8
KURIER Hochschulzeitung der Deutschen Sporthochschule Köln Ausgabe 1/12 35. Jahrgang Januar 2012 INHALT SPORT | 2 Was ist eigentlich Korfball? SpoHo- Studierende bei der Korfball-Welt- meisterschaft in Shaoxing. FORSCHUNG | 3 Sechs Männer, 520 Tage Isolation, eine fiktive Reise zum Mars. Ein In- terview mit PD Dr. Stefan Schneider. VERANSTALTUNGEN | 4 Sport und schwanger? Das geht! Neueste Entwicklungen ... VERANSTALTUNGEN | 5 Über die Behinderung hinauswach- sen: „Dance without Borders“. HOCHSCHULE | 6 Gelassen in die Prüfung und ins Le- ben – Anna Heese und Günter Klein leisten Hilfestellung. KARRIERE | 7 Improof Football: Vier SpoHo-Stu- denten wollen den Fußball wissen- schaftlicher machen. UND SONST ...? | 8 Global Player ausgezeichnet: Inter- nationales virtuelles Seminar. TERMINE Kölner Hochschulen – Wege zur Familienfreundlichkeit Familienfreundliche Strukturen für pflegende Angehörige – Was können Hochschulen leisten? 13. Februar, 16-17:30 Uhr (Kath. Hochschule). Alltag zwischen Kita und Elternhaus: Praxistag „Bewegte Kindheit“ zeigt Konzepte der ganzheitlichen Gesund- heitsförderung (U3/Ü3-Bereich): 17. März, 9-12:30 Uhr (DSHS). Anmel- dung für beide Veranstaltungen: [email protected] Kollegen-Stammtisch Der Kollegen-Stammtisch trifft sich 2012 an folgenden Terminen: 2. Fe- bruar, 2. April, 5. Juni, 3. August, 1. Oktober und 3. Dezember (jeweils 18 Uhr im Hockey-Judo-Zentrum). Kontakt: [email protected] Sporteignungsprüfung Am 6. und 7. Februar geht es für 1661 Bewerberinnen und Bewerber beim Eignungstest um den ersten Schritt zu einem Studienplatz an der SpoHo. www.dshs-koeln.de/et Prüfungsangst bewältigen Blockseminar für SpoHo-Studierende stellt Methoden zur Angstüberwin- dung, Entspannungsübungen und mentales Training vor: 7.+8. Febru- ar, jeweils 9:30-15 Uhr. Anmeldung: [email protected] (s. S.6). Tanzpädagogischer Forschungstag Austausch über aktuelle Forschungs- arbeiten im Themenfeld von Tanz und Bildung: 28. März. Call for Papers: 27. Januar. Weitere Infos gibt es auf der DSHS-Homepage (Quicklinks Ver- anstaltungen): www.dshs-koeln.de Offener Ausgang Podiumsdiskussion: Wieviel Technologie im Sport ist fair? Sommer 2009: Ein neuer Schwimmanzug sorgt für Schlagzeilen. Wer ihn trägt, schwimmt deutlich schneller. Im Winter beschließt die FINA, den Anzug zu ver- bieten, weil er ungleiche Voraussetzun- gen schafft. „Es ist schön, wenn die menschliche Leistung und nicht die Wissenschaft im Vordergrund steht.“ (Britta Steffen, Rekordschwimmerin) Winter 2010: Bei den Olympischen Spie- len in Vancouver holen André Lange und Kevin Kuske nach Gold im Zweierbob auch Silber im Viererbob. Und das mit einem ganz „heißen Eisen“ unter dem Hintern: Der Hightech-Bob aus dem Hause FES, dem staatlich geförderten Institut für Forschung und Entwick- lung von Sportgeräten in Berlin. Das Geheimnis seiner Schnelligkeit kennen nur die Ingenieure um Bob-Projekt- leiter Michael Nitsch. Beide Fälle schildern mit Blick auf die laufende Wintersportsaison und die kommenden Olympischen Spiele in Lon- don eine hochaktuelle Thematik. Die Podiumsdiskussion zum Thema „Tech- nisches Doping oder faire unterstützen- de Maßnahme?“ am 7. Dezember 2011 traf deshalb den Nerv der Zeit und den vieler Zuhörer. Auf dem Podium disku- tierten Professor Gert-Peter Brüggemann (Institut für Biomechanik und Ortho- pädie), Sportrecht-Experte Professor Martin Nolte und Professor Volker Schür- mann (Abteilung Philosophie) über die Problematik im Allgemeinen und Oscar Pistorius im Besonderen. „Es wird lange dauern, bis es wieder so einen Athleten geben wird“, sagt Wojtek Czyz, mehrfacher Paralympics- Sieger im Weitsprung und Sprint. Der beidseitig unterschenkelamputierte Pistorius hat den Umgang mit seinen CHEETAH-Prothesen so perfektioniert, dass er auf den 400 Metern mit gesun- den Sportlern mithalten kann. Doch die Leistungen des heute 25-Jähri- gen erzeugen nicht nur Aufmerksamkeit sondern auch Argwohn. Die IAAF beauf- tragte 2007 Gert-Peter Brüggemann zu untersuchen, ob die Karbon-Prothesen Pistorius einen Vorteil verschaffen. Ergebnis der Studie: Bei Maximal- geschwindigkeit hat der Südafrikaner tatsächlich einen Vorteil, weil unter an- derem der Energieverlust der Federn beim Auftreffen auf den Boden im Gegensatz zu menschlichen Beinen viel geringer ist, somit der Energieaufwand reduziert wird und nicht so schnell Ermüdung eintritt. Infolgedessen sperrte die IAAF Pistorius für Rennen gegen Nicht-Behin- derte. Der legte 2008 Berufung vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) ein und gewann. Professor Martin Nolte zeigte sich bei der Podiumsdiskussion verblüfft über das Urteil: „Das Gericht führte in seiner Begründung auf, dass in einer Gesamtschau und mit einem ‚vernünftigem Verständnis’ kein Netto- Vorteil zu erkennen war.“ Brüggemanns Studie zeige eben jenen Netto-Vorteil („overall advantage“), unter Berück- sichtigung der durch die Prothesen ent- stehenden Startschwierigkeiten, nicht auf. Im Sommer 2011 startete Pistorius dann als erster Prothesenträger bei ei- ner Leichtathletik-WM und erreichte das Halbfinale über 400 Meter. „In meinen Augen gibt er dem Behin- dertensport einen Push, dadurch wer- den wir alle mehr wahrgenommen.“ (Wojtek Czyz) Schwimmanzüge, Rennbobs und der Fall Pistorius mögen grundverschieden sein, doch es gibt eine zentrale Gemeinsam- keit: Es geht um Chancengleichheit, um die Vergleichbarkeit der Leistung von Athleten, um gleiche Voraussetzungen. „Die Frage nach der Fairness im Sport ist die Frage danach, ob die Offenheit des Ausgangs des Wettkampfes gewahrt ist.“ (Volker Schürmann) Die Fairness ist es auch, die unter Do- ping im Allgemeinen leidet. Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied zum Doping: Es handelt sich um sicht- bare materielle Unterstützungen. Aus diesem Grund wehrt sich Gert-Peter Brüggemann gegen den Begriff „Techno- Doping“. Für ihn ist der Begriff Doping belegt mit der heimlichen Einnahme von leistungsfördernden Medikamenten. Er spricht deshalb lieber von technischen Manipulationen. Eben weil diese sicht- bar sind, lassen sie sich mehr oder min- der leicht regulieren und überprüfen. Was aber, wenn auch gesunde Athleten zukünftig körperliche Benachteiligun- gen durch operative Eingriffe ausglei- chen wollen? So könnte man beispiels- weise die schwache Achillessehne eines Hochspringers verstärken, um damit „Chancengleichheit“ zu schaffen. Laser- korrekturen der Augen, um Kurz- oder Weitsichtigkeit auszubessern, sind bei Topathleten heute schon üblich. In diesem Fall werden die Parallelen zum Doping schon deutlicher – zumindest was die Unsichtbarkeit der Manipu- lation angeht. Für Schürmann ist die Frage nach richtig oder falsch allein durch klare Regeln zu beantworten, die letzten Endes von den Verbänden selbst gemacht werden. Brüggemann sieht in der Diskussion auch eine politische Dimension. „Für mich stellt sich die Frage, ob es vertret- bar ist, dass national über Technik im Sport geforscht wird und die Erkennt- nisse nicht international publiziert werden. Natürlich ist das ein Wettbe- werbsvorteil“, äußert er Kritik an der Geheimhaltungspolitik des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sport- geräten. Eine denkbare Alternative wäre für ihn, jedem Athleten dasselbe Sport- gerät zur Verfügung zu stellen. „Zumin- dest müsste man die Möglichkeit eröff- nen, ein technisch innovatives Gerät zu benutzen und natürlich auch die Chance, sich hinreichend lange an dieses Gerät zu gewöhnen. Das wäre vernünftig.“ Aber auch er weiß: „Natürlich wollen wir für uns selbst Wettbewerbsvorteile heraus- holen, das liegt in der Natur der Sache.“ Das sieht Bobentwickler Michael Nitsch ähnlich und verweist auf die Proble- matik als ein allgemeingesellschaftli- ches Phänomen. „Das ist so wie in jedem Wettbewerb des menschlichen Lebens, ob man nun Sportgeräte oder Flugzeuge baut. Das kann nun mal nicht jede Nation gleich gut… so ist das Leben.“ (Michael Nitsch) Ein Kompromiss könnten Regelkorridore mit klar festgesetzten Grenzen sein, die dem einzelnen Athleten Spielraum für individuelle technische Verbesserungen lassen. Schließlich soll es im Sport vor allem darum gehen, was die Athleten leisten: Schwimmer brauchen Kraft und Technik, Bobpiloten ein gutes Gespür für Bahn und Sportgerät und Hoch- springer nicht nur eine reißfeste Achil- lessehne. Und auch Oscar Pistorius benötigt weit mehr als nur zwei hoch- entwickelte Federn, wie Wojtek Czyz aus Erfahrung weiß: „Es ist ja nicht so, dass wir das Ding einfach nur anziehen müssen, und schon sind wir schnell.“ Jm © Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) Berlin

KURIER

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Hochschulzeitung der Deutschen Sporthochschule Köln

Citation preview

KurierHochschulzeitung der Deutschen Sporthochschule Köln

Ausgabe 1/12 35. Jahrgang Januar 2012

inhaltSPOrt | 2Was ist eigentlich Korfball? SpoHo-Studierende bei der Korfball-Welt-meisterschaft in Shaoxing.

FOrSChunG | 3Sechs Männer, 520 Tage Isolation, eine fiktive Reise zum Mars. Ein In-terview mit PD Dr. Stefan Schneider.

VeranStaltunGen | 4Sport und schwanger? Das geht! Neueste Entwicklungen ...

VeranStaltunGen | 5Über die Behinderung hinauswach-sen: „Dance without Borders“.

hOChSChule | 6Gelassen in die Prüfung und ins Le-ben – Anna Heese und Günter Klein leisten Hilfestellung.

Karriere | 7Improof Football: Vier SpoHo-Stu-denten wollen den Fußball wissen-schaftlicher machen.

unD SOnSt ...? | 8Global Player ausgezeichnet: Inter-nationales virtuelles Seminar.

termine

Kölner Hochschulen – Wege zur Familienfreundlichkeit Familienfreundliche Strukturen für pflegende Angehörige – Was können Hochschulen leisten? 13. Februar, 16-17:30 Uhr (Kath. Hochschule).Alltag zwischen Kita und Elternhaus: Praxistag „Bewegte Kindheit“ zeigt Konzepte der ganzheitlichen Gesund-heitsförderung (U3/Ü3-Bereich): 17. März, 9-12:30 Uhr (DSHS). Anmel-dung für beide Veranstaltungen: [email protected]

Kollegen-StammtischDer Kollegen-Stammtisch trifft sich 2012 an folgenden Terminen: 2. Fe-bruar, 2. April, 5. Juni, 3. August, 1. Oktober und 3. Dezember (jeweils 18 Uhr im Hockey-Judo-Zentrum).Kontakt: [email protected]

SporteignungsprüfungAm 6. und 7. Februar geht es für 1661 Bewerberinnen und Bewerber beim Eignungstest um den ersten Schritt zu einem Studienplatz an der SpoHo. www.dshs-koeln.de/et

Prüfungsangst bewältigenBlockseminar für SpoHo-Studierende stellt Methoden zur Angstüberwin-dung, Entspannungsübungen und mentales Training vor: 7.+8. Febru-ar, jeweils 9:30-15 Uhr. Anmeldung: [email protected] (s. S.6).

Tanzpädagogischer ForschungstagAustausch über aktuelle Forschungs-arbeiten im Themenfeld von Tanz und Bildung: 28. März. Call for Papers: 27. Januar. Weitere Infos gibt es auf der DSHS-Homepage (Quicklinks Ver-anstaltungen): www.dshs-koeln.de

Offener ausgangPodiumsdiskussion: Wieviel Technologie im Sport ist fair?Sommer 2009: Ein neuer Schwimmanzug sorgt für Schlagzeilen. Wer ihn trägt, schwimmt deutlich schneller. Im Winter beschließt die FINA, den Anzug zu ver-bieten, weil er ungleiche Voraussetzun-gen schafft.

