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musikFabrik Freitag | 7. Juli 2006 | 20 Uhr Köln, wdr Funkhaus am Wallrafplatz, Klaus-von-Bismarck-Saal Richard Barrett | interference (1996–2000) Rebecca Saunders | a visible trace (2006) Uraufführung Rebecca Saunders | albescere (2001) Richard Ayres | No. 31 (1998) musikFabrik im wdr Konzert 2005 | 2006 14

Konzert - Ensemble Musikfabrik · Kontrabass Corin Long Klangregie Melvyn Poore Dirigent Peter Rundel . Programm Richard Barrett ... I. Burlesque (with long scale) II. Elegy for Alfred

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  • musikFabrikFreitag | 7. Juli 2006 | 20 UhrKöln, wdr Funkhaus am Wallrafplatz, Klaus-von-Bismarck-Saal

    Richard Barrett | interference (1996–2000)

    Rebecca Saunders | a visible trace (2006)Uraufführung

    Rebecca Saunders | albescere (2001)

    Richard Ayres | No. 31 (1998)

    musikFabrik im wdr

    Konzert2005 |2006

    14

  • Trompete solo Marco Blaauw Kontrabassklarinette solo Carl Rosman

    Neue Vocalsolisten Stuttgart

    Sopran Angelika Luz Mezzosopran Sabine Czinczel Countertenor Tim Severloh

    Tenor Martin NagyBass Andreas Fischer

    musikFabrik

    Flöte, Altflöte, Piccolo Helen BledsoeOboe Peter Veale

    Klarinette, Bassklarinette Carl RosmanKlarinette John Corbett

    Fagott Alban Wesly Horn Christine Chapman

    Trompete Marco BlaauwPosaune Bruce Collings

    E-Gitarre, Gitarre, Tenor-Banjo Adrian Pereyra

    Harfe Ernestine Stoop Klavier, Orgel Ulrich Löffler

    Klavier Benjamin Kobler Schlagzeug Dirk RothbrustSchlagzeug Carlos Tarcha

    Violine Hannah Weirich Violine Juditha Haeberlin

    Viola Axel Porath Violoncello Dirk Wietheger Kontrabass Corin Long

    Klangregie Melvyn Poore

    Dirigent Peter Rundel

  • Programm

    Richard Barrett | interference (1996–2000)für Kontrabassklarinette solo, Stimme und pedal bass drum

    Rebecca Saunders | a visible trace (2006)für elf Solisten und DirigentUraufführung | Gemeinsamer Kompositionsauftrag von Konzerthaus Dortmund, Ensemble Intercontemporain, musikFabrik und Kunststiftung NRW

    Pause

    Rebecca Saunders | albescere (2001)für zwölf Instrumente und fünf Stimmen

    Richard Ayres | No. 31 (NONcerto for trumpet) (1998)für Trompete solo und EnsembleI. Burlesque (with long scale)II. Elegy for Alfred SchnittkeIII. Rhapsody

    Eine Produktion der musikFabrik in Zusammenarbeit mit wdr 3, KölnMusik und der Kunststiftung NRW

    musikFabrik

  • Barrett sieht jedes seiner Werke als Teil eines übergeordneten Zusammen-hangs, eines großen „work in progress“, weshalb er seine Kompositionenin Werkreihen anlegt oder sie teils sogar – wie am Schluss von Openingthe mouth – einander simultan überlagert. Auch das Klarinettenwerkinterference steht in größeren Zusammenhängen, bildet es doch die Basisfür den Solopart des Ensemblestücks Ars magna lucis et umbrae, das sei-nerseits Bestandteil von DARK MATTER ist. Wie in anderen Werken ließBarrett sich auch in interference von der Physik inspirieren, genauer: vonÜberlegungen der Quantenmechanik und Überlagerungserscheinungen(Interferenzen), wie sie etwa bei dem berühmten Doppelspalt-Experimentauftreten. Gleich in mehrfacher Hinsicht bildet die Musik Analogien zusolchen Interferenzen, etwa in Form von Überlagerungen verschiedenerTonskalen, welche durch „musikalische Interferenzeffekte“ neue Gestal-ten annehmen, oder formal, wenn Materialien verschiedener Abschnitteeinander durchdringen. Neben dem naturwissenschaftlichen eignet demStück, wie Barrett es ausdrückt, ein „spekulatives“ Moment, das aufs Engs-te mit einer gleichsam „prothetischen Erweiterung“ des „Klangkörpers“Klarinette verbunden ist. Denn Barrett, der hier (übrigens in enger Zusam-menarbeit mit Carl Rosman, dem interference gewidmet ist) die ungeahn-ten akustischen Möglichkeiten und vermeintlichen Unzulänglichkeitender Klarinette kurzerhand in musikalisches Potenzial umdeutet, fordertvom Interpreten nicht nur die absolute Beherrschung seines Instruments.

