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L ausgabe 9

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Die Sommerausgabe unseres Literaturjournals, mit Lyrik, Prosa, Fotografien auf Reisen gehen.

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Page 1: L ausgabe 9

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L

Journal fuumlr Literatur

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Herausgeber

Verein LKS Literarischer Kreis e V co Dr Harald Klein Buchenweg 6 66287 Quierschied

Kontakt

literarischerkreisgmailcom wwwlksevwordpresscom

Redaktion

Stefan Weigand Susanna Bur

Grafische Gestaltung

Stefan Weigand Susanna Bur Coverfoto Joumlrg Bur

Erscheinungstermine

Das Journal erscheint vierteljaumlhrlich Naumlchste Ausgabe 15 September 2015

ISSN 2197-9316

Copyrightcopy

Fuumlr die Inhalte der jeweiligen Texte sowie grammatikalische und stilistische Feh-ler sind die Autorinnen und Autoren selbst verantwortlich

Das vorliegende Werk ist in all seinen Teilen urheberrechtlich geschuumltzt Alle Rechte und Pflichten verbleiben bei den AutorinnenAutoren sowie FotografinnenFotografen

Ungeachtet der Sorgfalt die auf die Erstellung von Text Abbildungen und Pro-

grammen verwendet wurde koumlnnen weder die AutorinnenAutoren oder Heraus-

geber fuumlr moumlgliche Fehler und deren Folgen eine juristische Verantwortung oder

irgendeine Haftung uumlbernehmen

Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 7

Im Spreewald Amadeus Firgau 8

Lieber Wind Elin Bell 24

Wortsplitter Elin Bell 25

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur 26

Langsam Birgit Burkey 32

Ungestillt Birgit Burkey 33

Summersound Birgit Burkey 34

Weisgerber Barbara Wuumlrtz 36

Der Zeitungsleser im Restaurant Barbara Wuumlrtz 37

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz 38

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz 40

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz 41

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz 42

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz 43

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann 44

Das Ungesagte Lisa Szygula 58

Kleine Schwester Lisa Szygula 59

Schwestern Lisa Szygula 60

Ohne Titel Lisa Szygula 62

B-Tonung Erwin Altmeier 65

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer 68

du hast dich Heinz-Josef Scherer 69

Frauen - Mann Heinz-Josef Scherer 70

Eine Stunde des Friedens Joumlrg Bur 74

Verzeichnis 80

6

VOR

WORT

7

Liebe Leserinnen und Leser

Literatur und visuelle Kunst haben

vieles gemeinsam

Sie erlauben uns Dinge zu sehen

die wir nie zuvor gesehen haben zu

fuumlhlen wie wir nie zuvor gefuumlhlt ha-

ben und etwas zu erleben von dem

wir nie geglaubt haben dass es moumlg-

lich sei

Sie verleihen uns Fluumlgel die uns

uumlber alle Grenzen hinaustragen durch

Zeit und Raum in reale und fiktive

Welten

Sie konfrontieren uns aber auch mit

der Wahrheit wecken unsere dunklen

Seiten in uns aber auch Hoffnung

und Wege zum Licht aus dem Dunkel

Kunst zu schaffen bedeutet sehr

mutig zu sein denn die Kuumlnstler ge-

ben viel von ihrer Persoumlnlichkeit preis

und zoumlgern oft sich ihrem kritischen

Publikum auszuliefern Immer mit der

Frage beschaumlftigt Was ist wert ist gut

genug um fuumlr immer abgedruckt zu

sein Es ist fast unmoumlglich dies zu de-

finieren Kunst ist nicht vertikal son-

dern horizontal lebt von der Vielfalt

Wir laden Sie ein mit uns auf Rei-

sen zu gehen

Susanna Bur

Redaktion

Foto Susanna Bur

8

Der Spreewald ist durchzogen von Kanaumllen Rinnsalen Seen

und wie der Name schon sagt der Spree Manche Bereiche

wurden trocken gelegt und landwirtschaftlich genutzt es gibt

aber noch Reste der einst riesigen Auenwaumllder die man nur mit

einem Kahn oder dergleichen durchqueren kann

Ich war per Auto nach Luumlbbenau gekommen und lud ndash nach

einer Nacht in einer kleinen Pension ndash am Ufer der Spree Pad-

delboot und Einmannzelt aus Ich wollte nach Norden vielleicht

bis zum Neuendorfer See und dann auf anderen Wasserwegen

in einer groszligen Schleife uumlber Burg wieder zuruumlck

Zwei alte Maumlnner saszligen rauchend am Ufer und sahen zu wie

ich das Zelt in meinem Boot verstaute Der eine sagte etwas in

einer Sprache die ich nicht verstand Der andere lachte heiser

und zog wieder an seiner Pfeife Der erstere stand auf pinkelte

in den Fluss und kam dann zu mir

raquoDu faumlhrst ganz alleinelaquo

Ich nickte

raquoDu wirst dich verfahrenlaquo

raquoIch habe eine Kartelaquo entgegnete ich raquoUnd ein GPS-Geraumltlaquo

Er taumltschelte mir die Schulter Ich kam mir bloumld vor raquoDu

wirst dich verirrenlaquo wiederholte er raquoIrgend wann steckst du

fest und rund um dich ist Sumpflaquo

raquoDie Suumlmpfe sind doch laumlngst trocken gelegtlaquo Wieso erzaumlhl-

ten die mir solchen Unsinn

Der andere Alte nahm die Pfeife aus dem Mund und rief

raquoDie Bludniki koumlnnten ihm helfen oderlaquo

Im Spreewald Amadeus Firgau

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raquoBludnikilaquo fragte ich Vielleicht eine Art Wasserpolizei

dachte ich

raquoIrrlichterlaquo erklaumlrte der Alte der sich noch immer auf meine

Schulter stuumltzte raquoDie fuumlhren dich wieder raus aus dem Sumpflaquo

raquoIrrlichter Alles klarlaquo Ich seufzte Wenigstens gelang es mir

meine Schulter von seiner Hand zu befreien und mich aufzurich-

ten raquoWenn ich eines sehe dann gruumlszlige ich es von Ihnen okaylaquo

Der Alte schmunzelte raquoDu denkst ich bin senil Oder besof-

fenlaquo

raquoBeides Korlalaquo rief der andere Alte raquoBeideslaquo Er musste

so lachen dass ihm die Pfeife aus der Hand fiel Betroffen hob

er sie auf und schaute in den Pfeifenkopf ob noch Glut vorhan-

den war Er paffte ein paar Male und als wieder Rauchwoumllk-

chen aufstiegen rief er raquoSag ihm dass man die Bludniki bezah-

len musslaquo

raquoMan muss die Bludniki bezahlenlaquo sagte der Alte neben mir

raquoSonst fuumlhren sie einen noch schlimmer in den Sumpflaquo

raquoIch werdrsquos mir merkenlaquo murrte ich Wieso konnten die bei-

den mich nicht einfach in Ruhe mein Boot packen lassen

Der Alte neben mir haute aufmunternd auf meine Schulter

dann schlurfte er zuruumlck zu seinem Kumpel auf der Bank Er

konnte wohl Gedanken lesen

Zwei Tage war ich schon unterwegs Zunaumlchst ging es vorbei

an Wiesen und kleinen Siedlungen was mich enttaumluschte denn

ich wollte den dichten urspruumlnglichen Spreewald erleben Staumln-

dig begegneten mir Ausfluumlgler Jemand wollte mir saure Gurken

verkaufen ndash eine Spezialitaumlt dieser Gegend

raquoOh Gottlaquo dachte ich raquoIch wollte ich koumlnnte erleben wie es

fruumlher aussahlaquo In der Ferne donnerte es Das klang als braue

sich ein Gewitter zusammen ndash hoffentlich nicht hier im offenen

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Gelaumlnde Allerdings waren keine groumlszligeren Wolken am Himmel

was mich beruhigte

Dann aber glitt ich hinein in das Gruumln der Erlenbruchwaumllder

Das Wasser flimmerte unter den uumlberhaumlngenden Zweigen im

Daumlmmerlicht Man konnte nicht weiter als fuumlnf Meter in den

Wald sehen so dicht wuchsen Baumlume und Gras Manchmal

tauchten am Ufer Landestege auf mit kleinen Blockhaumluschen

dahinter Die Giebel waren mit geschnitzten Pferdekoumlpfen ge-

schmuumlckt Manchmal begegneten mir auch Leute in Kaumlhnen die

sie mit einer langen Stange durch die Kanaumlle schoben Sie gruumlszlig-

ten freundlich die Aumllteren redeten unter einander in dieser selt-

samen Sprache ndash Sorbisch wie ich mittlerweile wusste

Auf einem Steg saszlig ein Maumldchen vielleicht achtzehn Jahre

und planschte mit den braungebrannten Fuumlszligen im Wasser Zeit

fuumlr eine Pause dachte ich Ich band mein Boot fest holte einen

meiner wasserdichten Beutel mit Essensvorraumlten und setzte

mich zu ihr auf die heiszligen Holzplanken Den Muumlsliriegel den

ich ihr anbot fand sie lecker Ich fragte sie nach den Bludniki

Sie lachte Sie hatte ein huumlbsches Lachen

raquoBludniks So ein Quatsch Die gibt es ebenso wenig wie

sprechende Schlangen oder den Plon Das sind Maumlrchen wie sie

meine Oma erzaumlhltlaquo

Ihr Spaghettitraumlger rutschte uumlber die braungebrannte Schulter

Ich fragte mich ob sie uumlberall so braun war

raquoIch liege hier oft in der Sonnelaquo sagte sie raquoBloszlig mit dem

Bikini anlaquo Sie konnte wohl Gedanken lesen

Ich fuhr erst am Nachmittag weiter sie winkte mir zum Ab-

schied Es war schwuumll geworden die Luft stand heiszlig und feucht

auf dem Wasser die Stechmuumlcken sirrten aufdringlich und nutz-

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ten jede Moumlglichkeit Immer haumlufiger zweigten Kanaumlle Neben-

arme oder ein Flieszlig ab ndash oder sie fuumlhrten heran Das Wasser

floss hier so traumlge dass ich nicht immer entscheiden konnte was

der Fall war Solange ich gegen die Stroumlmung paddelte wusste

ich dass ich auf dem richtigen Weg war so aber war ich auf

GPS und die Karte angewiesen

Dummerweise hatte mein GPS-Geraumlt den Geist aufgegeben

Zwar zeigte das Kontroll-Laumlmpchen dass es in Betrieb war

aber es lieferte keine Information wo ich mich befand Selbst

als ich neue Batterien rein steckte streikte es Ich packte es weg

und waumlhlte das Flieszlig mit der deutlichsten Stroumlmung

Einmal fuhr ich mindestens eine halbe Stunde einen Neben-

arm entlang bevor ich merkte dass ich mit der Stroumlmung trieb

Ich kehrte um und sah erst jetzt dass es mehrere Zulaumlufe gab

zwischen denen ich jetzt waumlhlen musste

Nach einer Stunde oder so wurde dieses Flieszlig immer enger

dann auch flacher und endete in einem uumlberschwemmten Wald-

gebiet Also kehrte ich erneut um und versuchte einen anderen

Weg Der fuumlhrte mich mehr nach Osten ndash glaubte ich denn der

Himmel hatte sich bewoumllkt ich konnte die Sonne nicht sehen

Wenn ich wenigstens einen Menschen getroffen haumltte Aber die-

se Gegend war bis auf mich anscheinend menschenleer Tiere

gab es umso mehr Ich beobachtete zwei Fischotter die mich

ebenso neugierig anglotzten wie ich sie Immer wieder sah ich

Ringelnattern die sich wegschlaumlngelten wenn ich naumlher kam

Reiher und andere groumlszligere Voumlgel deren Namen ich nicht kann-

te wateten zwischen den Binsen oder unter den Erlen umher

Einmal stieszlig zwanzig Meter vor mir ein Fischadler herab und

krallte sich einen Fisch der an der warmen Wasseroberflaumlche

getraumlumt hatte

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Es wurde dunkel ich suchte mir eine erhoumlhte trockenere

Stelle fuumlr mein Zelt aus Ich war dankbar fuumlr die Abendbrise ndash

sie lieszlig keine Stechmuumlcken aufkommen So verbrachte ich eine

ruhige Nacht

Am naumlchsten Morgen strahlte die Sonne durch die Zweige

Voumlgel zwitscherten Ringelnattern schluumlpften durchs Gras und

schlaumlngelten im Wasser davon Uumlberall bluumlhten gelbe Sumpfdot-

terblumen Mein GPS zeigte noch immer nichts an aber dank

der Sonne fand ich mich wieder zurecht Ich packte mein Zeug

zusammen und paddelte nach Norden weiter Ich sang sogar ein

Lied

Ich hatte von dem Maumldchen mit den braunen Schultern ge-

traumlumt was kein Wunder war Im Traum hatte sie aber keine

Jeans und Top mit Spaghettitraumlgern an sondern einen Kittel aus

grobem Stoff der durch einen Guumlrtel uumlber den Huumlften zusam-

men gehalten wurde Wie aus einem dieser Mittelaltermaumlrkte

entsprungen die man jetzt uumlberall sieht

Bild quelle wikipedia commons

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raquoHallo Kelten-Girllaquo hatte ich gesagt Aber sie sah mich

stumm aus ihren gruumlngelben Augen an Gruumlngelb Das war mir

vorher gar nicht aufgefallen ich hatte anderes im Sinn als ihre

Augenfarbe zu erkunden Gruumlngelb

Dann sagte sie raquoVon wegen Kelten Die wuumlrden sich nicht

hertrauenlaquo In ihrem Schoszlig lag zusammengeringelt eine kleine

Schlange raquoMagst du sie streichelnlaquo Aber ich traute mich nicht

sie sah giftig aus

Mittags kamen mir zwei Maumlnner auf einem Stocherkahn ent-

gegen ndash einer saszlig im Bug der andere stand hinten und schob

den Kahn mit seinem Stecken vorwaumlrts Sie waren ungefaumlhr

zwanzig und trugen kurze Kinnbaumlrte Seltsam waren ihre weiten

Hosen die sie mit Stricken statt eines Guumlrtels festgebunden hat-

ten Trotzdem hatte ich den Eindruck sie schon mal gesehen zu

haben

Ich gaffte sie an sie gafften mich an ndash wahrscheinlich weil

ich nur meine Boxershorts anhatte Sie redeten sie mich in die-

ser seltsamen sorbischen Sprache an und deuteten auf mein Pad-

delboot und konnten sich nicht einkriegen als ob es etwas ganz

Besonderes waumlre Ich grinste hilflos Da winkten sie mir zu und

fuhren weiter Im Kahn lag ein mageres Schwein dessen Hinter-

und Vorderlaumlufe jeweils zusammengebunden waren Es drehte

den Kopf und schaute mich an

Das glaubt mir keiner dachte ich wenn ich erzaumlhle wie die

Leute hier noch leben Wieso treffe ich keine normalen Men-

schen Jemand im Hawaii-Hemd zum Beispiel Aber eigentlich

war ich froh ndash ich hatte mir ja gewuumlnscht eine Zeitlang keine

Ausfluumlglerscharen und Parkplaumltze am Ufer zu sehen Aber ext-

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rem war das schon Gut dass ich genug Proviant fuumlr eine Woche

hatte

Nachmittags bezog sich der Himmel wieder Dies war wieder

eine Gegend wo man kaum eine Stroumlmung ausmachen konnte

Die Erlen standen weniger dicht der Boden war bedeckt mit

Binsenbuumlscheln an den erhoumlhten Stellen mit Moos und Woll-

gras Die Stechmuumlcken wurden wieder zudringlich Einmal

schlug ich so wild um mich dass mein Boot kenterte Die Eski-

morolle klappte nicht das Flieszlig war hier nur knietief Also stieg

ich ins Wasser zog das Boot an Land und lieszlig das Wasser her-

auslaufen Das Zelt war nass auch meine Klamotten die ich nur

so in den Fuszligraum gestopft hatte Proviant Kamera Ausweise

etc in den wasserdichten Behaumlltern waren trocken geblieben

Als ich alles wieder verstaut hatte und ins Boot steigen wollte

merkte ich erst dass an meinen Beinen Dutzende von Blutegeln

hingen Das ist eines der ekligsten Erfahrungen die man haben

kann finde ich Aber ich behielt die Fassung Manche lieszligen

sich noch leicht abreiszligen die anderen hatten sich festgebissen

und saugten mein schoumlnes Blut Im Proviantbeutel hatte ich ei-

nen Salzstreuer damit bestreute ich die Biester bis sie loslieszligen

und ins Wasser plumpsten Aber die Bisswunden juckten nicht

nur sie bluteten ndash meine Beine waren gestreift von duumlnnen ro-

ten Rinnsalen

Meine gute Stimmung war dahin Das Wetter wurde auch

nicht besser im Gegenteil Missmutig paddelte ich im Nieselre-

gen ndash ab und an unterbrochen von richtigem Regen ndash und hoffte

bald wieder in dichteren Wald zu kommen wo ich an einer tro-

ckenen Stelle mein Zelt aufschlagen konnte Aber es wurde dun-

kel und noch immer paddelte ich ndash ob nach Norden Osten oder

sonst wohin ich hatte keine Ahnung Zuletzt gab ich auf weil

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ich nichts mehr sah und lieszlig mich treiben in der Hoffnung

dass die Stroumlmung falls es eine gab ndash mich wieder ins offene

Wasser brachte

Und dann steckte ich fest

Was konnte ich tun Nichts Also zog ich mein Regencape

dichter uumlber mich und versuchte im Sitzen zu schlafen Ich

musste wohl eingedoumlst sein denn ich schreckte auf weil ich et-

was gehoumlrt hatte In der Naumlhe schnaufte ein groszliges Tier Ich lug-

te unter meinem Cape hervor Es hatte aufgehoumlrt zu regnen war

aber immer noch zu dunkel um viel zu erkennen Aber ein Dut-

zend Schritte weiter stapfte ein riesiges dunkles Wesen durch

den Morast Es war gehoumlrnt und sah aus wie eine Kuh nur mit

einem houmlheren Buckel Gab es hier wilde Rinder Ich wusste

dass in manchen polnischen Waumlldern noch welche zu finden wa-

ren aber hier Das Vieh wandte mir den Kopf zu und schnaufte

wieder Er schien mich nicht zu moumlgen Schlieszliglich trollte es

sich und verschwand

Nun erst sah ich das kleine Licht das in einiger Entfernung

uumlber dem Boden tanzte Ich vermutete dass dort ein Wanderer

mit seiner Laterne unterwegs war offensichtlich auf sicherem

Boden

raquoHallolaquo rief ich doch das Lichtchen bewegte sich weiter

Der Mann dort musste wohl taub sein ndash oder hatte er Angst vor

mirlaquo

raquoHallo Hilfelaquo rief ich raquoLaufen Sie nicht weg Bittelaquo

Das Lichtchen blieb auf der Stelle Na also Jetzt war die Ge-

legenheit hinzulaufen Ich war schon mit einem Bein aus dem

Boot da fiel mir ein dass ich meine Sachen nicht einfach im

Stich lassen wollte Auszligerdem Dort war der Weg vielleicht si-

cher aber hier Ich sah ja keinen Meter weit

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Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

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So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

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raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

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Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

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Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

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raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

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niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

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Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

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Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

- wettercom noch schneller

- gaumlnzlich ohne Werbung

- Profiwetterkarten

- Niederschlagsradar-Prognose fuumlr Deutschland

- 1-stuumlndige Satellitenbilder

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teile wie

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 2: L ausgabe 9

3

L

Journal fuumlr Literatur

4

Herausgeber

Verein LKS Literarischer Kreis e V co Dr Harald Klein Buchenweg 6 66287 Quierschied

Kontakt

literarischerkreisgmailcom wwwlksevwordpresscom

Redaktion

Stefan Weigand Susanna Bur

Grafische Gestaltung

Stefan Weigand Susanna Bur Coverfoto Joumlrg Bur

Erscheinungstermine

Das Journal erscheint vierteljaumlhrlich Naumlchste Ausgabe 15 September 2015

ISSN 2197-9316

Copyrightcopy

Fuumlr die Inhalte der jeweiligen Texte sowie grammatikalische und stilistische Feh-ler sind die Autorinnen und Autoren selbst verantwortlich

Das vorliegende Werk ist in all seinen Teilen urheberrechtlich geschuumltzt Alle Rechte und Pflichten verbleiben bei den AutorinnenAutoren sowie FotografinnenFotografen

Ungeachtet der Sorgfalt die auf die Erstellung von Text Abbildungen und Pro-

grammen verwendet wurde koumlnnen weder die AutorinnenAutoren oder Heraus-

geber fuumlr moumlgliche Fehler und deren Folgen eine juristische Verantwortung oder