„Es ist schön, wenn die menschliche Leistung und nicht die Wissenschaft

im Vordergrund steht.“ (Britta Steffen, Rekordschwimmerin)

Winter 2010: Bei den Olympischen Spie-len in Vancouver holen André Lange und Kevin Kuske nach Gold im Zweierbob auch Silber im Viererbob. Und das mit einem ganz „heißen Eisen“ unter dem Hintern: Der Hightech-Bob aus dem Hause FES, dem staatlich geförderten Institut für Forschung und Entwick-lung von Sportgeräten in Berlin. Das Geheimnis seiner Schnelligkeit kennen nur die Ingenieure um Bob-Projekt- leiter Michael Nitsch.Beide Fälle schildern mit Blick auf die laufende Wintersportsaison und die kommenden Olympischen Spiele in Lon-don eine hochaktuelle Thematik. Die Podiumsdiskussion zum Thema „Tech-nisches Doping oder faire unterstützen-de Maßnahme?“ am 7. Dezember 2011 traf deshalb den Nerv der Zeit und den vieler Zuhörer. Auf dem Podium disku-tierten Professor Gert-Peter Brüggemann (Institut für Biomechanik und Ortho-pädie), Sportrecht-Experte Professor Martin Nolte und Professor Volker Schür-mann (Abteilung Philosophie) über die Problematik im Allgemeinen und Oscar Pistorius im Besonderen.„Es wird lange dauern, bis es wieder so einen Athleten geben wird“, sagt Wojtek Czyz, mehrfacher Paralympics-Sieger im Weitsprung und Sprint. Der beidseitig unterschenkelamputierte Pistorius hat den Umgang mit seinen

CHEETAH-Prothesen so perfektioniert, dass er auf den 400 Metern mit gesun-den Sportlern mithalten kann. Doch die Leistungen des heute 25-Jähri-gen erzeugen nicht nur Aufmerksamkeit sondern auch Argwohn. Die IAAF beauf-tragte 2007 Gert-Peter Brüggemann zu untersuchen, ob die Karbon-Prothesen Pistorius einen Vorteil verschaffen. Ergebnis der Studie: Bei Maximal- geschwindigkeit hat der Südafrikaner tatsächlich einen Vorteil, weil unter an-derem der Energieverlust der Federn beim Auftreffen auf den Boden im Gegensatz zu menschlichen Beinen viel geringer ist, somit der Energieaufwand reduziert wird und nicht so schnell Ermüdung eintritt. Infolgedessen sperrte die IAAF Pistorius für Rennen gegen Nicht-Behin-derte. Der legte 2008 Berufung vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) ein und gewann. Professor Martin Nolte zeigte sich bei der Podiumsdiskussion verblüfft über das Urteil: „Das Gericht führte in seiner Begründung auf, dass in einer Gesamtschau und mit einem ‚vernünftigem Verständnis’ kein Netto-Vorteil zu erkennen war.“ Brüggemanns Studie zeige eben jenen Netto-Vorteil („overall advantage“), unter Berück-sichtigung der durch die Prothesen ent-stehenden Startschwierigkeiten, nicht auf. Im Sommer 2011 startete Pistorius dann als erster Prothesenträger bei ei-ner Leichtathletik-WM und erreichte das Halbfinale über 400 Meter.

„In meinen Augen gibt er dem Behin-dertensport einen Push, dadurch wer-den wir alle mehr wahrgenommen.“

(Wojtek Czyz)

Schwimmanzüge, Rennbobs und der Fall Pistorius mögen grundverschieden sein, doch es gibt eine zentrale Gemeinsam-keit: Es geht um Chancengleichheit, um

die Vergleichbarkeit der Leistung von Athleten, um gleiche Voraussetzungen.

„Die Frage nach der Fairness im Sport ist die Frage danach, ob die Offenheit

des Ausgangs des Wettkampfes gewahrt ist.“

(Volker Schürmann)

Die Fairness ist es auch, die unter Do-ping im Allgemeinen leidet. Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied zum Doping: Es handelt sich um sicht-bare materielle Unterstützungen. Aus diesem Grund wehrt sich Gert-Peter Brüggemann gegen den Begriff „Techno-Doping“. Für ihn ist der Begriff Doping belegt mit der heimlichen Einnahme von leistungsfördernden Medikamenten. Er spricht deshalb lieber von technischen Manipulationen. Eben weil diese sicht-bar sind, lassen sie sich mehr oder min-der leicht regulieren und überprüfen. Was aber, wenn auch gesunde Athleten zukünftig körperliche Benachteiligun-gen durch operative Eingriffe ausglei-chen wollen? So könnte man beispiels-weise die schwache Achillessehne eines Hochspringers verstärken, um damit „Chancengleichheit“ zu schaffen. Laser-korrekturen der Augen, um Kurz- oder Weitsichtigkeit auszubessern, sind bei Topathleten heute schon üblich. In diesem Fall werden die Parallelen zum Doping schon deutlicher – zumindest was die Unsichtbarkeit der Manipu-lation angeht. Für Schürmann ist die Frage nach richtig oder falsch allein durch klare Regeln zu beantworten, die letzten Endes von den Verbänden selbst gemacht werden.Brüggemann sieht in der Diskussion auch eine politische Dimension. „Für mich stellt sich die Frage, ob es vertret-bar ist, dass national über Technik im Sport geforscht wird und die Erkennt-

nisse nicht international publiziert werden. Natürlich ist das ein Wettbe-werbsvorteil“, äußert er Kritik an der Geheimhaltungspolitik des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sport-geräten. Eine denkbare Alternative wäre für ihn, jedem Athleten dasselbe Sport-gerät zur Verfügung zu stellen. „Zumin-dest müsste man die Möglichkeit eröff-nen, ein technisch innovatives Gerät zu benutzen und natürlich auch die Chance, sich hinreichend lange an dieses Gerät zu gewöhnen. Das wäre vernünftig.“ Aber auch er weiß: „Natürlich wollen wir für uns selbst Wettbewerbsvorteile heraus-holen, das liegt in der Natur der Sache.“ Das sieht Bobentwickler Michael Nitsch ähnlich und verweist auf die Proble- matik als ein allgemeingesellschaftli-ches Phänomen.

„Das ist so wie in jedem Wettbewerb des menschlichen Lebens, ob man

nun Sportgeräte oder Flugzeuge baut. Das kann nun mal nicht jede Nation

gleich gut… so ist das Leben.“ (Michael Nitsch)

Ein Kompromiss könnten Regelkorridore mit klar festgesetzten Grenzen sein, die dem einzelnen Athleten Spielraum für individuelle technische Verbesserungen lassen. Schließlich soll es im Sport vor allem darum gehen, was die Athleten leisten: Schwimmer brauchen Kraft und Technik, Bobpiloten ein gutes Gespür für Bahn und Sportgerät und Hoch- springer nicht nur eine reißfeste Achil-lessehne. Und auch Oscar Pistorius benötigt weit mehr als nur zwei hoch-entwickelte Federn, wie Wojtek Czyz aus Erfahrung weiß: „Es ist ja nicht so, dass wir das Ding einfach nur anziehen müssen, und schon sind wir schnell.“

Jm

© In

stit

ut f

ür F

orsc

hung

und

Ent

wic

klun

g vo

n Sp

ortg

erät

en (

FES)

Ber

lin

Kurier | Hochschulzeitung der Deutschen Sporthochschule Köln | 01-2012

Im Achtelfinale des Deutschen Vol-leyball–Pokals trafen die Spielerin-nen des FC Junkersdorf an der Kölner Sporthochschule auf die Roten Raben aus Vilsbiburg.Den Erstliga-Tabellenführer aus Bay-ern beschrieb Kölns Trainer Jim-my Czimek, nicht ohne Respekt, als Traumgegner. Oberstes Ziel der Mann-schaft war es, kein Vogelfutter für die Raben zu sein. Am 23. November war in Halle 22 der Sporthochschule von Unterlegenheit nichts zu spü-ren. Vor 700 begeisterten Zuschauern glänzten die Domstädterinnen durch ihren Kampfgeist und lieferten ein spannendes Match. Nach einem ge-lungenen Start fielen die Kölnerinnen etwas ab und verloren den ersten Satz

mit 18:25. Der zweite Satz ging mit 5:25 an die Raben, die sich in Hoch-form zeigten. Besonders spannend wurde es im dritten Satz, in dem sich die Junkersdorferinnen nach einem Rückstand von 18:22 zum 23:22 nach zwei gelungenen Blockaktionen ins Spiel zurück kämpften. Nachdem Köln einen Matchball er-folgreich abgewehrt hatte, gab es beim Ausgleich von 24:24 Satzver-längerung. Letztendlich verloren die Spielerinnen des FCJ jedoch knapp mit 24:26 gegen den großen Geg-ner aus Vilsbiburg. Traurig waren sie über ihre Niederlage allerdings nicht zu sehr, denn sie konnten vor dem heimischen Publikum eine sehr gute Leistung zeigen. Lob kam auch vom

Trainer der Raben, Guillermo Gallar-do, dem der Kampfgeist der Kölner Spielerinnen imponierte. Auch Trainer Jimmy Czimek, Volleyball-Dozent an der SpoHo, zeigte sich hochzufrie-den angesichts der Tatsache, dass ein solches Ereignis an der Sporthoch-schule Seltenheitswert besitzt. „Das Spiel wurde von den Studentinnen

und Studenten der Sporthochschu-le in grandioser Form angenommen. Schade, dass wir nicht mehr solcher Sportevents hier haben.“ Die Kölner Spielerinnen jedenfalls feierten trotz 0:3 Niederlage ausgelassen, nachdem sich die Fans mit Standing Ovations für ein tolles Spiel bedankt hatten.

Su

Vom 27. Oktober bis 5. November 2011 fand in Shaoxing die 9. Korfball-Weltmeisterschaft statt. Sven Müller (22) und Susanne Peuters (22) waren dabei. Die beiden SpoHo-Studierenden packten ihre Koffer und reisten ins fer-ne China. Dort angekommen erwartete sie ihre erste WM. Familie und Freun-de fieberten von zu Hause aus mit. „Die Stimmung vor Ort und unter den Mannschaften war sehr positiv“, so die beiden Korfballspieler. Alle Athleten wurden im selben Hotel untergebracht. Einziges großes Manko für Sven und

Susanne: Sie mussten täglich mehr-mals eine weite Strecke mit dem Bus zurücklegen, um zum Training und zu den Spielen zu fahren. Ein weiterer, für die Deutschen ungewohnter Zustand: „Es gab keine Duschen in den Umklei-den.“ So fuhr das Nationalteam nach den Spielen direkt zurück ins Hotel. Nach zwei Auftaktsiegen erlebten die Deutschen am dritten WM-Tag eine her-be Niederlage. Mit 11:16 unterlag das Team von Trainer Jan Hof im entschei-denden Vorrundenspiel den Portugie-sen. „Sich da wieder zu motivieren war

„Wir haben gezeigt, dass wir auch zu den besten Teams der Welt gehören!“SpoHo-Studierende Sven und Susanne bei der Korfball-WM in China

Kein Vogelfutter für die Raben!Kölnerinnen feiern mit 700 begeisterten Zuschauern

Christian Saur und Jannik Ruppert ka-men sich am Ende vor wie in einem Film. Ein einziges Mal hatten die bei-den SpoHo-Neulinge nur mittrainiert, bevor es zu den deutschen Hochschul-meisterschaften im Futsal nach Kleve ging. „Die Jungs haben uns sämtliche Taktiken und Techniken förmlich ein-gehämmert“, erzählt Saur. „Ich hatte sogar leichte Kopfschmerzen.“ Auf den Futsal-Crash-Kurs folgte ein intensives Wochenende in Kleve, wo an zwei Tur-niertagen zwölf Teams um den Cup und die damit verbundene Qualifikation für die europäischen Studentenspiele 2012 im spanischen Cordoba wetteiferten. Vorrundensiegen über Köln II, Regens-burg, Freiburg und Hamburg folgte eine knappe 6:7-Niederlage gegen Frankfurt. Als Gruppenzweiter der Vorrunde war-tete im Halbfinale dann bereits Mitfa-vorit Münster auf die Kölner. Nach 16 Toren in 40 rasanten Minuten siegte der Titelverteidiger aus Köln mit 9:7. Im Endspiel hatte Außenseiter Rostock dann nichts zu bestellen. Dem 7:2-Kan-tersieg folgte die Gewissheit der sport-lichen Qualifikation für Cordoba 2012. „Wir waren im Sommer ja erst in Finn-land und hatten eine richtig gute Zeit dort. Am liebsten würde ich schon in der nächsten Woche nach Spanien flie-gen“, frohlockte der Kapitän des alten und neuen Titelträgers, Alexander So-kolowski. Jannik Ruppert und Christian Saur hätten damit wohl auch kein Pro-blem. Außer vielleicht erneutem Schä-delbrummen. Peter Schulze-Zachau

Titelverteidigung!Auf Tampere folgt Cordoba

schwer.“ Es gelang ihnen dennoch, und am Ende belegten sie, zufrieden mit ih-rer Leistung, den neunten Platz. „Wir haben gezeigt, dass wir zu den besten Teams der Welt gehören“, so Susanne. Etwas mehr hatten sich die beiden Sportstudierenden von der Stimmung erhofft. Bei ihrem letzten Spiel gegen Polen sahen 300 Zuschauer zu. „Es hät-ten etwas mehr Leute sein können! In der Stadt hat man gar nicht gemerkt, dass gerade eine Weltmeisterschaft stattfindet“, so Sven.

