenen Lazarett, durch vorübergehende Quarantäneunterbringung der Verdächtigen und Rekonvaleszenten sowie durch Umbau und Reinigung der Anstalt unter Zerstörung der "gesamten alten Oberfläche".

Welchen Rang die Ophthalmologie im Schaffen Walthers bekleidete, ergibt sich aus der Tatsache, daß in seiner letzten großen Arbeit, dem sechsbändigen System der Chirurgie zwei Bände mit etwa der Hälfte des Gesamtumfangs dieses Werks sich ausschließlich mit dem Auge und seinen Erkrankungen beschäftigen ( VON WALTHER, 1833-1852 ).

Auch die Niederschrift seiner Vorlesungen durch Max Gemminger ( vgl. NEUHANN, 1986 ) gibt ein deutliches Bild von der Breite seiner ophthalmologischen Kenntnisse und Erfahrung.

Walthers vielleicht wichtigste Tat für die Entwicklung der Ophthalmo-logie war 1820 die Gründung eines "Journals für Chirurgie und Augen-heilkunde" zusammen mit Carl Ferdinand von Graefe, dem früh ver-storbenen Vater eines noch bedeutenderen Sohnes ( Abb. 22 ). Es war dies die dritte Zeitschrift mit ophthalmologischer Themenstellung überhaupt. Ihr Erscheinen wurde bedauerlicherweise nach dem Tod von Walthers eingestellt ( vgl. STEUDEL, 1944b ).

Als von Walther im Jahre 1849 im Alter von 67 Jahren starb, gehörte er bereits einer vergangenen Epoche an. Sein durch die Freundschaft mit Schelling befördertes Interesse an der Naturphilosophie machte es der nachfolgenden streng naturwissenschaftlich orientierten Generation leicht, ihn als den Vertreter einer unwissenschaftlichen Medizinauf-fassung abzustempeln ( vgl. KUCKERTZ, 1985, 1987 ). Wie sehr man die-sem genialen Arzt und klaren Denker damit Unrecht tat, zeigt noch ein Zitat aus seinem letzten ophthalmologischen Artikel "Kataraktologie":

" Eitel und chimärisch ist alles blos Gedachte, eitel und ohne inneren Zusammenhang alles blos Erfahrene, eitel und unfruchtbar alles blos Erlernte. Nur da, wo Gedanken, Tatsachen und Erudition sich lebendig vereinigen, ist ein Fortschritt der Wissenschaft möglich." ( VON WALTHER, 1846 )

Erfolglos sollten von Walthers Bemühungen bleiben, sein Lieblingsfach Ophthalmologie in Anlehnung an die in Wien kennengelernten Verhält-nisse von der Allgemeinchirurgie abzutrennen. Es sollte noch ein halbes Jahrhundert dauern, bis dieser sein Wunsch erfüllt wurde und seine

Page 17: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

17

Nachfolger vertraten vorerst noch die Fächer Chirurgie und Augenheil-kunde gemeinsam.

5.1.2 Carl Wilhelm Wutzer

Als Walther 1830 nach München berufen wurde, folgte ihm Carl Wilhelm Wutzer (1789-1863) auf den Bonner Lehrstuhl ( Abb. 23 ). Auch Wutzer veröffentlichte verschiedene Arbeiten mit ophthalmologischer Thematik, so über "zwei Fälle von angeborener regelwidriger Kleinheit des Augapfels" ( WUTZER, 1830a ), "über Coloboma iridis" ( WUTZER, 1830b ), und über lokal am Auge angewendetes Opium ( WUTZER, 1830c ). Er hat sich über die Geschichte der Sklerektomie geäußert ( WUTZER, 1830d ) und eine von VAN ONSENOORT (1838) geschriebene "Geschichte der Augenheilkunde" aus dem Niederländischen ins Deutsche übersetzt.

Von besonderer Bedeutung war Wutzer für die Entwicklung der Horn-hauttransplantation ( vgl. JAEGER, 1970 ). Schon 1830 hatte er vorge-schlagen, im Falle von Hornhauttrübungen eine neue optische Lücke dadurch zu schaffen, daß ein Loch in die Lederhaut geschnitten und in dieses ein Stück Schafshornhaut eingenäht wird. Bei einem auf diese Weise operierten Patienten heilte das Transplantat zwar gut an, trübte sich im weiteren Verlauf jedoch wieder ein. Auch bei zwei Patienten, deren getrübte Hornhäute von Wutzer durch Transplantate vom Schaf ersetzt wurden, kam es zur erneuten Eintrübung. Wutzer regte da-raufhin Tierexperimente an, die von seinem Doktoranden W. THOMÉ (1834) durchgeführt wurden. Thomé transplantierte zunächst Kanin-chenhornhäute auf Kaninchen, später Kaninchenhornhäute auf Hunde und umgekehrt. Seine Ergebnisse waren in Bezug auf Verheilung und Durchsichtigkeit so gut, daß einige Zeitgenossen Zweifel an ihrer Richtigkeit anmeldeten.

Auch Wutzer's Vorgänger von Walther beschäftigte sich – inzwischen in München – mit dem Problem der Keratoplastik. Auf seine Empfehlung setzte die Münchner Fakultät 1839 einen Preis aus, der dem Studenten F. X. MÜHLBAUER (1840) für eine ausgezeichnete Dissertation über dieses Thema zugesprochen wurde.

Wutzers Ende ist davon überschattet, daß er spätestens 1855 durch beidseitigen grauen Star praktisch erblindet war und eine 1858 durchgeführte Kataraktoperation nur auf einem Auge ein gewisse Besserung brachte ( VON REDWITZ, 1957 ).

5.1.3 Carl David Wilhelm Busch

Page 18: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

18

Im Jahre 1855 wurde Carl David Wilhelm Busch (1826-1881) Wutzers Nachfolger ( Abb. 20 ).

Auch Busch, der sich in Berlin unter Johannes Müller zunächst mit vergleichender Anatomie beschäftigt hatte, veröffentlichte einzelne Arbeiten mit ophthalmolgischem Inhalt – so über die Funktion des oberen schrägen Augenmuskels ( BUSCH, 1852 ) und des Musculus orbicularis oculi ( BUSCH, 1858d ), über ein Verfahren der Entropiumoperation bei Trachom ( BUSCH, 1858c ), und über eine halb flüssige, halb feste Katarakt ( BUSCH, 1858b ), d. h. also über die erstmals von ST. YVES (1722) beschriebene, später nach Morgagni benannte Starform.

Buschs hervorragende Gabe der Beobachtung und Beschreibung tritt bei einer Arbeit über einen intraocularen Cysticercus – also eine im Auge gelegene, lebende Bandwurmfinne – besonders deutlich zutage ( BUSCH, 1858a ). Der Versuch, den Cysticercus mit Hilfe einer modi-fizierten Kapselpinzette mit aufgerauhten Branchen zu extrahieren, mißlingt. Die durch die Manipulation zerstückelte Finne verbleibt im Auge der Patientin und wird über die Beobachtungszeit reizfrei ver-tragen.

Für die Entwicklung der Augenheilkunde – wie auch für die einiger anderer Fachdisziplinen der Bonner Medizinischen Fakultät – war Busch noch aus einem anderen Grund von eminenter Bedeutung. Buschs Initiative verdanken wir die Einrichtung zahlreicher neuer Lehrstühle für neu sich abgrenzende Fachgebiete ( SCHMIZ, 1920 ). Nachdem sein Assistent d´Outrelepont über einige Semester Augenheilkunde gelesen hatte, habilitierte sich Saemisch 1862 für dieses Fachgebiet und übernahm von da ab den ophthalmologischen Unter-richt. D´Outrelepont hingegen wurde mit dem neuen Fachgebiet Der-matologie betraut. Auch die neuen Fächer Ohrenheilkunde und patho-logische Anatomie wurden unter Assistenten Buschs selbstständig.