    Richard Barrett | interference (1996–2000)Wer sich als Interpret der Musik Richard Barretts annimmt, sollte spiel-technisch bestens gerüstet sein und ein gesundes Vertrauen in seineinstrumentalen Fertigkeiten haben. Die komplizierten, überaus akribischnotierten, ja fast ein wenig manieriert wirkenden Partituren des 1959geborenen Walisers konfrontieren den Musiker mit einer Überfülle anDetails und immensen technischen Anforderungen, die nicht selten dasMenschenmögliche zu überschreiten scheinen. Vertrackte, irrationalerhythmische Proportionen, Überlagerungen verschiedener Strukturenund prozessualer Abläufe, differenzierte Spieltechniken und feinste arti-kulatorische Abstufungen spiegeln Barretts Faible für das Komplexe undpräzis Kalkulierte, für genau ausgearbeitete und notierte Strukturen. Eszeigt sich hierin der Einfluss von Komponisten wie Brian Ferneyhoughund Michael Finnissy, aber auch computergestützter Methoden, wie sieein Iannis Xenakis einsetzte. Dabei kennzeichnet dies nur einen – wenn-gleich äußerst charakteristischen – Zug seines Schaffens. Fast scheint esein wenig paradox, dass Barrett sich auch auf dem Gebiet der improvi-sierten Musik umtut, er zusammen mit Paul Obermayer im Elektronik-Duo FURT systematisches Komponieren und freies Improvisieren ein-ander durchdringen lässt. Wohl deshalb eignet seiner Musik oft einemerkwürdige Spannung zwischen konstruktiver Strenge und einem ver-meintlich entfesselten, anarchisch-wilden Ausdruck.

    Kommentar

  • Über die fast ins Absurde gesteigerte instrumentale Virtuosität hinausverlangt das Stück den ebenso virtuosen Einsatz der Vokalstimme sowiedie Bedienung einer Pedaltrommel. Mit falsettierender und über insge-samt viereinhalb Oktaven absteigender Stimme trägt der Solist zunächst,„orakelhaft“ und „wie von einer fremden Macht gesteuert“, ein lateini-sches Textfragment aus Titus Lucretius Carus’ De rerum natura vor. Derrömische Dichter und Philosoph – Vertreter der antiken Atomistik undAnhänger der epikureischen Lehre – beschreibt in diesen Zeilen die plötz-liche Zerstörung der Welt und der ihr zugehörigen Dinge, von denen amEnde einzig die Atome als elementare Materie verbleiben. Vor allem dieSchläge der Trommel, die jeweils eine neue Textzeile einleiten, verleihendem ganzen einen beinahe rituellen Charakter. Teile des Textes – in pho-netischer Schrift notiert – überlagert Barrett schließlich auch mit deminstrumentalen Spiel auf der Klarinette. Der Titel bekommt hier zusätzli-che Bedeutungen. Vokale und instrumentale Tonbildung überlagern sich,nähern sich zuweilen bis zur Ununterscheidbarkeit einander an.

    Rebecca Saunders | the visible trace (2006) | Uraufführung„... ein Mensch, der die Aufmerksamkeit fesselt allein durch sein Dasein, essind nicht Entwicklungen, die entfaltet werden, sondern ‚Seinzustände‘, die inharten Schnitten aneinandergefügt sind ... Figuren, die nichts taten, sondernwaren.“ Eine Sentenz, die Rebecca Saunders vor Jahren in einem Begleit-

    text zu Gertrude Steins Roman Ida (1941) fand und gleich mehreren ihrerWerke als Motto mit auf den Weg gab. In ihm zeichnet sich für ihr Schaf-fen Wesentliches ab: die Vorstellung von objektartigen, isolierten Klang-gebilden, die wie Skulpturen im Raum stehen und sich von der Stille ab-setzen oder aber – wenn Saunders auf das „eingefrorene“ Klangbild vonSpieluhren, Schallplattenspielern oder rauschenden Radios zurückgreift –wie Fremdkörper in das Werk einfallen. Saunders’ Klanggesten und -figu-ren, hin und wieder spricht sie von „sound surfaces“, stehen meist ganzfür sich. Sie sind einfach da und setzen sich in unterschiedlichen Klang-physiognomien gegeneinander ab, ohne wie auch immer gearteten plan-mäßigen Entwicklungen unterworfen zu sein. Besonders auffällig die Näheihrer Verfahrensweisen zur Bildenden Kunst, denn eher montiert und col-lagiert sie ganz intuitiv ihre geradezu haptisch erfahrbaren Klangobjekte,als dass sie ihr Material nach vorab festgelegten Verfahren organisiert.Darüber hinaus spielen Farbassoziationen eine besondere Rolle, wenigerin einem streng synästhetischen Sinne, eher als gegenseitige Annäherungder atmosphärischen Qualitäten von Klängen und Farben. In ihrem neuen, heute von der musikFabrik uraufgeführten Ensemblewerka visible trace ist es – ähnlich wie in früheren Kompositionen – ein dunkler,seidiger Orangeton, zu dem Saunders sich zunächst durch die mono-chromen Farbfelder in Mark Rothkos Ölgemälde No. 10 (1950) inspiriertund hingezogen fühlte und dessen imaginiertes Klangpotenzial sie in der

