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Viele von euch haben im letzten Jahr vermutlich von dem Bau der Bima Suci in Vigo, Spanien, gehört. Die Dreimastbark soll als Segelschulschiff der indonesi- schen Marine dienen. Dies stellte sich leider erst heraus, als die Rahen bereits an den stehenden Masten waren. Also ging es von vorne los, nur diesmal kopfüber. Zur gleichen Zeit im April wurden die Taue für die Brassen angebracht. Da die Arbeiten an Deck nicht abgeschlossen waren, durften zunächst keine Taue an Deck belegt werden. Wir behalfen uns, indem wir die losen Enden in Bigbags verstauten und diese an den Rahen be- festigten. Das Schiff bekam Ähnlichkeit mit einem Tannenbaum. Musste dann doch mal gebrasst werden, dauerte das gut einen Nachmittag. Im Mai, Juni und Juli wurden Gaitaue und Schoten sowie ihre Blöcke ange- bracht und nun durften wir auch die Nä- gel mit den Tampen an Deck belegen. Des Weiteren wurden die Gordinge an Deck geführt, die Fallen für die Stagse- gel eingezogen und die Stagsegel ange- schlagen. Da die spanischen Werftarbeiter kaum Englisch und wir wenig Spanisch spre- chen, war die Verständigung immer sehr lustig. Die meist gebrauchten Wörter wa- ren wohl aquí und allí für hier und dort und natürlich si und non. Für den Rest mussten Hände und Füße herhalten. Häufg hatte der Arbeitstag zehn und mehr Stunden. Nach getaner Arbeit fe- len wir hungrig in unserer Stamm-Tapas- Bar „San Gregorino“ ein. Schnell hatte der Wirt verstanden, dass Werftarbeiter viele Tapas und Bier benötigen. Bis wir uns in unsere WGs aufmachten, um unter die wohlverdiente Dusche zu gehen, war es oft spät geworden. Ende Juli war es dann endlich soweit und die Sailing Sea Trials konnten stattfnden. Hierzu reisten noch mehr Tradisegler an. Gemeinsam mit den Indonesiern legten wir ab und setzten bei 5-6 Windstärken die Segel. Zu sehen, wie gut alles klappte und wie schön die Bima durch das Was- ser glitt, machte uns alle schon ein wenig stolz. Delfne begleiteten uns und umspielten unseren Bug. So lernten wir gleich ein wenig Indonesisch, denn die indone- sischen Marinesoldaten riefen „Lumba Lumba“ und meinten die Delfne. Die Zeit in Vigo haben wir alle sehr ge- nossen. Es war eine bunt gewürfelte, tolle Gemeinschaft. Wir alle haben viel gelernt und der Spaß kam auch nicht zu kurz. Im Scherz wurde behauptet: „we hi- red the best but the funniest came“. Laura Schwilp We hired the best but the funniest came Ein paar Zahlen: Länge: Segel: Segelfäche: gesamte Drahtlänge: gesamte Taulänge: Holzblöcke: Stahlblöcke: Belegnägel: Riggzeit: involvierte Rigger: Firma zuständig für die Riggarbeiten: 111 m 26 3.352 qm 6.850 m 16.500 m 505 103 280 Januar bis August 2017 35, davon 8 Thor Heyerdahler Ingenieurbüro Detlev Löll GmbH Schon bei den Zahlen wird deutlich, dass das Schiff etwas größer ist als unsere gute alte Thor. Für die meisten von uns ging es mit der Mail von Caro Gross im Januar los. Sie hatte eine Anfrage von der „Ingenieur- büro Detlev Löll GmbH“ weitergeleitet. Gesucht wurden riggsichere Leute mit Grundkenntnissen im Takeln. Der Bau des Rumpfes hatte bereits im November 2015 begonnen und ab Ja- nuar 2017 waren auch die ersten Rigger in Vigo. Das Klüvernetz wurde geknüpft, Rahsegel an den Rahen befestigt, Blöcke angebracht und vieles mehr. Im März wurden dann die Masten gestellt und die Arbeiten im Rigg konnten beginnen. Dem Einen oder Anderen von uns wur- de erst jetzt bewusst, wie hoch 50 Meter hohe Masten wirklich sind, und musste sich langsam daran gewöhnen. Der Feh- ler, Werkzeug unten zu vergessen, wurde mit erneutem Ab- und Aufstieg hart be- straft und die Klettertour unter lautem Fluchen vorgenommen. Vieles war learning by doing und musste improvisiert werden. Dank guter Verbin- dung zu den spanischen Werftarbeitern konnten alternative Werkzeuge schnell gebaut werden. So entstanden unter An- derem „Rusty“ und „Rudi“, die uns halfen die Fuß- und Springpferde leichter auf die richtige Länge zu knoten. Apropos Fußpferde: Die noch am Boden an den Rahen befestigten Fußpferde waren viel zu lang. Für einen norddeutschen 1,80 Meter Menschen perfekt, wären sie für Indonesier nicht geeignet gewesen. Sie hätten unter der Rah durchgeschaut. Simone, Jony, Laura, Rob, Markus, Justus, Kristian, Jan, Lars, Olli Eva, Wiebke, Stefan Von der Thor fehlen: Anne, Laura, Nico, Ronny, Thomas und Sinje 29 Schiffe & Leben

KRI Bima Suci - detlevloell.de · Viele von euch haben im letzten Jahr vermutlich von dem Bau der Bima Suci in Vigo, Spanien, gehört. Die Dreimastbark soll als Segelschulschiff der

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Viele von euch haben im letzten Jahr vermutlich von dem Bau der Bima Suci in Vigo, Spanien, gehört. Die Dreimastbark soll als Segelschulschiff der indonesi-schen Marine dienen.