Page 19: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

19

5.2 Die Theoretiker Eine Darstellung der ophthalmologischen Geschichte Bonns wäre un-vollständig, wollten wir nicht die Bonner Anatomen erwähnen, die sich wissenschaftlich mit dem Auge und dem Sehen beschäftigt haben. Welche immense Bedeutung diese Theoretiker für die ophthalmo-logische Forschung hatten, hat der große Saemisch besonders betont. Anläßlich seiner Rektoratsübernahme im Jahre 1892 hielt er eine vielbeachtete Rede über "Die Entwicklung der modernen Augenheilkunde", in der er den naturwissenschaftlichen Charakter seines Fachgebietes besonders unterstreicht. Er schließt mit dem Helmholtzzitat:

"Darf ich Ihnen einen Zweig der Medizin nennen, in dem sich der Einfluß der naturwissenschaftlichen Methode wohl am glänzendsten gezeigt hat, so ist es die Augenheilkunde." ( SAEMISCH, 1892 )

5.2.1 August Franz Josef Carl Mayer

August Franz Josef Carl Mayer (1787-1865) war 1819 als erster Anatom an die neu gegründete Universität nach Bonn gerufen worden. Er hat zahlreiche interessante Untersuchungen über unterschiedlichste Fragen der vergleichenden Anatomie angestellt und über Rochen und Delphin, Dromedar und Nashorn gearbeitet ( vgl. MEYER, 1966 ). Bei einigen Spezies, wie bei Kabeljau und Wal, hat er besonders die Anatomie der Sehorgans studiert ( MAYER, 1829, 1853 ). Auch mit dem Trachom hat er sich beschäftigt ( MAYER, 1821 ).

Mayer war der erste Bonner Mediziner, der Tierversuche mit einer klinisch relevanten Fragestellung unternahm. Nach einseitiger oder beidseitiger Unterbindung der Halsschlagader untersuchte er die Auswirkungen auf das Sehorgan. Nach beidseitiger Ligatur beobachtete er die Entwicklung von Linsentrübungen bei seinen Versuchstieren. Er warnte daher vor einer Ligatur dieses Gefäßes, die bei chirurgischen Eingriffen im Halsbereich damals wohl häufiger vorgenommen wurde ( MAYER, 1827 ).

Schließlich hat MAYER (1858) auch als erster erkannt, daß die Pünktchen, die der normale Beobachter bei Betrachten eines hellen Hintergrundes durch sein Gesichtsfeld wandern sieht, nichts anderes als die Schatten seiner weißen Blutkörperchen in den Gefäßen der Netzhaut sind. Dieses entoptische Phänomen wurde dann viel später – übrigens durch einen anderen Bonner Ophthalmologen – zu einer

Page 20: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

20

unblutigen in-vivo-Methode der Leukozytenzählung verfeinert ( BAURMANN, 1960 ).

Für Mayer wurde in den Jahren 1822-1824 als erstes neues Institut der Universität nach den Plänen des Berliner Architekten Schinkel das neue anatomische Theater am Hofgarten erbaut ( vgl. MAYER, 1830 ). Es dient heute als Akademisches Kunstmuseum. ( Abb. 22 )

5.2.2 Johannes Müller

Mayers begabtester und bedeutendster Schüler war der Koblenzer Johannes Müller (1801-1858), der 1819 als Student die neue Universität bezogen hatte und im Jahre 1830 als zweiter Ordinarius für Anatomie neben Mayer trat ( Abb. 23 ). Müller war eines jener seltenen Unversal-genies, wie sie das vorige Jahrhundert hervorgebracht hat. Als Anatom, Physiologe, Pathologe, Zoologe, ja als Paläontologe war er gleich bedeu-tend. Er beherrschte fließend die alten Sprachen und übersetzte als Student den Aristoteles ins Deutsche und – zur Aufbesserung seines Monatswechsels – die Dissertationen seiner Kommilitonen ins Latei-nische. Müllers experimentelle Beiträge zur Medizin und Biologie sind immens, sie enthalten 20 Werke in Buchform und etwa 250 Zeit-schriftenpublikationen.

Müller hat als junger Mann auch ein klinisch ophthalmolgisches Kolleg gelesen und einen Augenoperationskursus abgehalten. Seine eigentliche Bedeutung für die Ophthalmologie beruht jedoch auf seinen grund-legenden Arbeiten zur Physiologie und vergleichenden Anatomie des Sehvorgangs.

Müllers "vergleichende Physiologie des Gesichtssinnes" ist ein bahn-brechendes Werk ( MÜLLER, 1826 ). Er prägte den Begriff des Strabismus concomitans, des sog. Begleitschielens, bei dem der Abweichungswinkel des schielenden Auges vom fixierenden Auge in allen Blickrichtungen gleich ist. Unabhängig von Vieht beschrieb er den Kreishoropter als den Ort aller Punkte, die gleichzeitig auf den Netzhäuten beider Augen scharf abgebildet werden und erklärte die Beobachtung physiologischer Doppelbilder mit der Abbildung eines diesseits oder jenseits der Fixationsebene gelegenen Objektes auf nicht entsprechenden Netzhautorten der beiden Augen.

Als nach Müllers Tod die Lehrstühle für Anatomie und Physiologie in Berlin und Bonn getrennt wurden, verglich man dies mit der Teilung des makedonischen Reiches, dem nach des großen Alexander Tod ein einzelner nicht mehr vorstehen konnte.

Page 21: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

21

5.2.3 Hermann von Helmholtz

Müllers bedeutendster Schüler war Hermann von Helmholtz (1821-1894), der von 1855 bis 1858 das Bonner Anatomische Institut als Nach-folger Mayers leitete ( Abb. 24 ). In seiner Bedeutung für die Augenheil-kunde überragt Helmholtz jeden anderen theoretischen Forscher des vorigen Jahrhunderts.

Geradezu genial hatte Helmholtz fünf Jahre vor seiner Ankunft in Bonn das Problem der Beobachtung des lebenden Augenhintergrundes gelöst und den Augenspiegel erfunden ( HELMHOLTZ, 1851 ). Er erkannte klar, daß die Aufgabe darin bestand, gleichzeitig das eigene Auge vor die Pupille des zu untersuchenden Auges zu bringen und doch zur Be-leuchtung der Netzhaut Licht durch eben diese Pupille zu werfen. Es ist das gleiche Problem, das sich uns als Kindern stellte, wenn wir am Morgen des 24. Dezember erfolglos versuchten, durch das Schlüsseloch einen Blick in das geheimnisvolle, abgedunkelte Weihnachtszimmer zu werfen, und dabei mit dem eigenen Kopf die einzige Lichtquelle des Zimmers, das Schlüsseloch, verdeckten.

Das von Helmholtz entwickelte, geradezu primitive Gerät (Abb. 25) bestand im Grunde nur in einer aus mehreren Objektträgern gebildeten planparallelen Platte, die als halbdurchlässiger Spiegel - zwischen Untersucher und Patientenauge gebracht - gleichzeitig den Einblick des Arztes und die Beleuchtung der Netzhaut durch eine seitlich aufgestellte Lichtquelle erlaubte.

Die praktischen Auswirkungen dieser Erfindung haben die Augenheil-kunde so revolutioniert wie kaum eine andere wissenschaftliche Leistung vorher oder nachher. Der Blick auf den Fundus ermöglichte Generationen von Augenärzten das Studium normaler und patholo-gischer Befunde des Augeninnern und verwies die Lehren vom "schwar-zen Star", jenem Sammelbegriff für Erblindungen trotz normaler schwarzer Pupille, ins Reich der Vergangenheit.