Korfball in der SchuleGenau wie in China zählt Korfball auch in Deutschland zu den Nischen-sportarten. Um dagegen anzugehen, wurde vom Deutschen Turnerbund die Mission 2020 ins Leben gerufen, die die Verbreitung und Etablierung von Korfball in Deutschland fördern soll. Dazu gehört auch die Integration von Korfball in den Schulsport. Sven, der selbst über eine Schul-AG zum Korf-ball kam, hält dies für sehr sinnvoll: „Mädchen und Jungen können Korfball zusammen spielen. Man lernt respekt-voll miteinander umzugehen.“ In den gemischten Teams liegt für Sven auch

Was ist eigentlich Korfball?Korfball ist die einzige gemischte Mannschaftssportart der Welt. Das

Wort „Korf“ stammt aus dem niederländischen und bedeutet Korb. Der Nieder-länder Nico Broekhuysen kreierte die Sportart Korfball und machte sie 1902 publik. Korfball erinnert ein wenig an Basketball und Korbball. Einen Punkt erzielt, wer den Ball von oben durch den Korb wirft. Am Ende siegt die Mann-schaft, die die meisten Körbe erzielt hat. Es spielen immer vier Männer und vier Frauen gleichberechtigt in einem Team (Frauen gegen Frauen und Männer gegen Männer, wobei jeder seinen direkten Gegenspieler hat). Das Spielfeld ist in zwei gleich große Hälften (Angriff und Verteidigung) unterteilt. Nach je zwei erzielten Körben wechseln die Spieler Angriffs- und Verteidigungsfeld. Korfball ist ein Spiel ohne harten Körpereinsatz. Alleinspiel, wie das Laufen und Dribbeln mit dem Ball ist verboten.

i

die Faszination von Korfball, da man anders kommuniziere, als zum Beispiel in einer Fußballmannschaft unter elf Männern. Sven erwähnt diesen Ver-gleich, weil er selbst auch lange Fuß-ball gespielt hat. Susanne beeindruckt im Vergleich zu Fußball und Basketball, dass keiner alleine mit dem Ball laufen darf. „Man muss sehr gut zusammen-spielen, um etwas zu erreichen.“ Auch die Positionen sind, anders als bei den meisten Mannschaftssportarten, nicht fest. „Ein guter Korfballer kann jede Position spielen.“ Ebenso wie ihr Team-kollege sieht sie keine Nachteile in der gemischten Gruppenkonstellation: „Männer dürfen nur Männer und Frauen nur Frauen verteidigen. So ist das Spiel sehr ausgeglichen.“

Korfballverein bald in KölnIn den Familien von Sven und Susanne spielen die Geschwister auch Korfball. Es scheint, als ob man schnell vom „Korfballfieber“ angesteckt wird. Wer sich überlegt, mit Korfball anzufangen, brauch erstmal noch kein großes Regel-verständnis. Schritt für Schritt werden Anfänger an die Technik herangeführt. Neben einer allgemeinen Ausdauer wird viel Sprungkraft trainiert, Wurftechni-ken und Spielzüge werden geübt. Mo-mentan trainieren die beiden Sportstu-dierenden zwei Mal in der Woche bei ihrem Heimatverein SG Pegasus Rom-merscheid und je nach Bedarf individu-ell. In Zeiten der WM wurde sechs Mal pro Woche trainiert. Studium und Leis-tungssport unter einen Hut zu bringen, findet Susanne „manchmal schwierig“. Auf ihren Sport verzichten würde sie deshalb aber nicht. Susanne Peuters hat 2011 ein Stipendium erhalten und wird auch von ihren Eltern finanziell unterstützt. Dennoch investiert sie viel in ihren Leistungssport. Die Reise-kosten zur WM nach China fielen trotz Sponsoren relativ hoch aus. Mit dem Sport kann sie kein Geld verdienen. Dennoch „bekommt man viel zurück“, und „wer darf schon bei einer WM für Deutschland antreten?“ Susanne und Sven engagieren sich stark für ihren Sport. Beide sind ehrenamt-lich im Verein tätig und wünschen sich, dass Korfball nicht nur in NRW, sondern auch in ganz Deutschland verbreitet wird. In Köln soll noch in diesem Jahr ein Korfballverein gegründet werden.

Weitere Infos zum Korfballverein in Köln: Fabian Rodenbach, Tel. 0221 16997766

Su

Sven Müller und Susanne Peuters (links im Bild) belegten mit der deutschen Mannschaft den neunten Platz bei der Korfball-Weltmeisterschaft in Shaoxing – hier im Spiel gegen Portugal.

© PR

(2)

„Schlag den Mendner“ war das Motto des Weihnachtsbankdrückens 2011. Es zahlte sich aus, dass die Veranstaltung zum ersten Mal im Hörsaal 1 stattfand, denn das Interesse am vorweihnachtli-chen Kräftemessen war groß. Akustisch unterstützt von DJ Tarek am Mischpult, fanden die Athleten beste Vorausset-zungen vor, um sportliche Höchstleis-tungen zu bringen. Wie üblich hatte je-der Teilnehmer drei Versuche, möglichst viel Gewicht zu stemmen – proportional zum Körpergewicht. Am besten mach-ten das die drei Sieger des Vorjahres. Unglaubliche 200 kg drückte Walter Kurda trotz Rückenproblemen im ersten Versuch und gewann bei den Externen. Leonore Kögel stemmte mit 65 kg be-reits im ersten Versuch nahezu ihr ei-genes Körpergewicht und siegte in der Kategorie „eingeschriebene Studentin-nen“. Die Frage des Tages war jedoch, ob Sascha Mendner auch 2011 unschlagbar bleiben würde. Die Konkurrenz lauerte: Frederic Hellmann (Kampfgewicht: 105 kg) steigerte sich von 125 kg im ersten auf 155 kg im letzten Versuch. Fabian Plenz (77 kg) drückte gleich im ersten Versuch 140 kg. Ein Raunen ging durch den Raum, als Sascha Mendner bei ei-nem Körpergewicht von 95 kg im ersten Versuch bereits 165 kg auflegen ließ. Im zweiten Versuch steigerte er sich noch auf 170 kg und scheiterte erst im dritten Versuch an 175 kg. Damit ver-wies Mendner Plenz und Hellmann auf die Plätze und bleibt auch 2012 der stärkste Mann an der SpoHo. Jm

Mendner schafft das TripleAuch Kögel und Kurda verteidigen ihre Titel

Trotz Niederlage hatten die Kölnerinnen im Achtelfinale des DVV-Pokals allen Grund zu feiern.

© Su

3

Die freundliche Stimme aus dem Fern-seher sagt: „Ihre Kniebeuge könnte noch tiefer sein. Probieren Sie es ruhig noch einmal.“ Der Mann vor dem Ge-rät versucht die Übungen, die auf dem Bildschirm vorgemacht werden, genau zu imitieren. Und bekommt dabei Tipps von einem digitalen Moderator. So oder so ähnlich könnte man sich eine Szene vorstellen, bei der ein neu entwickel-tes Sportprogramm für ältere Menschen zum Einsatz kommt. Es soll helfen, das Risiko von Stürzen zu reduzieren.„iStoppFalls“ heißt das Forschungspro-jekt, das am Institut für Bewegungs- und Sportgerontologie durchgeführt wird, unter der Federführung des Insti-tuts für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien der Universität Siegen.Das Grundproblem: Ältere Menschen stürzen häufiger als junge. Auch in ganz alltäglichen Situationen können sie, wenn sie stolpern, den Sturz nicht so gut abfangen. Die Hauptursachen liegen in der abnehmenden Leistungs-fähigkeit. „Vor allem die Muskelkraft in den Beinen kann zusammen mit Einbu-ßen der Gleichgewichts- und Reaktions-fähigkeit als einer der Hauptrisikofak-toren für Stürze identifiziert werden.“, sagt Michael Kroll vom Institut für Be-wegungs- und Sportgerontologie. Um

diesem Abbau entgegenzuwirken wol-len die Wissenschaftler im Rahmen von „iStoppFalls“ eine TV-basierte Trai-ningssoftware entwickeln. „Ein Sport-programm, für das die Menschen nicht aus dem Haus gehen müssen“, so Mi-chael Kroll. Denn die Angst zu fallen führt oft dazu, dass die Betroffenen nur noch für die notwendigsten Dinge die Wohnung verlassen und der Weg zum Sport gespart wird. Dank einer High-Tech-Leiste, die oben auf den Fernseher gestellt wird, können die Bewegungen des Übenden regist-riert werden. „Der Körper wird mit Hilfe einer Kombination aus Kamera- und Infrarotsensoren an über 20 Punkten erfasst“, so Michael Kroll. Dadurch las-sen sich Bewegungen nicht nur frontal, sondern auch in der Tiefe, im 3D-Raum erfassen. Testverfahren ermöglichen es schließlich, ein individuelles Profil zu erstellen und das Programm ganz per-sönlich zuzuschneiden. Ein Riesenvor-teil, meint der Fachmann: „So können wir genau dort ansetzen, wo es hakt. Also z.B. gezielt die Reaktionsfähigkeit schulen oder die Beinkraft.“ Der Spie-lende sieht sich selbst und einen virtu-ellen Trainer, der die Übungen korrekt ausführt. Zusätzlich werden die Bewe-gungen noch von einer Moderatoren-

stimme korrigiert. „Es besteht natürlich das Risiko, dass gerade bei der älteren Generation, die noch ohne viel Technik aufgewachsen ist, das Ganze nicht ak-zeptiert wird.“ Geplant ist deshalb, das Programm zunächst in den Haushalten persönlich zu installieren und den Um-gang einzuüben.Das TV-basierte Trainingsprogramm ist Teil des europäischen Forschungspro-jekts „iStoppFalls“, das auf drei Jahre angelegt ist und IKT-basierte Techno-logien (Informations- und Kommuni-kationstechnologie) entwickeln soll, die kostengünstig in das tägliche Le-ben älterer Menschen integriert werden können. Beteiligt sind universitäre und industrielle Partner aus fünf europäi-schen Ländern und Australien. Hi

Weitere Infos: www.istoppfalls.eu

520 Tage verbrachten sechs Proban-den in einem nachgebauten Raum-schiff auf einem simulierten Flug zum Mars. Mit an Bord: ein Experi-ment der Deutschen Sporthochschule Köln. Neurowissenschaftler PD Dr. Stefan Schneider über erste Ergeb-nisse, durch Schwerelosigkeit provo-zierte Stressoren und „urige“ Isola-tionsbedingungen.

Herr Schneider, die Crew der MARS500-Mission ist heil wieder auf die Erde zurück gekehrt und Ihr Pro-jekt damit vorerst beendet. Was ha-ben Sie an Bord untersucht?Wir waren gemeinsam mit den Russen verantwortlich für das Sportprogramm. Insgesamt waren 105 Experimente mit an Bord – verschiedene Experimenta-toren haben verschiedene Schwerpunk-te gelegt. Uns ging es innerhalb des Sportprogramms darum, zu zeigen, ob sich über ein regelmäßiges Training eine Verbesserung der kognitiven Leis-tungsfähigkeit ergeben kann bzw. auch des psychischen Wohlbefindens.

Können Sie das kurz erläutern?Wir wissen, dass es eine Stressentwick-lung auf Grund von Isolationen gibt, was dazu führt, dass die kognitive Leis-tungsfähigkeit abnimmt oder Einbußen im Bereich der Feinmotorik sichtbar werden. Ich bin also beispielsweise nicht mehr in der Lage, ein Andockma-növer so sauber auszuführen wie unter normalen Bedingungen. Handlungs-entscheidungen, Abläufe innerhalb der Gruppe, Gruppenprozesse – all das ist durch Isolation negativ beeinflusst. Uns interessiert im Endeffekt die Ver-änderung vor und nach Sport bezüglich der Hirnfunktion und der kognitiven und emotionalen Befindlichkeit.

Was ist dabei herausgekommen?Was wir im Moment an Ergebnissen vor-weisen können, bezieht sich auf den Hinflug, also die ersten 245 Tage. Hier haben wir gesehen, dass zum einen die Astronauten sehr regelmäßig trainieren, dass sie dem Programm also wirklich fol-gen, dass die psychosoziale Befindlich-keit sehr positiv ist und dass es nach dem Sport, so wie es üblich ist, zu einer deutlichen Stressreduktion kommt, dass man also eine veränderte, verbesserte körperliche Wahrnehmung hat. Bezüg-lich der kognitiven Leistungsfähigkeit haben Tests zur Reaktionszeit und zum Arbeitsgedächtnis gezeigt, dass nach Sport eine deutlich bessere Leistung er-zielt wurde als vor Sport.

