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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kompakt VOR ORT Mitbestimmung: Industrie 4.0 definiert die Rolle der Betriebsräte neu TENDENZEN Richtige Weichen gestellt: Charta der Gleichstellung zeigt Wirkung TIPPS Rechtsschutz der IG BCE: Experten für alle Fälle Nr. 05 I MAI 2016 www.igbce.de Der Startschuss für die Chemie-Tarifrunde 2016. Deine Arbeit ist MehrWert 01_titel_Chemie_Tarifrunde_2016_05.indd 1 19.04.2016 09:15:28

kompakt Mai 2016

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In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit der Chemie-Tarifrunde 2016.

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Mitbestimmung: Industrie 4.0 definiert die Rolle der Betriebsräte neu

TENDENZEN Richtige Weichen gestellt: Charta der Gleichstellung zeigt Wirkung

TIPPS Rechtsschutz der IG BCE: Experten für alle Fälle

Nr. 05 I MAI 2016 www.igbce.de

Der Startschuss für die Chemie-Tarifrunde 2016.

Deine Arbeit ist MehrWert

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IG BCE, Königsworther Platz 6, 30167 Hannover; verantwortlich: VB3, Ralf Sikorski, gHV IG BCE; Redaktion: Peter Antoszewski, Abt. Mitglieder/Allgemeine Organisation

MACH DICH STARK FÜR:GUTE ARBEIT IM BETRIEB

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3kompakt | Mai 2016 |

>UNTER UNS

CHRISTIAN HÜLSMEIER Chefredakteur

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G ewerkschaftliches Engagement findet in der Öffentlichkeit leider viel zu

selten Widerhall. Die Arbeit von Vertrauensleuten im Betrieb, die Initiativen

von Ortsgruppen, wann liest man schon mal etwas darüber? Von einer

Berichterstattung im Radio oder gar im Fernsehen ganz zu schweigen. Aber selbst in

der Nachbarschaft oder im Bekanntenkreis ist meist wenig bekannt, was unsere Kolle-

ginnen und Kollegen als Vertrauensleute und in den Ortsgruppen leisten. Sie sind die

Träger der gewerkschaftlichen Idee in den Betrieben und im alltäglichen Miteinander

vor Ort, ohne sie wäre nicht denkbar, was offenbar als kaum erwähnswert, weil allzu

selbstverständlich gilt: die Mitgestaltung durch die Beschäftigten in der Arbeitswelt und

in unserer Gesellschaft insgesamt.

SELBSTVERSTÄNDLICH IST DAS IN WAHRHEIT KEIN STÜCK. In jedem Ein-

zelfall entscheiden sich immer wieder ganz konkret Kolleginnen und Kollegen: Ja, ich

mache da mit. Ja, ich nehme mir dafür Zeit. Ja, mir ist es viel wert, mich für andere

einzusetzen und meinen Beitrag zu leisten, dass es in unseren Betrieben und in mei-

nem persönlichen Umfeld fair und gerecht zugeht. Ja, ich will selbst etwas dafür tun,

dass meine Gewerkschaft stark ist, dass wir zum Beispiel ordentliche Tarifverträge

durchsetzen – so wie jetzt wieder in der anstehenden Runde in der chemischen Indus-

trie. Wie wäre es wohl um Geld und Arbeitszeit, um Gesund-

heitsschutz und Vereinbarkeit mit dem Fami-

lienleben bestellt, wenn es diese Leute nicht ge-

ben würde? Natürlich, viel schlechter. Und es ist

schade, dass diese wichtige Rolle unserer Ver-

trauensleute und Ortsgruppen nicht stärker ge-

sehen wird und mehr öffentliche Anerkennung

findet. Verdient wäre das allemal, und deshalb

stellen wir in dieser Ausgabe von kompakt

stellvertretend für alle auch eine Kollegin (siehe

Foto) und einen Kollgen vor, die sich erneut zur

Wahl stellen, damit die gute Arbeit unserer Ver-

trauensleute und Ortsgruppen erfolgreich weiter-

geführt werden kann (Seite 18–19). Es sind Menschen

mit Kraft und Haltung, die sich auf das Vertrauen

ihrer Kolleginnen und Kollegen stützen und deren

Mandat ganz demokratisch durch Wahlen legitimiert

ist. Darauf darf man stolz sein. Respekt.

Mit Kraftund Haltung

[email protected] Foto: Stefan Koch

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IMMER IM HEFT

03 Unter uns06 Aktuelles20 Leserforum/Impressum30 Einer von uns40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz

Titelbild: Jeschke/IG BCE

11 StandpunktMichael Vassiliadis über die Rente.

TITEL12 Fair und gerecht: Fünf Prozent

Die chemische Industrie befindet sich auf Erfolgskurs, da ist eine kräftige Erhöhung der Entgelte angesagt.

THEMEN18 Vertrauensleute- und Ortsgruppenwahlen

Jessica Tölle und Ingo Wesselborg engagieren sich für Arbeitnehmerinteressen – als Vertrauensfrau und Orts-gruppenvorstand. kompakt wollte wissen, was sie dazu bewegt.

TENDENZEN31 Gegen Lohndumping

Tausende Gewerkschafter demonstrierten Anfang April in München gegen den Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen. Mit Erfolg. Der Weg für ein Gesetz ist frei.

34 Gleich geht vorIdentische Berufschancen für Frauen und Männer – das ist nicht überall selbstverständlich. kompakt stellt zwei Unternehmen vor, die zeigen, wie es funktioniert.

TIPPS36 Sinnvoller Schutz im Urlaub Tausende von Euro können zusammenkommen, wenn man im Urlaub erkrankt. kompakt erklärt, was beim Abschluss einer Auslands-Krankenversicherung beachtet werden sollte.

38 Drum prüfe, wer sich lange bindetMüssen Mitarbeiter die vom Arbeitgeber bezahlten Weiterbildungskosten bei ihrer Kündigung zurück- zahlen? kompakt erklärt, wann es teuer wird.

39 Experten für alle FälleIG-BCE-Mitgliedern steht kostenloser Rechtsschutz zu. Alles Wissenswerte dazu auf einen Blick.

VOR ORT 21–29

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Schneeweiße Rohre

CeramTec stellt Werkstoffe aus technischer Keramik her. Das Unternehmen erzeugt unterschiedlichste Produkte, die extremen Anforderungen standhalten müssen.

Zukunft »Gläserner Beschäftigter«?Ohne zeitliche und örtliche Begrenzung arbeiten, immer mit-ten im Datenstrom – ist das die schöne neue Arbeitswelt? Diese und andere Fragen diskutierten Betriebsräte, Wissenschaftler der Hans-Böckler-Stiftung und Ge-werkschafter auf der Fachtagung »Besser geht’s mit.bestimmt« im April in Hannover.

Arbeiten im privaten LaborIG BCE und die Hans-Böckler-Stiftung haben eine Studie zur Lage der privaten Laborbetriebe vorgelegt. Die Ergebnisse: Weibliche Beschäftigte sind in der Überzahl, was sie verdie-nen ist auch bei gleicher Arbeit unterschiedlich, oft sogar innerhalb eines Unterneh-mens. Die Arbeitszeiten sind häufig nicht geregelt, es herrschen kaum Tarif-bindung und ein Defizit an Mitbestimmung.

Gut verhandeltZu wenig Regen war der Grund, weshalb 1000 K+S-Beschäf-tigte Anfang April ihre Arbeit weitgehend ruhen lassen muss-ten und Kurzarbeitergeld erhielten. Glücklicherweise gibt es seit Ende 2015 eine Betriebsvereinbarung zur Kurzarbeit. Davon profitieren die Beschäftigten jetzt erstmals.

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>INHALT MAI 2016

31 Gegen Lohndumping Einer von uns 30

36 Sinnvoller Schutz im Urlaub Mein Arbeitsplatz 42

Fair und gerecht: Fünf Prozent 12

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Reiche Länder, arme KinderUM DIE CHANCENGLEICHHEIT der Kinder ist es auch in den reichsten Ländern der Welt schlecht bestellt. Seit Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise sind die Einkommensunterschiede in den meisten Ländern gewachsen, besonders in südeuropäischen »Euro-Krisenstaaten« wie Griechenland, Italien oder Spanien. Das attestiert das UN-Kinderhilfswerk UNICEF in einem Bericht über Ungleich-heiten beim Kindeswohl in 41 Ländern der Europäischen Union. In Deutschland hinkt die Chancengleichheit ebenfalls hinterher, auch wenn man bei der Erziehung deutlich aufgeholt hat und nun besser dasteht als Österreich und Frankreich.

BILD DES MONATS

KNAPP ZWEI STUNDEN war der Schimpanse Chacha auf der Flucht. Während seines spektakulären Ausbruchs aus dem Zoologischen Park Yagiyama im japanischen Sendai kletterte das 24 Jahre alte Tier über Stromleitungen und setzte sich auf einen Hochspannungsmast. Erst durch einen wohlplat-

zierten Betäubungspfeil eines Zoomitarbeiters ließ sich der aufgebrachte Affe beruhigen. Und auch wenn Chacha mit seiner Kletteraktion die Stromzufuhr für rund 1800 Haus-halte in Sendai lahmlegte, dürfte sein Auftritt noch nicht ganz für eine Verfilmung à la King Kong ausgereicht haben.

AUFREGER DES MONATS

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>AKTUELLES

Papiere aus Panama2,6 TERABYTE DATEN überspielte ein Whistleblower auf ver-schlüsseltem Wege der Süddeutschen Zeitung im vergangenen Jahr. Es handelte sich dabei um interne Dokumente der panama-ischen Kanzlei Mossack Fonseca, einer Firma, die weltweit ano-nyme Briefkastenfirmen verkauft, mit deren Hilfe sich wiederum allerlei Geschäfte verschleiern lassen. Auch die schmutzigen.

Die Daten geben ei-nen Einblick in eine verborgene Welt. Sie belegen, wie eine glo-bale Industrie, ange-führt von großen Ban-ken, Anwaltskanzleien und Vermögensver-waltern, die Besitz- tümer von Politikern, FIFA-Funktionären, Betrügern und Dro-genschmugglern, aber auch von Milliardä-

ren, Prominenten und Sportstars verschwiegen verwaltet. Ins Visier gerieten neben dem britischen Premier David Cameron und dem argentinischen Präsidenten Mauricio Macri auch der mittlerweile zurückgetretene isländische Regierungschef Sig-mundur David Gunnlaugsson. Nach erheblichem internationa-lem Druck will Panama künftig Steuerdaten mit anderen Län-dern austauschen. Auch soll nicht mehr erlaubt sein, anonym Firmen zu besitzen, kündigte Panamas Präsident Varela an.

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ZWEI MILLIARDEN US-DOLLAR: Nach den US-amerika- nischen IT-Milliardären Bill Gates und Mark Zuckerberg ver-spricht nun auch in China der erste Unternehmer eine Milliar-denspende. Dem Unternehmer Ma Huateng, besser bekannt unter seinem englischen Namen Pony Ma, hat der Geschäfts-erfolg ein Vermögen eingebracht, das auf knapp 19 Milliarden US-Dollar geschätzt wird. Das macht Ma zum viertreichsten Chinesen. Nun will Ma der Gesellschaft etwas zurückgeben: Aktien im Wert von zwei Milliarden Dollar sollen aus seinem Vermögen in seine Stiftung überführt werden. Ma kündigte an, das Geld in Projekte in China zu investieren, die der Förderung von Medizin, Bildung und Umweltschutz gewidmet sind.

ZAHL DES MONATS

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Razzia: Ermittler durchsuchten die Ge-schäftsräume von Mossack Fonseca.

Ruhrfestspiele: Karten zu gewinnen ES IST EINES DER ÄLTESTEN und gleichzeitig eines der größten und renommiertesten Theaterfestivals Europas: Die 70. Ruhrfestspiele widmen sich in diesem Jahr dem Thema Mare Nostrum. So bezeichneten die Römer das Mittelmeer, die Wiege unserer Kultur. Theaterstücke aus den Mittelmeeranrainerstaaten prägen 2016 die Fest-spiele.

Wer dabei sein möchte, kann 3x2 Karten für die Premie-renvorstellung des in Italien spielenden Stücks »Rocco und seine Brüder« mit Cosma Shiva Hagen am 4. Juni 2016 um 18 Uhr im Ruhrfestspielhaus (Foto) gewinnen.

Beantworten Sie einfach diese Frage:Welcher von Roccos Brüdern wird zu seinem Rivalen?

Die Antwort senden Sie bitte bis zum 16. Mai 2016 an:[email protected] oder per Post anIG BCE kompakt, Königsworther Platz 6, 30167 Hannover.

www.ruhrfestspiele.de

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AKTION DES MONATS

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Die lange Zeit zäher Verhandlun-gen ging Ende April endlich zu Ende, als Vattenfall bekanntgab,

seine ostdeutschen Kraftwerke und Tagebaue an die tschechische »Energe- tický a Promyslový Holding« (EPH) zu verkaufen. Zwar muss der schwedische Staat als Eigentümer von Vattenfall noch zustimmen. Doch: »Die IG BCE erwar-tet, dass nun rasch die lange und belas-tende Zeit der Unsicherheit über die Zu-kunft der Lausitzer Braunkohle endet«, erklärte Michael Vassiliadis, Vorsitzen-der der IG BCE.

DIE EPH-GRUPPE des Investors Daniel Kretinsky übernimmt damit das zweit-größte deutsche Braunkohlenrevier mit vier Tagebauen und drei Kraftwerken in Brandenburg und Sachsen sowie die Be-

teiligung am Kraftwerk im sächsischen Lippendorf, das Vattenfall gemeinsam mit EnBW betreibt. Direkt betroffen vom Verkauf sind rund 8000 Beschäf-tigte. Vattenfall geht davon aus, dass an der Lausitzer Braunkohle rund 16 000 weitere Arbeitsplätze bei Zulieferern hängen.

Kretinsky ist erst 40 Jahre alt und doch schon einer der reichsten Tschechen. Ge-meinsam mit dem Finanzmogul Patrik Tkac startete Kretinsky 2009 die EPH-Gruppe, die innerhalb kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Akteure in der mittelosteuropäischen Energiebranche geworden ist. Die Mitteldeutsche Braun-kohlengesellschaft (Mibrag) gehört ebenfalls zu EPH.

EPH bekannte sich zu einem sozial-partnerschaftlichen Miteinander und er-

klärte, die Zusammenarbeit mit Betriebs- räten und der IG BCE suchen zu wollen – bei voller Respektierung der Mitbestim-mungskultur.

»EINE GUTE LÖSUNG ist getroffen«, sagte Rüdiger Siebers, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Vattenfall Eu- rope Mining AG. Die IG BCE hatte früh-zeitig Forderungen in den Verkaufs- prozess eingebracht:

l Alle Tarifverträge müssen auch nach dem Eigentümerwechsel gültig blei-ben.

l Das gilt für alle Betriebsverein- barungen sowie den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis mindestens 2020.

Sicher in die ZukunftFoto: Vattenfall

> AKTUELLES

VATTENFALL will die ostdeutschen Kraftwerke und Tagebaue verkaufen. Nun muss noch der schwedische Staat als Eigentümer dieser Vorentscheidung zustimmen.

Verkaufsmasse: Vattenfalls Beteiligung am Kraftwerk Lippendorf in Sachsen

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>AKTUELLES

Millionen profitieren

Praktikant gesuchtDIE IG BCE sucht für die Hauptverwaltung in Hannover zum 15. Juli 2016 für den Zeitraum von acht Wochen einen Praktikanten für die Fachabteilung Arbeitspolitik. Das Praktikum umfasst die inhaltliche und organisato- rische Vorbereitung einer Fachtagung sowie die konzep-tionelle Unterstützung bei der Planung einer Kampagne zur Initiative »Büro 4.0«. Bewerber sollten Methoden-kompetenz und didaktisches Verständnis mitbringen. Das Praktikum wird angemessen vergütet. Die Bewer-bungsfrist endet am 15. Mai. Geistes- und Sozialwissen-schaftler oder Studenten vergleichbarer Fachrichtungen ab dem vierten Semester bewerben sich per Post an die Hauptverwaltung oder per E-Mail an [email protected].

www.igbce.de/stellenausschreibung-praktikumsplatz/122402

Tablet zu gewinnen

VOLLER ER- FOLG: Vier Millionen Menschen profitieren laut Statisti-schem Bun-desamt vom im vergange-nen Jahr ein-geführten Mindestlohn. Etwa jeder zehnte Beschäftigte hat somit mehr Geld in der Tasche. Betroffen sind vor allem Beschäftigte in Ostdeutschland, Minijobber und Frauen. Mehr als 80 Prozent der nun geschützten gering bezahlten Jobs bestehen in Betrie-ben, die nicht tarifgebunden sind. Besonders häufig gibt es diese im Einzelhandel und in der Gastronomie.

DIE HOMEPAGE vom Bündnis der gewerkschaftlichen Bildungsträger weist auf Betriebsratsseminare für alle Branchen hin. Auf den Gewinner einer Verlosung wartet derzeit ein portabler Bildungsträger: ein Tablet. Teilnah-meschluss ist der 31. Mai 2016. Alle weiteren Infos sowie die Gewinnspielfrage sind auf der Homepage einzusehen.

www.betriebsrat-und-tat.de/gewinnspiel/

Auch Bedienungen bekommen mehr Geld.

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Fragen an Timo Bergmann3

Das Bundesjugendtreffen steht unter dem Motto: »Unser Beat, der Dich bewegt!« Was meint ihr damit?Das Motto schlägt eine Brücke zu unserer Kampagne IG BCE-Jugend-Be.Wegung. In der Kampagne geben wir vier Handlungsfelder vor, mit denen sich die IG-BCE-Jugend auseinandersetzt: Politik, Gesellschaft, Betrieb und Tarif. Das sind für uns die zentralen Themen, die die Arbeits-bedingungen aller Beschäftigten prägen. Diese sind dem Leitbild der IG BCE entnommen. Wir möchten auf dem Bundesjugendtreffen mit den Teilnehmern in Workshops über diese vier Themen diskutieren.

Was erhoffst du dir von diesen Workshops?Wir haben drei Workshopphasen, sodass sich alle Teilneh-mer mit drei der vier Handlungsfelder auseinandersetzen können. In den Workshops kann jeder über seine eigenen Erfahrungen berichten. Ein Beispiel: Ich leite einen Work-shop zum Thema Betrieb. Was die Ausbildung angeht, komme ich aus einem eher kleineren Betrieb, während andere Teilnehmer aus sehr großen Ausbildungsbetrieben dabei sein werden. Die Diskussionen sollen in Handlungs-empfehlungen münden: Wir werden auch schon über mögliche Anträge für die Bundesjugendkonferenz und den Gewerkschaftskongress im kommenden Jahr sprechen.

Was bedeutet das Treffen für dich?Ich nehme das erste Mal an einem Bundesjugendtreffen teil. Ich freue mich schon darauf, viele Leute wiederzuse-hen, die ich vom Jugendforum, von Demos, dem Landesbe-zirks- oder Bundesjugendausschuss kenne. Und ich freue mich natürlich darauf, viele neue Leute kennenzulernen. Im Vorfeld haben sich alle acht Landesbezirksjugendaus-schüsse mit einem Thema auseinandergesetzt. Wir aus dem Landesbezirk Nord haben uns mit sozialem Wohnungs-bau beschäftigt. Dieses Thema stellen wir den anderen vor.

Das Mitglied des Bundesjugendaus-schusses über das BUNDESJUGEND-TREFFEN, das vom 5. bis 8. Mai in Bayern stattfindet.

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Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]

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> AKTUELLES>

200 Jahre Bergbaulehre

Energiewende braucht Fahrplan

DIE TECHNISCHE HOCHSCHULE Georg Agricola (THGA) feierte am 15. April ihr 200-jähriges Jubiläum mit einem Fest-akt. Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE, würdigte die Arbeit der ehema-ligen Bergschule: »Auf dem Weg zu einer lebenswerten Fortentwicklung unserer Gesellschaft spielen Lehre und For-schung eine Schlüsselrolle. Die TH leis-tet seit 200 Jahren einen wertvollen Bei-trag zum Gelingen dieses Zieles und

gestaltet dadurch die Zukunft aktiv mit.« Die nordrhein-westfälische Ministerpräsi-dentin Hannelore Kraft sagte: »Die gute Ausbildung an der TH war eine wesentliche Grundlage für den industriellen Boom im Ruhrgebiet – für den schier unglaublichen Aufstieg einer landwirtschaftlich geprägten Region an der Ruhr zur Herzkammer der Industrie in Deutschland.« Einen Blick in die Zukunft warf RAG-Stiftungsvorstand Werner Müller: Die THGA werde »auch weiterhin Fachkräfte hervorbringen, die das Wissen des Bergbaus bewahren und es für künftige Aufgaben weiterentwickeln«.

Mehr Informationen zur Geschichte der TFH: www.igbce.de/-/GTs

EINEN AKTIONSPLAN für die Energie-wende forderte der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis auf der 4. Betriebs-rätekonferenz des Innovationsforums Energiewende (If.E) in Berlin Mitte Ap-ril. Dieser müsse aufzeigen, wie die Vor-aussetzungen geschaffen werden sollen, um tatsächlich auf Braun- und Steinkoh-le, Öl und Gas verzichten zu können. Solange es diesen nicht gebe, »verbieten sich kurzsichtige und allein klimapoli-tisch motivierte Ausstiegsdiskussionen«, sagte Vassiliadis und mahnte: «Wir brau-chen keine leichtfertigen, ideologischen Wettrennen um Ausstiegspläne.« Solan-ge die offenen Fragen, wie Strom aus Erneuerbaren gespeichert werden kann, nicht geklärt wären, sei es notwendig, die Energiewende durch fossile Energie-träger abzusichern. »Wir sind nicht gegen die Energiewende«, machte der IG-BCE-Vorsitzende deutlich, »sondern für eine bessere.« Um auf die ungelösten Probleme im Energiesektor aufmerksam zu machen, hat das If.E eine Informa- tionskampagne unter dem Slogan »Vor-rang für Speicher« gestartet. www.innovationsforum-energiewende.de

Der Ruhrkohle-Chor besang das Jubiläum.

> Montanmitbestimmungsgesetz verabschiedet

Mit großer Mehrheit wurde am 10. April des Jahres 1951 das Ge- setz über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in den Betrieben des Bergbaus sowie der Eisen und Stahl erzeugenden Industrien im Bun-destag verabschiedet, berichtete Die Bergbauindustrie in ihrer April-Ausgabe 1951.

Kein Gesetz hat im Nachkriegs-deutschland die Geister so sehr bewegt. Bei den Gewerkschaften war die Zustimmung groß. In gleichem Maß rief das Gesetz bei Arbeitgeberverbänden Widerspruch hervor.

Die Gewerkschaften setzten sich schließlich durch: Mit dem Inkraft-treten des Montanmitbestimmungs-gesetzes konnten sie ihre Forderung nach einer echten paritätischen Mitbestimmung im Aufsichtsrat von Montanunternehmen verwirklichen. In der Folgezeit wiederholten die DGB-Gewerkschaften ihre Forde-rung: Die Regelungen der Montan-mitbestimmung müssen auf andere Industriezweige ausgedehnt werden. Diese Versuche mündeten in der Verabschiedung des Mitbestim-mungsgesetzes im Jahr 1976.

Mehr über neue Herausforderungen für die Mitbestimmung lesen Sie auf Seite 25 in dieser Ausgabe.

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MICHAEL VASSILIADIS Vorsitzender der IG [email protected]

>STANDPUNKT

Foto: vege/Fotolia

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Unter den Beschäftigten wächst seit Längerem schon die Sorge um den Lebensstandard im Alter. Gerade jüngere Menschen zweifeln zunehmend, dass auch sie später einmal eine angemessene Rente erhalten. Diese Zweifel

und Sorgen sind sehr berechtigt.

DAS NIVEAU DER GESETZLICHEN RENTE SINKT, und für die Arbeitnehmerin-nen und Arbeitnehmer bedeutet das: Wenn nichts geschieht, dann werden sie künf-tig mit weniger Geld auskommen müssen als heutige Rentner. Selbst die private Vor-sorge bietet bei Zinssätzen nahe null kaum einen Ausweg. Viele Jahre waren wir stolz, dass in Deutschland Altersarmut für die große Mehrheit kein Thema war. Jetzt rückt das wieder näher an die Menschen. Deshalb muss der Abwärtstrend in der Alterssicherung gestoppt und umgekehrt werden.