Vielleicht weniger eindrucksvoll, aber ebenfalls von eminenter Bedeu-tung und sicherlich die größere wissenschaftliche Leistung war die Herausgabe des "Handbuch der physiologischen Optik", das seit seinem ersten Erscheinen im Jahre 1856 drei Auflagen erlebte und das noch immer die Grundlage dieses wichtigen Teilgebietes unseres Faches darstellt. Die diesem Werk zugrundeliegenden Untersuchungen ent-stammen weitgehend seiner viel zu kurzen Bonner Zeit.

Das Werk enthält auch die auf Young fußende Helmholtzsche Theorie des Farbensehens, die sogenannte Dreikomponententheorie, die in deutlichem Gegensatz zur sogenannten Gegenfarbentheorie Ewald

Page 22: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

22

Herings stand ( vgl. HERING, 1887 ). Über lange Zeit schien es trotz intensivster sinnesphysiologischer Forschung unmöglich, die Rich-tigkeit einer dieser beiden Theorien zu beweisen oder zu widerlegen. Erst in den allerletzten Jahren scheint es so, als lasse sich dieser wissenschaftliche Jahrhundertstreit schlichten, und in unseren heutigen Vorstellungen vom Mechanismus des Farbensehens steckt sowohl ein Stück Helmholtz als auch ein Stück Hering.

5.2.4 Max Johann Sigismund Schulze

Als im Jahre 1858 Helmholtz einen Ruf nach Heidelberg annahm, folgte ihm Max Johann Sigismund Schulze (1825-1874) auf den Bonner anatomischen Lehrstuhl ( Abb. ••• ).

Auch Schulze war von der Anatomie des Auges in besonderem Maße fasziniert und widmete seine ganze Schaffenskraft der Erforschung der Histologie der Netzhaut. Dabei entdeckte er die sogenannte äußere Grenzschicht der Netzhaut, die membrana limitans externa, und beschrieb damit als erster den noch heute gültigen zehnschichtigen Aufbau der Retina ( Abb. ••• ).

Intensiv bearbeitete er Funktion und Bau der lichtempfindlichen Rezeptorzellen, der Stäbchen und Zapfen der Netzhaut, und entdeckte, daß die stäbchenförmigen Rezeptoren lediglich der Hell-Dunkel-Unterscheidung dienen, während die Zapfen als Träger des Farben-sehens anzusehen sind ( vgl. LÜCKER, 1977 ).

Page 23: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

23

5.3 Mesmerismus und Baunscheidtismus Zwei eigenartige und – heute würde man sagen – paramedizinische Stömungen haben die Bonner Heilkunde des vorigen Jahrhunderts besonders geprägt, der Mesmerismus und der Baunscheidtismus.

5.3.1 Franz Anton Mesmer

Franz Anton Mesmer (1734-1815) hatte in Wien begonnen, Patienten mit verschiedensten Leiden durch Anwendung des sogenannten animalischen Magnetismus zu heilen. Mesmer, der selbst der Ansicht war, sein therapeutisches Prinzip beruhe auf der Übermittlung magnetischer Ströme zwischen Arzt und Patient, war nach heutiger Anschauung tatsächlich wohl eher ein Vorläufer der psychotherapeutischen Schulen ( vgl. ELLENBERGER, 1973 ).

Mesmers erste und berühmteste Patientin litt an einer ophthalmolo-gischen Erkrankung. Es war die blinde Wiener Pianistin Maria Theresia Paradis, die übrigens im Jahre 1783 auch in Bonn gastiert hat (vgl. ULLRICH, 1961). Mesmers Behandlung soll zunächst zu einer gewissen Sehverbesserung geführt haben. Ein erneuter Rückfall der Künstlerin war dann der Anlaß dafür, daß Mesmer fluchtartig Wien verließ.

Die Lehre vom "thierischen Magnetismus" fand bald im ganzen Europa begeisterte Verfechter und heftige Widersacher, und eine Unzahl psychischer und physischer Leiden wurde durch "Magnestisieren" behandelt. Gegenstand akademischer Auseinandersetzungen wurde der Mesmerismus dadurch, daß an den Universitäten Berlin und Bonn Lehrstühle für das neue Fachgebiet eingerichtet wurden. Nach Bonn wurde als Fachvertreter C. V. Nasse berufen ( STEUDEL, 1944a ). Da noch zwei weitere Professoren der jungen Bonner Fakultät ein lebhaftes Interesse für das neue Verfahren zeigten, entstand in Bonn eine Hochburg der magnetischen Heilkunst.

5.3.2 Carl Baunscheidt

Eine skurrile Randerscheinung der Heilkunde dieser Zeit war der Baunscheidtismus. Der Bonner Mechanikus Carl Baunscheidt (1809-1874) hatte eine große Zahl teils nützlicher, teils abstruser medizinischer Geräte erfunden. Unser Bild zeigt ihn mit dem von ihm konstruierten "Lebenswecker" in der Rechten ( vgl. Abb. •• ). Es handelte sich um eine Art mechanischen Blutegel, der – nach Auftragen von Bienengiftextrakt – eine oberflächlichen Skarifikation der Haut hervorrief.

Page 24: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

24

In ganz Europa fand der Lebenswecker eine enorme Verbreitung. Bald erklärte ihn Baunscheidt in einem gewissen therapeutischen Größen-wahn zum Allheilmittel bei jeder nur denkbaren Affektion und schrieb ein Buch über das von ihm selbst als "Baunscheidtismus" bezeichnete Verfahren. Auch Augenkrankheiten wie Amaurose, Ophthalmie oder Katarakt sollten durch regelmäßige Anwendung geheilt werden. Als Applikationsort für Augenkranke wurde die Gegend hinter dem Ohr empfohlen ( Abb. 29 ). Es überrascht uns nicht, daß der Baun-scheidtismus auch heute noch seine Anhänger hat ( vgl. HAAGMANN, 1984 ).

An Carl Baunscheidt erinnert noch heute seine Villa, die er in Dottendorf an der Stelle der von ihm abgerissenen letzten romanischen Burganlage Bonns errichtete. Der Öffentlichkeit stellte er diese in einem selbstverfaßten Bändchen vor ( BAUNSCHEIDT, 1869 ), das mit Stahlstichen ( Abb. ••• ) geschmückt war und den Titel trug: "Die Burg Dottendorf bei Bonn von Carl dem Großen bis zu Carl Baunscheidt". Die Villa Baunscheidt beherbergt heute das Dottendorfer Kinderkrankenhaus.

5.4 Die Ophthalmologen Eine neue Epoche für die Bonner Augenheilkunde begann mit der Abtrennung der Ophthalmologie von der Allgemeinchirurgie unter dem weitblickenden Carl David Wilhelm Busch. Diese Verselbstständigung der Ophthalmologie ist in Preußen relativ spät erfolgt und noch im Jahre 1868 konnte JACOBSON in einer lesenswerten Denkschrift die "Augenheilkunde an preußischen Universitäten" als einen "Nothstand im Cultus" bezeichnen.

5.4.1 Edwin Theodor Saemisch

Erster Bonner Ordinarius für Ophthalmologie wurde Edwin Theodor Saemisch (1833-1909). Dieser war in Berlin bei Albrecht von Graefe und in Wiesbaden bei Pagenstecher Assistent gewesen, bevor er nach Bonn kam, um sich hier 1862 – nach Entrichtung der erforderlichen 20 Thaler in Gold – als erster für das Fach Augenheilkunde zu habilitieren. Im folgenden Semester übernahm er den klinischen Unterricht in diesem Fach ( Abb. 31 ).

Im Jahre 1863 verließ Saemisch die Räume der chirurgischen Klinik im Westflügel des ehemaligen kurfürstlichen Schlosses und errichtet eine private Augenheilanstalt in der Lennéstraße. Hiermit hatte er sich finanziell allerdings an den Rand des Ruins gebracht und erst als 1873 die Privatklinik vom preußischen Staat übernommen und Saemisch

Page 25: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

25

zum Ordinarius ernannt wurde, lösten sich ernste wirtschaftliche Probleme ( HAMMANN, 1969 ). Eine Behandlungsrechnung der Augenklinik aus dieser Zeit ist auf der folgenden Abbildung ••• wiedergegeben.