Was schließen Sie daraus für zukünf-tige Marsexpeditionen?Ganz zentral ist der Fakt, dass wir Sportprogramme individualisieren müs-sen. Wenn wir rein aus der muskelphy-siologischen oder herzkreislaufphysio-logischen Perspektive schauen würden, dann wäre für uns die Regulation im Herz-Kreislaufsystem und im muskulä-ren Haushalt wichtig. Wenn wir Sport aber auch als Stressbewältigungsme-chanismus einsetzen, dann muss er dem Crew-Mitglied auch Spaß machen, sonst wird es eine zusätzliche zeitliche und damit auch psychische Belastung.

Sie waren auch vor Ort … Wie kön-nen wir uns das „MARS-Raumschiff“ vorstellen?Das sieht ein bisschen aus wie eine fin-nische Sauna. Es ist komplett holzver-täfelt, aus den 60er/70er Jahren. Ins-gesamt hat es eine Fläche von 240 qm, darin integriert ist ein riesiges Kühl-haus, da die ganzen Lebensmittel für die 520 Tage mit an Bord genommen

wurden, ein Gewächshaus, ein ca. 20 qm großes ‚Fitnessstudio‘, ein Aufent-haltsraum, eine Küche, und dann hat jeder Kosmonaut eine Privatkoje von 4 qm. Es sieht sicherlich nicht so aus, wie man sich es vorstellt. Es ist sehr urig.

Wie isoliert war die MARS500-Besat-zung wirklich?Wir, also die Experimentatoren, hatten nie direkten Mail- oder Telefonkontakt zu der Crew. Das lief immer über Mis-sion Control – so wie es normalerweise auch üblich ist. Die europäischen Crew-mitglieder haben regelmäßig gebloggt, Mails geschrieben und werden sicher-lich auch in einem gewissen Rahmen mit ihren Familien in Kontakt gewesen sein. Letzten Endes ist es so, dass es keine zeitliche Limitation gibt, aber es muss in der Realität halt passen.

Wird es bald möglich sein, tatsächlich zum Mars zu fliegen?

Akkreditierung von Studiengängen: Mit dem Bologna–Prozess wurden in Deutschland sukzessive Bachelor- und Masterstudiengänge an den Hochschulen etabliert. Zur Qualitätssicherung be-schloss die Kultusministerkonferenz (KMK) gesetzliche Vorgaben, wie z.B. das System der (Programm-)Akkre-ditierung. Die Programmakkreditierung wurde 2007 mittels einer Grundsatzentscheidung der KMK ergänzt durch die Einführung der Systemakkreditierung. Diese überprüft und zertifiziert das hochschulinterne Quali-tätssicherungssystem für Studium und Lehre und nicht mehr den einzelnen Studiengang. Die Hochschulen ha-ben nunmehr die Wahl, ihre Studiengänge weiterhin einzeln oder übergreifend ihr internes Qualitätssiche-rungssystem akkreditieren zu lassen.Die Deutsche Sporthochschule Köln hat sich bundes-weit als eine der ersten Hochschulen dazu entschieden, das System der Programmakkreditierung durch die Sys-temakkreditierung abzulösen.

Um alle Hochschulangehörigen über diesen Prozess zu informieren, findet am

Montag, 13. Februar 2012,von 9 bis 10:30 Uhr in Hörsaal 1

eine hochschulweite Kick-Off-Veranstaltung zur Einfüh-rung der Systemakkreditierung an unserer Hochschule statt. Der Rektor und der Prorektor Lehre und Studium informieren über alle anstehenden Schritte des Verfah-rens und freuen sich auf Ihre Anregungen und aktive Beteiligung.

Stabsstelle für Qualitätssicherung und Lehrorganisation (SQL)

Wissen aus der Stabsstelle QLMit Muskelkraft und Gleichgewicht gegen das Fallen„iStoppFalls“ – Europäisches Forschungsprojekt zur Sturzprävention

Die fiktive Reise zum MarsÜber das längste Isolationsexperiment der Raumfahrtgeschichte

Kurier | Hochschulzeitung der Deutschen Sporthochschule Köln | 01-2012 FoRSchunG

Rein technisch gesehen ist es möglich. Da habe ich überhaupt keine Zweifel. Für mich stellt sich die Frage, ob es ethisch zu vertreten ist. Aber auch da, glaube ich, werden sich Menschen finden. Lo-gistisch ist die Frage des Starts zu klä-ren. Ein Raumschiff wird nicht von der Erde aus starten können, dazu würde es zu viel Treibstoff brauchen und wäre zu schwer um abzuheben. Ein Szenario, das durchgespielt wird, ist, dass man die ISS nutzt, um im Orbit ein Raumschiff zusammenzubauen, peu à peu, um dann von dort aus zu starten. Ein anderes Szenario ist eine Station auf dem Mond und dann vom Mond aus zu starten. Also ich glaube, dass es technisch zu-mindest zum jetzigen Zeitpunkt schon möglich wäre, innerhalb von zehn Jah-ren so ein Raumschiff zu bauen. Aber ob dann die finanziellen Ressourcen dafür da sind, ob die politischen Ressourcen und der politische Wille dazu da ist, das kann ich nicht beurteilen.

Sie führen gerade ein neues Projekt durch und haben Ihre Kollegin Vera Abeln in die Antarktis geschickt. Was macht sie da?Die ESA interessiert sich für so genann-te analoge Umgebungen, also die Frage, wie kann ich einen Weltraumaufenthalt simulieren. Ähnlich wie bei MARS500 leben die Menschen auf der Concordia-Forschungsstation in kompletter Isola-tion. Der letzte Flieger verlässt die Ant-arktis Mitte Februar. Der erste Flieger kommt Anfang November wieder rein, d.h., wir haben mindestens acht Mona-te Isolation, davon drei Monate in kom-pletter Dunkelheit, weitere fünf Monate mit sehr wenig Sonnenlicht. Die Frage-stellung ist genau dieselbe.

Das Interview führte Lena Overbeck

Das Projekt wird vom DLR gefördert (DLR 50WB0819). Der Blog von Vera Abeln: spohogoesantarctica.wordpress.com

© IB

MP,

ESA

© Sh

utte

rsto

ck /

iofo

to

Im MARS500-„Raumschiff“: Alexandr Egorovich Smoleevskiy mit EEG-Kappe auf dem Laufband (links). PD Dr. Stefan Schneider legt Sukhrob Rustamovich Kamolov die EEG-Kappe an.

Kurier | Hochschulzeitung der Deutschen Sporthochschule Köln | 01-2012

achtet. So kommt es z.B. darauf an, die Belastungsintensität moderat zu gestal-ten. „Wer möchte, kann dann durchaus sieben Mal in der Woche Sport treiben, ohne dem Ungeborenen und sich selbst zu schaden“, so Dr. Hartmann. Mit in-teressanten Zahlen und Fakten entzau-berte die Fachfrau die weit verbreitete Meinung, dass Sport dem Ungeborenen schade und gab zugleich abschrecken-de Beispiele. Laut einer Befragung in den USA aus dem Jahr 2007 bekomme ein Großteil der Schwangeren mit Früh-geburtsrisiko komplette Bettruhe ver-schrieben. „Das ist fatal, denn es führt zu kompletter Inaktivität.“ Zudem gebe es keine einzige Studie, die belegt, dass Sport das Risiko einer Frühgeburt erhö-he. Im Weiteren ging es um die Prob-lematik, dass immer mehr Mütter schon vor der Schwangerschaft übergewichtig sind und damit auch die Kinder dick zur Welt kommen. „Das war schon früher so. Die Adligen, die gut genährt waren, ge-bärten immer die dicksten Kinder. Das einfache Volk bekam eher kleine Kin-der.“ Die möglichen negativen Folgen von Übergewicht sind bekannt: Diabe-tes, Bluthochdruck, metabolisches Syn-drom, Asthma. Unterm Strich lautet die Empfehlung, auch während der Schwan-gerschaft sportlich aktiv zu bleiben, da sich dadurch u.a. Stress abbauen lässt und ungewünschte Nebeneffekte wie Übergewicht vermieden werden können. Es sei lediglich wichtig, keinen übertrie-

benen Ehrgeiz an den Tag zu legen und das eigene Leistungsniveau noch stei-gern zu wollen.

Online-Coaching für SchwangereFrisch motiviert mit diesen vielen neu-en Erkenntnissen ging es für die Sym-posium-Teilnehmer anschließend in die praktischen Workshops. Einige ließen sich eine Stunde in „Schwangerschafts-Yoga“ geben, die anderen lauschten neugierig Dr. Birgit Schulte-Frei, die „am eigenen Leib“ die Messung von Muskelaktivität mit Hilfe moderner Elektromyographie per Beamer auf der Leinwand präsentierte. Dafür legte sich die Wissenschaftlerin Elektroden an und die Teilnehmer konnten an den EMG-Ausschlägen erkennen, ob sie die Be-ckenbodenmuskulatur anspannte. Eine große Hilfe für die Praxis: „Viele Frauen können den Beckenboden nicht isoliert anspannen. Wenn man ihnen aber zeigt, wie man z.B. oberflächlich die Bauch-muskulatur aktiviert, haben sie damit automatisch die Beckenboden auch mit aktiviert.“ Die Gynäkologin Waltraud Merz verfolgte das gesamte Symposium mit großem Interesse: „Mir war nicht klar, dass es diesen Schwerpunkt hier an der Sporthochschule gibt und ich finde das Programm sehr spannend.“ Zum Abschluss hörten die Besucher noch einen Vortrag zum Thema „Online-Coaching – internetbasierte Bewegungs-beratung“. Marion Sulprizio informierte

über das Angebot des Arbeitskreises „Sport und Schwangerschaft“. Wer möch-te, kann hier online eine individuelle Frage oder ein Problem schildern und bekommt von einem ausgewählten Ex-pertenteam aus Hebammen, Psycholo-gen, Medizinern oder Ökotrophologen eine persönlich zugeschnittene Ant-wort. Das „Online-Coaching“ gibt es seit knapp vier Jahren, 750 Anfragen wurden bereits beantwortet.Am Ende des Tages waren alle zufrieden und voller neuer Informationen. Die Teilnehmerin und Betriebswirtschaftle-rin Sandra Paz de Lucas aus Peru fand die Veranstaltung hoch interessant: „Was für tolle Möglichkeiten man hat. Spannend fand ich auch, woher die vielen Ängste eigentlich kommen. Ob die Ärzte diese haben oder die Frauen. Und was man dagegen tun kann.“ „Eine rundum gelungene Veranstaltung“, freute sich auch Veranstalterin Marion Sulprizio mit einem leicht müden, aber zufriedenen Lächeln. www.sportundschwangerschaft.de Hi

Kinder und Jugendliche auf das Fahr-rad bringen – das ist das Ziel von RAD-schlag, ein Projekt des Instituts für Natursport und Ökologie der Sporthoch-schule. „Unser Ansatz ist es, Kinder und Jugendliche über die Komponenten Spaß und Erlebnis zum Fahrradfahren zu motivieren. Dabei steht nicht die klassische Verkehrserziehung im Vor-dergrund, sondern die Verbesserung der Fahrfertigkeiten, die den Kindern in

kritischen Situationen ein Ausweichen ermöglichen soll“, so Projektleiter Dr. Achim Schmidt. Gemeinsam mit dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) und dem Automobilclub Europa (ACE) hat die Sporthochschule 2008 das Projekt beim Bundesverkehrsministerium be-antragt. „Ausschlaggebend war für uns die allgemein rückläufige Fahrradnut-zung von Kindern und Jugendlichen und die daraus resultierenden vermin-

derten Fertigkeiten beim Radfahren“, so Schmidt, der mit seinen Mitarbei-terinnen Daniela Gerhards und Nadine Jörres vor allem für die praktischen Inhalte von RADschlag verantwortlich ist. Nach dreijähriger Laufzeit – mit ei-nem Gesamtbudget von 600.000 Euro, finanziert vom Nationalen Radverkehrs-plan des Bundesverkehrsministeriums – ist das Projekt zum Jahreswechsel abgeschlossen. Viele Inhalte bleiben!