WER ORDENTLICH BEITRÄGE ZAHLT, VERDIENT AUCH EINE GUTE RENTE. Und das ist etwas anderes als Grundsicherung. Deshalb fordern wir von der Politik: Das Rentenniveau darf nicht weiter sinken. Als erster Schritt ist die gesetzliche Rente als wichtigster Pfeiler der Alterssicherung unverzüglich zu stabilisieren. Das allein aber wird auf Dauer nicht reichen. Wir brauchen weitere Schritte auf dem Weg zu einer guten, zukunftsfähigen Alterssicherung. So wie sie etwa in der chemischen Industrie mit unseren Demografie-Tarifverträgen und einer starken betrieblichen Altersvorsorge gegangen sind. Immerhin ist das Problem mitterweile in der Politik angekommen. Wir werden dafür streiten, dass nun auch gehandelt wird. Mit der Rente muss man rechnen können – dieses Versprechen des Sozialstaats werden wir mit aller Kraft einfordern.

Rechnen können mit der Rente

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> TITEL TARIFRUNDE CHEMIE

Fair und gerecht: Fünf Prozent

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Fair und gerecht: Fünf Prozent

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In den vergangenen zehn Jahren sind die Entgelte in der chemischen Industrie

um weit über 30 Prozent gestiegen, Sonderzahlungen sind dabei nicht

eingerechnet. Mit der IG BCE kommt MehrWert in die Taschen.

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PreissteigerungsrateTariferhöhungen

Foto: BillionPhotos.com/Fotolia

DIE CHEMISCHE INDUSTRIE bewegt sich auf Erfolgskurs, die Prognosen sind gut. Daran haben die Beschäftigten einen entscheidenden Anteil. Das muss in den Portemonnaies spürbar werden. Die Gewinne und Dividenden sprudeln, da ist auch eine kräftige Erhöhung der Entgelte angesagt.

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> TITEL TARIFRUNDE CHEMIE

D ie Chemie-Tarifrunde nimmt Fahrt auf. In seiner April-Sitzung setzte der IG-BCE-Hauptvor-

stand die Leitpfähle. Nach ausführ- licher Debatte verabschiedete das Gremium einstimmig die Forderungs-empfehlung: Die Entgelte und Ausbil-dungsvergütungen sollen um 5 Pro-zent steigen. Außerdem drängt die Gewerkschaftsspitze darauf, den Tarif-vertrag »Zukunft durch Ausbildung« weiterzuentwickeln.

DIE FORDERUNGSEMPFEHLUNG setzt die Richtwerte für die nun beginnende Diskussion in den rund 1900 Chemie-Betrieben mit 550 000 Beschäftigten. Die Ergebnisse werden im Mai in den elf Tarifbezirken zusammengeführt, am 25. Mai beschließt die große Bundes-

tarifkommission endgültig über die Forderung.

Am 30. Mai beginnen die Verhand-lungen mit den Arbeitgebern, der Auf-takt läuft in Hessen.

In den vergangenen zehn Jahren hat die IG BCE die Entgelte um 33 Prozent nach oben getrieben, auch nach Ab- zug der Preissteigerungsrate bleibt ein dickes Plus. Allein der Tarifabschluss 2015 hat beispielsweise für einen Beschäftigten in der Entgeltgruppe 6 (Tarifbezirk Nordrhein, Steuerklasse III/2) im Jahr rund 700 Euro mehr ge-bracht. Netto.

Der Flächentarifvertrag Chemie liegt in der absoluten Spitzengruppe. Dieser Erfolg hat sich nicht von allein einge-stellt, dahinter steckt das Engagement Hunderttausender Gewerkschafter.

Trotz der beeindruckenden Zahlen entwickeln sich die Arbeitnehmer-Ent- gelte und die Kapitaleinkommen nicht im Gleichklang. Ganz im Gegenteil, die Kluft wird immer größer. Im Vergleich zum Jahr 2000 sind die Gewinn- und Vermögenseinkommen um 30 Prozent stärker als Löhne und Gehälter gewach-sen. Das ist ungerecht, auch deshalb steht die Tarifrunde unter dem Motto »Deine Arbeit ist MehrWert«.

EINE ENTGELTERHÖHUNG um 5 Prozent kann die Branche gut verkraften. Das un-termauern aktuelle Daten aus den Unter-nehmen. So hat Henkel 2015 einen Jahres-überschuss von 18,4 Prozent hingelegt, Continental ist stolz auf ein Konzernergeb-nis von 14,8 Prozent. Bayer hat gar über 20 Prozent erzielt, Covestro 26,1 Prozent.

Deine Arbeit ist MehrWert

Die Auftragsbücher sind voll, die Kapazitäten gut ausgelastet. Über ein Drittel der Chemie-Betriebe kann die Mehrarbeit nicht ausgleichen und baut Zeitguthaben auf.

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❚ Überstunden, Aufbau von Zeitguthaben

❚ Die tarifliche Wochenarbeitszeit wird durchschnittlich eingehalten.

❚ Abbau von Zeitguthaben

❚ Es gibt Kurzarbeit.

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Der Tarifvertrag »Zukunft durch Ausbildung und Berufseinstieg« hat sich zu einer Erfolgsstory gemausert. Das Abkommen sichert ein hohes Ausbildungsniveau.

DIE DEUTSCHE CHEMIE ist gut auf- gestellt und baut ihre Marktanteile vor allem dank einer hohen Wettbewerbs-fähigkeit weiter aus. Auch die Prognosen zeigen nach oben, im laufenden Jahr herrschen gute Rahmenbedingungen.

Für exportorientierte Branchen sind die Wechselkurse besonders wichtig. Gegen-über der globalen Leitwährung Dollar hat der Euro von 2014 auf 2015 über 20 Cent verloren. Auch in diesem Jahr bleibt der Euro vergleichsweise schwach, Folge: Die Waren werden im Ausland bil-liger, können leichter verkauft werden.

Die Rohstoffpreise sind nach Berech-nungen des Wirtschaftsinstituts HWWI seit 2010 um 39 Prozent gesunken, die Energierohstoffpreise sogar um 45 Pro-zent. Fachleute gehen davon aus, dass sich an diesem niedrigen Niveau vorerst nichts

ändern wird. »Die niedrigen Zinsen, der Euro-Kurs und der Ölpreis verschaffen der deutschen Wirtschaft derzeit Rücken-wind«, fasst Marijn Dekkers, Präsident des (Arbeitgeber-)Verbands der Chemischen Industrie die Lage zusammen.

In der Tat, nicht allein die Chemie, die deutsche Volkswirtschaft insgesamt wächst stabil. Der Konjunkturmotor läuft – aber er braucht Sprit. Sprich: Die Binnennachfrage muss weiter angekur-belt werden. Und das geht nur mit guten Tarifverträgen.

AUCH GLOBAL gewinnt die Wirtschaft wieder an Fahrt. Die EU-Generaldirektion für Wirtschaft und Finanzen (GD ECFIN) rechnet mit einer zunehmenden Dyna-mik zum Jahresende und einer Fortset-zung dieser Entwicklung 2017.

DIE BEVÖLKERUNG schrumpft und wird älter – der demografische Wandel gehört zu den großen Herausforderun-gen unserer Zeit. Eine vorausschauende Nachwuchssicherung gehört deshalb schon lange zu den Kernanliegen der IG BCE. 2003 hat die Gewerkschaft dar-über einen Tarifvertrag abgeschlossen, seither wurde das Regelwerk immer wie-der erneuert und ausgeweitet. Trotz sin-kender Schulabgängerzahlen konnte so für ein hohes Ausbildungsniveau gesorgt werden.

Ende 2016 läuft das Abkommen über Ausbildungsplatzzahlen aus, die IG BCE will diesen Vertrag fortführen und wei-terentwickeln. Zugleich geht es darum, die Abkommen »Start in den Beruf« und »StartPlus« auf die Höhe der Zeit zu bringen. Beim Thema Übernahme nach

Ausbildungsplatzangebot

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❚ Soll-Angebot

❚ Ist-Angebot

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16

> TITEL TARIFRUNDE CHEMIE

| kompakt | Mai 2016

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Die IG BCE berichtet im Internet ständig und aktuell über die Chemie-Tarifrunde: Unter www.chemie2016.de geht die digitale Tarifkampagne an den Start, hier werden alle

In guter Verfassungder Ausbildung gibt es Nachholbedarf. Zwar erhielten 2015 gut 45 Prozent der Ausgelernten unbefristete Arbeits-verträge, vor drei Jahren waren es nicht einmal 20 Prozent. Ein deutlicher Fort-schritt, doch befriedigend ist die Situa-

AKTUELL IM NETZ

. . . besser sein als letztes Jahr

29 %

. . . genauso sein wie letztes Jahr

48 %

. . . etwas schlechter sein als letztes Jahr

16 %

. . . wesentlich schlechter sein als letztes Jahr

3 %

Die wirtschaftliche Lage des Betriebs wird 2016 . . .

3 %. . . wesentlich besser sein als letztes Jahr

Die Prognosen für das Gesamtjahr fallen eindeutig aus. Ein Drittel der Betriebsräte geht davon aus, dass es 2016 wesentlich besser oder besser sein wird als 2015. Knapp die Hälfte rechnet mit einer konstanten Lage.

tion noch immer nicht. Die Gewerk-schaft bleibt am Ball.

DIE IG BCE geht gut gerüstet in die Tarif-runde 2016. An Argumenten mangelt es nicht – jetzt geht es darum, die PS auf die

Straße zu bringen. In 71 Prozent aller Chemie-Betriebe läuft es gut oder sehr gut. Das geht aus einer IG-BCE-Umfrage unter den Betriebsräten der Branche her-vor. Alle wichtigen Kennziffern stehen im Plus, auch die Aussichten sind gut.

12_17_titel_Chemie_Tarifrunde_2016_05.indd 16 21.04.2016 15:26:22

17kompakt | Mai 2016 |

SpitzenklasseNein, die Chefetagen sparen

nicht mit Lob für die Chemie-

Beschäftigten. Das ganze Jahr

über ist von Können, Einsatz

und Flexibilität die Rede. Sehr zu

recht übrigens, denn ohne die

Leistung der Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmer stünde die

deutsche Chemie nicht da, wo

sie steht. In der Weltspitze.

Zu Zeiten der Tarifrunden

singen die Arbeitgeber allerdings

ein ganz anderes Lied. Gute

Jahresabschlüsse, hohe Dividen-

den und positive Rahmenbedin-

gungen spielen da keine Rolle

mehr. Urplötzlich ist alles gar

nicht mehr so schön, die Lage

grau in grau und am Horizont

ziehen düstere Wolken herauf.

Wir kennen das und lassen uns

davon nicht beirren. Es bleibt

dabei: Gute Arbeit ist MehrWert.

Die Währung für gute Arbeit ist

ein guter Tarifabschluss. Eine

Erhöhung der Entgelte um 5 Pro-

zent ist angemessen und ent-

spricht der Lage.

Z W I S C H E N R U F

PETER HAUSMANNIG-BCE-Verhandlungsführer

wichtigen Infos gebündelt. In den sozialen Netzwerken (Twitter, Facebook) markieren die Stichworte #Chemie2016 und #flaggezeigen die Inhalte zur Tarifrunde.

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Basis für eine Forderungsempfehlung ist die gründliche Analyse der Branche. Der IG-BCE-Hauptvorstand zieht dabei die Daten verschiedener Wirtschaftsins-titute zurate, auch die Zahlen des Sta-tistischen Bundesamts oder Veröffent-

lichungen der EU-Kommission fließen in die Beratungen mit ein.

Wichtige Aufschlüsse liefert nicht zu-letzt eine repräsentative Erhebung unter den Chemie-Betriebsräten. Die aktuelle Frühjahrs-Umfrage förderte klare Ergeb-nisse und Trends zutage:

Die Gewinne werden 2016 im Vergleich zum Vorjahr in

53 Prozent der Unternehmen etwa konstant bleiben, 27 Prozent erwar- ten steigende Gewinne. Nur 4 Pro- zent der Betriebsräte erwarten Verluste.

Erheblich besser oder besser gegenüber 2015

schätzen 29 Prozent die aktuelle Auftragslage ein. Ähnlich wie im Vorjahr geht es 55 Prozent, 4 Pro-zent melden erheblich schlechtere Zahlen.

Die Beschäftigtensituation in den letzten zwölf Mona-

ten war in 54 Prozent der Betriebe konstant, in 30 Prozent geprägt von Einstellungen. 16 Prozent mussten Personalabbau registrieren.

Die Kapazitätsauslastung bewegt sich auf einem

hohen Niveau. 73 Prozent melden gute oder sehr gute, lediglich 1 Prozent sehr schlechte Zahlen.

Die chemische Industrie wächst stabil auf hohem

Niveau. Der Spielraum für eine kräftige Engelterhöhung ist vorhanden.

Michael Denecke

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18 | kompakt | Mai 2016

> THEMEN VERTRAUENSLEUTE UND ORTSGRUPPEN>

Zur Wahl stehen: Beweger in und Einheimischer

MACH DICH STARK FÜR:GUTE ARBEIT IM BETRIEB

FAIRE TARIFVERTRÄGE

BETEILIGUNG AUF AUGENHÖHE

WÄHLEN GEHEN!

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hIch liebe die Abwechs-lung der Aufgaben als Vertrauensfrau. Sie bringen mich in Kon-takt mit anderen Kol-

legen, auch aus der Produktion oder dem Handwerksbereich, die ich als Industrie-kauffrau für die »Sales«-Abteilung sonst nicht kennenlernen würde. Meinen Be-ruf habe ich bei ContiTech gelernt und war auch schon in der Jugend- und Aus-zubildendenvertretung aktiv.

Es macht mir Spaß, Kollegen über ihre Rechte zu informieren, zum Beispiel über Bildungsurlaub. Viele wissen gar nichts davon oder trauen sich nicht, den in An-spruch zu nehmen. Und natürlich über das Bildungsangebot der IG BCE. Oder über die Möglichkeiten auf früheres Aus-steigen aus dem Beruf, die sich aus dem von der Gewerkschaft ausgehandelten Demografiefonds ergeben. Das empfin-den manche wie ein Geschenk!

Wir sind insgesamt 21 Vertrauensleute für etwa 1000 Beschäftigte. Da können wir das Ohr an der Belegschaft haben und oft bei kleineren Problemen helfen, zum Beispiel bei Ärger unter Kollegen. Bei grö-ßeren Konflikten mit Vorgesetzten ver-weise ich die Kollegen an den Betriebsrat.

Vier seiner 13 Mitglieder sind auch Ver-trauensleute, so wie ich. Ich sehe uns als Bindeglied zwischen der Belegschaft und dem Betriebsrat. Wir kriegen viel von den Anliegen der Kollegen mit. Wir stellen dann ja auch Kandidaten für die Betriebs-ratswahlen auf.

Zurzeit erheben wir Vertrauensleute die Forderungen für die Tarifverhand-lungen in der Kautschukindustrie. Da ist es praktisch, dass ich als Betriebsrätin auch Mitglied im Wirtschaftsausschuss bin, dadurch kann ich die ökonomische Lage des Unternehmens besser beurtei-len. Nach Aufstellen der tariflichen For-derung in einer Vertrauensleutesitzung melden wir sie an die Tarifkommission. Ich bin sowohl in der Tarifkommission für Niedersachsen als auch in der bun-desweiten, kann also den ganzen Weg mitgehen. Wenn wir unseren Kollegen am Ende ein gutes Ergebnis mitteilen können, so wie in den letzten Jahren, freut mich das besonders.

Am Ende des Jahres werden wir neue Vertrauensleute wählen. Kandidaten zu finden, ist kein Problem, es gibt viele En-gagierte. Wir achten nur darauf, dass alle Abteilungen vertreten sind. Natürlich geht einiges an Freizeit in die Vertrauens-leutearbeit. Dafür wird man ja nicht frei-gestellt. Aber es ist auch toll, bei Wochen-endseminaren bekannte oder neue Kollegen aus anderen Betrieben zu treffen und mit ihnen zum Beispiel einen »Tarif-führerschein« zu machen. Und dann bei Tarifverhandlungen etwas zu erreichen oder im Betrieb etwas zu bewegen. Ich finde es toll, wenn ich zwei Kollegen im Aufenthaltsraum mit-einander Kaffee trin-ken sehe, die vorher Streit hatten.

Sigrid Thomsen

JESSICA TÖLLE, 34, ist Industriekauffrau und seit 16 Jahren bei ContiTech MGW GmbH Hann. Münden. Die Vertrauensfrau hat das Ohr an der Belegschaft und ist stolz, im Betrieb etwas zu bewegen.

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19kompakt | Mai 2016 |

Zur Wahl stehen: Beweger in und Einheimischer

MACH DICH STARK FÜR:GUTE ARBEIT IM BETRIEB

FAIRE TARIFVERTRÄGE

BETEILIGUNG AUF AUGENHÖHE

WÄHLEN GEHEN!

WWW.IGBCE.DEVERTRAUENSLEUTEWAHL

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Ich war ein Steppke von vielleicht vier oder fünf Jahren, als mich meine Groß-väter zum ersten Mal

zur Maikundgebung mitnahmen. Beide Opas haben bei uns im Ruhrgebiet als Bergleute unter Tage gearbeitet. Ich war damals sehr beeindruckt von den vielen Leuten, vom Zusammenhalt, von die-sem »Gemeinsam sind wir stark«-Ge-fühl. Diese Eindrücke haben mich ge-prägt – und sie begleiten mich bis heute.

Ich bin Vorsitzender der Ortsgruppe Gladbeck-Mitte und somit Ansprech-partner für unsere rund 1000 Ortsgrup-penmitglieder. Und als solcher stelle ich mich in diesem Jahr zur Wiederwahl.

Wie viele andere Ortsgruppen ken-nen auch wir das Problem schwinden-der Mitgliederzahlen. Dem wollen wir entgegentreten, indem wir auch neue Wege gehen. Wir haben ein offenes Ohr für unsere Mitglieder, stellen bei Sorgen und Nöten Kontakte her, orga-nisieren Ausflüge und stellen Bildungs-angebote auf die Beine. Wir machen aber nicht nur klassische Gewerk-schaftsarbeit, sondern öffnen uns auch modernen Dingen. Besonders wichtig ist dabei, Jung und Alt miteinander zu verbinden.

Wir widmen uns in unserem Bil-dungsprogramm klassischen Themen wie »Erben und Vererben«, beschreiten aber auch neue Wege, etwa durch Ange-bote wie Paintball und Geocaching. Im

Team sind wir stark, verfolgen ein ge-meinsames Ziel. Denn darauf kommt es schließlich an. Wir in der IG BCE ach-ten aufeinander, sind füreinander da. Wir mischen uns aber auch in gesell-schafts- und kommunalpolitische Dis-kussionen ein. Wir sind Kümmerer und Einmischer.

Das gilt auch für mich ganz persönlich. Womöglich bin ich deshalb nicht nur Vorsitzender unserer Ortsgruppe, sondern auch der Vertrauensleute bei meinem Ar-beitgeber, der Pilkington Gladbeck, und dem hiesigen DGB-Ortsverband.

Ich engagiere mich im Betriebsrat, bin ehrenamtlicher Referent in zwei Landes-bezirken der IG BCE und ehrenamtlicher Richter am Arbeits- und Sozialgericht. Natürlich muss man da schon ein biss-chen mit erhöhter Drehzahl agieren, sonst könnte man die vielen Aufgaben nicht bewältigen. Aber die Arbeit macht großen Spaß, sonst würde ich sie nicht machen.

Was mich dabei besonders stolz macht: Vor mehr als 50 Jahren haben mich meine Opas mit dem Gewerk-schaftsvirus infiziert. Und das, was sie mir vermittelt haben, gebe ich heute weiter. Auch meine Tochter engagiert sich in der Gewerkschaft, sie war bis vor Kurzem Vorsitzende der ver.di- Jugendvertretung. Das Kümmerersyn-drom liegt offenbar in der Familie.

Nadine Gewehr

INGO WESSELBORG, 57, ist Vorsitzender der Ortsgruppe Gladbeck-Mitte im Ruhrgebiet. Das gewerkschaftliche »Gemeinsam sind wir stark«-Gefühl haben ihm seine beiden Großväter vermittelt, als er noch ein kleiner Junge war.

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20 | kompakt | Mai 2016

> LESERFORUM

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Beschäftigte des Pharmabetriebs Catalent erhalten Tarifvertrag

TENDENZEN US-Wahlkampf läuft auf vollen Touren: Wer folgt auf Obama?

TIPPS Wann kann man die Betriebsrente zum neuen Arbeitgeber mitnehmen?

Nr. 04 I APRIL 2016 www.igbce.de

Sozialer Neustart

für EuropaDie EU sichert seit Jahrzehnten

Frieden und Wohlstand. Das darf nicht gefährdet werden.

01_titel_Neustart_fuer_Europa_04.indd 1 16.03.2016 15:31:19

Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

> Wer ins Weiße Haus willvon Michael Dick (04/2016)

Kein kritischer Blick

@Man kann von einer Gewerkschaftszeitung

ein bis zwei kritische Sätze zu den lächerlichen »Wahlen« in den USA erwarten. Oder auch mal etwas zu der menschen-verachtenden Außenpolitik dieses Imperiums.

Ralf Lobert, per E-Mail

> Struktur tut notvon Rudolf Heim (04/2016)

Ohne Perspektive

@ Ich bin nicht der Mei-nung, dass ein Braun-

kohle-Fonds die Probleme löst – dazu fehlt die finan-zielle Perspektive. Oder man lädt die Kosten wieder auf die Nutzer ab, das wird auf Dauer nicht funktionieren.

Gunter Strebel, per E-Mail

> Europa retten! Endlich mal für uns!

von Christian Hülsmeier (04/2016)

Falsches Jahr

@ In Ihrem Prolog ist Ihnen leider ein Fehler

unterlaufen. Ihre Formulie-rung »Die einzelnen Wäh-

rungen sind seit 2000 Ge-schichte.« ist irreführend. Für den privaten Zahlungsver-kehr wurde der Euro erst ab 01. 01. 2002 verwendet.

Gerhard Haßmann, per E-Mail

> Alle Achtungvon Dirk Kirchberg (04/2016)

Weniger Tipp-Arbeit

@ Kommt mir spanisch vor, trifft aber ins

Schwarze: Die geschlechts-neutrale Endung mit »@« ist einfach und bringt dabei auch viele Einsparungen bei Tasten-anschlägen, Wortlängen und Druckfarben. Die offizielle Einführung in die deutsche Schriftsprache brächte den Hüter@n derselben viel Dank ein.

Wilhelm Lange, per E-Mail

> Wir lassen uns nicht spalten

Kundgebung gegen den Miss-brauch von Leiharbeit und Werkverträgen (9. April, München)

Umschwenken nötigSoziale Marktwirt-schaft heißt für mich

nicht, dass die Gemeinschaft mit Hilfen einspringt, damit Unternehmen große Gewin-ne einstreichen können und diese dann noch versuchen, an der Steuer vorbei weniger

für die Gesellschaft zu tun. Vielleicht waren die Regelun-gen, die Zeitarbeit in dieser Größenordnung mal möglich gemacht haben, gut gemeint – aber wie man heute sieht, schlecht gemacht.

Lorena Päckert, per facebook

Erlaubnis ist falsch

@ Das jetzige Arbeitneh-merüberlassungsgesetz,

das Leiharbeit nur vorüberge-hend erlaubt, ist doch brauch-barer als eine ausdrückliche Erlaubnis von 18 Monaten Einsatz. Auftragsspitzen dau-ern keine 18 Monate, das ist doch Augenwischerei. Und gleiche Bezahlung erst ab neun Monaten führt auch nicht zu gleichem Lohn für gleiche Arbeit.

Ursula Schwippert auf igbce.de

> Welches Deutschland wollen wir?

von Christian Hülsmeier (03/2016)

Sachlicher Bericht

@ Ihren Artikel fand ich sehr gut, er hat mir aus

der Seele gesprochen. Vielen Dank für diesen sachlichen und einfühlsamen Bericht. Hoffentlich haben Sie viele Mitglieder der IG BCE damit erreichen können.