Dies stellte sich leider erst heraus, als die Rahen bereits an den stehenden Masten waren. Also ging es von vorne los, nur diesmal kopfüber. Zur gleichen Zeit im April wurden die Taue für die Brassen angebracht. Da die Arbeiten an Deck nicht abgeschlossen waren, durften zunächst keine Taue an Deck belegt werden. Wir behalfen uns, indem wir die losen Enden in Bigbags verstauten und diese an den Rahen be-festigten. Das Schiff bekam Ähnlichkeit mit einem Tannenbaum. Musste dann doch mal gebrasst werden, dauerte das gut einen Nachmittag. Im Mai, Juni und Juli wurden Gaitaue und Schoten sowie ihre Blöcke ange-bracht und nun durften wir auch die Nä-gel mit den Tampen an Deck belegen. Des Weiteren wurden die Gordinge an Deck geführt, die Fallen für die Stagse-gel eingezogen und die Stagsegel ange-schlagen.

Da die spanischen Werftarbeiter kaum Englisch und wir wenig Spanisch spre-chen, war die Verständigung immer sehr lustig. Die meist gebrauchten Wörter wa-ren wohl aquí und allí für hier und dort und natürlich si und non. Für den Rest mussten Hände und Füße herhalten. Häufig hatte der Arbeitstag zehn und mehr Stunden. Nach getaner Arbeit fie-len wir hungrig in unserer Stamm-Tapas-Bar „San Gregorino“ ein. Schnell hatte der Wirt verstanden, dass Werftarbeiter viele Tapas und Bier benötigen. Bis wir uns in unsere WGs aufmachten, um unter die wohlverdiente Dusche zu gehen, war es oft spät geworden.

Ende Juli war es dann endlich soweit und die Sailing Sea Trials konnten stattfinden. Hierzu reisten noch mehr Tradisegler an. Gemeinsam mit den Indonesiern legten wir ab und setzten bei 5-6 Windstärken die Segel. Zu sehen, wie gut alles klappte und wie schön die Bima durch das Was-ser glitt, machte uns alle schon ein wenig stolz. Delfine begleiteten uns und umspielten unseren Bug. So lernten wir gleich ein wenig Indonesisch, denn die indone-sischen Marinesoldaten riefen „Lumba Lumba“ und meinten die Delfine.

Die Zeit in Vigo haben wir alle sehr ge-nossen. Es war eine bunt gewürfelte, tolle Gemeinschaft. Wir alle haben viel gelernt und der Spaß kam auch nicht zu kurz. Im Scherz wurde behauptet: „we hi-red the best but the funniest came“.

Laura Schwilp

We hired the best but the funniest came

Ein paar Zahlen:Länge:Segel:

Segelfläche:gesamte Drahtlänge:

gesamte Taulänge: Holzblöcke:Stahlblöcke:Belegnägel:

Riggzeit:involvierte Rigger:

Firma zuständig für die Riggarbeiten:

111 m263.352 qm6.850 m16.500 m505103280Januar bis August 201735, davon 8 Thor HeyerdahlerIngenieurbüro Detlev Löll GmbH

Schon bei den Zahlen wird deutlich, dass das Schiff etwas größer ist als unsere gute alte Thor.

Für die meisten von uns ging es mit der Mail von Caro Gross im Januar los. Sie hatte eine Anfrage von der „Ingenieur-büro Detlev Löll GmbH“ weitergeleitet. Gesucht wurden riggsichere Leute mit Grundkenntnissen im Takeln. Der Bau des Rumpfes hatte bereits im November 2015 begonnen und ab Ja-nuar 2017 waren auch die ersten Rigger in Vigo. Das Klüvernetz wurde geknüpft, Rahsegel an den Rahen befestigt, Blöcke angebracht und vieles mehr. Im März wurden dann die Masten gestellt und die Arbeiten im Rigg konnten beginnen. Dem Einen oder Anderen von uns wur-de erst jetzt bewusst, wie hoch 50 Meter hohe Masten wirklich sind, und musste sich langsam daran gewöhnen. Der Feh-ler, Werkzeug unten zu vergessen, wurde mit erneutem Ab- und Aufstieg hart be-straft und die Klettertour unter lautem Fluchen vorgenommen. Vieles war learning by doing und musste improvisiert werden. Dank guter Verbin-dung zu den spanischen Werftarbeitern konnten alternative Werkzeuge schnell gebaut werden. So entstanden unter An-derem „Rusty“ und „Rudi“, die uns halfen die Fuß- und Springpferde leichter auf die richtige Länge zu knoten. Apropos Fußpferde: Die noch am Boden an den Rahen befestigten Fußpferde waren viel zu lang. Für einen norddeutschen 1,80 Meter Menschen perfekt, wären sie für Indonesier nicht geeignet gewesen. Sie hätten unter der Rah durchgeschaut.

KRI Bima Suci

Simone, Jony, Laura, Rob, Markus, Justus, Kristian, Jan, Lars, OlliEva, Wiebke, StefanVon der Thor fehlen: Anne, Laura, Nico, Ronny, Thomas und Sinje

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