    Kommentar

  • Rebecca Saunders | albescere (2001)Auch in albescere spielen optische, bildhafte Assoziationen eine Rolle.Darauf deutet der Titel, bestehend aus dem lateinischen Verb „albescere“,das im Deutschen soviel wie „weiß“, „grau“, „fahl“ oder „hell werden“oder auch „schimmern“ bedeutet. Ein konkretes außermusikalisches„Programm“ ist daraus allerdings nicht abzuleiten, allenfalls ein Hinweisauf die kompositorische Idee, mit einem scheinbar unbegrenzten Vorratan Klängen, Geräuschen und Farbnuancen ein fortwährend changieren-des Klangbild hervorzubringen. Wie in a visible trace und anderen Werkengeht Saunders zunächst von einem Zentralton aus – hier ist es das gis –,um sodann den Klangraum ins Weite zu öffnen, die Klangsituation desBeginns in Momente wechselnder Farben und Beleuchtungen zu überfüh-ren. Neben dem instrumentalen Ensemble, das aus einem differenziertenArsenal von Spieltechniken und Effekten schöpft und mit der E-Gitarresowie drei „vorzugsweise sehr alten“, geräuschhaft rauschenden RadiosSaunders Vorliebe für fremdartig wirkende Klangobjekte unterstreicht,kommen fünf Vokalstimmen zum Einsatz, die ohne jede Semantik undallein mit phonetisch-stimmlichen Material das Klangbild ausbauen. Anstelle eines tatsächlich ‚vertonten‘ Textes gab Saunders der Partitureinen kurzen Auszug aus Samuel Becketts Prosatext Company anbei, derum das Momenthafte und Flüchtige einer imaginierten akustischen Situ-ation kreist. Die deutsche Übersetzung (unter dem Titel Gesellschaft von

    Musik aufgehen lässt. Eher eine Ausnahme ihres Œuvres ist dagegen derUmstand, dass sich der Werktitel – er bedeutet soviel wie „eine sichtbareSpur“, „ein Überrest“ oder „Rudiment“ – über solche Farbassoziation aus-schweigt. Saunders entlehnte ihn einer Sentenz, die ihr schon seit Jahrenvorschwebte und die sie schließlich in Italo Calvinos Vortrag Exactitudeaus Six Memos for the Next Millennium (1988) wiederfand. Sie handelt vonder Präsens oder Vergegenwärtigung des Abwesenden – einem gedank-lichen Grundmotiv auch in Saunders Schaffen – und ist dem Werk alsMotto vorangestellt: „The word connects the visible trace with the invisiblething, the absent thing, the thing that is desired or feared, like a frail emer-gency bridge flung over an abyss.“ Ein zweites Motto, das ähnliche Fragenanrührt, fand sie in Samuel Becketts Essay Die Welt und die Hose: „Es istdie Sache für sich, abgesondert von allem andern, aus dem Bedürfnis, sie zusehen, aus dem Bedürfnis zu sehen. Das Unbewegliche im Leeren, das istendlich das Sichtbare, das reine Objekt.“Die eingangs erwähnte, für Saunders Schaffen ansonsten so typischeDominanz des Intuitiven ist im Hinblick auf a visible trace zumindestetwas zu relativieren. Denn ausnahmsweise, so Saunders, habe sie hierbewusst eine musikalische Bogenform angestrebt, in der alles – ausge-hend vom Zentralton h am Anfang – auf einen deutlich vernehmbarenHöhepunkt zusteuere und schließlich wieder im Nichts verschwinde.