Lothar Mühleisen, per E-Mail

IMPRESSUM

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft

Bergbau, Chemie, Energie

HerausgeberMichael Vassiliadis

Chefredakteur (verantwortlich im Sinne des

Presserechts)Christian Hülsmeier

Stellvertretender ChefredakteurMichael Denecke

Chefin/Chef vom DienstSarah Heidel, Dirk Kirchberg

RedaktionAlexander Reupke, Dr. Ulrike Börger,

Axel Stefan Sonntag

RedaktionsassistenzSimone Michels, Tanja Rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-306/-329

Telefax: 0511 7000891E-Mail: [email protected]

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

Westendstraße 1, 45143 Essen

AnzeigenverwaltungNetwork Media GmbH

Bülowstraße 66, Hof D, Eingang D110783 Berlin

Telefon 030 7407316-00 Telefax 030 7407316-75

E-Mail: [email protected]ültige Anzeigenliste Nr. 15 vom 01. 01. 2016

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Nicole Stelzner

Zusendungen: Für unverlangteEinsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

Für Mitglieder der IG BCE ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht Regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, Rheinland-Pfalz/Saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:21. 04. 2016

Druckauflage: 637 121 (I/2016)

Gedruckt auf chlorfreiem Papier

kompakt

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VOR ORT

Filter für FlüssigkeitenCeramTec produziert Hochleistungskeramik

Zukunft »Gläserner Beschäftigter«?Fachtagung thematisiert Zukunft der Mitbestimmung.

Arbeiten im privaten LaborIG BCE und HBS legen Studie zur Lage der Branche vor.

Gut verhandeltBetriebsvereinbarung zur Kurzarbeit bei K+S greift.

Mit der Polizei ins BetriebsratsbüroKunststoffbetrieb ignoriert geltendes Recht.

Foto: Stefan Koch

21kompakt | Mai 2016 |

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> VOR ORT CERAMTEC GMBH

Ob in künstlichen Hüft-gelenken, LED-Lam-pen oder in Alumini-

umgießereien – überall steckt Keramik aus dem oberfrän-kischen Standort Marktred-witz des international agieren-den Unternehmens CeramTec drin.

Der Geschäftsbereich Che-mietechnik ist der kleinste, aber traditionsreichste Be-reich im Oberfränkischen. Dort produzieren 80 Mit-

arbeiter beispielsweise Steig-rohre zur Felgenherstellung.

Diese Rohre müssen den extremen Bedingungen in Aluminiumgießereien stand-halten: »Höchsttemperaturen von 1000 Grad und Tempe-raturunterschiede von meh-reren Hundert Grad halten die Rohre problemlos aus«, sagt Dieter Geyer, Industrie-meister und seit 1977 im Unternehmen. Früher nutz-ten die Gießereien Stahl,

mittlerweile setzen sie auf Keramik.

Geyer steht in einer kleinen, hellen Halle in einem alten Ge-bäudeteil des Werks. Er erklärt die Besonderheiten zu Produk-tionsbeginn: »Als Rohmaterial verwenden wir Aluminium- titanat, das sehr trocken ist. Das Pulver muss aber eine ge-wisse Feuchte aufweisen, da-mit es gepresst werden kann.«

Geyer vergleicht es nicht nur wegen der weißen Farbe

mit Schnee: »Mit Pulver-schnee kann man keinen Schneemann bauen, das geht nur mit nassem Schnee.« Des-halb wird das Aluminium- titanat zunächst angefeuchtet und dann in einen Rohrroh-ling von etwa einem Meter Länge gefüllt.

EINE PRESSE verdichtet das Material anschließend mit gleichmäßigem Druck von allen Seiten. »Die Maschine

Schneeweiße RohreCERAMTEC stellt Komponenten aus technischer Keramik her. Das Unternehmen produziert unterschiedlichste Produkte, die extremen Anforderungen standhalten müssen.

1

22 | kompakt | Mai 2016

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»Unsere Werbungsquote bei den Azubis für die IG BCE liegt bei 100 Prozent.«

Monika Trägerstellvertretende Betriebsratsvorsitzende

presst mit mehr als 1500 bar«, sagt der Industrie- mechaniker Alexander Horn. Anschließend entnimmt Horn mithilfe eines Krans den Rohling aus der Form. Der 41-Jährige bringt den Roh-ling zunächst ins Zwischen-

lager, wo er auf die weitere Verarbeitung wartet.

In einer anderen Halle kommt im nächsten Schritt eine vollautomatische Dreh- und Fräsmaschine ins Spiel,

die den Rohling auf einen Stahldorn presst und aus-höhlt. Zuletzt kommt der Rohling in den Sinterofen. Im vergangenen Jahr nahm CeramTec einen neuen Ofen in Betrieb. »Der verbraucht 25 Prozent weniger Energie

als unser bisheriger, 30 Jahre alter Ofen«, sagt Stephan Vet-ter, Produktionsleiter für die Chemietechnik. »Der Ofen er- kennt, an welcher Stelle die Temperatur reguliert werden

muss. So erklärt sich die Ener-gieeinsparung«, sagt Vetter, der seit 1985 im Unterneh-men ist und sich auch im Betriebsrat engagiert.

GEBRANNT wird in zwei Phasen: einem Vorbrand und einem anschließenden Sin-tern. Der gesamte Brennpro-zess dauert mehr als 20 Stun-den. Danach ist das Rohr fertig.

Ein weiteres Produkt aus der Chemietechnik sind bei-spielsweise Membranrohre. Dutzende Löcher durchzie-hen die Rohre (siehe Foto Seite 21). Getränkehersteller filtern damit beispielsweise Frucht-säfte.

Um die Produktion am Laufen zu halten, ist natürlich auch eine Menge Verwal-tungsarbeit nötig. So auch im Bereich Einkauf, in dem Carina Hesl und Tina Fischer arbeiten. Beide absolvierten ihre Ausbildung zur Indus-triekauffrau bei CeramTec und teilen sich nun ein Büro. Täglich greifen sie zum Tele-fon oder geben Bestellungen online auf.

Seit das Unternehmen im vergangenen Jahr den Ein-kauf umstrukturierte, sind sie nicht mehr nur für das Werk in Marktredwitz verantwort-lich. »Alle zwei bis drei Monate finden Teambespre-chungen an den anderen zwei Standorten statt«, sagt Fischer.

45 AUSZUBILDENDE, da-runter Industriekeramiker oder Elektroniker für Be-triebstechnik, gibt es derzeit im Werk in Marktredwitz. Die Azubis besuchen jedes Jahr einen anderen Standort, um alle Produkte kennenzuler-nen. Im Jahr 2014 investierte CeramTec in eine neue Aus-bildungswerkstatt, in der die

Auszubildenden ihre Fertig-keiten erlernen.

Die Anstrengungen zeigen Erfolg: Im selben Jahr gewann ein damaliger Auszubilden-der den Preis als Bayerns bes-ter Azubi, verliehen von der Industrie- und Handelskam-mer Oberfranken Bayreuth.

»AUSBILDUNG spielt bei uns eine große Rolle«, sagt Monika Träger, stellvertre-tende Betriebsratsvorsitzen-de. Vor Ausbildungsbeginn treffen alle kommenden Lehrlinge mit aktuellen Aus-zubildenden, der JAV und Betriebsratsmitgliedern in lo-ckerer Atmosphäre zusam-men. »Wir weisen dann auf Vorteile einer Gewerkschafts-mitgliedschaft hin«, sagt Trä-ger. Mit Erfolg: »Unsere Wer-bungsquote bei den Azubis für die IG BCE liegt bei 100 Prozent«, sagt die Be-triebsrätin stolz. Alexander Reupke

1 | GEPRESSTAlexander Horn entnimmt einen Rohrrohling aus einer Form.

2 |AUSGEHÖHLTDieter Geyer erklärt dem Auszubildenden Lukas Zembsch die Fräsmaschine.

3 | EINGEKAUFTTina Fischer arbeitet im Bereich Einkauf.

3

2

Die CeramTec Gruppe stellt technische Keramik her. Das internationale Unternehmen

mit 19 Produktionsstandorten und verschiedenen Geschäfts-bereichen bedient die Märkte Medizintechnik, Elektronik, Automobilbau, Industrie und Umwelt- und Energietechnik. Im Portfolio befinden sich rund 20 000 verschiedene Produkte. Das Unternehmen beschäftigt weltweit etwa 3600 Mitarbeiter. 740 ar- beiten in Marktredwitz, ver- teilt auf die Geschäfts- bereiche Chemietechnik, Medizintechnik und Elektro-nik. Der Unternehmenssitz befindet sich in Plochingen. Es gibt in Deutschland fünf weitere Standorte.

www.ceramtec.de

DAS UNTERNEHMEN1

23kompakt | Mai 2016 |

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| kompakt | Mai 201624

> VOR ORT AKTUELLES

Gegen geplante Kürzungen: Für die Beschäftigten in den Energie- regionen Lausitz und Mitteldeutschland steht viel auf dem Spiel.

Im Vorfeld der zweiten Ver-handlungsrunde zu einem

weiterführenden Verwaltungs- abkommen über die Finanzie-rung der Braunkohlesanierung setzten Beschäftigte ein klares Zeichen: Sie protestierten vor der Berliner Bund-Länder-Ge-schäftsstelle für die Braunkoh-lesanierung gegen drohende finanzielle Kürzungen im Sa-nierungsbergbau und den da-mit verbundenen Verlust von Arbeitsplätzen. Leider blieben zweite und dritte Verhand-lungsrunde ergebnislos.

Olaf Gunder, Gesamtbe-triebsratsvorsitzender der Lau-sitzer und Mitteldeutsche Berg-bau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV): »Die Kolleginnen und Kollegen sind enttäuscht.« Er appelliert an den Grundsatz der »Bundestreue«, gemeinsam begonnene Projekte mit den Braunkohlenländern erfolg-

Weitere Finanzierung unklar BERLIN | Beschäftigte kritisieren Rückwärtsgang des Bundes bei der Bergbausanierung

reich zu Ende zu bringen: »Bis-her war die Braunkohlesanie-rung eine Erfolgsgeschichte der Wiedervereinigung.«

»Mit Blick auf den durch die Energiewende eingeleiteten Strukturwandel in der Lausitz wäre bei der Bergbausanierung ein Rückwärtsgang des Bundes verantwortungslos und katas-

So etwas habe ich noch nie erlebt«: Gewerk-

schaftssekretär Thomas Nie-brügge ist entsetzt. Weil ihm der jüngst beim Rastatter Kunststoffbetrieb Greiner neu eingesetzte Geschäftsfüh-rer den Zugang zum Betriebs-ratsbüro verweigerte, musste er die Polizei rufen. Die Be-amten wiesen den Arbeitge-ber auf die Rechtslage hin, machten den Weg dann sprichwörtlich frei.

Für Niebrügge der vorläu-fige Höhepunkt im Umgang mit dem neuen Manager, der wohl einen rigiden Stellenab-bau durchsetzen will – und

Mit der Polizei ins BetriebsratsbüroRASTATT | Kunststoffbetrieb Greiner will Stellen abbauen und ignoriert geltendes Recht

dabei auch geltendes Recht ignoriert. »Viele unserer In-formations- und Mitbestim-mungsrechte beschränken sich momentan darauf, dass man uns vor vollendete Tat-sachen stellt«, sagt Betriebs-ratsvorsitzender Karol Marx. »Oberflächlich wurden wir darüber in Kenntnis gesetzt, dass Maschinen stillgelegt und verlagert werden sollen.« Doch weder kennt der Be-triebsrat hierfür Anlass und Grund noch einen Zeitplan.

Zudem: Die seit März gel-tende Tariferhöhung zahlt der Arbeitgeber nur an ausge-wählte Beschäftigte aus. »Da-

gegen müssen wir jetzt wohl juristisch vorgehen«, kündigt Thomas Niebrügge an. Paral-lel dazu stellen die Arbeit-nehmervertreter derzeit einen Fragenkatalog zusammen, um detailliert Auskunft über die weitere wirtschaftliche Entwicklung des Betriebs ein-zufordern.

Wie die örtliche Presse be-reits berichtete, will Greiner rund die Hälfte der insgesamt etwa 100 Beschäftigten ent-lassen. Drei fristlose Kün- digungen habe es bereits ge-geben, befristete Verträge wurden nicht verlängert.

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Tarifmeldungen

LEDER | IG-BCE-Tarifkom-mission und Arbeitgeber einigten sich auf einen bundeseinheitlichen Gehalts-tarifvertrag beziehungsweise Gehaltsrahmentarifvertrag mit einem Gehaltsgitter und eine kontinuierliche Ab-schlusshöhe von 3 Prozent für die Leder erzeugende Industrie. Folgende Ausbil-dungsvergütungen gelten ab 1. März 2016: 1. Ausbildungsjahr 690 Euro, 2. Ausbildungsjahr 760 Euro, 3. Ausbildungsjahr 810 Euro. Der Vertrag läuft bis 31. Au- gust 2017.

GLAS | Für die Beschäftigten der Gerresheimer Essen GmbH erhöhen sich die Ent- gelttabellen rückwirkend ohne Leermonate zum 1. Februar 2016 um 3,5 Prozent und zum 1. April 2017 für weitere zehn Monate um 1,1 Prozent. Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich ab 1. Februar 2016 um 50 Euro auf 820 Euro im 1. Ausbildungsjahr, auf 890 Euro im 2. Ausbil-dungsjahr, auf 980 Euro im 3. Ausbildungsjahr und auf 1050 Euro im 4. Ausbildungs-jahr. Die Laufzeit des Vertrags beträgt 24 Monate und ist erstmals zum 31. Januar 2018 kündbar.

trophal«, unterstreicht auch Oliver Heinrich, IG-BCE-Lan-desbezirksleiter Nordost.

Neben den Arbeitsplätzen der Beschäftigten bei der LMBV selbst stehen auch Stellen in den zahlreichen Sanierungs-unternehmen in den Regionen auf der Kippe.

Karin Aigner

TRANSPORT | Die Beschäf-tigten der WEG Transport erhalten ab 1. April 2016 1,3 Prozent und ab 1. Juni 2017 weitere 1,2 Prozent mehr Geld. Der Vertrag läuft bis 31. Juli 2018. Eine Arbeitsplatzsiche-rung ist bis 31. März 2019 vereinbart.

Ausführliche Informationen unter: www.igbce.de/tarife

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Ohne zeitliche und ört-liche Begrenzung arbei-ten, immer mitten im

Datenstrom – ist das die schö-ne neue Arbeitswelt? Günter Schölzel, Leiter der Abteilung Mitbestimmung der IG BCE, sieht das so: »Zukunft ist das, was wir daraus machen«, sagte er bei der Fachtagung »Besser geht’s mit.bestimmt« am 12. und 13. April in der Hauptverwaltung der IG BCE in Hannover. Betriebsräte, Wis-senschaftler der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) – Partner der Veranstaltung – und Gewerk-schafter diskutierten über die Rolle der Betriebsräte in der Ära der digitalen Revolution.

DIE BETRIEBSRÄTE müssen sich früh mit der Digitalisie-rung auseinandersetzen. Wer das nicht tut, verliert den An-schluss«, sagte Stephan Seif-fert, Betriebsratsratsvorsitzen-der bei der Ardagh-Group. Die klassischen Arbeits- und Berufsmodelle sind im Fluss, zum Teil sogar in Auflösung. Digitalisierung, Kommunika-tion, gesellschaftlicher Kultur-wandel, neue Technologien, aber auch Anforderungen an die globale Wettbewerbs- fähigkeit von Betrieben – »In-dustrie 4.0 hat viele Facetten«, sagte die stellvertretende Vor-

sitzende der IG BCE, Edeltraud Glänzer.

IN ZEITEN, da auch Industrie-arbeiter mit dem Tablet ganze Anlagen steuern, ist Daten-schutz ein wichtiges Gut. Der »Gläserne Beschäftigte« ist ein Szenario, das es zu verhindern gilt. Es müsse entsprechende IT-Richtlinien und Rahmen-vereinbarungen geben, sagte Seiffert. Am besten sei es, wenn Arbeitnehmervertreter schon vor dem Einsatz neuer Software eingebunden wür-den. Aber was tun, wenn junge Angestellte die Technik so nutzen, dass sie auch am Wochenende arbeiten wollen? »Und wie verhindern wir, dass die mit 30 oder 35 Jahren im Burn-out sind?«, fragte Chris-tina Schildmann von der HBS-Kommission Arbeit der Zu-kunft. Betriebs-räte müssten immer wieder Aufklärungsar-beit leisten, meinte Seiffert. Was auch be-deutet, langfris-tig junge Be-triebsräte in Entwicklungs-prozesse einzu-binden.

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Zukunft »Gläserner Beschäftigter«?HANNOVER | Lebenslanges Lernen und globale Firmen – Industrie 4.0 definiert Rolle der Betriebsräte neu

Die vielen Facetten von Industrie 4.0 diskutierten (von links): Moderator Michael Brocker, Christina Schildmann, Charles Hübler, Torsten Schulz und Stephan Seiffert. Die stellvertretende IG-BCE-Vorsitzende Edeltraud Glänzer fand klare Worte: »Mitbestimmung hatte immer einen Wert in unserer Gesellschaft. Das soll so bleiben.«

UNTERNEHMER SÄHEN po-sitive ökonomische Effekte durch Industrie 4.0, sagte Ste-fan Behrens, Arbeitsdirektor bei Evonik. Digitalisierung verändere vieles, es gebe we-niger körperliche Arbeit, da-für mehr kreative Jobs. Das macht lebenslanges Lernen immer wichtiger. Einerseits, weil Betriebsräte die Neue-rungen kennen sollen. Ande-rerseits müssen die Beschäf-tigten mehr Möglichkeiten bekommen. »Es braucht be-triebliche Strukturen, um das Lernen zuzulassen«, sagte Professorin Rita Meyer von der Universität Hannover. All das führt zu einer stärkeren Professionalisierung von Be-triebsratsarbeit; themen- und standortübergreifend. »Be-triebsräte müssen alle Arbeit-

nehmergruppen im Blick ha-ben«, betonte Glänzer. Nicht nur die klassische Klientel.

WIE WICHTIG die Arbeit der Arbeitnehmervertreter seit je-her ist, zeichnet die Ausstel-lung »Vom Wert der Mit- bestimmung« nach, die während der Tagung in der IG-BCE-Hauptverwaltung er-öffnet wurde und dort noch bis zum 25. Mai zu sehen ist. »Die Mitbestimmung ist ein gutes Stück Bundesrepublik Deutschland«, sagte der Nie-dersächsische Ministerpräsi-dent Stephan Weil. Sie sei oft neu bewertet worden, ergänz-te Glänzer. »Aber sie hatte im-mer einen Wert in unserer Gesellschaft.« Und das soll auch in Zukunft so bleiben.

Marcel Schwarzenberger

Ministerpräsident Stephan Weil mit Edeltraud Glänzer bei der Eröffnung der Ausstel-lung »Vom Wert der Mitbestimmung« (noch bis 25. Mai in Hannover).

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> VOR ORT AKTUELLES

In privaten Laborbetrieben arbeiten erheblich mehr

Frauen als Männer. Was sie verdienen, ist auch bei glei-cher Arbeit recht unterschied-lich, oft sogar innerhalb eines Unternehmens. Ihre Arbeits-zeiten sind häufig nicht ge- regelt und der Leistungsdruck wächst. Die Branche ist kaum an Tarife gebunden und »mit-bestimmungsmäßig unterre-guliert«, sagt Dr. Peter Wilke. Er stellte die Ergebnisse einer Studie zur Lage der La-borbranche zusammen mit Katharina Schöneberg von der Consultingfirma Wilke, Maack und Partner am 6. April in Hamburg etwa 30 Betriebsrä-ten vor. Die Untersuchung, an-geregt von der IG BCE und ge-tragen von der Hans-Böckler-Stiftung, soll nach weiteren Diskussionen in Frankfurt und Berlin im Sommer ver-öffentlicht werden.

VERANTWORTLICH FÜR den steigenden Druck auf die grob geschätzt etwa 100 000 Beschäftigten in medizini-schen und technischen Labo-ren ist nach Ansicht der Autoren die wirtschaftliche Entwicklung. Während der

Bedarf nach medizinischen Leistungen und hochwertigen Lebensmitteln wachse, steige auch der weltweite Konkur-renz- und Preisdruck. Die Be-schäftigung wachse nicht mit, weil Prozesse automatisiert werden. »Vor allem bei den medizinischen Laboren be-stimmen Übernahmen und Fusionen das Bild«, so Schö-neberg. »Zukünftig wird er-wartet, dass etwa fünf große Laborverbünde entstehen.« Deren Zentralen liegen zum Teil im Ausland.

WIE SCHWIERIG es ist, Mit-bestimmungsstrukturen auf-zubauen, wenn »die Entschei-der woanders sitzen«, erklärte der Fachanwalt für Arbeits-recht Manfred Wulff. Euro-fins, einst ein kleines Labor in Frankreich, heute ein Luxem-burger Konzern mit fast zwei Milliarden Euro Umsatz welt-weit und 80 Standorten in Deutschland, habe gegen die Gründung eines Konzernbe-triebsrats Einspruch erhoben. Aber auch in Hamburg ver-suchten einige Eurofins-Ma-nager, Betriebsräte zu behin-dern, ergänzt der Leiter der IG-BCE-Bildungsabteilung

Oliver Venzke, der die Ver-anstaltung moderierte: »Das Umgehen einiger Laborge-schäftsführungen mit der Mitbestimmung ist verbesse-rungsbedürftig.«

VON ERFOLGEN bei der Durchsetzung eines Mantel-tarifvertrags bei Synlab (kompakt berichtete) sprach Rolf Benz: Dort hatte der Berater und ehemalige Be-triebsratsvorsitzende 2013 und 2014 an mehreren der insge-samt 36 Standorte in Deutsch-land Betriebsräten bei der Gründung geholfen. Sie nah-men die Unzufriedenheit der Belegschaften mit Entloh-nung, Arbeitszeit und der Be-handlung durch Vorgesetzte auf. »Entscheidend war das persönliche Werben von mehr als der Hälfte der Kollegen für die IG BCE«, erzählt Monika Votteler, Betriebsratsvorsitzen-de von Synlab Leinfelden. »Durch den Manteltarifvertrag gibt es jetzt etwas mehr Ge-rechtigkeit, zum Beispiel beim Urlaub. Das nächste Ziel ist ein Tarifvertrag. Letztlich wol-len die Kollegen mehr auf dem Gehaltszettel sehen.«

Sigrid Thomsen

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Tarifmeldungen

ENERGIE | IG-BCE-Tarif-kommission und Arbeitgeber einigten sich auf den Ausschluss betriebsbeding-ter Kündigungen bis Ende 2020 für MIBRAG-Mitarbei-ter. Weiter wurde vereinbart: Altersteilzeit erfolgt grund- sätzlich im Blockmodell für Arbeitnehmer ab dem 58. Lebensjahr in Verbin-dung mit dem Ausscheiden zum 63. Lebensjahr. Je verfahrene Nachtschicht gibt es eine Zeitgutschrift von 60 Minuten, gültig ab 1. April 2016. Die bisherige Vergütung gilt fort bis 31. März 2018. Es gibt zwei zusätzliche Einmalzahlun-gen im April und November 2017, auch für Auszubilden-de. Die Ausbildung soll auf hohem Niveau fortgesetzt werden und die befristete Übernahme für mindestens ein Jahr gewährleistet sein.

Ausführliche Informationen unter: www.igbce.de/tarife

UMWELT/ENTSORGUNG | Die Beschäftigten der XER-VON Instandhaltung GmbH und XERVON Utilities GmbH erhalten ab 1. März 2016 2 Prozent und ab 1. Mai 2017 nochmals 1,5 Prozent mehr Entgelt. Für Januar und Februar 2016 erhält jeder Vollzeitmitarbeiter eine Einmalzahlung von 120 Euro, Teilzeitmitarbeiter erhalten einen anteiligen und Auszu-bildende einen Betrag in Höhe von 50 Euro. Ab 1. März 2016 erhalten alle Auszubildenden mehr Geld, ab dem 1. Mai 2017 steigen die Ausbil-dungsvergütungen nochmals um 1,5 Prozent. Vertragsende ist der 31. Dezember 2017.

Arbeiten im privaten Labor

HAMBURG | IG BCE und Hans-Böckler-Stiftung stellen Studie zur Lage der Branche vor

Der Druck auf die Beschäftigten in medizinischen und technischen Laboren wächst.

