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Nachrichten Kunstaussteflung ,,Wildbahn in Not" Miinchen 1980 253 Die Jagd hat sich in ihrem Zust~digkeitsbereich ausgeweitet. Vom Urziel, dem Erlegen, fiber die planvolle Hege, den Schutz und die Schonung gef~hrdeter Wildtiere bis zur Bewahrung und dem Ausbau urspriinglicher Lebensr~iume. Die Jagdkunst hat diese Entwicktung nieht mitgemacht. Sie steht mit ihrer Darstellung von Wild und Jagd immer noch dort, wo sie vor dem ersten Weltkrieg stand: mehr oder minder euphorisch, mehr oder minder romantisch, mehr oder minder darstellend, wie's sein sollte - nicht wie's ist. Bestenhlls pr~isentiert man verhaltensgerechte Schilderungen yon Wildtier und J~iger, bei denen sich der kiinstlerische und jagdillustrative Wert die Waage halten. Ist das der einzige Auftrag eines Kiinstlers; sch6ne, ansprechende, gekonnte Bilder zu malen, die nur darstellen, aber selten aussagen, nie kritisieren? Keineswegs ! Die Not, der unsere Wildbahn heute schier ausweglos ausgesetzt ist, die Verlorenheit dieser liebenswerten, harmlosen Gesch6pfe in der ,,modernen" ausger~iumten Feldflur, die Rattosigkeit unserer Wildtiere gegeniiber der Zerwirtschaftung ~mserer Landschaft, die rettungslose Situation der freilebenden Kreatur gegeniiber dem RummeI und der R[icksichtslosigkeit unserer ,,Erholungsindustrie" hat noch kein Kiinstler zum Thema seiner Arbeit gemacht. Warum? - Vietleicht auch deshalb, well kein Mitbiirger geneigt ist, den Vorhalt, den Vorwurf seines Mif~verhaltens - bitdlich dargestellt - auch noch zu kaufen? Die Kiinstler miissen aber auch verkaufen, einfaeh um eben leben zu k~Snnen. Wer sollte ihnen das iibelnehmen? Nun leben wir im optischen Zeitatter. Das Bildhafte hat sogar Gleichrang mit dem Schriftsatz - in manehen F~illen und Bereiehen sogar Vorrang! In Erkenntnis dieser Tatsache plant der Landesjagdverband Bayern e.V. (Luisenstral~e 25, 8000 Miinchen 2), die einschl~igigen Kiinstler der Jagd, die Wildtiermaler und jagdlichen Illustratoren und Graphiker aus dem deutschsprachigen europ~iischen Raum zu einer Ausstellung ,,Wildbahn in Not" einzuladen. Damit unsere Ausschreibung rechtzeitig erfolgen kann und alle in Frage kommenden Kiinstler erreicht, bitten wir um Bekanntgabe all jener hierfilr geeignet erscheinenden Kiinstter (Name und Ansehrift). Ort und Zeit der Ausstetlung: Miinchen, Sp~itsommer 1980. Die Ausstellung wird der breiten Offentlichkeit unter besonderer Einladnng yon Beh6rden und zust~ndigen Herren der Regierung, des Umweltschutzes und Naturschutzes vorgestellt. Sobald uns geeignete Kiinstler bekanntgegeben sind, erfolgt unsererseits eine gezielte Einladung mit Teilnahmebedingungen an jeden Kiinstler direkt. Dr. G~t~HARD F~ANK

Kunstausstellung „Wildbahn in Not“ München 1980

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Nachrichten

Kunstausstef lung , ,Wildbahn in N o t " Miinchen 1980

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Die Jagd hat sich in ihrem Zust~digkeitsbereich ausgeweitet. Vom Urziel, dem Erlegen, fiber die planvolle Hege, den Schutz und die Schonung gef~hrdeter Wildtiere bis zur Bewahrung und dem Ausbau urspriinglicher Lebensr~iume.

Die Jagdkunst hat diese Entwicktung nieht mitgemacht. Sie steht mit ihrer Darstellung von Wild und Jagd immer noch dort, wo sie vor dem ersten Weltkrieg stand: mehr oder minder euphorisch, mehr oder minder romantisch, mehr oder minder darstellend, wie's sein sollte - nicht wie's ist. Bestenhlls pr~isentiert man verhaltensgerechte Schilderungen yon Wildtier und J~iger, bei denen sich der kiinstlerische und jagdillustrative Wert die Waage halten.

Ist das der einzige Auftrag eines Kiinstlers; sch6ne, ansprechende, gekonnte Bilder zu malen, die nur darstellen, aber selten aussagen, nie kritisieren?

Keineswegs ! Die Not, der unsere Wildbahn heute schier ausweglos ausgesetzt ist, die Verlorenheit

dieser liebenswerten, harmlosen Gesch6pfe in der ,,modernen" ausger~iumten Feldflur, die Rattosigkeit unserer Wildtiere gegeniiber der Zerwirtschaftung ~mserer Landschaft, die rettungslose Situation der freilebenden Kreatur gegeniiber dem RummeI und der R[icksichtslosigkeit unserer ,,Erholungsindustrie" hat noch kein Kiinstler zum Thema seiner Arbeit gemacht.

Warum? - Vietleicht auch deshalb, well kein Mitbiirger geneigt ist, den Vorhalt, den Vorwurf seines Mif~verhaltens - bitdlich dargestellt - auch noch zu kaufen? Die Kiinstler miissen aber auch verkaufen, einfaeh um eben leben zu k~Snnen. Wer sollte ihnen das iibelnehmen?

Nun leben wir im optischen Zeitatter. Das Bildhafte hat sogar Gleichrang mit dem Schriftsatz - in manehen F~illen und Bereiehen sogar Vorrang! In Erkenntnis dieser Tatsache plant der Landesjagdverband Bayern e.V. (Luisenstral~e 25, 8000 Miinchen 2), die einschl~igigen Kiinstler der Jagd, die Wildtiermaler und jagdlichen Illustratoren und Graphiker aus dem deutschsprachigen europ~iischen Raum zu einer Ausstellung ,,Wildbahn in Not" einzuladen. Damit unsere Ausschreibung rechtzeitig erfolgen kann und alle in Frage kommenden Kiinstler erreicht, bitten wir um Bekanntgabe all jener hierfilr geeignet erscheinenden Kiinstter (Name und Ansehrift).

Ort und Zeit der Ausstetlung: Miinchen, Sp~itsommer 1980. Die Ausstellung wird der breiten Offentlichkeit unter besonderer Einladnng yon Beh6rden und zust~ndigen Herren der Regierung, des Umweltschutzes und Naturschutzes vorgestellt.

Sobald uns geeignete Kiinstler bekanntgegeben sind, erfolgt unsererseits eine gezielte Einladung mit Teilnahmebedingungen an jeden Kiinstler direkt. Dr. G~t~HARD F~ANK