    Kommentar

  • Kommentarspielen mit kulturellen Baukästen.“ Das unverkrampfte und unprätentiö-se, gleichwohl kritisch reflektierte Neben- und Miteinander von Vertrau-tem und Fremdem, von bewussten Rückgriffen auf traditionelle Satztech-niken, Genres oder Gattungen einerseits und einem besonderen Faiblefür ungewöhnliche, unverbrauchte musikalische Zusammenhänge ande-rerseits zählt wohl zu den bemerkenswertesten Eigenschaften der Musikvon Richard Ayres. Gekoppelt ist dies mit einer Unmittelbarkeit im Aus-druck, wie sie für die zeitgenössische Kunstmusik selten ist. Nicht vonUngefähr sieht sich Ayres – der gerne darauf verweist, dass er Musik als„picture-sounds“ wahrnehme, er Musik zugleich höre und ‚sehe‘ – eher in geistiger Verwandtschaft zu Künstlern wie dem Regisseur und Filme-macher Federico Fellini als zu den ästhetischen Positionen der sogenann-ten Neuen Musik. Ayres’ Vorstellung von einer gleichsam kumulativen, allgegenwärtigen(Musik-)Geschichte artikuliert sich vielleicht am eindrucksvollsten in derReihe seiner „NONcerto“-Kompositionen, zu der auch die No. 31 fürTrompete und Ensemble gehört. Das Marco Blaauw gewidmete Werk gehtzurück auf ein kürzeres Solo-Trompetenstück (No. 27), das er 1997 für denTrompeter schrieb. Ayres nimmt hier unmissverständlich Bezug auf dieTradition des Instrumentalkonzerts, stellt sie zugleich aber auch in Frage,worauf das Wortspiel „NONcerto“ hindeutet. Ganz im Sinne der Kon-zerttradition verstehen sich die Gegenüberstellung von Solist und En-

    Elmar Tophoven) vermag die sprachklanglichen Momente des Originalsallerdings nur anzudeuten: „Das seltsame Geräusch. Welch ein Segen, sichdem zuwenden zu können. Dann und wann. Im Dunkeln und in der Stille wievor allzuviel Licht die Augen schließen und ein Geräusch hören. Irgend etwas,das sich von seinem Platz fortbewegt zu seinem letzten Platz. Irgend etwasWeiches, das sich weich bewegt, um sich bald nicht mehr bewegen zu müssen.Vor dem sichtbaren Dunkel die Augen schließen und hören, sei es nur dies.Irgend etwas Weiches, das sich weich bewegt, um sich bald nicht mehrbewegen zu müssen. / Die Stimme erzeugt einen Schimmer. Das Dunkel lich-tet sich, wenn sie spricht. Verdichtet sich, wenn sie verebbt. Lichtet sich, wennsie wieder bis zu ihrer geringen maximalen Lautstärke anschwillt. Verfinstertsich vollends, wenn sie verstummt. Du liegst auf dem Rücken im Dunkeln.Wären deine Augen gerade offen gewesen, so hätten sie eine Veränderungwahrgenommen.“

    Richard Ayres | No. 31 (NONcerto for trumpet) (1998)„Ich sehe eigentlich keinen großen Unterschied zwischen dem Erfunde-nen und dem Erinnerten“, äußerte sich Richard Ayres einmal, als er nachder Bedeutung von Tradition und Innovation für sein Schaffen befragtwurde. „Ich beweihräuchere mich nicht selbst dafür, dass ich etwas ganzund gar neues in die Welt setze – ich gestalte nur das Bestehende neu. Ichdenke, wir alle sind damit befasst, das Bestehende neu zu arrangieren,

  • Wien, musikFabrik, ApartmentHouse, Orkest de Volharding, Cityof Birmingham Symphony Orches-tra und Nederlands Radio Symfo-nie Orkest. Ayres wurde ausge-zeichnet mit dem InternationalenGaudeamus-Kompositionspreis(1994), einer Empfehlung beimInternational Rostrum of Compo-sers der UNESCO und dem nieder-ländischen Vermeulen Prize(2003). Composer in residencebeim Festival in Aldeburgh. 2005Uraufführung seiner ersten OperThe Cricket Recovers durch dieAlmeida Opera beim AldeburghFestival. Seit 2004 lehrt RichardAyres Komposition am Konservato-rium in Den Haag. 2003 erschieneine Porträt-CD mit den WerkenNo. 5, No. 8, No. 9, No. 24, No. 31und No. 35, eingespielt von dermusikFabrik.