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Gut verhandeltKASSEL | Betriebsvereinbarung zu Kurzarbeit bei K+S greift

Kurzarbeit, weil es zu wenig regnet: Das war tatsächlich der Grund,

weshalb knapp 1000 K+S-Be-schäftigte Anfang April ihre Arbeit weitgehend ruhen lassen mussten. »Aufgrund der geringen Niederschläge in den vergangenen Wochen und der damit verbundenen Limitierung der Einleitung in die Werra muss die Kalipro-duktion an den Standorten Hattorf und Unterbreizbach vorübergehend eingestellt werden«, teilte der Hersteller von Düngemitteln mit. Eine Woche lang erhielten die be-troffenen Arbeitnehmer des-halb nur Kurzarbeitergeld.

DIE BUNDESAGENTUR für Arbeit begrenzt diese Leistung allerdings auf 60 beziehungs-weise 67 Prozent des pauscha-lierten Nettoentgelts. Jedoch: Erstmals profitierte die Beleg-schaft von der Ende vergan-genen Jahres vom Gesamt- betriebsrat ausgehandelten Betriebsvereinbarung zur Ge-staltung von Kurzarbeit. Und die regelt, dass K+S den Betrag auf 90 Prozent (seit diesem Monat 85 Prozent) aufstockt. »Zudem existiert die Möglich-keit, betroffenen Kollegen ei-

nen anderen Arbeitsplatz an-zubieten. Damit verhindern wir, dass im Einzelfall ein Beschäftigter große finanzielle Einbußen erleidet«, erläutert Gesamtbetriebsratsvorsitzen-der Harald Döll einen weiteren Teil der Absprachen.

TROTZDEM: »Die Kollegen können es nicht fassen, dass der Wasserstand eines Flusses darüber entscheidet, ob sie zur Arbeit gehen können oder nicht«, legt Döll den Finger in die Wunde. Denn nach wie vor hat die Politik nicht über den von K+S im April 2015 eingereichten An-trag entschieden, salzhaltige Abwässer des Werkes Werra auch weiterhin – bis zum Jahr 2021 – versenken zu können.

Deshalb ist das Unterneh-men darauf angewiesen, in begrenztem Maße und unter Einhaltung strenger Auflagen auch die Werra nutzen zu können. »Wir brauchen end-lich Produktions- und damit Arbeitsplatzsicherheit«, for-dert Döll. »Die Politik darf sich im Interesse der Beschäf-tigten nicht länger drücken, notwendige Entscheidungen nun endlich zu fällen.«

Axel Stefan Sonntag

Sprengvorbereitung bei K+S unter Tage. Doch Anfang April stand der Betrieb an einigen Standorten still – weil das Wetter es so wollte.

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: K+S

Wie sind die Erwartungen bei den Beschäftigten für die Tarifrunde der Glasindustrie in den neuen Bundesländern?

Die Beschäftigten erwarten, dass unsere Forderung nach einer Erhöhung der Entgelte und Ausbildungs-vergütungen um 4,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten weitestgehend umgesetzt wird. In den neuen Bundesländern sind Lohnsteigerungen not-wendig, um eine Angleichung mit dem Westniveau zu schaffen. Den Kollegen ist auch eine Erhöhung des Urlaubsgeldes für IG-BCE-Mitglieder von 15 auf 25 Euro pro Urlaubstag wichtig.

Wie lief die erste Runde?

Die Arbeitgeber haben unsere Forderung als über-durchschnittlich abgelehnt. Sie begründen ihre Haltung mit einer geringen Inflationsrate und einem nicht so großen Produktivitätszuwachs. Die Arbeit-geber haben ein Angebot vorgelegt: Ab dem 1. Mai 2016 soll es 1,2 Prozent mehr Entgelt geben; ab dem 1. Mai 2017 dann 1,4 Prozent. Die Laufzeit soll am 30. April 2018 enden. Dieses Angebot liegt weit unter unserer Forderung. Die verlängerte Laufzeit müsste eine Verdoppelung unserer Forderung zur Folge haben. Wir haben das Angebot abgelehnt. Die zweite Tarifverhandlung findet am 11. Mai statt.

Sie fordern eine Altersteilzeitregelung für IG-BCE-Mitglieder. Warum ist das notwendig?

Die Arbeitgeber haben in der ersten Runde eine Differenzierung für IG-BCE-Mitglieder abgelehnt. Das Thema ist jedoch noch nicht vertieft behandelt worden. Wir möchten mit unserer Forderung die Bedeutung einer Mitgliedschaft herausstellen. Besonders für Beschäftigte, welche die Rente mit 63 nicht in An-spruch nehmen können, aber körperlich nicht in der Lage sind, weiterzuarbeiten, haben wir dieses Thema gesetzt. Da es keine staatliche Förderung mehr gibt, sind die Unternehmen gefordert.

Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]

Der Vorsitzende des Betriebsrats von Flachglas Torgau und Mitglied der IG-BCE-Tarifkommission Glas neue Bundesländer zu den aktuellen Tarifverhandlungen.

Fragen an Matthias Hettwer3

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> VOR ORT BADEN-WÜRTTEMBERG

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Neu im Team Landesbezirk und Bezirke begrüßen junge Nachwuchs-kräfte in der IG BCE:

KARLSRUHE | Manuela Hauer absolviert derzeit die erste Sta-tion in ihrer Laufbahn zur Ge-werkschaftssekretärin: Seit März verstärkt die 27-Jährige das Team des Bezirks. Die gelernte Indus-triekauffrau und Betriebswirtin war selbst Jugend- und Auszu-bildendenvertreterin.

In der Gewerkschaft war sie viele Jahre in der IG-BCE-Jugend aktiv, unter anderem auch als JAV- und Jugendreferentin. »In den kommenden Monaten wird mein Schwerpunkt vor allem bei der Chemie-Tarifrunde liegen. Ich möchte aber auch ein Zielgruppenprojekt zur Ansprache und Gewin-nung von Akademikern entwickeln«, sagt sie.

MANNHEIM | Markus Deissler ist seit Februar Sekretär zur Aus- bildung mit erster Station im Be-zirk Mannheim. Letzten Herbst schloss der 26-Jährige sein Mas-terstudium im Fach Geschichte an der Universität Heidelberg ab.

Deissler lernte durch seinen Zivildienst beim Malteser Hilfs-dienst, wie wichtig ein soziales Miteinander ist und will sich als Sekretär dafür einsetzen, »dass die Interessen und Wünsche der einzelnen IG-BCE-Mitglieder stets im Mittelpunkt stehen«.

FREIBURG | Bereits im vergan-genen Jahr begann der 27-jähri-ge Sebastian Grzegorek seine Ausbildung zum Gewerkschafts-sekretär. Jetzt hat es ihn nach Südbaden verschlagen: Noch bis Oktober ist der Bezirk Freiburg seine neue Ausbildungsstation.

Grzegorek ist gelernter Indus-triemechaniker und war in sei-nem Lehrbetrieb RAG Deutsche Steinkohle Vorsitzender der Gesamtjugend- und Auszu- bildendenvertretung. Im Anschluss schloss er sein Studium an der Europäischen Akademie der Arbeit erfolgreich ab. Zur IG BCE zieht ihn der Wunsch, »für den Wert von Guter Arbeit zu kämpfen«.

Frauentag bei SCAMANNHEIM | Arbeitnehmerinnen bekommen Rosen

Internationaler Frauentag beim Hygienepapierherstel-ler SCA: Die Arbeitsgruppe der Vertrauensleute hatte ge-meinsam mit dem Standort-betriebsrat alle Frauen am Standort Mannheim zu Kaf-fee und Tee eingeladen. Will-kommen geheißen wurden sie »in der einen Hand mit einer Rose, in der anderen Hand mit einem kleinen Prä-sent«, wie Betriebsratsmit-glied Aysel Öktem schildert.

Der SCA-Betriebs-ratsvorsitzende Frank Gottselig eröffnete die Versammlung mit einem Vortrag darüber, wie sich die »Frauen-Politik« in der Gesellschaft und bei SCA entwickelt hat. Vieles davon auf Initiative der SCA-

Arbeitnehmervertreter – wie beispielsweise Equal Pay, aber auch Projekte zu Arbeitsorga-nisation und Arbeitszeitge-staltung, Beruf und Familie sowie dem Arbeits- und Ge-sundheitsschutz.

Als Gastrednerin begrüßten die Arbeitnehmervertreter Ar-beitsdirektorin Karla Hoff-meister. Auch sie stellte dar, wie der Konzern mit einem Frauenförderprogramm das Thema begleitet.

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Frauentag bei SCA: Informationen und Rosen für die Arbeitnehmerinnen.

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Doppelte PowerBAD FRIEDRICHSHALL | Zwei Ortsgruppen fusionieren

Die Ortsgruppen Bad Fried-richshall und Heilbronn Salz haben sich zur Ortsgruppe Heilbronner Unterland zu-sammengeschlossen. Die bis-herigen, vorwiegend aus aktiven und ehemaligen Berg-leuten im Salzabbau beste-henden Gewerkschaftsgre-mien sehen sich damit der Tradition, zugleich aber auch der Zukunft verpflichtet.

Vorsitzen-der ist Rai-ner Schleyer, Betriebsrats-vorsitzender der Südwest-deutschen Salzwerke in

Heilbronn: »Wir werden in unserer Arbeit weiter die berg-männische Tradition pflegen und die Themen der Zukunft in unserer Region und im Un-ternehmen mitgestalten.« Be-zirksleiter Andreas Klose: »Mit rund 1000 Mitgliedern be-steht eine gute Möglichkeit, regionale Politik und Ent-scheidungen im Unterneh-men mitzugestalten.«

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Alle Generationen sind vertreten: Der neue Orts- gruppenvorstand.

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Freude für KinderKARLSRUHE | KOMPAKT-Serie Vertrauensleute (4)

Die im Spätjahr stattfinden-den Vertrauensleutewahlen begleitet der Landesbezirk Baden-Württemberg eigens mit einer Serie: Monat für Monat stellen wir das Enga-gement aktiver Vertrauens-leute vor.

Parallel zur Initiative des Bezirks Karlsruhe, Flücht- lingen zwei Container für Deutsch-Kurse zur Verfügung zu stellen (KOMPAKT 1/2016), engagieren sich die Vertrauensleute der Mineral-oelraffinerie Oberrhein (Miro) für Asylbewerber. Die Idee: Flüchtlingskindern mit Schuh-kartons eine Freude zu be- reiten, die Spielzeug und Schokolade enthalten. »Was eigentlich als kleines Weih-nachtsgeschenk geplant war, verzögerte sich leider auf-grund der aufwendigen Bü-rokratie«, blickt Thomas Klu-ger, Vorsitzender der Vertrau-ensleute, zurück. »Aber umso schöner war es dann, bei der nun er-folgten Spen-denübergabe das Leuchten in den vielen Kinderaugen zu sehen.«

Unterstützt von Miro-Be-schäftigten konnten die

Arbeitnehmervertreter rund 150 Kartons übergeben. Und zwar genau dort, wo auch die zwei »Bildungs-Container« aufgestellt worden waren: In der Erstaufnahmeeinrichtung am Campus Nord des Karls-ruher Instituts für Techno- logie (KIT). Dort konnte Thomas Kluger außerdem zu-frieden feststellen: »Diese In-vestition erfüllt absolut ihren Zweck. Als wir rein zufällig die Türen öffneten, waren rund 30 Migranten dabei, Deutsch zu pauken.«

Und der Vertrauensleute-vorsitzende gibt zu: Für die 34 Vertrauensleute war die Aktion noch Neuland. »Nor-malerweise unterstützen wir den Betriebsrat und den Be-zirk bei seiner Arbeit, zum Beispiel bei Tarifaktionen. Doch für uns hört Solidarität nicht am Werktor auf. Danke an alle, die uns unterstützt haben.«

Im »Vertrauensleute-Wahljahr 2016« berichten wir über Aufgaben und Einsatz gewerkschaftlicher Vertrauensleute. Bislang in kompakt erschienen: »Zusammen stark. Tarifaktionen am Hochrhein« (Ausgabe 02/2016), »Pro Altersteilzeit« (Ausgabe 03/2016) und »Faire Schicht-modelle« (Ausgabe 04/2016).

VERTRAUENSLEUTE-WAHLEN 2016

Fast 150 Kartons mit Spielzeug und Süßigkeiten haben die Arbeitnehmervertreter für die Flücht- lingsunterkunft am Campus Nord gespendet.

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Baden-Württemberg hat gewählt. Für uns als IG BCE gilt es

nun gegenüber der neuen Landesregierung deutlich zu ma-

chen, dass wir eine Politik erwarten, die für die Beschäftig-

ten im Land gut ist. Dazu gehören sichere Arbeitsplätze auf

qualitativ hohem Niveau. Gute Arbeitsbedingungen, das

Angebot der Bildungszeit, ein weiterentwickelter Mindest-

lohn sowie die Beteiligung von Betriebsräten und Gewerk-

schaften an wirtschaftspolitischen Fragen.

Und wir brauchen Antworten auf drängende soziale Fra-

gen. Menschen, die bei uns Schutz vor Verfolgung in ihrer

Heimat suchen, müssen diesen Schutz bekommen. Ein Mit-

einander erfordert Bereitschaft und Offenheit von beiden

Seiten. Und Klarheit über den Status der Menschen und die

damit verbundenen Konsequenzen. Denn das ist wichtig

für eine erfolgreiche Integration.

Baden-Württemberg ist ein Land mit stabilen industriel-

len und wirtschaftlichen Strukturen. Hier leben Menschen

unterschiedlicher Herkunft zusammen auf einer stabilen

Grundlage. Das funktioniert, weil das solidarische Mitein-

ander beispielsweise unsere Sozialsysteme trägt. Nur der

Zusammenhalt der Menschen in unserer Gesellschaft

macht es uns möglich, auch größere Herausforderungen zu

bewältigen.

Wer hier Politikverantwortung trägt, muss sich diesen

Herausforderungen stellen. Es gilt, Themen und Probleme

klar zu benennen und dann gemeinsam mit allen gesell-

schaftlichen Kräften an Lösungen zu arbeiten. Solidarität,

Beteiligung und Miteinander sind gewerkschaftliche

Prinzipien, die auch für jede Gesellschaft gelten. Wir er-

warten von der künftigen Landesregierung, dass sie danach

handelt. Wir wollen an der Umsetzung unserer Ziele

mit allen Parteien arbeiten, die sich unseren Werten ver-

pflichtet fühlen.

Eure

Catharina Clay

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CATHARINA CLAYLandesbezirksleiterinBaden-WürttembergFo

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> VOR ORT BAYERN

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Feilen für gerechte LöhneBAD AIBLING | Die Aktion am Werktor war ein Volltreffer: Immerhin 50 Glasfei-len konnten Betriebs-räte und Vertreter der IG BCE am 18. März zur Mittagszeit vor dem Werktor des Pharmaherstellers Swiss Caps verteilen. Anlässlich des Equal Pay Days waren sie mit dem Slogan »Ab heute verdienst du wirklich – wir feilen weiter an ge-rechten Löhnen« bedruckt. Hintergrund der Aktion war auch die IG-BCE-Mitgliederversammlung zwei Tage später, auf der die Kollegen ihre Tarifkommission gewählt und ihre tariflichen Forderungen formuliert haben. Beim Tarifauf-takt geht es nun um erste Gespräche mit der Arbeitgeber-seite, um dann im Sommer in die Verhandlungen für einen Haustarifvertrag zu gehen.

»Klagemauer« bei BTMÜNCHEN | Mit »Klagemau-ern« in den Kaffeeküchen zeig-ten die IG-BCE-Mitglieder bei BT (Germany) in München, was sie von den Argumentatio-nen des Arbeitgebers in den lau-fenden Tarifgesprächen halten (Foto). Dieser hatte im Herbst 2015 Entgelt- und Manteltarif-vertrag gekündigt und verlangt unter anderem eine unbezahlte Erhöhung der Arbeitszeit, geringere Vergütung der Mehrarbeit, Abgruppierungen für Neueinstellungen. Seit Januar 2016 herrscht ein tarifloser Zustand. Tarifkommissionsmitglied Joachim Gschwendtner: »Die ›Mauer‹ war ein gutes Mittel, um die Mitarbeiter zum Nachdenken und Diskutieren anzuregen. Vielen wurde aufgrund der plakativen Statements erst richtig bewusst, dass wir bei der Arbeitgeberforderung nach einer 40 Stundenwoche ohne Lohnausgleich von einer Gehaltsein-buße von 3,9 Prozent sprechen! Der Arbeitgeber lud sogar kurz-fristig zu einer Gesprächsrunde an die ›Mauer‹ ein, um sich Mei-nungen direkt abzuholen. Inwiefern darauf eingegangen wird, zeigt sich in der nächsten Verhandlungsrunde am 28. April.«

Werberhitparade15 Aufnahmen: Fritz Gress (SMP, Neustadt); 7 Aufnahmen: Ro-berto Sachse (Südleder, Rehau), Andreas Schnagl (Wacker, Hauptverwaltung München); 6 Aufnahmen: Hubert Wagner (Parat, Neureichenau), Eva Schierlinger (SMP, Schierling); 5 Aufnahmen: Johannes Friedrich (Cordenka, Obernburg).

Stimme an der BasisWERNBERG | kompakt-Serie stellt Vertrauensleute vor

In den kommenden Aus- gaben stellt der Landesbe- zirk Monat für Monat zu den diesjährigen Vertrauensleute-wahlen (siehe auch Seite 18/19) das Engagement akti-ver Vertrauensleute vor.

Einer von ihnen ist Johann Klinger. Der 57-Jährige ist Betriebsratsvorsitzender der Flachglas Wernberg, Aufsichts-ratmitglied und im IG-BCE-Landesvorstand. Um die Be-deutung von Vertrauensleuten weiß der Routinier genau: »Sie sind die Stimme an der Basis und ein perfektes Bindeglied in die einzelnen Abteilungen«, sagt er. »Der Betriebsrat kann das mit seinem Tagesgeschäft gar nicht immer leisten.«

Alle drei Monate treffen sich die 20 gewählten Kolle-gen und die elf Betriebsräte in einer gemeinsamen Sit-zung zu Aktuellem aus dem Unternehmen. In den jähr- lichen Fachtagungen, die Klinger gemeinsam mit Ge-werkschaftsse-kretär Rainer Hoffmann vom Bezirk Nordost-bayern organi-siert, geht es dann auch um Schwerpunkt-themen wie Al-tersvorsorge oder Demo- grafie.

Vom 12. auf den 13. März zum Beispiel haben sie sich in der Wolfringmühle in Fensterbach wieder getroffen: die Vertrauensleute der Flach-glas Wernberg GmbH. Es gab jede Menge zu besprechen: die anstehende Tarifrunde natürlich, die Betriebsverein-barungen und die diesjährige

Wahl der Vertrau-ensleute, für die vor al-lem jun-ge Kolle-gen ge- wonnen werden sollen.

Für die neuerliche Wahl der Vertrau-ensleute wünscht sich Klinger in seinem Betrieb mehr Nach-wuchs: »Wir sind alte und er-fahrene Hasen und die Arbeit läuft wirklich gut, aber uns fehlen die Jungen und die Frauen.«

Das Interesse an Gesprä-chen mit den Vertrauensleu-ten werde jedenfalls von Jahr zu Jahr größer: »Es ist ja kein Geheimnis, dass unsere Bran-che wirtschaftlich in einer an-gespannten Lage steckt. Dem-entsprechend herrscht eine gewisse Unruhe und wir klä-

ren über Tarif-verhandlungen und Öffnungs-klauseln auf.«

Klinger, der seine beruf- liche Laufbahn 1973 als Ener-gieanlagen-Elektroniker begonnen und sich schon früh auch als Ju-gendvertreter

engagiert hat, kann die Arbeit als Vertrauensmann jeden-falls nur empfehlen: »Nicht nur, weil da echte Freund-schaften entstehen, sondern weil wir mit unserem Wissen und der Nähe zu den Kolle-gen wirklich viel bewegen können.«

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»Höchste Zeit für . . .«MÜNCHEN | Gut vorbereitet zum Frauentag

»Höchste Zeit für Frauen« – unter diesem Motto findet Ende Mai der 5. Frauentag der IG BCE in Hannover statt: Um sich bereits im Vorfeld mit den dort geplanten Themen rund um Arbeitszeit, Lebens-zeit und Gleichstellung aus-einanderzusetzen, kamen die bayerischen Delegierten im Münchner Gewerkschafts-haus zusammen.

Intensiv diskutierten die Frauen beispielsweise, wie be-triebliche Arbeitszeiten gestal-tet werden sollten, damit mehr

Zeit zum Leben und die per-sönliche »Auszeit« bleibt. Am Ende waren die Ergebnis-Pla-kate der Thementische zu Lebenszeit, Arbeitszeit, Fami-lienzeit und Auszeit gut gefüllt.

Ein Fazit: »Höchste Zeit für mehr partnerschaftliches En-gagement im Betrieb und von Männern und Frauen, um Gute Arbeit für alle zu ermög-lichen.« Die Diskussionser-gebnisse sollen auch in den Frauentag eingebracht wer-den: Die bayerischen »Bot-schafterinnen« sind bereit.

Gut vorbereitet für den IG-BCE-Frauentag: Delegierte aus Bayern.

Europäische »Mitbestimmung« stärkenMÜNCHEN | Einmal im Jahr treffen sich Mitglieder von Europäischen Betriebsräten (EBR) zum Erfahrungsaus-tausch. Jüngst auch auf der Agenda der Arbeitstagung im Landesbezirk die Frage: Wie müsste die gesetzliche Grund-lage – die europäische EBR-Richtlinie – geändert werden, damit sie wirkungsvoller arbei-ten können?

Im Unterschied zur deut-schen betrieblichen Mitbe-stimmung haben EBRs nur Anhörungsrechte, wenn Kon-zerne grenzübergreifende Maßnahmen planen. Josef Benno Seidl, im EBR des itali-

enischen Mineralölkonzerns Eni: »Ein Unterlassungsan-spruch, bis EBRs ihre Stel-lungnahme abgegeben ha-ben, wäre hilfreich.«

Individuelle, auf die je- weilige EBR-Situation zuge-schnittene Trainings, um zu einer effizienten und erfolg-reichen Arbeitsweise zu ver-helfen, mit der sie ihre Möglichkeiten im jeweiligen Unternehmen optimal nut-zen können, bietet das Pro-jekt TEAM.EWC, ein neues Angebot der IG-BCE-Bil-dungsgesellschaft BWS. Mehr Informationen unter: www.teamewc.eu

». . . es da um Überzeugungen geht. Beim Thema

›Rente‹ zum Beispiel. Ich habe zwar bereits

46 Jahre gearbeitet und meine Rente ist ganz in

Ordnung, aber die Absenkung des Renten-Niveaus für künf-

tige Generationen und die Privatisierung der Beiträge: Das

muss rückgängig gemacht werden! Auch deswegen gehe ich

auf die Straße. Damit viele von uns in 30 Jahren nicht in die

Altersarmut rutschen.«

». . . wir uns in diesem Jahr mit unserer

Aktionsgruppe um das Thema ›Gute Arbeit‹

kümmern. Egal, ob es dabei um Sozialleistun-

gen geht oder um Entwicklungsmöglichkeiten im Betrieb. Mir

ist das mittlerweile einfach wichtiger als das Aufstellen des

Maibaums. Weil solche Demonstrationen mir die Chance

geben, mit denen solidarisch zu sein, die nicht so gute Arbeits-

bedingungen haben wie ich.«

». . . es die ideale Gelegenheit ist, Solidarität zu

zeigen und in einer großen Menge von Kollegen

auf Probleme hinzuweisen, die uns beschäftigen

– wie zum Beispiel Unterschiede bei Bezahlung und sozialen

Leistungen oder auch Leiharbeit. So wird man gehört und gese-

hen. Außerdem ist die Kundgebung eine Chance, über Ent-

wicklungen und Probleme in anderen Unternehmen und an

anderen Standorten zu reden, die man ja sonst kaum hat.«

». . . es eine tolle Gelegenheit ist, für die Dinge

auf die Straße zu gehen, die einem wichtig sind.

Bildung zum Beispiel: Die Abschaffung der Stu-

diengebühren haben wir alle gemeinsam schon erreicht und

trotzdem gibt es zu viele Lehrgänge und Kurse, die jede Menge

Geld kosten. Außerdem machen wir dieses Mal in Nürnberg

eine Jugendaktion, bei der es um die Integration von Flücht-

lingen ins Arbeitsleben geht.«

I c h g e h e z u m 1 . M a i , w e i l . . .