Saemischs größter Traum ging in Erfüllung, als am 15.03.1903 die neue, ganz nach seinen Wünschen und äußerst großzügig gebaute Königliche Universitätsaugenklinik eingeweiht werden konnte ( Abb. ••• ). Dieses Haus an der Wilhelmstraße – hinter der heutigen Medizinischen Poliklinik gelegen – diente bis zum Umzug in den Neubau auf dem Venusberg im Jahre 1956 als Augenklinik. Später beherbergte es die Neurochirurgie und heute ist es der Sitz verschiedener medizinischer Institute.

Zur damaligen Zeit muß die neue Klinik als ein in jeder Hinsicht neuartiges und bahnbrechendes Institut angesehen worden sein. Das betrifft sowohl die Großzügigkeit der räumlichen Aufteilung als auch der instrumentellen Ausstattung. Zwei zeitgenössische Photographien erlauben uns einen Blick in die Poliklinik und in das fortschrittlöiche Forschungslabor ( Abb. •• und •• )

Saemisch hatte als Kliniker eine außerordentliche Breite und als Wissenschaftler weit gefächerte Interessen. Seine Hauptaufgabe sah er allerdings in der akademischen Lehrtätigkeit. Er schrieb zahlreiche Arbeiten zu vorwiegend klinischen Themen. Dabei verdiente die Erst-beschreibung des nach ihm benannten entzündlichen Hornhaut-geschwürs, des Ulcus serpens oder auch Ulcus Saemisch, eine besondere Erwähnung ( SAEMISCH, 1870 ).

Seine wichtigste und epochemachende Leistung war die im Verein mit Alfred Graefe, dem Vetter des großen Albrecht von Graefe, bewältigte Herausgabe des ersten großen Handbuch der Ophthalmologie, das in Verlauf von sieben Jahren in sieben Bänden erschien ( GRAEFE & SAEMISCH, 1874 -1880 ). Das Werk fand so breiten Widerhall, daß 1898 mit der Herausgabe einer erheblich erweiterten zweiten Auflage begonnen werden konnte. Auch diese Auflage hat Saemisch bis zu seinem Tod am 20.11.1909 betreut und noch an seinem Todestag an dem von ihm geschriebenen Band über die Hornhaut gearbeitet. Mit seinen 40 Teilbänden ist dieses Werk bis heute die umfassendste Darstellung der klinischen und experimentellen Ophthalmologie geblieben ( GRAEFE-SAEMISCH, 1898-1939 ). Mit der Herausgabe einer dritten Auflage wurde bereits 1910, ein Jahr nach Saemischs Tod begonnen. Diese Auflage sollte allerdings ein Torso bleiben und wurde nach dem Erscheinen des 18. Bandes im Jahre 1932 eingestellt ( GRAEFE-SAEMISCH, 1910-1932 ).

Page 26: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

26

Eines Assistenten dieser Zeit muß hier besonders gedacht werden. Adolf Nieden (1846-1915) hatte in den siebziger Jahren seine ophthalmologische Ausbildung bei Saemisch erhalten ( Abb. •• ). Später hat er sich dann als Augenarzt in der Bonner Kronprinzenstraße niedergelassen. Er war ein hervorragender Arzt und blieb bis zu seinem Tode im Jahre 1915 wissenschaftlich tätig ( AXENFELD, 1916 ).

Seine fruchtbringendste Leistung war die Entwicklung von Sehproben-tafeln für die Nahvisusbestimmung, die unzählige Auflagen erlebten. Mit diesen hat er sicherlich über ein halbes Jahrhundert deutsche Ophthalmologen auf seine Weise geprägt, indem er ihnen von ihren Patienten täglich, ja stündlich Splitter aus der deutschen Dichtung vorlesen ließ, wie die auf der folgenden Abb. 35 wiedergegebenen Verse von VICTOR BLÜTHGEN ( 1880, vgl. LEYDHECKER 1939 ).

5.4.2 Herrmann Kuhnt

Saemischs Nachfolger war Herrmann Kuhnt (1850-1925), der von 1908 bis zu seinem Tode die Bonner Klinik leitete (Abb. 36). Kuhnt war vor allem ein klinisch orientierter Wisschenschaftler. Zusammen mit seinem Schüler Paul Junius (1871-1948), dem ophthalmologischen Chefarzt des Bonner Marienhospitals und Regimentsarzt der Bonner Husaren, beschrieb er eine scheibenförmige, pseudotumoröse Degeneration der Netzhautmitte, ( Abb. •• ) den Morbus Junius-Kuhnt ( JUNIUS & KUHNT, 1926 ).

Daß er sich wissenschaftlich mit den Erkrankungen der Stirnhöhlen beschäftigt hatte ( KUHNT, 1895 ), führte bald zu ernsthaften Grenz-streitigkeiten zwischen ihm und Walb, dem Direktor der Bonner Hals-Nasen-Ohren-Klinik. Die Frage, ob es sich bei den bekannten Hohlräumen des Gesichtsschädels um die Nebenhöhlen der Nase oder um die des Auges handelt, konnte damals in Bonn nicht entschieden werden. Die bis in den persönlichen Bereich gehende Auseinander-setzung zwischen diesen Häusern Montague und Capulet fand ihren Höhepunkt, als zwischen Kuhnt junior und Tochter Walb eine glühende Liebe ausbrach. Der Hochzeit seines Sohnes blieb Kuhnt fern und erst die spätere Scheidung beruhigte ihn wieder.

Kuhnts wesentliche Beiträge lagen auf dem operativen Gebiet. Sein Beitrag zu einem Sammelband über die "Therapie an der Bonner Universitätskliniken" liest sich weitgehend wie eine Operationslehre ( vgl. KUHNT, 1914 ). Er hat eine große Zahl von originellen Opera-tionsmethoden angegeben, die zum Teil noch heute zum Standard des ophthalmologischen Operierens gehören ( vgl. KUHNT, 1883 ). Die Kuhntsche Bindehautplastik war bahnbrechend ( KUHNT, 1898 ) und

Page 27: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

27

sein zweites Verfahren Behebung des Ektropiums wird in einer Modifikation auch heute noch an unserer Klinik angewendet ( Abb. •• ).

5.4.3 Paul Römer

Nach Kuhnt übernahm Paul Römer (1875-1937) die Leitung der Klinik. Sein erstmals 1910 erschienenes Lehrbuch der Augenheilkunde erlebte zahlreiche Auflagen und für Generationen von Studenten und Augen-ärzten sollte es die Grundlage der Ausbildung werden ( Abb. 39 ).

Trotz seiner großen klinischen Erfahrung war Römer doch vor allem Wissenschaftler. In einem Nachruf hat ihn sein Schüler LÖHLEIN (1937) als die Inkarnation des "romantischen" Wissenschaftlertyps bezeichnet. Während der "klassische" Forscher in steter Konsequenz Baustein um Baustein zu einem Wissenschaftsgebäude zusammentrage, sei der romantische Forscher der ewig rastlose, durch seinen Ideenreichtum sprunghaft wirkende und doch derjenige, der für jeden Vorstoß in die Terra incognita seines Gebietes unentbehrlich sei.

In der Tat hat Paul Römer auf den verschiedensten Gebieten unseres Faches äußerst originelle, bahnbrechende und stimulierende Beiträge geleistet. Bemerkenswert ist seine Entwicklung eines neuen Gerätes zur Augeninnendruckmessung ( RÖMER, 1918 ). Obwohl der Prototyp dieses Gerätes heute verschollen ist, ergibt sich aus Römers Vortrag vor der ophthalmologischen Gesellschaft in Heidelberg, daß es sich hier wohl um eine der interessantesten Entwicklungen dieses Jahrhunderts auf dem Gebiet der Augendruckmessung handelt. Römer hat die grund-sätzlichen Probleme und Fehlermöglichkeiten der Tonometrie klassisch dargestellt und allem Anschein nach hat sein Gerät schon alle Eigen-schaften unserer heutigen "modernen" Applanationstonometer besessen ( vgl. DRAEGER, 1961 ).