Kostenfreie Beratung rund um die UhrZentraler Bestandteil von RADschlag ist die Bereitstellung von Informationen. Über www.radschlag-info.de werden Antworten zu Fragen rund um das Rad gegeben: „Wie bringe ich Kindern das Radfahren bei?“, „Wie organisiere ich als Lehrer einen Ausflug oder eine Klas-senreise mit dem Rad?“, „Worauf muss ich beim Kauf von Kinderfahrrad, Roller & Co achten?“, „Wie wird die Kita oder die Schule fahrradfreundlicher?“ oder „Wie gestalte ich als Übungsleiter ein vielseitiges Radtraining für Kinder und Jugendliche?“. Die im Portal integrierte Datenbank hält über 500 nationale und internationale, zielgruppenrelevante

Artikel, Informationen und Materialien sowie Videos bereit. Damit hat RAD-schlag einen einmaligen Wissenspool rund um das Fahrrad und die Fahrrad-förderung bei Kindern und Jugendli-chen geschaffen, auf den kostenfrei zugegriffen werden kann. Während der Projektlaufzeit konnten Interessierte zudem Rat und Hilfe über eine telefo-nische Hotline sowie per E-Mail erhal-ten. Die telefonische Beratung musste zum offiziellen Projektende eingestellt werden, der Fortbestand der Homepage mit ihren umfassenden Informationen ist für die kommenden fünf Jahre ab-gesichert.

6.000 Kinder und 100 LehrerÜber das Forum des Portals, Newslet-ter sowie Workshops konnte RADschlag die verschiedenen Akteure der Fahr-radförderung vernetzen und trug dazu bei, Erfahrungen und Know-How zu verbreiten. Es wurden ein Roller- und ein Fahrradparcours entwickelt, die auf über 50 Veranstaltungen etwa 6.000 Kindern und Jugendlichen das Thema Rad und Roller altersgruppengerecht näher brachten. An zehn Pilotein-richtungen (Kitas, Schulen, Vereine) wurden neue Programme der Fahrrad-förderung erprobt und optimiert. Über 100 Erzieher Innen, LehrerInnen und TrainerInnen wurden fortgebildet und für das Thema sensibilisiert. Über ein Nebenprojekt (Schoolbike) konnten zehn Schulen kostenlos mit jeweils 15 Rädern ausgestattet werden.

Zukünftig wird sich die Projektgruppe weiterhin dem Thema Fahrradmobilität von Kindern und Jugendlichen widmen. Neu konzipierte Projektideen und Kam-pagnen sollen in den kommenden Jah-ren umgesetzt werden.

Puk

Auf das Rad, fertig, los ...RADschlag motiviert 6.000 Kinder zum Fahrradfahren

„Ich sehe, es sind auch Männer anwe-send. Herzlich willkommen!“, scherzte Prof. Dr. Jens Kleinert, Leiter der Abtei-lung Gesundheit und Sozialpsychologie am Psychologischen Institut. Denn tra-ditionell kommen vor allem Expertinnen wie Hebammen, Physiotherapeutinnen, Sportwissenschaftlerinnen und Ärztin-nen zu dem Symposium, das neueste Entwicklungen zum Thema „Sport und Schwangerschaft“ vermittelt. Auch dieses Mal gab es spannende wissen-schaftliche Vorträge, kombiniert mit praktischen Workshops. „Es geht uns auch darum, nicht nur graue Theorie zu vermitteln, sondern praktische Infos für

den Arbeitsalltag“, so Organisatorin Ma-rion Sulprizio. Gleich im ersten Fachvor-trag präsentierte Dr. Sabine Hartmann vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin neueste Studien und die Entwicklung in der Forschung. Der Te-nor: Sport vor und während der Schwan-gerschaft schadet weder der schwange-ren Frau noch dem Fötus. Im Gegenteil: Physische Aktivität kann sogar präven-tive und therapeutische Effekte in vie-len Bereichen haben. „Das Risiko, z.B. an einer Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken, reduziert sich bei Frauen die sportlich aktiv sind um 50%.“ Vorausge-setzt, es werden bestimmte Dinge be-

In welchem Verhältnis stehen Öffent-lichkeit und Sport? Diese Fragestellung markiert die zentrale Thematik, die im Rahmen der dvs-Jahrestagung der Sektion Sportphilosophie “Sport und Zivilgesellschaft”, ausgerichtet von der Abteilung Philosophie des Instituts für Pädagogik und Philosophie (Leitung: Prof. Dr. Volker Schürmann), zur Dis-kussion stand. Ausgehend von dieser thematischen Rahmung eröffnete sich ein disziplinär nicht auf die (Sport-)

Philosophie eingegrenztes Fragenfeld, in dem verschiedene Konkretisierungen der Verzahnung von gesellschaftsthe-oretischen Fragen mit der Rolle des Sports aus (sport-)philosophischer (Thomas Bedorf, Gerhard Gamm, Mar-tin Gessmann, Hans-Peter Krüger und Volker Schürmann,) sportsoziologischer (Thomas Alkemeyer, Sandra Günter), historischer (Rudolf Oswald), sport-pädagogischer (Robert Prohl), sport-politologischer (Jürgen Mittag, Hol-

ger Ihle und Jörg-Uwe Nieland) und sprachwissenschaftlicher Perspektive (Armin Burckhardt) zur Diskussion ge-stellt wurden. Vor der Erörterung der Konkretisierungen des Verhältnisses von Sport und Öffentlichkeit bedurfte es zunächst der Verständigung darüber, wie Zivilgesellschaft gefasst werden kann. Für Krüger galt es demgemäß unter Bezugnahme auf die Differen-zierung von Öffentlichem und Privaten nach Dewey und dessen Entwürfen zu einer ›Great Community‹ zu klären, was man erstens unter Zivilgesellschaft – jenseits von staatlichen oder ökonomi-schen Konzeptionen – verstehen kann und zweitens, worum es im Kern geht, wenn in der Philosophie von Zivilge-

sellschaft gesprochen wird. Ausgehend von praxisphilosophischen Entwürfen Sartres erörterte Bedorf dann, inwie-fern im Sport erzeugte Solidarität ein für die Gesellschaft alternatives Modell der Verbundenheit darstellen kann. Der folgende Tagungstag konkretisierte das Verhältnis von Sport, resp. Aspekten des Sports (wie auch Doping und Leis-tungssport) und Zivilgesellschaft u. a. durch die Bezugnahme auf den Fuß-ball: Ausgehend von dem Phänomen, das Gumbrecht als die Wiederkehr der Schönheit im Fußball beschrieb, zeigte Gessmann, wie sich im konkreten Spiel-geschehen des Fußballs neue Modelle gelungener Gemeinschaftsbildung und bürgerlicher Formen der Öffentlichkeit

herausgebildet und so einen Wandel in der Rezeptionshaltung gegenüber dem Fußball begründet haben. Im Zeichen der Rolle des Sports in der Zivilgesell-schaft stand der Abschluss der Tagung: So thematisierte Mittag konkret den Sport als Projektionsfläche für die Ar-tikulation von Protest und systemati-sierend die Rolle des Sports als Vehikel für zivilgesellschaftliche Entwicklungs-prozesse. Schürmann wies – ausgehend von Idee, dass auch moderne Gesell-schaften ein Allerheiligstes brauchen – dem Sport die Rolle einer Zivilreligion zu. Er lehnt sich damit an Coubertin an, der die Bedeutung des sinnlichen Mittuns für die Demokratie hervorhob.

Denise Temme

Sport und ZivilgesellschaftIn welchem Verhältnis stehen Öffentlichkeit und Sport? dvs-Jahrestagung der Sektion Sportphilosophie

© H

i (2)

Sport und schwanger? Das geht!3. Symposium Sport und Schwangerschaft an der SpoHo

© Ac

him

Sch

mid

t (2

)

veRAnStAltungen4

Kurier | Hochschulzeitung der Deutschen Sporthochschule Köln | 01-2012 5veranstaltungen

„Das hätte ich mal vor zwanzig Jahren kennenlernen sollen“, sagt Arnd am Ende des eintägigen Workshops. „Dance without Borders“, so der Titel, wird von der DIN A13 Tanzcompany geleitet. Die professionelle Company ist in Köln an-sässig und eine der wenigen, in der be-hinderte und nicht-behinderte Tänzer zusammenarbeiten. Der rollstuhlfah-rende Arnd wollte zunächst gar nicht mitmachen und war in der Mittagspau-se nur mal vorbei gekommen, um seine Freunde zu begrüßen. „Wer von den ausgebildeten Tänzern hier kriegt die Bewegungsqualität des Tremolo genau so hin, wie Marcel es macht?“, fragt die Choreografin Gerda König in die Run-de. Keiner schafft es. Marcel hat eine Spastik und wohnt, wie die anderen Rollstuhlfahrer, im Frida-Kahlo-Haus des Clarenbachwerks. Stephani Howahl, kommissarische Leiterin des Instituts für Tanz- und Bewegungskultur, ist es wichtig, den Studierenden des Master-studiengangs Tanzkultur V.I.E.W. die Möglichkeiten und Potenziale aufzuzei-gen, die Tanz im Bereich der Inklusion zu bieten hat. Die Thematik hat auch Studierende der Hochschule für Musik und Tanz Köln sowie Teilnehmerinnen der Akademie Remscheid und des Off-Theaters Neuss hierher gelockt.Dabei ist es nicht so selbstverständ-lich, Menschen mit Behinderungen (tänzerisch) nahe zu kommen. In einer der Gesprächsrunden bemerken einige

nicht-behinderte Teilnehmerinnen ihre Unsicherheit darüber, was dem behin-derten Übungspartner wohl wehtun könnte, was geht und was nicht geht. Aber da hilft die Natürlichkeit von Gitta Roserweiter. Sie ist Workshop-Trainerin, choreografische Assistentin von Gerda König und Absolventin der

Sporthochschule. Ohne Hemmung legt sie sich mit so viel Schwung quer über den Rollstuhl von Sabine, dass beide im Kreis herumwirbeln. Die drei Be-gleiterinnen des Frida-Kahlo-Hauses erkennen schnell die Neuartigkeit der Bewegungen, die ihre Bewohner im Rollstuhl ausprobieren, wie sie sich mit

viel Offenheit und Neugierde auf die Herausforderung einlassen. Eine wagt sich sogar aus dem Rollstuhl heraus. Der Workshop ist eine (willkommene!) Abwechslung: die Freizeitangebote se-hen normalerweise anders aus. Außer Ergotherapie oder Krankengymnastik wird nicht viel Sport getrieben. Für Choreografin Gerda König, deren Mus-keln atrophiert sind, steht allerdings nicht die Begegnung zwischen „Men-schen mit und ohne körperlichen Be-sonderheiten“ im Vordergrund, sondern die Kunstform Tanz. „Was ist Perfek-tion?“, „Was ist Ästhetik?“, „Was ist Tanz?“. Das sind die Fragen, die die stu-dierte Psychologin umtreiben, seitdem sie Anfang der 1990er Jahre ihren ers-ten „DancAbility“-Workshop bei Alito Alessi mitmachte.

Über die Behinderung hinauswachsenDanach hatte sie das Glück, in Köln auf eine der ersten Gruppen mit „Rollstuhl-fahrern und Fußgängern“ zu stoßen: An der Sporthochschule leitete seit den 1980er Jahren Christine Merschhemke-Hader die semi-professionelle Gruppe Mobiaki. Deren erster vierminütiger Auftritt 1986 im Hörsaal 1 war ein Riesenerfolg und der Anfang von vie-len öffentlichen Vorstellungen. Chris-tine Merschhemke-Hader, Mitarbeite-rin im InfoPoint der Sporthochschule, ist noch immer voller Begeisterung: „Wenn jemand die künstlerische Ar-

beit und die Freiheit der Kreativität für sich entdeckt hat, dann ist er nicht mehr zu halten und wächst über jede Behinderung hinaus.“ Als Gerda König Anfang der 1990er Jahre zu Mobiaki kommt, ist sie die treibende visionäre Kraft, die die Gruppe allmählich in die Professionalität führt – mit Live-Musik und internationalen Tourneen. In die-ser Umbruchphase, in der die Leitung an Gerda König übergeht, entsteht der Name DIN A13. Gerda König ist über-zeugt, dass die speziellen und individu-ellen Bewegungsqualitäten, die nur be-hinderte Tänzer ausführen können, dem zeitgenössischen Tanz wichtige Impul-se geben und die Sehgewohnheiten der Zuschauer verrücken können. DIN A13 wird seit einigen Jahren vom Goethe-Institut gefördert, um z.B. in Südame-rika und Afrika Tanzstücke mit mixed-abled Gruppen zu choreografieren. Die Stücke kommen sowohl im Heimatland als auch in Deutschland auf die Büh-ne. Nach dem Workshop wird im MuFo ein Filmauschnitt über ein Projekt von DIN A13 in Brasilien gezeigt. Der Weg von der anfänglichen Scheu bis zum mitreißenden, fast akrobatischen Tanz auf der Bühne ist spannend zu sehen. Man wundert sich, dass DIN A13 in Deutschland oft Schwierigkeiten hat, Menschen mit Behinderung zu finden, die eine Produktion mitmachen wollen. Nur Mut, Arnd! Pascale Rudolph

Dem zeitgenössischen tanz neue ästhetische Impulse gebenWas ist Perfektion? Was ist Tanz? Was ist Ästhetik? Über die Behinderung hinauswachsen – Workshop „Dance without Borders“

Für Fleiß ein Preis.Bis zu 140 Euro Belohnung für gesundheitsförderndes Verhalten.