irgendeine Haftung uumlbernehmen

Impressum

5

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 7

Im Spreewald Amadeus Firgau 8

Lieber Wind Elin Bell 24

Wortsplitter Elin Bell 25

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur 26

Langsam Birgit Burkey 32

Ungestillt Birgit Burkey 33

Summersound Birgit Burkey 34

Weisgerber Barbara Wuumlrtz 36

Der Zeitungsleser im Restaurant Barbara Wuumlrtz 37

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz 38

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz 40

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz 41

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz 42

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz 43

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann 44

Das Ungesagte Lisa Szygula 58

Kleine Schwester Lisa Szygula 59

Schwestern Lisa Szygula 60

Ohne Titel Lisa Szygula 62

B-Tonung Erwin Altmeier 65

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer 68

du hast dich Heinz-Josef Scherer 69

Frauen - Mann Heinz-Josef Scherer 70

Eine Stunde des Friedens Joumlrg Bur 74

Verzeichnis 80

6

VOR

WORT

7

Liebe Leserinnen und Leser

Literatur und visuelle Kunst haben

vieles gemeinsam

Sie erlauben uns Dinge zu sehen

die wir nie zuvor gesehen haben zu

fuumlhlen wie wir nie zuvor gefuumlhlt ha-

ben und etwas zu erleben von dem

wir nie geglaubt haben dass es moumlg-

lich sei

Sie verleihen uns Fluumlgel die uns

uumlber alle Grenzen hinaustragen durch

Zeit und Raum in reale und fiktive

Welten

Sie konfrontieren uns aber auch mit

der Wahrheit wecken unsere dunklen

Seiten in uns aber auch Hoffnung

und Wege zum Licht aus dem Dunkel

Kunst zu schaffen bedeutet sehr

mutig zu sein denn die Kuumlnstler ge-

ben viel von ihrer Persoumlnlichkeit preis

und zoumlgern oft sich ihrem kritischen

Publikum auszuliefern Immer mit der

Frage beschaumlftigt Was ist wert ist gut

genug um fuumlr immer abgedruckt zu

sein Es ist fast unmoumlglich dies zu de-

finieren Kunst ist nicht vertikal son-

dern horizontal lebt von der Vielfalt

Wir laden Sie ein mit uns auf Rei-

sen zu gehen

Susanna Bur

Redaktion

Foto Susanna Bur

8

Der Spreewald ist durchzogen von Kanaumllen Rinnsalen Seen

und wie der Name schon sagt der Spree Manche Bereiche

wurden trocken gelegt und landwirtschaftlich genutzt es gibt

aber noch Reste der einst riesigen Auenwaumllder die man nur mit

einem Kahn oder dergleichen durchqueren kann

Ich war per Auto nach Luumlbbenau gekommen und lud ndash nach

einer Nacht in einer kleinen Pension ndash am Ufer der Spree Pad-

delboot und Einmannzelt aus Ich wollte nach Norden vielleicht

bis zum Neuendorfer See und dann auf anderen Wasserwegen

in einer groszligen Schleife uumlber Burg wieder zuruumlck

Zwei alte Maumlnner saszligen rauchend am Ufer und sahen zu wie

ich das Zelt in meinem Boot verstaute Der eine sagte etwas in

einer Sprache die ich nicht verstand Der andere lachte heiser

und zog wieder an seiner Pfeife Der erstere stand auf pinkelte

in den Fluss und kam dann zu mir

raquoDu faumlhrst ganz alleinelaquo

Ich nickte

raquoDu wirst dich verfahrenlaquo

raquoIch habe eine Kartelaquo entgegnete ich raquoUnd ein GPS-Geraumltlaquo

Er taumltschelte mir die Schulter Ich kam mir bloumld vor raquoDu

wirst dich verirrenlaquo wiederholte er raquoIrgend wann steckst du

fest und rund um dich ist Sumpflaquo

raquoDie Suumlmpfe sind doch laumlngst trocken gelegtlaquo Wieso erzaumlhl-

ten die mir solchen Unsinn

Der andere Alte nahm die Pfeife aus dem Mund und rief

raquoDie Bludniki koumlnnten ihm helfen oderlaquo

Im Spreewald Amadeus Firgau

9

raquoBludnikilaquo fragte ich Vielleicht eine Art Wasserpolizei

dachte ich

raquoIrrlichterlaquo erklaumlrte der Alte der sich noch immer auf meine

Schulter stuumltzte raquoDie fuumlhren dich wieder raus aus dem Sumpflaquo

raquoIrrlichter Alles klarlaquo Ich seufzte Wenigstens gelang es mir

meine Schulter von seiner Hand zu befreien und mich aufzurich-

ten raquoWenn ich eines sehe dann gruumlszlige ich es von Ihnen okaylaquo

Der Alte schmunzelte raquoDu denkst ich bin senil Oder besof-

fenlaquo

raquoBeides Korlalaquo rief der andere Alte raquoBeideslaquo Er musste

so lachen dass ihm die Pfeife aus der Hand fiel Betroffen hob

er sie auf und schaute in den Pfeifenkopf ob noch Glut vorhan-

den war Er paffte ein paar Male und als wieder Rauchwoumllk-

chen aufstiegen rief er raquoSag ihm dass man die Bludniki bezah-

len musslaquo

raquoMan muss die Bludniki bezahlenlaquo sagte der Alte neben mir

raquoSonst fuumlhren sie einen noch schlimmer in den Sumpflaquo

raquoIch werdrsquos mir merkenlaquo murrte ich Wieso konnten die bei-

den mich nicht einfach in Ruhe mein Boot packen lassen

Der Alte neben mir haute aufmunternd auf meine Schulter

dann schlurfte er zuruumlck zu seinem Kumpel auf der Bank Er

konnte wohl Gedanken lesen

Zwei Tage war ich schon unterwegs Zunaumlchst ging es vorbei

an Wiesen und kleinen Siedlungen was mich enttaumluschte denn

ich wollte den dichten urspruumlnglichen Spreewald erleben Staumln-

dig begegneten mir Ausfluumlgler Jemand wollte mir saure Gurken

verkaufen ndash eine Spezialitaumlt dieser Gegend

raquoOh Gottlaquo dachte ich raquoIch wollte ich koumlnnte erleben wie es

fruumlher aussahlaquo In der Ferne donnerte es Das klang als braue

sich ein Gewitter zusammen ndash hoffentlich nicht hier im offenen

10

Gelaumlnde Allerdings waren keine groumlszligeren Wolken am Himmel

was mich beruhigte

Dann aber glitt ich hinein in das Gruumln der Erlenbruchwaumllder

Das Wasser flimmerte unter den uumlberhaumlngenden Zweigen im

Daumlmmerlicht Man konnte nicht weiter als fuumlnf Meter in den

Wald sehen so dicht wuchsen Baumlume und Gras Manchmal

tauchten am Ufer Landestege auf mit kleinen Blockhaumluschen

dahinter Die Giebel waren mit geschnitzten Pferdekoumlpfen ge-

schmuumlckt Manchmal begegneten mir auch Leute in Kaumlhnen die

sie mit einer langen Stange durch die Kanaumlle schoben Sie gruumlszlig-

ten freundlich die Aumllteren redeten unter einander in dieser selt-

samen Sprache ndash Sorbisch wie ich mittlerweile wusste

Auf einem Steg saszlig ein Maumldchen vielleicht achtzehn Jahre

und planschte mit den braungebrannten Fuumlszligen im Wasser Zeit

fuumlr eine Pause dachte ich Ich band mein Boot fest holte einen

meiner wasserdichten Beutel mit Essensvorraumlten und setzte

mich zu ihr auf die heiszligen Holzplanken Den Muumlsliriegel den

ich ihr anbot fand sie lecker Ich fragte sie nach den Bludniki

Sie lachte Sie hatte ein huumlbsches Lachen

raquoBludniks So ein Quatsch Die gibt es ebenso wenig wie

sprechende Schlangen oder den Plon Das sind Maumlrchen wie sie

meine Oma erzaumlhltlaquo

Ihr Spaghettitraumlger rutschte uumlber die braungebrannte Schulter

Ich fragte mich ob sie uumlberall so braun war

raquoIch liege hier oft in der Sonnelaquo sagte sie raquoBloszlig mit dem

Bikini anlaquo Sie konnte wohl Gedanken lesen

Ich fuhr erst am Nachmittag weiter sie winkte mir zum Ab-

schied Es war schwuumll geworden die Luft stand heiszlig und feucht

auf dem Wasser die Stechmuumlcken sirrten aufdringlich und nutz-

11

ten jede Moumlglichkeit Immer haumlufiger zweigten Kanaumlle Neben-

arme oder ein Flieszlig ab ndash oder sie fuumlhrten heran Das Wasser

floss hier so traumlge dass ich nicht immer entscheiden konnte was

der Fall war Solange ich gegen die Stroumlmung paddelte wusste

ich dass ich auf dem richtigen Weg war so aber war ich auf

GPS und die Karte angewiesen

Dummerweise hatte mein GPS-Geraumlt den Geist aufgegeben

Zwar zeigte das Kontroll-Laumlmpchen dass es in Betrieb war

aber es lieferte keine Information wo ich mich befand Selbst

als ich neue Batterien rein steckte streikte es Ich packte es weg

und waumlhlte das Flieszlig mit der deutlichsten Stroumlmung

Einmal fuhr ich mindestens eine halbe Stunde einen Neben-

arm entlang bevor ich merkte dass ich mit der Stroumlmung trieb

Ich kehrte um und sah erst jetzt dass es mehrere Zulaumlufe gab

zwischen denen ich jetzt waumlhlen musste

Nach einer Stunde oder so wurde dieses Flieszlig immer enger

dann auch flacher und endete in einem uumlberschwemmten Wald-

gebiet Also kehrte ich erneut um und versuchte einen anderen

Weg Der fuumlhrte mich mehr nach Osten ndash glaubte ich denn der

Himmel hatte sich bewoumllkt ich konnte die Sonne nicht sehen

Wenn ich wenigstens einen Menschen getroffen haumltte Aber die-

se Gegend war bis auf mich anscheinend menschenleer Tiere

gab es umso mehr Ich beobachtete zwei Fischotter die mich

ebenso neugierig anglotzten wie ich sie Immer wieder sah ich

Ringelnattern die sich wegschlaumlngelten wenn ich naumlher kam

Reiher und andere groumlszligere Voumlgel deren Namen ich nicht kann-

te wateten zwischen den Binsen oder unter den Erlen umher

Einmal stieszlig zwanzig Meter vor mir ein Fischadler herab und

krallte sich einen Fisch der an der warmen Wasseroberflaumlche

getraumlumt hatte

12

Es wurde dunkel ich suchte mir eine erhoumlhte trockenere

Stelle fuumlr mein Zelt aus Ich war dankbar fuumlr die Abendbrise ndash

sie lieszlig keine Stechmuumlcken aufkommen So verbrachte ich eine

ruhige Nacht

Am naumlchsten Morgen strahlte die Sonne durch die Zweige

Voumlgel zwitscherten Ringelnattern schluumlpften durchs Gras und

schlaumlngelten im Wasser davon Uumlberall bluumlhten gelbe Sumpfdot-

terblumen Mein GPS zeigte noch immer nichts an aber dank

der Sonne fand ich mich wieder zurecht Ich packte mein Zeug

zusammen und paddelte nach Norden weiter Ich sang sogar ein

Lied

Ich hatte von dem Maumldchen mit den braunen Schultern ge-

traumlumt was kein Wunder war Im Traum hatte sie aber keine

Jeans und Top mit Spaghettitraumlgern an sondern einen Kittel aus

grobem Stoff der durch einen Guumlrtel uumlber den Huumlften zusam-

men gehalten wurde Wie aus einem dieser Mittelaltermaumlrkte

entsprungen die man jetzt uumlberall sieht

Bild quelle wikipedia commons

13

raquoHallo Kelten-Girllaquo hatte ich gesagt Aber sie sah mich

stumm aus ihren gruumlngelben Augen an Gruumlngelb Das war mir

vorher gar nicht aufgefallen ich hatte anderes im Sinn als ihre

Augenfarbe zu erkunden Gruumlngelb

Dann sagte sie raquoVon wegen Kelten Die wuumlrden sich nicht

hertrauenlaquo In ihrem Schoszlig lag zusammengeringelt eine kleine

Schlange raquoMagst du sie streichelnlaquo Aber ich traute mich nicht

sie sah giftig aus

Mittags kamen mir zwei Maumlnner auf einem Stocherkahn ent-

gegen ndash einer saszlig im Bug der andere stand hinten und schob

den Kahn mit seinem Stecken vorwaumlrts Sie waren ungefaumlhr

zwanzig und trugen kurze Kinnbaumlrte Seltsam waren ihre weiten

Hosen die sie mit Stricken statt eines Guumlrtels festgebunden hat-

ten Trotzdem hatte ich den Eindruck sie schon mal gesehen zu

haben

Ich gaffte sie an sie gafften mich an ndash wahrscheinlich weil

ich nur meine Boxershorts anhatte Sie redeten sie mich in die-

ser seltsamen sorbischen Sprache an und deuteten auf mein Pad-

delboot und konnten sich nicht einkriegen als ob es etwas ganz

Besonderes waumlre Ich grinste hilflos Da winkten sie mir zu und

fuhren weiter Im Kahn lag ein mageres Schwein dessen Hinter-

und Vorderlaumlufe jeweils zusammengebunden waren Es drehte

den Kopf und schaute mich an

Das glaubt mir keiner dachte ich wenn ich erzaumlhle wie die

Leute hier noch leben Wieso treffe ich keine normalen Men-

schen Jemand im Hawaii-Hemd zum Beispiel Aber eigentlich

war ich froh ndash ich hatte mir ja gewuumlnscht eine Zeitlang keine

Ausfluumlglerscharen und Parkplaumltze am Ufer zu sehen Aber ext-

14

rem war das schon Gut dass ich genug Proviant fuumlr eine Woche

hatte

Nachmittags bezog sich der Himmel wieder Dies war wieder

eine Gegend wo man kaum eine Stroumlmung ausmachen konnte

Die Erlen standen weniger dicht der Boden war bedeckt mit

Binsenbuumlscheln an den erhoumlhten Stellen mit Moos und Woll-

gras Die Stechmuumlcken wurden wieder zudringlich Einmal

schlug ich so wild um mich dass mein Boot kenterte Die Eski-

morolle klappte nicht das Flieszlig war hier nur knietief Also stieg

ich ins Wasser zog das Boot an Land und lieszlig das Wasser her-

auslaufen Das Zelt war nass auch meine Klamotten die ich nur

so in den Fuszligraum gestopft hatte Proviant Kamera Ausweise

etc in den wasserdichten Behaumlltern waren trocken geblieben

Als ich alles wieder verstaut hatte und ins Boot steigen wollte

merkte ich erst dass an meinen Beinen Dutzende von Blutegeln

hingen Das ist eines der ekligsten Erfahrungen die man haben

kann finde ich Aber ich behielt die Fassung Manche lieszligen

sich noch leicht abreiszligen die anderen hatten sich festgebissen

und saugten mein schoumlnes Blut Im Proviantbeutel hatte ich ei-

nen Salzstreuer damit bestreute ich die Biester bis sie loslieszligen

und ins Wasser plumpsten Aber die Bisswunden juckten nicht

nur sie bluteten ndash meine Beine waren gestreift von duumlnnen ro-

ten Rinnsalen

Meine gute Stimmung war dahin Das Wetter wurde auch

nicht besser im Gegenteil Missmutig paddelte ich im Nieselre-

gen ndash ab und an unterbrochen von richtigem Regen ndash und hoffte

bald wieder in dichteren Wald zu kommen wo ich an einer tro-

ckenen Stelle mein Zelt aufschlagen konnte Aber es wurde dun-

kel und noch immer paddelte ich ndash ob nach Norden Osten oder

sonst wohin ich hatte keine Ahnung Zuletzt gab ich auf weil

15

ich nichts mehr sah und lieszlig mich treiben in der Hoffnung

dass die Stroumlmung falls es eine gab ndash mich wieder ins offene

Wasser brachte

Und dann steckte ich fest

Was konnte ich tun Nichts Also zog ich mein Regencape

dichter uumlber mich und versuchte im Sitzen zu schlafen Ich

musste wohl eingedoumlst sein denn ich schreckte auf weil ich et-

was gehoumlrt hatte In der Naumlhe schnaufte ein groszliges Tier Ich lug-

te unter meinem Cape hervor Es hatte aufgehoumlrt zu regnen war

aber immer noch zu dunkel um viel zu erkennen Aber ein Dut-

zend Schritte weiter stapfte ein riesiges dunkles Wesen durch

den Morast Es war gehoumlrnt und sah aus wie eine Kuh nur mit

einem houmlheren Buckel Gab es hier wilde Rinder Ich wusste

dass in manchen polnischen Waumlldern noch welche zu finden wa-

ren aber hier Das Vieh wandte mir den Kopf zu und schnaufte

wieder Er schien mich nicht zu moumlgen Schlieszliglich trollte es

sich und verschwand

Nun erst sah ich das kleine Licht das in einiger Entfernung

uumlber dem Boden tanzte Ich vermutete dass dort ein Wanderer

mit seiner Laterne unterwegs war offensichtlich auf sicherem

Boden

raquoHallolaquo rief ich doch das Lichtchen bewegte sich weiter

Der Mann dort musste wohl taub sein ndash oder hatte er Angst vor

mirlaquo

raquoHallo Hilfelaquo rief ich raquoLaufen Sie nicht weg Bittelaquo

Das Lichtchen blieb auf der Stelle Na also Jetzt war die Ge-

legenheit hinzulaufen Ich war schon mit einem Bein aus dem

Boot da fiel mir ein dass ich meine Sachen nicht einfach im

Stich lassen wollte Auszligerdem Dort war der Weg vielleicht si-

cher aber hier Ich sah ja keinen Meter weit

16

Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

17

So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

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einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

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ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

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Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

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Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

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Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

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Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

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ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

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Barbara Wuumlrtz

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Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

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4

Herausgeber

Verein LKS Literarischer Kreis e V co Dr Harald Klein Buchenweg 6 66287 Quierschied

Kontakt

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Redaktion

Stefan Weigand Susanna Bur

Grafische Gestaltung

Stefan Weigand Susanna Bur Coverfoto Joumlrg Bur

Erscheinungstermine

Das Journal erscheint vierteljaumlhrlich Naumlchste Ausgabe 15 September 2015

ISSN 2197-9316

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Fuumlr die Inhalte der jeweiligen Texte sowie grammatikalische und stilistische Feh-ler sind die Autorinnen und Autoren selbst verantwortlich

Das vorliegende Werk ist in all seinen Teilen urheberrechtlich geschuumltzt Alle Rechte und Pflichten verbleiben bei den AutorinnenAutoren sowie FotografinnenFotografen

Ungeachtet der Sorgfalt die auf die Erstellung von Text Abbildungen und Pro-

grammen verwendet wurde koumlnnen weder die AutorinnenAutoren oder Heraus-

geber fuumlr moumlgliche Fehler und deren Folgen eine juristische Verantwortung oder

irgendeine Haftung uumlbernehmen

Impressum

5

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 7

Im Spreewald Amadeus Firgau 8

Lieber Wind Elin Bell 24

Wortsplitter Elin Bell 25

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur 26

Langsam Birgit Burkey 32

Ungestillt Birgit Burkey 33

Summersound Birgit Burkey 34

Weisgerber Barbara Wuumlrtz 36

Der Zeitungsleser im Restaurant Barbara Wuumlrtz 37

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz 38

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz 40

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz 41

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz 42

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz 43

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann 44

Das Ungesagte Lisa Szygula 58

Kleine Schwester Lisa Szygula 59

Schwestern Lisa Szygula 60

Ohne Titel Lisa Szygula 62

B-Tonung Erwin Altmeier 65

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer 68

du hast dich Heinz-Josef Scherer 69

Frauen - Mann Heinz-Josef Scherer 70

Eine Stunde des Friedens Joumlrg Bur 74

Verzeichnis 80

6

VOR

WORT

7

Liebe Leserinnen und Leser

Literatur und visuelle Kunst haben

vieles gemeinsam

Sie erlauben uns Dinge zu sehen

die wir nie zuvor gesehen haben zu

fuumlhlen wie wir nie zuvor gefuumlhlt ha-

ben und etwas zu erleben von dem

wir nie geglaubt haben dass es moumlg-

lich sei

Sie verleihen uns Fluumlgel die uns

uumlber alle Grenzen hinaustragen durch

Zeit und Raum in reale und fiktive

Welten

Sie konfrontieren uns aber auch mit

der Wahrheit wecken unsere dunklen

Seiten in uns aber auch Hoffnung

und Wege zum Licht aus dem Dunkel

Kunst zu schaffen bedeutet sehr

mutig zu sein denn die Kuumlnstler ge-

ben viel von ihrer Persoumlnlichkeit preis

und zoumlgern oft sich ihrem kritischen

Publikum auszuliefern Immer mit der

Frage beschaumlftigt Was ist wert ist gut

genug um fuumlr immer abgedruckt zu

sein Es ist fast unmoumlglich dies zu de-

finieren Kunst ist nicht vertikal son-

dern horizontal lebt von der Vielfalt

Wir laden Sie ein mit uns auf Rei-

sen zu gehen

Susanna Bur

Redaktion

Foto Susanna Bur

8

Der Spreewald ist durchzogen von Kanaumllen Rinnsalen Seen

und wie der Name schon sagt der Spree Manche Bereiche

wurden trocken gelegt und landwirtschaftlich genutzt es gibt

aber noch Reste der einst riesigen Auenwaumllder die man nur mit

einem Kahn oder dergleichen durchqueren kann

Ich war per Auto nach Luumlbbenau gekommen und lud ndash nach

einer Nacht in einer kleinen Pension ndash am Ufer der Spree Pad-

delboot und Einmannzelt aus Ich wollte nach Norden vielleicht

bis zum Neuendorfer See und dann auf anderen Wasserwegen

in einer groszligen Schleife uumlber Burg wieder zuruumlck

Zwei alte Maumlnner saszligen rauchend am Ufer und sahen zu wie

ich das Zelt in meinem Boot verstaute Der eine sagte etwas in

einer Sprache die ich nicht verstand Der andere lachte heiser

und zog wieder an seiner Pfeife Der erstere stand auf pinkelte

in den Fluss und kam dann zu mir

raquoDu faumlhrst ganz alleinelaquo

Ich nickte

raquoDu wirst dich verfahrenlaquo

raquoIch habe eine Kartelaquo entgegnete ich raquoUnd ein GPS-Geraumltlaquo

Er taumltschelte mir die Schulter Ich kam mir bloumld vor raquoDu

wirst dich verirrenlaquo wiederholte er raquoIrgend wann steckst du

fest und rund um dich ist Sumpflaquo

raquoDie Suumlmpfe sind doch laumlngst trocken gelegtlaquo Wieso erzaumlhl-

ten die mir solchen Unsinn

Der andere Alte nahm die Pfeife aus dem Mund und rief

raquoDie Bludniki koumlnnten ihm helfen oderlaquo

Im Spreewald Amadeus Firgau

9

raquoBludnikilaquo fragte ich Vielleicht eine Art Wasserpolizei

dachte ich

raquoIrrlichterlaquo erklaumlrte der Alte der sich noch immer auf meine

Schulter stuumltzte raquoDie fuumlhren dich wieder raus aus dem Sumpflaquo

raquoIrrlichter Alles klarlaquo Ich seufzte Wenigstens gelang es mir

meine Schulter von seiner Hand zu befreien und mich aufzurich-

ten raquoWenn ich eines sehe dann gruumlszlige ich es von Ihnen okaylaquo

Der Alte schmunzelte raquoDu denkst ich bin senil Oder besof-

fenlaquo

raquoBeides Korlalaquo rief der andere Alte raquoBeideslaquo Er musste

so lachen dass ihm die Pfeife aus der Hand fiel Betroffen hob

er sie auf und schaute in den Pfeifenkopf ob noch Glut vorhan-

den war Er paffte ein paar Male und als wieder Rauchwoumllk-

chen aufstiegen rief er raquoSag ihm dass man die Bludniki bezah-

len musslaquo

raquoMan muss die Bludniki bezahlenlaquo sagte der Alte neben mir

raquoSonst fuumlhren sie einen noch schlimmer in den Sumpflaquo

raquoIch werdrsquos mir merkenlaquo murrte ich Wieso konnten die bei-

den mich nicht einfach in Ruhe mein Boot packen lassen

Der Alte neben mir haute aufmunternd auf meine Schulter

dann schlurfte er zuruumlck zu seinem Kumpel auf der Bank Er

konnte wohl Gedanken lesen

Zwei Tage war ich schon unterwegs Zunaumlchst ging es vorbei

an Wiesen und kleinen Siedlungen was mich enttaumluschte denn

ich wollte den dichten urspruumlnglichen Spreewald erleben Staumln-

dig begegneten mir Ausfluumlgler Jemand wollte mir saure Gurken

verkaufen ndash eine Spezialitaumlt dieser Gegend

raquoOh Gottlaquo dachte ich raquoIch wollte ich koumlnnte erleben wie es

fruumlher aussahlaquo In der Ferne donnerte es Das klang als braue

sich ein Gewitter zusammen ndash hoffentlich nicht hier im offenen

10

Gelaumlnde Allerdings waren keine groumlszligeren Wolken am Himmel

was mich beruhigte

Dann aber glitt ich hinein in das Gruumln der Erlenbruchwaumllder

Das Wasser flimmerte unter den uumlberhaumlngenden Zweigen im

Daumlmmerlicht Man konnte nicht weiter als fuumlnf Meter in den

Wald sehen so dicht wuchsen Baumlume und Gras Manchmal

tauchten am Ufer Landestege auf mit kleinen Blockhaumluschen

dahinter Die Giebel waren mit geschnitzten Pferdekoumlpfen ge-

schmuumlckt Manchmal begegneten mir auch Leute in Kaumlhnen die

sie mit einer langen Stange durch die Kanaumlle schoben Sie gruumlszlig-

ten freundlich die Aumllteren redeten unter einander in dieser selt-

samen Sprache ndash Sorbisch wie ich mittlerweile wusste

Auf einem Steg saszlig ein Maumldchen vielleicht achtzehn Jahre

und planschte mit den braungebrannten Fuumlszligen im Wasser Zeit

fuumlr eine Pause dachte ich Ich band mein Boot fest holte einen

meiner wasserdichten Beutel mit Essensvorraumlten und setzte

mich zu ihr auf die heiszligen Holzplanken Den Muumlsliriegel den

ich ihr anbot fand sie lecker Ich fragte sie nach den Bludniki

Sie lachte Sie hatte ein huumlbsches Lachen

raquoBludniks So ein Quatsch Die gibt es ebenso wenig wie

sprechende Schlangen oder den Plon Das sind Maumlrchen wie sie

meine Oma erzaumlhltlaquo

Ihr Spaghettitraumlger rutschte uumlber die braungebrannte Schulter

Ich fragte mich ob sie uumlberall so braun war

raquoIch liege hier oft in der Sonnelaquo sagte sie raquoBloszlig mit dem

Bikini anlaquo Sie konnte wohl Gedanken lesen

Ich fuhr erst am Nachmittag weiter sie winkte mir zum Ab-

schied Es war schwuumll geworden die Luft stand heiszlig und feucht

auf dem Wasser die Stechmuumlcken sirrten aufdringlich und nutz-

11

ten jede Moumlglichkeit Immer haumlufiger zweigten Kanaumlle Neben-

arme oder ein Flieszlig ab ndash oder sie fuumlhrten heran Das Wasser

floss hier so traumlge dass ich nicht immer entscheiden konnte was

der Fall war Solange ich gegen die Stroumlmung paddelte wusste

ich dass ich auf dem richtigen Weg war so aber war ich auf

GPS und die Karte angewiesen

Dummerweise hatte mein GPS-Geraumlt den Geist aufgegeben

Zwar zeigte das Kontroll-Laumlmpchen dass es in Betrieb war

aber es lieferte keine Information wo ich mich befand Selbst

als ich neue Batterien rein steckte streikte es Ich packte es weg

und waumlhlte das Flieszlig mit der deutlichsten Stroumlmung

Einmal fuhr ich mindestens eine halbe Stunde einen Neben-

arm entlang bevor ich merkte dass ich mit der Stroumlmung trieb

Ich kehrte um und sah erst jetzt dass es mehrere Zulaumlufe gab

zwischen denen ich jetzt waumlhlen musste

Nach einer Stunde oder so wurde dieses Flieszlig immer enger

dann auch flacher und endete in einem uumlberschwemmten Wald-

gebiet Also kehrte ich erneut um und versuchte einen anderen

Weg Der fuumlhrte mich mehr nach Osten ndash glaubte ich denn der

Himmel hatte sich bewoumllkt ich konnte die Sonne nicht sehen

Wenn ich wenigstens einen Menschen getroffen haumltte Aber die-

se Gegend war bis auf mich anscheinend menschenleer Tiere

gab es umso mehr Ich beobachtete zwei Fischotter die mich

ebenso neugierig anglotzten wie ich sie Immer wieder sah ich

Ringelnattern die sich wegschlaumlngelten wenn ich naumlher kam

Reiher und andere groumlszligere Voumlgel deren Namen ich nicht kann-

te wateten zwischen den Binsen oder unter den Erlen umher

Einmal stieszlig zwanzig Meter vor mir ein Fischadler herab und

krallte sich einen Fisch der an der warmen Wasseroberflaumlche

getraumlumt hatte

12

Es wurde dunkel ich suchte mir eine erhoumlhte trockenere

Stelle fuumlr mein Zelt aus Ich war dankbar fuumlr die Abendbrise ndash

sie lieszlig keine Stechmuumlcken aufkommen So verbrachte ich eine

ruhige Nacht

Am naumlchsten Morgen strahlte die Sonne durch die Zweige

Voumlgel zwitscherten Ringelnattern schluumlpften durchs Gras und

schlaumlngelten im Wasser davon Uumlberall bluumlhten gelbe Sumpfdot-

terblumen Mein GPS zeigte noch immer nichts an aber dank

der Sonne fand ich mich wieder zurecht Ich packte mein Zeug

zusammen und paddelte nach Norden weiter Ich sang sogar ein

Lied

Ich hatte von dem Maumldchen mit den braunen Schultern ge-

traumlumt was kein Wunder war Im Traum hatte sie aber keine

Jeans und Top mit Spaghettitraumlgern an sondern einen Kittel aus

grobem Stoff der durch einen Guumlrtel uumlber den Huumlften zusam-

men gehalten wurde Wie aus einem dieser Mittelaltermaumlrkte

entsprungen die man jetzt uumlberall sieht

Bild quelle wikipedia commons

13

raquoHallo Kelten-Girllaquo hatte ich gesagt Aber sie sah mich

stumm aus ihren gruumlngelben Augen an Gruumlngelb Das war mir

vorher gar nicht aufgefallen ich hatte anderes im Sinn als ihre

Augenfarbe zu erkunden Gruumlngelb

Dann sagte sie raquoVon wegen Kelten Die wuumlrden sich nicht

hertrauenlaquo In ihrem Schoszlig lag zusammengeringelt eine kleine

Schlange raquoMagst du sie streichelnlaquo Aber ich traute mich nicht

sie sah giftig aus

Mittags kamen mir zwei Maumlnner auf einem Stocherkahn ent-

gegen ndash einer saszlig im Bug der andere stand hinten und schob

den Kahn mit seinem Stecken vorwaumlrts Sie waren ungefaumlhr

zwanzig und trugen kurze Kinnbaumlrte Seltsam waren ihre weiten

Hosen die sie mit Stricken statt eines Guumlrtels festgebunden hat-

ten Trotzdem hatte ich den Eindruck sie schon mal gesehen zu

haben

Ich gaffte sie an sie gafften mich an ndash wahrscheinlich weil

ich nur meine Boxershorts anhatte Sie redeten sie mich in die-

ser seltsamen sorbischen Sprache an und deuteten auf mein Pad-

delboot und konnten sich nicht einkriegen als ob es etwas ganz

Besonderes waumlre Ich grinste hilflos Da winkten sie mir zu und

fuhren weiter Im Kahn lag ein mageres Schwein dessen Hinter-

und Vorderlaumlufe jeweils zusammengebunden waren Es drehte

den Kopf und schaute mich an

Das glaubt mir keiner dachte ich wenn ich erzaumlhle wie die

Leute hier noch leben Wieso treffe ich keine normalen Men-

schen Jemand im Hawaii-Hemd zum Beispiel Aber eigentlich

war ich froh ndash ich hatte mir ja gewuumlnscht eine Zeitlang keine

Ausfluumlglerscharen und Parkplaumltze am Ufer zu sehen Aber ext-

14

rem war das schon Gut dass ich genug Proviant fuumlr eine Woche

hatte

Nachmittags bezog sich der Himmel wieder Dies war wieder

eine Gegend wo man kaum eine Stroumlmung ausmachen konnte

Die Erlen standen weniger dicht der Boden war bedeckt mit

Binsenbuumlscheln an den erhoumlhten Stellen mit Moos und Woll-

gras Die Stechmuumlcken wurden wieder zudringlich Einmal

schlug ich so wild um mich dass mein Boot kenterte Die Eski-

morolle klappte nicht das Flieszlig war hier nur knietief Also stieg

ich ins Wasser zog das Boot an Land und lieszlig das Wasser her-

auslaufen Das Zelt war nass auch meine Klamotten die ich nur

so in den Fuszligraum gestopft hatte Proviant Kamera Ausweise

etc in den wasserdichten Behaumlltern waren trocken geblieben

Als ich alles wieder verstaut hatte und ins Boot steigen wollte

merkte ich erst dass an meinen Beinen Dutzende von Blutegeln

hingen Das ist eines der ekligsten Erfahrungen die man haben

kann finde ich Aber ich behielt die Fassung Manche lieszligen

sich noch leicht abreiszligen die anderen hatten sich festgebissen

und saugten mein schoumlnes Blut Im Proviantbeutel hatte ich ei-

nen Salzstreuer damit bestreute ich die Biester bis sie loslieszligen

und ins Wasser plumpsten Aber die Bisswunden juckten nicht

nur sie bluteten ndash meine Beine waren gestreift von duumlnnen ro-

ten Rinnsalen

Meine gute Stimmung war dahin Das Wetter wurde auch

nicht besser im Gegenteil Missmutig paddelte ich im Nieselre-

gen ndash ab und an unterbrochen von richtigem Regen ndash und hoffte

bald wieder in dichteren Wald zu kommen wo ich an einer tro-

ckenen Stelle mein Zelt aufschlagen konnte Aber es wurde dun-

kel und noch immer paddelte ich ndash ob nach Norden Osten oder

sonst wohin ich hatte keine Ahnung Zuletzt gab ich auf weil

15

ich nichts mehr sah und lieszlig mich treiben in der Hoffnung

dass die Stroumlmung falls es eine gab ndash mich wieder ins offene

Wasser brachte

Und dann steckte ich fest

Was konnte ich tun Nichts Also zog ich mein Regencape

dichter uumlber mich und versuchte im Sitzen zu schlafen Ich

musste wohl eingedoumlst sein denn ich schreckte auf weil ich et-

was gehoumlrt hatte In der Naumlhe schnaufte ein groszliges Tier Ich lug-

te unter meinem Cape hervor Es hatte aufgehoumlrt zu regnen war

aber immer noch zu dunkel um viel zu erkennen Aber ein Dut-

zend Schritte weiter stapfte ein riesiges dunkles Wesen durch

den Morast Es war gehoumlrnt und sah aus wie eine Kuh nur mit

einem houmlheren Buckel Gab es hier wilde Rinder Ich wusste

dass in manchen polnischen Waumlldern noch welche zu finden wa-

ren aber hier Das Vieh wandte mir den Kopf zu und schnaufte

wieder Er schien mich nicht zu moumlgen Schlieszliglich trollte es

sich und verschwand

Nun erst sah ich das kleine Licht das in einiger Entfernung

uumlber dem Boden tanzte Ich vermutete dass dort ein Wanderer

mit seiner Laterne unterwegs war offensichtlich auf sicherem

Boden

raquoHallolaquo rief ich doch das Lichtchen bewegte sich weiter

Der Mann dort musste wohl taub sein ndash oder hatte er Angst vor

mirlaquo

raquoHallo Hilfelaquo rief ich raquoLaufen Sie nicht weg Bittelaquo

Das Lichtchen blieb auf der Stelle Na also Jetzt war die Ge-

legenheit hinzulaufen Ich war schon mit einem Bein aus dem

Boot da fiel mir ein dass ich meine Sachen nicht einfach im

Stich lassen wollte Auszligerdem Dort war der Weg vielleicht si-

cher aber hier Ich sah ja keinen Meter weit

16

Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

17

So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

- wettercom noch schneller

- gaumlnzlich ohne Werbung

- Profiwetterkarten

- Niederschlagsradar-Prognose fuumlr Deutschland

- 1-stuumlndige Satellitenbilder

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Dann registrieren Sie sich jetzt kostenlos und nutzen Sie Vor-