    Geboren 1965 in Cornwall, Groß-britannien. Studium in den FächernKomposition, elektronische Musikund Posaune in Huddersfield, das er 1989 mit Auszeichnung ab-schloss. 1986 Besuch der Kursevon Morton Feldman bei den Inter-nationalen Ferienkursen für NeueMusik Darmstadt und der Darting-ton International Summer School.1989 Übersiedelung in die Nieder-lande und Aufnahme eines Aufbau-studiums im Fach Komposition beiLouis Andriessen am Konservato-rium in Den Haag. Seit 1990 Auf-führungen seiner Werke u.a. durchEnsembles und Orchester wie AskoEnsemble, Schönberg Ensemble,London Sinfonietta, Klangforum

    Richard Ayres

    Biografien

    semble sowie die dreisätzige Anlage des Werks mit zwei zumindestabschnittsweise bewegteren Außensätzen – eine Burlesque (with longscale) und eine Rhapsody –, die eine langsame Elegy for Alfred Schnittkeumschließen. Weniger konzerthaft dagegen die überaus heterogene Sti-listik, die unvermittelten, filmschnittartigen Wechsel der musikalischenStile und Ausdruckscharaktere. Vieles wirkt zunächst wie eine unbeküm-merte Zusammenstellung verschiedener musikalischer Anspielungen aufvertraute Genres und Stile. Und doch erweisen sich die Kontexte, indenen dieses geschieht, die Selbstverständlichkeit, mit der so verschie-denartige Materialien aufeinander losgelassen werden, als überaus neuar-tig und originell. Vielleicht wirken sie auf den einen oder anderen, der sichmit so mancher zur Tradition verfestigten Denkweise der ‚Avantgarde‘eingerichtet hat, auch etwas verstörend. Ayres jedenfalls hätte damit wohlkein Problem ...

    Andreas Günther

  • Geboren 1967 in London, studierteVioline und Komposition an derEdinburgh University. 1991–94Kompositionsstudium bei Wolf-gang Rihm an der Musikhochschu-le in Karlsruhe, ermöglicht durchein Fraser-Stipendium der Edin-burgh University und die Förde-rung durch den DAAD. 1994–1997Fortsetzung ihrer kompositori-schen Studien bei Nigel Osborne.Förderpreise der Berliner Akademieder Künste (1995) und der Ernstvon Siemens Musikstiftung (1996)ermöglichten ihr einen mehrmo-natigen Arbeitsaufenthalt in NewYork. Seit 1997 lebt sie als freischaf-fende Künstlerin in Berlin. 2000Dozentin bei den Darmstädter

    Ferienkursen. Weitere Auszeich-nungen u.a. mit dem BMW-Kom-positionspreis der musica viva(2001) sowie mit dem Paul-Hinde-mith-Preis des Schleswig-HolsteinMusik Festivals (2003). Komposi-tionsaufträge u.a. vom Österreichi-schen Rundfunk, vom HessischenRundfunk, vom WestdeutschenRundfunk Köln, der Berliner undder Münchener Biennale. 2003Uraufführung von insideout, derMusik für eine choreographischeInstallation von Sasha Waltz(2003), beim steirischen herbst in Graz durch die musikFabrik. Indieser Saison Composer in resi-dence am Konzerthaus Dortmund.2001 erschienen Einspielungen von Quartet, Into the Blue, Molly’sSong 3 – shades of crimson sowiedichroic seventeen auf einer vomWDR produzierten CD mit dermusikFabrik unter Stefan Asbury.

    Rebecca Saunders

    1959 geboren in Swansea, Wales.Studierte zunächst Genetik amUniversity College London, wo er1980 als Bachelor of Science ab-schloss. Anschließend Kompo-sitionsstudium bei Peter Wiegold.Aufführungen von ersten, späterteils zurückgezogenen Komposi-tionen durch Ensembles wie TheMichael Nyman Band und Singcir-cle. 1984 erster Besuch der Inter-nationalen Ferienkurse für NeueMusik Darmstadt. 1993 Übersiede-lung nach Amsterdam, dort ab1994 Gastkomponist im Studio fürElektro-Instrumentale Musik(STEIM). 1996 bis 2001 Lehrtätig-keit für elektronische Kompositionund Aufführungspraxis am Institut

    für Sonologie am Konservatoriumin Den Haag. Auszeichnungen:Kranichsteiner Musikpreis (1986)für Coïgitum und Anatomy, Gaude-amus-Preis (1989) und British Com-poser Award for Chamber Music(2003). 2001–2002 Einladung nachBerlin durch den DAAD. In denletzten Jahren begann er seineTätigkeit als Improvisationsmusi-ker mit seiner kompositorischenArbeit zu verbinden, etwa im abend-füllenden Werk DARK MATTER(Gesamturaufführung beim Berli-ner Festival MaerzMusik 2003), inZusammenarbeit mit dem Instal-lationskünstler Per Inge Bjørlo,dem Cikada Ensemble und demELISION Ensemble. Weitere Zu-sammenarbeit u.a. mit Paul Ober-mayer als Elektronik-Duo FURT(seit 1986), mit der Vokalistin UteWassermann und dem Saxopho-nisten Evan Parker. Seit Frühjahr2006 Professor an der BrunelUniversity London.