Mach mit beim Bonusprogramm der mhplus! Alle Infos zur Teilnahme erhältst du vorOrt in deiner mhplus-Geschäftsstelle in Köln, Jakordenstraße 18–20.

Mehr unter Fon 0221/91641-0oder www.mhplus.de

S1129009_mhplus_AZ_Sportheftchen.qxd:Layout 1 20.07.2011 16:11 Uhr Seite 1

Anzeige

„Ich finde es toll, dass man Musik, Sport und Bewegung endlich einmal sowohl aus einer bildungsthereotischen als auch aus einer persönlichkeitszen-trierten Perspektive betrachtet“, lobte Prof. Klaus Schäfer die Arbeit des Insti-tuts für Tanz und Bewegungskultur. Der Staatssekretär im Ministerium für Fa-milie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport sprach anlässlich des 2. Fach- und Pra-xisforum „Bewegung musiziert – Musik bewegt – Bewegung bildet“ am 18. No-vember 2011 an der Sporthochschule. Rund 50 Teilnehmerinnen und Teilneh-mer, darunter Musik- und Sportlehrer, aber auch Betreuer in Offenen Ganz-tagsschulen und Studierende nahmen an den Workshops und dem anschlie-ßenden Round Table-Gespräch teil, um mehr über das Konzept ganzheitlicher Musikalisierung zu erfahren.Das gleichnamige Modellprojekt der LAG Musik NRW erprobt bereits seit längerem gemein-sam mit Studie-rendenteams des Instituts für Tanz und Bewegungs-kultur der Sport-hochschule und der Universität zu Köln das Kon-zept ganzheitli- cher Musikalisie- rung in Kölner Ganztagsschulen.Dass Musik und Be-wegung die emo- tionale Kompetenz

steigern können, ist eine Vermutung, die Dr. Claudia Behrens von der Johan-nes Gutenberg Universität Mainz und ein Team der Deutschen Sporthoch-schule endlich auch empirisch belegen wollen. Dazu wurde nach den Herbst-ferien 2011 eine Modellreihe gestartet, deren Aufbau und Ziele Dr. Claudia Beh-rens, die 2010 am Institut für Bewe-gungskultur und Tanz promoviert hatte, am Abend vorstellte. Die ganzheitliche Musikalisierung bedeutet für Kinder und Lehranstalten gleichermaßen eine Bereicherung. Sie spielt sowohl eine Rolle in neueren Konzepten zur kul-turellen Bildung, als auch in der indi-viduellen Förderung und der Gesund-heitsförderung. Das Ineinandergreifen von Musik und Bewegung fördert die Gestaltungs- und Wahrnehmungsfähig-keit von Kindern, vermittelt Kenntnisse über Bewegung und Musik, stärkt das Sozialverhalten und das Selbstbewusst-

sein.Die Workshops ver- mittelten den Teil- nehmerinnen und Teilnehmern ein-drucksvoll und prak-tisch, wie Musikali-tät gefördert werden kann. So sollte sich die Gruppe von Marco Grawunder Choreografien mit Basketbällen im Takt eines Schlag-zeugs ausdenken. Der ehemalige Ins-

titutsleiter, Professor Wolfgang Tiedt, erklärte die „Bedeutung von Musik für Aktion, Szene, Theaterstück, Tanz und Bewegungserziehung“ mithilfe einer Polonaise, und Dr. Claudia Behrens zeigte ihrer Gruppe, wie einfach sich gymnastische Bewegungsabläufe zu Musik zusammensetzen lassen zu gan-zen Choreografien und welche Spiel-arten damit möglich sind. Kooperati-on und Miteinander spielten in allen Workshops eine zentrale Rolle. Zum abschließenden Round Table-Gespräch

im Musikalischen Forum mit Professor Klaus Schäfer, Professorin Christine Graf (Institut für Bewegungs- und Neu-rowissenschaft), Dr. Claudia Behrens, Professor Wolfgang Tiedt und Dr. Rüdi-ger Meierjürgen, Leiter Prävention der Barmer GEK, begrüßte Sporthochschul-Rektor Univ.-Prof. Dr. Walter Tokarski die Teilnehmer herzlich. Er wies auf die traditionell große Bedeutung des musi-schen Bereichs an der Sporthochschule hin: „Die vier Säulen in unserem Logo stehen für das Starke, das Wahre, das

Gute und das Schöne. Im Schönen soll das Künstlerische repräsentiert sein.“ Im Anschluss nahm Professor Klaus Schäfer in seiner engagierten Rede die Politik und damit auch sich selbst in die Pflicht, die Rahmenbedingungen für die individuelle Förderung von Kindern zu schaffen: „Es gibt nicht ‚die Kinder’, nur ‚das Kind’. Die Heterogenität der Lebenswelten von Kindern ist die größ-te Herausforderung unserer Zeit.“

Jm

„es gibt nicht ‚die Kinder’ – nur ‚das Kind’“Am 18. November fand das 2. Fach- und Praxisforum „Bewegung musiziert – Musik bewegt – Bewegung bildet“ statt

© In

stit

ut f

ür T

anz

und

Bew

egun

gsku

ltur

© Jm

Kurier | Hochschulzeitung der Deutschen Sporthochschule Köln | 01-2012

„Ein Problem besteht auch zwischen Semesterferien und Schulferien.“ Über-einstimmendes Nicken verrät, dass heute nicht mehr kontrovers diskutiert wird. Im Gegenteil: alle sind sich ei-nig, dass an den Kölner Hochschulen mehr für die Familienfreundlichkeit getan werden muss. Die heutige Veran-staltung soll dazu beizutragen. In der neugebauten Kindertagesstätte der Uni Köln, Paramecium, findet die Auftakt-veranstaltung zur Reihe „Kölner Hoch-schulen – Wege zur Familienfreundlich-keit“ statt. Das Thema: Welchen Beitrag können Hochschulen zur Vereinbarkeit von Studieren, Arbeiten, Lehren und Forschen mit Familie leisten? Tanja Becker, Mitarbeiterin im Familienservi-cebüro der Deutschen Sporthochschule Köln, stellt vor, was die Hochschule bereits umgesetzt hat. Dazu gehören Beratungsangebote, das Elterncafé, die Kinderecke in der Mensa oder die Wi-ckelstationen. „Eine flächendeckende Ausstattung ist garantiert“, so Tanja

Becker. „Wir haben acht Wickelstatio-nen. Wer unseren Campus kennt, weiß, flächendeckend ist hier fast wörtlich zu nehmen.“ Eine Kinderbetreuungsein-richtung wie das Paramecium gibt es noch nicht, ist aber in Planung. Die Veranstaltungsreihe „Kölner Hoch-schulen – Wege zur Familienfreundlich-keit“ wird von dem Arbeitskreis Hoch-schulen im Kölner Bündnis für Familie organisiert, der sich aus den sechs öf-fentlichen Kölner Hochschulen zusam-mengeschlossen hat, um Unterstützung für Studierende und Mitarbeiter mit Kind noch effektiver anbieten zu kön-nen. „Wir erhoffen uns von den Veran-staltungen eine breitere Öffentlichkeit an den Hochschulen sowie, durch die enge Verzahnung mit Stadt und Kom-mune, einen Impuls zu strukturellen Verbesserungen“, so die Kuratorin des Kölner Bündnisses, Professorin Anja Steinbeck. Für Simon Lindow von der Akademischen Elternvertretung e.V. sind vor allem die Infrastruktur, die

Flexibilität und die Mentalität ent-scheidend für eine familiengerechte Hochschule. Auch Thomas Delaveaux, Geschäftsführer des European College of Sport Science an der Deutschen Sporthochschule, macht in der ab-schließenden Podiumsdiskussion deut-lich, was in seinen Augen zählt: „Wir müssen gemeinschaftlich begreifen, dass Familienfreundlichkeit an Hoch-schulen keine Annehmlichkeit sondern eine Notwendigkeit ist. Auch eine Hochschule kann im Wettbewerb nur funktionieren, wenn das installiert ist.“ Wie das in der Praxis dann aussehen kann, davon machen sich die rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Eindruck bei der Führung durch das Pa-ramecium, das 110 Betreuungsplätze für Kinder bietet.

Die nächsten Termine der Veranstaltungs-reihe finden Sie auf unserer Homepage: www.dshs-koeln.de/familienservicebuero

Lo

„Keine Annehmlichkeit sondern Notwendigkeit“Erfolgreiche Auftaktveranstaltung: Kölner Hochschulen – Wege zur Familienfreundlichkeit

Betrat man am 22. November das Hauptgebäude der SpoHo, kamen einem fröhliche Musik, leckere Gerüche und nicht definierbares „Gebrabbel“ entge-gen. Näherte man sich dann dem Hör-saalumgang, kamen lauter bunter Far-ben hinzu. Der Grund: Das Akademische Auslandsamt der Sporthochschule hatte zum Internationalen Tag geladen!Die Bühne gehörte an diesem Nachmit-tag den Erasmus- und Programm-Stu-dierenden der SpoHo, die ihre Heimat-uni und ihr Heimatland vorstellten. An den bunt gestalteten Ständen boten sie den „Marktbesuchern“ landestypisches Essen, Infomaterial und natürlich die Bereitschaft zum Austausch. Und am „Gebrabbel“ wird deutlich: Das kam gut an bei den SpoHo-Studierenden, die die Gelegenheit nutzten, um sich über ei-nen möglichen Auslandsaufenthalt im Rahmen des Studiums zu informieren. Organisatorin Stefanie Sommer erzählt, was den Tag ausmacht: „Das Besondere ist die lockere Atmosphäre. Es ergeben

sich Gespräche, und Hemmschwellen werden abgebaut.“ Schon zum dritten Mal gibt es den Internationalen Tag – er hat seine Wirkung: „Die Bewerber-zahlen der Leute, die ins Ausland wol-len, steigen.“Neben dem speziellen Programm an diesem Dienstagnachmittag hatten Studierende während der ganzen Woche die Möglichkeit, sich an einem Info-tisch beraten zu lassen. Zum Abschluss des Internationalen Tag ging‘s rüber in Hörsaal 2, wo die „Internationals“ ein abwechslungsreiches Programm mit Tanz, klassischer Musik, Gesang und lustigen Spielen boten, das von den Zuschauern mit viel Applaus bedacht wurde. Scott aus Australien fasste zu-sammen: „The International Day is very good. The visitors get an idea of the countries and universities.“

Infos zum Studium im Ausland:www.dshs-koeln.de/international

Sd

Bunter Markt im HauptgebäudeAkademisches Auslandsamt lädt zum Internationalen Tag

Das Studium ist für viele der Anfang eines neuen Lebensabschnittes. Die Er-fahrung, in eine fremde Stadt zu ziehen, die erste eigene Wohnung zu suchen, neue Freunde zu finden und Lern- und Freizeitgestaltung selbst zu organisie-ren, sind aufregend und eröffnen viele neue Möglichkeiten. Gleichzeitig erge-ben sich hieraus jedoch auch zahlreiche Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Ob es sich um den Wunsch nach guten Noten, die Suche nach einem ge-eigneten Nebenjob oder die Organisati-on finanzieller Unterstützung handelt; viele Dinge müssen im Studium unter einen Hut gebracht werden. Nicht sel-

ten führt dies zu hohen Belastungen, die sich alleine im Alltag nur schwer ausgleichen lassen. Doch alleine ist mit diesen Problemen niemand. Seit April 2011 können sich Studieren-de der Deutschen Sporthochschule an die Psychologische Beratung wenden. Hier erhalten sie zeitnahe, individuel-le Beratung und tatkräftige Unterstüt-zung nicht nur bei studiumsbezogenen Fragen, sondern auch bei großen und kleinen Hindernissen im Alltag. Denn, so weiß Diplom-Psychologin Anna Heese aus Erfahrung, auch die persön-liche Situation wirkt sich indirekt auf die Zufriedenheit mit dem Studium

Infos:

Psychologische Beratung, Anna Heese: Die Psychologi-sche Beratung befindet sich im Hauptgebäude in der Hochschul-

Ambulanz. Offene Sprechstunde ohne Voranmeldung: dienstags 11:30-13 Uhr, donnerstags 12-13 Uhr. Kontakt: [email protected]

Coaching, Günter Klein:Ein Schwerpunkt des Coachings liegt in der Bewältigung von Problemen im Rahmen der

Praxisausbildung. Beratungsstunden nach Anmeldung: [email protected], Institutsgebäude III, Raum 5.