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 4: L ausgabe 9

5

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 7

Im Spreewald Amadeus Firgau 8

Lieber Wind Elin Bell 24

Wortsplitter Elin Bell 25

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur 26

Langsam Birgit Burkey 32

Ungestillt Birgit Burkey 33

Summersound Birgit Burkey 34

Weisgerber Barbara Wuumlrtz 36

Der Zeitungsleser im Restaurant Barbara Wuumlrtz 37

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz 38

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz 40

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz 41

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz 42

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz 43

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann 44

Das Ungesagte Lisa Szygula 58

Kleine Schwester Lisa Szygula 59

Schwestern Lisa Szygula 60

Ohne Titel Lisa Szygula 62

B-Tonung Erwin Altmeier 65

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer 68

du hast dich Heinz-Josef Scherer 69

Frauen - Mann Heinz-Josef Scherer 70

Eine Stunde des Friedens Joumlrg Bur 74

Verzeichnis 80

6

VOR

WORT

7

Liebe Leserinnen und Leser

Literatur und visuelle Kunst haben

vieles gemeinsam

Sie erlauben uns Dinge zu sehen

die wir nie zuvor gesehen haben zu

fuumlhlen wie wir nie zuvor gefuumlhlt ha-

ben und etwas zu erleben von dem

wir nie geglaubt haben dass es moumlg-

lich sei

Sie verleihen uns Fluumlgel die uns

uumlber alle Grenzen hinaustragen durch

Zeit und Raum in reale und fiktive

Welten

Sie konfrontieren uns aber auch mit

der Wahrheit wecken unsere dunklen

Seiten in uns aber auch Hoffnung

und Wege zum Licht aus dem Dunkel

Kunst zu schaffen bedeutet sehr

mutig zu sein denn die Kuumlnstler ge-

ben viel von ihrer Persoumlnlichkeit preis

und zoumlgern oft sich ihrem kritischen

Publikum auszuliefern Immer mit der

Frage beschaumlftigt Was ist wert ist gut

genug um fuumlr immer abgedruckt zu

sein Es ist fast unmoumlglich dies zu de-

finieren Kunst ist nicht vertikal son-

dern horizontal lebt von der Vielfalt

Wir laden Sie ein mit uns auf Rei-

sen zu gehen

Susanna Bur

Redaktion

Foto Susanna Bur

8

Der Spreewald ist durchzogen von Kanaumllen Rinnsalen Seen

und wie der Name schon sagt der Spree Manche Bereiche

wurden trocken gelegt und landwirtschaftlich genutzt es gibt

aber noch Reste der einst riesigen Auenwaumllder die man nur mit

einem Kahn oder dergleichen durchqueren kann

Ich war per Auto nach Luumlbbenau gekommen und lud ndash nach

einer Nacht in einer kleinen Pension ndash am Ufer der Spree Pad-

delboot und Einmannzelt aus Ich wollte nach Norden vielleicht

bis zum Neuendorfer See und dann auf anderen Wasserwegen

in einer groszligen Schleife uumlber Burg wieder zuruumlck

Zwei alte Maumlnner saszligen rauchend am Ufer und sahen zu wie

ich das Zelt in meinem Boot verstaute Der eine sagte etwas in

einer Sprache die ich nicht verstand Der andere lachte heiser

und zog wieder an seiner Pfeife Der erstere stand auf pinkelte

in den Fluss und kam dann zu mir

raquoDu faumlhrst ganz alleinelaquo

Ich nickte

raquoDu wirst dich verfahrenlaquo

raquoIch habe eine Kartelaquo entgegnete ich raquoUnd ein GPS-Geraumltlaquo

Er taumltschelte mir die Schulter Ich kam mir bloumld vor raquoDu

wirst dich verirrenlaquo wiederholte er raquoIrgend wann steckst du

fest und rund um dich ist Sumpflaquo

raquoDie Suumlmpfe sind doch laumlngst trocken gelegtlaquo Wieso erzaumlhl-

ten die mir solchen Unsinn

Der andere Alte nahm die Pfeife aus dem Mund und rief

raquoDie Bludniki koumlnnten ihm helfen oderlaquo

Im Spreewald Amadeus Firgau

9

raquoBludnikilaquo fragte ich Vielleicht eine Art Wasserpolizei

dachte ich

raquoIrrlichterlaquo erklaumlrte der Alte der sich noch immer auf meine

Schulter stuumltzte raquoDie fuumlhren dich wieder raus aus dem Sumpflaquo

raquoIrrlichter Alles klarlaquo Ich seufzte Wenigstens gelang es mir

meine Schulter von seiner Hand zu befreien und mich aufzurich-

ten raquoWenn ich eines sehe dann gruumlszlige ich es von Ihnen okaylaquo

Der Alte schmunzelte raquoDu denkst ich bin senil Oder besof-

fenlaquo

raquoBeides Korlalaquo rief der andere Alte raquoBeideslaquo Er musste

so lachen dass ihm die Pfeife aus der Hand fiel Betroffen hob

er sie auf und schaute in den Pfeifenkopf ob noch Glut vorhan-

den war Er paffte ein paar Male und als wieder Rauchwoumllk-

chen aufstiegen rief er raquoSag ihm dass man die Bludniki bezah-

len musslaquo

raquoMan muss die Bludniki bezahlenlaquo sagte der Alte neben mir

raquoSonst fuumlhren sie einen noch schlimmer in den Sumpflaquo

raquoIch werdrsquos mir merkenlaquo murrte ich Wieso konnten die bei-

den mich nicht einfach in Ruhe mein Boot packen lassen

Der Alte neben mir haute aufmunternd auf meine Schulter

dann schlurfte er zuruumlck zu seinem Kumpel auf der Bank Er

konnte wohl Gedanken lesen

Zwei Tage war ich schon unterwegs Zunaumlchst ging es vorbei

an Wiesen und kleinen Siedlungen was mich enttaumluschte denn

ich wollte den dichten urspruumlnglichen Spreewald erleben Staumln-

dig begegneten mir Ausfluumlgler Jemand wollte mir saure Gurken

verkaufen ndash eine Spezialitaumlt dieser Gegend

raquoOh Gottlaquo dachte ich raquoIch wollte ich koumlnnte erleben wie es

fruumlher aussahlaquo In der Ferne donnerte es Das klang als braue

sich ein Gewitter zusammen ndash hoffentlich nicht hier im offenen

10

Gelaumlnde Allerdings waren keine groumlszligeren Wolken am Himmel

was mich beruhigte

Dann aber glitt ich hinein in das Gruumln der Erlenbruchwaumllder

Das Wasser flimmerte unter den uumlberhaumlngenden Zweigen im

Daumlmmerlicht Man konnte nicht weiter als fuumlnf Meter in den

Wald sehen so dicht wuchsen Baumlume und Gras Manchmal

tauchten am Ufer Landestege auf mit kleinen Blockhaumluschen

dahinter Die Giebel waren mit geschnitzten Pferdekoumlpfen ge-

schmuumlckt Manchmal begegneten mir auch Leute in Kaumlhnen die

sie mit einer langen Stange durch die Kanaumlle schoben Sie gruumlszlig-

ten freundlich die Aumllteren redeten unter einander in dieser selt-

samen Sprache ndash Sorbisch wie ich mittlerweile wusste

Auf einem Steg saszlig ein Maumldchen vielleicht achtzehn Jahre

und planschte mit den braungebrannten Fuumlszligen im Wasser Zeit

fuumlr eine Pause dachte ich Ich band mein Boot fest holte einen

meiner wasserdichten Beutel mit Essensvorraumlten und setzte

mich zu ihr auf die heiszligen Holzplanken Den Muumlsliriegel den

ich ihr anbot fand sie lecker Ich fragte sie nach den Bludniki

Sie lachte Sie hatte ein huumlbsches Lachen

raquoBludniks So ein Quatsch Die gibt es ebenso wenig wie

sprechende Schlangen oder den Plon Das sind Maumlrchen wie sie

meine Oma erzaumlhltlaquo

Ihr Spaghettitraumlger rutschte uumlber die braungebrannte Schulter

Ich fragte mich ob sie uumlberall so braun war

raquoIch liege hier oft in der Sonnelaquo sagte sie raquoBloszlig mit dem

Bikini anlaquo Sie konnte wohl Gedanken lesen

Ich fuhr erst am Nachmittag weiter sie winkte mir zum Ab-

schied Es war schwuumll geworden die Luft stand heiszlig und feucht

auf dem Wasser die Stechmuumlcken sirrten aufdringlich und nutz-

11

ten jede Moumlglichkeit Immer haumlufiger zweigten Kanaumlle Neben-

arme oder ein Flieszlig ab ndash oder sie fuumlhrten heran Das Wasser

floss hier so traumlge dass ich nicht immer entscheiden konnte was

der Fall war Solange ich gegen die Stroumlmung paddelte wusste

ich dass ich auf dem richtigen Weg war so aber war ich auf

GPS und die Karte angewiesen

Dummerweise hatte mein GPS-Geraumlt den Geist aufgegeben

Zwar zeigte das Kontroll-Laumlmpchen dass es in Betrieb war

aber es lieferte keine Information wo ich mich befand Selbst

als ich neue Batterien rein steckte streikte es Ich packte es weg

und waumlhlte das Flieszlig mit der deutlichsten Stroumlmung

Einmal fuhr ich mindestens eine halbe Stunde einen Neben-

arm entlang bevor ich merkte dass ich mit der Stroumlmung trieb

Ich kehrte um und sah erst jetzt dass es mehrere Zulaumlufe gab

zwischen denen ich jetzt waumlhlen musste

Nach einer Stunde oder so wurde dieses Flieszlig immer enger

dann auch flacher und endete in einem uumlberschwemmten Wald-

gebiet Also kehrte ich erneut um und versuchte einen anderen

Weg Der fuumlhrte mich mehr nach Osten ndash glaubte ich denn der

Himmel hatte sich bewoumllkt ich konnte die Sonne nicht sehen

Wenn ich wenigstens einen Menschen getroffen haumltte Aber die-

se Gegend war bis auf mich anscheinend menschenleer Tiere

gab es umso mehr Ich beobachtete zwei Fischotter die mich

ebenso neugierig anglotzten wie ich sie Immer wieder sah ich

Ringelnattern die sich wegschlaumlngelten wenn ich naumlher kam

Reiher und andere groumlszligere Voumlgel deren Namen ich nicht kann-

te wateten zwischen den Binsen oder unter den Erlen umher

Einmal stieszlig zwanzig Meter vor mir ein Fischadler herab und

krallte sich einen Fisch der an der warmen Wasseroberflaumlche

getraumlumt hatte

12

Es wurde dunkel ich suchte mir eine erhoumlhte trockenere

Stelle fuumlr mein Zelt aus Ich war dankbar fuumlr die Abendbrise ndash

sie lieszlig keine Stechmuumlcken aufkommen So verbrachte ich eine

ruhige Nacht

Am naumlchsten Morgen strahlte die Sonne durch die Zweige

Voumlgel zwitscherten Ringelnattern schluumlpften durchs Gras und

schlaumlngelten im Wasser davon Uumlberall bluumlhten gelbe Sumpfdot-

terblumen Mein GPS zeigte noch immer nichts an aber dank

der Sonne fand ich mich wieder zurecht Ich packte mein Zeug

zusammen und paddelte nach Norden weiter Ich sang sogar ein

Lied

Ich hatte von dem Maumldchen mit den braunen Schultern ge-

traumlumt was kein Wunder war Im Traum hatte sie aber keine

Jeans und Top mit Spaghettitraumlgern an sondern einen Kittel aus

grobem Stoff der durch einen Guumlrtel uumlber den Huumlften zusam-

men gehalten wurde Wie aus einem dieser Mittelaltermaumlrkte

entsprungen die man jetzt uumlberall sieht

Bild quelle wikipedia commons

13

raquoHallo Kelten-Girllaquo hatte ich gesagt Aber sie sah mich

stumm aus ihren gruumlngelben Augen an Gruumlngelb Das war mir

vorher gar nicht aufgefallen ich hatte anderes im Sinn als ihre

Augenfarbe zu erkunden Gruumlngelb

Dann sagte sie raquoVon wegen Kelten Die wuumlrden sich nicht

hertrauenlaquo In ihrem Schoszlig lag zusammengeringelt eine kleine

Schlange raquoMagst du sie streichelnlaquo Aber ich traute mich nicht

sie sah giftig aus

Mittags kamen mir zwei Maumlnner auf einem Stocherkahn ent-

gegen ndash einer saszlig im Bug der andere stand hinten und schob

den Kahn mit seinem Stecken vorwaumlrts Sie waren ungefaumlhr

zwanzig und trugen kurze Kinnbaumlrte Seltsam waren ihre weiten

Hosen die sie mit Stricken statt eines Guumlrtels festgebunden hat-

ten Trotzdem hatte ich den Eindruck sie schon mal gesehen zu

haben

Ich gaffte sie an sie gafften mich an ndash wahrscheinlich weil

ich nur meine Boxershorts anhatte Sie redeten sie mich in die-

ser seltsamen sorbischen Sprache an und deuteten auf mein Pad-

delboot und konnten sich nicht einkriegen als ob es etwas ganz

Besonderes waumlre Ich grinste hilflos Da winkten sie mir zu und

fuhren weiter Im Kahn lag ein mageres Schwein dessen Hinter-

und Vorderlaumlufe jeweils zusammengebunden waren Es drehte

den Kopf und schaute mich an

Das glaubt mir keiner dachte ich wenn ich erzaumlhle wie die

Leute hier noch leben Wieso treffe ich keine normalen Men-

schen Jemand im Hawaii-Hemd zum Beispiel Aber eigentlich

war ich froh ndash ich hatte mir ja gewuumlnscht eine Zeitlang keine

Ausfluumlglerscharen und Parkplaumltze am Ufer zu sehen Aber ext-

14

rem war das schon Gut dass ich genug Proviant fuumlr eine Woche

hatte

Nachmittags bezog sich der Himmel wieder Dies war wieder

eine Gegend wo man kaum eine Stroumlmung ausmachen konnte

Die Erlen standen weniger dicht der Boden war bedeckt mit

Binsenbuumlscheln an den erhoumlhten Stellen mit Moos und Woll-

gras Die Stechmuumlcken wurden wieder zudringlich Einmal

schlug ich so wild um mich dass mein Boot kenterte Die Eski-

morolle klappte nicht das Flieszlig war hier nur knietief Also stieg

ich ins Wasser zog das Boot an Land und lieszlig das Wasser her-

auslaufen Das Zelt war nass auch meine Klamotten die ich nur

so in den Fuszligraum gestopft hatte Proviant Kamera Ausweise

etc in den wasserdichten Behaumlltern waren trocken geblieben

Als ich alles wieder verstaut hatte und ins Boot steigen wollte

merkte ich erst dass an meinen Beinen Dutzende von Blutegeln

hingen Das ist eines der ekligsten Erfahrungen die man haben

kann finde ich Aber ich behielt die Fassung Manche lieszligen

sich noch leicht abreiszligen die anderen hatten sich festgebissen

und saugten mein schoumlnes Blut Im Proviantbeutel hatte ich ei-

nen Salzstreuer damit bestreute ich die Biester bis sie loslieszligen

und ins Wasser plumpsten Aber die Bisswunden juckten nicht

nur sie bluteten ndash meine Beine waren gestreift von duumlnnen ro-

ten Rinnsalen

Meine gute Stimmung war dahin Das Wetter wurde auch

nicht besser im Gegenteil Missmutig paddelte ich im Nieselre-

gen ndash ab und an unterbrochen von richtigem Regen ndash und hoffte

bald wieder in dichteren Wald zu kommen wo ich an einer tro-

ckenen Stelle mein Zelt aufschlagen konnte Aber es wurde dun-

kel und noch immer paddelte ich ndash ob nach Norden Osten oder

sonst wohin ich hatte keine Ahnung Zuletzt gab ich auf weil

15

ich nichts mehr sah und lieszlig mich treiben in der Hoffnung

dass die Stroumlmung falls es eine gab ndash mich wieder ins offene

Wasser brachte

Und dann steckte ich fest

Was konnte ich tun Nichts Also zog ich mein Regencape

dichter uumlber mich und versuchte im Sitzen zu schlafen Ich

musste wohl eingedoumlst sein denn ich schreckte auf weil ich et-

was gehoumlrt hatte In der Naumlhe schnaufte ein groszliges Tier Ich lug-

te unter meinem Cape hervor Es hatte aufgehoumlrt zu regnen war

aber immer noch zu dunkel um viel zu erkennen Aber ein Dut-

zend Schritte weiter stapfte ein riesiges dunkles Wesen durch

den Morast Es war gehoumlrnt und sah aus wie eine Kuh nur mit

einem houmlheren Buckel Gab es hier wilde Rinder Ich wusste

dass in manchen polnischen Waumlldern noch welche zu finden wa-

ren aber hier Das Vieh wandte mir den Kopf zu und schnaufte

wieder Er schien mich nicht zu moumlgen Schlieszliglich trollte es

sich und verschwand

Nun erst sah ich das kleine Licht das in einiger Entfernung

uumlber dem Boden tanzte Ich vermutete dass dort ein Wanderer

mit seiner Laterne unterwegs war offensichtlich auf sicherem

Boden

raquoHallolaquo rief ich doch das Lichtchen bewegte sich weiter

Der Mann dort musste wohl taub sein ndash oder hatte er Angst vor

mirlaquo

raquoHallo Hilfelaquo rief ich raquoLaufen Sie nicht weg Bittelaquo

Das Lichtchen blieb auf der Stelle Na also Jetzt war die Ge-

legenheit hinzulaufen Ich war schon mit einem Bein aus dem

Boot da fiel mir ein dass ich meine Sachen nicht einfach im

Stich lassen wollte Auszligerdem Dort war der Weg vielleicht si-

cher aber hier Ich sah ja keinen Meter weit

16

Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

17

So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

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den sparen Sie

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Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

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Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

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Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 5: L ausgabe 9

6

VOR

WORT

7

Liebe Leserinnen und Leser

Literatur und visuelle Kunst haben

vieles gemeinsam

Sie erlauben uns Dinge zu sehen

die wir nie zuvor gesehen haben zu

fuumlhlen wie wir nie zuvor gefuumlhlt ha-

ben und etwas zu erleben von dem

wir nie geglaubt haben dass es moumlg-

lich sei

Sie verleihen uns Fluumlgel die uns

uumlber alle Grenzen hinaustragen durch

Zeit und Raum in reale und fiktive

Welten

Sie konfrontieren uns aber auch mit

der Wahrheit wecken unsere dunklen

Seiten in uns aber auch Hoffnung

und Wege zum Licht aus dem Dunkel

Kunst zu schaffen bedeutet sehr

mutig zu sein denn die Kuumlnstler ge-

ben viel von ihrer Persoumlnlichkeit preis

und zoumlgern oft sich ihrem kritischen

Publikum auszuliefern Immer mit der

Frage beschaumlftigt Was ist wert ist gut

genug um fuumlr immer abgedruckt zu

sein Es ist fast unmoumlglich dies zu de-

finieren Kunst ist nicht vertikal son-

dern horizontal lebt von der Vielfalt

Wir laden Sie ein mit uns auf Rei-

sen zu gehen

Susanna Bur

Redaktion

Foto Susanna Bur

8

Der Spreewald ist durchzogen von Kanaumllen Rinnsalen Seen

und wie der Name schon sagt der Spree Manche Bereiche

wurden trocken gelegt und landwirtschaftlich genutzt es gibt

aber noch Reste der einst riesigen Auenwaumllder die man nur mit

einem Kahn oder dergleichen durchqueren kann

Ich war per Auto nach Luumlbbenau gekommen und lud ndash nach

einer Nacht in einer kleinen Pension ndash am Ufer der Spree Pad-

delboot und Einmannzelt aus Ich wollte nach Norden vielleicht

bis zum Neuendorfer See und dann auf anderen Wasserwegen

in einer groszligen Schleife uumlber Burg wieder zuruumlck

Zwei alte Maumlnner saszligen rauchend am Ufer und sahen zu wie

ich das Zelt in meinem Boot verstaute Der eine sagte etwas in

einer Sprache die ich nicht verstand Der andere lachte heiser

und zog wieder an seiner Pfeife Der erstere stand auf pinkelte

in den Fluss und kam dann zu mir

raquoDu faumlhrst ganz alleinelaquo

Ich nickte

raquoDu wirst dich verfahrenlaquo

raquoIch habe eine Kartelaquo entgegnete ich raquoUnd ein GPS-Geraumltlaquo

Er taumltschelte mir die Schulter Ich kam mir bloumld vor raquoDu

wirst dich verirrenlaquo wiederholte er raquoIrgend wann steckst du

fest und rund um dich ist Sumpflaquo

raquoDie Suumlmpfe sind doch laumlngst trocken gelegtlaquo Wieso erzaumlhl-

ten die mir solchen Unsinn

Der andere Alte nahm die Pfeife aus dem Mund und rief

raquoDie Bludniki koumlnnten ihm helfen oderlaquo

Im Spreewald Amadeus Firgau

9

raquoBludnikilaquo fragte ich Vielleicht eine Art Wasserpolizei

dachte ich

raquoIrrlichterlaquo erklaumlrte der Alte der sich noch immer auf meine

Schulter stuumltzte raquoDie fuumlhren dich wieder raus aus dem Sumpflaquo

raquoIrrlichter Alles klarlaquo Ich seufzte Wenigstens gelang es mir

meine Schulter von seiner Hand zu befreien und mich aufzurich-

ten raquoWenn ich eines sehe dann gruumlszlige ich es von Ihnen okaylaquo

Der Alte schmunzelte raquoDu denkst ich bin senil Oder besof-

fenlaquo

raquoBeides Korlalaquo rief der andere Alte raquoBeideslaquo Er musste

so lachen dass ihm die Pfeife aus der Hand fiel Betroffen hob

er sie auf und schaute in den Pfeifenkopf ob noch Glut vorhan-

den war Er paffte ein paar Male und als wieder Rauchwoumllk-

chen aufstiegen rief er raquoSag ihm dass man die Bludniki bezah-

len musslaquo

raquoMan muss die Bludniki bezahlenlaquo sagte der Alte neben mir

raquoSonst fuumlhren sie einen noch schlimmer in den Sumpflaquo

raquoIch werdrsquos mir merkenlaquo murrte ich Wieso konnten die bei-

den mich nicht einfach in Ruhe mein Boot packen lassen

Der Alte neben mir haute aufmunternd auf meine Schulter

dann schlurfte er zuruumlck zu seinem Kumpel auf der Bank Er

konnte wohl Gedanken lesen

Zwei Tage war ich schon unterwegs Zunaumlchst ging es vorbei

an Wiesen und kleinen Siedlungen was mich enttaumluschte denn

ich wollte den dichten urspruumlnglichen Spreewald erleben Staumln-

dig begegneten mir Ausfluumlgler Jemand wollte mir saure Gurken

verkaufen ndash eine Spezialitaumlt dieser Gegend

raquoOh Gottlaquo dachte ich raquoIch wollte ich koumlnnte erleben wie es

fruumlher aussahlaquo In der Ferne donnerte es Das klang als braue

sich ein Gewitter zusammen ndash hoffentlich nicht hier im offenen

10

Gelaumlnde Allerdings waren keine groumlszligeren Wolken am Himmel

was mich beruhigte

Dann aber glitt ich hinein in das Gruumln der Erlenbruchwaumllder

Das Wasser flimmerte unter den uumlberhaumlngenden Zweigen im

Daumlmmerlicht Man konnte nicht weiter als fuumlnf Meter in den

Wald sehen so dicht wuchsen Baumlume und Gras Manchmal

tauchten am Ufer Landestege auf mit kleinen Blockhaumluschen

dahinter Die Giebel waren mit geschnitzten Pferdekoumlpfen ge-

schmuumlckt Manchmal begegneten mir auch Leute in Kaumlhnen die

sie mit einer langen Stange durch die Kanaumlle schoben Sie gruumlszlig-

ten freundlich die Aumllteren redeten unter einander in dieser selt-

samen Sprache ndash Sorbisch wie ich mittlerweile wusste

Auf einem Steg saszlig ein Maumldchen vielleicht achtzehn Jahre

und planschte mit den braungebrannten Fuumlszligen im Wasser Zeit

fuumlr eine Pause dachte ich Ich band mein Boot fest holte einen

meiner wasserdichten Beutel mit Essensvorraumlten und setzte

mich zu ihr auf die heiszligen Holzplanken Den Muumlsliriegel den

ich ihr anbot fand sie lecker Ich fragte sie nach den Bludniki

Sie lachte Sie hatte ein huumlbsches Lachen

raquoBludniks So ein Quatsch Die gibt es ebenso wenig wie

sprechende Schlangen oder den Plon Das sind Maumlrchen wie sie

meine Oma erzaumlhltlaquo

Ihr Spaghettitraumlger rutschte uumlber die braungebrannte Schulter

Ich fragte mich ob sie uumlberall so braun war

raquoIch liege hier oft in der Sonnelaquo sagte sie raquoBloszlig mit dem

Bikini anlaquo Sie konnte wohl Gedanken lesen

Ich fuhr erst am Nachmittag weiter sie winkte mir zum Ab-

schied Es war schwuumll geworden die Luft stand heiszlig und feucht

auf dem Wasser die Stechmuumlcken sirrten aufdringlich und nutz-

11

ten jede Moumlglichkeit Immer haumlufiger zweigten Kanaumlle Neben-

arme oder ein Flieszlig ab ndash oder sie fuumlhrten heran Das Wasser

floss hier so traumlge dass ich nicht immer entscheiden konnte was

der Fall war Solange ich gegen die Stroumlmung paddelte wusste

ich dass ich auf dem richtigen Weg war so aber war ich auf

GPS und die Karte angewiesen

Dummerweise hatte mein GPS-Geraumlt den Geist aufgegeben

Zwar zeigte das Kontroll-Laumlmpchen dass es in Betrieb war

aber es lieferte keine Information wo ich mich befand Selbst

als ich neue Batterien rein steckte streikte es Ich packte es weg

und waumlhlte das Flieszlig mit der deutlichsten Stroumlmung

Einmal fuhr ich mindestens eine halbe Stunde einen Neben-

arm entlang bevor ich merkte dass ich mit der Stroumlmung trieb

Ich kehrte um und sah erst jetzt dass es mehrere Zulaumlufe gab

zwischen denen ich jetzt waumlhlen musste

Nach einer Stunde oder so wurde dieses Flieszlig immer enger

dann auch flacher und endete in einem uumlberschwemmten Wald-

gebiet Also kehrte ich erneut um und versuchte einen anderen

Weg Der fuumlhrte mich mehr nach Osten ndash glaubte ich denn der

Himmel hatte sich bewoumllkt ich konnte die Sonne nicht sehen

Wenn ich wenigstens einen Menschen getroffen haumltte Aber die-

se Gegend war bis auf mich anscheinend menschenleer Tiere

gab es umso mehr Ich beobachtete zwei Fischotter die mich

ebenso neugierig anglotzten wie ich sie Immer wieder sah ich

Ringelnattern die sich wegschlaumlngelten wenn ich naumlher kam

Reiher und andere groumlszligere Voumlgel deren Namen ich nicht kann-

te wateten zwischen den Binsen oder unter den Erlen umher

Einmal stieszlig zwanzig Meter vor mir ein Fischadler herab und

krallte sich einen Fisch der an der warmen Wasseroberflaumlche

getraumlumt hatte

12

Es wurde dunkel ich suchte mir eine erhoumlhte trockenere

Stelle fuumlr mein Zelt aus Ich war dankbar fuumlr die Abendbrise ndash

sie lieszlig keine Stechmuumlcken aufkommen So verbrachte ich eine

ruhige Nacht

Am naumlchsten Morgen strahlte die Sonne durch die Zweige

Voumlgel zwitscherten Ringelnattern schluumlpften durchs Gras und

schlaumlngelten im Wasser davon Uumlberall bluumlhten gelbe Sumpfdot-

terblumen Mein GPS zeigte noch immer nichts an aber dank

der Sonne fand ich mich wieder zurecht Ich packte mein Zeug

zusammen und paddelte nach Norden weiter Ich sang sogar ein

Lied

Ich hatte von dem Maumldchen mit den braunen Schultern ge-

traumlumt was kein Wunder war Im Traum hatte sie aber keine

Jeans und Top mit Spaghettitraumlgern an sondern einen Kittel aus

grobem Stoff der durch einen Guumlrtel uumlber den Huumlften zusam-

men gehalten wurde Wie aus einem dieser Mittelaltermaumlrkte

entsprungen die man jetzt uumlberall sieht

Bild quelle wikipedia commons

13

raquoHallo Kelten-Girllaquo hatte ich gesagt Aber sie sah mich

stumm aus ihren gruumlngelben Augen an Gruumlngelb Das war mir

vorher gar nicht aufgefallen ich hatte anderes im Sinn als ihre

Augenfarbe zu erkunden Gruumlngelb

Dann sagte sie raquoVon wegen Kelten Die wuumlrden sich nicht

hertrauenlaquo In ihrem Schoszlig lag zusammengeringelt eine kleine

Schlange raquoMagst du sie streichelnlaquo Aber ich traute mich nicht

sie sah giftig aus

Mittags kamen mir zwei Maumlnner auf einem Stocherkahn ent-

gegen ndash einer saszlig im Bug der andere stand hinten und schob

den Kahn mit seinem Stecken vorwaumlrts Sie waren ungefaumlhr

zwanzig und trugen kurze Kinnbaumlrte Seltsam waren ihre weiten

Hosen die sie mit Stricken statt eines Guumlrtels festgebunden hat-

ten Trotzdem hatte ich den Eindruck sie schon mal gesehen zu

haben

Ich gaffte sie an sie gafften mich an ndash wahrscheinlich weil

ich nur meine Boxershorts anhatte Sie redeten sie mich in die-

ser seltsamen sorbischen Sprache an und deuteten auf mein Pad-

delboot und konnten sich nicht einkriegen als ob es etwas ganz

Besonderes waumlre Ich grinste hilflos Da winkten sie mir zu und

fuhren weiter Im Kahn lag ein mageres Schwein dessen Hinter-

und Vorderlaumlufe jeweils zusammengebunden waren Es drehte

den Kopf und schaute mich an

Das glaubt mir keiner dachte ich wenn ich erzaumlhle wie die

Leute hier noch leben Wieso treffe ich keine normalen Men-

schen Jemand im Hawaii-Hemd zum Beispiel Aber eigentlich

war ich froh ndash ich hatte mir ja gewuumlnscht eine Zeitlang keine

Ausfluumlglerscharen und Parkplaumltze am Ufer zu sehen Aber ext-

14

rem war das schon Gut dass ich genug Proviant fuumlr eine Woche

hatte

Nachmittags bezog sich der Himmel wieder Dies war wieder

eine Gegend wo man kaum eine Stroumlmung ausmachen konnte

Die Erlen standen weniger dicht der Boden war bedeckt mit

Binsenbuumlscheln an den erhoumlhten Stellen mit Moos und Woll-

gras Die Stechmuumlcken wurden wieder zudringlich Einmal

schlug ich so wild um mich dass mein Boot kenterte Die Eski-

morolle klappte nicht das Flieszlig war hier nur knietief Also stieg

ich ins Wasser zog das Boot an Land und lieszlig das Wasser her-

auslaufen Das Zelt war nass auch meine Klamotten die ich nur

so in den Fuszligraum gestopft hatte Proviant Kamera Ausweise

etc in den wasserdichten Behaumlltern waren trocken geblieben

Als ich alles wieder verstaut hatte und ins Boot steigen wollte

merkte ich erst dass an meinen Beinen Dutzende von Blutegeln

hingen Das ist eines der ekligsten Erfahrungen die man haben

kann finde ich Aber ich behielt die Fassung Manche lieszligen

sich noch leicht abreiszligen die anderen hatten sich festgebissen

und saugten mein schoumlnes Blut Im Proviantbeutel hatte ich ei-

nen Salzstreuer damit bestreute ich die Biester bis sie loslieszligen

und ins Wasser plumpsten Aber die Bisswunden juckten nicht

nur sie bluteten ndash meine Beine waren gestreift von duumlnnen ro-

ten Rinnsalen

Meine gute Stimmung war dahin Das Wetter wurde auch

nicht besser im Gegenteil Missmutig paddelte ich im Nieselre-

gen ndash ab und an unterbrochen von richtigem Regen ndash und hoffte

bald wieder in dichteren Wald zu kommen wo ich an einer tro-

ckenen Stelle mein Zelt aufschlagen konnte Aber es wurde dun-

kel und noch immer paddelte ich ndash ob nach Norden Osten oder

sonst wohin ich hatte keine Ahnung Zuletzt gab ich auf weil

15

ich nichts mehr sah und lieszlig mich treiben in der Hoffnung

dass die Stroumlmung falls es eine gab ndash mich wieder ins offene

Wasser brachte

Und dann steckte ich fest

Was konnte ich tun Nichts Also zog ich mein Regencape

dichter uumlber mich und versuchte im Sitzen zu schlafen Ich

musste wohl eingedoumlst sein denn ich schreckte auf weil ich et-

was gehoumlrt hatte In der Naumlhe schnaufte ein groszliges Tier Ich lug-

te unter meinem Cape hervor Es hatte aufgehoumlrt zu regnen war

aber immer noch zu dunkel um viel zu erkennen Aber ein Dut-

zend Schritte weiter stapfte ein riesiges dunkles Wesen durch

den Morast Es war gehoumlrnt und sah aus wie eine Kuh nur mit

einem houmlheren Buckel Gab es hier wilde Rinder Ich wusste

dass in manchen polnischen Waumlldern noch welche zu finden wa-

ren aber hier Das Vieh wandte mir den Kopf zu und schnaufte

wieder Er schien mich nicht zu moumlgen Schlieszliglich trollte es

sich und verschwand

Nun erst sah ich das kleine Licht das in einiger Entfernung

uumlber dem Boden tanzte Ich vermutete dass dort ein Wanderer

mit seiner Laterne unterwegs war offensichtlich auf sicherem

Boden

raquoHallolaquo rief ich doch das Lichtchen bewegte sich weiter

Der Mann dort musste wohl taub sein ndash oder hatte er Angst vor

mirlaquo

raquoHallo Hilfelaquo rief ich raquoLaufen Sie nicht weg Bittelaquo

Das Lichtchen blieb auf der Stelle Na also Jetzt war die Ge-

legenheit hinzulaufen Ich war schon mit einem Bein aus dem

Boot da fiel mir ein dass ich meine Sachen nicht einfach im

Stich lassen wollte Auszligerdem Dort war der Weg vielleicht si-

cher aber hier Ich sah ja keinen Meter weit

16

Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

17

So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

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- gaumlnzlich ohne Werbung

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- 1-stuumlndige Satellitenbilder