Als Mitarbeiter von Paul Ehrlich und Georg Gaffky hatte Römer sich profunde Kenntnisse in der Serologie und der Bakteriologie erworben und auf diesen beiden Gebieten für die Ophthalmologie Pionierarbeit geleistet.

Die damals noch junge Immunologie hat Römer besonders gefördert. Ein Jahrzehnt seines Schaffens war immunologischen Problemen der Kataraktentstehung gewidmet. Aufgrund der Vorstellung, die Ent-wicklung des grauen Stars sei die Folge einer zytotoxischen Wirkung von linsenspezifischen sogenannten Lentotoxinen, begann er in ausgedehnten Therapieversuchen, die sich durch Verwendung von Kontrollkollektiven und streng definierte Bewertungskriterien

Page 28: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

28

auszeichneten, die Wirkung eines spezifischen Linsenserums auf den Verlauf von Linsentrübungen zu verfolgen.

Die ersten Ergebnisse waren ermutigend und Römers bald erscheinende Veröffentlichungen ( RÖMER, 1905 ) fanden ein breites Echo. Sie riefen eine große Zahl von Nachahmern auf den Plan. Nach 10 Jahren brachte dann eine umfassende Gesamtauswertung der Therapiergebnisse die Überraschung, daß zwischen behandelten und Kontrollpatienten doch keine nennenswerten Unterschiede bestanden ( RÖMER, 1910 ). Ein halbes Jahrzehnt immunologischer Forschung hatte inzwischen auch Zweifel an der Richtigkeit des therapeutischen Konzepts aufkommen lassen.

Schönstes und bewundernswürdiges Zeugnis der wissenschaftlichen Integrität Römers und seiner menschlichen Größe ist, daß er diesen seinen Mißerfolg vor der ophthalmologischen Gesellschaft eingestand, seine Methode selbst als Irrweg abstempelte und von einer Fortsetzung derartiger Versuche abriet - übrigens ein Rat, der von vielen anderen - vielleicht geschäftstüchigeren Kollegen nicht beherzigt wurde.

Page 29: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

29

6 Schlußwort Wir haben mit den Römern begonnen. Mit Römer wollen wir unseren Überblick über die Geschichte der Bonner Augenheilkunde schließen. Über die jüngere Vergangenheit mag aus größerem Abstand zu einer späteren Zeit geurteilt werden. Wenn ich mich am Ende dieser Be-trachtungen frage, welche Erkenntnisse sich aus diesem Kapitel Stadt- und Medizingeschichte – jenseits einer gewissen Freude am Anekdotischen und Feuilletonistischen – für mich ergeben, dann drängen sich mir vor allem drei Gedanken auf:

Zunächst bin ich immer wieder erstaunt, wie alt manche Beobachtungen und Erkenntnisse sind, die wir selbst für neu halten oder die uns auf Kongressen als neu präsentiert werden. Wieviele Publikationen mögen bei genauerer Kenntnis der Literatur nicht überflüssig sein?

Zum zweiten stellt man betroffen fest, daß auf der anderen Seite man-che Veröffentlichung, die von den Zeitgenossen begeistert aufgenom men wurde, sich später als Strohfeuer erweis und verdientermaßen der Vergessenheit anheimfiel. Wie wird man die eigenen Arbeiten in einigen Jahren lesen?

Zum dritten aber macht uns die Betrachtung der Geschichte unseres Fachgebietes in Bonn und an dieser Alma mater mit einer Fülle von menschlich und fachlich bedeutenden Wissenschaftlern und Ärzten be-kannt.

Stellvertretend für sie alle seien hier noch einmal der unermüdliche und umfassend ophthalmologisch gebildete Lehrer Saemisch, der geniale Chirurg Kuhnt und der unbestechliche und selbstkritische Forscher Römer genannt. Sie können uns – schwer erreichbare – Vorbilder sein.

Dank: Für wertvolle Anregungen und liebenswürdige Hilfe sei an dieser Stelle Herrn Prof. Dr. H. K. Müller †, Herrn Dr. P. Noelke, Herrn Dr. H. G. Horn, Frau Dr. I Seidlein, Herrn Dr. F. Kremer, Herrn Dr. P. Schwabedal, Frl. M. Pohlmann, Frau B. Engler, Frau B. Polenz , Frau G. Maltzahn, Herrn V. Dragomirescu und Herrn J. P. Wayenborgh gedankt.

Page 30: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

30

Literatur: AXENFELD, T.: Adolf Nieden † ( Nachruf ). Klin. Mbl. Augenheilk. 86, 563-

564 (1916) BAUNSCHEIDT, C.: Der Baunscheidtismus. Vom Erfinder dieser neuen

Heilslehre. 4. Aufl. Wittmann : Bonn (1856) BAUNSCHEIDT, C.: Die Burg Dottendorf bei Bonn von Carl dem Großen

bis zu Carl Baunscheidt. Henry : Bonn (1869) BAURMANN, H.: Über das Phänomen der entoptisch sichtbaren Blut-

bewegung. Klin. Mbl. Augenheilk. 137, 621-629 (1960) BEER, G. J.: Einige Worte an meine zukünftigen Zuhörer. Geroldt : Wien

(1811) BLÜTHGEN, V.: Gedichte. S. 116. Schlömp : Leipzig (1880) BRAUBACH, M.: Die erste Bonner Universität und ihre Professoren.

Universitätsverlag : Bonn (1947) BRAUBACH, M.: Die erste Bonner Hochschule - Maxische Akademie und

Kurfürstliche Universität - 1774/77 bis 1798. Röhrscheid : Bonn (1966)

BRISSEAU, P. B.: Traité de la Cataracte et du glaucoma. Paris (1709) BUSCH, C. D. W.: Einiges über die Wirkung des Musculus obliquus

superior oculi. Müllers Arch. Anat. Physiol. S. 450 (1852) BUSCH, C. D. W.: Cysticercus im Glaskörper. Graefes Arch. Ophthal. 4 (II),

99-105 (1858a) BUSCH, C. D. W.: Eine halb flüssige, halb feste Katarakt. Graefes Arch.

Ophthal. 4 (II), 105-107 (1858b) BUSCH, C. D. W.: Beitrag zur Operation des Entropiums. Graefes Arch.

Ophthal. 4 (II), 107-109 (1858c) BUSCH, C. D. W.: Zur Wirkung des Musculus orbicularis oculorum.