Infos & aktuelle Veranstaltungen: www.dshs-koeln.de/psychologischeberatung www.dshs-koeln.de/coaching

und die Studienleistung aus. Daher hilft sie nicht nur bei studiumsbezoge-nen Problemen, wie Studienstress, bei Prüfungs- und Wettkampfängsten oder beim Umgang mit Sportverletzungen, sondern auch bei familiären Schwierig-keiten, Suchtproblemen, Essstörungen oder Beziehungsproblemen. „Falsche Themen gibt es nicht!“, betont die Psy-chologin. Obwohl der Schritt in die Psychologi-sche Beratung für die meisten Studie-renden zunächst ungewohnt ist, hat die Offenheit gegenüber dieser Hilfestel-lung zugenommen. Anna Heese erklärt: „Es gibt keinen Grund, sich zu schä-men. In manchen Lebenssituationen ist es hilfreich, nicht mit allem allein fer-tig werden zu wollen.“ Sie möchte vor allem darüber aufklären, dass sie unter Schweigepflicht steht, die Beratung für alle Studierenden der Sporthochschule kostenlos ist und sie diese jederzeit wieder beenden können. Denn viele Un-sicherheiten seitens der Studierenden seien auf fehlendes Wissen über den Ablauf einer Beratung zurückzuführen. Über die Einzelgespräche hinaus bietet Anna Heese in jedem Semester ver-schiedene kostenlose Kurse und Semi-nare an, für die Studierende sich per E-Mail (Kontakt siehe Infobox) anmel-den können. In kleinen Gruppen gibt es hier die Möglichkeit, Entspannungs-techniken zu erlernen oder sich mit den eigenen Prüfungsängsten gezielt ausei-

nanderzusetzen, um zukünftig gelasse-ner in die Prüfung gehen zu können. Diese Angebote stellen auch eine prä-ventive Maßnahme dar. Die erlernten Methoden sollen verhindern, dass sich Klausuren, Lernphasen oder Wettkämp-fe für die Studierenden überhaupt erst zu Stress- oder sogar Angstsituationen entwickeln. Anna Heese rät hierzu ge-nerell: „Lern- oder Trainingsphasen von Anfang an gut strukturieren, klare Lern- aber auch Freizeiten einplanen und für genügend Ausgleich sorgen –die eigenen Ansprüche immer wieder überdenken.“ Wer bei diesen Schritten Hilfe braucht, kann an der Deutschen Sporthoch-schule neben der Psychologischen Beratung auch ein praxisorientiertes Coaching in Anspruch nehmen – wahr-scheinlich einmalig in der deutschen Hochschullandschaft. Mentalcoach und Diplom-Sportlehrer Günter Klein hilft und begleitet die Studierenden dabei nicht nur bei Problemen mit dem Lern-management und bei Prüfungs- oder Präsentationsangst, sondern vor allem auch bei sportpraktischen Themen. So ist der Einstieg ins Training nach einer Sportverletzung oft von bewegungs-hemmenden Erinnerungen begleitet, die durch ein Coaching in der jeweili-gen Trainings- oder Wettkampfsituation positiv verändert werden können. Anna Heese sieht im Mentalcoaching und der Psychologischen Beratung eine

© ph

otoc

ase

wichtige und oftmals notwendige Ent-lastung für die Studierenden und: „Fra-gen kostet schließlich nichts!“

Maike Czychi

„Gelassen in die Prüfung“ – und ins LebenDiplom-Psychologin Anna Heese und Mentalcoach Günter Klein bieten Unterstützung in vielen Lebenslagen

HocHscHuLe6

© Sd

© Lo

Kurier | Hochschulzeitung der Deutschen Sporthochschule Köln | 01-2012 7karriere

im Bereich Leistungsdiagnostik. Wir haben uns mit einem System ausge-stattet, das Sprint- und Sprungkraftdi-agnostiken ermöglicht.“ Aber auch die persönliche Entwicklung will forciert werden. Die Vier haben ihre Diplomar-beitsthemen entsprechend ausgelegt sowie Fortbildungen, Businessplan-Wettbewerbe und Existenzgründerse-minare besucht.

Wissenschaftlich-sachlicher AnsatzDurch ihre Praktika und dadurch ent-standene Kontakte war schnell der ers-te Kunde gefunden: der Wuppertaler SV – bisher das Aushängeschild von Improof Football. Doch auch viele wei-tere, auch unterklassige Vereine greifen auf den Service des frisch gegründeten Unternehmens zurück. Till glaubt, dass man da „mit einem wissenschaftli-chen, sachlichen Ansatz noch einige

Dinge verbessern kann.“ Die Gründer kritisieren jedoch, dass amerikanische Profiligen oder der Handballsport in Deutschland auf diesem Gebiet einige Schritte weiter seien. Dennoch sehen sie – nicht zuletzt seit Jürgen Klins-manns Engagement als Bundestrainer – den Fußball auf dem Weg zu mehr Wissenschaftlichkeit und machen so den vielen Sportstudierenden Mut: „Wir sind guter Dinge und denken, dass sich die Profivereine immer mehr öffnen und Kompetenzen auch an wissenschaftlich ausgebildete Leute vergeben werden.“ Die Ausbildung an der Deutschen Sport-hochschule halten sie diesbezüglich für gut, wenngleich es jedem selbst über-lassen sei, sich entsprechend zu spezi-alisieren: „Es ist sehr wichtig, frühzei-tig die Möglichkeiten zu ergreifen, die einem die SpoHo bietet, um so eigene Interessen zu finden und sich beruflich

zu orientieren.“ Das ist Philipp, Benny, Daniel und Till schon gelungen. Und wenn es nach ihnen geht, haben sie bald auch morgens keine Zeit mehr für ein Interview: „Wie jeder Mensch der ir-gendwelche Ambitionen hat, wollen wir nach oben“, blickt Philipp in die Zu-kunft. Für Improof Football heißt das: „Der Traum ist, irgendwann eine GmbH zu haben, die expandieren kann ...“

Sd

Donnerstag, 10 Uhr – Interviewtermin mit Philipp (26), Benny (29), Dani-el (27) und Till (26). Die vier SpoHo-Absolventen bzw. -Studenten haben ihr eigenes Unternehmen gegründet. Hat man da am Morgen Zeit für ein Inter-view? Benny erklärt, dass vormittags die gut einteilbaren Arbeiten, wie Vi-deoanalysen und Auswertungen von Leistungsdiagnostiken, anstehen und „nachmittags und abends die Praxis, weil zu dieser Zeit die Fußballvereine trainieren“. Die vier Kommilitonen haben „Improof Football“ gegründet, um Fußballver-eine in Training und Spiel auf Basis der Wissenschaft zu unterstützen. Ihr Konzept: Fußball – Wissenschaft – Fortschritt. Den Grundstein legten die vier Jungunternehmer vor rund zwei Jahren, als sie festgestellt hatten, dass im Fußball nur selten „Dinge kombi-

niert werden“, erklärt Philipp, und Till ergänzt: „Profivereine haben ein ganz großes Problem damit, Daten in irgend-einer Form preiszugeben. Transparenz ist aber einfach notwendig, um wissen-schaftlich arbeiten zu können.“ So be-schlossen die Sportwissenschaftler, ihr eigenes Unternehmen zu gründen, das die Bereiche Leistungsdiagnostik, Ath-letiktraining und Videoanalyse abdeckt, um eine Verknüpfung zwischen diesen Bereichen herzustellen. Zusammenge-funden hatten sie durch stundenlange Diskussionen über Fußball. Daniel er-innert sich: „Das ging oft ins Theore-tische, auch über einzelne Spieler. Die Leidenschaft für den Fußball war bei allen Beteiligten gleich groß.“Doch eine Gründung bringt auch Her-ausforderungen mit sich, wie beispiels-weise die finanziellen Aufwendungen: „Unsere größte Investition hatten wir

„Die Leidenschaft für den Fußball war bei allen Beteiligten gleich groß“Improof Football – Sporthochschul-Absolventen wollen mit ihrem Unternehmen den Fußball wissenschaftlicher machen

Gebannte Blicke, offene Münder und Staunen. Julia sitzt inmitten ihrer Kommilitonen auf der Tribüne. „Die Sportart ist einfach superschnell, und es ist manchmal schwer, den Ball zu verfolgen. Es ist schade, dass immer zwei Spiele parallel stattfinden. Man weiß manchmal gar nicht, auf welches Feld man gucken soll.“30 Studierende der Kölner Sporthoch-schule sitzen gebannt in einem Block in der Steinbreche-Halle in Refrath und schauen bei einem Badminton-Spiel der ersten Bundesliga zu. „Die Spieler sind spitze“, sagt ein Student, der sich

besonders freut, den Weltranglisten-Sechzehnten Marc Zwiebler einmal live zu sehen.Die Studierenden empfinden das Spiel als: „spektakulär“, „faszinierend“, „schön anzuschauen“ und „eine in-teressante Erfahrung“. Badminton ist definitiv eine zuschauerattraktive Sportart. „Unsere Erwartungen wurden erfüllt“, hieß es einstimmig. Organisiert wurde die Exkursion von ei-nem Sportstudenten. Daniel Hoffmann (25) ist Badminton-Lehrbeauftragter an der Deutschen Sporthochschule Köln. Er unterrichtet seit dem Winter-

semester 2010/2011, war davor zwei Jahre Tutor für Badminton und küm-mert sich aktuell um drei Bachelorkur-se und einen Kurs für Lehrämtler.Daniel selbst spielt Badminton seit er laufen kann. Er stammt aus einer „bad-mintonbegeisterten“ Familie aus Vier-sen. Sein Opa gründete die Badminton-abteilung des TuS Viersen in den 70er Jahren. Auch im heimischen Verein ist Daniel aktiv und als Trainer tätig.Seit Daniel das Studium an der Kölner Sporthochschule begonnen hat, hat er immer weniger Zeit zum Badminton spielen und verlagerte den Schwer-punkt schließlich auf das Unterrichten. Als Trainer freut er sich besonders, wenn er die Fortschritte seiner Schütz-linge mitverfolgen kann.

Badminton auf höchstem NiveauUm den Studentinnen und Studenten zu zeigen, wie Badminton auf höchs-tem Niveau gespielt wird, hat er nun schon zum zweiten Mal eine Exkursion zu einem Bundesliga-Spiel organisiert. Am 4. Dezember 2011 spielte der TV Refrath gegen den BC Beuel, und Stu-dierende der Sporthochschule waren dabei. „Die Studierenden sollen sehen, dass die Profis genau das anwenden, was ihnen in den Kursen gezeigt wird.“ Sie haben die Möglichkeit, die Technik zu beobachten, und bekommen so ein besseres Verständnis für die Kursinhal-te. Daniel hat sich zum Ziel gesetzt, dass „der Funke überspringt“ und die Studierenden einen großen Schub an Motivation vom Profispiel für ihr ei-genes Training mitnehmen können. Mission erfüllt! Die Stimmung in der

Halle war sehr positiv, die rund 200 Zuschauer zufrieden und die 30 SpoHo-Studierenden unter ihnen zeigten Be-wunderung für das schnelle Spiel. Der Weltrekord im Badminton liegt bei 421 km/h. Viele wollen sich gerne wieder ein Bundesligaspiel ansehen. Auch der TV Refrath bedankte sich in der Eröff-nungsansprache und in der Zeitschrift zum Spiel für das zahlreiche Erscheinen der Sportstudierenden. Schade fand Daniel, dass die Spiele eindeutig für den BC Beuel ausgingen und die Studierenden keine hart um-kämpften Partien erleben konnten. Mit 5:1 bezwang der aktuelle Vizemeister und Deutsche Meister von 1981/1982 und 2005 den TV Refrath. Lediglich im Damen-Einzel dominierte Kim Buss (TV Refrath). Der beste deutsche Spieler, Marc Zwiebler (BC Beuel), siegte sou-verän im Einzel (21:18; 21:12), sowie im gemischten Doppel mit Birgit Mi-chels (21:13; 21:17). Mit großer Wahrscheinlichkeit wird Da-niel auch 2012 eine solche Exkursion anbieten, da die Studierenden bisher sehr davon profitiert haben und „so ein Ausflug auch zum Gruppenzusam-menhalt innerhalb der Kurse beiträgt“.

Su

„Der Funke ist übergesprungen“Exkursion zum Badmintonspiel der ersten Bundesliga

Links: Die Jugendspieler vom Wuppertaler SV schwitzen unter der Anleitung von Improof Football.

Unten: Die vier Gründer Benny, Philipp, Till und Daniel.

hochschulgründernetz cologne (hgnc) e.V. – dieser Zukunftsplanung ist das Gründernetzwerk der Kölner Hochschu-len ein entscheidendes Stück näher gekommen. Bei der konstituieren-den Sitzung des Vereins, die am 24. November an der Kölner Universität stattfand, konnten die grundlegenden Weichen gestellt werden. Nach der Ver-abschiedung der Satzung und Festset-zung der Mitgliedsbeiträge wurde der Gründungsvorstand gewählt, der bis zur nächsten Mitgliederversammlung Ende März Strategien und Konzepte entwickeln, den Geschäftsplan vorbe-reiten und den offiziellen Eintrag des hgnc e.V. in das Vereinsregister vorbe-reiten soll.