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 6: L ausgabe 9

7

Liebe Leserinnen und Leser

Literatur und visuelle Kunst haben

vieles gemeinsam

Sie erlauben uns Dinge zu sehen

die wir nie zuvor gesehen haben zu

fuumlhlen wie wir nie zuvor gefuumlhlt ha-

ben und etwas zu erleben von dem

wir nie geglaubt haben dass es moumlg-

lich sei

Sie verleihen uns Fluumlgel die uns

uumlber alle Grenzen hinaustragen durch

Zeit und Raum in reale und fiktive

Welten

Sie konfrontieren uns aber auch mit

der Wahrheit wecken unsere dunklen

Seiten in uns aber auch Hoffnung

und Wege zum Licht aus dem Dunkel

Kunst zu schaffen bedeutet sehr

mutig zu sein denn die Kuumlnstler ge-

ben viel von ihrer Persoumlnlichkeit preis

und zoumlgern oft sich ihrem kritischen

Publikum auszuliefern Immer mit der

Frage beschaumlftigt Was ist wert ist gut

genug um fuumlr immer abgedruckt zu

sein Es ist fast unmoumlglich dies zu de-

finieren Kunst ist nicht vertikal son-

dern horizontal lebt von der Vielfalt

Wir laden Sie ein mit uns auf Rei-

sen zu gehen

Susanna Bur

Redaktion

Foto Susanna Bur

8

Der Spreewald ist durchzogen von Kanaumllen Rinnsalen Seen

und wie der Name schon sagt der Spree Manche Bereiche

wurden trocken gelegt und landwirtschaftlich genutzt es gibt

aber noch Reste der einst riesigen Auenwaumllder die man nur mit

einem Kahn oder dergleichen durchqueren kann

Ich war per Auto nach Luumlbbenau gekommen und lud ndash nach

einer Nacht in einer kleinen Pension ndash am Ufer der Spree Pad-

delboot und Einmannzelt aus Ich wollte nach Norden vielleicht

bis zum Neuendorfer See und dann auf anderen Wasserwegen

in einer groszligen Schleife uumlber Burg wieder zuruumlck

Zwei alte Maumlnner saszligen rauchend am Ufer und sahen zu wie

ich das Zelt in meinem Boot verstaute Der eine sagte etwas in

einer Sprache die ich nicht verstand Der andere lachte heiser

und zog wieder an seiner Pfeife Der erstere stand auf pinkelte

in den Fluss und kam dann zu mir

raquoDu faumlhrst ganz alleinelaquo

Ich nickte

raquoDu wirst dich verfahrenlaquo

raquoIch habe eine Kartelaquo entgegnete ich raquoUnd ein GPS-Geraumltlaquo

Er taumltschelte mir die Schulter Ich kam mir bloumld vor raquoDu

wirst dich verirrenlaquo wiederholte er raquoIrgend wann steckst du

fest und rund um dich ist Sumpflaquo

raquoDie Suumlmpfe sind doch laumlngst trocken gelegtlaquo Wieso erzaumlhl-

ten die mir solchen Unsinn

Der andere Alte nahm die Pfeife aus dem Mund und rief

raquoDie Bludniki koumlnnten ihm helfen oderlaquo

Im Spreewald Amadeus Firgau

9

raquoBludnikilaquo fragte ich Vielleicht eine Art Wasserpolizei

dachte ich

raquoIrrlichterlaquo erklaumlrte der Alte der sich noch immer auf meine

Schulter stuumltzte raquoDie fuumlhren dich wieder raus aus dem Sumpflaquo

raquoIrrlichter Alles klarlaquo Ich seufzte Wenigstens gelang es mir

meine Schulter von seiner Hand zu befreien und mich aufzurich-

ten raquoWenn ich eines sehe dann gruumlszlige ich es von Ihnen okaylaquo

Der Alte schmunzelte raquoDu denkst ich bin senil Oder besof-

fenlaquo

raquoBeides Korlalaquo rief der andere Alte raquoBeideslaquo Er musste

so lachen dass ihm die Pfeife aus der Hand fiel Betroffen hob

er sie auf und schaute in den Pfeifenkopf ob noch Glut vorhan-

den war Er paffte ein paar Male und als wieder Rauchwoumllk-

chen aufstiegen rief er raquoSag ihm dass man die Bludniki bezah-

len musslaquo

raquoMan muss die Bludniki bezahlenlaquo sagte der Alte neben mir

raquoSonst fuumlhren sie einen noch schlimmer in den Sumpflaquo

raquoIch werdrsquos mir merkenlaquo murrte ich Wieso konnten die bei-

den mich nicht einfach in Ruhe mein Boot packen lassen

Der Alte neben mir haute aufmunternd auf meine Schulter

dann schlurfte er zuruumlck zu seinem Kumpel auf der Bank Er

konnte wohl Gedanken lesen

Zwei Tage war ich schon unterwegs Zunaumlchst ging es vorbei

an Wiesen und kleinen Siedlungen was mich enttaumluschte denn

ich wollte den dichten urspruumlnglichen Spreewald erleben Staumln-

dig begegneten mir Ausfluumlgler Jemand wollte mir saure Gurken

verkaufen ndash eine Spezialitaumlt dieser Gegend

raquoOh Gottlaquo dachte ich raquoIch wollte ich koumlnnte erleben wie es

fruumlher aussahlaquo In der Ferne donnerte es Das klang als braue

sich ein Gewitter zusammen ndash hoffentlich nicht hier im offenen

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Gelaumlnde Allerdings waren keine groumlszligeren Wolken am Himmel

was mich beruhigte

Dann aber glitt ich hinein in das Gruumln der Erlenbruchwaumllder

Das Wasser flimmerte unter den uumlberhaumlngenden Zweigen im

Daumlmmerlicht Man konnte nicht weiter als fuumlnf Meter in den

Wald sehen so dicht wuchsen Baumlume und Gras Manchmal

tauchten am Ufer Landestege auf mit kleinen Blockhaumluschen

dahinter Die Giebel waren mit geschnitzten Pferdekoumlpfen ge-

schmuumlckt Manchmal begegneten mir auch Leute in Kaumlhnen die

sie mit einer langen Stange durch die Kanaumlle schoben Sie gruumlszlig-

ten freundlich die Aumllteren redeten unter einander in dieser selt-

samen Sprache ndash Sorbisch wie ich mittlerweile wusste

Auf einem Steg saszlig ein Maumldchen vielleicht achtzehn Jahre

und planschte mit den braungebrannten Fuumlszligen im Wasser Zeit

fuumlr eine Pause dachte ich Ich band mein Boot fest holte einen

meiner wasserdichten Beutel mit Essensvorraumlten und setzte

mich zu ihr auf die heiszligen Holzplanken Den Muumlsliriegel den

ich ihr anbot fand sie lecker Ich fragte sie nach den Bludniki

Sie lachte Sie hatte ein huumlbsches Lachen

raquoBludniks So ein Quatsch Die gibt es ebenso wenig wie

sprechende Schlangen oder den Plon Das sind Maumlrchen wie sie

meine Oma erzaumlhltlaquo

Ihr Spaghettitraumlger rutschte uumlber die braungebrannte Schulter

Ich fragte mich ob sie uumlberall so braun war

raquoIch liege hier oft in der Sonnelaquo sagte sie raquoBloszlig mit dem

Bikini anlaquo Sie konnte wohl Gedanken lesen

Ich fuhr erst am Nachmittag weiter sie winkte mir zum Ab-

schied Es war schwuumll geworden die Luft stand heiszlig und feucht

auf dem Wasser die Stechmuumlcken sirrten aufdringlich und nutz-

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ten jede Moumlglichkeit Immer haumlufiger zweigten Kanaumlle Neben-

arme oder ein Flieszlig ab ndash oder sie fuumlhrten heran Das Wasser

floss hier so traumlge dass ich nicht immer entscheiden konnte was

der Fall war Solange ich gegen die Stroumlmung paddelte wusste

ich dass ich auf dem richtigen Weg war so aber war ich auf

GPS und die Karte angewiesen

Dummerweise hatte mein GPS-Geraumlt den Geist aufgegeben

Zwar zeigte das Kontroll-Laumlmpchen dass es in Betrieb war

aber es lieferte keine Information wo ich mich befand Selbst

als ich neue Batterien rein steckte streikte es Ich packte es weg

und waumlhlte das Flieszlig mit der deutlichsten Stroumlmung

Einmal fuhr ich mindestens eine halbe Stunde einen Neben-

arm entlang bevor ich merkte dass ich mit der Stroumlmung trieb

Ich kehrte um und sah erst jetzt dass es mehrere Zulaumlufe gab

zwischen denen ich jetzt waumlhlen musste

Nach einer Stunde oder so wurde dieses Flieszlig immer enger

dann auch flacher und endete in einem uumlberschwemmten Wald-

gebiet Also kehrte ich erneut um und versuchte einen anderen

Weg Der fuumlhrte mich mehr nach Osten ndash glaubte ich denn der

Himmel hatte sich bewoumllkt ich konnte die Sonne nicht sehen

Wenn ich wenigstens einen Menschen getroffen haumltte Aber die-

se Gegend war bis auf mich anscheinend menschenleer Tiere

gab es umso mehr Ich beobachtete zwei Fischotter die mich

ebenso neugierig anglotzten wie ich sie Immer wieder sah ich

Ringelnattern die sich wegschlaumlngelten wenn ich naumlher kam

Reiher und andere groumlszligere Voumlgel deren Namen ich nicht kann-

te wateten zwischen den Binsen oder unter den Erlen umher

Einmal stieszlig zwanzig Meter vor mir ein Fischadler herab und

krallte sich einen Fisch der an der warmen Wasseroberflaumlche

getraumlumt hatte

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Es wurde dunkel ich suchte mir eine erhoumlhte trockenere

Stelle fuumlr mein Zelt aus Ich war dankbar fuumlr die Abendbrise ndash

sie lieszlig keine Stechmuumlcken aufkommen So verbrachte ich eine

ruhige Nacht

Am naumlchsten Morgen strahlte die Sonne durch die Zweige

Voumlgel zwitscherten Ringelnattern schluumlpften durchs Gras und

schlaumlngelten im Wasser davon Uumlberall bluumlhten gelbe Sumpfdot-

terblumen Mein GPS zeigte noch immer nichts an aber dank

der Sonne fand ich mich wieder zurecht Ich packte mein Zeug

zusammen und paddelte nach Norden weiter Ich sang sogar ein

Lied

Ich hatte von dem Maumldchen mit den braunen Schultern ge-

traumlumt was kein Wunder war Im Traum hatte sie aber keine

Jeans und Top mit Spaghettitraumlgern an sondern einen Kittel aus

grobem Stoff der durch einen Guumlrtel uumlber den Huumlften zusam-

men gehalten wurde Wie aus einem dieser Mittelaltermaumlrkte

entsprungen die man jetzt uumlberall sieht

Bild quelle wikipedia commons

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raquoHallo Kelten-Girllaquo hatte ich gesagt Aber sie sah mich

stumm aus ihren gruumlngelben Augen an Gruumlngelb Das war mir

vorher gar nicht aufgefallen ich hatte anderes im Sinn als ihre

Augenfarbe zu erkunden Gruumlngelb

Dann sagte sie raquoVon wegen Kelten Die wuumlrden sich nicht

hertrauenlaquo In ihrem Schoszlig lag zusammengeringelt eine kleine

Schlange raquoMagst du sie streichelnlaquo Aber ich traute mich nicht

sie sah giftig aus

Mittags kamen mir zwei Maumlnner auf einem Stocherkahn ent-

gegen ndash einer saszlig im Bug der andere stand hinten und schob

den Kahn mit seinem Stecken vorwaumlrts Sie waren ungefaumlhr

zwanzig und trugen kurze Kinnbaumlrte Seltsam waren ihre weiten

Hosen die sie mit Stricken statt eines Guumlrtels festgebunden hat-

ten Trotzdem hatte ich den Eindruck sie schon mal gesehen zu

haben

Ich gaffte sie an sie gafften mich an ndash wahrscheinlich weil

ich nur meine Boxershorts anhatte Sie redeten sie mich in die-

ser seltsamen sorbischen Sprache an und deuteten auf mein Pad-

delboot und konnten sich nicht einkriegen als ob es etwas ganz

Besonderes waumlre Ich grinste hilflos Da winkten sie mir zu und

fuhren weiter Im Kahn lag ein mageres Schwein dessen Hinter-

und Vorderlaumlufe jeweils zusammengebunden waren Es drehte

den Kopf und schaute mich an

Das glaubt mir keiner dachte ich wenn ich erzaumlhle wie die

Leute hier noch leben Wieso treffe ich keine normalen Men-

schen Jemand im Hawaii-Hemd zum Beispiel Aber eigentlich

war ich froh ndash ich hatte mir ja gewuumlnscht eine Zeitlang keine

Ausfluumlglerscharen und Parkplaumltze am Ufer zu sehen Aber ext-

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rem war das schon Gut dass ich genug Proviant fuumlr eine Woche

hatte

Nachmittags bezog sich der Himmel wieder Dies war wieder

eine Gegend wo man kaum eine Stroumlmung ausmachen konnte

Die Erlen standen weniger dicht der Boden war bedeckt mit

Binsenbuumlscheln an den erhoumlhten Stellen mit Moos und Woll-

gras Die Stechmuumlcken wurden wieder zudringlich Einmal

schlug ich so wild um mich dass mein Boot kenterte Die Eski-

morolle klappte nicht das Flieszlig war hier nur knietief Also stieg

ich ins Wasser zog das Boot an Land und lieszlig das Wasser her-

auslaufen Das Zelt war nass auch meine Klamotten die ich nur

so in den Fuszligraum gestopft hatte Proviant Kamera Ausweise

etc in den wasserdichten Behaumlltern waren trocken geblieben

Als ich alles wieder verstaut hatte und ins Boot steigen wollte

merkte ich erst dass an meinen Beinen Dutzende von Blutegeln

hingen Das ist eines der ekligsten Erfahrungen die man haben

kann finde ich Aber ich behielt die Fassung Manche lieszligen

sich noch leicht abreiszligen die anderen hatten sich festgebissen

und saugten mein schoumlnes Blut Im Proviantbeutel hatte ich ei-

nen Salzstreuer damit bestreute ich die Biester bis sie loslieszligen

und ins Wasser plumpsten Aber die Bisswunden juckten nicht

nur sie bluteten ndash meine Beine waren gestreift von duumlnnen ro-

ten Rinnsalen

Meine gute Stimmung war dahin Das Wetter wurde auch

nicht besser im Gegenteil Missmutig paddelte ich im Nieselre-

gen ndash ab und an unterbrochen von richtigem Regen ndash und hoffte

bald wieder in dichteren Wald zu kommen wo ich an einer tro-

ckenen Stelle mein Zelt aufschlagen konnte Aber es wurde dun-

kel und noch immer paddelte ich ndash ob nach Norden Osten oder

sonst wohin ich hatte keine Ahnung Zuletzt gab ich auf weil

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ich nichts mehr sah und lieszlig mich treiben in der Hoffnung

dass die Stroumlmung falls es eine gab ndash mich wieder ins offene

Wasser brachte

Und dann steckte ich fest

Was konnte ich tun Nichts Also zog ich mein Regencape

dichter uumlber mich und versuchte im Sitzen zu schlafen Ich

musste wohl eingedoumlst sein denn ich schreckte auf weil ich et-

was gehoumlrt hatte In der Naumlhe schnaufte ein groszliges Tier Ich lug-

te unter meinem Cape hervor Es hatte aufgehoumlrt zu regnen war

aber immer noch zu dunkel um viel zu erkennen Aber ein Dut-

zend Schritte weiter stapfte ein riesiges dunkles Wesen durch

den Morast Es war gehoumlrnt und sah aus wie eine Kuh nur mit

einem houmlheren Buckel Gab es hier wilde Rinder Ich wusste

dass in manchen polnischen Waumlldern noch welche zu finden wa-

ren aber hier Das Vieh wandte mir den Kopf zu und schnaufte

wieder Er schien mich nicht zu moumlgen Schlieszliglich trollte es

sich und verschwand

Nun erst sah ich das kleine Licht das in einiger Entfernung

uumlber dem Boden tanzte Ich vermutete dass dort ein Wanderer

mit seiner Laterne unterwegs war offensichtlich auf sicherem

Boden

raquoHallolaquo rief ich doch das Lichtchen bewegte sich weiter

Der Mann dort musste wohl taub sein ndash oder hatte er Angst vor

mirlaquo

raquoHallo Hilfelaquo rief ich raquoLaufen Sie nicht weg Bittelaquo

Das Lichtchen blieb auf der Stelle Na also Jetzt war die Ge-

legenheit hinzulaufen Ich war schon mit einem Bein aus dem

Boot da fiel mir ein dass ich meine Sachen nicht einfach im

Stich lassen wollte Auszligerdem Dort war der Weg vielleicht si-

cher aber hier Ich sah ja keinen Meter weit

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Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

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So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

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raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

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Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

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Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

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raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

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niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

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Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

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Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

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Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

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oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

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Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

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29

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Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 7: L ausgabe 9

8

Der Spreewald ist durchzogen von Kanaumllen Rinnsalen Seen

und wie der Name schon sagt der Spree Manche Bereiche

wurden trocken gelegt und landwirtschaftlich genutzt es gibt

aber noch Reste der einst riesigen Auenwaumllder die man nur mit

einem Kahn oder dergleichen durchqueren kann

Ich war per Auto nach Luumlbbenau gekommen und lud ndash nach

einer Nacht in einer kleinen Pension ndash am Ufer der Spree Pad-

delboot und Einmannzelt aus Ich wollte nach Norden vielleicht

bis zum Neuendorfer See und dann auf anderen Wasserwegen

in einer groszligen Schleife uumlber Burg wieder zuruumlck

Zwei alte Maumlnner saszligen rauchend am Ufer und sahen zu wie

ich das Zelt in meinem Boot verstaute Der eine sagte etwas in

einer Sprache die ich nicht verstand Der andere lachte heiser

und zog wieder an seiner Pfeife Der erstere stand auf pinkelte

in den Fluss und kam dann zu mir

raquoDu faumlhrst ganz alleinelaquo

Ich nickte

raquoDu wirst dich verfahrenlaquo

raquoIch habe eine Kartelaquo entgegnete ich raquoUnd ein GPS-Geraumltlaquo

Er taumltschelte mir die Schulter Ich kam mir bloumld vor raquoDu

wirst dich verirrenlaquo wiederholte er raquoIrgend wann steckst du

fest und rund um dich ist Sumpflaquo

raquoDie Suumlmpfe sind doch laumlngst trocken gelegtlaquo Wieso erzaumlhl-

ten die mir solchen Unsinn

Der andere Alte nahm die Pfeife aus dem Mund und rief

raquoDie Bludniki koumlnnten ihm helfen oderlaquo

Im Spreewald Amadeus Firgau

9

raquoBludnikilaquo fragte ich Vielleicht eine Art Wasserpolizei

dachte ich

raquoIrrlichterlaquo erklaumlrte der Alte der sich noch immer auf meine

Schulter stuumltzte raquoDie fuumlhren dich wieder raus aus dem Sumpflaquo

raquoIrrlichter Alles klarlaquo Ich seufzte Wenigstens gelang es mir

meine Schulter von seiner Hand zu befreien und mich aufzurich-

ten raquoWenn ich eines sehe dann gruumlszlige ich es von Ihnen okaylaquo

Der Alte schmunzelte raquoDu denkst ich bin senil Oder besof-

fenlaquo

raquoBeides Korlalaquo rief der andere Alte raquoBeideslaquo Er musste

so lachen dass ihm die Pfeife aus der Hand fiel Betroffen hob

er sie auf und schaute in den Pfeifenkopf ob noch Glut vorhan-

den war Er paffte ein paar Male und als wieder Rauchwoumllk-

chen aufstiegen rief er raquoSag ihm dass man die Bludniki bezah-

len musslaquo

raquoMan muss die Bludniki bezahlenlaquo sagte der Alte neben mir

raquoSonst fuumlhren sie einen noch schlimmer in den Sumpflaquo

raquoIch werdrsquos mir merkenlaquo murrte ich Wieso konnten die bei-

den mich nicht einfach in Ruhe mein Boot packen lassen

Der Alte neben mir haute aufmunternd auf meine Schulter

dann schlurfte er zuruumlck zu seinem Kumpel auf der Bank Er

konnte wohl Gedanken lesen

Zwei Tage war ich schon unterwegs Zunaumlchst ging es vorbei

an Wiesen und kleinen Siedlungen was mich enttaumluschte denn

ich wollte den dichten urspruumlnglichen Spreewald erleben Staumln-

dig begegneten mir Ausfluumlgler Jemand wollte mir saure Gurken

verkaufen ndash eine Spezialitaumlt dieser Gegend

raquoOh Gottlaquo dachte ich raquoIch wollte ich koumlnnte erleben wie es

fruumlher aussahlaquo In der Ferne donnerte es Das klang als braue

sich ein Gewitter zusammen ndash hoffentlich nicht hier im offenen

10

Gelaumlnde Allerdings waren keine groumlszligeren Wolken am Himmel

was mich beruhigte

Dann aber glitt ich hinein in das Gruumln der Erlenbruchwaumllder

Das Wasser flimmerte unter den uumlberhaumlngenden Zweigen im

Daumlmmerlicht Man konnte nicht weiter als fuumlnf Meter in den

Wald sehen so dicht wuchsen Baumlume und Gras Manchmal

tauchten am Ufer Landestege auf mit kleinen Blockhaumluschen

dahinter Die Giebel waren mit geschnitzten Pferdekoumlpfen ge-

schmuumlckt Manchmal begegneten mir auch Leute in Kaumlhnen die

sie mit einer langen Stange durch die Kanaumlle schoben Sie gruumlszlig-

ten freundlich die Aumllteren redeten unter einander in dieser selt-

samen Sprache ndash Sorbisch wie ich mittlerweile wusste

Auf einem Steg saszlig ein Maumldchen vielleicht achtzehn Jahre

und planschte mit den braungebrannten Fuumlszligen im Wasser Zeit

fuumlr eine Pause dachte ich Ich band mein Boot fest holte einen

meiner wasserdichten Beutel mit Essensvorraumlten und setzte

mich zu ihr auf die heiszligen Holzplanken Den Muumlsliriegel den

ich ihr anbot fand sie lecker Ich fragte sie nach den Bludniki

Sie lachte Sie hatte ein huumlbsches Lachen

raquoBludniks So ein Quatsch Die gibt es ebenso wenig wie

sprechende Schlangen oder den Plon Das sind Maumlrchen wie sie

meine Oma erzaumlhltlaquo

Ihr Spaghettitraumlger rutschte uumlber die braungebrannte Schulter

Ich fragte mich ob sie uumlberall so braun war

raquoIch liege hier oft in der Sonnelaquo sagte sie raquoBloszlig mit dem

Bikini anlaquo Sie konnte wohl Gedanken lesen

Ich fuhr erst am Nachmittag weiter sie winkte mir zum Ab-

schied Es war schwuumll geworden die Luft stand heiszlig und feucht

auf dem Wasser die Stechmuumlcken sirrten aufdringlich und nutz-

11

ten jede Moumlglichkeit Immer haumlufiger zweigten Kanaumlle Neben-

arme oder ein Flieszlig ab ndash oder sie fuumlhrten heran Das Wasser

floss hier so traumlge dass ich nicht immer entscheiden konnte was

der Fall war Solange ich gegen die Stroumlmung paddelte wusste

ich dass ich auf dem richtigen Weg war so aber war ich auf

GPS und die Karte angewiesen

Dummerweise hatte mein GPS-Geraumlt den Geist aufgegeben

Zwar zeigte das Kontroll-Laumlmpchen dass es in Betrieb war

aber es lieferte keine Information wo ich mich befand Selbst

als ich neue Batterien rein steckte streikte es Ich packte es weg

und waumlhlte das Flieszlig mit der deutlichsten Stroumlmung

Einmal fuhr ich mindestens eine halbe Stunde einen Neben-

arm entlang bevor ich merkte dass ich mit der Stroumlmung trieb

Ich kehrte um und sah erst jetzt dass es mehrere Zulaumlufe gab

zwischen denen ich jetzt waumlhlen musste

Nach einer Stunde oder so wurde dieses Flieszlig immer enger

dann auch flacher und endete in einem uumlberschwemmten Wald-

gebiet Also kehrte ich erneut um und versuchte einen anderen

Weg Der fuumlhrte mich mehr nach Osten ndash glaubte ich denn der

Himmel hatte sich bewoumllkt ich konnte die Sonne nicht sehen

Wenn ich wenigstens einen Menschen getroffen haumltte Aber die-

se Gegend war bis auf mich anscheinend menschenleer Tiere

gab es umso mehr Ich beobachtete zwei Fischotter die mich

ebenso neugierig anglotzten wie ich sie Immer wieder sah ich

Ringelnattern die sich wegschlaumlngelten wenn ich naumlher kam

Reiher und andere groumlszligere Voumlgel deren Namen ich nicht kann-

te wateten zwischen den Binsen oder unter den Erlen umher

Einmal stieszlig zwanzig Meter vor mir ein Fischadler herab und

krallte sich einen Fisch der an der warmen Wasseroberflaumlche

getraumlumt hatte

12

Es wurde dunkel ich suchte mir eine erhoumlhte trockenere

Stelle fuumlr mein Zelt aus Ich war dankbar fuumlr die Abendbrise ndash

sie lieszlig keine Stechmuumlcken aufkommen So verbrachte ich eine

ruhige Nacht

Am naumlchsten Morgen strahlte die Sonne durch die Zweige

Voumlgel zwitscherten Ringelnattern schluumlpften durchs Gras und

schlaumlngelten im Wasser davon Uumlberall bluumlhten gelbe Sumpfdot-

terblumen Mein GPS zeigte noch immer nichts an aber dank

der Sonne fand ich mich wieder zurecht Ich packte mein Zeug

zusammen und paddelte nach Norden weiter Ich sang sogar ein

Lied

Ich hatte von dem Maumldchen mit den braunen Schultern ge-

traumlumt was kein Wunder war Im Traum hatte sie aber keine

Jeans und Top mit Spaghettitraumlgern an sondern einen Kittel aus

grobem Stoff der durch einen Guumlrtel uumlber den Huumlften zusam-

men gehalten wurde Wie aus einem dieser Mittelaltermaumlrkte

entsprungen die man jetzt uumlberall sieht

Bild quelle wikipedia commons

13

raquoHallo Kelten-Girllaquo hatte ich gesagt Aber sie sah mich

stumm aus ihren gruumlngelben Augen an Gruumlngelb Das war mir

vorher gar nicht aufgefallen ich hatte anderes im Sinn als ihre

Augenfarbe zu erkunden Gruumlngelb

Dann sagte sie raquoVon wegen Kelten Die wuumlrden sich nicht

hertrauenlaquo In ihrem Schoszlig lag zusammengeringelt eine kleine

Schlange raquoMagst du sie streichelnlaquo Aber ich traute mich nicht

sie sah giftig aus

Mittags kamen mir zwei Maumlnner auf einem Stocherkahn ent-

gegen ndash einer saszlig im Bug der andere stand hinten und schob

den Kahn mit seinem Stecken vorwaumlrts Sie waren ungefaumlhr

zwanzig und trugen kurze Kinnbaumlrte Seltsam waren ihre weiten

Hosen die sie mit Stricken statt eines Guumlrtels festgebunden hat-

ten Trotzdem hatte ich den Eindruck sie schon mal gesehen zu

haben

Ich gaffte sie an sie gafften mich an ndash wahrscheinlich weil

ich nur meine Boxershorts anhatte Sie redeten sie mich in die-

ser seltsamen sorbischen Sprache an und deuteten auf mein Pad-

delboot und konnten sich nicht einkriegen als ob es etwas ganz

Besonderes waumlre Ich grinste hilflos Da winkten sie mir zu und

fuhren weiter Im Kahn lag ein mageres Schwein dessen Hinter-

und Vorderlaumlufe jeweils zusammengebunden waren Es drehte

den Kopf und schaute mich an

Das glaubt mir keiner dachte ich wenn ich erzaumlhle wie die

Leute hier noch leben Wieso treffe ich keine normalen Men-

schen Jemand im Hawaii-Hemd zum Beispiel Aber eigentlich

war ich froh ndash ich hatte mir ja gewuumlnscht eine Zeitlang keine

Ausfluumlglerscharen und Parkplaumltze am Ufer zu sehen Aber ext-

14

rem war das schon Gut dass ich genug Proviant fuumlr eine Woche

hatte

Nachmittags bezog sich der Himmel wieder Dies war wieder

eine Gegend wo man kaum eine Stroumlmung ausmachen konnte

Die Erlen standen weniger dicht der Boden war bedeckt mit

Binsenbuumlscheln an den erhoumlhten Stellen mit Moos und Woll-

gras Die Stechmuumlcken wurden wieder zudringlich Einmal

schlug ich so wild um mich dass mein Boot kenterte Die Eski-

morolle klappte nicht das Flieszlig war hier nur knietief Also stieg

ich ins Wasser zog das Boot an Land und lieszlig das Wasser her-

auslaufen Das Zelt war nass auch meine Klamotten die ich nur

so in den Fuszligraum gestopft hatte Proviant Kamera Ausweise

etc in den wasserdichten Behaumlltern waren trocken geblieben

Als ich alles wieder verstaut hatte und ins Boot steigen wollte

merkte ich erst dass an meinen Beinen Dutzende von Blutegeln

hingen Das ist eines der ekligsten Erfahrungen die man haben

kann finde ich Aber ich behielt die Fassung Manche lieszligen

sich noch leicht abreiszligen die anderen hatten sich festgebissen

und saugten mein schoumlnes Blut Im Proviantbeutel hatte ich ei-

nen Salzstreuer damit bestreute ich die Biester bis sie loslieszligen

und ins Wasser plumpsten Aber die Bisswunden juckten nicht

nur sie bluteten ndash meine Beine waren gestreift von duumlnnen ro-

ten Rinnsalen

Meine gute Stimmung war dahin Das Wetter wurde auch

nicht besser im Gegenteil Missmutig paddelte ich im Nieselre-

gen ndash ab und an unterbrochen von richtigem Regen ndash und hoffte

bald wieder in dichteren Wald zu kommen wo ich an einer tro-

ckenen Stelle mein Zelt aufschlagen konnte Aber es wurde dun-

kel und noch immer paddelte ich ndash ob nach Norden Osten oder

sonst wohin ich hatte keine Ahnung Zuletzt gab ich auf weil

15

ich nichts mehr sah und lieszlig mich treiben in der Hoffnung

dass die Stroumlmung falls es eine gab ndash mich wieder ins offene

Wasser brachte

Und dann steckte ich fest

Was konnte ich tun Nichts Also zog ich mein Regencape

dichter uumlber mich und versuchte im Sitzen zu schlafen Ich

musste wohl eingedoumlst sein denn ich schreckte auf weil ich et-

was gehoumlrt hatte In der Naumlhe schnaufte ein groszliges Tier Ich lug-

te unter meinem Cape hervor Es hatte aufgehoumlrt zu regnen war

aber immer noch zu dunkel um viel zu erkennen Aber ein Dut-

zend Schritte weiter stapfte ein riesiges dunkles Wesen durch

den Morast Es war gehoumlrnt und sah aus wie eine Kuh nur mit

einem houmlheren Buckel Gab es hier wilde Rinder Ich wusste

dass in manchen polnischen Waumlldern noch welche zu finden wa-

ren aber hier Das Vieh wandte mir den Kopf zu und schnaufte

wieder Er schien mich nicht zu moumlgen Schlieszliglich trollte es

sich und verschwand

Nun erst sah ich das kleine Licht das in einiger Entfernung

uumlber dem Boden tanzte Ich vermutete dass dort ein Wanderer

mit seiner Laterne unterwegs war offensichtlich auf sicherem

Boden

raquoHallolaquo rief ich doch das Lichtchen bewegte sich weiter

Der Mann dort musste wohl taub sein ndash oder hatte er Angst vor

mirlaquo

raquoHallo Hilfelaquo rief ich raquoLaufen Sie nicht weg Bittelaquo

Das Lichtchen blieb auf der Stelle Na also Jetzt war die Ge-

legenheit hinzulaufen Ich war schon mit einem Bein aus dem

Boot da fiel mir ein dass ich meine Sachen nicht einfach im

Stich lassen wollte Auszligerdem Dort war der Weg vielleicht si-

cher aber hier Ich sah ja keinen Meter weit

16

Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

17

So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

- wettercom noch schneller

- gaumlnzlich ohne Werbung

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- 1-stuumlndige Satellitenbilder