Manfred Höfler

Betriebsratsvorsitzender bei Transfertex, Kleinostheim

Richard Tschernatsch

Betriebsratsvorsitzender bei Clariant, Gersthofen

Sarah Schiffner

Laborantin bei Nitrochemie, Aschau/Inn

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Theresa Munkelt

Angestellte bei Excella, Feucht

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> VOR ORT HESSEN-THÜRINGEN

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Vom Labor ins BetriebsratsbüroFRANKFURT | »Die Arbeit im Labor hat mir immer sehr viel Spaß ge-macht«, sagt Marianne Maehl. »Aber als Betriebsrätin kann ich mehr für andere bewirken.« 1998 ist Maehl in die IG BCE eingetreten. »Ich hatte mich bereits als Vertrauensfrau im Betrieb engagiert. Daher war mir die Wertigkeit von Gewerkschaft schon damals sehr bewusst.« Hinzu kommt: »Wir verbringen mehr Zeit auf der Arbeit als mit unserer Familie oder mit Freunden«, argumentiert die Vorsitzende des Bezirksfrauenausschusses Rhein-Main und ehrenamtliche Richterin am Landesarbeitsgericht.

Dreh- und Angelpunkt ihres Denkens und Handelns bei Bayer sind die Vertrauensleute. »Sie sind die Basis für alles, was in der Gewerkschaft beschlossen wird. Deshalb brauchen wir noch mehr engagierte Kolleginnen und Kollegen. Nur so bekommen wir in den anstehenden Tarifverhandlungen die notwendige Unterstützung in den Betrieben.« Von der Mit-gliederwerbeaktion »Höchste Zeit für Frauen« erhofft sie sich

weitere Mitstreiterinnen: »Ge-rade Frauen sollten sich ein-mischen – und das schon des-halb, weil Teilzeit fast nur sie betrifft und passende Lösun-gen häufig noch durchgesetzt werden müssen.«

Chemie-Tarifrunde läuft an WIESBADEN | Harte Auseinandersetzungen erwartet die IG-BCE-Tarifkommission Chemie Hessen bei der anstehen-den Tarifrunde. »Die Betriebe melden überwiegend positive Ertragszahlen. Gleichwohl rechnen wir mit einem schwieri-gen Verteilungskampf«, sagt Volker Weber, IG-BCE-Landes-bezirksleiter und Verhandlungsführer in Hessen. Anfang März hatte die Tarifkommission den bestehenden Ent- gelttarifvertrag gekündigt. Die IG BCE Hessen wird am 10. Mai ihre Forderung beschließen. Am 30. Mai finden die ersten Tarifverhandlungen statt.

Der Bezirk Rhein-Main (Foto) hat sich mit einer Tarifwerk-statt vorbereitet. 50 Vertrauensleute ha-ben überlegt, wie die Tarifkampagne wäh-rend der Forderungs- und Verhandlungs-phase gestaltet werden kann und dazu neue Aktions- sowie Kommunikationsformate entwickelt.

Die Medizin entdecken WIESBADEN | Gesundheitsindustrie legt Vorlesebuch auf

Kindliche Neugier macht sich das Vor-lesebuch »Jagd auf Viren, Bakterien & Co – Ein Fall für die Gesundheitsdetek- tive« zunutze. Jenny, Yunus und Ben sind Freunde. Nun ist Ben krank. Eine gute Ge-legenheit, die körpereigene Immunabwehr, die Bedeutung von Medikamenten und medi-zinischen Geräten zu erklären.

Das Vorlesebuch wurde im Auftrag der Initiative Gesund-heitsindustrie Hessen (IGH) entwickelt. Es soll Kindern ein Gefühl für die Bedeutung des Pharmastandorts Hes- sen vermitteln. Mitglieder der

IG BCE Hessen-Thüringen mit Kindern von 5–10 Jahren er-halten ein Gratisexemplar, wenn sie sich bis Ende Mai melden ([email protected]).

Die IGH ist ein Projekt von Hessischer Landesregierung, Unternehmen der hessischen Gesundheitsindustrie, IG BCE Hessen-Thüringen, Vertretern aus Wissenschaft/Forschung.

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Unter Dach und FachMELSUNGEN | Firmentarifvertrag bei Solupharm

Nach langen Verhand-lungen hat die Tarif-kommission der Solu-pharm GmbH einen Firmenmanteltarifver-trag für IG-BCE-Mit-glieder abgeschlossen.

Er regelt unter ande-rem Arbeitszeit, Ur-laub, Zulagen und Zuschläge, bezahlte Freistellungen und Altersfreizeit. Ein weiterer Ver-trag regelt Jahresleistung sowie zusätzliches Urlaubsgeld. Die IG-BCE-Mitgliederversamm-lung hat das Ergebnis einstim-mig angenommen. Ein Tarif-vertrag zum Entgeltrahmen soll im Herbst die Tarifland-schaft im Unternehmen ver-vollständigen.

»Das Ergebnis kann sich sehen lassen«, findet Osman Ulusoy, Verhandlungsführer

und stellvertretender Landes-bezirksleiter (auf dem Foto rechts. Außerdem, von links: Sonja Schmidt, Personalche-fin, Silke Schuchardt, Sandra Vockeroth, Werner Kegel-mann, Rüdiger Metz, alle Tarif-kommission, Jan Obramski, IG BCE Kassel). »Für unsere Mitglieder verbessern sich die Arbeitsbedingungen deutlich. Wir haben zwei Jahre verhan-delt, um ein optimales Ergeb-nis für unsere Mitglieder und das Unternehmen zu finden.«

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Hilfe für FlüchtlingeKASSEL | K+S beteiligt sich an Mentorenprogramm

Bei K+S haben 39 Beschäftigte am Standort Kassel ihre Bereitschaft erklärt, sich über einen Zeitraum von zwölf Wo-chen als Mentoren für Flücht-linge zu engagieren. Sie wol-len diesen so den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern.

In Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit, den Job-centern und der Initiative InCharge wurden dazu Tan-dems gebildet. Die K+S-Mit- arbeiter treffen sich regelmä-ßig mit ihren »Schützlingen«, um sie mit Rat und Tat auf ihrem Weg zu begleiten. »Die Flüchtlinge zu integrieren, kann nur durch das beherzte Engagement vieler Men-schen gelin-gen«, sagt Dr. Thomas Nö-cker, K+S-Per-sonalvorstand.

»Die Erst-versorgung ist gesichert. Nun beginnt die zweite Aufga-be – die Inte-gration in Ar-

beit und damit in unsere Gesellschaft«, sagt Detlef Hes-se, Leiter der Arbeitsagentur Kassel. Er dankte den Mento-ren für ihre Unterstützung. »Ein Großteil der registrierten Menschen entspricht noch nicht den Anforderungsprofi-len der Betriebe. Um ihnen den Eintritt in den Arbeits-markt zu erleichtern, müssen die Zugewanderten so schnell wie möglich durch Sprach- und Integrationskurse, Prak-tika, Qualifizierungen oder Ausbildung an unsere Ar-beitswelt mit ihren Normen und Werten herangeführt werden.«

Von rechts: Janosch Müller von der K+S KALI GmbH, mit den Mentees Wael Barakeh, Bas-har Barakeh und Osama Barakeh. Sie kommen aus Syrien und leben nun in Kassel.

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Klimaschutzplan 2050WIESBADEN | Bund soll Wirtschaftsakteure einbeziehen

Die Mitglieder des Deutschen Bundestages sollen sich für eine Klimapolitik einsetzen, die die Wirtschaft (Grundlage unseres Wohlstandes) als Ak-teur aktiv einbezieht. Das ha-ben die IG BCE Hessen-Thü-ringen, der Bezirk Mitte der IG Metall und die Vereinigung der hessischen Unternehmer-verbände mit Blick auf Über-legungen der Bundesregierung

für einen Klimaschutzplan 2050 gefordert.

In einem Schreiben an die hessischen Abgeordneten wei-sen sie darauf hin, dass der Kli-maschutzplan die Basis bilden muss, um eine gemeinsame Perspektive für eine zukunfts-fähige, klimafreundliche und leistungsstarke Industrie in Hessen und Deutschland zu entwickeln und zu realisieren.

Was habt ihr bisher gemacht?Daniel: Nach der Realschule und einem Auslandsjahr in Ecua-dor habe ich eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Daimler AG in Stuttgart begonnen. Daran schlossen sich der Erwerb der Fachhochschulreife und ein duales Studium bei der Vattenfall Europe Generation AG an. In der Zeit war ich auch Jugend- und Auszubildendenvertreter. Anschließend habe ich bis Ende März 2016 bei der Vattenfall Europe Mining AG gearbeitet. Gewerkschaftlich habe ich mich vor allem im Bezirksjugendausschuss (BJA) Cottbus engagiert.Robert: Von Haus aus bin ich Elektroniker für Betriebstech-nik. Nach der Realschule habe ich mich dazu bei Infraserv GmbH & Co. Höchst KG ausbilden lassen. Neben meiner Ar-beit hat mich immer das gewerkschaftliche Engagement sehr stark interessiert. Unter anderem war ich Jugend- und Aus-zubildendenvertreter sowie im BJA Rhein-Main. Außerdem war ich Teamer in den Jugendbildungsarbeitskreisen des Be-zirks Rhein-Main und Landesbezirks Hessen-Thüringen.

In welchen Bereichen setzt euch der Landesbezirk ein?Daniel: Wir sind noch in der Projektfindungsphase. In jedem Fall werden wir aber die Bezirksjugendkonferenzen Ende 2016 inhaltlich mit vorbereiten und unterstützen. Robert: Angedacht ist unter anderem, dass wir helfen, den BJA Thüringen wieder aufzubauen. Aber natürlich werden wir auch die anderen BJAs sowie den Landesbezirksjugend-ausschuss (LBJA) unterstützen.

Die JAVs gelten als Talentschuppen für künftige Betriebsräte und Funktionäre . . .Robert: Wir sollen dazu beitragen, die JAVen stärker an die IG BCE zu binden. Außerdem auch Hilfestellung bei Proble- men geben. Vor allem wollen wir uns auch darum bemühen, JAVen zu gewinnen, die noch nicht an die IG BCE gebunden sind. Daniel: In unserem Fokus steht auch die Mitgliedergewin-nung bei neu anfangenden Auszubildenden. Hier wollen wir unterstützend eingreifen.

Die beiden JAV- und Jugendreferenten bringen seit dem 1. April zusätzlichen Schwung in die Arbeit des Landes-bezirks.

Fragen an Robert Janssen &Daniel Brendler

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Stimmbildung mit FrauenNIEBÜLL | »Frauen-stimmen« mit ganz unterschiedlicher Fär-bung standen im Mit-telpunkt einer Veran-staltung der IG-BCE- Frauen in Schleswig-Holstein zum Inter-nationalen Frauentag im März: Mit einer zu engen weib- lichen »Stimmritze« sei noch vor gut hundert Jahren gegen das Stimmrecht von Frauen argumentiert worden, berichtete Birgit Herdejürgen, Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtags. Die Frauengruppe »Samt und Saitig« stimmte im kulturellen Teil des Programms eher heitere Lieder über das Verhältnis von Männern und Frauen an. Bei der IG BCE in Schleswig-Holstein stimmt das Verhältnis: Fast alle Ortgrup-pen im Bezirk haben jetzt auch einen Frauenstammtisch, freute sich Bettina Andersen, die deren Arbeit auf Bezirks-ebene koordiniert.

Werkzeuge zur KommunikationOLDENBURG | Werkzeuge für erfolgreiches Kommunizie-ren haben sich die Mitglie-der des Frauenausschusses im IG-BCE-Bezirk Oldenburg bei einem Wochenendsemi-nar Anfang März angeeignet. Sie lernten, Themen auf den Punkt zu bringen, Körper-sprache wirksam einzuset-zen und dabei gute Be- ziehungen aufzubauen. Kommunikationstrainerin Uta Gröschel übte mit den Teilnehmerinnen auch das Vorbe-reiten von Themen ein und gab Tipps zum Argumentieren. Neuere Kolleginnen profitierten vom Erfahrungsschatz erfahrener Betriebsrätinnen.

Gespräche mit BetriebsrätinnenHANNOVER | Nach den Themen des Betriebsrats und dem Stand der Vertrauensleutewahlen haben sich Vertreterinnen des Frauenausschusses vom Bezirk Hannover bei einem Be-such des Unternehmens Lloyd Shoes in Sulingen erkundigt. Es gebe ein sehr gut funktionierendes betriebliches Gesund-heitsmanagement, erfuhren sie von der verantwortlichen Betriebsrätin Heile Rath. Sie plane bei Lloyd in diesem Jahr einen Gesundheitstag. Über die etwa 200 Schritte bei der Herstellung von Schuhen in Handarbeit informierten sich die Frauen bei einer Betriebsbegehung.

Signal für LaboreHAMBURG | »Laboroffensive« zieht Zwischenbilanz

Es ist mühsam, doch es geht voran mit der Organisierung von Beschäf-tigten in etwa 90 Hamburger Laborunterneh-men. So etwa lautet die Zwi-schenbilanz des Projekts »Labor-offensive Hamburg« nach sie-ben Monaten Beratung, Netz-werktreffen und jeder Menge Schulungen. »In fast keinem Betrieb gibt es eine tarifliche Anbindung«, berichtet die Projektsekretärin Ute Sierck. »Der kürzlich abgeschlosse-ne Tarifvertrag bei der ame-des-Gruppe hat deshalb eine Signalwirkung für die Bran-che. Er hat auch in Hamburg zum Mitgliederzuwachs bei-getragen.«

Der 2014 erstmals gewähl-te Betriebsrat bei Evotec in Hamburg beschäftigt sich vor allem mit Leistungslohn und mit der ungeregelten Arbeits-zeit. »Die Arbeit ist interes-sant, doch die Entlohnung wird als ungerecht und un-durchsichtig empfunden«, er-zählt Betriebsrat Gerhard Schmiedel. Um das zu än-dern, muss zunächst der Or-ganisationsgrad erhöht wer-den. Dazu hat die IG BCE mit dem Betriebsrat Pläne ge-

macht. Nach einer Mitglie-derversammlung und Rechts-beratung im April sollen im Mai neue Beschäftigte ange-sprochen und eine Aktion vor dem Tor gemacht werden.

Etwa 4000 Beschäftigte ar-beiten in Hamburgs privaten Laboren — fast immer zu schlechteren Bedingungen als ihre Kollegen im Organisa- tionsbereich der chemischen Industrie. »Allein die Gehälter sind erheblich niedriger und innerhalb der privaten Labore oft sehr ungleich«, erläutert Ute Sierck. »Wir haben den Be-schäftigten vorgerechnet, dass das Einstiegsgehalt nach drei Jahren Ausbildung nach dem Chemietarif 1100 Euro höher liegt als im Durchschnitt der Hamburger Labore.«

Das Gründen neuer Be-triebsräte, die Netzwerkbil-dung und die Vereinbarung von Tarifverträgen sind des-halb vorrangige Ziele des Projekts.

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Aktion vor einem Tor des Unternehmens Eurofins.

Betriebsräte tagen in Hamburg zur Lage der Branche.

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Gegen RassismusHAMBURG-BERGEDORF | Ortsgruppe klärt Fußgänger auf

Beim Verteilen von Flugblät-tern über Rassismus und von bunten Handschuhen für Kinder haben IG-BCE-Mit-glieder am 19. März Passan-ten im Zentrum von Berge-dorf in Gespräche verwickelt. Die Aktion zum Internatio-nalen Tag gegen Rassismus machen die Bergedorfer Orts-gruppe und der Interkultu-relle Arbeitskreis (IAK) des Bezirks Hamburg-Harburg regelmäßig zusammen. »Ich wünsche mir, dass sich auch Politiker und Parteien an sol-

chen Aktionen beteiligen«, sagt IAK-Mitglied Kemal Kiremitcioglu. »Rassismus ist ein sensibles Thema, das an-gepackt werden muss.«

Was motiviert Sie zum Engagement für die Ortsgruppe?Ich habe die Ortsgruppe im Februar 2007 gegründet. Bis vor gut zehn Jahren habe ich im Industriepark Walsrode gearbeitet, war dort auch lange Betriebsrats-vorsitzender. Die Gewerkschaft hat mir so viel gegeben – da wollte ich etwas zurückgeben. Fast alle der etwa 2000 Mitglieder der Ortsgruppe sind mit dem Industrie-park verbunden. Gerade für die Älteren spielt sie eine wichtige soziale Rolle. Höhepunkt ist jedes Jahr die Veranstaltung zum 1. Mai zusammen mit dem DGB, aber wir machen auch Sommerfeste und Spieleabende und besuchen Weihnachtsmärkte. Einmal im Jahr organi-siere ich Bildungsreisen, die sind immer schnell aus-gebucht. Unser Problem ist der Nachwuchs. Deshalb werde ich auch jetzt noch einmal kandidieren.

Fragen zur Arbeit in Ortsgruppen, die von Mai an neue Vorstände wählen

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Meinungsfreudig: Dr. Matthias Miersch (Bildmitte).

»Weg von Hypotheken«HANNOVER | Ortsgruppe diskutiert Energiewende

Überwiegend zustimmende Kommentare und etliche offene Fragen – das war die Bilanz nach einem engagier-ten Referat über erneuerbare Energien und ihre Rolle bei der Energiewende Anfang April. Die IG-BCE-Ortsgrup-pe Hannover-Süd hatte dafür mit dem SPD-Bundestags-abgeordneten Dr. Matthias Miersch einen ausgewiese-nen Experten gewonnen.

Miersch gehört dem Bun-destagsausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak-torsicherheit an und ist um-weltpolitischer Sprecher der

SPD-Bundestagsfraktion. »Die erneuerbaren Energien sind für eine nachhaltige Ener- giepolitik unabdingbar. Wir müssen weg von den unkal-kulierbaren Hypotheken der Atompolitik und der Kohlen-dioxidbelastung«, bekräftigte er. Optimistisch stimmt ihn der Verlauf der Pariser Um-weltkonferenz: »Auch glo- bal wird jetzt konstruktiv ge-handelt.«

Als auch persönlichen Er-folg wertete er den Schwenk hin zur Erdverkabelung bei der Stromtrassendiskussion. Damit bleiben seinem Bun-

destagswahl-kreis – in dem auch der Einzugs-bereich der Ortsgruppe liegt – lang-wierige poli-tische Dis-kussionen erspart.

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Kemal Kiremitcioglu und Robert Meessen in Bergedorf.

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Reinhard Wendt, 71, Vorsitzender der Ortsgruppe Hohe Heide

Kai Rückbrodt, 50, Vorsitzender der Ortsgruppe Goslar

Die Ortsgruppe Goslar ist eine der größten im Landesbezirk. Was macht sie so attraktiv?Wir kommen aus der Tradition der IG Bergbau und Energie und haben deren einst getrennte Gruppen für Angestellte und Arbeiter mit der Fusion zur IG BCE zusammengelegt. Wenn sich die Ortsgruppen von Liebenberg und Clausthal im Mai anschließen, kommen wir auf etwa 2000 Mitglieder. Dadurch können wir auch die Vorstandsarbeit auf 16 Leute verteilen. Einer kümmert sich zum Beispiel um die Reisen, eine um die Aktivitäten für die Jugend, ein anderer um Soziales. Als Vorsitzender organisiere ich die politischen Veranstaltungen. Höhepunkt ist immer das politische Grünkohlessen mit Größen aus der regionalen Wirtschaft und Politik und prominenten Gästen. Das macht Freude; ich kandidiere im Mai zum dritten Mal für den Vorsitz.

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Generationenwechsel im BRMAGDEBURG | Danke, Günter! Viel Erfolg, Steffen! Im Be-triebsrat bei Wavin (Hersteller von Kunststoffrohren) in der Börde bei Magdeburg gab es einen Generationswechsel. Nach 25 Jahren Betriebsratsarbeit ist Günter Pufahl als Betriebsrats-vorsitzender zurückgetreten und wird in nächster Zeit aus dem Betrieb ausscheiden (auf dem Foto Dritter von links, außerdem im Bild, von links, Gewerkschaftssekretär Dirk Lehnert, BR-Vorsitzender Steffen Kummer und Werkleiter Dieter Rolfes.)

Pufahls Nachfolger Steffen Kummer ist 37 Jahre alt und wird in Zukunft die Betriebsratsarbeit als Vorsitzender gestal-ten und das Bild der IG BCE im Betrieb prägen. Dazu gehören unter anderem die Werbung neuer Mitglieder und die Weiter-bildung im Rahmen des Bildungsprogramms der IG BCE.

»Wir starten durch«BERLIN | Unter diesem Motto hatte der Bezirk Berlin-Mark Brandenburg die Vorsitzenden der Berliner Ortsgruppen und die Vorsitzenden der Vertrauenskörper in Berlin in die Inselstraße eingeladen.

Konkret ist geplant, anlässlich der Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus im Juli 2016 ein Regionalforum im Wilhelm-Leuschner-Saal im DGB-Haus in der Keithstraße zu veranstalten. Als Thema wurde festgelegt: Industrie-standort Berlin: Industrie – Wohnen – Energie. Eingeladen werden alle im Berliner Abgeordnetenhaus vertretenen Par-teien, die sich zu den geplanten Inhalten positionieren können.

Top Ten der Werber/1. Quartal 2016Platz 1: Andreas Sakrejz (25 gewonnene Neumitglieder, Pa-pierfabrik Spremberg, Cottbus); Platz 2: Anita Böhnke (17, DMI Leisnig, Leipzig); Platz 3/4: Sabine Sonnenberg (16, Trevira GmbH, Cottbus), Jens Czarnowsky, (16, Krebs Kor-rosionsschutz GmbH, BMB); Platz 5/6: Ludwig Griebel (14, 3D-Micromac AG, Dresden-Chemnitz), Angelika Wieder-hold (14, DMI Leisnig, Leipzig); Platz 7: Ines Lebe (9, P-D Glasseiden GmbH, Lepzig); Platz 8: Ulrike Bauermann (8, KWL GmbH, Leipzig); Platz 9/10: Emanuele Cicero (7, Ke-rateam Leisnig, Leipzig), Marco Seemann (7, ELDISY GmbH, Halle-Magdeburg).

Cool diskutiertBERLIN | Workshop über Rechtsextremismus bei der BASF

Ist jeder, der eine Bomber- jacke trägt, ein Neonazi? Nein, natürlich nicht. Den »klassi-schen Neonazi« gibt es nicht. Im Gegenteil: Er unterscheidet sich von seinen Mitmenschen – etwa durch Frisur und Klei-dung – nicht zwangsläufig. Über die aktuellen Entwick-lungen zum Thema Rechts-extremismus haben sich Aus- zubildende des Shared Service Center der BASF an der War-schauer Straße in Berlin in-formiert. Die Möglichkeit dazu bot das IG-BCE-Projekt »In einer coolen Demokratie leben«.

Der Workshop auf Initia- tive der Jugend- und Auszubil-

dendenvertretung bildete eine Plattform für Fragen und Ant-worten: »Was sind rassistische Äußerungen? Wie lässt sich ein geschlossenes rechtsextre-mes Weltbild definieren? Was können Auszubildende gegen rechtsextreme Aussagen im Betrieb tun?« Die jugend- lichen Teilnehmer diskutier-ten sehr engagiert, die Veran-staltung war ein voller Erfolg.

Das IG-BCE-Projekt »In ei-ner coolen Demokratie le-ben« bietet insgesamt drei Thementage an, die von Be-trieben kostenfrei gebucht werden können. Mehr Infos beim Landesbezirk Nordost: [email protected]

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Engagierte Jugendliche beim Workshop im Berliner Shared Service Center der BASF.

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EEin »Go« bei HöttgesBERLIN | Tarifverhandlungen in die Spur gebracht

Großer Erfolg für die Kolle-ginnen und Kollegen der Höttges GmbH in Berlin. Nachdem sie sich mit ihren Fragen zum Thema Tarif an den Bezirk Berlin-Mark Bran-denburg gewandt hatten, wurden die aktuelle Situation in der Firma beleuchtet und weitere Schritte gemeinsam geplant. Jetzt wurde eine Ta-

rifkommission gewählt und der Arbeitgeber sowie der Ar-beitgeberverband informiert, sodass in absehbarer Zeit die Verhandlungen aufgenom-men werden können.

Die Höttges Kunststoffver-arbeitung GmbH ist ein fami-liengeführtes Unternehmen mit einem 30-köpfigen Mitar-beiterteam.