Dem Gründungsvorstand gehören nach einstimmiger Wahl an: Prof. Dr. Klaus Becker (Fachhochschule Köln), Dr. Ru-dolf Faymonville (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt), Sabine Maas (Deutsche Sporthochschule Köln), Prof. Dr. Klaus Meerholz (Universität zu Köln), Prof. Dr. Kai Thierhoff (Rhei-nische Fachhochschule Köln).Gründungsmitglieder: Cologne Busi-ness School, DSHS Köln, DLR, FH Köln, Hochschule Fresenius, IHK Köln, Ma-cromedia Hochschule, NUK – Neues Unternehmertum Rheinland, RFH Köln, Uni Köln. Auch die Stadt Köln plant ei-nen Beitritt zum hgnc e.V.Alle Infos unter: www.hgnc.de

PuK

hgnc e.V.Vereinsgründung ist erfolgt

© Im

proo

f Fo

otba

ll |

PROO

F²IT

Gm

bH (

3)

Kurier | Hochschulzeitung der Deutschen Sporthochschule Köln | 01-20128 und sonst...?

„Global Player“ ausgezeichnetInternationales virtuelles Seminar

Impressum

KurIer Hochschulzeitung der Deutschen Sporthochschule Köln, Am Sportpark Müngersdorf 6, 50933 Köln www.dshs-koeln.de

Herausgeber Univ.-Prof. mult. Dr. Walter Tokarski, Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln

Chefredaktion Sabine Maas (Ms), Presse und Kommunikation Tel. 0221 4982-3850, Fax: -8400 [email protected]

redaktion Lena Overbeck (Lo), Simon Drießen (Sd), Hanna Immich (Hi), Judith Mader(Jm), Susanne Sauer (Su)Tel. -3440/-3441/-3442/-6158

Layout Sandra Bräutigam (Sb) Tel. 0221 4982-2080

Auflage 3.000

Druck WAZ-Druck, [email protected] Tel. 0203 99487-0

erscheinungsweise Je dreimal im Sommer- und im Winterseme-ster. Der nächste KURIER erscheint Ende

März. Eine PDF-Version des KURIER finden Sie unter: www.dshs-koeln.de/presse.

redaktionsschluss KurIer 2/2012: 9. Februar 2012

In dieser Publikation wird aus Gründen einer bes-seren Lesbarkeit teilweise nur die männliche Form/Ansprache verwendet. Dies soll ausdrück-lich nicht als Diskriminierung von Frauen verstanden werden.

Kaum hatte das Jahr begonnen, da rede-te Kanzler Dr. jur. Johannes Horst schon vom Ende. Vom Weltuntergang genauer gesagt, der laut Maya-Kalender zur Win-tersonnenwende am 21. Dezember 2012 ansteht. Übermäßig besorgt zeigte sich der Chef der Hochschulverwaltung allerdings nicht, dass dies seine letz-te Neujahrsrede gewesen sein könnte. Er schaute lieber darauf, was das Jahr 2012 an der Sporthochschule an greif-bar Neuem bringen wird. Zunächst aber zog er Bilanz. „Wir sind nach wie vor im Aufwind und unser Alleinstellungsmerkmal „Sportwissen-schaft“ macht uns konkurrenzlos und einmalig – aber leider manchmal viel-leicht auch etwas selbstüberschätzend“, fügte er hinzu. Das Jahr 2011 sei nicht ganz problemlos verlaufen, es gebe je-doch einiges Gutes zu vermerken, allem voran die Renovierung der Mensa. „Nun-mehr gehören lange Warteschlangen der Vergangenheit an, und die Essensaus-gabe wurde erfolgreich entzerrt. Auch das Bezahlungssystem hat sich nach an-

fänglichen Schwierigkeiten bewährt“, so der Kanzler. Die Neuauflage des SPOHO GUIDES durch die Studierendenverwal-tung lobte er ebenso wie die Umsetzung der onlinegestützen Gleitzeitverwaltung durch die Personalverwaltung. Die Vor-bereitungen für die neuen Lehramts-studiengänge laufen planmäßig. Die Vermietung der hochschuleigenen Sport-

anlagen an städtische Vereine wurde auf neue Beine gestellt, so dass wieder mehr Kapazitäten für die Lehre frei wurden. Auch der Hochschulhaushalt profitierte durch wegfallende Mietzinszahlen, etwa für das Radstadion, und durch die Nut-zungsentgelte für DSHS-Anlagen. Das Teilprojekt „Q“ hat Optimierungspoten-tiale aufgezeigt, brachte aber auch die Erkenntnis: „Die Verwaltung ist in vielen Bereichen weit besser als ihr Ruf.“ Probleme gibt es nach wie vor mit dem Bau- und Liegenschaftenbetrieb NRW, was den Neubau des Gebäudes für die naturwissenschaftlichen und medizi-nischen Institute angeht. Baubeginn soll nun im Juli 2012 sein. Der Bau des Kindergartens verzögert sich we-gen noch ausstehender Mietzinsbe-rechnungen des Finanzministeriums weiterhin. Einiges Kopfzerbrechen wird allen Beteiligten auch 2012 der Haus-halt bereiten. Aktuell ist in diesem Jahr ein Haushaltsdefizit von 1,2 Mil-lionen Euro zu erwarten. Horst bat deshalb alle um Mithilfe bei den Ein-

sparungen: „Wir alle sind gefordert, unsere Ansprüche zu überdenken und unser Arbeiten mehr denn je nach öko-nomischen Prinzipien auszurichten, um Ausgaben zurückzufahren.“ Auch die-Hochschulstruktur wird 2012 neu über-dacht werden. Die Abschaffung der Fachbereiche hat nicht zu einem in je-der Hinsicht überzeugenden Erfolg ge-führt; aus heutiger Sicht ist das Fehlen einer Mittelebene eher als Defizit zu be-trachten. „Hier gilt es nachzubessern.“ Hochschulrat, Senat und Rektorat wol-len sich dazu Lösungen überlegen. Horst dankte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung für die geleistete Arbeit und machte ih-nen Mut für das neue Jahr: „Es ist vie-les auf einem guten Weg und wird hof-fentlich alsbald auch zu einem guten Ende gelangen.“ Dass dieses Ende bei allen bereits begonnenen und neuen Projekten auf den 21. Dezember 2012 fallen wird, ist nach bisherigen Erfahrun-gen mit Weltuntergangsprognosen wohl nicht zu erwarten. Jm

„Wir sind nach wie vor im Aufwind“Am 5. Januar 2012 ludt der Kanzler zum traditionellen Neujahrsempfang in die Mensa

RAndnotIZEnPersonalBeendigung des Arbeitsverhältnisses:Renate Stegt, zum 30.11.2011, Zentrale Beschaffung

Kai Viebahn, zum 31.01.2012, Marketing & Sponsoring

Wulf Götsch, zum 29.02.2012, Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten

Weiterbeschäftigung:Kuno Schuch, zum 01.01.2012, Zentrum für Olympische Studien

Silke Kirberg, zum 01.01.2012, Stabsstelle QL

AusgezeichnetGleich zweimal ausgezeichnet wurde das Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin beim 35. Wissen-schaftlichen Kongress der deutschen Hochdruckliga. Doktorandin Anna Lena Bickenbach erhielt den „Young Investigators Award“, Oberarzt Dr. med. Joachim Latsch gewann mit seiner „Längsschnittbeobachtung hämodynamischer Profile bei Master Ironmen“ einen Posterpreis.

Besuch aus Costa ricaDer costa-ricanische Botschafter José Joaquín Chaverri Sievert infor-mierte sich am 13. Dezember über die Deutsche Sporthochschule und die Kooperation der DSHS mit der Universidad Nacional Costa Rica in Heredia.med.

„Ontario – Amsterdam – Köln“ – in-ternational war die Lehre für die Stu-dierenden des Bachelors Sportmanage-ment und Kommunikation im aktuellen Wintersemester. Mit dem von Dr. Ba-bett Lobinger und Dr. Stefan Walzel geleiteten Seminar „Human Ressource Management“ wurde eine Reihe inter-nationaler Lehrveranstaltungen an der DSHS fortgesetzt, denn „gemeinsame Lehre mit den Universitäten in Brüssel, Madrid, Coventry und Groningen steht bereits seit mehreren Jahren auf dem Stundenplan unseres Studiengangs“, so Stefan Walzel. Bereits 2010 hatte er den Kontakt zur kanadischen Partner-hochschule hergestellt und seither ge-meinsam mit der kanadischen Kollegin die Zusammenarbeit vorbereitet. Im Mittelpunkt des virtuellen Semi-nars, das über die Lernplattform der kanadischen Hochschule organisiert wurde, stand das Thema „Internatio-nale Bewerbungsverfahren“. 70 Stu-dierende der University of Western Ontario, der Johan Cruyff University Amsterdam und der Deutschen Sport-hochschule arbeiteten Bewerbungsver-fahren im internationalen Arbeitsmarkt aus, simulierten Assessment-Aufgaben

und Job-Interviews. Das Ganze natür-lich in gemischten Teams und komplett in englischer Sprache, ehe in der Ab-schlussveranstaltung das beste inter-nationale Team „Global Player“ ausge-zeichnet wurde.„Durch die Zeitverschiebung erfolg-te die Zusammenarbeit überwiegend asynchron über Diksussionsforen, teil-weise auch direkt über Skype“, so Silke Kirberg (E-Learning Didaktik), die die beiden Seminarleiter im Hinblick auf multimediale Inhalte unterstützte. Eine gute Vorbereitung auf das spätere Berufsleben, denn „in globalen Unter-nehmen ist es heutzutage einfach üb-lich, sich über Web-Konferenzen oder über Skype auszutauschen.“

Virtueller AustauschUnd wie war das für die Studierenden? Für die meisten eine komplett neue Art der Seminarabwicklung – ein nur virtu-eller Austausch mit den Teammitglie-dern, dazu noch kulturelle Unterschie-de im Studierverhalten zwischen den einzelnen Ländern. Aus den Rückmel-dungen der Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer lässt sich schließen, dass die kanadischen und holländi-

schen Studierenden mehr an schnel-len Ergebnissen interessiert waren, während die deutschen Studentinnen und Studenten gerne noch ausgiebiger diskutiert und die Ergebnisse kritisch reflektiert hätten. Insgesamt kam das virtuelle Seminar aber sehr gut an, so auch bei Student Simeon Ivanov: „Wir mussten selbständig Wege finden, wie und wo es die besten Informationen über einen Arbeitgeber gibt – und das alles auf Englisch. Über die Diskussi-onsforen haben wir alle Ergebnisse mit den ausländischen Studierenden disku-tiert, und jeder hat mit seinen Ideen zur Lösung beigetragen.“ E-Learning-Referentin Silke Kirberg hat die Zusammenarbeit großen Spaß gemacht und auch Dr. Babett Lobin-ger ist trotz des hohen Arbeits- und Zeitaufwands durch die zusätzliche Be-treuung der ausländischen Studieren-den mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Wir haben uns – auch im Nachhinein betrachtet – zurecht für diese innova-tive Seminarform entschieden. Arbeits-marktbezogene Inhalte und die hohe Interaktivität in den virtuellen Teams haben perfekt zum Seminartitel ‚Hu-man Ressources’ gepasst“.

Und wie geht‘s weiter? Geplant ist auf jeden Fall die Fortsetzung der internati-onalen Zusammenarbeit. Basierend auf den aktuellen Rückmeldungen arbeiten die Verantwortlichen im Moment an Optimierungs- und Ausbaumöglichkei-ten. Studierende des Bachelors Sport-management und Kommunikation kön-nen sich also auch im Wintersemester 2012/2013 wieder auf ein Webinar mit Studierenden aus Kanada, Holland und vielleicht sogar einer weiteren Univer-sität freuen.

Best practice„Eine gelungene Kooperation mit den Partnerhochschulen“, findet auch Hochschulrektor Walter Tokarski, „und damit natürlich auch ein „best practice“-Beispiel für die internatio-nale Ausrichtung unserer Hochschule.“ Übrigens … Dozierende, die sich für länderübergreifende Seminare inter-essieren, werden durch das Akademi-sche Auslandsamt und – bezogen auf Online-Lehrinhalte – durch E-Learning Didaktik in der Stabsstelle QL unter-stützt.

Ms

Dass der neue Einstellungstest für Berufsfeuerwehren im Frühjahr 2012 eingeführt wird, wussten beim letzten Quiz Heiko Wicklaus, Georg Raueiser und Daniel Sander. Ihr Gewinn: jeweils zwei Startplät-ze beim Kölner Nikolauslauf.Auch beim ersten Quiz 2012 haben wir wieder zwei tolle Preise: 2 x 1 TREFFER-Party-Paket (Schlemmer-gutschein im Wert von 25 Euro plus Gutschein für ein Gaffel-Partyfäss-chen) – gestiftet von der Sports-bar/Restaurant TREFFER, Aachener Straße 704 (www.treffer-koeln.de). Mitmachen können alle, die die fol-gende Frage richtig beantworten:Wieviele personen sind beim Korfball pro Team auf dem Feld?Schicken Sie Ihre Antwort per Post an die im Impressum angegebene Adresse, per Hauspost oder per E-Mail an: [email protected]. einsendeschluss ist der 19. Feb-ruar 2012.

Meldungen

Kurier Quiz

Neues InstitutMit Beginn des Jahres erfolgte die Gründung des neuen Instituts für Vermittlungskompetenz in den Sportarten. Kommissarische Leiterin ist Frau Prof. Dr. Klara Brixius.

©Silk

e ki

rber

g

©PR

©Sb