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

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Barbara Wuumlrtz

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Hans-Joachim Groumltschel

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Page 8: L ausgabe 9

9

raquoBludnikilaquo fragte ich Vielleicht eine Art Wasserpolizei

dachte ich

raquoIrrlichterlaquo erklaumlrte der Alte der sich noch immer auf meine

Schulter stuumltzte raquoDie fuumlhren dich wieder raus aus dem Sumpflaquo

raquoIrrlichter Alles klarlaquo Ich seufzte Wenigstens gelang es mir

meine Schulter von seiner Hand zu befreien und mich aufzurich-

ten raquoWenn ich eines sehe dann gruumlszlige ich es von Ihnen okaylaquo

Der Alte schmunzelte raquoDu denkst ich bin senil Oder besof-

fenlaquo

raquoBeides Korlalaquo rief der andere Alte raquoBeideslaquo Er musste

so lachen dass ihm die Pfeife aus der Hand fiel Betroffen hob

er sie auf und schaute in den Pfeifenkopf ob noch Glut vorhan-

den war Er paffte ein paar Male und als wieder Rauchwoumllk-

chen aufstiegen rief er raquoSag ihm dass man die Bludniki bezah-

len musslaquo

raquoMan muss die Bludniki bezahlenlaquo sagte der Alte neben mir

raquoSonst fuumlhren sie einen noch schlimmer in den Sumpflaquo

raquoIch werdrsquos mir merkenlaquo murrte ich Wieso konnten die bei-

den mich nicht einfach in Ruhe mein Boot packen lassen

Der Alte neben mir haute aufmunternd auf meine Schulter

dann schlurfte er zuruumlck zu seinem Kumpel auf der Bank Er

konnte wohl Gedanken lesen

Zwei Tage war ich schon unterwegs Zunaumlchst ging es vorbei

an Wiesen und kleinen Siedlungen was mich enttaumluschte denn

ich wollte den dichten urspruumlnglichen Spreewald erleben Staumln-

dig begegneten mir Ausfluumlgler Jemand wollte mir saure Gurken

verkaufen ndash eine Spezialitaumlt dieser Gegend

raquoOh Gottlaquo dachte ich raquoIch wollte ich koumlnnte erleben wie es

fruumlher aussahlaquo In der Ferne donnerte es Das klang als braue

sich ein Gewitter zusammen ndash hoffentlich nicht hier im offenen

10

Gelaumlnde Allerdings waren keine groumlszligeren Wolken am Himmel

was mich beruhigte

Dann aber glitt ich hinein in das Gruumln der Erlenbruchwaumllder

Das Wasser flimmerte unter den uumlberhaumlngenden Zweigen im

Daumlmmerlicht Man konnte nicht weiter als fuumlnf Meter in den

Wald sehen so dicht wuchsen Baumlume und Gras Manchmal

tauchten am Ufer Landestege auf mit kleinen Blockhaumluschen

dahinter Die Giebel waren mit geschnitzten Pferdekoumlpfen ge-

schmuumlckt Manchmal begegneten mir auch Leute in Kaumlhnen die

sie mit einer langen Stange durch die Kanaumlle schoben Sie gruumlszlig-

ten freundlich die Aumllteren redeten unter einander in dieser selt-

samen Sprache ndash Sorbisch wie ich mittlerweile wusste

Auf einem Steg saszlig ein Maumldchen vielleicht achtzehn Jahre

und planschte mit den braungebrannten Fuumlszligen im Wasser Zeit

fuumlr eine Pause dachte ich Ich band mein Boot fest holte einen

meiner wasserdichten Beutel mit Essensvorraumlten und setzte

mich zu ihr auf die heiszligen Holzplanken Den Muumlsliriegel den

ich ihr anbot fand sie lecker Ich fragte sie nach den Bludniki

Sie lachte Sie hatte ein huumlbsches Lachen

raquoBludniks So ein Quatsch Die gibt es ebenso wenig wie

sprechende Schlangen oder den Plon Das sind Maumlrchen wie sie

meine Oma erzaumlhltlaquo

Ihr Spaghettitraumlger rutschte uumlber die braungebrannte Schulter

Ich fragte mich ob sie uumlberall so braun war

raquoIch liege hier oft in der Sonnelaquo sagte sie raquoBloszlig mit dem

Bikini anlaquo Sie konnte wohl Gedanken lesen

Ich fuhr erst am Nachmittag weiter sie winkte mir zum Ab-

schied Es war schwuumll geworden die Luft stand heiszlig und feucht

auf dem Wasser die Stechmuumlcken sirrten aufdringlich und nutz-

11

ten jede Moumlglichkeit Immer haumlufiger zweigten Kanaumlle Neben-

arme oder ein Flieszlig ab ndash oder sie fuumlhrten heran Das Wasser

floss hier so traumlge dass ich nicht immer entscheiden konnte was

der Fall war Solange ich gegen die Stroumlmung paddelte wusste

ich dass ich auf dem richtigen Weg war so aber war ich auf

GPS und die Karte angewiesen

Dummerweise hatte mein GPS-Geraumlt den Geist aufgegeben

Zwar zeigte das Kontroll-Laumlmpchen dass es in Betrieb war

aber es lieferte keine Information wo ich mich befand Selbst

als ich neue Batterien rein steckte streikte es Ich packte es weg

und waumlhlte das Flieszlig mit der deutlichsten Stroumlmung

Einmal fuhr ich mindestens eine halbe Stunde einen Neben-

arm entlang bevor ich merkte dass ich mit der Stroumlmung trieb

Ich kehrte um und sah erst jetzt dass es mehrere Zulaumlufe gab

zwischen denen ich jetzt waumlhlen musste

Nach einer Stunde oder so wurde dieses Flieszlig immer enger

dann auch flacher und endete in einem uumlberschwemmten Wald-

gebiet Also kehrte ich erneut um und versuchte einen anderen

Weg Der fuumlhrte mich mehr nach Osten ndash glaubte ich denn der

Himmel hatte sich bewoumllkt ich konnte die Sonne nicht sehen

Wenn ich wenigstens einen Menschen getroffen haumltte Aber die-

se Gegend war bis auf mich anscheinend menschenleer Tiere

gab es umso mehr Ich beobachtete zwei Fischotter die mich

ebenso neugierig anglotzten wie ich sie Immer wieder sah ich

Ringelnattern die sich wegschlaumlngelten wenn ich naumlher kam

Reiher und andere groumlszligere Voumlgel deren Namen ich nicht kann-

te wateten zwischen den Binsen oder unter den Erlen umher

Einmal stieszlig zwanzig Meter vor mir ein Fischadler herab und

krallte sich einen Fisch der an der warmen Wasseroberflaumlche

getraumlumt hatte

12

Es wurde dunkel ich suchte mir eine erhoumlhte trockenere

Stelle fuumlr mein Zelt aus Ich war dankbar fuumlr die Abendbrise ndash

sie lieszlig keine Stechmuumlcken aufkommen So verbrachte ich eine

ruhige Nacht

Am naumlchsten Morgen strahlte die Sonne durch die Zweige

Voumlgel zwitscherten Ringelnattern schluumlpften durchs Gras und

schlaumlngelten im Wasser davon Uumlberall bluumlhten gelbe Sumpfdot-

terblumen Mein GPS zeigte noch immer nichts an aber dank

der Sonne fand ich mich wieder zurecht Ich packte mein Zeug

zusammen und paddelte nach Norden weiter Ich sang sogar ein

Lied

Ich hatte von dem Maumldchen mit den braunen Schultern ge-

traumlumt was kein Wunder war Im Traum hatte sie aber keine

Jeans und Top mit Spaghettitraumlgern an sondern einen Kittel aus

grobem Stoff der durch einen Guumlrtel uumlber den Huumlften zusam-

men gehalten wurde Wie aus einem dieser Mittelaltermaumlrkte

entsprungen die man jetzt uumlberall sieht

Bild quelle wikipedia commons

13

raquoHallo Kelten-Girllaquo hatte ich gesagt Aber sie sah mich

stumm aus ihren gruumlngelben Augen an Gruumlngelb Das war mir

vorher gar nicht aufgefallen ich hatte anderes im Sinn als ihre

Augenfarbe zu erkunden Gruumlngelb

Dann sagte sie raquoVon wegen Kelten Die wuumlrden sich nicht

hertrauenlaquo In ihrem Schoszlig lag zusammengeringelt eine kleine

Schlange raquoMagst du sie streichelnlaquo Aber ich traute mich nicht

sie sah giftig aus

Mittags kamen mir zwei Maumlnner auf einem Stocherkahn ent-

gegen ndash einer saszlig im Bug der andere stand hinten und schob

den Kahn mit seinem Stecken vorwaumlrts Sie waren ungefaumlhr

zwanzig und trugen kurze Kinnbaumlrte Seltsam waren ihre weiten

Hosen die sie mit Stricken statt eines Guumlrtels festgebunden hat-

ten Trotzdem hatte ich den Eindruck sie schon mal gesehen zu

haben

Ich gaffte sie an sie gafften mich an ndash wahrscheinlich weil

ich nur meine Boxershorts anhatte Sie redeten sie mich in die-

ser seltsamen sorbischen Sprache an und deuteten auf mein Pad-

delboot und konnten sich nicht einkriegen als ob es etwas ganz

Besonderes waumlre Ich grinste hilflos Da winkten sie mir zu und

fuhren weiter Im Kahn lag ein mageres Schwein dessen Hinter-

und Vorderlaumlufe jeweils zusammengebunden waren Es drehte

den Kopf und schaute mich an

Das glaubt mir keiner dachte ich wenn ich erzaumlhle wie die

Leute hier noch leben Wieso treffe ich keine normalen Men-

schen Jemand im Hawaii-Hemd zum Beispiel Aber eigentlich

war ich froh ndash ich hatte mir ja gewuumlnscht eine Zeitlang keine

Ausfluumlglerscharen und Parkplaumltze am Ufer zu sehen Aber ext-

14

rem war das schon Gut dass ich genug Proviant fuumlr eine Woche

hatte

Nachmittags bezog sich der Himmel wieder Dies war wieder

eine Gegend wo man kaum eine Stroumlmung ausmachen konnte

Die Erlen standen weniger dicht der Boden war bedeckt mit

Binsenbuumlscheln an den erhoumlhten Stellen mit Moos und Woll-

gras Die Stechmuumlcken wurden wieder zudringlich Einmal

schlug ich so wild um mich dass mein Boot kenterte Die Eski-

morolle klappte nicht das Flieszlig war hier nur knietief Also stieg

ich ins Wasser zog das Boot an Land und lieszlig das Wasser her-

auslaufen Das Zelt war nass auch meine Klamotten die ich nur

so in den Fuszligraum gestopft hatte Proviant Kamera Ausweise

etc in den wasserdichten Behaumlltern waren trocken geblieben

Als ich alles wieder verstaut hatte und ins Boot steigen wollte

merkte ich erst dass an meinen Beinen Dutzende von Blutegeln

hingen Das ist eines der ekligsten Erfahrungen die man haben

kann finde ich Aber ich behielt die Fassung Manche lieszligen

sich noch leicht abreiszligen die anderen hatten sich festgebissen

und saugten mein schoumlnes Blut Im Proviantbeutel hatte ich ei-

nen Salzstreuer damit bestreute ich die Biester bis sie loslieszligen

und ins Wasser plumpsten Aber die Bisswunden juckten nicht

nur sie bluteten ndash meine Beine waren gestreift von duumlnnen ro-

ten Rinnsalen

Meine gute Stimmung war dahin Das Wetter wurde auch

nicht besser im Gegenteil Missmutig paddelte ich im Nieselre-

gen ndash ab und an unterbrochen von richtigem Regen ndash und hoffte

bald wieder in dichteren Wald zu kommen wo ich an einer tro-

ckenen Stelle mein Zelt aufschlagen konnte Aber es wurde dun-

kel und noch immer paddelte ich ndash ob nach Norden Osten oder

sonst wohin ich hatte keine Ahnung Zuletzt gab ich auf weil

15

ich nichts mehr sah und lieszlig mich treiben in der Hoffnung

dass die Stroumlmung falls es eine gab ndash mich wieder ins offene

Wasser brachte

Und dann steckte ich fest

Was konnte ich tun Nichts Also zog ich mein Regencape

dichter uumlber mich und versuchte im Sitzen zu schlafen Ich

musste wohl eingedoumlst sein denn ich schreckte auf weil ich et-

was gehoumlrt hatte In der Naumlhe schnaufte ein groszliges Tier Ich lug-

te unter meinem Cape hervor Es hatte aufgehoumlrt zu regnen war

aber immer noch zu dunkel um viel zu erkennen Aber ein Dut-

zend Schritte weiter stapfte ein riesiges dunkles Wesen durch

den Morast Es war gehoumlrnt und sah aus wie eine Kuh nur mit

einem houmlheren Buckel Gab es hier wilde Rinder Ich wusste

dass in manchen polnischen Waumlldern noch welche zu finden wa-

ren aber hier Das Vieh wandte mir den Kopf zu und schnaufte

wieder Er schien mich nicht zu moumlgen Schlieszliglich trollte es

sich und verschwand

Nun erst sah ich das kleine Licht das in einiger Entfernung

uumlber dem Boden tanzte Ich vermutete dass dort ein Wanderer

mit seiner Laterne unterwegs war offensichtlich auf sicherem

Boden

raquoHallolaquo rief ich doch das Lichtchen bewegte sich weiter

Der Mann dort musste wohl taub sein ndash oder hatte er Angst vor

mirlaquo

raquoHallo Hilfelaquo rief ich raquoLaufen Sie nicht weg Bittelaquo

Das Lichtchen blieb auf der Stelle Na also Jetzt war die Ge-

legenheit hinzulaufen Ich war schon mit einem Bein aus dem

Boot da fiel mir ein dass ich meine Sachen nicht einfach im

Stich lassen wollte Auszligerdem Dort war der Weg vielleicht si-

cher aber hier Ich sah ja keinen Meter weit

16

Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

17

So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

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Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

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Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

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ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

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heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

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Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 9: L ausgabe 9

10

Gelaumlnde Allerdings waren keine groumlszligeren Wolken am Himmel

was mich beruhigte

Dann aber glitt ich hinein in das Gruumln der Erlenbruchwaumllder

Das Wasser flimmerte unter den uumlberhaumlngenden Zweigen im

Daumlmmerlicht Man konnte nicht weiter als fuumlnf Meter in den

Wald sehen so dicht wuchsen Baumlume und Gras Manchmal

tauchten am Ufer Landestege auf mit kleinen Blockhaumluschen

dahinter Die Giebel waren mit geschnitzten Pferdekoumlpfen ge-

schmuumlckt Manchmal begegneten mir auch Leute in Kaumlhnen die

sie mit einer langen Stange durch die Kanaumlle schoben Sie gruumlszlig-

ten freundlich die Aumllteren redeten unter einander in dieser selt-

samen Sprache ndash Sorbisch wie ich mittlerweile wusste

Auf einem Steg saszlig ein Maumldchen vielleicht achtzehn Jahre

und planschte mit den braungebrannten Fuumlszligen im Wasser Zeit

fuumlr eine Pause dachte ich Ich band mein Boot fest holte einen

meiner wasserdichten Beutel mit Essensvorraumlten und setzte

mich zu ihr auf die heiszligen Holzplanken Den Muumlsliriegel den

ich ihr anbot fand sie lecker Ich fragte sie nach den Bludniki

Sie lachte Sie hatte ein huumlbsches Lachen

raquoBludniks So ein Quatsch Die gibt es ebenso wenig wie

sprechende Schlangen oder den Plon Das sind Maumlrchen wie sie

meine Oma erzaumlhltlaquo

Ihr Spaghettitraumlger rutschte uumlber die braungebrannte Schulter

Ich fragte mich ob sie uumlberall so braun war

raquoIch liege hier oft in der Sonnelaquo sagte sie raquoBloszlig mit dem

Bikini anlaquo Sie konnte wohl Gedanken lesen

Ich fuhr erst am Nachmittag weiter sie winkte mir zum Ab-

schied Es war schwuumll geworden die Luft stand heiszlig und feucht

auf dem Wasser die Stechmuumlcken sirrten aufdringlich und nutz-

11

ten jede Moumlglichkeit Immer haumlufiger zweigten Kanaumlle Neben-

arme oder ein Flieszlig ab ndash oder sie fuumlhrten heran Das Wasser

floss hier so traumlge dass ich nicht immer entscheiden konnte was

der Fall war Solange ich gegen die Stroumlmung paddelte wusste

ich dass ich auf dem richtigen Weg war so aber war ich auf

GPS und die Karte angewiesen

Dummerweise hatte mein GPS-Geraumlt den Geist aufgegeben

Zwar zeigte das Kontroll-Laumlmpchen dass es in Betrieb war

aber es lieferte keine Information wo ich mich befand Selbst

als ich neue Batterien rein steckte streikte es Ich packte es weg

und waumlhlte das Flieszlig mit der deutlichsten Stroumlmung

Einmal fuhr ich mindestens eine halbe Stunde einen Neben-

arm entlang bevor ich merkte dass ich mit der Stroumlmung trieb

Ich kehrte um und sah erst jetzt dass es mehrere Zulaumlufe gab

zwischen denen ich jetzt waumlhlen musste

Nach einer Stunde oder so wurde dieses Flieszlig immer enger

dann auch flacher und endete in einem uumlberschwemmten Wald-

gebiet Also kehrte ich erneut um und versuchte einen anderen

Weg Der fuumlhrte mich mehr nach Osten ndash glaubte ich denn der

Himmel hatte sich bewoumllkt ich konnte die Sonne nicht sehen

Wenn ich wenigstens einen Menschen getroffen haumltte Aber die-

se Gegend war bis auf mich anscheinend menschenleer Tiere

gab es umso mehr Ich beobachtete zwei Fischotter die mich

ebenso neugierig anglotzten wie ich sie Immer wieder sah ich

Ringelnattern die sich wegschlaumlngelten wenn ich naumlher kam

Reiher und andere groumlszligere Voumlgel deren Namen ich nicht kann-

te wateten zwischen den Binsen oder unter den Erlen umher

Einmal stieszlig zwanzig Meter vor mir ein Fischadler herab und

krallte sich einen Fisch der an der warmen Wasseroberflaumlche

getraumlumt hatte

12

Es wurde dunkel ich suchte mir eine erhoumlhte trockenere

Stelle fuumlr mein Zelt aus Ich war dankbar fuumlr die Abendbrise ndash

sie lieszlig keine Stechmuumlcken aufkommen So verbrachte ich eine

ruhige Nacht

Am naumlchsten Morgen strahlte die Sonne durch die Zweige

Voumlgel zwitscherten Ringelnattern schluumlpften durchs Gras und

schlaumlngelten im Wasser davon Uumlberall bluumlhten gelbe Sumpfdot-

terblumen Mein GPS zeigte noch immer nichts an aber dank

der Sonne fand ich mich wieder zurecht Ich packte mein Zeug

zusammen und paddelte nach Norden weiter Ich sang sogar ein

Lied

Ich hatte von dem Maumldchen mit den braunen Schultern ge-

traumlumt was kein Wunder war Im Traum hatte sie aber keine

Jeans und Top mit Spaghettitraumlgern an sondern einen Kittel aus

grobem Stoff der durch einen Guumlrtel uumlber den Huumlften zusam-

men gehalten wurde Wie aus einem dieser Mittelaltermaumlrkte

entsprungen die man jetzt uumlberall sieht

Bild quelle wikipedia commons

13

raquoHallo Kelten-Girllaquo hatte ich gesagt Aber sie sah mich

stumm aus ihren gruumlngelben Augen an Gruumlngelb Das war mir

vorher gar nicht aufgefallen ich hatte anderes im Sinn als ihre

Augenfarbe zu erkunden Gruumlngelb

Dann sagte sie raquoVon wegen Kelten Die wuumlrden sich nicht

hertrauenlaquo In ihrem Schoszlig lag zusammengeringelt eine kleine

Schlange raquoMagst du sie streichelnlaquo Aber ich traute mich nicht

sie sah giftig aus

Mittags kamen mir zwei Maumlnner auf einem Stocherkahn ent-

gegen ndash einer saszlig im Bug der andere stand hinten und schob

den Kahn mit seinem Stecken vorwaumlrts Sie waren ungefaumlhr

zwanzig und trugen kurze Kinnbaumlrte Seltsam waren ihre weiten

Hosen die sie mit Stricken statt eines Guumlrtels festgebunden hat-

ten Trotzdem hatte ich den Eindruck sie schon mal gesehen zu

haben

Ich gaffte sie an sie gafften mich an ndash wahrscheinlich weil

ich nur meine Boxershorts anhatte Sie redeten sie mich in die-

ser seltsamen sorbischen Sprache an und deuteten auf mein Pad-

delboot und konnten sich nicht einkriegen als ob es etwas ganz

Besonderes waumlre Ich grinste hilflos Da winkten sie mir zu und

fuhren weiter Im Kahn lag ein mageres Schwein dessen Hinter-

und Vorderlaumlufe jeweils zusammengebunden waren Es drehte

den Kopf und schaute mich an

Das glaubt mir keiner dachte ich wenn ich erzaumlhle wie die

Leute hier noch leben Wieso treffe ich keine normalen Men-

schen Jemand im Hawaii-Hemd zum Beispiel Aber eigentlich

war ich froh ndash ich hatte mir ja gewuumlnscht eine Zeitlang keine

Ausfluumlglerscharen und Parkplaumltze am Ufer zu sehen Aber ext-

14

rem war das schon Gut dass ich genug Proviant fuumlr eine Woche

hatte

Nachmittags bezog sich der Himmel wieder Dies war wieder

eine Gegend wo man kaum eine Stroumlmung ausmachen konnte

Die Erlen standen weniger dicht der Boden war bedeckt mit

Binsenbuumlscheln an den erhoumlhten Stellen mit Moos und Woll-

gras Die Stechmuumlcken wurden wieder zudringlich Einmal

schlug ich so wild um mich dass mein Boot kenterte Die Eski-

morolle klappte nicht das Flieszlig war hier nur knietief Also stieg

ich ins Wasser zog das Boot an Land und lieszlig das Wasser her-

auslaufen Das Zelt war nass auch meine Klamotten die ich nur

so in den Fuszligraum gestopft hatte Proviant Kamera Ausweise

etc in den wasserdichten Behaumlltern waren trocken geblieben

Als ich alles wieder verstaut hatte und ins Boot steigen wollte

merkte ich erst dass an meinen Beinen Dutzende von Blutegeln

hingen Das ist eines der ekligsten Erfahrungen die man haben

kann finde ich Aber ich behielt die Fassung Manche lieszligen

sich noch leicht abreiszligen die anderen hatten sich festgebissen

und saugten mein schoumlnes Blut Im Proviantbeutel hatte ich ei-

nen Salzstreuer damit bestreute ich die Biester bis sie loslieszligen

und ins Wasser plumpsten Aber die Bisswunden juckten nicht

nur sie bluteten ndash meine Beine waren gestreift von duumlnnen ro-

ten Rinnsalen

Meine gute Stimmung war dahin Das Wetter wurde auch

nicht besser im Gegenteil Missmutig paddelte ich im Nieselre-

gen ndash ab und an unterbrochen von richtigem Regen ndash und hoffte

bald wieder in dichteren Wald zu kommen wo ich an einer tro-

ckenen Stelle mein Zelt aufschlagen konnte Aber es wurde dun-

kel und noch immer paddelte ich ndash ob nach Norden Osten oder

sonst wohin ich hatte keine Ahnung Zuletzt gab ich auf weil

15

ich nichts mehr sah und lieszlig mich treiben in der Hoffnung

dass die Stroumlmung falls es eine gab ndash mich wieder ins offene

Wasser brachte

Und dann steckte ich fest

Was konnte ich tun Nichts Also zog ich mein Regencape

dichter uumlber mich und versuchte im Sitzen zu schlafen Ich

musste wohl eingedoumlst sein denn ich schreckte auf weil ich et-

was gehoumlrt hatte In der Naumlhe schnaufte ein groszliges Tier Ich lug-

te unter meinem Cape hervor Es hatte aufgehoumlrt zu regnen war

aber immer noch zu dunkel um viel zu erkennen Aber ein Dut-

zend Schritte weiter stapfte ein riesiges dunkles Wesen durch

den Morast Es war gehoumlrnt und sah aus wie eine Kuh nur mit

einem houmlheren Buckel Gab es hier wilde Rinder Ich wusste

dass in manchen polnischen Waumlldern noch welche zu finden wa-

ren aber hier Das Vieh wandte mir den Kopf zu und schnaufte

wieder Er schien mich nicht zu moumlgen Schlieszliglich trollte es

sich und verschwand

Nun erst sah ich das kleine Licht das in einiger Entfernung

uumlber dem Boden tanzte Ich vermutete dass dort ein Wanderer

mit seiner Laterne unterwegs war offensichtlich auf sicherem

Boden

raquoHallolaquo rief ich doch das Lichtchen bewegte sich weiter

Der Mann dort musste wohl taub sein ndash oder hatte er Angst vor

mirlaquo

raquoHallo Hilfelaquo rief ich raquoLaufen Sie nicht weg Bittelaquo

Das Lichtchen blieb auf der Stelle Na also Jetzt war die Ge-

legenheit hinzulaufen Ich war schon mit einem Bein aus dem

Boot da fiel mir ein dass ich meine Sachen nicht einfach im

Stich lassen wollte Auszligerdem Dort war der Weg vielleicht si-

cher aber hier Ich sah ja keinen Meter weit

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Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