    Richard Barrett

  • 1984 als Ensemble für zeitgenössi-sche Vokalmusik unter dem Dachvon Musik der Jahrhunderte ge-gründet, seit 2000 als künstlerischselbständiges Kammerensembleaktiv. Das Ensemble widmet sich – oft in Zusammenarbeit mit inter-national renommierten Ensemblesund Orchestern – der Erweiterungvokaler Artikulations- und Aus-drucksformen in der Ensemble-musik, im Musiktheater und ininterdisziplinären Projekten. Regel-mäßig vergeben die Neuen Vocal-solisten Kompositionsaufträge anKomponisten wie Jörg Birkenkötter,Matthias Pintscher, Mathias Spah-linger oder Walter Zimmermann.Neben den Konzerten von Musik

    der Jahrhunderte u.a. Auftritte imLincoln Center New York und in derCité de la Musique Paris sowie beiFestivals wie Klangspuren Schwaz,Ars Musica Brüssel, ECLAT-Festival,UltraSchall Berlin, Wittener Tagefür Neue Kammermusik, Donau-eschinger Musiktage, Festivald'Automne à Paris, Stockholm NewMusic Festival und Ruhrtriennale.2004 unternahm das Ensemble eine Südamerika-Tournee, 2005eine Tournee durch Frankreich. Inder laufenden Saison realisiertendie Neuen Vocalsolisten StuttgartUraufführungen u.a. von BeatFurrer, Lucia Ronchetti, GeorgesAperghis, Brice Pauset, GeorgFriedrich Haas, Andreas Dohmenund Walter Zimmermann. Nebender zeitgenössischen Musik wid-met sich das Ensemble immerwieder auch der alten Musik.

    1965 geboren; studierte zunächstam Sweelinck-KonservatoriumAmsterdam. Anschließend Studienu.a. bei Pierre Thibaud und MarkusStockhausen. Seit 1994 festes Mit-glied der musikFabrik. Als SolistZusammenarbeit u.a. mit demNederlands Radio SymfonieOrkest, dem WDR Sinfonieorches-ter Köln, dem Klangforum Wien,der London Sinfonietta, dem AskoEnsemble und dem SchönbergEnsemble. Daneben solistischeProjekte im Bereich der komponier-ten und improvisierten zeitgenössi-schen Musik. Etliche Werke wurdenfür ihn geschrieben bzw. von ihmangeregt, darunter Kompositionenvon Peter Eötvös, Richard Ayres,

    Isabel Mundry und RebeccaSaunders. Seit 1998 intensive Zu-sammenarbeit mit KarlheinzStockhausen, in dessen Opernzy-klus LICHT er an mehreren Urauf-führungen mitwirkte. Als Dozentunterrichtet er u.a. bei den Stock-hausen-Kursen in Kürten und denDarmstädter Ferienkursen. Seit2000 zunehmend im Bereich derpädagogischen Arbeit mit musika-lischen Laien tätig. Mitwirkung alsSolist und Ensemblemusiker inzahlreichen Rundfunk- und CD-Produktionen. Im Sommer 2005erschien die Porträt-CD Blaauwmit Solowerken von Gerald Barry,Richard Ayres, Rebecca Saunders,Giacinto Scelsi, Egmont Swaan,Isabel Mundry, Tōru Takemitsu,György Kurtág und KarlheinzStockhausen.

    Marco Blaauw Neue Vocalsolisten Stuttgart

  • Koninklijkt Filharmonisch OrkestVan Vlaanderen. 1999–2001 künst-lerischer Leiter des Ensemble Oriolund der Kammerakademie Pots-dam. Musikalischer Leiter der Wie-ner Taschenoper (seit 1999) unddes Remix Ensembles Porto (seit2005). Musiktheaterproduktionenu.a. an der Deutschen Oper Berlin,der Bayerischen Staatsoper, beiden Wiener Festwochen und denBregenzer Festspielen. Zusammen-arbeit mit den Regisseuren PeterKonwitschny, Philippe Arlaud undJoachim Schlömer. CD-Einspie-lungen u.a. mit Luigi Nonos Pro-meteo, Frank Zappas The YellowShark, Heiner Goebbels’ La Jalousie,Schwarz auf Weiß und SurrogateCities, Mark-Anthony TurnagesBlood on the Floor, Pierre Boulez’Le marteau sans maître, SteveReichs City Life sowie Werken vonKyburz, Korngold, Feldman, Lang,Berio und Hidalgo.