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Lieber Gruß aus NepalDRESDEN/CHEMNITZ | IG BCE beim Weltfrauenkongress

»Unvergesslich und einzig- artig!« So schwärmen Bettina Davids und Anne Slave von der 2. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Kathman-du/Nepal. Sie nahmen für den Bezirksfrauenauschuss Dresden/Chemnitz an der Veranstaltung unter dem Motto »Frauen erklimmen die höchsten Berge« teil.

»Wir sind zutiefst beein-druckt von der toll organisier-ten Konferenz, vom Engage-ment der Frauen aus 48 Län- dern, die sich an sechs Konfe-renztagen in der Delegierten-versammlung und in 20 Work-shops austauschten. Wie auch von der großen Solidarität zwischen diesen Frauen, von der Kraft der Frauen, die sich in Netz-werken zusam-men-schließen und ge-meinsa-me Ziele verfolgen. Wir sind ebenso beeindruckt von der herzlichen Aufnahme durch die nepalesischen Bevölke-rung, die trotz Erdbebenschä-den und Blockade durch In-dien der Weltfrauenkonferenz zum Erfolg verhalf!«

Bettina Davids, Betriebs-ratsvorsitzende bei Hermes Schleifkörper GmbH, und Anne Slave, BR-Mitglied Glo-balfoundries, haben sich für diese Weltfrauenkonferenz Urlaub genommen und auch einige Workshops absolviert. Bettina Davids: »Es ist einfach spannend zu merken, dass es

überall auf der Welt ähnliche Probleme gibt, wie zum Bei-spiel Diskriminierung, Sexis-mus, Mindestlohn, Arbeits-zeiten, Umwelt. Es ist gut zu wissen, dass man mit diesem Problemen nicht alleine auf der Welt ist und für die Lö-sungsfindung von den ande-ren lernen kann!« Das heißt: Gemeinsam gegen patriarcha-le Strukturen, gegen Imperia-lismus und für die Emanzipa- tion der Frau zu kämpfen.

Deshalb war auch für Bet- tina Davids diese Reise ein neuer Powerschub für ihre Ar-beit zu Hause. Lächelnd möch-te sie ihre Kolleginnen mit dem nepalesischen Sprichwort

»Wem nichts zu schwer ist, dem gelingt al-les!« mo-tivieren, sich für mehr für Frauen-netzwer-ke einzu-setzen, Solidari-

tät auszubauen und viele Kol-leginnen in das gewerkschaft-liche Boot zu holen. Übrigens: Nachträglich ein »Happy Birth-day« an Anne Slave – sie feierte in Kathmandu ihren 58. Ge-burtstag und bekam dazu ei-nen nepalesischen Schal ge-schenkt, der Glück bringen soll.

Am 20. Oktober 2016 ab 17 Uhr berichten Bettina Da-vids und Anne Slave im Ge-werkschaftshaus Dresden über die Weltfrauenkonferenz in Nepal, über die es mehr auch im Netz gibt unter: http://bit.ly/1Wprwon

Anne Slave und Bettina Davids (links und rechts der Fahne) mit nepalesischen Frauen.

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Tarifverträge – ein Selbstbedienungsladen?Jetzt gehts wieder los: Die neuen Tarifverhandlungen starten

und wir stehen wieder vor einer großen Aufgabe und vor hei-

ßen Diskussionen, die manchmal in Streit münden. Faire Löh-

ne, gute Arbeitsbedingungen, 30 Tage Urlaub im Jahr und

Lohnfortzahlung im Krankheitsfall – das alles gibt es vom Ar-

beitgeber nicht geschenkt. Am Verhandlungstisch kämpfen

wir unermüdlich für eine gerechte soziale Balance zwischen

Arbeitgebern und Beschäftigten. Es tut dabei, auch mir, gut zu

wissen, wie viele Kolleginnen und Kollegen unsere Arbeit un-

terstützen. Indem sie ganzjährig die IG BCE Nordost vertreten,

unsere Mitglieder beraten. Nur gemeinsam sind die Beschäf-

tigten durchsetzungsfähig und stark. Das macht nicht nur der

Slogan der Tarifkampagne Chemie 2016 deutlich: »Das WIR

braucht DICH«. Aus vielen Gesprächen weiß ich aber auch,

dass leider nicht alle von uns das »Wir-Gefühl« verinnerlicht

haben. Viele bedienen sich diesbezüglich wie in einem Selbst-

bedienungsladen – einfach rein in die Tüte. Sie naschen mit

am großen Kuchen Tarifvertrag, ohne selbst etwas für das Er-

gebnis getan zu haben. Manche wollen nicht einmal genau

wissen, dass die Diskussionen zur Forderungsaufstellung in

den Betrieben bis Mitte Mai stattfinden und dann die Tarif-

kommissionen auf Landesebene die regionalen Forderungen

beschließen. Es ist also ein wichtiger Prozess, dem Ende Mai

die Beschlussfassung der Bundestarifkommission folgt. Des-

halb meine große Bitte: Motiviert Kollegen aktiv mitzuarbei-

ten, zum Beispiel auch durch die Gewinnung von neuen Mit-

gliedern. Unterstützt unsere Vertrauensleute und Betriebsräte.

Der große »Kuchen Tarifvertrag« steht für eine bessere und

gerechte Arbeitswelt. Er ist für alle da, aber da faire Löhne &

Co. keine Selbstverständlichkeit sind, wäre es auch fair, wenn

JEDER von uns seinen Beitrag für eine bessere und gerechte

Arbeitswelt leisten würde. Von alleine bewegt sich nichts.

Euer Oliver Heinrich

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OLIVER [email protected]

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Plattform für den KulturaustauschRECKLINGHAUSEN | Der Mittelmeer-raum als Krisenregion, aber auch als Ort der Zuflucht steht im Fokus der Ruhrfestspiele vom 1. Mai bis 19. Juni. Das älteste Kulturfestival Europas gibt den verschiedenen Kulturen eine Plattform. 17 Uraufführungen ge- hören 2016 zum Programm. Neben Schauspielaufführungen werden Tanz- und Musikproduktionen sowie eine Lesereihe mit prominenten Autoren geboten. Ermäßigte Karten für IG-BCE-Mitglieder gibt es in vielen Betrieben über den Betriebsrat. Karten unter: www.ruhrfestspiele.de

Solidarität mit GeflüchtetenDÜSSELDORF | 80 aktive Frauen aus den Bezirks-frauenausschüs-sen folgten der Einladung des Landesbezirks zum Frauenfrühstück anlässlich des Internationalen Frauen-tags. Die Flüchtlingsthematik stand im Mittelpunkt. Wichtig sei, Flüchtlinge schnell zu integrieren und sie mit unseren Werten Toleranz, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung von Männern und Frauen vertraut zu machen, betonte die stell-vertretende Landesbezirksleiterin Viola Denecke. Maßnah-men und Projekte zur Integration stellten der SPD-Landtags-abgeordnete Ibrahim Yetim sowie Regina Karsch von der Abteilung Migration der IG-BCE-Hauptverwaltung vor. Über alltägliche Erfahrungen berichteten Ute Simons vom inter-kulturellen Arbeitskreis Leverkusen und Marie-Agnes Kratz, die einen syrischen Jugendlichen aufgenommen hat.

Top Ten der Werber im MärzPlatz 1: Heike Strut (21 geworbene Neumitglieder, Cinram, Alsdorf); Platz 2: Frank Mergl (15, Cinram, Alsdorf); Platz 3: Horst Ruoff (5, Continental, Alsdorf); Platz 4–8: Angelika En-derichs (3, Grünenthal, Alsdorf), Rudolf Gasper (3, Reflex, Alsdorf), Müslüm Oguz (3, RHI-Didier, Köln-Bonn), Georg Pajonczek (3, Montaplast, Köln-Bonn), Gabriel Schäfer (3, Ve-trotech Saint-Gobain Kinon, Alsdorf); Platz 9–16: Mehmet Altin (2, Hydro Aluminium-Rheinwerk, Düsseldorf), Nadir Biricik (2, Finck, Moers), Guido Grohs (2, Montaplast, Köln-Bonn), Andy Güttler (2, Trimet Voerde SE, Duisburg), Nedjet Karul (2, KSK GmbH, Alsdorf), Jochen Musiol (2, RWE Power Veredlung PRV, Alsdorf), Fotios Papaefthimiou (2, FS-Karton, Düsseldorf), Klaus Pilger, Dieter Wirtz (je 2, Huntsman Duisburg, Moers).

Arbeit ist MehrWertDÜSSELDORF | Tarifkonferenz eröffnet Chemie-Runde

Ein deutliches Ge-haltsplus erwarten die IG-BCE-Mitglieder von der Tarifrunde. Schließ- lich geht es den meisten Chemie-Un-ternehmen wirtschaft-lich gut und die Beschäftigten wollen, dass auch sie ihren Anteil an den von ih-nen mit erwirtschafteten Ge-winnen erhalten. Laut einer Umfrage rechnet die Hälfte aller Betriebe für 2016 mit Ge-winnen wie 2015. 28 Prozent erwarten, dass sie in diesem Jahr sogar noch steigen.

Eine Absage erteilte die Kon-ferenz den Forderungen von Arbeitgebern nach mehr Spiel-raum für beweglichere Arbeits-zeiten. Aus Sicht der IG BCE gebe es in dieser Frage keinen Handlungsbedarf, betonte Pe-ter Hausmann, IG-BCE-Tarif-vorstand und Verhandlungs-führer der Tarifrunde auf Bundesebene. »Unsere Tarif-systeme sind so flexibel, dass sie betrieblich genügend viele Gestaltungsmöglichkeiten bie-ten.« »Auch Veränderungen

der gesetzlich garantierten Ruhezeit von elf Stunden und die tarifliche Altersfreizeit sind für uns kein Thema«, stellte Landesbezirksleiter Frank Löll-gen, Verhandlungsführer der Tarifrunde Nordrhein, klar.

Neben mehr Entgelt gehö-ren 2016 auch die Fortfüh-rung des Ausbildungsplatz- niveaus zu den Forderungen. Fünf Prozent mehr Entgelt hat der IG-BCE-Hauptvorstand als Forderungsempfehlung am 8. April beschlossen. Jetzt dis-kutieren die IG-BCE-Mitglie-der in den Betrieben über die Empfehlung. Am 13. Mai be-schließt die IG BCE Nordrhein ihre Forderung. Die erste re- gionale Tarifverhandlung ist am 1. Juni.

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Erfolgreiche AktionswocheTROISDORF | Die IG BCE ist vor Ort präsent und kümmert sich um die Probleme der Be-schäftigten. Das war die Bot-schaft der IG BCE Köln-Bonn bei ihrer Aktionswoche im Industriepark Troisdorf in der Karwoche.

Neben Betriebsbesuchen bei einigen der dort ansässigen elf Firmen gehörten auch eine Kantinenaktion und ein Mit-gliederstammtisch zum Pro-gramm. Betreut wurde die Ak-

tion gemeinsam von den Vertrauensleuten und Be-triebsräten vor Ort sowie Matthias Jakobs, Leo Lob und David Stroop vom Bezirk Köln-Bonn.

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Kämpferische Stimmung bei der Tarifkon-ferenz Chemie des Landesbezirks.

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Mitglieder gewinnenALSDORF | Neues Seminarangebot

Mit einem besonderen Quali-fikationsangebot für Werber beschreitet der Bezirk Alsdorf neue Wege. Am ersten Juli- Wochenende sind Betriebsräte, Vertrauensleute und aktive IG-BCE-Mitglieder eingeladen, unterstützt von Nicole Stange, einer erfahrenen Kommunika-tionstrainerin und Personal-coach, zu lernen, wie man Menschen für die Gewerk-schaft gewinnen kann.

»Erfolgreiche Kommunika-tionsprozesse sind die Basis, wenn man Menschen für sich, für eine Idee, für ein Produkt oder auch für die IG BCE be-geistern will«, so Stange. Es gebe zahlreiche überzeugende Argumente für den Eintritt in

die Gewerkschaft – von Tarif-verträgen bis zum Rechts-schutz. Aber sie allein reichten nicht. »Menschen wollen ge-wonnen werden – und zwar nicht über Fakten, sondern über Emotionen und persön-liche Bindung, über das per-sönliche Gespräch«, erklärt Stange. Was man dabei beach-ten muss, kann man beim Wo-chenendseminar lernen.

Die Kompetenzen, die die Teilnehmer erwerben, lassen sich überall da einsetzen, wo der persönliche Auftritt zählt. Für einen nachhaltigen Lern-erfolg ist die Teilnehmerzahl auf zwölf begrenzt. Infos und Anmeldungen:

www.alsdorf.igbce.de

Barrieren abbauenHALTERN AM SEE | Wie können mehr Menschen mit Be-hinderung in die Ar-beitswelt integriert werden? Diese Frage stand im Mittel-punkt der Tagung, zu der die Landesbezirke Nord-rhein und Westfalen Schwerbe-hindertenvertreter eingeladen hatten.

Es ging um die vielfältigen Fördermöglichkeiten, wenn Arbeitgeber Arbeitsplätze für Behinderte schaffen, um die geplante Gesetzesreform, die die Rechte der Schwerbehin-dertenvertretungen erweitern soll, um die Unterstützung der IG BCE für die Schwerbehin-dertenvertretungen, die von regionalen Workshops bis zum Aufbau von Netzwerken reicht.

In diesem Jahr will die IG BCE eine »Charta der In-

klusion« entwickeln, erklärte Nils Hindermann von der IG-BCE-Hauptverwaltung. Ge-plant ist, dass – ähnlich wie bei der IG-BCE-Charta der Gleich-stellung – sich die Sozialpart-ner selbst verpflichten, wirksa-me Maßnahmen zur Inklusion und Integration zu schaffen.

Um was es geht, stellte NRW-Behindertenbeauftragte Elisa-beth Veldhues klar: »Barriere-freiheit bedeutet nicht nur ebenerdige Eingänge oder Zu-gänge, sondern heißt, die Barri-eren abzubauen, die Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen haben.«

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Was leisten die Ortsgruppen der IG BCE?Die Ortsgruppen sind die Ansprechpartner der IG-BCE-Mit- glieder am Wohnort. Wir organisieren Bildungsveranstal-tungen, wir kümmern uns um die Ehrung der Jubilare, kurz: Wir sind nah dran an den Mitgliedern und diejenigen, die für den sozialen Zusammenhalt vor Ort sorgen. Aber wir sind auch in der Kommune aktiv und nehmen Einfluss auf die kommunale Politik, vor allem im Bereich Wirschaftsförde-rung und Standortsicherung.

Wie gut ist eure Zusammenarbeit mit der Politik?Die war in den letzten Jahren sehr intensiv. Einer der gro-ßen Arbeitgeber vor Ort ist Zanders Papier. Das Unterneh-men mit rund 500 Beschäftigten ist in den letzten Jahren aufgrund wirtschaftlicher Probleme immer wieder gefähr-det gewesen. Wir haben in enger Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden Frank Eschenauer und dem Bürgermeister der Stadt den Standort gesichert.

Was waren Arbeitsschwerpunkte in den letzten Jahren?Neben der politischen Lobbyarbeit für die Interessen der IG-BCE-Mitglieder haben wir beispielsweise Veranstal-tungen zur Rente oder zu Patientenverfügungen durchge-führt, auch Jubilarehrungen, Weihnachtsfeiern, Mitglieder-reisen. Wir sind mit rund 2000 Mitgliedern eine recht große Ortsgruppe.

Was würdest du anderen IG-BCE-Mitgliedern sagen, um sie für eine Arbeit in der Ortsgruppe zu gewinnen?Komm vorbei, sieh dir an, was wir auf die Beine stellen. Die meisten, die bei uns mitarbeiten, sind schon lange dabei. Weil die Arbeit Spaß macht. Wer würde unentgeltlich einen solchen ehrenamtlichen Job machen, wenn das anders wäre?

Der Schichtmeister und IG-BCE-Vertrauensmann bei Zanders sowie Vorsitzender der IG-BCE-Ortsgruppe Bergischer Kreis ist überzeugt: Man kann in den Ortsgruppen eine Menge bewegen.

Fragen an Mikail Cin4

»Mach dich stark – gemeinsam aktiv in der IG BCE« ist das Motto, unter dem die IG BCE alle Mitglieder aufruft, sich an den Wahlen der Vertrauensleute in Betrieben und der Vorstände der Ortsgruppen zu beteiligen. Gewählt wird in der Zeit vom 1. Mai bis zum 31. Oktober. www.igbce.de

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Neu im LandesbezirkMAINZ | Seit einem Monat gibt es im Bereich des Landes- bezirks zwei neue Referenten, die sich speziell um die Gewerk-schaftsjugend und die Mitglieder der betrieblichen Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAVen) kümmern: Christian Gronau (Foto oben) und Matthias Stöcker (Foto unten).

Christian Gronau, der in wenigen Tagen seinen 27. Geburtstag be-geht, stammt aus der Ruhrstadt Bottrop. Er durchlief im dorti- gen Steinkohlenbergwerk Pros-per-Haniel seine Ausbildung zum Elektriker für Betriebstech-nik, während des dritten Lehr-jahrs auch schon unter Tage. Vor sieben Jahren trat Gronau der IG BCE bei, ein Jahr später war er bereits in der JAV des Unternehmens. Von Anfang an beteiligte er sich an der gewerkschaftlichen Jugendarbeit, unter anderem im Be-zirksjugendausschuss und im Jugendbildungsausschuss des Landesbezirks Westfalen. Mehrere Jahre übernahm er als Sachbearbeiter Verantwortung für die IG-BCE-eigene Frei-zeit- und Jugendeinrichtung »Fejo«.

Christian Gronau fährt gerne Rad und Snowboard und betreibt den brasilianischen Kampfsport Luta Livre. Die Herzen der jungen Leute gewinnt er manchmal auch als Gitarrenspieler und Sänger, gerne am Lagerfeuer.

Matthias Stöcker, der zweite neue Referent, feierte seinen 21. Ge-burtstag im vergangenen Monat bereits als hauptberuflicher JAV- und Jugendreferent. 2011 hatte er seine Ausbildung zum Elektro-niker für Automatisierungstech-nik bei der Leverkusener Currenta, einer gemeinsamen Dienstleis-tungsgesellschaft der Bayer AG und der Lanxess AG, aufgenommen. Er wurde direkt in der IG BCE aktiv. Schon ein Jahr später wählte ihn die Jugend des Betriebs in ihre JAV. Als Stöcker vor vier Wochen seine haupt-berufliche Stelle bei der IG BCE antrat, hatte er durch sein JAV-Amt bereits mehrjährige Erfahrung in Betriebsstrukturen aller Ebenen sammeln können. Jetzt musste er natürlich alle seine betrieblichen Funktionen niederlegen, darunter die als stellvertretender Vorsitzender der Konzern-JAV der Bayer AG.

Urlaub macht er am liebsten dort, wo er seinem Hobby als Taucher nachgehen kann. Und auch in seiner Freizeit ist er engagiert, unter anderem bei den Jusos. Matthias Stöcker arbeitet jetzt für die Bezirke Mainz und Mittelrhein, Christian Gronau für den Bezirk Saarbrücken.

Recht bekommenNEUWIED | Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann

Der Bezirk Mittelrhein hat im April interessante Zahlen zum gewerkschaftlichen Rechts-schutz veröffentlicht. 220 Strei-tigkeiten haben die Rechts-schutzsekretärinnen und -sekre- täre im Vorjahr für Mitglieder aus diesem Bezirk abgeschlos-sen, und zwar, so Bezirksleiter Holger Zimmermann, »meis-tens positiv«.

Mit Gerichtsurteilen oder Vergleichen holten sie zulas-ten von Arbeitgebern oder von Berufsgenossenschaften, Ren-ten-, Unfall- oder Krankenver-sicherern insgesamt 1,2 Mil- lionen Euro heraus. Zimmer-mann lobt die in seinem Bezirk tätigen Mitarbeiter der DGB Rechtsschutz GmbH in Koblenz und Siegen als »erfah-rene Rechtsschutzsekretärin-nen und -sekretäre« und alle-samt »Volljuristen«.

Eine ebenfalls gerade erst im April von der IG BCE veröf-fentlichte Broschüre rechnet vor, dass diese Gewerkschaft die Gerichte für ihre Mitglieder im vergangenen Jahr 13 332- mal bemüht hat, je zur Hälfte durch eigene Rechtsschutz- sekretäre und die DGB Rechts-schutz GmbH.

Ralf Sikorski, zuständiges Mitglied des geschäftsführen-den Hauptvorstands: »Beson-ders erfreulich ist, dass sich die Gesamterfolgssumme« für die Mitglieder im Vergleich zum Vorjahr »noch einmal um fast 2,5 Millionen Euro auf knapp 29 Millionen Euro erhöht hat«.

Arbeitgeber und Vorgesetzte wissen oft aus Erfahrung, dass fragwürdige arbeitsrechtliche Schritte gegen IG-BCE-Mit-glieder geringere Chancen ha-ben als gegen Unorganisierte.

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Digitaler RhythmusLUDWIGSHAFEN | Vernetzte Arbeit verlangt neue Regeln

Rund 60 Teilnehmer folgten im April der Einladung der Ziel-gruppe Techniker und Ingenieure des IG-BCE-Bezirks zu einer Infor-mationsveranstaltung zum Thema »Industrie 4.0 in der BASF« (Foto).

Eine Einführung in das Pro-blemfeld aus Gewerkschafts-sicht gab Iris Wolf, Ressort- leiterin in der Abteilung Inno-vation, Forschung und Tech-nologie beim Hauptvorstand der IG BCE in Hannover. BASF-Manager Frithjof Netzer, der das übergreifende Projekt BASF 4.0 leitet, schilderte die aktuelle Entwicklung aus Sicht

des Unternehmens. Er begrün-dete, warum diese Technologie wichtig für die Zukunftsfähig-keit der BASF SE ist.

Die anwesenden Betriebsräte und Vertrauensleute verdeut-lichten, dass der neue Trend Mitbestimmungsthemen be-rühre, die vor der Umsetzung konkreter Maßnahmen gere-gelt werden müssten.

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Aufklärung statt FeindlichkeitLUDWIGSHAFEN | Woher kommt die irrationale Fremden-feindlichkeit in Deutschland? Wie hat sie sich im vergangenen Jahr entwickelt? Was wissen wir über diese Haltung in der Rhein-Neckar-Region?

Antworten auf diese Fragen suchten 30 Teilnehmer im April auf einer gemeinsamen Veranstaltung der vom BASF-Betriebsrat gebildeten »Kommission für interkulturelle Zu-sammenarbeit« und des IG-BCE-Bezirks Ludwigshafen. Dass die Fremdenfeindlichkeit zurzeit wieder zunimmt, berichtete der Geschichtswissenschaftler Mark Haarfeldt (Foto, Zweiter von links), Refe-rent des DGB-nahen Düssel-dorfer Vereins »Mach meinen Kumpel nicht an!«, besser be-kannt unter sei-nem Emblem, der »Gelben Hand«.

Von beunruhigenden Trends in der Region berichtete der Ludwigshafener Gewerkschaftssekretär Simon Haas (Foto, Dritter von links). Die Lösungswege, die die beiden Referenten vorschlugen, überzeugten die Teilnehmer. Denn Aufklärung und Engagement über den beruflichen Alltag hinaus sind für Gewerkschaftsmitglieder ganz gewiss selbstverständlich.

House of LabourFRANKFURT | Die Europäische Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt nimmt unter den deutschen Univer-sitätseinrichtungen eine Sonderstellung ein. Sie wendet sich gezielt auch an solche Arbeitnehmerinnen und Ar-beitnehmer, die statt eines Abiturs berufliche Praxis vor-weisen können. Auf diese Weise will sie die demokratische Mitwirkung in Staat, Gesellschaft und Unternehmen fördern.

Zu ihren Angeboten gehört ein mehrjähriges Studium oder ein elfmonatiger Grundkurs. Zahlreiche Politiker und Gewerk-schaftssekretäre auch der IG BCE ließen sich hier ausbilden.

Jetzt will sich die Akademie mit arbeit-nehmerorientierter Forschung weiter profilieren und ein »House of Labour« werden. Als sichtbares Zeichen bezieht sie im kommenden Jahr ein neues Seminargebäude auf dem Frankfurter Campus Westend. Mehr Informationen unter: www.akademie-der-arbeit.de

Mit Spaß, ohne GeduldMAINZ | Mit frischen Ideen den Frauentag begehen

Dass es richtig Freude ma-chen kann, sich gegen frauen-feindliche Vorurteile und dis-kriminierende Berufs- und Verdienstchancen zu wenden, bewiesen Frauen aus dem Be-zirk Mainz am 14. April. Da trafen sich 70 von ihnen zu Sekt und Orangensaft vor dem Ingelheimer Kino, um es anschließend gut gelaunt ge-meinsam fast bis auf den letz-ten Platz zu füllen und die Filmkomödie »Acht Namen für die Liebe« anzuschauen.