17

So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

- wettercom noch schneller

- gaumlnzlich ohne Werbung

- Profiwetterkarten

- Niederschlagsradar-Prognose fuumlr Deutschland

- 1-stuumlndige Satellitenbilder

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 10: L ausgabe 9

11

ten jede Moumlglichkeit Immer haumlufiger zweigten Kanaumlle Neben-

arme oder ein Flieszlig ab ndash oder sie fuumlhrten heran Das Wasser

floss hier so traumlge dass ich nicht immer entscheiden konnte was

der Fall war Solange ich gegen die Stroumlmung paddelte wusste

ich dass ich auf dem richtigen Weg war so aber war ich auf

GPS und die Karte angewiesen

Dummerweise hatte mein GPS-Geraumlt den Geist aufgegeben

Zwar zeigte das Kontroll-Laumlmpchen dass es in Betrieb war

aber es lieferte keine Information wo ich mich befand Selbst

als ich neue Batterien rein steckte streikte es Ich packte es weg

und waumlhlte das Flieszlig mit der deutlichsten Stroumlmung

Einmal fuhr ich mindestens eine halbe Stunde einen Neben-

arm entlang bevor ich merkte dass ich mit der Stroumlmung trieb

Ich kehrte um und sah erst jetzt dass es mehrere Zulaumlufe gab

zwischen denen ich jetzt waumlhlen musste

Nach einer Stunde oder so wurde dieses Flieszlig immer enger

dann auch flacher und endete in einem uumlberschwemmten Wald-

gebiet Also kehrte ich erneut um und versuchte einen anderen

Weg Der fuumlhrte mich mehr nach Osten ndash glaubte ich denn der

Himmel hatte sich bewoumllkt ich konnte die Sonne nicht sehen

Wenn ich wenigstens einen Menschen getroffen haumltte Aber die-

se Gegend war bis auf mich anscheinend menschenleer Tiere

gab es umso mehr Ich beobachtete zwei Fischotter die mich

ebenso neugierig anglotzten wie ich sie Immer wieder sah ich

Ringelnattern die sich wegschlaumlngelten wenn ich naumlher kam

Reiher und andere groumlszligere Voumlgel deren Namen ich nicht kann-

te wateten zwischen den Binsen oder unter den Erlen umher

Einmal stieszlig zwanzig Meter vor mir ein Fischadler herab und

krallte sich einen Fisch der an der warmen Wasseroberflaumlche

getraumlumt hatte

12

Es wurde dunkel ich suchte mir eine erhoumlhte trockenere

Stelle fuumlr mein Zelt aus Ich war dankbar fuumlr die Abendbrise ndash

sie lieszlig keine Stechmuumlcken aufkommen So verbrachte ich eine

ruhige Nacht

Am naumlchsten Morgen strahlte die Sonne durch die Zweige

Voumlgel zwitscherten Ringelnattern schluumlpften durchs Gras und

schlaumlngelten im Wasser davon Uumlberall bluumlhten gelbe Sumpfdot-

terblumen Mein GPS zeigte noch immer nichts an aber dank

der Sonne fand ich mich wieder zurecht Ich packte mein Zeug

zusammen und paddelte nach Norden weiter Ich sang sogar ein

Lied

Ich hatte von dem Maumldchen mit den braunen Schultern ge-

traumlumt was kein Wunder war Im Traum hatte sie aber keine

Jeans und Top mit Spaghettitraumlgern an sondern einen Kittel aus

grobem Stoff der durch einen Guumlrtel uumlber den Huumlften zusam-

men gehalten wurde Wie aus einem dieser Mittelaltermaumlrkte

entsprungen die man jetzt uumlberall sieht

Bild quelle wikipedia commons

13

raquoHallo Kelten-Girllaquo hatte ich gesagt Aber sie sah mich

stumm aus ihren gruumlngelben Augen an Gruumlngelb Das war mir

vorher gar nicht aufgefallen ich hatte anderes im Sinn als ihre

Augenfarbe zu erkunden Gruumlngelb

Dann sagte sie raquoVon wegen Kelten Die wuumlrden sich nicht

hertrauenlaquo In ihrem Schoszlig lag zusammengeringelt eine kleine

Schlange raquoMagst du sie streichelnlaquo Aber ich traute mich nicht

sie sah giftig aus

Mittags kamen mir zwei Maumlnner auf einem Stocherkahn ent-

gegen ndash einer saszlig im Bug der andere stand hinten und schob

den Kahn mit seinem Stecken vorwaumlrts Sie waren ungefaumlhr

zwanzig und trugen kurze Kinnbaumlrte Seltsam waren ihre weiten

Hosen die sie mit Stricken statt eines Guumlrtels festgebunden hat-

ten Trotzdem hatte ich den Eindruck sie schon mal gesehen zu

haben

Ich gaffte sie an sie gafften mich an ndash wahrscheinlich weil

ich nur meine Boxershorts anhatte Sie redeten sie mich in die-

ser seltsamen sorbischen Sprache an und deuteten auf mein Pad-

delboot und konnten sich nicht einkriegen als ob es etwas ganz

Besonderes waumlre Ich grinste hilflos Da winkten sie mir zu und

fuhren weiter Im Kahn lag ein mageres Schwein dessen Hinter-

und Vorderlaumlufe jeweils zusammengebunden waren Es drehte

den Kopf und schaute mich an

Das glaubt mir keiner dachte ich wenn ich erzaumlhle wie die

Leute hier noch leben Wieso treffe ich keine normalen Men-

schen Jemand im Hawaii-Hemd zum Beispiel Aber eigentlich

war ich froh ndash ich hatte mir ja gewuumlnscht eine Zeitlang keine

Ausfluumlglerscharen und Parkplaumltze am Ufer zu sehen Aber ext-

14

rem war das schon Gut dass ich genug Proviant fuumlr eine Woche

hatte

Nachmittags bezog sich der Himmel wieder Dies war wieder

eine Gegend wo man kaum eine Stroumlmung ausmachen konnte

Die Erlen standen weniger dicht der Boden war bedeckt mit

Binsenbuumlscheln an den erhoumlhten Stellen mit Moos und Woll-

gras Die Stechmuumlcken wurden wieder zudringlich Einmal

schlug ich so wild um mich dass mein Boot kenterte Die Eski-

morolle klappte nicht das Flieszlig war hier nur knietief Also stieg

ich ins Wasser zog das Boot an Land und lieszlig das Wasser her-

auslaufen Das Zelt war nass auch meine Klamotten die ich nur

so in den Fuszligraum gestopft hatte Proviant Kamera Ausweise

etc in den wasserdichten Behaumlltern waren trocken geblieben

Als ich alles wieder verstaut hatte und ins Boot steigen wollte

merkte ich erst dass an meinen Beinen Dutzende von Blutegeln

hingen Das ist eines der ekligsten Erfahrungen die man haben

kann finde ich Aber ich behielt die Fassung Manche lieszligen

sich noch leicht abreiszligen die anderen hatten sich festgebissen

und saugten mein schoumlnes Blut Im Proviantbeutel hatte ich ei-

nen Salzstreuer damit bestreute ich die Biester bis sie loslieszligen

und ins Wasser plumpsten Aber die Bisswunden juckten nicht

nur sie bluteten ndash meine Beine waren gestreift von duumlnnen ro-

ten Rinnsalen

Meine gute Stimmung war dahin Das Wetter wurde auch

nicht besser im Gegenteil Missmutig paddelte ich im Nieselre-

gen ndash ab und an unterbrochen von richtigem Regen ndash und hoffte

bald wieder in dichteren Wald zu kommen wo ich an einer tro-

ckenen Stelle mein Zelt aufschlagen konnte Aber es wurde dun-

kel und noch immer paddelte ich ndash ob nach Norden Osten oder

sonst wohin ich hatte keine Ahnung Zuletzt gab ich auf weil

15

ich nichts mehr sah und lieszlig mich treiben in der Hoffnung

dass die Stroumlmung falls es eine gab ndash mich wieder ins offene

Wasser brachte

Und dann steckte ich fest

Was konnte ich tun Nichts Also zog ich mein Regencape

dichter uumlber mich und versuchte im Sitzen zu schlafen Ich

musste wohl eingedoumlst sein denn ich schreckte auf weil ich et-

was gehoumlrt hatte In der Naumlhe schnaufte ein groszliges Tier Ich lug-

te unter meinem Cape hervor Es hatte aufgehoumlrt zu regnen war

aber immer noch zu dunkel um viel zu erkennen Aber ein Dut-

zend Schritte weiter stapfte ein riesiges dunkles Wesen durch

den Morast Es war gehoumlrnt und sah aus wie eine Kuh nur mit

einem houmlheren Buckel Gab es hier wilde Rinder Ich wusste

dass in manchen polnischen Waumlldern noch welche zu finden wa-

ren aber hier Das Vieh wandte mir den Kopf zu und schnaufte

wieder Er schien mich nicht zu moumlgen Schlieszliglich trollte es

sich und verschwand

Nun erst sah ich das kleine Licht das in einiger Entfernung

uumlber dem Boden tanzte Ich vermutete dass dort ein Wanderer

mit seiner Laterne unterwegs war offensichtlich auf sicherem

Boden

raquoHallolaquo rief ich doch das Lichtchen bewegte sich weiter

Der Mann dort musste wohl taub sein ndash oder hatte er Angst vor

mirlaquo

raquoHallo Hilfelaquo rief ich raquoLaufen Sie nicht weg Bittelaquo

Das Lichtchen blieb auf der Stelle Na also Jetzt war die Ge-

legenheit hinzulaufen Ich war schon mit einem Bein aus dem

Boot da fiel mir ein dass ich meine Sachen nicht einfach im

Stich lassen wollte Auszligerdem Dort war der Weg vielleicht si-

cher aber hier Ich sah ja keinen Meter weit

16

Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

17

So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 11: L ausgabe 9

12

Es wurde dunkel ich suchte mir eine erhoumlhte trockenere

Stelle fuumlr mein Zelt aus Ich war dankbar fuumlr die Abendbrise ndash

sie lieszlig keine Stechmuumlcken aufkommen So verbrachte ich eine

ruhige Nacht

Am naumlchsten Morgen strahlte die Sonne durch die Zweige

Voumlgel zwitscherten Ringelnattern schluumlpften durchs Gras und

schlaumlngelten im Wasser davon Uumlberall bluumlhten gelbe Sumpfdot-

terblumen Mein GPS zeigte noch immer nichts an aber dank

der Sonne fand ich mich wieder zurecht Ich packte mein Zeug

zusammen und paddelte nach Norden weiter Ich sang sogar ein

Lied

Ich hatte von dem Maumldchen mit den braunen Schultern ge-

traumlumt was kein Wunder war Im Traum hatte sie aber keine

Jeans und Top mit Spaghettitraumlgern an sondern einen Kittel aus

grobem Stoff der durch einen Guumlrtel uumlber den Huumlften zusam-

men gehalten wurde Wie aus einem dieser Mittelaltermaumlrkte

entsprungen die man jetzt uumlberall sieht

Bild quelle wikipedia commons

13

raquoHallo Kelten-Girllaquo hatte ich gesagt Aber sie sah mich

stumm aus ihren gruumlngelben Augen an Gruumlngelb Das war mir

vorher gar nicht aufgefallen ich hatte anderes im Sinn als ihre

Augenfarbe zu erkunden Gruumlngelb

Dann sagte sie raquoVon wegen Kelten Die wuumlrden sich nicht

hertrauenlaquo In ihrem Schoszlig lag zusammengeringelt eine kleine

Schlange raquoMagst du sie streichelnlaquo Aber ich traute mich nicht

sie sah giftig aus

Mittags kamen mir zwei Maumlnner auf einem Stocherkahn ent-

gegen ndash einer saszlig im Bug der andere stand hinten und schob

den Kahn mit seinem Stecken vorwaumlrts Sie waren ungefaumlhr

zwanzig und trugen kurze Kinnbaumlrte Seltsam waren ihre weiten

Hosen die sie mit Stricken statt eines Guumlrtels festgebunden hat-

ten Trotzdem hatte ich den Eindruck sie schon mal gesehen zu

haben

Ich gaffte sie an sie gafften mich an ndash wahrscheinlich weil

ich nur meine Boxershorts anhatte Sie redeten sie mich in die-

ser seltsamen sorbischen Sprache an und deuteten auf mein Pad-

delboot und konnten sich nicht einkriegen als ob es etwas ganz

Besonderes waumlre Ich grinste hilflos Da winkten sie mir zu und

fuhren weiter Im Kahn lag ein mageres Schwein dessen Hinter-

und Vorderlaumlufe jeweils zusammengebunden waren Es drehte

den Kopf und schaute mich an

Das glaubt mir keiner dachte ich wenn ich erzaumlhle wie die

Leute hier noch leben Wieso treffe ich keine normalen Men-

schen Jemand im Hawaii-Hemd zum Beispiel Aber eigentlich

war ich froh ndash ich hatte mir ja gewuumlnscht eine Zeitlang keine

Ausfluumlglerscharen und Parkplaumltze am Ufer zu sehen Aber ext-

14

rem war das schon Gut dass ich genug Proviant fuumlr eine Woche

hatte

Nachmittags bezog sich der Himmel wieder Dies war wieder

eine Gegend wo man kaum eine Stroumlmung ausmachen konnte

Die Erlen standen weniger dicht der Boden war bedeckt mit

Binsenbuumlscheln an den erhoumlhten Stellen mit Moos und Woll-

gras Die Stechmuumlcken wurden wieder zudringlich Einmal

schlug ich so wild um mich dass mein Boot kenterte Die Eski-

morolle klappte nicht das Flieszlig war hier nur knietief Also stieg

ich ins Wasser zog das Boot an Land und lieszlig das Wasser her-

auslaufen Das Zelt war nass auch meine Klamotten die ich nur

so in den Fuszligraum gestopft hatte Proviant Kamera Ausweise

etc in den wasserdichten Behaumlltern waren trocken geblieben

Als ich alles wieder verstaut hatte und ins Boot steigen wollte

merkte ich erst dass an meinen Beinen Dutzende von Blutegeln

hingen Das ist eines der ekligsten Erfahrungen die man haben

kann finde ich Aber ich behielt die Fassung Manche lieszligen

sich noch leicht abreiszligen die anderen hatten sich festgebissen

und saugten mein schoumlnes Blut Im Proviantbeutel hatte ich ei-

nen Salzstreuer damit bestreute ich die Biester bis sie loslieszligen

und ins Wasser plumpsten Aber die Bisswunden juckten nicht

nur sie bluteten ndash meine Beine waren gestreift von duumlnnen ro-

ten Rinnsalen

Meine gute Stimmung war dahin Das Wetter wurde auch

nicht besser im Gegenteil Missmutig paddelte ich im Nieselre-

gen ndash ab und an unterbrochen von richtigem Regen ndash und hoffte

bald wieder in dichteren Wald zu kommen wo ich an einer tro-

ckenen Stelle mein Zelt aufschlagen konnte Aber es wurde dun-

kel und noch immer paddelte ich ndash ob nach Norden Osten oder

sonst wohin ich hatte keine Ahnung Zuletzt gab ich auf weil

15

ich nichts mehr sah und lieszlig mich treiben in der Hoffnung

dass die Stroumlmung falls es eine gab ndash mich wieder ins offene

Wasser brachte

Und dann steckte ich fest

Was konnte ich tun Nichts Also zog ich mein Regencape

dichter uumlber mich und versuchte im Sitzen zu schlafen Ich

musste wohl eingedoumlst sein denn ich schreckte auf weil ich et-

was gehoumlrt hatte In der Naumlhe schnaufte ein groszliges Tier Ich lug-

te unter meinem Cape hervor Es hatte aufgehoumlrt zu regnen war

aber immer noch zu dunkel um viel zu erkennen Aber ein Dut-

zend Schritte weiter stapfte ein riesiges dunkles Wesen durch

den Morast Es war gehoumlrnt und sah aus wie eine Kuh nur mit

einem houmlheren Buckel Gab es hier wilde Rinder Ich wusste

dass in manchen polnischen Waumlldern noch welche zu finden wa-

ren aber hier Das Vieh wandte mir den Kopf zu und schnaufte

wieder Er schien mich nicht zu moumlgen Schlieszliglich trollte es

sich und verschwand

Nun erst sah ich das kleine Licht das in einiger Entfernung

uumlber dem Boden tanzte Ich vermutete dass dort ein Wanderer

mit seiner Laterne unterwegs war offensichtlich auf sicherem

Boden

raquoHallolaquo rief ich doch das Lichtchen bewegte sich weiter

Der Mann dort musste wohl taub sein ndash oder hatte er Angst vor

mirlaquo

raquoHallo Hilfelaquo rief ich raquoLaufen Sie nicht weg Bittelaquo

Das Lichtchen blieb auf der Stelle Na also Jetzt war die Ge-

legenheit hinzulaufen Ich war schon mit einem Bein aus dem

Boot da fiel mir ein dass ich meine Sachen nicht einfach im

Stich lassen wollte Auszligerdem Dort war der Weg vielleicht si-

cher aber hier Ich sah ja keinen Meter weit

16

Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

17

So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

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heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 12: L ausgabe 9

13

raquoHallo Kelten-Girllaquo hatte ich gesagt Aber sie sah mich

stumm aus ihren gruumlngelben Augen an Gruumlngelb Das war mir

vorher gar nicht aufgefallen ich hatte anderes im Sinn als ihre

Augenfarbe zu erkunden Gruumlngelb

Dann sagte sie raquoVon wegen Kelten Die wuumlrden sich nicht

hertrauenlaquo In ihrem Schoszlig lag zusammengeringelt eine kleine

Schlange raquoMagst du sie streichelnlaquo Aber ich traute mich nicht

sie sah giftig aus

Mittags kamen mir zwei Maumlnner auf einem Stocherkahn ent-

gegen ndash einer saszlig im Bug der andere stand hinten und schob

den Kahn mit seinem Stecken vorwaumlrts Sie waren ungefaumlhr

zwanzig und trugen kurze Kinnbaumlrte Seltsam waren ihre weiten

Hosen die sie mit Stricken statt eines Guumlrtels festgebunden hat-

ten Trotzdem hatte ich den Eindruck sie schon mal gesehen zu

haben

Ich gaffte sie an sie gafften mich an ndash wahrscheinlich weil

ich nur meine Boxershorts anhatte Sie redeten sie mich in die-

ser seltsamen sorbischen Sprache an und deuteten auf mein Pad-

delboot und konnten sich nicht einkriegen als ob es etwas ganz

Besonderes waumlre Ich grinste hilflos Da winkten sie mir zu und

fuhren weiter Im Kahn lag ein mageres Schwein dessen Hinter-

und Vorderlaumlufe jeweils zusammengebunden waren Es drehte

den Kopf und schaute mich an

Das glaubt mir keiner dachte ich wenn ich erzaumlhle wie die

Leute hier noch leben Wieso treffe ich keine normalen Men-

schen Jemand im Hawaii-Hemd zum Beispiel Aber eigentlich

war ich froh ndash ich hatte mir ja gewuumlnscht eine Zeitlang keine

Ausfluumlglerscharen und Parkplaumltze am Ufer zu sehen Aber ext-

14

rem war das schon Gut dass ich genug Proviant fuumlr eine Woche

hatte

Nachmittags bezog sich der Himmel wieder Dies war wieder

eine Gegend wo man kaum eine Stroumlmung ausmachen konnte

Die Erlen standen weniger dicht der Boden war bedeckt mit

Binsenbuumlscheln an den erhoumlhten Stellen mit Moos und Woll-

gras Die Stechmuumlcken wurden wieder zudringlich Einmal

schlug ich so wild um mich dass mein Boot kenterte Die Eski-

morolle klappte nicht das Flieszlig war hier nur knietief Also stieg

ich ins Wasser zog das Boot an Land und lieszlig das Wasser her-

auslaufen Das Zelt war nass auch meine Klamotten die ich nur

so in den Fuszligraum gestopft hatte Proviant Kamera Ausweise

etc in den wasserdichten Behaumlltern waren trocken geblieben

Als ich alles wieder verstaut hatte und ins Boot steigen wollte

merkte ich erst dass an meinen Beinen Dutzende von Blutegeln

hingen Das ist eines der ekligsten Erfahrungen die man haben

kann finde ich Aber ich behielt die Fassung Manche lieszligen

sich noch leicht abreiszligen die anderen hatten sich festgebissen

und saugten mein schoumlnes Blut Im Proviantbeutel hatte ich ei-

nen Salzstreuer damit bestreute ich die Biester bis sie loslieszligen

und ins Wasser plumpsten Aber die Bisswunden juckten nicht

nur sie bluteten ndash meine Beine waren gestreift von duumlnnen ro-

ten Rinnsalen

Meine gute Stimmung war dahin Das Wetter wurde auch

nicht besser im Gegenteil Missmutig paddelte ich im Nieselre-

gen ndash ab und an unterbrochen von richtigem Regen ndash und hoffte

bald wieder in dichteren Wald zu kommen wo ich an einer tro-

ckenen Stelle mein Zelt aufschlagen konnte Aber es wurde dun-

kel und noch immer paddelte ich ndash ob nach Norden Osten oder

sonst wohin ich hatte keine Ahnung Zuletzt gab ich auf weil

15

ich nichts mehr sah und lieszlig mich treiben in der Hoffnung

dass die Stroumlmung falls es eine gab ndash mich wieder ins offene

Wasser brachte

Und dann steckte ich fest

Was konnte ich tun Nichts Also zog ich mein Regencape

dichter uumlber mich und versuchte im Sitzen zu schlafen Ich

musste wohl eingedoumlst sein denn ich schreckte auf weil ich et-

was gehoumlrt hatte In der Naumlhe schnaufte ein groszliges Tier Ich lug-

te unter meinem Cape hervor Es hatte aufgehoumlrt zu regnen war

aber immer noch zu dunkel um viel zu erkennen Aber ein Dut-

zend Schritte weiter stapfte ein riesiges dunkles Wesen durch

den Morast Es war gehoumlrnt und sah aus wie eine Kuh nur mit

einem houmlheren Buckel Gab es hier wilde Rinder Ich wusste

dass in manchen polnischen Waumlldern noch welche zu finden wa-

ren aber hier Das Vieh wandte mir den Kopf zu und schnaufte

wieder Er schien mich nicht zu moumlgen Schlieszliglich trollte es

sich und verschwand

Nun erst sah ich das kleine Licht das in einiger Entfernung

uumlber dem Boden tanzte Ich vermutete dass dort ein Wanderer

mit seiner Laterne unterwegs war offensichtlich auf sicherem

Boden

raquoHallolaquo rief ich doch das Lichtchen bewegte sich weiter

Der Mann dort musste wohl taub sein ndash oder hatte er Angst vor

mirlaquo

raquoHallo Hilfelaquo rief ich raquoLaufen Sie nicht weg Bittelaquo

Das Lichtchen blieb auf der Stelle Na also Jetzt war die Ge-

legenheit hinzulaufen Ich war schon mit einem Bein aus dem

Boot da fiel mir ein dass ich meine Sachen nicht einfach im

Stich lassen wollte Auszligerdem Dort war der Weg vielleicht si-

cher aber hier Ich sah ja keinen Meter weit

16

Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

17

So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

- wettercom noch schneller

- gaumlnzlich ohne Werbung

- Profiwetterkarten

- Niederschlagsradar-Prognose fuumlr Deutschland

- 1-stuumlndige Satellitenbilder

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 13: L ausgabe 9

14

rem war das schon Gut dass ich genug Proviant fuumlr eine Woche

hatte

Nachmittags bezog sich der Himmel wieder Dies war wieder

eine Gegend wo man kaum eine Stroumlmung ausmachen konnte

Die Erlen standen weniger dicht der Boden war bedeckt mit

Binsenbuumlscheln an den erhoumlhten Stellen mit Moos und Woll-

gras Die Stechmuumlcken wurden wieder zudringlich Einmal

schlug ich so wild um mich dass mein Boot kenterte Die Eski-

morolle klappte nicht das Flieszlig war hier nur knietief Also stieg

ich ins Wasser zog das Boot an Land und lieszlig das Wasser her-

auslaufen Das Zelt war nass auch meine Klamotten die ich nur

so in den Fuszligraum gestopft hatte Proviant Kamera Ausweise

etc in den wasserdichten Behaumlltern waren trocken geblieben

Als ich alles wieder verstaut hatte und ins Boot steigen wollte

merkte ich erst dass an meinen Beinen Dutzende von Blutegeln

hingen Das ist eines der ekligsten Erfahrungen die man haben

kann finde ich Aber ich behielt die Fassung Manche lieszligen

sich noch leicht abreiszligen die anderen hatten sich festgebissen

und saugten mein schoumlnes Blut Im Proviantbeutel hatte ich ei-

nen Salzstreuer damit bestreute ich die Biester bis sie loslieszligen

und ins Wasser plumpsten Aber die Bisswunden juckten nicht

nur sie bluteten ndash meine Beine waren gestreift von duumlnnen ro-

ten Rinnsalen

Meine gute Stimmung war dahin Das Wetter wurde auch

nicht besser im Gegenteil Missmutig paddelte ich im Nieselre-

gen ndash ab und an unterbrochen von richtigem Regen ndash und hoffte

bald wieder in dichteren Wald zu kommen wo ich an einer tro-

ckenen Stelle mein Zelt aufschlagen konnte Aber es wurde dun-

kel und noch immer paddelte ich ndash ob nach Norden Osten oder

sonst wohin ich hatte keine Ahnung Zuletzt gab ich auf weil

15

ich nichts mehr sah und lieszlig mich treiben in der Hoffnung

dass die Stroumlmung falls es eine gab ndash mich wieder ins offene

Wasser brachte

Und dann steckte ich fest

Was konnte ich tun Nichts Also zog ich mein Regencape

dichter uumlber mich und versuchte im Sitzen zu schlafen Ich

musste wohl eingedoumlst sein denn ich schreckte auf weil ich et-

was gehoumlrt hatte In der Naumlhe schnaufte ein groszliges Tier Ich lug-

te unter meinem Cape hervor Es hatte aufgehoumlrt zu regnen war

aber immer noch zu dunkel um viel zu erkennen Aber ein Dut-

zend Schritte weiter stapfte ein riesiges dunkles Wesen durch

den Morast Es war gehoumlrnt und sah aus wie eine Kuh nur mit

einem houmlheren Buckel Gab es hier wilde Rinder Ich wusste

dass in manchen polnischen Waumlldern noch welche zu finden wa-

ren aber hier Das Vieh wandte mir den Kopf zu und schnaufte

wieder Er schien mich nicht zu moumlgen Schlieszliglich trollte es

sich und verschwand

Nun erst sah ich das kleine Licht das in einiger Entfernung

uumlber dem Boden tanzte Ich vermutete dass dort ein Wanderer

mit seiner Laterne unterwegs war offensichtlich auf sicherem

Boden

raquoHallolaquo rief ich doch das Lichtchen bewegte sich weiter

Der Mann dort musste wohl taub sein ndash oder hatte er Angst vor

mirlaquo

raquoHallo Hilfelaquo rief ich raquoLaufen Sie nicht weg Bittelaquo

Das Lichtchen blieb auf der Stelle Na also Jetzt war die Ge-

legenheit hinzulaufen Ich war schon mit einem Bein aus dem

Boot da fiel mir ein dass ich meine Sachen nicht einfach im

Stich lassen wollte Auszligerdem Dort war der Weg vielleicht si-

cher aber hier Ich sah ja keinen Meter weit

16

Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

17

So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

- wettercom noch schneller

- gaumlnzlich ohne Werbung

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- 1-stuumlndige Satellitenbilder

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 14: L ausgabe 9

15

ich nichts mehr sah und lieszlig mich treiben in der Hoffnung

dass die Stroumlmung falls es eine gab ndash mich wieder ins offene

Wasser brachte

Und dann steckte ich fest

Was konnte ich tun Nichts Also zog ich mein Regencape

dichter uumlber mich und versuchte im Sitzen zu schlafen Ich

musste wohl eingedoumlst sein denn ich schreckte auf weil ich et-

was gehoumlrt hatte In der Naumlhe schnaufte ein groszliges Tier Ich lug-

te unter meinem Cape hervor Es hatte aufgehoumlrt zu regnen war

aber immer noch zu dunkel um viel zu erkennen Aber ein Dut-

zend Schritte weiter stapfte ein riesiges dunkles Wesen durch

den Morast Es war gehoumlrnt und sah aus wie eine Kuh nur mit

einem houmlheren Buckel Gab es hier wilde Rinder Ich wusste

dass in manchen polnischen Waumlldern noch welche zu finden wa-

ren aber hier Das Vieh wandte mir den Kopf zu und schnaufte

wieder Er schien mich nicht zu moumlgen Schlieszliglich trollte es

sich und verschwand

Nun erst sah ich das kleine Licht das in einiger Entfernung

uumlber dem Boden tanzte Ich vermutete dass dort ein Wanderer

mit seiner Laterne unterwegs war offensichtlich auf sicherem

Boden

raquoHallolaquo rief ich doch das Lichtchen bewegte sich weiter

Der Mann dort musste wohl taub sein ndash oder hatte er Angst vor

mirlaquo

raquoHallo Hilfelaquo rief ich raquoLaufen Sie nicht weg Bittelaquo

Das Lichtchen blieb auf der Stelle Na also Jetzt war die Ge-

legenheit hinzulaufen Ich war schon mit einem Bein aus dem

Boot da fiel mir ein dass ich meine Sachen nicht einfach im

Stich lassen wollte Auszligerdem Dort war der Weg vielleicht si-

cher aber hier Ich sah ja keinen Meter weit

16

Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

17

So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

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Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

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Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 15: L ausgabe 9

16

Also blieb ich sitzen Und dann geschah das Erstaunliche

Das Lichtchen kam naumlher huumlpfte hin und her kam noch naumlher

und schwebte schlieszliglich wenige Meter vor mir Da war kein

Mensch keine Laterne einfach nur das kleine Licht ein kleines

gruumlngelbes Flaumlmmchen

raquoEin Irrlichtlaquo sagte ich betroffen raquoDu bist ein Irrlichtlaquo

Jetzt fielen mir die Ratschlaumlge der beiden alten Maumlnner ein und

ich musste lachen

raquoDu wolltest mich tiefer in den Sumpf fuumlhren waslaquo sagte

ich obwohl ich wusste dass Irrlichter keine Lebewesen waren

sondern durch Sumpfgas erzeugte Lichterscheinungen raquoIch

sollte in diesem verdammten Morast ersaufen waslaquo Ich begann

zu heulen weil mir jetzt meine Lage erst richtig bewusst wurde

Vorher war ich zu erschoumlpft gewesen um mir Gedanken daruumlber

zu machen wie tief ich tatsaumlchlich im Schlamassel steckte

Das Lichtchen tanzte vor mir auf und ab Das machte mich

stutzig raquoBist du ein Bludniklaquo fragte ich raquoWie waumlrrsquos willst du

mir hier raushelfen Ich kann dich auch bezahlenlaquo

Da umrundete das kleine Licht mein Boot und schwebte halb

links hinter mir ein Stuumlck weit davon raquoEs kann ja nichts scha-

denlaquo murmelte ich und stieszlig mit dem Paddel gegen die Binsen-

buumlschel vor mir bis ich mein Boot frei hatte und wenden konn-

te Das Lichtchen schwebte noch an derselben Stelle Ich pad-

delte vorsichtig darauf zu Doch bevor ich es erreichte ver-

schwand es Kurz darauf tauchte es wieder auf ndash weiter entfernt

Ich fuhr vorsichtig hinterher Ab und zu streifte ich Binsenbuuml-

schel einmal musste ich das Paddel in den Boden stecken um

das Boot uumlber eine zu seichte Stelle zu schieben Wieder ver-

schwand das Lichtchen und tauchte bald danach wieder woan-

ders auf

17

So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 16: L ausgabe 9

17

So ging es einige Zeit Ich merkte dass ich allmaumlhlich in brei-

teres Fahrwasser gelangte sehen konnte ich allerdings noch im-

mer nichts Schlieszliglich hatte ich das Gefuumlhl dass mein Boot

zwischen Baumlumen dahin glitt ndash ich war wieder endlich im Wald

Entweder hatte ich sagenhaftes Gluumlck oder das Lichtchen war

tatsaumlchlich eines dieser Bludniks

Das Lichtchen verharrte Als ich naumlher kam huschte es auszliger

Reichweite hin und her aber es wollte nicht weiter

raquoDu moumlchtest bezahlt werden wielaquo fragte ich Ich kramte

in meinem Brustbeutel Da waren zusammengerollt einige

feuchte Geldscheine aber keine Muumlnzen Ich holte einen Fuumlnf-

euroschein heraus und legte ihn ans Ufer raquoDa hast dulaquo

Das Lichtchen huschte weiter hin und her

Bild quelle wikipedia commons

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

- wettercom noch schneller

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

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Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

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Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 17: L ausgabe 9

18

raquoPasst dir der Schein nichtlaquo Es mochte wohl kein Papier-

geld Ich suchte in meinen Hosentaschen im Rucksack ndash keine

Muumlnzen

Da fiel mir der kleine Anhaumlnger ein den ich durchlocht an ei-

ner Kette um den Hals trug eine alte italienische 100-Lira-

Muumlnze Andenken an eine verjaumlhrte Ferienbekanntschaft Ich

faumldelte die Muumlnze aus der Kette und legte sie ans Ufer

Das Lichtchen verschwand die Muumlnze war weg Ich saszlig wie-

der allein im Dunkeln Aber wie sich meine Augen an die Dun-

kelheit gewoumlhnten erkannte ich in der Ferne ein anderes Licht ndash

groumlszliger sanfter es huschte nicht unruhig hin und her sondern

verharrte zuverlaumlssig an seiner Stelle Ich tauchte das Paddel ein

und bewegte mich vorsichtig darauf zu immer in Sorge ich

koumlnnte einen Baumstumpf rammen oder mir den Kopf an einem

Ast stoszligen

Als ich naumlher kam sah ich dass das Licht von einer Laterne

ausging die neben der Tuumlr eines kleinen Holzhauses hing Auch

ein Steg war da

Ich machte mein Boot fest und kletterte auf den Steg Erst

musste ich mich strecken und meine Beine gerade stellen ich

war vom langen Sitzen ganz verkrampft Dann humpelte ich den

Steg entlang auf das Haumluschen zu Gegen den dunklen Nacht-

himmel sah ich die Umrisse der beiden Pferdekoumlpfe die den

Giebel schmuumlckten Vom Stall hinter dem Haus drang das ver-

schlafene Grunzen von Schweinen Auch stank es nach ihnen

Aus einem kleinen Fenster schimmerte Licht Ich wollte ans

Fenster klopfen da merkte ich es war keine Glasscheibe son-

dern eine Art halb durchsichtiger Haut Fruumlher spannte man

Schweinsblasen in die Fensterrahmen fiel mir ein Aber das war

doch fruumlher

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

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raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

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Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 18: L ausgabe 9

19

Ich ging um das Haus herum fand seitlich die Tuumlr und klopf-

te Die Tuumlr ging auf im Licht der Laterne stand eine Frau mit

grauen Zoumlpfen Sie trug den hier uumlblichen Kittel aus grobem

Stoff und musterte mich streng Ich versuchte ein freundliches

und zugleich hilfsbeduumlrftiges Gesicht zu machen Da sagte sie

etwas in dieser Sprache die ich nicht verstand Ich machte eine

hilflose Geste Sie wiederholte ihre Frage Auch nicht besser

Schlieszliglich gab sie auf und winkte mich in die Wohnstube

Was heiszligt Wohnstube Hier spielte sich offenbar das ganze

Leben ab Es gab eine Feuerstelle und einen niedrigen grob ge-

arbeiteten Tisch mit vier Hockern an der einen Wand zwei Kis-

ten mit irgendwelchem Zeug an der anderen Wand und entlang

der dritten reihten sich Schlafstellen ndash einfach Stroh auf dem

Boden Decke druumlber und noch eine zum Zudecken Zwischen

den Kisten war eine Tuumlr sie fuumlhrte wohl zum Schweinestall oder

zur Latrine dem Geruch nach zu schlieszligen

Ich machte ein dankbares Gesicht und wartete ab Die Frau

musterte mich erneut streng von oben bis unten dann wies sie

auf einen der Schemel wo ich mich gehorsam hinsetzte Aus der

einen Kiste holte sie einen Kanten dunkles Brot und ein Stuumlck

Speck das legte sie auf den Tisch vor mich hin Ich schaute et-

was ratlos weil ich nichts dabei hatte um Stuumlcke abzuschnei-

den Auch sie schaute ratlos oder eher erstaunt und zunehmend

mitleidig weil ich kein Messer hatte Offensichtlich hat hier je-

der immer ein Messer dabei Ohne Messer ist man nur ein hal-

ber Mensch anscheinend Sie seufzte und holte ihr Zweitmesser

aus der Truhe ihr eigenes behielt sie im Guumlrtel

Die Tuumlr ging auf herein trat ndash das Maumldchen mit den braunen

Schultern Sie trug den groben Kittel und schien gar nicht uumlber-

rascht mich hier zu sehen sondern grinste ganz frech heruumlber

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

- wettercom noch schneller

- gaumlnzlich ohne Werbung

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- Niederschlagsradar-Prognose fuumlr Deutschland

- 1-stuumlndige Satellitenbilder

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Dann registrieren Sie sich jetzt kostenlos und nutzen Sie Vor-

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 19: L ausgabe 9

20

Wahrscheinlich hatte sie mein Boot am Steg gesehen Aber was

machte sie hier

Zunaumlchst redete sie ein bisschen mit der aumllteren Frau dann

setzte sie sich zu mir an den Tisch raquoPass auf dass du nicht auf

die Hausschlange trittstlaquo sagte sie und zeigte auf ein Knaumluel

unter dem Tisch dicht neben meinem linken Fuszlig Ich zuckte zu-

ruumlck

raquoIst sie giftiglaquo

raquoNein aber trotzdemlaquo

Die aumlltere Frau setzte sich zu uns und forderte mich mit Ges-

ten auf doch endlich von dem Speck und Brot zu essen Auch

stellte sie mir einen Krug mit Wasser hin Bald kaute ich mit

vollen Backen und verschob das Nachdenken wie das Maumldchen

hierher kam auf spaumlter

Das Maumldchen riss sich ein paar ihrer langen Haare aus raquoHalt

mal das Endelaquo sagte sie Dann begann sie aus den Haaren ei-

nen ganz duumlnnen Zopf zu flechten eher einen Faden Und als sie

fertig war holte sie eine durchbohrte Muumlnze aus ihrer Kittelta-

sche faumldelte sie auf knotete die Enden zusammen und haumlngte

sich die Muumlnze um den Hals raquoHuumlbsch nichtlaquo

Das war doch meine Muumlnze Ich wollte mich vorbeugen um

nachzuschauen Da schubste sie mich weg raquoDu stinkst mein

Lieber Du riechst nach altem Schweiszliglaquo

Das fand ich ungerecht Der ganze Raum stank nach Schwei-

nestall und sie machte mir Vorwuumlrfe raquoUnd der Schweine-

stalllaquo fragte ich empoumlrt

Sie lachte Ihre Augen funkelten gruumlngelb Gruumlngelb ndash also

hatte ich im Traum richtig gesehen

raquoMan sollte Schweinskoumlpfe an den Giebel schnitzenlaquo sagte

ich muumlrrisch raquoNicht Pferdekoumlpfelaquo

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

- wettercom noch schneller

- gaumlnzlich ohne Werbung

- Profiwetterkarten

- Niederschlagsradar-Prognose fuumlr Deutschland

- 1-stuumlndige Satellitenbilder

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Dann registrieren Sie sich jetzt kostenlos und nutzen Sie Vor-

teile wie

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 20: L ausgabe 9

21

raquoDas sind keine Pferdekoumlpfelaquo wies sie mich zurecht raquoDas

sind Schlangen Mit Kroumlnchenlaquo

raquoMit Kroumlnchen Ich finde sie sehen wie Pferdekoumlpfe auslaquo

Sie schaute mich nachdenklich an ich kam mir bloumld vor

raquoWieso kannst du hier als einzige Deutschlaquo fragte ich mit

vollem Mund um das Thema zu wechseln

Sie laumlchelte und spielte mit ihrem neuen Anhaumlnger

Das regte mich erneut auf vielleicht auch weil ich so muumlde

war dass mir der Kopf summte Ich sagte raquoZu dem Speck wuumlr-

den saure Gurken gut passen Habt ihr keinelaquo

raquoSaure Gurkenlaquo fragte sie

raquoEine Spreewaumllder Spezialitaumltlaquo hielt ich ihr vor

raquoAch so die Aber Gurken werden hier erst im sechzehnten

Jahrhundert eingefuumlhrtlaquo

raquoHaumllaquo

Sie lachte und schubste mich raquoWar nur Spaszliglaquo

Ich schaute sie misstrauisch an Tatsaumlchlich ndash diese Wohnver-

haumlltnisse sahen echt mittelalterlich aus Mir daumlmmerte der Ver-

dacht dass hier irgendwo eine Kamera versteckt war und alles

aufzeichnete zur schadenfrohen Unterhaltung des Fernsehpubli-

kums Also tat ich ganz cool und gaumlhnte raquoTut mir Leid dass ich

muumlde binlaquo sagte ich raquoIch hatte einen schlimmen Taglaquo

Die aumlltere Frau hob die Augenbrauen als sie mich gaumlhnen

sah und wies auf eine der Schlafstellen Das lieszlig ich mir nicht

zweimal sagen hundemuumlde war ich tatsaumlchlich das brauchte ich

nicht zu schauspielern Ich legte mich hin angezogen wie ich

war und musste wohl augenblicklich eingeschlafen sein Jeden-

falls erinnere ich mich an sonst nichts mehr

Ich wachte auf weil mir die Sonne in die Nase schien und ich

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

- wettercom noch schneller

- gaumlnzlich ohne Werbung

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- Niederschlagsradar-Prognose fuumlr Deutschland