    Geboren 1958 in Friedrichshafen.Ausbildung als Geiger in Köln,Hannover und New York. Anschlie-ßend privater Kompositionsunter-richt in New York bei Jack Brimbergsowie Dirigierausbildung beiMichael Gielen und Peter Eötvös.1984–96 als Geiger Mitglied desEnsemble Modern. 1987 Debüt alsDirigent. Regelmäßige Zusam-menarbeit u.a. mit dem EnsembleModern, dem Ensemble Recherche,dem Ensemble Intercontemporain,dem Klangforum Wien, der musik-Fabrik und dem Ictus Ensemblesowie allen deutschen Rundfunkor-chestern. 1998–2001 gemeinsammit Philippe Herreweghe undWalter Weller Chefdirigent des

    Peter Rundel

    rung des Gesamtwerks für Solo-Klarinette von Michael Finnissy inLondon. Auftritte mit Klangkörpernwie Ensemble Modern, EnsembleSurPlus, Reservoir, dem MelbourneSymphony Orchestra und demGavin Bryars Ensemble. Enge Zu-sammenarbeit mit Komponistenwie u.a. Brian Ferneyhough,Michael Finnissy, Rebecca Saun-ders, Liza Lim, Enno Poppe undRichard Barrett. 2002 Stipendiumder Akademie Schloss Solitude inStuttgart und Übersiedelung nachEuropa. Als Solist und Dirigent CD-Aufnahmen mit Werken vonRichard Barrett, Brian Ferneyhough,Liza Lim und Chris Dench. Im Juni2006 erschienen bei NMC Aufnah-men von Richard Barretts Solo-werken interference und knospend-gespaltener. Carl Rosman ist seit2003 Mitglied der musikFabrik undlebt in Köln.

    Carl Rosman wurde 1971 in Eng-land geboren und wuchs in Austra-lien auf. Er studierte Klarinette undDirigieren in Melbourne und Syd-ney. Frühzeitige Spezialisierung aufzeitgenössisches Solorepertoire u.a. von Franco Donatoni, BrianFerneyhough und Richard Barrett.In Australien arbeitete er als Klari-nettist und Dirigent u.a. mit demELISION Ensemble und dem libraensemble, bei dem er Gründungs-mitglied und einer der künstleri-schen Leiter ist. Solistische Auf-tritte in Europa, Australien, in denUSA, Japan und Südkorea. 1994Auszeichnung mit dem Kranich-steiner Musikpreis bei den Darm-städter Ferienkursen. 1999 Auffüh-

    Carl Rosman

  • Asbury, Peter Rundel, Kasper deRoo, James Wood und Diego Mas-son. Neben der klassischen Moder-ne und zeitgenössischen Werken,darunter regelmäßig Kompositions-aufträge der musikFabrik, bildendie Auseinandersetzung mitmodernen Kommunikationsformensowie experimentelle und interdis-ziplinäre Projekte mit Live-Elektro-nik, Installationen, Tanz- undMusiktheater einen Schwerpunkt.Zahlreiche Audioproduktionen fürden Rundfunk und CD-Veröffent-lichungen. Seit der Saison 2003/2004 Uraufführungen von Auf-tragswerken in Zusammenarbeitmit der Kunststiftung NRW in derReihe ‚musikFabrik im wdr‘. DiemusikFabrik hat ihren Sitz in Kölnund wird seit der Gründung 1990vom Land Nordrhein-Westfalenunterstützt.

    Internationales Solistenensemblefür zeitgenössische Musik. Konzer-te bei Festivals und Veranstalternwie Berliner Festwochen, MusicaStraßburg, UltraSchall Berlin,Brooklyn Academy of Music NewYork, Muziekgebouw Amsterdam,Schleswig-Holstein Musik Festival,Rheingau Musik Festival, Hudders-field Contemporary Music Festival,Beethovenfest Bonn, Kölner Phil-harmonie, Westdeutscher Rund-funk Köln, Berliner Philharmonie,Konzerthaus Berlin, PhilharmonieEssen, La Cité de la Musique Paris,Oper Bonn, Konzerthaus Dort-mund, Concertgebouw Amsterdamund Tonhalle Düsseldorf. Zusam-menarbeit mit international renom-mierten Künstlern wie MauricioKagel, Hans Zender, KarlheinzStockhausen, Helmut Lachenmann,Peter Eötvös, Nicolaus A. Huber,Louis Andriessen, Rebecca Saun-ders, Emmanuel Nunes, Stefan

    musikFabrik

  • Konzert 16

    Freitag | 13. Oktober2006 | 20 Uhr

    Mark André | ni (2006)Uraufführung | Kompositions-auftrag der musikFabrik und derKunststiftung NRW