Graefes Arch. Ophthal. 4 (II), 109-112 (1858d) CASANOVA ( CHEVALIER DE SEINGALT ), G.: Meine Haft im Turm. In:

Geschichte meines Lebens. (1790-1798) Zitiert nach der

Page 31: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

31

Deutschen Übersetzung von H. von Sauter. Bd. XI, S.166-169. Propyläen : Berlin (1967)

DAVIEL, J. D.: Sur une nouvelle méthode de guérir la cataracte par l'ex-

traction du cristallin. Mém. Acad.Roy. Chir. 2, 337-352 (1753) DIEZ, J.: Aus der Geschichte des St. Ägidius-Hospitals im 17. Jahr-

hundert. Bonner Geschichtsblätter 3, 87-103 (1947) DÖRING, S. J. L.: Kritisches Repertorium der auf in- und ausländischen

höheren Lehranstalten vom Jahre 1781 bis 1800 herausge-kommenen Probe- und Einladungsschriften aus dem Gebiete der Arneigelahrtheit und Naturkunde. Verlag der Hohen Schulbuch-handlung : Herborn (1803)

DRAEGER, J.: Geschichte der Tonometrie. Karger : Basel & New York

(1961) ELLENBERGER, H. F.: Die Entstehung der dynamischen Psychiatrie. In:

Die Entdeckung des Unbewußten. Bd. I, S. 89-161. Huber : Bern (1973)

ENNEN, E.: Geschichte der Stadt Bonn. II. Teil. Dümmler : Bonn (1962) FECHNER, P. U.; FECHNER, M. U. & REIS, H.: Tadini, the man who

invented the artificial lens. Bull. Soc. Belge Ophtal. 103, 9-23 (1979) FELDMANN: Mémoire sur la kératoplastie. Arch. gén. méd. (4. ser.) 5, 1 -

35 (1844) GRAEFE. A. & SAEMISCH, E. T. (Herausgeber): Handbuch der gesamten

Augenheilkunde. 1. Aufl., 7 Bde. Engelmann : Leipzig (1874-1880) GRAEFE-SAEMISCH – Handbuch der gesamten Augenheilkunde. 2.

Aufl., Engelmann : Leipzig und Springer : Berlin (ab 1898; abge-schlossen 1939)

GRAEFE-SAEMISCH – Handbuch der gesamten Augenheilkunde. 3. Aufl.,

18 Bde. Springer : Berlin (ab 1910; unvollständig eingestellt 1932) GROTEFEND, C. L.: Die Stempel der römischen Augenärzte. Hannover

(1867) HAAGMANN, H.: Carl Baunscheidt: Bonn-Endenich (1809-1873).

Baunscheidt-Gesellschaft : Bonn (1984)

Page 32: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

32

HAMMANN, K.: Edwin Theodor Saemisch (eine historische Studie). Diss.

Bonn (1969) HAUPTMANN, F.: Die Geschichte von St. Adelheidis - Pützchen. In:

Bilder aus der Geschichte von Bonn und seiner Umgebung, Bd. 2. Hauptmann : Bonn o. J.

HELM, J.: Die Geschichte der Augenheilkunde in Frankfurt am Main bis

zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Diss. Frankfurt (1965) HELMHOLTZ, H. VON: Beschreibung eines Augenspiegels zur Unter-

suchung der Netzhaut im lebenden Auge. Förstner : Berlin (1851) HELMHOLTZ, H. VON: Handbuch der physiologischen Optik. 1. Aufl., 3

Lieferungen. Voss : Leipzig (1856-1866) HELMHOLTZ, H. VON: Handbuch der physiologischen Optik. 3. Aufl., 3

Bde. Voss: Hamburg - Leipzig (1909-1910) HELMHOLTZ, H. VON: Vorträge und Reden. 4. Aufl., 2 Bde. Vieweg :

Braunschweig (1896) HERING, E.: Ueber Newton's Gesetz der Farbenmischung. Tempsky :

Prag (1887) HIRSCHBERG, J.: Wörterbuch der Augenheilkunde. Veit : Leipzig (1887) HIRSCHBERG, J.: Geschichte der Augenheilkunde im Altertum. In GRAE-

FE-SAEMISCH: Handbuch der gesamten Augenheilkunde. 2. Aufl., 2. Tl., Bd. 12. Engelmann : Leipzig (1899)

HIRSCHBERG, J.: Geschichte der Augenheilkunde im Europäischen Mit-

telalter. In GRAEFE-SAEMISCH, E: Handbuch der gesamten Augenheilkunde. 2. Aufl., 2. Tl., Bd. 13. Engelmann : Leipzig (1908)

JACOBSON, J.: Die Augenheikunde an preussischen Universitäten, ein

Nothstand im Kultus. Enke : Erlangen (1868) JAEGER, K.: Zur Geschichte der Keratoplastik von ihren Anfängen bis

1950. Diss. Frankfurt (1970) JETTER, D.: Das europäische Hospital: Von der Spätantike bis 1800.

Dumont : Köln (1986)

Page 33: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

33

JOPP, R.: Die Geschichte der Augenheilkunde in der Stadt Köln bis zum

Beginn des 19. Jahrhunderts. Diss. Köln (1981) JUNIUS, P. & KUHNT, H.: Die scheibenförmige Entartung der Netzhaut-

mitte (Degeneratio maculae luteae disciformis). Karger : Berlin (1926)

KLEIN, J.: Stempel römischer Augenärzte. Ein Nachtrag zu Grotefends

Buch. Jahrb. Ver. Alterumsfr. (Bonn) 55, 93-135 (1875) KLOSE, W. R.: Zur Geschichte des Gesundheitswesens der Stadt Bonn.

Diss. Bonn (1955) KOCH, H. - R.: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde. Zur Geschichte der

Ophthalmologie in Bonn von den Römern bis zu Paul Römer. Wayenborgh : Bonn (1977)

KUCKERTZ, N.: Philipp Franz v. Walther, naturphilosophischer Medi-

ziner, Augenarzt und Chirurg. Diss. Bonn (1985) KUCKERTZ, N.: Erkenntnistheoretische Position und wissenschaftliche

Methodik des naturphilosophischen Mediziners Philipp Franz v. Walther (1782-1849) dargestellt an seinen ophthalmologischen und ophsiologischen Veröffentlichenung. Med. Hist. J. 22 , 212-227 (1987)

KUHNT, H.: Beiträge zur operativen Augenheilkunde. Fischer : Jena

(1883) KUHNT, H.: Über die entzündlichen Erkrankungen der Stirnhöhlen und

ihre Folgezustände. Bergmann : Wiesbaden (1895) KUHNT, H.: Über die Verwertbarkeit der Bindehaut in der praktischen

und operativen Augenheilkunde. Bergmann : Wiesbaden (1898) KUNHT, H.: Therapie der Augenkrankheiten. In FINKELNBURG, R.: Die

Therapie an den Bonner Universitätskliniken. S. 353-402. Marcus & Weber : Bonn (1914)

LEYDHECKER, F. K.: Zur Geschichte der Augenheilkunde: Die literari-

schen Quellen der Niedenschen Leseproben. Graefes Arch. Ophthal. 140, 129-140 (1939)

Page 34: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

34

LÖHLEIN, W.: Nachruf auf Paul Römer. Klin. Mbl. Augenheilk. 98, 806-812 (1937)

LÜCKER, R. R.: Max J. S. Schultze (1825-1874) und die Zellenlehre des 19.

Jahrhunderts. Diss. Bonn (1977) MAYER, A. F. J. C.: Ophthalmia aegyptiaca. Graefes & Walthers J. Chir.

Augenheilk. 2, 99 (1821) MAYER, A. F. J. C.: Von den nachteiligen Folgen, welche gewisse

Operationen am Halse auf den Nutritionsprozeß am Auge haben. Graefes & Walthers J. Chir. Augenheilk. 10, 418-426 (1827)

MAYER, A. F. J. C.: Über die Kreuzung der Sehnerven bei Gadus

Morrhua. Neue Notizen a. d. Gebiet d. ges. Heilk. 24, 149-150 (1829) MAYER, A. F. J. C.: Bericht über das anatomische Institut der Königlichen

Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn. Thormann : Bonn (1830) MAYER, A. F. J. C.: Anatomische Untersuchungen über das Auge von

Walfisch, Balaeniden und anderer Cetaceen, mit Bemerkung über die Iris des Menschen und das Auge der Tiere. Verhandl. naturhist. Verein Rheinl. u. Westf.. 10, 1-55 (1853)

MAYER, A. F. J. C.: Das Auge ein Mikroskop. Sitzungsber.niederrhein. Ges.

15, 122-126 (1858) MEYER, J. D.: August Franz Josef Carl Mayer: Leben und Werk. Diss.