- 1-stuumlndige Satellitenbilder

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 21: L ausgabe 9

22

niesen musste Ich lag im trockenen Gras In der Ferne houmlrte ich

ein Auto es musste dort eine Straszlige geben

Als ich mich verwirrt aufrichtete fand ich dass ich nach al-

tem Schweiszlig stank Da erst fiel mir die vorige Nacht ein Ich sah

mich um ndash keine Huumltte kein Wald kein Moor

Es gab aber einen Steg an dem war mein Boot angebunden

wohlbehalten und unsere Weiterreise erwartend Am Rand des

Stegs stand ein Schraubglas mit Spreewaumllder Gurken daneben

lag ein Straumluszligchen Sumpfdotterblumen

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

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Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

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ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 22: L ausgabe 9

23

Amadeus Firgau

Und seine 5 fantastischen bdquoSorlaldquo-Romane

Spannend und skurril dramatisch und mystisch ist der abenteuerliche Weg den Sorla zu gehen hat Dabei lernt er dass das Leben unter Menschen gefaumlhrlicher sein kann als was er bisher in der Wildnis unter Ungeheuern aller Art erlebte bdquoSorla beruhige dich Schlangen sind etwas Wunderbares Maumlchtigesldquo bdquoAlle sa-gen Schlangen sind boumlseldquo bdquoNein Cheruchtquale sind boumlse der Schwarze Woul - moumlge Anod ihm heimleuchten - ist boumlse aber Schlangenldquo bdquoUnd Chrebil Wuumlr-dest du einen Chrebil heilenldquo bdquoNatuumlrlich Wie kannst du fragenldquo bdquoUnd wenn er Aistiken toumlten will oder dichldquo Kraumluter-Liska fasste nach der Schere die am Band von ihrem Guumlrtel hing und hielt sie hoch dass sie vor Sorlas Augen blitzte bdquoDann allerdings waumlre ich gezwungen ihm den Lebensfaden abzuschneidenldquo sagte sie knapp

Amadeus Firgau veroumlffentlichte unter anderem fuumlnf Fantasy-Romane die bdquoSorlaldquo-Reihe Sie begeistern auch Leser die sonst keine Fantasy moumlgen Der erste Band erzaumlhlt Sorlas Kindheit in der Wildnis und bei den Gnomen In jedem der folgenden Baumlnde ist Sorla einige Jahre aumllter entsprechend aumlndern sich Probleme und Schauplaumltze Neben skurrilen beruumlhrenden fantastischen Ereignissen und spannender Handlung geschieht durchaus auch Erschreckendes Doch die Gluumlcksgoumlttin Atne stellt Sorla nicht nur vor fast unloumlsbare Aufgaben sondern ge-waumlhrt ihm durch uumlberraschende Wendungen immer wieder einen Ausweg

Die Buumlcher sind als Print und E-books erhaumlltlich

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

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Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

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Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

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Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

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Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

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einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

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wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

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ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

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Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

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Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 23: L ausgabe 9

24

Lass uns gemeinsam fest umschlungen

Mein Sehnen tragen durch die Luft

Lass mein Schlagen houmlrbar sein

Hier und weiter bis zum Horizont

Lass uns Berge uumlberfliegen

In Quellen Fluumlsse Meere flieszligen

Lass mein heiszliges Klopfen

Unberuumlhrten Raum erstuumlrmen

Dunkelheit durchdringen

Wenn nachts der Mond

So kalt am Himmel steht

Lass uns uumlber Duumlnen

Sanft pulsierend leise atmen

Goldenen Sand

Im Rhythmus meines Trommelns

Hoch zu weiszligen Wolken wehen

Lass das Klingen meines Pulses

Ein Echo finden in der Menge

Dass ein zweites Herz

Ganz sacht beruumlhrt

Den Takt erfuumlhlt

Mit mir vibriert

Lieber Wind

Elin Bell

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

- wettercom noch schneller

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- 1-stuumlndige Satellitenbilder

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 24: L ausgabe 9

25

Auf meinem Blatt

Zerspringen Worte

In tausend Splitter

Sie laufen umher

In meinem Gedicht

Nach Belieben

Auch zwischen den Zeilen

Beginnen zu rufen

Seufzen und klagen

Fragil

Zerrissen

Allein

Mit meiner Feder

Fange ich sie ein

Erfinde neue Worte

Fuumlge sie zusammen

Frakturen heilen

Bruchlinien vernarben

Angst

Vor neuem Zerbrechen

Laumlsst Vorsicht aufkommen

Wortsplitter

Elin Bell

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

- wettercom noch schneller

- gaumlnzlich ohne Werbung

- Profiwetterkarten

- Niederschlagsradar-Prognose fuumlr Deutschland

- 1-stuumlndige Satellitenbilder

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teile wie

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

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ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 25: L ausgabe 9

26

Grundsaumltzlich bin ich der Meinung die Meteorologen sind

sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher Nachts ist es dun-

kel und tagsuumlber hell

Wetter ist immer deshalb ist es auch ein dankbares Ge-

spraumlchsthema Und das Beste ist auch noch Das Wetter ist an

allem Schuld von der Migraumlne bis hin zur Naturkatastrophe ndash es

kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen weh-

ren weshalb auch es grinst sich eins und tut was es will

Auch ich aumlrgere mich oft uumlber das Wetter Als moderner

Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen dass mein Balkon

mir heute einreden will dass es regnet Nein ich will ihm nicht

glauben ich tue das was heute gang und gaumlbe ist ich frage das

Internet welches Wetter wir haben Waumlre doch gelacht wenn

ich meinen Balkon nicht austricksen kann

Ich google also raquoWettervorhersagelaquo und freue mich uumlber die

Riesenauswahl an Moumlglichkeiten

Ich entscheide mich fuumlr eine Website die damit prahlt dass

sie diejenige ist die in den Jahren 2011 2013 und 2014 das Prauml-

dikat raquobeliebteste Website in der Kate-gorie Wetter und Ver-

kehrlaquo verliehen bekam So richtig mit Brief und Siegel und ei-

nem glaumlsernen Pokal Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung

Warentest fuumlr beste Prognose und gute Suchfunktion Bei Oumlko-

Test wurde sie mit der Note gut (19) ausgezeichnet

Hier muss ich richtig sein und anders als auf meinem Balkon

finde ich eine im-mens groszlige Auswahl an Wetter OK dass der

Balkon mir nicht sagen kann wie das Wetter in Paris London

Wetter ist nicht gleich Wetter Susanna Bur

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

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Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

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Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

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Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

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Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

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Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

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einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

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ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

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Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

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Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

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Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

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Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 26: L ausgabe 9

27

oder New York gerade ich ist sehe ich ihm nach aber er be-

kommt heftige Konkurrenz Ich suche Saarbruumlcken und werde

fuumlndig

Stuumlndliche Werte kann ich abrufen heute 13-14deg teilweise

sonnig teilweise bedeckt mit leichtem Regen

Gut bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mit-

halten

Doch ich gebe nicht auf

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der

Rubrik raquoRelevante Staumldtelaquo eine Auflistung weiterer Orte des

Saarlandes wie Neunkirchen Blieskastel Lebach Dillingen

usw und ich werde einen Moment stutzig denn in der Liste ste-

hen auch London New York City Palma de Mallorca Ich gruumlb-

le daruumlber nach in welcher Relevanz jetzt New York City zu Le-

bach oder Dillingen steht Ich komme nicht dahinter kann daran

liegen dass ich nicht wirklich weiszlig was Relevanz bedeutet

Aber ich weiszlig mir zu helfen ich bin ja im Internet also schnell

mal das Wort raquoRelevanzlaquo googeln Und siehe da ich werde bei

Wikipedia fuumlndig raquoRelevanz ist eine Bezeichnung fuumlr die Be-

deutsamkeit oder Wichtigkeit die jemand etwas in einem be-

stimmten Zusammenhang beimisstlaquo Ich Dummerchen wieso

bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen Le-

bach Dillingen St Ingbert New York sind halt Groszligstaumldte un-

ter sich

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf weiter-

scrollen die Website hat noch viel zu bieten denn ich sehe in

waagerechter Anordnung 5 Uumlberschrif-ten mit vielen weiterfuumlh-

renden Links und spuumlre in diesem Augenblick Mitleid mit mei-

nem armen kleinen Balkon und seinen beschraumlnkten Moumlglich-

keiten

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

Ihre Vorteile

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 27: L ausgabe 9

28

Unter der ersten Uumlberschrift raquoWetterlaquo finde ich die Unter-

punkte Videovor-hersagen Wetterlexikon Wetterwarnungen

wettercom Deutschland Schweiz Oumlsterreich und Espana

Die naumlchste Uumlberschrift heiszligt raquoWetter Toolslaquo Sie bietet

Homepagewetter Profiwetter und wettercom Desktop App

Das mit dem Profiwetter interessiert mich ich klicke auf den

Link lande auf einer neuen Seite und lese

raquoSie wollen mehr Dann sind Sie hier genau richtig

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Das Profiwetter auf Rechnung ist nur fuumlr die Dauer von 1

Jahr moumlglich Wenn Sie sich gleich fuumlr mehrere Monate anmel-

den sparen Sie

Z B 12 Monate fuumlr 4990euro statt 6840eurolaquo

Sparen ist immer gut und eigenes Wetter fuumlr nur knapp 50euro

im Jahr das uumlberlege ich mir noch Doch jetzt erst mal zuruumlck

zu den verbleibenden anderen Uumlberschriften

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 28: L ausgabe 9

29

Es wird noch spannender die naumlchste lautet raquoMobiles Wet-

terlaquo Hier gibtrsquos iPhone Wetter iPad Wetter Android Wetter

Windows Mobile Wetter und wettercom mobil

Im Augenblick ist es mir zu viel aber spaumlter will ich unbe-

dingt herausfinden ob das iPad Wetter mir fuumlr heute mehr Son-

ne bietet als das Android Wetter

Erst mal schnell zur naumlchsten Uumlberschrift raquoVideoslaquo Die ein-

zelnen Links fuumlhren zu Wetternews Deutschlandwetter

Schweizwetter Regionalwetter Oumlsterreichwetter Reisewetter

Gesundheitswetter Wetterwissen und Lifestyle Lifestyle

Wieso Lifestyle Ich klicke den Link an eine neue Seite oumlffnet

sich und mir springt folgende Werbung entgegen raquoAumlrzte und

Diaumltindustrie schockiert warum For-scher entdecken eine un-

glaubliche Methode zur Fettverbrennung 12 kg in 30 Ta-genlaquo

Mag ja interessant sein vielleicht gibt es auch eine Relevanz

zum Wetter aber ich kehre zuruumlck zur Seite mit den Uumlberschrif-

ten

Foto susanna Bur

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 29: L ausgabe 9

30

Als naumlchstes kommt die Uumlberschrift raquoRatgeberlaquo mit den Un-

terpunkten Grillwetter Gartenwetter Pollenflugwetter Routen-

wetter Biowetter Sonnenschutz und Zeckenwetter Ich hoffe

doch sehr dass die Zecken fuumlr ihr persoumlnliches Wetter auch

nicht mehr als 50euro im Jahr zahlen muumlssen

Das waren die Uumlberschriften jetzt muss ich nur noch die vie-

len vielen weiter-fuumlhrenden Links anklicken mir ein paar Stun-

den Zeit zum Lesen nehmen da-mit ich heute alles uumlber das

Wetter von Saarbruumlcken bis New York in Erfahrung bringe mit

stuumlnd-lichem Update versteht sich

Halt nein ich bin noch nicht mit den Uumlberschriften durch

Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes gro-

szliges Kaumlstchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrs-schild ndash also ein

Ausrufezeichen in einem Dreieck Rechts daneben ist ein

Schirmchen abgebildet und in Groszligbuchstaben mit einem Hy-

perlink versehen steht dort raquoRegen-Livetickerlaquo

Ich nehme allen Mut zusammen klicke drauf und lese Saar-

bruumlcken heute 13-14deg teilweise sonnig teilweise bedeckt mit

leichtem Regen

Morgen frage ich wieder meinen Balkon das geht schneller

und er hat sowieso recht

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

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Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

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schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

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heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

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Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 30: L ausgabe 9

31

Der Orangenkrieg

wie aus einer Muumlcke ein Elefant wird

Satire

Susanna Bur

ISBN 978-3-944306-08-7

wwwbur-verlagde

Auch als E-Book erhaumlltlich

Was passiert wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will Nur so aus Spaszlig weil

es ihnen wie ein Abenteuer erscheint eine Abwechslung in ihrem Ehealltag be-

deutet

Waumlhrend Olivia und Lukas verliebt wie eh und je diesen Schritt geplant in Angriff

nehmen und so gar keine Probleme damit haben loumlsen sie in ihrem sozialen Um-

feld ja sogar in der halben Welt ein Chaos aus

Der Grund dafuumlr sind ihre 16 Orangenbaumlumchen die sie selbst gezogen haben

aus einer wohl nicht ganz ungefaumlhrlichen Orange aus Maacutelaga

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

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Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

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Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

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einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

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Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

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wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

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ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 31: L ausgabe 9

32

Mein Herz tickt langsamer als deines

dehnt Minuten genussvoll aus

trommelt auf neuen Wegen

Richtung Zukunft

Mein Herz traumlgt leichter als deines

wirft Ballast fruumlher hinab

pocht liebevoll und frei

durch Tag und Nacht

Langsam

Birgit Burkey

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

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heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

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Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 32: L ausgabe 9

33

Ungestillt kriecht meine Zeit

uumlber traumbewachsene Boumlden

Wachsam begleite ich ihren Weg

und verliere mich in Ungeduld

wenn Ziele sich im Chaos winden

Ungestillt

Birgit Burkey

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

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ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

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Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

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darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

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Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 33: L ausgabe 9

34

S ommerfluumlgelschlaumlge auf der Haut

U nd Ozeanduft im salzgekroumlnten Haar

M eerbetoumlrt lausche ich Winden die

M itreiszligend uumlber Wellen toben

E bbe Flut Licht und Wolkenspiele

R egenschauerferne Sonnenzeiten

S orgenfreie Gluumlcksgedanken

O hne zwangsgepraumlgten Alltag

U mhuumlllt von Blauhimmelseide

N eige ich mein Herz und lege es in

D eine sandgeformten Haumlnde

Summersound

Birgit Burkey

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 34: L ausgabe 9

Foto Susanna Bur

36

Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

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Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

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Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

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Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

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Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

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einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

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Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

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wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

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ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

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Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

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Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

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Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

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schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

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heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

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Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

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ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

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Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 35: L ausgabe 9

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Zarte Farben zeigt das Motiv Der Zeitungleser

Ein Gemaumllde von Albert Weisgerber

Ich kann es bewundern im Saarlandmuseum

Taumlglich geoumlffnet von 1000 bis 1800 Uhr

Unten im Keller haumlngen seine Zeichnungen

Natuumlrlich werden oben die wunderbaren Gemaumllde gezeigt

Genussvoll und mit Freude betrachte ich die Gemaumllde

Lebendig dargestellt vor allem seine Selbstbildnisse

Ein Gemaumllde gefaumlllt mir besonders Der Zeitungleser im Restaurant

Sehr duumlster scheint mir das Umfeld des Protagonisten

Es ist mir sehr genehm die Ausstellung mit Freunden zu besuchen

Recht muumlhsam aber ist die Bildbeschreibung

Weisgerber Barbara Wuumlrtz

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Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

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Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

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Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

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Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

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Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

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Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

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Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

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einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

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Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

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wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

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ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

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Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

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darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

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Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 36: L ausgabe 9

37

Ein vornehmer Herr in einem Gasthaus

schwarze Seidenjacke Zylinder zeitunglesend

eine angezuumlndete Zigarre im rechten Mundwinkel

Auf sein Mittagsmenuuml wartend allein an einem Vierertisch

dieser bedeckt mit einer verwaschenen Tischdecke

darauf eine Menage Wasser- und Whisky-Flasche

Auszligen am Fenster eine verhuumlllte Gestalt

die mit weit aufgerissenen Augen spaumlht

Diffuses Licht dringt durch die truumlben Scheiben

erhellt kaum die Szene im Restaurant

Der Gast genieszligt einen bereitstehenden Aperitif

Sobald der Herr seine Lektuumlre beendet hat

wird er wohl das Journal zur Seite legen

und sich genuumlsslich seiner Speise widmen

Der Zeitungleser im Restaurant

Barbara Wuumlrtz

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

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Barbara Wuumlrtz

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Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 37: L ausgabe 9

38

Noch haumllt sich die Daumlmmerung

an der Dachrinne fest

Vogelmelodien

kuumlnden den neuen Tag

Bluumltenknospen

schauen der Sonne entgegen

leuchten weiszlig und rosa

Lila Fliederbluumlten

wehen ihren Duft mir zu

Ich schlage die Augen auf

Fruumlhlings-Erwachen Barbara Wuumlrtz

Foto Erwin Altmeier

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

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Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

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schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

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heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

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Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

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ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

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Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 38: L ausgabe 9

Foto Erwin Altmeier

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Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

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Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

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Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

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Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

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einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

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Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

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wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

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ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

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Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

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darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

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Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

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Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

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Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

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AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

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Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

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ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 39: L ausgabe 9

40

Der Fruumlhling laumlchelt mir zu

mit all seinen Farben

Junges Blaumlttergruumln der Baumlume

Silberne Weidenkaumltzchen im Sonnenlicht

Gelbe Loumlwenzahnbluumlten am Wegrand

Schluumlsselblumen in sattgruumlnen Wiesen

Weiszlige Sternmagnolien an Straumluchern

Rot-weiszlige Bluumlten an Magnolienbaumlumen

Neben Haumlusern das rosafarbene Bluumltenmeer

der japanischen Zierkirsche

Lilafarbene Fliederbuumlsche in Gaumlrten

Leuchtendes Gelb der weiten Rapsfelder

Das fruumlhe Jahr zeigt sein Laumlcheln

Farbenzauber Barbara Wuumlrtz

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 40: L ausgabe 9

41

Baumlume mit kahlen Aumlsten

begleiten meine Fahrt

Straumlucher in

erwachendem Gruumln

Das Murmeln der Blies

im Hintergrund

Erstes Gelb am Wegrand

Loumlwenzahn in voller Bluumlte

In Sonnenstrahlen

leuchten silberne Weidenkaumltzchen

Rechts der Straszlige

weite Wiesenflaumlchen in saftigem Gruumln

Ein Milan zieht seine Kreise

und weist mir den Weg

Unterwegs im Fruumlhling Barbara Wuumlrtz

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 41: L ausgabe 9

42

Eis mit Leberwurst

aus eigener Herstellung

mit besten Zutaten

Verwoumlhnen Sie Ihren Liebling

Freuen Sie sich wenn er diesen

Leckerbissen genuumlsslich verzehrt

Ihr Hund

Eis-Variation Barbara Wuumlrtz

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 42: L ausgabe 9

43

Haumlppchen

fuumlr den kleinen Hunger

mit vorzuumlglichem Geschmack

Huumlhnchenfleisch

zusaumltzlich mit Q10

oder

Putenfleisch

zusaumltzlich mit Zink

und Traubenextrakt

Nur das Beste

fuumlr Ihren kleinenWildfang

Schnurrrrr

Zwischenmahlzeit Barbara Wuumlrtz

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 43: L ausgabe 9

44

Dann wurde es holprig Muli holte sich blaue Flecken an den

Schultern und den Knien und wenn der Wagen durch ein

Schlagloch fuhr schlug er mit dem Kopf auf dem Kofferraum-

boden auf Er versuchte sich Halt zu verschaffen indem er die

Fuumlszlige gegen die Seitenwand stemmte aber er haumltte auch die

Haumlnde gebraucht um sich mit ihnen auf der anderen Seite abzu-

stuumltzen und seine Haumlnde waren hinter seinem Ruumlcken zusam-

mengebunden

raquoIch warrsquos nichtlaquo hatte er geschrien als sie ihn packten und

Pelle mit dem Revolverknauf nach seinem Kopf ausholte Aber

sie hatten ihm nicht geglaubt und so war es schon immer gewe-

sen - wenn ein anderer etwas behauptete und Muli behauptete

das Gegenteil glaubte man garantiert dem anderen

Nur einer hatte ein Gesicht gemacht als zweifle er daran

dass Muli ein Verraumlter sei Das war sein stiller Freund gewesen

der Kerl mit der Knollennase der meistens etwas abseitsstand

und nie was sagte Muli kannte nicht mal seinen Namen er hatte

auch noch nie mit ihm gesprochen dennoch - seit jenem ver-

patzten Coup fuumlr den sie ihm schon mal die Schuld gegeben

hatten wusste er Die Knollennase war sein Freund

Muli hatte so gehofft diesmal endlich seine Stimme zu houmlren

Er wuumlrde ihn verteidigen wuumlrde den anderen klarmachen dass

es nicht Muli sein konnte der sie verraten hatte Aber sein

Freund schwieg und Muli konnte es ihm nicht verdenken Er

war eine Randfigur genau wie Muli - niemand wuumlrde auf ihn

houmlren Er wuumlrde sich nur selbst verdaumlchtig machen

Ein stiller Freund Bodo Bickelmann

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 44: L ausgabe 9

45

Schlieszliglich blieb der Wagen stehen Eine Tuumlr wurde geoumlffnet

und schlug wieder zu Schritte naumlherten sich als leises Kratzen

am Boden Muli zog die Knie an Seine einzige Chance wuumlrde

es sein dem Henker die Fuumlszlige in den Leib zu rammen sobald

sich die Kofferraumklappe weit genug auftat Aber damit wuumlrde

der Henker natuumlrlich rechnen Er war ein Profi er wuumlrde vorbe-

reitet sein

Und selbst wenn er ihn erwischte Wie sollte Muli mit seinen

im Ruumlcken gefesselten Haumlnden aus dem Kofferraum hinausge-

langen - schnell genug um dem Henker zu entwischen bevor

der sich wieder aufgerappelt hatte Falls er uumlberhaupt zu Boden

ging

Trotzdem zog Muli die Knie bis dicht an den Bauch heran Er

spannte die Muskeln in den Beinen an und konzentrierte sich Er

war es gewohnt dass die Chancen gegen ihn standen Und ja er

war es gewohnt dass er verlor aber noch nie hatte ihn der Tod

herausgefordert - vielleicht gab ihm das die Kraft die ihm bis

hierhin immer abgegangen war Und nein Es konnte doch nicht

hier zu Ende sein

Das Kratzen am Boden verstummte vorm Kofferraum Ein

trockenes Klack - die Klappe wurde entriegelt Muli zog die

Knie noch fester an und starrte auf den hellen Streifen der sich

zeigte Dann wurde der Streifen mit einem Schwung breiter und

Muli stieszlig die Fuumlszlige in den Spalt Der Stoszlig ging ins Leere und

gleich darauf schlugen seine Waden schmerzhaft auf der Kante

des Kofferraums auf

raquoSachte Sachtelaquo sagte eine nuschelige Stimme die ihm

voumlllig fremd war Aber das Gesicht dazu das kannte er Es war

sein stiller Freund Er griff nach Mulis Oberarm aber nicht

grob wie es wohl der Henker tun wuumlrde sondern wie einer der

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 45: L ausgabe 9

46

einem Kumpel dabei half aus dem Kofferraum zu klettern

Muli sah sich um Der Wagen stand am Rande eines Wald-

wegs Zu beiden Seiten Heerscharen von Baumstaumlmmen viele

davon breit genug um einem Augenpaar und einer Waffe in der

Hand Versteck zu bieten

raquoSind wir alleinlaquo

Knollennase nickte und druumlckte die Kofferraumklappe ins

Schloss

Muli kaute auf der Unterlippe Die naumlchste Frage wollte ihm

nicht von der Zunge aber er musste sie stellen

raquoBist du der Henkerlaquo

Im Gesicht des stillen Freundes zuckte etwas wie ein muumldes

Laumlcheln

raquoKommlaquo sagte er und fasste Muli kurz am Arm raquoIch will

dir etwas zeigenlaquo

Muli blieb stehen und beugte die Unterarme hinter dem Ruuml-

cken hervor zur Seite

raquoDie Fesselnlaquo fragte er

raquoSpaumlterlaquo

Muli sah sich wieder um Suchte nach verraumlterischem Blitzen

auf Metall Sein stiller Freund wirkte so sanft Ganz und gar

nicht wie ein Henker Aber wenn er nicht der Henker war wa-

rum waren sie dann hier

Muli ging voraus in die Richtung die der andere ihm zeigte

Muumlrbe Zweige knackten unter ihren Schuhen sie gingen immer

tiefer in den Wald hinein Wenn er jetzt zu laufen anfing Ein-

fach rannte und Knollennase dadurch zwang zu zeigen wer er

war Ein Schuss - das waumlrrsquos gewesen Oder eben Stille hinter

ihm - nur seine eigenen Schritte die das Laub aufwirbelten und

ab und zu das Flattern eines aufgescheuchten Vogels

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 46: L ausgabe 9

Foto Susanna Bur

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

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Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

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Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

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schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

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heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

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Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 47: L ausgabe 9

48

Doch er lieszlig es bleiben Er spuumlrte wie noch nie wie er an je-

der einzelnen Minute seines Lebens hing wie er dem Tod nicht

noch entgegenlaufen wollte Das war das eine Das andere war

das Gefuumlhl das sein stiller Freund ihm still vermittelte dass er

einen Plan habe wie er Mulis Leben retten wuumlrde und dass nur

dieser Plan ihm wirklich helfen konnte

Am Geraumlusch der Schritte houmlrte er dass Knollennase dicht

hinter ihm ging dennoch warf er ab und zu einen Blick uumlber die

Schulter wie um sich zu vergewissern dass der andere noch da

war Er sah dann meist nur seinen Haaransatz und seine Stirn

und seine Nase nie begegnete er seinem Blick der unentwegt

wiersquos schien zu Boden zeigte Was war es was ihn denken lieszlig

dass dieser Mann sein Freund sei selbst wenn er der Henker

war

raquoIch hab euch nicht verratenlaquo

Die Antwort war ein Seufzen

raquoDu glaubst mir doch Ich weiszlig dass du mir glaubstlaquo

raquoIch glaube dirlaquo kam es endlich aus dem Mund des stillen

Freundes doch es kam so gleichguumlltig dass Muli ganz eng in

seiner Brust zumute wurde

So war es wohl - es spielte keine Rolle wer ihm glaubte und

wer nicht Er war ja nur ein Unsichtbarer einer der an einer

Ecke Schmiere stand und fror waumlhrend die anderen drinnen die

eigentliche Arbeit machten Eine Arbeit von der man ihm kaum

etwas sagte nur wie hoch sein Anteil war das sagte man ihm

wenn alles glatt gelaufen war

Unsichtbar und austauschbar Einer den man gut gebrauchen

konnte wenn es einen Suumlndenbock zu finden galt

raquoMoumlcht wissen wer mich angeschwaumlrzt hatlaquo Er murmelte

das nur so vor sich hin Auch sein stiller Freund wuumlrde es nicht

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wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

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darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

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Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

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ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 48: L ausgabe 9

49

wissen Niemand wuumlrde es wissen auszliger dem Boss und dem

verraumlterischen Feigling selbst Doch kaum waren seine Worte

drauszligen da raumlusperte Knollennase sich auf eine Art und Weise

dass Muli abrupt stehen blieb

raquoDu weiszligt es Sag dass du es weiszligtlaquo Er hatte sich umge-

dreht und suchte den Blick des stillen Freundes der ihm zu-

naumlchst auswich Doch Muli blieb beharrlich bis Knollennase

endlich seinen Blick erwiderte

raquoIch weiszlig eslaquo

raquoWer war eslaquo

raquoEiner von dem niemand glauben wuumlrde dass er dich ver-

leumdetlaquo

Muli zuckte mit den Schultern raquoEhrlich gesagt kann ich mir

das von jedem vorstellen auszliger von laquo Durch die vorhin so eng

gewordene Brust schien jetzt ein Wind zu pfeifen wie durch ei-

nen ausgehoumlhlten Schacht

raquoDulaquo

Sein Gegenuumlber nickte

raquoWarumlaquo

raquoDas erfaumlhrst du fruumlh genug Jetzt erstmal weiterlaquo

Als Muli sich nicht ruumlhrte hob Knollennase drohend die Pis-

tole und in einem neuen verzweifelt eisigen Ton fauchte er

raquoWeiterlaquo

Muli drehte sich um Zu benommen um an Widerstand zu

denken setzte er Fuszlig um Fuszlig voreinander

Einmal da hatte er jemand sagen houmlren raquoDu gehst kaputt

wenn du keinen Menschen hast dem du vertrauen kannstlaquo Die

Worte waren nicht fuumlr ihn bestimmt gewesen - er hatte nieman-

den der sowas zu ihm sagen wuumlrde - er hatte sie nur zufaumlllig

mit angehoumlrt doch sie schienen wie auf ihn gemuumlnzt zeigten sie

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 49: L ausgabe 9

50

ihm doch die groszlige Wunde seines Lebens Eine Wunde die of-

fen lag aus der das Blut vor seine Fuumlszlige tropfte und seine Wege

glitschig machte bis er glaubte er haumltte endlich einen Freund

gefunden Einen stillen Freund

Damals war was schiefgegangen es hatte eine Schieszligerei ge-

geben und der Boss warf Muli vor er haumltte nicht aufgepasst

haumltte die anderen zu spaumlt gewarnt Dabei war es nicht seine

Schuld gewesen Die Planung war schlecht Von seinem Platz

aus hatte er die Cops nicht fruumlher sehen koumlnnen und den Platz

hatte man ihm zugewiesen Pelle flippte aus als Muli das zu sa-

gen wagte Pelle hatte ihn dort hingestellt und jetzt bruumlllte er

raquoWas glaubst du wer du bist du Arschloch Hat dich jemand

gefragt Du sollst die Augen offen halten und die Klappe zu

Das ist alles was du tun sollst Aber nicht mal das kriegst du ge-

backenlaquo Er bruumlllte bis der Boss dazwischenging raquoDas reichtlaquo

sagte er nicht einmal laut das hatte er nicht noumltig auf seine

Stimme waren sie geeicht raquoEr weiszlig schon wer er ist Nicht

wahr das weiszligt dulaquo Muli nickte eingeschuumlchtert Dann sagte

der Boss raquoUnd jetzt rauslaquo Es klang wie ein Peitschenhieb Mu-

li lieszlig den Kopf sinken und trottete zur Tuumlr

Ein paar Minuten spaumlter als er drauszligen wartete ging die Tuumlr

noch einmal auf und Knollennase kam heraus Er suchte etwas

hektisch wuumlhlte er in Schubladen und dann als er wieder auf

dem Weg zur Tuumlr war blieb er ploumltzlich stehen und sah Muli an

Fuumlr einen Moment wirkte er unentschlossen dann steckte er ei-

ne Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen Flach-

mann daraus hervor Wortlos reichte er ihn seinem Gegenuumlber

dem von allen anderen Ausgestoszligenen Muli nahm den Flach-

mann dankbar an schraubte den Verschluss auf trank einen

Schluck und fragte bevor er ihn wieder schloss raquoDu auchlaquo

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 50: L ausgabe 9

51

Knollennase schuumlttelte den Kopf Mit einem zufriedenen Lauml-

cheln steckte er das Flaumlschchen wieder in die Tasche

Von da an schien er Mulis Freund zu sein ein stiller Freund

der nie was sagte sondern mit den Augen zwinkerte mit siche-

rem Gespuumlr immer gerade dann wenn Muli raquoBullshitlaquo dachte

und es nicht zu sagen wagte

Ein Freund Bullshit Ein Spion war er und Muli fragte sich

ob er auch jetzt in seinem Ruumlcken zwinkerte Bestimmt hatten

sie das damals so besprochen als er selber vor der Tuumlr gewartet

hatte Doch andererseits hatte Knollennase indem er Muli

verleumdet hatte den Boss angelogen Was war das nun wieder

Unvermittelt blieb er stehen Er wollte es jetzt wissen er wuumlr-

de seinen falschen Freund zur Rede stellen Lieber sollte ihn der

andere jetzt gleich erschieszligen als dass er sich noch laumlnger von

ihm an der Nase herumfuumlhren lassen wuumlrde

Als er sich umdrehte blickte er in die Muumlndung der Pistole

Knollennase hielt sie in der rechten Hand Mit der linken zeigte

er knapp an Muli vorbei raquoDa ruumlberlaquo sagte er raquoNur noch die

paar Meter dann sind wir dalaquo

Muli schaute in die Richtung die der andere ihm wies Dort

stand ein Baum natuumlrlich aber dieser eine Baum war maumlchtig

groszlig und er stand einzeln wie auf einer Lichtung als hielten

die anderen Baumlume Abstand zu ihm aus Respekt vor seiner Grouml-

szlige oder seinem Alter

raquoDa zu dem bekackten Baum soll ich Wozu Willst du mir

etwa zeigen wie groszlig und maumlchtig so rsquone bekackte Eiche sein

kann bevor du mich uumlber den Haufen knallstlaquo

raquoDas ist rsquone Buche und wenn du willst knall ich dich gleich

hier uumlber den Haufen Aber nicht dortlaquo

Muli starrte Knollennase an Was war denn das nun wieder

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 51: L ausgabe 9

Foto Susanna Bur

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

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Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