    Wolfgang Rihm | Vigilia (2006)für Sänger, Orgel und Ensemble |Kompositionsauftrag von BerlinerFestspiele, Festival d’Automne àParis, Biennale di Venezia, musik-Fabrik und Kunststiftung NRW

    Singer PurmusikFabrikRupert Huber | Dirigent

    Sonntag | 27. August2006 | 20 Uhr

    15 Jahre musikFabrik

    Harrison Birtwistle | CarmenArcadiae Mechanicae Perpetuum(1977/78)

    Luc Ferrari | Presque Rien avecInstruments. Exploitation desConcepts 5 (2001)für elektroakustisch verstärktesEnsemble und digital gespeicherteKlänge

    Mauricio Sotelo | Wall of lightblack – for Sean Scully (2006)für Saxophon und EnsembleUraufführung

    Luc Ferrari | Après Presque Rien (2004)für 14 Instrumente und 2 Sampler

    Marcus Weiss | SaxophonmusikFabrikBrad Lubman | Dirigent

    Konzert 15

    musikFabrik im wdr

  • Konzert 18 Konzert 19

    Sonntag | 15. April 2007 |20 Uhr

    Jonathan Harvey | Neues Werk für Oboe und EnsembleUraufführung | Kompositionsauftrag vonmusikFabrik und Kunststiftung NRW

    Jonathan Harvey | Wheel of Emptiness (1997)

    Jonathan Harvey | Mortuos plango, vivos voco(1980)

    Kaija Saariaho | Graal théâtre (1997)

    Peter Veale | OboemusikFabrikN.N. | Dirigent

    Montag | 28. Mai 2007 |20 Uhr

    Jörg Mainka | Anschlags-Kultur (1986)

    John Cage | Suite for toy piano (1948)

    Mauricio Kagel | Divertimento (2006)

    Stefano Gervasoni | Far Niente (1998)

    Mauro Lanza | Neues Werk Uraufführung | Kompositionsauftrag vonmusikFabrik und Kunststiftung NRW

    Ulrich Löffler | Toy PianoMichael Tiepold | KontrabassmusikFabrikEtienne Siebens | Dirigent

    Konzert 17

    Sonntag | 11. Februar 2007 |20 Uhr

    Pierre Boulez | Dialogue de l'ombre double(1985)

    Michel van der Aa | Neues Werk Uraufführung | Kompositionsauftrag vonmusikFabrik und Kunststiftung NRW

    Michel van der Aa | Wake (1997)

    Pierre Boulez | Dérive 2 (1990–2006)

    Helen Bledsoe | FlötemusikFabrikEd Spanjaard | Dirigent

    musikFabrik im wdr

  • kunststiftung μ NrW

    Kunstförderung im internationalen Kontext: Bildende Kunst, Medienkunst, Musik, Theater, Tanz, Literatur in und aus Nordrhein-Westfalen | Projekte, Preise, Stipendien, Ankäufe, Initiativen

    Roßstrasse 133 | 40476 Düsseldorf | Tel.: 0211 -6 50 40 70 | Fax: 0211-6 50 40 777 | [email protected] | www.KunststiftungNRW.de

  • Service-Informationen

    Alle Konzerte der Reihe ,musik-Fabrik im wdr‘ sind Produktionender musikFabrik in Zusammen-arbeit mit wdr 3, KölnMusik undder Kunststiftung NRW.

    Veranstaltungsortwdr Funkhaus am WallrafplatzKlaus-von-Bismarck-Saal50600 Köln

    Einführungsgespräch zum Konzertjeweils 19 Uhr

    Veranstaltungsbeginnjeweils 20 Uhr

    VorverkaufUm Wartezeiten an der Abendkassezu vermeiden, nutzen Sie die Mög-lichkeit, Ihre Karten bequem undsicher bei KölnTicket über das Inter-net zu bestellen: www.KoelnTicket.deHotline: +49 221 2801

    EintrittspreiseEinzelpreis: 15 € | ermäßigt 7,50 €Konzerte 15–19 im Abonnement: 60 € (statt 75 €) |ermäßigt 30 € (statt 37,50 €)keine Vorverkaufsgebühren

    Ihre Eintrittskarte ist vier Stunden vorKonzertbeginn und für Ihre HeimfahrtFahrausweis im VRS (2. Klasse).

    Geschäftsführer | Thomas OesterdiekhoffMaarweg 149–161 | 50825 KölnPostfach 450745 | 50882 Köln

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