Bonn (1966) MÜHLBAUER, F. X.: Über Transplantation der Cornea. Diss. München

(1840) MÜLLER, J.: Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes der

Menschen und Tiere nebst einem Versuch über die Bewegungen der Augen und über den menschlichen Blick. Cnobloch : Leipzig (1826)

NEUHANN, W.: Philipp Franz von Walther als Ophthalmologe darge-

stellt nach der von Max Gemmiger gefertigten Nachschrift seiner Vorlesungen aus den Jahren 1843/44. Demeter : München (1986)

NISSEN, E.: Geschichte der Stadt Bonn. I. Teil. Dümmler : Bonn (1955)

Page 35: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

35

ONSENOORT, A. G. VAN: Geschichte der Augenheilkunde als Einleitung in das Studium derselben. Aus dem Holländischen übersetzt, mit einem Vorwort von Dr. C. W. WUTZER. König : Bonn (1838)

OXÉ, A. & STOKAR, W. VON: Von römischen Augenärzten. Germania

(Berlin) 25, 23-30 (1941) RAUTERT, O.: Römischer Augensalbenstempel aus Bonn und andere

Altertümer. Jahrb. Ver. Altertumsfr. (Bonn) 90, 211-214 (1891) REDWITZ, E. VON: Der Lehrstuhl für Chirurgie an der Rheinischen

Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1818-1953. Universitäts-buchdruckerei : Bonn (1957)

RÖMER, P.: Die Pathogenese der Cataracta senilis vom Standpunkt der

Serumforschung. Graefes Arch. Ophthal. 6o, 175-238 (1905) RÖMER, P.: Sollen die organotherapeutischen Versuch beim Altersstar

fortgesetzt werden? Ber. dtsch. ophthal. Ges. 36, 97-107 (1910) RÖMER, P.: Lehrbuch der Augenheilkunde. 1. Aufl. Urban & Schwarzen-

berg: Berlin - Wien (1910) RÖMER, P.: Neues zur Tonometrie des Auges. Ber. dtsch. ophthal. Ges. 41,

62-68 (1918) ROH, J.: Ich hab wunderbare Hilf erlangt. Votivbilder. Bruckmann :

München (1957) ROUGEMONT, J. C.: Abhandlung über die erblichen Krankheiten.

Fleischer : Frankfurt (1794) ROUGEMONT, J. C.: Rede über die Zergliederungskunst. Abshoven :

Bonn 1789 SADÉE, E.: Das Römische Bonn. Marcus & Weber : Bonn (1925) SAEMISCH, E. T.: Embolie eines Astes der Arteria retinae centralis. Klin.

Mbl. Augenheilk. 4, 32-37 (1866) SAEMISCH, E. T.: Das Ulcus serpens corneae und seine Therapie. Cohen:

Bonn (1870)

Page 36: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

36

SAEMISCH, E. T.: Die Entwicklung der modernen Augenheilkunde. Rede zum Antritt des Rektorates der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität am 18. Oktober 1892. Cohen : Bonn (1892)

SAEMISCH, E. T. (Herausgeber): Graefe-Saemisch – Handbuch der ge-

samten Augenheilkunde. 2. Aufl., Engelmann : Leipzig und Springer : Berlin (ab 1898; abgeschlossen 1939)

SCHMIZ, K.: Die medizinische Fakultät der Universität Bonn 1818 - 1918.

Ein Beitrag zur Geschichte der Medizin. Marcus & Weber : Bonn (1920)

SCHULTZE, M.: Zur Anatomie und Physiologie der Retina. Cohen : Bonn

(1866) SCHULTZE, M.: Über die Nervendigungen in der Netzhaut des Auges

bei Menschen und bei Thieren. Arch. Mikroskop. Anat. 5, 379-403 (1869)

SICHEL, J.: Nouveau recueil de pierres sigillaires d'oculistes romains.

Ann. ocul. 56, 97-132, 216-297 (1866) STEUDEL, J.: Die Frühzeit der Bonner medizinischen Fakultät und

Mesmers "magnetische Heilkunst". In: Kriegsvorträge der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Heft 131, S. 3-18. Scheur : Bonn (1944a)

STEUDEL, J.: Die ersten 50 Jahre der Bonner medizinischen Fakultät im

Spiegel ihrer Zeitschriftengründungen. In: Kriegsvorträge der Rheinischen Friedrich-Wilhelms- Universität. Heft 131, S. 19-39. Scheur : Bonn (1944b)

ST. YVES, C. S.: Nouveau traité des maladies des yeux, les remedes qui y

conviennent et les opérations de chirurgie que leur guérisons exigent, avec des nouvelles découvertes sur la structure de l'oeil qui prouvent l'organe immédiat de la vue. S. 19-39. Paris (1722)

TAYLOR, SIR J.: Mechanismus oder Neue Abhandlung von der

künstlichen Zusammensezung des menschlichen Auges und den besonderen Nuzen desselben, sowohl for sich, als in Absicht der anliegenden Theile nebst seiner Art dessen Krankheiten zu heilen, etc.... Stoks seel. Erben & Schilling : Frankfurt M. (1750)

THEOPOLD, W.: Hab ein kostbar Gut erfleht. In: Homburg-Kostbar-

keiten. Thiemig : München (1977)

Page 37: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

37

THOMÉ, W.: Dissertatio de transplantatione corneae. Diss. Bonn (1834) ULLRICH, H.: Das Stammbuch der blinden Musikerin Maria Theresia

Paradis. Bonner Geschichtsbl. 15, 340-384 (1961) UNIVERSITÄT BONN, KURFÜRSTLICHE: Vorlesungsverzeichnis ( Winter-

vor-lesungen auf der hohen Schule zu Bonn vom Monate November 1797 bis Ostern 1798 ). Bonn (1797)

UNIVERSITÄT BONN, RHEINISCHE FRIEDRICH-WILHELMS-: Vorlesungs-

verzeichnis ( Index Praelectionum Auspiciis Augustissimi et Potentissimi Regis Friderici Guilelmi III in Academia Borussica Rhenana per Menses Hibernos A. MDCCCXIX-XX ). Marcus & Weber : Bonn (1819)

WALTHER, P. F. VON: Über die Krankheiten der Krystall-Linse und die

Bildung des grauen Stars. In: Abhandlungen aus dem Gebiet der praktischen Medizin, besonders der Chirurgie und Augenheil-kunde. S. 1-70. Krüll : Landshut (1810)

WALTHER, P. F. VON: Über die contagiöse Augenentzündung am Nie-

derrhein, insbesondere in der Arbeits-Anstalt Brauweiler, in ihrem Zusammenhang mit der ägyptischen Ophthalmie betrach-tet. Graefes & Walthers J. Chir. Augenheilk. 2, 36-165 (1821)

WALTHER, P. F. VON: Über Pathologie und Therapie der Amaurose.

Graefes & Walthers J. Chir. Augenheilkunde. 30, 1-45 (1841) WALTHER, P. F. VON: Kataraktologie. Graefes & Walthers J. Chir.

Augenheilk. 35, 161-301 (1846) WALTHER, P. F. VON: Die Lehre von den Augenkrankheiten. 2 Bde.