Dem vorausgegangen war eine Verteilaktion, an der sich haupt- und ehrenamtliche, weibliche und männliche

Gewerkschafter am 8. März, dem Internationalen Frauen-tag, beteiligt hatten. In Worms hatten sie am Werktor von Röchling Rosen verteilt, Handcremes und Flyer in Kirn bei Simona, bei Boehrin-ger (in) Ingelheim schließlich Duplo – und eine Einladung zu diesem Kinotag.

Dass die Frauen mit ih- ren berechtigten Forderungen trotzdem keine große Geduld mehr aufbringen wollen, zeigt das Motto, unter dem Ende dieses Monats der Frauentag der IG BCE in Hannover steht: »Höchste Zeit für Frauen«.

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Handcreme und Flyer gab es zum Frauentag bei Simona (oben links), Rosen bei Röchling (oben rechts), ein Duplo und eine Kinoeinladung bei Boehringer (unten).

Zum Frauentag nach Ingelheim ins Kino: Das war für 70 Frauen aus dem Bezirk Mainz ein großes (Film-)Vergnügen.

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Treffpunktseminare sind beliebtGELSENKIRCHEN | Die IG BCE und die Betriebsräte von BP Gelsenkirchen (Foto) organisieren seit mehreren Jahren Seminare für die Mitglieder von BP. Im Zeitraum Januar bis März wurden neun Schulungen mit wiederkehrenden In-halten angeboten. Im IG-BCE-Bildungszentrum in Haltern kamen in diesem Jahr insgesamt rund 300 Beschäftigte zu den Seminaren. Das Themenangebot war vielfältig: Gute Arbeit, Gesundheitsschutz, Tarifverträge, betriebliches Vor-schlagswesen, aktuelle Themen und Projekte, Arbeitszeiten, Umkleide- und Wegezeiten sowie betriebliches Gesund-heitsmanagement. Vorträge der Geschäftsleitung und wei-terer Führungskräfte vom Raffinerie-Standort stießen auf großes Interesse.

»Die Seminare laufen nun seit vielen Jahren sehr erfolg-reich und wir sind froh, stetig wachsende Teilnehmerzahlen zu verzeichnen. Themenvielfalt und Zusammenarbeit sind dafür entscheidend«, sagt Thomas Steinberg, Bezirksleiter Gelsenkirchen.

Infos zum Thema GesundheitGELSENKIRCHEN | Zum Internationalen Frauentag am 8. März hat der Ausschuss »Ge-sundheit, Familie und Soziales« des BP-Be-triebsrates Gelsenkir-chen zu einer Infover-anstaltung eingeladen. In den Werken Horst und Scholven ging es in diesem Jahr um das Thema Gesundheit.

Das Informationsmaterial zu dem weitreichenden Ange-bot der IG BCE über gesundheitliche Themen kam gut an. Passend zum diesjährigen Thema verteilte die IG BCE Schrittzähler an alle Gäste. Die Kolleginnen und Kollegen erfreuten sich aber auch an den Porzellanbechern, lila Kugelschreibern und roten Rosen (Foto).

Bianca Falkenthal, die Sprecherin des Ausschusses und Organisatorin zog ein positives Resümee. Sie freute sich über die rege Teilnahme und über die Unterstützung der Sozialberatung Evonik, der Viaktiv Krankenkasse, dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement der BP Gelsen- kirchen und dem Werkärztlichen Dienst.

Chancen durch BildungBOCHUM | IG BCE und TFH fördern Flüchtlinge

Die IG BCE hat sich gemein-sam mit der Technischen Fachhochschule Georg Agri-cola (TFH) für die akade- mische Bildung von Flücht-lingen eingesetzt.

Zum Start im Februar nah-men zehn Männer und Frauen an studienvorbereiten-den Deutschkursen an der TFH teil (Foto). Nach dem Kursabschluss besteht die Möglichkeit, ein Ingenieur-studium zu beginnen. Auf Initiative des IG-BCE-Regio-nalforums Bochum-Hattin-gen-Sprockhövel bekamen die Teilnehmerinnen und Teil-nehmer zu Beginn Notebooks zur Verfügung gestellt.

»Die TFH ist eine offene Hochschule, Integration ist für uns gelebter Alltag. Schon heute studieren bei uns über-durchschnitt-lich viele Men-schen mit Mi- grationshinter-grund. Darum

ist es für uns selbstver- ständlich, Flüchtlingen Chan- cen durch Bildung zu bie- ten«, sagte TFH-Präsident Prof. Dr. Jürgen Kretschmann zum Start der Flüchtlingsinitiative.

Gewerkschaftssekretär Ar-mando Dente vom IG-BCE-Landesbezirk Westfalen wies darauf hin, dass die IG BCE eine der ersten Organisa- tionen in Deutschland ge-wesen sei, die sich in der aktuellen Entwicklung für Flüchtlinge eingesetzt habe: »Mit den Notebooks fördern wir bewusst Bildung, denn Bildung hat die oberste Prio-rität wenn es darum geht, sich in einem Land zu integrieren.«

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»Wir im Betrieb«MÜNSTER | Halbjährliche Tagung im Münsterland

Engagierte Kolleginnen und Kollegen aus Betrieben im Münsterland und Ostwest- falen-Lippe trafen sich im März zur halbjährlichen Ta-gung »Wir im Betrieb«.

Hauptschwerpunkt der Ta-gung waren die Verbesserung des Mitgliederservices und die IG-BCE-Präsenz im eige-nen Betrieb. Viele Teilneh-mer der von Frank Seeliger, IG-BCE-Bezirksleiter Müns-

ter/Bielefeld, und Gewerk-schaftssekretär Salvio Incor-vaia geleiteten Veranstaltung waren zum ersten Mal dabei.

Nach einer ausführlichen Vorstellungsrunde berichte-ten die Kolleginnen und Kol-legen aus ihren Betrieben und diskutierten im Anschluss über aktuelle Themen der IG BCE, wie die anstehenden Tarifrunden in verschiedenen Branchen und Bereichen.

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DGB-Frauen feiern WeltfrauentagGELSENKRICHEN | Zum Internationalen Frauentag am 8. März haben die DGB-Frauen Migrantinnen in das DGB- Haus der Jugend in Gelsenkirchen eingeladen (Foto). Bei der Veranstaltung ging es um die Geschichte der Gleich- berechtigung von Frauen in Deutschland. Der Einladung folgten Frauen aus Bulgarien, der Türkei, Syrien, Russland, Marokko und Tadschikistan. Susanne Franke, Leiterin des DGB-Hauses, und Brigitte Becker, Vorsitzende der DGB-Frauen Emscher-Lippe, eröffneten die Veranstaltung. Brigit-te Becker und die Übersetzerin Yasemin Hoyladi erläuterten die Infotafeln der Ausstellung. Vom Frauenwahlrecht 1918 bis zum Mutterschutz und schließlich zur gesetzlichen Gleichstellung haben sich Frauen jede Verbesserung erstrit-ten. Besonders die vielen jungen Frauen waren völlig über-rascht, dass teilweise noch bis Mitte der 70er-Jahre Frauen gesetzlich zur Hausarbeit verpflichtet waren.

Zum Abschluss der Veranstaltung konnten die eingelade-nen Frauen auf Karten schreiben, was ihre wichtigsten Ziele bei dem Thema Gleichstellung sind. Erstaunlicherweise ha-ben die meisten das vermerkt, was auch die DGB-Frauen fordern. »Frauen müssen genau so viel verdienen wie Män-ner«, sagt Susanne Franke und »Frauen wollen ein Recht auf Vollzeit nach einer Teilzeitphase«, ergänzt Brigitte Becker. Die Auswertung zeigte auch, dass allen Frauen die bisher erreichten Fortschritte wichtig sind.

Wiederkehrende OsteraktionGELSENKIRCHEN | Auch in diesem Jahr war der Bezirk Gelsenkirchen wieder mit seiner Osteraktion in den Betrieben unterwegs. Mit vie-len kleinen Schokoladen- eiern und Informationen zur IG BCE waren Mitglieder vor Ort präsent, gaben Interes-sierten IG-BCE-Neulingen wertvolle Tipps zu beruflichen Fragen und sorgten für eine gelungene Abwechslung in den Mittagspausen. Zu den be-suchten Unternehmen gehörten Vivawest, Pilkington und RBH Logistics (Foto).

Für mehr GleichstellungBOCHUM | Bayer Pharma und Rütgers unterzeichnen Charta

Werkleitung und Betriebsrat von Bayer Pharma haben die Charta der Gleichstellung un-terzeichnet und damit be-kannt: Wir setzen uns für eine Kultur ein, in der sich Frauen und Männer gleichberechtigt entwickeln können. Diesen Anspruch dokumentierten Standortleiter Dr. Stefan Klatt und der Betriebsratsvorsitzen-de Heinz Georg Webers mit ihren Unterschriften.

Die gleichberechtigte Förde-rung von Frauen ist bei Bayer Pharma in Bergkamen seit lan-gem Programm. »Besonders in chemietypischen Berufsbil-dern, in der Vergangenheit eine reine Männerdomäne, zeigen diese Anstrengungen ermutigende Erfolge«, erklärte Klatt. Mit der Unterzeichnung der Charta verpflichtet sich der Standort, die Chancengleichheit weiter zu fördern.

»Chancengleich-heit ist ein hohes Gut und verdient noch mehr Unter-stützung«, betonte Heinz Georg We-bers und ergänzt: »Der Betriebsrat un-

terstreicht deshalb mit der Charta, dass er nicht nur über gleiche Chancen für Frauen re-det, sondern sich selbst in die Pflicht nimmt.«

Auch die Rütgers Group in Castrop-Rauxel unterstützt die Charta der Gleichstellung. »Die Unterzeichnung der Charta ist für uns eine Selbst-verständlichkeit. Gleichwohl müssen wir jeden Tag daran arbeiten, an diesen Grundwer-ten festzuhalten, um sie um-zusetzen«, sagt Betriebsrats-vorsitzender Ralf Danszczyk.

»Mit Bayer Pharma und der Rütgers Group haben wir zwei weitere große Unternehmen von der Charta überzeugt. Das bestätigt unseren eingeschla-genen Weg«, sagt Heike Arndt, stellvertretende Landesbezirks-leiterin Westfalen.

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Gemeinsam für eine gute Sache bei Bayer Pharma (von links): Stand-ortleiter Dr. Stefan Klatt, Betriebsrätin Eveline Leitmann, Heike Arndt, stellvertretende Landesbezirksleiterin Westfalen, und Be-triebsratsvorsitzender Heinz Georg Webers.

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Unterzeichneten bei Rütgers (von links): Arbeitsdirektor Uwe Holland, Heike Arndt und Betriebsratsvorsitzender Ralf Danszczyk.

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> EINER VON UNS

Ein Herz aus Kohle

KLAUS HERZMANATUS engagiert sich ehrenamtlich für den Erhalt von Zeche Hugo Schacht 2 in Gelsen-kirchen als Industriedenkmal.

K laus Herzmanatus schließt die Tür des Förderturms auf. In dem Treppenhaus pfeift der Wind, es

knarrt und knurrt, aufgehängte Bilder erinnern an vergangene Zeiten. Zeiten in denen auf Zeche Hugo Schacht 2 noch Steinkohle gefördert wurde. Da, wo da-

mals die Fördermaschine bedient wur-de, ist heute durch den ehrenamtlichen Einsatz von Klaus Herzmanatus ein Ort der Begegnung entstanden: »Wir haben einen Platz für Kultur, Geschichte und Veranstaltungen geschaffen«, sagt der ehemalige Bergmann.

Klaus Herzmanatus war der letzte Betriebsratsvorsitzende des Bergwerks Hugo. Im April 2000 wurde der Betrieb eingestellt. Mit dem Ende des traditions-

reichen Bergbaus wollte sich Herzmana-tus nicht einfach nur abfinden. Er fing an, sich für die Umfunktionierung zu einem Besucherbergwerk einzusetzen. Heute ist er Geschäftsführer und Motor des Trägervereins Hugo Schacht 2. Eine Initiative von ehemaligen Bergleuten,

denen es zu verdanken ist, dass der För-derturm nicht abgerissen wurde, sondern als Industriedenkmal erhalten blieb.

Mehr als 100 000 ehrenamtliche Ar-beitsstunden haben Klaus Herzmanatus und die rund 50 Mitglieder des Vereins dafür bereits investiert. 2006 konnten sie mit einer Bürgschaft in Höhe von 80 000 Euro einen Erbpachtvertrag un-terschreiben und die Zeche endgültig retten.

Durch den unermüdlichen Einsatz von Herzmanatus und den anderen Vereins-mitgliedern erwachte der Förderturm des Schachts Stück für Stück zu neuem Leben. »Hugo ist nun ein Industriedenkmal und steht für uns alle als ewige Erinnerung an den Bergbau«, sagt Klaus Herzmanatus. Auf Zeche Hugo pulsiert das Leben, wie in alten Zeiten.

Mittlerweile gilt der Förderturm als An-ziehungspunkt für Kulturinteressierte aus dem gesamten Ruhrgebiet. Hier wird ge-trommelt, gerockt und gefeiert. Livemu-sikveranstaltungen, Lesungen und private Feiern prägen das neu gewachsene Bild.

Wenn Klaus Herzmanatus in die Zu-kunft blickt, ist er zuversichtlich: »Der Förderturm verdeutlicht, warum sich Städte wie Gelsenkirchen einst ent- wickeln konnten und bleibt der Nach-welt nun immerhin als Wahrzeichen er-halten. Dafür lohnt es sich auch weiter-hin Gas zu geben.« Leo Kölzer

»Hugo steht für uns alle als ewige Erinnerung an den Bergbau.«

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Gegen Lohndumping

<TENDENZEN FREMDBESCHÄFTIGUNG

TAUSENDE GEWERKSCHAFTER demonstrierten Anfang April in München gegen den Missbrauch von Leiharbeit und Werkver-trägen. Mit Erfolg. Der Weg für ein Gesetz ist endlich frei.

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> TENDENZEN FREMDBESCHÄFTIGUNG

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

D ie Blockade der Union rief An-fang April die Gewerkschaften auf den Plan. Denn im Koali-

tionsvertrag zwischen Union und SPD steht zwar: »Den Missbrauch von Werk-verträgen und Leiharbeit werden wir ver-hindern.« Doch auch den zweiten, be-reits abgeschwächten Gesetzentwurf von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles stoppte insbesondere die CSU-Führung.

Unter dem Motto »Wir lassen uns nicht spalten« folgten Tausende dem Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und demonstrierten mit allen Einzelge-werkschaften und ihren Vorsitzenden auf dem Münchener Odeonsplatz dafür, den Missbrauch von Leiharbeit und Werkver-trägen endlich gesetzlich zu unterbinden. Die Teilnehmer forderten die Bundes- regierung lautstark auf, Wort zu halten. Auch Betriebe aus dem Organisationsbe-

reich der IG BCE, die nicht in München sein konnten, zeigten sich solidarisch. Im Namen von 394 000 Beschäftigten bekun-deten Hunderte Betriebsräte mit ihrer Un-terschrift ihre Unterstützung.

DER PROTEST der Gewerkschaften zeigte Wirkung – die CSU hat ihre Blo-

ckade aufgegeben und den Weg für das Gesetz endlich frei gemacht. Die Ent-scheidung bewertet der DGB-Vorsitzen-de Reiner Hoffmann positiv: »Wir begrü-ßen es, dass dieses Gesetzesvorhaben nun in die Ressortabstimmung geht.« Grund zum Jubeln gibt es aber nicht. »Was jetzt vorliegt, ist ein Kompromiss,

Das Informations-recht für Betriebsräte muss kommen!

MICHAEL BACHMANN, Gesamtbetriebs-ratsvorsitzender Rockwood Lithium

Der Gesetzes- entwurf ist ein Minimalkonsens. Er bietet aber Gestaltungs- spielraum.

OLIVER ZÜHLKE, Gesamtbetriebsrats- vorsitzender Bayer AG

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Gleicher Lohn für gleiche Arbeitüber den wir lange mit den Arbeitgebern gerungen haben«, sagt Hoffmann. »Schon dieser Entwurf fällt hinter unseren Erwar-tungen zurück und ist nur ein erster Schritt.« Dennoch, so Hoffmann, habe Bundesarbeitsministerin Nahles einen or-dentlichen Gesetzentwurf vorgelegt.

Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE, warnt vor Verwässerungen im Prozess der Ressortabstimmung: »Was jetzt auf dem Tisch liegt, ist das Mindest-maß, was notwendig ist, um für Ord-nung auf dem Arbeitsmarkt zu sorgen. Wir werden keinerlei weiteren Abstri-chen zustimmen.«

Der Gesetzentwurf sieht vor, Leihar-beit auf 18 Monate zu begrenzen. Nach neun Monaten sollen Leiharbeitnehmer die gleiche Bezahlung wie ihre festange-stellten Kollegen erhalten. Ausnahmen: In tarifgebundenen Unternehmen kön-nen die Tarifpartner andere Regelungen vereinbaren. Der Einsatz von Leiharbei-tern als Streikbrecher soll verboten wer-den. Zudem sollen Unternehmen die Betriebsräte künftig über den Einsatz von Werkverträgen informieren.

WIE WICHTIG gesetzliche Regelungen sind, zeigen die Zahlen. Der Einsatz von Fremdbeschäftigten in der Industrie hat sich von 2002 bis 2014 von 350 000 auf rund 760 000 mehr als verdoppelt. Leih-arbeit und Werkverträge werden zuneh-mend nicht mehr nur in Ausnahmefäl-len eingesetzt. Immer häufiger werden sie missbraucht, um tarifliche und so-ziale Standards zu unterlaufen.

Eine Betriebsrätebefragung der IG BCE ergab: In 68 Prozent der Betriebe im Organisationsbereich werden Fremdbe-schäftigte eingesetzt. Die IG Metall hat in ihrer Betriebsrätebefragung festgestellt, dass 69 Prozent der Betriebe Arbeiten über Werkverträge vergeben. 44 Prozent der Unternehmen des produzierenden Gewerbes und des Einzelhandels setzen Werkverträge ein, wie die Hans-Böckler-Stiftung ermittelt hat. Sarah Heidel

Gewerk-schaftsvor-sitzende gegen Lohndumpig (von links): Alexander Kirchner (EVG), Michael Vassiliadis (IG BCE) und Reiner Hoffmann (DGB).

CABB- Betriebsrats-vorsitzender Herbert Huber: »Wir brauchen mehr Mit- bestimmungs-rechte.«

Tausende Gewerk-schafter aus allen Branchen demonstrier-ten gegen den Miss-brauch von Leiharbeit und Werk-verträgen.

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> TENDENZEN GLEICHSTELLUNG

Gleich geht vorGLEICHE BERUFSCHANCEN für Männer und Frauen – das ist auch heute längst nicht überall selbstverständlich. kompakt stellt zwei Unternehmen vor, die zeigen, wie es gehen kann.

D ie Unterschrift unter der Charta der Gleichstellung der IG BCE ist noch nicht ganz trocken, da sind

bei Friatec in Mannheim schon die ers-ten Projekte in Bezug auf Gleichstellung von Männern und Frauen geplant und umgesetzt.

Ob Spezialpumpen, Rohrleitungssys-teme oder Komponenten aus Hochleis-tungskeramik – bei Friatec gibt es viele technische Berufe; und die sind großteils mit Männern besetzt. Im Februar 2016 entschied sich das Unternehmen aus Mannheim die Charta zu unterschrei-

ben. »Wir setzen uns schon länger für Gleichstellung im Betrieb ein. So informieren wir zum Beispiel über un-sere Ausbildungsberufe, um auch junge Frauen für die technischen Männer- berufe zu begeistern«, sagt Betriebsrats-vorsitzender Wolfgang Sieber. Und das klappt. »Wir haben jetzt auch einige Mädels bei uns in der Ausbildung.«

DIE CHARTA zu unterschreiben stand für alle am Standort sofort fest. »Als Ulla uns die Charta vorstellte, war für den gesamten Betriebsrat klar: Das unterstüt-

DIE CHARTA DER GLEICHSTELLUNG

Mit der Charta der Gleichstellung setzt sich die IG BCE für gleiche berufliche Entwicklungschancen von Männern und Frauen ein. Die Unterzeichner verpflich-ten sich, Maßnahmen und Instrumente zur Chancengleichheit zu entwickeln. Dazu gehören neben einer existenzsichernden Arbeit auch lebensphasenorientierte Arbeitszeiten. Sie verpflichten sich zu- dem, für mehr Frauen in Führungsposi-tionen zu sorgen. Mehr: igbce.de/-/gvu

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Fragen an Edeltraud Glänzer

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Genau vor vier Jahren wurde die Charta der Gleich- stellung auf dem IG-BCE-Frauentag ins Leben gerufen. Welche Bilanz lässt sich heute ziehen?Mehr als 40 Unternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet haben diese Selbstverpflichtung inzwischen unterzeichnet und viele haben ganz konkreten Maßnahmen im Betrieb auf den Weg gebracht. Das ist ein großer Erfolg. Vor allem weil die ganze Bandbreite an Unternehmen vertreten ist – vom Mittelständler bis zum Großkonzern.

Der IG-BCE-Frauentag vom 25. bis 28. Mai 2016 steht unter dem Slogan »Höchste Zeit für Frauen«. Warum gerade dieses Motto?Wir wollen das Thema »Zeit« in den Fokus rücken. Mobiles Arbeiten und ständige Erreichbarkeit wer-fen neue Fragen auf. Etwa: Wie können wir die Bedürfnisse der Beschäftigten und der Unterneh-men nach mehr Flexibilität in Einklang bringen und gleichzeitig die Arbeitszeit nicht aus dem Ru-der laufen lassen? Denn Zeit ist mehr als nur Ar-beitszeit. Freizeit, Familie und Freunde – das ist mindestens genauso wichtig. Noch immer ist es für viele Beschäftigte schwer, alles unter einen Hut zu bringen. Nach wie vor sind es meist die Frauen, die sich um Familie und Pflege kümmern. Viele stecken in der Teilzeitfalle, können nicht zu-rück auf eine Vollzeitstelle. Und wer sein ganzes Berufsleben weniger arbeitet, hat natürlich auch weniger Rente. Hier brauchen wir Lösungen.

Was braucht es, um in den Betrieben auf diese Probleme aufmerksam zu machen?Mehr Betriebe mit Betriebsrätinnen! Wir er- muntern deshalb bereits jetzt wieder zahlreiche Frauen, sich zu engagieren, mitzubestimmen und in zwei Jahren zu den Betriebsratswahlen anzutreten. Und wir sind damit erfolgreich. Wir haben heute 28,5 Prozent Betriebsrätinnen und 21,2 Prozent weibliche Mitglieder.

Die stellvertretende Vorsitzende der IG BCE zur GLEICHSTELLUNG von Frauen und Männern.

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zen wir, das passt gut zum Betrieb, da machen wir mit«, sagt Sieber. Ulla Köhler, Betriebsrätin bei Friatec und Mitglied im Bundesfrauenaus-schuss der IG BCE, machte im Unternehmen auf die Charta aufmerksam. Und fand damit auch bei der Personalabteilung Anklang. »Die Charta ist deckungsgleich mit den Grundsät-zen von Friatec und deshalb war es für uns klar, dass wir unterschreiben«, sagt Personalleiter Bernhard Stähle.

Im Zuge der Charta der Gleichstellung pla-nen Betriebsrat und Personalabteilung jetzt ein Projekt zur Förderung und Weiterbildung von jungen Frauen. Das Ziel: Mehr Frauen in Füh-rungspositionen zu bekommen, vor allem in den technischen Berufen. Um das zu erreichen, sollen die Weiterbildungsangebote stärker auf Frauen abgestimmt werden.

AUF FRAUEN UND FAMILIEN ist B.Braun in Melsungen bereits gut abgestimmt. Das Medi-zintechnik- und Pharma-Unternehmen aus Hessen hat Ende 2014 die Charta der Gleich-stellung unterschrieben. Lange gezögert hat da-bei niemand, denn ob gleiches Entgelt oder lebensphasenorientierte Arbeitszeiten – bei B.Braun spielt das schon lange eine Rolle. »Das sind Themen, die wir seit Jahrzehnten bearbei-ten. Und wir wollen mit verschiedenen Pro-grammen sicherstellen, dass Frauen und Män-ner die gleichen Entwicklungschancen haben«, sagt Heinz-Walter Große, Vorstandsvorsitzen-der bei B.Braun.