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74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 52: L ausgabe 9

53

War das eine Chance Er zweifelte Aber vielleicht musste er ja

wirklich nicht sterben wenn er nur zu dieser bloumlden blouml-

den Buche ging

Ein paar Meter vom Baumstamm entfernt unter den weit aus-

ladenden Aumlsten blieben sie stehen

raquoWeiszlig du was ein Henker istlaquo fragte Knollennase und sah

in die Krone hinauf raquoEin Henker ist jemand der einen anderen

toumltet egal was er von ihm haumllt oder wie er zu ihm steht Ein

Henker toumltet weil man es ihm befiehltlaquo

Muli folgte Knollennases Blick Erst jetzt bemerkte er einen

dicken Ast der ein gutes Stuumlck unterhalb der anderen Aumlste vom

Stamm abzweigte Sein ganzer Koumlrper spannte sich an seine

Haumlnde ballten sich zu Faumlusten Er wird mich hier nicht abknal-

len das hat er gesagt Er hat nur gesagt dass er mich nicht ab-

knallen wird

Knollennase sah weiter in die Krone hinauf Als er fortfuhr

houmlrte es sich an als spreche er viel mehr zu sich selber als zu

Muli raquoEin Freund von mir hatte den Cops was gesteckt Angeb-

lich jedenfalls Die anderen sagten es sei an mir ihn umzubrin-

gen Als Beweis meiner Loyalitaumltlaquo Er seufzte und schwieg ei-

nen Moment raquoVielleicht haumltte ich es nicht tun sollen aber ich

habe es getan Ich sagte mir er ist ein Verraumlter er hat es verdient

zu sterben er muss sterben Aber uumlberzeugt war ich nicht davon

Ich war nur feige Ich hatte Angst dass sie mich ebenfalls toumlten

wenn ich mich weigere Sie hatten mir eine Pistole gegeben die

ich danach wegwerfen sollte und damit habe ich ihn erschossen

Hier unter diesem Baum war daslaquo

Muli beugte unmerklich die Knie machte sich bereit sich auf

den Feind zu stuumlrzen trotz seiner im Ruumlcken gefesselten Haumlnde

Er wusste wie aussichtslos das war aber jetzt kam es nur noch

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

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Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 53: L ausgabe 9

54

darauf an nicht aufzugeben

raquoInzwischen glaube ich sie haumltten mich nicht umgebracht

Tatsaumlchlich waren sie beeindruckt Sie hatten nicht damit ge-

rechnet dass ich das tun wuumlrde Einen Freund toumlten auch wenn

er ein Verraumlter war Von da an dachten sie ich haumltte keine Skru-

pel Von da an war ich der Henkerlaquo

Und ploumltzlich wandte er sich wieder Muli zu der schon halb

im Sprung zuruumlckschrak und das Gleichgewicht verlor Knol-

lennase streckte ihm die freie Hand entgegen fing ihn damit auf

und stuumltzte ihn bis er wieder geradestand Muli duckte sich und

zerrte an den Fesseln Er rechnete mit einem Faustschlag doch

dann bemerkte er den seltsamen Blick der auf ihm ruhte Knol-

lennase sah ihn an und schien ihn doch nicht anzusehen - als

schaue er durch ihn hindurch vielleicht in die Vergangenheit o-

der in die Zukunft und er wirkte traurig und gleichzeitig er-

leichtert

raquoDanach habe ich sie noch mehr beeindruckt Wenn es ge-

faumlhrlich wurde wenn es auf Leben und Tod ging dann war ich

immer als Erster dabei Sie hatten ja keine Ahnung warumlaquo

Knollennase seufzte steckte die Pistole in die Jackentasche

zog stattdessen ein Messer hervor und lieszlig die Klinge aus dem

Griff schnellen Muli machte einen Schritt zuruumlck raquoDie Fes-

selnlaquo houmlrte er sein Gegenuumlber sagen raquoIch hab es dir verspro-

chenlaquo

raquoIch trau dir nicht mehrlaquo

Knollennase zuckte mit den Schultern und ploumltzlich war er

hinter Muli packte dessen linken Unterarm zog ihn vom rech-

ten fort und dann war die Spannung zwischen Mulis Knoumlcheln

weg und den rechten Arm konnte er nach vorne ziehen

Als Knollennase auch den linken freigegeben hatte wirbelte

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

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Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

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Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

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Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 54: L ausgabe 9

55 Foto Erwin Altmeier

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 55: L ausgabe 9

56

Muli zu ihm herum nur um schon wieder in einen Pistolenlauf

zu blicken

raquoWas soll das alles Ist das ein perverses Spiel Willst du

mich in den Wahnsinn treibenlaquo

Knollennase schuumlttelte den Kopf dann drehte er die Waffe

um hielt sie jetzt am Lauf und druumlckte den Griff in Mulis rechte

Hand

raquoDu bist der einzige Mensch dem ich vertrauelaquo sagte er zog

Mulis Hand mit der Pistole drin zu sich heran und setzte sich

selbst die Muumlndung auf die Brust raquoEnttaumlusch mich nichtlaquo

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 56: L ausgabe 9

57

Gromek will lesen

Kriminalroman

Bodo Bickelmann

ISBN 978-3-944306-14-8

Auch als E-Book erhaumlltlich ISBN 978-3-944306-15-5

bdquoMein Name ist Gromek Ich bringe Menschen um mdash das ist mein Job Ich hasse es Endlich habe ich die Chance auszusteigen Dafuumlr soll ich jemandem das Le-ben retten Doch diesen Mann habe ich erschossen Schon vor langer Zeit Mit seinem Tod hatte alles angefangenldquo

Leseprobe und Infos

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

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Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

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Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

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ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 57: L ausgabe 9

58

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend dumme Worte

Drum kannst du dir die Saumltze sparn

die von der boumlsen Sorte

Das Ungesagte sagt oft mehr

als tausend liebe Worte

Drum sei mal still und red nicht nur

egal an welchem Orte

So ist die Weisheit gar nicht schlecht

Schweigen ist auch manchmal Gold

Deshalb folg ich diesen Worten

red mal nichts auch wenn ichs wollt

Das Ungesagte

Lisa Szygula

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 58: L ausgabe 9

59

Selbst der groumlszligte Held wird weich

bei seiner kleinen Schwester

Sie macht dir das Leben reich

deine kleine Schwester

Klaro gibts auch manchmal Streit

mit deiner kleinen Schwester

Doch ohne sie kommst du nicht weit

Du brauchst deine Schwester

Troumlstet wies sonst keiner kann

deine kleine Schwester

Nimmt dich fest in ihren Arm

deine kleine Schwester

Steht zu dir in jeder Stund

deine kleine Schwester

Verteidigt dich mit ihrem Mund

deine kleine Schwester

Ich bin froh dass ich dich hab

MEINE kleine Schwester

Ich geb dich nie wieder ab

denn du bist MEINE SCHWESTER

Kleine Schwester

Lisa Szygula

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 59: L ausgabe 9

60

Es ist ein Band das niemals reiszligt

Meistens Liebe zuweilen Streit

Schwestern

Es ist ein Band das immer da

Tag um Tag und Jahr um Jahr

Schwestern

Es ist ein Band das immer haumllt

Es geht um Ruumlckhalt nicht um Geld

Schwestern

Es ist ein Band das kann sich dehnen

Es geht um Helfen bei Problemen

Schwestern

Es ist ein Band das niemals bricht

Wenn man zusammenhaumllt und manchmal dicht

Schwestern

Es ist ein Band das niemals kracht

Es geht um Beistand bei Tag und Nacht

Schwestern

Schwestern

Lisa Szygula

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

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heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

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Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 60: L ausgabe 9

61

Es ist ein Band das stets besteht

Reiszligt es mal an wirdrsquos schnell genaumlht

Schwestern

Es ist ein Band das nie verschwindet

Und das ist gut weilrsquos uns verbindet

Schwestern

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

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Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 61: L ausgabe 9

62

Niemand sieht uumlber den Tellerrand -

Kelle fuumlr Kelle mit Hass gefuumlllt

von Suppenkaspern und Ulknudeln

die weismachen wollen

nicht bloszlig einzelne Faule

sondern alle verderben den guten Geschmack

Die Guten muumlssen leiden

weil Einzelne verdorben sind

Viele Muumlnder bleiben geschlossen

schlieszligen sich ohne zu probieren an und hassen mit

Nur wenige probieren und schmecken den Hass

benutzen ihr Gehirn und tuen was

Schmecken wird mir solch eine Suppe nie

-bevor wirs vergessen

JE SUIS CHARLIE

Ohne Titel

Lisa Szygula

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

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Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

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Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 62: L ausgabe 9

63

Lisa Szygula

Ja ich bin da

Eine Sammlung von Gedichten

Broschiert und als E-Book bei amazon

bdquoIch habe meiner Gedichtesammlung den Titel Ja ich bin da gegeben weil ich finde das dieser am Besten ausdruumlckt was ich mit meinen Gedichten sagen moumlchte Naumlmlich das ich hier bin auf dieser Welt und das ich es gerne binDies zeigen auch viele meiner GedichteSie finden Jahreszeitengedichte Liebesge-dichte aber auch manche Nonsensgedichte in diesem BuchIch wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim lesen bdquo

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

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Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 63: L ausgabe 9

Foto Erwin Altmeier Fot Erwin Altmeier

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 64: L ausgabe 9

65

Schon seit geraumer Zeit faumlllt mir auf dass es offenbar zur

Rhetorik-Ausbildung von Nachrichtensprechern und Moderato-

ren in Rundfunk und Fernsehen gehoumlrt Praumlpositionen Konjunk-

tionen und Artikel in einem Satz besonders zu betonen auch

wenn dies gar keinen Sinn macht Und es macht fast nie einen

Sinn

Ganz offensichtlich soll die Sprache dadurch lockerer klingen

und die Aufmerksamkeit der Houmlrer gesteigert werden Fuumlr mich

wirkt es aber einfach nur laumlcherlich Nun ja ich werde mich

wohl daran gewoumlhnen muumlssen dass fast kein Fernseh- oder Ra-

diomensch mehr normal spricht

Was mich allerdings interessieren wuumlrde ist die Frage ob

Moderatoren und Sprecher keine beruflichen Chancen haumltten

wenn sie sich weigern wuumlrden so zu sprechen

Achten Sie einmal auf die Sprache bei Nachrichten oder in

Reportagen Nachfolgend liste ich einige Beispiele auf ndash aus-

nahmslos Originalzitate aus TV und Radio (die Betonung lag

dabei jeweils auf den groszlig geschriebenen Woumlrtern bzw Silben)

ldquoDer Spieler stand IM Abseitsrdquo

ldquoEin Blick AUF die Zwischenzeit helliprdquo

ldquoOb es FUumlR eine Medaille reichtrdquo

ldquoJa er ist AUF Medaillenkursrdquo

ldquoDer Weltmeister kommt AUS Slowenienrdquo

ldquoDie Schwimmer stehen jetzt AM Rand des Beckensrdquo

ldquoDer Ball flog ZUM Tor und prallte AN die Stangerdquo

ldquoAN diesem Tag schauten alle AUF den Rasenrdquo

B-Tonung Erwin Altmeier

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

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74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 65: L ausgabe 9

66

ldquoDas Tor fiel IN der 32 Minuterdquo

ldquoSie hat den Weitsprung UumlBERlegen gewonnen und wartet

jetzt AUF den naumlchsten Wettbewerbrdquo

ldquoWir halten Sie AUF dem Laufendenrdquo

ldquoSie raumlumt MIT den Geruumlchten aufrdquo

ldquohellipwobei es IM Norden schon wieder etwas waumlrmer wirdrdquo

ldquoEine UumlBERzeugende Leistungrdquo

bdquoEr strebt an NACH Israel zu kommenrdquo

ldquoDiese Entwicklung vollzog sich UumlBER Millionen Jahrerdquo

ldquoEs war das zweite Mal IN der Geschichterdquo

ldquoDarmstadt spielt VON rechts nach linksrdquo

ldquoAN der Frankfurter Boumlrse fielen etliche Aktien AUF einen

historischen Tiefstandrdquo

ldquoHier die Tabelle IN der 3 Ligardquo

ldquoWir schalten jetzt um ZUM Fuszligballspiel NACH Hamburg

Dort stehen die Fuszligballer schon AUF dem Rasen und das Spiel

beginnt IN Kuumlrzerdquo

ldquohellip der Trainer VON Moumlnchengladbachrdquo

ldquoDen 1 FC Saarbruumlcken finden wir IN der unteren Tabellen-

haumllfte AUF Rang 12rdquo

ldquoMorgen UM 18 Uhr die Sportschau hier BEI unsrdquo

ldquoUnd jetzt ZUR Tagesschaurdquo

ldquoEuropawelle Saar MIT den aktuellen INformationen AUS

der Regionrdquo

ldquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenrdquo

ldquoDIE Nachrichten ndash IM Studio Stefan hellipldquo

bdquoDie Amerikaner gedenken ihrer gefallenen Soldaten an

PROminenten Orten mitten IN den Staumldtenldquo

bdquoBEI Facebook herrschen neue Datenschutzbestimmungenldquo

bdquohellip die AKtuellsten Bilder AUS der Nachtldquo

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 66: L ausgabe 9

67

bdquoDER 21 Spieltag der Fuszligballbundesliga ist beendetldquo

bdquoWir schauen mal AUF die Karteldquo

bdquoEr wurde AUF Bewaumlhrung entlassenldquo

bdquoDie Aktionaumlre werden AM Erfolg beteiligtldquo

bdquo4 Mrd Euro wurden INS schnelle Breitbandnetz investiertldquo

bdquohellipein Schlagabtausch MIT dem besseren Ende fuumlr Deutsch-

landldquo

bdquoIM November kann Juncker seine Arbeit aufnehmenldquo

bdquohellipder Trainer VON Moumlnchengladbachldquo

bdquoAN meiner Seite Ruumldiger Cerneldquo

bdquoIN Guatemala ist ein neues Feuer ausgebrochenldquo

bdquohellip AM kommenden Wochenende IN Frankfurtldquo

bdquohellip IN der ATP-Weltrangliste AUF Platz 38ldquo

bdquoIch begruumlszlige Sie ZUR Tagesschauldquo

bdquoWir muumlssen Investierenldquo

bdquoHeute Nacht liegen Wolken UumlBER dem Saarlandldquo Schade

dass sie nicht UNTER dem Saarland liegen ndash denn dann haumltten

wir ja alle mal auf Wolken schweben koumlnnen

Zum Schluss noch ein mehrfach gehoumlrter Wunsch im An-

schluss an die Verkehrsmeldungen ldquoIch wuumlnsche EINE gute

Fahrtrdquo

Bei der zweiten soll es dann wohl krachen Na dann bedan-

ke ich mich jetzt BEI Ihnen FUumlR Ihre Aufmerksamkeit und

wuumlnsche Ihnen noch EINEN guten Tag

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 67: L ausgabe 9

68

Wenn der Tag sich befreit aus den engen

beklemmenden hektischen laumlrmenden

Zwaumlngen

ndash dahin geronnen sich loumlsenden Atem verschafft

Die Stille das Ankommen zulaumlsst ja fordert

Die Klauen des zuvor unumgaumlnglich

Scheinenden sich oumlffnen ndash

ein reines ungeschminkt-demaskiertes Selbst erlauben

Dann wird es dir leicht und du laumlsst es zu ndash

dies an dich gerichtete zaumlrtliche sbquodursquo

sbquodulsquo Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 68: L ausgabe 9

69

Du bist nicht wohlhabend

du bist nicht reich

Warum beschwerst du dich

Du hast die Sonne den Mond das Licht den Wind die Farben den

Wald das Feld den Himmel uumlber und die Erde unter dir

Du hast deinen Glauben deine Hoffnung

du hast ndash dich

du hast ndash dich Heinz-Josef Scherer

Foto heinz-Josef Scherer

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 69: L ausgabe 9

70

Sie

moumlgen beim

Mann

daswas man

sbquoromantischrsquo

nennt

aber auch seinen Sinn fuumlr das RealeRationaleNuumlchterne ndash

Anteile eines

sbquoMachosrsquo

sowie eines (netten verstaumlndnisvollen usw)

sbquoSoftisrsquondash

eine wohldosierte Portion

Humor

(sie will ndash wichtig() ndash

auch zum Lachen gebracht werden)

gepaart mit dem erforderlichen Maszlig an Ernsthaftigkeit

und (dadurch auch)

Einschaumltzbarkeit

Achte

ndash lieber Mann ndash

darauf dass du dich in deiner Absicht der Annaumlherung guumlnstig

irgendwo dazwischen

Frauen ndash Mann Heinz-Josef Scherer

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

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Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

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Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

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Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

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Stefan Weigand

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Erwin Altmeier

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Elin Bell

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Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 70: L ausgabe 9

71

oder

hin und her pendelnd

das heiszligt ihre Gunst foumlrdernd und

(nach Moumlglichkeit)

sichernd anzusiedeln vermagst ndash

so

schwierig

dies im Einzelfall auch

moumlglicher- bis wahrscheinlicherweise

sein mag

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

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Bodo Bickelmann

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Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

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Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 71: L ausgabe 9

72

Heinz-Josef Schererrsquo

Sehnsucht nach dem innern Land

- KurzgeschichtenErzaumlhlungen

StoriesGedichteAphorismenBeobachtungen

AnsichtenAutobiographisches

Photographien von

ISBN 978385438102-0 172 Seiten euro 1840euro

erhaumlltlich beim Autor oder uumlber den Verlag wwwunited-pceu lsquoBelletristik-SonstigesAllerleirsquo sowie bei Amazon

Sehnsucht nach dem innern Land ist eine Sammlung von Kurzgeschichten Erzaumlhlungen Stories Gedich-ten Aphorismen Beobachtungen Ansichten ndash von momenthaft empfundenen sbquoSeelentupfernrsquo und autobiographischen Texten Der Autor sieht mit einem durchaus kritischen wie auch liebend-warmen Auge auf das Leben wie es sich ihm darbietet Er positioniert sich auf der Distanz schaffenden Meta-Ebene ebenso wie als direkt am Geschehen Beteiligter Gegenstand sind universale gemeinhin guumlltige Menschheitsthemen wie Heimat(suche) Alter(n) Vergaumlnglichkeit Einsamkeit Sehnsucht Hoffnung Sinnsuche und -findung Iden-titaumlt Liebe Sexualitaumlt Natur und viele andere welche in unverwechselbar indivi-dualisierter Form auf den Punkt gebracht werden Ein Teil der Texte und Gedich-te ist mit aussagekraumlftigen wie stimmungsvollen Fotografien unterlegt Das vorlie-gende Werk versteht sich ndash und dies vor allem ndash als beruumlhrend-authentische Lie-beserklaumlrungan das Leben in Lyrik und Prosa

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

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74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

Kontakt lisaszygulayahoode Website facebook

Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

Susanna Bur

Autorin Fotografin Malerin Redaktion Layout

Kontakt susannaburgmailcom Website

Bodo Bickelmann

Autor Kontakt bodobickelmannwebde

Amadeus Firgau

Autor Kontakt soralafreenetde Website google facebook

Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

Verzeichnis Redaktion

Autorinnen und Autoren

Stefan Weigand

Redaktion Layout Kontakt infobur-verlagde

Erwin Altmeier

Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

Elin Bell

ars-poeticagmxde

wwwelinbellwordpresscom

Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 72: L ausgabe 9

73

Heinz-Josef Scherer

Deine Ewigkeit - Imperativ des Lebens

Beobachtungen Ansichten Reflexionen

Gedichte Aphorismen Photographien

ISBN 13 978-1511628310 ISBN 10 1511628316 116 Seiten euro 980

Deine Ewigkeit mdash Imperativ des Lebens ist eine Sammlung kurzer praumlgnanter Texte von A wie sbquoAnkommenrsquo bis Z wie sbquoZeit des Abschiedsrsquo die in unterschiedli-cher Form an die Leserinden Leser herangetragen werden Themen sind Da-seinsbereiche verschiedener Art welche einen repraumlsentativen Querschnitt der Lebenswelten eines jeden abbilden Es finden sich Beobachtungen Ansichten Reflexionen Gedichte Aphorismen mdash entstanden aus Eingebungen und Einsich-ten innerhalb des Alltagshandelns diese jedoch zwangslaumlufig uumlberdauernd allein aufgrund ihrer Tiefe an Bedeutung sowie ihrer Generalisierbarkeit Ein Teil der Texte lieszlige sich durchaus dem Oberbegriff der sbquoRatgeber- und Lebenshilfelitera-turrsquo zuordnen was jedoch der Leserindem Leser uumlberlassen bleiben soll Ergaumln-zend untermalend bedarf es der Erwaumlhnung der Wirkkraft einzeln beigefuumlgter BilderPhotographien welche der Autor bei seinem Unterwegssein festhielt und als Quellen der Inspiration dienten

erhaumlltlich beim Autor im Buchhandel bei amazon

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

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Birgit Burkey

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Hans-Joachim Groumltschel

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Page 73: L ausgabe 9

74

Franccedilois schloss die Haustuumlr auf Mimi schluumlpfte an ihm vor-

bei in den Hausflur schuumlttelte ihr Fell aus und lief sogleich in

die Kuumlche

raquoNa ihr beiden schon wieder zuruumlck vom Spaziergangraquo houmlr-

te er Claire aus der Kuumlche rufen Franccedilois zog seine Jacke aus

hing sie an die Garderobe und ging ebenfalls in die Kuumlche

raquoDas Wetter ist heute einfach zu ungemuumltlich selbst Mimi

hatte keine Lust zu laufenraquo

Claire gab ihm einen Kuss auf die Wange

raquoDer Brieftraumlger hat einen Brief fuumlr dich abgegebenraquo

Franccedilois nickte goss sich einen Kaffee ein nahm einen Teller

mit Keksen in die Hand und ging in sein Arbeitszimmer Mimi

folgte ihm und legte sich sogleich auf ihre Decke neben dem

Schreibtisch Er stellte den Kaffee ab nahm einen Keks und

tunkte ihn hinein

Das Briefkuvert trug den Stempel des Instituts fuumlr welches er

als Historiker arbeitete Sein Fachgebiet waren die napoleoni-

schen Kriege Franccedilois oumlffnete den Umschlag nahm die Fotoko-

pie eines Briefes heraus den ein britischer Soldat waumlhrend des

Krieges an seine Frau geschrieben hatte und begann zu lesen

Die Handschrift war nicht gerade leicht zu entziffern Nach

zweimaligem Lesen nahm er einen weiteren Brief zur Hand

Dieser stammte von einem franzoumlsischen Soldaten Beide Maumln-

ner hatten an dem selben Gefecht teilgenommen und in Briefen

an ihre Frauen davon berichtet Franccedilois legte beide Briefe ne-

beneinander las sie Abschnitt fuumlr Abschnitt im Wechsel An-

Eine Stunde des Friedens

Joumlrg Bur

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

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Birgit Burkey

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Susanna Bur

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Heinz-Josef Scherer

Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

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Stefan Weigand

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Elin Bell

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Barbara Wuumlrtz

Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 74: L ausgabe 9

75

schlieszligend lehnt er sich in seinem Stuhl zuruumlck und lies das Be-

schriebene vor seinem geistigen Auge zu Bildern und Klaumlngen

werden

Jean-Michel Vallont beendete sein Gebet nahm die Zuumlgel sei-

nes Pferdes und stieg in den Sattel Waumlhrend seine Kameraden

es ihm gleich taten holte er unter seinem Kuumlrass ein kleines

Saumlckchen hervor Es war mit Kraumlutern gefuumlllt deren Geruch ihn

stets an sein Haus in der Bretagne seine geliebte Madleine und

die Kinder erinnerte Das Saumlckchen duftete zwar nur noch

schwach aber fuumlr einen Augenblick befand Jean-Michel sich

wieder in der Kuumlche jenes kleinen Landhauses wo durch das

offene Fenster der Duft all der Kraumluter aus dem Garten herein-

stroumlmte Das Signal zum Antreten erklang und er lenkte seinen

Wallach zwischen den Baumlumen hindurch auf das offene Feld da-

vor

Sean McKenna schaute sich um Von dem Feld das sich vor

ihnen befand war nicht allzu viel zu sehen Uumlberall waberte

Rauch eine Folge des schweren Artilleriefeuers welches noch

bis vor einer viertel Stunde alles in einen ohrenbetaumlubenden

Laumlrm gehuumlllt hatte Sean und seine Kameraden hatten sich flach

auf den Boden gelegt und abgewar-tet bis der Beschuss zu Ende

war Nun machten sich alle bereit fuumlr den Angriff Wer ihnen ge-

genuumlber stand konnte er nicht sehen Es herrschte eine fast ge-

spenstige Ruhe Seine Einheit hatte sich zu einer Linie formiert

und wartete auf weitere Befehle

Nachdem sie die ersten hundert Meter im Schritttempo zu-

ruumlckge-legt hatten kam der Befehl zur Attacke Jean-Michel gab

seinem Pferd die Sporen und preschte los Allmaumlhlich lichtete

sich der Rauch und er konnte die englische Soldaten sehen Sie

hatten sich zu einer Linie formiert was den Angriff seiner Ein-

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

Grafik Joumlrg Bur

80

Joumlrg Bur

Autor Grafik Kontakt infobur-verlagde

Lisa Szygula

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Birgit Burkey

Autorin Poetin Kontakt bburkeyt-onlinede

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Dipl-Soziologe Systemischer Therapeut und Berater Autor Poet Kontakt Jozsywebde

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Fotograf Autor erwinaltmeiergmailcom wwwerwinaltmeiercom

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Malerin Grafikerin Autorin Kalligrafin beewuertzgmailcom

Hans-Joachim Groumltschel

Dipl Des Innen- Architekt AKS hgroetschelwebde

Page 75: L ausgabe 9

76

heit beguumlnstigte Mit einem laut geschrieenen raquoVive La Franceraquo

hielten Jean-Michel und seine Kameraden auf die Reihen der

Englaumlnder zu Mehrere Kuumlrassiere stuumlrzten im Kugelhagel der

gegnerischen Gewehrsalven von und mit ihren Pferden zu Bo-

den doch schon hatten sie das Feld uumlberquert und ritten mitten

hinein in die Linien der britischen Infanteristen Hier aus naumlchs-

ter Naumlhe waren sie als schwere Reiterei den fusslaumlufigen Solda-

ten eindeutig uumlberlegen

Sean pruumlfte noch einmal den Zustand seiner Waffe als er ein

grollendes anschwellendes Geraumlusch vernahm Er blickte auf

und sah aus den sich allmaumlhlich verziehenden Pulverschwaden

heraus eine gewaltige Anzahl von Kuumlrassieren in gestrecktem

Galopp direkt auf sie zuhalten Befehle wurden gebruumlllt Ge-

wehrsalven abgefeuert doch um ein Karree zu bilden welches

den besten Schutz gegen eine Kavallerie Attacke bot war es zu

spaumlt Die ersten Reiter durchbrachen ihre Reihen und schlugen

mit langen Saumlbeln auf jeden ein der sich ihnen in den Weg stell-

te Panik brach aus Immer schneller loumlsten sich die Reihen auf

waumlhrend seine Kameraden versuchten den Saumlbelhieben zu ent-

gehen die Kuumlrassiere von ihren Pferden zu reisen oder einfach

Hals uumlber Kopf fluumlchteten

Bald darauf hatten die Kuumlrassiere die Reihen der englischen

Infanteristen aufgerieben Viele lagen tot oder verletzt auf dem

Schlachtfeld nur wenige hatten sich durch Flucht retten koumlnnen

Diejenigen die nicht geflohen und noch am Leben waren wur-

den von den Kuumlrassieren auf einem kleinen Huumlgel zusammen

getrieben Ein franzoumlsischer Offizier bedeutet ihnen sich zu set-

zen was Sean und seine Kameraden auch unverzuumlglich taten

Etwas abseits saszlig ein Kuumlrassier auf seinem Pferd und zuumlndete

sich in aller Ruhe eine Pfeife an Er war von beeindruckender

77

Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

Uniform auf dem maumlchtigen Pferd sitzend zu bewundern Sean

nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

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Groumlszlige und Sean konnte nicht umhin ihn in seiner prachtvollen

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nahm seine eigene Pfeife aus der Uniformtasche Tabak und

Zunderbuumlchse konnte er jedoch nicht finden Beides war wohl

waumlhrend des Gefechts verloren gegangen Er zuckte mit den

Achseln wollte sich gerade umschauen ob ein Kamerad ihm

aushelfen koumlnnte als ihm jemand Tabakbeutel und Zunderbuumlch-

se vor die Nase hielt Sean schaute auf und erkannte den Kuumlras-

sier den er eben noch auf seinem Pferd sitzend bewundert hatte

Der Franzose bedeutet ihm beides zu nehmen Sean nickte dan-

kend stopfte sich seine Pfeife und entzuumlndete sie Der Kuumlrassier

gab Sean mit einem Handzeichen zu verstehen sich zu erheben

und ihm zu folgen Einige Meter weiter blieb der Franzose ste-

hen und schaute uumlber das Schlachtfeld

raquoComment tu tappelleraquo

Sean sprach zwar nicht all zuviel Franzoumlsisch doch die Frage

nach seinem Namen verstand er durchaus

raquoJe mappelle Sean McKennaraquo antwortete er

Der Kuumlrassier lachte und schaute Sean grinsend an

raquoJe mappelle Jean aussi ndash Jean-Michel Vallontraquo

Er reichte Sean die Hand Dieser nahm sie und lachte eben-

falls Es entspann sich ein Gespraumlch zwischen beiden gefuumlhrt in

einer Mischung aus radebrechendem Franzoumlsisch rudimentaumlren

Englisch und Zeichensprache Beide waren verheiratet hatten

Kinder und betrieben eine kleine aber eintraumlgliche Landwirt-

schaft Unter anderen Umstaumlnden haumltte sie dies vielleicht zu

Freunden gemacht

Nach ca einer Stunde traf franzoumlsische Infanterie ein Jean-

Michel verabschiedete sich von Sean wuumlnschte ihm alles Gute

das er den Krieg uumlberleben und zu Frau und Kindern zuruumlckkeh-

78

ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

rassier auf sein Pferd gruumlszligte und ritt davon Sean begab sich zu-

ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

Franccedilois oumlffnete die Augen Aus einem Holzkaumlstchen nahm er

eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

zum Fenster und schaute hinaus Was aus Sean McKenna ge-

worden war vermochte er nicht zu sagen Das Schicksal Jean-

Michel Vallonts hingegen kannte er sehr genau Dieser hatte den

Krieg uumlberlebt war zu Familie und Haus in der Bretagne zu-

ruumlckgekehrt Waumlhrend all der Jahre die er noch lebte stand er

oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

Wahnsinn des Krieges begegneten und denen eine gemeinsame

Stunde vergoumlnnt war Eine Stunde des Friedens

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ren moumlge Sean wuumlnschte ihm das Gleiche Dann stieg der Kuuml-

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ruumlck zu seinen Kameraden wo er wieder Platz nahm und dem

sich immer weiter entfernenden Jean-Michel nachschaute

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eine Pfeife hervor stopfte und zuumlndete sie an Er stand auf ging

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oft Pfeife rauchend am Fenster den Blick aufs Meer gerichtet

So wie Franccedilois Vallont es ebenfalls gerne tat in jenem Land-

haus in der Bretagne am selben Fenster stehend die selbe Pfei-

fe rauchend wie einst sein Vorfahre

Franccedilois dachte noch lange an die beiden Maumlnner die sich im

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