Zugleich Bd. III und IV aus: System der Chirurgie. Herder : Freiburg (1848-1849)

WATERMANN, R. A.: Vom Medizinalwesen des Kurfürstentums Köln

und der Reichsstadt Köln (1761-1802). Watermann : Neuß (1977) WEINLAND, A.: Phillip Franz von Walther und seine Bedeutung für die

deutsche Chirurgie und Augenheilkunde. Diss. München (1905) WOLFF, H.: Die medizinische Fakultät der Kurfürstlichen Akademie und

Universität zu Bonn (1777-1798). Diss. Bonn (1940)

Page 38: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

38

WOLLERSHEIM, F. M.: Dissertatio inaugralis medica de ophthalmia. Diss. Bonn (1788)

WUTZER, C. W.: Zwei Fälle von angeborener regelwidriger Kleinheit des

Augapfels. Meckels Arch. Anat. Physiol. 4, 179 (1830a) WUTZER, C. W.: Über Coloboma iridis mit gleichzeitiger Cataracta

lenticularis. Ammons Z. Ophthal. 1, 253-258 (1830b) WUTZER, C. W.: Opium, auf kranke Augen gebracht, erregt in dem

einen Falle Schlafsucht in dem anderen Verstopfung und dann Schwindel. Ammons Z. Ophthal. 1, 270-274 (1830c)

WUTZER, C. W.: Ergänzung zu der vom Herausgeber dieser Zeitschrift

mitgeteilten Geschichte der Sklerektomie. Ammons Z. Ophthal. 1, 486-489 (1830d)

Page 39: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

39

Legenden Abb. 1: Die römischen Ausgrabungen am Wichelshof. Lithographie

von F. A. Mottu 1819

Abb. 2: Römischer Augenarztstempel aus Bonn. die des rechteckigen Stempels mit den (spiegelverkehrten Aufschriften oben: "C(ai) MON(ti) IU(v)E(nis) DI/ALEPID(os) AD ASP(ritudinem)" und unten: "C(ai) MONTI IUVEN(is) / EUODES AD CLAR (itatem)"

Abb. 3: Der Augenarztstempel wurde in der Gegend der Heerstraße zusammen mit einem Salbenreibstein und einem tönernen Hähnchen gefunden.

Abb. 4: Reste eines in Köln gefundenen Römischen Kollyrs ( OXÉ & von STOKAR, 1941)

Abb. 5: Belagerung und Einnahme der römischen Festung in Bonn durch die Germanen. Französischer Kupferstich aus dem 18. Jahrhundert.

Abb. 6: Das Bonner St. Ägidius-Hospital auf einer Zeichnung von M. Frieckel, 1894

Abb. 7: Grundriß von Bonn aus dem Jahre 1646 mit Lage des St. Ägidius-Hospitals (Pfeil). Ausschnitt aus dem Kupferstich von M. Merian

Abb. 8: Belagerung von Bonn im Jahre 1689. Ausschnitt aus einem zeitgenössischen Kupferstich bei J. Tangena, Leiden

Abb. 9: Der dreieckige Marktplatz von Bonn in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Guckkastenbild von B. F. Leizel nach F. J. Rousseaux

Abb. 10: Votivschrein des Ritters Andreas von Ettling aus der Wallfahrtskirche in Tuntenhausen. Oben Ansicht des Bonner Kriegsschauplatzes von 1584, unten Darstellungen des verletzen (links) und des wieder genesenen Ritters (rechts)

Abb. 11: Das Adelheidsbrünnchen in Beuel-Pützchen. Im Hintergrund die Adelheidis-Kapelle aus dem 17. Jahrhundert

Page 40: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

40

Abb. 12: Ansicht der Residenz vom Süden mit dem Kurfürstlichen Schloß. Auzug aus einem Kupferstich von L. Janscha und J. Ziegler aus dem Jahre 1798

Abb. 13: Sir John Taylor, der berühmteste der "fahrenden Ritter". Frontispiece aus seiner ins Deutsche übersetzen Mono-graphie über "den Mechanismus des Auges" (1750)

Abb. 14: Ankündigung des reisenden Oculisten Taddini im Bönnischen Intelligenzblatt vom 26.03.1789

Abb. 15: Brand des Kurfürstlichen Schlosses am 15.01.1777. Guckkastenbild von B. F. Leizel nach F. J. Rousseaux

Abb. 16: Das Gymnasium in der Bonngasse, früher die Kurfürstliche Universität. Zeichnung von M. Frickel 1894

Abb. 17: Titelblatt der ersten Bonner Dissertation über ein ophthalmologisches Thema von F. M. Wollersheim 1788

Abb. 18: Auszug aus dem Vorlesungsverzeichnis für 1797

Abb. 19: Rougemont nach Watermann:

Abb. 20: Ansicht der Kurfürstlichen Anatomie von 1789. Kupferstich auf dem Titelblatt der Eröffnungsvorlesung von J. C. Rougemont

Abb. 21: Philipp Franz von Walther, der erste chirurgische Ordinarius der Rheinischen Friedich-Wilhelms-Universität

Abb. 22: Titelblatt des von Graefe und Walther herausgegebenen Journals

Abb. 23: Carl Wilhelm Wutzer, der zweite chirurgische Ordinarius

Abb. 24: Wilhelm Busch, der dritte der Bonner Chirurgen und Augenärzte

Abb. 25: August Franz Josef Carl Mayer, der erste der Bonner Anatomen

Abb. 26: Das von Schinkel entworfene anatomische Theater am Bonner Hofgarten. Im Hintergrund das nach dem Brand wiederhergestellte Kurfürstliche Schloss. Stahlstich nach B. Hundeshagen 1832

Abb. 27: Johannes Müller, der bedeutende Anatom und Physiologe

Page 41: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

41

Abb. 28: Herrmann von Helmholtz, der Erfinder des Augenspiegels. Englischer Kupferstich aus dem Jahre 1867

Abb. 29: Der Helmholtzsche Augenspiegel

Abb. 30: Max Schultze, der vierte Bonner Anatom

Abb. 31: Der Aufbau der Netzhaut in einer Darstellung von Max Schultze, 1866

Abb. 32: Der Bonner Mechanikus Carl Baunscheidt mit dem von ihm entwickelten "Lebenswecker" in der Rechten

Abb. 33: Der Baunscheidtsche "Lebenswecker" nach Entfernung der aufgeschraubten Schutzkappe sieht man eine Serie spitzer Nadeln, die nach Zurückziehen durch eine Feder im Handgriff nach vorne geschnellt werden.

Abb. 34: Venus und Adonis mit Markierung der für die Anwendung des Lebensweckers empfohlenen Körperstellen aus Baun-scheidt (1858). Gegen Augenleiden wird zu einer Applikation hinter dem Ohr (B) geraten.

Abb. 35: Die von Baunscheidt an der Stelle der romanischen Burg Dottendorf errichtete Villa. Stahlstich aus Baunscheidt (1869)

Abb. 36: Edwin Theodor Saemisch, der erste Bonner Ordinarius für Ophthalmologie

Abb. 37: Die Universität Bonn von der Hofgartenseite. Holzstich von 1885

Abb. 38: Die neue Universitätsaugenklinik an der Wilhelmstraße. Photographie von 1903

Abb. 39: Die Ambulanz der neuen Universitätsaugenklinik an der Wilhelmstraße. Photographie von 1903

Abb. 40: Das Labor der neuen Universitätsaugenklinik an der Wilhelmstraße. Photographie von 1903

Abb. 41: Eine quittierte Rechnung für stationäre Behandlung über 87 Tage aus dem Jahre 1885, unterzeichent von Herrn Atz, dem Hausmeister der Klinik

Abb. 42: "Nieden Nr. 5", Ausschnitt aus der Sehprobentafel von Adolf Nieden mit einem Vers von Viktor Blüthgen (1880)

Page 42: Koch 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde

H. - R. Koch: 2000 Jahre Bonner Augenheilkunde 06.01.11

42

Abb. 43: Herrmann Kuhnt, der zweite Bonner Ordinarius für Oph-thalmologie. Kneipbild aus der Sammlung des Corps Rhenania Bonn

Abb. 44: Scheibenförmige Entartung der Makula, der sog. Morbus Junius-Kuhnt. Zeichnung aus der Erstveröffentlichung von Junius und Kuhnt (1926)

Abb. 45: Kuhntsche Operation zur Behebung des Ektropiums

Abb. 46: Paul Römer, der dritte Chef der Bonner Augenklinik

Bitte  Beachten:  

Abbildungen  beim  Verfasser  verfügbar:  

[email protected]