Eines dieser Programme ist die Familien-teilzeit. »Die Vereinbarung bezieht sich nicht nur auf die Elternzeit, sondern ist lebens- phasenorientiert«, sagt die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Alexandra Friedrich. »Das heißt, dass es zum Beispiel auch möglich ist, in Familienteilzeit zu gehen, um Angehö-rige zu pflegen.« Désirée Binder

Sie alle haben die Charta der Gleichstellung

unterschrieben: Alexandra Fried-

rich (B.Braun), Wolfgang Sieber und Ulla Köhler.

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> TIPPS AUSLANDS-KRANKENVERSICHERUNG

Sinnvoller Schutz im Urlaub

Sommer, Sonne, Strand und Meer: Auf die durchgestrichenen Wo-chen im Juli und August freut sich

schon jetzt die eine oder der andere. Denkt man da ernsthaft daran, was pas-siert, wenn man im Urlaub krank wird?

BESSER WÄRE ES: Zwar haben Mitglie-der der gesetzlichen Krankenversiche-rung innerhalb der Europäischen Union und Island, Liechtenstein, Norwegen

und der Schweiz bei ungeplanten Be-handlungen einen Anspruch auf eine Übernahme der Kosten. »Das Geld von der Krankenkasse ist aber nur selten kostendeckend. Außerdem wird ein gegebenenfalls notwendiger Kranken-rücktransport nach Deutschland grund-sätzlich nicht übernommen«, schildert Birgit Brümmel, Projektleiterin Ver- sicherungen bei der Stiftung Warentest, die Rechtslage. »Und außerhalb Europas

TAUSENDE VON EURO können zusammenkommen, wenn man im Urlaub erkrankt – und ein Rücktransport nach Deutschland medizinisch notwendig ist. Eine Auslands-Krankenversicherung ist deshalb ein Muss.

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zahlt die gesetzliche Krankenversiche-rung grundsätzlich weder Arzt noch Krankenhaus oder Medikamente.«

DABEI LASSEN SICH solche Risiken schon für wenig Geld absichern: Preisver-gleichsportale offerieren bereits Ange-bote für weniger als zehn Euro pro Jahr für Singles beziehungsweise weniger als 20 Euro pro Jahr für Familien. Doch nicht immer ist der oberste Anbieter auch der

Beste: Manch eine Assekuranz setzt ein Höchstaufnahmealter oder fordert stei-gende Beiträge im Alter. Deshalb kom-mentiert die Stiftung Warentest: »Ältere Menschen haben einen besonderen Grund, die Preise zu vergleichen. Für sie lohnt sich ein Wechsel besonders oft.«

EIN OFT UNTERSCHÄTZTES RISIKO sehen die Warentester auch in der Wan-derlust der Deutschen. Wer beispiels-weise in den Alpen verunglücke und per Rettungshubschrauber geborgen werden müsse, habe mit »oft Tausenden Euro« Kosten zu rechnen. Alleine der Hub-schraubereinsatz sei mit 40 bis 60 Euro je Flugminute anzusetzen. »Versicherte sollten prüfen, ob solche Bergungskos-ten Teil der Leistung sind«, rät Expertin Birgit Brümmel.

Ebenso unterschiedlich regeln die Gesellschaften die Bedingungen eines Krankenrücktransports nach Deutsch-land. »Mancher Anbieter stimmt diesem nur zu, wenn er medizinisch notwendig ist, also die Bedingungen im Reiseland für die Behandlung nicht ausreichen. Andere bieten ihren Kunden diesen An-spruch bereits an, wenn ein Rücktrans-port medizinisch sinnvoll und vertretbar ist«, erläutert sie das Spektrum.

WER SEINEN URLAUB ONLINE bucht, sollte nicht dem (möglicherweise bereits voreingestellten) Angebot eines Reise-versicherungspaketes erliegen. »Davon raten wir ab, weil die Qualität zunächst unklar ist«, positioniert sich Verbrau-cherschützerin Brümmel eindeutig. Oft-mals handele es sich um schwer zu durchschauende Kombinationen aus Krankenversicherung, Reisegepäck- oder Reiserücktrittversicherungen. »Wer sich hier auf ein All-inclusive-Paket mit maxi-malem Schutz verlässt, wähnt sich mög-licherweise in falscher Sicherheit. Wir empfehlen, in aller Ruhe Angebote und Tarife zu vergleichen«, so die Projekt- leiterin der Stiftung Warentest.

Axel Stefan Sonntag

Foto: EpicStockMedia/Fotolia

Wenn in den Ferien unvorhergesehen ein Unglück passiert, sichert eine Auslands-Krankenversicherung finanzielle Risiken ab.

NUTZEN FÜR JEDERMANN Gesetzlich Versicherte profitieren am meisten davon, ein Krankheitsrisiko im Ausland separat abzusichern. Denn AOK, TK, BKK & Co. übernehmen viele Kosten nicht – erst recht nicht dann, wenn der Urlaub außerhalb Europas stattfindet. Doch auch Privatversicherte erhalten nicht in allen Tarifen Unterstützung.

NEUVERTRÄGE VORTEILHAFTER

Neue Policen bieten oftmals günstigeren und umfassenderen Schutz als Verträge, die schon Jahre alt sind. Sprechen Sie Ihre Gesellschaft auf Vor- und Nachteile einer möglichen Tarifumstellung an, beachten Sie die Kündigungsfristen.

GÜNSTIGE FAMILIENTARIFE

Sie schließen im Regelfall alle im Haushalt lebenden Kinder zu einem günstigen Paketpreis mit ein.

KEINE ALTERSDISKRIMINIERUNG

Einige wenige Versicherer verzichten darauf, Alterszuschläge zu fordern oder von einem bestimmten Lebensjahr an gar nicht mehr zu versichern.

KEINE WARTEZEITEN

Bei einem Online-Abschluss ist es sogar möglich, die Versicherung noch am Tag vor der Abreise wirksam abzuschließen.

WICHTIG ZU WISSEN

Versicherer behandeln nicht alle Kunden gleich. Vor allem Schwangere, Sportler, beruflich Reisende und chronisch Kranke sollten sich die Bedingungen genau durchlesen, da beispielsweise Kosten für reguläre Schwangerschaftsunter-suchungen oder Unfälle bei Wettkämpfen oft nicht übernommen werden.

www.test.de/reisekrankenversicherung

Tipps für einen soliden Schutz

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> TIPPS FORTBILDUNG

Drum prüfe, wer sich lange bindet

Kurz nach der Kündigung bittet der Ex-Chef zur Kasse. Er fordert Geld zurück, das er für die Fort-

bildung des ehemaligen Arbeitnehmers bezahlt hat. Und er kommt damit vor Gericht immer häufiger durch. Das Schlüsselwort bei diesem Thema lautet Rückzahlungsvereinbarung.

Eine Rückzahlungsvereinbarung ist ein Vertrag, mit dem sich das Unter- nehmen absichern will, dass es mit der finanzierten Fortbildung gut in seinen Mitarbeiter investiert. Das erworbene Wissen soll später Gewinn bringen. Kün-digt der Arbeitnehmer aber während oder kurz nach dem Lehrgang, weil er beispielsweise zu einem anderen Unter-nehmen wechselt, hat der Arbeitgeber – aus seiner Sicht – umsonst gezahlt.

Wie ist die Rechtslage?

»Bei einer Rückzahlungsvereinbarung handelt es sich in der Regel um Allge-meine Geschäftsbedingungen (AGB) im Sinne des Paragraphen 305 Absatz 1, Bürgerliches Gesetzbuch«, sagt Matthias Beckmann von der Rechtsabteilung der DGB Rechtsschutz GmbH. Das heißt, der Arbeitgeber müsse sich an gewisse Rahmenbedingungen halten.

»Eine Rückzahlungsvereinbarung muss stets transparent und verständlich verfasst sein, damit der Arbeitnehmer einschät-zen kann, wann eine Kostenerstattung auf ihn zukommt«, erklärt Beckmann weiter. »Ob eine solche Vereinbarung wirksam ist, sollte im jeweiligen Fall ge-prüft werden.«

Denn es müssen dafür einige Faktoren erfüllt sein:

Die Fortbildung muss für den Mitarbeiter von beruflichem be-

ziehungsweise geldwertem Vorteil sein. Das ist der Fall, wenn er nach dem Lehr-gang bessere Aussichten auf dem Arbeitsmarkt und berufliche Aufstiegs-chancen hat.

Der Mitarbeiter muss nur zah-len, wenn er das Unternehmen

aus einem Grund verlässt, den er selbst beeinflussen kann – zum Beispiel wenn er selbst kündigt. Beendet der Arbeit-

geber das Arbeitsverhältnis aus einem Grund, auf den der Mitarbeiter keinen Einfluss hat, muss er nicht zahlen.

Der Vertrag darf den Mitarbeiter nur so lange an das Unterneh-

men binden, wie es der Dauer und dem Wert der Fortbildung angemessen ist. Bei einer einmonatigen Fortbildung be-läuft sich die Zeitspanne auf sechs Mo-nate, bei zwei Monaten verdoppelt sie sich auf ein Jahr. Drei bis vier Monate rechtfertigen eine Bindung von bis zu zwei Jahren. Und bei einer Fortbildung, die ein Jahr lang dauert, kann der Arbeit-nehmer der Firma drei Jahre lang ver-pflichtet werden.

»Abweichungen davon können gerecht-fertigt sein«, sagt Beckmann. »Denn stets müssen die Umstände des Einzelfalls ge-geneinander abgewogen werden.« Der Rechtsexperte rät: »Bei Fragen zum Thema Rückzahlungsvereinbarung hilft der Be-triebsrat beziehungsweise die Gewerk-schaft weiter.« Katrin Schreiter

DER MITARBEITER macht eine Fortbildung, die der Chef bezahlt. Anschließend kündigt der Geschulte. Muss er das Geld an den Arbeitgeber zurückzahlen? kompakt erklärt, wann es teuer wird.

Foto: David Franklin/iStock, Getty Images

Weitere Informationen Themen im Arbeits- und Sozialrecht findet Sie auf der Homepage der IG BCE www.igbce.de/arbeit/recht

Oder beim DGB-Rechtsschutz: www.dgbrechtsschutz.de

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39kompakt | Mai 2016 |

>TIPPS RECHTSSCHUTZ

MITGLIEDER DER IG BCE haben Anspruch auf kostenlosen Rechts-schutz. Extra dafür hat die IG BCE eigene Juristen oder arbeitet mit den Anwälten des DGB-Rechtsschutzes zusammen. Sie sind Experten im Arbeits- und Sozialrecht und kennen die Branchen der IG BCE genau.

Experten für alle Fälle WOHIN muss ich mich wenden?

Bei Problemen im Betrieb ist der Betriebsrat immer der erste Ansprechpartner. Er kann den Kontakt zum gewerkschaftlichen Rechtsschutz der IG BCE vermit-teln und kurzfristig erste Auskünfte geben. Bei ande-ren sozialrechtlichen Fällen, die nicht das Unterneh-men betreffen, wenden sich Ratsuchende an ihren zuständigen Bezirk. Die Kontaktdaten stehen im Mit-gliedsausweis oder auf der Website www.igbce.de nach dem Einloggen unter »Meine IG BCE«.

WELCHE BEREICHE deckt der IG-BCE-Rechtsschutz ab?

Besonders häufig vertritt die IG BCE ihre Mitglieder bei Kündigungen. Aber auch bei anderen Themen des Arbeitsrechts können Beschäftigte auf den juris-tischen Beistand ihrer Gewerkschaft bauen. Etwa bei Abmahnung, Befristungen oder bei Leiharbeit. Auch in Fällen des Sozialrechts helfen die gewerkschaft- lichen Anwälte weiter – beispielsweise bei der Einstu-fung des Grades einer Behinderung oder bei Konflik-ten bei der Erwerbsminderungsrente. Sie unterstützen bei Streitigkeiten um die Höhe des Pflegegeldes oder klären mit der Krankenkasse die Kostenübernahme. Auch Streitigkeiten um das Arbeitslosengeld führen die Juristen.

WER kann Rechtsschutz erhalten?

Wer den Rechtsschutz der IG BCE in Anspruch nehmen möchte, muss nichts weiter als mindes- tens drei Monate lang Mitglied in der Gewerkschaft sein.

Mehr Informationen: https://igbce.de/-/bRc

14,7 %24,8 %

11,8 %16,3 %

1,7 %21,4 %

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Arbeitslosen- versicherungsrecht

Schwer- behindertenrecht

Krankenversicherunggesetzliche

Unfallversicherung

Pflegeversicherunggesetzliche Rentenversicherung

VerschiedenesGrundsicherung/Sozialhilfe

Streitgegenstände Sozialrecht 2015

43,6 % 56,4 %

Leistungs- klagen

Kündigungs- schutzklagen

Streitgegenstände Arbeitsrecht 2015

20.009.275 Euro 8.952.475 Euro

Erfolgssumme Sozialrecht

Erfolgssumme Arbeitsrecht

Erfolgssummen 2015

Entwicklung der Fallzahlen

12.613

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bayer.Stadt amRegen

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Autokz. v.StarnbergtropischeFrucht

Himmels-bläuebiblischerProphet

Einklang,Ein-tracht

Ballett-Ein-zelauftritt

Eskimo-hütte

„weißeAmeise“Strahlen-kranz

Stadtam Mainnorweg.Dichter †

GattinAbrahamsHauptstadtv. Russland

Hafenstadti. Marokko

Zitter-pappel

Rhein-zufluss

Tafel-apfelsorte

viertesBuchMose

nichtdeutlich,vage, un-bestimmt

FixsternMitteldeut-scher Rund-funk (Abk.)

artigSpiel-karten-farbe

afr. Kuh-antilope

heutigerName Clays

FlussdurchMünchen

Weg-zeichnung

Arbeits-kreis (Abk.)

WurstartAutokenn-zeichenv. Hagen

Kurzhals-giraffebiblischeUrmutter

unverhei-ratet,ledig

HoseausBaumwoll-stoff

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Meerrettich(österr.)

Dauer-gebäck

Gewürz-und Heil-pflanze

Zustimmung

chem.Element

Kose-name derMutter

vor allem(Abk.)gegen-wärtig

Kreatur

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kunter-buntesDurch-einander

richtig-stellen,deutlichmachen

ver-wesendeTier-leiche

GegenteilvonKontra

Hautfleck

Vollent-wicklung

alkohol.Misch-getränk

digitale Lei-tung (Abk.)Schifffahrts-kunde

MadriderSportklubHand-mähgerät

herzig,niedlich

ein-farbig

Sehorgan

alt-römischerGrenz-wall

PräpositionProblem,Sach-verhalt

guteLaune,fröhlicheStimmung

franz.männl.Artikel

überausFußball-treffer

Zeit-raum

Stachel-insekt

regungslosschauen

starrköp-fig, hart-näckig

Teledialog(Kurzwort)

in derTiefe

digit. Netz-werk (Abk.)

längererVortrag

höchst-begabterschöpfer.Mensch

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Staat inKleinasien

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Kenntnis d.Umgebung

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Ziergefäßeinen Textmit d. Augenerfassen

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Design-BesteckKlassisch und modern in einem: 10 Leser können sich diesen Monat über ein 30-teiliges Tafelbesteckset von WMF freuen, entworfen von der Schmuck- und Modedesignerin Jette Joop. Die Grundform ist klas-sisch gehalten. Länge und Propor-tionen überzeugen mit modernem Design. Die Stiel- enden erinnern an den Schliff eines Edelsteins. Das Set enthält je sechs Menümesser, Menülöffel, Menügabeln, Kaffeelöffel sowie Kuchengabeln. Auf 40 weitere Gewin-

ner wartet eine Ge-würzmühle. Sie bie-tet Platz für fünf verschiedene Ge-würze, die bereits enthalten sind.

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GLÜCK & GLOSSE

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Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Gegen-stand gesucht, den Arbeitnehmer traditionell am Tag der Arbeit tragen. Bitte die Lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45, 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. Einsendeschluss ist der 13. Mai 2016 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner

Preisrätsel

BEI DER VERLOSUNG DER PREISE unter den Ein-sendern richtiger Lösungen fielen die zehn Haupt-gewinne – ein Kärcher-Hochdruckreiniger – an: Helmut Loth, Rötha; Werner Schüller, Moers; Jürgen Lindner, Montabaur; Tamara Branden- burger, Völkersweiler; Christine Sommerfeld, Poing; Rüdiger Oswald, Birkenheide; Veronika Altmann, Werder; Wolfgang Stumm, Visselhövede; Martin Hartelt, Rhumspringe; Bernd Heidel, Lindenberg.

DAS BUCH »VERSCHWÖRUNG« VON DAVID LAGER- CRANTZ ERHALTEN: Günther Ulrich, Dossenheim; Marita Kaufmann, Meinersen; Peter Rott, Haltern am See; Kathrin Förster, Oberlungwitz; Annegret Becker, Finnentrop; Elvira Bettink, Hattingen; Hans-Joachim Kutschbach, Weimar; Karl Müller, Süßen; Brigitte Oswald, Elsterberg; Wilhelm Rau, Schiffwei-ler; Erwin Segert, Wölfersheim, Sabine Trautvetter, Immelborn; Herbert Ickstadt, Wiesbaden; Karl-Heinz Eichhorn, Wietmarschen; Jürgen Escher, Neuhaus-Schierschnitz; Werner Moock, Premnitz; Harald Kerkenbusch, Oberhausen; Nico Bishop, Wunstorf; Markus Sembol, Spremberg; Sebastian Giehl, Burgebrach; Fred Steinbach, Bad Oldesloe; Rupert Stummer, Kastl; Mirko Rost, Leverkusen; Heike Jürgens, Brevörde; Eva-Maria Bienert, Alt-ötting; Helga Boss, Nürnberg; Hans-Joachim Leska, Kolkwitz; Renate Liedmann, Gorxheimertal; Ga- briele Haldan, Hamburg; Klaus Theisen, Bremm; Martina Möller, Mainz; Wolfhard Verhoelen, Ritter-hude; Sabine Hörrmann, Minfeld; Norbert Otten-hues, Ibbenbüren; Carsten Büttner, Eschau; Dieter Böhm, Bottrop; Thomas Zimmermann, Speyer; Marlies Erdélyi, Zeitz; Anneliese Frenzel, Schleu-singen; Daniel Frohn, Hatten.

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D ie aktuelle Frühjahrsmode ist da. Und hier gilt wie in so vielen Lebensbereichen: Was Gott ge-

trennt hat, das soll der Mensch nicht zusammenfügen. Gummistiefel und Minirock zum Beispiel. Oder Leggins und Korpulenz. Oder Erdbeeren und Bier. Oder Anzug und Sandalen. Oder gleich Männer und Sandalen. Oder Männer und Frauen. Ich könnte ewig so weitermachen. Mode muss man nicht nur tragen können, sondern meistens ertragen. Wenn Gott gewollt hätte, dass wir alle Größe 34 haben, dann würde Fenchel nach Salamipizza schmecken. Tut er aber nicht. Vieles am Frühling ist ja ganz schön. Nicht schön ist der massenhafte Anblick von wabernd herausquellendem Bonus-gewebe beiderlei Geschlechts bei un-vollständiger Bekleidung. Es wird mir ein ewiges Rätsel bleiben, warum der Erwerb passender Saisonkleidung of-

fenbar ein so verbreitetes Problem ist. Es kann unmöglich sein, dass weib- liche Menschen brathähnchenfarbe-nes Quellfleisch im Hüftbereich für ein Attraktivitätsmerkmal halten. Ebenso scheint es Männer zu geben, die er-warten, dass Frauen angesichts von unbekleideten, aschfarbenen, haari-gen Männerbeinen in Schreie des Ent-zückens ausbrechen müssten. Dies ist nicht der Fall. Die 7/8-Hose ist der Giersch der Männermode. Derzeit sind in Männerkatalogen Pastellfarben en vogue, die aussehen wie ein Be-triebsunfall in der Papageienfabrik. Ich möchte das nicht. Diesseits der 40 gilt ohnehin nur noch eine modische Regel: Zieht euch so viel an und so we-nig aus wie möglich. Denkt immer an Kate Winslet, die mal gesagt hat: »Wie soll man sich sexy fühlen, wenn man von hinten aussieht wie ein Bus?« Schönen Frühling. Imre Grimm

GRIMMS MÄRCHEN

M M V E M U MA K R O P O L I S O B E R H E M D

O S O B S A E U L E A D R I AA R M R E I F L E I T E N W E M

A I L L E F E T T V E N EK L A G E U S L A R A Z O R E NA L B K O N T O E I G E L B R

E T A T D E K O M E H L A AM R B U N D

S A M B A H A N DB L U E A D L E R

B E R T O N EE N G E T A G S

A R S R L I F TE N T E R M A K E L

E D I S S OW A R A N G L K D K U S S

R M E T E O R A F G H A N EF A D E R I G A T U B A A L M

B O R T E I N S E L B A U EP E P A N R E D E D I E B M I

S P E N D E R K R A N G A U LK E R N G E S T E K L A S S E

P E L Z C E N T P F L A S T E R

Lösung: REINHEITSGEBOT

Angeblich lebte Tarzan noch viele Jahre in wilder Ehe mit einer Frau Huber in der Albert-Schweitzer-Gasse in Obersulzbach.

Lösung April 2016: REINHEITSGEBOT

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> MEIN ARBEITSPLATZ

Ab in die Tüte»Ich habe in Premnitz – in der ehe-

maligen DDR – Anlagenfahrerin für die chemische Produktion gelernt

und dort zunächst in der Chemie ge- arbeitet. Aber dann kam die Wende und alles wurde anders, Betriebe wurden geschlossen oder umstrukturiert und Mitarbeiter entlassen. Auch ich musste

2002 gehen. Ich habe mich umschulen lassen und bin zwei Jahre lang jeden Tag zwei Stunden mit dem Zug nach Berlin und wieder zurück gefahren, um dort in einem Callcenter zu arbeiten. Dann hörte ich, dass sie bei Sofidel Mitarbei-ter suchen. Das Unternehmen hatte hier in Arneburg gerade seinen deutschen Standort eröffnet. Ich bewarb mich –

und wurde genommen. Diese Anfangs-zeit war sehr spannend. Wir waren da-bei, als die Maschinen aufgebaut wurden und konnten so in sie reingucken, durf-ten viel ausprobieren, hatten sehr viele Freiheiten an den Maschinen. Im lau-fenden Betrieb ist das so gar nicht mög-lich. Mittlerweile ist das ziemlich genau

zehn Jahre her und ich fühle mich nach wie vor wohl hier. Ich arbeite heute im kontinuierlichen Schichtdienst als Anla-genfahrerin in der Verpackung und sor-ge dafür, dass die großen Küchen- und Toilettenpapierrollen, die sogenannten Logs, auf das richtige Maß gesägt, in Fo-lie und/oder Tüten erst einzeln und dann zu mehreren, in sogenannte Colli,

verpackt werden und in der Einsack- maschine landen. Von dort aus werden sie in die Transporter verladen und zu den Kunden gebracht. Je nach Produkt gibt es viel zu beachten, die Maschinen müssen ganz genau eingestellt werden, auf die Länge der Rollen, ihren Aufdruck. Das ist eine große Verantwortung, schließlich soll nichts schiefgehen. Wir stehen für Qualität. Aber mit den Jahren und der Erfahrung weiß man, was zu be-achten ist. Die vielen Handgriffe fallen leichter. Meine Arbeit macht mir Spaß, ich bin offen für Neues – und wenn ich im Supermarkt einkaufe, kontrolliere ich schon hin und wieder mal den Markendruck auf einer Küchenrollen-verpackung, um zu sehen, ob sie aus meiner Anlage kommt. Das macht mich dann schon stolz.

Aufgezeichnet von Julia Osterwald

Jeder Handgriff muss sitzen: Anke Lehmann prüft, ob die Toilettenpapierrollen das gewünschte Maß haben.

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»Im Supermarkt kontrolliere ich ab und zu, ob die Küchenrolle aus meiner Anlage ist.«

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ANKE LEHMANN (48) ist Anlagenfahrerin bei Sofidel in Arneburg.

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